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Auktion: 28. September 2018
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Gemälde Alter Meister
Lot 3001 - 3093
Auktion: Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr
Vorbesichtigung: Mittwoch, 19. bis Sonntag 23. September 2018
Bearbeitung:
English descriptions are available on our website:
www.kollerauctions.com
Karoline Weser
Tel. +41 44 445 63 35
weser@kollerauktionen.ch
Stéphanie Egli
Tel. +41 44 445 63 32
egli@kollerauktionen.ch
Sabrina Hagel
Tel. +41 44 445 63 31
hagel@kollerauktionen.ch
Hannah Wepler
Tel. +41 44 445 63 62
wepler@kollerauktionen.ch
Gemälde Alter Meister
| 2
3001
MEISTER VON LIESBORN (WERKSTATT)
(um 1430/40 Soest/Westfalen um 1500)
Fragment eines Altars: Heilige Agnes.
Öl auf Holz.
25 x 16,7 cm.
Gutachten:
- Max Friedländer, 2.11.1935.
- Ludwig Meyer, 17.3.2011.
Provenienz:
- Kunsthandel M. Schulthess, Basel, 1935.
- Bei obigem erworben, Schweizer Privatsamm-
lung.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer
Privatsammlung.
Die hier angebotene Tafel ist stilistisch mit dem
Meister von Liesborn in Verbindung zu bringen,
der seinen Notnamen im Zusammenhang des
Hochaltars im Chorraum der Klosterkirche von
Liesborn erhielt. Dieser Altar wurde im Zuge
der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts
geteilt. Einige Fragmente gingen in die Samm-
lung Krüger in Minden über, weitere Teile in die
Sammlung der National Gallery in London (Inv.
Nr. NG 256-260 und NG 2154) und ins Landes-
museum in Münster.
Aufgrund des Ausmasses und der Qualität
des Altars von Liesborn ist davon auszugehen,
dass der Meister eine bedeutende westfälische
Malerwerkstatt unterhielt.
Max Friedländer und Ludwig Meyer vermuten,
dass das hier angebotene Fragment aus dem
Hochaltar der Klosterkirche in Liesborn stammt,
wovon auch Dr. Bernd Konrad überzeugt ist.
Dr. Stephan Kemperdick geht ebenfalls davon
aus, dass das hier angebotene Fragment vom
Meister von Liesborn beziehungsweise einem
Künstler seines engsten Umfelds stammt, wohl
aber nicht Teil des Liesborner Hochaltars war,
sondern aufgrund der Mauergestaltung im Hin-
tergrund einer Darstellung der Jungfrau Maria
im Kreise von Jungfrauen (virgo inter virgines) in
der Kirche von Lippstadt, unweit von Liesborn,
angehörte, von der die National Gallery in Lon-
don um 1854 einige Fragmente erworben hat.
Zwei davon, Dorothea und Margareta, befinden
sich heute noch in der National Gallery (Inv. Nr.
NG2152 und NG2153).
CHF 8 000 / 12 000
(€ 6 960 / 10 430)
| 4
Gemälde Alter Meister
3002
FLORENZ, UM 1440
(MALER AUS DEM MALERKOLLEKTIV DER
FRESKEN DES CHIOSTRO DEGLI ARANCI DER
BADIA FIORENTINA ?)
Madonna im Rosenhag.
Tempera auf Holz.
43 x 40,7 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.
Dieses reizvolle Madonnenbild offenbart uns
einen Blick in ein intimes himmlisches Stelldi-
chein. Ganz an den Bildvordergrund gerückt und
so in ihrer plastischen Wirkung verstärkt, sitzt
die in stiller Meditation verträumt wirkende Mut-
tergottes mit ihrem Kind am Boden auf einem
roten Kissen (Madonna dell’Umiltà). Vier Engel
halten einen Baldachin, durch den die darunter
sitzende göttliche Zweiheit in ihrer himmlischen
Hoheit überhöht ist.
Als besonderes Merkmal dieser Tafel ist die
Verwendung von Nadelholz hervorzuheben.
Der Restaurator Dr. Christian Heydrich (Basel),
der das Bild eingehend geprüft hat, attestiert
dem Bild einen guten Erhaltungszustand und
führt aus, dass Nadelhölzer in der toskanischen
Kunst seit dem 13. Jahrhundert vom Maestro
della Maddalena (um 1265/1290) bis hin zu
Raphael (1483 - 1520) vereinzelt immer wieder
als Bildträger dienten.
Hinsichtlich der Autorschaft ging Federico Zeri
von einem Künstler in der Nachfolge von Piero
della Francesca (um 1412 - um 1492; Scheda
17936) aus. Prof. Gaudenz Freuler vermutet hin-
gegen eher einen Maler, der der florentinischen
Bildtradition gegen Ende des 4. Jahrzehnts des
15. Jahrhunderts verbunden war. Er zieht Paral-
lelen mit der einst Fra Angelico (um 1395/1400
- 1455) selbst zugeschriebenen, heute aber
mehrheitlich dessen Weggefährten, Benozzo
Gozzoli (um 1421/1424 - 1497), zugewiesenen
Madonnenbildes der ehemaligen Sammlung
Cook in der National Gallery in London.
Besonders bemerkenswert ist auch die Pose
des Christusknaben bei unserer Tafel, die von
der klassischen Antike inspiriert, den berühmten
Spinario aufzugreifen scheint. Für Freuler ist
die hier angebotene Tafel im Zusammenhang
des Malerkollektivs aus dem engeren Umkreis
des Fra Angelico zu verstehen, das 1436-39
den Freskenzyklus mit Szenen des Benedikt im
Chiostro degli Aranci (Kreuzgang der Orangen-
bäume) der Abteikirche Badia Fiorentina gemalt
hat. Die Autorschaft dieser Fresken ist nicht
eindeutig geklärt ebenso wie auch die Hände-
scheidung innerhalb des in diesem Projekt invol-
vierten Malerkollektives. Die einzige gesicherte
Tatsache ist, dass der in Florenz tätige, aus
Portugal stammende Maler Giovanni di Consal-
vo (um 1436/1439) in dieses Projekt involviert
gewesen sein muss, wofür er Bezahlungen in
Empfang genommen hatte. Lange glaubte man
die Fresken eben diesem Portugiesen zuweisen
zu können. Eine ausgewogene Analyse zu
diesem Freskenzyklus bot unlängst Laurence B.
Kanter in seinem Beitrag anlässlich der Fra An-
gelico Ausstellung im Metropolitan Museum in
New York (Fra Angelico, New York, 2005, S. 291
ff.). Darin machte der Autor geltend, dass das
künstlerische Konzept für die einzelnen Szenen
- zumindest für die Szene vom Wunder des
vergifteten Brotes, sowie für das Wunder des
vergifteten Weins auf Fra Angelico zurückgeht,
die Ausführung jedoch meist Zanobi Strozzi
(1412 - 1468/1486) überlassen wurde. Einen
dritten Meister im Bunde sah er im Freskant
der beiden Totila Szenen, für die er Giovanni di
Consalvo geltend machte und für den er das
Werk des sogenannten Meisters der Predella
Shearman postulierte.
Gaudenz Freuler stellt zur Diskussion, dass
Consalvo partiell ins Projekt eingebunden war
und für einzelne Bereiche verantwortlich war, so
beispielsweise für den in schönster Lichtmalerei
konzipierte Kopf des Placidus, der von Maurus
vor dem Ertrinken gerettet wird (Abb. 1). Dieser
ist in den Augenpartien stilistisch sehr mit unse-
rem Christusknaben zu vergleichen.
Die stilistischen Bezüge zu verschiedenen Be-
reichen der Fresken im Chiostro degli Aranci und
ein gewisser künstlerischer Zusammenhang in
der Gesichtsbildung zu einem weiteren floren-
tinischen Exponenten aus dem Umkreis des Fra
Angelico, zu Andrea di Giusto (um 1400 - 1450),
binden diese Tafel an die florentinische Malerei
des vierten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts.
Es ist dies auch der Moment, als der junge Piero
della Francesca (um 1412 - um 1492) in Florenz
weilte und sich dort an den neuesten im Um-
kreis des Fra Angelico und Domenico Veneziano
(um 1410 - um 1461) vorgetragenen künstleri-
schen Strömungen orientierte.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die
Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 26 090 / 43 480)
Abb. 1
| 5
Gemälde Alter MeisterGemälde Alter Meister
3003
MEISTER DER MADONNA LAZZARONI
(tätig in Florenz um 1370-1400)
Madonna dell‘Umiltà. Um 1375.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
90,5 x 50,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung Sangiorgi, Rom.
- Sammlung Achillita Chiesa, Mailand.
- American Art Association, New York,
16.4.1926, Nr. 26 (als Lorenzo di Niccolo di
Pietro Gerini).
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- Weitzner, Julius H.: A Selection of Paintings,
New York 1936, Kat. Nr. 2.
- Offner, R.: A Corpus of Florentine Paintings,
Sec. IV, Bd. IV (als Master of the two Ma-
donnas).
- Margueritte, Guillaume: Catalogue Raisonné
du Musée des Beaux-Arts de Dijon. Peintures
Italiennes, Dijon 1980, Kat. Nr. 74, S. 48.
- Boskovits, Miklós: Pittura fiorentina alla vigilia
del Rinascimento 1370-1400, Florenz 1975, S.
239, Anm. 169.
Die vorliegende Tafel kann der Werkgruppe
eines im letzten Drittel des 14.Jahrhunderts
in und um Florenz tätigen Malers, des soge-
nannten „Meisters der Madonna Lazzaroni“,
zugewiesen werden. Dabei handelt es sich um
einen in Florenz im Umfeld des Jacopo di Cione
(um 1375) geschulten Meister, um den Richard
Offner erstmals eine Werkgruppe unter dem
Namen „Master of the two Madonnas“ zusam-
mengestellt hat. Klara Steinweg hat diesen
Namen später geändert und ihn nach dem Vor-
besitzer zweier Madonnen dieser Werkgruppe,
Lazzaroni, in „Master of the Madonna Lazzaro-
ni“, umbenannt.
Das Oeuvre wurde in den folgenden Jahren von
Miklòs Boskovits (1975) erweitert, der diesem
Meister weitere Werke zuordnen konnte. Wie
ein Vergleich mit den beiden namengebenden,
stilistisch weitgehend analogen Madonnen aus
der Sammlung Lazzaroni sowie eine weitere
Madonna aus dem Musée des Beaux Arts in
Dijon (Inv. NR. D. 11) leicht erkennen lässt, muss
sich unser Maler in Florenz, am Umkreis des
Andrea di Cione (1320 - 1368), genannt Orcag-
na, und seinen Brüdern orientiert haben. Dort
hat er wohl seine früheste Ausbildung genossen
und wurde angeregt, seine Bilder durch eine mit
brillanter Sticheltechnik ausgeführte Ornamen-
tik im Goldgrund anzureichern.
Dies lässt sich insbesondere in den orange-
farbenen Stoffen mit prächtigen Goldmustern
nachvollziehen. In Anlehnung an Muster, wie sie
beispielsweise bei Nardo di Ciones (um 1320 -
um 1365) Tafeln mit Johannes d. Täufer, Johan-
nes d. Evangelisten und dem Apostel Jakobus in
Gemälde Alter Meister
| 6
der National Gallery in London vergleichbar zu
erkennen sind (Inv. Nr. NG 581), finden sich hier
Tauben ähnliche Vögel und flüchtende Hasen,
gleich einem Vexierbild in das Rankennetz
eingefügt.
Dieser Zugriff auf Muster aus der Orcag-
na-Werkstatt sowie Stilvereinfachungen wie sie
im Werk des Giovanni del Biondo (um 1330 -
1398) der 1370er Jahre erkennbar sind, weisen
darauf hin, dass unsere Tafel in die früheren
Schaffensjahre des „Meisters der Lazzaroni
Madonna“, und somit in die Zeit um 1375 fallen
dürfte. In den nachfolgenden Jahren wandte er
sich vermehrt Malern wie Andrea di Bonaiu-
to (um 1350-1379) und besonders Cenni di
Francesco (um 1350 - 1414) zu. Mit letzterem
malte er später die 1395 datierten Fresken mit
den um die Madonna gescharten Figuren der
Kardinaltugenden und theologischen Tugenden
im Palazzo Comunale in San Miniato bei Pisa.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die
Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
CHF 80 000 / 120 000
(€ 69 570 / 104 350)
Gemälde Alter Meister
| 8
3004*
MEISTER MIT DEM PAPAGEI (UMKREIS)
(tätig in Antwerpen um 1520-1530)
Maria mit Kind.
Öl auf Holz.
37,5 x 26,5 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
CHF 16 000 / 20 000
(€ 13 910 / 17 390)
3005*
UMBRIEN, FRÜHES 16. JAHRHUNDERT
Maria mit Kind im Himmelskreis.
Öl und Goldgrund auf Holz.
43,5 x 34 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Diese innige Darstellung der Maria mit dem
Christuskind weist deutlich den Einfluss Peru-
ginos (um 1445 - 1523) und Pinturicchios (um
1452 - 1513) auf, und zeigt bereits fortgeschrit-
tene Tendenzen der frühen florentinischen
Manieristen, wie etwa Sfumato-Aspekte in der
Modellierung, die an Andrea Del Sarto (1486 -
1530) erinnern.
CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 040 / 21 740)
3004
3005
Gemälde Alter MeisterGemälde Alter Meister
| 10
3006
WIEN, UM 1435/40
Christus am Ölberg.
Öl und Goldgrund auf Holz.
20 x 18 cm.
Provenienz:
- Auktion Christie, Manson  Woods, 30.3.1979,
Los 29 (als School of Lower Saxony, c. 1420).
- Schweizer Privatsammlung.
Ausstellung:
Wien 1450. Der Meister von Schloss Lich-
tenstein und seine Zeit, Belvedere, Wien,
8.11.2013.-23.1.2014, Nr. 22.
Literatur:
- Oberhaidacher, Jörg: Die Wiener Tafelmalerei
der Gotik um 1400. Werkgruppen, Maler, Stile,
Wien 2012, S. 252, 358, Kat. Nr. 33, Abb. 276.
- Ausst. Kat. Wien 1450. Der Meister von
Schloss Lichtenstein und seine Zeit, Belvede-
re, Wien, 8.11.2013.-23.1.2014, Wien 2013, S.
223, Nr. 22.
Diese Tafel, die einst der privaten Andacht
diente, zeigt Christus im Garten Gethsemane
vor seinem Leidensweg, welcher durch den
goldenen Kelch vor ihm sowie dem von einem
Engel dargebotenen Kreuz angekündigt wird.
Die drei Jünger sitzen schlafend hinter dem
knienden Jesus.
Der Hintergrund dieser Szene, die auf spät-
gotischen Retabeln häufig den Passionszyklus
eröffnet, wurde auf dieser Tafel auf einen
Weidezaun reduziert, hinter dem ein Hügel
sowie zwei Bäume zu sehen sind. Der Fokus
wird derart auf den betenden Christus gelenkt,
mit dem sich der fromme Betrachter in seinem
Gebet identifizieren kann, wobei er, von den
drei schlafenden Jüngern unbeobachtet, sein
Gewissen prüfen kann.
Die kompositorische Umsetzung der hier vom
Passionszyklus isolierten Ölbergszene ent-
spricht im Wesentlichen der im 15. Jahrhundert
verbreiteten ikonografischen Formel der Wiener
Malerei. Jörg Oberhaidacher publizierte die
Tafel im Jahre 2012 erstmals. Er datierte sie auf
die erste Hälfte der 1430er-Jahre und schlug
die Autorschaft des Meisters des Andreasaltars
(um 1420) vor.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 26 090 / 43 480)
| 11
Gemälde Alter Meister
| 12
3007
BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI
(Empoli 1393 - 1451 Florenz)
Thronende Madonna Lactans. Um 1420.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
138,3 x 53,3 cm.
Provenienz:
- Sammlung F. von Lenbach, München.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
- Boskovits, Miklòs: Un’ Adorazione dei Magi e gli
inizi dell’Angelico, Bern 1976, S. 38 und S. 37,
Abb. 24 b.
- Skerl Del Conte, Serena: Una tesi di laurea su
“il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a
Friuli e Trieste 3, 1979, S. 175-181.
- Kanter, Laurence B.: Zanobi Strozzi miniatore
and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristi-
ana 90, Nr. 812, 2002, S. 329.
- Boskovits, Miklòs: Ancora sul Maestro del
1419, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S.
334.
Die vorliegende Tafel, die das zentrale Element
eines grösseren Altarwerks darstellt, zeigt die
thronende Muttergottes mit dem säugenden
Kind, die Madonna lactans.
Ein mit Pfauen- und Rankenmuster reich deko-
riertes Tuch findet sich über ihren imposanten
Thron geschlagen, der sich über den perspek-
tivisch angeordneten Bodenfliessen auftürmt,
und farblich das Blau ihres Mantels kontrastiert.
Wenngleich die elegante, spätgotische Form-
sprache noch jener von Malern wie Lorenzo Mo-
naco (um 1365/1370 - um 1424) oder Gherardo
Starnina (um 1354/1360 - um 1413) verpflich-
tet ist, sind hier unverkennbar bereits gestal-
terische Aspekte der neuen Frührenaissance
auszumachen. So etwa die zentralperspekti-
vischen, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden
Bodenfliessen oder die auf eine Lichtmalerei
ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne,
wie sie Masaccio (1401 - 1428) und Fra Angelico
(um 1395 - 1455) etwa zur gleichen Zeit erprob-
ten. Die in Aufsicht gezeigte Thronarchitektur,
die sich räumlich erst durch die erwähnten, auf
einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen
artikuliert, sind künstlerische Prinzipien, die auf
Fra Angelicos frühen Altar von San Domenico
in Fiesole (ca. 1419-21) und Masaccios San
Giovenale Altarwerk von ca. 1422 in Cascia di
Reggello hinweisen.
Damit hat sich der Künstler von Lorenzo Mona-
cos Spätgotik verabschiedet und strebte eine
wohl durch die Skulpturen Lorenzo Ghibertis
(um 1378 - 1455) und des jungen Donatello (um
1386 - 1466) angeregte klassischere, monu-
mentale Grösse an. Zweifellos ist die vorliegen-
de Madonna vom gleichen Maler ausgeführt,
der einige Jahre zuvor die 1419 datierte Tafel
(Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 54.834) und
ihre beiden Seitentafeln mit Heiligen gemalt
hatte. Diese wurde für den Luccheser Patrizier
Domenico Giugni für Santa Maria a Latera
geschaffen. Diese datierte Madonna war Aus-
gangspunkt, um ihrem damals noch nicht iden-
tifizierten Schöpfer ein mehr oder minder stilis-
tisch kohärentes Oeuvre zusammenzustellen,
das zunächst ein Dutzend Gemälde umfasste.
Bis zur überzeugenden Identifikation dieses
anfänglich noch anonym geglaubten Malers
mit dem in Empoli geborenen, aber in Florenz
tätigen Maler Battista di Biagio Sanguini durch
Laurence B Kanter (Zanobi Strozzi miniatore
and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristi-
ana 90, Nr. 812, 2002, S. 321-331, L.B Kanter:
Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi,
in: Ausst. Kat. Fra Angelico. New York 2005, S.
227 ff.), wurde das Oeuvre dieses Künstlers als
Werkgruppe des sogenannten Meisters von
1419 (Pudelko: The stylistic development of
Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine,
LXXIII, Mai 1938, S. 237; M. Boskovits: Ancora sul
Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812,
2002, S. 332-340) geführt.
Die Identifikation des Meisters von 1419 mit
Sanguigni rückte den Künstler dieser Werkgrup-
pe in ein neues Licht, nämlich in jenes des Fra
Angelico und Zanobi Strozzi (1412 - 1468), mit
denen er zeitlebens, mindestens seit 1417 nicht
nur ein enges privates Verhältnis pflegte. Für
letzteren agierte er als Tutor. Sanguignis Ver-
bindung mit den genannten beiden Künstlern
konkretisierte sich durch ein wiederholtes Zu-
sammenwirken in der Domäne der Buchmalerei,
welche die genannten Maler und Buchmaler für
die Illuminierung verschiedener bedeutender
Manuskripte zusammenführte.
Wenngleich die Chronologie von Battista di
Biagio Sanguigni’s Oeuvre bislang nur im Ansatz
geklärt werden konnte, so ist davon auszuge-
hen, dass sich unsere Madonna zwischen die
datierte Madonna in Cleveland von 1419 und
den dem Heiligen Julian gewidmeten Altar im
Museo Civico in San Gimignano ca. 1425 fügt,
und folglich um 1420 entstanden ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die
Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.
