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Auktion: 1. Oktober 2021
Auktion: 1. Oktober 2021
GEMÄLDE ALTER MEISTER
GEMÄLDE ALTER MEISTER
AUKTION IBID 122
Bieten ab 21.09 bis 5./6.10.2021 Vorbesichtigung: Fr. 24. bis Di. 28. September, 10–18 Uhr
Gemälde,ZeichnungenGrafikAlterMeisterdes19.Jhs.
BücherAutographen,Schmuck,Möbel,Uhren,Varia,Porzellan
IBID ALTEGRAFIKZEICHNUNGEN
Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021
IBID BÜCHER  AUTOGRAPHEN
Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021
IBIDMÖBELUHREN
Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021
IBIDVARIASKULPTUREN
Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021
IBID PORZELLAN
Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021
IBID SCHMUCK
Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021
IBID GEMÄLDE ALTER MEISTER  DES 19. JHS.
Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021
AUKTIONSPROGRAMM
AUKTIONEN SEPTEMBER 2021 (A198  IBID 122)
TEPPICHE
Donnerstag,30.September2021,9.30 Uhr
Lot 1501 – 1583
SAMMLUNG VON ELFENBEINOBJEKTEN
Donnerstag,30.September2021,11.00 Uhr
Lot 1301 – 1368
MÖBEL, PENDULEN,
SKULPTUREN, SILBER, PORZELLAN
Donnerstag,30.September2021,13.00 Uhr
Lot 1001 – 1248
ANTIKE WAFFEN
Donnerstag,30.September2021,17.00 Uhr
Lot 1401 – 1498
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66 
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 30. September 2021
DECORATIVE ARTS
MÖBEL, UHREN, SILBER, PORZELLAN, TEPPICHE
ANTIKE WAFFEN, SAMMLUNG VON ELFENBEINOBJEKTEN
DECORATIVE
ARTS
A198
SEPTEMBER
2021
BÜCHER  AUTOGRAPHEN
Mittwoch, 29. September 2021, 14.00 Uhr
Lot 101 – 363  501 – 527
SEPTEMBER
2021
Auktion: 29. September 2021
BÜCHER, BUCHMALEREI  AUTOGRAPHEN
BÜCHER,
BUCHMALEREI

AUTOGRAPHEN
A198
ALTE GRAFIK
Freitag, 1. Oktober 2021, 10.30 Uhr
Lot 3601 – 3636
ZEICHNUNGEN
Freitag, 1. Oktober 2021, 11.00 Uhr
Lot 3401 – 3488
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Freitag, 1. Oktober 2021, 14.00 Uhr
Lot 3001 – 3072
GEMÄLDE DES 19. JH.
Freitag, 1. Oktober 2021, 16.00 Uhr
Lot 3201 – 3253
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A198
OKTOBER
2021
GEMÄLDE
ALTER
MEISTER
UND
DES
19.
JH.,
ZEICHNUNGEN
UND
ALTE
GRAFIK
Auktion: 1. Oktober 2021
GEMÄLDE ALTER MEISTER  DES 19. JH.
ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK
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Koller Auktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und
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Gemälde Alter Meister		  S. 1
Gemälde des 19. Jahrhunderts		  S. 107
Zeichnungen des 15. – 20. Jahrhunderts		  S. 169
Alte Graphik		  S. 201
Künstlerregister		  S. 216
Adressen 		  S. 218
Auktionsbedingungen 		  S. 224
Auction Conditions		  S. 226
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Gemälde Alter Meister
Lot 3001 – 3072
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Gemälde Alter Meister
| 2
3001*
PERE LEMBRI
(tätig in Morella und Tortosa um 1399–1421)
Apostel Matthäus. Um 1410.
Öl auf Holz. Auf Schriftrolle bezeichnet: Sanctam ecclesiam cato-
licam santorum comunionem.
111,7 × 48 cm.
Provenienz:
- Dr. E. Tüscher, Nr. 43 (verso mit Etikett).
- Privatsammlung Salzburg.
- Europäischer Privatbesitz.
Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr.
Gaudenz Freuler, August 2021.
Vorliegende auf Goldgrund gemalte Tafel zeigt einen in einen
roten Mantel gekleideten heiligen Apostel mittleren Alters. Er
erscheint auf einer Blumenwiese, die im Hintergrund von einem
dunkeln Wald hinterfangen wird. In seiner Hand hält er als Zeichen
seines Martyriums ein Messer, während er mit seiner rechten
Hand eine Schriftrolle hält, die das neunte Glaubensbekenntnis
([Credo in] sanctam ecclesiam catolicam santorum comunio-
nem) enthält. Ohne Kenntnis des zyklischen Zusammenhangs
dieser bislang unveröffentlicht gebliebenen Tafel müsste uns die
Identität des Apostels verschlossen bleiben. Es handelt sich um
den Apostel Matthäus, der zuweilen, wie hier, nicht mit seinem
Evangelisten Symbol, dem Engel, sondern mit einem Dolch oder
Messer dargestellt wird. Dies begründet sich damit, dass Matthä-
us mitunter mit Legenden in Zusammenhang gebracht wurde,
laut denen er – im Gegensatz zu jenen, die ihm einen natürlichen
Tod zuschreiben – erdolcht worden sei. Die grosse, nach den ele-
ganten ästhetischen Prinzipien der internationalen Gotik gemalte,
sich durch beschwingt fliessende Draperien und ein markantes,
etwas kantiges, leicht mürrischen Antlitz auszeichnende Apos-
telfigur des Matthäus kann schlüssig der Hand des spanischen
Malers Pere Lembrí zugewiesen werden. Ursprünglich wurde sein
Œuvre unter dem Notnamen des Meisters von Albocàsser ge-
führt, dem Chandler Rathfon Post eine Werkgruppe zugewiesen
hatte (siehe Chandler Rathfon Post: A History of Spanish Painting,
Bd. III: The Italo-Gothic and International Style, Cambridge,
Mass. 1930, S. 112 ff.). A. José i Pitarch gelang es 1987 und 2004
überzeugend den Künstler Pere Lembri zu identifizieren (zitiert in:
Josep Guidiol und Santiago Alcolea i Blanch: Pintura Gotica Cat-
lana, Barcelona 1987, S. 109–111 und Ausst.-Kat. Una memoria
concreta, Pere Lembrí: Pintor de Morella y Tortosa (1399–1421),
hrsg. von Antoni José I Pitarch, Morella 2004, S. 20 ff.)
Über Lembrís frühe Karriere ist wenig bekannt, obwohl traditionell
angenommen wird, dass er in der Werkstatt von Lluís Borrassà
(um 1360–um 1426), einem führenden katalanischen Maler des
späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts, ausgebildet wurde. Ab
1399 ist Lembrí durchwegs in der Region Maestrazgo dokumen-
tiert, hauptsächlich in den Städten Morella und Tortosa, wo er
als höchst produktiver und hoch bezahlter Maler großformatiger
Retabel in Erscheinung trat (siehe Nicholas Herman, in: Late Me-
dieval Panel Paintings, hrsg. von Susie Nash, Bd. II, London 2015,
S. 15–16). Allerdings ist keiner seiner zahlreichen durch Archiv-
dokumente überlieferten Grossaufträge sicher identifizierbar.
Der jüngsten Ausstellung zu unserem Maler (siehe Pitarch, 2004)
gelang es, einen Grossteil seines Œuvres auf aufgebrochene
Altarwerke gigantischer Dimensionen zu verteilen.
Zu einem dieser riesigen hypothetisch, gleich wie arbiträr re-
konstruierten Altarwerke (siehe Pitarch, 2004, S.187 ff.), nämlich
zum grossen Altar des Credos, gehörte zweifellos auch das hier
in Rede stehende Tafelbild mit dem Apostel Matthäus, dessen
Schriftrolle sich auf das 9. Glaubensbekenntnis bezieht. Er fügt
sich zyklisch, stilistisch, und was das Rahmenwerk und seine
Dimensionen betrifft, nahtlos ein in die übrigen bisher bekannten
Apostel Darstellungen, welche mit ihren Schriftrollen ebenfalls auf
die Artikel des Credos hinweisen.
Diese vermutlich über die zwei untersten Geschosse des höchst-
wahrscheinlich fünfgeschossigen Altarwerks verteilten Apostel
dürften jeweils nach den ihnen zugeordneten Artikel des Credos
angeordnet gewesen sein, genauso wie die in der oberen Hälfte
figurierenden Bilder der zwölf Glaubensbekenntnisse. Der Altar
setzte offenbar ausführlich Raimondo Martìs textliche Vorlage
seiner im katalanischen Gebiet verfassten und dort besonders
beliebten Schrift des Apostel-Credos, der Explanatio simboli
apostolorum ad institutionem fidelium (1256–57) ins Bild (siehe
Joseph M. March: “En Ramón Martí et la seva Explanatio simboli
apostolorum”, in: Anuari de l’Institut d’Estudis Catalans 1908, S.
442–496). Mit der Wiederentdeckung unseres Apostels steht die
Identifikation von nunmehr fünf weiteren Tafeln mit den restli-
chen Aposteln aus. Nach Martìs Text müsste unser Apostel in
der Apostelreihe an 9. Stelle figuriert haben. Dort verbindet Marti
diesen mit Matthäus, sodass die Identität unserer Apostelfigur
als Matthäus schlüssig gesichert ist. Dabei kann zyklisch wohl von
12 Aposteldarstellungen aber nicht von ebenso vielen Szenen
für die zwölf Glaubensbekenntnisse ausgegangen werden. Diese
Erkenntnisse müssten dereinst bei einem neuerlichen Versuch,
dieses gigantische Altarwerk zu rekonstruieren, in die Überlegun-
gen einfliessen. Die neu entdeckte, hier erstmals präsentierte
Tafel mit dem Apostel Matthäus ist ein weiterer Schritt hin zu
der Rekonstruktion eines der bedeutendsten Altarwerke Pere
Lembrís und eines der Meisterwerke der spanischen Malerei der
internationalen Gotik.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 27 780 / 46 300)
| 3
Gemälde Alter Meister
| 4
3002*
GIOVANNI DI SER GIOVANNI
GENANNT LO SCHEGGIA
(San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz)
Madonna mit Kind. 1430–35.
Tempera auf Holz.
48,5 × 36,5 cm.
Gutachten:
Angelo Tartuferi.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Das auf Goldgrund gemalte Andachtsbild in originalem Rahmen
zeigt die Muttergottes und ihr Kind. Ihr Blick ist sanft auf ihr Kind
gerichtet, das kindlich verspielt an seinem Daumen lutscht.
Das hier erstmals gezeigte Tafelbild entstammt zweifellos der
Kunst der florentinischen Frührenaissance und ist in der Bildwelt
Masaccios (1401–1428) verankert. Dies überrascht kaum, denn
der Autor dieser Tafel kann ohne Zweifel Masaccios um fünf
Jahre jüngeren Bruder Giovanni di Ser Giovanni „detto Scheggia“
zugewiesen werden. Bevor er vermutlich mit der Werkstatt seines
Bruders in Kontakt kam, dürfte „Scheggia“ im 2. Jahrzehnt des 15.
Jahrhunderts in der damals florierenden Werkstatt von Bicci di
Lorenzo (1373–1452) ausgebildet worden sein. Noch 1421 ist er
bei Bicci di Lorenzo erwähnt, doch 1426 reiste er nach Pisa, um im
Auftrag seines Bruders Masaccio von Giuliano di Colino degli Scar-
si einen Vorschuss zu empfangen, den dieser für ein bei Masaccio
in Auftrag gegebenes Altarwerk für Santa Maria del Carmine in
Florenz ausstehend hatte. Offenbar ist er zu diesem Zeitpunkt in
die Werkstatt seines Bruders eingetreten. Masaccios Bildwelt ist
sowohl in seinem Früh- als auch Spätwerk omnipräsent. Dies gilt
für einzelne Bildmotive, die aus dem brüderlichen Bildrepertoire
einflossen, gleich wie das in seinen Bildern erkennbare rationale
Verhältnis zu perspektivisch durchdacht konstruierten Szenarien.
Im Verlaufe der 1430er-Jahre ist im Œuvre unseres Malers eine
Wende zu beobachten, die versuchte, die verfeinerte Lichtma-
lerei, wie sie von Fra Angelico (um 1395–1455) und Domenico
Veneziano (um 1410–1461) vorgetragen wurde, umzusetzen.
Vorliegendes Andachtsbild, das sich gegenüber den frühen Tafeln
durch eine etwas verfeinerte und lichterfüllte Modellierung aus-
zeichnet, erscheint uns so als Übergangswerk vom Frühwerk in die
spätere Phase um 1440 und dürfte wohl zwischen 1430 und 1435
entstanden sein, womit wir das Werk etwas später ansetzen als
Angelo Tartuferi, der in einer undatierten Expertise eine etwas frü-
here Datierung zwischen 1425 und 1430 postulierte. Giovanni di
Ser Giovanni, der später zum beliebten Cassone Maler avanciert,
musste in Florenz als renommierter Künstler bis in die obersten
sozialen Kreise vorgestossen sein, malte er doch 1449 für Piero di
Cosimo de’ Medici (1416–1469) zur Geburt seines ältesten Sohns
Lorenzo il Magnifico (1449–1492) einen Geburtsteller, der sich im
Metropolitan Museum of Art in New York befindet.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche
Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 27 780 / 46 300)
| 5
Gemälde Alter Meister
| 6
3003
ANTONIO MARINONI
(tätig um 1470 Val Seriana 1542)
Gegenstücke: Heiliger Hieronymus und Heilige Apollina. Um
1525–30.
Öl auf Holz.
Je 124,5 × 44 cm.
Provenienz:
- Auktion Fischer, Luzern, 1943 (als B. Vivarini).
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
Chiara Paratico: La bottega Marinoni, XV-XVI secolo, Albino 2008,
S. 101.
Der heilige Hieronymus, einer der Kirchenväter, trägt hier den
roten Mantel des Kardinalats und hält in seinen Händen das Modell
einer Kirche. Die weibliche Figur hingegen stellt die heilige Apollina
dar, die durch die Palme des Martyriums und der Jungfräulichkeit,
das Gebetbuch und die große Zange gekennzeichnet ist, mit der
ihr der Legende nach die Henker die Zähne gezogen haben (siehe
G. Kaftal: Iconography of the Saints in the Painting of North West
Italy, Florenz 1985, coll. 94–97).
Die beiden Heiligen, von denen der eine nach rechts und der
andere nach links blickt, müssen den oberen Teil eines wohl zwei-
stöckigen Altarwerks gebildet haben, wobei sich in der Mitte ein
geschnitztes oder gemaltes Element befand. Die monumentale
Struktur solcher Altarwerke war im Nordwesten Italiens zwischen
dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts und der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts sehr beliebt: das grosse Polyptychon, das
Vincenzo Foppa um 1490–1500 für die Kirche Santa Maria delle
Grazie in Bergamo malte und das heute in der Pinacoteca di Brera
in Mailand aufbewahrt wird, war das Vorbild für diese reiche regio-
nale Produktion.
Unsere Tafeln lassen sich dabei stilistisch mit dem Altarwerk der
Heiligen Petruskirche in Desenzano al Serio (Bergamo) verglei-
chen, das im frühen 16. Jahrhundert in der Werkstatt Marinonis
entstanden ist (siehe C. Paratico: La bottega Marinoni, XV-XVI
secolo, Albino 2008, S. 154–161).
Sechs weitere Tafeln könnten zu demselben Altarwerk gehört
haben: eine Heilige Katharina von Alexandrien und eine Heilige
Magdalena, die sich in der Sakristei der Kirche S. Alessandro della
Croce in Bergamo befinden; ein Heiliger Sebastian (123 × 53 cm)
und ein Heiliger Franz von Assisi (123 × 53 cm), die von Christie‘s
in New York am 31.6.1989 (Los 111) als Schule von Bartolomeo
Vivarini verkauft wurden; schliesslich ein Heiliger Rochus (110 ×
54 cm) und ein Heiliger Bernhard von Siena (110 × 54 cm), die
sich in einer Privatsammlung in Bergamo befinden (siehe F. Rossi:
Pittura anonima bergamasca del primo Cinquecento, in: I pittori
bergamaschi dal XIII al XIX secolo. Il Cinquecento, Bd. III, Bergamo
1979, S. 49, Abb. S. 69; C. Paratico, ebd. S. 193–197). Sollte diese
Hypothese zutreffen, wäre der grösste Teil eines von den Marino-
nis um 1525–1530 gemalten Polyptychons rekonstruiert, das laut
Ikonographie für eine franziskanische Kirche bestimmt war; seine
Zerstückelung wäre kurz nach 1798 erfolgt, dem Jahr, in dem die
klösterlichen Orden und kirchlichen Besitztümer in den Gebieten
der Cisalpinen Republik aufgehoben wurden.
Der aus Desenzano al Serio bei Albino (Bergamo) stammende Gi-
ovanni Marinoni (urkundlich belegt ab 1455–gestorben vor 1508)
war der eigentliche Gründer der Werkstatt, die er dann an seine
beiden Söhne Bernardino (urkundlich belegt ab 1490–gestorben
um 1530) und Antonio (um 1470–um 1542), der Maler unserer
Tafel, weitergab. Dokumente belegen, dass letzterer in der ersten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine führende Rolle spielte,
bevor er die Leitung an seine eigenen Söhne Ambrogio und Fran-
cesco übergab.
Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unter-
stützung bei der Katalogisierung dieses Loses.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
| 7
Gemälde Alter Meister
| 8
3004
MEISTER DER TEMPERE FRANCESCANE
(tätig in Neapel um 1320–1360)
Heiliger Jakobus. Um 1355–60.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
25,6 × 19 cm.
Provenienz:
- Europäische Privatsammlung.
- Schweizer Privatsammlung.
Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr.
Gaudenz Freuler, Februar 2021.
Das aus einem grösseren Zusammenhang stammende kleine
Tafelbild zeigt in frontaler Ansicht die Figur des Apostels Jakobus
des Älteren. In ein lila Kleid mit Goldbordüren gekleidet, über das
ein in elegantem Faltenwurf fallender Mantel geschlungen ist,
sucht der Heilige mit fixierendem Blick die Aufmerksamkeit des
Betrachters. In seiner Linken hält er den Pilgerstab samt Tasche
mit seinem traditionellen Emblem der Muschel, während er mit
der anderen Hand die Bibel hält. Die Tafel lässt gemäss Prof.
Gaudenz Freuler stilistische Eigenheiten erkennen, die sich aus
einer früheren, aus Giotto (ca. 1265–1337) und später zusätzlich
aus Simone Martini (1284–1344) entwickelten Kunst herleiten
lassen und sich unverkennbar mit der neapolitanischen Malerei
um 1350–60 verbinden.
Die höchst elegante Darstellung des etwas verträumt wirkenden
Apostels Jakobus d. Ä. lässt stringente Anklänge an das spätere
Œuvre eines in Neapel tätigen Malers, des sogenannten „Meis-
ters der Tempere Francescane“, erkennen. Dieser gehörte um
1340 zu den Protagonisten der damals für den Hof der Anjou
tätigen Künstler und seine Dienste waren auch im süditalieni-
schen Umland sehr gefragt. In der Folge wurde dieser Maler mit
Pietro Orimina (tätig um 1330–ca. 1360), dem Vater des damals
berühmtesten neapolitanischen Buchmalers des Anjou Hofs,
Cristoforo Orimina (1335–ca. 1370), identifiziert. Gleich wie
andere Zeitgenossen unseres Malers, wandte er sich nach einer
anfänglich eher von Giotto beeinflussten Phase zunehmend
der gotischen Eleganz von Simone Martinis Kunst zu, welche
die Erscheinungsbilder mit einer höfischen Eleganz verfeinerte.
Simone Martinis Werke kannte unser Maler aus erster Hand, denn
der grosse sienesische Maler stand bereits im zweiten Jahrzehnt
des 14. Jahrhunderts am Anjou Hof in Neapel in hohem Ansehen.
Simones Kunst sollte in der Folge am Hof der Anjou in Neapel und
dem alliierten päpstlichen Hof in Avignon stilbildend werden (siehe
Vergleichsbeispiele Analyse Freuler, 02.2021, fig. 13), was nun
auch augenscheinlich für das hier in Rede stehende Gemälde mit
dem Jakobus d. Ä. zutrifft.
Die elegante Heiligenfigur erscheint auf Goldgrund innerhalb ei-
nes mit Sticheltechnik gemusterten Rahmenbandes, das Simone
Martinis gegen 1340 gemalte punzierte Tafeln nachempfindet.
Ähnlich gestaltete unser Maler auch für ein stilistisch verwand-
tes in seiner dekorativen Pracht aber in etwas opulenterer Form
vorgetragenes Madonnenbild, das anlässlich der Auktion in New
York (Sotheby‘s, 31.1.2013, Los 16) Prof. Freuler dem Meister
der Tempere Francescane zugewiesen hatte. Gleich wie bei der
Madonna erkennen wir auch hier die für das Spätwerk unseres
Malers typischen Verfeinerungen in der Körper- und Gesichtsbil-
dung. Der Jakobus erscheint als schlanke gestreckte Gestalt, mit
schmalen, etwas herabhängenden Schultern und dem typischen
gelängten, mageren Gesicht, dessen Inkarnat mit feinsten tona-
len Übergängen ausgearbeitet ist. Diese gelängten, elliptischen,
sich durch eine hohe Stirnpartie auszeichnenden Gesichter, die
auch in den Figuren seines berühmten, ca. 1345 gemalten Altar-
werks von Ottana und im Freskofragment in Santa Lucia alle Malve
in Matera ähnlich wiederkehren, lassen sich auf Typen herleiten,
wie sie Simone Martini in seiner frühen Schaffensphase in der
Unterkirche von San Francesco in Assisi und der imposanten Tafel
des Ludwig von Toulouse in Neapel, also aus den Werken gegen
1315–1320, entwickelt hatte.
Aus der Werkstatt des Buchmalers Cristoforo Orimina ist in seiner
letzten Schaffensphase der frühen 1360er-Jahre ein Missale
(Avignon, Bibliothèque Municipale, Ms 138) hervorgegangen,
dessen illuminierte Illustrationen ein stilistisch eng verwandtes
Figurenrepertoire erkennen lassen, was sich beispielsweise am
Vergleich unseres Jakobus mit der Figur der Heiligen Agnes einer
Initiale N des erwähnten liturgischen Buches nachprüfen lässt.
Dieser Stilvergleich mit einer Buchillustration der Werkstatt des
Cristoforo Orimina bestätigt die Zuweisung unserer Tafel ins
Milieu der Orimina, gleich wie auch die Identifikationsthese des
Meisters der Tempere Francescane mit Cristoforo Oriminas Vater,
Pietro Orimina, so zusätzlich bekräftigt wird. Unser subtil gemal-
tes Tafelbild von bemerkenswerter künstlerischer Qualität reiht
sich in das Spätwerk des Meisters der Tempere Francescane (alias
Pietro Orimina) ein. Es dürfte ca. 1355–60 entstanden sein und
präsentiert sich als seltene und zugleich bedeutende Erweite-
rung des Werkkatalogs dieses erfolgreichen, am königlichen Hof
der Anjou sehr gefragten Malers. Zugleich gewährt es uns einen
neuen Einblick in das noch wenig erforschte Spätwerk unseres
Künstlers.
CHF 28 000 / 35 000
(€ 25 930 / 32 410)
| 9
Gemälde Alter Meister
| 10
3005*
SPANISCHER MEISTER, UM 1500–1520
Beweinung Christi mit dem büssenden Heiligen Hieronymus.
Öl auf Holz.
122,4 × 155 cm.
Mit kunsthistorischer Analyse von Dr. Michaela Schedl, 26.1.2021.
Provenienz:
- Sammlung Professor Wedewer (1852–1922), Wiesbaden.
- Auktion Lempertz, Köln, 25.11 1925, Los 233 (als Deutscher
Meister des 15. Jahrhunderts in Norditalien arbeitend).
- Privatsammlung Süddeutschland, durch Erbschaft an die heuti-
gen Besitzer.
Dr. Michaela Schedl hebt in ihrer Untersuchung die eher seltene
Darstellung der Beweinung Christi mit dem büssenden Heiligen
Hieronymus hervor und vermutet im Austausch mit Dr. Sven
Jakstat, dass die Tafel aus einem Hieronymitenkloster stammt.
Hieronymiten sind Mitglieder eines iberischen Ordens, die vor
allem in Spanien und Portugal seit dem 14. Jahrhundert Klöster
gründeten mit dem Ziel, das Leben des Heiligen Hieronymus
nachzuahmen. Stilistisch ist die Tafel in der Nachfolge von Juan de
Borgona (um 1470–1536) um 1500–20 in Kastilien einzuordnen.
Hierfür sprechen die hochdekorierten goldbrokatenen Gewänder
der Figuren Josef von Arimathäa und Maria Magdalena. Der Maler
arbeitete mit Gravierungen und Punzierungen in der grundierten
Maloberfläche, die dem Brokatstoff mehr Plastizität verleihen.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 11
3006
KASTILISCHE SCHULE, UM 1480
Geburt Christi.
Öl und Goldgrund auf Holz.
122 × 55,6 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 700 / 5 560)
Gemälde Alter Meister
| 12
3007*
SCOLAIO DI GIOVANNI
GENANNT MAESTRO DEL BORGO ALLA COLLINA
(um 1370 Florenz 1434)
Madonna mit Kind.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
101 × 54 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Die Muttergottes und ihr Kind sitzen auf einem goldenen Kissen,
das auf den von einem kostbaren Goldbrokat bedeckten Boden
gelegt ist. Ihr Antlitz ist zärtlich dem auf ihren Knien sitzenden Je-
susknaben zugewandt, der in seiner Linken eine Spruchrolle hält,
in der die Worte des Johannes Evangeliums 14,6 EGO SUM VIA
VERITAS (ET VITA – Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben)
eingeschrieben sind. In der Predella des in Originalrahmung auf
uns gekommenen Madonnenbildes ist in drei Medaillons der Pas-
tiglia Dekoration die Darstellung einer Verkündigung zu erkennen.
Das anmutige, bisher noch nicht veröffentlichte Tafelbild ist ein
typisches Produkt der spätgotischen florentinischen Malerei zu
Beginn des 15. Jahrhunderts, die seit dem späteren 14. Jahrhun-
dert zahlreiche vergleichbare Tafeln zur Privatandacht hervorge-
bracht hatte. Der betont höfische Stil des Bildes entspricht einem
ästhetischen Empfinden, das sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts
in Florenz einer grossen Beliebtheit erfreute und im Werk der
damals führenden spätgotischen Maler Lorenzo Monaco (um
1370–1425) und Gherardo Starnina (um 1360–1413) einen kurzen
Höhepunkt erreichte. Zweifellos steht das Tabernakel in engster
künstlerischer Verbindung mit dem florentinischen Maler Starnina,
der zu Beginn des 15. Jahrhunderts zusammen mit Lorenzo Mo-
naco in Florenz zum gefragtesten Maler avancierte. Unverkennbar
liegt vorliegendem Madonnenbild die Bildwelt Starninas zugrunde,
was schon allein am Madonnentypus und der gleichartig geläng-
ten schlanken Figur des Jesusknaben leicht erkennbar ist.
In diesem Umfeld entstanden, weist Gaudenz Freuler dieses
Andachtsbild mit Sicherheit Scolaio di Giovanni zu, dessen Kunst
grundlegend aus Starnina schöpft. Unsere Madonna mit Kind hat
Scolaio selbst ein weiters Mal – dort jedoch entrückt auf einer
Wolke schwebend – eins zu eins für eine Tafel im National Muse-
um katalanischer Kunst in Barcelona verbildlicht (Inv-Nr. 064969-
000). Die schlank gestalteten Figuren, die lineare Dynamik des
Faltenwurfs der Draperien, die ein höchst exquisit elegantes
Erscheinungsbild erzielen, verbinden sich mit Scolaio di Giovan-
nis Werken aus der späten Schaffensphase, die durch dessen
datiertes Altarwerk (1423) in der Kirche von San Donato in Borgo
alla Collina repräsentiert wird. Damit darf für unsere Tafel eine
Datierung um ca. 1425 postuliert werden.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche
Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses.
CHF 40 000 / 60 000
(€ 37 040 / 55 560)
| 13
Gemälde Alter Meister
| 14
3008
NERI DI BICCI
(1418 Florenz 1492)
Der Erzengel Gabriel. Um 1470–80.
Öl auf Holz.
43 × 32,5 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr.
Gaudenz Freuler, August 2021.
Vorliegende noch unveröffentlichte Tafel der florentinischen
Renaissance ist ein charakteristisches Werk des Florentiner
Malers Neri di Bicci, des letzten Sprösslings einer berühmten flo-
rentinischen Malerdynastie seit Lorenzo di Bicci (um 1350–1427).
