4. Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 3. Juli 2020
IMPRESSIONISMUS & KLASSISCHE MODERNE
JULI2020IMPRESSIONISMUS&KLASSISCHEMODERNE
A193
POST
WAR
CON
TEM
POR
ARY
POSTWAR&CONTEMPORARY
A193
JULI2020
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 4. Juli 2020
A193
JULI2019SCHWEIZERKUNST
Auktion: 3. Juli 2020
SCHWEIZER KUNST
Schweiz
JULI2020GRAFIK&MULTIPLES
A193
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 4. Juli 2020
GRAFIK & MULTIPLES
Auktion: 8. Juli 2020
ART DÉCO & ART NOUVEAU
Auktion: 8. Juli 2020
PHOTOGRAPHIE
Auktion: 9. Juli 2020
DESIGN
Auktion: 9. Juli 2020
MÖBEL
AUKTIONSPROGRAMM
AUKTION A193 - JULI 2020
POSTWAR &
CONTEMPORARY
Samstag, 4. Juli 2020
14.00 Uhr
Lot 3701 – 3792
SCHWEIZER KUNST
Freitag, 3. Juli 2020
14.00 Uhr
Lot 3301 – 3383
GRAFIK & MULTIPLES
Samstag, 4. Juli 2020
11.00 Uhr
Lot 3801 – 3904
IMPRESSIONISMUS &
KLASSISCHE MODERNE
Freitag, 3. Juli 2020
16.00 Uhr
Lot 3501 – 3558
IBID ONLINE ONLY
DESIGN
23. Juni – 9. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
ART DÉCO & ART NOUVEAU
23. Juni – 8. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
PHOTOGRAPHIE
23. Juni – 8. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
POSTWAR&CONTEMPORARY
23. Juni – 9. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
GRAFIKDES20./21.JH.
23. Juni – 9. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
MÖBEL
23. Juni – 9. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
SCHWEIZER KUNST
23. Juni – 9. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
MODERNE GEMÄLDE
23. Juni – 9. Juli 2020
5. ürich, Schweiz
h
SCHMUCK&JUWELENJULI2020
Auktion: 2. Juli 2020
SCHMUCK & JUWELEN
A191
ARMBAND-UNDTASCHENUHRENJULI2020
Auktion: 2. Juli 2020
ARMBAND- & TASCHENUHREN
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
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office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
A193as
JULI2020
Auktion: 1. Juli 2020
ASIATICA
ASIATICA
Auktion: 8. Juli 2020
FASHION & VINTAGE
Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
VORBESICHTIGUNG
Donnerstag, 25. bis Dienstag, 30. Juni 2020, 10 – 18 Uhr
SCHMUCK
Donnerstag, 2. Juli 2020
14.00 Uhr
Lot 2501 – 2659
TASCHEN- &
ARMBANDUHREN
Donnerstag, 2. Juli 2020
16.00Uhr
Lot 2801–2931
ASIATICA
HIMALAYA & CHINA
Mittwoch, 1. Juli 2020
11.00Uhr
Lot 601–731
ASIATICA
JAPAN, SÜDOSTASIEN
Mittwoch, 1. Juli 2020
14.00Uhr
Lot 732–821
IBID ONLINE ONLY
ASIATICA
23. Juni – 7. Juli 2020
IBID ONLINE ONLY
FASHION & VINTAGE
23. Juni – 8. Juli 2020
Alle Kataloge online:
www.kollerauktionen.ch
6. 98 SERVICE
98 Künstlerverzeichnis
99 Adressen
102 Auktionsbedingungen
104 Conditions de vente aux enchères
106 Auktions-Auftrag
Koller Auktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen
Schätzwert von mind. € 1000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbestand des Registers individuell abgeglichen.
EURO-Schätzungen
Die Schätzungen in Euro wurden zum Kurs von 1.05 umgerechnet und auf zwei Stellen gerundet, sie dienen nur zur Orientierung.
Verbindlich sind die Angaben in Schweizer Franken.
Online live bidding powered by
7. Weitere Bearbeitung: Laura Järmann, Els Oswald, Fiona Seidler
PostWar & Contemporary
Lot 3701 – 3792
AUKTION
Samstag, 4. Juli 2020, 14 Uhr
VORBESICHTIGUNG
Donnerstag, 25. - Dienstag, 30. Juni 2020, 10 – 18 Uhr
Weitere Fotos:
www.kollerauktionen.ch
Silke Stahlschmidt
Head of department
Tel. +41 44 445 63 42
stahlschmidt@kollerauktionen.ch
Clarisse Doge
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doge@kollerauktionen.ch
Für die persönliche Teilnahme im Auktionssaal ist aufgrund der aktuellen Situation eine Reservation
erforderlich. Wenden Sie sich dafür bitte an die Expertinnen und Experten der jeweiligen Fachgebiete.
Profitieren Sie von den verschiedenen Möglichkeiten, an unseren Auktionen mitzubieten:
telefonisch, online oder per schriftlichem Auftrag.
8. Aus Gestaltungsgründen können einzelne Blätter im Katalog beschnitten abgebildet sein.
Auf unserer Website finden Sie alle Abb. unbeschnitten.
Die Erhaltungszustände der Grafiken sind im Katalog nur zum Teil und in Einzelfällen
angegeben. Gerne senden wir Ihnen einen ausführlichen Zustandsbericht zu.
„Ich träume von einer sozialen Kunst. Ich setze ein tiefes Verlangen des Menschen nach Plastik
voraus, genauso wie er ein Verlangen nach Melodie, Rhythmus oder Poesie hat.
Ich glaube, dass jetzt die Voraussetzungen dafür gegeben sind, um dieses natürliche
Verlangen des Menschen nach sinnlichen Freuden zu befriedigen.“
Victor Vasarely
9. | 3
3701
VICTOR VASARELY
(Pecs 1906–1997 Paris)
Ohne Titel. 1947-1962.
Collage.
Unten mittig signiert und datiert:
Vasarely 1947-62.
52,9 × 70,1 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von Herrn
Pierre Vasarely, Fondation Vasarely, Aix-en-
Provence, März 2020, bestätigt. Wir danken Pierre
Vasarely für die freundliche Unterstützung. Das
Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen
„Catalogue raisonné de l‘oeuvre peint de Victor
Vasarely“ aufgenommen.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen Besitzer,
seitdem Privatsammlung Österreich.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 620 / 11 430)
10. | 4
PostWar & Contemporary
3702
MAX BILL
(Winterthur 1908–1994 Berlin)
Doppelfläche als Sechseck. 1968.
Messing, vergoldet.
Mit der eingeritzten Signatur und
Datierung: bill 1968.
76 × 24 × 25 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
Literatur: Max, Binia und Jabob Bill Stiftung
(hrsg.): Max Bill - die unendliche Schleife
1935-95 und die Einflächner, Wabern-Bern
2000, S. 89 (mit Abb.).
„Konkrete Kunst nennen wir jene Kunst-
werke, die aufgrund ihrer ureigenen Mittel
und Gesetzmässigkeiten - ohne äusser-
liche Anlehnung an Naturerscheinungen
oder deren Transformierung, also nicht
durch Abstraktion - entstanden sind. Kon-
krete Kunst ist in ihrer Eigenart selbstän-
dig. Sie ist der Ausdruck des menschlichen
Geistes, für den menschlichen Geist be-
stimmt, und sie sei von jener Schärfe, Ein-
deutigkeit und Vollkommenheit, wie dies
von Werken des menschlichen Geistes
erwartet werden muss. Konkrete Malerei
und Plastik ist die Gestaltung von optisch
wahrnehmbarem. Ihre Gestaltungsmittel
sind die Farben, der Raum, das Licht und
die Bewegung... Konkrete Kunst ist in ihrer
letzten Konsequenz der reine Ausdruck
von harmonischem Mass und Gesetz.
Sie ordnet Systeme und gibt mit künst-
lerischen Mitteln diesen Ordnungen das
Leben... Sie erstrebt das universelle und
pflegt dennoch das einmalige. Sie drängt
das individualistische zurück, zugunsten
des Individuums.“ Max Bill
Der Schweizer Maler, Plastiker, Designer
und Architekt Max Bill ist Mitbegründer
der Kunstrichtung der Konkreten Kunst
und gilt heute als einer ihrer wichtigsten
Vertreter.
Ab 1924 bildet sich Max Bill zuerst als
Silberschmied an der Kunstgewerbeschule
in Zürich aus, bevor er ab 1927 für zwei
Jahre in Dessau am Bauhaus Architektur
studiert, wo zu dieser Zeit Josef Albers,
Wassily Kandinsky, Paul Klee, László
Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer
unterrichten – dies sind prägende und
richtungsweisende Zeiten für den jungen
Max Bill. Im Jahr 1929 kehrt er zurück in
die Schweiz und lässt sich in Zürich nieder.
Er arbeitet zunächst als Architekt und
beschäftigt sich anschliessend immer
mehr mit der Malerei, Plastik und mit der
Produktgestaltung. Mit 25 Jahren wird er
in die Pariser Künstlergruppe "Abstraction
Création" aufgenommen. Seine Mitglied-
schaft ermöglicht ihm Ausstellungen an
der Seite von Ikonen wie Piet Mondrian,
Jean Arp und Georges Vantongerloo.
Seit den 1930er Jahren ist der Winterthu-
rer zu einem der wichtigsten Wortführer
der Zürcher Konkreten geworden. Mit
seinem berühmten Text "Konkrete Gestal-
tung" liefert er im Jahr 1936 der gestalte-
rischen Praxis ein theoretisches Funda-
ment, das für die Entwicklung nicht nur der
Schweizer Nachkriegskunst – besonders
der Zürcher Schule der Konkreten mit
unter anderem Camille Graeser, Verena
Loewensberg und Richard Paul Lohse –
von grösster Bedeutung ist. 1944–1945
wird Max Bill mit dem Unterricht der
Formlehre an der Kunstgewerbeschule
Zürich betraut. Sein grösstes Bauprojekt
folgt im Jahr 1950, die Hochschule für
Gestaltung in Ulm, wo er auch ab 1951 für
fünf Jahren Rektor und Leiter der Abtei-
lung für Architektur und Produktform ist.
Nach zahlreichen Ausstellungsplanungen
und -beiträgen unterrichtet Max Bill von
1967 bis 1974 als Professor für Umwelt-
gestaltung an der Hochschule für Bildende
Künste in Hamburg. Ausserdem ist er
Mitglied zahlreicher Künstler- und Archi-
tektenvereinigungen sowie Ehrenmitglied
verschiedener Akademien. 1994 nimmt
er die Ehrendoktorwürde der ETH Zürich
entgegen.
Max Bills gesamtes Oeuvre besteht aus
zwei umfangreichen Werkgruppen: zum
einen seinen Gemälden und Grafiken, zum
anderen seinen voluminösen Raumplas-
tiken und Metallbändern. Obwohl diese
zwei Werkgruppen zunächst den Anschein
erwecken, aus unterschiedlichen Inspira-
tionsquellen zu kommen, handelt es sich
doch um eine gemeinsame wesentliche,
geometrisch-mathematische Einheit.
Max Bills Kunst ist gegenstandslos und
massgeblich von den universellen Ideen
des Bauhauses geprägt. Er schafft es eine
Kunstform zu definieren, die der reine
Ausdruck von harmonischem Zusam-
menspiel von Mass und Gesetz ist. Seine
Kunst ist keine Abstraktion der Wirklichkeit,
sondern eine kalkulierte Anwendung von
universellen Darstellungsmitteln wie Farbe,
Licht, Raum, Flächen, Linien und Bewe-
gung. "Einflächner", "Kugeln", "Säulen",
"Prismen", "Pavillons" sind die wichtigsten
Schlüsselthemen, auf die sich Max Bill in
seinem plastischen Schaffen konzentriert.
Seine Skulpturen definieren sich durch
schlichte Erscheinungsformen, als Ergeb-
nis der experimentellen Visualisierung von
grundsätzlichen strukturellen Eigenschaf-
ten von Flächen, Kugeln, Säulen.
Die hier angebotene vergoldete Messing-
skulptur "Doppelfläche als Sechseck" von
1968 gehört zu Bills Werkkategorie der
"Einflächner". " (…) ich war auf meine Ent-
deckung sehr stolz, es war mir gelungen,
das Unendlichkeitszeichen aus der Mathe-
matik, die liegende 8, als Symbol räumlich
anschaulich zu machen. Eines Tages sagte
mir jemand, es sei fabelhaft wie ich das
Möbiusband zu einer formal vollkomme-
nen plastischen Lösung geführt hätte. Ein
Möbiusband kannte ich nicht. Im Lexikon
fand ich August Ferdinand Möbius, 1790-
1868, Astronom, Mathematiker, Professor
und Direktor der Sternwarte, befasst mit
analytischer Geometrie. Später las ich,
dass vier Jahre vor Möbius, J.B. Listing
1961 die Entdeckung dieser Doppelfläche
gelang. Die Werke selbst sind Realisation
von Idee und Konzept, sie entstehen durch
verschiedenste Arbeitsprozesse." (aus: Bill,
Jakob. Max Bill. Unendliche Schleife 1935-
95 und die Einflächner. Benteli Verlag,
Wabern, S. 14).
Das auf dem Möbiusband basieren-
de Skulpturenkonzept "Die unendliche
Schleife" setzt Max Bill über Jahrzehnte
in einer Reihe von Plastiken mit verschie-
denen Charakteristiken in vielfachen
Variationen um. Bill schreibt zum Werk "Die
Doppelfläche als Sechseck": Das Merk-
würdige an dieser Plastik ist die mehrfache
Möglichkeit, Wege zu beschreiten. Dieses
Sechseck hat die dreifache Winkelsumme
eines normalen regulären Hexagons. Im
Zentrum ergibt sich aus der formbeding-
ten Richtungsänderung ein auf die Spitze
gestellter Quadratischer Spiegel. (ebenda,
S. 89).
CHF 30 000 / 40 000
(€ 28 570 / 38 100)
11.
