Die Bedeutung der Schlüsselqualifikationen – oft auch Soft Skills genannt – für eine positive Entwicklung im beruflichen Umfeld wächst ständig. Mit dem vorliegenden eBooklet erhalten Sie die Möglichkeit, Ihre Kompetenzen auszubauen.
2. Soft Skills Basic II
In halt
Vorwort 3
Teil C: Führung und Teamarbeit
Erfolgsfaktor Führungstechnik 4
Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 9
Interkulturelle Kompetenz und Diversity Management 15
Ursachen und Tipps gegen Mobbing 19
Erfolgreich durch Teamarbeit 3
Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 6
Teil D: Der perfekte Auftritt
Knigge – Gute Karrierechancen mit guten Umgangsformen 33
So finden Sie Ihren individuellen Business Style 38
Teil E: Der Weg zur starken Persönlichkeit
Tipps für ein verbessertes Selbstbewusstsein 43
Sie haben Stärken und Schwächen! 47
Self Talk - Die Kunst des positiven Selbstgesprächs 51
Entscheidungsfähigkeit: Entscheiden leicht gemacht! 55
Impressum 60
Was ist die CoachAcademy? 61
3. Soft Skills Basic II 3
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit diesem zweiten Band zum Thema Soft Skills Übrigens feiern wir mit diesem eBooklet ein kleines
möchten wir Ihren Blick auf die Schlüsselqualifika- Jubiläum: 0 Ausgaben haben wir in den letzten
tionen richten, die sich mit der Führung von Mitar- zwei Jahren veröffentlicht. Die Anzahl der gela-
beitern, dem Arbeiten im Team sowie dem großen denen Dokumente zeigt uns, dass die geneigte
Komplex der Stärkung der eigenen Persönlichkeit Leserschaft diese Publikationen offensichtlich zu
nach Außen und Innen beschäftigen. Diese Themen schätzen weiß und als willkommene Unterstützung
sind von erheblicher Relevanz, nicht nur für Ihre per- bei der Erreichung ihrer Ziele zu Rate zieht. Dies
sönlichen Aussichten im Beruf sondern auch für die freut uns sehr und wir möchten uns daher bei Ihnen
Unternehmen, die stets die verbesserte Produktivi- an dieser Stelle ausdrücklich für die meist positive
tät ihrer Mitarbeiter im Auge haben. Resonanz bedanken.
Viel Spaß bei der Lektüre dieses eBooklets
wünschen Ihnen
Carolin Lüdemann, Heiko Lüdemann
und das Team der www.coachacademy.de
4. Soft Skills Basic II 4
Te i l C : Führung und Teamarbeit
Erfolgsfaktor
Führungstechnik
Wie und wodurch bringen Sie sich selbst und
Ihre Mitarbeiter dahin, dass Sie sich für ge-
meinsame Ziele engagieren, ihre Kompetenz
ausschöpfen und Spitzenleistungen erbrin-
gen? Die Antwort lautet: In erster Linie durch
eine exzellente Führungstechnik.
Führung hat in jedem Unternehmen entscheidende
Bedeutung. Die Arbeit von jedem Vorgesetzten oder
Chef – aber auch von Mitarbeitern, die mit Kollegen
zusammen arbeiten – ist eine Arbeit mit Menschen.
Es ist daher für so gut wie für jeden Menschen
wichtig, sowohl einen bestimmten Führungsstil als
auch Führungsinstrumente zu beherrschen. Wich-
tig deshalb, weil die Kompetenz, Motivation und
schließlich die Leistungen jedes Einzelnen damit
gesteigert werden können. Und damit auch immer
Ihr Erfolg als Führungskraft - und der Unterneh-
menserfolg an sich!
5. Soft Skills Basic II Erfolgsfaktor Führungstechnik 5
Damit wir uns richtig verstehen: Führungsstile und Die verschiedenen Führungsmodelle
Führungsinstrumente zu beherrschen ist nicht nur
für Vorgesetzte von entscheidender Bedeutung. Über das Themengebiet Führung existieren unend-
Wenn Sie selbst mit anderen Menschen zusammen lich viele Modelle und Konzepte. Es wäre in erster
arbeiten, ist es auch für Sie von Vorteil, wenn Sie mit Linie verwirrend, diese alle oder teilweise hier aufzu-
Ihren Kollegen durch einen abgeschwächten Füh- führen. Stattdessen werden wir uns mit dem einzig
rungsstil erfolgreich kooperieren können! fairen und langfristig erfolgreichen Führungsstil, dem
„Situationsabhängigen Führungsstil“ beschäftigen.
Was bedeutet Führung? Bei dem Situationsabhängigen Führungsstil muss
unser Verhalten von folgenden beiden Bedingungen
Alle reden über „Führung“. Meist haben wir uns aber abhängig gemacht werden:
keine Gedanken darüber gemacht, was dieses Wort
eigentlich genau bedeutet. Deshalb überlegen Sie } Menschen sind unterschiedlich und verfügen
jetzt einmal für zwei Minuten: Welche Definition ha- über wechselnde Leistungsfähigkeit.
ben Sie spontan für den Begriff „Führung“ parat?
} Ein Führungsstil muss sich den angestrebten
Zielen und zur Verfügung stehenden Ressour-
Fangen wir mit dem Duden an: Dieser gibt für Füh-
cen anpassen.
rung keine Definition an, nur verschiedene Wortar-
ten mit dem gleichen Wortstamm wie zum Beispiel
Führungsaufgabe, Führungsanspruch, Führungs- Sobald Sie einen Mitarbeiter an eine neue Aufgabe
kraft, Führungsetage, Führungsspitze und so wei- heranführen, werden Sie bei ihm vier aufeinander
ter. Die herkömmliche und bewährte Definition ver- folgende Phasen erleben: Zuerst die Phase der Be-
schiedener Managementexperten gibt da schon geisterung, dann die Phase der Desillusionierung,
mehr Aufschluss. Demnach ist Führung richtung- dieser folgt die Phase der Annäherung und schließ-
weisendes Einwirken auf Menschen mit der Absicht, lich die angestrebte Phase der Selbstständigkeit.
ein konkretes Ziel gemeinsam zu erreichen. Übrigens: auch bei sich selbst können Sie diese vier
Phasen beobachten, wenn Sie eine neue Aufgabe
in Angriff nehmen!
6. Soft Skills Basic II Erfolgsfaktor Führungstechnik 6
Die Phase der Begeisterung Die Phase der Annäherung
} Motivation hoch } Motivation steigend
} Können sehr gering } Können mittel
} Präzise Anforderungen erforderlich } Realistischere Einschätzung der Anforde-
rungen
} Dennoch erste Erfolgserlebnisse aufgrund
geringer Erwartungshaltung } Wachsende Zahl der Erfolgserlebnisse führt
zu steigender Motivation
} Viel Lob und Anerkennung erforderlich
} Hilfestellung auf Anforderung
Die Phase der Desillusionierung Die Phase der Selbstständigkeit
} Motivation gering } Motivation hoch
} Können zunehmend } Können hoch
} Erwartungshaltung zu hoch } Sucht sich Aufgaben, arbeitet selbstständig
} Geringe Zahl der Erfolgserlebnisse führt zu } Hohe Zahl an Erfolgserlebnissen
Enttäuschung
} Kann Ergebnisse selbst interpretieren
} Hilfestellung am konkreten Beispiel erforderlich
} Höhere Anforderungen stellen oder neue Auf-
gaben zuweisen
7. Soft Skills Basic II Erfolgsfaktor Führungstechnik 7
Führungsinstrument: Ziele } Wir machen deutlich, wie wichtig die erbrachte
Leistung für das Erreichen unserer Ziele ist.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Ziele sind Führungs-
} Lob soll wirken. Wir gehen nicht sofort zur
instrumente! Ziele haben nämlich mehrere Vorteile:
Tagesordnung über.
} Lenken die Tätigkeit des Mitarbeiters in die } Wir sind Coach, nicht Polizist!
gewünschte Richtung
} Ziele sollen mit dem Mitarbeiter gemeinsam
Führungsinstrument: Kritik
definiert werden
} Ziele sollen konkret, messbar, erreichbar, rele- Auch Kritik ist ein Führungsinstrument, das wir ne-
vant und nachprüfbar sein ben Lob und Zielen ab und an verwenden. Beach-
ten Sie unbedingt folgende Grundsätze, wenn Sie
} Ziele werden schriftlich festgehalten
Kritik einsetzen:
} Ziele machen nur Sinn, wenn wir bei deren Re-
alisierung durch den betreffenden Mitarbeiter } Wir sagen unseren Mitarbeitern von vornher-
als Coach zur Verfügung stehen und ständig ein, dass wir ihnen mitteilen werden, was wir
Feedback geben von ihrer Leistung halten.
} Berechtigte Kritik muss sofort erfolgen.
Führungsinstrument: Lob } Wir erklären im Detail, was falsch gemacht
wurde und welche Wirkung es auf uns und
Ein weiteres Führungsinstrument ist Lob. Um Lob unsere Ziele hat.
auch tatsächlich als Führungsinstrument einsetzen
} Kritik soll wirken. Wir gehen nicht sofort zur
zu können, sollten Sie Folgendes beachten:
Tagesordnung über, Pause.
} Wir sagen unseren Mitarbeitern von vornher- } Wir machen deutlich, dass wir von dem be-
ein, dass wir ihnen mitteilen werden, was wir treffenden Mitarbeiter viel halten, aber nicht in
von ihrer Leistung halten. dieser speziellen Situation.
} Lob muss aufrichtig sein. } Wir sind nicht nachtragend.
} Lob soll zeitnah ausgesprochen werden.
8. Soft Skills Basic II Erfolgsfaktor Führungstechnik 8
Jeder hat das Zeug zum Spitzenkönner!
Potenziell sind alle Menschen Spitzenkönner - wir
müssen nur herausfinden, wo Mitarbeiter (oder wir
selbst) gerade stehen und von dort aus weiterhel-
fen.
Es ist durchaus nicht als negativ anzusehen, wenn
sich ein Mitarbeiter auf einer niederen Entwick-
lungsstufe befindet. Im Gegenteil, wir alle werden
uns immer wieder auf einer dieser niederen Stufen
wiederfinden. Entscheidend ist, dass wir uns auf-
machen, ein höheres Niveau zu erklimmen!
Noch eines zum Schluss: Im ureigensten Interesse
sollte jede Führungskraft bestrebt sein, Mitarbeiter
zu selbstständigem und selbstverantwortlichem
Handeln zu führen. Anderenfalls darf sich keiner
wundern, wenn die ganze Arbeit auf dem eigenen
Tisch liegen bleibt ...
9. Soft Skills Basic II 9
Konfliktmanagemen t :
Konflikte diplomatis c h
meistern
Um Konflikte auszutragen und diese in einen kons-
truktiven Prozess des Ausgleichs münden zu las-
sen, bedarf es einer sorgfältigen Analyse der Situ-
ation. In jedem Konflikt - privat oder beruflich - gibt
es zumeist drei Parteien: Der Angegriffene, der An-
greifer und die Beobachter.
Der Angegriffene
} 1. Konfliktphase: Verstimmung, Verärge-
rung (Wehret den Anfängen!)
Wenn Sie sich in der Rolle des Opfers sehen, ist es
wichtig zu reflektieren! Stellen Sie sich zur Klärung
der kritischen Situation folgende Fragen: Was be-
drückt Sie genau? Wo genau verschlechtert sich die
Beziehung zu einer der Personen im Arbeits- oder
Lebensumfeld? Analysieren Sie ihre Gefühle und
betrachten Sie hierbei auch die anderen Akteure.
