2. ALTE GRAPHIK
Freitag, 27.09.2019
10.00 Uhr
Lot 3601 – 3649
ZEICHNUNGEN
Freitag, 27.09.2019
11.00 Uhr
Lot 3401 – 3502
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Freitag, 27.09.2019
14.00 Uhr
Lot 3001 – 3094
GEMÄLDE DES 19. JH.
Freitag, 27.09.2019
16.00 Uhr
Lot 3201 – 3268
MÖBEL, PENDULEN,
SKULPTUREN, MINIATUREN,
SILBER, PORZELLAN
Donnerstag,26.09.2019
10.00 Uhr
Lot 1001 – 1200
MÖBEL, PENDULEN,
SKULPTUREN, MINIATUREN,
SILBER, PORZELLAN
Donnerstag,26.09.2019
13.30 Uhr
Lot 1201 –1375
TEPPICHE
Donnerstag,26.09.2019
16.30 Uhr
Lot 1601 – 1709
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
A188/2
MÄRZ2019GEMÄLDEALTERMEISTERUNDDES19.JH.,ZEICHNUNGENUNDALTEGRAPHIK
Auktion: 27. September 2019
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 26. September 2019
DecorAtive ArtS
Decorativearts
A190 / 1
SepTember2019
BÜCHER
Dienstag, 24.09.2019
13.30 Uhr
Lot 101 – 383
BUCHMALEREI &
AUTOGRAPHEN
Dienstag, 24.09.2019
16.30 Uhr
Lot 501 – 602
SCHMUCK TEIL 1
Mittwoch, 25.09.2019
14.00 Uhr
Lot 2001 – 2087
SCHMUCK TEIL 2
Mittwoch, 25.09.2019
15.00 Uhr
Lot 2101 – 2272
Schweiz
SEPTEMBER2019
AUKTION: 24. SEPTEMBER 2019
BÜCHER, BUCHMALEREI & AUTOGRAPHEN
BÜCHER,BUCHMALEREI&AUTOGRAPHEN
A190/3
A190
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
SCHMUCK&JUWELENSEPTEMBER2019
Auktion: 25. September 2019
SCHMUCK & JUWELEN
AUKTIONSPROGRAMM
AUKTION A190 - SEPTEMBER 2019 Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
VORBESICHTIGUNG
Donnerstag, 19. September 2019, 10 – 21 Uhr
Freitag, 20. September - Montag, 23. September, 10 – 18 Uhr
3. Weitere Bearbeitung: Prof. emer. Dr. Gaudenz Freuler
Buchmalerei 501-514
Manuskripte 515-523
Autographen 524-602
Buchmalerei, Autographen & Manuskripte
Auktion
Dienstag, 24. September 2019, 16.30 Uhr
Vorbesichtigung
Donnerstag, 19. September 2019, 10 – 21 Uhr
Freitag, 20. September - Montag, 23. September 2019, 10 – 18 Uhr
English descriptions upon request.
Zusätzliche Abbildungen:
www.kollerauktionen.ch
Dr. Andreas Terwey
Head of Department
Tel. +41 44 445 63 44
terwey@kollerauktionen.ch
Gabriel Müller, M.A.
Tel. +41 44 445 63 40
books@kollerauktionen.ch
4. | 122
Buchmalerei
501
Anonymer bolognesischer Buchmaler aus der
Werkstatt des Giovanni d’Antonio da Bologna.
Blatt aus einem franziskanischen Psalter mit der
Bildinitiale N und singenden Franziskaner Brü-
dern, mit reicher floraler Ranke. Tempera, Feder
und Goldhöhung mit lateinischer Handschrift
auf Pergament, beidseitig beschrieben. Bolo-
gna, ca. 1445-50. Initiale 19 x 10 cm; Schrift-
spiegel 43 x 29 cm; Blattgrösse 56,5 x 41 cm. 15
Zeilen Text und Noten. Textura in schwarzbrau-
ner Tinte und Quadratnoten auf 4 roten Linien.
Literatur:
- Freuler, Gaudenz. Italian Miniatures from the
Twelfth to the Sixteenth Centuries. Cinisello Bal-
samo, 2013, S. 312-337.
- Zabeo, Laura in: Angelo Tartuferi und Fran-
cesco D’ Arelli, L’ Arte di Francesco. Capolavori
d Arte Italiana e terre d Asia dal XIII al XV secolo.
Ausstellungskat. Florenz, Galleria dell’Acca-
demia März-Oktober 2015. Florenz, 2015, S.
402-405.
- Medica, Massimo in: Massimo Medica und Fe-
derica Toniolo (Hrsg.). Le Miniature della Fonda-
zione Giorgio Cini, Pagine, ritagli, manoscritti.
Cinisello Balsamo, 2016, S. 314-315.
Text: "Nisi Dominus edificaverit domum in
vanum laboraverunt..." (Ps 126)
Das hier angebotene Blatt ist Element eines
zur napoleonischen Zeit aufgelösten und erst
jüngst partiell rekonstruierten franziskani-
schen Psalters (Freuler 2013), was durch die
übereinstimmende Blattgrösse, Kongruenz in
Stil und Seitenkonzept einwandfrei nachge-
wiesen ist. 14 weitere illuminierte Blätter aus
dem gleichen Psalter befinden sich in einer
mailändischen Privatsammlung und vier weitere
Buchseiten verteilen sich auf die Sammlung
der Fondazione Giorgio Cini und Privatbesitz,
zwei weitere stattliche Blätter aus dem gleichen
Verband wurden jüngst in diesem Hause (Koller
Zürich, Auktion 186, 24.9.2018 Lot 566 und
Auktion 188 26.3.2010, Lot 503) erfolgreich
veräussert. Der unbekannte, stilistisch etwas
heterogene Buchmaler vorliegenden Blattes
und dessen 19 bisher georteten Schwester-
blätter können einwandfrei der Werkstatt des
Giovanni d’Antonio da Bologna zugeordnet
werden. Auf letzteren geht das reiche Dekora-
tionskonzept der Seite aus Goldplaketten mit
eingewobenen Blütenranken zurück. Deshalb
könnte gar Giovanni d’Antonio für das künst-
lerische Konzept der hier angesprochenen
Serie von Psalter-Blättern geltend gemacht
werden, während für die Ausführung jedoch ein
anonymer Buchmaler verantwortlich gezeichnet
hat, dessen Hand auch in den Miniaturen einer
Serie weiterer franziskanischer Chorbücher
auszumachen ist (Bologna, Museo Civico 547a,
553, 549 und Florenz Bargello, Antifonario A46),
die ebenfalls von Giovanni d Antonio konzipiert
wurden (Medica 2016, S. 314-315; Zabeo 2015,
S. 402-405). Das künstlerische Repertoire des
ausführenden Buchmalers vereint aus Giovanni
d’Antonios Kunst geschöpfte Aspekte mit
solchen des sogenannten Meisters von 1446,
einem führenden, in Bologna tätigen Illustra-
toren, sowie unverkennbaren Anklängen an die
norditalienische Buchmalerei der Lombardei
und Veneto, insbesondere an den unbekann-
ten Buchmaler des Gonzaga Psalters in der
Bibliothèque Nationale in Paris MS. Latin 772,
(vgl. Freuler 2013, S. 338-345). Das auf dem
Frontispiz dieser Serie (Koller Zürich, Auktion
186 ,24.9.2018, Lot 566) am rechten Blattrand
erscheinende, in den Stern von Bethlehem
eingebundene Christus-Symbol des Heiligen
Bernhardin von Siena weist für unsere Buchseite
und die dieser zuzuordnenden Schwesterblätter
auf eine Herkunft aus einem Psalter, der für die
Brüder eines franziskanischen Observanten
Konvents, vielleicht für jene von San Paolo in
Monte in Bologna, hergestellt wurde.
(Prof. emer. Dr. Gaudenz Freuler, Universität
Zürich)
Feuchtrandig und etwas gebräunt, leicht gewellt,
rechts oben im weissen Rand mit kleiner res-
taurierte Fehlstelle im Pergament, das Blattgold
mit leichten Krakeleen. In den Rändern verso
mit Kleberückständen von alter Montage, stel-
lenweise leichte Verfärbung. Insgesamt aber in
sehr guter Erhaltung.
Provenienz:
- Europäischer Privatbesitz.
- Schweizer Privatbesitz.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 270 / 10 910)
Buchmalerei |
6. | 124
502
Anonymer deutscher Buchmaler, um 1310.
Bildinitiale C mit Christus (sendet die Apostel
aus) aus einem Antiphonar. Tempera, Gold-
und Silberhöhung auf Pergament, beidseitig
beschrieben. Regensburg, ca. 1310. Initiale 8,8 x
8,3 cm; Schriftspiegel 34,5 x 26 cm; Blattgrösse
ca. 46,5 x 37 cm (unregelmässig). 16 Zeilen
schwarzbraune Textura und Quadratnoten auf
jeweils 4 Zeilen. Fachmännisch gerahmt (58 x
49 cm).
Literatur:
- Kidd, Peter. The McCarthy Collection, Vol. 2,
London, 2019 (im Druck).
- Suckale, Robert. "The ‘Sweet Style’ in Regens-
burg: An Addition to the Leaves from the early
Fourteenth-Century Antiphonary from the Do-
minican Convent of the Holy Cross.", in: Harvard
Library Bulletin 21.2, 2010, S. 45-52.
- Harrsen, M. Central European Manuscripts in
the Pierpoint Morgran Library. New York, 1958,
S. 47.
- Miner, D. und S. Ricci. "Western illumination
manuscripts acquired since 1934.", in: Journal
of the Walters Art Gallery 29/30 (1966/67), S.
87-90.
- Nordenfalk, Carl. Bokmalningar fran medel-
tid och renässans I Nationalmusei samlingar.
Stockholm, 1979, Nr. 10.
- Regensburger Buchmalerei: Von frühkarolin-
gischer Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters.
Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek
München und der Museen der Stadt Regens-
burg. München, 1987.
- Stange, Alfred. "Studien zur oberrheinischen
Malerei um 1300.", in: Münchner Jahrbuch der
bildenden Kunst, Nr. 9 (1932), S. 17-48.
- Beer, Ellen J. Beiträge zur oberrheinischen
Buchmalerei in der ersten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts unter besonderer Berücksichtigung
der Initialornamentik. Basel and Stuttgart 1959.
Text recto: "Ecce ego mitto vos sicut oves in
medio luporum; estote ergo prudentes sicut
serpents et simplices sicut columbae. 1. Resp. 1.
Noct. St. Bartolomäus und Barnabas (11. Juni)".
Die auf ersten Blick schlichte Bildinitiale E mit
der Darstellung des Christus auf Goldgrund ist
in ein rechteckiges rotumrandetes Initialfeld
aus Silberfolie integriert. Der Stil der in starken
Farben gehaltenen Miniaturen scheint nicht
direkt an die Buchmalerei in Regensburg gebun-
den und verrät Anleihen and die französische
Kunst, nicht zuletzt an die Glasmalerei von Paris.
So sind die Figuren ähnlich der Glasmalerei
innerhalb starker schwarzer Konturen artiku-
liert, während die Gesichter innerhalb bleicher
Fleischtöne sanft, fast unmerklich modelliert
sind. Stilistisch verbinden sich die Miniaturen
mit den Malereien in einem Missale und Breviars
aus Regensburg in der Bayerischen Staatsbiblio-
thek in München (Clm 28802) und Minneapolis
Institute of Arts inv.nr.23.66. Diese Werkstätten
sind womöglich in der Region des Oberrheins
ansässig gewesen und wurden für die künstle-
rischen Aufgaben der religiösen Institutionen
Regensburgs beigezogen. Der Stil entspricht
der Stilstufe des neuen süssen Stils, wie er sich
zu Beginn des 14. Jahrhunderts ähnlich auch in
Zürich und Sankt Katharinental und Konstanz
entwickelt hatte. Damit gehören das Antipho-
narblatt und die dazu gehörenden Schwes-
terblätter zu den qualitativ hervorragendsten
Erzeugnissen der frühen deutschen Buchmale-
rei zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Suckale (2010) konnte 13 weitere Blätter dieses
Antiphonars mit dem proprium de tempore
und dem proprium de sanctis identifizieren und
drei weitere Blätter tauchten in jüngerer Zeit im
Handel auf:
1. Stockholm, Nationalmuseum NMB 2328,
Ernest Erickson Foundation, Med.1: Initiale A
mit Jesaiah.
2. Stockholm, Nationalmuseum NMB 2328,
Ernest Erickson Foundation, Med.2: Ornamen-
tale Initiale E.
3. New York, Morgan Library, MS M. 870.1: Initiale
H mit Geburt Christi.
4. England, Private Collection: Initiale S mit
Sankt Stefanus.
5. England, Private Collection: Initiale C mit
Bethlehemitischem Kindermord Innocents.
6. Baltimore, Walters Art Gallery, MS W.754a:
Initiale E mit Beschneidung Christi
7. Stockholm, Nationalmuseum NMB 2328,
Ernest Erickson Foundation, Med.3: Initiale H mit
Taufe Christi .
8. Cambridge, Harvard University, Houghton
Library, MS Typ 961: Initiale A mit– Darbringung
im Tempel.
9. New York, Morgan Library, MS M. 870.2: Initiale
D Martyrium des Andreas
10. Baltimore, Walters Art Gallery, MS W.754b:
Initiale S Kathedra Petri.
11. New York, Morgan Library, MS M. 870.3:
Initiale D Sankt Agnes.
12. Stockholm, Nationalmuseum NMB 2328,
Ernest Erickson Foundation, Med.4: Initiale Q
Bekehrung des Paulus.
13. Haversham, Rhode Island, Collection of
Philippe Verdier (ehemals): Initiale D mit den
Heiligen Lucia und Agatha.
14. Schweizer Privatbesitz: InitialeI mit der
Erschaffung der Eva.
15. Schweizer Privatbesitz, Initiale O mit Kreu-
zigung.
16. Schweizer Privatbesitz, Initiale C mit Chris-
tus im Garten Gethsemane
Während der Text, wie die Inschrift im Heiligen-
schein des stehenden Christus anzeigt, sich auf
Bartolomäus beziehen soll, ist die Darstellung
eher als Christus zu verstehen. Die stehende Fi-
gur entspricht nicht dem Kanon der Bartolomä-
us Darstellungen, sondern der Ikonographie
des Erlösers. Der nach rechts gewandte Gestus
seiner Hände scheint auf die Entsendung der
(nicht mitdargestellten) Apostel zu verweisen
und wäre so die Verbildlichung des Textes "Ecce
mitto vos..." (ich entsende Euch wie Lämmer
unter die Wölfe...).