Der Malstil des Künstlers ist geprägt von der mittelalterlichen
Goldgrundmalerei seiner Vorväter Lorenzo di Bicci und Bicci di
Lorenzo (1373–1452). Gleichzeitig weist er auch eine Auseinan-
dersetzung mit der Bildwelt der florentinischen Renaissance auf,
insbesondere mit den künstlerischen Errungenschaften seiner
moderneren Zeitgenossen, etwa eines Filippo Lippi (1457–1504)
und Domenico Veneziano (1410–1461) – und am Ende seiner
Karriere – des Andrea del Verrochio (1435–1488).
Das hier in Rede stehende Bild des Erzengels Gabriel – erkennbar
am Lilienzweig – war einst Teil einer grösseren Altartafel, deren
Szenario durch einen oben rechts noch sichtbaren hochgezo-
genen Goldbrokat Vorhang illusionistisch enthüllt wurde. Solche
Bildkonzepte wurden in der florentinischen Renaissance seit
Filippo Lippi entwickelt. Demnach figurierte unser Engel Gabriel
ursprünglich in der rechten Bildhälfte der vermutlich rechtecki-
gen Tafel. Möglicherweise bildete unser Engel eine Einheit mit
den beiden anderen Erzengeln Raphael und Michael, und liess ein
Erscheinungsbild erkennen, wie es ähnlich von Neri di Bicci selbst
auf seiner 1471 für Mariotto di Marco della Palla für Santo Spirito
in Florenz gemalten Tafel (Detroit Institute of Arts, Inv.-Nr. 26.114)
vorgebildet ist.
Das Bildthema der drei Erzengel erfreute sich im Laufe der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz einer grösseren
Beliebtheit. Die Entwicklung des florentinischen Erzengel Bildes
im 15. Jahrhundert gipfelte um 1470 vermutlich in Verrocchios
Werkstatt in einer höchst erfolgreichen Bilderfindung. Sie wurde in
der Folge für die florentinischen Interpretationen dieses Bildt-
hemas massgebend, was auch für Neri di Biccis Erzengel Bilder
zutrifft. Daraus können wir schliessen, dass das vorliegende Bild
im Verlaufe der 1470er-Jahre, also in einer späten Schaffenspha-
se des 1491 verstorbenen Künstlers entstanden ist.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 15
Gemälde Alter Meister
| 16
3008A*
GIOVANNI BATTISTA VOLPONI
(tätig in Pistoia, frühes 16. Jh.)
Madonna mit Jesuskind und Heiligem Franziskus und Bernhardin
von Siena.
Öl auf Holz.
125 x 124 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Das vorliegende Werk stammt von Giovanni Battista Volponi,
genannt lo Scalabrino, wie Professor Mauro Lucco bestätigt. Lo
Scalabrino war Schüler des Fra‘ Paolino da Pistoia (1488–1547),
seinerseits Schüler des Fra‘ Bartolomeo (1472–1517). Des Weite-
ren arbeitete Scalabrino mit Gerino da Pistoia (1480 – 1529), wes-
halb seine Arbeiten auch den Einfluss romagnolischer Künstler,
wie etwa den von Gasparo Sacchi da Imola (tätig um 1517–1536)
aufweisen.
Weitere Arbeiten des Künstlers befinden sich beispielweise im
Museo Civico in Pistoia (Fototeca Zeri, Nr. 37759), im Palazzo Arci-
vescovile in Viterbo (Fototeca Zeri, Nr. 37763) und der Pinakothek
in Parma (Inv.-Nr. 158, Kat.-Nr. 233).
Prof. Mauro Lucco bestätigt die Eigenhändigkeit dieses Gemäldes
nach Untersuchung des Originals, wofür wir ihm danken.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 690 / 28 040)
| 17
Gemälde Alter Meister
| 18
3009
VINCENZO FOPPA (UMKREIS)
(Bagnolo um 1430–1516 Brescia)
Madonna mit Kind. Um 1500–1505.
Öl auf Holz.
52,5 × 39,5 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel Luigi Grassi  Sons, Florenz (verso mit Etikett).
- Privatsammlung Schweiz.
- Auktion Dobiaschofsky, Bern, 6.–10.5.2015, Los 306.
- Europäischer Privatbesitz.
Die als Halbfigur erscheinende Muttergottes steht vor einer Fens-
teröffnung mit Ausblick in eine Hügellandschaft. Mit ihrer Rechten
stützt sie den kleinen auf dem Gesims sitzenden Sohn, der in
einem Buch blättert. Über Maria hängt als Zeichen ihrer Jungfräu-
lichkeit eine Perlen Girlande, während auf dem Fenstersims eine
Birne zu erkennen ist. Das aus Donatellos (1386 –1466) Madon-
nenreliefs geschöpfte Konzept der an einem Fenster stehenden
Madonna wurde von Vincenzo Foppa um ca. 1475 in die Malerei
umgesetzt, als er seine berühmte Madonna del Libro (Museo d’
Arte Antica del Castel Sforzesco in Mailand, Inv-Nr. 305) malte. Sie
diente offenbar als Modell für das hier in Rede stehende Madon-
nenbild, zumal hier auch die Perlengirlande – bei Foppa sind es
Korallenperlen – mittradiert ist. Verändert ist hier auch das Motiv
des Buchs, das nun nicht von Maria gehalten wird, sondern vom
Jesusknaben durchblättert wird. Seine Pose, die im Unterschied
zu Foppas Tafel nun nicht mehr in der klassischen aufrechten Hal-
tung gezeigt ist, sondern lässig sitzend, ist ebenfalls mit Foppas
Bildwelt verbunden.
Die Tafel lässt sich in der lombardischen Renaissance-Malerei ver-
orten und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Umkreis Vin-
cenzo Foppas gemalt. Die Modellierung der Figuren lässt nichts
mehr vom Charakter von Foppas Werken um 1470 erkennen und
zeigt innerhalb des Inkarnats Anleihen an die Sfumatomalerei der
späteren lombardischen Malergeneration.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 19
3010*
LORENZO COSTA (ZUGESCHRIEBEN)
(Ferrara 1460–1535 Mantua)
Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandrien.
Tempera auf Holz.
39,5 × 28,8 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 890 / 18 520)
Gemälde Alter Meister
| 20
3013*
JOHANN KREUZFELDER
(1577 Nürnberg 1632)
Bildnis einer Dame. 1626.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts datiert und monogrammiert: 1626 JC (ligiert).
79 × 63 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Im ausgehenden 16. Jahrhundert war die Kunst der Niederlande
das dominierende Vorbild der Nürnberger Porträtmaler. Mit Ni-
colas Neufchâtel (1525/27–1573) und Nicolaus Juvenel d. Ä. (vor
1540–1597) hatten sich gleich zwei prominente, niederländische
Künstler in der Reichsstadt niedergelassen. Unter ihrem Einfluss
fand die hochentwickelte Antwerpener Bildnismalerei Eingang
in die lokale Porträtmalerei und verhalf dieser zu einer neuen
Blüte. Die Schüler Juvenels gehörten zu den erfolgreichsten und
gefragtesten Porträtmalern der Stadt. Johann Kreuzfelder, Sohn
eines Nürnberger Goldschmieds, absolvierte 1593 bis 1597 seine
Lehrzeit bei Juvenel. 1603 schuf er die grossformatige Gedächt-
nistafel der Familie Behaim in der Sebalduskirche. 1612 und 1617
porträtierte er die Nürnberger Ratsherren, danach war er u.a.
für die Grafen von Oettingen und Hohenlohe-Langenburg als
Porträtmaler tätig. Bereits seit Nagler (Monogrammisten, Bd. 2,
1860, S. 82) wird ihm von der Forschung das Monogramm „JC“ (für
Johann Creutzfelder) zugewiesen.
Das 1626 datierte Gemälde zeigt eine Frau in mittlerem Alter im
Brustbild vor grauem Grund. Ihr Oberkörper und Kopf sind leicht
nach links gewandt, ihr aufmerksamer Blick ist zum Betrachter ge-
richtet. Die Dame trägt ein schwarzes, mit zahlreichen Stickereien
verziertes Gewand, ihr Haupt ziert ein entsprechendes Barett,
unter dem die Haare zu einem Zopf geflochten auf den Rücken
fallen. Charakteristisch für Kreuzfelder ist die Zartheit seiner
Malweise, besonders zu erkennen im weich modellierten Inkarnat
der Porträtierten oder den feinmalerisch gestalteten weissen
Spitzenbesätzen der üppigen Halskrause und der Ärmelaufschlä-
ge. Eine prächtige, vielgliedrige Goldkette deutet auf den hohen
sozialen Status der Porträtierten ebenso wie die mit Steinen
besetzte, seitlich gegürtete Börse und die juwelenreichen Finger-
ringe. Bemerkenswert ist der Ring am rechten Zeigefinger, der ein
Allianzwappen präsentiert, das auf den verheirateten Status der
Frau deutet. Da sich die Dame nach links wendet (und nicht, wie
bei Einzelbildnissen üblich, nach rechts), existierte vielleicht ein
zugehöriges Bildnis ihres Ehemannes. Das Wappen mit Helmzier
in der rechten Bildecke konnte bisher nicht identifiziert werden.
Obwohl Kreuzfelder als Porträtist in den Quellen mehrfach be-
zeugt ist, haben sich im Vergleich zu seinem Zeitgenossen und
Kollegen Lorenz Strauch (1554–1630) nur sehr wenige Bildnisse
mit Signatur erhalten. Ein monogrammiertes Herrenbildnis von
1623 befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürn-
berg (Bildnis des Georg Volckamer von Kirchensittenbach, Inv.-Nr.
Gm 715), ein weiteres signiertes Herrenporträt im Kurpfälzischen
Museum in Heidelberg (Bildnis eines Mannes von 1623, Inv.-
Nr. G 112). Auf einem Gemälde der Kunstsammlung der Stadt
Nürnberg (Fembohaus, Porträt des Bartholomäus Viatis, 1614),
das stilistisch und malerisch dem Frauenporträt sehr nahesteht,
konnte nach einer 2010 erfolgten Restaurierung erstmals auch
die ausgeführte Signatur „Johanes Creutzfelder Nornberg Pinxit“
nachgewiesen werden.
Wir danken Judith Hentschel für die Bestätigung der Eigenhändig-
keit anhand einer Fotografie und für diesen Katalogeintrag.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)
3013 (Detail)
| 21
Gemälde Alter Meister
| 22
3014*
BARTHOLOMÄUS BRUYN D. J.
(um 1530 Köln um 1610)
Bildnisse eines Kölner Patriziers und seiner Frau, wohl Mitglieder
der Familie Pilgrum. 1563.
Öl auf Holz. Je oben mittig bezeichnet und datiert: AETATIS SVE
56 AO.1563 (Ehemann). AETATIS SVE 54 AO.1563 (Ehefrau).
Je 49 × 34 cm.
Provenienz:
- Sammlung Graf Schaffgotsch.
- Privatsammlung L., Hitzlisberg, Luzern.
- Auktion Fischer, Luzern, 30.8.1933, Los 230.
- Auktion Christie‘s, London, 9.7.1999, Los 140.
- Europäische Sammlung.
| 23
Mit einer dendrochronologischen Untersuchung durch Prof. Dr.
Peter Klein (19.5.2021), wonach die Holztafel des Herrenbildnis-
ses frühestens ab 1561 und diejenige der Ehefrau frühestens
ab 1549 Verwendung fanden. Die Datierung der Gemälde ins
Entstehungsjahr 1563, wie oben bezeichnet, erscheinen somit
als überzeugend.
Dr. Roland Krischel, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung
dieses Gemäldepaares danken, verweist auf die Ähnlichkeit der
hier dargestellten Dame mit einem Bildnis Bartholomäus Bruyns
d. J., welches eine Frau aus der Kölner Familie Pilgrum zeigt und
sich in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel
befindet (Inv.-Nr. 1379, siehe Didier Martens: Le prétendu Obiit de
Lambert Lombard…, in: Annales d’Histoire de l’Art  d’Archéologie,
38, 2016, S. 93–113, Abb. 12, S. 110).
CHF 50 000 / 70 000
(€ 46 300 / 64 810)
Gemälde Alter Meister
| 24
| 25
Gemälde Alter Meister
| 26
3015*
PIETER BRUEGHEL D. J.
(Brüssel 1564–1638 Antwerpen)
Die Predigt des Heiligen Johannes des Täufers.
Öl auf Leinwand.
95 × 162,5 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 7.3.2020.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Die Predigten des Johannes des Täufers waren durch die rö-
mische und die jüdische Obrigkeit verbotene Versammlungen
christlicher Gläubiger, die im Verborgenen stattfinden muss-
ten. Pieter Brueghel d. J. widerspiegelt diese Thematik in seiner
„Guckkasten-Komposition“, die beidseitig von mächtigen Eichen
flankiert ist und dank Repoussoir-Motiven den Blick in die Ferne
leitet, wo der Betrachter einen Fluss, der allegorisch für die Taufen
durch Johannes steht, und eine befestigte Stadt mit einer Kirche
sehen kann. Johannes steht ganz im Hintergrund und trägt ein
einfaches Gewand als Zeichen seiner Bedürfnislosigkeit. Unter
den Zuhörern finden sich flämische Zeitgenossen des Malers
und solche, die in fremder Mode gekleidet sind und aus den
verschiedensten Bevölkerungsschichten stammen. Hier kann der
Betrachter so viele Seherlebnisse geniessen, wie es bisher nur
von den Gemälden des Vaters unseres Malers, Pieter Bruegel d. Ä.
(um 1525 –1569), bekannt war.
Pieter Brueghel d. J. war innerhalb der Brueghel-Dynastie der-
jenige, der die von Pieter d. Ä. begründete Kunst am treuesten
weiterführte und in seiner Vermittlerfunktion eine zentrale Rolle
für die bis heute anhaltende Popularität des väterlichen Œuvres
spielte.
Eine „Predigt Johannes des Täufers“ von Pieter Bruegel d. Ä., die
sich heute im Szepmüveszeti Muzeum in Budapest befindet (Inv.-
Nr. 51.2829, siehe Klaus Ertz: Pieter Brueghel der Jüngere- Die
Gemälde, Lingen 2000, Band I, Abb. 256, S. 361) war wohl in Besitz
der Erzherzogin und Statthalterin der spanischen Niederlande
in Brüssel Isabella Clara Eugenia von Spanien, sodass Pieter d. J.
dieses Bild intensiv studieren konnte. So stimmen auch in unse-
rem Gemälde die Farben im Wesentlichen mit dem Gemälde des
Vaters überein.
Zusammen mit den „Anbetungen“ ist die Johannespredigt die er-
folgreichste Darstellung des Malers Pieter Brueghel d. J. aus dem
christlichen Themenbereich. Solche Darstellungen haben seit
dem Mittelalter lange Tradition und erfreuen sich gerade in der
Umbruchszeit um 1600 grosser Beliebtheit. Dementsprechend
malte Pieter Brueghel d. J. diese Kompositionen mehrmals in der
Zeit von 1601 bis 1636. Dr. Klaus Ertz datiert unsere Version nach
1616 und weist insbesondere auf die malerische Perfektion und
die für den Künstler typischen, ein wenig maskenhaft wirkende
Gesichter der Figuren hin, die von hoher Aussagekraft sind.
For the description and lot essay in English, please visit our
website: www.kollerauctions.com.
CHF 380 000 / 500 000
(€ 351 850 / 462 960)
| 27
Gemälde Alter Meister
| 28
3016*
JACOB SAVERY D. J.
(1592 Amsterdam 1651)
Adam und Eva in einer Paradieslandschaft.
Öl auf Holz.
46 × 70,8 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 9.6.2021.
Provenienz:
- Nachlass einer Apotheker-Familie, Wien.
- Privatsammlung Wien.
- Privatsammlung Salzburg.
Ausstellung:
Salzburg 2015, Sinnesfreuden. Tanz, Musik, Spiel und Jagd, Residenzgalerie Salzburg,
20.11.2015–3.7.2016.
Diese belebte Paradieslandschaft mit der Erschaffung von Adam und Eva im Hinter-
grund identifiziert Dr. Klaus Ertz nach Prüfung des Originals als eine charakteristische
Arbeit des Amsterdamer Malers, Jacob Savery d. J., die er in die 1630er-Jahre datiert.
Zuletzt war sie 2015 in der Residenzgalerie in Salzburg ausgestellt (Abb. 1) und wurde
nun in einer Privatsammlung entdeckt.
Jacob Savery d. J. wurde als zweiter Sohn von Jacob Savery d. Ä. (um 1565–1603) in
Amsterdam geboren. Er erhielt seine Ausbildung vom väterlichen Repertoire geprägt
im Umfeld der durch Glaubensverfolgungen in den Niederlanden Zuflucht gefunde-
nen flämischen Künstlerkreisen, die sich der brueghelschen Maltradition verbunden
sahen und die grosse Nachfrage hierfür bedienten. Neben seinem Vater, der bei
Hans Bol (1534–1593) gelernt hatte und bereits 1603 verstarb, war auch sein Onkel,
Roelant Savery (1576–1639) prägend für seine künstlerische Entwicklung. Die hier
dargestellten Tierkompositionen vermitteln zum Grossteil die Auseinandersetzung
mit dem Œuvre Jan Brueghels d. Ä. (1568–1625) und seiner Nachfolge, während eini-
ge Tiere sowie die Tonalität auch an die Arbeiten seines Onkels Roelant erinnern.
CHF 50 000 / 70 000
(€ 46 300 / 64 810)
Abb. 1 Ausstellung „Sinnesfreuden. Tanz, Musik,
Spiel und Jagd“, Residenzgalerie Salzburg, 2015.
| 29
Gemälde Alter Meister
| 30
3017*
HANS JORDAENS III
(1595 Antwerpen 1643)
Moses teilt das Rote Meer.
Öl auf Kupfer.
Unten links signiert: H. Iordaens ft.
35,1 × 45,1 cm.
Provenienz:
Europäische Sammlung.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)
| 31
3018*
JAN VAN KESSEL
(Antwerpen um 1620–nach 1661 Amsterdam)
Liegender Otter am Felsgestade.
Öl auf Kupfer.
15,5 × 22,3 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 21.5.2021.
Provenienz:
- Kunsthandel Hamburg, bis ca. 1958.
- Von Obigem erworben, Privatsammlung, für mehrere Genera-
tionen.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, europäische Privatsamm-
lung.
Dieser naturgetreu wiedergegebene Otter an einem Flusslauf
wurde kürzlich in einer deutschen Privatsammlung entdeckt. Dr.
Klaus Ertz bestätigt nach Begutachtung des Originals die Autor-
schaft Jan van Kessels und datiert die Arbeit in die 1650er-Jahre,
die in Antwerpen gefertigt wurde. Ertz führt bislang 35 bekannte
Werke von Jan van Kessel auf, in denen er sich auf Stillleben mit
Gemüse und Früchten, Jagdtrophäen und Blumen spezialisier-
te (Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz: Die Maler Jan van Kessel,
Lingen 2012, S. 144). Diese eher seltene Darstellung eines Otters
gilt als eine qualitätsvolle Bereicherung des bislang bekannten
Œuvres. Geboren in Antwerpen, lernte er in den Jahren 1634–35
unter Simon de Vos (1603–1673) und wurde um 1645 als Meister
der dortigen Malergilde aufgeführt, ebenso wie auch Jan van Kes-
sel d. Ä. (1626–1679), mit dem er häufig verwechselt wurde. Im
Anschluss siedelte er nach Amsterdam um, wo Jan Baptist Walvis
(1622–1691) und Gerrit Cornelisz. seine Schüler waren.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
Gemälde Alter Meister
| 32
3019*
JAN BRUEGHEL D. Ä.
(Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Dorfgracht mit Figuren, Booten und Anlegestelle. 1608.
Öl auf Kupfer.
Unten links signiert und datiert: BRVEGHEL 1608.
14,7 × 19,6 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 10.7.2021.
Provenienz:
- Sammlung Kaspar Ilg, Schweiz.
- Durch Erbfolge, Schweizer Privatbesitz.
Voll signiert und datiert offenbart sich auf dieser kleinen Kupfer-
tafel die künstlerische Virtuosität von Jan Brueghel d. Ä.. Mit stel-
lenweise nur skizzierenden Pinselstrichen sind die Details gekonnt
und präzise festgehalten (Abb. 1).
Die Komposition wird zwar noch von der Bildtradition des 16.
Jahrhunderts, die Perspektive farblich in Braun-, Grün- und
Blautönen zu gestalten, geprägt, aber entscheidend durch den
Flussverlauf revolutioniert. Die Tiefe wird nicht mehr durch inein-
ander geschobene Ebenen definiert, sondern durch die fluchten-
den Perspektivlinien.
Diese Form der Landschaftsgestaltung entwickelte Brueghel
ab 1602 (siehe Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz: Jan Brueghel
der Ältere. Die Gemälde. Bd. 1, Lingen 2008, S. 296 ff., Kat.-Nr.
136–39) mit ähnlichen Kompositionen. Ein Fluss oder Kanal fliesst
an einer Dorfschaft entlang oder hindurch, an den Bildrändern
findet sich eine dichte Vegetation, die sich in der Wasseroberflä-
che spiegelt. Die Szenerie wird belebt durch Bauern bei der Arbeit,
dem Be- und Entladen ihrer Boote und Vögel im Wasser, an Land
und auf den Bäumen sowie in der Luft.
Während die späteren Landschaften von zahlreichen Personen
und einem aktiven Miteinander bestimmt werden, scheint der
Schwerpunkt hier in der individuellen Wahrnehmung von Natur,
Mensch und Tier zu sein, wobei der Mensch den kleinsten Anteil
einnimmt und der Einklang zwischen Natur und Tierwelt im Fokus
steht.
Es darf davon ausgegangen werden, dass Jan Brueghel d. Ä. zu-
nächst Zeichnungen entwarf, die er dann später für die Versionen
in Öl verwendete. So könnte die Flusslandschaft heute im Vassar
College, Poughkeepsie (Ertz, ebd., S. 298, Abb. 1) als Vorlage für
diese Landschaft gedient haben.
CHF 70 000 / 120 000
(€ 64 810 / 111 110)
Abb. 1 Mikroskopaufnahmen
Hahn, Schwan, Signatur und Datierung.
| 33
Gemälde Alter Meister
| 34
3020
SPANIEN, 17. JAHRHUNDERT
Anbetung der drei Könige.
Öl auf Kupfer.
30 × 35,5 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
| 35
3021
ANTWERPEN, 1. HÄLFTE 17. JAHRHUNDERT
Anbetung der Heiligen drei Könige.
Öl auf Kupfer.
37 × 29,6 cm.
Provenienz:
Schweizer Sammlung.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)
Gemälde Alter Meister
| 36
3022*
JAN BRUEGHEL D. J.
(1601 Antwerpen 1678)
Allegorie des Gehörs.
Öl auf Kupfer.
59,3 × 91 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 12.6.2021.
Provenienz:
- Sammlung Don Mariano Ordonez, Madrid, in dessen Familienbe-
sitz seit dem 19. Jahrhundert.
- Europäische Privatsammlung.
- Auktion Sotheby‘s, London, 9.7.2009, Los 110.
- Kunsthandel David Koetser, Zürich.
- Europäische Privatsammlung.
In einem offenen Raum, der von einem Wassergraben flanki-
ert ist, sind zahlreiche Attribute des Gehörsinns zu sehen: eine
musizierende Venus und Amor mit einem Rehbock – ein Tier, das
im 17. Jahrhundert symbolisch für den Gehörsinn stand –, eine
Ansammlung von Musikinstrumenten auf dem Fussboden, No-
tenständer mit Notenblättern sowie Musikanten im Hintergrund,
diverse singende Vögel und Pendulen, welche die vergehende Zeit
hörbar machen. Im Wassergraben zur Linken ist der Berg Helikon
dargestellt, der in der Antike als der Sitz der Musen galt. Dort sind
auch musizierende Musen und der geflügelte Pegasus zu sehen,
welcher der Legende nach die Quelle Hippokrene dem Berg Heli-
kon entspringen liess.
Jan Brueghel d. J. beschäftigte sich im Laufe seines Schaffens
immer wieder mit dem Thema der Allegorie, wofür es eine grosse
Nachfrage gab. Zwei weitere Versionen dieser Allegorie des
Gehörs sind bekannt, eine signierte auf Kupfer (Auktion Christie’s,
London, 13.12.2000, Zuschlag 420‘000 £) und eine Version auf
Eichenholz (Auktion Sotheby’s, London, 10.7.2002, Los 48).
Eine Allegorie des Gehörs, welche Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625)
mit Peter Paul Rubens (1577–1640) als Teil einer Serie der Dar-
stellung der fünf Sinne malte und sich heute im Prado in Madrid
befindet (Inv.-Nr. P01395; siehe Klaus Ertz: Jan Brueghel der Äl-
tere (1568–1625), Köln 1979, S. 350–352, Kat.-Nr. 329, Abb. 420),
diente wohl als Inspirationsquelle, insbesondere für die zentrale
Figurengruppe mit dem Reh, den Musikinstrumenten und den
Vögeln. Dr. Ertz, der unser Gemälde in die 1640er-Jahre datiert,
hebt jedoch hervor, dass Brueghel d. J., der nach dem Tod seines
Vaters dessen Werkstatt übernahm und seine gefragten Kom-
positionen mehrfach wiederholte, in dieser Komposition völlig
eigenständig agiert und sich hier deutlich von der ursprünglichen
Komposition seines Vaters abhebt.
Die beiden Figuren von Venus und Amor in der Mitte des Vor-
dergrundes identifiziert Dr. Klaus Ertz als von Frans Wouters
(1612–1659), der nebst Peter Paul Rubens, Hendrick van Balen
(1575–1632), Frans Francken d. J. (1581–1642) und Pieter van
Avont (1600–1652) häufig Figuren in Gemälden von Jan Brueghel
d. J. malte – ein für die flämische Malerei zu Beginn des 17. Jahr-
hunderts typisches Künstler-Phänomen. Die Vorbilder für die
Figuren Frans Wouters‘ im Vordergrund sind bei Peter Paul Rubens
und Pieter van Avont (1600–1652) zu finden, bei denen er in die
Lehre ging.
CHF 200 000 / 300 000
(€ 185 190 / 277 780)
| 37
Gemälde Alter Meister
| 38
3023
JAN MIENSE MOLENAER
(um 1610 Haarlem 1668)
Fröhliche Gesellschaft in einem Wirtshaus.
Öl auf Holz.
47,5 × 61,5 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Jules Porgès, Paris, vor 1926.
- Auktion Cassirer, Berlin, Sammlung Jules Porgès, 7.12.1926, Los
95.
- Galerie Kitzinger, Luzern, 1944.
- Durch Erbfolge an den heutigen Besitzer, Schweizer Privat-
sammlung.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Gemäl-
de von Jan Miense Molenaer archiviert.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)
| 39
3024*
JAN VAN GOYEN
(Leiden 1596–1656 Den Haag)
Flusslandschaft. 1642.
Öl auf Holz.
Unten links monogrammiert und datiert: VG 1642.
33,5 × 55 cm.
Provenienz:
- Sammlung Comte de Camondo, Paris.
- Auktion Galerie Georges Petit, Paris, Sammlung Comte de Ca-
mondo, 1.2.1893, Los 4.
- Sammlung W. Gretor.
- Unbekannte Auktion Den Haag, 1899, Los 17.
- Sammlung C. Hoogendijk (1866–1911), Den Haag, ab 1899.
- Auktion Frederik Muller  Cie., Amsterdam, Nachlass Hoogendi-
jk, 14.5.1912, Los 26.
- Auktion Frederik Muller  Cie., Amsterdam, Sammlung H. et al.,
6.7.1915, Los 99.
- Kunsthandel E. J. van Wisselingh  Co., Amsterdam, 1916.
- Auktion Christie‘s, Amsterdam, 2.12.1987, Los 301.
- Privatsammlung.
- Durch Erbschaft, Sammlung Peter Baltzer.
- Auktion Sotheby‘s, London, 29.7.2020, Los 126.
- Europäische Sammlung.
Ausstellungen:
- Rotterdam 1899, Tentoonstelling van Schilderijen van Oud-Hol-
landsche meesters: collectie C. Hoogendijk, Nr. 13.
- Den Haag 1899, Tentoonstelling van Schilderijen van Oud-Hol-
landsche meesters: collectie C. Hoogendijk, Pulchri Studio, Nr.
17.
- Den Haag 1916, Tentoonstelling van schilderijen, Panorama
Mesdag, Oktober–November 1916, Nr. 47.
- Amsterdam 1917, Tentoonstelling van schilderijen, aquarellen en
etsen, E. J. van Wisselingh and Rotterdam, Rotterdamse Kunst-
kring, März–April 1917, Nr. 53.