10. Soft Skills Basic II Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 10
Wenn Sie Ihre eigene Position, Ihren eigenen Stand- } 2. Konfliktphase: Schlagabtausch
punkt überprüft haben, sollten Sie sich mit einer an- (Offener Konflikt)
deren unbeteiligten Person besprechen! Sie müssen
diese Person gewissenhaft auswählen. In diesem In der Verstimmungsphase, der ersten Konfliktpha-
Gespräch können Sie neutrale Beurteilungen und se, nimmt die Sachebene noch einen großen Raum
Einschätzungen kennen lernen und mit Ihrer eige- ein. Die zweite Konfliktphase, der Schlagabtausch,
nen Sichtweise ergänzen und vergleichen. ist emotionaler, radikaler und von Abgrenzungen und
Angriffen gleichermaßen geprägt. Kompromisse,
Stellen Sie sich und dem Gesprächspartner fol- Vereinbarungen und Abmachungen sind nicht mehr
gende kritische Fragen: Ist das alles nur eine vor- möglich. Es herrschen Misstrauen, Furcht, Rache
übergehende Schlechtwetterlage, ein persönliches und Feindbilder.
Tief auf beiden oder nur auf einer Seite? Sind sie
vielleicht gar nicht gemeint? Auch wenn Ihre Situation sich bereits so zugespitzt
hat, sollten Sie sich an die drei Schritte der Ausein-
Nun kommt das Handeln! Sie haben die kritische Si- andersetzung halten. Beginnen Sie wieder mit dem
tuation durchdacht und durchgesprochen. In dieser ersten Schritt, dem Reflektieren.
Konfliktphase ist es nun möglich, mit dem Angrei-
fer im Gespräch Lösungsvorschläge auf sachlicher Stellen Sie sich folgenden Fragen: Kennen Sie die-
Ebene zu sammeln. Treffen Sie Abmachungen und se Situation schon von früheren Arbeitsplätzen, aus
halten Sie sich daran. Aber gedulden Sie sich – al- der Schule oder aus Ihrer Kindheit? Worum geht es
les braucht Zeit, auch die Realisierung Ihrer gemein- wirklich? Was sind die wahren Motive dieses Wi-
samen guten Vorsätze. Werden Sie aktiv soweit es derstreits? Versetzen Sie sich in die Rolle des An-
geht. Stellt sich keine Realisierung der Abmachung greifers.
ein, müssen sie das Gespräch zur Vereinbarung
noch einmal wiederholen. Zeigen Sie in Ihrem Ver- Besprechen Sie sich mit allen neutralen Menschen,
halten, dass Sie alles sehr ernst nehmen und Ihnen die es in ihrem Umfeld gibt, holen Sie sich so viele
eine Lösung der Spannungen am Herzen liegt. Sichtweisen wie möglich ein. Zum Besprechen ge-
hören auch „Selbsthilfegruppen für Mobbing-Op-
fer“. All dies sind keine Resignationen oder Rück-
zugsgefechte, Sie erweitern nur Ihr psychisches
und mentales Instrumentarium und Sie werden sich
ihrer Verhaltensalternativen immer bewusster. Die
Gespräche müssen offen und vertrauensvoll sein.
11. Soft Skills Basic II Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 11
Nun müssen Sie auf den Gegner zugehen und ihn } Wie viel Kraft haben Sie noch? Lohnt sich ein
im Schlagabtausch sachlich fragen, was er von Ih- Weiterkämpfen?
nen erwartet. Sie verlieren dabei keinen Zacken aus
} Was kann man Ihnen noch alles antun, wo
der Krone, denn Sie können dem Gegner im glei-
sind sie noch verwundbar?
chen Atemzug sagen, was Sie von ihm erwarten.
Es sind Vereinbarungen getroffen und nicht gehal- } Gibt es noch andere neutrale Personen, denen
ten worden. Vielleicht sind diese unhaltbar gewor- sie als professionelle Schlichter und Vermittler
den oder sie wurden falsch verstanden. vertrauen können?
Ihr Gegner ist feindselig? Ihr Handeln muss jetzt ein Ein Besprechen mit ihrem Gegner ist nicht mehr
eindeutiges und notwendiges Abgrenzen sein. Zei- möglich. Sprechen Sie jetzt mit sogenannten Kon-
gen Sie ruhig ihre Verletzung, igeln Sie sich nicht ein. fliktmanagern und Teamentwicklern. Jetzt muss al-
Das wäre falscher Stolz und zeigt mehr Schwächen les unter vier Augen ablaufen und vielleicht ist unter
als Stärken. Gehen Sie auch hier auf Helfer und Un- den Beratern jemand dabei, der noch ein letztes
terstützer zu. Kontern Sie mit sachlich ausgespro- Vermittlungsangebot unternehmen kann. Beden-
chenen Konsequenzen, andere Ausdrucksformen ken Sie: Diese dritte Phase ist absolut. Es geht um
sind hier unglaubwürdig und theatralisch. die maximale Schädigung des Gegners, mit allen
Mitteln, Rechtsbrüchen und Übergriffen.
} 3. Konfliktphase: Vernichtungsschläge
(Absolutheit und Härte) Der Angreifer
In dieser Phase ist Ihr Arbeitsplatz in Gefahr. Achten } 1. Konfliktphase:
Sie beim Reflektieren auf folgende Punkte: Verstimmung, Spannungen
} Was würde ein Ausstieg aus diesem Zunächst sind Sie als Täter noch im selbstkritischen,
Arbeitsumfeld für Sie bedeuten? sich selbst hinterfragenden Stadium: Sie spüren,
dass etwas los ist. Sie haben möglicherweise je-
} Welche Alternativen gibt es?
manden brüskiert, verletzt oder bloßgestellt. Sie
} Wer kann Ihnen bei einem Um- und Neuein- sind aktiv, Sie suchen noch nach Möglichkeiten, auf
stieg behilflich sein? den anderen zuzugehen. Handeln ist Ihnen in dieser
Phase wichtig. Sie nehmen die Sachen in die Hand,
12. Soft Skills Basic II Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 1
stellen sich der Situation und können auf die Kolle- Das sind alles aktive, handlungsaktivierende Fragen!
gen, den Chef oder den Abteilungsleiter zugehen.
Sie sind nun derjenige, der handelt, der aufräu-
In einer zweiten Phase stehen Sie vor den Ent- men will und Klarheiten schafft. Also bieten Sie Ge-
scheidung, ob sie gemäß ihrer Ziele auf die verletz- spräche, sachliche Auseinandersetzungen an. Sie
te Person zugehen und sie ansprechen können. gehen selbstkritisch mit diesem Konflikt um. Sie
Sie nehmen die Person ernst. Sie leisten aktives schauen nach den wirklichen Ursachen, Anlässen
Verständnis. Sie haben bei den gemeinsam offen und Auslösern.
analysierten Verärgerungen und Beleidigungen ver-
standen, worum es Ihrem Kollegen geht und verein- Jetzt zeigen Sie, dass Sie wirklich erhaben sind,
baren nun, dass Sie entsprechend der gemeinsam dass Sie die Situation beherrschen. Sie können
erarbeiteten Lösungen handeln werden. sich distanzieren und können mit einem gewissen
Abstand betrachten. Dadurch gewinnen Sie Macht
und Einfluss.
} 2. Konfliktphase:
Schlagabtausch, Zusammenstoß } Sie sind nicht mit gekränkter Haltung in den
Konflikt gegangen.
Je nachdem ob Sie sich im Stadium des Schlag-
} Sie können immer wieder einen Schritt auf den
abtauschs befinden oder sich in den permanenten
anderen zugehen.
„Kampf“ begeben haben, müssen Sie sich fragen:
} Was sind Ihre wirklichen Motive? } Sie sind nicht kleinherzig.
} Ist die aggressive Auseinandersetzung } Sie können gut einstecken.
notwendig?
} Sie müssen nicht zurückschlagen.
} Was löst der oder die andere bei Ihnen aus?
} Sie können sich sagen: „Das stört doch keinen
} Was verärgert Sie so? großen Geist.“
} Laufen hier Projektionen, Übertragungen ab?
13. Soft Skills Basic II Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 13
} 3. Konfliktphase: Vernichtungsschläge Der Beobachter
Der Konflikt hat an Härte und Radikalität eindeutig } 1. Konfliktphase:
zugenommen. Ging es anfangs noch um ein ak- Verstimmung, Spannungen
tives Minimieren der Verletzung, der Verstimmung,
geht es jetzt letztlich um die maximale Schädigung
des Gegners. Dazu scheinen alle Strategien, Tak- Sind sie wirklich so neutral oder freuen sie sich schon
tiken und Techniken erlaubt: Rechtsbrüche und auf die Vernichtungsschläge? Seien Sie ehrlich zu
Übergriffe und Grenzverletzungen sind an der Ta- selbst! Oder haben Sie Furcht, weil Sie der Nächste
ges- und Büroordnung. In dieser Phase nun sind sind, der vernichtet werden soll? Oder sind Sie der
Sie nur noch schwer in der Lage, Ihre Interessen fair konsequent-radikale „Raushalter“, der absolute Un-
zu vertreten. Es besteht die Gefahr, dass Sie vom parteiische, fliehen vielleicht sogar vor dem Konflikt.
„produktiv-positiven Täter“ zum „aggressiv-nega- Fragen Sie sich, warum Sie jeweils so reagieren, so
tiven Täter“ werden. fühlen. Entscheiden Sie auch für sich früh genug,
wer in dem Konflikt Täter, wer Opfer ist.
Stellen Sie sich folgende Fragen ganz bewusst:
Was hinter steckt meinen Aggressionen? Bin ich Sind Sie innerlich so neutral-objektiv aber auch so
verunsichert, habe ich Furcht, brauche ich Neben- standhaltend, dass Sie ein Gespräch für die ange-
kriegsschauplätze? Habe ich schon mal so etwas spannten, verstimmten Parteien anbieten können?
erlebt? Ein Gespräch, das die Spannung reduziert - eines,
Denken Sie immer auch an unnötige Konsequenzen, das entlastet. Hüten Sie sich davor, sich mit einer
verlieren Sie nicht den Überblick, beherrschen Sie Partei zu identifizieren - bleiben Sie unparteiisch!
sich, den Gegner und die Situation. Jetzt benötigen
Sie die Hilfe eines Kollegen oder Freundes, der zu Die aktive Gestaltung der Konfliktvermeidung bzw.
Ihnen positiv aber auch kritisch und distanziert ein- -lösung könnte jetzt von Ihnen ausgehen. Jetzt sind
gestellt ist: Wie nimmt dieser die Situation wahr? konstruktive Mittelwege gefragt. Achten Sie darauf,
Welche Positionen sind für ihn deutlich sichtbar? keine Missetaten oder Fehler gleich festzumachen
Suchen Sie unter Umständen professionelle Unter- – das facht den Konflikt erst richtig an!
stützung: Schlichter, Vermittler, Konfliktmanager.
Geben Sie Fehler zu! Sie sind an Objektivität inter-
essiert! Und zeigen Sie, dass Sie sich über die Zu-
spitzung und Tiefe des Konflikts bewusst sind.