12. | 6
PostWar & Contemporary
3703*
MATIAS SPESCHA
(Trun 1925–2008 Zürich)
Ohne Titel. 2004.
Collage. Buntstift und Papier auf
schwarzem Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
M. Spescha 2004.
40 × 62 cm.
Provenienz: Kunsthandel Vonlanthen Chur.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 860 / 3 810)
3704
PABLO PALAZUELO
(1915 Madrid 2007)
Abenephi. 1968.
Gouache auf Vélin.
Unten rechts signiert: P Palazuelo, sowie
verso signiert, datiert, betitelt, mit Tech-
nikangabe und Richtungspfeil: PABLO PA-
LAZUELO, 1968, "ABENEPHI", GOUACHE.
38,6 × 28,6 cm.
Die Authentizität dieser Arbeit wurde von
der Fundación Pablo Palazuelo bestätigt,
Madrid, März 2020. Wir danken Herrn
José Rodríguez-Spiteri Palazuelo für seine
freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 760 / 6 670)
14. | 8
PostWar & Contemporary
3705
PABLO PALAZUELO
(1915 Madrid 2007)
Ohne Titel. 1964.
Gouache auf Vélin.
Unten rechts singiert: P Palazuelo, sowie
verso signiert, datiert, mit Technikangabe
und Richtungspfeil:
P. PALAZUELO, 1964, GOUACHE.
61,8 × 41 cm auf Vélin 74,9 × 53,3 cm.
Die Authentizität dieser Arbeit wurde von
der Fundación Pablo Palazuelo bestätigt,
Madrid, März 2020. Wir danken Herrn
José Rodríguez-Spiteri Palazuelo für seine
freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
Die abstrakte Kunst Spaniens wird in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
wesentlich von einem Künstler dominiert,
der seinen Ausdruck ausschliesslich in
der geometrischen Sprache findet. Seine
Werke zeugen von einer ausgeprägten
Verbundenheit der Natur gegenüber, die
er ausführlich studiert und schliesslich in
seiner Arbeit zum Ausdruck bringt.
Geboren in Madrid im Jahr 1915, führt
der Weg den jungen Pablo Palazuelo an
die Universität von Oxford, wo er seine
Zeit dem Studium der Architektur an
der School of Arts and Crafts widmet.
Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt
Madrid 1939, beginnt die Malerei in seinem
Leben eine zentrale Rolle einzunehmen.
Die Quelle der Inspiration findet Palazu-
elo anfänglich in den Werken von Pablo
Picasso und Paul Cézanne. Sein zunächst
figurativer Schwerpunkt beginnt sich
allmählich zum Abstrakten zu wandeln,
wobei Palazuelo besonders Paul Klee als
ein wichtiges Vorbild erachtet. Klee ist es,
der schliesslich den Anstoss zu abstrakten
Motiven gibt.
1948 wird er mit einem Stipendium vom
französischen Institut in Madrid geehrt und
reist nach Paris, um dort seine Leiden-
schaft für die Kunst zu vertiefen und zu-
gleich auch seine künstlerische Laufbahn
voranzutreiben. Unvermeidlich begegnet
Palazuelo hier einflussreichen Künstlern,
wie Ellsworth Kelly, deren Arbeiten sich mit
geometrischen Formen befassen. Fortan
steigt zugleich seine Neugier auf den
Konstruktivismus, die Lehre der Metaphy-
sik und Mathematik, sowie der Alchemie.
In seinen Werken erhält diese Mischung
aus Mystik und Konstruktion von nun an
bis in die 1990er Jahre einen wesent-
lichen Einfluss. Sein Blick auf die Natur
durchbricht die sogenannte traditionelle
Betrachtungsweise der Landschaft. Das
bedeutet, seine Herangehensweise weicht
allmählich davon ab, die Landschaft als
Teil der Umgebung wahrzunehmen, die
den Menschen umschliesst. Vielmehr
betrachtet der Künstler sie in ihrer Ganz-
heitlichkeit in Form eines Luftbildes von
einem anderen Blickpunkt aus, welcher die
einzelnen Strukturen innerhalb einer Land-
schaft demonstriert. Ein gewisser Grad an
Abstraktion, der sich aus Flächen, deren
Formen, Farben und Linien zusammen-
setzt, äussert sich darin. Darüber hinaus
verbindet er den geometrischen Ausdruck
in seinen Arbeiten mit dem emotionalen
Empfinden, welches er über die Natur
und ihre Materie aufnimmt und in seinem
Werken zum Ausdruck bringt. Palazuelo
gibt dieser Synthese den Namen Trans-
geometrie. Seine erste Einzelausstellung
1955, die sich dieser Thematik widmet, ist
ein voller Erfolg.
In seinem Lebenswerk demonstriert Pablo
Palazuelo seine unerschütterliche Lei-
denschaft für geometrische Formen und
deren, für ihn, endlos zu sein scheinende
Formenvielfalt. Er erhält mehrere Aus-
zeichnungen für sein Schaffen, darunter
auch den Carnegie Prize vom Carnegie
Museum of Art in Pittsburgh. So wird nicht
zuletzt auch die Fundación Pablo Palazuelo
ins Leben gerufen. Über 20 Einzelausstel-
lungen und unzählige Gruppenausstellun-
gen in Spanien, Frankreich und in anderen
Ländern Europas, sowie in Amerika
lassen auf eine eindrückliche Laufbahn
des Künstlers blicken, mit welcher er das
Kunstpublikum an neue Blickwinkel und
Betrachtungsweisen heranführt.
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 670 / 8 570)
16. | 10
PostWar & Contemporary
3706
ROBERT MOTHERWELL
(Aberdeen1915–1991 Provincetown)
Drunk with Turpentine # 48. 1979.
Öl auf Karton.
Oben rechts monogrammiert und datiert
(verblichen): RM 79.
51 × 40,5 cm.
Dieses Werk wird in den Online Supple-
ment des Werkverzeichnisses von Robert
Motherwell aufgenommen. Wir danken der
Deadalus Foundation für ihre freundliche
Unterstützung.
Provenienz:
- Galerie Veith Turske, Köln (verso mit dem
Etikett).
- Galerie Turske Whitney, North La Brea
(verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Schweiz.
Der Amerikaner Robert Motherwell gehört
zu den Abstrakten Expressionisten. Er
wird am 24. Januar 1915 in Aberdeen,
Washington, geboren. Von 1932 – 1938
studiert er Malerei an der California School
of Fine Arts und macht seinen Bachelor
in Philosophie an der Stanford University.
In Harvard widmet er sich der Philosophie
und der französischen Literatur, so dass es
ihn 1938/1939 nach Paris zieht. Hier er auf
Künstlern wie Piet Mondrian und Fernand
Léger und hat seine erste Ausstellung in
der Galerie Duncan.
Zurück in den USA, beginnt Motherwell
sein Studium der Kunstgeschichte an der
New Yorker Columbia University bei Meyer
Schapiro und Kurt Seligmann. Die Freund-
schaft mit Roberto Matta und Wolfgang
Paalen, letzteren lernt er auf der gemein-
samen Mexiko-Reise kennen, bringt ihm
den Surrealismus näher. Er hat zunehmend
Ausstellungen und nimmt u.a. 1946 an
der grossen MoMA Ausstellung „Fourteen
Americans“ teil. 1945 lehrt Motherwell
am bekannten Black Mountain College,
1951-1958 am Hunter College, New York.
Er unternimmt zahlreiche Reisen durch
Europa. Robert Motherwell ist viermal
verheiratet, u.a. mit Helen Frankenthaler.
Er stirbt am 17. Juli 1991 in Provincetown,
Massacchusetts.
Wie auch Jackson Pollock, als dessen
intellektueller Gegenpart er oft tituliert
wird, ist Motherwell in seinem Frühwerk
dem Surrealismus eng verbunden. In den
1950er Jahren jedoch wendet er sich dem
Abstrakten Expressionismus zu und ent-
wickelt seine eigene Bildsprache, die durch
kräftige schwarze Zeichen und gestische
Motive geprägt ist. In den 1960ern wendet
er sich zunehmend auch der Farbfeld-
malerei zu. Als seine ethischen Werte
in der Kunst nennt er u.a. pure Präsenz,
Leidenschaft, Unmittelbarkeit, Objektivi-
tät und klare Farben. Er arbeitet oftmals
in grossangelegten Serien, basierend auf
literarischen Werken. Er experimentiert mit
den unterschiedlichsten Techniken und
beherrscht diese bald meisterhaft.
1959 und 1964 gehört Motherwell zu
den Teilnehmern der documenta II und
III in Kassel. 1965 richtet das Museum
of Modern Art seine erste umfassende
Retrospektive aus. Zahlreiche Galerie- und
Museumsausstellungen weltweit folgen.
Auch die grössten Ehrungen werden dem
Amerikaner zu Teil: 1964 der Guggenheim
International Award; 1977 die Médaille
de Vermeil der Stadt Paris; 1988 wird er
zum Offizier des Ordre des Arts et des
Lettres in Frankreich ernannt; 1989 wird
ihm die National Medal of Arts verliehen.
Robert Motherwell wird 1970 Mitglied der
American Academy of Arts and Letters,
1985 zum Mitglied der American Acade-
my of Arts and Sciences und 1990 zum
Associate Member der National Academy
of Design ernannt.
Das vorliegende Werk gehört zur Serie
Drunk as Turpentine, basierend auf
einem Gedicht des chilenischen Dichters
Pablo Neruda. Die umfassende Serie
stammt aus den 1970er Jahren und ist ein
herausragendes Beispiel für Motherwells
reifen Stil. Reduziert auf Schwarz und
Weiss schafft er mit grosser Spontanität
und Energie gestische Zeichnungen. Erst
auf den zweiten Blick wird dem Betrach-
ter bewusst, dass der Künstler nicht nur
mit dem Zeichenstrich spielt, sondern
auch die Intensität des Schwarz für seine
Zwecke einsetzt und somit Tiefe und eine
ungewöhnliche Intensität schafft.
CHF 40 000 / 50 000
(€ 38 100 / 47 620)
18. | 12
PostWar Contemporary
3707
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1961.
Monotypie mit Tempera auf Aquarell,
gehöht mit Tempera auf dünnem Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 61.
31,5 x 23 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität
durch das Committee Mark Tobey,
Münster, Mai 2020. Das vorliegende Werk
ist dort unter der Nummer: 11/05/20-
61.49 registriert. Wir danken Herrn Dr.
Heiner Hachmeister für seine freundliche
Unterstützung.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 500 / 3 500
(€ 2 380 / 3 330)
3708
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1962.
Decalomanie mit Tempera auf dünnem
Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 62.
21 x 17,8 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität
durch das Committee Mark Tobey,
Münster, Mai 2020. Das vorliegende Werk
ist dort unter der Nummer: 11/05/20-
62.23 registriert. Wir danken Herrn Dr.
Heiner Hachmeister für seine freundliche
Unterstützung.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 900 / 2 860)
19. | 13
3709
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1964.
Monotypie mit Tempera-Paste auf Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 64.
14 × 18,2 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität
durch das Committee Mark Tobey,
Münster, Mai 2020. Das vorliegende Werk
ist dort unter der Nummer: 11/05/20-
64.27 registriert. Wir danken Herrn Dr.
Heiner Hachmeister für seine freundliche
Unterstützung.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 900 / 2 860)
20. | 14
PostWar Contemporary
3710
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1960.
Tempera auf Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 60.
48,5 × 38 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität
durch das Committee Mark Tobey,
Münster, 26. Februar 2018.
Das vorliegende Werk ist dort unter der
Nummer: 06/02/18-60.52 verzeichnet.
Provenienz:
- Vom vorherigen Besitzer direkt beim
Künstler erworben, Privatsammlung
Schweiz.
- Privatsammlung Schweiz.
Mark Tobeys bildkünstlerische Welt ist
komplex und zeichnet sich durch ein fast
unerschöpfliches Potential an Kreativität,
Experimentierfreude und der Kraft zur
Innovation. Seine Werke sind Ausdruck sei-
ner Spiritualität und seiner Wahrnehmung
der Welt. Die beeindruckende Materialität
und stilistische Diversität offenbaren und
ermöglichen ein breites Spektrum an
Themen, etwa der Natur, der Zivilisation,
der Städte, der Bewegungen, des Himmels
und des Kosmos, des Rhythmus und der
Musik, der Leere und der Kontemplation.
Er lässt sich von seiner Umgebung inspi-
rieren, in der er versucht eine Abstraktion
zu sehen, in der sich eine tiefsinnige,
rhythmische Plastizität verbirgt.