CHF 50 000 / 70 000
(€ 43 480 / 60 870)
Gemälde Alter Meister
| 14
3008*
COFFERMANS, MARCELLUS (UMKREIS)
(1520 Antwerpen 1578)
Maria und Kind.
Öl auf Holz.
13,3 x 10,5 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 040 / 17 390)
3008
| 15
3009
BRÜGGE, UM 1550
Triptychon mit der Krönung Mariens auf der
Mondsichel, dem heiligen Franziskus und dem
heiligen Ignatius. Aussenflügel: Verkündigung.
Öl auf Holz.
79,5 x 60,5 cm (geschlossen).
79,5 x 120,5 cm (geöffnet).
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Die Komposition der Mitteltafel geht auf eine
Vorlage von Hugo Van der Goes (1440-1482)
zurück, die auch von Ambrosius Benson (1495-
1550) wiederholt wurde. Der rechte Innenflügel
erhielt im 17. Jahrhundert einige Veränderun-
gen. So wurde die Figur des knienden, wohl
jesuitischen Stifters, in den heiligen Ignatius
angepasst, der 1622 heiliggesprochen worden
war.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 090 / 8 700)
3009
3009
Gemälde Alter Meister
3010
FLORENTINISCHER MEISTER DES
14. JAHRHUNDERTS
Kreuzigung Christi.
Tempera auf Holz.
32,3 x 11,8 cm.
Provenienz:
- Sammlung Giorgio Augusto Wallis, Florenz,
vor 1895.
- Auktion J. M. Heberle (H. Lempertz), Berlin,
24.5.1895, Los 28.
- Seit mindestens 1953 im heutigen schweizeri-
schen Familienbesitz.
Literatur:
Katalog der ausgewählten und reichhaltigen
Gemälde-Galerie aus dem Nachlasse des zu
Florenz verstorbenen Giorgio Augusto Wallis.
Auktion J. M. Heberle (H. Lempertz), Berlin, 24.
Mai 1895, 1895, S. 4, Los Nr. 28.
Das über ein Jahrhundert verborgen gebliebene
Täfelchen - vermutlich zugehörend zum rech-
ten Flügel eines Flügelaltars zur Privatandacht
– figuriert in der Fototeca Federico Zeri (Scheda
7713) unter Zuschreibung an den sogenannten
Maestro della Crocefissione di Cristo nel Cam-
posanto als pisanische Arbeit um 1330-1350.
Das namengebende Fresko im Camposanto
gilt heute mehrheitlich als Arbeit des Francesco
Traini (1321 - 1365).
Insbesondere der imposante Christus am Kreuz
liefert die Grundlage für die kunsthistorische
Einschätzung des hier angebotenen Werks.
Die monumentale Konzeption seines nach
vorne überhängenden Körpers, die so als
eine spätere Besinnung auf Giottos (um 1270
- 1337) Santa Maria Novella Croce Dipinta
erscheint, sowie die wunderbar fein ausgeführte
Modellierung des treffend artikulierten Chris-
tuskörpers – besonders schön das transparente
Lendentuch, das mehr offenbart als verhüllt -
weisen auf eine Autorschaft der grossen floren-
tinischen Malergeneration der ersten Trecento
Hälfte um Bernardo Daddi (um 1295 - um 1348)
und den Meister von S. Martino alla Palma (um
1334-1366) hin.
Selbst der narrative Aspekt in der Schilde-
rung unserer Kreuzigung präsentiert sich als
Kurzform von Bilderfindungen, wie sie Giotto für
| 16
seine Kreuzigungsbilder um ca. 1315 formuliert
hatte, etwa jene in der Staatlichen Gemälde
Sammlung in Berlin (Inv. Nr. 1074 A) und im
Musée des Beaux-Arts in Strassburg. Dies
bestärkt den Eindruck, dass für vorliegendes
Kreuzigungsbildchen ein florentinischer Maler
der Giotto Nachfolge am Werk war.
Andere graphische Details in unserem Bild, wie
beispielsweise die sorgfältig stilisierten Haar-
wellen des Christus, lassen eine Autorschaft
vermuten, die womöglich auch im Bereich der
Buchmalerei tätig gewesen sein könnte. Die Er-
zählfreude, wie sie uns im unteren Bereich der
expressiv anmutenden (und deshalb emilianisch
wirkenden) Figuren zutage tritt, steht den Wer-
ken Bernardo Daddis und jenen seiner späteren
Zeitgenossen nahe.
CHF 150 000 / 250 000
(€ 130 430 / 217 390)
Gemälde Alter Meister
| 18
3011*
CLEVE, JOOS VAN (WERKSTATT)
(um 1485 Antwerpen 1540)
Christus und Johannes als Kinder,
sich umarmend.
Öl auf Holz.
28 x 39,5 cm.
Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland.
Diese Darstellung von „Christus und Johannes
als sich umarmende Knaben” entstand in der
Werkstatt des Antwerpener Malers Joos van
Cleve.
Das Motiv geht auf eine Idee Leonardo da Vincis
(1452-1519) zurück und ist uns durch eine
Zeichnung aus dessen Werkstatt überliefert, die
sich heute in der Royal Collection des Windsor
Castels befindet (Ausst. Kat. Joos van Cleve.
Leonardo des Nordens, hrsg. von Peter van
den Brink (u.a.), Suermondt-Ludwig Museum,
Aachen, 2011, Nr. 94, S. 120). Gemäss Dr. John
Hand dürfte Leonardo den zeichnerischen Ori-
ginalentwurf des Motivs im Zusammenhang mit
der Felsengrottenmadonna, heute im Musée
du Louvre in Paris, an der er um 1490 in Mailand
arbeitete, angefertigt haben (Hand, John: Joos
van Cleve. The complete Paintings, New Haven/
London 2004, Nr. 84.8, S. 166).
Im Sammlungsinventar der Margarete von
Österreich (1480-1530), Statthalterin der
habsburgischen Niederlande, wird ein Gemälde
mit demselben Motiv von Leonardos Schüler
Marco d’Oggiono (1475-1530), heute in der
Royal Collection in London, erwähnt, das Joos
van Cleve wohl als Vorlage diente (Ewing, Dan:
Joos van Cleve und Leonardo. Italienische Kunst
in niederländischer Übersetzung, in: Joos van
Cleve. Leonardo des Nordens, 2011, Abb. 96, S.
120, Kat. Nr. 38, S. 121).
Von diesem Motiv existieren zwei unterschied-
liche Varianten im Oeuvre von Cleve, wie dies
Micha Leeflang in ihrer kürzlich erschienenen
Publikation aufführt (Leeflang, Micha: Joos van
Cleve. A Sixteenth-Century Antwerp Artist and
his Workshop, Turnhout 2015, S. 170-171). Die
erste, als Hochformat angelegte Komposition,
zeigt die beiden Knaben im Vordergrund vor ei-
ner weiten Landschaft mit grosser Detailvielfalt
und elaboriertem Rahmenbeiwerk, vergleich-
bar mit dem unter Beteiligung der Werkstatt
entstandene Werk, das im September 2012 bei
Koller für CHF 1 067 000 verkauft wurde. Bei
der zweiten kleineren sowie querformatigen
Version finden sich die beiden Kinder in einem
Raum mit roter Vorhangdrapierung und Kissen,
entsprechend dem hier angebotenen Beispiel.
Von diesem zweiten Typus sind zwei eigenhän-
dige Versionen bekannt, die sich im Museo di
Capodimonte in Neapel und in der Akademie
der bildenden Künste in Wien befinden (Hand
2004, ebd., Kat. Nr. 80 und 80.1).
Das Sujet erfreute sich in den Niederlanden des
16. Jahrhunderts grosser Beliebtheit, worauf die
Anzahl der Versionen schliessen lässt.
Das hier angebotene Gemälde zeichnet sich
durch eine besondere Virtuosität in der Wieder-
gabe des Inkarnats und der unterschiedlichen
Stofflichkeit aus, und dürfte von einem sehr
versierten Künstler im Umfeld von Joos van
Cleve stammen. Dr. John Hand geht von einem
Künstler in der Werkstatt des Meisters aus,
während Dr. Micha Leeflang eine Entstehung
um 1540-60 in der unmittelbaren Nachfolge
Joos van Cleves in den südlichen Niederlanden,
wohl in Antwerpen vermutet.
Wir danken Dr. John Hand und Dr. Micha Lee-
flang für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieser
Arbeit anhand einer Fotografie.
CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 040 / 21 740)
3011
| 19
3012*
FRANKREICH, UM 1550
Das Urteil des Paris.
Öl auf Holz.
67,6 x 75,6 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Ausstellung:
Raffaelo. Il sole delle arti, Venaria Reale, Turin,
26.9.2015-24.11.2016, Nr. 108 (als Werkstatt
Battista Dossi / Ferraresische Schule).
Literatur:
Ausst. Kat. Raffaelo. Il sole delle arti, Venaria
Reale, Turin, 26.9.2015-24.11.2016, Mailand
2015, Kat. Nr. 108, S. 305.
Stilistisch wurde die Tafel bis zuletzt der
Werkstatt Battista Dossis (um 1500 - 1548)
zugeschrieben. Eine erneute Betrachtung des
Werkes, legt aufgrund der Verwendung von Ei-
chenholz als Bildträger sowie der künstlerischen
Umsetzung die Vermutung nahe, dass diese
Arbeit in Frankreich um 1550 geschaffen wurde.
Sie belegt die Beliebtheit der Komposition auch
über die Grenzen Italiens hinaus.
CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 040 / 21 740)
Die hier angebotene Tafel wurde 2016 im Rah-
men der Ausstellung Raffaelo. Il sole delle arti in
der Venaria Reale gezeigt. In kompositorischer
Anlehnung an den berühmten Stich von Mar-
cantonio Raimondi (ca. 1480 - 1534, Il giudizio
di Paride, 29,5 x 44,3 cm, Graphische Samm-
lung, Uffizien, Florenz, Inv. Nr. 346 st. sc.), der
bekanntermassen auf jene verlorene Bildfin-
dung Raffaels zurückzuführen ist, die weltweite
Verbreitung fand und zahlreiche Generationen
von Künstlern beeinflusste, zeigt diese Tafel das
Urteil des Paris.
3012
Gemälde Alter Meister
| 20
3013*
BENSON, WILLEM
(Brügge 1521/22 - vor 1574 Middelburg)
Maria mit dem Kind.
Öl auf Holz.
66 x 49,4 cm.
Mit einer dendrochonologischen Analyse von
Prof. Dr. Peter Klein, 12.7.2018, wonach von
einer Entstehung des Gemäldes ab 1555 aus-
zugehen ist.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Bei diesem Gemälde von Willem (Guillaume)
Benson handelt es sich um ein herausragendes
Beispiel für jene Art von sehr intimen Andachts-
bildern, die insbesondere im einstigen Zentrum
der flämischen Kunst, in Brügge, entstanden
und darüber hinaus um eine wunderbare
Erweiterung des Oeuvres von Benson, von dem
bislang noch wenig bekannt ist.
Zwar wird der Künstler bereits in Dokumenten
des 16. Jahrhunderts nachweislich erwähnt,
doch konnten diese Einträge lange mit keinem
der heute bekannten Bilder in Verbindung
gebracht werden. Erst George Marlier gelang es
1957 in seiner Monographie zum Werk Ambro-
sius Bensons auch das Oeuvre dessen Sohnes
Willem zu rekonstruieren.
Ausgangspunkt war ein Gemälde, das sich in
der Royal Collection im Hampton Court Palace
in London befindet (Nativity, 1574, Öl auf Holz,
35,8 x 28,9 cm, Inv. Nr. RCIN 405785) und mit
GB monogrammiert ist. Diesem Gemälde
stellte man 1998 in der Ausstellung „Brugge
en de Renaissance“ im Memling Museum in
Brügge eine Madonna mit Kind gegenüber, die
man später als eigenhändiges Werk Willem
Bensons festschreiben konnte, und die der
hier angebotenen Tafel stilistisch stark ähnelt
(The Virgin and Child, 95 x 63,9 cm, Öl auf Holz,
Privatbesitz, zuletzt versteigert bei Sotheby´s,
London, Old Masters and British Paintings Sale,
3.12.2014, Los 24).
Die hier offerierte Madonna fügt sich folglich
überzeugend in Willem Bensons Werk ein, wobei
sie nicht nur aufgrund ihrer herausragenden
Qualität und ihrem wunderbaren Erhaltungs-
zustand eine wertvolle Erweiterung seines
Oeuvres darstellt. Auch die zarte Intimität,
mit der Mutter und Kind dargestellt sind, lässt
dieses Bild für den Betrachter aussergewöhnlich
attraktiv werden.
CHF 200 000 / 300 000
(€ 173 900 / 260 900)
3013
Gemälde Alter Meister
| 22
3014*
BRÜSSEL, UM 1530-35
Die Beweinung Christi.
Öl auf Holz.
161,5 x 94 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Diese Darstellung der Kreuzigung Christi
stellt die Haupttafel eines Triptychons dar, das
um 1530 entstanden ist. Es folgt einem weit
verbreiteten, bereits im Mittelalter kanonisch
gewordenen Kompositionsschema: Im Bild-
zentrum sieht man Christus am Kreuz, flankiert
vom guten Schächer zu seiner Rechten und
dem bösen Schächer zu seiner Linken. Am Fuße
des Kreuzes lagert die Gruppe der Trauernden
mit der zusammengesunkenen Muttergottes
und dem Hl. Johannes, den rechten Bildrand
schließen zwei Soldaten ab. Der Hintergrund
öffnet sich zu einer weiten Landschaft, die von
einer grossen Stadt dominiert wird.
Flandern erfuhr zu Beginn des 16. Jahrhun-
derts eine grosse Nachfrage nach derartigen
Altargemälden. Die Produktion in Werkstätten,
wie der von Joos van Cleve (1485-1541), war
effizient und zugleich variabel: So konnten die
Seitenflügel solcher Altäre weitere Szenen aus
der Passion, etwa die Grablegung, aber auch die
Stifter des Altars darstellen.
Dieses Altargemälde bedient sich zahlreicher
Bildvorlagen des 15. Jahrhunderts, etwa aus
dem Leben des Hl. Johannes, greift aber auch
zeitgenössische Figurenerfindungen auf, wie bei
dem sich abwendenden Soldaten, der aus einer
Kreuzigungsszene Joos van Cleves bekannt ist
(National Museum of Western Art, Tokyo, Inv. Nr.
P.1976-0003).
Peter van den Brink, dem wir für seine Hilfe bei
der Katalogisierung danken, sieht hier eine stilis-
tische Nähe zum Umkreis des Brüsseler Malers
Bernard van Orely (1487-1541), während ihn
die Darstellung des Christus an Quentin Massys
(1466-1530) und die der Engel an Jan de Beer
(1475-1528) erinnern.
CHF 40 000 / 60 000
(€ 34 780 / 52 170)
Gemälde Alter Meister
| 24
3015*
BOSCH, HIERONYMUS
(NACHFOLGER UM 1550)
(um 1450 s‘Hertogenbosch 1516)
Nächtliche Landschaft mit der Versuchung des
Hl. Antonius.
Öl auf Holz. Mit Eule auf dem Helm rechts als
Signatur (siehe Text unten).
45 x 57 cm.
Provenienz:
- Auktion Palais des Congrès (Martin), Versailles,
20.5.1979, Los 29 (zugeschrieben an Pieter
Brueghel d. J.).
- Auktion Hotel Drouot (Blanchet, Joron-Derem
und Daguerre), Paris, 21.3.2001, Los 17.
- Galerie Gilbert Molle, Lyon.
- Bei obiger Galerie erworben, Privatsammlung
Lyon.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Privat-
sammlung Lyon.
Mit einem ausführlichen Gutachten von Dr. Jaco
Rutgers als eigenhändiges Werk von Herri mit
de Bles (Dinant um 1510 - u, 1566 Antwerpen/
Ferrara).
Diese phantastische Landschaft zeigt die
Versuchung des Heiligen Antonius im Stile von
Hieronymus Bosch (1450-1516).
Es handelt sich bei dieser detailreichen Dar-
stellung des Heiligen Antonius, umgeben von
Duzenden dämonischen Kreaturen, surrealen
Gebäuden und phantastischen Felsenforma-
tionen im Hintergrund, die durch das Feuer
einer entbrannten Kirche beleuchtet werden,
um ein besonders qualitätsvolles Beispiel der
flämischen Kunst des 16. Jahrhunderts.
Der Heilige Antonius, der als Begründer des
christlichen Mönchtums gilt, wurde während
seines langen Wüstenaufenthalts immer wieder
von quälenden Visionen heimgesucht, die ihn
von seinem asketischen Leben abbringen woll-
ten. Somit waren Antonius und seine phantasti-
schen Visionen ein beliebtes Thema in der mit-
telalterlichen Buchmalerei und im Buchdruck,
das ab 1500 durch Hieronymus Bosch und seine
Nachfolger Einzug in die Malerei fand.
Dabei ist diese frühe Darstellung einer nächt-
lichen Szene eine ikonographische Seltenheit.
Denn im Gegensatz zu unserem Gemälde,
wurde das Thema innerhalb der flämischen Ma-
lerei des 16. Jahrhunderts meist bei Tageslicht
gezeigt. Die Darstellung bei Nacht ermöglichte
es dem Künstler hier, der bereits durch die vielen
Kreaturen belebten Szenerie eine verstärkte
Dramatik zu verleihen. Der Kanon, die Versu-
chung des Hl. Antonius bei Nacht oder in einem
dunklen Grotteninterieur darzustellen, setzte
sich erst im 17. Jahrhundert durch, wie bei-
spielsweise bei Frans Francken d. J. (1581-1642)
oder David Teniers d. J. (1610-1690).
Stilistisch wie auch kompositorisch reiht sich
dieses hier angebotene Gemälde in die Gruppe
der nördlichen Manieristen ein, die von den Ma-
lern Herri met de Bles (1510-1566), Jan Mandyn
(1500-1560), Pieter Huys (1519-1584) und
Jan Wellens de Cock (1475-1527) begründet
wurde, und die die Tradition der phantastischen
Malerei Hieronymus Boschs fortführten.
Vermutlich wurden die Figuren in unserem
Gemälde von einem Staffagemaler aus der
Werkstatt Bles‘ ergänzt, wie dies in seiner Werk-
statt üblich war. Bles, der nach dem Tod seines
Onkels Joachim Patinirs (1470-1524), dessen
Werkstatt in Antwerpen übernommen hatte,
wurde schnell zum bekanntesten Künstler
Antwerpens. Über Bles, der seine Gemälde mit
einer Eule signierte, ist nur wenig bekannt. Es
wird vermutet, dass er seine letzten Lebens-
jahre in Italien verbachte und mit dem Maler
gleich zu setzen ist, der als Il Civetta (die Eule
auf Italienisch) bekannt ist. Die Eule in unserem
Gemälde dürfte entsprechend als Signatur de
Bles‘ zu verstehen sein.
Einzelne Motive sind besonders kunstvoll
gefertigt. So etwa die filigranen Details am Helm
und an dem mit Perlen besetzten Spiegel. Des
weiteren die Details der zahlreichen, kleinen
Kreaturen, der Darstellung des Feuers und den
Lichtreflexionen an den Felsformationen sowie
jene der Kirche. Sie alle sprechen für die meis-
terliche Virtuosität unseres Künstlers.
CHF 180 000 / 250 000
(€ 156 520 / 217 390)
| 25
3015
Gemälde Alter Meister
| 26
3016
GRAMMATICA, ANTIVEDUTO
(ZUGESCHRIEBEN)
(1571 Rom 1626)
Heilige Cecilia mit Laute - Allegorie des
Hörsinns.
Öl auf Kupfer.
35 x 27 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel Lucien Baszanger, 1943.
- Schweizer Privatbesitz.
CHF 4 000 / 7 000
(€ 3 480 / 6 090)
3016
| 27
3017
ALLORI, ALESSANDRO (ZUGESCHRIEBEN)
(1535 Florenz 1607)
Porträt eines jungen Kardinals, sitzend und mit
aufgeschlagener Bibel.
Öl auf Holz.
127,5 x 117 cm.
Provenienz:
- Casa Niccolici Alemanni.
- Sammlung Alerino Gladstone Palma di Ces-
nola, um 1910-20.
- Durch Erbschaft, europäische Privatsamm-
lung.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 8 700 / 13 040)
3017
Gemälde Alter Meister
| 28
3018*
VREDEMAN DE VRIES, HANS
(Leeuwarden 1527 - 1604 Antwerpen)
Gotisches Kircheninterieur. 1594.
Öl auf Holz.
Unten links auf der Säule signiert, datiert und
bezeichnet: H. Vries 1594 AETA. 67 AN.
