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arzt & karriere
020 STRESSMANAGEMENT
arzt & karriere
Stress und Burn-Out sind bedeutende Themen
unserer hektischen, komplexen Zeit. Das ist in
Krankenhäusern nicht anders – viele Ärzte
haben selbst große Probleme mit ihrer Gesund-
heit. Wie es ihnen gelingt, mit ihrer stressigen
Arbeitssituation positiv umzugehen, erläutert
Tobias Illig, Leiter des “Positiven Management
Instituts”.
Mediziner in Kliniken haben vielfältigen Heraus-
forderungen zu bewältigen: straffe Zeitpläne,
durch die es die Patienten hindurch zu schleusen
gilt, ein restriktives Management, das durch Con-
trolling die einzelnen Kliniken tiefgreifend
(be)schneidet, eine strenge Hierarchie innerhalb
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eigenem Scheitern, und so weiter.
Dabei beginnt der Einstieg in den Beruf für viele
Mediziner sehr ambitioniert. Man will engagiert
im Dienst der Menschheit zu deren Wohl wirken.
Die Ernüchterung stellt sich meist nach der halb-
jährigen „honeymoon“-Phase für viele Jungärz-
te ein, wenn man sich enttäuscht in einem ver-
ökonomisierten Klinikbetrieb wiederfindet. Medi-
ziner brauchen ein gesundes Stressmanagement
und Psychohygiene, um den Klinikalltag zu mei-
stern und den Sinn ihrerArbeit nicht zu verlieren.
Resignative Reife hilft
Einen widrigen Arbeitsplatz zu akzeptieren fällt
nicht leicht. Seit Jahren deklarieren Studien nicht
nur im Gesundheitswesen eine miserableArbeits-
©HenrikG.Vogel/pixelio.de
STRESSMANAGEMENT FÜR MEDIZINER
welt vollerArbeitslast, tyrannischenVorgesetzen
und zuviel psychischem Druck. Dabei kann es
eine Strategie sein, bewusst nicht (!) mehr gegen
die Widrigkeiten zu kämpfen und Stress statt-
dessen als normalen Bestandteil des Lebens zu
betrachten.Gleiches empfiehlt beispielsweise der
Heidelberger Paartherapeut Arnold Retzer, der
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tenAnsichten zu entfrachten und wieder zu men-
schengemäßen, erwachsenen Anspruchshaltun-
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der Resignativen Reife. Es gelte, den Partner zu
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man aber mit Würde und Achtung tun (Reife). Es
könnte eine Lösung für manche Mediziner sein,
sich von unrealistischen, zu idealisierten Vorstel-
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fundenen Realität konstruktiv zu arrangieren.
Die Opferrolle verlassen
Opfer fühlen sich überall und ständig hilflos aus-
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eigene Innere und das soziale Miteinander zie-
len, als von anderswoher die Heilung erhoffen.
Wer also lernt, Verantwortung für sein Innenle-
ben und sein Sozialleben zu übernehmen, ist der
Lösung schon einen wesentlichen Schritt näher.
Sinn und Salutogenese stärken
Das Konzept der Salutogenese des Medizinso-
ziologen Aaron Antonovsky untersucht, was
Gesundheit begünstigt, erhält und unterstützt.
Mediziner fragen oft danach, was Menschen
krank macht, Antonovsky dreht den Spieß um
und untersucht, was den Menschen gesund hält.
Im Wesentlichen geht es um die aktive Anpas-
sung des Einzelnen an jeweilige dynamischeVer-
änderungen und das konstruktive Bewältigen
selbst schwer belastender Einflüsse. Besonders
das sogenannte Kohärenzgefühl ist dabei
wesentlich: Es beschreibt die erlebte Sinnhaftig-
keit der eigenen Existenz: „Ich bin am richtigen
Platz. Hier werde ich gebraucht.“ Dass man das
für sich nicht unbedingt leicht beantworten kann,
ist besonders dann verständlich, wenn man sich
nur als Kostenfaktor und Zahlenlieferant fühlt.
