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08
Beratung
C
onsultants sind eine nomadische Berufsgruppe. Ständig unterwegs
im Auftrag des Kunden, nirgendswo eine feste Bleibe, dafür gute
Hotels, gute Bezahlung, guteAussichten. Der Beruf kostet allerdings.
In den letzten Jahren registrieren die Krankenkassen einen Anstieg an psy-
chosozial bedingten Erkrankungen. Depression hat bald den Herzinfarkt als
Ausfallgrund abgelöst. Seit Mit-
te/Ende der 90er beklagen sich
viele Arbeitnehmer über zuneh-
mende Arbeitsbelastung, mehr
Arbeitszeit, mehr Druck. Das
bleibt auch privat nicht ohne Fol-
gen und fordert seinenTribut. Die
in den 80er Jahren von Ulrich
Beck prophezeite Risikogesellschaft ist längst in unseren Häusern, Wohn-
zimmern und Unternehmen angekommen.
Die Folgen sind besonders für Consultants u.a. sehr persönlich: jahrelange
Fernbeziehungen, erhöhte Burn-Out-Gefahr, Ausrichtung des Lebens aus-
schließlich auf ökonomische Belange, familiäre Trennungen. Das Thema
Work-Life-Balance versprach zwar vor einigen Jahren eine gelingende
Balance zwischen Arbeits- und Berufsleben, die Krankenrate ist allerdings
unverändert hoch.
Familie, sowie die Gründung und Aufrechterhaltung derselben ist beson-
ders für nomadische, unstete Consultants ein nicht konfliktfreies Thema.
Private Beziehungsgestaltung fällt besonders bei jungen, berufsunerfahre-
nen Beratern oft schwer und überraschend in die Biografie. Soziale Rush-
hour nannte Matthias Horx denAbschnitt zwischen 25 und 35, in dem Kar-
riere gemacht werden will, aber gleichzeitig traditionell auch Familie
gegründet werden soll. Das fordert und kostet. Der Nutzen will sehr gut
individuell abgewägt sein.
Wenn Consultants stabil bleiben wollen, brauchen sie sozialen Rückhalt.
„Geborgenheit“ als sozialromantisches Missverständnis avanciert für Bera-
ter zur absolut notwendigen Ressource für ein gelingendes Leben undArbei-
ten. DieWeltmärkte brauchen Persönlichkeiten, die es gelernt haben, es mit
einem anderen Menschen auszuhalten und das Ego zugunsten der Gemein-
schaft angemessen unterzuordnen. Das ist für Consultants deshalb manch-
mal nicht einfach, weil sie gewohnt sind, in Meetings mit Machtmenschen
zu diskutieren und sich auch dominant gegen Barrieren durchzusetzen. Das
muss man als Berater können, aber zu Hause sollte man diesen Stil abschal-
ten. Durch Familie und Partnerschaft reift man.
Egozentrische, narzißtische Karrieristen sind zu
gierig nach kurzfristigen Kicks. Das trägt nicht
langfristig.
Was aber lässt das Leben von Consultants
gelingen? Die Positive Psychologie hat in den
letzten Jahren an Bekanntheit zugenommen
und gibt Empfehlungen.Die Grundidee ist einfach. Die Psychologie hat Jahr-
zehnte der Forschung in Negatives investiert: Depressionen, psychologische
Pathologien, Konflikte. Es gibt deutlich mehr Studien über das Schlechte im
Menschen als Studien, die Freude, Glück und Zufriedenheit fokussieren.
Positive Psychologie hat genau diese Kehrtwende gewagt und vielfältige
Forschungszweige entwickelt,die sich mit dem Guten,dem Lebendigen und
dem Positiven beschäftigen. Eine davon ist PsyCap.
PsyCap ist eine Forschungsrichtung um den Psychologieprofessor Fred Lut-
hans, die sich mit psychologischem Kapital beschäftigt. Luthans untersucht,
wie Menschen PsyCap entwickeln. PsyCap besteht aus vier Säulen: Selbst-
wirksamkeit, Hoffnung, Optimismus und Resilienz. Im folgenden sollen die
vier Säulen näher dargestellt und geprüft werden, wie es für das Leben als
Consultant genutzt wird.