24,5 x 39,7 cm.
Provenienz:
- Sammlung Julius Franz Herzog zu Saxen
Engern und Westfalen (1641-1689), gemäss
Wappen auf Siegelwachs verso.
- Sammlung Konsul Karl Weniger (1841-1905)
(gemäss Dorotheum- Katalog).
- dessen Auktion, Dorotheum, Wien, 7.5.1906,
Los 66.
- Deutsche Privatsammlung.
- Frye  Sohn, Münster, 1992.
- Deutsche Privatsammlung.
Ausstellungen:
- Von Bruegel bis Rubens. Das goldene Jahr-
hundert der flämischen Malerei. Ausst. Kat.
Wallraf-Richartz-Museum, Köln,4.9.-22.11.
1992 / Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen,
12.12.1992 - 8.3.1993 / Kunsthistorisches
Museum Wien, 2.4.-20.6.1993.
- Divine Interiors. Experience churches in the
age of Rubens, Museum Mayer van den Bergh,
Antwerpen, 17.6.2016-16.10.2016.
Literatur:
- Briels, Jan: Vlaamse schilders en de dageraad
van Hollands Gouden Eeuw 1585-1630 met
biografieën als bijlage, Royal Museum of Fine
Arts, Antwerpen, Antwerpen 1997, S. 124,
Abb. 186.
- Ausst. Kat. Von Bruegel bis Rubens. Das
goldene Jahrhundert der flämischen Malerei,
hrsg. von Ekkehard Mai und Hans Vlieghe,
Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 4.9.-
22.11.1992, Köln 1992, S. 388 -390, Nr. 58.2
mit Farbabbildung.
- Ausst. Kat. Van Brueghel tot Rubens. De
Antwerpse schilderschool 1550-1650, hrsg.
von Erik Vandamme, Royal Museum of Fine
Arts, Antwerpen, 12.12.1992 - 8.3.1993, Gent
1992, S. 300-301, Nr. 144.
- Borggrefe, Heiner / Lupkes, Vera / Huvenne,
Paul / van Beneden, Ben (Hg.): Hans Vredeman
de Vries und die Renaissance im Norden, Aus-
st. Kat. Weserrenaissance-Museum Schloss
Brake/ Lemgo, 26.5.- 25.8.2002 / Royal Muse-
um of Fine Arts, Antwerpen, 15.9.-8.12.2002,
Antwerpen 2002, Kat. Nr. 164.
- Fusenig, Thomas: Netherlandish Church
Pictures around 1600 - Their Meaning and
Use. Netherlandish Artists in Gdansk in the
Time of Hans Vredeman de Vries, Konferenz
im Muzeum Historyczne Miasta Gdanska,
20.-21.11.2003, Gdansk 2006, S. 93-101, S.
94, Abb. 2.
- Maillet, Bernard M. / Loze, Pierre (u.a.):
Intérieurs d‘Églises 1580-1720. La peinture ar-
chitecturale des Écoles du Nord, Brüssel 2012,
Nr. M-1674.
- Baisier, Claire (Hg.): Divine Interiors. Experien-
ce churches in the age of Rubens, Ausst. Kat.
Museum Mayer van den Bergh, Antwerpen,
17.6.2016-16.10.2016, Antwerpen 2016, Kat.
Nr. 5, S. 64-65.
Dieser stimmungsvolle, in Grautönen gehal-
tene gotische Kirchenraum besticht durch
die Synthese aus architektonischer Virtuo-
sität, Simplizität der Szenerie und farblicher
Reduktion. Trotz der kabinetthaften Grösse der
Holztafel, erschliesst sich dem Betrachter die
Monumentalität der räumlichen Gesamtheit
eines gotischen Kirchenraums und zeugt derart
von ausgesprochener Modernität.
Es handelt sich hierbei um das früheste bislang
bekannte gotische Kircheninterieur des nieder-
ländischen Renaissancemalers Hans Vredeman
de Vries aus dem Jahre 1594 und entstand
demnach in Danzig, wo sich der Künstler seit
1592 aufhielt. Vredemann de Vries war, bevor
er sich auf die Malerei spezialisierte, zunächst
als Architekt (Abb. 1.) und in Danzig als Experte
für Festungsbau tätig, bis er 1596 mit seinem
Sohn Paul an den Hof Kaiser Rudolphs II. nach
Prag weiterreiste. In Danzig fertigten Hans und
Paul Vredemann de Vries einige bedeutenden
Werke an, darunter die sieben Gemälde für die
Ausstattung der Danziger Sommerratsstube
(zwischen 1594-95), über die Karel van Mander
berichtete, dass Vredeman „acht stucken Per-
specten, met Historien van de Regeringhe“ mal-
te (siehe Borggrefe, Heiner u.a., ebd., 2002, Kat.
168, S. 323- 331). Vor diesem hier angebotenen
seltenen Kircheninterieur sind vorwiegend
tempelartige Architekturdarstellungen von
Vredeman de Vries überliefert (siehe Borggrefe,
Heiner u.a., ebd., 2002). Thomas Fusenig hebt
in diesem Zusammenhang hervor, dass es
Hans und Paul Vredeman de Vries waren, die
das Thema des gotischen Kircheninnenraumes
aus Antwerpen nach Danzig brachten (Fusenig,
ebd., 2006, S. 95).
Im Wiener Auktionskatalog von 1906 wird im
Zusammenhang mit unserem Kircheninnen-
raum eine kleine Innenansicht einer Renaissan-
cekirche mit identischen Massen aufgeführt,
das sich heute wohl in einer Privatsammlung
befindet (Abb. 2, siehe Fusenig in: Biasier, ebd.,
2016, Kat. Nr. 5, S. 64, Fussnote 1). Vermutlich
waren die beiden Werke einst als Gegenstücke
konzipiert.
Es ist anzunehmen, dass die fehlende Staffage
auf dem vorliegenden Gemälde sowie auf dem
Pendant mit der Innenansicht eines Renaissan-
cepalastes entweder von einem auf Figuren-
malerei spezialisierten Künstler ergänzt werden
sollte, oder diese als Modello im Atelier des
Künstlers als Vorlage für größere Kompositio-
nen dienten.
Hervorzuheben ist der Seltenheitswert dieses
hier angebotenen gotischen Kirchenraumes
von musealer Qualität sowie die bemerkens-
werte Provenienz. Im 17. Jahrhundert verweilte
die Kirchenansicht in der Sammlung des Julius
Franz Herzog zu Saxen Engern und Westfalen
(1641-1689) (Abb. 3), dessen Wappen umrahmt
von seinen Anfangsbuchstaben (Von Gottes
Gnaden Julius FRanz Herzog Zu Saxen Engern
Und Westfalen) verso auf rotem Siegelwachs
angebracht ist (Abb. 4).
CHF 80 000 / 120 000
(€ 69 570 / 104 350)
Abb. 1
3018
Abb. 2
Abb. 4Abb. 3
| 30
Gemälde Alter Meister
3019
KESSEL, JAN D. Ä.
(1626 Antwerpen 1679)
Vogelschar am See überrascht von Hunden.
Öl auf Kupfer.
Unten mittig signiert: J. VKESSEL. F.
17,5 x 24 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Dieses Gemälde gehört zu einer kleinen Gruppe
von Werken des Künstlers Jan van Kessel d. Ä.
die sich in ihrer Komposition allesamt gleichen
und sich in nur wenigen Details voneinander
unterscheiden, wobei unsere Variante um etwa
1670 datiert werden kann.
Eine zweite Version befindet sich im Musée de
l‘Hôtel Sandelin (Inv. Nr. 6CD, siehe Ertz, Klaus:
Jan van Kessel, Lingen 2012, Kat. Nr. 215, S.
217) und eine weitere in den Musée royaux des
Beaux-Arts de Belgique in Brüssel (Inv. Nr. 3886,
siehe ebd., Kat. Nr. 216, S. 218). Jan van Kessel
d. Ä. griff dabei eine Komposition von Jan Fyt
(1611-1661) auf, die sich heute im Prado in
Madrid befindet (Inv. Nr. P001531, Öl auf Lein-
wand, 127 x 163 cm).
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 040 / 17 390)
3020*
WEDIG, GOTTFRIED VON
(1583 Köln 1641)
Stillleben mit Hummer und Weinkrug in
einer Nische.
Öl auf Holz.
50,7 x 38,3 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Prof. Claus Grimm, dem wir für seine Hilfe bei
der Katalogisierung danken, vergleicht das
hier angebotene Gemälde mit zwei weiteren
Stillleben von Gottfried Wedig, welche stilistisch
und kompositorisch dem hier angebotenen
Gemälde mit Krebs auf einem Teller, Brot und
Steinkrug sehr nahe sind (Stillleben mit Krug
und Kerze, Öl auf Holz, 34 x 31 cm, Musée des
Beaux-Arts in Dünkirchen, Inv. Nr. P734, siehe
Wettengl, Kurt: Georg Flegel, Kat. Nr. 145, S.
261, Abb. S. 265 ; und Stillleben mit Krebs und
Silberpokal, Öl auf Leinwand, 42,2 x 35,7 cm,
Galerie Neuse, Bremen, siehe Mai, Ekkehard
(Hg.): Gottfried von Wedig 1583-1641. Stilleben
und Porträts, Köln 1998, Kat. Nr. 4, S- 44-45).
Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3023.
CHF 30 000 / 40 000
(€ 26 090 / 34 780)
3019
3020
Gemälde Alter Meister
| 32
3021*
MOMPER, JOOS DE UND
BRUEGHEL, JAN D. Ä.
(1564 Antwerpen 1635)
(Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen)
Winterlandschaft mit Figuren.
Öl auf Holz.
45 x 68,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung Oppenheimer, Amsterdam.
- Auktion Sotheby‘s, London, 12.12.1990,
Los 74.
- Europäische Privatsammlung.
Ausstellung:
Josse de Momper 1564-1635, Kunsthütte,
Chemnitz, 1927.
Literatur:
Ertz, Klaus: Joos de Momper der Jüngere,
Freren 1986, Kat. Nr. 389, S. 231-232, 234, 575,
Abb. 252.
Diese Winterlandschaft mit Reisenden ist ein
bedeutendes Werk Joos de Mompers, das in
Zusammenarbeit mit seinem Freund und Ma-
lerkollegen Jan Brueghel d. Ä. entstand, welcher
die Figurenstaffage ausführte. Ertz datiert
unsere Landschaft in das reife Werk Mompers
zu Beginn der 1610er Jahre und bringt sie mit
einem 1603 datierten Werk Jan Brueghel d. Ä.
in Verbindung, von dem sich Momper für die
Komposition inspirieren liess (Öl auf Kupfer, 18,1
x 25,8 cm, siehe Ertz 1986, S. 231).
Joos de Momper, der mit seinen in atmosphä-
rischer Perspektive gestalteten, stilisierten
Landschaftsdarstellungen den Übergang
von der Weltlandschaft der Manieristen zur
naturalistischen Landschaftsmalerei des 17.
Jahrhunderts in Holland prägte, hat mit Adriaen
van de Venne (1589-1662) und Denis van Als-
loot (1570-1626) wesentlich dazu beigetragen,
die winterliche Landschaft als eigene Gattung in
die Landschaftmalerei einzuführen (siehe ebd.,
S. 231).
In unserem Gemälde verzaubert Joose de
Momper den Betrachter mit seinem erzählen-
den, klar komponierten und poetischen Malstil,
in dem sich die Formen im Hintergrund almähl-
lich aufzulösen scheinen. Die charakteristischen
Merkmale der Malweise Mompers lassen sich in
dem breiten Pinselstrich erkennen, der in seiner
mittleren Schaffensphase (um 1610-1620)
zu finden ist. Auch die Hell-Dunkel-Kontraste,
die eine räumliche Tiefe entstehen lassen und
die Konturen der Bäume, die mit einem feinen
Pinsel aufgetragen wurden, sind typisch für das
Schaffen Mompers.
Die detailreichen Figuren hingegen sind charak-
teristisch für den Stil Jan Brueghels d. Ä.
CHF 120 000 / 180 000
(€ 104 350 / 156 520)
3021
| 33
Gemälde Alter Meister
| 34
3022*
KEY, ADRIAEN THOMAS
(um 1544 Antwerpen nach 1589)
Bildnis eines Edelmannes in schwarzem
Gewand. 1568.
Öl auf Holz.
Oben links datiert: 1568.
46 x 33,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung Herzog von Cumberland, Hannover
(Inventar Fideikommiss-Galerie, 1905, Nr.
450).
- Auktion Fideikommiss-Galerie für das Haus
Braunschweig-Lüneburg, bei Cassirer und
Helbing Berlin, 27.4.1926, Los 91.
- Schweizer Privatbesitz.
- Auktion Koller, Zürich, 26.3.2004, Los 3015.
- Europäische Privatsammlung.
Ausstellung:
Hannover, Provinzialmuseum (Leihgabe), 1891,
Nr. 7 (als Amsterdamer Schule, 16. Jahrhun-
dert).
Literatur:
Friedländer, Max Jakob: Amtl. Berater an der
königlichen Kunstsammlung [Berlin], XXXV,
1913/14, S. 365-368 (mit Abb.).
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 040 / 17 390)
3022
| 35
3023*
WEDIG, GOTTFRIED VON
(1583 Köln 1641)
Grosses Stillleben mit einem gebratenen Huhn,
Brot und Zuckerwerk in Prunkgefässen.
Öl auf Holz.
Links auf der Messerklinge monogrammiert:
W., darüber mit der Hand der Antwerpener
Malergilde.
50,5 x 71,7 cm.
Provenienz:
- Kunsthandlung Salomon Lilian, Amsterdam/
Genf, 2009.
- Auktion Dorotheum, Wien, 18.4.2012, Los
564.
- Europäische Privatsammlung.
Literatur:
Grimm, Claus in: Ausst. Kat. Old Masters,
Salomon Lilian, Amsterdam 2009, Kat. Nr. 25,
S. 74-76.
In der für Wedig üblichen Perspektive, aus
leichter Obersicht, sind die Gegenstände dieses
Mahlzeit-Bildes zusammengetragen. Der mit
Wein gefüllte Römer und das Messer gehören
zum geläufigen Bildinventar der Malerei Wedigs.
Charakteristisch ist auch eine gewisse Kargheit
seiner Stillleben. In dieser scheinbar ausschließ-
lich profanen Darstellung schreibt sich eine
religiöse Symbolik ein, die den Betrachtern der
damaligen Zeit geläufig war. So sind die meisten
Stillleben mit gedecktem Tisch auch als Allego-
rie auf Abendmahl, Passion oder Auferstehung
zu verstehen. Brot und Wein sind ein Hinweis auf
die Eucharistie.
Gottfried von Wedig war der Enkel des Bildnis-
malers Barthel Bruyn d. J. (1523-1610) und der
bedeutendste Porträtist des wohlhabenden
Patriziats der freien Reichsstadt Köln in der ers-
ten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seine Stillleben
wurden im 20. Jahrhundert durch Horst Vey
zusammengetragen. Wedig war der erste Maler,
der das Genre des Stilllebens in Köln etablierte
und vermutlich war er es, der das Werk seiner
Zeitgenossen Georg Flegel (1566-1638) in
Frankfurt sowie Peter Binoit (1590-1632) und
Isaac Soreau (1604-1645) in Hanau prägte.
Während Wedig seine Werke meistens mit
GDW monogrammierte, deutet das einfa-
che Monogramm W in Verbindung mit den
Antwerpener Händen in dem hier angebotenen
Gemälde auf ein Frühwerk des Malers hin. Claus
Grimm vermutet in diesem Kontext, dass Wedig
in Antwerpen bei Osias Beert (1580-1623)
studiert haben muss und datiert unser Gemälde
um 1600-05 (siehe Grimm 2005, S. 76).
Siehe auch Los 3020.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 21 740 / 30 430)
3023
Gemälde Alter Meister
| 36
3024*
MOREELSE, JOHANNES
(um 1603 Utrecht 1634)
Ein Alchemist.
Öl auf Leinwand.
90,5 x 107,5 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel Robilant  Voena, London, 2007.
- Europäische Privatsammlung.
Ausstellung:
TEFAF, Maastricht, 2007.
Von höchster malerischer Qualität wird uns ein Alchemist in seiner
Studierkammer präsentiert, vor ihm auf dem Tisch ein aufgeschla-
genes Buch in hebräischer Schrift. Mit einem Blasebalge ist er dabei
einen kleinen Ofen auf dem Tisch anzufeuern, auf dem ein nach
unten gerichteter Glaskolben eine durchsichtige Flüssigkeit in einen
zweiten stehenden Kolben überführt. An der sonst kargen Rückwand
findet sich ein Holzregal mit Gefässen. Hereinfallendes Licht von
oben links akzentuiert den Raum und modelliert die Stirn sowie die
entblösste Schulter des Gelehrten, der in einen rotbraunen Mantel
gehüllt ist.
Albert Blankert bemerkt bei diesem Gemälde den unverkennbaren
Einfluss des Utrechter Caravaggisten Abraham Bloemaert (1564-
1651). Dabei stellt er insbesondere Bloemaerts Schaffensphase
der 1620er Jahre heraus, die vor allem von den an Caravaggios Ch-
iaroscuro angelehnten Kerzenscheindarstellungen seines früheren
Schülers Gerrit van Honthorst (1590-1656) geprägt ist (siehe Nicol-
son, Benedict: Caravaggism in Europe, 2. Auflage von Luisa Vertova,
Mailand 1989, Bd. 3, Abb. 1097-1104 und Roethlisberger, Marcel:
Abraham Bloemaert and his sons, Doornspijk 1993, Bd. 2, Abb. 417-
419). Für Blankert steht fest, dass nur einer der versiertesten Schüler
diese herausragende Darstellung gemalt haben kann und nennt als
Favorit Johannes Moreelse. Auch für Prof. Wayne E. Franits besteht
kein Zweifel, dass diese Arbeit von Moreelse gefertigt wurde.
Leider ist nur wenig über das kleine Oeuvre und die Künstlerpersön-
lichkeit Johannes Moreelse bekannt. Die ihm bislang zugewiesenen
Arbeiten bestechen durch ihre herausragende Qualität und wurden
von Benedict Nicolson zusammengetragen (ebd., Nr. 1199-1206).
Zwei vollsignierte Gemälde mit der Darstellung des Demokrit und
des Heraklit sind überliefert und finden sich heute im Centraal Mu-
seum, Utrecht (Inv. Nr. 13824 und 13825). Besonders der Demokrit
zeigt eine vergleichbare Platzierung des Protagonisten im Raum und
ein ähnliches Stilllebenarrangement auf dem Regal an der Wand.
Wann Johannes Moreelse geboren wurde, ist nicht bekannt. Aller-
dings lässt der Hochzeitstag seiner Eltern im Juni 1602 vermuten,
dass er wohl in zeitlicher Nähe das Licht der Welt erblickt hatte. Sein
Vater war der angesehene Porträtmaler Paulus Moreelse (1571-
1638), der sein erster Lehrmeister gewesen sein soll.
Im Anschluss an seine Lehrzeit reiste Moreelse nach Italien, was
mit einer Akte, die Moreelse am 27. Februar 1627 als Zeuge in Rom
unterschrieb, belegt werden kann. Weitere Zeugen, die zugunsten
des Utrechter Edelmannes Joannes Honorius van Axel de Seny
unterzeichneten, waren die beiden Utrechter Maler Hendrick Bloe-
maert (1601/02-1672) und Thomas Knijff, die vermutlich Moreelses
Reisegefährten waren. Auch trat Moreelse in Rom dem päpstlichen
Ritterorden von St. Peter bei. Zurück in Utrecht dürfte er in der Werk-
statt des Vaters weiter tätig gewesen sein, bevor er im Dezember
1634 während einer Pestepidemie ledig verstarb.
CHF 200 000 / 300 000
(€ 173 910 / 260 870)
3024*
MOREELSE, JOHANNES
(around 1603 Utrecht 1634)
An Alchemist.
Oil on canvas.
90,5 x 107,5 cm.
Provenance:
- Robilant  Voena, London, 2007.
- European Private collection.
Exhibition:
TEFAF, Maastricht, 2007.
Rendered with supreme artistic skill, an alchemist is presented in his
study chamber with a book in Hebrew script open before him on the
table. Holding a bellows, he is about to stoke the fire in a small oven, upon
which a downwardly directed glass flask transfers a transparent liquid into
a second standing flask. On the otherwise barren back wall is a wooden
shelf with vessels. Cascading light from the top left accentuates the room,
modelling the forehead and the bare shoulder of the scholar, wrapped in a
reddish-brown cloak.