Der 1890 geborene Mark Tobey wächst
im Mittleren Westen der USA und an den
Ufern des Mississippi in Wisconsin auf. Mit
sechzehn Jahren zieht er nach Chicago,
wo er am Art Institute Kurse für Öl- und
Aquarellmalerei besucht und sein Geld
als Industriedesigner in einem Stahlwerk
verdient. 1911 geht er nach New York, wo
er als Porträtmaler und Modezeichner für
die Zeitschrift Vogue arbeitet. Während
seiner Zeit in New York entdeckt und
bekennt sich Mark Tobey zur spirituellen
Lehre Bahā'ullāhs, welche eine Verbindung
der grossen Weltreligionen in ihrer Viel-
fältigkeit zu einer gemeinsamen Weisheit
erstrebt. Erst der Umzug nach Seattle
im Jahr 1922 fördert seine Hinwendung
zur Avantgardekunst. Er unterrichtet am
Seattle Cornish College of the Arts und
befasst sich gleichzeitig ausführlich mit
chinesischer Malerei. Ab 1925 beginnen
seine Reisen mit Aufenthalten in Paris,
dem Nahen Osten und eine längere Reise
nach China und Japan, wo er sich in einem
Zen-Kloster mit der Lehre und der Malerei
des Zens sowie mit der Kalligrafie beschäf-
tigt. Von nun an versucht er, die fernöstlich
inspirierten Linienflüsse mit der europäi-
schen Vorstellung von Masse und Volumen
zu verbinden und eine Balance zwischen
der Auffassung dieser zwei Welten herzu-
stellen. Er hat zugleich immer einen Fuss in
England, wo er zwischen 1930 bis 1938 an
der Dartington Hall School in Devonshire
unterrichtet. Im Jahr 1960 lässt sich Tobey
in Basel nieder. Im selben Jahr erwirbt das
Sammlerehepaar Ernst und Hildy Beyeler
40 Werke des Künstlers
.
Mark Tobey macht jedes der Länder,
indem er zeitweise verweilt, zu seinem
Heimatland und gilt als einer der wenigen
Kosmopoliten unter den Künstlern des 20.
Jahrhunderts. Er lebt zwischen den Kultu-
ren und Welten, und das ist auch die Aura,
die seine Werke ausstrahlen.
Durch die langjährige Beschäftigung mit
der Kalligrafie entwickelt Mark Tobey eine
eigene bildnerische Schrift; er hat dabei
nie die Absicht gehabt eine ostasiatische
Bildsprache zu imitieren, vielmehr seine
eigene mit einem westlichen Einfluss
geschaffene Charakterisierung zu finden.
Darüber hinaus spielt die Stadt New York
in der Entwicklung seines persönlichen
Zugangs zur Abstraktion eine eminent
wichtige Rolle. Über die Architektur von
Manhattan nachdenkend, sowie unter dem
Einfluss der Kalligrafie und seiner bisheri-
gen angesammelten spirituellen Erfahrun-
gen, formt er seinen persönlichen Stil der
White Writing. Seit langem versuchte
ich Städte und Stadtleben in meinem Werk
miteinander zu verbinden. Schlussendlich
fühlte ich, dass ich einen technischen
Zugang dazu gefunden habe, der mir
erlaubt, das wofür ich mich interessiere,
einzufangen. Lichter, aufgefädelter Ver-
kehr, der Fluss der Menschheit, errichtet
und fließend durch und rund um sich selbst
auferlegte Grenzen, nicht unähnlich dem
Chlorophyll, wie es durch die Kanäle eines
Blattes fließt. (Aus: Anna Moszynska,
Abstract Art, London 1990, S. 133).
Die zwei ersten Arbeiten von 1959 und
1960 (Lose 3713 und 3710), die wir in
dieser Auktion anbieten, entstehen
während seiner Übersiedlungszeit aus den
USA in die Schweiz und sind wunderbare
Beispiele seiner White Writings. Auffal-
lend an den Arbeiten dieser Schaffenszeit
ist zunächst ihr kleines, ja intimes Format.
Tobey widmet sich akribisch und mit viel
Ausdauer dem Schaffen mikroskopischer
Welten, die er aus der Beobachtung der
Natur, der Stadt und des Lichtes schöpft.
Zunehmend überwuchernde Striche,
miteinander verbunden, überlagert, die
Labyrinthe, urbane Strukturen, Felder, Pilze
oder organische Strukturen darstellen.
In den späteren vorliegenden Arbeiten
(Los 3707, 3708, 3709 und 3711) finden
wir gleichfalls eine organische Struktur,
dennoch verlässt Mark Tobey das minu-
ziöse, fein strichartige Zeichnen, um mit
einem grösserem Duktus seinen Ausdruck
mit einer farbfrohen Palette wiederzu-
geben. Das wunderbare Werk von 1969
beeindruckt durch das grosszügige For-
mat, die starken Farben und die energische
Bewegung der Pinselstriche.
Obwohl all diese Arbeiten zu unterschiedli-
chen Zeiten entstehen, vermitteln sie den
Anschein, aus einem meditativen Zustand
entstanden zu sein. Dazu sagt Tobey: I
believe that painting should come through
the avenues of meditation rather than the
canals of action.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 57 140 / 76 190)
21. | 15
„White lines in movement symbolize a unifying idea which flows through the compartmented
units of life bringing the consciousness of a larger relativity.
Mark Tobey
22. | 16
PostWar Contemporary
3711
MARK TOBEY
(Centerville/1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1968.
Tempera, Aquarell und Bleistift auf Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 68. 20,5 × 28,5 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität durch das
Committee Mark Tobey, Münster, 20. Januar 2020.
Das vorliegende Werk ist dort unter der Nummer:
20/01/20-68.29 verzeichnet. Wir danken Herrn
Dr. Heiner Hachmeister für seine
freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Basel, direkt vom
Künstler erhalten.
- Privatsammlung Schweiz.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 760 / 6 670)
3712
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1966.
Monotypie mit Tempera überarbeitet. Unten rechts
signiert und datiert:
Tobey 1966. Darstellung 47 × 27 cm auf Vélin
49,5 × 30 cm.
Provenienz:
- Galerie Carzaniga, Basel (verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie 2011 vom heutigen Besitzer
erworben, seit dem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 520 / 14 290)
3713*
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1959.
Tempera auf Karton.
Unten rechts signiert und datiert:
Tobey 59.
30,5 × 24 cm.
Mit der Bestätigung der Authentizität durch das
Committee Mark Tobey,
Münster, 1. Oktober 2017. Das vorliegende Werk ist
dort unter der Nummer:
01/10/17-59.22 registriert.
Provenienz:
- Galerie Carzaniga, Basel (verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben,
seitdem Privatsammlung Schweiz.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 14 290 / 19 050)
24. | 18
PostWar Contemporary
3714
LUIS FEITO
(Madrid 1929–lebt und arbeitet in Paris)
No. 206. 1960.
Öl, Kieselsteine und Sand auf Leinwand.
Verso signiert, datiert, betitelt und
nummeriert: FEITO 1960 206 BASE.
73,5 × 100,5 cm.
Die Authentizität dieses Werks wurde
vom Künstler mündlich bestätigt, Madrid,
Februar 2020. Wir danken Herrn Luis Feito
für seine freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
Ausstellung: Basel 1970, Moon and Space.
Galerie Beyeler, Januar - März 1970, Nr. 27
(verso mit dem Etikett).
Luis Feito wird am 31. Oktober 1929 in
Madrid geboren, wo er auch heute wieder
lebt. Der Spanier gehört zu den einfluss-
reichsten Vertretern des spanischen
Informel.
Er studiert an der Escuela superior de
bellas artes de San Fernando, Madrid, wo
er 1950 seinen Abschluss macht. Bereits
1954 hat er seine erste Ausstellung in der
Galería Buchholz. Mit einem Stipendium
lernt Feito Paris 1953 kennen, wohin er
zwei Jahre später zieht und 25 Jahre lang
bleiben wird. In Paris lernt er die Künst-
ler des Informel wie Jean Fautrier, Hans
Hartung, aber auch Serge Poliakoff, Jean
Dubuffet und Mark Rothko kennen. Die
neuen Eindrücke, die Künstlerkontakte
und die Energie der Stadt veranlassen
ihn, in seinen Gemälden mit unterschied-
lichen Materialien wie Sand und Erde zu
experimentieren. Aus Paris hält er aber
immer auch Kontakt zu den Künstlern der
spanischen Avantgarde und gehört zu
den Gründungsmitgliedern der Gruppe El
Paso. 1981 zieht Feito erst nach Montréal
und dann zwei Jahre später nach New York.
In den frühen 1990er Jahren kehrt er nach
Madrid zurück.
WährendseinesStudiumsfokussierter
sichaufdiefigurativeMalerei,wendetsich
abermitderEntdeckungdesKubismusvon
dieserabundverschreibtsichbalddem
Informel.BereitsinseinererstenAusstellung
zeigternurabstrakteWerke.Indenspäten
1950erundfrühen1960erJahrenistseine
FarbpaletteausschliesslichSchwarzund
Weiss,mitSchattierungeninGrauoder
Ocker.VerstärktnutzterMaterialienwie
SandundErde,umeinenpastosenFarbauf-
trag,dercharakteristischfürseinreifesWerk
ist,zuerzielen.Durchdiepastose,unregel-
mässigeOberflächekannerdasVerhältnis
zwischenLicht,Oberfläche,Farbeund
ForminseinenWerkenerforschen.Inden
1960erJahrenfügtFeitoseinerFarbpalette
dannnochRothinzu,welchesteilweisedie
gesamteKompositionbeherrscht.
Luis Feito nimmt an zahlreichen Gale-
rie- und Museumsausstellungen weltweit
teil. Viermal (1956/1958/1960 und 1968)
werden seine Werke auf der Biennale in
Venedig ausgestellt, zweimal in Sao Paulo,
und 1959 ist er auf der documenta in Kas-
sel vertreten. 2002 organisiert die Reina
Sofía eine Wander-Retrospektive. Er wird
1985 zum Offizier und 1993 zum Knight
Commander des Ordre des Arts et Letters
de France ernannt.
Das vorliegende Werk „No. 206“ stammt
aus dem Jahr 1960, als Feitos Farbpalette
von Schwarz und Weiss dominiert wird.
Aus einem tiefschwarzen Raum leuchtet
im linken Bildrand eine weisse Form, die
den linken Rand mit zu erhellen scheint. Es
scheint fast so als schiebe sich ein Licht-
punkt hinter einer schwarzen Wolke hervor.
Die pastose Arbeitsweise mit den dunklen
Farben lässt fast an eine Kraterlandschaft
denken. Der meisterliche Einsatz der
pastosen Flächen gibt dem Werk eine
unglaubliche Tiefe und Dynamik.
CHF 18 000 / 24 000
(€ 17 140 / 22 860)
26. | 20
PostWar Contemporary
3715
K.R.H. SONDERBORG
(Sonderborg 1923–2008 Hamburg)
14.X.78 20.179-20.459. 1978.
Tempera auf Leinwand.
Unten mittig signiert und datiert:
Sonderborg 78.
Verso signiert, datiert und betitelt:
Sonderborg 14.X.78 20.179-20.459. 1978.
65 × 82 cm.
Provenienz:
- Galerie Daniel Gervis, Paris (verso mit
dem Etikett).
- Vom heutigen Besitzer bei
obiger Galerie erworben, seitdem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 10 000 / 18 000
(€ 9 520 / 17 140)
27. | 21
3716*
RAYMOND HAINS
(Saint-Brieuc 1926–2005 Paris)
Venezia. 1966.
Collage auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Hains 66.
73 x 102 cm.
Provenienz:
- Galerie Der Spiegel, Köln (verso mit dem
Etikett und dem Stempel).
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie 1994 erworben, seitdem
Schweizer Sammlung.
Ausstellungen:
- Düsseldorf 1990, Um 1968. Städtische
Kunsthalle Düsseldorf.
- Köln 1991, Nouveau Realisme, Galerie
Der Spiegel.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 520 / 14 290)
28. | 22
PostWar Contemporary
3717
HISAO DOMOTO
(1928 Kyoto 2013)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert, nummeriert und
mit Ortsangabe: Domoto 1961-13 PARIS,
sowie in japanisch signiert.
97 × 130 cm.
Provenienz: Privatsammlng Schweiz.
Hsiao Dômoto wird 1928 in Kyoto als Sohn
einer wohlhabenden Familie geboren.
Sein Vater ist ein berühmter Sammler
traditioneller, japanischer Kunst und sein
Onkel, Inshô Dômoto, ein bekannter
japanischer Maler der Nihonga-Richtung.
Hisao Dômoto bleibt in seinen jungen
Jahren zunächst der Familientradition treu
und studiert die traditionelle Malerei an
der Kunsthochschule von Kyoto. Bereits in
Japan kann er Erfolge verzeichnen, doch
schnell entdeckt er die zeitgenössische,
westliche Kunst. Ausschlaggebend ist der
Salon de Mai in Japan von 1952, wo zum
einen die Gutai-Gruppe vertreten ist, und
zum anderen seine Europareise im selben
Jahr. Von nun an nimmt er die westlichen
Techniken in sein Werk auf. Zunächst an-
gezogen vom Surrealismus, widmet er sich
später ausschliesslich der Abstraktion.
Dômoto lässt sich 1955 in Frankreich nie-
der. Seine Werke zeichnen sich zu dieser
Zeit durch konkrete Inhalte aus. Er macht
sich zunächst einen Namen mit luftiger,
romantischer Kalligrafie à la Zao Wou-Ki,
und er nähert sich der Stilrichtung der
Lyrischen Abstraktion. Während er von
1957 bis 1960 mit der Pariser Galerie
Stadler zusammenarbeitet, entdeckt er
seinen eigenen Weg und entwickelt ab den
1960er Jahren sein Konzept der Solution
de Continuité.
WiedasvorliegendeGemäldevon1961zeigt,
charakterisierensichseineWerkedieserJahre
durchpastosenFarbauftrag.SeineWerke
spiegelneinespontaneImprovisationwider
undscheinenseinekünstlerischenEmpfin-
dungendirektwiederzugeben.Erbedientsich
einerbreitenundkontrastvollenFarbpalette,
ummiteinemfastmeditativenDuktusdie
FarbenähnlichwieFeuerflammen,Wind-
stürmeoderhektischeMeereswellenauf
derLeinwandtanzenzulassen.Auchscheint
DômotomitderVerformbarkeitundderGe-
schmeidigkeitderFarbpigmentezuspielen.