Selbstwirksamkeit:
Zunächst beschreibt Selbstwirksamkeit so etwas wie den Glauben an sich
selbst. Dass sich Menschen etwas zutrauen, sich für kompetent halten, Stär-
ken in diversen Bereichen entwickeln und auch die Überzeugung haben,
etwas zu gestalten statt von der Umwelt getrieben zu werden, ist Selbst-
wirksamkeit.Wer ständig nur reagiert, verliert seine Selbstwirksamkeit und
wird zum Spielball. Das tut der Seele langfristig nicht gut.
Resilienz stärkt Berater
Spitzen-Gehälter, Top-Klienten – den Beruf des Beraters stellen sich vor allem Hochschulabsolventen als besonders aufregend vor. Doch
es gibt auch negative Seiten. Häufig sind Consultants in ihrem Job einem enorm hohen Leistungs- und emotionalem Druck ausgesetzt.
Der Experte Tobias Illig weiß, welche Faktoren dazu beitragen, dass Berater stabil bleiben.
Consultants leiden unter Burn-Out-
Gefahr und familiären Trennungen
M
L
M
Hoffnung:
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Dieser Spruch ist richtig und wichtig. Solan-
ge man lebt,will man einen Zielstreifen am Horizont erkennen und die Hoff-
nung auf etwas nicht verlieren. Besonders die Sinnhaftigkeit von Arbeit
spielt eine wesentliche Rolle. Wer seine Arbeit als sinnvoll erlebt, identifi-
ziert sich mit dem Aufgabengebiet. Hoffnung lässt diszipliniert ein Ziel
anstreben. Wer keine Hoffnung mehr hat,
hat sich selbst aufgeben. Lethargie ist das
Ergebnis.
Optimismus:
Gute Consultants brauchen deshalb eine
psychohygienische Komponente, die Hoff-
nung generieren kann. Optimismus als rela-
tiv stabile, die Zeit überdauernde Grundein-
stellung ist unbedingt notwendig, um den stressigen Alltag zu meistern.
Wer eine pessimistische Sicht auf sich selbst hat, verliert an Selbst- und
Marktwert. Wer nur pessimistisch auf die Schwächen von Menschen –
besonders in Familie und Partnerschaft – schaut, erntet Trennungen. Wir
sollen die funktionierenden,guten Dinge fokussieren.Damit verdienen Con-
sultants ihr Geld. Zu optimistische Einstellungen ignorieren allerdings Risi-
ken und blenden. Es gilt realistische Ansichten zu entwickeln.
Resilienz.
Die Fähigkeit trotz widriger Umstände zu gedeihen, wird als Resilienz
bezeichnet. Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch
Krisen gestärkt hervorgehen. Resiliente Menschen trotzen dem negativen
Umfeld und gehen ihren Weg. Resiliente Menschen sind nicht besonders
gefeit vor Schicksal und biografischen Krisen, aber sie verstehen weiterzu-
gehen statt liegenzubleiben. Resilienz
wurde von Kulturanthropologen in
Armutgebieten dieser Welt erforscht.
Man wollte wissen, was Kinder aus-
zeichnet, die trotz der Umstände in ihrer
Umwelt überleben. Diese Forschungser-
gebnisse werden besonders in Zeiten
des burn-out für dieArbeitswelt interes-
sant.
Was von PsyCap ist nützlich für den nomadischen Alltag von
Consultants? Es lassen sich acht Empfehlungen aussprechen:
•Family first:Wer soll an meinem Sterbebett stehen? Der Arbeitgeber wird
es jedenfalls nicht sein. Welche Menschen sollen um einen herum sein?
Diese Menschen brauchen heute (!) Aufmerksamkeit. Diese Beziehungen
wollen gepflegt werden, damit sie halten.Wer die Partnerschaft und Fami-
lie nicht pflegt, tut sich selbst keinen Gefallen. Er/Sie wird bald ganz allei-
ne sein.
