2. 2
Liebe Leserin, lieber Leser
Mehr als 1 000 Bieterinnen und Bieter aus 48 Ländern sorgten in unseren
Sommer-Auktionen für eine Fülle hoher Zuschläge. Die Preise vieler Werke
stiegen weit über die in sie gesetzten Erwartungen. Sechs Ergebnisse über
der Millionengrenze und mehr als fünfzig im sechsstelligen Bereich, dazu
mehrere Auktionsrekorde für einzelne Künstler sind nicht nur Belege für ei-
nen starken Markt, sondern auch für unsere ausgezeichnete internationale
Positionierung in gleich mehreren Bereichen.
Berücksichtigt man die 2,44 Millionen Franken für eine Studie von Anthonis
van Dyck in diesem Frühjahr, verzeichneten im ersten Halbjahr vier unse-
rer Abteilungen siebenstellige Ergebnisse: Altmeister-Gemälde, Schwei-
zer Kunst, Impressionismus & Moderne Kunst und Asiatische Kunst. Dazu
kommen hohe Zuschläge für einen Burma-Rubin-Ring (CHF 810 000), eine
seltene Rolex (CHF 626 000) sowie zwei Weltrekorde für Farbserigraphien
von Andy Warhol (Volkswagen, CHF 110 000, und Pine Barrens Tree Frog,
CHF 104 000).
Unser Auktionshaus verfügt nicht nur über die in diesem Markt entschei-
denden Kompetenzen und ein grosses Team von Expertinnen und Exper-
OURview. S. 2
Editorial
REview. S. 3– 6
Rückblick Sommer-Auktionen 2021
PREview. S. 7– 14
Vorschau Herbst-Auktionen 2021
OVERview. S. 15
Kontakte
CALENDARview. S. 16
Termine
Alle hier genannten Auktionsergebnisse verstehen sich inklusive Aufgeld. 1 CHF = 0.93 € (Stand 10.08.2021)
KOLLERview erscheint viermal jährlich in Deutsch und Englisch, die nächste Ausgabe erscheint im November
2021. Auflage 20 000 Exemplare.
Texte: Dr. Tilo Richter
Layout: Nicole Bloch
Fotos: Koller Auktionen AG
ten, sondern zugleich auch über die erforderlichen länderübergreifenden
Beziehunge und internationale Repräsentanzen, um den direkten Vergleich
mit Auktionsresultaten in New York, London und Paris nicht scheuen zu
müssen.
Goethes Worte «Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so
nah.»mögenetwasabgedroschensein,sindaber–auchübertragenaufdas
Einlieferungsverhalten vieler Kunstbesitzer – deshalb nicht weniger wahr.
Ab Seite 8 stellen wir Ihnen einige besonders interessante Kunstwerke
unserer kommenden Auktionen für Alte Kunst und Kunsthandwerk vor,
die Ende September und Anfang Oktober zur Versteigerung gelangen.
Im Dezember stehen dann wieder die Auktionen für moderne und zeitge-
nössische Kunst, für Asiatica, Schmuck und Armbanduhren auf unserem
Programm. Einlieferungen nehmen wir gerne noch bis Ende September
entgegen.
Ihr
Cyril Koller
Abb. Titelseite:
Joos de Momper d. J. (1564–1635) /
Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625)
Weite Berglandschaft mit Reisenden.
Öl auf Holz. 46,5 × 75,5 cm.
Schätzung: CHF 70 000/120 000
Auktion Gemälde Alter Meister, 1. Oktober 2021
8. 8
Vorschau auf die Auktion Gemälde Alter Meister vom 1. Oktober 2021
Eine Familie prägt eine Epoche
Vier Generationen der Malerdynastie der Brueghels
hinterliessen nachhaltige Spuren in der flämischen
Kunstgeschichte. Die Anfänge dieser erfolgreichen
Künstlerfamilie gehen auf ihren Gründervater zurück,
Pieter Brueghel d.Ä. (um 1526/30–1569), der in Ant-
werpen und Brüssel tätig war. Seine Darstellungen
des ländlichen Lebens und seine allegorisch erzäh-
lenden, meist figurenreiche Kompositionen haben
unsere Vorstellungen vom 16. Jahrhundert stark mit-
geprägt. Pieter wird erst kurz vor seinem frühen Tod
Vater zweier Söhne: Pieter Brueghel d.J. (1564–1638)
und Jan Brueghel (1568–1625), später der Ältere ge-
nannt. Während der erstgeborene Pieter als Haupterbe
nicht nur organisatorisch, sondern auch stilistisch in die
Fussstapfen des Vaters trat, wurde der jüngere Jan vor
allem durch seine lebensechten Stillleben und realisti-
schen Landschaften zum Erneuerer der Kunst seiner
Zeit und zum stilbildenden Wegbereiter der flämischen
Barockmalerei. In der dritten Generation schlossen Jan
Brueghel d.J. (1601–1678) und Ambrosius Brueghel
(1617–1675) an die Werkstatterfolge ihrer Vorfah-
ren an, während die vierte Generation zwar nochmals
fünf Maler hervorbrachte, die jedoch nicht ganz an die
künstlerische Strahlkraft ihrer Vorgänger heranreichte.