Literatur:
- Cornelis Hofstede de Groot: A catalogue raisonné, London
1927, Bd. VIII, S. 201–201, Nr. 795 und S. 229, Nr. 916 (dort 1647
datiert).
- Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596–1656, Bd. II, Amsterdam
1973, S. 334, Kat.-Nr. 739.
- Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596–1656, Bd. III (Ergän-
zungsband), Doornspijk 1987, S. 231, Kat.-Nr. 739 (mit Abb.).
Die hier angebotene Flusslandschaft mit einer Ruine ist ein
charakteristisches Werk aus dem Reifewerk Jan van Goyens, der
ab den 1640er-Jahren seine Palette zunehmend reduzierte, um
in den frühen 1650er-Jahren beinahe nur noch kleinformatige
monochrome Szenen zu malen. Eine vergleichbare etwas weitere
Komposition, welche 1644 datiert ist, befindet sich im Rijksmuse-
um in Amsterdam (Inv.-Nr. SK-A-3308, Öl auf Holz, 45,9 x 66,4
cm).
Als Sohn eines Schuhmachers in Leiden geboren, lernte der
Künstler gemäss der Leidener Chronik von Jan Jansz. Or-
lers (1570–1646) bei den Glasmalern der Stadt Coenraet van
Schiperoort (1577–1636), Isaac van Swanenburgh (1537–1614),
Cornelis Claesz. Clock (um 1561–1629) und Jan Arentsz de Man
(um 1565–1625) und danach in Hoorn bei Willem Gerritsz. (um
1582–um 1628). Nach einem einjährigen Aufenthalt in Frankreich
zwischen 1615–16 schloss van Goyen seine Ausbildung im Haar-
lemer Atelier des Esaias van de Velde (1587–1630) ab. 1618 liess
er sich in Leiden nieder und heiratete Anna Willemsdr. van Raelst.
Im Jahre 1634 verlegte van Goyen seinen Wohnsitz dauerhaft
nach Den Haag, wo er in die Lukasgilde aufgenommen und in den
Jahren 1638 und 1640 zu deren Obmann ernannt wurde.
Van Goyen spezialisierte sich auf die Darstellung von Landschaf-
ten, wobei er seine Motive wie Dorfansichten, Flüsse, Kanäle,
Strand- und Küstenlandschaften stets mit einfacher Landbevöl-
kerung bei alltäglicher Handlung belebt. Dabei werden Boote – oft
mit Passagieren besetzte und mit Fracht beladene Fährboote –
platziert, wie auch in dem hier angebotenen Gemälde.
Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3042.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 55 560 / 74 070)
Gemälde Alter Meister
| 40
3025*
GOVAERT FLINCK
(Kleve 1615–1660 Amsterdam)
Tronie eines bärtigen Mannes. 1650.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts signiert und datiert: G. flinck. f. 1650.
61,5 × 50,7 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung, England, ca. 1831–1857 (gemäss verso Stem-
pel auf dem Keilrahmen von Francis Leedham, einem zu dieser
Zeit in London tätigen Restaurator).
- Auktion Sotheby‘s, London, 1.7.1953, Los 60.
- Martin B. Asscher, London, vor 1970.
- Schweizer Privatsammlung, bis 2012.
- Auktion Dobiaschofsky, Bern, 11.5.2012, Los 307.
- Europäischer Privatbesitz.
Ausstellung:
Amsterdam 2018, Ferdinand Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s
Master Pupils, 13.10.2017–18.2.2018, Museum Het Rembrandt-
huis, Nr. 28.
Literatur:
- Helmut Börsch-Supan: Die Gemälde im Jagdschloss Grunewald,
Berlin 1964, S. 66, Nr. 82.
- J. W. von Moltke: Govaert Flinck: 1615–1660, Amsterdam 1965,
S. 79, Nr. 67, Abb. 67.
- Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler, Landau
1983, Bd. II, S. 1030 und 1082, Nr. 650.
- Norbert Middelkoop, L. van Sloten, Tom van der Molen: Ferdin-
and Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, Amster-
dam 2017, Kat.-Nr. 28, Abb. 65, S. 56, Beschreibung S. 228.
- Tom van der Molen: Catalogue raisonné of the Paintings of Go-
vaert Flinck (zu erscheinen).
Dieses eindrückliche Bildnis eines greisen Mannes mit Bart von
Govaert Flinck wurde zuletzt 2018 in der Amsterdamer Ausstel-
lung der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich hierbei um
ein sogenanntes Tronie, eine für das 17. Jahrhundert typische
Bildgattung, die eine porträtähnliche Charakterstudie in Phanta-
sietracht oder mit interessanter Physiognomie zeigt. Der skiz-
zenhafte Malstil unseres Gemäldes lässt dabei den Dargestellten
besonders lebendig und lebensnah erscheinen, seine grauen
Bart- und Haupthaare sind durch einzelne pastose Pinselstriche
virtuos gestaltet.
Govaert Flinck war einer der bedeutendsten Schüler Rembrandts
van Rijn (1606–1669). Er war zwischen 1635 und 1636 in der
Amsterdamer Werkstatt des Meisters tätig und etablierte sich
anschliessend als eigenständiger Maler (siehe Arnold Houbraken:
De Groote Schouburgh de Nederlantsche kontschilders en schil-
deressen…, Amsterdam 1718–1721, Bd. II, S. 18).
J. W. Von Moltke beschreibt den hier dargestellten Mann als Hei-
ligen Petrus (siehe Literatur), während Werner Sumowski betont,
dass die fehlenden Attribute eine wohl gewollte Zweideutigkeit
entstehen lassen. Der nicht identifizierte weise Mann scheint
ebenfalls Rembrandt Modell gestanden zu haben, so beispielswei-
se in seinem berühmten 1636 entstandenen „Opfer Isaaks“, heute
in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-727). Die Fein-
heit des vorliegenden Tronies deutet darauf hin, dass es sicherlich
nach dem lebenden Modell gemalt wurde, worauf der äusserst
detailliert gemalte Bart und die tiefen Falten des Gesichts und der
Hand sowie ein mögliches Pentimento im Scheitel hindeuten. Die
gut erhaltene Maloberfläche ist durch eine energische, virtuose
Farbgebung, eine flüssige Pinselführung in den Haaren und im
Bart und eine feine Gesichtsmodellierung charakterisiert, die be-
sonders typisch für das letzte Lebensjahrzehnt des Künstlers ist.
Der weich verlaufende Farbauftrag unterscheidet sich stilistisch
von Rembrandts Tronies und spiegelt Flincks Unabhängigkeit vom
Meister in seinem Reifewerk wider.
Dr. van der Molen bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des
Originals und wird das Gemälde in dem zu erscheinenden Werk-
verzeichnis des Künstlers publizieren. Er betont, dass es sich um
ein charakteristisches und qualitatives Beispiel der späten Tronien
von Govaert Flinck handelt.
CHF 700 000 / 900 000
(€ 648 150 / 833 330)
| 41
Gemälde Alter Meister
| 42
3025*
GOVAERT FLINCK
(Cleves 1615–1660 Amsterdam)
Tronie of a bearded man. 1650.
Oil on canvas.
Signed and dated upper right: G. flinck. f. 1650.
61.5 × 50.7 cm.
Provenance:
- Private collection, England, ca. 1831–1857 (according to a stamp
verso on the stretcher by Francis Leedham, a restorer working in
London at the time).
- Sale Sotheby‘s, London, 1.7.1953, Lot 60.
- Martin B. Asscher, London, before 1970.
- Swiss private collection, until 2012.
- Sale Dobiaschofsky, Bern, 11.5.2012, Lot 307.
- European private collection.
Exhibited:
Amsterdam 2018, Ferdinand Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s
Master Pupils, 13.10.2017–18.2.2018, Museum Het Rembrandt-
huis, no. 28.
Literature:
- Helmut Börsch-Supan: Die Gemälde im Jagdschloss Grunewald,
Berlin 1964, p. 66, no. 82.
- J. W. von Moltke: Govaert Flinck: 1615–1660, Amsterdam 1965,
p. 79, no. 67, ill. 67.
- Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler, Landau
1983, vol. II, pp. 1030 and 1082, no. 650.
- Norbert Middelkoop, L. van Sloten, Tom van der Molen: Ferdin-
and Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, Amster-
dam 2017, cat. no. 28, ill. 65, p. 56, description p. 228.
- Tom van der Molen: Catalogue raisonné of the Paintings of Go-
vaert Flinck (to be published).
This impressive portrait of an old man with a beard by Govaert
Flinck was last on public view in the Amsterdam exhibition of 2018.
It is known as a ‘Tronie’, a pictorial genre typical of the 17th cen-
tury, showing a portrait-like character study in fancy dress, or with
an interesting physiognomy. The sketch-like painting style of our
picture makes the sitter appear particularly lively and lifelike, his
grey beard and head of hair are brilliantly rendered with individual
impasto brushstrokes.
Govaert Flinck was one of the most important pupils of Rem-
brandt van Rijn (1606–1669). He worked in the master‘s Amster-
dam workshop between 1635 and 1636 and subsequently estab-
lished himself as an independent painter (see Arnold Houbraken:
De Groote Schouburgh de Nederlantsche kontschilders en
schilderessen..., Amsterdam 1718–1721, vol. II, p. 18).
J. W. Von Moltke describes the man depicted here as Saint Peter
(see Literature), while Werner Sumowski stresses that the lack of
attributes creates a probably deliberate ambiguity. The unidenti-
fied sage also seems to have served as a model for Rembrandt,
for example in his famous 1636 ‚Sacrifice of Isaac‘, now in the
Hermitage in Saint Petersburg (inv. no. ГЭ–727). The delicacy of
the present Tronie points to the fact that it was certainly painted
directly from the model, as indicated by the extremely detailed
beard and the deep folds of the face and hand, as well as a pos-
sible pentimento in the crown. The well-preserved paint surface
is characterised by an energetic, virtuoso use of colour, fluid
brushwork in the hair and beard and fine facial modelling, which is
especially typical of the last decade of the artist‘s life. The softly
flowing application of paint differs stylistically from Rembrandt‘s
Tronies and reflects Flinck‘s independence from the master in his
mature work.
After examining the original, Dr van der Molen has confirmed the
authenticity of the work, and that he will include the painting in the
catalogue raisonné of the artist, which is due to be published. He
emphasises that it is a characteristic and high-quality example of
the late Tronies by Govaert Flinck.
CHF 700 000 / 900 000
(€ 648 150 / 833 330)
| 43
Gemälde Alter Meister
| 44
3026*
JOOS DE MOMPER D. J. UND JAN BRUEGHEL D. Ä.
(1564 Antwerpen 1635) (Brüssel 1568–1625 Antwerpen)
Weite Berglandschaft mit Reisenden.
Öl auf Holz.
46,5 × 75,5 cm.
Gutachten:
Dr. Klaus Ertz, 14.6.2021.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Die hier angebotene weite Berglandschaft mit Reisenden ist ein
charakteristisches Beispiel aus dem Spätwerk von Joos de Momper
und zeigt exemplarisch die grosse Kunstfertigkeit des Meisters, die
Perspektive farblich in einem braunen Vordergrund, einem grünen
Mittelgrund und einem blauen Hintergrund zu gliedern, wodurch eine
eindrückliche Atmosphäre entsteht, in die sich die Figuren harmo-
nisch einfügen.
Dr. Klaus Ertz identifiziert dieses Gemälde nach Begutachtung des
Originals als eine eigenhändige Arbeit von Jan Brueghel d. Ä., der
die Figuren malte, und Joos de Momper d. J., für den landschaftli-
chen Hintergrund. Sowohl die Staffage von Jan d. Ä. als auch die für
Momper charakteristische Farbe Ochsenblutrot in den Felsbrocken im
Vordergrund deuten auf eine Entstehung in den Zeitraum 1610–1620
hin, der besten Schaffensperiode beider Maler.
Das sehr gut erhaltene und von beiden Malern äusserst fein ausge-
führte, qualitativ hochstehende Gemälde ist ein weiterer Beleg für die
intensive Zusammenarbeit dieser Malerfreunde, die eine Vielzahl von
wunderbar einheitlichen Gemälden geschaffen haben, die „wie aus ei-
nem Guss“ erscheinen. Jan Brueghel d. Ä. war bis zu seinem Tod 1625
der wichtigster Mitarbeiter Joos de Mompers. Danach arbeitete er mit
dem Sohn, Jan Brueghel d. J. (1601–1678), zusammen, mit dem er
eng befreundet war.
CHF 70 000 / 120 000
(€ 64 810 / 111 110)
| 45
Gemälde Alter Meister
| 46
3027
SAMUEL HOFMANN
(NACHFOLGER DES 17. JAHRHUNDERTS)
(Zürich um 1592–um 1648 Frankfurt am Main)
Porträt einer Edeldame im Alter von 64 Jahren. 1652.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts bezeichnet und datiert:
AETATIS SUAE 64. ANNO. 1652.
90,5 × 70,5 cm.
Provenienz:
- Aristokratischer Familienbesitz, Zürich, mindestens seit der 1.
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatsammlung.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 560 / 7 410)
| 47
3028*
HARMEN LOEDING
(um 1637 Leiden um 1673)
Stillleben mit Hummer und Rose.
Öl auf Leinwand.
55,8 × 47,3 cm.
Provenienz:
- Auktion Bonhams, London, 3.12.2014, Los 59.
- Europäischer Privatbesitz.
Dieses Stillleben mit Hummer und Rose ist ein charakteristi-
sches Werk des Leidener Malers Harmen Loeding und entstand
wahrscheinlich in den 1660er-Jahren. Über Loedings Werdegang
ist wenig überliefert. Geboren in Leiden, besuchte er die dortige
Malergilde im Jahre 1664, war vermutlich jedoch schon zuvor als
Maler tätig. Möglicherweise wurde er in der Werkstatt Pieter de
Rings (tätig vor 1648–1660) ausgebildet, dessen Arbeit Loeding
ohne Zweifel massgeblich beeinflusste. Auch der gleichaltrige
Leidener Maler Nicolaes van Gelder (um 1636–1676) scheint auf
Loeding gewirkt zu haben.
Loedings Arbeiten zeichnen sich durch eine detailreiche und
gründlich ausgearbeitete Darstellungsweise aus. Einige Elemen-
te der zur Auktion stehenden Arbeit – wie beispielsweise das
kontrastreich schattierte Weinblatt, die transluzente Zitrone, die
Wurmlöcher auf der Tischplatte – finden sich auch in anderen
Stillleben des Malers, wie sie unter anderem im Frankfurter Städel
oder in der Hamburger Kunsthalle vorhanden sind.
Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des
Originals, wofür wir ihm danken.
CHF 18 000 / 25 000
(€ 16 670 / 23 150)
Gemälde Alter Meister
| 48
3029*
CORNELIS PIETERSZ. BEGA
(1631/32 Haarlem 1664)
Junge Frau in einem Interieur, ein Glas haltend.
Öl auf Leinwand.
Unten links monogrammiert: CB.
26,7 × 22,2 cm.
Provenienz:
- Sammlung Marquis de Colbert, Château du Saussay (verso auf
Leinwand bezeichnet).
- Durch Erbfolge an Familie Bourbon Busset, Château du Saussay.
- Auktion Sotheby’s, Paris, 23.6.2011, Los 46.
- Kunsthandel John Mitchell Fine Paintings, London.
- Europäische Sammlung.
Ausstellung:
Aachen / Berlin 2012, Cornelis Bega: Eleganz und raue Sitten,
Suermondt Ludwig Museum, 15.3.–10.6.2012 und Staatliche
Museen zu Berlin/Gemäldegalerie, 29.6.–30.9.2012, Nr. 73.
Literatur:
Ausst.-Kat. Cornelis Bega. Eleganz und raue Sitten, hrsg. von Pe-
ter van den Brink und Bernd Wolfgang Lindemann, Stuttgart 2012,
S. 250–252, Kat.-Nr. 73 und abgebildet auf Buchrücken.
Im Ausstellungskatalog von 2012 widmet Peter van den Brink
dem hier angebotenen Gemälde einen ausführlichen Eintrag und
betont diesen hohen Stellenwert im Œuvre Begas sowie seine
außerordentliche künstlerische Qualität:
„Nach langer Verborgenheit in französischem Adelsbesitz vermag
uns dieses bisher unveröffentlichte Gemälde eine Vorstellung
davon zu geben, was Cornelis Bega noch in seiner Malerkarriere
hätte erreichen können, wäre er nicht am 27. August 1664 in
der Blüte seiner Jahre von der Pest dahingerafft worden. Dieses
wunderbare kleine Gemälde beweist, dass Bega bereits in die
Fußstapfen von Zeitgenossen wie Gerard ter Borch (1617–1681),
Gabriel Metsu (1629–1667), Frans van Mieris (1635–1681), Jan
Steen (1626–1679) und auch Johannes Vermeer (1632–1675)
getreten war. […]
Als überragender Kolorist mit einem sublimen, natürlichen Gefühl
für die Wiedergabe der unterschiedlichen Stoffe gehörte er zur
Gilde der Feinmaler. Verschwunden sind die notleidenden Ha-
benichtse aus seinen Wirtshäusern; stattdessen malt Bega eine
junge Dame, gehüllt in erlesenen Stoffen in raffinierten Farbtö-
nen, von Goldgrün und Lachsgrau zu Rosa und dem tiefblauen
Ultramarin der eleganten Haarbänder, die sorgfältig aufeinander
abgestimmt sind. Die Mannigfaltigkeit der hinreißenden Stoffe
bot Cornelis Bega Gelegenheit in Hülle und Fülle, seine virtuose
Maltechnik zu beweisen, wie er es etwa auch in den Musikduetten
in Stockholm und in Paris (siehe Ausst.-Kat. 2012, Kat.-Nr. 71 und
72) tat.
Nicht nur das ausgeklügelte Kolorit und das typische Arsenal
parallel angeordneter, kurzen Schraffuren für die Höhungen in
verschiedenen Nuancen zeigen die Handschrift unseres Malers.
Überdies gehört die hier dargestellte junge Dame zu Cornelis
Begas Modellschatz. Sie tritt beispielsweise als Laute spielende
Frau in Stockholm (siehe Ausst.-Kat 2012, Kat.-Nr. 71) auf; als
schlafendes Dienstmädchen und im Gebet vor der Mahlzeit in
Amsterdam (siehe Ausst.-Kat. 2012, Kat.-Nr. 58) ist sie im Profil
zu sehen. Alle drei Gemälde tragen die Datierung 1663. Obwohl
sich das Ambiente, verglichen mit den schäbigen Wirtshäusern,
grundlegend geändert hat, bleibt das Motiv mehr oder weniger
unverändert. Ihre geöffnete Jacke verrät die junge Frau, die sich
gerade ein Glas Weißwein eingeschenkt hat, als Kurtisane. […]
Der Glanz auf Krug und Weinglas, viel leuchtender wiedergegeben
als auf den Satinstoffen, ist eine wahre Augenweide, genau wie
das Stillleben mit Brot und Käse neben der jungen Verführerin.
Cornelis Bega hat sie in ein mit einer blauen Draperie abge-
schlossenes Interieur versetzt, das in vielerlei Hinsicht an den
unbestimmten Raum erinnert, in den er die Lautenspielerin und
die Fiedler in Stockholm platzierte (siehe Ausst.-Kat 2012, Kat.-Nr.
71). Obwohl der Maler diesmal auf das verblüffende Stillleben aus
Musikinstrumenten verzichtet hat, sind sowohl das Tischchen im
Vordergrund als auch die italienische Majolikakanne im Hinter-
grund links feste Atelierattribute, die auch in anderen Werken,
darunter „Die Musikstunde“ in Stockholm, zu finden sind“ (frei
zitiert aus Ausst.-Kat. 2012, S. 250–252).
Cornelis Bega war der Sohn des Bildhauers Pieter Jansz. Be-
geyn (1600–1648) und von Maria van Haarlem, der Tochter
des berühmten Haarlemer Manieristen Cornelis Cornelisz. van
Haarlem (1562–1638). Sein künstlerisches Umfeld bildete einen
fruchtbaren Boden für eine erfolgreiche Künstlerkarriere, doch
seine Vorliebe für die Darstellung des bäuerlichen Lebens in all
seinen Facetten sorgte für Konflikte mit seinem Vater. Der Biograf
Arnold Houbraken berichtet, dass dies letztlich zur Namensän-
derung Begas führte (Arnold Houbraken: De groote schouburgh
der Nederlantsche kontschilders en schilderessen, Amsterdam
1718–1721, S. 349–350). Cornelis Bega studierte bei Adriaen
van Ostade (1610–1685), der selber ein Schüler des grossen
Porträtisten Frans Hals (1582–1666) war. Bega war etwa 4 Jahre
lang in der Werkstatt Van Ostades tätig und reiste im Anschluss
nach Deutschland und in die Schweiz. Ab 1654 ist er als Mitglied
der Haarlemer Malergilde aufgeführt, wo er bis zu seinem frühen
Ableben mit nur 33 Jahren tätig war. Die Pestepidemie, der er zum
Opfer fiel, wütete seit 1663 in den Niederlanden und breitete sich
von dort nach England aus, wo sie 1665 einen Fünftel der Bevölke-
rung dezimierte.
Eine rückseitige Bezeichnung auf der Leinwand weist auf die
adelige französische Provenienz unseres Gemäldes hin. Bei dem
Marquis de Colbert handelt es sich wohl um Pierre de Colbert
(1834–1905), der das etwa 35 Kilometer südlich von Paris gele-
gene Château du Saussay im 19. Jahrhundert vergrösserte. 1911
ging dessen Besitz über seine Tochter Guillemette an die Familie
Bourbon Busset über. Das Schloss wird heute noch von den
Nachfahren der Bourbon Busset bewohnt.
For the description and lot essay in English, please visit our
website: www.kollerauctions.com.
CHF 150 000 / 200 000
(€ 138 890 / 185 190)
| 49
Gemälde Alter Meister
| 50
3030*
MICHIEL SIMONS D. J.
(tätig in Antwerpen um 1648–1673 Utrecht)
Stillleben mit Römerglas und Pfirsichen mit Trauben in einer
Schale.
Öl auf Leinwand. Unten links signiert: M. Simons.
67,5 × 90 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer
Fotografie, wofür wir ihm danken, und datiert unser Stillleben in die
1650er-Jahre.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 890 / 18 520)
3031*
HEINRICH DITTMERS
(Hamburg um 1625–1677 Kopenhagen)
Porträt einer dänischen Edeldame.
Öl auf Leinwand.
105 × 89 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel F. Franke, Leipzig, bis 1933 (als Frans Hals).
- Kunsthandel Scheuermann  Seifert, Berlin, 1942 (als Jacob
Jordaens).
- Sammlung Vieweg, Braunschweig.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Privatsammlung, Deutsch-
land.
Literatur:
- Kurt E. Simon: Ein neues Bild von Jordaens, in: Weltkunst 16,
1942, Nr. 35/36, S. 3 (mit Abb.).
- Sturla Gudlaugsson: Jacob Jordaens of Heinrich Dittmers?‘, in:
Oud Holland 60, 1943, S. 143–147, Abb. 1.
Sturla Gudlaugsson nahm dieses Porträt zum Anlass, eine kleine
Werkgruppe des wenig bekannten Porträtmalers Heinrich Ditt-
mers zu rekonstruieren und vergleicht unser Gemälde dabei mit
mehreren Bildnissen dänischer Persönlichkeiten, die er in den
1660er- und 1670er-Jahren malte (siehe Literatur). Der ur-
sprünglich aus Hamburg stammende Künstler Heinrich Dittmers
studierte in den Niederlanden und ist ab 1663/64 in Dänemark
dokumentiert, wo er als Hofmaler tätig war. Auch die Tracht der
hier dargestellten Dame entspricht der dänischen Mode der
1670er-Jahre. Stilistisch lässt sich unser Bildnis mit demjenigen
der Familie Johannes Lassenius vergleichen, das sich im Schloss
Frederiksborg befindet (siehe Gudlaugsson 1943, Abb. 3).
Auch Dr. Bert Schepers vom Rubenianum, Antwerpen, bestätigt
anhand von Abbildungen die Zuschreibung des vorliegenden
Gemäldes an Heinrich Dittmers und vergleicht es mit Werken,
die sich in der Sankt Olai Kirche und im Nationalmuseum für
Geschichte in Helsingor befinden (basierend auf den verfügbaren
Künstlerdaten in der RKD-Datenbank).
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 51
Gemälde Alter Meister
| 52
3032
PIETER SYMONSZ. POTTER
(Enkhuizen 1597–1652 Amsterdam)
Geograf in einem Interieur.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und schwer leserlich datiert: P. Potter f. 163(?).
40,8 × 35,4 cm.
Provenienz:
- Sammlung Gräfin von Limburg-Stirum, Schloss Gross Peterwitz,
ab mindestens 1903 bis 1951.
- Kunsthandel Fritz Nathan, St. Gallen, 1951.
- Seither durch Erbfolge, Schweizer Privatbesitz.
In einem Interieur ist ein in Arbeit versunkener Geograf mit seinen
Instrumenten dargestellt. Am Boden mittig liegt ein holländischer
Zirkel, ein Instrument für die Landvermessung, das 1610 vom
niederländischen Mathematiker Jan Pietersz. Dou (1572–1635)
erfunden wurde.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Pieter Symonsz. Potter archiviert.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)
| 53
3033
JAN STEEN
(1626 Leiden 1679)
Flusslandschaft mit fröhlicher Gesellschaft.
Öl auf Leinwand.
81 × 100 cm.
Provenienz:
- Auktion Philippus van der Schley, Amsterdam, 14.–15.8.1793,
Los 116 (fl. 34 an Yver).
- Auktion Christie‘s, ca. 1988.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches
Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler
des 17. Jahrhunderts, Esslingen 1907, Addendum RKD Archiv, Nr.
882bb (als Jan Steen).
Dieses Gemälde wurde kürzlich in einer Schweizer Privatsamm-
lung entdeckt und war Wouter Kloek bislang unbekannt. Willem
van de Watering hatte sich bereits 1988 zu dem Gemälde ge-
äussert und vermerkt, dass es im Frühwerk Jan Steens entstan-
den ist und den Einfluss seines Schwiegervaters und wohl auch
Lehrmeisters Jan van Goyen (1596–1656) aufweist. Wouter Kloek
schliesst sich dieser Meinung nach Prüfung von Fotografien an
und vermutet eine Datierung um 1653, wofür wir ihm danken. Der
Bildaufbau mit der Figurenstaffage im Vordergrund vor der Land-
schaft findet sich in einem vergleichbaren Gemälde Jan Steens
aus den frühen 1650er-Jahren wieder (siehe Ausst.-Kat. Jan
Steen: Maler und Erzähler, hrsg. von H. Perry Chapman, Wouter
Th. Kloek und Arthur K. Wheelock Jr., Stuttgart, Zürich 1996, S.
102, Abb. 2). Ferner vergleicht Ellis Dullaart, vom RKD, Den Haag
die Vegetation mit dem um 1650 zu datierenden und von Jan
Steen signierten Landschaftsgemälde, heute in einer Privat-
sammlung (RKD 104886), wofür wir ihr danken.
Jan Steen, der 1648 als eingetragenes Mitglied der St. Lukasgil-
de dokumentiert ist, genoss eine umfassende Ausbildung bei
verschiedenen bedeutenden Künstlern seiner Zeit. Neben dem
Handwerk des Brauers, welches er von seinem Vater und seinem
Onkel erlernt hatte, setzte die Mitgliedschaft der St. Lukas Gilde
voraus, dass der Künstler sein Handwerk bei anderen Meistern
zu erlernen hatte. So zeugen seine frühen Winterlandschaften
von Einflüssen aus dem Atelier Adrian und Isaac van Ostade
(1610–1685 und 1621–1649). Ebenso zählte Jan van Goyen zu
jenen Künstlern, mit denen Jan Steen eng zusammenarbeitete
und dessen Tochter Margriet er im Jahr 1649 heiratete.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Jan Steen archiviert.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
Gemälde Alter Meister
| 54
3034
JAN BRUEGHEL D. J. UND AMBROSIUS FRANCKEN D. J.
(1601 Antwerpen 1678) (um 1590 Antwerpen 1632)
Allegorie der Luft.
Öl auf Holz.
Verso mit Marke der Antwerpener Lukasgilde (Türme und zwei Hände)
und wohl des Tafelmachers Hans van Herentals (Kreuz und Kreis).
42,7 × 61,5 cm.
Gutachten:
- Dr. Klaus Ertz, 23.7.2021.
- Dr. Ursula Härting, 20.7.2021.
Provenienz:
- Kunsthandel Belgien, 1970er-Jahre.
- Privatsammlung, Belgien.
