5. TUBERKULOSE
- gemeinsam mit AIDS und Malaria welt
weit eine der häufigsten
Infektionskrankheiten
- Inzidenz weltweit steigt weiterhin
- ca. 33% der Weltbevölkerung sind mit
Mycobacterium tuberculosis infiziert
- 2008 sterben weltweit ca. 1,8 Millionen
Menschen
HÄUFIGSTE LETALE, ABER
POTENTIELL BEHANDELBARE
INFEKTIONSKRANKHEIT
WHO Report 2009. Global tuberculosis control: surveillance, planning, financing. WHO, Genf
Tuberkulose
Epidemiologie
6. Geschätzte Inzidenzraten der Tuberkulose pro 100.000 Einwohner
WHO- Report 2009. Global tuberculosis control: surveillance, planning, financing. WHO, Genf
Tuberkulose
Epidemiologie
7. Geschätzte HIV Prävalenz bei neuen TBC-Fällen
WHO- Report 2009. Global tuberculosis control: surveillance, planning, financing. WHO, Genf
Tuberkulose
TBC und HIV
8. MDR weltweit 5% der neuen TBC-Fälle
XDR inzwischen in 57 Ländern !
Tuberkulose
Multiresistenz
Migliori GB, Loddenkemper R, Blasi F, Raviglione MC(2007) Eur Respir J; 29:423-427,WHO- Report 2009. Global tuberculosis control: surveillance, planning, financing. WHO, Genf
9. XDR - Outbreak bei HIV pos. Pat. extrem hohe Mortalität
10. Inzidenz in Deutschland, Zahlen seit 10 Jahren
halbiert ! :
RKI-Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2007
Tuberkulose
Epidemiologie Deutschland
2008:
5,5 Fälle pro
100.000 Einwohner
13. Nach Geburtsland
RKI-Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2007
•Daten RKI für 2008 (to be published)
Tuberkulose
Epidemiologie Risikogruppen
14. Zusammenfassung Situation in D:
TBC ist eine seltene Erkrankung, Inzidenz weiter
abnehmend !
(Halbierung der Fallzahlen in den letzten 10 Jahren)
Betroffen: Ältere, im Ausland geborene und
Immunsupprimierte
d.h. weniger Krankheitsfälle aber kompliziert durch
- Immunsuppression (z.B. HIV)
- Komorbiditäten im Alter
- MDR und XDR auch in D
Tuberkulose
Epidemiologie in Deutschland
16. Tuberkuloseerreger sind alle dem M. tuberculosis- Komplex
angehörigen Mykobakterienstämme (Meldepflicht nach ISG):
- M. tuberculosis
- M. bovis
- M. africanum
- M. microti
- M. canetti
- M. caprae
Nicht aber:
-M. bovis BCG nicht pathogen, keine Meldung erforderlich!
Tuberkulose
Pathogenese
19. Prozentualer Anteil der Organmanifestation nach
betroffenem Hauptorgan
RKI-Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2007
Tuberkulose
Organmanifestationen
22. Klinische Untersuchung
Meist wenig ergiebig
Pulmonale RG ? Hinweise Pleuraerguß?
Vergrößerte LK ?