Albert Blankert notes the unmistakable influence of the Utrecht Cara-
vaggist Abraham Bloemaert (1564-1651) in this painting. He particularly
highlights Bloemaert‘s creative period of the 1620s, which was mainly
influenced by the Caravaggesque chiaroscuro-inspired candlestick
paintings of his former pupil Gerrit van Honthorst (1590-1656) (see
Nicolson, Benedict: Caravaggism in Europe, 2nd edition by Luisa Vertova,
Milan 1989, vol. 3, ill. 1097-1104 and Roethlisberger, Marcel: Abraham
Bloemaert and his sons, Doornspijk 1993, vol. 2, ill. 417-419). It is clear
to Blankert that only one of the most accomplished students could have
painted this outstanding presentation and he names Johannes Moreelse
as his favourite. For Prof. Wayne E. Franits there is also no doubt that this
work is by Moreelse.
Unfortunately, little is known about the small oeuvre and artistic persona-
lity of Johannes Moreelse. The works that have been thus far assigned to
him are distinguished by their outstanding quality and have been compiled
by Benedict Nicolson (ibid, nos 1199-1206).
Two fully-signed paintings depicting Democritus and Heraclitus have
survived and can be found today in the Centraal Museum, Utrecht (Inv. nos
13824 and 13825). The Democritus in particular shows a comparable pla-
cement of the protagonist in the room and a similar still-life arrangement
on a shelf on the wall.
Johannes Moreelse’s date of birth is unknown. However, the wedding of
his parents in June 1602 suggests that he probably saw the light of day in
close proximity. His father was the respected portrait painter Paulus More-
else (1571-1638), who is said to have been his first teacher.
After his apprenticeship Moreelse travelled to Italy, where he signed a
record in Rome on 27 February 1627 as a witness on behalf of the Utrecht
nobleman Joannes Honorius van Axel de Seny. Additional witnesses were
the two Utrecht painters, Hendrick Bloemaert (1601/02-1672) and Tho-
mas Knijff, who were presumably his travelling companions. Moreelse also
joined the papal knight Order of Saint Peter in Rome. Back in Utrecht, he is
said to have continued working in his father‘s workshop before he died in
December 1634 during a plague epidemic.
CHF 200 000 / 300 000
(€ 173 910 / 260 870)
| 37
3024
Gemälde Alter Meister
| 38
3025
SARBURGH, BARTHOLOMÄUS
(Trier um 1590 - 1637 Bern)
Porträt eines Edelmannes mit einem Hund.
1626.
Öl auf Holz.
Oben links signiert und bezeichnet: Barthol. Sar-
burgh Trevirensis Pinxit. Oben rechts bezeich-
net und datiert: AETATIS 60. Ao 1626.
104,5 x 83 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Dieses hier angebotene Porträt legt Zeugnis
von Bartholomäus Sarburghs beeindruckender
Porträtmalerei ab. Der Künstler führte ein reges
Wanderleben, das ihn regelmässig auch in die
Schweiz, insbesondere nach Bern (um 1620 -
ca. 1623) und Basel (zwischen 1621 und 1628)
führte. Hier schuf der Maler einige seiner Haupt-
werke, die einen ersten qualitativen Höhepunkt
innerhalb der Schweizer Bildnismalerei markier-
ten. Er porträtierte angesehene Persönlichkei-
ten, wie etwa die Familie des Berner Schulthei-
ssen, den Freiherrn zu Spiez, Franz Ludwig von
Erlach oder Agrippa d´Aubigné. Letzteres sowie
sechs weitere Porträts Sarburghs befinden sich
heute im Kunstmuseum Basel (Inv. Nr. 42, 43,
538, 539, 540, 541, 2048).
Vermutlich bei Jan Anthonisz. van Ravesteyn
(um 1572 - um 1657) in Den Haag ausgebildet
und beeinflusst von Nachfolgern Hans Holbeins
d. J. (Augsburg um 1497 – 1543 London), sind
seine Bildnisse von einer gewissen Simplizität
und Direktheit geprägt. Sie sind fortschrittlich
und nicht mehr „dem Geist des Humanismus
und der Renaissance“ verhaftet, und stellen
derart eine Besonderheit in der Schweizer Ma-
lereigeschichte dar (Holenstein, A. (u.a.): Berns
mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu
entdeckt, Bern 2006, S. 347).
CHF 10 000 / 15 000
(€ 8 700 / 13 040)
3025
| 39
3026*
NEEFS, PEETER D. Ä.
(um 1578 Antwerpen um 1656/1661)
Interieur einer gotischen Kirche. 1637.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts auf der Säule signiert und datiert:
NEFS 1637.
49,5 x 65 cm.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Pieter Neefs d. Ä., seit 1610 Meister der
Lukasgilde seiner Heimatstadt Antwerpen,
spezialisierte sich auf Kircheninterieurs, die er
in strenger orthogonaler Perspektive anlegte,
dabei jedoch durch ein reich differenziertes
Wechselspiel von Licht und Schatten belebte.
Häufig gab er dieselben Kirchenräume sowohl
bei Tageslicht als auch bei nächtlicher Beleuch-
tung wieder.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 8 700 / 13 040)
3026
Gemälde Alter Meister
| 40
3027
HOECKE, GASPAR VAN DEN
(um 1582 Antwerpen 1648)
Maria mit Jesus- und Johannesknabe in einer
Blumengirlande.
Öl auf Holz.
Mittig über dem Medaillon signiert (eingeritzt):
Casper Van den Hoecke in. Verso mit dem Mo-
nogramm des Tafelmachers Lambrecht Steens
und den Antwerpener Händen.
52,5 x 40 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Bei diesem Gemälde handelt es sich um eines
von wenigen Blumenstücken im Oeuvre des
Historienmalers Gaspar van den Hoecke, der
seit 1603 Meister der Antweperner Lukasgilde
war.
In leuchtend kräftigen Farben zeigt Hoecke
Maria mit dem Jesus- und Johannesknaben
in einer weiten Landschaft, eingefasst in eine,
aus zahlreichen unterschiedlichen Blumen
bestehenden Girlande. Der Detailreichtum, die
lebhaft bewegten Bildprotagonisten sowie die
Farbintensität lassen dieses Werk in barockem
Pathos erscheinen und belegen Hoeckes künst-
lerische Verbundenheit zu den Manieristen und
ihrer Ornamentierfreudigkeit.
Dass sich Werke von Kaspar van den Hoecke in
der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm
befanden (beispielsweise Esther vor Ahasver,
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldes-
ammlung, Inv. Nr. 9867), zeugt von der Renom-
miertheit des Künstlers bereits zu Lebzeiten
sowie von seiner künstlerischen Qualität.
Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit
anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 17 390 / 26 090)
3027
Gemälde Alter Meister
| 42
3028*
GOYEN, JAN VAN
(Leiden 1596 - 1656 Den Haag)
Fischer am Strand von Egmond. 1641.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: VGOYEN 1641.
39 x 63 cm.
Provenienz:
- Auktion Heberle, Köln, Sammlung Simon Emil
Oppenheim, 14.10.1878, Los 17.
- Auktion Heberle, Köln, Sammlung Hermann
Sthamer, Hamburg, 8.10.1883, Los 37.
- Auktion Frederik Muller, Amsterdam,
30.11.1920, Los 1033.
- Sammlung W. Paech, Amsterdam, vor 1940.
- Sammlung A. Laan, Aerdenhout, 1944.
- Sammlung Pierson, Baarn.
- Sammlung Dr. Th. L. W. van Ravesteyn, Rotter-
dam, 1957.
- Sammlung Dr. M. de Vries.
- Auktion Christie‘s, London, 1.4.1960, Los 69.
- Sammlung Sir Michael Sobell.
- Auktion Christie‘s, London, 10.12.1993, Los
17.
- Auktion Christie‘s, London, 3.11.2000, Los 16.
- Kunsthandel Richard Green, London.
- Auktion Christie‘s, London, 8.7.2009, Los 144.
- Europäische Privatsammlung.
Ausstellung:
Stockholm, 1967, Nr. 57.
Literatur:
Beck, Hans-Ulrich: Jan van Goyen 1596-1656.
Ein Oeuvreverzeichnis, Band 2, Amsterdam
1973, Kat. Nr. 934, S. 418.
Charakteristisch für die 1640er Jahre im Oeuvre
Jan van Goyens sind die panoramahaften
Landschaften in grossem Breitformat, bei
denen er die Horizontlinie auf das untere Drittel
herabsetzt und zwischen einer belebten Szene-
rie im Vordergrund und einer topographischen
Ansicht im Hintergrund differenziert. Dies zeigt
sich in eindrücklicher Weise bei dieser 1641 da-
tierten Ansicht des Strands von Egmond an der
Nordsee, an dem sich zahlreiche Fischer und
Händler tummeln, sowie Städter, welche in ihrer
Freizeit dem Geschehen an der Küste gerne
beiwohnten. Wie viele Gemeinden entlang der
holländischen Nordseeküste, hatte Egmond
aufgrund seines langen flachen Ufers keinen
Hafen. Der Fischfang wurde auf hoher See in
kleinere Segelschiffe, sogenannte Bomschuit,
umgeladen, welche die Fracht bis ans Ufer brin-
gen konnten, wie in unserem Gemälde rechts
im Hintergrund zu sehen ist. Links am Rand ist
die Ruine der Kirche von Egmond zu sehen, die
im Achtzigjährigen Krieg zerstört wurde.
Dieses charakteristische Gemälde Jan van
Goyens verkörpert auf eindrückliche Weise die
Fähigkeit des Künstlers, wunderbar stimmungs-
volle Effekte zu kreiieren und verdeutlicht
zudem seine Qualitäten als Erzähler, indem er
die Figuren im Vordergrund lebensnah und mit
liebevollen Details darstellt. Diese Fähigkeiten
sind es, die van Goyen den Ruf eines der gröss-
ten Landschaftsmaler aller Zeiten einbrachten.
Jan van Goyen, der 1632 mit seiner Frau und
seinen Töchtern von seiner Geburtsstadt
Leiden nach Den Haag gezogen war, griff den
Strand von Egmond mehrmals als Sujet seiner
Gemälde auf, so auch in einem 1634 datierten
Gemälde im Indianapolis Museum of Art (Inv. Nr.
1983.67) und in zwei weiteren Kompositionen,
die im selben Jahr wie unser Gemälde entstan-
den sind (siehe Beck 1973, Kat. Nr. 933 und
935, S. 418). Bei diesen Ansichten greift Jan van
Goyen stets auf das Motiv der Abteiruine und
des von zahlreichen Figuren belebten Strandu-
fers zurück, wobei der Standpunkt abwechselnd
südlich oder nördlich der Ruine gewählt wird.
Siehe auch die Katalogtexte zu den Losen 3063
und 3067.
CHF 50 000 / 70 000
(€ 43 480 / 60 870)
3028
| 43
3029
TER BORCH, GERARD
(Zwolle 1617 - 1681 Deventer)
Bildnis eines jüngeren Mannes.
Öl auf Kuper.
9,9 x 8,5 cm (oval).
Provenienz:
- Auktion Dr. Luchtmans, Rotterdam,
20.4.1816, Los 143.
- Kunsthandel J. Böhler, München, 1928, für
diesen von W. v. Bode begutachtet.
- Kunsthandel F. Steinmeyer, Luzern, bis ca.
1943.
- Sammlung M. Zürcher, Luzern.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
Gudlaugsson, S. J.: Geraert Ter Borch, Den
Haag 1959, Vol. 1, Nr. 59, S. 224.
Gerard Ter Borch d. J. gilt als einer der bedeu-
tendsten Porträtmaler des Goldenen Zeitalters
in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Über
sein künstlerisches Schaffen und seinen bio-
graphischen Werdegang ist uns viel überliefert
und so gelingt es, einen umfassenden Eindruck
dieser Künstlerpersönlichkeit zu erhalten (siehe
Wheelock, Arthur K.: Gerard ter Borch, Ausstel.
Kat. National Gallery of Arts Washington/The
Detroit Institute of Arts, New Haven/London
2004, S. 2-17).
1617 in Zwolle geboren, erlernte er die Malerei
bei seinem Vater Gerard Ter Borch d. Ä. (1584-
1662), der viele seiner Anfangsstudien, vor
allem Genre - und Landschaftsdarstellungen,
bezeichnete und aufbewahrte. Seine Lehre
setzte er 1632 kurzweilig in Amsterdam fort,
wo er sich vermutlich bei Pieter Codde (1599-
1678) oder Willem Duyster (1598/1599-1635)
aufhielt. Ab 1634 wurde er in Haarlem von Pieter
Molijn (1595-1661) unterrichtet und bereits
1635 als Meister in der dortigen St. Lukasgilde
aufgenommen. Im Anschluss reiste er nach
London zu seinem Onkel Robert van Voerst
(1597 - 1636), der als Kupferstecher eng mit
Anthonis van Dyck (1599-1641) arbeitete. Trotz
des relativ kurzen Aufenthaltes in London, lässt
sich Ter Borchs Auseinandersetzung mit dem
Oeuvre von Anthonis van Dyck in seiner künst-
lerischen Entwicklung ablesen.
1636 kehrte er nach Zwolle zurück und unter-
nahm Studienreisen nach Italien und Spanien.
Ab 1645 ist er in Amsterdam verzeichnet,
wo er als Porträtmaler grosse Populariät bei
den angesehenen Bürgern, Regenten und
Gelehrten erhielt. Diesem Ruhm verdankte
er die Einladung, den Friedensverhandlungen
zwischen den Niederlanden und Spanien in
Münster beizuwohnen, die am 15. Mai 1648
mit dem sogenannten Frieden von Münster
abgeschlossen wurden.Dort entstand das be-
rühmte Gemälde „The Swearing of the Oath of
Ratification of the Treaty of Münster“, das sich
heute in der National Gallery, London befindet
(ebd. Kat. Nr. 13, S. 72-74). Zurück in Holland,
war er abwechselnd in Amsterdam, Den Haag,
Haarlem, Kampen und Zwolle tätig und fertigte
vor allem Genreszenen an. Am 14. Februar
1654 heiratete er in Denveter und liess sich
dort endgültig nieder. Ab den 1660er Jahren
konzentrierte er sich wieder verstärkt auf die
Porträtmalerei. Sein charakteristischer Malstil
war prägend für eine Generation an Künstlern,
wie beispielsweise Gabriel Metsu (1629-1667),
Pieter de Hooch (1629-1684) und Jan Vermeer
(1632-1675).
Das hier angebotene feine Bildnis eines jünge-
ren Mannes datiert S. J. Gudlaugsson aufgrund
der Form des Kragens um 1645 und somit wohl
noch kurz vor dem Aufbruch Ter Borchs nach
Münster.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 17 390 / 26 090)
| 44
Gemälde Alter Meister
Gemälde Alter Meister
| 46
3030
ALSLOOT, DENIJS VAN
(um 1570 Brüssel um 1626)
Winterlandschaft mit der Flucht nach Ägypten.
Öl auf Kupfer.
36,8 x 51,9 cm.
Provenienz:
- Sammlung Mrs Ryder, Leeds.
- Auktion Christie‘s, London, 27.4.1928, Los
137(als Brueghel, 38 gns. an Stenman).
- Auktion Sotheby‘s, London, 9.4.1986, Los 41
(als Dirck van Alsloot).
- Auktion Sotheby‘s, London, 9.4.1989, Los 94
(als Denijs van Alsloot).
- Kunsthandel Galerie de Jonkheere, Paris,
1989.
- Dort erworben vom heutigen Besitzer,
Schweizer Privatsammlung.
Denijs van Alsloots bewaldete Landschaften aus
seinem Spätwerk basieren auf der Umgebung
um Brüssel, wo dieser ab 1600 als Hofkünstler
im Dienste des Erzherzogs Albrecht und dessen
Gemahlin Isabella stand. Besonders die Motive
aus und um den Wald von Soignes mit seinen
Schlössern, Dörfern und Gebäuden wurden
in seinen Landschaften aufgegriffen, ebenso
wie die Klöster von Cambrai und Groenendael.
Letzteres könnte möglicherweise in der Ferne
bei unserer Flucht nach Ägypten zu sehen sein
(siehe als Vergleich die Winterlandschaft mit
Blick auf die Abtei von Groenendael, verkauft bei
Sotheby‘s am 4.7.2007, Los 23).
Dabei spezialisierte sich Alsloot besonders auf
die effektvolle Darstellung von Winterszenen,
wobei es ihm gelingt, die winterliche Atmosphä-
re in höchster Perfektion darzustellen und den
Betrachter die klirrende Kälte spüren zu lassen.
So kontrastiert bei unserer Landschaft der
rötliche Abendhimmel mit den dunklen Ästen,
auf denen einzelne Schneeflocken gefallen sind,
während im Hintergrund die schneebedeckte
Landschaft in Blau- und Grautönen model-
liert ist. Wie Dr. Klaus Ertz vermerkt, setzt sich
Alsloots Malweise aus einem kleinteilig punk-
tierenden, äusserst genau im Detail verharren-
den Pinselstrich zusammen, die die Tradition
eines Lucas van Valckenborch oder eines Jan
Brueghel d. Ä. fortsetzt (siehe Seipl, Wilfried
(Hrsg.): Die Flämische Landschaft 1520-1700,
Ausst. Kat. Kunsthistorisches Museum Wien,
23.12.2003-12.4.2004, 2003, Nr. 60, S. 172).
Eine weitere Winterlandschaft mit der Flucht
nach Ägypten von Denijs van Alsloot wurde bei
Sotheby‘s am 8.12.2004, Los 13, versteigert.
CHF 40 000 / 50 000
(€ 34 780 / 43 480)
| 47
3030
Gemälde Alter Meister
| 48
3031
VLIEGER, SIMON DE
(Rotterdam um 1600 - um 1653 Hamburg)
Marine mit Segelschiffen in Küstennähe.
Öl auf Holz.
Unten links auf dem Schiff monogrammiert: V.
40 cm Durchmesser (rund).
Gutachten: Dr. Gerlinde de Beer, 26.7.2018.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz seit mehreren Genera-
tionen.
Es handelt sich bei diesem erst kürzlich in
einer Schweizer Privatsammlung entdeckten
Seestück um ein bemerkenswert interessan-
tes Frühwerk des holländischen Marine- und
Landschaftsmalers Simon de Vlieger, welches
Dr. Gerlinde de Beer bislang unbekannt war.
Im Rundformat sind Einmaster auf verschiede-
nen Binnengewässern wiedergegeben, welche
de Vlieger durch das Aufzeigen von Festland-
strukturen kunstvoll in Szene zu setzten weiss.
Die Gestaltung dieser Marine scheint auf den
ersten Blick gänzlich der Auffassung von Jan
Porcellis (Gent 1583 – 1632 Zoeterwoude) zu
entsprechen, zu dessen grössten Verdiens-
ten jene landschaftliche Strukturierung des
Gewässers zu zählen ist, die seinen Werken eine
geradezu begehbare Räumlichkeit verleiht.
Doch während die Seestücke von Porcellis
einer zufälligen Momentaufnahme gleichen,
so beschreibt Dr. de Beer in ihrem Gutachten,
wirken die Werke de Vliegers „wie eine planvoll
geregelte, maritime Welt [und so] bleibt im
Gegensatz zu vergleichbaren Werken des Jan
Porcellis auf der Bildordnung dieses Tondos
alles Nebensächliche ausgeschlossen“. Dem
entspricht, so Dr. de Beer, dass auch das
schlanke Seezeichen rechts vorn kein Beiwerk
ist, sondern die Aufgabe erfüllt, die Bildzonen –
Nah und Fern – miteinander zu verbinden und
die nach rechts gerichtete Neigung des Schiffes
auszugleichen.
De Vliegers Tendenz zu einer strengen Bildord-
nung, die Jan Kelch einst mit einer „baumeis-
terlichen Gesinnung“ umschrieb, offenbart
sich laut Dr. de Beer bereits deutlich auf seinem
frühesten bekannten, datierten Werk von 1624,
dem Seestück im Ellipsenformat, das sich in der
St. Petersburger Eremitage befindet. Es ähnelt
dem hier angebotenen Werk bemerkenswert
und ist ebenfalls „ausschließlich Porcellis ver-
pflichtet“ (Jan Kelch in seiner Dissertation zu de
Vlieger aus dem Jahr 1971, S. 24). Wenngleich
also das Frühwerk de Vliegers merklich der
Kunst des Jan Porcellis verpflichtet ist, sodass
Jan Kelch zu Recht ein Lehrer-Schülerverhält-
nis in Erwägung zog, wusste de Vlieger dem
Seestück, auf der Basis seines gesetzmäßig
wirkenden Kompositionsprinzips, eine eigene
und neue künstlerische Ästhetik zu verleihen.