- Durch Erbschaft, Schweizer Privatbesitz.
Diese wunderbar erhaltene Darstellung einer Allegorie der Luft wurde
kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckt. Sie zeigt Apoll,
den Gott des Lichtes, auf seinem von vier Schimmeln geführten Wa-
gen, hell erleuchtet über das Himmelsfeld ziehend. Auf einer aufge-
wühlten Wolke vor grauen Gewitterwolken findet sich Urania, die Muse
der Astronomie und Personifikation der Luft mit ihrem Astrolab. Im
Vordergrund und im Himmel ist eine Vogelschar vor einer perspekti-
visch durch Braun-, Grün-, und Blautönen definierten Überschauland-
schaft versammelt, die sich durch eine eindrückliche Vielfalt charakte-
risiert.
Diese Darstellung stand in Zusammenhang einer Serie der
Vier Elemente, einer Motivwahl, die zu Beginn des 17. Jahr-
hunderts äusserst beliebt war und greift eine Komposition
von Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625) auf, die sich heute eben-
falls als Teil einer Serie in der Galleria Doria Pamphilij in Rom
befindet (Klaus Ertz: Jan Brueghel der Ältere. Die Gemälde,
Köln 1979, S. 599, Kat.-Nr. 249, Abb. S. 370, Abb. 440).
Nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt Dr. Klaus
Ertz die Entstehung in Zusammenarbeit von Jan Brueghel d.
J. und Ambrosius Francken d. J., der die Figur der Urania fer-
tigte und die auch Dr. Ursula Härting in ihrem Gutachten dem
Künstler zuweist. Die Vogelschar stammt gemäss Dr. Ertz
von der Hand Jan Brueghel d. J.. Als Datierung schlägt Dr. Ertz
1630 vor, Dr. Härting vermutet eine Entstehung zwischen
1626 und 1632.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 55 560 / 74 070)
| 55
Gemälde Alter Meister
| 56
3035
ADRIAEN VAN OSTADE
(1610 Haarlem 1685)
Bauern in einem Interieur. 1637.
Öl auf Holz.
Links mittig signiert und datiert: Av (ligiert) ostade 1637.
28 × 38,7 cm.
Gutachten:
Dr. Bernhard Schnackenburg, 14.11.2019.
Provenienz:
- Kunsthandel J. Dik, Vevey, um 1950.
- Schweizer Privatsammlung.
Dr. Schnackenburg bestätigt die Eigenhändig dieses Gemäldes
anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken und bezeichnet die
„Bauern in einem Interieur“ als typisches Werk des Adriaen van
Ostade.
Das Gemälde entstammt einer Werkphase, in welcher der Künstler
skizzenhaft und brauntonig arbeitete. So ist die Figurengruppe zen-
tral im Bild mit ausgezeichneter Lebendigkeit treffsicher gefertigt,
das Balkenwerk des Scheuneninterieurs skizziert. Dr. Schnackenburg
verweist auf „die Wäscherin“ von 1637 als ein bekanntes Vergleichs-
beispiel aus dieser Stilphase, die sich in der Hamburger Kunsthalle
befindet (Inv.-Nr. HK–122).
Wie Dr. Schnackenburg in seinem Gutachten ausführt, hatte die
Darstellung von Alltagsmotiven in der holländischen Malerei grund-
sätzlich auch eine allegorische Bedeutung. Diese gehörten zur
Allgemeinbildung und wurden auch ohne ausdrücklichen Hinweis
verstanden. Die Bäuerin, die das Hemd des Knaben nach Flöhen
durchsucht, sowie der Bauer, der in seinen leeren Bierkrug blickt,
legen nahe, dass es sich hierbei um eine Darstellung der fünf Sinne,
und zwar des Sehsinns (visus) handelt.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 57
3036*
GILLIS CLAESZ. DE HONDECOETER
(Antwerpen um 1575–1638 Amsterdam)
Felsige Waldlandschaft mit Tieren an einer Tränke.
Öl auf Holz.
Unten rechts monogrammiert: G. DH.
64,5 × 99,5 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel Schneeberger, Bern, 1946.
- Europäische Sammlung.
Literatur:
Ausst.-Kat. Masters of 17th Century Dutch Landscape Painting, hrsg. von
Peter Sutton et al., Amsterdam / Boston / Philadelphia 1988, S. 278, Abb. 2.
Gillis Claesz. de Hondecoeter war ein holländischer Maler, der im flämischen
Stil arbeitete und sich auf Landschaften und Vogeldarstellungen spezi-
alisierte. Später malte de Hondecoeter in einem eher niederländischen,
realistischen Stil. Gillis war der Vater von Gijsbert d‘Hondecoeter und
Grossvater von Melchior d‘Hondecoeter (1636–1695) und Jan Weenix (um
1641–1719). Seine Tochter Josijntje heirate Jan Baptist Weenix (1621–
1659).
Gillis malte flämische, hügelige Fantasielandschaften, meist in Verbindung
mit einer biblischen Szene. Es heisst, dass er vom flämischen Maler Roelant
Savery (1576–1639), der ebenfalls in Amsterdam lebte, beeinflusst wurde.
Die Figuren auf seinen Gemälden überliess er meist seinem Kollegen
David Vinckboons (1576–1632). Niederländische Maler der nachfolgen-
den Generation, wie etwa Allart van Everdingen (1621–1675) und Jan
Both (1610–1652), liessen sich von seinen Kompositionen inspirieren, was
beispielsweise eine um 1647–50 entstandene bergige Waldlandschaft von
Jan Both deutlich macht, die sich im Detroit Institute of Arts befindet (Inv.-
Nr. 89.31, Ausst.-Kat. Masters of 17th Century Dutch Landscape Painting,
hrsg. von Peter Sutton et al., Amsterdam / Boston / Philadelphia 1988, S.
277–278, Kat.-Nr. 14).
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
Gemälde Alter Meister
| 58
3037
BARENT AVERCAMP
(1612 Kampen 1679)
Winterlandschaft mit Eisläufern.
Öl auf Holz.
Unten rechts mit Monogramm: AV.DN. (ligiert).
44,5 × 60,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung P. P. Volkoff, Leningrad.
- Sammlung Mrs. N. Danzas, Leningrad, 1908–1909 (verso mit
Etikett).
- Sammlung S.K.H. Grossfürst Kyrill Wladimirowitsch Romanov
(1876–1938), Leningrad.
- Sammlung Romer Williams, Worcester 1925.
- Kunsthandel Bachstitz, Den Haag.
- E. Rössler, Berlin.
- Kunsthandel Bachstitz, Den Haag, 1935.
- Sammlung H. Maas, Den Haag.
- Auktion Sotheby‘s, London, 3.12.1969, Los 19 (als Barent Aver-
camp).
- Schweizer Privatbesitz.
Ausstellung:
Sankt Petersburg 1908: Starye Gody, Imperial Society for the
encouragement of art, 20.11.1908–12.1.1909, Nr. 425.
Literatur:
- Cornelis Hofstede de Groot, in: Monatshefte für Kunstwissen-
schaft 3, 1910, S. 118.
- Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches
Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen
Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. VII, 1918, S. 489–490, Nr. 527
(als vielleicht von Avercamp, datiert 1669 aber 30 bis 40 Jahre
früher entstanden).
- Willem Rudolf Juynboll, in: Oudheikundig Jaarboek 2, 1934, S.
149 (als Barent Avercamp).
Dieses stimmungsvolle Gemälde mit Eisvergnügen wurde
ursprünglich als Oval angelegt (32 × 43 cm) und später zu einem
Rechteck ergänzt und mit dem Monogramm von Aert van der
Neer (1603–1677) versehen. Hofstede de Groot zweifelte bereits
in den 1910er-Jahren die Zuschreibung an Aert van der Neer an
und wies das Gemälde Barent Avercamp zu ebenso wie Willem
Rudolf Juynboll. Die Figuren und das Detailreichtum in den Kostü-
men sind charakteristisch für Barent Avercamp, wie ein Vergleich
mit der Winterlandschaft im Rijksmuseum, Amsterdam (Inv.-Nr.
A3286) zeigt.
Das Gemälde befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in rus-
sisch-aristokratischem Besitz, unter anderem in der Sammlung
des Grossfürsten Kyrill Wladimirowitsch Romanov (Abb. 1), einem
Enkel von Zar Alexander II.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
Abb. 1 S.K.H. Grossfürst Kyrill Wladimirowitsch
Romanov (1876–1938)
| 59
Gemälde Alter Meister
| 60
3038*
GILLIS NEYTS
(Ghent 1618–1686 Antwerpen)
Bewaldete Landschaft mit Schlossruine.
Öl auf Holz.
29,3 × 44,7 cm.
Provenienz:
Europäische Sammlung.
Stilistisch lässt sich diese Landschaft mit einer Schlossruine mit
anderen Werken von Gillis Neyts vergleichen, wie beispielsweise
der signierten Landschaft in einer Privatsammlung (siehe Pierre
Gustot: Gillis Neyts-Un Paysagiste Brabançon en vallée au XVIIe
siècle, Namur 2008, S. 87, P44).
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
| 61
3039*
JAN JANSZ. TRECK
(um 1605 Amsterdam 1652)
Stillleben mit einer silbernen Tasse und Krabbe.
Öl auf Holz.
28 × 33,7 cm.
Provenienz:
- Auktion Moos, Genf, 9.6.1934, Los 27.
- Kunsthandel Walter Paech, Amsterdam, vor 1940.
- Kunsthandel Nordest Gallery, Boston MA, 1980.
- Auktion Sotheby‘s, New York, 18.5.2006, Los 112.
- Auktion Hampel, München, 9.12.2011, Los 283.
- Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, 2012.
- Europäische Sammlung.
Literatur:
Nico Vroom: A modest message as intimated by the painters of
the ‚Monochrome Banketje‘, Schiedam 1980, Nr. 493 (als Jan Olis).
Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung
des Originals, wofür wir ihm danken. Er betont die stilistische
Ähnlichkeit mit einem Gemälde (RKD Nr. 27607), das Jan Jansz.
Treck zusammen mit Jan Jansz. den Uyl (1595–1639) malte und
schliesst eine Zusammenarbeit beider Künstler im hier angebote-
nen Gemälde nicht aus.
CHF 22 000 / 28 000
(€ 20 370 / 25 930)
Gemälde Alter Meister
| 62
3040*
CORNELIS DUSART
(1660 Haarlem 1704)
Pfeife rauchender Mann vor einem Wirtshaus. 1684.
Öl auf Leinwand.
Unten mittig signiert und datiert: Cor. Dusart 1684 und oben
rechts beschriftet: T NIUWE TROFFLE TYE.
49 × 40,8 cm.
Provenienz:
- Sammlung Cabinet of Baron Liedts, Brüssel.
- Auktion G. Berré de Haen, Antwerpen, 1833.
- Sammlung Charles Piérard, Valenciennes.
- Auktion Hôtel Drouot, Paris, 20.3.1860, Los 19.
- Sammlung J. B. Foucart (1823–1898), Valenciennes (verso mit
rotem Wachssiegel).
- Auktion Gostieau, Valenciennes, 12.10.1898, Los 41 (verso mit
Etikett).
- Privatsammlung Frankreich.
- Auktion Drouot-Richelieu, Paris, 6.6.2014, Los 9.
- Europäische Privatsammlung.
Mit dem Motiv einer Wirtshausszene mit fröhlicher Gesellschaft
greift das hier angebotene Gemälde von Cornelis Dusart eine
seiner beliebtesten Kompositionen auf und zeigt die Ausei-
nandersetzung mit seinem Lehrmeister Adriaen van Ostade
(1610–1685).
Geboren 1660 in Haarlem als Sohn eines Organisten, lernte Cor-
nelis Dusart bei Adriaen van Ostade, dessen Kompositionen sich
in seinen frühen Gemälden widerspiegeln. Am 10. Januar 1680
trat er der Haarlemer Lukasgilde bei. Der Tod des Lehrmeisters
im Jahr 1685 brachte für Dusart eine massgebende Wendung
mit sich. Neben der Übernahme seines Ateliers ging auch das
Œuvre Adriaen van Ostades sowie jenes seines Bruders Isaac
(1621–1649) in seinen Besitz über. Während er sich bei dem Motiv
am Repertoire der Ostades bediente, entwickelte Dusart einen
persönlicheren und eleganteren Malstil. Begleitend dazu erwiesen
sich auch die Ölgemälde von Jan Steen (1626–1679) als Inspira-
tion, insbesondere im Hinblick auf die Mimik und Gestik sowie die
Bekleidung seiner Figurendarstellungen. Nach seinem Tod 1704
wurde Dusarts Sammlung am 31. Juli 1708 in Den Haag verstei-
gert, die nicht nur den Nachlass der Brüder Ostade, sondern
auch andere niederländische und italienische Künstler, darunter
Cornelis Bega (1620–1664), Gerrit Berckheyde (1638–1698) und
Adriaen van de Velde (1636–1672), beinhaltete.
Mit dem wiederkehrenden Motiv von trinkenden, musizierenden
und rauchenden Bauern im Œuvre Dusarts, versuchte er seinem
Publikum weniger eine moralische Lektion zu erteilen, als vielmehr
eine satirische Note zu vermitteln. Entsprechend waren seine
Gemälde als eine Art Komödie zu verstehen, die der Unterhaltung
beitrugen.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
| 63
Gemälde Alter Meister
| 64
3041
PIETER SYMONSZ. POTTER
(Enkhuizen 1597–1652 Amsterdam)
Soldaten, ein Offizier und eine junge Frau in einem Wachlokal.
1632.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: P. Potter. f. 1632.
32 × 42,5 cm.
Provenienz:
- Auktion Christie‘s, London, 19.12.1938, Los 92.
- Schweizer Privatbesitz, seit den 1950er-Jahren.
- Durch Erbfolge an heute Besitzer, Privatsammlung Schweiz.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Pieter Symonsz. Potter registriert.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)
| 65
3042
JAN VAN GOYEN
(Leiden 1596–1656 Den Haag)
Reiter und Fischersleute in einer weiten Dünenlandschaft mit
einer Kirche im Hintergrund. 1640.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert und datiert: VGOYEN 1640.
42,2 × 66,2 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, seit mehreren Generationen.
Literatur:
Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvrever-
zeichnis, Bd. III, Doornspijk 1987, S. 253, Kat.-Nr. 932 (mit Abb.).
Charakteristisch für die 1640er-Jahre im Œuvre Jan van Goyens
sind die panoramahaften Landschaften in grossem Breitformat,
bei denen er die Horizontlinie auf das untere Drittel herabsetzt
und die Szene mit einer belebten Szenerie im Vordergrund und
einer topographischen Ansicht im Hintergrund strukturiert. Dies
zeigt sich in eindrücklicher Weise bei dieser 1640 datierten hol-
ländischen Dünenlandschaft, an der sich zahlreiche Fischer und
Händler tummeln. Viele Gemeinden entlang der holländischen
Nordseeküste hatten aufgrund ihres langen flachen Ufers keinen
Hafen. Der Fischfang wurde auf hoher See in kleinere Segel-
schiffe, sogenannte Bomschuit, umgeladen, welche die Fracht
bis ans Ufer bringen konnten, wie in unserem Gemälde links im
Hintergrund zu sehen ist. Zur Rechten ist die Ruine einer Kirche zu
sehen, die wohl im Achtzigjährigen Krieg zerstört wurde, wie viele
in dieser Zeit.
Dieses charakteristische Gemälde Jan van Goyens verkörpert
auf eindrückliche Weise die Fähigkeit des Künstlers, wunderbar
stimmungsvolle Effekte zu kreieren und zeigt die Vollendung der
Entwicklung seines eigenen Stils, nachdem sich Jan van Goyen
in den 1630er-Jahre vom Einfluss seines Lehrers Esaias van de
Velde (1587–1630) gelöst hatte.
Jan van Goyen, der 1632 mit seiner Frau und seinen Töchtern
von seiner Geburtsstadt Leiden nach Den Haag gezogen war,
stellte mehrere vergleichbare Szenen dar, so beispielsweise den
Strand von Egmond aan Zee in einem 1634 datierten Gemälde im
Indianapolis Museum of Art (Inv.-Nr. 1983.67) und in zwei weiteren
Kompositionen, bei denen er auf das Motiv der Kirchenruine und
eines von zahlreichen Figuren belebten Strandufers zurückgriff
(siehe Beck 1973, Kat.-Nr. 933 und 935, S. 418).
Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3024.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 55 560 / 74 070)
Gemälde Alter Meister
| 66
3043
MATTHIJS SCHOEVAERDTS
(Brüssel um 1665–nach 1702)
Belebte Hafenszene mit Fischmarkt.
Öl auf Leinwand.
Unten links schwer leserlich signiert: M. SCHOEVAERDTS. F.
41,3 × 60,3 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Matthijs Schoevaerdts archiviert.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
| 67
3044
JORIS VAN DER HAAGEN
(um 1615 Den Haag 1669)
Italianisierende Waldlandschaft mit Jägern.
Öl auf Leinwand.
132,5 × 150,5 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.
Dieses Gemälde zeichnet sich durch eine für Joris van der Haagen
typische Komposition aus. Die detaillierte Ausführung des Blatt-
werks, der Baumstämme und des Waldbodens im Vordergrund
legen Zeugnis ab von der gekonnten Pinselführung des Künst-
lers. Eine vergleichbare Darstellung mit Wasserfall findet sich im
Statens Museum for Kunst in Kopenhagen (Öl auf Leinwand, 178
× 210 cm).
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Joris van der Haagen archiviert.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
Gemälde Alter Meister
| 68
3045*
BERGAMO SCHULE, UM 1560
Porträt eines Herren mit einem weissen Kragen.
Öl auf Leinwand.
42,8 × 34,3 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 700 / 5 560)
| 69
3046*
PIETER CORNELISZ. VERBEECK
(um 1610 Haarlem um 1654)
Orientalischer Reiter in einer Grotte mit Schimmel. 1642.
Öl auf Holz. Unten links monogrammiert und datiert: P. VB. f. 1642.
38,5 × 30,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung Familie Moltke, Dänemark.
- Auktion Winkel  Magnussen, 1.–2.6.1931, Los 136 (verso mit
Etikett).
- Sammlung Eric Cervin, Haneberg Manor, Schweden (verso mit
Etikett).
- Sammlung Anna Trellens (verso mit Etikett).
- Privatsammlung, Schweden.
- Auktion Stockholms Auktionsverk, Stockholm, 5.6.2013, Los
1942.
- Kunsthandel Daxer  Marschall, München.
- Europäische Sammlung.
Pieter Cornelis Verbeeck trat 1635 der Malergilde in Alkmaar bei
und heiratete Agnes Groenvelt im selben Jahr. 1638 siedelten sie
nach Utrecht um, wo allerdings seine Frau nur vier Jahre später
verstarb und woraufhin Verbeeck nach Haarlem zurückkehrte.
1645 trat er in die Haarlemer Gilde ein und heiratete Elisabeth van
Beresteijn, die Schwester seines Freundes und Landschaftsmaler
Claes van Beeresteijn (1627–1684).
Der niederländische Biograf Arnold Houbracken (1660–1719) er-
wähnt, dass Verbeeck der Lehrer von Gillis Schagen (1616–1668)
war. Es ist unklar, ob Verbeeck Philips Wouwerman (1619–1668),
Haarlems prominentesten Maler von Landschaften und Pferden
seiner Zeit, kannte, aber es ist wahrscheinlich, dass sie vonei-
nander wussten und dass Wouwerman in gewisser Weise von
seinem älteren Malerkollegen beeinflusst wurde. Diese Annahme
bestätigt sich auch beim Betrachten dieses Gemäldes, das einen
äusserst realistischen und versiert gemalten Schimmel zeigt, der
mit diversen Farberhöhungen äusserst lebendig wiedergegeben
ist. Der pastose Farbauftrag findet sich auch in der Gesteins-
formation der Grotte, der Vegetation und der Gewandung des
Reiters und wird durch gezielte Lichtführung verstärkt akzentuiert.
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Pieter Cornelisz. Verbeeck archiviert.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
Gemälde Alter Meister
| 70
3047*
ARY DE VOIS
(Utrecht um 1632–1680 Leiden)
Porträt eines Edelmannes im orangefarbenen seidenen „japonse
rok“.
Öl auf Holz.
Mittig auf dem Blatt signiert: ADVois f.
36,5 × 30 cm.
Provenienz:
- Auktion Stockholms Auktionsverket, Stockholm, 29.5.2008, Los
2454.
- Privatsammlung.
- Auktion Hampel, München, 23.3.2012, Los 187.
- Europäische Sammlung.
1641 erlaubte das Shogunat den Niederlanden als einziges
europäisches Land, mit Japan Handel zu betreiben. Der hier dar-
gestellte sogenannte „Japonse rok“ war ein in Japan speziell für
niederländische Händler hergestelltes Kleidungsstück, welches
häufig von hochrangigen Persönlichkeiten der Niederländischen
Ostindien-Kompanie erworben wurde.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 560 / 7 410)
| 71
3048
ALBRECHT KAUW
(Strassburg 1616–1681 Bern)
Seeschlacht wohl bei Fehmarn. 1670.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert: A. Kauw fe 1670.
82 × 105 cm.
Provenienz:
- Schweizer Privatbesitz, seit über 70 Jahren.
- Durch Erbschaft an heutige Besitzer.
Dr. Georges Herzog, dem wir für die Hilfe bei der Katalogisierung
dieses Gemäldes danken und dessen Eintrag wir nachfolgend
zitieren, bestätigt die Autorschaft Albrecht Kauws nach Besich-
tigung des Originals. Bei der dargestellten Seeschlacht dürfte
es sich um diejenige bei Fehmarn handeln, bei der während des
Dreissigjährigen Krieges am 13. Oktober 1644 die Schweden in
Verbrüderung mit den Niederländern die dänische Flotte besieg-
ten und somit die bislang anhaltende Vorherrschaft der Dänen in
der Ostsee beendeten.
„Der ursprünglich aus Strassburg stammende Albrecht Kauw, der
sich nach seiner Ankunft in Bern um 1640 in den ersten 25 Jahren
seiner Berner Tätigkeit vor allem als Kopist und somit Bewah-
rer des Manuelschen Totentanzes, als begabter Vedutist in Öl,
Aquarell und Gouache sowie als hochorigineller Stilllebenmaler
einen Namen gemacht hatte, beantragte 1666 für sich und einen
seiner Söhne bei der Berner Obrigkeit ein Privileg zum Verkauf von
„Kupferstuck und Gmähl“, also von Druckgrafik und Gemälden.
Beim erwähnten Sohn handelte es sich höchstwahrscheinlich um
seinen damals zwanzigjährigen Malersohn Gabriel, der eben von
seiner Wanderschaft, die ihn in süddeutsche Kunstzentren wie
Strassburg, Frankfurt und Nürnberg geführt hatte, nach Bern zu-
rückgekommen war, nachdem er sich zuvor auf dem Kunstmarkt
dieser Städte reichlich mit internationaler Grafik eingedeckt hatte.
Von diesem Zeitpunkt an eröffnete sich Vater Albrecht Kauw eine
neue Welt. Das Komponieren von Bildern aus Elementen mehr
oder weniger aktueller Stichvorlagen aus dem internationalen An-
gebot bestimmte in der Folge einen wichtigen Teil der raumdeko-
rativen Arbeiten Kauws in seinem letzten Schaffensjahrzehnt. Mit
den Grossaufträgen für die bildkünstlerischen Ausstattungen der
Schlösser Utzigen und Oberdiessbach konnte Kauw nun diese für
ihn offensichtlich neuen und scheinbar nahezu unerschöpflichen
Quellen für sich nutzen (siehe hierzu Georges Herzog: Albrecht
Kauw (1616–1681). Der Berner Maler aus Strassburg, Bern 1999,
S. 310 ff., Nr 175–177 und S. 330, Nr. 190/91).
Die hier angebotene Seeschlacht zwischen holländischen und
dänischen Galeonen steht in der Tradition der holländischen
Marinemalerei, wie sie durch grafische Arbeiten von Stechern wie
Reinier Nooms, genannt Zeeman (um 1623–1664) in ganz Europa
verbreitet wurde. Sie ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Alb-
recht Kauw es verstand, für die Ausstattungen der Landsitze und
Schlösser seiner zumeist patrizischen Auftraggeber, die häufig
durch fremde Dienste zu Ansehen, Geld und auf den Geschmack
für solche militärisch geprägten Darstellungen gekommen waren,
diese gefragten Themen als leuchtende, farbenfrohe Suprapor-
ten und Cheminéebilder zu inszenieren. Einmal mehr kommt hier
auch zum Ausdruck mit welcher anekdotischen Fertigkeit es Kauw
gelang, mit ein paar Strichen und Tupfer, die Stimmung der kleinfi-
gurigen Personenstaffage einzufangen.“
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 110 / 16 670)
Gemälde Alter Meister
| 72
3049*
PIETER DE BLOOT
(1601 Rotterdam 1658)
Fährenübergang an einem Fluss.
Öl auf Holz.
46,3 × 83,5 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel X. Scheidwimmer, München, 1994.
- Süddeutsche Privatsammlung.
- Auktion Hargesheimer Kunstauktionen, Düsseldorf, 15.3.2018,
Los 2119.
- Europäische Sammlung.
Das hier angebotene Gemälde lässt sich stilistisch wie auch
kompositorisch mit der „Fähre am Fluss“ von Pieter de Bloot ver-
gleichen, ehemals aus der Sammlung Jacob Fischer, Mainz (siehe
Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen, Augsburg 1991, S.
48, Kat.-Nr. 72).
Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk
von Pieter de Bloot archiviert.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)
3050
MAARTEN VAN HEEMSKERCK
(NACHFOLGER DES 17. JAHRHUNDERTS)
(Heemskerck 1498–1574 Haarlem)
Gegenstücke: Allegorie des Neids (Invidia) und Allegorie der
Armut (Inopia).
Öl auf Leinwand.
Je 60 × 72 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz, seit den 1970er-Jahren.
Jedes Jahr fand am 1. Juli in Antwerpen anlässlich der Be-
schneidung Christi eine Prozession statt. Im Jahre 1561 war das
Thema der Kreislauf des menschlichen Daseins. Maarten van
Heemskerck fertigte hierzu einen Stichzyklus mit den sieben
Wagen des Umzugs an, mit dem Jüngsten Gericht als Schlussbild.
Die hier angebotenen Gemälde gehen auf zwei Kupferstiche aus
dieser Serie zurück.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
| 73
Gemälde Alter Meister
| 74
3051*
JAN WYNANTS
(Haarlem um 1630–1684 Amsterdam)
Bewaldete Landschaft mit Hirte. 1661.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: J wynants 1661.
30,1 × 37,1 cm.
Provenienz:
Europäische Sammlung.
Das hier angebotene Gemälde ist ein qualitätsvolles Werk Jan
Wynants und entstand 1661 in Amsterdam, etwa ein Jahr nach
der Übersiedelung des Malers von Haarlem. Die Verbindung eines
markanten Waldstücks mit Disteln im Vordergrund und Figuren
in einer Landschaft im Mittelgrund ist ein charakteristisches
Merkmal für das Spätwerk Wynants und findet sich beispielswei-
se in der 1669 entstandenen „Bewaldete Landschaft mit einem
Baumstamm, Disteln und Figuren auf einem Weg“, das sich im
Staatlichen Museum in Schwerin befindet (Inv.-Nr. G 3950, siehe
Klaus Eisele: Jan Wijnants (1631/32-1684). Ein Niederländischer
Maler der Ideallandschaft im Goldenen Jahrhundert, Stuttgart
2000, Kat.-Nr. 115).
Der Landschaftsmaler Jan Wynants ist vor allem für seine
italienisch anmutenden Landschaften und Gemälde mit topog-
rafischen Motiven bekannt. Er wurde in Haarlem als Sohn eines
katholischen Kunsthändlers geboren. Nach dem Tod seiner
Mutter heiratete sein Vater Maria Jans van Stralen, die Witwe von
Jasper Jaspersz van Heemskerck und Mutter des Malers Egbert
Jaspersz van Heemskerck (1634–1704), wodurch Wynants und
Van Heemskerck Stiefbrüder wurden. Wynants war bis 1660 in
Haarlem tätig, und siedelte dann nach Amsterdam über. Er war
der Lehrer von Willem Schellinks (1623–1678) und Nicolaes de
Vree (1645–1702).
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
| 75
3052*
JOHANNES HANNOT
(1633 Leiden 1684)
Stillleben mit Zitrusfrüchten, Austern und Hummer.
Öl auf Leinwand.
Rechts auf der Steinplinthe schwer leserlich monogrammiert: J. (H).
86 × 71 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Niederlande bis 2003.
- Kunsthandel Peter de Boer, Amsterdam (verso mit Etikett).
- Europäischer Privatbesitz.