DiezumTeilfliessendenundenergischenPin-
selstriche,dieverlaufendenFarbflächenund
dieFarbtupferappellierenandieFantasiedes
Betrachters:Wolken,Berglandschaften,Fels-
formationenoderWasserfällebildensichvor
unsereminnerenAuge.DieKompositionen
derLeinwändekönnenfarbprächtigbrennen,
erzeugeneinekraftvolleTiefeundDichte,mit
BewegungensowohlvonWiederauflebenwie
auchvonAbklingen,vonSonnenaufgangwie
auchSonnenuntergang,vonhellundgleich-
zeitiggeheimnisvoll.DerBetrachterverliert
sichineinerherrlichabstraktenLandschafts-
malerei.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 28 570 / 47 620)
30. | 24
PostWar Contemporary
3718
HANS HARTUNG
(Leipzig 1904–1989 Antibes)
Ohne Titel. 1950.
Öl auf Holz.
Unten links monogrammiert: H., sowie
verso bezeichnet: Hartung 12-9-50.
11 × 12,3 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde
durch die Fondation Hans Hartung et
Anna-Eva Bergman, Antibes, 12. Novem-
ber 2018, bestätigt. Das Werk ist unter
der Nummer: CT HH5807 im Archiv der
Fondation registriert und wird in den
Catalogue Raisonné aufgenommen.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 430 / 17 140)
3719
FRED THIELER
(Königsberg 1916–1999 Berlin)
Ohne Titel. 1987.
Mischtechnik auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert:
F. Thieler 87.
180 × 110 cm.
Provenienz:
- Galerie Nothelfer, Berlin (verso mit dem
Etikett).
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie erworben, seit dem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 520 / 14 290)
32. | 26
PostWar Contemporary
3720
MARTÍN CHIRINO
(Las Palmas de Gran Canaria 1925–2019
Madrid)
Viento.
Eisen, geschmiedet. 3/11.
247 × 195 × 51 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
Das Eisenhandwerk, als Leidenschaft und
zugleich Inspiration für sein Lebenswerk,
versteht sich als stetiger Wegbegleiter von
Martín Chirinos Leben. Geboren 1925 in
Las Palmas de Gran Canaria, verbringt Chi-
rino als Jugendlicher seine Freizeit in der
Schiffswerft, in welcher sein Vater arbeitet.
Nicht wegzudenken, dass sich der junge
Künstler dabei die zahlreichen Reisen an
die afrikanische Küste mit seinem Vater
entgehen lässt. Die Einflüsse Afrikas las-
sen sich später in seiner Arbeit als Künstler
wiederfinden.
Mit 23 Jahren zieht es Chirino nach Madrid,
wo er an der Königlichen Akademie der
Schönen Künste von San Fernando stu-
diert und 1952 schliesslich mit dem Titel
eines Professors abschliesst. Es folgen
Reisen nach Paris, London und Italien, in
denen er die Kunst der Bildhauerei vertieft
und sich innerhalb dieser mit grossen
Meistern wie Henry Moore oder Julio
González auseinandersetzt. Darin gründet
all das Wissen, welches er nach seiner
Rückkehr in die kanarische Heimat in sei-
ner Werkstatt ausübt. Zudem teilt Chirino
seine Leidenschaft für die kanarischen
Ureinwohner und deren Inschriften mit
seinem guten Freund, dem Künstler Mano-
lo Millares. Mit ihm studiert er die Schriften
jener Völker und ihre Kultur. So erstaunt
es nicht, dass in seinem Schaffen die zwei
Bereiche, das Material Eisen und die afrika-
nische Kultur, ineinander verschmelzen.
Er beschliesst zusammen mit anderen
Künstlern der Kanaren 1955 nach Madrid
umzusiedeln. 1958 tritt er der spanischen
Künstlergruppe El Paso bei, der auch
Antonio Saura, Manolo Millares oder Luis
Feito angehören. Zwei Jahre später jedoch
wird die Gruppe aufgelöst. Parallel eröffnet
Chirino seine erste Einzelausstellung im
Ateneo von Madrid, die den Titel Los
Hierros de Chirino trägt. Darin äussert er
nach wie vor seine tiefe Verbundenheit mit
seiner Heimat, wie aber auch dem Material
Eisen gegenüber, mit dem er bevorzugt
arbeitet. Ein weiteres zentrales Element
seines Schaffens tritt in den Vordergrund
- die Spirale. Sie nimmt ihren Anfang in den
1960er Jahren in einer Ausstellung im New
Yorker Museum of Modern Art mit der Ar-
beit „El Viento“. Ein schönes Beispiel hierzu
präsentiert das hier angebotene Werk.
Dieses Element stellt eine Anlehnung
an eine Spirale dar, die durch einen Wind
erzeugt wird. Dabei verfolgt Chirino stets
das Ziel, dem Werk mit einem Minimum an
Materie das Höchstmass an Ausdruck zu
verleihen.
Zahlreiche Museen und Galerien in den
USA, aber auch in Europa stellen seine
Arbeiten aus, was ihn dazu bewegt, in
die Nähe von New York umzusiedeln.
Sein Schaffen wird schliesslich mit dem
ihm vom Kulturministerium verliehenen
Nationalpreis für plastische Kunst im Jahr
1980 geehrt. Im Weiteren übernimmt er
den Vorsitz der Kulturinstitution Círcolo
de Bellas Artes in Madrid und beteiligt sich
einige Jahre später wesentlich am Aufbau
des Atlantischen Zentrums für Moderne
Kunst (CAAM) in Las Palmas. Dieses zeit-
genössische Kunstmuseum wird von ihm
konzipiert und anschliessend geleitet.
Martín Chirinos Werk, geprägt von seiner
Jugend und seiner Leidenschaft für das
afrikanische Volk, wird stetig von neuen
Inspirationen und Einflüssen seiner Reisen
und seiner Begegnungen geformt. Doch
bleibt er über all die Zeit seinem Ursprung,
den kanarischen Inseln, treu. Nicht nur
eröffnet er hier kulturelle Institutionen,
sondern lässt ebenso viele seiner Arbeiten
in das Erscheinungsbild seiner Heimat und
damit in den öffentlichen Raum einflies-
sen.
CHF 35 000 / 45 000
(€ 33 330 / 42 860)
33.
34. | 28
PostWar Contemporary
3721
MARIO DELUIGI
(Treviso 1901–1978 Venezia)
Ohne Titel. 1947.
Öl auf Holz.
Oben rechts signiert und unleserlich da-
tiert: deluigi 47.
38,6 × 118,3 cm.
Die Authentizität des vorliegenden Wer-
kes wurde vom Archivio Mario De Luigi,
Venedig, Mai 2020, bestätigt. Wir danken
Herrn Luca De Luigi für Ihre freundliche
Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Schweiz.
- Durch Erbschaft an den heutigen
Besitzer, seitdem Privatsammlung
Österreich.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 860 / 4 760)
3722*
GASTON CHAISSAC
(Avallon 1910–1964 Roche-sur-Yon)
Ohne Titel. 1961.
Gouache auf Vélin.
Unten links signiert: Chaissac, sowie unten
rechts datiert und bezeichnet:
Vix, le 9.12.61.
49 × 65 cm.
Die Authentizität des vorliegenden Werkes
wurde von Frau Nadia Raison, Paris, Febru-
rar 2020, bestätigt. Wir danken Frau Raison
für Ihre freundliche Unterstützung.
CHF 6 000 / 7 000
(€ 5 710 / 6 670)
3723
JULIAO SARMENTO
(1948 Lissabon–lebt und arbeitet in Estoril)
Desenho. 1987.
Dispersion und Collage auf Vélin.
Verso signiert, datiert und nummeriert:
#582 Juliao Sarmento 18/5/87.
100 × 70 cm.
Provenienz:
- Galerie Bernd Klüser, München.
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie erworben, seitdem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 760 / 6 670)
36. | 30
PostWar Contemporary
3724*
FRIEDENSREICH
HUNDERTWASSER
(Wien 1928–2000 an Bord der Queen
Elisabeth)
Der gelbe Platz - Flugplatz. 1958.
Aquarell mit Lack auf Packpapier, mit
Kreide grundiert (in der Mitte geknickt).
Mittig links signiert, datiert und
bezeichnet: HUNDERTWASSER 1959
AM 26. MAI 1981 AUSGEBESSERT
DUNKELBUNT REGENTAG.
98,5 × 64 cm.
Provenienz:
- Sammlung Dr. R. Brunner, München.
- Sammlung APP München.
Ausstellungen:
- 1964/65 Ausstellungstour: Kestner
Gesellschaft Hannover, Kunsthalle Bern,
Karl-Ernst-Osthaus Museum Hagen,
Stedelijk Amsterdam, Moderna Museet
Stockholm sowie Museum des 20. Jahr-
hunderts Wien.
- 1975 München. Haus der Kunst, Februar
bis April.
- 1979 Weltausstellungstour: Museo
Espanol de Arte Contemporáneo Madrid,
Seedamm-Kulturzentrum Pfäffikon.
- 1980 Weltausstellungstour: Palazzo
Barberini, Rom, Palazzo Reale, Mailand,
u.a.
- 1980/81 Weltausstellungstour: Museum
Ludwig Köln, Secession Wien.
Literatur:
- Fürst, Andrea Christa: Hundertwasser
1928 - 2000. Werkverzeichnis - Cata-
logue Raisonné, Vol. II, Köln 2002, Nr. 509.
- Schmied, Wieland: Hundertwasser.
Bibliophilic monograph with 100 coloured
collotype prints, Salzburg 1974 (mit
Farbabb.).
CHF 120 000 / 180 000
(€ 114 290 / 171 430)
38. | 32
PostWar Contemporary
Im Februar 2020 jährte sich der Todestag
von Friedensreich Hundertwasser zum
zwanzigsten Mal und wird gebührend
mit einer großen Ausstellung im Leopold
Museum in Wien geehrt. Der weit über die
eigenen Landesgrenzen hinaus wirkende
Maler, Vorkämpfer der Ökologiebewe-
gung und Gestalter von Lebensräumen
prägt die Kunst des 20. Jahrhunderts auf
charakteristische und unverwechselbare
Weise mit seinen farbprächtigen Utopie
Entwürfen.
1928 in Wien als Friedrich Stowasser
geboren, wird ihm schon zu Schulzeiten
ein herausragender Sinn für Form und
Farbe bescheinigt. Seine Begabung und
Passion wird früh erkannt und gefördert,
bis der Vormarsch der Nationalsozialis-
ten alles überlagert. Obwohl selbst Jüdin,
lässt seine Mutter ihn 1935 katholisch
taufen, und Hundertwasser tritt nach dem
Anschluss Österreichs der Hitler-Jugend
bei. Anders als seine Grossmutter und
69 Verwandte überleben er und seine
Mutter den Nazi-Terror, so dass er 1948
seine Matura machen kann und Student
der Wiener Akademie für Bildende Künste
wird, die er allerdings nach drei Monaten
wieder verlässt. Zu dieser Zeit, 1949,
nimmt er den Namen Hundertwasser an,
indem er die erste Silbe „Sto“ (Slawisch für
„hundert“) scheinbar eindeutscht. In den
1950ern-Jahren lebt Hundertwasser in
Paris und setzt sich mit der herrschenden
Avantgarde auseinander, mit dem Diskurs
zwischen geometrischer und expressiver
Abstraktion, dem Informel und aufkeimen-
den Nouveau Réalisme. Als Reaktion da-
rauf formuliert er seine eigene Sicht, den
Transautomatismus, in dem es nicht nur
um ein neues Entstehen von Kunst geht,
sondern auch um ein neues Wahrnehmen,
das den aktiven, verantwortungsbewuss-
ten und gestaltenden Betrachter fordert.
Dabei ist das vegetativ-organische Prin-
zip der Natur ebenso Leitmotiv seines
Schaffens wie die künstlerischen Einflüsse
Egon Schieles, Paul Klees oder der Wiener
Schule des Phantastischen Realismus, die
den Grundstein für sein Frühwerk liefern.
Zudem prägen ihn die Erfahrungen seiner
Reisen nach Italien, Paris, Marokko, Tunesi-
en, Sizilien, Japan und Neuseeland, und er
entwickelt einen farbintensiv-abstrakten
Malstil. Die Schönheit und Harmonie sei-
ner Bilder hat ihm dabei oft mehr Kritik als
Wertschätzung eingebracht. Doch greift
diese Kritik nur bei einer sehr oberflächli-
chen Betrachtung seiner Bilder, wie Wie-
land Schmied im Werkverzeichnis 1974 (S.
15) ausführt: „Hundertwasser sagt nicht,
(..) dass unsere Welt heil ist. Im Gegenteil:
Er klagt sie an – und hält ihr zugleich in
seinen Bildern das Modell einer möglichen
besseren entgegen.“
Das bei uns angebotene Werk „Gelber
Platz“ erfüllt dieses Versprechen einer
kritischen Sichtweise unserer Welt in
paradigmatischer Weise. Die horizontale
Zweiteilung des Bildes scheint bereits
auf die Diskrepanz zwischen Utopie und
Realität hinzuweisen. Dabei dominie-
ren zwei gelbe Spiralen, die - gespiegelt
entlang dem Mittelfalz – den Blick auf sich
ziehen. Die obere Hälfte ist komposito-
risch sehr dicht, komplett, harmonisch.