Etwas gewölbt, in den weissen Rändern leicht
fleckig, oberhalb der Initiale leicht gewellt, an
den seitlichen Rändern kleine Löchlein von der
Pergamentbehandlung. Insgesamt aber sehr
sauber und in sehr guter Erhaltung.
Provenienz:
- Vorliegendes Blatt ist Teil eines bekannten
aufgebrochenen Antiphonars, das zwar aus
dem Dominikanerinnenkloster Heilig-Kreuz in
Regensburg stammte, wie neueste Forschung
(Kidd, 2019) nachgewiesen hat, ursprünglich
allerdings für die Franziskanerinnen von Sankt
Magdalen und Klara in Regensburg geschaf-
fen wurde. Auf einem der bekannten Blätter
dieses Antiphonars (New York, Pierpont Morgan
Library, MS M. 870.2) ist der Name “Gerwich”
eingeschrieben, der womöglich auf die Stifterin
hinweisen könnte. Bis 1876 befand sich das Ma-
nuskript noch in der Bibliothek von Heilig-Kreuz
in Regensburg, als es in der Folge durch die
Auflösung der Bibliothek lange verschollen war.
Spätestens 1950 war das Chorbuch aufgebro-
chen als einige der Blätter im Markt auftauchten.
- Deutscher Privatbesitz.
- Schweizer Privatbesitz.
CHF 14 000 / 20 000
(€ 12 730 / 18 180)
Buchmalerei |
8. | 126
503
Anonymer lombardischer Buchmaler. Blatt aus
einem Psalter mit der Bildinitiale C mit singen-
den Mönchen. Tempera, Feder und Goldhöhung
mit lateinischer Handschrift auf Pergament,
doppelseitig beschrieben. Lombardai, um 1430.
Initiale 8 x 8 cm; Schriftspiegel 25 x 17 cm;
Blattgrösse 36,5 x 27 cm. 21 Zeilen und Noten.
Textura in schwarzbrauner Tinte, Quadratnoten
jeweils auf 4 roten Linien.
Literatur: Carlino, Laura und Golfredo Dotti, Co-
dici Miniati della Biblioteca Statale di Cremona,
Rom, 1992, S. 26-29.
Text: "Cantate domino canticum novum..." (Ps
95).
Vorliegendes Blatt zeigt in der Bildinitiale C, vor
dem Prospekt einer dreischiffigen gotischen
Basilika, drei vor einem Lesepult singende
Mönche in schwarzem Ordenshabit. Aus dem
gleichen Psalter stammt ein weiteres Blatt in eu-
ropäischem Privatbesitz mit einem Propheten
in einer Bildinitiale B. Die Buchstabenbildung
gleich wie die Blattranken sind in der Tradition
der lombardischen Buchmalerei der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts verankert. Stilistisch
führt die Bildinitiale zur Buchkunst in Padua um
504
Anonymer norditalienischer Buchmaler. Illumi-
niertes Blatt aus einem liturgischen Manuskript
mit Initiale D und reichem Rankenwerk. Latei-
nische Handschrift auf Pergament, beidseitig
beschrieben. Italien, um 1500. 18 Zeilen Text
und Noten. Textura in schwarzbrauner Tinte und
Quadratnoten auf 4 roten Linien. Initiale 8 x 9
cm; Schriftspiegel 33 x 21,5 cm; Blattgrösse 46
x 33 cm. Gerahmt.
Text recto: "Defecit in salutare tuum anima
mea..." (Ps 118).
Leicht gewölbt, stellenweise leicht bestossen,
in den Rändern etwas angeschmutzt bzw.
feuchtrandig, an den Ecken oben rechts bzw.
unten links etwas abgegriffen, 2 kleine Fehlstel-
len im weissen Rand.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
1420-1430, insbesondere zum Illustrator eines
datierten (1420/21) Manuskriptes eines Textes
von Augustinus Triumphus aus Ancona in der
Biblioteca Statale in Cremona (Ms. 6.3.25), wo
wir als Autorenbild den Verfasser der Schrift als
Mönch vorfinden, der eine vergleichbare Ge-
sichtsbildung erkennen lässt wie die singenden
Mönche des in der Rede stehenden Blattes.
Das Werk wird einem Paduanischen Buchmaler
zugewiesen (vgl. Carlino/ Dotti, 1992), dem so-
genannten "Maestro degli Statuti Padovani". Das
Blatt dürfte deshalb in der Lombardei illuminiert
worden sein, von einer Werkstatt, die sich so-
wohl in der heimischen als auch paduanischen
Buchkunst orientiert hatte.
Etwas gebräunt und angestaubt, leicht
feuchtrandig, an der unteren linken Ecke etwas
abgegriffen, unten im weissen Rand leicht
gewellt, am linken Bildrand kleine ergänzte
Fehlstelle, die Initiale mit leichtem Krakelee, Text
stellenweise leicht berieben. Verso Kleberück-
stände von alter Montage.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 820 / 2 730)
Buchmalerei |
503 504
10. | 128
505
Cristoforo Cortese. Gradualblatt mit Bildinitiale
S und dem Apostel Paulus. Tempera, Feder und
Goldhöhung auf Pergament, doppelseitig be-
schrieben. Venedig, ca. 1426-30. Initiale 10 x 10
cm; Schriftspiegel 35 x 28 cm; Blattgrösse 51 x
36,5 cm. 14 Zeilen schwarzbrauner Textura und
Quadratnoten auf jeweils 4 roten Zeilen. Unter
Passepartout, gerahmt.
Literatur: Friedrich G. Zeileis "Più ridon le carte".
Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance,
Rauris 2014, S. 35, Nr. 11.
In einen in zwei Drachenköpfen auslaufenden
Buchstaben S gesetzt, erscheint der Apostel
Paulus, dessen Identität aus seinem Attribut des
Schwertes erschliessbar ist. Der Introitus Scio
cui credidi, et ... leitet denn auch die Messe zur
Memoria Sancti Pauli (29. Juni) ein. Der Illumina-
tor dieser prachtvollen Initiale lässt hier bereits
eine beachtliche künstlerische Reife erkennen,
die ihn in der ersten Hälfte des 15. Jahrhun-
derts zum unbestrittenen Protagonisten der
Buchmalerei Venedigs werden liess. Die Rede
ist von Cristoforo Cortese, dessen Werk über
seine signierte Miniatur mit den Exequien eines
Franziskaners in der Wildenstein Sammlung im
Musée Marmottan in Paris identifizierbar ist
und dem dieses eindrückliche Gradualblatt mit
Sicherheit zugewiesen werden kann.
Die archivalisch erhärteten Daten bezeugen
diesen gelegentlich auch als Tafelmaler tätigen
Künstler während eines halben Jahrhunderts
(1390-1445) und 1445 gilt er als verstorben.
Corteses Kunst ist sehr rezeptiv und öffnete
sich verschiedensten Strömungen der italieni-
schen Buchkunst, die er aber stets mit einem
eigenen Kunstwollen interpretiert. So rezipiert
er die im berühmten Kloster Santa Maria degli
Angeli in Florenz von Don Silvestro dei Ghe-
rarducci illuminierten Chorbuchbände für die
Kamaldulenser in S. Michele in Murano, die ihm
Vorlagen für die Initialkonzepte und Bildideen
lieferten, um sich später über die Auseinander-
setzung mit Niccolò di Pietro, Gentile da Fabria-
no und seinen Schwager Zanino di Pietro weiter
zu entwickeln. 1426 lässt er sich gewisse Zeit
in Bologna nieder, wo er weitere künstlerische
Eindrücke in seine Kunst fliessen lässt.
Vorliegendes Fragment könnte im Anschluss
an diese Bologneser Zeit entstanden sein.
Es stammt aus einem aufgebrochenen, das
Proprium und Comune Sanctorum einschlies-
senden Gradual unbekannter Provenienz , dem
weitere Blätter und Blattfragmente zugerechnet
werden können, darunter ein Blatt im Vicoria
and Albert Museum in London (Ms 637B 1894)
sowie die Blattfragmente in der Free Library in
Philadelphia (Lewis 45:31) und ehemals in der
Zeileis Sammlung (cat. 11). Diese Blätter lassen
Reminiszenzen der künstlerischen Strömung
der bolognesischen „Neogiottisten“ Giovanni
da Modena und Jacopo di Paolo erkennen, auf
deren Substrat Cortese in seinen späteren
Jahren Figuren mit markigen Gesichtern formte.
Vorliegendes Blatt gleich wie die anderen
erwähnten ist kennzeichnend für Corteses
Übergangsstil zum Spätwerk und darf gegen
1426-30 angesetzt werden.
Leicht gewellt, in den oberen Ecken knickspurig,
in den Rändern etwas gebräunt, unten rechts
leicht abgegegriffen, zwei kleine Hinterlegungen
im weissen Rand.
Provenienz:
- Deutscher Privatbesitz.
- Schweizer Privatbesitz.
CHF 5 000 / 8 000
(€ 4 550 / 7 270)
506
Flämischer Buchmaler, um 1490. Blatt aus
einem Stundenbuch mit zwei 6-zeiligen illu-
minierten figürlichen Initialen I (Johannes der
Täufer) und P (Apostel Petrus und Paulus), figür-
liche Bordüre mit Fabelwesen, sowie 1 weiteren
kleineren, goldgehöhten Initiale P. Lateinische
Handschrift auf Pergament. Flandern, um 1490.
Schriftspiegel 10,5 x 7 cm; Blattgrösse 17,8 x
12,4 cm. 18 Zeilen Text. Bastarda in schwarz-
brauner und roter Tinte. Beidseitig beschrieben.
Unter Passepartout, gerahmt.
In den Rändern etwas gebräunt, unten im weis-
sen Rand etwas berieben mit kleiner Fehlstelle.
- Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
507
Horae B.M.V. - Konvolut von 6 Doppelblättern
aus einem Stundenbuch. Lateinische Hand-
schrift auf Pergament, beidseitig beschrieben.
Mit 6 grossen, illuminierten Initialen in Gold und
Farben, floralen Bordüren, sowie zahlreichen
kleinen Initialen in Blau und Rot. Frankreich, 2.
Hälfte des 15. Jahrhunderts. Je ca. 16,5 x 24,5
cm. Gerahmt.
In den Rändern leicht gebräunt, etwas gewellt,
im Bug teils mit leichtem Papierverlust (auf-
grund der Ausbindung). - Provenienz: Schweizer
Privatbesitz.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
508
- Französischer Buchmaler, um 1490. Die Ent-
kleidung Christi. Blatt aus einem Stundenbuch
mit einer grossen illuminierten Miniatur in Gold
und Farben, figürlicher Bordüre und 1 grosse
sowie 7 weiteren kleineren Initialen, Zierleisten
in Gold und Farben. Lateinische Handschrift
auf Pergament, beidseitig beschrieben. Tours,
ca. 1490-1500. Miniatur ca. 8 x 8 cm (rund);
Schriftspiegel 11,5 x 6,5 cm; Ausschnitt 17 x 10
cm. Unter Passepartout, Echtgoldrahmung (34
x 26,5 cm).
Literatur: Parchment and Gold. 25 years of Dr.
Jörn Günther Rare Books. Stalden 2015, S. 276-
281, Nr. 53.
Text: "Deus meus in adiutorium meum inten-
de...".
Vorliegendes Blatt stammt aus einem aufge-
brochenen Stundenbuch mit den langen Stun-
den der Passion, von der zwei weitere Blätter mit
Christus vor Pilatus und der Grablegung Christi
bekannt sind. Der eher seltene Blattaufbau der
in einzelne, alternierend in Rot und Bordeaux ge-
haltenen Segmente, birgt in der oberen Hälfte
eine als Rundbild gestaltete Bildvignette und
darunter eine Textvignette. Der rote Bildgrund
enthält in Gold gemalte Symbole der Passion
Christi, die auf dem Grund wie goldene Irrlichter
aufleuchten. Ein ähnliches Blattkonzept ist in
einem Stundenbuch aus Tours, dem Labarde
Stundenbuch, auf ähnliche Weise und gleichen
Farbtönen realisiert (Parchment and Gold .25
years of Dr. Jörn Günther Rare Books, Stalden
2015, S. 276-281, Nr. 53). Zweifellos gehörte
das Blatt ursprünglich zu einem luxuriösen
Stundenbuch und lässt zweifellos Stilbezüge zur
Bildwelt des Jean Boudichon und Jean Poyer
erkennen. Der Entscheid, die Passionszenen zu
nächtlicher Stunde in einer Abendlandschaft
anzusiedeln, zeigt Anklänge an Bourdichons
späterer Nachtszenen in den Grandes Heures
d’ Anne de Bretagne (Paris, BnF , Ms. Lat 9474).
Vorliegendes Blatt von bemerkenswerter
künstlerischer Qualität dürfte, ca. 1490-1500 im
Umfeld des Bourdichon und Poyer entstanden
sein.
Schwesterblätter:
- Schweizer Privatbesitz, Christus vor Pilatus.
- London, Christie's, 15. Juli, lot 15, Grablegung
Christi.
Leicht gewölbt, aufgrund von schwachem
Feuchtfleck leichte Verwischung am unteren
Rand der Miniatur und am Text, minimaler Farb-
verlust oben (im Himmel) in der Miniatur.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 2 500 / 4 000
(€ 2 270 / 3 640)
Buchmalerei |
12. | 130
509
Horae B.M.V. - Französischer Buchmaler, um
1490. Die Marienkrönung. Blatt aus einem Stun-
denbuch mit einer grossen illuminierten Miniatur
in Gold und Farben, reicher floraler Bordüre und
3 grossen sowie 7 weiteren kleineren Initialen,
Vignetten und Zierleisten in Gold und Farbe. La-
teinische Handschrift auf Pergament, beidseitig
beschrieben. Rouen, ca. 1490-1500. Miniatur 11
x 17 cm (unregelmässig); Schriftspiegel 12 x 17
cm; Ausschnitt 18,2 x 12 cm. Unter Leinen-Pas-
separtout, Echtgoldrahmung (sign. "Franz Xaver
Müller, Würzburg"; 30 x 23 cm).
Text recto: "Converte nos deus salutaris nos-
ter..."
Das vorliegende, aus einem aufgebrochenen
Stundenbuch stammende Blatt kann aufgrund
klarer Stilbezüge zur Buchkunst in Rouen um
1500 in dieser Gegend verortet werden. Die
Bildtradition, die in der linken Bildhälfte Gott
thronend zeigt wie er die vor ihm knieende
Jungfrau segnet, während ihr unter Beisein von
Seraphim und Cherubim Engel die Krone ihres
Regnum Misericordiae aufsetzen, wurde im aus-
gehenden 15. Jahrhundert in der Buchkunst von
Rouen wiederholt in ähnlicher Form verbildlicht,
so etwa (seitenverkehrt) auf fol. 70v von Ms. G
4 der Pierpont Morgan Library in New York, um
nur eines der zahlreichen derartigen Beispiele
zu nennen. Der Stil ist kennzeichnend für die
Buchkunst der Renaissance in Rouen um 1500.
