Social Media sind ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Kommunikation, deren Bedeutung längst auch von Unternehmen erkannt wurde. Enterprise 2.0 verspricht vereinfachte Kommunikation und Kollaboration, Informationsaustausch und Wissensmanagement. Damit wird Social Software für Unternehmen zunehmend interessant – was auch die gestiegene Anzahl von Social-Software-Anbietern unterstreicht. Doch welche Rolle spielen Social-Software-Plattformen tatsächlich? Welche Plattformen werden in der Öffentlichkeit besonders häufig thematisiert? Und welche Einstellungen und Meinungen dominieren bei den Nutzern und Medien?
Antwort auf diese Fragen liefert die gemeinsame Studie Enterprise 2.0 Watch der Kommunikationsagentur Kuhn, Kammann und Kuhn GmbH und der scm, die im Zeitraum von August 2012 bis Januar 2013 durchgeführt wurde.
1. enterprise 2.0 watch
Enterprise 2.0 MS SharePoint Akzeptanz
Social Software IBM Connections E 2.0 Watch
Social Business Features Jive Veränderung
Nutzerfreundlichkeit Yammer Mehrwert
Bedenken Salesforce Kollaboration Social
Network Podio Social Intranet Partizipation
Just Connect Interne Kommunikation 2.0
Unternehmen Telligent Early Adopter
Management Socialcast Unternehmenskultur
Confluence Wissensmanagement Innovation
Apps Prozesse Communote Support Blog
Use Case immer-uptodate Tag Cloud
Topics Dialog
4. Summary
Ziel der Studie ist die Darstellung der Wahrnehmung von Social-Software-Platt-
formen vor dem Hintergrund des Share of Voice durch Nutzer, die wichtigsten
Multiplikatoren sowie Online-Medien. Gegenstand der Untersuchung ist somit
die beobachtbare Onlinekommunikation über Social-Software-Plattformen.
Folgende Social-Software-Plattformen wurden in die Untersuchung einbezo-
gen (alphabetisch): COMMUNOTE, CONFLUENCE, COYO, IBM CONNEC-
TIONS, IMMER-UPTODATE, JIVE, JUST CONNECT, PODIO, SALESFORCE,
SHAREPOINT, SOCIALCAST, TELLIGENT und YAMMER.
Vor allem SHAREPOINT und YAMMER dominieren die Kommunikation, ge-
folgt von SALESFORCE. IBM CONNECTIONS, PODIO und JIVE teilen sich
die weiteren Plätze.
SHAREPOINT profitiert noch stark von seiner – historisch bedingt – guten
Marktstellung, steht durch Mitbewerber aber stark unter Druck.
In der Bewertung der Tonalität schneiden insbesondere IBM CONNECTIONS
und SALESFORCE gut ab.
Des Weiteren erfolgen Aussagen zu den Anbietern aus dem deutschsprachigen
Raum, zu verschiedenen Nutzungsszenarien und der Nutzung in verschiedenen
Branchen.