Dann braucht ein Arzt den Blick für das Wesent-
liche, weil er oder sie bestimmt nicht in erster
Linie für den kaufmännischen Direktor dort arbei-
tet oder für den eigenen Chef. Ein Arzt arbeitet
für die Patienten. Eine erfahrene Chefärztin for-
mulierte es so: „Am Ende jedenTages nehme ich
mir zehn Minuten Zeit, um zu einem dankbaren
Patienten zu gehen. Ich muss sichergehen, dass
der Patient wirklich dankbar ist. Zu undankbaren
Nörglern gehe ich nicht. Diese zehn Minuten mit
einem dankbaren Patienten zeigen mir, wofür ich
meinen Beruf eigentlich ausübe. Das gibt mir
Kraft und Sinn für meinen stressigen Alltag.“
Gesundheitskonzept: Positives Leadership
Die Effekte eines positiven Gesundheitsmanage-
ments sind unschlagbar: Mehr Arbeitszufrieden-
heit, weniger Krankheitstage, mehr Produktivi-
tät, bessere Kooperation,bessere Rendite.Beson-
ders der Ansatz des Positive Leadership des US-
amerikanischen Managementprofessor Kim
Cameron sucht in vier Konstellationen eine Ver-
besserung der Performance und erforscht positi-
veAbweichungen von der Norm. Sein Fazit: Posi-
tive Kommunikation, Vermittlung von Sinn, ein
positives Klima und positive Beziehungen sorgen
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ven Management auf:
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Besonders die Arbeiten des Paarforschers John
Gottman und des Führungspsychologen Marcial
Losada weisen nach, dass beispielsweise mehr
positive als negative Kommunikation (bei Losa-
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Das Phänomen ist für klinische Zusammenarbeit
besonders interessant, wenn es darum geht, mit-
einander zu kooperieren und weniger zu konkur-
rieren. Positive, gewaltarme Kommunikation
allerdings will mühsam erlernt werden. Interne
Kurse und Coaching können Wunder bewirken.
Vermittlung von Sinn
Es gilt, sich selbst zu fragen, wofür und wozu
man jedenTag in die Klinik geht:Was ist der Sinn
meinerTätigkeit?Wer diese Frage für sich beant-
worten kann, lebt resilienter und kohärent im
Hier und Jetzt. Wer die Sinnfrage für sich nicht
beantworten kann, wünscht sich eine bessere
Vergangenheit wieder her („Früher war alles bes-
ser!“) oder erhofft sich ein zukünftig schöneres
Paradies („Wenn ich erst mal..., dann...“). Beides
geht an der Wirklichkeit im Jetzt vorbei. Es gilt,
sich die eigene Berufsidentität mit gesundem
Selbstwert und Selbststolz In Erinnerung zu rufen
und in den Alltag zu transferieren. Einige Fragen
am Ende des Tages helfen: Was ist mir heute
gelungen?Worauf bin ich heute stolz?Wofür will
ich heute danken? Welche Begegnungen haben
mit gut getan? Was hat heute mein Interesse
geweckt?Was habe ich heute gelernt?Worin bin
ich heute einen Schritt weitergekommen?
Wir sollen den Fokus nicht auf die Defizite des
Alltags lenken (wir werden verlieren!), sondern
auf die „happy moments“, die positiven Abwei-
chungen im Alltag. Einen bessernden Effekt
haben Forscher der Positiven Psychologie in
Langzeitstudien nachweisen können.
Positives Klima
Wer in einem inspirierenden Umfeld arbeitet, in
dem er seine Stärken jeden Tag einbringen kann,
kann sich glücklich schätzen. Das Gallup-Institut
stellt im jährlichen Engagement-Index immer
wieder heraus, dass sich deutsche Arbeitnehmer
in ihren Firmen emotional nicht zuhause fühlen.
Das betrifft auch das Gesundheitswesen.Viel zu
viel wird in Organisationen gejammert und
geklagt, was alles schlecht läuft, defizitär ist und
STRESSMANAGEMENT 021
karriere022 Stressmanagement
arzt & karriere
nicht funktioniert. Davon kann man tatsächlich
depressiv werden. Wir sollten eher die Energien
bündeln und auf das Positive, Gelingende und
unsere Stärken richten,wenn wir ein positives Kli-
ma finden möchten. Dann haben wir zumindest
die Chance, auch etwas anderes wahrzunehmen
als immer nur das ewige Gejammer.
Positive Beziehungen
Cameron unterscheidet in seinen Forschungen
drei Typen in einer Organisation:
1. „Schwarze Löcher“ – dieseTypen absorbieren
sämtliche produktive Energie und vergiften jedes
Klima. Überall sehen sie das Negative, nichts
kann man ihnen recht machen, überall haben sie
etwas zum Herummeckern. Werden „schwarze
Löcher“ zu stark in einer Organisation,wirken sie
toxisch auf das gesamte Team- und Betriebskli-
ma. Es hilft gelegentlich, sie auf ihr destruktives
Verhalten anzusprechen, sie coachen zu lassen,
manchmal sie an einen anderen Arbeitsplatz zu
versetzen oder oft einfach freizusetzen, damit sie
an anderer Stelle toxisch wirken können.