14. Soft Skills Basic II Konfliktmanagement: Konflikte diplomatisch meistern 14
} 2. Konfliktphase: } 3. Konfliktphase: Vernichtungsschläge
Schlagabtausch, Zusammenstoß
Leider müssen Sie jetzt mit aller Vermittlung aufhö-
Auch hier ist die Versuchung, in den Konflikt hin- ren. Ihre Unterstützung soll jetzt derjenige bekom-
eingezogen zu werden, sehr groß. Vorsicht und men, der Sie benötigt. Davor müssen Sie natürlich
Umsicht, ja Wachsamkeit sind für Sie jetzt das Ent- einen klaren Standpunkt beziehen. Besprechen
scheidende. Noch ist der Konflikt zu lösen, also und zeigen Sie Ihre Gefühle, ihre Betroffenheit. Re-
aktiv ins Positive zu gestalten. Informieren Sie sich den Sie mit den Menschen im beruflichen Umfeld
über alle Beweggründe, Auslöser und Ursachen und machen Sie auf das sich anbahnende, zer-
des Konflikts. Haben Sie überhaupt Macht, hört Ih- störerische Desaster aufmerksam. Helfen Sie dem
nen überhaupt jemand von den verfeindeten Par- hinzugezogenen, professionellen Vertrauensmann.
teien zu? Wenn ja - vermitteln Sie! Beruhigen Sie Zeigen Sie, dass sie die Situation so nicht akzeptie-
und schwächen Sie die Konfrontation ab. Machen ren und gut heißen.
Sie den beiden Parteien deutlich, dass Sie diese
Stufe der Verschärfung nicht akzeptieren und kei-
nem Schaden zufügen werden. Bieten Sie sich als
Mittelsmann an oder suchen Sie andere Kollegen
für diese Funktion.
15. Soft Skills Basic II 15
Interkulturelle Komp e-
tenz und Diversity
Management
Schlagwörter wie „Interkulturelles Manage-
ment“ oder auch „Interkulturelle Kompetenz“
tauchen immer wieder in den Medien auf – da-
bei sind kulturbedingte Unterschiede nur ein
Teil dessen, was uns voneinander unterschei-
det und zur Vielfalt der Humanressourcen
eines Unternehmens beiträgt. Diese Vielfalt
produktiv für ein Unternehmen zu machen,
wird in den USA unter dem Stichwort „Diversi-
ty Management“ diskutiert.
16. Soft Skills Basic II Interkulturelle Kompetenz und Diversity Management 16
Konzept aus den USA Geschlecht oder auch die sexuelle Orientierung. Die
dritte Schicht der „Diversity“ umfasst z. B. die Re-
Die Allianz AG implementiert es gerade, die Deut- ligion, den geographischen Lebensraum, das Ein-
sche Bank hat es schon und bei Ford wird es kommen und den Familienstand eines Menschen.
schon lange angewendet: Diversity Management. Das berufliche Aufgabenfeld, die Seniorität oder
Wie viele Managementkonzepte stammt auch die die (Führungs-)Ebene, auf der Personen arbeiten,
Idee, die kulturelle und menschliche Vielfalt der Mit- erfasst die vierte, organisations-orientierte Schicht.
arbeitenden für das Unternehmen gewinnbringend In Nordamerika längst verbreitet, ist das komplexe
zu nutzen, ursprünglich aus den USA. Kein Wunder Konzept des Diversity-Managements in Deutsch-
also, dass US-Unternehmen wie Coca-Cola, Kraft land bisher erst in die Etagen der großen, trendan-
Foods oder Procter Gamble längst nicht nur die gebenden Unternehmen vorgedrungen. Hingegen
Idee aufgegriffen haben, sondern diese Konzepte haben die Aspekte des Diversity-Managementkon-
anwenden und Diversity Manager in ihren Personal- zeptes, die sich mit den kulturellen Unterschieden
abteilungen inzwischen genauso selbstverständlich von Menschen befassen, bereits auch in Deutsch-
geworden sind wie z. B. Compensation Benefits land breite Resonanz gefunden.
Manager.
Interkulturelles Management in Deutschland
Was ist Diversity und was managen Diversity
Experten? Längst sind es nicht mehr nur die großen, be-
kannten Firmen wie die Dax-30-Unternehmen, die
Menschen unterscheiden sich zunächst in ihrer Per- interkulturelle Kompetenz fordern und im Zuge der
sönlichkeit. Diese bildet sozusagen den Kern un- Laufbahn ihrer Mitarbeitenden honorieren. Auch
serer angeborenen Verschiedenartigkeit. Um diesen mittelständische, Unternehmen nennen in ihren Jo-
Kern herum befinden sich nach dem Diversity-Mo- banzeigen die Fähigkeit in internationalen Teams zu
dell von Gardenswartz Rowe (1) drei „Schichten“, arbeiten als gewünschte Fähigkeit. Bei der Planung
die gefüllt sind mit Aspekten (auch „Dimensionen“ der weiteren Karriere ihrer Mitarbeitenden spielt das
genannt), anhand derer sich Menschen voneinan- Thema Interkulturalität ebenfalls eine Rolle.
der wesentlich unterscheiden können. Um ihre Mitarbeitenden fit für den internationalen
Neben unserer Persönlichkeit zählt man zu den per Einsatz zu machen, bieten Unternehmen Nach-
Geburt bestimmten, kaum bzw. nicht veränderbaren wuchskräften sowie Fach- und Führungskräften in-
Dimensionen: Das Alter, die physischen Fähigkeiten terkulturelle Trainings an. Je nach Ressourcen der
(Behinderung/Nichtbehinderung), die Ethnie, das unternehmenseigenen Personal-Abteilung werden
17. Soft Skills Basic II Interkulturelle Kompetenz und Diversity Management 17
sie von internen Trainern durchgeführt oder von be- Was ist interkulturelle Kompetenz?
auftragten externen Anbietern. Die Investitionen in
Internationalisierung und ein Mehr an Interkulturali- Angesichts eines sich internationalisierenden Um-
tät wirken sich langfristig aus: Ford z. B. bietet den felds in der deutschen Gesellschaft benötigen mehr
Mitarbeitenden eine Online-Zeitung in Türkisch, da- und mehr Mitarbeitende eines Unternehmens,
neben sind Deutsch und Englisch Unternehmens- Schüler und Studierende ebenso wie Ärzte oder
sprache. Polizisten die Fähigkeit „interkultureller Kompetenz“.
Sie brauchen diese Fähigkeit unbedingt, wenn sie
Doch nicht nur Unternehmen bemühen sich, kul- erfolgreich mit Angehörigen anderer Kulturen und
turbedingte Unterschiede zu berücksichtigen. So ethnischen Gruppen kommunizieren wollen, d.h.
finden sich in den Mensen deutscher Universitäten deren verbale und nonverbale Signale angemessen
neben verschiedenen Fleischgerichten auch stets interpretieren und darauf entsprechend zu reagie-
ein vegetarisches Gericht und ein Fleischgericht ren. So lassen sich nicht nur Missverständnisse ver-
ohne Schweinefleisch. Auf interkontinentalen Flü- meiden, sondern es entsteht auch ein Kommunika-
gen gehören kosher meals zum Standardangebot tionsklima „auf Augenhöhe“, in dem die Agierenden
der Airlines. sich gleichermaßen sicher fühlen.
Interkulturell kompetente Menschen begegnen sich
So unterschiedlich wie die Beispiele sind, so ver- als gleichberechtigte Partner, die sich möglicher
schieden sind auch die Angebote, die aus einem kulturbedingter (Kommunikations-)Unterschiede
Konzept des interkulturellen Managements ent- bewusst sind und daher keine übermäßige Zurück-
stehen können. Das „eine“ Konzept, um kulturelle haltung oder Vorsicht üben müssen. So lässt sich
Unterschiedlichkeit zu managen, gibt es nicht. Viel- am leichtesten voneinander lernen, miteinander zu
mehr bedeutet interkulturelles Management jeweils Übereinstimmungen kommen oder auch einmal
die Intention, den in einem Unternehmen, einer Uni- unterschiedliche Meinungen fair und angemessen
versität, Schule, Organisation etc. anzutreffenden, diskutieren. Aber wie ist interkulturelle Kompetenz
kulturbedingten Unterschieden Rechnung zu tra- überhaupt erlernbar? Lässt sich einmal Erlerntes
gen und Synergieeffekte zu schaffen. Letzteres ist auf jede Kultur und Ethnie anwenden?
allerdings immer langfristig zu sehen.
18. Soft Skills Basic II Interkulturelle Kompetenz und Diversity Management 18
Anbieter interkultureller Weiterbildung unterschei- kommunizieren in Frankreich“ weisen auf kultur-
den grundsätzlich zwei Formen von Trainings: Zum bzw. länderspezifische Inhalte hin. Sie fokussieren
einen gibt es Angebote zum Erwerb von Hand- auf die Spezifika eines bestimmten Kulturraumes,
lungskompetenz allgemein für den Umgang mit An- einer Kultur oder eines Landes.
gehörigen anderer Kulturen. Entsprechend basieren
diese Trainings auf einem so genannten kulturallge- Je nachdem, ob die Seminare allgemein zugäng-
meinen Ansatz. Ziel ist es, bei den Teilnehmenden lich sind oder spezifisch auf die Bedürfnisse der
ein Bewusstsein zu schaffen für die kulturbedingten Teilnehmenden ausgerichtet werden, grenzt sich
Unterschiede im Denken und Handeln allgemein, der Themenrahmen oft noch enger ab. Verhand-
die in der Interaktion mit Personen unterschiedlicher lungsführung, arbeitsrechtliche Grundlagen, Ge-
Kulturen auftreten können. In Rollenspielen, Fallstu- haltsspannen und die durchschnittliche Dauer einer
dien und Übungen behandeln die Teilnehmenden Patentanmeldung in einem Zielland sind eher für
Themen, die in jeder Kultur eine Rolle spielen, sich künftig entsandte Manager hilfreich, weniger aber
jedoch kulturspezifisch anders darstellen können für Ärzte oder Mitarbeitende in Forschung und Leh-
(z. B. das Verhältnis von Frau – Mann). In kulturall- re. Unternehmen wie DaimlerChrysler, Bosch oder
gemeinen Trainings erfolgt eine Sensibilisierung der VW lassen ihre Mitarbeitenden entsprechend kul-
Teilnehmenden für Kulturdivergenzen, die sie im tur- und themenorientiert trainieren. Bei ihnen ist
Alltag erkennen und ihnen kompetent begegnen die Teilnahme an einem interkulturellen Training ein
können, da ihnen dank dem Training eine Palette Pflichtbaustein auf dem Weg in eine internationale
von situationsangemessenen Verhaltensweisen zur Karriere, der den Mitarbeitenden sogar vertraglich
Verfügung steht. Trainings mit kulturallgemeinem zugesichert wird.
Ansatz eignen sich vor allem für Mitglieder interna-
tionaler Teams, in denen Angehörige mehrerer Kul-
turen miteinander arbeiten.
Zum anderen werden viele Trainings mit einem kul-
turspezifischen Ansatz durchgeführt. Wer als Expat- (1) Die Amerikanerinnen Lee Gardenswartz und Anita Rowe
riate vor einem längeren Auslandseinsatz in China forschen seit circa 25 Jahren zum Thema Diversity; das in die-
steht oder zukünftig für den Absatz der Produkte im sem Artikel beschriebene Diversity-Modell wurde von ihnen in
französischen Markt verantwortlich zeichnet, kann Diverse Teams at Work (Burr Ridge, IL: Irwin Professional Pub-
sich in kulturspezifischen Seminaren das nötige lishing, 1994) vorgestellt und nimmt seinerseits Bezug auf Di-
Rüstzeug holen. Titel wie „Verhandeln mit Chine- mensionen, die Marylin Loden und Judy Rosener in Workforce
sen“, „Doing business in the U.S.“ oder „Erfolgreich America (Business One Irwin, 1991) darstellen.