Die scharf kalkulierte Komposition dieses Bildes,
veranschaulicht laut Dr. Gerlinde de Beer „auf
verblüffende Weise eine Vorstufe der von Si-
mon de Vlieger makellos ausbalancierten See-
stücke, für die Jan Kelch den Begriff ‚klassische
Marinemalerei’ prägte“.
Mit diesem neu entdeckten Tondo ist nun also
ein Seestück bekannt, auf dem die Grundprinzi-
pien der reifen Werke de Vliegers deutlich her-
vortreten und das Dr. de Beer, basierend auf der
„Raffinesse der landschaftlichen Strukturierung
und der Perspektivkonstruktion“ sowie unter
„Berücksichtigung der raschen Entwicklung de
Vliegers“ auf 1626/27 datiert.
Dr. Gerlinde de Beer wird dieses Frühwerk in der
in Kürze, wohl im Dezember 2019, zu erschei-
nenden Publikation „G. de Beer: The Golden
Age of Dutch Marine Painting. The Collection
Inder Rieden“ in der Einleitung besprechen und
abbilden. Wir danken ihr für die Unterstützung
bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
CHF 50 000 / 70 000
(€ 43 480 / 60 870)
Gemälde Alter Meister
| 50
3032*
KONINCK, SALOMON
(1609 Amsterdam 1656)
Porträt eines bärtigen Mannes am Fenster,
eine Medaille vorweisend.
Öl auf Holz.
54,5 x 47 cm.
Provenienz:
- Mainzer Privatsammlung.
- Auktion Lempertz, Köln, 19.11.2011,
Los 1246.
- Europäische Privatsammlung.
Literatur:
Sumowski, Werner: Gemälde der Rem-
brandt-Schüler, Bd. III, Landau 1983, S. 1649, Nr.
1130, Farbabb. S. 1704.
Die Komposition eines bärtigen Mannes am
Fenster griff Salomon Koninck in zwei weiteren
Versionen auf, die sich heute im Rijksdienst
Beeldende Kunst in Den Haag (Inv. Nr. NK 2694,
siehe Sumowski 1983, ebd., Nr. 1128) und im
Musée des Beaux-Arts in Brüssel befinden
(siehe Sumowski 1983, ebd. Nr. 1129).
CHF 35 000 / 45 000
(€ 30 430 / 39 130)
3032
| 51
3033*
HONTHORST, GERARD VAN (WERKSTATT)
(1592 Utrecht 1656)
Zechender Musikant.
Öl auf Leinwand.
81 x 66,5 cm.
Provenienz:
- Auktion Dorotheum, Wien, 28.11.1967, Los 2
(als Baburen).
- Sammlung Heinz Mosch, Wiesbaden, 1973
(verso Etikett).
- Auktion Sotheby‘s, Amsterdam, 11.11.2008,
Los 88 (als Werkstatt Gerard van Honthorst).
- Europäischer Privatbesitz.
Ausstellung:
5 Sammler - 5 Meinungen, Museum Wiesbaden,
Wiesbaden, 8.4.-27.5.1973 (verso Etikett).
Literatur:
- Weltkunst, 1.11.1967, S. 1107 (mit Abb.).
- Gaskell, Ivan: The Thyssen-Bornemisza
Collection. Seventeenth-Century Dutch and
Flemish Painting, London 1989, S. 190-191,
Fussnote 24.
- Nicolson, Benedict: Caravaggism in Europe,
Turin 1989, Band I, Kat. Nr. 1274, S. 126 (als
„near-replica“ von Honthorst).
- Judson, Richard J. / Ekkart, Rudolf: Gerrit van
Honthorst 1592-1656, Ghent 1999, Kat. Nr.
239, Nr. 1, S. 188-189.
Das hier angebotene Gemälde greift Elemente
zweier Kompositionen von Gerard van Hon-
thorst auf, welche sich heute im Museo de San
Carlos in Mexico und in der Thyssen-Bornemis-
za Foundation in Lugano befinden (siehe Judson
/ Ekkart 1999, Kat. Nr. 239 und 242, S. 188-192).
Judson vermutet, dass unser Gemälde in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden
ist und möglicherweise von einem Schüler von
Honthorst gemalt wurde. Die besonders gute
Qualität des Gemäldes deutet drauf hin, dass
der Meister selbst oder jemand der eng mit ihm
zusammen gearbeitet hat, daran beteiligt war.
CHF 18 000 / 25 000
(€ 15 650 / 21 740)
3033
Gemälde Alter Meister
| 52
3034*
ANTWERPENER MEISTER, UM 1610-1615
Kopfstudie eines Mönchs nach oben blickend.
Öl auf Holz.
47,5 x 37,7 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Peter Paul Rubens verwendete diese virtuos
nach einem lebenden Modell gemalte Kopfstu-
die als Vorlage für den Heiligen Dominikus auf
dem Altargemälde „Die Heiligen Dominikus und
Franziskus von Assisi als Beschützer der Welt
vor dem Zorn Christi“, welches um 1618 ent-
stand und sich heute im Musée des Beaux-Arts
in Lyon (Inv. Nr. A 194) befindet (siehe Abb. 1).
Ebenso basiert der Kopf des Heiligen Augusti-
nus auf Rubens‘ gleichnamigem Altargemälde
von ca. 1615 (Abb. 2, heute in der Real Accade-
mia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid,
Inv. Nr. 685) auf der hier angebotenen und erst
kürzlich der Forschung bekannt gewordenen
Arbeit (siehe Vlieghe, Hans: Corpus Rubenia-
num Ludwig Burchard. Part VIII: Saints, Bd. 1,
London/New York 1972 S. 97-98, Nr. 66, Abb.
117).
In Rubens‘ Nachlassinventar, welches nach sei-
nem Tod für den Verkauf erstellt wurde, befan-
den sich mehrere Kopfstudien: „Une quantité de
visages au vif, sur toile,  fonds de bois, tant de
Mons. Rubens …“(Denucé, J.: De Antwerpsche
„Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverza-
melingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen,
Antwerpen 1932, S. 70). Einige davon stellten
Köpfe von Mönchen dar, was aus einem Doku-
ment im Zusammenhang mit der Auktion des
Nachlasses von 1641 hervorgeht: „Dry Trognien
van capucinen, geteeckent no. 916, no. 998
ende no. 999, by den heer afflyvigen gete-
eckent“ („Drei Tronien von Capuziner Mönchen,
beschrieben unter Nr. 916, Nr. 998 und Nr. 999,
vom Verstorbenen gemalt“. Diese wurden für
48 Gulden verkauft. Siehe: Pierre Génard, „De
Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch
Archievenblad - Bulletin des Archives d‘Anvers,
2, 1865, S. 87, Nr. LXII).
Die Kopfstudien entstanden meist nach le-
benden Modellen um ca. 1610-20 (Held, Julius
S.: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A
Critical Catalogue (2 Bd.), Washington/Prince-
ton 1980, Bd. 1, S. 597-599), nachdem Rubens
im Herbst 1608 von seinem langjährigen Auf-
enthalt in Italien nach Antwerpen zurückgekehrt
und kurz darauf zum Hofmaler der Erzherzöge
ernannt worden war.
Bemerkenswert bei der hier angebotenen Kopf-
studie ist die angewendete Technik, die auf eine
Fernansicht der Darstellung abzielt. Wie auch
bei Rubens‘ Kopfstudie des heiligen Ambrosius
in der National Gallery of Scotland, Edinburgh
(Inv. Nr. NG 2097), finden sich bei unserer Studie
weisse Farberhöhungen innerhalb des linken
Auges und am Ohr des Dargestellten, sowie
braune Pinselstriche an dessen oberen Lippe.
Diese final aufgetragenen Akzente waren nicht
etwa als anatomische Details gedacht, sondern
suggerieren, aus der Ferne betrachtet, die ent-
sprechende Plastizität des Kopfes (Kunsthis-
torische Analyse Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/
12.7.2018). Aber auch die farblich alternie-
rende Nuancierung des Inkarnats aus partiell
deckenden weissen und orangenen Partien auf
rosafarbenem Untergrund lassen die Haut des
Dargestellten lebendig wirken.
Eine kürzlich durchgeführte dendrochronolo-
gische Analyse der Holztafel durch Prof. Dr. J.
Klein belegt das Fälldatum jenes Baumes, aus
dem die Tafel gefertigt wurde, zwischen 1594 –
1604 und somit eine Bearbeitung der Platte ab
1602/1612.
Mit dem Auftauchen dieser ausdruckstarken
und künstlerisch meisterhaften Kopfstudie
wird uns ein wertvoller Einblick in den Schaf-
fensprozess von Peter Paul Rubens, dem einst
führenden Historienmaler Antwerpens, prä-
sentiert, dessen Werke weit über die Grenzen
Flanderns hinaus gefragt waren. Aus heutiger
Sicht besticht diese Studie auch durch ihre
Modernität, die sich aus der Reduktion einzelner
Pinselstriche auf die wesentlichen Merkmale
des lebenden Modells ergibt.
Preis auf Anfrage
Gemälde Alter Meister
| 54
3034*
Antwerp master circa 1610-1615.
Study of a monk’s head looking upwards.
Oil on panel.
47.5 x 37.7 cm.
Provenance:
European Private Collection.
Peter Paul Rubens used this virtuoso study of
a head painted from life as a model for Saint
Dominic for the altarpiece „Saints Dominic and
Francis Saving the World from Christ’s Anger“,
painted circa 1618 and now in the Musée des
Beaux Arts in Lyon (inv. no. A194, see fig. 1). The
head of Saint Augustin on Rubens’ altarpiece of
the same name of circa 1615 (see fig. 2), today
in the Real Accademia de Bellas Artes de San
Fernando in Madrid (inv. no. 685, see Vlieghe,
Hans: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard.
Part VIII: Saints, vol. 1, London/New York 1972
pp. 97-98, no. 66, ill. 117) is also based on the
painting offered here at auction, which has only
recently come to the attention of art historians.
In the inventory which was compiled after the
death of Rubens for the sale of his estate, there
were several studies of heads: „Une quantité de
visages au vif, sur toile,  fonds de bois, tant de
Mons. Rubens …“ (Denucé, J.: De Antwerpsche
„Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverza-
melingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen,
Antwerp 1932, p. 70). Some of these heads
showed monks which were listed in a docu-
ment of 1641 in connection with the auction of
Abb. 1 Peter Paul Rubens, Hl. Dominikus und Franziskus
von Assisi als Beschützer der Welt
© Lyon MBA - Photo Alain Basset
Abb. 2 Peter Paul Rubens, Hl. Augustinus
© Real Accademia de Bellas Artes de San Fernando, Madrid
Rubens’ estate: „Dry Trognien van capucinen,
geteeckent no. 916, no. 998 ende no. 999, by
den heer afflyvigen geteeckent“ (“Three tronies
of Capuchin monks, listed under nos 916, 998
and 999, painted by the deceased”. These were
sold for 48 guilders, see: Pierre Génard, „De
Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch
Archievenblad - Bulletin des Archives d‘Anvers,
2, 1865, p. 87, no. LXII).
These studies were produced mostly using life
models around 1610-20 (Held, Julius S.: The
Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A Critical
Catalogue (2 vol.), Washington/Princeton 1980,
vol. 1, pp. 597-599), after Rubens, having spent
many years in Italy, returned to Antwerp in the
autumn of 1608, and shortly afterwards was
appointed court painter to the Archdukes.
What is remarkable in the study offered here
is the use of a technique which aims to create
a sense of distance. As in Rubens’ study of the
head of Saint Ambrose in the National Gallery
of Scotland, Edinburgh (inv. no. NG 2097), in
our study the left eye and ear are heightened in
white and there are brown brushstrokes on the
upper lip, applied as final accents. These were
conceived not as anatomical details, but sug-
gest, viewed from a distance, the corresponding
plasticity of the head (art historical analysis,
Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/ 12.7.2018). In
addition, the alternating nuances of colour in
the skin tone, composed of partly opaque white
and orange tones on a pink base, make the skin
come to life.
A recent dendrochronological analysis of the
wooden panel by Prof. Dr. J. Klein dates the
felling of the tree from which the panel was
made to between 1594 and 1604, indicating a
fabrication date for the panel of 1602/1612.
The appearance of this expressive and artisti-
cally masterful study of a head presents us with
a valuable insight into the creative process of
Peter Paul Rubens, who was at one time the
leading history painter of Antwerp, and whose
works were sought after far beyond the borders
of Flanders. From today’s point of view, this stu-
dy also captivates through its modernity, due to
the essential features of the living model being
reduced to individual brushstrokes.
Estimate on request
Gemälde Alter Meister
| 56
3035*
KEIRINCX, ALEXANDER
(1600 Antwerpen 1652)
Waldlandschaft mit zwei jungen Männern mit
Hunden an einem Bachlauf.
Öl auf Holz.
Unten links monogrammiert: AK (ligiert). Verso
mittig Kleeblattpunze des Tafelmachers Michiel
Claessens (tätig 1590-1637).
30,2 x 44,5 cm.
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 1.8.2018.
Provenienz:
- Französischer Privatbesitz, Paris.
- Europäische Privatsammlung.
Die qualitätsvolle Landschaft gehört in das
Frühwerk von Alexander Keirincx und ist noch
in enger Anlehnung an Abraham Govaerts
(1589-1626) entstanden, vermutlich kurz vor
der vergleichbaren Komposition mit Weiher
am Walde, die sich in Dresden befindet (im zu
erscheinenenden Werkverzeichnis von Ursula
Härting Kat. Nr. 2, 1620). Die hier aufgegriffenen
Motive, wie der Waldtunnel, die neu austrei-
bende Weide, die Hütte mit Steg, und vor allem
die Komposition selbst gehören zu der frühen
Antwerpener Schaffensphase von Keirincx.
Dr. Ursula Härting, der diese Waldlandschaft
bislang unbekannt war, hat das Gemälde im
Original untersucht und hebt die besonders
qualitätsvolle Ausführung hervor. Sie wird es
in das zu erscheinende Werkverzeichnis des
Malers Alexander Keirincx unter der Nummer
33a (Weitblick rechts) publizieren.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 21 740 / 30 430)
3035
Gemälde Alter Meister
| 58
3036*
FRANCKEN, FRANS D. J.
(1581 Antwerpen 1642)
Die Grossmut des Scipio. 1634.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert:
Dou ffranck fe cT. IN Ao1634.
53 x 78,5 cm.
Provenienz:
- Kunsthandel G. de Salvatore, Dijon, 1961.
- Privatsammlung, Bern, 1978.
- Auktion Drouot, Paris, 7.12.1981, Los 26.
- Galerie Robert Noortman, Maastricht, 1982.
- Norddeutsche Privatsammlung.
- Auktion Dorotheum, Wien, 17.10.2012, Los
830.
- Europäische Privatsammlung.
Literatur:
- Weltkunst, 52. Jg., Heft 15, 1982, S. 2037.
- Härting, Ursula: Frans Francken der Jüngere,
Die Gemälde, mit kritischem Oeuvrekatalog,
Freren 1989, Bd. II, S. 66, S. 77, Farbtafel 13, S.
155, S. 333f., Kat. Nr. 323.
„Die Grossmut des Scipio“ nimmt in Frans Fran-
ckens reifem Werk eine besondere Position ein.
Wenngleich Franckens Spätwerk, der koloristi-
schen Entwicklung im Flandern und Holland der
1620er bis 1640er Jahre entsprechend, von
einer zunehmend monochrom angepassten
Farbwahl geprägt ist, setzt er bei der „Grossmut
des Scipio“ ein abgewandeltes koloristisches
Schema ein, um die beiden dargestellten Lager
kompositorisch klar voneinander zu trennen: Mit
routiniertem Pinselstrich, der sich in Franckens
Spätwerk nun mehr durch einen lockeren und
schnellen Duktus, als von starrer Kontur aus-
zeichnet, spaltet er die Komposition diagonal
auf. Umgeben von Gefolge, thront der Feldherr
zentral im Bild. Er gibt „die unberührt gebliebene
Celtiberin“, die sich zu seiner Rechten befindet,
ihrem Verlobten Alluscius zurück, welcher, um-
geben von Familie und Gefolge, rechts unten im
Bild kniet. Die sich so ergebende Gasse stützt
die diagonale Bildanlage und hebt die beiden
dargestellten Figurengruppen klar voneinander
ab, wobei die kräftigen, alternierenden Farben
der Gewänder die beiden Parteien komposi-
torisch zusammenhalten. Francken schafft so,
laut Härtig, eine überzeugende „stimmungsvolle
Szene aus Huldigung, spannungsvollem Abwar-
ten und grossmütiger Geste des Mächtigeren“
(Härting 1989, S. 66-68).
CHF 35 000 / 50 000
(€ 30 430 / 43 480)
| 59
3036
Gemälde Alter Meister
| 60
3037
HEEREMANS, THOMAS
(vor 1641 Haarlem vor 1694)
Gegenstücke: Dorftreiben vor einem Gasthof /
Winterlandschaft mit Eisvergnügen. 1677.
Öl auf Holz.
Eines unten rechts signiert und datiert:
THMans 1677,
eines unten mittig signiert und datiert:
THMans 1677.
16,8 x 21,9 cm / 17,5 x 21,6 cm.
Provenienz:
- Sanct Lucas Galerie, Wien, 1986/87.
- Privatsammlung Wien.
- Durch Erbfolge, Schweizer Privatsammlung.
- Auktion Koller, Zürich, 26.9.2016, Los 3051.
- Schweizer Privatsammlung.
Diese beiden stimmungsvollen Gegenstücke
mit einer Winterlandschaft und einer Szenerie
vor einem Gasthof sind charakteristische Bei-
spiele für das Oeuvre Thomas Heeremans. Der
in Haarlem tätige Maler spezialisierte sich auf
Kanal-, Strand-, Hafen- und Dorfansichten und
war stilistisch von Jacob Ruisdael (um 1628/29
- 1682) geprägt. Ab 1664 gehörte Heerem-
ans der Haarlemer Sankt-Lukas-Gilde an. Oft
komponierte Heeremans seine Ansichten als
Gegenstücke, die das ländliche Leben der Dorf-
bewohner und deren Vergnügungen darstellen.
Heeremans entwickelte dabei einen Kanon an
Motiven, die er miteinander verbindet. Seine
Kompositionen werden stets von Personen
belebt, die er in schematischen Pinselstrichen
mit Vorliebe für episch-humorvolle Details
ausführte. Heeremans bediente damit den von
Sammlern äusserst gefragten Bildtypus cha-
rakteristischer Milieuschilderungen, wofür diese
beiden hier angebotenen, sehr qualitätsvollen
Arbeiten beispielhaft sind.
Ellis Dullaart vom RKD, Den Haag, bestätigt
die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie,
wofür wir ihr danken. Die Gegenstücke sind im
RKD unter den Nummern 260787 und 260788
archiviert.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 10 430 / 15 650)
3037
| 61
3037
Gemälde Alter Meister
| 62
3038
HOBBEMA, MEINDERT
(1638 Amsterdam 1709)
Bewaldeter Dünenweg mit einem Gehöft.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert: M Hobbema.
61,7 x 93 cm.
Provenienz:
- Sammlung Earl of Lonsdale, Lowther Castle.
- Sammlung Max Rothschild.
- Sammlung Baron von Grundherr, bis 1924.
- Auktion Fischer, Luzern, 8.9.1924, Los 141.
- Sammlung Frey, Schloss Meggenhorn, Luzern.
- Sammlung W. Drack, Zürich, 1959.
- Auktion Fischer, Luzern, 18.-22.6.1963, Los
1828.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
Broulhiet, Georges: Meindert Hobbema (1638-
1709), Paris 1938, Kat. Nr. 395, Abb. S. 299.
Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsamm-
lung entdeckte Landschaft ist ein charakte-
ristisches und sehr gut erhaltenes Beispiel für
das Schaffen des Landschaftsmalers Meinert
Hobbema. Es war dem RKD Archiv zufolge einst
in der Sammlung des englischen Politikers und
Gutsherren James Lowther, 1. Earl of Lons-
dale (1736-1802) of Lowther Castle, der eine
grosse Sammlung flämischer und holländi-
scher Altmeistergemälde besass. Anfang des
20. Jahrhunderts findet sich das Gemälde
in der Sammlung des prominenten Bankiers
und Kunstmäzenen Maximilian von Gold-
schmidt-Rotschild wieder, sowie im Anschluss in
mehreren Privatsammlungen in der Schweiz.