5. Inhaltsverzeichnis
1 Vorbemerkungen 9
1.1 Soziale Netzwerke 9
1.2 Motivation und Ziele der Studie 10
1.3 Studiendesign 11
1.4 Das Analyse-Tool talkwalker 12
1.5 Aufbau der Studie 13
2 Social Software 15
2.1 Was Social Software mit Social Media zu tun hat 15
2.2 Social-Software-Kategorien 16
3 Untersuchungsergebnisse 21
3.1 Quantitativer Überblick 21
3.2 Einstellung zu Social-Software-Plattformen 26
3.3 Branchenüberblick 27
3.4 Bewertung von Feature-Sets 30
3.4.1 Feature-Set Dialog 31
3.4.2 Feature-Set Wissensmanagement 33
3.4.3 Feature-Set Kollaboration 35
3.5 Aufgabenbezogene Nutzungsszenarien 36
3.6 Preiswürdigkeit 39
4 Vorstellung der Social Software Tools – Steckbriefe der 43
Social-Software-Plattformen und das Auftreten der Anbieter
auf facebook und twitter
4.1 Kosten und Preismodelle 45
4.2 Die Wahrnehmung der Social-Software-Plattformen 47
4.2.1 COMMUNOTE 52
4.2.2 CONFLUENCE 54
4.2.3 COYO 56
4.2.4 IBM CONNECTIONS 58
4.2.5 IMMER-UPTODATE 60
4.2.6 JIVE 62
7. KAPITEL 1: Vorbemerkungen
9
1.1 Soziale Netzwerke
Soziale Netzwerke gibt es seit Menschen in Gruppen zusammenleben. Nutzt man
aber heute den Begriff „soziales Netzwerk“ abseits soziologischer Diskussionen,
ist sofort klar, was gemeint ist: die technologische Umsetzung der Netzwerke im
Internet. Facebook steigert trotz kritischer Diskussionen über Datenschutz oder
Erlösmodelle kontinuierlich seine Reichweite. Google startete Google+, und
obwohl es vielleicht nicht so schnell wächst, wie vom Konzern erhofft, werden
kontinuierlich neue, interessante Features eingeführt. Neben diesen und weite-
ren Generalisten gibt es die Spezialisten – soziale Netzwerke für die Jobsuche, für
den perfekten Partner und für die vielfältigsten Interessen. Sie alle zeigen: Men-
schen wollen sich vernetzen, sie wollen ihre Interessen und ihr Wissen teilen.
Noch nie war es so einfach, gemeinsam Projekte zu starten wie heute.
Wenn auch mit weniger öffentlicher Aufmerksamkeit versehen, ist innerhalb
von Unternehmen eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. 2006 führte
McAFEE den Begriff Enterprise 2.0 (vgl. McAfee 2006: 23) ein. Er vollzog mit
dieser Begriffskreation die verbale Verbindung zwischen den technologischen
Möglichkeiten des Web 2.0 und der Unternehmenswelt. Soziale Netzwerke hiel-
ten Einzug in Unternehmen.
In Anlehnung an ROSSI bezeichnet der Begriff „Enterprise 2.0“ eine Organi-
sation, in der interne und externe Stakeholder gemeinsam und auf Basis einer
Software-Plattform an der Erreichung der Unternehmensziele arbeiten (vgl.
Rossi 2013). Parallel haben sich mittlerweile die synonym verwendbaren Begrif-
fe „Social Enterprise“ und „Social Business“ etabliert, „die zugleich jedoch auch
‚Unternehmen mit gemeinnützigen Zielen‘ bezeichnen können und aus diesem
Grunde missverständlich“ (ebd.) sein können. Diese Begriffe stellen nicht so sehr
den technologischen Aspekt in den Mittelpunkt, sondern den der Interaktion
zwischen Mitgliedern des Netzwerkes.
Die Begriffe Enterprise 2.0 oder Social Enterprise beschreiben also die posi-
tive Haltung eines Unternehmens gegenüber der Nutzung derartiger Tech-
nologien. Die zu diesem Zweck eingesetzten Software-Plattformen wer-
den mit dem Begriff „Social Software“ bezeichnet. ROSSI geht soweit,
8. KAPITEL 1: Vorbemerkungen
13
Thesaurusbasierte Suchtools können naturgemäß keine hundertprozentig „feh-
lerfreien“ Ergebnisse liefern. Internetsuchen beinhalten aufgrund der Komple-
xität von Sprache auch immer einige Suchergebnisse, die nicht zum gesuchten
Thema gehören. Ursache dafür ist hauptsächlich, dass Begriffe mehrere Bedeu-
tungen haben können. Auf der anderen Seite werden mit Thesaurus-Suchen nicht
alle relevanten Textstellen gefunden, z. B. wenn Nutzer den Namen einer Platt-
form falsch schreiben. Durch den Einsatz umfangreicher und qualitativ aufbe-
reiteter Thesauri zur Filterung und bedingt durch die hohen Fallzahlen können
verbleibende Falschfunde jedoch aus statistischer Sicht vernachlässigt werden.
Zur semantischen Bewertung der Tonalität einer Textstelle wurden insgesamt
ca. 65.000 Begriffe genutzt, die in talkwalker hinterlegt sind. Dabei wurden zu-
sätzliche Suchalgorithmen verwendet, die die Stellung der Begriffe in einem Satz
berücksichtigen. So kann sichergestellt werden, dass die Tonalität weitgehend kor-
rekt zugeordnet wird.