In der Gemälde-Auktion Alte Meister ist Pieter d.J. mit
einer grossformatigen Darstellung Johannes des Täu-
fers vertreten, den der Künstler – angelehnt an das
Bildrepertoire seines Vaters – inmitten einer grossen
Menschenmenge predigend zeigt. Jan Brueghel d.Ä.
steuert eine atmosphärische Flusslandschaft bei, wäh-
rend aus dem Œuvre seines Sohnes Jan Brueghel d.J.
das originelle Kabinettbild «Allegorie des Gehörs» zum
Aufruf kommt.
Jan Brueghel d.Ä. arbeitete regelmässig auch mit an-
deren Malern zusammen. Bei mehreren Werken von
Pieter Paul Rubens war er für die Blumendekoration
zuständig. Auch das auf unserer Titelseite abgebilde-
te Gemälde entstand in Zusammenarbeit mit einem
Malerkollegen: Joos de Momper malte die Landschaft,
Jan Brueghel d.Ä. die Figuren.
1
2 3
1
Pieter Brueghel d. J. (1564–1638). Die Predigt des
Heiligen Johannes des Täufers. Öl auf Leinwand.
95 × 162,5 cm. Schätzung: CHF 380 000/500 000
2 Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625). Dorfgracht mit
Figuren. 1608. Öl auf Kupfer. 14,7 × 19,6 cm.
Schätzung: CHF 70 000/120 000
3 Jan Brueghel d. J. (1601–1678). Allegorie des
Gehörs. Öl auf Kupfer. 59,3 × 91 cm.
Schätzung: CHF 200 000/300 000
9. 9
Bernardo Bellotto
Diese seltene Ansicht von München vom
Gasteig aus gesehen wurde jüngst in
einer Privatsammlung wiederentdeckt.
Bernardo Bellotto, der sich wie sein be-
rühmter Onkel Giovanni Antonio Canal
Canaletto nannte, malte zunächst in sei-
ner italienischen Heimat, später in Dres-
den unter der Ägide des sächsischen
Kurfürsten Friedrich August II. Während
seiner Münchner Zeit in den 1760er-
JahrenschufderKünstlermehrereStadt-
ansichten im Auftrag von Maximilian III.
Josef Kurfürst von Bayern.
Bernardo Bellotto, genannt Canaletto
(1722–1780), und Lorenzo Bellotto
(1744–1770). Blick auf München von Osten.
Um 1762–1767. Öl auf Leinwand.
69 × 119 cm. Schätzung auf Anfrage
Cornelis Bega
Bega wächst in einem von Kunst geprägten Umfeld auf und wird ab 1654 als Mitglied der
Haarlemer Malergilde geführt. Sein Ruf gründet auf dem überragenden Kolorit und dem
sublimen Duktus seiner Gemälde. Die hier dargestellte junge Dame steht Bega mehrfach
Modell. Die geöffnete Jacke der jungen Frau, die sich gerade ein Glas eingeschenkt hat, ver-
weist auf ihre Rolle als Kurtisane. Das Tischchen im Vordergrund und die Majolikakanne stellt
Bega auch in anderen Werken dar. Besonderer Erwähnung wert ist die adlige Provenienz die-
ses vorzüglichen Bildnisses: Pierre Marquis du Colbert (1834–1905) residierte auf Château
de Saussay. 1911 ging sein Besitz von seiner Tochter an die Familie Bourbon Busset über, die
das herrschaftliche Schloss bis heute bewohnt.
Cornelis Bega (1631/32–1664). Junge Frau in einem Interieur, ein Glas haltend.