Johannes Hannot spezialisierte sich auf Stillleben, vorwiegend mit Früchten, und arbeitete zeit seines Le-
bens in Leiden. Er war auch als Weinhändler tätig. Seine Stillleben erinnern stark an Jan Davidsz. de Heem
(1606–1683). Sein erstes datiertes Stillleben stammt von 1654.
Das hier angebotene Stillleben ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Johannes Hannot
archiviert.
CHF 30 000 / 40 000
(€ 27 780 / 37 040)
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Koller Gemälde Alter Meister Sep 2021

  • 1. Auktion: 1. Oktober 2021 Auktion: 1. Oktober 2021 GEMÄLDE ALTER MEISTER GEMÄLDE ALTER MEISTER
  • 2.
  • 3.
  • 4. AUKTION IBID 122 Bieten ab 21.09 bis 5./6.10.2021 Vorbesichtigung: Fr. 24. bis Di. 28. September, 10–18 Uhr Gemälde,ZeichnungenGrafikAlterMeisterdes19.Jhs. BücherAutographen,Schmuck,Möbel,Uhren,Varia,Porzellan IBID ALTEGRAFIKZEICHNUNGEN Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021 IBID BÜCHER AUTOGRAPHEN Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021 IBIDMÖBELUHREN Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021 IBIDVARIASKULPTUREN Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021 IBID PORZELLAN Bieten ab 21.09 bis 5.10.2021 IBID SCHMUCK Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021 IBID GEMÄLDE ALTER MEISTER DES 19. JHS. Bieten ab 21.09 bis 6.10.2021 AUKTIONSPROGRAMM AUKTIONEN SEPTEMBER 2021 (A198 IBID 122)
  • 5. TEPPICHE Donnerstag,30.September2021,9.30 Uhr Lot 1501 – 1583 SAMMLUNG VON ELFENBEINOBJEKTEN Donnerstag,30.September2021,11.00 Uhr Lot 1301 – 1368 MÖBEL, PENDULEN, SKULPTUREN, SILBER, PORZELLAN Donnerstag,30.September2021,13.00 Uhr Lot 1001 – 1248 ANTIKE WAFFEN Donnerstag,30.September2021,17.00 Uhr Lot 1401 – 1498 Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66  office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch Auktion: 30. September 2021 DECORATIVE ARTS MÖBEL, UHREN, SILBER, PORZELLAN, TEPPICHE ANTIKE WAFFEN, SAMMLUNG VON ELFENBEINOBJEKTEN DECORATIVE ARTS A198 SEPTEMBER 2021 BÜCHER AUTOGRAPHEN Mittwoch, 29. September 2021, 14.00 Uhr Lot 101 – 363 501 – 527 SEPTEMBER 2021 Auktion: 29. September 2021 BÜCHER, BUCHMALEREI AUTOGRAPHEN BÜCHER, BUCHMALEREI AUTOGRAPHEN A198 ALTE GRAFIK Freitag, 1. Oktober 2021, 10.30 Uhr Lot 3601 – 3636 ZEICHNUNGEN Freitag, 1. Oktober 2021, 11.00 Uhr Lot 3401 – 3488 GEMÄLDE ALTER MEISTER Freitag, 1. Oktober 2021, 14.00 Uhr Lot 3001 – 3072 GEMÄLDE DES 19. JH. Freitag, 1. Oktober 2021, 16.00 Uhr Lot 3201 – 3253 Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66  office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch A198 OKTOBER 2021 GEMÄLDE ALTER MEISTER UND DES 19. JH., ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK Auktion: 1. Oktober 2021 GEMÄLDE ALTER MEISTER DES 19. JH. ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz VORBESICHTIGUNG Fr. 24. bis Di. 28. September, 10–18 Uhr
  • 6. Koller Auktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mind. € 1000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbestand des Registers individuell abgeglichen. EURO-Schätzungen Die Schätzungen in Euro wurden zum Kurs von 1.08 umgerechnet und auf zwei Stellen gerundet, sie dienen nur zur Orientierung. Verbindlich sind die Angaben in Schweizer Franken. Gemälde Alter Meister   S. 1 Gemälde des 19. Jahrhunderts   S. 107 Zeichnungen des 15. – 20. Jahrhunderts   S. 169 Alte Graphik   S. 201 Künstlerregister   S. 216 Adressen    S. 218 Auktionsbedingungen    S. 224 Auction Conditions   S. 226 Auktions-Auftrag   S. 228 AUKTIONEN Hardturmstrasse 102 8031 Zürich, Schweiz
  • 7. Gemälde Alter Meister Lot 3001 – 3072 AUKTION Freitag, 1. Oktober 2021, 14.00 Uhr VORBESICHTIGUNG Freitag 24. bis Dienstag 28. September 2021, 10–18 Uhr English descriptions and additional photos: www.kollerauctions.com Stéphanie Egli Tel. +41 44 445 63 32 egli@kollerauktionen.ch Karoline Weser Head of Department Tel. +41 44 445 63 35 weser@kollerauktionen.ch Laura Järmann Tel. +41 44 445 63 31 jaermann@kollerauktionen.ch Hannah Wepler Tel. +41 44 445 63 62 wepler@kollerauktionen.ch
  • 8. Gemälde Alter Meister | 2 3001* PERE LEMBRI (tätig in Morella und Tortosa um 1399–1421) Apostel Matthäus. Um 1410. Öl auf Holz. Auf Schriftrolle bezeichnet: Sanctam ecclesiam cato- licam santorum comunionem. 111,7 × 48 cm. Provenienz: - Dr. E. Tüscher, Nr. 43 (verso mit Etikett). - Privatsammlung Salzburg. - Europäischer Privatbesitz. Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr. Gaudenz Freuler, August 2021. Vorliegende auf Goldgrund gemalte Tafel zeigt einen in einen roten Mantel gekleideten heiligen Apostel mittleren Alters. Er erscheint auf einer Blumenwiese, die im Hintergrund von einem dunkeln Wald hinterfangen wird. In seiner Hand hält er als Zeichen seines Martyriums ein Messer, während er mit seiner rechten Hand eine Schriftrolle hält, die das neunte Glaubensbekenntnis ([Credo in] sanctam ecclesiam catolicam santorum comunio- nem) enthält. Ohne Kenntnis des zyklischen Zusammenhangs dieser bislang unveröffentlicht gebliebenen Tafel müsste uns die Identität des Apostels verschlossen bleiben. Es handelt sich um den Apostel Matthäus, der zuweilen, wie hier, nicht mit seinem Evangelisten Symbol, dem Engel, sondern mit einem Dolch oder Messer dargestellt wird. Dies begründet sich damit, dass Matthä- us mitunter mit Legenden in Zusammenhang gebracht wurde, laut denen er – im Gegensatz zu jenen, die ihm einen natürlichen Tod zuschreiben – erdolcht worden sei. Die grosse, nach den ele- ganten ästhetischen Prinzipien der internationalen Gotik gemalte, sich durch beschwingt fliessende Draperien und ein markantes, etwas kantiges, leicht mürrischen Antlitz auszeichnende Apos- telfigur des Matthäus kann schlüssig der Hand des spanischen Malers Pere Lembrí zugewiesen werden. Ursprünglich wurde sein Œuvre unter dem Notnamen des Meisters von Albocàsser ge- führt, dem Chandler Rathfon Post eine Werkgruppe zugewiesen hatte (siehe Chandler Rathfon Post: A History of Spanish Painting, Bd. III: The Italo-Gothic and International Style, Cambridge, Mass. 1930, S. 112 ff.). A. José i Pitarch gelang es 1987 und 2004 überzeugend den Künstler Pere Lembri zu identifizieren (zitiert in: Josep Guidiol und Santiago Alcolea i Blanch: Pintura Gotica Cat- lana, Barcelona 1987, S. 109–111 und Ausst.-Kat. Una memoria concreta, Pere Lembrí: Pintor de Morella y Tortosa (1399–1421), hrsg. von Antoni José I Pitarch, Morella 2004, S. 20 ff.) Über Lembrís frühe Karriere ist wenig bekannt, obwohl traditionell angenommen wird, dass er in der Werkstatt von Lluís Borrassà (um 1360–um 1426), einem führenden katalanischen Maler des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts, ausgebildet wurde. Ab 1399 ist Lembrí durchwegs in der Region Maestrazgo dokumen- tiert, hauptsächlich in den Städten Morella und Tortosa, wo er als höchst produktiver und hoch bezahlter Maler großformatiger Retabel in Erscheinung trat (siehe Nicholas Herman, in: Late Me- dieval Panel Paintings, hrsg. von Susie Nash, Bd. II, London 2015, S. 15–16). Allerdings ist keiner seiner zahlreichen durch Archiv- dokumente überlieferten Grossaufträge sicher identifizierbar. Der jüngsten Ausstellung zu unserem Maler (siehe Pitarch, 2004) gelang es, einen Grossteil seines Œuvres auf aufgebrochene Altarwerke gigantischer Dimensionen zu verteilen. Zu einem dieser riesigen hypothetisch, gleich wie arbiträr re- konstruierten Altarwerke (siehe Pitarch, 2004, S.187 ff.), nämlich zum grossen Altar des Credos, gehörte zweifellos auch das hier in Rede stehende Tafelbild mit dem Apostel Matthäus, dessen Schriftrolle sich auf das 9. Glaubensbekenntnis bezieht. Er fügt sich zyklisch, stilistisch, und was das Rahmenwerk und seine Dimensionen betrifft, nahtlos ein in die übrigen bisher bekannten Apostel Darstellungen, welche mit ihren Schriftrollen ebenfalls auf die Artikel des Credos hinweisen. Diese vermutlich über die zwei untersten Geschosse des höchst- wahrscheinlich fünfgeschossigen Altarwerks verteilten Apostel dürften jeweils nach den ihnen zugeordneten Artikel des Credos angeordnet gewesen sein, genauso wie die in der oberen Hälfte figurierenden Bilder der zwölf Glaubensbekenntnisse. Der Altar setzte offenbar ausführlich Raimondo Martìs textliche Vorlage seiner im katalanischen Gebiet verfassten und dort besonders beliebten Schrift des Apostel-Credos, der Explanatio simboli apostolorum ad institutionem fidelium (1256–57) ins Bild (siehe Joseph M. March: “En Ramón Martí et la seva Explanatio simboli apostolorum”, in: Anuari de l’Institut d’Estudis Catalans 1908, S. 442–496). Mit der Wiederentdeckung unseres Apostels steht die Identifikation von nunmehr fünf weiteren Tafeln mit den restli- chen Aposteln aus. Nach Martìs Text müsste unser Apostel in der Apostelreihe an 9. Stelle figuriert haben. Dort verbindet Marti diesen mit Matthäus, sodass die Identität unserer Apostelfigur als Matthäus schlüssig gesichert ist. Dabei kann zyklisch wohl von 12 Aposteldarstellungen aber nicht von ebenso vielen Szenen für die zwölf Glaubensbekenntnisse ausgegangen werden. Diese Erkenntnisse müssten dereinst bei einem neuerlichen Versuch, dieses gigantische Altarwerk zu rekonstruieren, in die Überlegun- gen einfliessen. Die neu entdeckte, hier erstmals präsentierte Tafel mit dem Apostel Matthäus ist ein weiterer Schritt hin zu der Rekonstruktion eines der bedeutendsten Altarwerke Pere Lembrís und eines der Meisterwerke der spanischen Malerei der internationalen Gotik. CHF 30 000 / 50 000 (€ 27 780 / 46 300)
  • 9. | 3
  • 10. Gemälde Alter Meister | 4 3002* GIOVANNI DI SER GIOVANNI GENANNT LO SCHEGGIA (San Giovanni Valdarno 1406–1486 Florenz) Madonna mit Kind. 1430–35. Tempera auf Holz. 48,5 × 36,5 cm. Gutachten: Angelo Tartuferi. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Das auf Goldgrund gemalte Andachtsbild in originalem Rahmen zeigt die Muttergottes und ihr Kind. Ihr Blick ist sanft auf ihr Kind gerichtet, das kindlich verspielt an seinem Daumen lutscht. Das hier erstmals gezeigte Tafelbild entstammt zweifellos der Kunst der florentinischen Frührenaissance und ist in der Bildwelt Masaccios (1401–1428) verankert. Dies überrascht kaum, denn der Autor dieser Tafel kann ohne Zweifel Masaccios um fünf Jahre jüngeren Bruder Giovanni di Ser Giovanni „detto Scheggia“ zugewiesen werden. Bevor er vermutlich mit der Werkstatt seines Bruders in Kontakt kam, dürfte „Scheggia“ im 2. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der damals florierenden Werkstatt von Bicci di Lorenzo (1373–1452) ausgebildet worden sein. Noch 1421 ist er bei Bicci di Lorenzo erwähnt, doch 1426 reiste er nach Pisa, um im Auftrag seines Bruders Masaccio von Giuliano di Colino degli Scar- si einen Vorschuss zu empfangen, den dieser für ein bei Masaccio in Auftrag gegebenes Altarwerk für Santa Maria del Carmine in Florenz ausstehend hatte. Offenbar ist er zu diesem Zeitpunkt in die Werkstatt seines Bruders eingetreten. Masaccios Bildwelt ist sowohl in seinem Früh- als auch Spätwerk omnipräsent. Dies gilt für einzelne Bildmotive, die aus dem brüderlichen Bildrepertoire einflossen, gleich wie das in seinen Bildern erkennbare rationale Verhältnis zu perspektivisch durchdacht konstruierten Szenarien. Im Verlaufe der 1430er-Jahre ist im Œuvre unseres Malers eine Wende zu beobachten, die versuchte, die verfeinerte Lichtma- lerei, wie sie von Fra Angelico (um 1395–1455) und Domenico Veneziano (um 1410–1461) vorgetragen wurde, umzusetzen. Vorliegendes Andachtsbild, das sich gegenüber den frühen Tafeln durch eine etwas verfeinerte und lichterfüllte Modellierung aus- zeichnet, erscheint uns so als Übergangswerk vom Frühwerk in die spätere Phase um 1440 und dürfte wohl zwischen 1430 und 1435 entstanden sein, womit wir das Werk etwas später ansetzen als Angelo Tartuferi, der in einer undatierten Expertise eine etwas frü- here Datierung zwischen 1425 und 1430 postulierte. Giovanni di Ser Giovanni, der später zum beliebten Cassone Maler avanciert, musste in Florenz als renommierter Künstler bis in die obersten sozialen Kreise vorgestossen sein, malte er doch 1449 für Piero di Cosimo de’ Medici (1416–1469) zur Geburt seines ältesten Sohns Lorenzo il Magnifico (1449–1492) einen Geburtsteller, der sich im Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses. CHF 30 000 / 50 000 (€ 27 780 / 46 300)
  • 11. | 5
  • 12. Gemälde Alter Meister | 6 3003 ANTONIO MARINONI (tätig um 1470 Val Seriana 1542) Gegenstücke: Heiliger Hieronymus und Heilige Apollina. Um 1525–30. Öl auf Holz. Je 124,5 × 44 cm. Provenienz: - Auktion Fischer, Luzern, 1943 (als B. Vivarini). - Schweizer Privatbesitz. Literatur: Chiara Paratico: La bottega Marinoni, XV-XVI secolo, Albino 2008, S. 101. Der heilige Hieronymus, einer der Kirchenväter, trägt hier den roten Mantel des Kardinalats und hält in seinen Händen das Modell einer Kirche. Die weibliche Figur hingegen stellt die heilige Apollina dar, die durch die Palme des Martyriums und der Jungfräulichkeit, das Gebetbuch und die große Zange gekennzeichnet ist, mit der ihr der Legende nach die Henker die Zähne gezogen haben (siehe G. Kaftal: Iconography of the Saints in the Painting of North West Italy, Florenz 1985, coll. 94–97). Die beiden Heiligen, von denen der eine nach rechts und der andere nach links blickt, müssen den oberen Teil eines wohl zwei- stöckigen Altarwerks gebildet haben, wobei sich in der Mitte ein geschnitztes oder gemaltes Element befand. Die monumentale Struktur solcher Altarwerke war im Nordwesten Italiens zwischen dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sehr beliebt: das grosse Polyptychon, das Vincenzo Foppa um 1490–1500 für die Kirche Santa Maria delle Grazie in Bergamo malte und das heute in der Pinacoteca di Brera in Mailand aufbewahrt wird, war das Vorbild für diese reiche regio- nale Produktion. Unsere Tafeln lassen sich dabei stilistisch mit dem Altarwerk der Heiligen Petruskirche in Desenzano al Serio (Bergamo) verglei- chen, das im frühen 16. Jahrhundert in der Werkstatt Marinonis entstanden ist (siehe C. Paratico: La bottega Marinoni, XV-XVI secolo, Albino 2008, S. 154–161). Sechs weitere Tafeln könnten zu demselben Altarwerk gehört haben: eine Heilige Katharina von Alexandrien und eine Heilige Magdalena, die sich in der Sakristei der Kirche S. Alessandro della Croce in Bergamo befinden; ein Heiliger Sebastian (123 × 53 cm) und ein Heiliger Franz von Assisi (123 × 53 cm), die von Christie‘s in New York am 31.6.1989 (Los 111) als Schule von Bartolomeo Vivarini verkauft wurden; schliesslich ein Heiliger Rochus (110 × 54 cm) und ein Heiliger Bernhard von Siena (110 × 54 cm), die sich in einer Privatsammlung in Bergamo befinden (siehe F. Rossi: Pittura anonima bergamasca del primo Cinquecento, in: I pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo. Il Cinquecento, Bd. III, Bergamo 1979, S. 49, Abb. S. 69; C. Paratico, ebd. S. 193–197). Sollte diese Hypothese zutreffen, wäre der grösste Teil eines von den Marino- nis um 1525–1530 gemalten Polyptychons rekonstruiert, das laut Ikonographie für eine franziskanische Kirche bestimmt war; seine Zerstückelung wäre kurz nach 1798 erfolgt, dem Jahr, in dem die klösterlichen Orden und kirchlichen Besitztümer in den Gebieten der Cisalpinen Republik aufgehoben wurden. Der aus Desenzano al Serio bei Albino (Bergamo) stammende Gi- ovanni Marinoni (urkundlich belegt ab 1455–gestorben vor 1508) war der eigentliche Gründer der Werkstatt, die er dann an seine beiden Söhne Bernardino (urkundlich belegt ab 1490–gestorben um 1530) und Antonio (um 1470–um 1542), der Maler unserer Tafel, weitergab. Dokumente belegen, dass letzterer in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine führende Rolle spielte, bevor er die Leitung an seine eigenen Söhne Ambrogio und Fran- cesco übergab. Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unter- stützung bei der Katalogisierung dieses Loses. CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 520 / 27 780)
  • 13. | 7
  • 14. Gemälde Alter Meister | 8 3004 MEISTER DER TEMPERE FRANCESCANE (tätig in Neapel um 1320–1360) Heiliger Jakobus. Um 1355–60. Tempera und Goldgrund auf Holz. 25,6 × 19 cm. Provenienz: - Europäische Privatsammlung. - Schweizer Privatsammlung. Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr. Gaudenz Freuler, Februar 2021. Das aus einem grösseren Zusammenhang stammende kleine Tafelbild zeigt in frontaler Ansicht die Figur des Apostels Jakobus des Älteren. In ein lila Kleid mit Goldbordüren gekleidet, über das ein in elegantem Faltenwurf fallender Mantel geschlungen ist, sucht der Heilige mit fixierendem Blick die Aufmerksamkeit des Betrachters. In seiner Linken hält er den Pilgerstab samt Tasche mit seinem traditionellen Emblem der Muschel, während er mit der anderen Hand die Bibel hält. Die Tafel lässt gemäss Prof. Gaudenz Freuler stilistische Eigenheiten erkennen, die sich aus einer früheren, aus Giotto (ca. 1265–1337) und später zusätzlich aus Simone Martini (1284–1344) entwickelten Kunst herleiten lassen und sich unverkennbar mit der neapolitanischen Malerei um 1350–60 verbinden. Die höchst elegante Darstellung des etwas verträumt wirkenden Apostels Jakobus d. Ä. lässt stringente Anklänge an das spätere Œuvre eines in Neapel tätigen Malers, des sogenannten „Meis- ters der Tempere Francescane“, erkennen. Dieser gehörte um 1340 zu den Protagonisten der damals für den Hof der Anjou tätigen Künstler und seine Dienste waren auch im süditalieni- schen Umland sehr gefragt. In der Folge wurde dieser Maler mit Pietro Orimina (tätig um 1330–ca. 1360), dem Vater des damals berühmtesten neapolitanischen Buchmalers des Anjou Hofs, Cristoforo Orimina (1335–ca. 1370), identifiziert. Gleich wie andere Zeitgenossen unseres Malers, wandte er sich nach einer anfänglich eher von Giotto beeinflussten Phase zunehmend der gotischen Eleganz von Simone Martinis Kunst zu, welche die Erscheinungsbilder mit einer höfischen Eleganz verfeinerte. Simone Martinis Werke kannte unser Maler aus erster Hand, denn der grosse sienesische Maler stand bereits im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts am Anjou Hof in Neapel in hohem Ansehen. Simones Kunst sollte in der Folge am Hof der Anjou in Neapel und dem alliierten päpstlichen Hof in Avignon stilbildend werden (siehe Vergleichsbeispiele Analyse Freuler, 02.2021, fig. 13), was nun auch augenscheinlich für das hier in Rede stehende Gemälde mit dem Jakobus d. Ä. zutrifft. Die elegante Heiligenfigur erscheint auf Goldgrund innerhalb ei- nes mit Sticheltechnik gemusterten Rahmenbandes, das Simone Martinis gegen 1340 gemalte punzierte Tafeln nachempfindet. Ähnlich gestaltete unser Maler auch für ein stilistisch verwand- tes in seiner dekorativen Pracht aber in etwas opulenterer Form vorgetragenes Madonnenbild, das anlässlich der Auktion in New York (Sotheby‘s, 31.1.2013, Los 16) Prof. Freuler dem Meister der Tempere Francescane zugewiesen hatte. Gleich wie bei der Madonna erkennen wir auch hier die für das Spätwerk unseres Malers typischen Verfeinerungen in der Körper- und Gesichtsbil- dung. Der Jakobus erscheint als schlanke gestreckte Gestalt, mit schmalen, etwas herabhängenden Schultern und dem typischen gelängten, mageren Gesicht, dessen Inkarnat mit feinsten tona- len Übergängen ausgearbeitet ist. Diese gelängten, elliptischen, sich durch eine hohe Stirnpartie auszeichnenden Gesichter, die auch in den Figuren seines berühmten, ca. 1345 gemalten Altar- werks von Ottana und im Freskofragment in Santa Lucia alle Malve in Matera ähnlich wiederkehren, lassen sich auf Typen herleiten, wie sie Simone Martini in seiner frühen Schaffensphase in der Unterkirche von San Francesco in Assisi und der imposanten Tafel des Ludwig von Toulouse in Neapel, also aus den Werken gegen 1315–1320, entwickelt hatte. Aus der Werkstatt des Buchmalers Cristoforo Orimina ist in seiner letzten Schaffensphase der frühen 1360er-Jahre ein Missale (Avignon, Bibliothèque Municipale, Ms 138) hervorgegangen, dessen illuminierte Illustrationen ein stilistisch eng verwandtes Figurenrepertoire erkennen lassen, was sich beispielsweise am Vergleich unseres Jakobus mit der Figur der Heiligen Agnes einer Initiale N des erwähnten liturgischen Buches nachprüfen lässt. Dieser Stilvergleich mit einer Buchillustration der Werkstatt des Cristoforo Orimina bestätigt die Zuweisung unserer Tafel ins Milieu der Orimina, gleich wie auch die Identifikationsthese des Meisters der Tempere Francescane mit Cristoforo Oriminas Vater, Pietro Orimina, so zusätzlich bekräftigt wird. Unser subtil gemal- tes Tafelbild von bemerkenswerter künstlerischer Qualität reiht sich in das Spätwerk des Meisters der Tempere Francescane (alias Pietro Orimina) ein. Es dürfte ca. 1355–60 entstanden sein und präsentiert sich als seltene und zugleich bedeutende Erweite- rung des Werkkatalogs dieses erfolgreichen, am königlichen Hof der Anjou sehr gefragten Malers. Zugleich gewährt es uns einen neuen Einblick in das noch wenig erforschte Spätwerk unseres Künstlers. CHF 28 000 / 35 000 (€ 25 930 / 32 410)
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  • 16. Gemälde Alter Meister | 10 3005* SPANISCHER MEISTER, UM 1500–1520 Beweinung Christi mit dem büssenden Heiligen Hieronymus. Öl auf Holz. 122,4 × 155 cm. Mit kunsthistorischer Analyse von Dr. Michaela Schedl, 26.1.2021. Provenienz: - Sammlung Professor Wedewer (1852–1922), Wiesbaden. - Auktion Lempertz, Köln, 25.11 1925, Los 233 (als Deutscher Meister des 15. Jahrhunderts in Norditalien arbeitend). - Privatsammlung Süddeutschland, durch Erbschaft an die heuti- gen Besitzer. Dr. Michaela Schedl hebt in ihrer Untersuchung die eher seltene Darstellung der Beweinung Christi mit dem büssenden Heiligen Hieronymus hervor und vermutet im Austausch mit Dr. Sven Jakstat, dass die Tafel aus einem Hieronymitenkloster stammt. Hieronymiten sind Mitglieder eines iberischen Ordens, die vor allem in Spanien und Portugal seit dem 14. Jahrhundert Klöster gründeten mit dem Ziel, das Leben des Heiligen Hieronymus nachzuahmen. Stilistisch ist die Tafel in der Nachfolge von Juan de Borgona (um 1470–1536) um 1500–20 in Kastilien einzuordnen. Hierfür sprechen die hochdekorierten goldbrokatenen Gewänder der Figuren Josef von Arimathäa und Maria Magdalena. Der Maler arbeitete mit Gravierungen und Punzierungen in der grundierten Maloberfläche, die dem Brokatstoff mehr Plastizität verleihen. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 17. | 11 3006 KASTILISCHE SCHULE, UM 1480 Geburt Christi. Öl und Goldgrund auf Holz. 122 × 55,6 cm. Provenienz: Schweizer Privatsammlung. CHF 4 000 / 6 000 (€ 3 700 / 5 560)