Zur Festlegung der Sprache eines Textes wurde nicht die Domain der Quelle ge-
nutzt, sondern eine Analyse des Textes selbst vorgenommen.
1.5 Aufbau der Studie
Die Studie ist in fünf Kapitel gegliedert. Im zweiten Kapitel folgen Ausfüh-
rungen zum Nutzen von Social Software. Die Studienergebnisse, inklusi-
ve der Vergleiche von Social-Software-Plattformen, werden im dritten Ka-
pitel erläutert. Im vierten Kapitel wird ein abschließendes Fazit gezogen.
1. Vorbemerkungen Warum wurde die Studie durchgeführt?
2. Social Software Was kann Social Software?
3. Untersuchungsergebnisse Was sind die Studienergebnisse?
9. KAPITEL 1: Vorbemerkungen
14
4. Steckbriefe der Social-Soft- Was bieten die einzelnen Plattformen und
ware-Plattformen und das wie kommunizieren die anbietenden
Auftreten der Anbieter auf Unternehmen mit Nutzern auf facebook
facebook und twitter und twitter?
5. Praktiker-Interviews Was denken Nutzer über die eingesetzten
Plattformen?
6. Fazit Was bedeutet das für die Zukunft?
10. KAPITEL 2: Social Software
15
Das zweite Kapitel stellt eine grobe Vorstellung der Kategorien und Nutzungs-
möglichkeiten von Social Software dar. Es ist vor allem für diejenigen Leserin-
nen und Leser gedacht, die sich mit dem Thema bisher wenig beschäftigt haben
oder ein thematisches Update suchen. Sollten Sie sich bereits mit der Thematik
Social Software auskennen oder direkt in die Studienergebnisse einsteigen wol-
len, können Sie das 2. Kapitel überspringen.
2.1 Was Social Software mit Social Media zu tun hat
Der aus dem Englischen stammende Begriff „Social Media“ wird zumeist mit
„Soziale Medien“ ins Deutsche übersetzt. Das Wort „Soziale“ steht dabei für In-
teraktionen zwischen Personen bzw. zwischen Personen und Organisationen. Im
Medienlexikon von Gabler heißt es dazu:
„[Social Media] ist ein Sammelbegriff für Internet-basierte mediale Angebote,
die auf sozialer Interaktion und den technischen Möglichkeiten des sogenannten
Web 2.0 basieren. Dabei stehen Kommunikation und der Austausch nutzergene-
rierter Inhalte (User-Generated Content) im Vordergrund“ (Sjurts 2011: 565).
Nutzer von Social-Media-Angeboten sind also nicht mehr nur passive Rezipi-
enten, sondern werden vielmehr zu Sendern selbst kreierter Inhalte. Gleichzei-
tig entwickelten sich die Prinzipien der Kommunikation von „one-to-many“
zu „many-to-many“ weiter. Nutzer können gemeinsam Inhalte erarbeiten, ver-
öffentlichen und rezipieren. STERNE schrieb dazu passend „’social media’ is
that which allows anybody to communicate with everybody. In other words,
consumer-generated content distributed through easy-to-access online-tools“
(Sterne 2010: xvii). Das Besondere an den Social Media sind jene „easy-to-access
online-tools“, denn wie STERNE schreibt, ist das Internet an sich bereits „social“:
„The Internet has always been a social medium. It is unique because it is the first
many-to-many communication channel“ (ebd.: xvi).
Die von STERNE als „easy-to-access online-tools“ bezeichneten Werkzeuge sind
aber noch mehr. Sie sind auch „easy-to-connect online tools“ und „easy-to-collabo-
rate online tools“. Im Kontext der Nutzung in Unternehmen werden sie, wie eingangs
erläutert, zusammenfassend mit dem Begriff Social Software bezeichnet.