Öl auf Leinwand. 26,7 × 22,2 cm. Schätzung: CHF 150 000/200 000
Govaert Flinck
Unter jenen Künstlern, die in Amsterdam zum Umkreis Rembrandts zählen, gehört
Goevart Flinck zu den begabtesten. Er adaptiert die Handschrift seines Meisters
virtuos und emanzipiert sich im Laufe seines Schaffens mehr und mehr. 1635/36
war Flinck Rembrandts Schüler, anschliessend etabliert er sein eigenes Atelier. Ne-
ben dem Duktus übernimmt Flinck auch den Bildtypus der Tronie in sein Repertoire,
eine Form des Bildnisses, das keine realistische Darstellung eines Modells sein soll,
sondern exemplarisch für einen bestimmten Charakter steht. Das vorliegende
Motiv des bärtigen alten Mannes nimmt Idealbilder der biblischen Geschichte auf.
Der hier Dargestellte wird nicht durch Attribute gekennzeichnet, könnte aber für
einen der Propheten stehen. Offenbar arbeiten Rembrandt, Flinck und ihre engen
Malerkollegen in jenen Jahren mit demselben Modell, das sich auf verschiedenen
anderen Gemälden wiedererkennen lässt. Zugleich steht das jetzt angebotene Bild
aus dem Spätwerk mit einem locker-flüssigen Pinselstrich für die zunehmende Ab-
lösung Flincks vom Stil seines berühmten Lehrers.
Govaert Flinck (1615–1660). Tronie eines bärtigen Mannes. 1650. Öl auf Leinwand.
61,5 × 50,7 cm. Schätzung: CHF 700 000/900 000
FÜR WEITERE INFORMATIONEN
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Karoline Weser
weser@kollerauktionen.ch
ONLINE-KATALOGE
www.kollerauktionen.ch
10. 10
FÜR WEITERE INFORMATIONEN
MÖBEL DEKORATION,
WAFFEN
Stephan Koller
skoller@kollerauktionen.ch
PORZELLAN
Sabine Neumaier
neumaier@kollerauktionen.ch
SILBER
Corinne Koller
ckoller@kollerauktionen.ch
Auktionen: 30. September 2021
ONLINE-KATALOGE
www.kollerauktionen.ch 1
Frühe Porzellanobjekte
Unsere Herbstauktion für Kunsthandwerk bietet
frühes Porzellan aus den Anfangsjahren der Meiss-
ner Manufaktur um 1710–1713, wie einen Bött-
gersteinzeug-Walzenkrug, eine Pilgerflasche aus
Böttgersteinzeug und eine frühe Böttgerporzellan-
Teekanne. Eine kleine, mehr als 20 Objekte umfas-
sende Sammlung verschiedener Meissener Tiere
des 18. Jahrhunderts gibt einen Einblick in die Viel-
falt der Tiermodell-Produktion im Tal der Elbe: von
exotischen Tieren, einem Paar Löwen auf vergol-
deten Bronzesockeln und Papageien über pracht-
voll ausgeformte und bemalte Modelle heimischer
Wildtiere bis zu einer seltenen frühen Darstellung
einer Katze. Dieses erlesene Potpourri ausgefalle-
ner Porzellane erinnert an das exaltierte höfische
Leben in Sachsens Residenzstadt in jener Epoche,
in der die Zurschaustellung exotischer Tiere eine
Passion war.
Preziosen aus Elfenbein
Ein Konvolut von etwa 70 Elfenbein-Preziosen versammelt hauptsäch-
lich deutsche und französische Arbeiten aus der Zeit des Historismus.
Viele Arbeiten stammen aus den grossen Zentren der Elfenbeinkunst
Dieppe und Erbach. Ein hervorragender historistischer Wiener Hum-
pen ragt aus der Offerte heraus; die Silbermontierung trägt die Meis-
termarke des Hof- und Kammer-Juweliers Christian Friedrich Rothe
(1817–1892), die Elfenbeinschnitzerei stammt wohl von
Anton Dominik von Fernkorn (1813–1878). Hervorzu-
heben ist ausserdem ein grosse Schauplatte mit Mon-
tierung, entstanden um 1860/80 in Deutschland, die
mythologische Darstellungen zeigt.
11. 11
1
Paar grosse Kaminböcke. Louis XV, Paris um 1750.
45 × 78 × 47 cm. Schätzung: CHF 8 000/12 000
2 Paar Kerzenstöcke. Turin, um 1760–1786. Meister-
marke Gabriel Marcello Giuliano. H 27,5 cm.