Sich dominant gegen Barrieren durchset-
zen – das sollten Berater im Beruf können,
nicht aber zu Hause
M
L
M
10
Beratung
•Das Gute in der Krise suchen: Krisen sind Einladungen, die uns über den
Weg geschickt und nicht in denWeg gestellt werden. Menschen sollen rei-
fen und größer werden. Wer hier einknickt und den einfachen, bequemen
Weg geht, verpasst die Chance, sich reif weiterzuentwickeln. Bewältigte
Krisen machen widerstandsfähig und resilient.
•Mit dem Umfeld mitwachsen: Wer in seiner Entwicklung stehen bleibt,
verpasst den Anschluss. Nur, wer lernen will und sich mit seinem Umfeld
entwickelt, erntet Lebenszufriedenheit. Resilienz bedeutet, sich flexibel an
neue ständig wechselndeAnforderungen anzupassen und mit ihnen umzu-
gehen.
•Einen Freund auf derArbeit haben: Der Mensch ist und bleibt ein sozia-
les Wesen. Um den Spaß am Beruf nicht zu verlieren, braucht man trag-
fähige Kontakte. Wenn es jemanden im Kollegenkreis gibt, umso bes-
ser.
•Oberflächlichkeiten hinterfragen: Besonders im Business sind Kleidung,
Statussymbole, Geld wichtige Utensilien der Karriere.Tragfähig sind sie
aber nicht. Schicke Uhren, Handys und Markentaschen machen keine
Persönlichkeit. Sie sind manchmal eherAusdruck eines verarmten Innen-
lebens. Ein Leben mitTiefgang hält an und stiftet mehr Sinn als ein gefüll-
tes Bankkonto.
•Kollegialität üben:Wer sich für andere einsetzt, gerade dann, wenn es
keinen Gegenwert gibt, übt sich in Altruismus. Kollegialität und Hilfsbe-
reitschaft sorgen für ein effektivesTeamklima und zahlen sich aus.Wenn
Prozesse flüssig laufen, kommt man gemeinsam schneller und besser
voran. Ein Consultant soll sich in Gemeinschaft üben, wenn er/sie kon-
flikt- und damit tragfähig werden will.
•Tugenden pflegen und Stärken nutzen: Charakterfestigkeit, Rückgrad,
eigene Überzeugungen undWerte sind Garanten für Menschen mit Pro-
fil. Die Einzigartigkeit einer Person will gepflegt werden,Tugenden kul-
tiviert, Stärken entdeckt und genutzt werden.Wer seineTalente und Stär-
ken nicht kennt, kann Einzigartigkeit nicht entwickeln. Wer seine Stär-
ken jeden Tag aufs Neue perfektioniert, wird eines Tages in etwas sehr,
sehr gut sein – anders als der Durchschnitt.
•Eine Konstante im Leben haben: Wer sich ständig an verändernde
Umwelten anpassen muss, besonders als Berufsnomade, braucht im
Leben einen roten Faden. Menschen brauchen Heimat, einen Ort, wo sie
hingehen, um sich wohl zu fühlen. Hier sind sie zuhause. Hier finden sie
Stabilität. Irgendetwas soll konstant bleiben im Leben, etwas Verlässli-
ches. Das hält Menschen gesund.
Die moderne, globale Arbeitswelt verlangt von vielen Consultants Anpas-
sung undVeränderung. Um selbst arbeitsmarktfit zu bleiben, lohnt sich die
Investition in ein paar Gedanken zum eigenen Lebensdesign und die acht
Punkte für sich selbst zu beantworten. Der Autor wünscht dabei gutes
Gelingen.
Tobias Illig ist Leiter des “Positives Mana-
gement Instituts”, das sich unter anderem
auf Schwerpunkte wie Organisationsent-
wicklung und Change Management, Per-
sonal und Führungskräfteentwicklung und
Grundlagenforschung zu Positiver Psycho-
logie und Positivem Management speziali-
siert hat. Zudem ist Tobias Illig Dozent an
verschiedenen Hochschulen,unter anderem
der Fachhochschule Mainz.