Meindert Hobbema ist für seine von Jacob van
Ruisdael (1628-1682) beeinflussten bewaldeten
Landschaften bekannt, wie auch beispielsweise
die Flusslandschaft um 1663, die in unserer letz-
ten Auktion im März 2018 für 162 500 verkauft
wurde. Seine Gemälde werden häufig von einer
helleren Farbgebung als bei Ruisdael geprägt,
wobei er den Lichteinfall gezielt dramaturgisch
einzusetzen wusste, wie es sich auch bei dieser
hier angebotenen Landschaft, in welcher der
Dünenweg im Vordergrund besonders leuch-
tend hervorgehoben ist, nachvollziehen lässt.
Die Komposition sowie die stilistische Bear-
beitung dieser Landschaft ist vergleichbar mit
einem 1659 datierten Gemälde Hobbemas
im Städel Museum in Frankfurt, das aus dem
Frühwerk des Malers stammt (Inv. Nr. 1083, Öl
auf Holz, signiert und 1659 datiert, 30 x 35,6 cm,
RKD Nr. 249414).
CHF 70 000 / 100 000
(€ 60 870 / 86 960)
| 63
3038
Gemälde Alter Meister
| 64
3039
CROOS, ANTHONIE JANSZ. VAN
(1604 Den Haag 1663)
Gegenstücke: Hirten und Kühe auf dem Feld /
Kirchdorf Voorburg mit Figuren.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert und datiert:
A CROOS 1653 /
unten rechts schwer leserlich signiert:
A. CROOS.
11,3 x 13,2 cm / 11,6 x 13,1 cm.
Provenienz:
- Auktion Sotheby‘s, London, 30.10.1985, Los
108.
- Auktion Sotheby‘s, London, 15.2.1989, Los
128.
- Schweizer Privatsammlung.
Literatur:
Beck, Hans-Ulrich: Künstler um Jan van Goyen,
Doornspijk 1991, Kat. Nr. 189, S. 88 und Kat. Nr.
242, S. 100 mit Abb. X und XIV, S. 77.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 090 / 8 700)
3039
3039
| 65
3040
THIELEN, JAN PHILIP VAN
(Mechelen um 1618 - 1667 Boisschot)
Blumenstillleben mit Brombeeren, Heidelbeeren
und Hummel.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts signiert: van. Thielen. f.
35 x 31,5 cm.
Gutachten: Sam Segal, 28.6.2000 (in Kopie
vorhanden).
Provenienz:
- Kunsthandel Thomas Agnew  Sons Ltd., Nr
18218 (verso Etikett).
- Kunsthandel Brian Koetser, London, 1974, Nr.
40a (mit Gegenstück 40b).
- Privatsammlung, Holland.
- Privatsammlung Schweiz, seit 1991.
Literatur:
- Van den Branden, F. J.: Geschiedenis der Ant-
werpsche Shilder-school, Antwerpen 1883, S.
1132-1133.
- Hairs, Marie-Louise: Les peintres flamands de
fleurs au XVIIe siècle, Brüssel 1985, Abb. I, S.
263-275, Abb. II, S. 50-52.
CHF 8 000 / 10 000
(€ 6 960 / 8 700)
3040
Gemälde Alter Meister
| 66
3041*
FRANCKEN, HIERONYMUS D. J.
(UND WERKSTATT)
(1578 Antwerpen 1623)
Bankett – Der verlorene Sohn im Bordell
(Lukas, 15, 11-32). Um 1608.
Öl auf Kupfer.
Verso mit der Marke des Tafelmachers Pieter
Stas und dem Datum 1608.
50 x 66,7 cm.
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 1.8.2018.
Provenienz:
Europäischer Privatbesitz.
Dr. Ursula Härting identifiziert das hier angebo-
tene Gemälde als ein Frühwerk des Stillleben-
und Kleinfigurenmalers Hieronymus Francken
d. J., das er um 1608 im Atelier seines Bruders
Frans Francken d. J. (1581-1642) malte. Die Dy-
nastie der Francken wirkte über drei Generatio-
nen in Antwerpen. Nach einer Lehre bei seinem
Onkel Ambrosius Francken d. Ä. (1544-1618),
wurde Hieronymus d. J. dort im Jahre 1607
Freimeister.
Während links im Gemälde auf die biblische
Thematik verwiesen und der Sohn gezeigt
wird, wie er später, all sein Vermögen durch-
gebracht, als verarmter Schweinehirt aus dem
Stall geworfen wird, sieht man rechts den bald
verarmten Sohn im Bordell dargestellt, das sich
als ein mit luxuriösen Ledertapeten behange-
nes Interieur gestaltet. Die Muster der Tapeten
bestehen aus vermalter Goldfarbe, ebenso
kostbar, wie auch die kupferne Tafel als Bildträ-
ger, die dem Gemälde eine spezielle Strahlkraft
verleiht.
CHF 22 000 / 28 000
(€ 19 130 / 24 350)
3041
Gemälde Alter Meister
| 68
3042*
BIJLERT, JAN VAN (WERKSTATT)
(1597 Utrecht 1671)
Bildnis eines jungen Hirten.
Öl auf Leinwand.
84,5 x 65 cm.
Provenienz:
Europäische Privatsammlung.
Das Gemälde greift eine verschollene Komposition
des Utrechter Caravaggisten Jan van Bijlert auf und
dürfte als Gegenstück eines Gemäldepaares fungiert
haben. Jan van Bijlert lernte unter Abraham Bloemaert
(1564-1651) und bereiste nach dessen Tod Frankreich
und Italien. Seine reifen Werke zeugen vom Einfluss
Caravaggios (1571-1610) und dessen Nachfolgern,
insbesondere Gerard van Honthorst (1592-1656,
siehe Los 3033).
CHF 20 000 / 30 000
(€ 17 390 / 26 090)
3042
| 69
3043*
VRANCX, SEBASTIAN
(1573 Antwerpen 1647)
Versammlung von Soldaten in einer Waldlichtung.
Öl auf Holz.
61,5 x 46,5 cm.
Provenienz:
- Auktion Christie‘s, London, 4.12.2013, Los 131.
- Europäische Privatsammlung.
Eine vergleichbare Komposition, welche 1617
datiert ist, befindet sich in der Kunsthalle in
Hamburg.
CHF 30 000 / 40 000
(€ 26 090 / 34 780)
3043
Gemälde Alter Meister
| 70
3044
VOS, SIMON DE
(1603 Antwerpen 1676)
Die Heimsuchung. Um 1639.
Öl auf Holz.
23 x 17,3 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz seit ca. 40 Jahren.
Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsamm-
lung entdeckte Holztafel ist eine bemerkens-
werte Bereicherung für das bislang bekannte
Oeuvre des Antwerpener Malers Simon de Vos.
Es zeigt die Darstellung der Heimsuchung, dem
Zusammentreffen der mit Jesus und Johannes
dem Täufer schwangeren Frauen Maria und
Elisabeth im Hause von Elisabeth. Die Komposi-
tion ist in einem Altargemälde in der Sankt-Ja-
kobskirche in Antwerpen bekannt, die bislang als
ein Werk Victor Wolfvoet (1612-1652) angese-
hen wurde (siehe Martin, Gregory / Schepers,
Bert: Two Antwerp cabinets decorated by Victor
Wolfvoet II, in: The Burlington Magazine, CLVII,
Oktober 2016, S. 793-802, Checklist „Antwerp,
St. James‘s Church“, S. 802, unter „rejected at-
tributions“). Dr. Bert Schepers vom Rubenianum
erkennt darin allerdings nach neuesten kunst-
historischen Erkenntnissen eindeutig die Hand
Simon de Vos und identifiziert unsere kleinere
Version als eine Vorstudie zum Altarwerk.
Das Altargemälde mit derselben Komposition
(Öl auf Leinwand, 268 x 192 cm; siehe Abb. 1,
aus: Muller, Jeffrey: St. Jacob‘s Antwerp Art and
Conter Reformation in Rubens‘s Parish Church,
Leiden 2016, Abb. 8.34, S. 350) entstand um
1639 für die private Kapelle der Familie des
portugiesischen Konsuls Franco Lopez Franco,
welche zwischen 1636 und 1640 errichtet
wurde.
Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert
war die Sankt-Jakobskirche die bedeutendste
Pfarrkirche Antwerpens und mehrere bekannte
Persönlichkeiten liessen sich private Kapellen
für ihre Grabstätten errichten, so auch Peter
Paul Rubens (1577-1640) und seine Frau Helena
Fourment. Die Künstler Jan van Balen (1611-
1654) und Jan Boeckhorst (1604-1668) fanden
dort ebenfalls ihre letzte Ruhe.
Simon de Vos war als Maler und Kunstsammler
tätig und spezialisierte sich zu Beginn seiner
Karriere auf Kabinettdarstellungen und Genres-
zenen im Stil der Utrechter Caravaggisten. Ab
ca. 1640 malte er vermehrt religiöse, allego-
rische sowie historische Szenen von grossem
Format im Stile Peter Paul Rubens und Anthonis
van Dyck (1599-1641). Zu seinen Schülern
zählte unter anderem Jan van Kessel d. Ä.
(1626-1679).
Dr. Bert Schepers, dem wir für seine Hilfe bei der
Katalogisierung dieses Gemäldes danken, wird
dieses in einem Vortrag über Victor Wolfvoet im
Dezember 2018 im Rubenianum vorstellen.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 8 700 / 13 040)
Abb. 1 Franco-Kapelle, St. Jakobskirche, Antwerpen
3044
Gemälde Alter Meister
| 72
3045
VERBRUGGEN, GASPAR PIETER D. Ä.
(UMKREIS)
(1635 Antwerpen 1681)
Blumenarrangement vor einer Steinkartusche.
Öl auf Leinwand.
58 x 78,5 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatsammlung.
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 090 / 7 830)
3045
| 73
3046*
FRANCKEN, FRANS D. J. (WERKSTATT)
(1581 Antwerpen 1642)
Salomons Götzendienst.
Öl auf Holz.
Rechts auf der Steinmauer mit schwer lesbarer
Signatur und Datierung.
57,4 x 84,5 cm.
Provenienz:
- Europäische Privatsammlung.
- Auktion Koller, Zürich, 30.3.2012, Los 3067.
- Europäische Privatsammlung.
Dieses Gemälde geht auf „Salomons Götzen-
dienst“ von Franz Francken d. J. im Musée des
Beaux-Arts in Clermont-Ferrand von 1630-
1635 zurück (siehe Härting, Ursula: Frans Fran-
cken der Jüngere. Die Gemälde mit kritischem
Oeuvrekatalog, Freren 1989, Nr. 76, Abb. 68,
Text S. 70). Nach Prüfung im Original erkennt Dr.
Härting im rechten Landschaftsausschnitt mit
den Figuren die Hand Ambrosius Franckens d.
J. (um 1590-1632), dem Bruder von Frans Fran-
cken d. J.. Aufgrund der Farbpallette vermutet
Härting eine Fertigstellung um 1645.
Dargestellt ist Salomon unter freiem Himmel
eine weibliche Götzengestalt anbetend, im
Hintergrund ist der Tempelbau zu erkennen.
Links finden sich zwei Frauen mit Kindern, die an
die „Anna Selbdritt“ Fassung Frans Francken d.
J. erinnern.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 10 430 / 15 650)
3046
Gemälde Alter Meister
| 74
3047
TENIERS, DAVID III.
(Antwerpen 1638 - 1685 Brüssel)
Maleratelier mit Putti.
Öl auf Holz.
Unten rechts signiert: David Teniers Junior ft.
22 x 29,7 cm.
Provenienz:
- Auktion Fischer, Luzern, 26.11.2014,
Los 1030.
- Schweizer Privatbesitz.
Das hier angebotene Gemälde ist ein seltenes
Beispiel aus dem Oeuvre David Teniers III., dem
Sohn David Teniers d. J. (1610-1690).
Teniers III. signierte seine Werke oft mit „David
Teniers Junior“, wie das hier angebotene Ge-
mälde belegt.
Dieses Gemälde ist im RKD, Den Haag, als
ein eigenhändiges Werk von David Teniers III.
registriert.
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 090 / 7 830)
3048
KESSEL, JAN VAN D. Ä. (UMKREIS)
(1626 Antwerpen 1679)
Allegorie des Gefühls.
Öl auf Kupfer.
58 x 77,5 cm.
Provenienz:
- Galerie Fischer, Luzern, 1988 (als Jan van
Kessel d. J.).
- Schweizer Privatsammlung.
Die hier angebotene Allegorie des Gefühlssinns,
die durch Elemente des Krieges und der Liebe
symbolisiert wird, basiert auf einer Komposition
von Jan van Kessel d. Ä., die ursprünglich auf
Jan Brueghel d. J. zurückgeht (siehe Ertz, Klaus
/ Nietz-Ertz, Christa: Die Maler Jan van Kessel,
Lingen 2012, Kat. Nr. 688, S. 380 und Ertz, Klaus:
Jan Brueghel d. J., Freren 1984, Kat. Nr. 179, S.
345).
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 350 / 6 090)
3047
3048
| 75
3049*
FRANCKEN, HIERONYMUS D. J.
(ZUGESCHRIEBEN)
(1578 Antwerpen 1623)
Hexenküche.
Öl auf Holz.
49 x 74 cm.
Provenienz:
- Sammlung Voges, Amsterdam.
- Europäische Privatsammlung.
Ausstellung:
De Heksen van Bruegel, Museum Catharijne-
convent, Utrecht, 19.9.2015-31.1.2016 / Musea
Brugge, Sint-Janshospitaal, Brügge, 25.2.-
26.6.2016, Nr. 56.
Literatur:
Vervoort, Renilde: Ausst. Kat. De Heksen van
Bruegel, Brügge 2015, Kat. Nr. 56, S. 79.
Diese detailreiche Hexenküche greift eine
Komposition von Hieronymus Francken d. Ä. auf,
die sich in der Sammlung von Arnold und Seena
Davis, USA, befindet (siehe Butler, D. / Van
Schaack, E. / Yokell, A.: An Eye for the Baroque.
Highlights from the Collection of Arnold and
Seena David, The Picker Art Gallery, Colgate
University, Hamilton, New York, 2003).
Diese in jener Zeit äusserst beliebte Thematik
wurde auch in vergleichbarer Weise von Frans
Francken d. J. in einem Gemälde, das sich heute
in der Eremitage in St. Petersburg befindet,
aufgegriffen.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 21 740 / 30 430)
3049
Gemälde Alter Meister
| 76
3050*
BOSSCHAERT, AMBROSIUS D. J. (UMKREIS)
(Middelburg 1609 - 1645 Utrecht)
Stillleben mit Tulpen und Rosen auf einem Tisch.
Öl auf Holz.
37,3 x 48,8 cm.
Provenienz:
- Sammlung Adi Huber, Hailer, 1980.
- Auktion Dorotheum, Wien, 14.3.1991, Los 82
(als Ambrosius Bosschaert d. J.).
- Europäische Privatsammlung.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 220 / 6 960)
3050
| 77
3051*
FRANCKEN, FRANS D. J. UND FRANCKEN,
HIERONYMUS III.
(1581 Antwerpen 1642)
(1611 Antwerpen nach 1661)
Der Triumphzug des Bacchus.
Öl auf Holz.
Auf der Hinterhand des vorderen Esels mit
Monogramm: IF.
50,2 x 74 cm.
Gutachten: Dr. Ursula Härting, 11.1.2011 (in
Kopie vorhanden).
Provenienz:
- Schweizer Privatbesitz.
- Auktion Koller, Zürich, 26.03.2012, Los 3064.
- Europäische Privatsammlung.
Diesen „Triumphzug des Bacchus“ identifizierte
Dr. Ursula Härting 2011 als eine Zusammenar-
beit des flämischen Kleinfigurenmalers Frans
Francken d. J. und eines Mitarbeiters aus seinem
Atelier (siehe Gutachten). Nach Reinigung ist
die ursprüngliche Farbigkeit dieses Gemäldes
wieder zum Vorschein gekommen und lässt Dr.
Härting nach erneutem Prüfen des Originals
zu dem Entschluss kommen, dass es sich bei
der zweiten Hand um diejenige seines Sohnes
Hieronymus Francken III. handelt.
Das Gemälde greift ein Thema der antiken
Mythologie auf und zeigt Bacchus, den Gott des
Weines, thronend auf einem Triumphwagen, der
von Eseln gezogen wird. Er ist durch Weinlaub
auf seinem Haupt gekennzeichnet und hält
zwischen den stämmigen Beinen ein Füllhorn
mit Trauben und Laub. Um ihn herum finden sich
unzählige Tänzer, Musikanten und berauschte
Begleiter, die in einem triumphalen Zug zum
Rundtempel links oben im Bild ziehen. Alle
Figuren sind all‘antica gekleidet und beschwö-
ren das mythische Goldene Zeitalter herauf,
als man sorglos, glücklich und in Frieden lebte.
Härting macht darauf aufmerksam, dass diese
ausgelassene Sorglosigkeit antiker, vergange-
ner Zeiten durch Zitate aus Werken italienischer
künstlerischer Vorbilder, die zur Zeit Franckens
als klassische Grossmeister galten, suggeriert
werden soll. Dazu gehören die beiden jungen
Frauen in leichter Bekleidung zu beiden Seiten
der Komposition, die aus Raffaels Göttermahl
der römischen Villa Farnesina (1517-18) stam-
men, sowie diverse Motive aus Druckgraphiken
Andrea Mantegnas (1431-1506), darunter der
trunkene Putto an der Kufe oder die beiden
Elefanten nach Mantegnas Triumph des Cäsar.
Eindeutig erkennt Härting in dem Schellentän-
zer, den beiden vorderen Putti, sowie in weiteren
Figuren im Vordergrund, bei welchen die feinen
Lasuren in den Gewändern zu sehen sind, die
Hand Frans Francken II., der in Antwerpen zur
Rubenszeit ein grosses Atelier führte.
Das Monogramm ist laut Härting nicht eindeutig
zu identifizieren. Möglicherweise zeigt sich
in den Vasen zur Rechten eine bislang nicht
eindeutig identifizierte dritte Hand, von welcher
das Monogramm stammen könnte.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 21 740 / 30 430)
3051
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Koller Gemalde Alter Meister Auktion September 2018

  • 1. Auktion: 28. September 2018 GEMÄLDE ALTER MEISTER
  • 2.
  • 3. Gemälde Alter Meister Lot 3001 - 3093 Auktion: Freitag, 28. September 2018, 14.00 Uhr Vorbesichtigung: Mittwoch, 19. bis Sonntag 23. September 2018 Bearbeitung: English descriptions are available on our website: www.kollerauctions.com Karoline Weser Tel. +41 44 445 63 35 weser@kollerauktionen.ch Stéphanie Egli Tel. +41 44 445 63 32 egli@kollerauktionen.ch Sabrina Hagel Tel. +41 44 445 63 31 hagel@kollerauktionen.ch Hannah Wepler Tel. +41 44 445 63 62 wepler@kollerauktionen.ch
  • 4. Gemälde Alter Meister | 2 3001 MEISTER VON LIESBORN (WERKSTATT) (um 1430/40 Soest/Westfalen um 1500) Fragment eines Altars: Heilige Agnes. Öl auf Holz. 25 x 16,7 cm. Gutachten: - Max Friedländer, 2.11.1935. - Ludwig Meyer, 17.3.2011. Provenienz: - Kunsthandel M. Schulthess, Basel, 1935. - Bei obigem erworben, Schweizer Privatsamm- lung. - Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Schweizer Privatsammlung. Die hier angebotene Tafel ist stilistisch mit dem Meister von Liesborn in Verbindung zu bringen, der seinen Notnamen im Zusammenhang des Hochaltars im Chorraum der Klosterkirche von Liesborn erhielt. Dieser Altar wurde im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts geteilt. Einige Fragmente gingen in die Samm- lung Krüger in Minden über, weitere Teile in die Sammlung der National Gallery in London (Inv. Nr. NG 256-260 und NG 2154) und ins Landes- museum in Münster. Aufgrund des Ausmasses und der Qualität des Altars von Liesborn ist davon auszugehen, dass der Meister eine bedeutende westfälische Malerwerkstatt unterhielt. Max Friedländer und Ludwig Meyer vermuten, dass das hier angebotene Fragment aus dem Hochaltar der Klosterkirche in Liesborn stammt, wovon auch Dr. Bernd Konrad überzeugt ist. Dr. Stephan Kemperdick geht ebenfalls davon aus, dass das hier angebotene Fragment vom Meister von Liesborn beziehungsweise einem Künstler seines engsten Umfelds stammt, wohl aber nicht Teil des Liesborner Hochaltars war, sondern aufgrund der Mauergestaltung im Hin- tergrund einer Darstellung der Jungfrau Maria im Kreise von Jungfrauen (virgo inter virgines) in der Kirche von Lippstadt, unweit von Liesborn, angehörte, von der die National Gallery in Lon- don um 1854 einige Fragmente erworben hat. Zwei davon, Dorothea und Margareta, befinden sich heute noch in der National Gallery (Inv. Nr. NG2152 und NG2153). CHF 8 000 / 12 000 (€ 6 960 / 10 430)
  • 5.