Leicht gewellt, im linken Rand teils etwas knapp
beschnitten.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 1 400 / 2 000
(€ 1 270 / 1 820)
510
- Kalendarium aus einem französischen
Stundenbuch. Lateinische Handschrift auf
geglättetem Pergament. Mit 12 Initialen in Gold
und Farben sowie floraler Bordüre. Frankreich,
2. Hälfte 15. Jh. Kl.-8° (17,5 x 13 cm). [12] Bll. 16
Zeilen. Schwarzbraune Textura auf roten Linien.
Schriftraum ca. 11 x 7 cm; Blattgrösse 16,5 x
12 cm. Moderner schwarzer Maroquin-Einband
unter Verwendung goldgepräger Decken des
17. Jhs. mit Supralibros (Kreuzigungsszene und
Maria mit Kind) sowie Rollbandornamentik (De-
ckel verzogen, etwas bestossen, alte Decken
mit Kratzspuren).
Unter den verehrten Heiligen zahlreiche Namen
mit Bezug zum nördlichen Frankreich, etwa
Hilarius von Poitiers (13. Januar), Nicasius von
Rouen (11. Oktober), Eligius (1. Dezember). -
Etwas gebräunt (erstes Blatt etwas stärker), an
der unteren Ecke etwas abgegriffen.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
Buchmalerei |
509
510
13. | 131
511
Lot von 3 italienischen Chorbuchseiten des 13.,
14. und 15. Jhdts. Lateinische Handschriften
auf Pergament.
ENTHÄLT:
1. Meister des Breviario Francescano, Lom-
bardei, ca. 1450-55. Illuminiertes Blatt aus
einem Graduale mit prachtvoller Goldinitiale I
("in virtute tua domine letabitur…"). Initiale 10 x
10 cm; Schriftspiegel 38,5 x 25,5 cm; Blattgrös-
se 57 x 40,5 cm. - Das ornamentale Konzept
dieses qualitätvollen Blattes, insbesondere
der Goldinitiale mit ihrem opulenten in satten
Farben gehaltenen Rankenwerk entspricht
jenem der Bessarion Chorbücher des Meisters
des Franziskaner Breviars (vgl. M. Medica u. F.
Toniolo, Le Miniature della Fondazione Giorgio
Cini, Cinisello Balsamo 2016, S. 411-413).
2. Umbrien, 13. Jhdt. Illuminiertes Blatt aus litur-
gischem Manuskript mit floraler Initiale I. Initiale
19 x 2 cm; Schriftspiegel 38 x 26 cm; Blattgrösse
55 x 38 cm.
3. Emilia, 14./ 15. Jhdt. Illuminiertes Blatt aus
liturgischem Manuskript mit 4 historisierten,
figürlichen Initialen. Initialen je ca. 3,8 x 3,6 cm
bis 6,5 x 6,5 cm; Schriftspiegel 37,5 x 26 cm;
Blattgrösse 54,5 x 37 cm.
Etwas feucht- oder fingerfleckig im weis-
sen Rand (vereinzelt stärker), 1 Blatt stärker
gebräunt, etwas gewellt, stellenweise leicht bes-
tossen, in den Rändern angestaubt. Insgesamt
in guter Erhaltung.
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 910 / 1 360)
511 511
511
511
14. | 132
512
The Spanish Forger - Höfische Szene mit Harfe
spielendem Mann. Goldgehöhte und in Farben
illuminierte Miniatur im Stil des 15. Jahrhun-
derts auf Pergament. Wohl Frankreich, um
1900. Blattgrösse 22,5 x 19,5 cm. Geschnitzter
barocker Holzrahmen, Florenz, 16. Jahrhundert
(49,5 x 47 cm).
Literatur:
- Voelkle, William. The Spanish Forger. New York,
1978.
- Hindman, Sandra. Manuscript Illumination in
the Modern Age. Evanston, 2001, S. 156-162.
Das vorliegende Blatt ist wohl dem berühmtes-
ten Fälscher der Buchkunst, dem sogenannten
"Spanish Forger" zuzuschreiben, der im späten
19. und frühen 20. Jahrhundert eine grosse
Anzahl Miniaturen im mittelalterlichen Stil
anfertigte. Er erhielt seinen Namen von einer
Tafelmalerei, die einem spanischen Meister des
15. Jahrhunderts zugeschrieben worden war.
Stellenweise Krakeleen, teils mit leichtem Farb-
verlust (am linken Bildrand etwas stärker).
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 730 / 4 550)
Buchmalerei |
512
15. | 133
513
Psalterium - Psalterium. Lateinische Hand-
schrift auf Pergament. Mit zahlreichen vierzei-
ligen Noten-Abschnitten. Frankreich, zwischen
1455 und 1461. 14,3 x 11,2 cm. [4] (statt 6] Blatt
Kalender, [151] Bll. Pergamentband des 19. Jhs.
mit 2 goldgepr. Rückenschildern.
Auf dem ersten Blatt mit dem Psalm 2:11:
"Servite Domino in timore", auf dem vorletz-
ten Blatt Psalm 143:1: "Benedictus Dominus
Deus meus". - Besitzvermerk des Schweizer
Geologen A[dolph] Morlot (1820-1867), datiert
Dezember 1860.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
514
Gebetbuch. "Tägliche Ehr und Lob Gottes oder
Andachtübungen". Deutsche Handschrift auf
Papier. Mit aquarell. Frontispiz (Herz Jesu) und
kalligr. Titel in Rot u. Grün, mgr. "G.W". Dat. 1777.
Gr.-8°. (17 x 10 cm). 307 S., [2] Bll. Inhaltver-
zeichnis. 13 Zeilen deutsche Kurrentschrift.
Braune, rote und grüne Tinte. Ledereinband mit
goldgeprägten Deckeln, Goldschnitt (leicht be-
rieben und bestossen, am VGelenk mit winziger
Fehlstelle im Bezug).
Deutsche Handschrift mit Überschriften in
lateinischer Sprache. Laut Vorbericht 1777
"copirt" u. vom Schreiber mgr. A.S. - Ausseror-
dentlich schönes im Dekorationsstil des 18. Jhs.
gehaltenes Gebet- u. Erbauungsbuch im gut
erhaltenen zeitgenössischen Einband. - Titelei
etwas stockfleckig, ansonsten nur gelegentlich
fleckig, zumeist mit Textdurchschlag. Insgesamt
in frischer Erhaltung. - Provenienz: Auf Vorsatz
Eigentumsvermerk: "Von Sr. Kgl. Hoheit dem
Herzog Franz Joseph in Bayern zum Geschenk
erhalten. Mai 1906. Peter Mohr." - Schweizer
Privatbesitz.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
513
514
16. | 134
515
ORIENTALIA - Hâmid ibn Abdulfattah al-Palawi.
Zubdat al-Irfan fi Wuguh al-Qur‘an. Arabische
Handschrift auf geglättetem Papier. Mit farbig
illuminiertem Titelblatt. Mehrfacher Leisten-
rahmen mit 17 Zeilen Text in schwarzer Tinte.
Anatolien, dat. 1259 h. (22. Dezember 1843).
18 x 12 cm. [90] Bll. Leder-Einband d. Z. mit
Deckelklappe und blindgeprägten floralen
Stempeln (etwas berieben, leicht bestossen).
Abschrift in sauberem, flüssigen naskhi-Duktus,
unvokalisiert. Die Kürzel/Sigeln der verschiede-
nen Lesarten und Koranzitate in Rot. Einfache
Illuminierung typisch für das 19. Jahrhundert.
- Der Autor ist Hâmid ibn Abdulfattah al-Pa-
lawi, der das Werk laut Vorwort 1759 in Tokat
(Zentralanatolien) verfasste und an dieser
Stelle auch auf seinen Lehrer an der dortigen
Khatuniya-Madrasa, al-Hagg Muhammad Amin
Efendi, verweist. (Madrasa=religiöse Hochschu-
le) Der Name des Autors (al-Palawi) verweist auf
die Herkunft aus der ostanatolischen Stadt Palu.
Es handelt sich um ein Lehrwerk zu den zehn
kanonischen Lesarten des Korans, das im 19. Jh.
oft im Unterricht verwendet und mehrmals ge-
druckt wurde. Auch heute werden diese Drucke
des 19. Jh. in der Türkei oft fotolithographisch
nachgedruckt. Die Abschrift ist datiert auf den
letzten Tag des Monats Dhu l-Qa’da 1259 h. (22.
Dezember 1843) und entstand in der Madrasa
Muradiya in Üsküb (heute Skopje). Kopist ist
ein gewisser Mustafa ibn Khalil. Interessantes
Beispiel für die Gelehrtentradition des 18. und
19. Jahrhunderts in den klassischen religiösen
Disziplinen. - In den Rändern leicht gebräunt,
stellenweise schwach feuchtrandig, nur gele-
gentlich leichte Textverwischungen, Spiegel
leimschattig, erste Blatt mit leichter Faltspur,
das letzte Blatt mit Textabklatsch von der
gegenüberliegenden Seite, leichter Eckausriss
und kleiner Einriss oben (ca. 1 cm). Insgesamt
saubere und gut lesbare Handschrift.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
515A
HELVETICA - [Bretenières, Edmond de]. Skiz-
zenalbum mit 222 Original-Bleistiftzeichnungen
von Reisen in der Schweiz, davon 3 mit Tusche
laviert. Datiert zwischen 1825 und 1859. Ver-
schiedene Formate. Mit 11 hs. Legenden. Zus.
montiert in Leinennalbum d. Z. mit goldgepr.
Rückentitel. 45,5 x 56 cm (etwas berieben und
angestaubt, kl. Fehlstellen im Deckelbezug).
Umfangreiche Folge qualitätvoller Zeichnungen,
laut einem späteren hs. Vermerk auf dem ersten
Blatt ausgeführt von dem aus Dijon stam-
menden französischen Reisenden Edmond de
Bretenières. Die Blätter zeigen Städte und vor
allem deren landschaftliche Umgebung, darun-
ter Genf, Montreux, Sion, Brienz, Lauterbrun-
nen, Interlaken, Tiefencastel, Oberhalbstein,
Amsteg, Wasen, Leuk (besonders ausführlich),
Stalden, Château Saint-Maurice, Château d'Aig-
le u.v.a. - Die einzelnen Reisen sind jeweils von
einem handschriftlichen Itinéraire begleitet. Die
Skizzen selbst sind meist betitelt und datiert,
jedoch stets unsigniert. - Stellenweise leicht
stockfleckig, die Trägerkartons teils gebräunt
oder etwas wellig, insgesamt wohlerhalten.
CHF 2 500 / 4 000
(€ 2 270 / 3 640)
Manuskripte
Manuskripte |
515 515A
17. | 135
516*
- Menesson, E[ugène]. Suisse et Chamonix.
Reisetagebuch mit 9 ganzseitigen Original-Blei-
stiftzeichnungen. Französische Handschrift
auf Papier. 13. Juni - 8. Juli 1862. [66] meist
beidseitig beschriebene Bll. Halblederband d. Z.
mit goldgepr. Rückentitel (wenig berieben).
Schönes Zeugnis einer klassischen Reise,
ausgehend von Basel über Bern, Fribourg, Laus-
anne, Genf, Chamonix, Wallis, Berner Oberland,
Gotthard, Bellinzona, Zürich und Luzern. Die
Zeichnungen mit Ansichten von Genf, Staub-
bachfall, Via Mala, Tellskapelle u.a. - Am Schluss
in einer kleinen gezeichneten Vignette vom
Verfasser signiert. - Eugène Mennesson (1831-
1902) publizierte zur französischen Landes-
kunde und Archäologie. - Stellenweise minimal
fingerfleckig, ansonsten wohlerhalten.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
517*
JUDAICA - HausChronik der Familie Gottheiner.
Handschriftl. Widmungsblatt und 7 (1 doppelb-
lattgr.) Stammbäume, jeweils farbig aquarelliert,
sowie 9 montierte Original-Photographien.
Manuskript. Berlin, 1914. 4°. Lederband d. Z.
Vorderdeckel mit 4 Eckbeschlägen (stärker
berieben, Vorderdeckel etwas aufgebogen und
an den Gelenken oben und unten angeplatzt,
der Deckeltitel teils abgerieben).
Hochinteressante und ungewöhnliche
Sammlung von 7 Stammbäumen jüdischer
preussischer Familien, die bis in 18. Jahrhundert
zurückreichen. Laut dem Widmungsblatt wurde
das von dem Berliner "Hof- und Wappenmaler
Roick" (Oskar Julius R., 1870-1926) angefertig-
te Album am 24. April 1914 vom "Landrichter
in Thorn" Daniel Cohn (1881-1965; ab 1932
Reichsgerichtsrat, 1938 KZ Sachsenhausen,
1939 Emigration, verstarb in Chicago) zur
Trauung dem Ehepaar Sophie Paula Lewinsky
(geb. 1892, in Kaunas ermordet) und Georg
Gottheiner (Münchner Kaufmann, geb. in
Berlin 1880, ermordet in Dachau) überreicht.
Enthalten sind nun die Stammbäume der
Familien Lewinsky, Gottheiner, Nathan, Cohn
und Bernhard mit ihren Verästelungen. - Die aus
Breslau stammende Familie Gottheiner lässt
sich bis zum Urgroßvater der Bräutigams zurück
verfolgen, ein Hirsch Sonnenfeld mit den er-
staunlichen Lebensdaten 1786-1890 und dem
Vermerk "Freiheitskrieger". Die Familie Lewinsky
beginnt bei David L. (1825-1893; Kaufmann in
Pr. Stargard), die umfangreich erschlossenen
Stammbäume Cohn und Bernhard (Mutter
der Braut) zeigen als frühesten Eintrag Rabbi
Jakob Kutner aus Kutnow und dessen Sohn Bär
Kutner (polnisch Kuczynski; 1776-1856). - Die
Fotografien mit Einzelportraits des Brautpaars
und deren Vorfahren. - Eine Recherche über die
Datenbank der Opfer des Holocausts (Yad Vas-
hem) hat gezeigt, dass die hier 1914 lebenden
jüngeren Familienmitglieder fast vollständig in
Konzentrationslagern ermordet wurden. - Innen
von wenigen kleinen Fingerflecken abgesehen
sehr sauberes Exemplar.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 910 / 1 360)
517516
18. | 136
518*
Liber amicorum - Denkmal der Freundschaft
(Rückentitel). Stammbuch-Kassette des
Schweizer Studenten Joseph Maria Coragioni.