11. KAPITEL 3: Untersuchungsergebnisse
21
In den folgenden Auswertungen erfolgt die Ergebnisdarstellung unter Hinzu-
nahme der englisch- und deutschsprachigen Fundstellen. Abweichungen sind
gesondert vermerkt. Des Weiteren wurde auf eine statistische Auswertung ver-
zichtet, sobald die Anzahl der Fundstellen für eine Social Software Plattform un-
ter 100 fiel. Soweit inhaltlich geboten, wurde der Wert n angegeben. Bei der Er-
gebnisdarstellung sollte berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse vor allem in
vergleichender Hinsicht von Interesse sind, da alle Social-Software-Plattformen
mit den gleichen Filtern untersucht wurden.
Nach einem quantitativen Überblick aller Fundstellen wird im Folgenden darge-
stellt, wie sich die Anteile an der Onlinekommunikation verändern, wenn man
sie auf solche mit einem direkten Enterprise 2.0- oder Social Software-Bezug be-
schränkt und wie sich das Bild verändert, wenn nur Internetquellen mit einem
guten Alexa-Rank berücksichtigt werden. Nach der Betrachtung der Tonalität
der Onlinekommunikation zu den Tools insgesamt wird einzeln dargestellt,
welche Branchen besonders häufig auftauchten. Im Anschluss wird die Untersu-
chung zu verschiedenen Feature-Sets und Aufgabenbereichen fortgesetzt, bevor
im letzten Abschnitt dieses Kapitels dargelegt wird, wie die Preiswürdigkeit der
Social-Software-Plattformen in der Onlinekommunikation abschneidet.
3.1 Quantitativer Überblick
Die quantitative Untersuchung der Kommunikation zu den Social-Software-
Plattformen zeigt eine starke Dominanz von SHAREPOINT. Dies ist bei dem
hohen Verbreitungsgrad und der vergleichsweise langen Geschichte des Mi-
crosoft-Produkts nicht überraschend. Obwohl die Suche explizit auf die Versio-
nen 2010 und 2013 beschränkt wurde, steht SHAREPOINT für mehr als 55% der
untersuchten Kommunikation (Abb. 3).
Der Platzhirsch in Bedrängnis, YAMMER gibt den „White Knight“
Reduziert man die untersuchten Fundstellen jedoch auf den Kontext Enterprise
2.0 und Social Software, wird deutlich, dass der Wettbewerb den einstmaligen
Dokumenten-Management-Platzhirschen stark bedrängt.
17. KAPITEL 4: Vorstellung der Social Software Tools
43
4. Steckbriefe der Social-Software-Plattformen und das Auftreten
der Anbieter auf facebook und twitter
Das vierte Kapitel widmet sich den einzelnen Social-Software-Plattformen. Das
Ziel der Studie besteht, wie eingangs erläutert, nicht darin, die Features der ein-
zelnen Plattformen zu testen und zu vergleichen, sondern darin, die Kommuni-
kation der Nutzer über die Plattformen zu analysieren.
Kapitel 4.1 beschäftigt sich mit Kosten und Preismodellen der Social-Soft-
ware-Plattformen. Das Kapitel 4.2 bietet eine Übersicht über die Wahrneh-
mung der untersuchten Plattformen auf facebook und twitter. Mit Kapitel
4.3 beginnt die Darstellung der einzelnen Social-Software-Plattformen. Jede
Plattform wird in einem kurzen Steckbrief mit wichtigen Eckdaten in stich-
punktartiger Form vorgestellt. Zusätzlich werden im Steckbrief die Kriterien
Kommunikation, Wissensmanagement, Dokumentenmanagement, Experten-
identifikation und Workflow-Integration auf einer dreistufigen Skala beurteilt
( = geeignet, = gut geeignet, = sehr gut geeignet).
Die Beurteilungen ergeben sich aus unterschiedlichen Informationsquellen, wie
den jeweiligen Internetpräsenzen, Fachblogs und diversen Studien (beispiels-
weise Gartner Magic Quadrant for Social Software in the Workplace). Ebenso
sind eigene Erfahrungen eingeflossen. Es sollte berücksichtigt werden, dass die
getroffenen Einschätzungen nur zu einer ersten, groben Orientierung dienen
können. Differierende spezifische Rahmenbedingungen und Anforderungspro-
file einzelner Unternehmen könnten ohne Zweifel zu anderen Eignungsbewer-
tungen führen.
Die Bewertungskriterien und ihre Bedeutungen im Überblick:
Kommunikation
Bewertet werden die Funktionstiefe möglicher Kommunikationsformen sowie
deren Bedienbarkeit.