  • 6. | 4 Gemälde Alter Meister 3002 FLORENZ, UM 1440 (MALER AUS DEM MALERKOLLEKTIV DER FRESKEN DES CHIOSTRO DEGLI ARANCI DER BADIA FIORENTINA ?) Madonna im Rosenhag. Tempera auf Holz. 43 x 40,7 cm. Provenienz: Schweizer Privatsammlung. Dieses reizvolle Madonnenbild offenbart uns einen Blick in ein intimes himmlisches Stelldi- chein. Ganz an den Bildvordergrund gerückt und so in ihrer plastischen Wirkung verstärkt, sitzt die in stiller Meditation verträumt wirkende Mut- tergottes mit ihrem Kind am Boden auf einem roten Kissen (Madonna dell’Umiltà). Vier Engel halten einen Baldachin, durch den die darunter sitzende göttliche Zweiheit in ihrer himmlischen Hoheit überhöht ist. Als besonderes Merkmal dieser Tafel ist die Verwendung von Nadelholz hervorzuheben. Der Restaurator Dr. Christian Heydrich (Basel), der das Bild eingehend geprüft hat, attestiert dem Bild einen guten Erhaltungszustand und führt aus, dass Nadelhölzer in der toskanischen Kunst seit dem 13. Jahrhundert vom Maestro della Maddalena (um 1265/1290) bis hin zu Raphael (1483 - 1520) vereinzelt immer wieder als Bildträger dienten. Hinsichtlich der Autorschaft ging Federico Zeri von einem Künstler in der Nachfolge von Piero della Francesca (um 1412 - um 1492; Scheda 17936) aus. Prof. Gaudenz Freuler vermutet hin- gegen eher einen Maler, der der florentinischen Bildtradition gegen Ende des 4. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts verbunden war. Er zieht Paral- lelen mit der einst Fra Angelico (um 1395/1400 - 1455) selbst zugeschriebenen, heute aber mehrheitlich dessen Weggefährten, Benozzo Gozzoli (um 1421/1424 - 1497), zugewiesenen Madonnenbildes der ehemaligen Sammlung Cook in der National Gallery in London. Besonders bemerkenswert ist auch die Pose des Christusknaben bei unserer Tafel, die von der klassischen Antike inspiriert, den berühmten Spinario aufzugreifen scheint. Für Freuler ist die hier angebotene Tafel im Zusammenhang des Malerkollektivs aus dem engeren Umkreis des Fra Angelico zu verstehen, das 1436-39 den Freskenzyklus mit Szenen des Benedikt im Chiostro degli Aranci (Kreuzgang der Orangen- bäume) der Abteikirche Badia Fiorentina gemalt hat. Die Autorschaft dieser Fresken ist nicht eindeutig geklärt ebenso wie auch die Hände- scheidung innerhalb des in diesem Projekt invol- vierten Malerkollektives. Die einzige gesicherte Tatsache ist, dass der in Florenz tätige, aus Portugal stammende Maler Giovanni di Consal- vo (um 1436/1439) in dieses Projekt involviert gewesen sein muss, wofür er Bezahlungen in Empfang genommen hatte. Lange glaubte man die Fresken eben diesem Portugiesen zuweisen zu können. Eine ausgewogene Analyse zu diesem Freskenzyklus bot unlängst Laurence B. Kanter in seinem Beitrag anlässlich der Fra An- gelico Ausstellung im Metropolitan Museum in New York (Fra Angelico, New York, 2005, S. 291 ff.). Darin machte der Autor geltend, dass das künstlerische Konzept für die einzelnen Szenen - zumindest für die Szene vom Wunder des vergifteten Brotes, sowie für das Wunder des vergifteten Weins auf Fra Angelico zurückgeht, die Ausführung jedoch meist Zanobi Strozzi (1412 - 1468/1486) überlassen wurde. Einen dritten Meister im Bunde sah er im Freskant der beiden Totila Szenen, für die er Giovanni di Consalvo geltend machte und für den er das Werk des sogenannten Meisters der Predella Shearman postulierte. Gaudenz Freuler stellt zur Diskussion, dass Consalvo partiell ins Projekt eingebunden war und für einzelne Bereiche verantwortlich war, so beispielsweise für den in schönster Lichtmalerei konzipierte Kopf des Placidus, der von Maurus vor dem Ertrinken gerettet wird (Abb. 1). Dieser ist in den Augenpartien stilistisch sehr mit unse- rem Christusknaben zu vergleichen. Die stilistischen Bezüge zu verschiedenen Be- reichen der Fresken im Chiostro degli Aranci und ein gewisser künstlerischer Zusammenhang in der Gesichtsbildung zu einem weiteren floren- tinischen Exponenten aus dem Umkreis des Fra Angelico, zu Andrea di Giusto (um 1400 - 1450), binden diese Tafel an die florentinische Malerei des vierten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts. Es ist dies auch der Moment, als der junge Piero della Francesca (um 1412 - um 1492) in Florenz weilte und sich dort an den neuesten im Um- kreis des Fra Angelico und Domenico Veneziano (um 1410 - um 1461) vorgetragenen künstleri- schen Strömungen orientierte. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag. CHF 30 000 / 50 000 (€ 26 090 / 43 480) Abb. 1
  • 7. | 5
  • 8. Gemälde Alter MeisterGemälde Alter Meister 3003 MEISTER DER MADONNA LAZZARONI (tätig in Florenz um 1370-1400) Madonna dell‘Umiltà. Um 1375. Tempera und Goldgrund auf Holz. 90,5 x 50,5 cm. Provenienz: - Sammlung Sangiorgi, Rom. - Sammlung Achillita Chiesa, Mailand. - American Art Association, New York, 16.4.1926, Nr. 26 (als Lorenzo di Niccolo di Pietro Gerini). - Schweizer Privatsammlung. Literatur: - Weitzner, Julius H.: A Selection of Paintings, New York 1936, Kat. Nr. 2. - Offner, R.: A Corpus of Florentine Paintings, Sec. IV, Bd. IV (als Master of the two Ma- donnas). - Margueritte, Guillaume: Catalogue Raisonné du Musée des Beaux-Arts de Dijon. Peintures Italiennes, Dijon 1980, Kat. Nr. 74, S. 48. - Boskovits, Miklós: Pittura fiorentina alla vigilia del Rinascimento 1370-1400, Florenz 1975, S. 239, Anm. 169. Die vorliegende Tafel kann der Werkgruppe eines im letzten Drittel des 14.Jahrhunderts in und um Florenz tätigen Malers, des soge- nannten „Meisters der Madonna Lazzaroni“, zugewiesen werden. Dabei handelt es sich um einen in Florenz im Umfeld des Jacopo di Cione (um 1375) geschulten Meister, um den Richard Offner erstmals eine Werkgruppe unter dem Namen „Master of the two Madonnas“ zusam- mengestellt hat. Klara Steinweg hat diesen Namen später geändert und ihn nach dem Vor- besitzer zweier Madonnen dieser Werkgruppe, Lazzaroni, in „Master of the Madonna Lazzaro- ni“, umbenannt. Das Oeuvre wurde in den folgenden Jahren von Miklòs Boskovits (1975) erweitert, der diesem Meister weitere Werke zuordnen konnte. Wie ein Vergleich mit den beiden namengebenden, stilistisch weitgehend analogen Madonnen aus der Sammlung Lazzaroni sowie eine weitere Madonna aus dem Musée des Beaux Arts in Dijon (Inv. NR. D. 11) leicht erkennen lässt, muss sich unser Maler in Florenz, am Umkreis des Andrea di Cione (1320 - 1368), genannt Orcag- na, und seinen Brüdern orientiert haben. Dort hat er wohl seine früheste Ausbildung genossen und wurde angeregt, seine Bilder durch eine mit brillanter Sticheltechnik ausgeführte Ornamen- tik im Goldgrund anzureichern. Dies lässt sich insbesondere in den orange- farbenen Stoffen mit prächtigen Goldmustern nachvollziehen. In Anlehnung an Muster, wie sie beispielsweise bei Nardo di Ciones (um 1320 - um 1365) Tafeln mit Johannes d. Täufer, Johan- nes d. Evangelisten und dem Apostel Jakobus in Gemälde Alter Meister | 6 der National Gallery in London vergleichbar zu erkennen sind (Inv. Nr. NG 581), finden sich hier Tauben ähnliche Vögel und flüchtende Hasen, gleich einem Vexierbild in das Rankennetz eingefügt. Dieser Zugriff auf Muster aus der Orcag- na-Werkstatt sowie Stilvereinfachungen wie sie im Werk des Giovanni del Biondo (um 1330 - 1398) der 1370er Jahre erkennbar sind, weisen darauf hin, dass unsere Tafel in die früheren Schaffensjahre des „Meisters der Lazzaroni Madonna“, und somit in die Zeit um 1375 fallen dürfte. In den nachfolgenden Jahren wandte er sich vermehrt Malern wie Andrea di Bonaiu- to (um 1350-1379) und besonders Cenni di Francesco (um 1350 - 1414) zu. Mit letzterem malte er später die 1395 datierten Fresken mit den um die Madonna gescharten Figuren der Kardinaltugenden und theologischen Tugenden im Palazzo Comunale in San Miniato bei Pisa. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag. CHF 80 000 / 120 000 (€ 69 570 / 104 350)
  • 9.
  • 10. Gemälde Alter Meister | 8 3004* MEISTER MIT DEM PAPAGEI (UMKREIS) (tätig in Antwerpen um 1520-1530) Maria mit Kind. Öl auf Holz. 37,5 x 26,5 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. CHF 16 000 / 20 000 (€ 13 910 / 17 390) 3005* UMBRIEN, FRÜHES 16. JAHRHUNDERT Maria mit Kind im Himmelskreis. Öl und Goldgrund auf Holz. 43,5 x 34 cm. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Diese innige Darstellung der Maria mit dem Christuskind weist deutlich den Einfluss Peru- ginos (um 1445 - 1523) und Pinturicchios (um 1452 - 1513) auf, und zeigt bereits fortgeschrit- tene Tendenzen der frühen florentinischen Manieristen, wie etwa Sfumato-Aspekte in der Modellierung, die an Andrea Del Sarto (1486 - 1530) erinnern. CHF 15 000 / 25 000 (€ 13 040 / 21 740) 3004
  • 11. 3005
  • 12. Gemälde Alter MeisterGemälde Alter Meister | 10 3006 WIEN, UM 1435/40 Christus am Ölberg. Öl und Goldgrund auf Holz. 20 x 18 cm. Provenienz: - Auktion Christie, Manson Woods, 30.3.1979, Los 29 (als School of Lower Saxony, c. 1420). - Schweizer Privatsammlung. Ausstellung: Wien 1450. Der Meister von Schloss Lich- tenstein und seine Zeit, Belvedere, Wien, 8.11.2013.-23.1.2014, Nr. 22. Literatur: - Oberhaidacher, Jörg: Die Wiener Tafelmalerei der Gotik um 1400. Werkgruppen, Maler, Stile, Wien 2012, S. 252, 358, Kat. Nr. 33, Abb. 276. - Ausst. Kat. Wien 1450. Der Meister von Schloss Lichtenstein und seine Zeit, Belvede- re, Wien, 8.11.2013.-23.1.2014, Wien 2013, S. 223, Nr. 22. Diese Tafel, die einst der privaten Andacht diente, zeigt Christus im Garten Gethsemane vor seinem Leidensweg, welcher durch den goldenen Kelch vor ihm sowie dem von einem Engel dargebotenen Kreuz angekündigt wird. Die drei Jünger sitzen schlafend hinter dem knienden Jesus. Der Hintergrund dieser Szene, die auf spät- gotischen Retabeln häufig den Passionszyklus eröffnet, wurde auf dieser Tafel auf einen Weidezaun reduziert, hinter dem ein Hügel sowie zwei Bäume zu sehen sind. Der Fokus wird derart auf den betenden Christus gelenkt, mit dem sich der fromme Betrachter in seinem Gebet identifizieren kann, wobei er, von den drei schlafenden Jüngern unbeobachtet, sein Gewissen prüfen kann. Die kompositorische Umsetzung der hier vom Passionszyklus isolierten Ölbergszene ent- spricht im Wesentlichen der im 15. Jahrhundert verbreiteten ikonografischen Formel der Wiener Malerei. Jörg Oberhaidacher publizierte die Tafel im Jahre 2012 erstmals. Er datierte sie auf die erste Hälfte der 1430er-Jahre und schlug die Autorschaft des Meisters des Andreasaltars (um 1420) vor. CHF 30 000 / 50 000 (€ 26 090 / 43 480)
  • 13. | 11
  • 14. Gemälde Alter Meister | 12 3007 BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI (Empoli 1393 - 1451 Florenz) Thronende Madonna Lactans. Um 1420. Tempera und Goldgrund auf Holz. 138,3 x 53,3 cm. Provenienz: - Sammlung F. von Lenbach, München. - Schweizer Privatsammlung. Literatur: - Boskovits, Miklòs: Un’ Adorazione dei Magi e gli inizi dell’Angelico, Bern 1976, S. 38 und S. 37, Abb. 24 b. - Skerl Del Conte, Serena: Una tesi di laurea su “il Maestro del 1419 e Paolo Uccello”, in: Arte a Friuli e Trieste 3, 1979, S. 175-181. - Kanter, Laurence B.: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in : Arte Cristi- ana 90, Nr. 812, 2002, S. 329. - Boskovits, Miklòs: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, Nr. 812, 2002, S. 334. Die vorliegende Tafel, die das zentrale Element eines grösseren Altarwerks darstellt, zeigt die thronende Muttergottes mit dem säugenden Kind, die Madonna lactans. Ein mit Pfauen- und Rankenmuster reich deko- riertes Tuch findet sich über ihren imposanten Thron geschlagen, der sich über den perspek- tivisch angeordneten Bodenfliessen auftürmt, und farblich das Blau ihres Mantels kontrastiert. Wenngleich die elegante, spätgotische Form- sprache noch jener von Malern wie Lorenzo Mo- naco (um 1365/1370 - um 1424) oder Gherardo Starnina (um 1354/1360 - um 1413) verpflich- tet ist, sind hier unverkennbar bereits gestal- terische Aspekte der neuen Frührenaissance auszumachen. So etwa die zentralperspekti- vischen, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen oder die auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne, wie sie Masaccio (1401 - 1428) und Fra Angelico (um 1395 - 1455) etwa zur gleichen Zeit erprob- ten. Die in Aufsicht gezeigte Thronarchitektur, die sich räumlich erst durch die erwähnten, auf einen Fluchtpunkt zulaufenden Bodenfliessen artikuliert, sind künstlerische Prinzipien, die auf Fra Angelicos frühen Altar von San Domenico in Fiesole (ca. 1419-21) und Masaccios San Giovenale Altarwerk von ca. 1422 in Cascia di Reggello hinweisen. Damit hat sich der Künstler von Lorenzo Mona- cos Spätgotik verabschiedet und strebte eine wohl durch die Skulpturen Lorenzo Ghibertis (um 1378 - 1455) und des jungen Donatello (um 1386 - 1466) angeregte klassischere, monu- mentale Grösse an. Zweifellos ist die vorliegen- de Madonna vom gleichen Maler ausgeführt, der einige Jahre zuvor die 1419 datierte Tafel (Cleveland Museum of Art, Inv. Nr. 54.834) und ihre beiden Seitentafeln mit Heiligen gemalt hatte. Diese wurde für den Luccheser Patrizier Domenico Giugni für Santa Maria a Latera geschaffen. Diese datierte Madonna war Aus- gangspunkt, um ihrem damals noch nicht iden- tifizierten Schöpfer ein mehr oder minder stilis- tisch kohärentes Oeuvre zusammenzustellen, das zunächst ein Dutzend Gemälde umfasste. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit dem in Empoli geborenen, aber in Florenz tätigen Maler Battista di Biagio Sanguini durch Laurence B Kanter (Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristi- ana 90, Nr. 812, 2002, S. 321-331, L.B Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst. Kat. Fra Angelico. New York 2005, S. 227 ff.), wurde das Oeuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 (Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; M. Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, no. 812, 2002, S. 332-340) geführt. Die Identifikation des Meisters von 1419 mit Sanguigni rückte den Künstler dieser Werkgrup- pe in ein neues Licht, nämlich in jenes des Fra Angelico und Zanobi Strozzi (1412 - 1468), mit denen er zeitlebens, mindestens seit 1417 nicht nur ein enges privates Verhältnis pflegte. Für letzteren agierte er als Tutor. Sanguignis Ver- bindung mit den genannten beiden Künstlern konkretisierte sich durch ein wiederholtes Zu- sammenwirken in der Domäne der Buchmalerei, welche die genannten Maler und Buchmaler für die Illuminierung verschiedener bedeutender Manuskripte zusammenführte. Wenngleich die Chronologie von Battista di Biagio Sanguigni’s Oeuvre bislang nur im Ansatz geklärt werden konnte, so ist davon auszuge- hen, dass sich unsere Madonna zwischen die datierte Madonna in Cleveland von 1419 und den dem Heiligen Julian gewidmeten Altar im Museo Civico in San Gimignano ca. 1425 fügt, und folglich um 1420 entstanden ist. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag. CHF 50 000 / 70 000 (€ 43 480 / 60 870)
  • 15.
  • 16. Gemälde Alter Meister | 14 3008* COFFERMANS, MARCELLUS (UMKREIS) (1520 Antwerpen 1578) Maria und Kind. Öl auf Holz. 13,3 x 10,5 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 040 / 17 390) 3008
  • 17. | 15 3009 BRÜGGE, UM 1550 Triptychon mit der Krönung Mariens auf der Mondsichel, dem heiligen Franziskus und dem heiligen Ignatius. Aussenflügel: Verkündigung. Öl auf Holz. 79,5 x 60,5 cm (geschlossen). 79,5 x 120,5 cm (geöffnet). Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Die Komposition der Mitteltafel geht auf eine Vorlage von Hugo Van der Goes (1440-1482) zurück, die auch von Ambrosius Benson (1495- 1550) wiederholt wurde. Der rechte Innenflügel erhielt im 17. Jahrhundert einige Veränderun- gen. So wurde die Figur des knienden, wohl jesuitischen Stifters, in den heiligen Ignatius angepasst, der 1622 heiliggesprochen worden war. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 090 / 8 700) 3009 3009
  • 18. Gemälde Alter Meister 3010 FLORENTINISCHER MEISTER DES 14. JAHRHUNDERTS Kreuzigung Christi. Tempera auf Holz. 32,3 x 11,8 cm. Provenienz: - Sammlung Giorgio Augusto Wallis, Florenz, vor 1895. - Auktion J. M. Heberle (H. Lempertz), Berlin, 24.5.1895, Los 28. - Seit mindestens 1953 im heutigen schweizeri- schen Familienbesitz. Literatur: Katalog der ausgewählten und reichhaltigen Gemälde-Galerie aus dem Nachlasse des zu Florenz verstorbenen Giorgio Augusto Wallis. Auktion J. M. Heberle (H. Lempertz), Berlin, 24. Mai 1895, 1895, S. 4, Los Nr. 28. Das über ein Jahrhundert verborgen gebliebene Täfelchen - vermutlich zugehörend zum rech- ten Flügel eines Flügelaltars zur Privatandacht – figuriert in der Fototeca Federico Zeri (Scheda 7713) unter Zuschreibung an den sogenannten Maestro della Crocefissione di Cristo nel Cam- posanto als pisanische Arbeit um 1330-1350. Das namengebende Fresko im Camposanto gilt heute mehrheitlich als Arbeit des Francesco Traini (1321 - 1365). Insbesondere der imposante Christus am Kreuz liefert die Grundlage für die kunsthistorische Einschätzung des hier angebotenen Werks. Die monumentale Konzeption seines nach vorne überhängenden Körpers, die so als eine spätere Besinnung auf Giottos (um 1270 - 1337) Santa Maria Novella Croce Dipinta erscheint, sowie die wunderbar fein ausgeführte Modellierung des treffend artikulierten Chris- tuskörpers – besonders schön das transparente Lendentuch, das mehr offenbart als verhüllt - weisen auf eine Autorschaft der grossen floren- tinischen Malergeneration der ersten Trecento Hälfte um Bernardo Daddi (um 1295 - um 1348) und den Meister von S. Martino alla Palma (um 1334-1366) hin. Selbst der narrative Aspekt in der Schilde- rung unserer Kreuzigung präsentiert sich als Kurzform von Bilderfindungen, wie sie Giotto für | 16 seine Kreuzigungsbilder um ca. 1315 formuliert hatte, etwa jene in der Staatlichen Gemälde Sammlung in Berlin (Inv. Nr. 1074 A) und im Musée des Beaux-Arts in Strassburg. Dies bestärkt den Eindruck, dass für vorliegendes Kreuzigungsbildchen ein florentinischer Maler der Giotto Nachfolge am Werk war. Andere graphische Details in unserem Bild, wie beispielsweise die sorgfältig stilisierten Haar- wellen des Christus, lassen eine Autorschaft vermuten, die womöglich auch im Bereich der Buchmalerei tätig gewesen sein könnte. Die Er- zählfreude, wie sie uns im unteren Bereich der expressiv anmutenden (und deshalb emilianisch wirkenden) Figuren zutage tritt, steht den Wer- ken Bernardo Daddis und jenen seiner späteren Zeitgenossen nahe. CHF 150 000 / 250 000 (€ 130 430 / 217 390)
  • 19.