19. Soft Skills Basic II 19
Ursachen und Tipp s
gegen Mobbing
“Mobbing“ zählt in der Arbeitswelt bereits zur
Alltagssprache. Kaum zu glauben, aber jeder
zehnte Arbeitnehmer wird mindestens ein Mal
im Leben „gemobbt“. Mobbing belastet die
gesamte Kommunikation eines Unternehmens
- auch die Unbeteiligter!
Es gibt mittlerweile immer mehr „Mobbingop-
fer“ in Deutschland! Das englische Verb „mob“
wird übersetzt als lärmend oder herfallend.
Doch ab wann gilt jemand als „Mobber“?
Ursachen für Mobbing
Stressbelastung am Arbeitsplatz ist nichts Unge-
wöhnliches. Es gibt jedoch große Unterschiede in
der individuellen Stresswahrnehmung und -verar-
beitung, Stressfaktoren, die nicht abgebaut oder in
sonstiger Weise bewältigt werden, können zu psy-
chosomatischen Erkrankungen und somit zu Konf-
likten und zu Mobbing führen.
20. Soft Skills Basic II Ursachen und Tipps gegen Mobbing 0
Die Pseudoharmonie Gibt es typische Mobbing-Opfer?
In vielen Unternehmen sind Streit und Konflikte un- Nach bisherigen Erkenntnissen kann zwar grund-
erwünscht, statt dessen besteht eine stillschwei- sätzlich jeder Mobbing-Opfer werden. Aber die
gende Verpflichtung zur „Pseudoharmonie“. Unter Wahrscheinlichkeit ist nicht bei jedem Menschen
dieser Oberfläche brodeln dann die Konflikte, die gleich. Die Forschungsrichtung Viktimologie hat
somit der beste Nährboden für Mobbing sind. als Teilgebiet der Kriminologie unter Beteiligung
der Psychologie die besonderen Verhaltenseigen-
arten und die diesen zugrundeliegenden Attitüden
Hierarchie und Hackordnung von Opfern sehr sorgfaltig analysiert und empirisch
überzeugend belegt. Folgende „viktimologische An-
Bei Mobbing geht es oft um Macht und Einfluss - reize“ können vom potentiellen Opfer ausgehen und
Faktoren, die in stark hierarchischen Strukturen von machen Mobbing ihm gegenüber wahrscheinlicher.
besonderer Bedeutung sind. Im Rahmen der Rang-
und Hackordnungskämpfe geht es häufig brutal zur Viktimologische Anreize können z.B. sein:
Sache. In einem Feld der nicht offenen Auseinander- } Leistungsprobleme (wenig Kenntnisse und
setzung und der anonymisierten Konkurrenz ist das Fertigkeiten, hohe Fehlerquote, mangelnde
Ausmaß der erlebten Bedrohung von innen oft noch Leistungsbereitschaft, Überaktivität)
größer als eine mögliche Bedrohung von außen.
} gestörte Persönlichkeit (Arroganz, Distanzlo-
sigkeit, Nervosität, Choleriker, Unpünktlichkeit,
Selbstunsicherheit, unangemessenes Verhalten)
Arbeitsinhalte und „Langeweile-Mobbing“
} soziale Anpassungsprobleme (Absonderung,
Auch diese tragen zur Entwicklung von Mobbing Schüchternheit, Kompetenzüberschreitung
bei. Beispielsweise entwickelt sich „Langeweile- et cetera)
Mobbing“ an Arbeitsplätzen, die geringe geistige
} Auffälligkeit der äußeren Erscheinung (groß,
Anforderungen an die Beschäftigten stellen, wo
klein, dick, dünn, Behinderungen, Kleidungsstil)
diese systematisch unterfordert sind und die Lern-
fähigkeit und Kreativität behindert werden. } Krankheiten (Epilepsie, Akne, Hautausschlag,
Diabetes, Körpergeruch)
21. Soft Skills Basic II Ursachen und Tipps gegen Mobbing 1
Tipps gegen Mobbing Was tun, wenn die Situation eskaliert?
Was lässt sich dagegen tun, damit es gar nicht erst Je länger Sie Mobbing dulden, desto schwieriger
dazu kommt, gemobbt zu werden? Es gibt viele lässt sich das Problem lösen. Menschen handeln
Aktionen durch Mitarbeiter, die der Karriere scha- und denken nicht immer logisch. Darüber hinaus
den können. Die Grenzen zwischen Geschmacklo- sind sie individuell verschieden. Daher gibt es kei-
sigkeiten, bösen Scherzen und Straftatbeständen ne Musterlösung. Einige Verhaltensmuster liegen
sind oft fließend. Manchmal muss man über Dinge jedoch fast immer vor. Manche Kollegen mobben
hinwegsehen. Trotzdem sollten gewisse Tendenzen nur, weil es die anderen auch tun. Man will eben
gleich im Keim erstickt werden, damit die Karrie- dazugehören. Den Vorgesetzten darauf anzuspre-
repläne keinen Schaden nehmen. Zunächst sollten chen ist jedoch eine heikle Angelegenheit. Man gilt
Sie für sich selbst Ihre persönlichen Schwachpunkte schnell als „Petze“. Jetzt gilt es, einen kühlen Kopf
notieren. zu bewahren.
Machen Sie es Mobbern schwer } 1. Informationen sammeln
Zunächst sollten Sie Informationen sammeln. Auch
Keiner kennt Sie besser, als Sie sich selbst. Gera- bei denjenigen, die Ihnen individuell zur Seite ste-
de dies ist Ihr persönlicher Vorteil. Nutzen Sie ihn! hen. Suchen Sie den Kontakt zu anderen Betrof-
Machen Sie es möglichen Mobbern so unbequem fenen und tauschen sich aus.
wie möglich. Je unbequemer das Opfer, desto un-
interessanter wird es für den Mobber. Zunächst
sollten Sie Ihre persönlichen Schwachpunkte notie- } 2. Opferrolle ablehnen
ren. Dazu zählt zum Beispiel mangelndes Durchset- Lassen Sie sich nicht zum Opfer machen. Überneh-
zungsvermögen, Inkonsequenz, Hemmungen, die men Sie Verantwortung für sich selbst und werden
eigenen Interessen zu verwirklichen, Angst vor Ver- aktiv. Viele begehen den Fehler, zunächst stillzuhal-
antwortung oder Angst vor den Folgen von Erfolg. ten in der Hoffnung, dass sich alles von alleine erle-
digen wird. Dies ist selten der Fall. Wer sich zu viel
gefallen lässt, bietet sich nämlich geradezu für die
Rolle als Opfer an.
22. Soft Skills Basic II Ursachen und Tipps gegen Mobbing
} 3. Aktivität statt Passivität } 6. Klartext vor versammelter Mannschaft
Werden Sie aktiv! Es gibt viele Möglichkeiten, sein Wenn das Gespräch unter vier Augen wirkungslos
Auftreten und seine Wirkung nach außen zu opti- bleib, dann stellen Sie ihn vor versammelter Mann-
mieren. Dazu zählen zum Beispiel Rhetoriksemi- schaft zur Rede. Dies erfordert viel Mut, Selbstbe-
nare, Selbstbehauptungskurse, Weiterbildungen, wusstsein und Zivilcourage. Stellen Sie klar, dass
persönliches Coaching. Scheuen Sie sich nicht, Sie nicht dulden, dass zum Beispiel schlecht über
gegebenenfalls therapeutische Hilfe in Anspruch zu Sie geredet wird.
nehmen.
} 7. Wenn es hart auf hart kommt
} 4. Verbündete suchen Falls alle Versuche scheitern, gibt es zwei Mög-
Suchen Sie Verbündete. Freunden Sie sich mit Kol- lichkeiten. Entweder Sie kämpfen sich durch (alle
legen an. Bei Gesprächen mit Vorgesetzten bietet Instanzen), oder Sie wechseln den Job. Ob es sich
es sich an, allgemein auf Spannungen und Unstim- lohnt, seine ganze Gesundheit und Energie aufs
migkeiten in der Abteilung hinzuweisen. Namen Spiel zu setzen, um mit Kollegen klarzukommen,
brauchen nicht genannt zu werden. Informieren Sie die einem nur Böses wollen, muss jeder selbst ent-
ebenso den Betriebsrat. scheiden. Es gibt nämlich auch faire Firmen, die ein
gutes Betriebsklima, leistungsgerechte Bezahlung
und realistische Aufstiegschancen bieten.
} 5. Vier-Augen-Gespräch
Bevor Sie den oder die vermeintlichen „Übeltäter“
vor versammelter Mannschaft an den Pranger stel-
len, sollten Sie fairerweise um ein „Vier-Augen-Ge-
spräch“ bitten. Vielleicht gehen Sie mit den/dem
Betreffenden Kaffee trinken und sprechen die An-
gelegenheit ganz konkret an. Manchmal erledigt
sich das Problem dann von alleine.
23. Soft Skills Basic II 3
Erfolgreich durch
Teamarbeit
Fast immer ist von Anforderungen an ein ein-
gespieltes Team die Rede, das blind aufeinan-
der vertrauend alle Widrigkeiten meistert, Ne-
gativerlebnisse wegsteckt und ausschließlich
dem Erfolg verschrieben ist. Was aber macht
erfolgreiche Teamarbeit wirklich aus und wie
muss oder soll ich mich verhalten, damit ich
einen positiven Beitrag leiste? Kann ich auch
als überzeugter Einzelkämpfer im Team er-
folgreich sein, oder bin ich dann eher der Stör-
faktor, der den Gesamterfolg verhindert?
Was ist ein Team?
Vielleicht sollte zunächst einmal der Begriff Team
definiert werden: Das Erreichen gemeinsamer Ziele
durch gegenseitige Unterstützung und Berücksich-
tigung der Stärken und Schwächen jedes Einzel-
nen. Größe und Zusammensetzung des Teams sind
ebenfalls wichtig, da zielgerichtetes Vorgehen ein
hohes Maß an Selbstdisziplin sowie Ehrlichkeit und
Offenheit im Umgang miteinander erfordert. Hin-
24. Soft Skills Basic II Erfolgreich durch Teamarbeit 4
zu kommt ein sachliches Einschätzen der eigenen Probleme für Teameinsteiger
Grenzen, Kompromissbereitschaft und der positive
Umgang mit Konflikten. Nicht jedes Teammitglied Neuzugänge in Teams haben es oft schwer, Zu-
verfügt über gleichgeartete Talente; die richtige Mi- gang zu einer vermeintlich gut funktionierenden und
schung ist entscheidend. eingeschworenen Gemeinschaft zu finden. Es wer-
den ihnen manchmal bewusst, gelegentlich auch
unbewusst, Stolpersteine in den Weg gelegt - von
Ohne Kommunikation geht nichts Fehlinformationen über Zurückhaltung wesentlicher
Details bis hin zur persönlichen Ablehnung, für die
Vor dem Hintergrund, gemeinsame Ziele schnell zu es allem Anschein nach keine greifbaren Gründe
erreichen, treten in der Auslegung einzelner Schritte gibt. Das darf man nicht unterschätzen, denn ein-
immer wieder Spannungen und Reibungen auf und mal aufgebaute Fronten sind nur mühsam wieder
einzelne Mitglieder beklagen sich über mangelnde Ak- einzureißen und führen häufig zu einer Haltung, die
zeptanz innerhalb des Teams, da ihre Vorschläge nur Leistung verhindert, Frust aufbaut und letztlich der
bedingt Zustimmung finden. Diese Hürden können nur Sache und dem Einzelnen nicht dienlich ist. In sol-
durch direkte und unmittelbare Kommunikation über- chen Situationen sollte man einen klaren Kopf be-
wunden werden. So wird Misstrauen vermieden, denn halten, die Aussprache suchen und eigene Vorstel-
Misstrauen baut sich dort leichter ab, wo Zugehörigkeit lungen und Wünsche deutlich machen.
und der Wunsch nach Identifikation (mit der Sache) ver-
wirklicht werden. Bewusste Identifikation ist Teil einer
Philosophie, nach der es auch bei Fehlentscheidungen Ein Team teilt Erfolg und Misserfolg
keinen Rechtfertigungszwang geben darf.