Wissensmanagement
Bewertet werden die Funktionen, um vorhandenes Wissen und Informationen
zur Verfügung zu stellen und zu finden.
18. KAPITEL 4: Vorstellung der Social Software Tools
44
Dokumentenmanagement
Bewertet werden die Funktionen, mit denen innerhalb der Social-Software-Plattform
Dateien abgelegt, geteilt und (gemeinsam) bearbeitet werden können.
Expertenidentifikation
Bewertet werden die Funktionen, um fachliche Experten sowie für bestimmte Themen
zuständige Mitarbeiter zu identifizieren.
Workflow-Integration
Bewertet werden die Funktionen, mit denen Arbeitsabläufe gestaltet bzw. standardi-
siert und Zuständigkeiten zugewiesen werden können.
Für die Analyse wurde die Kommunikation über die Social-Software-Plattformen auf
facebook und twitter im Zeitraum vom 25.01.2013 bis zum 24.02.2013 beobachtet.
Auch für diese Aufgabe wurde das Tool talkwalker genutzt. Die dabei zum Einsatz ge-
kommenen Filterlisten und Thesauri wurden gegenüber des Untersuchungs-Settings
aus Kapitel 3 um weitere ca. 800 Begriffe auf insgesamt ca. 1.750 Begriffe und Phrasen
ergänzt. Dies war notwendig, da der kommunikative Raum bei twitter und facebook
deutlich stärker von privat motivierten Interessen geprägt ist, als es bei Foren oder auch
Blogs der Fall ist. Des Weiteren ist es für eine Analysesoftware wie talkwalker bei kür-
zeren Texten, wie z. B. Tweets, naturgemäß ungleich schwerer zu bewerten, ob es sich
bei dem Text beispielsweise um Kommunikation zu der Plattform JIVE oder zum Tanz
JIVE handelt. Die Verwechslungsgefahr bestand auch schon bei der Analyse in Kapitel
3, nur waren die dortigen Texte deutlich länger. Dies ermöglichte die zusätzliche Prü-
fung auf weitere Begriffe (wie z. B. „Software“), um den Tanz JIVE auszuschließen.
Die Social-Software-Plattformen JIVE und auch COYO konnten nicht ausgewertet wer-
den, da die Namen der Plattformen eine derart hohe Anzahl an Bedeutungen (im in-
ternationalen Sprachraum) haben, dass auch „schärfste“ Filterungen kein zuverlässiges
Ergebnis erwarten ließen. Alternativ hätte jeder gefundene Tweet und facebook-Eintrag
manuell geprüft werden müssen, was aus forschungsökonomischen Gründen ausge-
schlossen war. Die Suche nach den Social-Software-Plattformen ergab für den oben
genannten Zeitraum insgesamt mehr als 30.000 Fundstellen (ohne JIVE und COYO).
Ergänzende statistische Angaben zu facebook und twitter wurden mithilfe der Tools
„Twitonomy“ und „fanpage karma“ ermittelt.
19. KAPITEL 4: Vorstellung der Social Software Tools
46
Die beiden Preismodelle beziehen sich in den meisten Fällen auf Social-Software-
Angebote auf Basis einer SaaS-Lösung (Software as a Service). Der Vorteil
von SaaS besteht darin, dass beim nutzenden Unternehmen, und damit auch
auf den einzelnen Workstations der Nutzer, keine Software installiert wer-
den muss und die vorhandene IT-Infrastruktur, so diese halbwegs aktuell ist,
genutzt werden kann. Die technische Integration ist zügig umsetzbar und
die Investitionskosten sind vergleichsweise gering. Der Zugang erfolgt in
der Regel innerhalb eines Browsers über ein Web-Interface. Als nachteilig
werden vor allem Abhängigkeiten von schnellen Internetzugängen und von
einer permanenten Erreichbarkeit der Anbieter-Infrastruktur sowie Prob-
leme mit dem Datenschutz (Stichworte: Serverstandorte außerhalb der EU,
eingeschränkte Back-up-Möglichkeiten) diskutiert.