2. „Dezentrale Personen“ wirken sich weder
positiv noch negativ auf das Betriebsklima aus.
Sie sind die arbeitenden Säulen, die den „Laden
am Laufen“ halten und sich durch eine hohe
Loyalität auszeichnen.
3.„Energetisierende Drehkreuze“ treiben das Kli-
ma mit ihrer sympathisch-optimistischenArt nach
oben. In ihrer Nähe hält man sich gerne auf, sie
haben inspirierende, motivierende Wirkung auf
die gesamte Organisation.Sie bringen „Licht“ ins
Dunkel desAlltags und wirken sich positiv auf die
Leistung aus. Es gilt, in Kliniken, sowohl die
schwarzen Löcher, die dezentralen Personen, als
auch die energetisierenden Drehkreuze zu iden-
tifizieren und sich im Team zu überlegen, wie
man Leistung und Betriebsklima energetisch pro-
duktiv nach oben treiben kann.
Veränderung fängt bei einem selbst an. Sofern
man keinen erweiterten Machtspielraum hat, um
auch in die Managementetage zu wirken, bleibt
die Arbeit im und am eigenen Umfeld, um Posi-
tivität zu ernten. Solidarisieren Sie sich mit posi-
tiven Drehkreuzen, kommunizieren wenigstens
Sie konstruktiv, suchen Sie dankbar das Positive
in Ihrer Klinik und stärken Sie den Sinn Ihrer
medizinischen Berufung durch positives Patien-
tenfeedback und selbstbestätigendes Mental-
training. Sie haben nicht umsonst Ihre Berufung
gewählt.
TToobbiiaass IIlllliigg,, 37, ist Leiter des “Institut für Positives
Management”, das Beratung auf Basis von Positive
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Stressmanagement für Mediziner

  • 1. arzt & karriere 020 STRESSMANAGEMENT arzt & karriere Stress und Burn-Out sind bedeutende Themen unserer hektischen, komplexen Zeit. Das ist in Krankenhäusern nicht anders – viele Ärzte haben selbst große Probleme mit ihrer Gesund- heit. Wie es ihnen gelingt, mit ihrer stressigen Arbeitssituation positiv umzugehen, erläutert Tobias Illig, Leiter des “Positiven Management Instituts”. Mediziner in Kliniken haben vielfältigen Heraus- forderungen zu bewältigen: straffe Zeitpläne, durch die es die Patienten hindurch zu schleusen gilt, ein restriktives Management, das durch Con- trolling die einzelnen Kliniken tiefgreifend (be)schneidet, eine strenge Hierarchie innerhalb der Ärzteschaft, die Zusammenarbeit mit Berufs- gruppen (Pflegekräften,Verwaltungspersonal, et cetera), die sich oft unkooperativ verhalten, bela- stende Schichtdienste bis tief in die Nacht, die an die eigenen Leistungsgrenzen gehen, der Umgang mit der Frage nach Leben und Tod bei eigenem Scheitern, und so weiter. Dabei beginnt der Einstieg in den Beruf für viele Mediziner sehr ambitioniert. Man will engagiert im Dienst der Menschheit zu deren Wohl wirken. Die Ernüchterung stellt sich meist nach der halb- jährigen „honeymoon“-Phase für viele Jungärz- te ein, wenn man sich enttäuscht in einem ver- ökonomisierten Klinikbetrieb wiederfindet. Medi- ziner brauchen ein gesundes Stressmanagement und Psychohygiene, um den Klinikalltag zu mei- stern und den Sinn ihrerArbeit nicht zu verlieren. Resignative Reife hilft Einen widrigen Arbeitsplatz zu akzeptieren fällt nicht leicht. Seit Jahren deklarieren Studien nicht nur im Gesundheitswesen eine miserableArbeits- ©HenrikG.Vogel/pixelio.de STRESSMANAGEMENT FÜR MEDIZINER
  • 2. welt vollerArbeitslast, tyrannischenVorgesetzen und zuviel psychischem Druck. Dabei kann es eine Strategie sein, bewusst nicht (!) mehr gegen die Widrigkeiten zu kämpfen und Stress statt- dessen als normalen Bestandteil des Lebens zu betrachten.Gleiches empfiehlt beispielsweise der Heidelberger Paartherapeut Arnold Retzer, der Paaren rät, ihre Ehe von unrealistisch-verwöhn- tenAnsichten zu entfrachten und wieder zu men- schengemäßen, erwachsenen Anspruchshaltun- gen zu gelangen. Dabei prägte Retzer den Begriff der Resignativen Reife. Es gelte, den Partner zu akzeptieren, wie er ist (zu resignieren). Dies soll man aber mit Würde