Bei allem Selbstbewusstsein darf man nicht außer
Acht lassen, dass ein Team einen Kopf benötigt,
Rollenverteilung der in letzter Konsequenz Meinungen analysiert, an
den Anforderungen der Sache misst und - falls er-
Innerhalb eines Teams sollte jeder seine Rolle su- forderlich - eine Entscheidung trifft, die nicht immer
chen und finden. Der Prozess des Kennenlernens auf die Zustimmung aller Beteiligten stößt. Dies soll-
kann Verhaltensweisen nachhaltig beeinflussen und te möglich sein, ohne die weitere Zusammenarbeit
wird dies in den meisten Fällen auch tun. Wird ein negativ zu beeinflussen, kann aber nicht bedeuten,
Team neu zusammengestellt, können die Mitglieder dass sich der „Leader“ alle Erfolge selbst zurechnet
die Aufgaben immer anders verteilen, bis sich eine und die Misserfolge ausschließlich auf das Fehlver-
Struktur bewährt. halten der Teammitglieder zurückführt.
25. Soft Skills Basic II Erfolgreich durch Teamarbeit 5
Nur wer bereit ist für Neues, kann sich entwickeln Erkennen Sie die Erfolge Anderer an
Besonders perfide wird es, wenn unter dem Deck-
mantel des Teamgeistes einzelne Mitglieder ihre Ei- Wer unfähig ist, Erfolge Anderer zu akzeptieren und
genheiten ausleben und so mangelnde Fähigkeiten anzuerkennen und daraus für sich selbst zu lernen,
oder fehlende soziale Kompetenz verschleiern. sondern einen einmal eingeschlagenen Weg mit
Ein rüder Umgangston ist nicht gleichzusetzen mit grober Rücksichtslosigkeit verfolgt und unbeirrt von
Durchsetzungsfähigkeit! Werden solche Auswüch- Tatsachen und Gegebenheiten andere Meinungen
se gezügelt, setzt Teamarbeit einen wichtigen Lern- gegen bessere Überzeugung nicht gelten lässt,
prozess in Gang, der insbesondere weniger erfah- wird sicher nicht mit Rückendeckung rechnen kön-
renen, aber hoch motivierten Mitarbeitern zugute nen, falls sich der eingeschlagene Weg irgendwann
kommt. Hier wird ihnen die Chance geboten, ihre als falsch erweisen sollte.
Fähigkeiten zu demonstrieren, Mängel auszubü- Teamarbeit darf nicht zu einem stammtischartigen
geln, sich mit einer Sache und dem Unternehmen Diskutierklub werden, sondern muss Teil einer Stra-
zu identifizieren und Weichen für die berufliche Zu- tegie sein: Dann wird der Erfolg des Teams auch
kunft zu stellen. Neue Wege zu gehen, darf dabei der eigene sein.
für die Karriere nicht nachteilig sein, denn wenn
man nur das tut, was man kann, wird man nur das
bleiben, was man ist.
26. Soft Skills Basic II 6
Tipps Tools
für Ihr nächstes
Power-Meeting
Vertane Zeit oder Power-Meeting? Was aus
Ihrer nächsten Besprechung wird, ist keine
Frage des Zufalls, sondern hängt auch von
Ihnen ab - als Teilnehmer oder als Moderator.
Wir stellen Ihnen die wichtigsten Regeln und
Tools vor, damit Ihre zukünftigen Meetings er-
folgreicher verlaufen.
Sinn und Zweck von Meetings
Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen zur
Besprechung wichtiger Themen sind aus dem heu-
tigen Büroalltag nicht mehr wegzudenken. Sie die-
nen mehreren Zwecken:
} dem Austausch von Informationen
} der Erarbeitung von Strategien zur Lösung von
Problemen
} der Organisation von teamorientierten Arbeits-
prozessen
27. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 7
Der Vorteil des Meetings selbst ist die direkte } Zu starker Verkündigungscharakter
Kommunikation zwischen den Beteiligten. Anders Hier wird nur in eine Richtung kommuniziert. Feed-
als etwa der E-Mail-Verkehr oder der Umlauf von back ist nicht erwünscht. Konsequenz: Die Anwe-
Unterlagen kann in einer gemeinsamen Bespre- senden fragen sich, warum sie da sind. Hätte man
chung schnell ein einheitliches Informationsniveau lieber als E-Mail gelesen...
hergestellt werden. Deshalb sind Meetings immer
dann optimal, wenn Entscheidungen gefällt wer-
den sollen, zu denen viele Beteiligte gehört werden } Zu viele Selbstdarsteller
müssen; oder dann, wenn sich Teams über die Wenn sich zu viele Teilnehmer in ausschweifenden,
Verteilung von Arbeitspaketen abstimmen wollen. sachfremden Ausführungen verlieren, um sich als
Gut geeignet sind sie auch für die Kommunikation vermeintlich tolle Redner zu präsentieren, gerät das
von komplexen Informationen, denn es stellt sich eigentliche Ziel des Meetings aus dem Blick.
im Verlauf schnell heraus, ob das Gesagte verstan-
den wurde. Sehr wichtig sind Meetings auch dann,
wenn in einer Gruppe kreativ an Lösungen gearbei- } Zu viele Detail-Diskussionen
tet werden soll. Wenn die kommunizierten Informationen nur einen
kleinen Teil der Anwesenden betreffen, kann es bei
diesen Nicht-Betroffenen schnell zu Konzentrati-
Meetings können auch nerven ... onsproblemen kommen...
Meetings sind also dazu geeignet, komplexe Kom- Ob ein Meeting gelingt, hängt also zum einen von
munikationsvorgänge durch physische Präsenz zu der Organisation ab (Die richtigen Teilnehmer zum
regeln. Und da beginnt auch schon das Problem: richtigen Thema?) und zum anderen von der Durch-
Um schlechte und damit meist überflüssige Mee- führung.
tings handelt es sich dann, wenn dieser Kommuni-
kationsprozess gestört wird. Die wichtigsten Stör-
faktoren sind zumeist:
28. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 8
Tipps für Teilnehmer an Meetings } Richtige Platzwahl
Wenn es eine feste Sitzordnung gibt, können Sie
} Gut vorbereiten diesen Punkt überlesen. Wenn nicht, setzen Sie
Völlig klar: Nur gut vorbreitet kann man sich als Teil- sich immer so, dass Sie mit dem Moderator einfach
nehmer erfolgreich an einem Meeting beteiligen. Blickkontakt halten können. Es wird Ihnen dann eher
Beginnen Sie sofort dann mit Ihrer Vorbereitung, möglich sein, das Wort zu ergreifen. Wenn es kei-
sobald Sie zu dem Termin eingeladen wurden. Vor nen Moderator gibt, setzen Sie sich auf einen Platz,
allem, wenn Sie einen eigenen Punkt auf der Agen- von dem aus Sie die Runde gut im Blick haben.
da haben wollen. Informationen sammeln, Ideen
notieren, Vorschläge strukturieren - das schaffen
Sie nicht 30 Minuten vor dem Meeting! } Wer zuhört, kann mitreden.
Zuhören ist die Voraussetzung, um das Wort zu
ergreifen. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner aus-
} Tischvorlagen rechtzeitig verteilen reden und fordern Sie das gleiche Recht auch für
Wenn Sie Ihr Projekt vorstellen und durchsetzen sich. Machen Sie sich Notizen, um präzise auf die
wollen, erarbeiten Sie ein Hand-out. Dieses sollte vorgetragenen Argumente eingehen zu können.
„kurz gut“ sein - nicht „lang weilig“! Wichtig: das
Papier rechtzeitig verteilen (mind. drei Tage vorher)
und nicht erst in der Sitzung. Dann sind alle genervt } Ihr Fehler? Nach vorn schauen!
und negativ eingestellt, weil sich keiner vorbereiten Verzichten Sie immer darauf, zu begründen, warum
konnte. etwas schief gegangen ist oder nicht termingerecht
fertig wird. Nichts interessiert Ihre Vorgesetzten
weniger. Gehen Sie davon aus, dass diese selber
} Pünktlich erscheinen wissen, warum etwas nicht geklappt hat. Was Sie
Effiziente Meetings beginnen und enden pünktlich. dagegen unbedingt erörtern sollten, wie Sie solche
Sorgen Sie dafür, dass es nicht an Ihnen liegt, wenn Fehler in Zukunft vermeiden werden.
sich der Beginn verzögert. Ihr Vorteil, wenn Sie als
erster den Raum betreten: Freie Platzwahl, Chance
auf Smalltalk mit den eintreffenden Kollegen/Chefs,
ein Moment der Konzentration...
29. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 9
} Projekt durchsetzen } Keiner hat’s gelesen …
Legen Sie niemals ein perfektes Konzept vor! Las- Die Kollegen hören Ihnen nicht zu, sondern studie-
sen Sie ein paar Ecken stehen, an denen die An- ren erst jetzt Ihre Vorlage. Was nun? Reagieren Sie
deren sich reiben können. Die übrigen Teilnehmer angemessen je nach Umfang: Kleine Pause einle-
werden einen Punktsieg genießen und Ihre weiteren gen, langsamer reden oder eine kurze tour d‘horizon
Vorschläge gehen wahrscheinlich ohne längere Dis- lassen den anderen Teilnehmern die Chance, sich
kussionen durch. Um das zu erreichen, sollte die Ihr Papier kurz anzusehen.
„Schwachstelle“ ganz oben auf Ihrer Vorlage ste-
hen. Sind solche Ecken dank Ihrer perfekten Vorbe-
reitung nicht zu finden, wird man auf die vollendeten } Ende gut alles gut.
Rundungen einschlagen, bis sie kantig sind. Am Ende eines Meetings werden vom Moderator
meistens die Ergebnisse zusammengefasst. Für
Sie heißt das: Sie verlassen das Meeting erst dann,
} Smalltalk nervt! wenn Sie konkret wissen, welches Arbeitspaket Ih-
Small Talk stört immer dann, wenn konzentrierte nen zugedacht wurde. Mit Termin! Fassen Sie Ihre
Arbeit unterbrochen wird und sachferne Dinge er- „To-Do-Liste“ ruhig noch einmal zusammen: „Ich
örtert werden. Solche Äußerungen können die habe es so verstanden, dass ich …“.
Stimmungslage entscheidend beeinflussen. Wenn
es kein anderer tut, reißen Sie das Stimmungsruder
herum, indem Sie eine witzige Bemerkung machen
und damit wieder in freundlicheres Fahrwasser ge-
raten.
30. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 30
Tipps für Moderatoren von Meetings } Visualisieren Sie
Die erfolgreichste Methode, um allen Teilnehmern
} Raum checken den Diskussionsstand „vor Augen zu halten“ be-
Als Moderator sorgen Sie dafür, dass die Trümmer- steht in einer Visualisierung. Schreiben Sie alle Ar-
landschaft verschwindet, die die Vertreterversamm- gumente auf eine Flipchart und ordnen Sie diese
lung von gestern Abend in Ihrem Besprechungs- Kategorien zu. Erstellen Sie eine Liste mit den bes-
raum hinterlassen hat. Denn mit einer perfekt ten Vorschlägen. Dies erleichtert die Bearbeitung
vorbereiteten Besprechung sagen Sie auch viel von Problemstellungen enorm.
über sich selbst aus!
} Störungen integrieren
} Technik prüfen Ganz gleich, ob der Kellner Getränke serviert oder
Nur benutztes Papier auf der Flipchart? Beamer die Sekretärin dem Chef einen Zettel reicht, nen-
oder Overheadprojektor defekt? Solche Pannen nen Sie die Störung beim Namen und begrüßen Sie
kommen in einem gut vorbereiteten Meeting nicht sie stellvertretend für alle Anwesenden. Mit diesem
vor. Prüfen Sie deshalb die Technik rechtzeitig! kleinen Trick schaffen Sie das fast Unmögliche: Die
Aufmerksamkeit ist wieder bei Ihnen und Sie haben
den Fortgang des Meetings erneut in der Hand!
} Begrüßung
Als Moderator ist es an Ihnen, die Teilnehmer zu
begrüßen, sie ggfs. untereinander vorzustellen und } Unvorbereitete Teilnehmer
einen Einstieg in das Meeting zu geben. Beginnen Sie rufen ein Thema auf und bitten einen Teilneh-
Sie auf jeden Fall pünktlich. Und wenn sich Teilneh- mer um seinen Beitrag. Reaktion: Ein entsetztes
mer verspäten, warten Sie höchstens fünf Minuten! Gesicht. Der hat es völlig vergessen. Ihre Reaktion:
Notfalls den Punkt „Verschiedenes“ vorziehen. Nicht nervös werden, ist ja nicht Ihre Schuld. Ein-
fach mal eine Peinlichkeitspause lassen, damit so
was nicht mehr vorkommt.
} Moderieren Sie
Als Moderator sind Sie in einer neutralen Position.
Sie verfolgen die Diskussion, erteilen oder entzie-
hen das Wort, sammeln die Ergebnisse und fassen
diese zusammen, leiten auf ein neues Thema über
und erklären Sinn und Zweck der Diskussion.
31. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 31
} Kein Fachchinesisch aufgenommen. Es gibt Erinnerungsfunktionen usw.
Als Moderator sorgen Sie für die richtige Kommu- All diese Funktionen machen Outlook zu einem sehr
nikation. Bei gemischten Teams ist daher kein Platz effektiven Tool, um Meetings zu organisieren.
für Fachbegriffe. Diese Spielregel müssen Sie als
Moderator zu Beginn des Meetings bekannt geben
und im weiteren Verlauf einfordern. } Der Besprechungsraum
Ein Tisch, genügend Sitzgelegenheiten, Ruhe, Luft
und Licht - in einem Besprechungsraum muss alles
} Zeitfenster einhalten stimmen, sonst werden Meetings schnell zu unkon-
Grundsätzlich müssen Sie Ihren Zeitplan immer im zentrierten Pflichtveranstaltungen, die von den Teil-
Auge behalten. Nehmen Sie sich bei Zeitknappheit nehmern lieber jetzt als gleich verlassen werden.
das Recht heraus, einzelne Punkte aus der Dis-
kussion herauszulösen und an Ad-hoc-Ausschüs-
se oder in die Klärung durch Einzelgespräche zu } Erfrischungen
verweisen. Kündigen Sie das Ende des Meetings Meistens genügt eine Flasche Wasser, um die beim
rechtzeitig an, indem Sie fünf bis zehn Minuten vor- Sprechen ausgetrockneten Kehlen wieder zu erfri-
her die Schlussrunde einläuten. schen. Erfrischungen sollten daher unbedingt bereit
gehalten werden. Von Esswaren ist allerdings bes-
ser abzusehen - das lenkt einfach nur ab. Ein Tipp:
Die wichtigsten Meeting-Werkzeuge Halten Sie ein paar Servietten bereit, falls mal ein
kleines Missgeschick passiert ...
} MS Outlook
Integriert in das Office-Paket von Microsoft - und
damit in 80% aller Unternehmen anzutreffen - ist } Uhr
das Programm Outlook. Neben der E-Mail-Funk- Meetings sollen pünktlich beginnen und zum ver-
tion enthält es auch umfangreiche Möglichkeiten, einbarten Zeitpunkt beendet werden. Ohne Zeit-
um einen Termin-Kalender zu führen und Meetings messer kommen Sie daher nicht klar. Ist auch nütz-
zu organisieren. Denn untereinander vernetzte PCs lich, wenn Sie vortragen wollen: Man verschätzt
können diese Kalender bei anderen anzeigen, so sich manchmal sehr in der Zeit, die man redet. Eine
dass jeder sehen kann, wann Termine möglich sind. Faustregel bei Reden vom Blatt: 1 Seite (30 Zeilen
Es können Einladungen geschrieben werden und á 60 Anschläge) entsprechen in etwa fünf Minuten
Bestätigungen werden automatisch in den Kalender Vortragszeit.
32. Soft Skills Basic II Tipps Tools für Ihr nächstes Power-Meeting 3
} Papier Stift } Die Agenda
Gehen Sie niemals ohne! Und wenn Sie es beson- Ob Sie es Agenda, TOP oder Tagesordnung nennen
ders gut machen wollen, besorgen Sie sich einen - eine Liste mit den Themen, die in dem Meeting
schönen Füller und einen feinen Notizblock. Damit besprochen und der Reihe nach abgearbeitet wer-
signalisieren Sie gegenüber den anderen Teilneh- den sollen, müssen Sie haben. Eine optimale Agen-
mern: Ich nehme dieses Meeting ernst und es ist da enthält auch Angaben, wieviel Zeit jeder Punkt
wichtig. beanspruchen darf und wer den TOP mit einem
Beitrag eröffnet, ob es sich um eine reine Info han-
delt oder eine Diskussion dazu erwünscht ist. Und
} Flipchart vergessen Sie den Punkt „Sonstiges“ am Schluss
Die Staffelei mit den DIN A1 großen Blättern hat nicht: Da können dann ungeliebte Zwischenrufer
sich durchgesetzt, um bei einer Besprechung Ideen und Abschweifer immer drauf verwiesen werden…
zu sammeln oder Gedanken zu visualisieren. Dazu
brauchen Sie natürlich noch zwei weitere Dinge:
Leere Blätter und Stifte. Vorher checken! } Das Protokoll
Wichtigstes Tool für die Nachbereitung einer Be-
sprechung ist das Protokoll. Vom inhaltlichen Auf-
} Notebook Beamer bau ähnelt es oft der Agenda, d.h. Teilnehmer, Ort,
Diese technisch nicht ganz einfach zu handha- Zeit und Themen werden auch hier aufgeführt. Das
benden Geräte verbreiten sich zunehmend - die Protokoll enthält selbstverständlich das, was bei der
Anschaffungs-Preise sind im Sinkflug. Wenn Sie Besprechung herausgekommen ist: Die Ergebnisse.
eine Präsentation mit dem Beamer projezieren wol- Diese in kurzen knappen Sätzen zusammenzufas-
len, müssen Sie vor dem Beginn des Meetings die sen ist Aufgabe des vor Meetingbeginn bestimmten
Technik prüfen. Denn schlechter als mit einer Panne Protokollanten. Protokolle sind daher vor allem in
können Sie Ihren Vortrag nicht beginnen! Eventuell Besprechungen mit Kunden wichtig. In diesem Fall
müssen Sie auch äußere Lichteinflüsse noch weg- sollten diese sehr sorgfältig gelesen und ggfs auf
dämmen oder für eine Projektionsfläche sorgen - Änderungen bestanden werden, denn andernfalls
sonst gibts Bildmatsch. kann es teuer werden.
33. Soft Skills Basic II 33
Te i l D : Der perfekte Auftritt
Knigge – Gute Karriere-
chancen mit guten
Umgangsformen
Gerade im Berufsleben kann man noch so gute
Zeugnisse und Referenzen vorlegen: Schlech-
te Manieren gelten als absolute Karrierekiller!
Gute Karrierechancen haben vor allem dieje-
nigen, die über gutes Benehmen und Parkett-
sicherheit verfügen...
Wer war Knigge?
Adolph Freiherr von Knigge (1751 – 1796) gilt als
Begründer des guten Tons. Nicht, dass vor ihm
kein gutes Benehmen existierte. Er war es aber, der
im Jahre 1788 das Regelwerk „Über den Umgang
mit Menschen“ veröffentlichte. Es entwickelte sich
schnell zum Bestseller. Da sich die Zeiten ändern,
muss das Werk ständig aktualisiert werden. Mitt-
lerweile sind viele Bücher über gute Manieren auf
dem Markt. In fast allem sind sich die Autoren ei-
nig. Wer Karriere machen will, sollte die wichtigsten
34. Soft Skills Basic II Knigge - Gute Karrierechancen mit guten Umgangsformen 34
Benimmregeln unbedingt kennen, denn gerade im Tag Frau Maier“. Reicht man zusätzlich die Hand,
Berufsleben kann man noch so gute Zeugnisse vor- liegt eine Begrüßung vor!
legen: Wer sich nicht benehmen kann, hat ohnehin
verloren! Doch wer reicht wem die Hand bei einer Begrü-
ßung? Das hängt von der Situation ab. Prinzipiell
wartet der/die wesentlich Jüngere, ob man ihm/ihr
Grüßen und Begrüßen die Hand reicht. Der Herr wartet, ob die Dame ihm
die Hand reicht. Anders sieht es aus, wenn sich
Im privaten Alltag ist alles klar: Wer den anderen zum Beispiel auf einem Empfang zwei Paare treffen.
zuerst sieht, der grüßt zuerst. Oft erkennen sich Dann gilt folgende Regel: Die Damen geben zuerst
beide im selben Augenblick und grüßen einander sich, dann den Herren die Hand. Danach reichen
gleichzeitig. Im Geschäftsleben erwartet der Höher- sich die Herren die Hände.
rangige jedoch, gegrüßt zu werden. Der Praktikant
grüßt also den Abteilungsleiter zuerst – der Abtei- “Tag Frau Maier, wie geht es dir?“ Mittlerweile gibt
lungsleiter wiederum hat den Geschäftsführer zu- es die abstrusesten Mischungen schriftlicher und
erst zu begrüßen. mündlicher Anreden. Natürlich ist in diesem Fall ein
„Guten Tag Frau Maier, wie geht es Ihnen?“ kor-
Auch bei der Vorstellung einander fremder Personen rekt. Im Zweifel siezen. Im privaten Alltag oder im
gibt es feste Regeln. Generell gilt: Dem Ranghöchs- Sport ergibt sich schnell ein „Du“. Im Berufsleben
ten wird vorgestellt. Das heißt der Dame wird der wird einem oft, aber nicht überall, nach der Einar-
Herr vorgestellt bzw. dem/der Älteren wird der/die beitungszeit ein du angeboten. Doch wie spreche
Jüngere vorgestellt. Das läuft z.B. folgendermaßen oder schreibe ich einen adeligen Bundestagsabge-
ab: „Frau Hoch, darf ich Ihnen Herrn Tief vorstel- ordneten an, der sowohl promoviert, als auch ha-
len?“ und im Anschluss (damit Frau Hoch auch bilitiert hat und zudem über einen Ehrendoktortitel
noch vorgestellt wird) „Herr Tief, darf ich Ihnen Frau verfügt?