Tobias Illig
Psychischer und physischer Druck macht Beratern häufig das Leben schwer. Dagegen
helfen ein starker, sozialer Rückhalt und zwischenmenschliche Beziehungen.

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  • 1. 08 Beratung C onsultants sind eine nomadische Berufsgruppe. Ständig unterwegs im Auftrag des Kunden, nirgendswo eine feste Bleibe, dafür gute Hotels, gute Bezahlung, guteAussichten. Der Beruf kostet allerdings. In den letzten Jahren registrieren die Krankenkassen einen Anstieg an psy- chosozial bedingten Erkrankungen. Depression hat bald den Herzinfarkt als Ausfallgrund abgelöst. Seit Mit- te/Ende der 90er beklagen sich viele Arbeitnehmer über zuneh- mende Arbeitsbelastung, mehr Arbeitszeit, mehr Druck. Das bleibt auch privat nicht ohne Fol- gen und fordert seinenTribut. Die in den 80er Jahren von Ulrich Beck prophezeite Risikogesellschaft ist längst in unseren Häusern, Wohn- zimmern und Unternehmen angekommen. Die Folgen sind besonders für Consultants u.a. sehr persönlich: jahrelange Fernbeziehungen, erhöhte Burn-Out-Gefahr, Ausrichtung des Lebens aus- schließlich auf ökonomische Belange, familiäre Trennungen. Das Thema Work-Life-Balance versprach zwar vor einigen Jahren eine gelingende Balance zwischen Arbeits- und Berufsleben, die Krankenrate ist allerdings unverändert hoch. Familie, sowie die Gründung und Aufrechterhaltung derselben ist beson- ders für nomadische, unstete Consultants ein nicht konfliktfreies Thema. Private Beziehungsgestaltung fällt besonders bei jungen, berufsunerfahre- nen Beratern oft schwer und überraschend in die Biografie. Soziale Rush- hour nannte Matthias Horx denAbschnitt zwischen 25 und 35, in dem Kar- riere gemacht werden will, aber gleichzeitig traditionell auch Familie gegründet werden soll. Das fordert und kostet. Der Nutzen will sehr gut individuell abgewägt sein. Wenn Consultants stabil bleiben wollen, brauchen sie sozialen Rückhalt. „Geborgenheit“ als sozialromantisches Missverständnis avanciert für Bera- ter zur absolut notwendigen Ressource für ein gelingendes Leben undArbei- ten. DieWeltmärkte brauchen Persönlichkeiten, die es gelernt haben, es mit einem anderen Menschen auszuhalten und das Ego zugunsten der Gemein- schaft angemessen unterzuordnen. Das ist für Consultants deshalb manch- mal nicht einfach, weil sie gewohnt sind, in Meetings mit Machtmenschen zu diskutieren und sich auch dominant gegen Barrieren durchzusetzen. Das muss man als Berater können, aber zu Hause sollte man diesen Stil abschal- ten. Durch Familie und Partnerschaft reift man. Egozentrische, narzißtische Karrieristen sind zu gierig nach kurzfristigen Kicks. Das trägt nicht langfristig. Was aber lässt das Leben von Consultants gelingen? Die Positive Psychologie hat in den letzten Jahren an Bekanntheit zugenommen und gibt Empfehlungen.Die Grundidee ist einfach. Die Psychologie hat Jahr- zehnte der Forschung in Negatives investiert: Depressionen, psychologische Pathologien, Konflikte. Es gibt deutlich mehr Studien über das Schlechte im Menschen als Studien, die Freude, Glück und Zufriedenheit fokussieren. Positive Psychologie hat genau diese Kehrtwende gewagt und vielfältige Forschungszweige entwickelt,die sich mit dem Guten,dem Lebendigen und dem Positiven beschäftigen. Eine davon ist PsyCap. PsyCap ist eine Forschungsrichtung um den Psychologieprofessor Fred Lut- hans, die sich mit psychologischem Kapital beschäftigt. Luthans untersucht, wie Menschen