Mit ca. 80 eingelegten Eintragungen, darunter
etwa 20 mit zumeist aquarellierten Origi-
nal-Zeichnungen oder Schattenrissen. Jena,
Luzern u.a., ca. 1798-1803. Quer-8° (11,5 x
21 cm). Leder d. Z. mit Goldprägung (vorderes
Gelenk angeplatzt, Deckel etw. aufgebogen).
Reichhaltiges Stammbuch eines wohl aus
Luzern stammenden Mediziners. Zu den
frühesten Beiträgen gehören zwei hübsche
lavierte Tuschezeichnungen mit klassizistischen
Tempel-Architekturen, von denen eine verso
von dem späteren Architekten Louis Pfyffer
(von Wyher, 1783-1845) gewidmet und signiert
ist. 1798 in Zürich datiert ist ein signiertes Ge-
dicht von Johann Caspar Lavater, versehen mit
der typischen Tusche-Rahmung in Grün, Gelb
und Schwarz. - Unter den Jenenser Gelehrten
finden sich der Philosoph Justus Christian
Hennings (1731-1815), der Mineraloge Johann
Georg Lenz (1748-1832), der Mediziner
Christian Gottfried Gruner (1744-1815), sowie
die Erzieherin diverser Weimarer Prinzessinen
Amalie Batsch (1765-1852), die Wittwe des
Botanikers August Batsch (1761-1802), mit ei-
nem schönen Rosen-Aquarell wohl aus dessen
Nachlass. - Stellenweise leicht fingerfleckig oder
gewellt, insgesamt wohlerhalten.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
519
MATHEMATIK - Rech-Buch für den Ghorsamen
Schuler Knabe: Hans Conrad Stäheli. Deutsche
Handschrift auf Papier. Mit kalligr. Titelblatt und
farbiger Bordüre. Steini-Brunn (Steinebrunn),
Mai 1721. 20,5 x 16,7 cm. [70 (3 weisse)] Bll.
HPgt. d. Z. (etw. angestaubt u. berieben, kl.
Fehlstellen am Rücken).
Etwas fingerfleckig.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
520
NAVIGATION - Brevi Nozioni de' Sistemi del
Mondo e della Sfera. Italienische Handschrift
auf Papier. Mit Titeleinfasung und 19 (18 gefalt.)
Tafeln in teils lavierter Federzeichnung sowie
1 doppelblattgr. Tabelle. O.O., um 1780. Folio.
Titel, 241 (recte 247) num. S. Alter HPgt., neu
aufgebunden u. restauriert.
Umfassendes Lehrwerk zur Navigation. Als
Einführung werden Erd- u. Himmelskunde an-
hand der Systeme von Ptolemaeus, Kopernicus
u. Brahe behandelt, es folgt ein "Trattato della
Navigazione".
CHF 1 800 / 2 400
(€ 1 640 / 2 180)
Manuskripte |
519 520
19. | 137
521*
ST. GALLEN - Kauff-Brieff für Mr. Hans Georg
Steinman(n), Schuster, um sein von Seiner Ehe-
fraue vorherigen und seiner Stieff-Töchteren
... Vogt Joh: Jos: Ulrich de Joan(n)e Altheer ...
erkaufft nächst dem Schibener-Thor gelegenes
Haus. Deutsche Handschrift auf Pergament. St.
Gallen, 11. April 1764. 33,9 x 51,3 cm (gefaltet).
Der Aussteller der 22-zeiligen, eingangs kal-
ligraphierten Urkunde war Beisitzer des Grossen
Rats von St. Gallen. Der darin festgehaltene
Kaufpreis beträgt 1400 Gulden "in Landeswäh-
rung". - Etwas fleckig, ohne das angehängte
Siegel.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
522
URKUNDEN - Zürich - Kaufbrief des Zürcher
Bürgers Cunradt Müller, Zoller zu Eglisau. Deut-
sche Handschrift auf Pergament. Zürich, 12.
April 1580. 26 x 37,2 cm. (mehrfach gefaltet).
Mit anhängendem Wachssiegel in Holzkapsel.
Verkauft dem Hans Binder, ebenfalls Bürger zu
Zürich, sein "Huss und Hoffstatt sampt dem
Höffli" im Zürcher Niederdorf "uff dem berg
gelegen". - Wenig angestaubt und randfleckig,
von guter Erhaltung.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
523
ZOFINGEN - Die Gerichts Satzung der Statt
Zoffingen. Revidiert und ergneueret in dem Jahr
... 1677. Aber erst Anno 1691 abgeschrieben.
6 Teile in 1 Bd. Zofingen, 1691. Gr.-4°. [154]
beschriebene Bll., [8 w.] Bll. Schwarze Tinte auf
Papier. Pergament d. Z. (Kanten mit Fehlstellen,
eine hinterlegte Fehlstelle auf VDeckel, etwas
tintenfleckig).
Sauber geschriebene Handschrift mit kalligra-
phischer Titelseite. Etwas fingerfleckig. - Im
Vorsatz eingeklebt: Franz Zimmerlin: Recht
und Verfassung im alten Zofingen. Zofingen
1911. - Mit gest. Exlibris ("Gerold Zimmerlin") im
Spiegel.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
523
522
20. | 138
524
Amiet, Cuno, Maler (1868-1961). Kleines
signiertes Selbstportrait. Tuschfeder auf Papier.
Oschwand, 11. Nov[ember] [19]44. 8,5 x 15 cm.
Gerahmt. Rahmengrösse: 15 x 21 cm.
Leicht gebräunt, ansonsten wohlerhalten.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
525
Banville, Théodore de, Schriftsteller (1823-
1891). Eigenh. vollständiges Manuskript mit
Unterschrift. Ohne Ort und Jahr [1884]. Folio. 6
Seiten auf 6 Blättern.
Manuskript seiner Erzählung "Le sonnet" aus
der 1884 erschienenen Sammlung der "Contes
héroïques". Mit Eintragungen und Strichen des
Setzers. Das Manuskript wurde - den typog-
raphischen Absätzen folgend - zunächst zer-
schnitten und dann mit Transparentstreifen von
der Rückseite her wieder zusammengesetzt.
- Leichte Altersspuren.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
526*
Barbusse, Henri, Schriftsteller (1873-1935).
Pleureuses. (Poésies). Bibliothèque-Char-
pentier, 1895. 8°. [3] Bll., 258 S., [1] Bl. Floral
gemusterter Seideneinband mit eingeb. Origi-
nal-Broschur.
Talvart-P. I, 239. - Erste Ausgabe des Erstlings-
werkes. - Eines von nur 10 Exemplaren der
Vorzugsausgabe auf Papier de Hollande mit drei
eigenhändigen Zutaten des Verfassers: 1. Vorti-
tel mit eigenh. Widmung und Unterschrift: "A M.
Pierre Dauze / Amicalement et avec toute ma
haute considération / Henri Barbusse." - 2. Da-
vor eingebunden: Eigenh. Brief mit Unterschrift.
Paris, 6.12.1899. 1 S. auf Doppelblatt. - An
senselben: "[...] Voila le livre, la pièce manuscrite,
et ... mes excuses." - 3. Nachgebunden: Eigenh.
Gedichtmanuskript (36 Zeilen): "Apothéose
/ Ombre, musique / Mes yeux lassés du jour
qui ment [...]." - Pierre Dauze (1852-1913) war
ein französischer Bibliophiler. - Wohlerhalten,
unbeschnitten.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
Autographen
527
Bartók, Béla, Komponist (1881-1945). Eigenh.
Postkarte mit Unterschrift. Budapest, 15. X.
1929. 1 Seite. Mit eigenh. Adresse.
An seine Schülerin, die Musikpädagogin Stefania
Szalay (1886-1964) in Oradea (Großwardein,
Nagyvárad) mit Dank für einen Brief und mit
einer Verabredung.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
528
Beecher-Stowe, Harriet, Schriftstellerin, ("Onkel
Toms Hütte") (1811-1896). Eigenh. Brief mit
Unterschrift "HBStowe". Ohne Ort, 9. I. 1858.
10,5 x 14cm.
An einen Redakteur: "Dear Mr. Philips | I thank
you for your letter in reply to mine of Jan[uar]y
2nd. You shall have the story, it is almost ready, &
I will send it in in time for publication in the next
issue of your magazine. Very truly Yours [...]" -
Leicht braunfleckig.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
Autographen |
524
21. | 139
529
Benes, Edvard, tschechischer Staatsmann
(1884-1948). Drei eigenh. Briefe mit Unter-
schrift. 17.8. und 20.8. 1913, ein Brief undatiert.
8°. 12, 4 u. 8 beschriebene Seiten.
Jeweils in tschechischer Sprache an einen Herrn
Klein. - Schwach gebräunt, stellenweise leichte
Tintenverwischungen.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
530
Benes, Edvard, Tschechischer Staatsmann
(1884-1948). Eigenh. Manuskript. Ohne Ort
[Prag], 16. VI. 1946, Fol. 21 Seiten auf 21 Blät-
tern.
Manuskript zu einer Rede auf dem tschechi-
schen Schriftstellerkongress am 16. Juni 1946.
- Edvard Benes war von 1918-35 tschechos-
lowakischer Aussenminister, von 1921-22
Ministerpräsident und von 1935-38 sowie von
1945-48 Staatspräsident. - Vorhanden sind
die eigenhändig nummerierten Blätter 1-8,
23a-23d sowie 24-32.- Papierbedingt gering
gebräunt.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
531
Beöthy, István, ungarischer Bildhauer (1897-
1961). Eigenh. Adressverzeichnis. [1939]. 14 x
19 cm.
Auf der Rückseite einer Einladungskarte der
Galerie Berthe Weill (1939). - Nennt 26 Namen
und Anschriften, darunter die Adressen von
Picasso, Braque, Matisse u.v.a., wohl für Einla-
dungszwecke. - BEIGEGEBEN: 1. Kepes, György
(1906-2001). Masch. Brief in englischer Sprache
mit Unterschrift u. vierzeiligem eigenh. Zusatz
auf ungarisch. Cambridge, 9. Mai 1951. 4°. 1 S. -
an Beöthy mit der Anfrage für eine Abbildung in
seinem neuen Buch. - 2. Gedruckte Einladungs-
karte für die Ausstellung "témoignages pour
l'art abstrait". Brüssel, Galerie du séminaire des
arts, [1952]. - Verschiedene weitere Beigaben. -
Provenienz: Aus dem Nachlass Carl Laszlo.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
529
526528
527
22. | 140
532
Bismarck - Konvolut von 21 Briefen, insbe-
sondere Weinbestellungen, der Familie von
Bismarck an den Mainzer Weinhändler Friedrich
Feldheim (1839-1907). Ca. 1880-1899. Teils mit
adress. Umschlägen.
Den Hauptteil des Konvolutes bilden briefli-
che Weinbestellungen von Graf Herbert von
Bismarck (1849-1904). Daneben finden sich
jeweils ein Brief mit (wohl gestempelter) Unter-
schrift Otto von Bismarcks sowie seiner Gattin,
Johanna Fürstin von Bismarck. - Der Mainzer
Weinhändler Friedrich Feldheim gehörte auch
zum Bekanntenkreis des Schriftstellers Theodor
Fontane.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
533
Böll, Heinrich, Schriftsteller und Nobelpreis-
träger (1917-1985). Typoskript mit eigenh.
Korrekturen sowie eigenh. Begleitbrief mit
Unterschrift. Hürtgenwald, 31. III. 1982. Folio.
Zus. 10 Seiten auf 10 Blättern.
I. Originaltyposkript zu Bölls Kurzgeschichte "In
welcher Sprache heißt man Schneckenröder?";
erstmals veröffentlicht in "DIE ZEIT" Nr. 30
vom 23. Juli 1982 auf Seite 29 unter dem Titel
"Calvados. Eine Erzählung". Nachdruck: Kölner
Ausgabe Bd. 22 (1979-1983). - Heinrich Böll hat
seine literarische Laufbahn mit Kurzgeschichten
eröffnet, und er ist diesem Genre Zeit seines
Lebens treu geblieben. - II. An drei Redakteure,
deren gemeinsamem Urteil er seine Kurzge-
schichte unterwirft.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
534
Calder, Alexander, Bildhauer (1898-1976).
Eigenh. Postkarte mit kleiner Skizze auf der
Bildseite und Signatur "Calder". Poststempel
9.5.1958.
An den ungarisch-französischen Bildhauer
István Beöthy (Etienne Beothy) in Montrouge/
Seine: "Collaboration entre vaches et sculpteur".
- Kündigt seine Ankunft in Paris für den Juni an.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
535
Churchill, Winston, britischer Staatsmann
(1874-1965). Eigenh. Brief mit Unterschrift.
London, 13. Mai 1926. 8°. 1 S.
An "My dear Patterson", mit blindgepr. Briefkopf
der "Treasury Chambers, Whitehall". - In den
Rändern etwas gebräunt und knickspurig, kl.
hinterlegte Falzeinrisse.
CHF 1 200 / 1 800
(€ 1 090 / 1 640)
Autographen |
534
23. | 141
536
Corot, Jean-Baptiste Camille, Maler (1796-
1875). Eigenh. Brief mit Unterschrift. O.O., 8.
März 1873. 12°. 1 S. auf Doppelblatt (leichte
Faltspuren).
"J'ai pris le lundi, pour que vous puissiez aller
visiter M. Robaut qui demeure tout près de moi
rue Lafayette 113 [...]". - Schwach gebräunt,
minimal fingerfleckig.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
537*
Dalí, Salvador, Maler (1904-1989). Eigenh.
Zeichnung in Filzstift, Tinte und Tusche auf
Fotokarton, mit mehrfacher eigenh. Widmung
und Unterschrift. O. O., 1965. 37,8 x 28,2 cm.
Blindgeprägter Papierstempel unten links. Unter
Passepartout montiert, gerahmt.
Schwungvolle Zeichnung und Signatur über das
gesamte Blatt, oben in blauem Filzstift Krone
und Reichsapfel, darunter ebenfalls in Blau "Dalì
1965", über einer abstrakten Federzeichnung
in schwarzer Tinte und Sepia. Am rechten Rand
zwei zusätzliche Widmungen, signiert und da-
tiert, in rotem und schwarzem Filzstift: "pour [?]
amigos S.D." und "Pour Nanai Novarro 1965". –
An den Fotografen, Sammler und Kosmopoliten
Eddy Novarro (1925-2003) und dessen Ehefrau
Nana (Renate) Novarro. – Eddy Novarro, Sohn
eines Malers und einer Bildhauerin in Bukarest,
begann seine künstlerische Laufbahn in den
50er Jahren als Fotograf in Brasilien, seit 1957
als persönlicher Fotograf des brasilianischen
Präsidenten. Im Laufe seines Lebens fotogra-
fierte er Hunderte von berühmten Künstlern wie
Picasso, Duchamp, Hans Arp, Joseph Beuys,
Miró, Giacometti oder René Magritte, der ihn in
den Kreis der Surrealisten einführte, wo er die
Bekanntschaft Salvador Dalìs machte. Novarro
porträtierte die Künstler, begleitet von seiner
Frau Nana. Als Dankeschön schenkten ihnen
die Porträtierten meist eines ihrer Werke mit
persönlicher Widmung. – Ausgestellt wurden
Novarros Arbeiten erstmals 1960 in Madrid.