Selten Erythema nodosum
Tuberkulose
Diagnostik
23. Labordiagnostische Befunde
BSG erhöht
nur mäßige Erhöhung des CRP
α- und γ- Globuline in Elektrophorese erhöht
häufig Anämie
bereits vor Therapiebeginn leicht erhöhte
Leberwerte
Tuberkulose
Diagnostik
26. Typische Befunde: Fleckige Konsolidierungen
Kavitationen dünn – oder dickwandig
Noduläre peribronchioläre Infiltrate mit Tree in bud
Tuberkulose
Diagnostik
HRCT
28. Kultur mit Speziesdifferenzierung: Loewenstein- Jensen- Medium
- Kultur ist der GOLDSTANDARD
- Bestehend aus einem
Flüssigmedium und zwei festen
Nährmedien
- positive Befunde i. d. R. nach 3
Wochen
- negative Befunde nach 8
Wochen
Tuberkulose
Diagnostik
29. Untersuchungsmaterial
Für kulturellen Nachweis Vielzahl von Materialen möglich:
- Sputum, Bronchialsekret, BAL
- Magennüchternsekret (mit Puffer versetzen)
- Biopsiematerial (Lymphknoten)
- Punktate(Pleurapunktat, Liquor, Pericardpunktat)
- Urin, Knochenmark, Blut (KM u. Blut nur bei
Immunsupprimierten sinnvoll)
Wichtig: Biopsate (z.B. Lymphknoten) nativ zur Kultur
Tuberkulose
Diagnostik
31. THT:
Einsatz seit über 100 Jahren
Misst die zellvermittelte Immunantwort vom
Typ einer verzögerten Hypersensitivität
auf iatrogen zugeführte Proteine PPD
(purified protein derivate) nach 48-72 h
PPD:
Mischung aus >200 verschiedenen Antigenen (auch M. tuberculosis und BCG
und Umweltmykobakterien)
Kreuzreaktion nach Exposition zu Umweltmykobakterien oder BCG- Impfung
Ursache einer falsch positiven Reaktion
Bei Immunsuppression auch falsch negative Ergebnisse möglich (schwere
Tuberkuloseverlaufsformen)
Tuberkulose
Diagnostik
32. Interferon- ɣ basierte in vitro Testverfahren
Messen in vitro die Produktion von Interferon ɣ durch zirkulierende T-Zellen,
welche gegenüber M. tuberculosis spezifischen Antigenen sensibilisiert worden sind.
Basiert auf definierten Antigenen aus der sog RD1-Region von MBT (region of
difference), nicht auf einem Antigengemisch wie PPD !
RD1- Region fehlt bei M. bovis BCG und bei den meisten Umweltmykobakterien !
Testergebnis wird durch frühere BCG- Impfungen bzw. durch
Exposition gegenüber den meisten Umweltmykobakterien nicht beeinflußt
Sensitivität höher als THT
Spezifität höher als THT
Dheda K, Udwadia ZF, Huggett JF et al.(2005) Utility of the antigen- specific interferon γ assay for the management of tuberculosis. Curr Opin Pulm Med 11: 195- 202
Pai M, Riley LW,Colford JM jr(2004) Interferon γ assays in the immundiagnosis of tuberculosis: a systmatic review. Lancet Inf Dis 4: 761- 776
Rothel JS, Andersen P(2005) Diagnosis of latent Mycobacterium tuberculosis infection: is the demise of the Mendel- Mantoux test imminent?
Expert Rev Anti Infect Ther 3: 981- 993
Tuberkulose
Diagnostik
33. In Deutschland seit 2004 kommerziell erhältliche
Testverfahren
1.QuantiFERON®- TB Gold (In-Tube Test)
- basierend auf ELISA- Technik
- Quantitative Messung der Menge an sezerniertem Interferon γ aus Vollblut
2.T SPOT™ TB-Test
- Nach Separation der Lymphozyten Messung der Anzahl der INF γ pro-
duzierenden peripheren mononukleären Zellen (PBMC)
Hauer B, Loddenkemper R, Detjen A et al.(2006) Interferon γ- Tests in der Tuberkulose- Diagnostik-
aktueller Stand. Pneumologie 60: 29- 44
Tuberkulose
Diagnostik
35. Einsatzbereich IGRA
Gedacht zur Detektion einer LTBI
Sensitiver und spezifischer als THT
löst THT bei Umgebungsuntersuchungen in Zukunft ab
Problem:
Weiterhin keine Entscheidungshilfe ob LTBI oder
behandlungsbedürftige TBC !
