Lernen spielt sich längst nicht nur im Hörsaal, Seminarraum oder Zuhause ab: Die hohe Verbreitung mobiler Endgeräte ermöglicht es zunehmend, auch an anderen Orten zu lernen. Dies bedeutet entweder, dass „Leerzeiten” unterwegs genutzt werden, um unabhängig von Ort und Zeit das eigene Wissen zu erweitern. Oder Wissen kann situiert „vor Ort” erworben werden, etwa an historischen Schauplätzen oder bei Exkursionen. Darüber hinaus ist auch noch die Nutzung mobiler Technologien im klassischen Hörsaal oder Seminarraum möglich (z.B. als Abstimmungstools).
Um bei all dieser Vielfalt einen Überblick zu bekommen, betrachtete die Auftaktveranstaltung ( http://bit.ly/1zyN9sP ) das Thema „Mobiles Lernen” aus zwei Perspektiven. Im Veranstaltungsteil zu diesen Slides ging es um zentrale pädagogische und didaktische Aspekte: Welches Lernverständnis und welche Lernziele sind beispielsweise mit den verschiedenen Einsatz- bzw. Lehrszenarien verbunden?
Soziale Interaktion als Erfolgsfaktor des Lernens mit digitalen Medien
Mobiles Lernen” - ein Überblick über Szenarien und Technologien (Folien Prof. Dr. Claudia de Witt)
1. MOBILES LERNEN – EIN
ÜBERBLICK ÜBER
SZENARIEN
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
2. Agenda
Potentiale von mobilem Lernen
Didaktische Szenarien mobilen E-Learnings
Beispiele
Ausblick
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
3. Potenziale von mobilem Lernen
Sofortiger, unmittelbarer Zugriff auf Informationen und Wissen
Abruf sämtlicher Dienste und Anwendungen an jedem Ort und zu
jeder Zeit möglich
„Mobiles Lernen ist die Schnittmenge aus Lernen, Arbeiten, sich
Informieren, miteinander Kommunizieren und Netzwerken und
fördert dadurch die Konvergenz dieser Bereiche. Mobiles Lernen ist
hochgradig selbstbestimmt und zeichnet sich durch eine
Eigendynamik aus, die sich durch institutionelle und formelle
Lernprozesse nicht einengen lässt“
Aus: Stoller-Schai, D. (2010). Mobiles Lernen – die Lernform des Homo Mobilis.
Handbuch E-Learning, 32. Erg.-Lfg., April 210
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
4. (Lern-)Szenarien
Scaena (lat.) = Bühne,
Schauplatz
Scaenario = Drehbuch, Plan
Quelle: Pixabay.com
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
5. E-Learning-Szenarien
nach Grad der Virtualisierung
Präsenzveranstaltungen mit
unterstützendem/begleitendem Online-Angebot
„Blended Learning“-Szenarien mit Präsenz- und
Online-Phasen
Reine Online-Veranstaltungen
aus: de Witt/ Czerwionka 2013, S. 95
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
6. Mobile E-Learning-Szenarien –
Beschreibungs- und Entscheidungskategorien
Schulmeister (2006) Kerres (2002,
2012)
Göth/Schwabe
(2011)
Frohberg (2008)
Allgemeine quantitative Skalen
• Grad der Virtualität: Präsenzveranstaltung,
integrierte Veranstaltung, virtuelles Seminar
• Gruppengröße: individuelles Lernen, Lernen in
Gruppen, Lernen in Großgruppen
Technische und mediendidaktische Kategorien
• Grad der Synchronizität: asynchron, asynchron +
synchron, synchron
• Grad der Medialität: gering, gemischt, hoch
Pädagogisch-didaktische Kategorien
• Anteil von Content vs. Kommunikation: Lernen von
Content, Content/Diskurs alternierend, Lernen im
Diskurs
• Grad der Aktivität: rezeptive Lernformen,
Mischformen, aktive Lernformen
Analyseschema zur Planung
von E-Learning-Arrangements
Ziele
Zielgruppe
Lerninhalte und –ziele
Didaktische Struktur/ Methode
Lernorganisation
Kontext (irrelevant; formalisiert;
physisch; sozialisierend)
Lernmedien
Steuerung
Kommunikation
Subjekte
Lernziele
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
7. Merkmale in didaktischen
Szenarien
Verwendete Merkmale in Kategorisierungen von didaktischen Szenarien,
dargestellt mit Anzahl ihrer Nennung
Aus: Heyer, Susanne (2006). Didaktische Szenarien und deren Verhältnis zu Lernmaterialien.