PsyCap entwickeln. PsyCap besteht aus vier Säulen: Selbst- wirksamkeit, Hoffnung, Optimismus und Resilienz. Im folgenden sollen die vier Säulen näher dargestellt und geprüft werden, wie es für das Leben als Consultant genutzt wird. Selbstwirksamkeit: Zunächst beschreibt Selbstwirksamkeit so etwas wie den Glauben an sich selbst. Dass sich Menschen etwas zutrauen, sich für kompetent halten, Stär- ken in diversen Bereichen entwickeln und auch die Überzeugung haben, etwas zu gestalten statt von der Umwelt getrieben zu werden, ist Selbst- wirksamkeit.Wer ständig nur reagiert, verliert seine Selbstwirksamkeit und wird zum Spielball. Das tut der Seele langfristig nicht gut. Resilienz stärkt Berater Spitzen-Gehälter, Top-Klienten – den Beruf des Beraters stellen sich vor allem Hochschulabsolventen als besonders aufregend vor. Doch es gibt auch negative Seiten. Häufig sind Consultants in ihrem Job einem enorm hohen Leistungs- und emotionalem Druck ausgesetzt. Der Experte Tobias Illig weiß, welche Faktoren dazu beitragen, dass Berater stabil bleiben. Consultants leiden unter Burn-Out- Gefahr und familiären Trennungen M L M
  • 2. Hoffnung: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Dieser Spruch ist richtig und wichtig. Solan- ge man lebt,will man einen Zielstreifen am Horizont erkennen und die Hoff- nung auf etwas nicht verlieren. Besonders die Sinnhaftigkeit von Arbeit spielt eine wesentliche Rolle. Wer seine Arbeit als sinnvoll erlebt, identifi- ziert sich mit dem Aufgabengebiet. Hoffnung lässt diszipliniert ein Ziel anstreben. Wer keine Hoffnung mehr hat, hat sich selbst aufgeben. Lethargie ist das Ergebnis. Optimismus: Gute Consultants brauchen deshalb eine psychohygienische Komponente, die Hoff- nung generieren kann. Optimismus als rela- tiv stabile, die Zeit überdauernde Grundein- stellung ist unbedingt notwendig, um den stressigen Alltag zu meistern. Wer eine pessimistische Sicht auf sich selbst hat, verliert an Selbst- und Marktwert. Wer nur pessimistisch auf die Schwächen von Menschen – besonders in Familie und Partnerschaft – schaut, erntet Trennungen. Wir sollen die funktionierenden,guten Dinge fokussieren.Damit verdienen Con- sultants ihr Geld. Zu optimistische Einstellungen ignorieren allerdings Risi- ken und blenden. Es gilt realistische Ansichten zu entwickeln. Resilienz. Die Fähigkeit trotz widriger Umstände zu gedeihen, wird als Resilienz bezeichnet. Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch Krisen gestärkt hervorgehen. Resiliente Menschen trotzen dem negativen Umfeld und gehen ihren Weg. Resiliente Menschen sind nicht besonders gefeit vor Schicksal und biografischen Krisen, aber sie verstehen weiterzu- gehen statt liegenzubleiben. Resilienz wurde von Kulturanthropologen in Armutgebieten dieser Welt erforscht. Man wollte wissen, was Kinder aus- zeichnet, die trotz der Umstände in ihrer Umwelt überleben. Diese Forschungser- gebnisse werden besonders in Zeiten des burn-out für dieArbeitswelt interes- sant. Was von PsyCap ist nützlich für den nomadischen Alltag von Consultants? Es lassen sich acht Empfehlungen aussprechen: •Family first:Wer soll an meinem Sterbebett stehen? Der Arbeitgeber wird es jedenfalls nicht sein. Welche Menschen sollen um einen herum sein? Diese Menschen brauchen heute (!) Aufmerksamkeit. Diese Beziehungen wollen gepflegt werden, damit sie halten.Wer die Partnerschaft und Fami- lie nicht pflegt, tut sich selbst keinen Gefallen. Er/Sie wird bald ganz allei- ne sein. Sich dominant gegen Barrieren durchset- zen – das sollten Berater im Beruf können, nicht aber zu Hause M L M