Schätzung: CHF 25 000/35 000
3 Seltene Halsuhr. Süddeutschland, wohl Hans
Christoph Kreizer, Augsburg um 1630. H 8,5 cm.
Schätzung: CHF 15 000/25 000
3
2
Geschichtsträchtige Waffen
Aus verschiedenen Schweizer Privatsammlungen
wurden rund 100 antike Feuerwaffen, Hieb- und
Stichwaffen, Stangenwaffen sowie Rüstungen des
16. bis 19. Jahrhunderts eingeliefert. Unter der wis-
senschaftlichen Beratung durch den renommierten
Experten für historische Waffen Jürg A. Meier haben
wir die Exponate analysiert und geschätzt. In der Of-
ferte unserer Herbstauktion fällt ein russisch-kauka-
sischer Prunksäbel vom Ende des 19. Jahrhunderts
auf, ebenso interessant und selten ist ein komplett
erhaltener eiserner Harnisch aus deutscher Produk-
tion um 1580. Solcherart Rüstungen wurden ab dem
14. Jahrhundert von spezialisierten Schmieden, den
Plattnern, hergestellt. Anschliessend polierten und
verzierten sogenannte Harnischfeger das schützen-
de Panzergewand. Neben den Rüstungen für Ritter
gab es solche für Pferde und selbst für in Feldzügen
eingesetzte Elefanten wurden sie angefertigt. Aus
der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt ein Paar
Perkussions-Pistolen, das in Paris produziert wurde.
Ausserordentlich rar ist das Klappvisier einer Becken-
haube – auch Hundsgugel genannt –, des Helms der
Österreicher in der Schlacht bei Sempach 1386. Auf
Bilddarstellungen wie der berühmten Luzerner Bilder-
chronik von Diebold Schilling d. J. aus dem Jahr 1513
sind die charakteristischen Beckenhauben wieder-
zuerkennen.
12. 12
Eugène Louis Boudin
Boudin war nicht nur bekannt für seine Seestücke und
Bilder aus dem Leben der Fischer, sondern zählte auch
zur ersten Generation der Plein-air-Maler. Seine Motiv-
welt siedelt nicht selten in seiner normannischen Heimat
zwischen Dieppe und Cherbourg mit ihrer pittoresken
Felsenküste an. Corot bezeichnete Boudin wegen der at-
mosphärischen Wolkenformationen auf seinen Gemäl-
den als «König des Himmels». Boudins letzter Wunsch
war es, mit Blick aufs Meer zu sterben, was ihm 1898 in
Deauville vergönnt war. Das in unserer Herbst-Auktion
mit Gemälden des 19. Jahrhunderts angebotene Hafen-
bild entstand im mondänen Seebad Trouville, das – wie
etliche andere Küstenstädtchen der Normandie – zur
Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Belle Époque Sehn-
suchtsort der Pariser Hautevolee und der britischen
Upper Class war.
Eugène Louis Boudin (1824–1898). Trouville. Les jetées.
Marée haute. 1894. Öl auf Holz. 32 × 41 cm.
Schätzung: CHF 60 000/80 000
Jean-Baptiste Camille Corot
Dieses Gemälde ist ein charakteristisches Beispiel für die Land-
schaftsdarstellungen Corots und der von ihm mitgeprägten Schule
von Barbizon. Corot unternahm mehrere Reisen nach Italien und
setzte dort plein air entstandene Studien später in seinem Atelier
um. Licht und Atmosphäre als prägende Elemente wiederzuge-
ben, bildete zum einen die Grundlage für ein neues Verständnis
der Landschaftsmalerei, zum anderen für die Herausbildung des
Impressionismus. Corot beeinflusste in der Folge eine grosse Zahl
französischer Künstler. Von seinem Malerkollegen Louis Carbonnel
ist das Bonmot überliefert: «Ohne Corot würde es weder Gadan
noch Carbonnel geben. Es gäbe kein Licht.»
Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875). Le Chevrier (Souvenir d’Italie).