2011 und 2015 widmeten das Picasso Museum
Münster und das Staatliche Museum Schwerin
der Sammlung Novarro jeweils eine Ausstellung
(vgl. Katalog Münster 2011, „Who is Who“, S.
58f.; Katalog Schwerin 2015, „Kaleidoskop der
Moderne“, S. 284). – BEILIEGEND: Expertise
vom Archives Descharnes, 21. August 2017.
CHF 1 800 / 2 400
(€ 1 640 / 2 180)
538
De Vlaminck, Maurice de, Maler (1876-1958).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Gedruckter
Briefkopf La Tourillière, von fremder Hand
dat. 24.6.[190]9. Gr.-8°. 1 S. auf Doppelblatt
(Faltspuren).
An den Kunstsammler und Verleger Christian
Zervos (1889-1970). - "Mon cher Zervo J'ai reçu
votre aimable lettre. Je ne possede pas de pho-
to de la periode fauve ou plutot je n'en possede
plus. Adressez vous donc a Vollard de ma parte
ou a Fels et Charensol. Quand a vous donner 44
pages sur la periode fauve je ne m'en sent pas
le courage ni le temps. Mais dans le livre de Fels
sur Vlaminck vous trouverez tous les renseig-
nements. Bien cordialement mes deux mains
Vlaminck". - Wohl vom Empfänger datiert. - In
den Rändern schwach angestaubt.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
537535 538
24. | 142
539
Delacroix, Eugène, Maler und Gaphiker (1798-
1863). Eigenh. Brief mit Unterschrift "EgDe-
lacroix". Champojay, 17.10. o. J. 8°. 1 1/2 S. auf
Doppelblatt (leichte Faltspuren).
An einen Freund, an dessen Unglück er Anteil
mimmt, da er einer der seltenen Mensche sei,
für die er sich eine gewisse Zuneigung erhalten
habe. - Leicht aufgehellt, schwacher Textdurch-
schlag.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
540
Dumas fils, Alexandre, Schriftsteller (1824-
1895). Eigenh. Brief mit Unterschrift. [Paris],
undatiert. Gr.-8°. 3/4 S. auf Doppelblatt. Adresse
verso (diese mit Tintenverwischung).
An Desnoyers: "... vous seriez bien aimable de
faire passer le paquet de lettres après Karr...". -
In den Rändern minimal gebräunt.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
541
Dumas père, Alexandre, Schriftsteller (1802-
1870). Eigenh. Brief mit Unterschrift. [Russ-
land], 18.-30. September, o. J. (wohl 1859) 8°. 1
3/4 S. (Faltspuren, kl. Randläsuren).
Mit mont. Signaturmärkchen. - Während seines
Russlandsaufenthaltes geschriebener Brief über
eine nicht zustande gekommene Verabredung
in Moskau.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
542
Edward VII., König von Grossbritannien (1841-
1910). Eigenh. Brief mit Unterschrift. [London],
Buckingham Palace, 24. März o. J. [1905]. Kl.-8°.
3 S. auf Doppelblatt (Falzeinriss).
Auf dem persönlichen Briefpapier des Königs
mit goldbekröntem Monogramm. An eine Mrs.
Claydon, u.a. über den Gesunheitszustand ihres
Mannes. Ferner mit Nachrichten über seine
Familie. Prinzessin Victoria "has made an excel-
lent recovery after her serious illness - & is now
yachting with the Queen in the Mediterranean."
Über seine Nichte, Prinzessin Margaret of Con-
nought schliesslich heisst es, "The engagement
of my niece to the young Prince of Sweden was
very gratifying."
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
543*
Eliot, Thomas Stearns, Schriftsteller und Nobel-
preisträger (1888-1965). Eigenh. Widmung mit
Unterschrift des Verfassers . O.O., 25. III. [19]48.
In: Ders. The Family Reunion. London, Faber &
Faber, 1947. Gr.-8°. 136 S. OLwd. mit blindge-
pr. Rückentitel (Rücken aufgehellt, schwach
bestossen).
„[T]o Dr. Dietrich Bischoff with the author’s
compliments T. S. Eliot". Der Widmungsträger
hat im März 1948 eine Übersetzung von T. S.
Eliots „Der Mord im Münster“ veröffentlicht (Die
Sammlung; Göttingen, III, 1948, S. 10-22). - Mit
einigen Bleistifteintragungen. - Leicht gebräunt.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
544
Elisabeth II., Königin von Großbritannien und
Irland (geb. 1926). Urkunde mit eigenh. Unter-
schrift. Mit blindgeprägtem Stempel. London
(Saint James Court), 8.6.1971. Quer-Folio (33 x
40,5 cm). 1 S.
Ernennung von Jacquelin Lucy Teasdale zum
Lieutenant. - 2 Stempelsignaturen unten rechts.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
Autographen |
544539
25. | 143
545*
Field, Eugene, Schriftsteller (1850-1895).
Eigenh. Gedichtmanuskript "Japanese Lullaby".
25 Zeilen mit Korrekturen und Streichungen.
Ohne Ort (Chicago), ca. 1890. Fol. 2 S. Montiert
in königsblauer Maroquin-Mappe mit Deckel-
und Innenkantenvergoldung, goldgeprägtem
Deckeltitel, farbigen Deckelintarsien und
königsblauen Moiréseidenvorsätzen (Rücken
leicht gebräunt, Ecken minimal berieben), kö-
nigsblauer Maroquin-Schuber (etwas gebräunt
und berieben) mit goldgeprägtem Signet der
"Monastery Hill Bindery" jeweils auf Deckeln.
Niederschrift des beliebten Gedichts in Bleistift
auf liniertem Papier, mit eigenhändigen Strei-
chungen, Unterstreichungen und Korrekturen,
von der Hand des beliebten „Children’s Poet“
Eugene Field, angerändert, verso kopfstehend
eine handschriftliche Notiz: „This is the original
draft of ‚The Japanese Lullaby‘ written by my
husband – Eugene Field. Julia S. Field (Mrs.
Eugene Field) Jan 8th 1920.“ – BEIGEBUNDEN:
1. Eine Porträt-Radierung des Dichters von
W. H. W. Bicknell auf aufgewalztem China. - 2.
Gedruckte Fassung des Gedichtes (S. 114 f. aus
Fields „Little Book of Western Verse). - 3. Die
Vertonung des Gedichts von Jean B. Stimpson,
Druck der Fassung für Klavier (Boston, Thomp-
son, 1903, 5 S., mit beigebundenem Orig.-Um-
schlag). – Ein besonders schön gebundenes
Ensemble der Druckfassung, der Vertonung und
des Originalmanuskriptes eines der bekanntes-
ten Gedichtes des amerikanischen Poeten. Ein
Unikat.
CHF 900 / 1 400
(€ 820 / 1 270)
546*
Freud, Sigmund, Begründer der Psychoanalyse
(1856-1939). Eigenh. Postkarte mit Unter-
schrift. Wien, 16.03.1920. 1 S.
An einen "Mr [Louis] Kronberg", dem er für eine
"köstliche Sendung" dankt. - Stärker gebräunt,
in den Rändern etwas brüchig und mit kleinen
Fehlstellen (ohne Textberührung).
CHF 2 500 / 4 000
(€ 2 270 / 3 640)
547
Friedrich III., Deutscher Kaiser (1831-1888).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Berlin, 7. Januar
1885. Gr.-8°. 1 S. auf Doppelblatt.
Auf Briefpapier mit blindgepr. Wappen. "Ich
habe mit lebhaftem Interesse das [...] Tagebuch
des Prinzen Ludwig vom 28. September bis 6.
October 1806 gelesen, freue mich dass dieses
Schriftstück aus seiner Verborgenheit her-
ausgetreten ist, und danke für die Mittheilung
desselben".
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
548
Friedrich III., Herzog von Sachsen-Gotha-Al-
tenburg (1699-1772). Brief mit Unterschrift.
[Gotha], Schloss Friedenstein, 10. April 1758.
Folio. 1 S. auf Doppelblatt. Mit Lacksiegel u.
Adresse verso.
An das Oberkonsistorium wegen der Anstellung
eines neuen und der Versorgung des bisheri-
gen Feldpredigers "bey Unserm in Dienst derer
Herren General-Staaten stehenden Infante-
rie-Regimente".
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
549
Friedrich Wilhelm II., König von Preussen (1744-
1797). Brief mit eigenh. Unterschrift Berlin, 14.
Dezember 1788. Folio. 1/2 S. auf Doppelblatt.
Gesiegeltes und adressiertes Couvert beilie-
gend.
An König Ferdinand IV. von Neapel und Sizilien
mit der Nachricht vom Tode des Prinzen Hein-
rich am 12. Dezember. - Mit Gegenzeichnungen
der - von Friedrich dem Grossen übernomme-
nen - Minister Hertzberg und Finckenstein.
CHF 150 / 200
(€ 140 / 180)
546
26. | 144
550
Friedrich Wilhelm III., König von Preussen (1770-
1840). Brief mit Unterschrift. Berlin, 16.III.1802.
4°. 1/2 S. auf Doppelblatt (Faltspuren).
An den General der Kavallerie Friedrich Adolf
Graf von Kalckreuth (1737-1818), den späteren
Feldmarschall: "Ich habe aus Eurem Bericht...
mit Vergnügen ersehen, dass die Organisation
des 13ten Dragoner-Regiments vollendet und
die Abgabe der Cavallerie zu diesem neuen Re-
gimente zu Eurer Zufriedenheit ausgefallen ist.
Ich hoffe mit Euch, dass die Furcht, welche die
jetzige erste Aushebung unter den Canonisten
des Regiments verbreitet hat, sich in der Folge
bei richtiger Behandlung der Leute verlieren
wird...". - In den Rändern etwas angeschmutzt,
minimal stockfleckig.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
551
Friedrich Wilhelm IV., König von Preussen
(1795-1861). Brief mit eigenh. Unterschrift.
Mit schwarzem (Trauer-) Rand. Sanssouci,
29.9.1851. Folio. 1 S. auf Doppelblatt (Falts-
puren). Mit adressiertem Briefumschlag mit
Wachssiegel.
An Ferdinand II. (1810-1859), den König beider
Sizilien. Traueranzeige über den Tod seines On-
kels, Prinz Friedrich Wilhelm Karl von Preussen
(1783-1851).- Gebräunt, leichter Abklatsch.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
552
Grieg, Edvard, Komponist (1843-1907). Eigenh.
Brief mit Unterschrift. Leipzig, "Hotel Hauffe",
13. III. 1898. 8°. 1 1/2 Seiten. Doppelblatt.
An den Cellisten Julius Klengel, den er mit Frau,
Bruder (der Dirigent Paul Klengel) und Schwes-
ter zu einem Diner einlädt: "[...] Das letzte Mal,
wo wir zusammen waren, fand ich so überaus
hübsch, dass ich mich nach einer Wiederholung
sehne. Würden Sie und Ihre Frau Gemahlin uns
wohl die Freude machen, am Mittwoch den
16ten mit uns zu diniren, z. B. um 3 Uhr und
zwar im Restaurant Paege, Hainstrasse? Oder
passt Ihnen ein anderer Tag in der Woche, z.
B. nach Mittwoch vielleicht besser? Jedenfalls
hoffen wir sehr auf das Vergnügen. Ihr Bruder
Dr. K. hat mir gesagt, die Hauptsache wäre, dass
Sie nur können. Mit den übrigen Klengelschen
Mitglieder der kleinen Gesellschaft würde es
dann von selbst gehen. Also: Herzlich willkom-
men! Ich bitte um baldige Antwort [...]" - Grieg,
der von 1858 bis 1862 am Leipziger Konserva-
torium Klavier studiert hatte, nutzte zeitlebens
zahlreiche Gelegenheiten zu Aufenthalten in
der Stadt und verbrachte in der Konzertsaison
oft mehrere Wochen in Leipzig. Das Restaurant
Päge am Markt galt als das beste der Stadt.
CHF 900 / 1 200
(€ 820 / 1 090)
553
Guericke, Otto von, Naturforscher u. Diplomat
(1602-1686). Eigenh. Brief mit Unterschrift.
Zerbst, 27. August 1648. Folio. 1 S. Adresse u.
Ringsiegel verso.
Wertvolles Dokument aus der Spätphase
des Dreissigjährigen Krieges, gerichtet an
Bürgermeister und Rat der Stadt Magdeburg
mit einem Bericht über seine diplomatische
Mission. Guericke war nach Zerbst entsandt
worden, um mit dem dort anwesenden Pfalzgraf
Karl Gustav von Zweibrücken, dem späteren
schwedischen König Karl X., zu verhandeln.
Es ging um die Erneuerung eines Bündnisses
zwischen Magdeburg und Schweden: "Es ist hier
trefflig viel zu thuende, da sind unterschidliche
Fürsten, grafen & gesanten, so Ihr fürstl[iche]
Durchl[aucht] den herrn Pfaltzgrafen beneven-
tiren wollen, dahero ich noch nicht zur Audientz
kommen können ... Der Legations Secretarius
von Oßnabrügk Mons: Kley, ist auch hier, kombtt
von Wysmar, von Herrn graff Oxenstiern, er
berichtett mihr daß noch wenig Apparentz zum
Span: und frantzoschen friden, weil die beyden
häuser Spanien und ostreich von Ihrer Allianze
nicht lassen wollen, und so lange will franck-
reich und Schweden auch in der Ihrigen bleiben
...". Guericke, heute vor allem durch seine
naturwissenschaftlichen Experimente bekannt
("Magdeburger Halbkugeln"), war für seine
Vaterstadt Magdeburg in zahlreichen diplomti-
schen Funktionen tätig und nahm auch an den
Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in
Münster und Osnabrück teil. - Etwas gebräunt
u. fleckig, kl. Fehlstellen im linken Seitenrand
alt hinterlegt (ohne Textverlust). - Von grosser
Seltenheit.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 10 910 / 16 360)
Autographen |
553552
27. | 145
554*
Hehn, Victor, Kulturhistoriker (1813-1890). 70
eigenh. Briefe mit Unterschrift sowie 13 eigenh.