  • 3. 10 Beratung •Das Gute in der Krise suchen: Krisen sind Einladungen, die uns über den Weg geschickt und nicht in denWeg gestellt werden. Menschen sollen rei- fen und größer werden. Wer hier einknickt und den einfachen, bequemen Weg geht, verpasst die Chance, sich reif weiterzuentwickeln. Bewältigte Krisen machen widerstandsfähig und resilient. •Mit dem Umfeld mitwachsen: Wer in seiner Entwicklung stehen bleibt, verpasst den Anschluss. Nur, wer lernen will und sich mit seinem Umfeld entwickelt, erntet Lebenszufriedenheit. Resilienz bedeutet, sich flexibel an neue ständig wechselndeAnforderungen anzupassen und mit ihnen umzu- gehen. •Einen Freund auf derArbeit haben: Der Mensch ist und bleibt ein sozia- les Wesen. Um den Spaß am Beruf nicht zu verlieren, braucht man trag- fähige Kontakte. Wenn es jemanden im Kollegenkreis gibt, umso bes- ser. •Oberflächlichkeiten hinterfragen: Besonders im Business sind Kleidung, Statussymbole, Geld wichtige Utensilien der Karriere.Tragfähig sind sie aber nicht. Schicke Uhren, Handys und Markentaschen machen keine Persönlichkeit. Sie sind manchmal eherAusdruck eines verarmten Innen- lebens. Ein Leben mitTiefgang hält an und stiftet mehr Sinn als ein gefüll- tes Bankkonto. •Kollegialität üben:Wer sich für andere einsetzt, gerade dann, wenn es keinen Gegenwert gibt, übt sich in Altruismus. Kollegialität und Hilfsbe- reitschaft sorgen für ein effektivesTeamklima und zahlen sich aus.Wenn Prozesse flüssig laufen, kommt man gemeinsam schneller und besser voran. Ein Consultant soll sich in Gemeinschaft üben, wenn er/sie kon- flikt- und damit tragfähig werden will. •Tugenden pflegen und Stärken nutzen: Charakterfestigkeit, Rückgrad, eigene Überzeugungen undWerte sind Garanten für Menschen mit Pro- fil. Die Einzigartigkeit einer Person will gepflegt werden,Tugenden kul- tiviert, Stärken entdeckt und genutzt werden.Wer seineTalente und Stär- ken nicht kennt, kann Einzigartigkeit nicht entwickeln. Wer seine Stär- ken jeden Tag aufs Neue perfektioniert, wird eines Tages in etwas sehr, sehr gut sein – anders als der Durchschnitt. •Eine Konstante im Leben haben: Wer sich ständig an verändernde Umwelten anpassen muss, besonders als Berufsnomade, braucht im Leben einen roten Faden. Menschen brauchen Heimat, einen Ort, wo sie hingehen, um sich wohl zu fühlen. Hier sind sie zuhause. Hier finden sie Stabilität. Irgendetwas soll konstant bleiben im Leben, etwas Verlässli- ches. Das hält Menschen gesund. Die moderne, globale Arbeitswelt verlangt von vielen Consultants Anpas- sung undVeränderung. Um selbst arbeitsmarktfit zu bleiben, lohnt sich die Investition in ein paar Gedanken zum eigenen Lebensdesign und die acht Punkte für sich selbst zu beantworten. Der Autor wünscht dabei gutes Gelingen. Tobias Illig ist Leiter des “Positives Mana- gement Instituts”, das sich unter anderem auf Schwerpunkte wie Organisationsent- wicklung und Change Management, Per- sonal und Führungskräfteentwicklung und Grundlagenforschung zu Positiver Psycho- logie und Positivem Management speziali- siert hat. Zudem ist Tobias Illig Dozent an verschiedenen Hochschulen,unter anderem der Fachhochschule Mainz. Tobias Illig Psychischer und physischer Druck macht Beratern häufig das Leben schwer. Dagegen helfen ein starker, sozialer Rückhalt und zwischenmenschliche Beziehungen.