Die untere Hälfte dagegen erstreckt sich
eher locker, zögerlich über den Bildraum,
mit Elementen des Unvollendeten und
Platz für Ungeklärtes. Die obere Hälfte
verortet eine harmonische Welt, wobei die
Spirale in die topographische Darstellung
kippt, eine Vogelperspektive einnimmt mit
kartographisch anmutenden Höhenunter-
schieden, umgeben von Felderstrukturen.
Im unteren Teil hingegen scheint die Natur
in den Hintergrund zu rücken, Spuren der
Industrialisierung wie Fabrikschornstei-
ne und kubische Wohnelemente bilden
das Zentrum der unvollendeten Spirale.
Hundertwasser liebt die Irritation, die
durch Gegenüberstellung von Natur und
Mensch, durch verschiedene Blickwinkel
und Sichtweisen entsteht, wie hier die ver-
tikalen Hausansichten versus horizontale
Landschaften. Der Betrachter wird aktiv
ins Werk einbezogen, getragen durch die
Kraft der Farben, die rein instinktiv von ihm
verwendet unabhängig vom Gegenstand
existieren.
So lässt sich gerade in diesem ausser-
gewöhnlichen Gemälde „Gelber Platz
- Flugplatz“ prozessual die Arbeits- und
Denkweise von Friedensreich Hundert-
wasser - wie sonst selten - nachvollziehen,
sein Themenkomplex ausschöpfen. Die
drei dokumentierten Zustände des Werkes
zeigen sein bewusstes, schrittweises
Vorgehen: Zustand 1: gemalt in Hamburg
(Sommer 1958) / Zustand 2: weitergear-
beitet in Wien (Herbst 1961) / Zustand 3:
Nachbearbeitung mit Notiz des Künstlers „
AUSGEBESSERT DUNKELBUNT REGEN-
TAG“ (26. Mai 1981). So erklärt sich auch
die Abweichung des Originalwerkes von
dem im Werkverzeichnis von 1974 abge-
bildeten Werk, da es erst später, bei einem
Besuch des Künstlers beim damaligen
Besitzer, ergänzt wurde.
Die Spirale bedeutet Leben und Tod nach allen Richtungen.
Friedensreich Hundertwasser
40. | 34
PostWar Contemporary
3725
CÉSAR (CÉSAR BALDACCHINI)
(Marseille 1921–1998 Paris)
... à l'eau ! ... à l'eau. 1987.
Assemblage mit Metallplatte, Klingel und
versengtem Gitter.
Unten rechts signiert: César, sowie unten
links datiert und bezeichnet: 1987 nice.
29 x 24 cm (inkl. Rahmen).
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 1 200 / 1 800
(€ 1 140 / 1 710)
3726*
THOMAS VIRNICH
(Eschweiler 1957–lebt und arbeitet in
Mönchengladbach)
Violine. 1986.
Gips, Wachs, Pigment, Karton und mit zwei
Fotos in Plastikfolie.
13 x 82 x 26 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde
vom Künstler, Mönchgladbach, April 2020,
bestätigt. Wir danken Herrn Thomas
Virnich für seine freundliche
Unterstützung.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Deweer Art Gallery.
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie erworben, seitdem
Privatsammlung Belgien.
CHF 1 500 / 2 000
(€ 1 430 / 1 900)
41. | 35
3727
DANIELSPOERRIJEANTINGUELY
(Galati 1930–lebt und arbeitet in Wien) /
(Fribourg 1925–1991 Bern)
Caviar et una magia tan forte che la fame.
1988.
Tableau Piège. Holz, Teppich, Keramik,
Texil, Pappe.
Verso signiert, datiert und betitelt: Caviar
et una magia tan forte che la fame. Daniel
Spoerri 1988 Pfingstmontag 23.5.88.
Zudem mit der Signatur der Gäste: Jim
Dine, Daniel Spoerri, Edith Talmann, Ruthli
Stadler, Klaus Littmann und eine
unleserliche Signatur. Teppich von Jean
Tinguely bemalt.
165 × 100 × 42,5 cm.
Provenienz:
- Galerie Andy Jllien, Zürich.
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie erworben, seitdem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 18 000 / 24 000
(€ 17 140 / 22 860)
„Meine Tableaux Pièges zeugen den Ablauf eines ganzen Zyklus,
des Leben und Tod, Verwesung und Wiedergeburt“
Daniel Spoerri
42. | 36
PostWar Contemporary
3728*
EDUARD KLELL
(Steyr 1924–2008 Völs)
Kleine Ariadne (in roter Fassung). 1974.
Öl auf Hartfaser.
Unten links signiert und datiert: Klell 72.
34 × 18 cm.
Provenienz: Kunsthandel Vonlanthen Chur.
CHF 1 800 / 2 200
(€ 1 710 / 2 100)
3729
THOMAS HIRSCHHORN
(1957 Bern–lebt und arbeitet in Paris)
GRAZIE (FÜR FRANZ STINZ).
1998/1999.
Collage. Briefe, Postkarte, Zeitungsaus-
schnitte, Karton, Folie und Klebeband.
Verso signiert und datiert: 1999, VENEZIA,
THOMAS HIRSCHHORN
68 × 40 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von
Frau Susanna Kulli, Galerie Susanna Kulli,
Mai 2020, Zürich bestätigt. Wir danken
Frau Kulli für ihre freundliche
Unterstützung.
Provenienz: Durch Erbschaft an die heuti-
gen Besitzer, Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 900 / 2 860)
3730*
JI LI
(Kunming 1963–lebt und arbeitet in
Kunming)
Ohne Titel (pet series). 2007.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in chinesisch signiert und
datiert: Ji Li 1999.
160 × 125 cm.
Provenienz:
- Auktion Koller, 30. Juni 2008, Los 3698.
- Bei obiger Auktion vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Griechenland.
CHF 4 000 / 5 000
(€ 3 810 / 4 760)
44. | 38
PostWar Contemporary
3731
BURHAN DOGANÇAY
(1929 Istanbul 2013)
Ohne Titel. 1979.
Gouache auf Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
B. Dogancay 1979.
75,8 × 56,5 cm.
Provenienz: Vom heutigen Besitzer in der
Türkei in den 90er Jahren erworben, seit-
dem Privatsammlung Schweiz.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 860 / 3 810)
3732
BURHAN DOGANÇAY
(1929 Istanbul 2013)
Ohne Titel. 1978.
Gouache auf Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
B. Dogancay 1978.
76,1 × 56,4 cm.
Provenienz: Vom heutigen Besitzer in der
Türkei in den 90er Jahren erworben, seit-
dem Privatsammlung Schweiz.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 860 / 3 810)
3733
SILVIA BAECHLI
(Baden 1956–lebt und arbeitet in Basel)
Ohne Titel. 2005.
Gouache auf Vélin.
Verso monogrammiert und datiert: S.B.05.
44 × 62 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von
der Künstlerin, Basel, April 2020, bestätigt.
Wir danken Frau Bächli für ihre freundliche
Unterstützung.
Provenienz:
- Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen.-
- Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 900 / 2 860)
45. | 39
„Zeichnen ist die Suche nach dem richtigen Ton, nach einer Formulierung, die stimmt,
von der ich vorher nicht genau weiss, wie sie aussieht – dies würde ich als mein „Tun“ beschreiben.
Zeichnen ist Beobachten, Erinnern, Berühren, Spielen, Wiederholen, Erfinden, Herantasten,
Hervorlocken, Antönen, etc. “
Siliva Bächli
46. | 40
PostWar Contemporary
3734*
MARK TOBEY
(Centerville 1890–1976 Basel)
Ohne Titel. 1969.
Tempera auf Vélin.
Unten links signiert und datiert:
Tobey 69.
108 × 62 cm.
Mit Bestätigung der Authentizität durch
das Committee Mark Tobey, Münster, 31.
Oktober 2014. Das vorliegende Werk ist
dort unter der Nummer: 31/10/14-69.15
registriert.
Provenienz:
- Galerie Alice Pauli, Lausanne.
- Vom heutigen Besitzer bei der obigen
Galerie erworben, seitdem Privatsamm-
lung Schweiz.
CHF 35 000 / 45 000
(€ 33 330 / 42 860)
The dimension that counts for the creative person is the space he creates within himself. This in-
ner space is closer to the infinite than the other, and it is the privilege of the balanced mind. And the
search for an equilibrium is essential - to be as aware of inner space as he is of outer space.
Mark Tobey
48. | 42
PostWar Contemporary
3735
SAM FRANCIS
(San Mateo 1923–1994 Santa Monica)
Ohne Titel. 1991.
Aquarell und Acryl auf Vélin.
Verso mit dem Signaturstempel:
Sam Francis, sowie mit dem Stempel:
The Sam Francis Estate, der Archivnum-
mern und Signatur: SF91-4 PR.S / jj3 1991
PR.S Margaret Francis.
61 × 47 cm.
Provenienz:
- Galerie Iris Wazzau, Davos
(verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Schweiz.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 19 050 / 28 570)
3736
SAM FRANCIS
(San Mateo 1923–1994 Santa Monica)
Ohne Titel. 1990.
Aquarell und Acryl auf Japanpapier.
Verso mit dem Stempel: The Sam Francis
Estate, sowie mit den Archivnummern:
S4 45K / SF90 - 127.
60,5 × 45,2 cm.
Provenienz:
- Galerie Iris Wazzau, Davos
(verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Schweiz.
CHF 18 000 / 24 000
(€ 17 140 / 22 860)
50. | 44
PostWar Contemporary
3737
JOHN CHAMBERLAIN
(Rochester 1927–2011 New York)
Grass Skirt Opus. 2002.
Bemalter und verchromter Stahl.
41 × 33 × 32 cm.
Provenienz:
- Galerie Karsten Greve, Köln/St. Moritz.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
2003 erworben, seitdem Privatsamm-
lung Schweiz.
Der US-amerikanische Bildhauer John
Chamberlain zählt zu den bedeutendsten
Wegbereitern der Pop Art und ist durch
die Verwurzelung seiner Metallskulpturen
im Nouveau Réalisme und Abstrakten Ex-
pressionismus eine der zentralen Figuren
der amerikanischen Nachkriegskunst.
1927 in Rochester, Indiana, geboren und
in Chicago aufgewachsen, studiert John
Chamberlain Anfang der 1950er Jahre am
Art Institut of Chigaco und beginnt hier
erste geschweisste Skulpturen, inspiriert
durch die Werke des Bildhauers David
Smith, zu machen. Anschliessend studiert
und lehrt er am legendären Black Mountain
College Bildhauerei und Poetik. Die kreativ-
unkonventionelle Atmosphäre dort beflü-
gelt ihn und prägt seine visuelle Bildspra-
che. 1957 entdeckt er eher zufällig seine
unverwechselbare Assemblage-Technik.
Im Hinterhof seines Freundes Larry River in
Southampton, NY, entdeckt er einen alten
Ford von 1929. Er nimmt einzelne Teile
des Wagens auseinander und formt sie zu
einer Skulptur, indem er mit seinem Truck
immer wieder darüber fährt. So entsteht
das berühmte Werk „Shortstop“ und seine
unverwechselbare Technik, durch Verfor-
mung vorgefundener farbiger Autowracks
Skulpturen von unvergleichlichem poeti-
schen Ausdruck zu schaffen.
Sein Umzug nach New York markiert eine
entscheidende Wende. Insbesondere die
Begegnungen mit Franz Kline und Willem
de Kooning üben einen grossen Einfluss
auf ihn aus und intensivieren seinen
Diskurs mit künstlerischen Positionen des
Abstrakten Expressionismus. Kline gab
mir die Struktur. De Kooning die Farbe,
so Chamberlain später. Seine solitäre
Position in der amerikanischen Nach-
kriegskunst begründet sich nicht zuletzt in
der rebellischen Hinwendung zur starken
Farbigkeit seiner Werke - eine zu diesem
Zeitpunkt eher skeptisch gesehene bild-
hauerische Position. Die Nähe zur Malerei
bleibt evident. Wie die Künstler der Pop Art
einige Jahre später bedient Chamberlain
sich eines industriell gefertigten Massen-
produkts, welches in der amerikanischen
Alltagskultur einen hohen emotionalen
Stellenwert hat. Durch die Übersteige-
rung der Farbigkeit und Neugestaltung
der vorhandenen Elemente hinterfragt er
die Beziehung der Menschen zu diesen
Kultobjekten bei gleichzeitiger Freude am
Farbspiel.
Chamberlains Schaffen wird von dem
Drang begleitet, mit dem traditionellen
Begriff der Skulptur zu brechen und die
Grenzen zwischen Gebilde und Male-
rei verschmelzen zu lassen. Mit seiner
Schweißtechnik setzt er Bilder des
Abstrakten Expressionismus in Plastiken
um. Wenngleich das Ausgangsmaterial
vorgefertigt ist und die Bearbeitungsweise
durch die Schrottpresse nur eine bedingte
Einflussnahme des Künstlers erlaubt, sind
seine Werke keinesfalls Zufallsprodukte,
sondern sorgfältig komponierte und intui-
tiv gestaltete Wesen, die häufig erst durch
den Sprachwitz seiner Titel komplettiert
werden. So befeuert Chamberlain den
Mythos, amerikanische Nachkriegskunst
entspringe einer Synthese aus Inspiration,
Muskelkraft und Zufall, gleichzeitig handele
der Künstler aber aus einer kontrollierten
kreativen Intuition und Absicht heraus.
Er bedient sich für die oft über meterho-
hen Gebilde unter anderem bei ausran-
gierten Cadillacs, Motorteilen, Stahlresten
oder Gummi und schafft es trotz der
widerspenstigen Materialien, die Kunst-
werke an lebende Körper, Vögel, Bäume,
Schiffe oder Blumen erinnern zu lassen.