Postkarten mit Unterschrift. Berlin, Rom, Bad
Ems etc., 31. III. 1876 bis 12. II. 1890. Diverse
Oktav-Formate. Zus. ca. 258 Seiten. Auf Fälz-
chen gebunden. Pergament d. Zt. mit hand-
schriftl. Deckeltitel "Hehn's Briefe" und Eintrag
des Empfängers in Innendeckel "Briefe Victor
Hehn's an Herman Wichmann".
An seinen Freund, den Komponisten Herman
Wichmann (1823-1905) in Italien. Wichmann
hat die Briefe 1890 im Druck herausgegeben
und mit Fussnoten ergänzt: "Briefe Victor Hehns
von 1876 bis zu seinem Tode 23. März 1890 an
seinen Freund Herman Wichmann" (Stuttgart,
Cotta, 1890). Die Druckvorlage hierzu hat sich
in Hehns Nachlass innerhalb des Cotta-Archivs
im DLA Marbach erhalten. Unser Sammelband
enthält alle Brieforiginale der Druckausgabe (mit
einer Ausnahme: Brief vom 19.II.1889; keine
Fehlstelle in der Bindung erkennbar). Ein Manu-
skriptblatt „Richard Wagner“ (Druckausgabe S.
119 f.) ist ebenfalls vorhanden. Der Empfänger
und Herausgeber hat die Briefe mit rotem und
blauem Farbstift markiert: die roten Unterstrei-
chungen kennzeichnen die Stellen, zu denen
er eine Fussnote verfasst oder geplant hat, die
blauen Markierungen geben jene Stellen an, die
im Druck ausgelassen worden sind. Wich-
mann schreibt zu den Auslassungen in seinem
Vorwort: "Nur solche Stellen, deren Veröffent-
lichung nicht im Sinn des Verewigten zu liegen
schien, sind gestrichen worden." Indes zeigen
die gestrichenen Passagen fast durchwegs eine
unverhohlene antisemitische Tendenz, etwa in
der folgenden kleinen Auswahl von Stellen: "Es
hat sich bei mir, seit ich in Berlin lebe, eine ganze
Theorie des Judenthums in Kopf und Herzen
angesammelt, aus der ich kein Hehl machen will,
wenn ich wieder einmal die Freude haben werde,
mit Ihnen unter vier Augen reden zu dürfen. Für
heute nur so viel: Es ist so weit gekommen, dass
wenn ein Deutscher im Gespräch über Juden
eine Bemerkung fallen lässt, er unwillkürlich
seine Stimme dämpft, wie früher derjenige
that, der dem König etwas Böses nachsagen
wollte. Die Juden sind die Herrscher und lassen
uns nichts durchgehen." (11. IV. 1878). – Der
Deutschbalte Victor Hehn wirkte als Lektor an
der Universität Dorpat und Bibliothekar in St. Pe-
tersburg. Nach seiner Pensionierung 1873 lebte
er als freier Autor in Berlin. Sein Briefpartner, der
Berliner Herman Wichmann war Komponist, ein
Schüler von Mendelssohn und auch Briefpartner
Fontanes. - Seine Gegenbriefe, über 400 Briefe
und Karten, liegen in der Staatsbibliothek Berlin.
- Stellenweise minimal fleckig, einige Einrisse alt
ausgebessert. - Provenienz: Familienbesitz.
CHF 1 800 / 2 400
(€ 1 640 / 2 180)
555
Hesse, Hermann, Schriftsteller und Nobelpreis-
träger (1877-1962). Masch. Brief mit eigenh.
Unterschrift "Ihr HHesse" (Bleistift). Ohne Ort
und Jahr (ca. 1942). Gr.-8°. 1 Seite.
An W. Schadow in Hamburg: "[...] Mit dem unver-
antwortlichen Urteil jenes Haas über Burckhardt
haben Sie mir ein Musterbeispiel von Kriti-
ker- und Journalistenmoral aus dem heutigen
Deutschland gesandt. Das einzige Reale, was
Haas gegen B. festzustellen hat, ist der kleine
Irrtum, dass B. das Wiener Fiakerlied dem Nes-
troy zuschreibt. Aus diesem winzigen Wissens-
oder Gedächtnisfehler bezieht Haas das Recht,
alle Aeusserungen Burckhardts anzuzweifeln. In
Wirklichkeit hat er nur die überlegene Kultiviert-
heit eines Autors nicht ertragen können, dessen
ganze Art und Haltung der Journalist als Vor-
wurf empfinden muss. Es steht ähnlich mit dem
Geist der ältern Tanten und ehrgeizigen jungen
Studienräte an den Gymnasien. Doch ist dies
kein speziell deutsches Phänomen und Problem
mehr, zumindest in der deutschen Schweiz
steht es ebenso. Mit Fudeus habe auch ich eine
gewisse Enttäuschung erlebt. Als Gatte einer
Jüdin, deren Familie und Freundschaft teils um-
gebracht teils in alle Welt zerstreut wurde, habe
ich in Sachen Emigration etc etwas Erfahrung.
So habe ich Herrn F. ausführlich klar zu machen
gesucht, wie falsch seine wehleidige Einstellung
zu seiner Loge sei.“
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
554
28. | 146
556
Hodler, Ferdinand, Maler (1853-1918). Eigenh.
Brief mit Unterschrift. Schnittweierbad, 27. Juni
1903. 8°. 3 S. auf Doppelblatt (Faltspuren). Mit
eigenhändig adressiertem, frankiertem Couvert,
Poststempel Steffisburg 21.VI.[19]03 und Genf,
22.VI.[19]03.
Gerichtet an den ehemaligen Bundesrat Adrien
Lachenal (1885-1962). - Leicht gebräunt, klei-
ner Einriss im Falz, ca. 1 cm.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
557*
Hölzel, Adolf, Maler (1853-1934). Eigenh.
Postkarte mit Unterschrift und 17 eigenh. Blei-
stift-Skizzen. Stuttgart, 2.11.[19]13. Beidseitig
beschrieben u. eigenh. adressiert. Die Skizzen in
verschiedenen kleineren Formaten.
Die Karte an Heinrich Pellegrini: "Ich habe von
dem neuen Attentat auf Ihr Bild am Künstler-
haus gehört und heute Abend die unglaubliche
Derbheit und Gemeinheit besehen können. [...]
Dieser Schandfleck für Stuttgart sollte nicht so-
bald wieder entfernt werden, damit die Fremden
und nach und nach die Hiesigen immer wieder
ersehen, auf welchem niedrigen künstlerischen
Standpunkt Stuttgart's Majorität steht [...]."
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 820 / 2 730)
558
Hugo, Victor, Schriftsteller (1802-1885). Ei-
genh. Brief mit Unterschrift. Ohne Ort [Paris], 7.
VI. 1849. 8°. 1 Seite. Doppelblatt.
"Monsieur, | j'ai le regret profond de pas pouvoir
assister à la conférence donc vous m'entrete-
nez, mais j'accepte la présidence d'honneur que
vous voulez bien m'offrir. Croyez, je vous prie, à
ma très sincère cordialité. | Victor Hugo." - Vicor
Hugo hielt dann aber doch die Eröffnungsrede
beim Friedenskongress "Congrès de la Paix" am
21. August 1849.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
559
Ionesco, Eugène, Schriftsteller (1909-1994).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Paris, 15. VI. 1960.
8°. 1 Seite. Patentbrief mit rückseitiger Adresse
und Absender.
An Wolfgang Ignèe: "[...] Je me suis beaucoup
absenté de Paris, ces temps-ci. Oui, - vous
pouvez traduire cet article [...] mais ne mettez
pas ce titre, car il est celui de sécretaire du
rédaction et ne correspond pas tout à fait avec
le contenu [...] Envoyez-moi s. v. p. le lexte dès
qu'il aura paru."
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
560
Joseph II., römisch-deutscher Kaiser (1741-
1790). Brief mit eigenhändiger Unterschrift.
Lateinische Handschrift auf Papier. Wien,
12.III.1767. Folio. 1 1/4 S. Insgesamt 4 Blatt, als
Faszikel geheftet, Adresse und papiergedecktes
Siegel verso (Faltspuren).
Als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia
an Kardinal Buonaccorsi (1763-1776), dem er
für seine Weihnachtsglückwünsche dankt. Mit
Gegenzeichnung des Reichsvizekanzlers Fürst
Colloredo (1732-1812). - Tintendurchschlag,
etwas gebräunt und angeschmutzt.
CHF 350 / 500
(€ 320 / 450)
561
Laszlo, Carl, Kunsthändler, Sammler, Psycho-
analytiker und Autor (1923-2013). Teilnachlass
mit über 150 Korrespondenzen an ihn, abgelegt
in 7 Ordner und 2 Mappen. Ca. 1951-1990.
Bedeutende Sammlung von Briefen, Postkarten,
signierten Ephemera u.v.a., die die vielfältigen
Bezüge und Kontakte Laszlos sichtbar werden
lässt. Unter den Absendern finden sich etwa
Richard Avedon, Guido Biasi, Arik Brauer, Bazon
Brock, Enrico Castellani, Gianni Colombo, Piero
Dorazio, Hermann Finsterlin, Allen Ginsberg,
Otto von Habsburg, Raoul Hausmann, Paticia
Highsmith, Richard Huelsenbeck, Friedensreich
Hundertwasser, Horst Janssen, Franz Jung,
Konrad Klapheck, Wifredo Lam, Timothy Leary,
Richard Paul Lohse, Heinz Mack, Christian
Megert, Man Ray, Meret Oppenheim, Amédée
Ozenfant, Günther Uecker, Sándor Veress,
Egon Vietta, Paul Wunderlich u.v.a.m. - Der
früheste datierte Brief ist eine Empfehlung des
Philosophen Karl Jaspers für seinen Studenten
Laszlo, 1951 wohl für die Bewerbung um ein Sti-
pendium ausgestellt. Viele Stücke betreffen die
später von Laszlo herausgegebene Zeitschrift
"Panderma". - Gepflegte Sammlung von guter
Erhaltung.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 730 / 4 550)
Autographen |
558557
30. | 148
562
Law, John, schottischer Nationalökonom und
Bankier (1671-1729). Billet der Banque Royale
über "Cent livres Tournois en Especes d'Argent".
Mit hs. Seriennummer und der Unterschrift von
drei Beamten: Hamelin, Pasquier und Levasseur
im Namen der Inspektoren Fenellon, Bourgeois
und Durevest. Paris, 1. Januar 1720. 9,8 x 16,3
cm. Mit blindgeprägtem Siegel.
Seltener Beleg für diese frühe Form des Papier-
geldes und des finanzpolitischen Desasters, das
der Bankier John Law als Gründer der französi-
schen Banque Royale damit erlebte.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
563
Lenau (Niembsch von Strehlenau), Nikolaus,
Schriftsteller (1802-1850). Eigenh. Gedicht-
manuskript (32 Zeilen) mit Korrekturen. Ohne
Ort und Jahr [Stuttgart 1833]. Kl.-8°. 2 Seiten
Kartonblatt.
Unbekannte fragmentarische Vorstufe zu
Lenaus berühmten Gedicht "Der Polenflücht-
ling", welche die Strophen 7-10 in Tinte sowie
die Strophe 11 und die ersten beiden Zeilen
von Strophe 12 in Bleistift umfasst. - Unser
Manuskript ist der Kritischen Ausgabe unbe-
kannt: vgl. HKA I, 285 ff. sowie 547 ff.; ebenda
VII, 191f. - Lenaus Ideenballade zur Polenfrage
(ein geflüchteter Pole erwacht in der Sahara)
entstand in Stuttgart und erschien erstmals am
16. Dezember 1833 in Cottas "Morgenblatt".
- Leicht gebräunt. - Beiliegend eine Visiten-
kartenphotographie Lenaus (F. Brandseph,
Stuttgart, nach einem Gemälde von Carl Rahl
aus dem Jahr 1833).
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
564
Liszt, Franz, Komponist (1811-1886). Eigenh.
Brief mit Unterschrift. Weimar, 1. Mai 1884. 8°. 1
S. auf Doppelblatt.
An einen "sehr geehrten Herrn Doctor": "Seit
mehr als 30 Jahren enthält sich, mit Bedauern,
den Album und Autographen Sammlungen
beizusteuern F. Liszt".
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
565
Ludwig Philipp I., König der Franzosen (1773-
1850). Brief mit Unterschrift. Paris, 27.11.1837.
4°. 1/2 S. auf Doppelblatt (Faltspuren).
An den Abgeordneten Ducos, den er zur Er-
öffnung der Parlamentssitzungen einlädt. - Mit
Gegenunterzeichnung des Innenministers Graf
Montalivet (1801-1880). - In den Rändern minim
gebräunt.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 910 / 1 360)
Autographen |
562
31. | 149
566
Ludwig XVIII., König von Frankreich (1755-1824).
"Ordonnance du Roi" mit eigenh. Unterschrift
"Louis". Paris, 16. Mai 1814. 4°. 1 S.
Anordnung aus der ersten Restauration, betref-
fend die neue Bezeichnung für alle bisherigen
Brigade-Generäle (Généraux de Brigade), die
fortan als Feldmarschälle geführt werden sollen
(Maréchaux de camp).
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
567
Mann, Thomas, Schriftsteller (1875-1955).
Eigenh. Brief mit Unterschrift "Ihr ergebener
Thomas Mann". Erlenbach-Zürich, 25. I. 1954.
Kl.-4°. 1 Seite, mit gedrucktem Briefkopf und
eigenh. adressiertem Umschlag.
An Lore Rümelin (1915-1998) in Bonn, Dank
für die letzten Abschriften des „Felix Krull“: „[…]
dies nur zur Nachricht, mit vielem Dank, daß
wir schon am Donnerstag die Abschriften vom
Konsulat richtig erhalten haben. Ich sehe sie
gerade durch und finde nur eigene Fehler – von
Ihnen so gut wie keine. Sie haben glänzend und,
wenn ich alle Umstände in Betracht ziehe, mit
erstaunlicher Schnelligkeit gearbeitet. Später
vielleicht einmal mehr. Sie müssen mir nun wie-
der sagen, was ich schuldig bin. Der Frankfurter
Verlag [S. Fischer] kann Sie in D. Mark honorie-
ren […]“ – Im Tagebuch vermerkt Thomas Mann
am 25. Januar 1954: „Mit den Abschriften.
Retouchen an Zouzous Reden über die Liebe
notwendig und schwierig.“ – Lore Rümelin-Wibel
(1915-1998), Frau des deutschen Kulturat-
tachés beim deutschen Generalkonsulat in
Zürich, später Bern und Bonn, stammte aus
Lübeck und kam auf Vermittlung von Gottfried
Bermann-Fischer zu Thomas Mann. Sie fertigte
die Manuskriptabschriften der späteren Werke
an, u.a. für „Felix Krull“, „Versuch über Schiller“
und „Versuch über Tschechow“. – Reg 54/37.