  • 18. Gemälde Alter Meister | 12 3007* SCOLAIO DI GIOVANNI GENANNT MAESTRO DEL BORGO ALLA COLLINA (um 1370 Florenz 1434) Madonna mit Kind. Tempera und Goldgrund auf Holz. 101 × 54 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Die Muttergottes und ihr Kind sitzen auf einem goldenen Kissen, das auf den von einem kostbaren Goldbrokat bedeckten Boden gelegt ist. Ihr Antlitz ist zärtlich dem auf ihren Knien sitzenden Je- susknaben zugewandt, der in seiner Linken eine Spruchrolle hält, in der die Worte des Johannes Evangeliums 14,6 EGO SUM VIA VERITAS (ET VITA – Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben) eingeschrieben sind. In der Predella des in Originalrahmung auf uns gekommenen Madonnenbildes ist in drei Medaillons der Pas- tiglia Dekoration die Darstellung einer Verkündigung zu erkennen. Das anmutige, bisher noch nicht veröffentlichte Tafelbild ist ein typisches Produkt der spätgotischen florentinischen Malerei zu Beginn des 15. Jahrhunderts, die seit dem späteren 14. Jahrhun- dert zahlreiche vergleichbare Tafeln zur Privatandacht hervorge- bracht hatte. Der betont höfische Stil des Bildes entspricht einem ästhetischen Empfinden, das sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Florenz einer grossen Beliebtheit erfreute und im Werk der damals führenden spätgotischen Maler Lorenzo Monaco (um 1370–1425) und Gherardo Starnina (um 1360–1413) einen kurzen Höhepunkt erreichte. Zweifellos steht das Tabernakel in engster künstlerischer Verbindung mit dem florentinischen Maler Starnina, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts zusammen mit Lorenzo Mo- naco in Florenz zum gefragtesten Maler avancierte. Unverkennbar liegt vorliegendem Madonnenbild die Bildwelt Starninas zugrunde, was schon allein am Madonnentypus und der gleichartig geläng- ten schlanken Figur des Jesusknaben leicht erkennbar ist. In diesem Umfeld entstanden, weist Gaudenz Freuler dieses Andachtsbild mit Sicherheit Scolaio di Giovanni zu, dessen Kunst grundlegend aus Starnina schöpft. Unsere Madonna mit Kind hat Scolaio selbst ein weiters Mal – dort jedoch entrückt auf einer Wolke schwebend – eins zu eins für eine Tafel im National Muse- um katalanischer Kunst in Barcelona verbildlicht (Inv-Nr. 064969- 000). Die schlank gestalteten Figuren, die lineare Dynamik des Faltenwurfs der Draperien, die ein höchst exquisit elegantes Erscheinungsbild erzielen, verbinden sich mit Scolaio di Giovan- nis Werken aus der späten Schaffensphase, die durch dessen datiertes Altarwerk (1423) in der Kirche von San Donato in Borgo alla Collina repräsentiert wird. Damit darf für unsere Tafel eine Datierung um ca. 1425 postuliert werden. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Loses. CHF 40 000 / 60 000 (€ 37 040 / 55 560)
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  • 20. Gemälde Alter Meister | 14 3008 NERI DI BICCI (1418 Florenz 1492) Der Erzengel Gabriel. Um 1470–80. Öl auf Holz. 43 × 32,5 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr. Gaudenz Freuler, August 2021. Vorliegende noch unveröffentlichte Tafel der florentinischen Renaissance ist ein charakteristisches Werk des Florentiner Malers Neri di Bicci, des letzten Sprösslings einer berühmten flo- rentinischen Malerdynastie seit Lorenzo di Bicci (um 1350–1427). Der Malstil des Künstlers ist geprägt von der mittelalterlichen Goldgrundmalerei seiner Vorväter Lorenzo di Bicci und Bicci di Lorenzo (1373–1452). Gleichzeitig weist er auch eine Auseinan- dersetzung mit der Bildwelt der florentinischen Renaissance auf, insbesondere mit den künstlerischen Errungenschaften seiner moderneren Zeitgenossen, etwa eines Filippo Lippi (1457–1504) und Domenico Veneziano (1410–1461) – und am Ende seiner Karriere – des Andrea del Verrochio (1435–1488). Das hier in Rede stehende Bild des Erzengels Gabriel – erkennbar am Lilienzweig – war einst Teil einer grösseren Altartafel, deren Szenario durch einen oben rechts noch sichtbaren hochgezo- genen Goldbrokat Vorhang illusionistisch enthüllt wurde. Solche Bildkonzepte wurden in der florentinischen Renaissance seit Filippo Lippi entwickelt. Demnach figurierte unser Engel Gabriel ursprünglich in der rechten Bildhälfte der vermutlich rechtecki- gen Tafel. Möglicherweise bildete unser Engel eine Einheit mit den beiden anderen Erzengeln Raphael und Michael, und liess ein Erscheinungsbild erkennen, wie es ähnlich von Neri di Bicci selbst auf seiner 1471 für Mariotto di Marco della Palla für Santo Spirito in Florenz gemalten Tafel (Detroit Institute of Arts, Inv.-Nr. 26.114) vorgebildet ist. Das Bildthema der drei Erzengel erfreute sich im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz einer grösseren Beliebtheit. Die Entwicklung des florentinischen Erzengel Bildes im 15. Jahrhundert gipfelte um 1470 vermutlich in Verrocchios Werkstatt in einer höchst erfolgreichen Bilderfindung. Sie wurde in der Folge für die florentinischen Interpretationen dieses Bildt- hemas massgebend, was auch für Neri di Biccis Erzengel Bilder zutrifft. Daraus können wir schliessen, dass das vorliegende Bild im Verlaufe der 1470er-Jahre, also in einer späten Schaffenspha- se des 1491 verstorbenen Künstlers entstanden ist. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
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  • 22. Gemälde Alter Meister | 16 3008A* GIOVANNI BATTISTA VOLPONI (tätig in Pistoia, frühes 16. Jh.) Madonna mit Jesuskind und Heiligem Franziskus und Bernhardin von Siena. Öl auf Holz. 125 x 124 cm. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Das vorliegende Werk stammt von Giovanni Battista Volponi, genannt lo Scalabrino, wie Professor Mauro Lucco bestätigt. Lo Scalabrino war Schüler des Fra‘ Paolino da Pistoia (1488–1547), seinerseits Schüler des Fra‘ Bartolomeo (1472–1517). Des Weite- ren arbeitete Scalabrino mit Gerino da Pistoia (1480 – 1529), wes- halb seine Arbeiten auch den Einfluss romagnolischer Künstler, wie etwa den von Gasparo Sacchi da Imola (tätig um 1517–1536) aufweisen. Weitere Arbeiten des Künstlers befinden sich beispielweise im Museo Civico in Pistoia (Fototeca Zeri, Nr. 37759), im Palazzo Arci- vescovile in Viterbo (Fototeca Zeri, Nr. 37763) und der Pinakothek in Parma (Inv.-Nr. 158, Kat.-Nr. 233). Prof. Mauro Lucco bestätigt die Eigenhändigkeit dieses Gemäldes nach Untersuchung des Originals, wofür wir ihm danken. CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 690 / 28 040)
  • 23. | 17
  • 24. Gemälde Alter Meister | 18 3009 VINCENZO FOPPA (UMKREIS) (Bagnolo um 1430–1516 Brescia) Madonna mit Kind. Um 1500–1505. Öl auf Holz. 52,5 × 39,5 cm. Provenienz: - Kunsthandel Luigi Grassi Sons, Florenz (verso mit Etikett). - Privatsammlung Schweiz. - Auktion Dobiaschofsky, Bern, 6.–10.5.2015, Los 306. - Europäischer Privatbesitz. Die als Halbfigur erscheinende Muttergottes steht vor einer Fens- teröffnung mit Ausblick in eine Hügellandschaft. Mit ihrer Rechten stützt sie den kleinen auf dem Gesims sitzenden Sohn, der in einem Buch blättert. Über Maria hängt als Zeichen ihrer Jungfräu- lichkeit eine Perlen Girlande, während auf dem Fenstersims eine Birne zu erkennen ist. Das aus Donatellos (1386 –1466) Madon- nenreliefs geschöpfte Konzept der an einem Fenster stehenden Madonna wurde von Vincenzo Foppa um ca. 1475 in die Malerei umgesetzt, als er seine berühmte Madonna del Libro (Museo d’ Arte Antica del Castel Sforzesco in Mailand, Inv-Nr. 305) malte. Sie diente offenbar als Modell für das hier in Rede stehende Madon- nenbild, zumal hier auch die Perlengirlande – bei Foppa sind es Korallenperlen – mittradiert ist. Verändert ist hier auch das Motiv des Buchs, das nun nicht von Maria gehalten wird, sondern vom Jesusknaben durchblättert wird. Seine Pose, die im Unterschied zu Foppas Tafel nun nicht mehr in der klassischen aufrechten Hal- tung gezeigt ist, sondern lässig sitzend, ist ebenfalls mit Foppas Bildwelt verbunden. Die Tafel lässt sich in der lombardischen Renaissance-Malerei ver- orten und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Umkreis Vin- cenzo Foppas gemalt. Die Modellierung der Figuren lässt nichts mehr vom Charakter von Foppas Werken um 1470 erkennen und zeigt innerhalb des Inkarnats Anleihen an die Sfumatomalerei der späteren lombardischen Malergeneration. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 25. | 19 3010* LORENZO COSTA (ZUGESCHRIEBEN) (Ferrara 1460–1535 Mantua) Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandrien. Tempera auf Holz. 39,5 × 28,8 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 890 / 18 520)
  • 26. Gemälde Alter Meister | 20 3013* JOHANN KREUZFELDER (1577 Nürnberg 1632) Bildnis einer Dame. 1626. Öl auf Leinwand. Oben rechts datiert und monogrammiert: 1626 JC (ligiert). 79 × 63 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Im ausgehenden 16. Jahrhundert war die Kunst der Niederlande das dominierende Vorbild der Nürnberger Porträtmaler. Mit Ni- colas Neufchâtel (1525/27–1573) und Nicolaus Juvenel d. Ä. (vor 1540–1597) hatten sich gleich zwei prominente, niederländische Künstler in der Reichsstadt niedergelassen. Unter ihrem Einfluss fand die hochentwickelte Antwerpener Bildnismalerei Eingang in die lokale Porträtmalerei und verhalf dieser zu einer neuen Blüte. Die Schüler Juvenels gehörten zu den erfolgreichsten und gefragtesten Porträtmalern der Stadt. Johann Kreuzfelder, Sohn eines Nürnberger Goldschmieds, absolvierte 1593 bis 1597 seine Lehrzeit bei Juvenel. 1603 schuf er die grossformatige Gedächt- nistafel der Familie Behaim in der Sebalduskirche. 1612 und 1617 porträtierte er die Nürnberger Ratsherren, danach war er u.a. für die Grafen von Oettingen und Hohenlohe-Langenburg als Porträtmaler tätig. Bereits seit Nagler (Monogrammisten, Bd. 2, 1860, S. 82) wird ihm von der Forschung das Monogramm „JC“ (für Johann Creutzfelder) zugewiesen. Das 1626 datierte Gemälde zeigt eine Frau in mittlerem Alter im Brustbild vor grauem Grund. Ihr Oberkörper und Kopf sind leicht nach links gewandt, ihr aufmerksamer Blick ist zum Betrachter ge- richtet. Die Dame trägt ein schwarzes, mit zahlreichen Stickereien verziertes Gewand, ihr Haupt ziert ein entsprechendes Barett, unter dem die Haare zu einem Zopf geflochten auf den Rücken fallen. Charakteristisch für Kreuzfelder ist die Zartheit seiner Malweise, besonders zu erkennen im weich modellierten Inkarnat der Porträtierten oder den feinmalerisch gestalteten weissen Spitzenbesätzen der üppigen Halskrause und der Ärmelaufschlä- ge. Eine prächtige, vielgliedrige Goldkette deutet auf den hohen sozialen Status der Porträtierten ebenso wie die mit Steinen besetzte, seitlich gegürtete Börse und die juwelenreichen Finger- ringe. Bemerkenswert ist der Ring am rechten Zeigefinger, der ein Allianzwappen präsentiert, das auf den verheirateten Status der Frau deutet. Da sich die Dame nach links wendet (und nicht, wie bei Einzelbildnissen üblich, nach rechts), existierte vielleicht ein zugehöriges Bildnis ihres Ehemannes. Das Wappen mit Helmzier in der rechten Bildecke konnte bisher nicht identifiziert werden. Obwohl Kreuzfelder als Porträtist in den Quellen mehrfach be- zeugt ist, haben sich im Vergleich zu seinem Zeitgenossen und Kollegen Lorenz Strauch (1554–1630) nur sehr wenige Bildnisse mit Signatur erhalten. Ein monogrammiertes Herrenbildnis von 1623 befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürn- berg (Bildnis des Georg Volckamer von Kirchensittenbach, Inv.-Nr. Gm 715), ein weiteres signiertes Herrenporträt im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg (Bildnis eines Mannes von 1623, Inv.- Nr. G 112). Auf einem Gemälde der Kunstsammlung der Stadt Nürnberg (Fembohaus, Porträt des Bartholomäus Viatis, 1614), das stilistisch und malerisch dem Frauenporträt sehr nahesteht, konnte nach einer 2010 erfolgten Restaurierung erstmals auch die ausgeführte Signatur „Johanes Creutzfelder Nornberg Pinxit“ nachgewiesen werden. Wir danken Judith Hentschel für die Bestätigung der Eigenhändig- keit anhand einer Fotografie und für diesen Katalogeintrag. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 410 / 11 110) 3013 (Detail)
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  • 28. Gemälde Alter Meister | 22 3014* BARTHOLOMÄUS BRUYN D. J. (um 1530 Köln um 1610) Bildnisse eines Kölner Patriziers und seiner Frau, wohl Mitglieder der Familie Pilgrum. 1563. Öl auf Holz. Je oben mittig bezeichnet und datiert: AETATIS SVE 56 AO.1563 (Ehemann). AETATIS SVE 54 AO.1563 (Ehefrau). Je 49 × 34 cm. Provenienz: - Sammlung Graf Schaffgotsch. - Privatsammlung L., Hitzlisberg, Luzern. - Auktion Fischer, Luzern, 30.8.1933, Los 230. - Auktion Christie‘s, London, 9.7.1999, Los 140. - Europäische Sammlung.
  • 29. | 23 Mit einer dendrochronologischen Untersuchung durch Prof. Dr. Peter Klein (19.5.2021), wonach die Holztafel des Herrenbildnis- ses frühestens ab 1561 und diejenige der Ehefrau frühestens ab 1549 Verwendung fanden. Die Datierung der Gemälde ins Entstehungsjahr 1563, wie oben bezeichnet, erscheinen somit als überzeugend. Dr. Roland Krischel, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldepaares danken, verweist auf die Ähnlichkeit der hier dargestellten Dame mit einem Bildnis Bartholomäus Bruyns d. J., welches eine Frau aus der Kölner Familie Pilgrum zeigt und sich in den Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel befindet (Inv.-Nr. 1379, siehe Didier Martens: Le prétendu Obiit de Lambert Lombard…, in: Annales d’Histoire de l’Art d’Archéologie, 38, 2016, S. 93–113, Abb. 12, S. 110). CHF 50 000 / 70 000 (€ 46 300 / 64 810)
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  • 32. Gemälde Alter Meister | 26 3015* PIETER BRUEGHEL D. J. (Brüssel 1564–1638 Antwerpen) Die Predigt des Heiligen Johannes des Täufers. Öl auf Leinwand. 95 × 162,5 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 7.3.2020. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Die Predigten des Johannes des Täufers waren durch die rö- mische und die jüdische Obrigkeit verbotene Versammlungen christlicher Gläubiger, die im Verborgenen stattfinden muss- ten. Pieter Brueghel d. J. widerspiegelt diese Thematik in seiner „Guckkasten-Komposition“, die beidseitig von mächtigen Eichen flankiert ist und dank Repoussoir-Motiven den Blick in die Ferne leitet, wo der Betrachter einen Fluss, der allegorisch für die Taufen durch Johannes steht, und eine befestigte Stadt mit einer Kirche sehen kann. Johannes steht ganz im Hintergrund und trägt ein einfaches Gewand als Zeichen seiner Bedürfnislosigkeit. Unter den Zuhörern finden sich flämische Zeitgenossen des Malers und solche, die in fremder Mode gekleidet sind und aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten stammen. Hier kann der Betrachter so viele Seherlebnisse geniessen, wie es bisher nur von den Gemälden des Vaters unseres Malers, Pieter Bruegel d. Ä. (um 1525 –1569), bekannt war. Pieter Brueghel d. J. war innerhalb der Brueghel-Dynastie der- jenige, der die von Pieter d. Ä. begründete Kunst am treuesten weiterführte und in seiner Vermittlerfunktion eine zentrale Rolle für die bis heute anhaltende Popularität des väterlichen Œuvres spielte. Eine „Predigt Johannes des Täufers“ von Pieter Bruegel d. Ä., die sich heute im Szepmüveszeti Muzeum in Budapest befindet (Inv.- Nr. 51.2829, siehe Klaus Ertz: Pieter Brueghel der Jüngere- Die Gemälde, Lingen 2000, Band I, Abb. 256, S. 361) war wohl in Besitz der Erzherzogin und Statthalterin der spanischen Niederlande in Brüssel Isabella Clara Eugenia von Spanien, sodass Pieter d. J. dieses Bild intensiv studieren konnte. So stimmen auch in unse- rem Gemälde die Farben im Wesentlichen mit dem Gemälde des Vaters überein. Zusammen mit den „Anbetungen“ ist die Johannespredigt die er- folgreichste Darstellung des Malers Pieter Brueghel d. J. aus dem christlichen Themenbereich. Solche Darstellungen haben seit dem Mittelalter lange Tradition und erfreuen sich gerade in der Umbruchszeit um 1600 grosser Beliebtheit. Dementsprechend malte Pieter Brueghel d. J. diese Kompositionen mehrmals in der Zeit von 1601 bis 1636. Dr. Klaus Ertz datiert unsere Version nach 1616 und weist insbesondere auf die malerische Perfektion und die für den Künstler typischen, ein wenig maskenhaft wirkende Gesichter der Figuren hin, die von hoher Aussagekraft sind. For the description and lot essay in English, please visit our website: www.kollerauctions.com. CHF 380 000 / 500 000 (€ 351 850 / 462 960)
  • 33. | 27
  • 34. Gemälde Alter Meister | 28 3016* JACOB SAVERY D. J. (1592 Amsterdam 1651) Adam und Eva in einer Paradieslandschaft. Öl auf Holz. 46 × 70,8 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 9.6.2021. Provenienz: - Nachlass einer Apotheker-Familie, Wien. - Privatsammlung Wien. - Privatsammlung Salzburg. Ausstellung: Salzburg 2015, Sinnesfreuden. Tanz, Musik, Spiel und Jagd, Residenzgalerie Salzburg, 20.11.2015–3.7.2016. Diese belebte Paradieslandschaft mit der Erschaffung von Adam und Eva im Hinter- grund identifiziert Dr. Klaus Ertz nach Prüfung des Originals als eine charakteristische Arbeit des Amsterdamer Malers, Jacob Savery d. J., die er in die 1630er-Jahre datiert. Zuletzt war sie 2015 in der Residenzgalerie in Salzburg ausgestellt (Abb. 1) und wurde nun in einer Privatsammlung entdeckt. Jacob Savery d. J. wurde als zweiter Sohn von Jacob Savery d. Ä. (um 1565–1603) in Amsterdam geboren. Er erhielt seine Ausbildung vom väterlichen Repertoire geprägt im Umfeld der durch Glaubensverfolgungen in den Niederlanden Zuflucht gefunde- nen flämischen Künstlerkreisen, die sich der brueghelschen Maltradition verbunden sahen und die grosse Nachfrage hierfür bedienten. Neben seinem Vater, der bei Hans Bol (1534–1593) gelernt hatte und bereits 1603 verstarb, war auch sein Onkel, Roelant Savery (1576–1639) prägend für seine künstlerische Entwicklung. Die hier dargestellten Tierkompositionen vermitteln zum Grossteil die Auseinandersetzung mit dem Œuvre Jan Brueghels d. Ä. (1568–1625) und seiner Nachfolge, während eini- ge Tiere sowie die Tonalität auch an die Arbeiten seines Onkels Roelant erinnern. CHF 50 000 / 70 000 (€ 46 300 / 64 810) Abb. 1 Ausstellung „Sinnesfreuden. Tanz, Musik, Spiel und Jagd“, Residenzgalerie Salzburg, 2015.
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  • 36. Gemälde Alter Meister | 30 3017* HANS JORDAENS III (1595 Antwerpen 1643) Moses teilt das Rote Meer. Öl auf Kupfer. Unten links signiert: H. Iordaens ft. 35,1 × 45,1 cm. Provenienz: Europäische Sammlung. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 410 / 11 110)
  • 37. | 31 3018* JAN VAN KESSEL (Antwerpen um 1620–nach 1661 Amsterdam) Liegender Otter am Felsgestade. Öl auf Kupfer. 15,5 × 22,3 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 21.5.2021. Provenienz: - Kunsthandel Hamburg, bis ca. 1958. - Von Obigem erworben, Privatsammlung, für mehrere Genera- tionen. - Durch Erbfolge an heutige Besitzer, europäische Privatsamm- lung. Dieser naturgetreu wiedergegebene Otter an einem Flusslauf wurde kürzlich in einer deutschen Privatsammlung entdeckt. Dr. Klaus Ertz bestätigt nach Begutachtung des Originals die Autor- schaft Jan van Kessels und datiert die Arbeit in die 1650er-Jahre, die in Antwerpen gefertigt wurde. Ertz führt bislang 35 bekannte Werke von Jan van Kessel auf, in denen er sich auf Stillleben mit Gemüse und Früchten, Jagdtrophäen und Blumen spezialisier- te (Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz: Die Maler Jan van Kessel, Lingen 2012, S. 144). Diese eher seltene Darstellung eines Otters gilt als eine qualitätsvolle Bereicherung des bislang bekannten Œuvres. Geboren in Antwerpen, lernte er in den Jahren 1634–35 unter Simon de Vos (1603–1673) und wurde um 1645 als Meister der dortigen Malergilde aufgeführt, ebenso wie auch Jan van Kes- sel d. Ä. (1626–1679), mit dem er häufig verwechselt wurde. Im Anschluss siedelte er nach Amsterdam um, wo Jan Baptist Walvis (1622–1691) und Gerrit Cornelisz. seine Schüler waren. CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410)
  • 38. Gemälde Alter Meister | 32 3019* JAN BRUEGHEL D. Ä. (Brüssel 1568–1625 Antwerpen) Dorfgracht mit Figuren, Booten und Anlegestelle. 1608. Öl auf Kupfer. Unten links signiert und datiert: BRVEGHEL 1608. 14,7 × 19,6 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 10.7.2021. Provenienz: - Sammlung Kaspar Ilg, Schweiz. - Durch Erbfolge, Schweizer Privatbesitz. Voll signiert und datiert offenbart sich auf dieser kleinen Kupfer- tafel die künstlerische Virtuosität von Jan Brueghel d. Ä.. Mit stel- lenweise nur skizzierenden Pinselstrichen sind die Details gekonnt und präzise festgehalten (Abb. 1). Die Komposition wird zwar noch von der Bildtradition des 16. Jahrhunderts, die Perspektive farblich in Braun-, Grün- und Blautönen zu gestalten, geprägt, aber entscheidend durch den Flussverlauf revolutioniert. Die Tiefe wird nicht mehr durch inein- ander geschobene Ebenen definiert, sondern durch die fluchten- den Perspektivlinien. Diese Form der Landschaftsgestaltung entwickelte Brueghel ab 1602 (siehe Klaus Ertz und Christa Nitze-Ertz: Jan Brueghel der Ältere. Die Gemälde. Bd. 1, Lingen 2008, S. 296 ff., Kat.-Nr. 136–39) mit ähnlichen Kompositionen. Ein Fluss oder Kanal fliesst an einer Dorfschaft entlang oder hindurch, an den Bildrändern findet sich eine dichte Vegetation, die sich in der Wasseroberflä- che spiegelt. Die Szenerie wird belebt durch Bauern bei der Arbeit, dem Be- und Entladen ihrer Boote und Vögel im Wasser, an Land und auf den Bäumen sowie in der Luft. Während die späteren Landschaften von zahlreichen Personen und einem aktiven Miteinander bestimmt werden, scheint der Schwerpunkt hier in der individuellen Wahrnehmung von Natur, Mensch und Tier zu sein, wobei der Mensch den kleinsten Anteil einnimmt und der Einklang zwischen Natur und Tierwelt im Fokus steht. Es darf davon ausgegangen werden, dass Jan Brueghel d. Ä. zu- nächst Zeichnungen entwarf, die er dann später für die Versionen in Öl verwendete. So könnte die Flusslandschaft heute im Vassar College, Poughkeepsie (Ertz, ebd., S. 298, Abb. 1) als Vorlage für diese Landschaft gedient haben. CHF 70 000 / 120 000 (€ 64 810 / 111 110) Abb. 1 Mikroskopaufnahmen Hahn, Schwan, Signatur und Datierung.