und Achtung tun (Reife). Es könnte eine Lösung für manche Mediziner sein, sich von unrealistischen, zu idealisierten Vorstel- lungen zu entfrachten und sich mit der vorge- fundenen Realität konstruktiv zu arrangieren. Die Opferrolle verlassen Opfer fühlen sich überall und ständig hilflos aus- geliefert. Wer die Lösung ständig vom Manage- ment oder dem eigenen Chef erwartet (denen in vielen Fällen übrigens auch die Hände gebunden sind), braucht andere Strategien, die eher auf das eigene Innere und das soziale Miteinander zie- len, als von anderswoher die Heilung erhoffen. Wer also lernt, Verantwortung für sein Innenle- ben und sein Sozialleben zu übernehmen, ist der Lösung schon einen wesentlichen Schritt näher. Sinn und Salutogenese stärken Das Konzept der Salutogenese des Medizinso- ziologen Aaron Antonovsky untersucht, was Gesundheit begünstigt, erhält und unterstützt. Mediziner fragen oft danach, was Menschen krank macht, Antonovsky dreht den Spieß um und untersucht, was den Menschen gesund hält. Im Wesentlichen geht es um die aktive Anpas- sung des Einzelnen an jeweilige dynamischeVer- änderungen und das konstruktive Bewältigen selbst schwer belastender Einflüsse. Besonders das sogenannte Kohärenzgefühl ist dabei wesentlich: Es beschreibt die erlebte Sinnhaftig- keit der eigenen Existenz: „Ich bin am richtigen Platz. Hier werde ich gebraucht.“ Dass man das für sich nicht unbedingt leicht beantworten kann, ist besonders dann verständlich, wenn man sich nur als Kostenfaktor und Zahlenlieferant fühlt. Dann braucht ein Arzt den Blick für das Wesent- liche, weil er oder sie bestimmt nicht in erster Linie für den kaufmännischen Direktor dort arbei- tet oder für den eigenen Chef. Ein Arzt arbeitet für die Patienten. Eine erfahrene Chefärztin for- mulierte es so: „Am Ende jedenTages nehme ich mir zehn Minuten Zeit, um zu einem dankbaren Patienten zu gehen. Ich muss sichergehen, dass der Patient wirklich dankbar ist. Zu undankbaren Nörglern gehe ich nicht. Diese zehn Minuten mit einem dankbaren Patienten zeigen mir, wofür ich meinen Beruf eigentlich ausübe. Das gibt mir Kraft und Sinn für meinen stressigen Alltag.“ Gesundheitskonzept: Positives Leadership Die Effekte eines positiven Gesundheitsmanage- ments sind unschlagbar: Mehr Arbeitszufrieden- heit, weniger Krankheitstage, mehr Produktivi- tät, bessere Kooperation,bessere Rendite.Beson- ders der Ansatz des Positive Leadership des US- amerikanischen Managementprofessor Kim Cameron sucht in vier Konstellationen eine Ver- besserung der Performance und erforscht positi- veAbweichungen von der Norm. Sein Fazit: Posi- tive Kommunikation, Vermittlung von Sinn, ein positives Klima und positive Beziehungen sorgen für mehr soziale Stabilität, Stressreduktion und Sinnerhalt. Greifen wir die Ideen aus dem Positi- ven Management auf: Positive Kommunikation Besonders die Arbeiten des Paarforschers John Gottman und des Führungspsychologen Marcial Losada weisen nach, dass beispielsweise mehr positive als negative Kommunikation (bei Losa- da mindestens im Verhältnis 3:1, bei Gottman sogar 5:1) Beziehungen langfristig stabilisiert. Das Phänomen ist für klinische Zusammenarbeit besonders interessant, wenn es darum geht, mit- einander zu kooperieren und weniger zu konkur- rieren. Positive, gewaltarme Kommunikation allerdings will mühsam erlernt werden. Interne Kurse und Coaching können Wunder bewirken. Vermittlung von Sinn Es gilt, sich selbst zu fragen, wofür und wozu man jedenTag in die Klinik geht:Was ist der Sinn meinerTätigkeit?Wer diese Frage für sich beant- worten kann, lebt resilienter und kohärent im Hier und Jetzt. Wer die Sinnfrage für sich nicht beantworten kann, wünscht sich eine bessere Vergangenheit wieder her („Früher war alles bes- ser!“) oder erhofft sich ein zukünftig schöneres Paradies („Wenn ich erst mal..., dann...