1872. Öl auf Leinwand. 65,5 × 81,2 cm. Schätzung: CHF 80 000/120 000
Paul Désiré Trouillebert
Paysage intime wie diese, reihen sich bei Trouillebert nahtlos in die
vorimpressionistischen Strömungen um die Schule von Barbizon
ein. Seine stilistische Nähe zu Corot spiegelt sich insbesondere in
jenen Motiven, die Trouillebert an den elegischen Flussläufen und
Auenlandschaften malte. Hier zeigt sich der unmittelbare Zugang
des Künstlers zur Natur, dem jede Idealisierung fremd war. Die enge
Verwandtschaft zu Arbeiten von Camille Corot ist unverkennbar,
beide widmeten ihre Aufmerksamkeit der Wiedergabe zartester
Ausprägungen der Natur. Sie versuchten Licht und Luft, Himmel und
Wasser in ihrer ganz eigenen Stofflichkeit zu erfassen.
Paul Désiré Trouillebert (1829–1900). Le faucheur et un rameur sur la
rivière. Öl auf Leinwand. 85 × 113,5 cm. Schätzung: CHF 30 000/40 000
13. 13
Carl Spitzweg
Spitzwegs empathische Beobachtungsgabe spiegelt sich in seinen
anekdotisch-erzählenden Sujets wider. Dem Künstler gelingt es, die
Kauzigkeit und Eigenbrödelei der Dargestellten auf individuelle und
dabei sympathische Art einzufangen, ohne sie blosszustellen. Im
Grunde ist das Publikum den Spitzwegschen Protagonisten immer
wohlgesonnen und ihrem Schicksal verbunden. In schnellem, beinahe
flüchtigem Duktus und auf kleinem Format fing der erfahrene Künst-
ler die luftige Atmosphäre ein. Doch bei aller humoresken Grund-
stimmung, die in den Motiven mitschwingt, blieb Spitzweg stets ein
präziser und oft genug kritischer Beobachter seiner vom Biedermeier
geprägten, bisweilen verschrobenen Epoche.
Franz Xaver Winterhalter
Grossherzog Leopold I. von Baden und der französische König Louis Philippes
protegierten den deutschen Künstler, während Jahrzehnten galt er als renom-
miertester Porträtist Europas. Winterhalters Engagement in Frankreich wurde
unterbrochen durch Jahre am englischen und später am spanischen Hof. Seine
Auftraggeber stammten aus Königsfamilien und höfischen Kreisen zwischen
St. Petersburg und Lissabon. Dieses Bildnis einer jungen Dame wurde immer als
«Die Amerikanerin» betitelt; der Überlieferung nach soll es sich um Winterhalters
Verlobte handeln, die er 1868/69 in Paris malte.
Franz Xaver Winterhalter (1805–1873). Die schöne Amerikanerin.
Um 1868–1869. Öl auf Leinwand. 115 × 88 cm (oval).
Schätzung: CHF 30 000/40 000
FÜR WEITERE INFORMATIONEN
GEMÄLDE DES
19. JAHRHUNDERTS
Karoline Weser
weser@kollerauktionen.ch
Auktion: 1. Oktober 2021
ONLINE-KATALOGE
www.kollerauktionen.ch
Carl Spitzweg (1808–1885). Auf der Bastei (Militärposten im Frieden). Öl auf Leinwand. 22,8 × 40 cm. Schätzung: CHF 150 000/250 000
Carl Spitzweg (1808–1885). Memorierender Landpfarrer. Um 1840.
Öl auf Leinwand. 31,7 × 27,2 cm. Schätzung: CHF 25 000/35 000
14. 14
14
Vorschau auf die Auktion Bücher und Autographen vom 29. September 2021
Rembrandt: ein Genie am Abgrund
Der während Jahrzehnten gefeierte und vom Erfolg
verwöhnte Rembrandt Harmenszoon van Rijn, die
Lichtgestalt der europäischen Barockmalerei des
«Goldenen Zeitalters» und inzwischen der National-
heilige der Niederlande, starb am 4. Oktober 1669 im
Alter von 63 Jahren in völlig verarmten Verhältnissen.
Vom Glanz seiner besten Jahre war am Ende seiner
Tage nichts mehr übrig.
Der Aufstieg des Malers, Zeichners und Radierers
Rembrandt war untrennbar mit seinem Umzug nach
Amsterdam um 1631/32 und damit in das Zentrum
der niederländischen Kunst jener Epoche verbun-
den. Seine Heirat mit der aus einer wohlhabenden
Patrizierfamilie stammenden Saskia van Uylenburgh
im Jahr 1634 ermöglichte ihm den Betrieb einer
eigenen Meisterwerkstatt. Doch Saskias Familie ha-
derte bald mit dem ihrer Meinung nach verschwen-
derischen Lebensstil des eingeheirateten Künstlers.