Hoch vorstellen?“. Fertig!
Herr Prof. Dr.-Jur. Dr. h.c. Ludwig Freiherr von Win-
Grüßen erfolgt oft wortlos, also durch ein kurzes terhöhensee, MdB? Auch bei barocken Bandwürmer
Kopfnicken mit einem freundlichen Lächeln. Wer gilt der Grundsatz: „Es kommt darauf an“. Spricht
„guten Tag“ oder „Hallo“ sagt, grüßt ebenfalls. man ihn an, reicht ein „Professor von Winterhöhen-
Kennt man die Person namentlich, so gilt die For- see“. Der höhere akademische Grad genügt. Schreibt
mel: „Gruß plus Name“, also zum Beispiel „Guten man einen Brief, dann gilt der „Bandwurm“.
35. Soft Skills Basic II Knigge - Gute Karrierechancen mit guten Umgangsformen 35
Gesprächskultur und Gesprächskiller einfach deutlich seinen Namen, sagt, weshalb man
anruft und verspricht später noch einmal zurückzu-
Missverständnisse kommen unter anderem da- rufen oder bittet um Rückruf. Hierfür gibt man seine
durch zu Stande, dass sich ein Gesprächspartner volle Telefonnummer und gegebenenfalls eine Uhr-
beim Reden nicht deutlich ausdrückt und das Ver- zeit an, zu der man auf jeden Fall erreichbar ist.
stehen für den Gegenüber zum Ratespiel wird.
Achtung: Heutzutage sind ISDN-Anschlüsse keine
Insbesondere am Telefon gibt es nichts Peinlicheres Seltenheit. Wer einfach auflegt, bleibt nicht unbe-
für den Gesprächspartner, als wenn er ständig dingt unerkannt. Insbesondere bei geschäftlichen
nachhaken muss, was der „Nuschler“ gesagt oder Angelegenheiten macht dies einen schlechten Ein-
gefragt habe. druck. Der Gesprächspartner kann Datum, Uhrzeit
und Rufnummer des „anonymen“ Anrufers unter
Sowohl privat als auch beruflich gibt es gewisse Umständen leicht zurückverfolgen.
Regeln, die man beim Telefonieren beachten soll-
te. Zunächst einmal nicht zwischen 0 und 0.15
Uhr anrufen, da die meisten Leute zu dieser Zeit die Tischmanieren als Visitenkarte für gutes Be-
Nachrichten anschauen. Ansonsten, insbesondere nehmen
bei Leuten mit Kindern, möglichst vor 1 Uhr an-
rufen. Geschäftliche Telefonate hingegen haben zu Viele Chefs testen die Parketttauglichkeit eventu-
den jeweiligen Geschäftszeiten zu erfolgen. eller Mitarbeiter beim Geschäftsessen. Gelegent-
lich soll es sogar vorkommen, dass Chirurgen zum
Beim Essen und bei Besprechungen gilt für Mobilte- Hähnchenessen eingeladen werden, um zu testen,
lefone strengste Schweigepflicht. Wer sich lediglich ob sie es ordnungsgemäß mit Messer und Gabel
mit „Hallo“ am Telefon meldet, ohne seinen Namen zerlegen können.
zu nennen, tritt einer Studie des Emnid-Instituts zu
Folge bei drei Viertel aller Deutschen ins Fettnäpf- Man stelle sich folgende Situation vor: Ein festlich
chen. gedeckter Tisch. Rechts von den Tellern liegen meh-
rere Messer, links mehrere Gabeln. Eines der Messer
Trotz vieler technischer Innovationen bleibt der hat eine bauchige Form. Ganz rechts liegt ein großer
Anrufbeantworter für viele noch ein Schreckens- Löffel, oben ein kleiner Löffel und eine kleine Gabel.
gespenst. Viele hören sich den Ansagetext genau Ganz links ist ein ganz kleiner Teller platziert. Rechts
an und legen dann auf. Es fehlt der Mut daraufzu- stehen mehrere verschiedene Sorten von Stilgläsern
sprechen. Doch die Geräte beißen nicht. Man nennt sowie ein Wasserglas. Womit beginnen?
36. Soft Skills Basic II Knigge - Gute Karrierechancen mit guten Umgangsformen 36
Anhand der oben beschriebenen Anordnung lässt Nicht nur die Körperhaltung ist wichtig, sondern
sich bereits schlussfolgern, was es zu essen gibt: auch die Art, wie man das Besteck hält. Messer
Vorspeise, Suppe, Fischgericht, Fleisch und ein müssen in der rechten, Gabeln in der linken, aber
Dessert. Das äußerste Besteck ist für die Vorspeise Löffel können sowohl in der rechten, als auch in
bestimmt. Der Teller links ist als Brotteller vorgese- der linken Hand gehalten werden. Heiße Suppen
hen. Die Messerschneiden müssen stets nach in- et cetera darf man auf gar keinen Fall „kaltpusten“!
nen zeigen. Dies ist nicht irgendeine Regel, sondern Dies ist ein ganz schlimmer faux pas! Dies gilt auch
hat auch ganz praktische Gründe: Es besteht keine für Schlürfen. Die Löffelspitze führt man zuerst in
Gefahr, sich versehentlich in die Finger zu schnei- den Mund, wobei er auf gar keinen Fall bis zum
den. Jetzt muss man sich einfach von außen nach Rand beladen ist. Dies hat, wie viele andere Regeln
innen arbeiten. Der Löffel ist für die Suppe vorgese- auch, ganz praktische Gründe: Wer den Löffel zu
hen, das breitere Messer für den Fisch, das normale voll schöpft riskiert, dass die Suppe überschwappt.
für das Fleisch und die oben liegenden Bestecke für Die Folge sind dann hässliche Spitzer auf Kleidung
das Dessert. und Tischtuch. Dies gilt übrigens für alle „Esswerk-
zeuge“. Besonderes abstoßend wirkt man auf seine
Zunächst einmal gilt es, eine ordentliche Sitzhaltung Tischnachbarn, wenn man mit weit aufgerissenem
einzunehmen. Man sitzt aufrecht, nutzt die gesamte Mund isst. Dies kann den Anwesenden schnell den
Sitzfläche des Stuhles (also nicht nur die Kante) und Appetit verderben.
sitzt etwa eine Hand breit von der Tischkante ent-
fernt. Die Hände dürfen lediglich bis zu den Hand- Während dem Essen goutiert man oft einen Schluck
gelenken auf dem Tisch liegen. Die Arme müssen Wein, um den Gaumen geschmeidig zu halten,
auf jeden Fall eng am Körper bleiben, damit der oder um den Genuss zu maximieren. Doch wohin
Sitznachbar keinen Ellbogenkick in die Seite abbe- mit dem Besteck? Besonders verpönt ist es, wenn
kommt und auf gar keinen Fall dürfen die Ellbogen man es einfach auf die Tischdecke legt. Nachdem
aufgestützt sein. Extrem abstoßend für seine Tisch- Tischdecken heutzutage weder als Taschentuch
nachbarn wirkt es, wenn jemand den Ellbogen auf noch als Putzlappen für verschmierte Hände her-
den Tischkante stützt, den Kopf drauflegt und mit halten müssen, ist es unangebracht, schmutziges
der rechten Hand Essen schaufelt. Die Gabel muss Besteck darauf zu legen. Manche stützen Messer
so zum Mund geführt werden, dass sie waagerecht und Gabel mit bestem Gewissen so auf den Teller-
liegt. rändern ab, dass die Griffe auf der Tischfläche ab-
gestützt sind. Das gehört sich aber nicht! Man legt
das Besteck einfach waagerecht so auf den Teller,
dass es nicht herunterfallen kann und nicht in das
37. Soft Skills Basic II Knigge - Gute Karrierechancen mit guten Umgangsformen 37
Essen gespießt wird. Natürlich hat es wieder einmal Die Serviette liegt zunächst auf dem Teller oder
einen praktischen Grund: Wer das Besteck seitlich links daneben. Sie wird weder um den Hals ge-
abstützt riskiert, dass zum Beispiel Soßenreste an bunden, noch über die Schulter geworfen. Man
den Griffen entlang auf das Tischtuch (oder den legt sie auf den Schoß, aber erst nachdem der/die
Ärmel des Tischnachbarn) fließen. Dies lässt sich Gastgeber(In) das Mahl eröffnet haben. Zulässig ist
somit vermeiden. jedoch, sie diskret im Hosen- oder Rockbund oder
unter einen Gürtel zu klemmen, damit sie nicht auf
Servietten haben eine Vergangenheit. Im 17. Jahr- den Boden fällt. Tut sie es doch, dann bittet man
hundert pflegten männliche Gäste in das Tischtuch den Kellner um eine neue. Bei privaten Einladungen
zu schnäuzen. Da Messer und Gabel noch relativ darf man sie aufheben und weiter benutzen. Auf-
unbekannt waren, wischte man die fettigen Finger merksame Gastgeber(innen) bringen ihren Gästen
ebenfalls am Tischtuch ab. Als die Serviette ihren jedoch automatisch eine neue. Ist das Mahl been-
Siegeszug antrat, blieben die kostbaren Tischde- det, schlägt man sie entgegen ihrem ursprünglichen
cken verschont, und die Kleidung der Gäste eben- Kniff ein und legt sie links neben den Teller. So er-
so. Ein schlimmer faux pas ist, wer mit der Servi- kennt beispielsweise der Kellner, dass der Gast sein
ette den Mund einfach abwischt (oder Lippenstift Mahl beendet hat. Früher legte man Papierserviet-
damit wegschmiert)! Man darf die Lippen lediglich ten auf das Teller, heute gelten für beide Servietten-
abtupfen und zwar bevor man trinkt. Auf diese Art typen dieselben Regeln.
vermeidet man hässliche Fettflecken auf dem Glas.
Dann sieht das Glas nicht nur besser aus, sondern
der Inhalt schmeckt auch gleich besser.
38. Soft Skills Basic II 38
So finden Sie Ihren
individuellen Busine s s
Style
Neben perfekten Umgangsformen wird in den
Unternehmen heute verstärkt Wert auf ein
passendes, geschmackvolles Äußeres gelegt.
Allerdings wird Ihnen kein Unternehmen der
Welt genau sagen können, welche Kleidung
oder welches Make-up den Wertvorstellun-
gen entspricht, die von dem Unternehmen
verkörpert werden. Zwischen klassisch-kon-
servativ wie bei den Finanzdienstleistern bis
hin zu leger-kreativ wie in der Medienbranche
liegt eine erhebliche Spannbreite. Nicht ganz
einfach also, immer die richtige Kleidung aus-
zuwählen oder das passende Make-up aufzu-
legen. Denn Kleidung soll die Persönlichkeit
unterstützen und nicht die Funktion einer Uni-
form einnehmen.