Forschungsbericht des Fachbereichs Elektrotechnik & Informationstechnik an der FernUniversität in Hagen
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
8. Didaktische Szenarien
„inhaltlich neutrale didaktische Bausteine,
welche jeweils ein Skript für die Inszenierung eines
bestimmten Lernarrangements umfassen und
die notwendigen Erfordernisse für dieses Arrangement,
wie Rollen, Randbedingungen, generische Handlungen
in der (Lern-) Zeit und Ausstattungen im (virtuellen)
Raum, zusammenstellen“
aus: Baumgartner 2006, zit. in Heyer 2006, S. 1; Hervorh. von de Witt
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
9. Szenarien mobilen E-Learnings
in Abhängigkeit von Ort und Zeit
Ort
abhängig
Zeit
unabhängig
Zeit
abhängig
Ort
unabhängig
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
10. Szenarien mobilen E-Learnings
in Abhängigkeit von Ort und Zeit
Ort
abhängig
Zeit
unabhängig
1 Lernen unabhängig
von Ort und Zeit
Zeit
abhängig
Ort
unabhängig
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
11. Szenarien mobilen E-Learnings
in Abhängigkeit von Ort und Zeit
2 situiert und authentisch
an konkreten Lernorten
Ort
abhängig
Zeit
unabhängig
1 Lernen unabhängig
von Ort und Zeit
Zeit
abhängig
Ort
unabhängig
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
12. Szenarien mobilen E-Learnings
in Abhängigkeit von Ort und Zeit
2 situiert und authentisch
an konkreten Lernorten
Ort
abhängig
3
Präsenzlehre
Zeit
unabhängig
1 Lernen unabhängig
von Ort und Zeit
Zeit
abhängig
Ort
unabhängig
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
13. Szenarien mobilen E-Learnings
in Abhängigkeit von Ort und Zeit
2 situiert und authentisch
an konkreten Lernorten
Ort
abhängig
3
Präsenzlehre
Zeit
unabhängig
1 Lernen unabhängig
von Ort und Zeit
Zeit
abhängig
4 Distance
Learning/
Virtuelle Präsenz
Ort
unabhängig
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
14. Szenarien mobilen E-Learnings
1 Lernen unabhängig von Ort und Zeit
2 situiert und authentisch an konkreten
Lernorten
3 Einsatz in der Präsenzlehre
4 Distance Learning / virtuelle Präsenz
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
15. 1 Lernen unabhängig von Ort und
Zeit
Lernen und Trainieren von Faktenwissen in sogenannten Leer- und
Wartezeiten
Virtuelle Karteikarten und Quizzes
Beispiele: Flashcards, Quizlet, Ko-Su, qlearning,
diverse Learning-Apps
Informationssuche, -aufnahme und –verarbeitung
Quelle: Pixabay.com
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
16. 1 Lernen unabhängig von Ort und
Zeit
Verfügbarkeit der Lerninhalte und Lernumgebungen
unabhängig vom Lernort
Flexibilität der Studierenden in ihrem Zeit- und Lernmanagement
Beispiele für das
responsive Design der
Lernplattform Moodle im
Bachelorstudium Bildungswissenschaft
an der FernUniversität in Hagen
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
17. 1 Lernen unabhängig von Ort und
Zeit
Von LMS zu mobilen PLE: Mobil verfügbare Personal Learning Environments, in
denen ganz verschiedene Funktionen und Werkzeuge wie E-Mail- oder
Bibliothekskonten, kooperative Texteditoren, Kalender oder Cloud-Speicher
integriert sind (vgl. Lucke 2014, S. 3)
An der Universität Potsdam verfügt ein PLE demnächst über:
- Media.UP: Plattform zur Veröffentlichung von Audio- und Videoproduktionen
- Box.UP: sicherer Cloudspeicher
- Pad.UP: webbasierter Texteditor, der kollaborativ genutzt werden kann
- Mail.UP: Email+, d.h. gemeinsamer Zugriff auf Kontakte, Kalender, etc. und
Chat
- Freiraum.UP: Lernraumbelegungspläne, die online abrufbar sind
(Quelle: Lucke, Ulrike (2014). Die Zukunft ist schon da. Portal. Das Potsdamer Universitätsmagazin. E-Learning. Studieren im digitalen Zeitalter: E-Learning
in Lehre und Studium, 04/14, 3; Portal. Das Potsdamer Universitätsmagazin. E-Learning. Studieren im digitalen Zeitalter: E-Learning in
Lehre und Studium, 04/14, 5)
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
18. 2 Situiert und authentisch an konkreten
Lernorten
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
19. 2 Situiert und authentisch an konkreten
Lernorten
Quelle: John Cook: Scaffolding the mobile wave.