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  • 40. Gemälde Alter Meister | 34 3020 SPANIEN, 17. JAHRHUNDERT Anbetung der drei Könige. Öl auf Kupfer. 30 × 35,5 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. CHF 2 000 / 3 000 (€ 1 850 / 2 780)
  • 41. | 35 3021 ANTWERPEN, 1. HÄLFTE 17. JAHRHUNDERT Anbetung der Heiligen drei Könige. Öl auf Kupfer. 37 × 29,6 cm. Provenienz: Schweizer Sammlung. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 480 / 9 260)
  • 42. Gemälde Alter Meister | 36 3022* JAN BRUEGHEL D. J. (1601 Antwerpen 1678) Allegorie des Gehörs. Öl auf Kupfer. 59,3 × 91 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 12.6.2021. Provenienz: - Sammlung Don Mariano Ordonez, Madrid, in dessen Familienbe- sitz seit dem 19. Jahrhundert. - Europäische Privatsammlung. - Auktion Sotheby‘s, London, 9.7.2009, Los 110. - Kunsthandel David Koetser, Zürich. - Europäische Privatsammlung. In einem offenen Raum, der von einem Wassergraben flanki- ert ist, sind zahlreiche Attribute des Gehörsinns zu sehen: eine musizierende Venus und Amor mit einem Rehbock – ein Tier, das im 17. Jahrhundert symbolisch für den Gehörsinn stand –, eine Ansammlung von Musikinstrumenten auf dem Fussboden, No- tenständer mit Notenblättern sowie Musikanten im Hintergrund, diverse singende Vögel und Pendulen, welche die vergehende Zeit hörbar machen. Im Wassergraben zur Linken ist der Berg Helikon dargestellt, der in der Antike als der Sitz der Musen galt. Dort sind auch musizierende Musen und der geflügelte Pegasus zu sehen, welcher der Legende nach die Quelle Hippokrene dem Berg Heli- kon entspringen liess. Jan Brueghel d. J. beschäftigte sich im Laufe seines Schaffens immer wieder mit dem Thema der Allegorie, wofür es eine grosse Nachfrage gab. Zwei weitere Versionen dieser Allegorie des Gehörs sind bekannt, eine signierte auf Kupfer (Auktion Christie’s, London, 13.12.2000, Zuschlag 420‘000 £) und eine Version auf Eichenholz (Auktion Sotheby’s, London, 10.7.2002, Los 48). Eine Allegorie des Gehörs, welche Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625) mit Peter Paul Rubens (1577–1640) als Teil einer Serie der Dar- stellung der fünf Sinne malte und sich heute im Prado in Madrid befindet (Inv.-Nr. P01395; siehe Klaus Ertz: Jan Brueghel der Äl- tere (1568–1625), Köln 1979, S. 350–352, Kat.-Nr. 329, Abb. 420), diente wohl als Inspirationsquelle, insbesondere für die zentrale Figurengruppe mit dem Reh, den Musikinstrumenten und den Vögeln. Dr. Ertz, der unser Gemälde in die 1640er-Jahre datiert, hebt jedoch hervor, dass Brueghel d. J., der nach dem Tod seines Vaters dessen Werkstatt übernahm und seine gefragten Kom- positionen mehrfach wiederholte, in dieser Komposition völlig eigenständig agiert und sich hier deutlich von der ursprünglichen Komposition seines Vaters abhebt. Die beiden Figuren von Venus und Amor in der Mitte des Vor- dergrundes identifiziert Dr. Klaus Ertz als von Frans Wouters (1612–1659), der nebst Peter Paul Rubens, Hendrick van Balen (1575–1632), Frans Francken d. J. (1581–1642) und Pieter van Avont (1600–1652) häufig Figuren in Gemälden von Jan Brueghel d. J. malte – ein für die flämische Malerei zu Beginn des 17. Jahr- hunderts typisches Künstler-Phänomen. Die Vorbilder für die Figuren Frans Wouters‘ im Vordergrund sind bei Peter Paul Rubens und Pieter van Avont (1600–1652) zu finden, bei denen er in die Lehre ging. CHF 200 000 / 300 000 (€ 185 190 / 277 780)
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  • 44. Gemälde Alter Meister | 38 3023 JAN MIENSE MOLENAER (um 1610 Haarlem 1668) Fröhliche Gesellschaft in einem Wirtshaus. Öl auf Holz. 47,5 × 61,5 cm. Provenienz: - Privatsammlung Jules Porgès, Paris, vor 1926. - Auktion Cassirer, Berlin, Sammlung Jules Porgès, 7.12.1926, Los 95. - Galerie Kitzinger, Luzern, 1944. - Durch Erbfolge an den heutigen Besitzer, Schweizer Privat- sammlung. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Gemäl- de von Jan Miense Molenaer archiviert. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 480 / 9 260)
  • 45. | 39 3024* JAN VAN GOYEN (Leiden 1596–1656 Den Haag) Flusslandschaft. 1642. Öl auf Holz. Unten links monogrammiert und datiert: VG 1642. 33,5 × 55 cm. Provenienz: - Sammlung Comte de Camondo, Paris. - Auktion Galerie Georges Petit, Paris, Sammlung Comte de Ca- mondo, 1.2.1893, Los 4. - Sammlung W. Gretor. - Unbekannte Auktion Den Haag, 1899, Los 17. - Sammlung C. Hoogendijk (1866–1911), Den Haag, ab 1899. - Auktion Frederik Muller Cie., Amsterdam, Nachlass Hoogendi- jk, 14.5.1912, Los 26. - Auktion Frederik Muller Cie., Amsterdam, Sammlung H. et al., 6.7.1915, Los 99. - Kunsthandel E. J. van Wisselingh Co., Amsterdam, 1916. - Auktion Christie‘s, Amsterdam, 2.12.1987, Los 301. - Privatsammlung. - Durch Erbschaft, Sammlung Peter Baltzer. - Auktion Sotheby‘s, London, 29.7.2020, Los 126. - Europäische Sammlung. Ausstellungen: - Rotterdam 1899, Tentoonstelling van Schilderijen van Oud-Hol- landsche meesters: collectie C. Hoogendijk, Nr. 13. - Den Haag 1899, Tentoonstelling van Schilderijen van Oud-Hol- landsche meesters: collectie C. Hoogendijk, Pulchri Studio, Nr. 17. - Den Haag 1916, Tentoonstelling van schilderijen, Panorama Mesdag, Oktober–November 1916, Nr. 47. - Amsterdam 1917, Tentoonstelling van schilderijen, aquarellen en etsen, E. J. van Wisselingh and Rotterdam, Rotterdamse Kunst- kring, März–April 1917, Nr. 53. Literatur: - Cornelis Hofstede de Groot: A catalogue raisonné, London 1927, Bd. VIII, S. 201–201, Nr. 795 und S. 229, Nr. 916 (dort 1647 datiert). - Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596–1656, Bd. II, Amsterdam 1973, S. 334, Kat.-Nr. 739. - Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596–1656, Bd. III (Ergän- zungsband), Doornspijk 1987, S. 231, Kat.-Nr. 739 (mit Abb.). Die hier angebotene Flusslandschaft mit einer Ruine ist ein charakteristisches Werk aus dem Reifewerk Jan van Goyens, der ab den 1640er-Jahren seine Palette zunehmend reduzierte, um in den frühen 1650er-Jahren beinahe nur noch kleinformatige monochrome Szenen zu malen. Eine vergleichbare etwas weitere Komposition, welche 1644 datiert ist, befindet sich im Rijksmuse- um in Amsterdam (Inv.-Nr. SK-A-3308, Öl auf Holz, 45,9 x 66,4 cm). Als Sohn eines Schuhmachers in Leiden geboren, lernte der Künstler gemäss der Leidener Chronik von Jan Jansz. Or- lers (1570–1646) bei den Glasmalern der Stadt Coenraet van Schiperoort (1577–1636), Isaac van Swanenburgh (1537–1614), Cornelis Claesz. Clock (um 1561–1629) und Jan Arentsz de Man (um 1565–1625) und danach in Hoorn bei Willem Gerritsz. (um 1582–um 1628). Nach einem einjährigen Aufenthalt in Frankreich zwischen 1615–16 schloss van Goyen seine Ausbildung im Haar- lemer Atelier des Esaias van de Velde (1587–1630) ab. 1618 liess er sich in Leiden nieder und heiratete Anna Willemsdr. van Raelst. Im Jahre 1634 verlegte van Goyen seinen Wohnsitz dauerhaft nach Den Haag, wo er in die Lukasgilde aufgenommen und in den Jahren 1638 und 1640 zu deren Obmann ernannt wurde. Van Goyen spezialisierte sich auf die Darstellung von Landschaf- ten, wobei er seine Motive wie Dorfansichten, Flüsse, Kanäle, Strand- und Küstenlandschaften stets mit einfacher Landbevöl- kerung bei alltäglicher Handlung belebt. Dabei werden Boote – oft mit Passagieren besetzte und mit Fracht beladene Fährboote – platziert, wie auch in dem hier angebotenen Gemälde. Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3042. CHF 60 000 / 80 000 (€ 55 560 / 74 070)
  • 46. Gemälde Alter Meister | 40 3025* GOVAERT FLINCK (Kleve 1615–1660 Amsterdam) Tronie eines bärtigen Mannes. 1650. Öl auf Leinwand. Oben rechts signiert und datiert: G. flinck. f. 1650. 61,5 × 50,7 cm. Provenienz: - Privatsammlung, England, ca. 1831–1857 (gemäss verso Stem- pel auf dem Keilrahmen von Francis Leedham, einem zu dieser Zeit in London tätigen Restaurator). - Auktion Sotheby‘s, London, 1.7.1953, Los 60. - Martin B. Asscher, London, vor 1970. - Schweizer Privatsammlung, bis 2012. - Auktion Dobiaschofsky, Bern, 11.5.2012, Los 307. - Europäischer Privatbesitz. Ausstellung: Amsterdam 2018, Ferdinand Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, 13.10.2017–18.2.2018, Museum Het Rembrandt- huis, Nr. 28. Literatur: - Helmut Börsch-Supan: Die Gemälde im Jagdschloss Grunewald, Berlin 1964, S. 66, Nr. 82. - J. W. von Moltke: Govaert Flinck: 1615–1660, Amsterdam 1965, S. 79, Nr. 67, Abb. 67. - Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler, Landau 1983, Bd. II, S. 1030 und 1082, Nr. 650. - Norbert Middelkoop, L. van Sloten, Tom van der Molen: Ferdin- and Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, Amster- dam 2017, Kat.-Nr. 28, Abb. 65, S. 56, Beschreibung S. 228. - Tom van der Molen: Catalogue raisonné of the Paintings of Go- vaert Flinck (zu erscheinen). Dieses eindrückliche Bildnis eines greisen Mannes mit Bart von Govaert Flinck wurde zuletzt 2018 in der Amsterdamer Ausstel- lung der Öffentlichkeit präsentiert. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Tronie, eine für das 17. Jahrhundert typische Bildgattung, die eine porträtähnliche Charakterstudie in Phanta- sietracht oder mit interessanter Physiognomie zeigt. Der skiz- zenhafte Malstil unseres Gemäldes lässt dabei den Dargestellten besonders lebendig und lebensnah erscheinen, seine grauen Bart- und Haupthaare sind durch einzelne pastose Pinselstriche virtuos gestaltet. Govaert Flinck war einer der bedeutendsten Schüler Rembrandts van Rijn (1606–1669). Er war zwischen 1635 und 1636 in der Amsterdamer Werkstatt des Meisters tätig und etablierte sich anschliessend als eigenständiger Maler (siehe Arnold Houbraken: De Groote Schouburgh de Nederlantsche kontschilders en schil- deressen…, Amsterdam 1718–1721, Bd. II, S. 18). J. W. Von Moltke beschreibt den hier dargestellten Mann als Hei- ligen Petrus (siehe Literatur), während Werner Sumowski betont, dass die fehlenden Attribute eine wohl gewollte Zweideutigkeit entstehen lassen. Der nicht identifizierte weise Mann scheint ebenfalls Rembrandt Modell gestanden zu haben, so beispielswei- se in seinem berühmten 1636 entstandenen „Opfer Isaaks“, heute in der Eremitage in Sankt Petersburg (Inv.-Nr. ГЭ-727). Die Fein- heit des vorliegenden Tronies deutet darauf hin, dass es sicherlich nach dem lebenden Modell gemalt wurde, worauf der äusserst detailliert gemalte Bart und die tiefen Falten des Gesichts und der Hand sowie ein mögliches Pentimento im Scheitel hindeuten. Die gut erhaltene Maloberfläche ist durch eine energische, virtuose Farbgebung, eine flüssige Pinselführung in den Haaren und im Bart und eine feine Gesichtsmodellierung charakterisiert, die be- sonders typisch für das letzte Lebensjahrzehnt des Künstlers ist. Der weich verlaufende Farbauftrag unterscheidet sich stilistisch von Rembrandts Tronies und spiegelt Flincks Unabhängigkeit vom Meister in seinem Reifewerk wider. Dr. van der Molen bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals und wird das Gemälde in dem zu erscheinenden Werk- verzeichnis des Künstlers publizieren. Er betont, dass es sich um ein charakteristisches und qualitatives Beispiel der späten Tronien von Govaert Flinck handelt. CHF 700 000 / 900 000 (€ 648 150 / 833 330)
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  • 48. Gemälde Alter Meister | 42 3025* GOVAERT FLINCK (Cleves 1615–1660 Amsterdam) Tronie of a bearded man. 1650. Oil on canvas. Signed and dated upper right: G. flinck. f. 1650. 61.5 × 50.7 cm. Provenance: - Private collection, England, ca. 1831–1857 (according to a stamp verso on the stretcher by Francis Leedham, a restorer working in London at the time). - Sale Sotheby‘s, London, 1.7.1953, Lot 60. - Martin B. Asscher, London, before 1970. - Swiss private collection, until 2012. - Sale Dobiaschofsky, Bern, 11.5.2012, Lot 307. - European private collection. Exhibited: Amsterdam 2018, Ferdinand Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, 13.10.2017–18.2.2018, Museum Het Rembrandt- huis, no. 28. Literature: - Helmut Börsch-Supan: Die Gemälde im Jagdschloss Grunewald, Berlin 1964, p. 66, no. 82. - J. W. von Moltke: Govaert Flinck: 1615–1660, Amsterdam 1965, p. 79, no. 67, ill. 67. - Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler, Landau 1983, vol. II, pp. 1030 and 1082, no. 650. - Norbert Middelkoop, L. van Sloten, Tom van der Molen: Ferdin- and Bol and Govaert Flinck: Rembrandt‘s Master Pupils, Amster- dam 2017, cat. no. 28, ill. 65, p. 56, description p. 228. - Tom van der Molen: Catalogue raisonné of the Paintings of Go- vaert Flinck (to be published). This impressive portrait of an old man with a beard by Govaert Flinck was last on public view in the Amsterdam exhibition of 2018. It is known as a ‘Tronie’, a pictorial genre typical of the 17th cen- tury, showing a portrait-like character study in fancy dress, or with an interesting physiognomy. The sketch-like painting style of our picture makes the sitter appear particularly lively and lifelike, his grey beard and head of hair are brilliantly rendered with individual impasto brushstrokes. Govaert Flinck was one of the most important pupils of Rem- brandt van Rijn (1606–1669). He worked in the master‘s Amster- dam workshop between 1635 and 1636 and subsequently estab- lished himself as an independent painter (see Arnold Houbraken: De Groote Schouburgh de Nederlantsche kontschilders en schilderessen..., Amsterdam 1718–1721, vol. II, p. 18). J. W. Von Moltke describes the man depicted here as Saint Peter (see Literature), while Werner Sumowski stresses that the lack of attributes creates a probably deliberate ambiguity. The unidenti- fied sage also seems to have served as a model for Rembrandt, for example in his famous 1636 ‚Sacrifice of Isaac‘, now in the Hermitage in Saint Petersburg (inv. no. ГЭ–727). The delicacy of the present Tronie points to the fact that it was certainly painted directly from the model, as indicated by the extremely detailed beard and the deep folds of the face and hand, as well as a pos- sible pentimento in the crown. The well-preserved paint surface is characterised by an energetic, virtuoso use of colour, fluid brushwork in the hair and beard and fine facial modelling, which is especially typical of the last decade of the artist‘s life. The softly flowing application of paint differs stylistically from Rembrandt‘s Tronies and reflects Flinck‘s independence from the master in his mature work. After examining the original, Dr van der Molen has confirmed the authenticity of the work, and that he will include the painting in the catalogue raisonné of the artist, which is due to be published. He emphasises that it is a characteristic and high-quality example of the late Tronies by Govaert Flinck. CHF 700 000 / 900 000 (€ 648 150 / 833 330)
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  • 50. Gemälde Alter Meister | 44 3026* JOOS DE MOMPER D. J. UND JAN BRUEGHEL D. Ä. (1564 Antwerpen 1635) (Brüssel 1568–1625 Antwerpen) Weite Berglandschaft mit Reisenden. Öl auf Holz. 46,5 × 75,5 cm. Gutachten: Dr. Klaus Ertz, 14.6.2021. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Die hier angebotene weite Berglandschaft mit Reisenden ist ein charakteristisches Beispiel aus dem Spätwerk von Joos de Momper und zeigt exemplarisch die grosse Kunstfertigkeit des Meisters, die Perspektive farblich in einem braunen Vordergrund, einem grünen Mittelgrund und einem blauen Hintergrund zu gliedern, wodurch eine eindrückliche Atmosphäre entsteht, in die sich die Figuren harmo- nisch einfügen. Dr. Klaus Ertz identifiziert dieses Gemälde nach Begutachtung des Originals als eine eigenhändige Arbeit von Jan Brueghel d. Ä., der die Figuren malte, und Joos de Momper d. J., für den landschaftli- chen Hintergrund. Sowohl die Staffage von Jan d. Ä. als auch die für Momper charakteristische Farbe Ochsenblutrot in den Felsbrocken im Vordergrund deuten auf eine Entstehung in den Zeitraum 1610–1620 hin, der besten Schaffensperiode beider Maler. Das sehr gut erhaltene und von beiden Malern äusserst fein ausge- führte, qualitativ hochstehende Gemälde ist ein weiterer Beleg für die intensive Zusammenarbeit dieser Malerfreunde, die eine Vielzahl von wunderbar einheitlichen Gemälden geschaffen haben, die „wie aus ei- nem Guss“ erscheinen. Jan Brueghel d. Ä. war bis zu seinem Tod 1625 der wichtigster Mitarbeiter Joos de Mompers. Danach arbeitete er mit dem Sohn, Jan Brueghel d. J. (1601–1678), zusammen, mit dem er eng befreundet war. CHF 70 000 / 120 000 (€ 64 810 / 111 110)
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  • 52. Gemälde Alter Meister | 46 3027 SAMUEL HOFMANN (NACHFOLGER DES 17. JAHRHUNDERTS) (Zürich um 1592–um 1648 Frankfurt am Main) Porträt einer Edeldame im Alter von 64 Jahren. 1652. Öl auf Leinwand. Oben rechts bezeichnet und datiert: AETATIS SUAE 64. ANNO. 1652. 90,5 × 70,5 cm. Provenienz: - Aristokratischer Familienbesitz, Zürich, mindestens seit der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. - Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatsammlung. CHF 6 000 / 8 000 (€ 5 560 / 7 410)
  • 53. | 47 3028* HARMEN LOEDING (um 1637 Leiden um 1673) Stillleben mit Hummer und Rose. Öl auf Leinwand. 55,8 × 47,3 cm. Provenienz: - Auktion Bonhams, London, 3.12.2014, Los 59. - Europäischer Privatbesitz. Dieses Stillleben mit Hummer und Rose ist ein charakteristi- sches Werk des Leidener Malers Harmen Loeding und entstand wahrscheinlich in den 1660er-Jahren. Über Loedings Werdegang ist wenig überliefert. Geboren in Leiden, besuchte er die dortige Malergilde im Jahre 1664, war vermutlich jedoch schon zuvor als Maler tätig. Möglicherweise wurde er in der Werkstatt Pieter de Rings (tätig vor 1648–1660) ausgebildet, dessen Arbeit Loeding ohne Zweifel massgeblich beeinflusste. Auch der gleichaltrige Leidener Maler Nicolaes van Gelder (um 1636–1676) scheint auf Loeding gewirkt zu haben. Loedings Arbeiten zeichnen sich durch eine detailreiche und gründlich ausgearbeitete Darstellungsweise aus. Einige Elemen- te der zur Auktion stehenden Arbeit – wie beispielsweise das kontrastreich schattierte Weinblatt, die transluzente Zitrone, die Wurmlöcher auf der Tischplatte – finden sich auch in anderen Stillleben des Malers, wie sie unter anderem im Frankfurter Städel oder in der Hamburger Kunsthalle vorhanden sind. Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals, wofür wir ihm danken. CHF 18 000 / 25 000 (€ 16 670 / 23 150)
  • 54. Gemälde Alter Meister | 48 3029* CORNELIS PIETERSZ. BEGA (1631/32 Haarlem 1664) Junge Frau in einem Interieur, ein Glas haltend. Öl auf Leinwand. Unten links monogrammiert: CB. 26,7 × 22,2 cm. Provenienz: - Sammlung Marquis de Colbert, Château du Saussay (verso auf Leinwand bezeichnet). - Durch Erbfolge an Familie Bourbon Busset, Château du Saussay. - Auktion Sotheby’s, Paris, 23.6.2011, Los 46. - Kunsthandel John Mitchell Fine Paintings, London. - Europäische Sammlung. Ausstellung: Aachen / Berlin 2012, Cornelis Bega: Eleganz und raue Sitten, Suermondt Ludwig Museum, 15.3.–10.6.2012 und Staatliche Museen zu Berlin/Gemäldegalerie, 29.6.–30.9.2012, Nr. 73. Literatur: Ausst.-Kat. Cornelis Bega. Eleganz und raue Sitten, hrsg. von Pe- ter van den Brink und Bernd Wolfgang Lindemann, Stuttgart 2012, S. 250–252, Kat.-Nr. 73 und abgebildet auf Buchrücken. Im Ausstellungskatalog von 2012 widmet Peter van den Brink dem hier angebotenen Gemälde einen ausführlichen Eintrag und betont diesen hohen Stellenwert im Œuvre Begas sowie seine außerordentliche künstlerische Qualität: „Nach langer Verborgenheit in französischem Adelsbesitz vermag uns dieses bisher unveröffentlichte Gemälde eine Vorstellung davon zu geben, was Cornelis Bega noch in seiner Malerkarriere hätte erreichen können, wäre er nicht am 27. August 1664 in der Blüte seiner Jahre von der Pest dahingerafft worden. Dieses wunderbare kleine Gemälde beweist, dass Bega bereits in die Fußstapfen von Zeitgenossen wie Gerard ter Borch (1617–1681), Gabriel Metsu (1629–1667), Frans van Mieris (1635–1681), Jan Steen (1626–1679) und auch Johannes Vermeer (1632–1675) getreten war. […] Als überragender Kolorist mit einem sublimen, natürlichen Gefühl für die Wiedergabe der unterschiedlichen Stoffe gehörte er zur Gilde der Feinmaler. Verschwunden sind die notleidenden Ha- benichtse aus seinen Wirtshäusern; stattdessen malt Bega eine junge Dame, gehüllt in erlesenen Stoffen in raffinierten Farbtö- nen, von Goldgrün und Lachsgrau zu Rosa und dem tiefblauen Ultramarin der eleganten Haarbänder, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. Die Mannigfaltigkeit der hinreißenden Stoffe bot Cornelis Bega Gelegenheit in Hülle und Fülle, seine virtuose Maltechnik zu beweisen, wie er es etwa auch in den Musikduetten in Stockholm und in Paris (siehe Ausst.-Kat. 2012, Kat.-Nr. 71 und 72) tat. Nicht nur das ausgeklügelte Kolorit und das typische Arsenal parallel angeordneter, kurzen Schraffuren für die Höhungen in verschiedenen Nuancen zeigen die Handschrift unseres Malers. Überdies gehört die hier dargestellte junge Dame zu Cornelis Begas Modellschatz. Sie tritt beispielsweise als Laute spielende Frau in Stockholm (siehe Ausst.-Kat 2012, Kat.-Nr. 71) auf; als schlafendes Dienstmädchen und im Gebet vor der Mahlzeit in Amsterdam (siehe Ausst.-Kat. 2012, Kat.-Nr. 58) ist sie im Profil zu sehen. Alle drei Gemälde tragen die Datierung 1663. Obwohl sich das Ambiente, verglichen mit den schäbigen Wirtshäusern, grundlegend geändert hat, bleibt das Motiv mehr oder weniger unverändert. Ihre geöffnete Jacke verrät die junge Frau, die sich gerade ein Glas Weißwein eingeschenkt hat, als Kurtisane. […] Der Glanz auf Krug und Weinglas, viel leuchtender wiedergegeben als auf den Satinstoffen, ist eine wahre Augenweide, genau wie das Stillleben mit Brot und Käse neben der jungen Verführerin. Cornelis Bega hat sie in ein mit einer blauen Draperie abge- schlossenes Interieur versetzt, das in vielerlei Hinsicht an den unbestimmten Raum erinnert, in den er die Lautenspielerin und die Fiedler in Stockholm platzierte (siehe Ausst.-Kat 2012, Kat.-Nr. 71). Obwohl der Maler diesmal auf das verblüffende Stillleben aus Musikinstrumenten verzichtet hat, sind sowohl das Tischchen im Vordergrund als auch die italienische Majolikakanne im Hinter- grund links feste Atelierattribute, die auch in anderen Werken, darunter „Die Musikstunde“ in Stockholm, zu finden sind“ (frei zitiert aus Ausst.-Kat. 2012, S. 250–252). Cornelis Bega war der Sohn des Bildhauers Pieter Jansz. Be- geyn (1600–1648) und von Maria van Haarlem, der Tochter des berühmten Haarlemer Manieristen Cornelis Cornelisz. van Haarlem (1562–1638). Sein künstlerisches Umfeld bildete einen fruchtbaren Boden für eine erfolgreiche Künstlerkarriere, doch seine Vorliebe für die Darstellung des bäuerlichen Lebens in all seinen Facetten sorgte für Konflikte mit seinem Vater. Der Biograf Arnold Houbraken berichtet, dass dies letztlich zur Namensän- derung Begas führte (Arnold Houbraken: De groote schouburgh der Nederlantsche kontschilders en schilderessen, Amsterdam 1718–1721, S. 349–350). Cornelis Bega studierte bei Adriaen van Ostade (1610–1685), der selber ein Schüler des grossen Porträtisten Frans Hals (1582–1666) war. Bega war etwa 4 Jahre lang in der Werkstatt Van Ostades tätig und reiste im Anschluss nach Deutschland und in die Schweiz. Ab 1654 ist er als Mitglied der Haarlemer Malergilde aufgeführt, wo er bis zu seinem frühen Ableben mit nur 33 Jahren tätig war. Die Pestepidemie, der er zum Opfer fiel, wütete seit 1663 in den Niederlanden und breitete sich von dort nach England aus, wo sie 1665 einen Fünftel der Bevölke- rung dezimierte. Eine rückseitige Bezeichnung auf der Leinwand weist auf die adelige französische Provenienz unseres Gemäldes hin. Bei dem Marquis de Colbert handelt es sich wohl um Pierre de Colbert (1834–1905), der das etwa 35 Kilometer südlich von Paris gele- gene Château du Saussay im 19. Jahrhundert vergrösserte. 1911 ging dessen Besitz über seine Tochter Guillemette an die Familie Bourbon Busset über. Das Schloss wird heute noch von den Nachfahren der Bourbon Busset bewohnt. For the description and lot essay in English, please visit our website: www.kollerauctions.com. CHF 150 000 / 200 000 (€ 138 890 / 185 190)
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  • 56. Gemälde Alter Meister | 50 3030* MICHIEL SIMONS D. J. (tätig in Antwerpen um 1648–1673 Utrecht) Stillleben mit Römerglas und Pfirsichen mit Trauben in einer Schale. Öl auf Leinwand. Unten links signiert: M. Simons. 67,5 × 90 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken, und datiert unser Stillleben in die 1650er-Jahre. CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 890 / 18 520) 3031* HEINRICH DITTMERS (Hamburg um 1625–1677 Kopenhagen) Porträt einer dänischen Edeldame. Öl auf Leinwand. 105 × 89 cm. Provenienz: - Kunsthandel F. Franke, Leipzig, bis 1933 (als Frans Hals). - Kunsthandel Scheuermann Seifert, Berlin, 1942 (als Jacob Jordaens). - Sammlung Vieweg, Braunschweig. - Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Privatsammlung, Deutsch- land. Literatur: - Kurt E. Simon: Ein neues Bild von Jordaens, in: Weltkunst 16, 1942, Nr. 35/36, S. 3 (mit Abb.). - Sturla Gudlaugsson: Jacob Jordaens of Heinrich Dittmers?‘, in: Oud Holland 60, 1943, S. 143–147, Abb. 1. Sturla Gudlaugsson nahm dieses Porträt zum Anlass, eine kleine Werkgruppe des wenig bekannten Porträtmalers Heinrich Ditt- mers zu rekonstruieren und vergleicht unser Gemälde dabei mit mehreren Bildnissen dänischer Persönlichkeiten, die er in den 1660er- und 1670er-Jahren malte (siehe Literatur). Der ur- sprünglich aus Hamburg stammende Künstler Heinrich Dittmers studierte in den Niederlanden und ist ab 1663/64 in Dänemark dokumentiert, wo er als Hofmaler tätig war. Auch die Tracht der hier dargestellten Dame entspricht der dänischen Mode der 1670er-Jahre. Stilistisch lässt sich unser Bildnis mit demjenigen der Familie Johannes Lassenius vergleichen, das sich im Schloss Frederiksborg befindet (siehe Gudlaugsson 1943, Abb. 3). Auch Dr. Bert Schepers vom Rubenianum, Antwerpen, bestätigt anhand von Abbildungen die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Heinrich Dittmers und vergleicht es mit Werken, die sich in der Sankt Olai Kirche und im Nationalmuseum für Geschichte in Helsingor befinden (basierend auf den verfügbaren Künstlerdaten in der RKD-Datenbank). CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
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  • 58. Gemälde Alter Meister | 52 3032 PIETER SYMONSZ. POTTER (Enkhuizen 1597–1652 Amsterdam) Geograf in einem Interieur. Öl auf Holz. Unten links signiert und schwer leserlich datiert: P. Potter f. 163(?). 40,8 × 35,4 cm. Provenienz: - Sammlung Gräfin von Limburg-Stirum, Schloss Gross Peterwitz, ab mindestens 1903 bis 1951. - Kunsthandel Fritz Nathan, St. Gallen, 1951. - Seither durch Erbfolge, Schweizer Privatbesitz. In einem Interieur ist ein in Arbeit versunkener Geograf mit seinen Instrumenten dargestellt. Am Boden mittig liegt ein holländischer Zirkel, ein Instrument für die Landvermessung, das 1610 vom niederländischen Mathematiker Jan Pietersz. Dou (1572–1635) erfunden wurde. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Pieter Symonsz. Potter archiviert. CHF 3 000 / 5 000 (€ 2 780 / 4 630)