Nicht zuletzt verweist der Titel des hier
angebotenen Werkes „Grass Skirt Opus“
auf Chamberlains Parallele zwischen Natur
und Kultur. Er geht dabei sogar noch einen
Schritt weiter in der Adaption der Natur-
mythologie der Abstrakten Expressionis-
ten als seine Mitstreiter. Wenn Jackson
Pollock ihn mit der Aussage:„Ich bin die
Natur“ praktiziert, postuliert Chamberlain
scharfsinnig: „Kultur ist Natur“ und zählt
damit von Menschenhand geschaffene,
gestaltete Dinge genauso zur Natur wie
Vogelnester oder Biberdämme. In diesem
Spannungsverhältnis von ungezähmter
Natur und Symmetrie zeigen seine Werke
ihre Entsprechung.
In seinem Spätwerk wird die Kompaktheit
der frühen Plastiken häufig aufgebro-
chen, hin zu einem luftigen, verspielten
Arrangement von farbigen Stahl- und
Chromelementen. Gerade das hier an-
gebotenen Werk „Grass Skirt Opus“ zeigt
seine Virtuosität in der Transformation
von industrieller Metallkarosserie in leichte,
schwebende Objekte. Dabei will Chamber-
lain seine Kunst nicht erklären. Jeder will
immer wissen, was es bedeutet, sagte er.
Selbst wenn ich es wüsste: Ich wüsste nur,
was ich denke, dass es bedeutet.
CHF 100 000 / 150 000
(€ 95 240 / 142 860)
51. „The good thing about being an artist, is it's a legitimate way of looking at things cross-eyed.“
John Chamberlain
57. | 51
3741*
IMI KNOEBEL
(Dessau 1940–lebt und arbeitet in
Düsseldorf)
Ich nicht. 2004/2011.
Acryl auf collagierter Kunststofffolie.
Verso signiert, datiert, betitelt und
nummeriert: Imi 11 Ich Nicht 2004 5/5.
63 × 78 cm.
CHF 8 000 / 14 000
(€ 7 620 / 13 330)
3743*
CÉSAR (BALDACCHINI CÉSAR)
(Marseille 1921–1998 Paris)
Compression.
Blech, bemalt.
Auf der Rückseite mit der eingeritzten
Signatur: César.
31 × 31 × 16 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von
den Archives Denyse Durand-Ruel, Paris,
Mai 2020, bestätigt. Dieses Werk ist dort
unter der Nummer: 6689, registriert. Wir
danken Frau Denyse Durand-Ruel für ihre
freundliche Unterstützung.
Provenienz: Vom heutigen Besitzer 1977
erworben, seitdem Privatsammlung
Deutschland.
CHF 14 000 / 18 000
(€ 13 330 / 17 140)
3742*
IMI KNOEBEL
(Dessau 1940–lebt und arbeitet in
Düsseldorf)
O.T. 2004/2011.
Acryl collagiert auf Kunststofffolie.
Verso signiert, datiert, betitelt und
nummeriert: Imi 11 O.T.VI 2004 5/5.
37 × 52 cm.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 710 / 7 620)
58. | 52
PostWar Contemporary
3744*
PIERO DORAZIO
(Rom 1927–2005 Perugia)
Interccio IV. 2005.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und betitelt:
PIERO DORAZIO MMV INTERCCIO IV. Sowie mit
dem Studio Stempel und der Nummer: STUDIO
PIERO DORAZIO 6140.
34,5 × 25 cm.
Mit der Bestätigung des Studio Piero
Dorazio. Das Werk ist dort unter der
Nummer: 6140, registriert.
Provenienz:
- Babuino Casa d'Aste, Rom, Januar 2020, Los 846.
- Vom heutigen Besitzer bei den obigen Auktion
erworben, seitdem Privatsammlung Deutschland.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 710 / 7 620)
59. | 53
3745*
IMI KNOEBEL
(Dessau 1940–lebt und arbeitet in
Düsseldorf)
Anima Mundi. 2010/2014.
Acryl auf collagierter Kunststofffolie
(3-teilig).
Verso signiert, datiert, nummeriert und
bezeichnet: A-C Imi 2014 ANIMA MUNDI
95-3 2010 5/5
Je 46 × 36 cm.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 520 / 14 290)
„Oft ist es das Wenige, das vollkommen genügt,
und wo du einfach von allem sonst nur belästigt
wirst, weil es zuviel ist.“ Imi Knoebel
60. | 54
PostWar Contemporary
3746
PINO PINELLI
(Catania 1938–lebt und arbeitet in Mailand)
Pittura N.R.N. 1991.
Mischtechnik, 2-teilig.
Verso signiert, datiert, betitelt, mit
Ortsangabe und beschriftet: Pittura
N.R.N. Milano 1991 opera Nr. 3 P-P. Pino
Pinelli.
Jeweils 37 × 55 cm.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 430 / 2 380)
61. | 55
3747
PINO PINELLI
(Catania 1938–lebt und arbeitet in
Mailand)
Alto.
Mischtechnik, 2-teilig.
Verso betitelt und nummeriert: Alto 1/2.
94 × 17 cm / 90 × 18 cm.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 2 500 / 3 500
(€ 2 380 / 3 330)
62. | 56
PostWar Contemporary
3748
JOSEF STAUB
(Baar 1931–2006 Schlieren)
Vela al Viento. 1997.
Chromstahl.
Mit dem eingeritzten Monogramm und der
Datierung: ST 97.
Höhe 120 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde
vom Archiv Josef Staub, Baden, Mai 2020,
bestätigt. Wir danken Herrn Fredi Staub für
seine freundliche Unterstützung.
Provenienz: Vom heutigen Besitzer direkt
beim Künstler 1997 erworben, seitdem
Privatsammlung Schweiz.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 710 / 7 620)
63. | 57
3749
PETER SOMM
(Sulgen 1940–lebt und arbeitet in
Herrenschwanden)
Ohne Titel. 1980.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert: Somm
1980, sowie auf dem Keilrahmen
signiert,
datiert und mit der Werknummer: Werk
Nr. 241 P. Somm, 1980.
110 × 110 cm.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Privatsammlung Schweiz.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 860 / 4 760)
3750
PETER SOMM
(Sulgen 1940–lebt und arbeitet in
Herrenschwanden)
Ohne Titel. 1980.
Acryl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert: Somm
1980, sowie auf dem Keilrahmen
signiert,
datiert und mit der Werknummer: Werk
Nr. 240 P. Somm, 1980.
110 × 110 cm.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Privatsammlung Schweiz.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 860 / 4 760)
64. | 58
PostWar Contemporary
3751
JOSEF STAUB
(Baar 1931–2006 Schlieren)
Phoenix. 1995.
Chromstahl.
Mit dem eingeritzten Monogramm und der
Datierung: ST 95.
179 × 100 × 86 cm (inkl. Sockel).
Die Authentizität dieses Werkes wurde
vom Archiv Josef Staub, Baden, Mai 2020,
bestätigt. Wir danken Herrn Fredi Staub für
seine freundliche Unterstützung.
Provenienz: 1997 vom heutigen Besitzer
direkt beim Künstler erworben, seitdem
Privatsammlung Schweiz.
Der Schweizer Bildhauer und Maler
Josef Staub ist 1931 in Baar geboren. Er
macht eine Ausbildung zum Maurer und
Bauführer, allerdings wendet sich sein
Interesse schnell der Bildenden Kunst und
der Bildhauerei zu. Seine künstlerische
Ausbildung ist überwiegend autodidak-
tisch. Mit Anfang 20 liegt sein Schwerpunkt
bereits vorwiegend bei der Malerei. Mit
Spachtel und pastosen Farben entstehen
seine ungegenständlichen, kraftvollen
und ausgewogenen Kompositionen. Nach
seiner ersten erfolgreichen Ausstellung
1956 in Zug, erhält er zwei Mal, 1957 und
1959, ein Eidgenössisches Kunststipen-
dium. Seine erste Ausstellung in Zürich
findet 1959 in der Galerie Palette statt.
Der Schritt zum Plastischen erfolgt in
den 60er Jahren. Er experimentiert mit
Aluminium- und Bronzeguss, und ist stetig
auf der Suche nach einer immer glatteren
und glänzenderen Oberfläche, bis er in den
70er Jahren das Material des Chromstahls
für sich entdeckt. Josef Staub beteiligt sich
von nun an immer häufiger an Skulpturen-
ausstellungen im In- und Ausland, und er
bekommt zahlreiche Aufträge für Kunst
am Bauprojekte in den Schweizer Kanto-
nen Zürich, Zug, Aargau, Solothurn und St.
Gallen. In den 70er und 80er Jahren ist er
zunehmend mit internationalen Aufträgen,
in Spanien, Frankreich, Italien und den USA
beschäftigt.
Seine erste spiralförmige Chrom-
stahlskulptur entsteht ebenfalls in den
70er Jahren. Das Ergebnis jahrelangen
Experimentierens reflektiert sich gut in
unseren zwei vorliegenden Skulpturen, die
in den Jahren 1995 und 1997 entstehen:
die perfekt gearbeiteten Hohlblechkör-
per mit einem sanften Seidenglanz und
einer sachlich-kühlen, jedoch nicht kalten
Oberfläche. Dank des Chromstahls hat
Staub das Material gefunden, das seinen
Intentionen voll entspricht. Seine geome-
trisch-abstrakten Formen entwickeln sich
massgeblich aus Linien und Flächen.
Die von uns angebotene Spiralform und
die Segelform (Los 3748) imponieren
durch ihre Kühnheit der Konstruktion bei
gleichzeitiger Leichtigkeit und Eleganz.
Durch die geschwungenen Bänder, die
der Chromstahl in den Raum schreibt,
wird ein starker Wechsel von Licht und
Schatten erzeugt. Die Lichtverhältnisse
erwecken die geschmeidigen Formen
zum Leben. Jede seiner Skulpturen hat ihr
eigenes Licht. Der Betrachter findet den
passenden Winkel, indem er sich um die
plastischen Körper bewegt. Sowohl die
Spiralform als auch die Segelform haben
vollkommen unterschiedliche Erscheinun-
gen, je nachdem von welcher Seite man sie
betrachtet.
Bei der Entstehung seiner Kunstwerke
steht keine mathematischtheoretische
Methode im Vordergrund, sondern er
geht empirisch vor: er erstellt zunächst
Kartonmodelle, von denen Schnittmuster
gedreht, geformt und in eine räumliche
Ordnung gebracht werden. Daraufhin
schafft er erste Gipsmodelle, die seine
ersten Ideen konkretisieren. Nach zahlrei-
chen Variationen setzt er schliesslich sein
Ergebnis in Chromstahl um.
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 670 / 8 570)
66. | 60
PostWar Contemporary
3752
ANDY WARHOL
(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Lola Jacobson. 1985.
Siebdruck und Acryl auf Leinwand.
Auf der Überlappung mit den Stempeln:
The Andy Warhol Foundation for the Visual
Arts und The Estate of Andy Warhol. Zu-
dem auf dem Keilrahmen mit der
Archivnummer: P050.072.
101,5 × 101,5 cm.
Provenienz:
- Nachlass des Künstlers.
- The Andy Warhol Foundation of the
Visual Arts, New York.
- Jane Holzer, New York.
- Privatsammlung New York.
- Auktion Sotheby's New York, 15.11.2000,
Los 314.
- Privatsammlung Schweiz.
Am 6. August 1928 wird Andy Warhol als
drittes Kind einer russischen Immigran-
tenfamilie in Pittsburgh geboren. Mit acht
Jahren erkrankt er am Veitstanz und einer
seltenen Pigmentstörung, weshalb man
ihn oft für einen Albino hält. Gefesselt ans
Bett entdeckt er seine Leidenschaft für
Comics und Kinofilme. Von 1945 – 1949
studiert Warhol Gebrauchsgrafik am Car-
negie Institute of Technology, wo er seinen
Abschluss in Malerei und Design macht. Es
zieht den jungen Warhol in den Hotspot für
Kunst und Literatur – nach New York. Dort
arbeitet er als Schaufensterdekorateur und
wird bald zum gefragtesten Werbedesig-
ner der Stadt. Seine ersten Zeichnungen
werden 1950 in der Zeitschrift „Mademoi-
selle“ veröffentlicht. Mit der Designerin
Suzie Frankfurt entwickelt er die drop-and-
dripping Technik, bei der er mit Tusche
und Tinte gemalte Motive mit Löschpapier
kopiert und auf ein weiteres Blatt überträgt
– eine Vorstufe zu seiner später präferier-
ten Technik des Siebdrucks. So entstehen
zahlreiche Grusskarten, Werbegeschenke,
Beiträge für Magazine aber auch Kochbü-
cher. Bei sogenannten „Colouring Parties“
lässt er Freunde und Gäste diese Werke
ausmalen – auch hier schon ein Hinweis
auf seine spätere serielle Produktion und
die Factory.
Ende der 1950er Jahre entscheidet er
sich, dem Grafikdesign den Rücken zu
kehren und als Künstler zu arbeiten. Wie
kein anderer vor ihm setzt er sich mit der
veränderten Gesellschaft auseinander.
Er sucht Alltagsgegenstände, Ereignisse,
Stars und Sternchen, die in Jedermanns
Leben vorkommen und für jeden eine wie
auch immer geartete Bedeutung haben.