– Vgl. Klaus Täubert, Zum 80. Geburtstag [von
L. Rümelin] am 28. September. In: Europäische
Ideen, Heft 90 (1994), S. 12-15.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
568
Mann, Thomas, Schriftsteller (1875-1955).
Eigenh. Postkarte mit Unterschrift "Ihr Thomas
Mann". Sils Maria, Waldhaus, 6. VIII. 1954. 1 Seite.
An Lore Rümelin (1915-1998) in Bonn, aus dem
Urlaub in Arosa: „[…] Nur damit Sie im Bilde sind:
Wir bleiben bis zum 17ten hier. Nicht daß ich
annähme, daß Sie bis dahin schon fertig sein
können. Sie sollten es nur wissen. Auf Wiederse-
hen in Köln! […]“ – Thomas Mann hatte das Ma-
nuskript zum „Versuch über Tschechow“ am 27.
Juli 1954 beendet und war am selben Tag über
St. Moritz nach Sils Maria aufgebrochen, wo er
bis zum 17. August im Waldhaus logierte. Am
24. August las er in Köln das Kuckuck-Kapitel aus
dem „Felix Krull“, wobei es zu einem Wiederse-
hen mit Lore Rümelin kam. – Lore Rümelin-Wi-
bel (1915-1998), Frau des deutschen Kulturat-
tachés beim deutschen Generalkonsulat in
Zürich, später Bern und Bonn, stammte aus
Lübeck und kam auf Vermittlung von Gottfried
Bermann-Fischer zu Thomas Mann. Sie fertigte
die Manuskriptabschriften der späteren Werke
an, u.a. für „Felix Krull“, „Versuch über Schiller“
und „Versuch über Tschechow“. – Reg 54/257;
Heine-S. 531 f. – Vgl. Klaus Täubert, Zum 80.
Geburtstag [von L. Rümelin] am 28. September.
In: Europäische Ideen, Heft 90 (1994), S. 12-15.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
564 567
32. | 150
569
Masaryk, Tomáš Garrigue, tschechischer
Staatsmann und Philosoph (1850-1937).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Lány,
4.3.[19]33. Gr.-8°. 1 S. auf Doppelblatt (Falts-
puren).
Mit blindgeprägtem Briefkopf. Verso drei Zeilen
von anderer Hand, dat. 4.IV.33. - Schwach ge-
bräunt, minim bestossen. - BEILIEGEND: Zwei
Postkarten mit Portraits ovn T. G. Masaryk.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
570
Massenet, Jules, Komponist (1842-1912).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Brüssel,
19.1.[18]93. 8°. 1 S. (Faltspur).
An einen befreundeten Operndirektor: "...je suis
à Bruxelles depuis 2 jours pour les répétitions
générales de "Werther" à la Monnaie - je tiens à
vous exprimer mes sentiments reconnaissants
pour la belle exécution du "Cid"...". - Unterstrei-
chungen in Bleistift von anderer Hand. Verso
Kleberückstände von alter Montage.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
571
Maximilian II., König von Bayern (1811-1864).
Urkunde mit Unterschrift. München, 16. De-
zember 1863. Folio. 1 S. Mit papiergedecktem
Siegel.
Patent für Freiherrn Salomon von Rothschild als
Konsul in Paris.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
572
Maximilian Joseph I., König von Bayern (1756-
1825). Urkunde mit eigenhändiger Unterschrift.
Deutsche Handschrift auf Papier. München,
16.10.1815. Mit papierdecktem Siegel (Falts-
puren).
Gest. Kopf, gestempelt. - "Unterlieutenants-Pa-
tent" für Peter Heil. - Gebräunt.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
573
Meyer, Conrad Ferdinand, Schriftsteller (1825-
1898). Eigenh. beschriftete Visitenkarte. Kilch-
berg, ohne Jahr. Ca. 6,5 x 10 cm. 1 Seite.
Druck: „Dr. Conrad Ferdinand Meyer-Ziegler
| Kilchberg bei Zürich.“ – Auf der Rückseite:
„Herzliche Erwiederung Ihrer 1 Jan. Wünsche!
und 1 neues Jahr wie das alte! Ich kann mich
des Dankes nicht erwehren gegen Gott u.
Menschen voran für die Freunde! Gutes Ihnen u.
Ihrem Hause!“
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
574*
Nägele, Reinhold, Maler (1884-1972). Samm-
lung von 2 eigenh. Briefen und 10 Post- bzw.
Briefkarten mit Unterschrift, darunter 1 Karte
mit Original-Zeichnung und 7 Karten mit Origi-
nal-Graphik als Bildseite. Ferner 3 Kunstkarten
und 1 Original-Photographie, jeweils verso
bezeichnet u. signiert. Stuttgart u.a., ca. 1913-
1958. Verschiedene Formate.
An den Malerkollegen Alfred Heinrich Pellegrini,
vor allem aber an dessen Ehefrau Maria Pelle-
grini (1882-1962), mit denen Nägele eine lange
Freundschaft verband. Die letzte Karte 1958 aus
New York, wohin Nägele mit seiner Frau 1940
aus Deutschland emigriert war.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
Autographen |
575574
33. | 151
575
NAPOLEONICA - Napoléon I., Kaiser der Fran-
zosen (1769-1821). Eigenhändiger Brief mit
Unterschrift. Ramboullet, 10.09.1807. Gr.-8°. 1
1/2 S. auf Doppelblatt (Faltspuren).
An seinen Sohn Eugène-Rose de Beauharnais
(1781-1824) "Votre affectionné Pere", in militä-
rischer Angelegenheit: "Mon fils, je vois par votre
dernier état de situation que le 4e regiment
de l'hasseur à 58 cheveaux préserver...". Der
vorliegende Brief entstand zwei Monate nach
Unterzeichnung des Friedens von Tilsit (7. und
9. Juli 1807). - Kleiner Tintenfelck, minimaler
Durchschlag von der Rückseite. - BEILIEGEND:
"Certificate of Authentication" von Schulson
Autographs mit englischer Transkription des
Briefes.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 640 / 5 450)
576
- Napoleon I., Kaiser der Franzosen (1769-
1821). Brief mit eigenh. Unterschrift "Bona-
parte". Paris, 18.01.1800. 4°. 1 Blatt, beidseitig
beschrieben (Faltspuren, Stempelrasur mit kl.
Buchstabenverlust an der Kopfvignette).
Mit gest. Briefkopf "Bonaparte Ier. Consul de la
République". - Instruktionen an General Merlin.
- Unterschrift mit schwachen Spuren von altem,
radiertem Stempel.
CHF 1 200 / 1 800
(€ 1 090 / 1 640)
577
- Eugène de Beauharnais, Stiefsohn Napoleons,
Vizekönig von Italien, Herzog von Leuchtenberg
(1781-1824). Brief mit eigenh. Unterschrift
"Eugene Napoléon". München, 13. Januar 1806.
4°. 2 S. auf Doppelblatt.
Am Vortag seiner Hochzeit mit Prinzessin
Auguste Amalie von Bayern an seinen Sekretär
Méjan über den Abzug der Österreicher aus
Venedig.
CHF 400 / 600
(€ 360 / 550)
578
- Grétry, André-Ernest-Modeste, Komponist
(1741-1813). Eigenh. Brief mit Unterschrift.
Montmorency, "de l'hermitage de midi mont-
morenci", 14. IX. 1799 (28 fructidor an 7). 4°. 1
Seite. Doppelblatt mit Adresse.
An seinen Freund, den Schriftsteller Esline [?]
bei der "Imprimerie nationale": "c'est avec bien
de plaisir, mon cher ami, que je reçois de vos
nouvelles. je vous attendois de jour en jour voila
pourquoi je n'ai pas renvoyé le petit roman à vot-
re charmante amie. je vous le ferai parvenir à la
première occasion, ou vous l'importerez quand
vous viendrez ici. nous avons avec nous, et pour
le reste de la saison, le c. garnier, sa femme deux
bonnes et trois enfants, - mais si vous voulez
vous contenter du mieux qu'il nous sera possible
de vous coucher, vous devez être persuadé du
plaisir que nous aurons à vous reçevoir. adieu [...]
mille amitiés de ma part au citoyen Laverne [...]"
- 1795 wurde Grétry zum Inspektor des Konser-
vatoriums und im Jahr darauf zum Mitglied des
"Institut de France" ernannt. Später erhielt er
auch von Napoleon I. eine Pension, welche ihn
in den Stand setzte, sich aufs Land nach Mont-
morency (Val-d'Oise) bei Paris zurückzuziehen.
Hier, in dem von ihm erworbenen Landhaus
Jean-Jacques Rousseaus, der sogenannten
"Ermitage", starb er am 24. September 1813.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
579
- Grouchy, Emmanuel de, General (1766-1847).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Undatiert. 4°. 2 S.
[USA], undatiert [zwischen 1815 und 1821]. 4°.
2 S. (Faltspuren, kl. Falzeinriss, in den Rändern
etwas fleckig).
Aus der Zeit seines Exils in Amerika, nachdem
er eine entscheidende Rolle bei der Niederlage
Napoleons bei Waterloo gespielt hatte. An einen
Freund, über ein verpasstes Treffen und seine
Rückkehr nach Philadelphia.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
577576
34. | 152
580
NAPOLEONICA - Hortense de Beauharnais, Kö-
nigin von Holland, Stieftochter Napoleons I. und
Mutter Napoleons III. (1783-1837). Eigenh. Brief
mit Unterschrift "Hortense". London, undatiert
[1831]. 8°. 3/4 S. auf Doppelblatt, Adresse
verso (kl. Falzeinriss mit Buchstabenverlust alt
hinterlegt).
An Henri (Henry Edward) Fox, dem sie ihre
Ankunft "dans votre tranquille et heureux pays"
vermeldet. "Je deteste toutes les révolutions,
dont bien innocemment je suis toujours la
victime..."
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
581
- Josephine, Kaiserin der Franzosen, erste Ge-
mahlin Napoleons I. (1763-1814). Eigenh. Brief
mit Unterschrift "Lapagerie Bonaparte". Malmai-
son, 6. prairial an VIII (26. Mai 1800). 8°. 1 S. auf
Doppelblatt. Adresse verso (kl. Siegelausriss).
An den "Conseiller d'Etat" Deferman (1756-
1831), den sie um seine "bons offices" bittet: "il
est question d'une femme bonne et estimable,
et à laquel je prends un tendre interet."
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
582
- MacDonald, Jacques Alexandre, Herzog von
Tarent, Marschall von Frankreich (1765-1840).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Paris, 30. März
1815. 4°. 2 Seiten.
Während der 100 Tage an einen "cher général".
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
583
- Moncey, Bon Adrien Jannot de, Herzog von
Conegliano, Marschall von Frankreich (1754-
1842). Brief mit eigenh. Unterschrift. Paris,
07.04.1812. Folio. 1 1/2 S.
An den Ministre de la Guerre, Duc de Feltre.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
584
- Soult, Nicolas Jean de, Herzog von Dalmatien,
Marschall von Frankreich (1769-1851). Brief mit
eigenh. Unterschrift. Boulogne, 28. fructidor an
12 (15.09.1804). 8°. 1 S. Auf dünnen Trägerkar-
ton montiert.
Mit gedrucktem Briefkopf des "Empire Français".
Soult befehligte von 1803 bis 1805 die Truppen
im Lager von Boulogne, die für die Invasion
Englands bestimmt waren.
CHF 200 / 300
(€ 180 / 270)
585
- Louis-Auguste-Victor de Ghaisne, comte de
Bourmont, Marschall von Frankreich (1773-
1846). Zwei Briefe mit eigenh. Unterschrift.
Besançon, 31. Januar 1815. Folio. 1 S. (Faltspu-
ren). Und: Paris, 28. Januar 1830. 4°. 1 1/4 S. auf
Doppelblatt (Faltspuren).
I. An den "Général Préfet du 5. arrond[issem]
ent Maritime à Toulon". - II. Als Kriegsminister
an den Marquis de Maleville. - Im selben Jahr
übernahm de Bourmont den Oberbefehlt über
die französischen Streitkräfte, die im Juli die
Stadt Algier erobern sollten.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
Autographen |
586581
35. | 153
586*
Pellegrini, Alfred Heinrich, Maler (1881-1958).
Portrait des Dichters Alfred Wolfenstein im
Profil. Lavierte Tuschfederzeichnung, eigenh.
mit Bleistift monogrammiert "AHP." und datiert
1916-17. 24,5 x 16,2 cm.
Wohl in München entstandenes Blatt, wo sich
Pellegrini (seit 1914) und Wolfensten (seit 1916)
aufhielten. - Ganz leicht staubfleckig, verso kl.
Montierungsspur.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
587*
Pellegrini, Alfred Heinrich, Maler (1881-1958).
Sammlung von 109 eigenh. Skizzen und Ent-
würfen für die Württembergische Volksschul-
fibel. Original-Zeichnungen, teils koloriert. [Vor
und bis 1909]. Verschiedene Formate. Jeweils
eigenh. monogrammiert „AHP“.
Eindrucksvolle Sammlung von Arbeiten des
Basler Malers für ein Schulbuchprojekt, darunter
eine Vielzahl von phantasievolllen und originel-
len Illustrationen, die im publizierten Werk keine
Verwendung fanden. - Beiliegend ein Probe-Ex-
emplar der gedruckten Ausgabe: Fibel für die
evangelischen Volksschulen Württembergs.
Stuttgart u.a., Union Deutsche Verlagsgesell-
schaft, 1909. Gr.-8°. 143 S. HLwd. d. Z. - Enthält
auch Illustrationen von Franz H. Gref. - Teils mit
Zu- und Ausschnitten für die Druckvorlage,
ansonsten durchweg wohlerhalten.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 800 / 2 700)
588
Picasso, Pablo, Maler (1881-1973). Eigenh.
Widmung und Unterschrift "Picasso" auf der
Rückseite einer Eintrittskarte zum Stierkampf.
Nimes, Plaza de Toros, 1. September 1957. 8,5 x
14,5 cm. (kl. Einriss im Oberrand).
"Pour mon ami (verblasst)".
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
589
Puccini, Giacomo, Komponist (1858-1924).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. Torre del Lago, 3.
IX. 1901. 8°. 2 Seiten (14 Zeilen). Doppelblatt.
Grau getöntes Papier mit Adressprägung.