Daher bieten viele Anbieter ihre Plattformen auch als „klassischen“ Soft-
warekauf an. Diese Modelle werden mit dem Begriff On-Premise beschrie-
ben. Gelegentlich findet sich auch die Aussage, dass die Social Software in
einer Private Cloud betrieben werden kann, was eine technische Variation
darstellt. Die Preise für diese Kauf-Variante sind in der Regel von einer
höheren Anfangsinvestition gekennzeichnet. Auch die Aufwände für die
Integration in die eigene IT-Infrastruktur sind größer. Gleichwohl kann
sich auch dieses Modell für Unternehmen rechnen und eventuell spezielle
Ansprüche besser befriedigen, als SaaS-Modelle. Im weiteren Verlauf sind
zu den Kurzporträts der Social-Software-Anbieter deren Homepages ange-
geben, auf denen man sich über aktuelle Preise informieren kann. Unter-
nehmen mit mehr als 20-30 Mitarbeitern sollten ausgewählte Anbieter mit
einem sorgfältig zusammengestellten Anforderungsprofil um ein individu-
elles Angebot bitten. Des Weiteren rentiert sich für mittelständische und
größere Unternehmen die Einbeziehung externer Experten, die bei der
Erstellung eines Benchmarks behilflich sind und anbieterunabhängig bera-
ten können. Denn selbst wenn die Kosten für eine Plattform auf SaaS-Ba-
sis nach dem Preismodell Kosten/User/Monat zunächst gering erscheinen
mögen, ist zu berücksichtigen, dass ein späterer Wechsel des Social-Software-
Anbieters in vielen Fällen nur unter Verlust der bis zu diesem Zeitpunkt auf
der Plattform kommunizierten Inhalte möglich ist. Von daher sollten bei der
Auswahl mittel- und langfristige Überlegungen berücksichtigt werden.
21. KAPITEL 4: Vorstellung der Social Software Tools
54
Abb. 29 | Am häufigsten retweetete Nachrichten des Accounts @communote im Zeitraum vom
11.09.2008 bis zum 22.03.2013 | Quelle des Screenshots twitonomy.com
Insgesamt kann festgehalten werden, dass Nutzer Informationen zum Produkt
bekommen. Dialog, das Element, das die Social Media auszeichnen, findet hin-
gegen wenig statt.
4.2.2 Confluence
Unternehmen Atlassian
• australisches Unternehmen
• Entwickler von Projektmanagement-Software,
Software Development Tools und Social-Software-
Plattformen
Bewertungen
Kommunikation
Wissensmanagement
Dokumentenmanagement
Expertenidentifikation
Workflow-Integration
Stärken •Non-Profit-Erfahrung
• Personalisierbarkeit
22. KAPITEL 4: Vorstellung der Social Software Tools
55
Schwächen • Bisher hauptsächlich in IT-affiner Umgebung getestet
• mangelhafte Integrationsfähigkeit
Bereitstellung ☒ On Premise, ☒ SaaS
Website www.atlassian.de
Aktuelle Version 5.1.2
Atlassian, das Unternehmen, das CONFLUENCE anbietet, hat, wie die meisten
der eher international ausgerichteten Anbieter, eine deutlich höhere Anzahl an
Fans auf facebook. Ein Wert von 160 in der Kategorie „Sprechen darüber“ zeigt,
dass es dem Anbieter gelingt, Inhalte anzubieten, die zur Diskussion anregen.
Die Häufigkeit der Posts ist jedoch eher gering: Dieser Wert liegt mit 0,4 Posts
pro Tag unter dem Durchschnitt. Inhaltlich geht es vor allem um News zur Platt-
form, aber auch zu den anderen Atlassian-Produkten.
Der twitter-Account von CONFLUENCE wird häufig genutzt. Ein Wert von 4,32
Tweets pro Tag liegt im oberen Mittelfeld. Die Re-Tweet-Rate ist vergleichsweise
gering. Dies könnte an Inhalten liegen, die für die Follower nicht ausreichend
relevant sind. Es könnte aber auch auf die relativ hohe Antwort-Rate von 45%
zurückzuführen sein, denn Tweets aus Dialogen mit twitter-Nutzern werden
naturgemäß weniger häufig retweetet. Die Antwort-Rate zeigt aber auch, dass
CONFLUENCE die Tweets der User nicht nur wahrnimmt, sondern wertschätzt.