39. Soft Skills Basic II So finden Sie Ihren individuellen Business Style 39
Dresscodes: Wo gehört sich was? Dieser Look ist angemessen für Jobeinsteiger, im
mittleren Bereich für Präsentationen oder andere Vor-
Der Dresscode, für den Sie sich entscheiden, ist führtermine, auf oberer Ebene (auf der nicht die o.g.
davon abhängig, in welchem Unternehmen Sie ar- förmliche Kleidung erwartet wird) täglich geeignet.
beiten. In einer Agentur für neue Medien herrscht
ein anderer Kleidungsstil als in der klassischen Un-
ternehmensberatung. So gesehen hat jede Branche } 3. Lockerer Business-Stil bedeutet…
ihren eigenen Dresscode, an dem Sie sich orientie- … alles, was Sie auch samstags anziehen würden
ren müssen. und trotzdem gut Ihrem Vorstandsvorsitzenden
auf der Straße begegnen könnten. Für die Da-
Grob gesehen gibt es vier unterschiedliche Dress- men: Schickes Top (z.B. Bluse), Blazer oder um die
codes, die in jeweils unterschiedlichen Branchen bzw. Schultern ein Pullover, schmale (meist helle) Hose,
zu unterschiedlichen Anlässen getragen werden: flache Schuhe, Schmuck und Accessoires dezent
und hochwertig
} 1. Sehr förmlicher Look bedeutet… Für die Herren: Sakko (oder um die Schultern ein
… für die Damen: Dunkler Hosenanzug oder Kos- Pullover), Hemd, (meist helle) Hose
tüm, dezente Accessoires, unauffälliger Schmuck
… für die Herren: Dunkler Anzug mit passendem Dieser Look ist angemessen für Unternehmen, in
Hemd, eventuell Weste, Krawatte denen intern Styling (Mode etc.) wichtig ist. Wenn
allerdings wichtige Termine (Kunden, Meeting) an-
Dieser Look ist angemessen ab Geschäftsfüh- stehen, besser zu Kombinationen übergehen.
rerebene in der Wirtschaft (z.B. Banken, Versiche-
rungen, Industrie) und bei führenden Politikern.
} 4. Bequeme Kleidung bedeutet…
…Pullover, Sneakers, Polohemd, Jeans etc. und ist
} 2. Kombinationen bedeuten… geeignet, wenn Sie ausschließlich privat unterwegs
… für die Damen: Zusammenspiel von Blazer und sind oder im Einmann-Unternehmen ohne direkten
andersfarbigem Rock oder Hose. Als lebendige Ac- Außenkontakt arbeiten.
cessoires sind z.B. Halstücher geeignet.
… für die Herren: Zusammenspiel von Sakko und
dunkler Hose sowie Hemd und Krawatte.
40. Soft Skills Basic II So finden Sie Ihren individuellen Business Style 40
Frühling oder Winter: } Der Frühlingstyp
Welcher Farbtyp sind Sie? Typbeschreibung
Hautfarbe: Pfirsichrosa bis Goldbeige, oft mit Som-
In der Farb- und Stilberatung unterscheidet man mersprossen und Neigung zur Rotwangigkeit
vier unterschiedliche Farbtypen. Diese orientieren Haarfarbe: Warmes Blond oder Rot bis hin zu Braun
sich an den vier Jahreszeiten und heißen dem ent- mit Goldschimmer.
sprechend Frühling-, Sommer-, Herbst- und Win- Augenfarbe: Blau, Grün, Wasserblau, Goldbraun
tertyp. Jeder Mensch kann sich in einem der vier
Farbtypen wiederfinden – Mischtypen gibt es nicht. Passende Farbwahl: Beige, Goldbraun, Creme,
Pastelltöne
Was sind die Vorteile desjenigen, der sich „seines“ Ungünstige Farben: Harte Kontraste (schwarz/
Farbtyps bewusst ist? Ganz einfach: Er wirkt – und weiß), kalte Farben
zwar typgerecht - harmonisch und übereinstim- Stil: sportlich, natürlich
mend. Ganz zu schweigen davon, dass teure Fehl- Accessoires: goldfarben
einkäufe unpassender Kleidung der Vergangenheit
angehören.
} Der Sommertyp
Es ist nicht ganz einfach, sich selbst einem der vier Typbeschreibung
Farbtypen zuzuordnen. Bei Unsicherheiten sollten Hautfarbe: bläulicher Unterton, hellhäutig, rosig-
Sie Ihre Farbentscheidung noch einmal von einem beige; in der Sonne Neigung zu guter Bräune
professionellen Anbieter überprüfen lassen. Zumal Haarfarbe: In der Kindheit blond; im Laufe der Zeit
dort mit einer Farbpalette von bis zu 10 Farben nachgedunkelt bis maximal mittelbraun
gearbeitet werden kann. Anderenfalls könnte sich Augenfarbe: Blau, Grün, Grau, Haselnussbraun
die Farbentscheidung genau in die falsche Rich-
tung bewegen – und die falschen Farben bewirken Passende Farbwahl: Kalte Pastelltöne wie Mint,
erstaunliche Veränderungen. Fältchen, Augenringe Hellgrau, Hellblau, alle Blaugrüntöne, blaustichige
oder Rötungen können bei falscher Farbwahl deut- Pink-/Rot-/Malventöne
lich hervorstechen – und umgekehrt bei richtiger Ungünstige Farben: gelbliche Beigetöne, Erdtöne,
Farbwahl überspielt werden. warme Farbtöne
Stil: sportlich feminin/männlich
Accessoires: Silber, Platin, Weißgold
41. Soft Skills Basic II So finden Sie Ihren individuellen Business Style 41
} Der Herbsttyp Passende Farbwahl: Kühle, kräftige Farben mit
Der Herbsttyp ist weit verbreitet; viele Menschen er- bläulichem Unterton basierend auf weiß, schwarz,
kennen sich in ihm wieder. grau, schwarzblau, bordeaux.
Ungünstige Farben: Erdtöne, Gold
Typbeschreibung Stil: puristisch, klar
Hautfarbe: echt Rothaarig mit hellem bis dunklem Accessoires: Silber, Platin, Weißgold
Hautton und Sommersprossen/extrem heller Haut-
typ mit elfenbeinfarbenem Teint/tiefbronzefarbener
Hauttyp Orientieren Sie sich an Ihrem Farbtyp, so können
Haarfarbe: In der Kindheit oft Goldblond; später Sie Ihre Persönlichkeit wirkungsvoll unterstreichen
Kastanienbraun, Kupferrot, Goldblond, warmes und auf einfache Art und Weise mehr Wirkung er-
Braun mit rötlichem Schimmer zielen. Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp: Bei
Augenfarbe: meist Braun, selten Grün oder Blau Unsicherheiten einfach vor den Spiegel stellen und
verschiedene Farben anhalten – die Wirkung ist fas-
Passende Farbwahl: Warme Farben mit gelblichem zinierend.
Unterton wie Erdfarben, Rosttöne, Kupfer, Karamel-
braun, Kamelhaarbraun
Ungünstige Farben: schwarz, weiß, pink, kalt ABC der edlen Dresscodes
Stil: rustikal, sportlich
Accessoires: Gold So manche Kleidervorschrift birgt Ihre Stolperstei-
ne. Damit Ihnen diese Fettnäpfchen erspart blei-
ben, hier einige Hinweise.
} Der Wintertyp
Tybeschreibung Zunächst einmal: Angaben zur Kleidervorschrift
Hautfarbe: Oft bläulicher Unterton; manchmal oliv- richten sich immer an die Herren. Wie sich die Da-
farben mit blass-gelblichem Unterton; manchmal men zu kleiden haben, ist daraus abzuleiten...
hell
Haarfarbe: dunkel; d.h. hellbraun bis hin zu blau- } Black Tie
schwarz. In der Kindheit manchmal weizenblond Dieser Dresscode steht nicht etwa für die „schwarze
Augenfarbe: Braun, Grün, Blau Krawatte“ sondern bedeutet, dass Sie einen Smo-
king tragen müssen. Zur „Ausrüstung“ gehören au-
ßerdem ein schwarzes Hemd mit verstärktem Kra-
42. Soft Skills Basic II So finden Sie Ihren individuellen Business Style 4
gen und Doppelmanschetten, Kummerbund und } Cut
Einstecktuch, schwarze Fliege, schwarze elegante Der Cut (auch Morning Coat genannt) ist der Frack
Schuhe. Die Dame trägt eine schwarze lange Robe. für den Tag, also für Anlässe, die vor 15 Uhr stattfin-
Ihre Abendtasche muss kleiner sein als der Kopf. den. Zum Cut trägt man die gestreifte Stresemann-
Accessoires dürfen farbig sein. hose, graue Weste, weißes Kragenhemd mit silber-
grauer Krawatte, grauen Zylinder, sowie am linken
Revers eine weiße oder rote Nelke.
} Business Casual
Faustregel: „Wie im Büro“. Hemd und Jackett bzw.
Hosenanzug oder Kostüm, Krawatte ist nicht zwin- } Smart Casual
gend. Jeans und Sneakers/Turnschuhe jedoch Dieser Hinweis steht meist in Einladungen, die after-
meist nicht erwünscht. work stattfinden. Hier ist konservative Businessklei-
dung entsprechend dem täglichen Dresscode Ihrer
Firma der richtige Stil. Für die Dame gilt entspre-
} Casual chend das Gleiche.
Findet sich dieser Begriff auf Ihrer Einladung, so ist
gehobene Freizeitkleidung angesagt. Das bedeu-
tet im Detail: Gebügelte Baumwollhose, Polohemd } White Tie
und Jackett. Alternativ geht auch ein Hemd ohne Dieser Hinweis bedeutet, dass Sie einen Frack tra-
Krawatte und (damit es angezogener aussieht) ein gen müssen. Der Frack wird immer erst nach 15
Pullover um die Schultern. Uhr oder im Idealfall am Abend getragen. Dazu ge-
hört als „Ausrüstung“ ein schwarzer Zylinder, eine
weiße Weste, ein weißes Frackhemd, Umschlag-
} Cocktail manschetten, eine weiße Schleife und schwar-
Wenn, dann erst ab 16 Uhr und bei eleganten Anläs- ze Lackschuhe. Achtung: Nur Kellner tragen eine
sen. Der Herr trägt: Hochgeschlossenen, dunklen schwarze Schleife zum Frack!! Für die Dame gilt es,
Anzug, Hose mit Bügelfalte, Hemd, dunkle Krawat- ein bodenlanges Abendkleid in schwarz, weiß oder
te und Schnürschuhe. Für die Dame ist der „Klas- grau zu tragen.
siker“ schlechthin angesagt: Das kleine Schwarze.
Schultern, Dekolleté und Bein (erst ab Knie) dürfen
gezeigt werden.
43. Soft Skills Basic II 43
Te i l E : Der Weg zur starken Persönlichkei t
Tipps für ein ver-
bessertes Selbstbe-
wusstsein
Viele Menschen möchten gerne selbstbewuss-
ter sein. Sie bewundern andere für ihr forsches
und offenes Auftreten und finden sich selbst
zu schüchtern oder zu unsicher. Aus diesem
Grund haben wir für Sie die wichtigsten Tipps
für mehr Selbstsicherheit zusammengefasst.
Beim Thema Selbstbewusstsein geht es in erster
Linie darum, wie Sie zu sich stehen und wie Sie sich
selbst annehmen können. An der Einstellung zu sich
selbst zu arbeiten kostet durchaus Kraft und Ener-
gie. Bevor Sie weiter lesen, sollten Sie sich fragen,
ob sie dazu bereit sind. Ja? Prima, dann los!