An den Bassisten und Impressario Luigi Broglio
in Turin mit der Empfehlung seiner Cousine
Angiolina Magi als Sängerin der „Mimi“ in „La
Bohème“: „Carissimo Broglio, La Signorina
Angiolina Magi, mia cugina, si reca a Milano
per intraprendere la carriera teatrale. Sarà una
buona Mimì. Mi fai il piacere d’occupartene e di
trovarle un debutto? Non è questa una delle so-
lite raccomandiazioni. Confido che farai di tutto
per contentarmi. Ti saluto aff.mo tuo G. Puccini.“
– Angiolina Magi begann tatsächlich 1902 ihre
Gesangskarriere.
CHF 700 / 1 000
(€ 640 / 910)
590*
Roothaan, Johannes Philippus, 21. General
der Societas Jesu (1785-1853). Urkunde auf
Pergament mit eigenh. Unterschrift "Joannes
Roothaan". Rom, 23. VIII. 1834. 4°. 5 Seiten
auf Doppelblättern. Rotbraunes Maroquin d.
Z. mit goldgepr. Bordüren, floralen Eckstücken
und Mittelstück "IHS", geheftet mit zweifarbig
geflochtener Kordel, mit angehängtem Siegel
"IHS" in Holzdose mit Schraubdeckel (minimal
berieben).
Theologische Doktorurkunde für Franz Xaver
Küstner aus dem Collegio Germanico. Gegen-
gezeichnet von Ioannes Janssen und Franciscus
Manera. - Roothaan war seit 1823 Leiter des
Kollegs in Rom und ab 1829 der 21. General des
Jesuitenordens. Franz Xaver Küstner stammte
aus Hildesheim und wirkte später in Dessau,
wo er den Neubau der Kirche St. Peter und Paul
betrieb, an deren Südseite er 1880 beigesetzt
wurde.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
587
36. | 154
591
Salmet, Henri, Flugpionier (1878-1928).
L'Histoire de mon premier Cross-Country le
7 mars 1912. Scrap-Book mit 12 montierten
bzw. eingelegten Original-Photos und zahlr.
Zeitungsausschnitten. An einigen Stellen von
Salmet eigenh. annotiert. 4°. HLdr. d. Z. (stärker
angestaubt u. fleckig).
Dokumentation zu Salmets Rekordflug von
London nach Paris mit einer Blériot XI. Enthält
auch ein Glückwunsch-Telegramm von Louis
Blériot. - Stärkere Gebrauchs- und Lagerspuren,
durchgehend etw. feuchtrandig, die Ausschnitte
papierbedingt gebräunt.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 360)
592
Staël-Holstein, Anne-Louise-Germaine de,
Schriftstellerin (1766-1817). Eigenh. Brief mit
Unterschrift. O.O., 12. Juli. 8°. 2 S. auf Doppelb-
latt, Adresse verso (kl. Siegelausriss).
Unter anderem über „La mort héroique de la
princesse Pauline“ und eine öffentliche Ehrung
für diese.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
593
Strawinsky (Stravinsky), Igor, Komponist (1882-
1971). Eigenh. Brief mit Unterschrift "JStra-
winsky". Paris, 12. VII. 1938. Folio. 2 Seiten. Mit
eigenh. Umschlag.
Schöner, virtuos geschriebener Brief in franzö-
sischer Sprache mit deutschen Einsprengseln
an seine „Chère amie“ Dagmar Godowsky, die
Tochter des Pianisten Leopold Godowsky, in Bri-
des-les-Bains in Savoyen, der Strawinsky einen
Artikel des Filmkomponisten Adolphe Borchard
über sich zusendet: „Chère Dagmar, merci de
vos lignes. J’espère que c’est fini avec la fatique
du voyage. Combien de temps resterez-vous
là? Où allez-vous après? Chez nous pour le
moment – calme, temperature normale – on ne
sort pas si cela va durer longtemps. Le temps
est affreux. Je vous envoie une conférence
de cet Adolphe Borchard qu’il avait fait, il y a
un mois, sur moi d’après mes ‚Chroniques‘
[seine 1935 erschienene Autobiographie] des
différents livres sur moi et des renseigenemts
que je lui avais fournis de vive voix. Ce n’est
pas trop mal fait et vous pouvez en profiter
pour votre conférencier américain. Seulement
prenez garde quand au copyright, car le texte de
cette conférence apartient à Adolphe Borchard
et que l’on ait pas d’ennuis pour la suite si l’on
use ce texte tel quel! – Tausend beste Grüsse
und Glückwünsche für Ihre Gesundheit, ihr stets
ergebener – je vous embrasse […]“.
CHF 900 / 1 200
(€ 820 / 1 090)
Autographen |
588
37. | 155
594
Toulouse-Lautrec, Henri de, Maler und Graphi-
ker (1864-1901). Eigenh. Brief mit Unterschrift
"H. de Toulouse Lautrec". [Paris], undatiert. 8°. 1
S. auf Doppelblatt.
An einen Sammler, den er einlädt "quelques
lithographies de mois" zu besichtigen. - Im
Unterrand minim fingerfleckig.
CHF 600 / 900
(€ 550 / 820)
595
Turgenew, Ivan Sergejewitsch, russischer
Schriftsteller (1818-1883). Eigenh. Brief mit
Unterschrift. Bougival, "Dimanche matin". Gr.-8°.
1 1/2 S. auf Doppelblatt (Faltspuren). Mit eigenh.
adressiertem, gestempelten Kuvert, Poststem-
pel Paris, 18.2.[18]75.
Mit geprägtem Briefkopf. - An den russischen
Philanthropen Horace Günzburg (1833-1909).
Ein freundschaftlicher Brief, in dem er seinen
Fahrer beauftragt, den Esel und Karren zu
holen. Er bringt zur selben Zeit zwanzig Franken
als Dank für den Stallburschen, der den Esel
gepflegt hatte. "Vous ne m'avez pas fait savoir
le prix de la bête" und bittet um Mitteilung. Er
hofft seinen Freund in London zu treffen, wenn
er dorthin zurückkehrt. - Leicht gebräunt,
Tinten-Abklatsch auf gegenüberliegender
Seite. Briefmarke entfernt, Kuvert mit kleiner
Fehlstelle.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
596
Uzarski, Adolf, Schriftsteller, Maler u. Graphiker
(1885-1970). Bilder zur Bossiade (Deckeltitel).
Folge von 12 eigenh. Aquarellen, davon das
erste eigenh. datiert und signiert. 1946. Bild-
grösse jeweils 25 x 19 cm. Unter Passepartouts
montiert. Auf deren Unterrand jeweils mit einem
eigenh. sechzeiligen Gedicht kommentiert.
Zusammen in HLwd.-Mappe (diese lädiert). 42
x 33,5 cm.
Seltene satirische Arbeiten des "Düsseldorfer
Zille", der in den 1920er Jahren mit neusach-
lich-politischer Kunst im Umfeld von George
Grosz und Otto Dix bekannt geworden und von
den Nazis mit Mal- und Schreibverbot belegt
worden war. - Nach 1945 versuchte er, als Kari-
katurist erneut Fuss zu fassen, geriet aber bald
in Vergessenheit. In diesem Zusammenhang
sind wohl die vorliegenden Arbeiten entstanden,
die wohl nicht zur Publikation gelangten und den
Taten eines engagierten Familienoberhauptes,
dem "Boss" gewidmet sind. - Heute wird Uzarski
wiederum als wichtiger Protagonist der Rheini-
schen Moderne gewürdigt und wiederentdeckt.
CHF 800 / 1 200
(€ 730 / 1 090)
597
Verdi, Giuseppe, Komponist (1813-1901).
Eigenh. Brief mit Unterschrift. S. Agatha,
24. V. 1859. Kl.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt mit
Blindstempel, eigenh. adressiert.
Inhaltsreicher Brief in italienischer Sprache an
seinen Rechtsanwalt Ercolano Balestra in Par-
ma, geschrieben in dem für Verdi so entschei-
denden Jahr 1859. Über die Rückzahlung eines
ihm wohl von der Familie Barezzi gewährten
Kredites: „[…] Col mezzo di Gio: incontra la spe-
digio Nap[oleone] d’oro 83 più fr. 5:10 formanti
in tutta la summa di fr. 1831:10. Con questi
denari favorirà pagare | Il semestre che scadrà
il 1o. Giugno al mad: Soragna – fr. 1500:- | Idem
alla Sig.ra: Alma Balestra f 312:50 | Per Sig.ra:
Capello f 17:- | Per altra idem f 1:60 | [Summen-
berechnung:] 1831:10 | Il Sig: Giovanni Barezzi
m’ha detto d’avergli spedito tre Nap. d’oro del
semestra dei cento Nap. d’oro qual prestito fat-
togli l’anno scorso. […]“. – Verdis Mäzen Antonio
Barezzi hatte schon 1831 ein Stipendium aus
Bussetto verdoppelt, um ihm ein Musikstudium
in Mailand zu ermöglichen. 1836 heiratete Verdi
Barezzis Tochter Margherita in erster Ehe. Seit
1847 war Verdi mit der Sängerin Giuseppina
Strepponi liiiert, was in Busseto erheblichen
Widerstand und eine zweitweise Entfremdung
von den Barezzis auslöste. So schnitt Verdi eine
Zeit lang seinen hier erwähnten Schwager Gio-
vanni Barezzi, „weil der sich in der Öffentlichkeit
lauthals gegen ihn gestellt hatte“ (Roselli). Die
Liaison mit der Strepponi führte letztlich sogar
zum Bruch mit Verdis Eltern, denen er schon
1851 mit Hilfe des Notars Balestra, an den auch
der vorliegende Brief adressiert ist, das Bleibe-
recht in S. Agatha entzog. Am 29. August 1859
legalisieren Verdi und Strepponi ihr Verhältnis.
Im Februar 1859 findet die Premiere von Verdis
„Maskenball“ in Rom statt, im August vereinigen
sich Parma und Modena: Verdi wird als Deputier-
ter des neuen Parlaments gewählt. – Vgl. Frank
Walker, The Man Verdi. Chicago 1982; Franco
Abbiati, Verdi. Vol. II. Milano 1959, S. 519 ff.;
John Rosselli, Guiseppe Verdi. Genie der Oper.
München 2013, S. 188 f.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 360 / 2 270)
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38. | 156
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Victoria, Königin von Grossbritannien (1837-
1901). Eigenh. Brief mit Unterschrift. Windsor
Castle, 9.7.1897. 4°. 2 S. (Faltspuren)
In der dritten Person verfasster Brief: "The
Queen wishes to thank Lord Lathom and
through him all those in the Lord Chamberlain's
Department who by their untiring labors and
constant attention have so largely contributed
to the success that H.M. feels has attended the
events of this Jubilee. The Queen wishes to
place on record that these efforts on the part
of all concerned have given her great gratifi-
cation." - Gebräunt, etwas stockfleckig und
angeschmutzt.
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
599
Warhol, Andy, amerik. Maler u. Graphiker (1928-
1987). Eigenhändige Widmung mit Unterschrift,
in: Ders. u. Gerard Malanga: Screen Tests / A
Diary. New York, 1967. 4°. [4] Bll., 54 S. Illustr.
OLwd. mit transparentem Umschlag (dieser von
Warhol zusätzlich signiert).
Auf fliegendem Vorsatz mit schwarzem
Filzstift: "To Carl [Laszlo] / love / Andy Warhol".
- Widmung mit Abklatsch auf Innendeckel und
durchschlagend auf Vortitel. - Block nach S. 1
gebrochen, Lagen lose.
CHF 500 / 800
(€ 450 / 730)
600
Weill, Kurt, Komponist (1900-1950). Eigenh.
Brief mit Unterschrift. New York, 2. V. 1936. Gr.-
4°. 2 Seiten.
Aus dem Exil an seine "süsse einzige Gelieb-
te" Erika Neher (1903-1962), die Frau seines
Freundes, des Bühnenbildners Caspar Neher
in Deutschland. - Weill war emigriert und hatte
sich ein Jahr zuvor in New York niedergelassen:
"[...] du kannst dir denken, mein Engel, in welche
schweren Gewissensqualen ich versetzt bin,
weil ich jetzt, wo du mich so nötig brauchst,
nicht bei dir sein kann. Es ist schrecklich, dass du
wieder diese Dinge mit C[aspar Neher] durch-
machen musst."
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 820 / 2 730)
601
Zesen, Philipp von, Schriftsteller (1619-1689).
Eigenh. Albumblatt mit Unterschrift "Der
Färtige". Ohne Ort [Amsterdam?], 31. VIII. 1682
("den 31 ärntmohndes im 1682 jahre"). Quer-8°.
1 Seite.
Widmungsgedicht für der Herforder Dichter
und Philologe Heinrich Foppe (1643-1716),
der fünf Jahre zuvor als „Der Kreuzverliebte“ in
die Hamburger „Rosenzunft oder teutschge-
sinnten Genossenschaft“, einen Ableger der
„Fruchtbringenden Gesellschaft“ aufgenom-
men worden war: „Auf des | Herrn Kreutz-
verliebten | Zunftnahmen, Zunftzeichen und
Zunftspruch. || Dem Kreutzverliebten wir die
Rosenkrohne reichen; | dem Kreutzverliebten
giebt das weisse Kreutz zum Zeichen | die Edle
Rosenzunft. Sein Wort in Jesus heist: | weil Er in
Jesus sich zu leben stähts befleist. | Wohl dem,
der also lebt! Wohl dem, der also liebet! | Wohl
dem, dem auf sein Kreutz die Krohne Jesus
giebet! | eil- und reise-färtig verfärtige dieses
| Der Färtige.“ – Philipp von Zesen führte ein
rast- und ruheloses Leben. Er gilt als der erste
deutsche Schriftsteller, der ausschließlich von
literarischen Erträgnissen lebte. Er war als „Der
Wohlsetzende“ Mitglied der „Fruchtbringenden
Gesellschaft“ und als „Der Färtige“ Gründer der
„Rosenzunft oder teutschgesinnten Genos-
senschaft“ in Hamburg. – Am Unterrand Spuren
alter Heftung. – Von allergrösster Seltenheit.
CHF 1 200 / 1 800
(€ 1 090 / 1 640)
602
Zweig, Stefan, Schriftsteller (1881-1942).
Masch. Brief mit eigenh. Unterschrift. Wien VIII,
Kochgasse 8, 30. V. 1914. Gr.-4°. 1/2 Seite. Mit
Monogramm nach E. M. Lilien. Gelocht.
Einer älteren Notiz zufolge an Richard Frankf-
urter in Berlin über die „Contes dramatiques“:
„Sehr geehrte Herren! Ich sende Ihnen gern ein
paar kurze Worte in dieser empörenden Angele-
genheit und bitte Sie, Herrn Paul Wiegler von mir
aufs herzlichste zu grüssen […]“
CHF 300 / 500
(€ 270 / 450)
Autographen |
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