Außnahme: NEU Elispot in der BAL zum schnellen
Nachweis einer aktiven pulmonalen TBC
Tuberkulose
Diagnostik
36. NAT (PCR)
- schnelles Ergebnis(1-2 Tage)
- zum Beweis MBT-Komplex bei pos. Sputum (DD NTM)
Ein negatives Ergebnis bei mikroskopisch negativen
Materialien schließt eine Tuberkulose nicht aus!!!
Ein pos. Ergebnis beweist keine behandlungsbedürftige TBC
(Mykobakterielle Genprodukte u.U. noch Jahre nach Therapie
nachweisbar! )
REINE NAT OHNE KULTURELLE VERFAHREN i.d.R NICHT AUSREICHEND
Tuberkulose
Diagnostik
37. ZN-Färbung Sputum
Röntgen-Thorax
PCR 2 x negativ auf MBT
Was liegt vor ? NTM
Tuberkulose
Diagnostik
Pat. mit typischen klinischen und radiologischen Befunden
39. WICHTIG:
Klassischer Beweis pos. Kultur (Goldstandard !)
Ein pos. Sputum plus pos. PCR ist nahezu beweisend !
Diagnose aber auch ohne Kultur/PCR etc. möglich !
z.B. bei typischen klinischen und radiologischen Befunden plus
z.B. passende Histologie !
Eine Einzelmethode ist immer nur ein Mosaikstein!
Tuberkulose
Diagnostik
40. KOMBINATIONSTHERAPIE
- NIE MONOTHERAPIE -
Dadurch Vermeiden bakterieller Resistenzentwicklung
Fundamentalprinzip ALLER antituberkulotischen
Therapien
Tuberkulose
Therapie
41. Rifampicin (R) - Isoniazid (H)
Pyrazinamid (Z) - Ethambutol (E) - Streptomycin (S)
Kontinuierliche Applikation 1 x täglich morgens
Tuberkulose
Therapie
Wie sieht das übliche, bei unkomplizierter Tuberkulose,
einzusetzende Therapie- Regime aus?
ERSTRANGTHERAPEUTIKA
42. 2 Monate (ca. 12 Tbl.)
INH plus RIFA plus PZA plus EMB
Kontinuitätsphase
INH plus RIFA
Voraussetzung:
4 Monate (2-3 Tbl.)
Kultur neg. nach spätestens 2 Monaten
Bei voller Sensibilität kann EMB abgesetzt werden
(nur noch 8 statt 12 Tbl. !)
Tuberkulose
Therapie
Standardtherapie (6 Monate)
Initialphase
43. Rifampicin
Isoniazid
Pyrazinamid
Leber, Thrombopenie
Leber, Nervensystem
Leber, Urikämie
Ethambutol
Streptomycin
Visus
Gehör, Nieren
Tuberkulose
Therapie
Mit welchen hauptsächlichen Nebenwirkungen ist bei
der Therapie zu rechnen?
Sehtest vor Therapie !
Audiogramm vor Therapie !
44. Im Falle einer bakteriellen Resistenz und/oder
Medikamentenunverträglichkeit stehen zur Verfügung
Amikacin oder Kanamycin oder Capreomycin i.v.
Protionamid p.o.
p-Aminosalicylsäure (PAS) i.v.
Terizidon/Cycloserin p.o.
Rifabutin p.o.
Fluorchinolone p.o.
(Linezolid p.o.)
Tuberkulose
Therapie
46. Isoniazid (H) und Rifampicin (R)
+
mindestens einem Fluorchinolon
+
einem der drei injizierbaren Medikamente
Amikacin, Kanamycin oder Capreomycin
Tuberkulose
Definition XDR- Tuberkulose
XDR- Tuberkulose:
Resistenz mindestens gegenüber:
48. CD4 > 200 Zellen/μl
CD4 100 < Zellen/μl ≤ 200
CD4 ≤ 100 Zellen/μl
Zuerst Beendigung der Tuberkulosetherapie
Start der HAART nach der Initialphase (2 Monate)
Abhängig vom Patientenzustand/ keine Datenlage
oder Empfehlungen
http://www.bhiva.org
Tuberkulose
Therapie
Tuberkulose und HIV- wie vorgehen ???