Seien es Artikel des Massenkonsums, wie
die bekannten Campbell´s Soup Dosen,
die in den 1950er/60er Jahren in keiner
Vorratskammer in den USA und England
gefehlt haben, oder Prominente wie James
Dean, Jacky Kennedy und Marylin Monroe,
an deren Schicksal eine ganze Generatio-
nen teilgenommen hat. Meisterlich nutzt
Warhol Comics, Zeitungsfotos und Bilder
von Stars, Sternchen, Unfällen, aber auch
von Ereignissen oder Gegenständen, und
erhebt sie durch die Verwendung in seinen
Kunstwerken und die zeitgleiche serielle
Ausführung zu Ikonen nicht nur seiner,
sondern auch unserer Zeit. Zu Beginn der
1960er Jahre beginnt er den Siebdruck
für sich zu entdecken, dessen Technik ihm
die Serialität, die immanent für sein Werk
ist, ermöglicht. Mit der 1962 gegründeten
Factory treibt er sie dann auf die Spitze.
1968 verübt die radikale Frauenrechtlerin
Valerie Solanas ein Attentat auf Warhol.
Daraufhin zieht er sich immer mehr zu-
rück, die ehemals experimentelle Factory
verschreibt sich zunehmend der Kommer-
zialisierung seiner Kunst. Durch das Er-
lebte und den späteren Tod seiner Mutter
erhält das Thema Tod Einzug in Warhols
Werk. Zudem bekommen Porträts, auch
Auftragsporträts, einen immer grösseren
Stellenwert. Am 22. Februar 1987 stirbt
Andy Warhol. Noch zu Lebzeiten hat er die
Andy Warhol Foundation of Visual Arts ins
Leben gerufen, die neben der Familie einen
Grossteil seines auf über 100 Millionen US-
Dollar geschätzten Vermögens bekommt.
Heute erstellt die Foundation das umfas-
sende Verzeichnis seiner Werke.
1962 hat Warhol seine erste Einzelaus-
stellung in der Ferus Gallery in Los Angeles
mit seiner Serie von „Campell’s Soup“ Ge-
mälden. Er ist sowohl auf der documenta
4 1968 mit seinen „Ten Marilyns“ vertreten
als auch auf der documenta 6 (1977) und 7
(1982). Unzählige Gruppen- und Einzel-
ausstellungen ehren das Werk des Ame-
rikaners; 2020 zeigt das Museum Ludwig
Köln, dass Dank des Sammlerehepaars
Peter und Irene Ludwig die grösste Warhol
Sammlung ausserhalb der USA sein Eigen
nennt, in Kooperation mit der Tate Modern
in London eine umfassende Retrospektive
Andy Warhols.
Andy Warhol hat die Kunst des 20. Jahr-
hunderts revolutioniert, indem er sich vom
klassischen Begriff der Bildenden Kunst
abwendet, das Alltägliche und Triviale zur
Kunst erhöht und auch dem Kommerz
einen hohen Stellenwert einräumt.
Porträts finden sich in Andy Warhols Oeu-
vre von den Anfängen bis hin zu seinem
Spätwerk. „Teen Stars“ von 1963 ist die
erste Serie, in der er sich ausschliesslich
dem Porträt widmet. Zu dieser Folge ge-
hören u.a. Porträts von Warren Beatty und
Natalie Wood, den Jungstars des ame-
rikanischen Kinos. Kurz darauf folgen die
ersten Porträts von Marilyn Monroe, die zu
den Ikonen seines Oeuvres gehören.
Allen Porträts gemein ist die Verwen-
dung von Vorlagen aus Zeitschriften oder
auch Polaroids (vor allem in den späteren
Gemälden) und das schier endlose Expe-
rimentieren mit Farbkombinationen und
Serialität – so gibt es z.B. Elvis von einer
Einzeldarstellung bis hin zu kontaktbögen-
artigen Aufreihungen in einem Werk. Zu
den prominesten Porträtierten gehören
Marilyn Monroe, Elisabeth Taylor, Jackie
Kennedy, Elvis Presley und Mick Jagger.
Neben den Stars will Warhol aber auch
immer die Gesellschaft abbilden, und
so nimmt er mit der Zeit immer mehr
Auftragsporträts aus der gehobenen
Gesellschaft an. Sie sind natürlich eine
sichere Einnahmequelle, um das eigene
ausschweifende Leben, aber auch parallel
laufende Projekte zu finanzieren. Doch
gleichzeitig gelingt es Warhol mit diesen
zahlreichen Bildnissen auch, einen impo-
santen Einblick in die amerikanischen Ge-
sellschaft abzubilden, wobei die Auftrags-
porträts eher die High Society abdecken
und dagegen eigene Projekte wie „Ladies
and Gentleman“ aus dem Jahr 1975 (Los
3862) oder „Ten Portraits of Jews of the
Twentieth Century“ (1980) auch die von
der Gesellschaft nicht immer akzeptierten
Facetten darstellen.
Das vorliegende Gemälde zeigt Lola Ja-
cobson, die mit ihrem Mann Donald durch
ihre zahlreichen wohltätigen und phil-
antropischen Projekte, wie der Gründung
des Mount Sinai Medical Center in New
York bekannt und hoch angesehen war.
Als sogenannte Celebrity und wohl gern
gesehener Gast auf jeder Party, gehört
Lola Jacobson zu den typischen Motiven
für Warhols Auftragsporträts.
CHF 180 000 / 240 000
(€ 171 430 / 228 570)
68. | 62
PostWar Contemporary
3753
YAN PEI-MING
(Shanghai 1960–lebt und arbeitet in Dijon)
Portrait anonyme - portrait du père. 1998.
Kohle und Aquarell auf Vélin (Diptychon).
Unten rechts signiert und datiert:
Yan Pei-Ming 21 bzw. 22.08.98.
76,5 × 212 cm (gesamt)
Winzige Papierbeschädigung.
Provenienz:
- Galerie Charlotte Moser, Genf (verso mit
dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Schweiz.
Yan Pei-Ming wird 1960 in Shanghai
geboren und wächst während der Kulturre-
volution dort auf. Im Alter von 19 Jahren
beschliesst er nach Frankreich zu emigrie-
ren und studiert dort an der renommierten
École Nationale Supérieure des Beaux-
Arts in Dijon, macht 1986 dort seinen
Abschluss und lebt noch heute in Dijon.
Er ist bekannt für seine grossformatigen,
fast monochromen Porträts von Persön-
lichkeiten aus Politik und Gesellschaft
wie Mao Zedong, Bruce Lee oder Barack
Obama.
Das vorliegende Diptychon zeigt ein weite-
res beherrschendes Motiv seiner Porträts:
seinen Vater. Mit schnellen, dynamischen
Pinselstrichen sind die Gesichter des Va-
ters und eines Unbekannten gemalt, wobei
die Konturen ausdrucksgebend sind, das
Innere der Gesichter scheint unter dem
Pinselduktus zu verwischen. Beide sind am
äussersten linken bzw. rechten Blatt-
rand positioniert, so dass sie sich in der
Situation des Diptychons anschauen und
miteinander zu kommunizieren scheinen,
aber mit grösstmöglicher Distanz zu ein-
ander. Die reduzierte Farbpalette und der
expressive Pinselstrich sind Yan Pei-Mings
Markenzeichen, die ihn zu einem der wich-
tigsten zeitgenössischen chinesischen
Künstler machen.
Neben unzähligen Einzel- und Gruppen-
ausstellung erfährt er grosse internationa-
le Beachtung durch seine Teilnahme an der
Venedig Biennale im Jahr 2003.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 430 / 17 140)
69. | 63
3754*
XIA XIAOWAN
(Peking 1959–lebt und arbeitet in Peking)
Durn. 1994.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert:
Xia Xiaowan 1994.
97 × 130 cm.
Provenienz:
- Auktion Koller, 9. Dezember 2006,
Los 134.
- Bei obiger Auktion vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
Griechenland.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 14 290 / 19 050)
70. | 64
PostWar Contemporary
3755
GIACOMO MANZÙ
(Bergamo 1908–1991 Rom)
Testa di Ragazza.
Bronze.
Verso mit dem Signaturstempel: MANZU.
Höhe 32 cm (inkl. Sockel).
Mit der Bestätigung der Authentizität
durch die Fondazione Giacomo Manzù,
Aprilia, Mai 2020. Dieses Werk ist dort
unter der Archivnummer: 41/2020 regist-
riert. Wir danken Frau Giulia Manzù für ihre
freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Galerie Welz, Salzburg.
- Vom heutigen Besitzer bei obiger Galerie
erworben, seitdem Privatsammlung
Schweiz.
Giacomo Manzù zählt Mitte des 20.
Jahrhunderts zu den einflussreichsten
Bildhauern Italiens, der durch das Wieder-
beleben der Herstellung von Bronzetüren
für Kirchen heraussticht und seinen Ruhm
erlangt. Geboren als Giacomo Manzoni im
Jahr 1908, muss er bereits in frühen Jah-
ren die Schule verlassen, um ein ordent-
liches Handwerk zu erlernen. Manzù be-
ginnt hier zum ersten Mal mit Holz, Metall
und Stein zu arbeiten, was ihm später eine
solide Grundlage für sein bildhauerisches
Schaffen bietet. 1928 zieht es den jungen
Künstler nach Paris, wo er ohne jegliche
Ersparnisse noch Arbeitsbewilligung den
Wunsch verfolgt, sich als Bildhauer den Le-
bensunterhalt zu verdienen. Der Versuch
jedoch misslingt schon nach kürzester
Zeit. Ohne Verdienst und fast verhungert,
kehrte er nach Italien zurück, um sich in
seinem Heimatland ein neues Leben auf-
zubauen. Mit dem Auftrag, die Kapelle an
der katholischen Universität in Mailand im
Jahr 1929 zu dekorieren, kommt schliess-
lich die Wende.
Manzùs Schwerpunkt liegt anfänglich auf
biblischen Themen, Porträts sowie Akt-
darstellungen, wobei sich darin Einflüsse
etruskischer, ägyptischer und mittelalter-
licher Kunst finden. Im späteren Verlauf
fokussiert er sich verstärkt auf impressio-
nistische Techniken, wobei besonders der
Künstler Medardo Rosso als sein grösstes
Vorbild und Inspiration gilt. Nach einem
kurzen Aufenthalt in Rom und dem Besuch
des Petersdoms im Vatikan einige Jahre
später, ist Manzù von seinen Eindrücken so
überwältigt, dass fortan der religiöse Cha-
rakter in seinen Werken zunehmend an
Bedeutung gewinnt. Auf dieser Grundlage
entsteht eine Bronzefigur eines Kardinals,
auf welche über 50 weitere stehende oder
sitzende Kardinäle folgen.
Im Gegensatz dazu präsentiert seine
Bildhauerei nicht selten auch junge zarte
Figuren weiblicher Körper, die ein Gegen-
stück zu seiner mit christlicher Symbolik
geladenen Bildhauerei bilden. An dieser
Stelle hervorzuheben ist das Werk mit
dem Titel Francesca, ein sitzender Akt
einer jungen Frau, mit welchem er in der
Quadriennale di Roma 1942 den Preis
gewinnt. Sechs Jahre später erhält Manzù
an der Biennale in Venedig eine weitere
Auszeichnung für italienische Skulptu-
ren. Sein langjähriger Wunsch, von seiner
Leidenschaft - der Bildhauerei - leben
zu können, wird allmählich Wirklichkeit.
Vom Vatikan, wo er ursprünglich seine
Inspiration findet, wird ihm ein neuer
Auftrag erteilt. Dies, nach dem Manzù sich
in einem Wettbewerb gegen zahlreiche
Konkurrenten durchsetzt. So darf er nun
im Auftrag von Papst Johannes XXIII eine
Reihe von Bronzetüren für den Petersdom
erschaffen. Zahlreiche weitere Anfragen
folgen, darunter Arbeiten für die Salzbur-
ger Kathedrale, die Sankt-Laurents Kirche
in Rotterdam oder das Relief Mother and
Child im New Yorker Rockefeller Center.
Begleitend zur Tätigkeit als Bildhauer, un-
terrichtet er an der Accademia di Belle Arti
di Brera im Mailand.
Manzùs Arbeiten lassen auf eine beach-
tenswerte Laufbahn blicken, die ihre Spu-
ren in monumentalen Bauwerken Italiens,
aber auch in anderen Ländern Europas
hinterlassen hat. Seine Werke werden auf
der documenta 2 1959 und auf der docu-
menta 6 1977 ausgestellt. Ihm zu Ehren
wird 1969 in Ardea bei Rom das Manzù
Museum eröffnet, um dessen Lebenswerk
angemessen zu würdigen. 1991 stirbt
Giacomo Manzù in Ardea bei Rom.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 520 / 14 290)
72. | 66
PostWar Contemporary
3756*
WIM DELVOYE
(Wervik 1965–lebt und arbeitet in Brighton)
Jesus Twisted. 2006.
Bronze. 3/3.
Am Fuss des Kreuzes mit der eingeritzten
Signatur, Datierung und Nummer:
WDelvoye 2006 3/3.
396 × 102 × 42 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde
vom Studio Wim Delvoye, Mai 2020, Brigh-
ton, bestätigt. Wir danken dem Studio für
seine freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Deweer Art Gallery.
- Privatsammlung Belgien.
Der Konzeptkünstler Wim Delvoye wird
1965 in Belgien geboren. Sein Fokus liegt
auf der Darstellung ästhetischer Ge-
gensätze, deren Wiedersprüche häufig
provokant wirken. Charakterisiert durch
Humor und subversive Ironie, stellt er
das gängige Wertesystem der Konsum-
gesellschaft in Frage. Seine Werke sind
umstritten, das ist sein Kernanliegen. Die
Irritation der Betrachter gehört zu seinem
künstlerischen Repertoire. Seine Kunst
macht Unbequemes und Institutionenkri-
tiker ausstellbar. Mit viel hintergründigem
Witz vermengt er Profanes und Sublimes
in seinen Arbeiten. Banales wird durch das
Ornament zur Kunst und die Volkskunst
wird museal. Er lässt die Tradition auf die
Utopie treffen, sowie das Handwerk auf
die Hightech. Sein Hang zu monumentaler
Kunst, Neugier, seine unmittelbare Begeis-
terung für Fremdes zeichnen das Werk von
Wim Delvoye aus.