Dieser wohnte nicht nur vornehm, sondern hatte
auch eine Sammlung in der Art von Wunderkammern
mit Hunderten Exotika, Kuriositäten und Kunstwer-
ken zusammengetragen.
1642 verstarb Rembrandts Frau Saskia 29-jährig, und
im Mai 1656 überschrieb er sein Wohnhaus seinem
Sohn Titus. Kurz darauf wurde Rembrandts Zah-
lungsunfähigkeit amtlich und ein zwei Jahre währen-
der Ausverkauf seiner Vermögenswerte, vor allem
seiner Kunstsammlung, nahm seinen Lauf. Das Haus
und Rembrandts umfangreiche Sammlung mussten
als Konkursmasse herhalten – allerdings ausgerech-
net in einer Phase, in der der zuvor stark überhitzte
Kunstmarkt eine kräftige Abkühlung erlebte. Aus
eben jener Zeit stammt der in unserer September-
Auktion angebotene Einblattdruck, auf dem die Ver-
steigerung der Habe Rembrandts kundgetan wird.
Es ist das ebenso zentrale wie ephemere Dokument
zum finanziellen Bankrott des berühmten Künstlers.
Heute ist nur noch ein weiteres identisches Exemplar
dieses geschichtsträchtigen Aushangs bekannt, es
befindet sich in der Sammlung des British Museum in
London (Signatur: 1857,0613.990).
Der Wandanschlag kündigte «de vordere Papier
Kunst» sowie noch vorhandene Bestände «van der
voornaemste so Italiaensche, Fransche, Duytsche
FÜR WEITERE INFORMATIONEN
BÜCHER AUTOGRAPHEN
Dr. Andreas Terwey
terwey@kollerauktionen.ch
ONLINE-KATALOGE
www.kollerauktionen.ch
1 Déscription du Sacre et du Couronnement de leurs
Majestés Impériales l’Empereur Alexandre II et l’Im-
pératrice Marie Alexandrovna. St. Petersburg, 1856.
Schätzung: CHF 40 000/60 000
2 Rembrandt van Rijn (1606–1669). Einblattdruck
des «Curateur over den Insolventen Boedel van
Rembrant van Rijn» mit der Ankündigung zur Ver-
steigerung von Kunstwerken aus Rembrandts
Besitz. Mit einer mehrzeiligen Holzschnitt-
Initiale. [Amsterdam, 1658].
Schätzung: CHF 70 000/90 000
2
1
ende Nederlandtsche Meesters» an. Diese habe
Rembrandt «met een groote curieushayt te samen
versamelt». Darüber hinaus standen auch eine An-
zahl («een goede partye») von Zeichnungen und
Skizzen Rembrandts selbst zum Verkauf («Teecke-
ningen ende Schetsen»). Die Auktion, die bei Barent
Janzs Schuurman, dem Wirt des Gasthauses Kaiser-
krone an der Amsterdamer Kalverstraat, stattfinden
sollte, ist nicht genau terminiert: «De verkopinge sal
wesen ten daeghe, ure ende Jaere als boven.» Wo-
rauf sich dieses «boven» (oben) bezieht, ist unklar.
Bereits im Dezember 1655 hatte Rembrandt im be-
sagten Gasthaus Kaiserkrone einen Raum gemietet
und dort einige seiner Besitztümer zum Verkauf an-
geboten, worauf sich offenbar auch das vorliegende
Blatt bezieht («daer de verkopinge voor desen is ge-
weest»). «Der erzielte Gewinn war eine bittere Ent-
täuschung, die erste von vielen, die in den schweren
Jahren noch folgen sollten. Der Ruin zeigte ihm seine
Fratze.» (Simon Schama, Rembrandts Augen, Berlin
1999, S. 597).