Verfügbar unter http://de.slideshare.net/johnnigelcook/cook-
1697245
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
20. 2 Situiert und authentisch an konkreten
Lernorten
Informieren über
Location based Services
JKU Smart Information Campus
URL: http://dg.jku.at/about.php?menuid=12
Lernen mit Augmented Reality
Beispiel der HS
Wismar für Augmented
Reality: Das
Zusammenlegen einer
chemischen Formel
erzeugt im Display
eines Smartphones
oder Tablets ein Bild
des Moleküls. (Foto: A.
Möller)
Verfügbar unter:
https://www.fh-flensburg.
de/onlinestud
ium/tag/augmented-reality/
http://www.mymobile-project.eu/ Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
21. 3 Einsatz in der Präsenzlehre
Kostenlose webbasierte Tools:
Quizlet, Polleverywhere,
Socrative, Pingo, ...
Quelle: lars_o_matic. http://flexspan.blogspot.de
Beispielstunde Englisch:
1. Vorbereitung der Schüler Vokabellernen mit
auf Quizlet bereitgestellten Karten.
2. Abfrage im Unterricht über ipad und Beamer
3. Hausaufgaben besprechen und Abstimmung
mit einer Online Umfrage
4. Einführung des neuen Textes
5. Zuordnungsübung über ein ipad und Beamer
von Wörtern aus dem Text zum besseren
Verständnis
6. Verfassen von Kurzzusammenfassungen in
zweier Teams (über eine Learningapp)
7. Organisation aller Zusammenfassungen auf
einer virtuellen Pinnwand.
Quelle: http://ipad-klasse.org/2013/10/27/eine-ganze-stunde/
https://www.dropbox.com/s/usm1vlimli76z2z/Konzept.pdf
Live-Abstimmungen,
Quizzes
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
22. 4 Distance Learning/ virtuelle
Präsenz
Teilhabe am Lernen unabhängig vom Ort, abhängig
von der Zeit, z.B. Livestreamings von Vorträgen und
Sessions
1. Schwerpunkt liegt auf Kommunikation, Kollaboration
und
Interaktion
Beispiele: Adobe Connect, Go To Meeting, Cisco
WebEx, ...
2. Schwerpunkt liegt auf Kommunikation
Beispiele: Google + Hangout, Skype, Viber, ...
Quelle: Wesley Fryer 2010. https://www.flickr.com/photos/wfryer/4578141029/in/photostream/
Foto: Frederik Ahlgrimm, 2014. Portal. Das Potsdamer Universitätsmagazin. E-Learning.
Studieren im digitalen Zeitalter: E-Learning in Lehre und Studium, 04/14, 8)
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
Prüfungsszenarien unabhängig vom
Aufenthalt der Teilnehmer/-innen
23. Konsequenzen für das Lernverständnis
ubiquituous learning
seamless learning
Mobiles Lernen findet dann statt,
wenn unter Nutzung mobiler Computertechnologien in verschiedenen
Kontexten pädagogisch motivierte Handlungen, Kenntnisse und
Fertigkeiten – vorzugsweise ohne Nutzungsbrüche - nachhaltig erworben
werden.
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
24. Konsequenzen für das Lernverständnis
Drei wesentliche Lernaktivitäten
Recherche und Nutzung von Inhalten
Produktion eigener Inhalte und Teilhabe anderer Personen daran
Gründung von Netzwerken und aktive Teilnahme in Online-
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
Gemeinschaften
Drei wesentliche Funktionen digitaler Medien
Präsentation von Inhalten, Visualisierung komplexer Sachverhalte
Bereitstellung von Lehr-/Lernmaterialien
Kommunikation und Kollaboration zwischen Lernenden und
Lehrenden, unter Lernenden
25. Ausblick – wie mobil wird unser Lernen?
pixabay.com
„Dass ich gar nicht mehr aktiv ins Internet gehe oder aktiv eine App
aufrufe, sondern das Netz ist da, genauso wie die Luft zum Atmen da
ist. Dieses Ubiquitous Net oder Ubiquitous Learning kann dann
Dinge auf mich und meine Situation zuschneiden, in der ich gerade
bin.
Sei es, dass ich eines Tages mit den Google Glasses durch die
Gegend laufe, auf ein Gebäude gucke und über Augmented Reality
das Wissen über das Gebäude eingeblendet bekomme, und zwar
dann, wenn ich es brauche, und nicht unbedingt, weil es in meinem
Kopf schon verankert ist“
aus: Bauer 2013, S. 133
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt
26. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Univ.-Prof. Dr. Claudia de Witt