All seine Werke unterliegen einem Ge-
dankenweg, der von zwei Codes geleitet
wird. Zunächst das Resultieren aus der Er-
kennbarkeit der Funktion eines Alltagsge-
genstandes. Zum zweiten die zweckent-
fremdete Darstellung dieser Gegenstände
durch die Adaptation des Künstlers. Dabei
bringt Delvoye unterschiedliche Stilvaria-
tionen der Kunstgeschichte zusammen,
vorrangig aus der lokalen Tradition der
Gotik und des Rokoko, in zeitgenössi-
scher Ausführung. So funktioniert auch
seine Serie der tordierten Skulpturen aus
Bronze oder Silber, in der er den Körper
Christi um ein elliptisch geformtes Kreuz
dreht. Die tragenden Kreuzskulpturen sind
in unterschiedlichen Formen gegossen:
Kreise, unendliche Möbius Schleifen oder,
wie unserem vorliegenden Werk, in Form
I’m not interested in sculpting cubes or painting monochromes, it’s too easy.
Art must fascinate people and doing easy things is not a good way to seek fascination.
Wim Delvoye
einer DNA-Doppelhelix. Die Kruzifixe
bearbeitet Wim Delvoye in Anlehnung an
Genetik, Geometrie und der Topologie, bis
er eine fliessende Form erreicht. Die ewige
Strömung in seinen Skulpturen verkörpert
dasselbe Prinzip des Zyklus des gefolter-
ten und wiederauferstehenden Christus.
Kleidung und Dornenkrone nehmen die
traditionelle Ikonografie der Kreuzigung
auf.
Wim Delvoyes Werke werden in zahlrei-
chen internationalen Einzelausstellungen
gezeigt, u. a. im New Museum of Contem-
porary Art in New York, im Musée d’Art
Contemporain von Lyon, Musée Rodin
sowie im Musée du Louvre in Paris. Auch
waren seine Arbeiten auf der Biennale von
Venedig (1990, 1999, 2009), der docu-
menta 4, der Biennalen in Sydney, Lyon und
Shanghai ausgestellt.
CHF 90 000 / 120 000
(€ 85 710 / 114 290)
73.
74. | 68
PostWar Contemporary
3757
PAVEL PEPPERSTEIN
(Moskau 1966–lebt und arbeitet in Moskau
und Tel Aviv)
Monsters of Flowers. 2002.
Aquarell, Tinte, Gouache und Deckweiss
auf festem Vélin.
Unten rechts in kyrillisch signiert und da-
tiert: P. Pepperstein, 2002.
114,7 × 142 cm.
Provenienz:
- Galerie Elisabeth Kaufmann, Zürich.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
England.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 810 / 5 710)
75. | 69
3758*
HENRIETTE RIEDERER
(Waiblingen 1941–2003 Hamburg)
Vogelmaske und Entenkopf I. 1975.
Bleistiftzeichnung auf Klarsichtfolie.
Unten rechts monogrammiert und datiert:
H 75.
120 × 100 cm.
Provenienz:
- Galerie Elke und Werner Zimmer,
Düsseldorf (verso mit dem Etikett).
- Kunsthandel Vonlanthen Chur.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 950 / 1 430)
3759
PAVEL PEPPERSTEIN
(Moskau 1966–lebt und arbeitet in Moskau
und Tel Aviv)
God of Tunnels. 2002.
Aquarell auf festem Vélin.
Unten rechts signiert und datiert:
P. Pepperstein, 2002, sowie in kyrillisch
signiert.
114,5 × 122 cm
Provenienz:
- Galerie Elisabeth Kaufmann, Zürich.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
England.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 810 / 5 710)
76. | 70
PostWar Contemporary
3760
PAVEL PEPPERSTEIN
(Moskau 1966–lebt und arbeitet in Moskau
und Tel Aviv)
God of Cosmos. 2002.
Aquarell auf festem Vélin.
Oben rechts signiert und datiert:
P. Pepperstein, 2002, sowie nochmals in
kyrillisch signiert.
114,5 × 122 cm
Provenienz:
- Galerie Elisabeth Kaufmann, Zürich.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer
erworben, seitdem Privatsammlung
England.
Pavel Pepperstein wird 1966 als Sohn
der Schriftstellerin Irina Pivovarova und
dem Maler Viktor Pivorarov in Moskau
geboren. Von 1985-1987 studiert er an
der Akademie der Schönen Künste in
Prag. Im Jahr seines Abschlusses gründet
er mit Sergeji Anufriev, Yuri Leiderman
und Vladimir Fedorov die Künstlergrup-
pe Medical Hermeneutics, die sich im
Verlaufe des Untergangs des Kommunis-
mus und der damit verbunden Öffnung
zum Westen, auf die eigene östliche
Kunst und Kultur zurückbesinnen will.
Grossen Einfluss auf sein Werk hat Ilja
Kabakov. Aber Pepperstein widmet sich
nicht ausschliesslich der Bildenden Kunst,
sondern arbeitet auch als Kunstkritiker,
Designer, Poet und Kurator. Er gehört
mit zu den einflussreichsten Künstlern
der russischen Gegenwartsszene. 1994
unterrichtet er als Gastprofessor an der
Städelschule, Frankfurt; 1997-1998 erhält
er ein Stipendium an der Akademie Soli-
tude in Stuttgart. Pavel Pepperstein lebt in
Moskau und Tel Aviv.
Die Verknüpfung von russischen und an-
tiken Sagen, aber auch das Kombinieren
suprematistischer mit Pop-Art-Motiven
erlauben ihm eine unglaublich reiche
Bildsprache, die er teils als komplexe
Kompositionen, aber auch als Streubil-
der kombiniert, oder aber er erzählt eine
Geschichte. Mit leichtem Duktus eröffnet
Pepperstein dem Betrachter eine überra-
schende, surrealistische, fast mythenhaf-
te Welt, die alle Interpretationsmöglich-
keiten offen lässt. Spielerisch hinterfragt
er den allgemeingültigen Kanon von
Kunst, Literatur, Politik und Medien.
Neben zahlreichen Gruppen- und Ein-
zelausstellungen wird Pavel Pepperstein
2004 auf der 26. Sao Paulo Biennale
gezeigt. 2009 wird er eingeladen, den
Russischen Pavillion auf der Venedig
Biennale zu bespielen. 2014 gehört er zu
den Teilnehmern der 10. Manifesta in St.
Petersburg. Im selben Jahr wird ihm der
renommierte Kandinsky Preis verliehen.
Das Medium der Zeichnung spielt in Pep-
persteins Oeuvre eine grosse Rolle. Die
drei vorliegenden, grossformatigen Werke
zeigen eindrücklich seine Spannbreite
in der Wahl der Motive ebenso wie in der
Ausführung. In einer Zeichnung (Los 3757)
zeigt er über das Blatt verteilt einzelne
Blüten, teils realistisch, teils abstrahiert
in einer Streublumen-Optik. Die zweite
Zeichnung (Los 3759) dagegen scheint
eine Geschichte zu erzählen: eine Frau
steht am Rande eines schwarzen Lochs,
dessen innerer Kern hell leuchtet. Wird sie
hineingezogen oder haben die zwei Motive
gar nichts miteinander zu tun? Die dritte
Zeichnung ist eine dichte, farbenfrohe
Komposition zum einen aus schlangen-
förmigen Motiven, die sich über das Blatt
ziehen, und zum anderen aus runden
Formen, von denen einige verformt bis hin
zu sternenartigen Gebilden sind.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 760 / 6 670)
78. | 72
PostWar Contemporary
3761*
THOMAS VIRNICH
(Eschweiler 1957–lebt und arbeitet in
Mönchengladbach)
Roller-Fahrer. 2007.
Glasierte Keramik.
Auf der Unterseite signiert und datiert:
Virnich 2007.
28 × 29 × 17 cm.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Deweer Art Gallery.
- Privatsammlung Belgien.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 950 / 1 430)
3762
GASTON CHAISSAC
(Avalon 1910–1964 Vix)
Ohne Titel.
Filz- und Farbstift auf Vélin.
Unten links signiert: chaissac.
65 × 50 cm.
Die Authentizität des vorliegenden Werkes
wurde von Frau Nadia Raison, Paris, Febru-
rar 2020, bestätigt. Wir danken Frau Raison
für Ihre freundliche Unterstützung.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 810 / 5 710)
79. | 73
3763
GASTON CHAISSAC
(Avalon 1910–1964 Vix)
Ohne Titel.
Gouache auf Hartfaserplatte.
Unten rechts signiert: CHAISSAC.
57,5 × 25,5 cm.
Die Authentizität des vorliegenden Werkes
wurde von Frau Nadia Raison, Paris, Febru-
rar 2020, bestätigt. Wir danken Frau Raison
für Ihre freundliche Unterstützung.
Provenienz: Privatsammlung Italien.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 620 / 11 430)
81. | 75
3764*
BLADE (STEVEN OGBURN)
(New York 1957–lebt und arbeitet in
New York)
Paris Rocks. 2008.
Sprayfarbe auf Leinwand.
In der Darstellung signiert: BLADE, sowie
verso signiert, datiert und betitelt:
PARIS ROCKS STEVE OGBURN 8-08.
170 × 263 cm.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 860 / 3 810)
3765*
PART 1 (ENRIQUE TORRES)
(New York (?) 1959)
Hearts Part. 1984.
Sprayfarbe auf Leinwand
(nicht aufgezogen).
In der Darstellung signiert: PART 1.
120 × 280 cm.
Provenienz: Ehemals Galerie Schurr,
Stuttgart.
Ausstellung: Stuttgart 1984, Graffiti
Writers aus New York. Galerie Schurr,
7. Juli - 31. August 1984.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 430 / 2 380)
3766*
STEFAN RÜESCH
(Luzern 1963–lebt und arbeitet in Chur)
Ohne Titel. 2005.
Acryl auf Leinwand.
Auf dem Keilrahmen signiert, datiert,
betitelt und mit Ortsangabe:
RÜESCH 2005 S. Rüesch Berlin,
19.10.2005 ohne Titel 2005.
24 × 18 cm.
Provenienz:
- Atelier des Künstlers.
- Kunsthandel Vonlanthen Chur.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 950 / 1 430)
82. | 76
PostWar Contemporary
3767*
ANDY WARHOL
(Pittsburgh 1928–1987 New York)
B/W Ads (Are You “Different?”). 1985/86.
Acryl und Serigrafie auf Leinwand.
Auf der Überlappung mit den Stempeln:
The Andy Warhol Foundation for the
Visual Arts und The Estate of Andy Warhol.
Zudem auf Keilrahmen sowie auf der
Überlappung der Leinwand mit der
Archivnummer: PA10.424.
50,9 × 40,3 cm.
Mit einer Bestätigung der Andy Warhol
Foundation for the Visual Arts, New York
2007.
Provenienz: Privatsammlung Schweden.
Ende der 1970er Jahre sieht sich Andy
Warhol zunehmend der Kritik ausgesetzt,
zu kommerziell zu werden und die Energie
und Innovation seiner frühen Werke zu-
sehends zu verlieren. So besinnt sich der
Künstler wieder vermehrt auf eigene Pro-
jekte, und es entsteht eine sehr persönli-
che Serie von Schwarz-Weiss Gemälden,
die bis zur MoMA Retrospektive 1989
weitgehend unbekannt bleiben. Like all of
Warhol’s art, these lost pictures take visual
cue from the ubiquitous Western media at
the service of consumerism and publici-
ty, while also addressing more personal
and ultimate concerns: the power of the
mind for spitritual salvation, the capacity
for the body to be improved, and military
geopolitics. (Gagosian Gallery (Hrsg.):
Andy Warhol. Heaven and hell are just one
breath away! Late paintings and related
works, 1984-1986, S. 10).
In Rückbesinnung auf seine Anfänge, ver-
wendet Warhol für diese Serie Zeitungs-
anzeigen, kommerzielle Illustrationen und
Broschüren – künstlerische Ausdrucks-
formen, die von der Bildenden Kunst aber
nicht akzeptiert werden. Parallel setzt er
sich in den 1980er Jahren zunehmend mit
der jungen Künstlergeneration auseinan-
der. Es kommt zur legendären Kooperation
mit Jean-Michel Basquiat und Francesco
Clemente, aber auch Keith Haring zieht
seine Aufmerksamkeit auf sich, und
Andy Warhol always seemed to reflect the times he lived in. His paintings and drawings from
this series of work underscore the mood and feelings of the 1980s.
Vincent Fremont
obwohl es nie zu einer Zusammenarbeit
gekommen ist, signiert Warhol Harings
Andy Mouse, was seine Anerkennung
zeigt. Warhol nutzt auch die von Haring
immer wieder eingesetzten Strahlen, die
er in vielen Werken nutzt.
Der nachdenklich Geschäftsmann scheint
sich die Frage am Oberrand des Werkes
Are You Different zu stellen und über
eine Antwort nachzudenken. Warhol
bringt somit einen spirituellen Aspekt mit
in dieses Werk, und es steht zu vermuten,
dass er seine eigene Unsicherheit und den
Wunsch dazuzugehören in diesem Werk
anspricht.
CHF 50 000 / 70 000
(€ 47 620 / 66 670)