“). Beides geht an der Wirklichkeit im Jetzt vorbei. Es gilt, sich die eigene Berufsidentität mit gesundem Selbstwert und Selbststolz In Erinnerung zu rufen und in den Alltag zu transferieren. Einige Fragen am Ende des Tages helfen: Was ist mir heute gelungen?Worauf bin ich heute stolz?Wofür will ich heute danken? Welche Begegnungen haben mit gut getan? Was hat heute mein Interesse geweckt?Was habe ich heute gelernt?Worin bin ich heute einen Schritt weitergekommen? Wir sollen den Fokus nicht auf die Defizite des Alltags lenken (wir werden verlieren!), sondern auf die „happy moments“, die positiven Abwei- chungen im Alltag. Einen bessernden Effekt haben Forscher der Positiven Psychologie in Langzeitstudien nachweisen können. Positives Klima Wer in einem inspirierenden Umfeld arbeitet, in dem er seine Stärken jeden Tag einbringen kann, kann sich glücklich schätzen. Das Gallup-Institut stellt im jährlichen Engagement-Index immer wieder heraus, dass sich deutsche Arbeitnehmer in ihren Firmen emotional nicht zuhause fühlen. Das betrifft auch das Gesundheitswesen.Viel zu viel wird in Organisationen gejammert und geklagt, was alles schlecht läuft, defizitär ist und STRESSMANAGEMENT 021
  • 3. karriere022 Stressmanagement arzt & karriere nicht funktioniert. Davon kann man tatsächlich depressiv werden. Wir sollten eher die Energien bündeln und auf das Positive, Gelingende und unsere Stärken richten,wenn wir ein positives Kli- ma finden möchten. Dann haben wir zumindest die Chance, auch etwas anderes wahrzunehmen als immer nur das ewige Gejammer. Positive Beziehungen Cameron unterscheidet in seinen Forschungen drei Typen in einer Organisation: 1. „Schwarze Löcher“ – dieseTypen absorbieren sämtliche produktive Energie und vergiften jedes Klima. Überall sehen sie das Negative, nichts kann man ihnen recht machen, überall haben sie etwas zum Herummeckern. Werden „schwarze Löcher“ zu stark in einer Organisation,wirken sie toxisch auf das gesamte Team- und Betriebskli- ma. Es hilft gelegentlich, sie auf ihr destruktives Verhalten anzusprechen, sie coachen zu lassen, manchmal sie an einen anderen Arbeitsplatz zu versetzen oder oft einfach freizusetzen, damit sie an anderer Stelle toxisch wirken können. 2. „Dezentrale Personen“ wirken sich weder positiv noch negativ auf das Betriebsklima aus. Sie sind die arbeitenden Säulen, die den „Laden am Laufen“ halten und sich durch eine hohe Loyalität auszeichnen. 3.„Energetisierende Drehkreuze“ treiben das Kli- ma mit ihrer sympathisch-optimistischenArt nach oben. In ihrer Nähe hält man sich gerne auf, sie haben inspirierende, motivierende Wirkung auf die gesamte Organisation.Sie bringen „Licht“ ins Dunkel desAlltags und wirken sich positiv auf die Leistung aus. Es gilt, in Kliniken, sowohl die schwarzen Löcher, die dezentralen Personen, als auch die energetisierenden Drehkreuze zu iden- tifizieren und sich im Team zu überlegen, wie man Leistung und Betriebsklima energetisch pro- duktiv nach oben treiben kann. Veränderung fängt bei einem selbst an. Sofern man keinen erweiterten Machtspielraum hat, um auch in die Managementetage zu wirken, bleibt die Arbeit im und am eigenen Umfeld, um Posi- tivität zu ernten. Solidarisieren Sie sich mit posi- tiven Drehkreuzen, kommunizieren wenigstens Sie konstruktiv, suchen Sie dankbar das Positive in Ihrer Klinik und stärken Sie den Sinn Ihrer medizinischen Berufung durch positives Patien- tenfeedback und selbstbestätigendes Mental- training. Sie haben nicht umsonst Ihre Berufung gewählt. TToobbiiaass IIlllliigg,, 37, ist Leiter des “Institut für Positives Management”, das Beratung auf Basis von Positive Organizational Scholarship anbietet. Zudem ist Tobias Illig Dozent an verschiedenen Hochschulen, unter ande- rem der Graduate School Rhein-Neckar und der SRH Hochschule Heidelberg. ©MartinBüdenbender/pixelio