Das führt zu einer sehr guten Nutzung der dialogischen Möglichkeiten. Die da-
durch entstehende hohe Frequenz der Nutzung führte im Fall CONFLUENCE
facebook-Fanpage Atlassian
Software
Fans 6.783
Sprechen darüber 160
Posts/Tag 0,4
Engagement 0,209%
Post Interaktion 0,497%
Reaktion ●●○○
Zeitraum 23.12.2012
22.03.2013
twitter-Account @confluence
Follower 2.830
Follower/Following 60,00
Tweets/Tag 4,32
Re-Tweets 11,5%
Antworten 45,0%
Links 0,28
Zeitraum 16.03.2011
22.03.2013
23. KAPITEL 5: Praktiker-Interviews
81
Das fünfte Kapitel enthält exemplarische Interviews mit Praktikern, die seit ge-
raumer Zeit den Einsatz verschiedener Social-Software-Plattformen betreuen
bzw. verantworten. Die Interviewstruktur ist dabei bei allen fünf Gesprächen
identisch.
Bei den genutzten Plattformen und Unternehmen handelt es sich um:
• Microsoft SHAREPOINT bei der real,- Group Holding GmbH,
• JIVE bei der Swiss Reinsurance Company Ltd.,
• SALESFORCE bei der Delivery Hero Holding GmbH,
• YAMMER bei der Kuhn, Kammann Kuhn GmbH und
• IBM CONNECTIONS bei der TIMETOACT Software Consulting GmbH.
In den Gesprächen wird deutlich, dass die Herangehensweisen und die Nutzung
unterschiedlichsten Philosophien folgen, wobei die Interviewpartner – mehr
oder weniger – von der in ihrem Unternehmen eingesetzten Lösung überzeugt
sind. Die Interviews sind nicht repräsentativ, sie zeigen jedoch, dass die Vielfalt
der Social-Software-Plattformen ihre Berechtigung hat. Für Unternehmen, die
sich mit dem Gedanken an den Einsatz einer Social Software tragen, ist es eben-
so wichtig, klare Nutzungsszenarien zu haben, die für das Unternehmen und die
Mitarbeiter einen Benefit mit sich bringen. Idealerweise sollten diese Szenarien
in angemessener Weise im Unternehmen kommuniziert werden.
5.1 MS SharePoint 2010 – Christian Eberle (Solution Manager
Portal User Solutions; real,-)
Welche Social Software nutzen Sie?
Wir haben zuerst SHAREPOINT 2003 eingeführt. Anfang 2012 haben wir dann
auf die Version 2010 umgestellt.
Unternehmen
Interviewpartner
Funktion
Web
real,- Group Holding GmbH (METRO GROUP)
Christian Eberle, Düsseldorf
Solution Manager Portal User Solutions
real.de; real-hypermarket.com
24. Social Media sind ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Kommunikation,
deren Bedeutung längst auch von Unternehmen erkannt wurde. Enterprise 2.0
verspricht vereinfachte Kommunikation und Kollaboration, Informationsaustausch
undWissensmanagement.DamitwirdSocialSoftwarefürUnternehmenzunehmend
interessant – was auch die gestiegene Anzahl von Social-Software-Anbietern
unterstreicht. Doch welche Rolle spielen Social-Software-Plattformen tatsächlich?
Welche Plattformen werden in der Öffentlichkeit besonders häufig thematisiert?
Und welche Einstellungen und Meinungen dominieren bei den Nutzern und Me-
dien?
Antwort auf diese Fragen liefert die gemeinsame Studie Enterprise 2.0 Watch der
Kommunikationsagentur Kuhn, Kammann und Kuhn GmbH und der scm, die im
Zeitraum von August 2012 bis März 2013 durchgeführt wurde.
Ziel der Untersuchung ist die Darstellung der aktuellen Marktsituation vor
dem Hintergrund des Share of Voice der Kommunikation über die Anbieter und
der Wahrnehmung der Social-Software-Plattformen aus Sicht der Nutzer sowie der
wichtigsten Multiplikatoren und Online-Medien.