  • 59. | 53 3033 JAN STEEN (1626 Leiden 1679) Flusslandschaft mit fröhlicher Gesellschaft. Öl auf Leinwand. 81 × 100 cm. Provenienz: - Auktion Philippus van der Schley, Amsterdam, 14.–15.8.1793, Los 116 (fl. 34 an Yver). - Auktion Christie‘s, ca. 1988. - Schweizer Privatbesitz. Literatur: Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des 17. Jahrhunderts, Esslingen 1907, Addendum RKD Archiv, Nr. 882bb (als Jan Steen). Dieses Gemälde wurde kürzlich in einer Schweizer Privatsamm- lung entdeckt und war Wouter Kloek bislang unbekannt. Willem van de Watering hatte sich bereits 1988 zu dem Gemälde ge- äussert und vermerkt, dass es im Frühwerk Jan Steens entstan- den ist und den Einfluss seines Schwiegervaters und wohl auch Lehrmeisters Jan van Goyen (1596–1656) aufweist. Wouter Kloek schliesst sich dieser Meinung nach Prüfung von Fotografien an und vermutet eine Datierung um 1653, wofür wir ihm danken. Der Bildaufbau mit der Figurenstaffage im Vordergrund vor der Land- schaft findet sich in einem vergleichbaren Gemälde Jan Steens aus den frühen 1650er-Jahren wieder (siehe Ausst.-Kat. Jan Steen: Maler und Erzähler, hrsg. von H. Perry Chapman, Wouter Th. Kloek und Arthur K. Wheelock Jr., Stuttgart, Zürich 1996, S. 102, Abb. 2). Ferner vergleicht Ellis Dullaart, vom RKD, Den Haag die Vegetation mit dem um 1650 zu datierenden und von Jan Steen signierten Landschaftsgemälde, heute in einer Privat- sammlung (RKD 104886), wofür wir ihr danken. Jan Steen, der 1648 als eingetragenes Mitglied der St. Lukasgil- de dokumentiert ist, genoss eine umfassende Ausbildung bei verschiedenen bedeutenden Künstlern seiner Zeit. Neben dem Handwerk des Brauers, welches er von seinem Vater und seinem Onkel erlernt hatte, setzte die Mitgliedschaft der St. Lukas Gilde voraus, dass der Künstler sein Handwerk bei anderen Meistern zu erlernen hatte. So zeugen seine frühen Winterlandschaften von Einflüssen aus dem Atelier Adrian und Isaac van Ostade (1610–1685 und 1621–1649). Ebenso zählte Jan van Goyen zu jenen Künstlern, mit denen Jan Steen eng zusammenarbeitete und dessen Tochter Margriet er im Jahr 1649 heiratete. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Jan Steen archiviert. CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 520 / 27 780)
  • 60. Gemälde Alter Meister | 54 3034 JAN BRUEGHEL D. J. UND AMBROSIUS FRANCKEN D. J. (1601 Antwerpen 1678) (um 1590 Antwerpen 1632) Allegorie der Luft. Öl auf Holz. Verso mit Marke der Antwerpener Lukasgilde (Türme und zwei Hände) und wohl des Tafelmachers Hans van Herentals (Kreuz und Kreis). 42,7 × 61,5 cm. Gutachten: - Dr. Klaus Ertz, 23.7.2021. - Dr. Ursula Härting, 20.7.2021. Provenienz: - Kunsthandel Belgien, 1970er-Jahre. - Privatsammlung, Belgien. - Durch Erbschaft, Schweizer Privatbesitz. Diese wunderbar erhaltene Darstellung einer Allegorie der Luft wurde kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckt. Sie zeigt Apoll, den Gott des Lichtes, auf seinem von vier Schimmeln geführten Wa- gen, hell erleuchtet über das Himmelsfeld ziehend. Auf einer aufge- wühlten Wolke vor grauen Gewitterwolken findet sich Urania, die Muse der Astronomie und Personifikation der Luft mit ihrem Astrolab. Im Vordergrund und im Himmel ist eine Vogelschar vor einer perspekti- visch durch Braun-, Grün-, und Blautönen definierten Überschauland- schaft versammelt, die sich durch eine eindrückliche Vielfalt charakte- risiert. Diese Darstellung stand in Zusammenhang einer Serie der Vier Elemente, einer Motivwahl, die zu Beginn des 17. Jahr- hunderts äusserst beliebt war und greift eine Komposition von Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625) auf, die sich heute eben- falls als Teil einer Serie in der Galleria Doria Pamphilij in Rom befindet (Klaus Ertz: Jan Brueghel der Ältere. Die Gemälde, Köln 1979, S. 599, Kat.-Nr. 249, Abb. S. 370, Abb. 440). Nach Prüfung des Gemäldes im Original bestätigt Dr. Klaus Ertz die Entstehung in Zusammenarbeit von Jan Brueghel d. J. und Ambrosius Francken d. J., der die Figur der Urania fer- tigte und die auch Dr. Ursula Härting in ihrem Gutachten dem Künstler zuweist. Die Vogelschar stammt gemäss Dr. Ertz von der Hand Jan Brueghel d. J.. Als Datierung schlägt Dr. Ertz 1630 vor, Dr. Härting vermutet eine Entstehung zwischen 1626 und 1632. CHF 60 000 / 80 000 (€ 55 560 / 74 070)
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  • 62. Gemälde Alter Meister | 56 3035 ADRIAEN VAN OSTADE (1610 Haarlem 1685) Bauern in einem Interieur. 1637. Öl auf Holz. Links mittig signiert und datiert: Av (ligiert) ostade 1637. 28 × 38,7 cm. Gutachten: Dr. Bernhard Schnackenburg, 14.11.2019. Provenienz: - Kunsthandel J. Dik, Vevey, um 1950. - Schweizer Privatsammlung. Dr. Schnackenburg bestätigt die Eigenhändig dieses Gemäldes anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken und bezeichnet die „Bauern in einem Interieur“ als typisches Werk des Adriaen van Ostade. Das Gemälde entstammt einer Werkphase, in welcher der Künstler skizzenhaft und brauntonig arbeitete. So ist die Figurengruppe zen- tral im Bild mit ausgezeichneter Lebendigkeit treffsicher gefertigt, das Balkenwerk des Scheuneninterieurs skizziert. Dr. Schnackenburg verweist auf „die Wäscherin“ von 1637 als ein bekanntes Vergleichs- beispiel aus dieser Stilphase, die sich in der Hamburger Kunsthalle befindet (Inv.-Nr. HK–122). Wie Dr. Schnackenburg in seinem Gutachten ausführt, hatte die Darstellung von Alltagsmotiven in der holländischen Malerei grund- sätzlich auch eine allegorische Bedeutung. Diese gehörten zur Allgemeinbildung und wurden auch ohne ausdrücklichen Hinweis verstanden. Die Bäuerin, die das Hemd des Knaben nach Flöhen durchsucht, sowie der Bauer, der in seinen leeren Bierkrug blickt, legen nahe, dass es sich hierbei um eine Darstellung der fünf Sinne, und zwar des Sehsinns (visus) handelt. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 63. | 57 3036* GILLIS CLAESZ. DE HONDECOETER (Antwerpen um 1575–1638 Amsterdam) Felsige Waldlandschaft mit Tieren an einer Tränke. Öl auf Holz. Unten rechts monogrammiert: G. DH. 64,5 × 99,5 cm. Provenienz: - Kunsthandel Schneeberger, Bern, 1946. - Europäische Sammlung. Literatur: Ausst.-Kat. Masters of 17th Century Dutch Landscape Painting, hrsg. von Peter Sutton et al., Amsterdam / Boston / Philadelphia 1988, S. 278, Abb. 2. Gillis Claesz. de Hondecoeter war ein holländischer Maler, der im flämischen Stil arbeitete und sich auf Landschaften und Vogeldarstellungen spezi- alisierte. Später malte de Hondecoeter in einem eher niederländischen, realistischen Stil. Gillis war der Vater von Gijsbert d‘Hondecoeter und Grossvater von Melchior d‘Hondecoeter (1636–1695) und Jan Weenix (um 1641–1719). Seine Tochter Josijntje heirate Jan Baptist Weenix (1621– 1659). Gillis malte flämische, hügelige Fantasielandschaften, meist in Verbindung mit einer biblischen Szene. Es heisst, dass er vom flämischen Maler Roelant Savery (1576–1639), der ebenfalls in Amsterdam lebte, beeinflusst wurde. Die Figuren auf seinen Gemälden überliess er meist seinem Kollegen David Vinckboons (1576–1632). Niederländische Maler der nachfolgen- den Generation, wie etwa Allart van Everdingen (1621–1675) und Jan Both (1610–1652), liessen sich von seinen Kompositionen inspirieren, was beispielsweise eine um 1647–50 entstandene bergige Waldlandschaft von Jan Both deutlich macht, die sich im Detroit Institute of Arts befindet (Inv.- Nr. 89.31, Ausst.-Kat. Masters of 17th Century Dutch Landscape Painting, hrsg. von Peter Sutton et al., Amsterdam / Boston / Philadelphia 1988, S. 277–278, Kat.-Nr. 14). CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410)
  • 64. Gemälde Alter Meister | 58 3037 BARENT AVERCAMP (1612 Kampen 1679) Winterlandschaft mit Eisläufern. Öl auf Holz. Unten rechts mit Monogramm: AV.DN. (ligiert). 44,5 × 60,5 cm. Provenienz: - Sammlung P. P. Volkoff, Leningrad. - Sammlung Mrs. N. Danzas, Leningrad, 1908–1909 (verso mit Etikett). - Sammlung S.K.H. Grossfürst Kyrill Wladimirowitsch Romanov (1876–1938), Leningrad. - Sammlung Romer Williams, Worcester 1925. - Kunsthandel Bachstitz, Den Haag. - E. Rössler, Berlin. - Kunsthandel Bachstitz, Den Haag, 1935. - Sammlung H. Maas, Den Haag. - Auktion Sotheby‘s, London, 3.12.1969, Los 19 (als Barent Aver- camp). - Schweizer Privatbesitz. Ausstellung: Sankt Petersburg 1908: Starye Gody, Imperial Society for the encouragement of art, 20.11.1908–12.1.1909, Nr. 425. Literatur: - Cornelis Hofstede de Groot, in: Monatshefte für Kunstwissen- schaft 3, 1910, S. 118. - Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten Holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. VII, 1918, S. 489–490, Nr. 527 (als vielleicht von Avercamp, datiert 1669 aber 30 bis 40 Jahre früher entstanden). - Willem Rudolf Juynboll, in: Oudheikundig Jaarboek 2, 1934, S. 149 (als Barent Avercamp). Dieses stimmungsvolle Gemälde mit Eisvergnügen wurde ursprünglich als Oval angelegt (32 × 43 cm) und später zu einem Rechteck ergänzt und mit dem Monogramm von Aert van der Neer (1603–1677) versehen. Hofstede de Groot zweifelte bereits in den 1910er-Jahren die Zuschreibung an Aert van der Neer an und wies das Gemälde Barent Avercamp zu ebenso wie Willem Rudolf Juynboll. Die Figuren und das Detailreichtum in den Kostü- men sind charakteristisch für Barent Avercamp, wie ein Vergleich mit der Winterlandschaft im Rijksmuseum, Amsterdam (Inv.-Nr. A3286) zeigt. Das Gemälde befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in rus- sisch-aristokratischem Besitz, unter anderem in der Sammlung des Grossfürsten Kyrill Wladimirowitsch Romanov (Abb. 1), einem Enkel von Zar Alexander II. CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410) Abb. 1 S.K.H. Grossfürst Kyrill Wladimirowitsch Romanov (1876–1938)
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  • 66. Gemälde Alter Meister | 60 3038* GILLIS NEYTS (Ghent 1618–1686 Antwerpen) Bewaldete Landschaft mit Schlossruine. Öl auf Holz. 29,3 × 44,7 cm. Provenienz: Europäische Sammlung. Stilistisch lässt sich diese Landschaft mit einer Schlossruine mit anderen Werken von Gillis Neyts vergleichen, wie beispielsweise der signierten Landschaft in einer Privatsammlung (siehe Pierre Gustot: Gillis Neyts-Un Paysagiste Brabançon en vallée au XVIIe siècle, Namur 2008, S. 87, P44). CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 67. | 61 3039* JAN JANSZ. TRECK (um 1605 Amsterdam 1652) Stillleben mit einer silbernen Tasse und Krabbe. Öl auf Holz. 28 × 33,7 cm. Provenienz: - Auktion Moos, Genf, 9.6.1934, Los 27. - Kunsthandel Walter Paech, Amsterdam, vor 1940. - Kunsthandel Nordest Gallery, Boston MA, 1980. - Auktion Sotheby‘s, New York, 18.5.2006, Los 112. - Auktion Hampel, München, 9.12.2011, Los 283. - Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam, 2012. - Europäische Sammlung. Literatur: Nico Vroom: A modest message as intimated by the painters of the ‚Monochrome Banketje‘, Schiedam 1980, Nr. 493 (als Jan Olis). Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit nach Prüfung des Originals, wofür wir ihm danken. Er betont die stilistische Ähnlichkeit mit einem Gemälde (RKD Nr. 27607), das Jan Jansz. Treck zusammen mit Jan Jansz. den Uyl (1595–1639) malte und schliesst eine Zusammenarbeit beider Künstler im hier angebote- nen Gemälde nicht aus. CHF 22 000 / 28 000 (€ 20 370 / 25 930)
  • 68. Gemälde Alter Meister | 62 3040* CORNELIS DUSART (1660 Haarlem 1704) Pfeife rauchender Mann vor einem Wirtshaus. 1684. Öl auf Leinwand. Unten mittig signiert und datiert: Cor. Dusart 1684 und oben rechts beschriftet: T NIUWE TROFFLE TYE. 49 × 40,8 cm. Provenienz: - Sammlung Cabinet of Baron Liedts, Brüssel. - Auktion G. Berré de Haen, Antwerpen, 1833. - Sammlung Charles Piérard, Valenciennes. - Auktion Hôtel Drouot, Paris, 20.3.1860, Los 19. - Sammlung J. B. Foucart (1823–1898), Valenciennes (verso mit rotem Wachssiegel). - Auktion Gostieau, Valenciennes, 12.10.1898, Los 41 (verso mit Etikett). - Privatsammlung Frankreich. - Auktion Drouot-Richelieu, Paris, 6.6.2014, Los 9. - Europäische Privatsammlung. Mit dem Motiv einer Wirtshausszene mit fröhlicher Gesellschaft greift das hier angebotene Gemälde von Cornelis Dusart eine seiner beliebtesten Kompositionen auf und zeigt die Ausei- nandersetzung mit seinem Lehrmeister Adriaen van Ostade (1610–1685). Geboren 1660 in Haarlem als Sohn eines Organisten, lernte Cor- nelis Dusart bei Adriaen van Ostade, dessen Kompositionen sich in seinen frühen Gemälden widerspiegeln. Am 10. Januar 1680 trat er der Haarlemer Lukasgilde bei. Der Tod des Lehrmeisters im Jahr 1685 brachte für Dusart eine massgebende Wendung mit sich. Neben der Übernahme seines Ateliers ging auch das Œuvre Adriaen van Ostades sowie jenes seines Bruders Isaac (1621–1649) in seinen Besitz über. Während er sich bei dem Motiv am Repertoire der Ostades bediente, entwickelte Dusart einen persönlicheren und eleganteren Malstil. Begleitend dazu erwiesen sich auch die Ölgemälde von Jan Steen (1626–1679) als Inspira- tion, insbesondere im Hinblick auf die Mimik und Gestik sowie die Bekleidung seiner Figurendarstellungen. Nach seinem Tod 1704 wurde Dusarts Sammlung am 31. Juli 1708 in Den Haag verstei- gert, die nicht nur den Nachlass der Brüder Ostade, sondern auch andere niederländische und italienische Künstler, darunter Cornelis Bega (1620–1664), Gerrit Berckheyde (1638–1698) und Adriaen van de Velde (1636–1672), beinhaltete. Mit dem wiederkehrenden Motiv von trinkenden, musizierenden und rauchenden Bauern im Œuvre Dusarts, versuchte er seinem Publikum weniger eine moralische Lektion zu erteilen, als vielmehr eine satirische Note zu vermitteln. Entsprechend waren seine Gemälde als eine Art Komödie zu verstehen, die der Unterhaltung beitrugen. CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 520 / 27 780)
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  • 70. Gemälde Alter Meister | 64 3041 PIETER SYMONSZ. POTTER (Enkhuizen 1597–1652 Amsterdam) Soldaten, ein Offizier und eine junge Frau in einem Wachlokal. 1632. Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert: P. Potter. f. 1632. 32 × 42,5 cm. Provenienz: - Auktion Christie‘s, London, 19.12.1938, Los 92. - Schweizer Privatbesitz, seit den 1950er-Jahren. - Durch Erbfolge an heute Besitzer, Privatsammlung Schweiz. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Pieter Symonsz. Potter registriert. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 480 / 9 260)
  • 71. | 65 3042 JAN VAN GOYEN (Leiden 1596–1656 Den Haag) Reiter und Fischersleute in einer weiten Dünenlandschaft mit einer Kirche im Hintergrund. 1640. Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert: VGOYEN 1640. 42,2 × 66,2 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz, seit mehreren Generationen. Literatur: Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvrever- zeichnis, Bd. III, Doornspijk 1987, S. 253, Kat.-Nr. 932 (mit Abb.). Charakteristisch für die 1640er-Jahre im Œuvre Jan van Goyens sind die panoramahaften Landschaften in grossem Breitformat, bei denen er die Horizontlinie auf das untere Drittel herabsetzt und die Szene mit einer belebten Szenerie im Vordergrund und einer topographischen Ansicht im Hintergrund strukturiert. Dies zeigt sich in eindrücklicher Weise bei dieser 1640 datierten hol- ländischen Dünenlandschaft, an der sich zahlreiche Fischer und Händler tummeln. Viele Gemeinden entlang der holländischen Nordseeküste hatten aufgrund ihres langen flachen Ufers keinen Hafen. Der Fischfang wurde auf hoher See in kleinere Segel- schiffe, sogenannte Bomschuit, umgeladen, welche die Fracht bis ans Ufer bringen konnten, wie in unserem Gemälde links im Hintergrund zu sehen ist. Zur Rechten ist die Ruine einer Kirche zu sehen, die wohl im Achtzigjährigen Krieg zerstört wurde, wie viele in dieser Zeit. Dieses charakteristische Gemälde Jan van Goyens verkörpert auf eindrückliche Weise die Fähigkeit des Künstlers, wunderbar stimmungsvolle Effekte zu kreieren und zeigt die Vollendung der Entwicklung seines eigenen Stils, nachdem sich Jan van Goyen in den 1630er-Jahre vom Einfluss seines Lehrers Esaias van de Velde (1587–1630) gelöst hatte. Jan van Goyen, der 1632 mit seiner Frau und seinen Töchtern von seiner Geburtsstadt Leiden nach Den Haag gezogen war, stellte mehrere vergleichbare Szenen dar, so beispielsweise den Strand von Egmond aan Zee in einem 1634 datierten Gemälde im Indianapolis Museum of Art (Inv.-Nr. 1983.67) und in zwei weiteren Kompositionen, bei denen er auf das Motiv der Kirchenruine und eines von zahlreichen Figuren belebten Strandufers zurückgriff (siehe Beck 1973, Kat.-Nr. 933 und 935, S. 418). Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3024. CHF 60 000 / 80 000 (€ 55 560 / 74 070)
  • 72. Gemälde Alter Meister | 66 3043 MATTHIJS SCHOEVAERDTS (Brüssel um 1665–nach 1702) Belebte Hafenszene mit Fischmarkt. Öl auf Leinwand. Unten links schwer leserlich signiert: M. SCHOEVAERDTS. F. 41,3 × 60,3 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Matthijs Schoevaerdts archiviert. CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 73. | 67 3044 JORIS VAN DER HAAGEN (um 1615 Den Haag 1669) Italianisierende Waldlandschaft mit Jägern. Öl auf Leinwand. 132,5 × 150,5 cm. Provenienz: Schweizer Privatsammlung. Dieses Gemälde zeichnet sich durch eine für Joris van der Haagen typische Komposition aus. Die detaillierte Ausführung des Blatt- werks, der Baumstämme und des Waldbodens im Vordergrund legen Zeugnis ab von der gekonnten Pinselführung des Künst- lers. Eine vergleichbare Darstellung mit Wasserfall findet sich im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen (Öl auf Leinwand, 178 × 210 cm). Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Joris van der Haagen archiviert. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 74. Gemälde Alter Meister | 68 3045* BERGAMO SCHULE, UM 1560 Porträt eines Herren mit einem weissen Kragen. Öl auf Leinwand. 42,8 × 34,3 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. CHF 4 000 / 6 000 (€ 3 700 / 5 560)
  • 75. | 69 3046* PIETER CORNELISZ. VERBEECK (um 1610 Haarlem um 1654) Orientalischer Reiter in einer Grotte mit Schimmel. 1642. Öl auf Holz. Unten links monogrammiert und datiert: P. VB. f. 1642. 38,5 × 30,5 cm. Provenienz: - Sammlung Familie Moltke, Dänemark. - Auktion Winkel Magnussen, 1.–2.6.1931, Los 136 (verso mit Etikett). - Sammlung Eric Cervin, Haneberg Manor, Schweden (verso mit Etikett). - Sammlung Anna Trellens (verso mit Etikett). - Privatsammlung, Schweden. - Auktion Stockholms Auktionsverk, Stockholm, 5.6.2013, Los 1942. - Kunsthandel Daxer Marschall, München. - Europäische Sammlung. Pieter Cornelis Verbeeck trat 1635 der Malergilde in Alkmaar bei und heiratete Agnes Groenvelt im selben Jahr. 1638 siedelten sie nach Utrecht um, wo allerdings seine Frau nur vier Jahre später verstarb und woraufhin Verbeeck nach Haarlem zurückkehrte. 1645 trat er in die Haarlemer Gilde ein und heiratete Elisabeth van Beresteijn, die Schwester seines Freundes und Landschaftsmaler Claes van Beeresteijn (1627–1684). Der niederländische Biograf Arnold Houbracken (1660–1719) er- wähnt, dass Verbeeck der Lehrer von Gillis Schagen (1616–1668) war. Es ist unklar, ob Verbeeck Philips Wouwerman (1619–1668), Haarlems prominentesten Maler von Landschaften und Pferden seiner Zeit, kannte, aber es ist wahrscheinlich, dass sie vonei- nander wussten und dass Wouwerman in gewisser Weise von seinem älteren Malerkollegen beeinflusst wurde. Diese Annahme bestätigt sich auch beim Betrachten dieses Gemäldes, das einen äusserst realistischen und versiert gemalten Schimmel zeigt, der mit diversen Farberhöhungen äusserst lebendig wiedergegeben ist. Der pastose Farbauftrag findet sich auch in der Gesteins- formation der Grotte, der Vegetation und der Gewandung des Reiters und wird durch gezielte Lichtführung verstärkt akzentuiert. Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Pieter Cornelisz. Verbeeck archiviert. CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410)
  • 76. Gemälde Alter Meister | 70 3047* ARY DE VOIS (Utrecht um 1632–1680 Leiden) Porträt eines Edelmannes im orangefarbenen seidenen „japonse rok“. Öl auf Holz. Mittig auf dem Blatt signiert: ADVois f. 36,5 × 30 cm. Provenienz: - Auktion Stockholms Auktionsverket, Stockholm, 29.5.2008, Los 2454. - Privatsammlung. - Auktion Hampel, München, 23.3.2012, Los 187. - Europäische Sammlung. 1641 erlaubte das Shogunat den Niederlanden als einziges europäisches Land, mit Japan Handel zu betreiben. Der hier dar- gestellte sogenannte „Japonse rok“ war ein in Japan speziell für niederländische Händler hergestelltes Kleidungsstück, welches häufig von hochrangigen Persönlichkeiten der Niederländischen Ostindien-Kompanie erworben wurde. CHF 6 000 / 8 000 (€ 5 560 / 7 410)
  • 77. | 71 3048 ALBRECHT KAUW (Strassburg 1616–1681 Bern) Seeschlacht wohl bei Fehmarn. 1670. Öl auf Leinwand. Verso signiert und datiert: A. Kauw fe 1670. 82 × 105 cm. Provenienz: - Schweizer Privatbesitz, seit über 70 Jahren. - Durch Erbschaft an heutige Besitzer. Dr. Georges Herzog, dem wir für die Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes danken und dessen Eintrag wir nachfolgend zitieren, bestätigt die Autorschaft Albrecht Kauws nach Besich- tigung des Originals. Bei der dargestellten Seeschlacht dürfte es sich um diejenige bei Fehmarn handeln, bei der während des Dreissigjährigen Krieges am 13. Oktober 1644 die Schweden in Verbrüderung mit den Niederländern die dänische Flotte besieg- ten und somit die bislang anhaltende Vorherrschaft der Dänen in der Ostsee beendeten. „Der ursprünglich aus Strassburg stammende Albrecht Kauw, der sich nach seiner Ankunft in Bern um 1640 in den ersten 25 Jahren seiner Berner Tätigkeit vor allem als Kopist und somit Bewah- rer des Manuelschen Totentanzes, als begabter Vedutist in Öl, Aquarell und Gouache sowie als hochorigineller Stilllebenmaler einen Namen gemacht hatte, beantragte 1666 für sich und einen seiner Söhne bei der Berner Obrigkeit ein Privileg zum Verkauf von „Kupferstuck und Gmähl“, also von Druckgrafik und Gemälden. Beim erwähnten Sohn handelte es sich höchstwahrscheinlich um seinen damals zwanzigjährigen Malersohn Gabriel, der eben von seiner Wanderschaft, die ihn in süddeutsche Kunstzentren wie Strassburg, Frankfurt und Nürnberg geführt hatte, nach Bern zu- rückgekommen war, nachdem er sich zuvor auf dem Kunstmarkt dieser Städte reichlich mit internationaler Grafik eingedeckt hatte. Von diesem Zeitpunkt an eröffnete sich Vater Albrecht Kauw eine neue Welt. Das Komponieren von Bildern aus Elementen mehr oder weniger aktueller Stichvorlagen aus dem internationalen An- gebot bestimmte in der Folge einen wichtigen Teil der raumdeko- rativen Arbeiten Kauws in seinem letzten Schaffensjahrzehnt. Mit den Grossaufträgen für die bildkünstlerischen Ausstattungen der Schlösser Utzigen und Oberdiessbach konnte Kauw nun diese für ihn offensichtlich neuen und scheinbar nahezu unerschöpflichen Quellen für sich nutzen (siehe hierzu Georges Herzog: Albrecht Kauw (1616–1681). Der Berner Maler aus Strassburg, Bern 1999, S. 310 ff., Nr 175–177 und S. 330, Nr. 190/91). Die hier angebotene Seeschlacht zwischen holländischen und dänischen Galeonen steht in der Tradition der holländischen Marinemalerei, wie sie durch grafische Arbeiten von Stechern wie Reinier Nooms, genannt Zeeman (um 1623–1664) in ganz Europa verbreitet wurde. Sie ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Alb- recht Kauw es verstand, für die Ausstattungen der Landsitze und Schlösser seiner zumeist patrizischen Auftraggeber, die häufig durch fremde Dienste zu Ansehen, Geld und auf den Geschmack für solche militärisch geprägten Darstellungen gekommen waren, diese gefragten Themen als leuchtende, farbenfrohe Suprapor- ten und Cheminéebilder zu inszenieren. Einmal mehr kommt hier auch zum Ausdruck mit welcher anekdotischen Fertigkeit es Kauw gelang, mit ein paar Strichen und Tupfer, die Stimmung der kleinfi- gurigen Personenstaffage einzufangen.“ CHF 12 000 / 18 000 (€ 11 110 / 16 670)
  • 78. Gemälde Alter Meister | 72 3049* PIETER DE BLOOT (1601 Rotterdam 1658) Fährenübergang an einem Fluss. Öl auf Holz. 46,3 × 83,5 cm. Provenienz: - Kunsthandel X. Scheidwimmer, München, 1994. - Süddeutsche Privatsammlung. - Auktion Hargesheimer Kunstauktionen, Düsseldorf, 15.3.2018, Los 2119. - Europäische Sammlung. Das hier angebotene Gemälde lässt sich stilistisch wie auch kompositorisch mit der „Fähre am Fluss“ von Pieter de Bloot ver- gleichen, ehemals aus der Sammlung Jacob Fischer, Mainz (siehe Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen, Augsburg 1991, S. 48, Kat.-Nr. 72). Das Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Pieter de Bloot archiviert. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 480 / 9 260) 3050 MAARTEN VAN HEEMSKERCK (NACHFOLGER DES 17. JAHRHUNDERTS) (Heemskerck 1498–1574 Haarlem) Gegenstücke: Allegorie des Neids (Invidia) und Allegorie der Armut (Inopia). Öl auf Leinwand. Je 60 × 72 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz, seit den 1970er-Jahren. Jedes Jahr fand am 1. Juli in Antwerpen anlässlich der Be- schneidung Christi eine Prozession statt. Im Jahre 1561 war das Thema der Kreislauf des menschlichen Daseins. Maarten van Heemskerck fertigte hierzu einen Stichzyklus mit den sieben Wagen des Umzugs an, mit dem Jüngsten Gericht als Schlussbild. Die hier angebotenen Gemälde gehen auf zwei Kupferstiche aus dieser Serie zurück. CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 79. | 73
  • 80. Gemälde Alter Meister | 74 3051* JAN WYNANTS (Haarlem um 1630–1684 Amsterdam) Bewaldete Landschaft mit Hirte. 1661. Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert: J wynants 1661. 30,1 × 37,1 cm. Provenienz: Europäische Sammlung. Das hier angebotene Gemälde ist ein qualitätsvolles Werk Jan Wynants und entstand 1661 in Amsterdam, etwa ein Jahr nach der Übersiedelung des Malers von Haarlem. Die Verbindung eines markanten Waldstücks mit Disteln im Vordergrund und Figuren in einer Landschaft im Mittelgrund ist ein charakteristisches Merkmal für das Spätwerk Wynants und findet sich beispielswei- se in der 1669 entstandenen „Bewaldete Landschaft mit einem Baumstamm, Disteln und Figuren auf einem Weg“, das sich im Staatlichen Museum in Schwerin befindet (Inv.-Nr. G 3950, siehe Klaus Eisele: Jan Wijnants (1631/32-1684). Ein Niederländischer Maler der Ideallandschaft im Goldenen Jahrhundert, Stuttgart 2000, Kat.-Nr. 115). Der Landschaftsmaler Jan Wynants ist vor allem für seine italienisch anmutenden Landschaften und Gemälde mit topog- rafischen Motiven bekannt. Er wurde in Haarlem als Sohn eines katholischen Kunsthändlers geboren. Nach dem Tod seiner Mutter heiratete sein Vater Maria Jans van Stralen, die Witwe von Jasper Jaspersz van Heemskerck und Mutter des Malers Egbert Jaspersz van Heemskerck (1634–1704), wodurch Wynants und Van Heemskerck Stiefbrüder wurden. Wynants war bis 1660 in Haarlem tätig, und siedelte dann nach Amsterdam über. Er war der Lehrer von Willem Schellinks (1623–1678) und Nicolaes de Vree (1645–1702). CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 81. | 75 3052* JOHANNES HANNOT (1633 Leiden 1684) Stillleben mit Zitrusfrüchten, Austern und Hummer. Öl auf Leinwand. Rechts auf der Steinplinthe schwer leserlich monogrammiert: J. (H). 86 × 71 cm. Provenienz: - Privatsammlung Niederlande bis 2003. - Kunsthandel Peter de Boer, Amsterdam (verso mit Etikett). - Europäischer Privatbesitz. Johannes Hannot spezialisierte sich auf Stillleben, vorwiegend mit Früchten, und arbeitete zeit seines Le- bens in Leiden. Er war auch als Weinhändler tätig. Seine Stillleben erinnern stark an Jan Davidsz. de Heem (1606–1683). Sein erstes datiertes Stillleben stammt von 1654. Das hier angebotene Stillleben ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von Johannes Hannot archiviert. CHF 30 000 / 40 000 (€ 27 780 / 37 040)