Prinzipien der Behandlung:
grundsätzlich wie bei „normaler“ Tuberkulose ohne HIV
Bei laufender HAART: „verträgliches TBC-Regime“ wählen
(z.B. Rifabutin in red. Dosis statt Rifampicin bei Therapie mit PI)
Falls möglich hat die Behandlung der Tuberkulose Vorrang
Einstiegszeitpunkt in die HAART ist abhängig von der Zahl der T- Helferzellen:
49. Problem Hepatotoxizität
- häufig, potentiell gefährlich
- Definiert als:
Erhöhung der GOT oder GPT > 3fach oberer Normbereich
mit Symptomen
Erhöhung der GOT oder GPT > 5fach oberer Normbereich
ohne Symptome
Wenn GOT /GPT Titer < 2fach oberer Normbereich UND deutliche Symptombesserung
Erstrangmedikamente können stufenweise wieder eingeschlichen werden
http://www.bhiva.org
Tuberkulose
Therapie
50. Wie Vorgehen bei latenter Tuberkulose ???
Definition:
Status persistierender Mykobakterien-spezifischer T-Zellantwort bei
fehlender klinischer Evidenz für eine Tuberkulose -Erkrankung
(Persistenz vitaler Bakterien im Organismus ohne Erkrankung ??)
falls THT und IGRA positiv und Ausschluß aktive TBC:
Indikation zur Durchführung einer Chemopräventionstherapie
bei Pat. < 50 Jahre
CAVE: Unterschied Chemoprophylaxe !
Tuberkulose
Therapie
51. OBSOLET: RIFA und PZA Schwere Hepatitiden
Tuberkulose
Therapie
Therapieoptionen bei LTBI
- INH Monotherapie für insgesamt 9- 12 Monate (je nach
Fachgesellschaft)
- RIFA und INH für 3 Monate (BTS)
- RIFA für 4 Monate (BTS)
52. 32-jährige Pat. aus Peru mit Husten seit 8 Wochen, Nachtschweiß und
Gewichtsverlust
Tuberkulose
Fallbeispiel 1
53. Sputum: ZN + und PCR auf MBT pos
Beginn 4fach-Therapie mit INH, RIFA, EMB, PZA
Mikroskopisch persistierend pos. Sputum ……….
Tuberkulose
Fallbeispiel 1
55. 1.
2.
3.
4.
Alle wirksamen Erstlinienmedikamente
PLUS Fluorchinolon
PLUS injizierbares Medikament
PLUS weitere 2nd line Medikamente
EMB und SM
PLUS Levofloxacin
PLUS Terizidon, Protionamid
Therapiedauer mind. 24 Monate (mind. 18 Monate nach neg. Kultur)
Tuberkulose
Fallbeispiel 1
Therapieprinzipien
56. Im Verlauf nach 2 Monaten Sputum
kulturell negativ…….
Tuberkulose
Fallbeispiel 1
57. Röntgen: auffälliger Hilus li und Pleuraerguß links
Tuberkulose
Fallbeispiel 2
28-jähriger Pat. , HIV pos, HAART seit 5 Wochen , CD 4 145/µl
Symptome: Husten, Dyspnoe, linksthorakale Schmerzen,
Nachtschweiß.
4 kg in 3 Wochen abgenommen
61. TBC in D heute seltene Erkrankung
Fälle heute „komplizierter“ (Immunsuppression insbes. HIV,
Alter mit Komorbiditäten)
Diagnose ist immer Puzzle aus versch. Befunden
(PCR pos. heißt nicht zwingend TBC !)
Trotz neuer diagnostischer Verfahren wie IGRA
bleibt Kultur der Goldstandard
Konsequente Therapie führt zu einer Heilungsrate von 80%
Weltweit Inzidenz weiter zunehmend mit 2 großen Problemen:
Koinfektion HIV/TBC und MDR/XDR-TBC
Tuberkulose
Zusammenfassung