15. 15
Standorte
und
Repräsentanzen
Expertinnen
und
Experten
KOLLER ZÜRICH
Hardturmstrasse 102
8031 Zürich
Schweiz
T +41 44 445 63 63
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DÜSSELDORF
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40213 Düsseldorf
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100089 Beijing
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SCHWEIZER KUNST
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POSTWAR CONTEMPORARY
GRAFIK MULTIPLES
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stahlschmidt@kollerauktionen.ch
IMPRESSIONISMUS
MODERNE
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jara.koller@kollerauktionen.ch
FOTOGRAFIE
Gabriel Müller
mueller@kollerauktionen.ch
MÖBEL DEKORATION
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SAKRALE SKULPTUREN
Stephan Koller
skoller@kollerauktionen.ch
ASIATICA
Regi Preiswerk
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GEMÄLDE ALTER MEISTER
DES 19. JAHRHUNDERTS
Karoline Weser
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ALTE GRAFIK
ZEICHNUNGEN
Franz-Carl Diegelmann
diegelmann@kollerauktionen.ch
PORZELLAN, FAYENCE GLAS
Sabine Neumaier
neumaier@kollerauktionen.ch
SILBER
Corinne Koller
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DESIGN
Cyril Himmer
himmer@kollerauktionen.ch
FASHION VINTAGE
Jara Koller
jara.koller@kollerauktionen.ch
BÜCHER, BUCHMALEREI
AUTOGRAPHEN
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terwey@kollerauktionen.ch
ANGEWANDTE KUNST
TEPPICHE
Jean-Pierre Dalla Vedova
dallavedova@kollerauktionen.ch
SCHMUCK JUWELEN
Carla Süssli
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ARMBAND- TASCHENUHREN
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vischer@kollerauktionen.ch
WEIN
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geneva@kollerauktionen.ch
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Franz-Carl Diegelmann
diegelmann@kollerauktionen.ch
Auktion: 1. Oktober 2021
ONLINE-KATALOGE
www.kollerauktionen.ch
Adolph Menzel (1815–1905). Weibliche Figur in Tracht.
(Maria Cocozza). Um 1881/82. Zimmermannsbleistift auf
Papier. 20,7 × 13,3 cm. Schätzung: CHF 9 000/12 000
Christoph Murer (1558–1614). Die drei Grazien. Um 1585/87.
Feder in Schwarz, grau laviert, weiss gehöht, auf grau grundiertem
Bütten. 20,4 × 15,1 cm. Schätzung: CHF 6 000/8 000
16. HERBST-AUKTIONEN 2021
29. September Bücher, Buchmalerei Autographen
30. September Möbel, Antike Waffen, Silber, Porzellan, Uhren,
Teppiche, Sammlung von Elfenbein
1. Oktober Gemälde, Zeichnungen Grafik Alter Meister
des 19. Jahrhunderts
Vorbesichtigung Zürich:
24.–28. September, 10–18 Uhr
Hardturmstrasse 102 121, 8005 Zürich
online only
5. Oktober Möbel, Uhren, Varia, Porzellan, Bücher
Bieten ab 21. September bis 5. Oktober
6. Oktober
Gemälde, Zeichnungen Grafik Alter Meister
des 19. Jahrhunderts, Schmuck
Bieten ab 21. September bis 6. Oktober
Vorbesichtigung Zürich:
24.–28. September, 10–18 Uhr
Hardturmstrasse 102 + 121, 8005 Zürich
EINLIEFERUNGEN
Dezember Asiatica
Einlieferungen nehmen wir ab sofort bis Mitte
September gerne entgegen.
Dezember Moderne Zeitgenössische Kunst, Schweizer
Kunst, Armbanduhren, Schmuck Juwelen,
Fotografie, Art Nouveau Art Déco, Design,
Fashion Vintage
Einlieferungen nehmen wir ab sofort bis Ende
September gerne entgegen.
März 2022 Gemälde Alter Meister des 19. Jahrhunderts,
Alte Grafik Zeichnungen, Schmuck Juwelen,
Möbel Dekoration, Porzellan, Silber, Bücher,
Buchmalerei Autographen, Teppiche
Einlieferungen nehmen wir ab sofort bis Ende
Januar gerne entgegen.
Bitte kontaktieren Sie uns frühzeitig. Wir freuen uns auf Ihren Anruf.
SCHÄTZUNGSTAGE
Gemälde Alter Meister des 19. Jahrhunderts
Düsseldorf und Frankfurt: 22./23. November
München: 17./18. November
Stuttgart: 19. November
Hamburg: 4./5. November
Schmuck Armbanduhren
Hamburg: 10. September
München: 16./17. September
Termine für Schätzungen und Einlieferungen
für alle unsere Fachgebiete können jederzeit
vereinbart werden.
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Lapislazuli-Diamant-Collier mit
Ohrclips, Van Cleef Arpels.
Schätzung: CHF 4 000/6 000
Auktion: 6. Oktober 2021