  • 20. Gemälde Alter Meister | 18 3011* CLEVE, JOOS VAN (WERKSTATT) (um 1485 Antwerpen 1540) Christus und Johannes als Kinder, sich umarmend. Öl auf Holz. 28 x 39,5 cm. Provenienz: Privatsammlung, Deutschland. Diese Darstellung von „Christus und Johannes als sich umarmende Knaben” entstand in der Werkstatt des Antwerpener Malers Joos van Cleve. Das Motiv geht auf eine Idee Leonardo da Vincis (1452-1519) zurück und ist uns durch eine Zeichnung aus dessen Werkstatt überliefert, die sich heute in der Royal Collection des Windsor Castels befindet (Ausst. Kat. Joos van Cleve. Leonardo des Nordens, hrsg. von Peter van den Brink (u.a.), Suermondt-Ludwig Museum, Aachen, 2011, Nr. 94, S. 120). Gemäss Dr. John Hand dürfte Leonardo den zeichnerischen Ori- ginalentwurf des Motivs im Zusammenhang mit der Felsengrottenmadonna, heute im Musée du Louvre in Paris, an der er um 1490 in Mailand arbeitete, angefertigt haben (Hand, John: Joos van Cleve. The complete Paintings, New Haven/ London 2004, Nr. 84.8, S. 166). Im Sammlungsinventar der Margarete von Österreich (1480-1530), Statthalterin der habsburgischen Niederlande, wird ein Gemälde mit demselben Motiv von Leonardos Schüler Marco d’Oggiono (1475-1530), heute in der Royal Collection in London, erwähnt, das Joos van Cleve wohl als Vorlage diente (Ewing, Dan: Joos van Cleve und Leonardo. Italienische Kunst in niederländischer Übersetzung, in: Joos van Cleve. Leonardo des Nordens, 2011, Abb. 96, S. 120, Kat. Nr. 38, S. 121). Von diesem Motiv existieren zwei unterschied- liche Varianten im Oeuvre von Cleve, wie dies Micha Leeflang in ihrer kürzlich erschienenen Publikation aufführt (Leeflang, Micha: Joos van Cleve. A Sixteenth-Century Antwerp Artist and his Workshop, Turnhout 2015, S. 170-171). Die erste, als Hochformat angelegte Komposition, zeigt die beiden Knaben im Vordergrund vor ei- ner weiten Landschaft mit grosser Detailvielfalt und elaboriertem Rahmenbeiwerk, vergleich- bar mit dem unter Beteiligung der Werkstatt entstandene Werk, das im September 2012 bei Koller für CHF 1 067 000 verkauft wurde. Bei der zweiten kleineren sowie querformatigen Version finden sich die beiden Kinder in einem Raum mit roter Vorhangdrapierung und Kissen, entsprechend dem hier angebotenen Beispiel. Von diesem zweiten Typus sind zwei eigenhän- dige Versionen bekannt, die sich im Museo di Capodimonte in Neapel und in der Akademie der bildenden Künste in Wien befinden (Hand 2004, ebd., Kat. Nr. 80 und 80.1). Das Sujet erfreute sich in den Niederlanden des 16. Jahrhunderts grosser Beliebtheit, worauf die Anzahl der Versionen schliessen lässt. Das hier angebotene Gemälde zeichnet sich durch eine besondere Virtuosität in der Wieder- gabe des Inkarnats und der unterschiedlichen Stofflichkeit aus, und dürfte von einem sehr versierten Künstler im Umfeld von Joos van Cleve stammen. Dr. John Hand geht von einem Künstler in der Werkstatt des Meisters aus, während Dr. Micha Leeflang eine Entstehung um 1540-60 in der unmittelbaren Nachfolge Joos van Cleves in den südlichen Niederlanden, wohl in Antwerpen vermutet. Wir danken Dr. John Hand und Dr. Micha Lee- flang für ihre Hilfe bei der Katalogisierung dieser Arbeit anhand einer Fotografie. CHF 15 000 / 25 000 (€ 13 040 / 21 740) 3011
  • 21. | 19 3012* FRANKREICH, UM 1550 Das Urteil des Paris. Öl auf Holz. 67,6 x 75,6 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Ausstellung: Raffaelo. Il sole delle arti, Venaria Reale, Turin, 26.9.2015-24.11.2016, Nr. 108 (als Werkstatt Battista Dossi / Ferraresische Schule). Literatur: Ausst. Kat. Raffaelo. Il sole delle arti, Venaria Reale, Turin, 26.9.2015-24.11.2016, Mailand 2015, Kat. Nr. 108, S. 305. Stilistisch wurde die Tafel bis zuletzt der Werkstatt Battista Dossis (um 1500 - 1548) zugeschrieben. Eine erneute Betrachtung des Werkes, legt aufgrund der Verwendung von Ei- chenholz als Bildträger sowie der künstlerischen Umsetzung die Vermutung nahe, dass diese Arbeit in Frankreich um 1550 geschaffen wurde. Sie belegt die Beliebtheit der Komposition auch über die Grenzen Italiens hinaus. CHF 15 000 / 25 000 (€ 13 040 / 21 740) Die hier angebotene Tafel wurde 2016 im Rah- men der Ausstellung Raffaelo. Il sole delle arti in der Venaria Reale gezeigt. In kompositorischer Anlehnung an den berühmten Stich von Mar- cantonio Raimondi (ca. 1480 - 1534, Il giudizio di Paride, 29,5 x 44,3 cm, Graphische Samm- lung, Uffizien, Florenz, Inv. Nr. 346 st. sc.), der bekanntermassen auf jene verlorene Bildfin- dung Raffaels zurückzuführen ist, die weltweite Verbreitung fand und zahlreiche Generationen von Künstlern beeinflusste, zeigt diese Tafel das Urteil des Paris. 3012
  • 22. Gemälde Alter Meister | 20 3013* BENSON, WILLEM (Brügge 1521/22 - vor 1574 Middelburg) Maria mit dem Kind. Öl auf Holz. 66 x 49,4 cm. Mit einer dendrochonologischen Analyse von Prof. Dr. Peter Klein, 12.7.2018, wonach von einer Entstehung des Gemäldes ab 1555 aus- zugehen ist. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Bei diesem Gemälde von Willem (Guillaume) Benson handelt es sich um ein herausragendes Beispiel für jene Art von sehr intimen Andachts- bildern, die insbesondere im einstigen Zentrum der flämischen Kunst, in Brügge, entstanden und darüber hinaus um eine wunderbare Erweiterung des Oeuvres von Benson, von dem bislang noch wenig bekannt ist. Zwar wird der Künstler bereits in Dokumenten des 16. Jahrhunderts nachweislich erwähnt, doch konnten diese Einträge lange mit keinem der heute bekannten Bilder in Verbindung gebracht werden. Erst George Marlier gelang es 1957 in seiner Monographie zum Werk Ambro- sius Bensons auch das Oeuvre dessen Sohnes Willem zu rekonstruieren. Ausgangspunkt war ein Gemälde, das sich in der Royal Collection im Hampton Court Palace in London befindet (Nativity, 1574, Öl auf Holz, 35,8 x 28,9 cm, Inv. Nr. RCIN 405785) und mit GB monogrammiert ist. Diesem Gemälde stellte man 1998 in der Ausstellung „Brugge en de Renaissance“ im Memling Museum in Brügge eine Madonna mit Kind gegenüber, die man später als eigenhändiges Werk Willem Bensons festschreiben konnte, und die der hier angebotenen Tafel stilistisch stark ähnelt (The Virgin and Child, 95 x 63,9 cm, Öl auf Holz, Privatbesitz, zuletzt versteigert bei Sotheby´s, London, Old Masters and British Paintings Sale, 3.12.2014, Los 24). Die hier offerierte Madonna fügt sich folglich überzeugend in Willem Bensons Werk ein, wobei sie nicht nur aufgrund ihrer herausragenden Qualität und ihrem wunderbaren Erhaltungs- zustand eine wertvolle Erweiterung seines Oeuvres darstellt. Auch die zarte Intimität, mit der Mutter und Kind dargestellt sind, lässt dieses Bild für den Betrachter aussergewöhnlich attraktiv werden. CHF 200 000 / 300 000 (€ 173 900 / 260 900)
  • 23. 3013
  • 24. Gemälde Alter Meister | 22 3014* BRÜSSEL, UM 1530-35 Die Beweinung Christi. Öl auf Holz. 161,5 x 94 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Diese Darstellung der Kreuzigung Christi stellt die Haupttafel eines Triptychons dar, das um 1530 entstanden ist. Es folgt einem weit verbreiteten, bereits im Mittelalter kanonisch gewordenen Kompositionsschema: Im Bild- zentrum sieht man Christus am Kreuz, flankiert vom guten Schächer zu seiner Rechten und dem bösen Schächer zu seiner Linken. Am Fuße des Kreuzes lagert die Gruppe der Trauernden mit der zusammengesunkenen Muttergottes und dem Hl. Johannes, den rechten Bildrand schließen zwei Soldaten ab. Der Hintergrund öffnet sich zu einer weiten Landschaft, die von einer grossen Stadt dominiert wird. Flandern erfuhr zu Beginn des 16. Jahrhun- derts eine grosse Nachfrage nach derartigen Altargemälden. Die Produktion in Werkstätten, wie der von Joos van Cleve (1485-1541), war effizient und zugleich variabel: So konnten die Seitenflügel solcher Altäre weitere Szenen aus der Passion, etwa die Grablegung, aber auch die Stifter des Altars darstellen. Dieses Altargemälde bedient sich zahlreicher Bildvorlagen des 15. Jahrhunderts, etwa aus dem Leben des Hl. Johannes, greift aber auch zeitgenössische Figurenerfindungen auf, wie bei dem sich abwendenden Soldaten, der aus einer Kreuzigungsszene Joos van Cleves bekannt ist (National Museum of Western Art, Tokyo, Inv. Nr. P.1976-0003). Peter van den Brink, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung danken, sieht hier eine stilis- tische Nähe zum Umkreis des Brüsseler Malers Bernard van Orely (1487-1541), während ihn die Darstellung des Christus an Quentin Massys (1466-1530) und die der Engel an Jan de Beer (1475-1528) erinnern. CHF 40 000 / 60 000 (€ 34 780 / 52 170)
  • 25.
  • 26. Gemälde Alter Meister | 24 3015* BOSCH, HIERONYMUS (NACHFOLGER UM 1550) (um 1450 s‘Hertogenbosch 1516) Nächtliche Landschaft mit der Versuchung des Hl. Antonius. Öl auf Holz. Mit Eule auf dem Helm rechts als Signatur (siehe Text unten). 45 x 57 cm. Provenienz: - Auktion Palais des Congrès (Martin), Versailles, 20.5.1979, Los 29 (zugeschrieben an Pieter Brueghel d. J.). - Auktion Hotel Drouot (Blanchet, Joron-Derem und Daguerre), Paris, 21.3.2001, Los 17. - Galerie Gilbert Molle, Lyon. - Bei obiger Galerie erworben, Privatsammlung Lyon. - Durch Erbfolge an heutige Besitzer, Privat- sammlung Lyon. Mit einem ausführlichen Gutachten von Dr. Jaco Rutgers als eigenhändiges Werk von Herri mit de Bles (Dinant um 1510 - u, 1566 Antwerpen/ Ferrara). Diese phantastische Landschaft zeigt die Versuchung des Heiligen Antonius im Stile von Hieronymus Bosch (1450-1516). Es handelt sich bei dieser detailreichen Dar- stellung des Heiligen Antonius, umgeben von Duzenden dämonischen Kreaturen, surrealen Gebäuden und phantastischen Felsenforma- tionen im Hintergrund, die durch das Feuer einer entbrannten Kirche beleuchtet werden, um ein besonders qualitätsvolles Beispiel der flämischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Der Heilige Antonius, der als Begründer des christlichen Mönchtums gilt, wurde während seines langen Wüstenaufenthalts immer wieder von quälenden Visionen heimgesucht, die ihn von seinem asketischen Leben abbringen woll- ten. Somit waren Antonius und seine phantasti- schen Visionen ein beliebtes Thema in der mit- telalterlichen Buchmalerei und im Buchdruck, das ab 1500 durch Hieronymus Bosch und seine Nachfolger Einzug in die Malerei fand. Dabei ist diese frühe Darstellung einer nächt- lichen Szene eine ikonographische Seltenheit. Denn im Gegensatz zu unserem Gemälde, wurde das Thema innerhalb der flämischen Ma- lerei des 16. Jahrhunderts meist bei Tageslicht gezeigt. Die Darstellung bei Nacht ermöglichte es dem Künstler hier, der bereits durch die vielen Kreaturen belebten Szenerie eine verstärkte Dramatik zu verleihen. Der Kanon, die Versu- chung des Hl. Antonius bei Nacht oder in einem dunklen Grotteninterieur darzustellen, setzte sich erst im 17. Jahrhundert durch, wie bei- spielsweise bei Frans Francken d. J. (1581-1642) oder David Teniers d. J. (1610-1690). Stilistisch wie auch kompositorisch reiht sich dieses hier angebotene Gemälde in die Gruppe der nördlichen Manieristen ein, die von den Ma- lern Herri met de Bles (1510-1566), Jan Mandyn (1500-1560), Pieter Huys (1519-1584) und Jan Wellens de Cock (1475-1527) begründet wurde, und die die Tradition der phantastischen Malerei Hieronymus Boschs fortführten. Vermutlich wurden die Figuren in unserem Gemälde von einem Staffagemaler aus der Werkstatt Bles‘ ergänzt, wie dies in seiner Werk- statt üblich war. Bles, der nach dem Tod seines Onkels Joachim Patinirs (1470-1524), dessen Werkstatt in Antwerpen übernommen hatte, wurde schnell zum bekanntesten Künstler Antwerpens. Über Bles, der seine Gemälde mit einer Eule signierte, ist nur wenig bekannt. Es wird vermutet, dass er seine letzten Lebens- jahre in Italien verbachte und mit dem Maler gleich zu setzen ist, der als Il Civetta (die Eule auf Italienisch) bekannt ist. Die Eule in unserem Gemälde dürfte entsprechend als Signatur de Bles‘ zu verstehen sein. Einzelne Motive sind besonders kunstvoll gefertigt. So etwa die filigranen Details am Helm und an dem mit Perlen besetzten Spiegel. Des weiteren die Details der zahlreichen, kleinen Kreaturen, der Darstellung des Feuers und den Lichtreflexionen an den Felsformationen sowie jene der Kirche. Sie alle sprechen für die meis- terliche Virtuosität unseres Künstlers. CHF 180 000 / 250 000 (€ 156 520 / 217 390)
  • 28. Gemälde Alter Meister | 26 3016 GRAMMATICA, ANTIVEDUTO (ZUGESCHRIEBEN) (1571 Rom 1626) Heilige Cecilia mit Laute - Allegorie des Hörsinns. Öl auf Kupfer. 35 x 27 cm. Provenienz: - Kunsthandel Lucien Baszanger, 1943. - Schweizer Privatbesitz. CHF 4 000 / 7 000 (€ 3 480 / 6 090) 3016
  • 29. | 27 3017 ALLORI, ALESSANDRO (ZUGESCHRIEBEN) (1535 Florenz 1607) Porträt eines jungen Kardinals, sitzend und mit aufgeschlagener Bibel. Öl auf Holz. 127,5 x 117 cm. Provenienz: - Casa Niccolici Alemanni. - Sammlung Alerino Gladstone Palma di Ces- nola, um 1910-20. - Durch Erbschaft, europäische Privatsamm- lung. CHF 10 000 / 15 000 (€ 8 700 / 13 040) 3017
  • 30. Gemälde Alter Meister | 28 3018* VREDEMAN DE VRIES, HANS (Leeuwarden 1527 - 1604 Antwerpen) Gotisches Kircheninterieur. 1594. Öl auf Holz. Unten links auf der Säule signiert, datiert und bezeichnet: H. Vries 1594 AETA. 67 AN. 24,5 x 39,7 cm. Provenienz: - Sammlung Julius Franz Herzog zu Saxen Engern und Westfalen (1641-1689), gemäss Wappen auf Siegelwachs verso. - Sammlung Konsul Karl Weniger (1841-1905) (gemäss Dorotheum- Katalog). - dessen Auktion, Dorotheum, Wien, 7.5.1906, Los 66. - Deutsche Privatsammlung. - Frye Sohn, Münster, 1992. - Deutsche Privatsammlung. Ausstellungen: - Von Bruegel bis Rubens. Das goldene Jahr- hundert der flämischen Malerei. Ausst. Kat. Wallraf-Richartz-Museum, Köln,4.9.-22.11. 1992 / Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen, 12.12.1992 - 8.3.1993 / Kunsthistorisches Museum Wien, 2.4.-20.6.1993. - Divine Interiors. Experience churches in the age of Rubens, Museum Mayer van den Bergh, Antwerpen, 17.6.2016-16.10.2016. Literatur: - Briels, Jan: Vlaamse schilders en de dageraad van Hollands Gouden Eeuw 1585-1630 met biografieën als bijlage, Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen, Antwerpen 1997, S. 124, Abb. 186. - Ausst. Kat. Von Bruegel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei, hrsg. von Ekkehard Mai und Hans Vlieghe, Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 4.9.- 22.11.1992, Köln 1992, S. 388 -390, Nr. 58.2 mit Farbabbildung. - Ausst. Kat. Van Brueghel tot Rubens. De Antwerpse schilderschool 1550-1650, hrsg. von Erik Vandamme, Royal Museum of Fine Arts, Antwerpen, 12.12.1992 - 8.3.1993, Gent 1992, S. 300-301, Nr. 144. - Borggrefe, Heiner / Lupkes, Vera / Huvenne, Paul / van Beneden, Ben (Hg.): Hans Vredeman de Vries und die Renaissance im Norden, Aus- st. Kat. Weserrenaissance-Museum Schloss Brake/ Lemgo, 26.5.- 25.8.2002 / Royal Muse- um of Fine Arts, Antwerpen, 15.9.-8.12.2002, Antwerpen 2002, Kat. Nr. 164. - Fusenig, Thomas: Netherlandish Church Pictures around 1600 - Their Meaning and Use. Netherlandish Artists in Gdansk in the Time of Hans Vredeman de Vries, Konferenz im Muzeum Historyczne Miasta Gdanska, 20.-21.11.2003, Gdansk 2006, S. 93-101, S. 94, Abb. 2. - Maillet, Bernard M. / Loze, Pierre (u.a.): Intérieurs d‘Églises 1580-1720. La peinture ar- chitecturale des Écoles du Nord, Brüssel 2012, Nr. M-1674. - Baisier, Claire (Hg.): Divine Interiors. Experien- ce churches in the age of Rubens, Ausst. Kat. Museum Mayer van den Bergh, Antwerpen, 17.6.2016-16.10.2016, Antwerpen 2016, Kat. Nr. 5, S. 64-65. Dieser stimmungsvolle, in Grautönen gehal- tene gotische Kirchenraum besticht durch die Synthese aus architektonischer Virtuo- sität, Simplizität der Szenerie und farblicher Reduktion. Trotz der kabinetthaften Grösse der Holztafel, erschliesst sich dem Betrachter die Monumentalität der räumlichen Gesamtheit eines gotischen Kirchenraums und zeugt derart von ausgesprochener Modernität. Es handelt sich hierbei um das früheste bislang bekannte gotische Kircheninterieur des nieder- ländischen Renaissancemalers Hans Vredeman de Vries aus dem Jahre 1594 und entstand demnach in Danzig, wo sich der Künstler seit 1592 aufhielt. Vredemann de Vries war, bevor er sich auf die Malerei spezialisierte, zunächst als Architekt (Abb. 1.) und in Danzig als Experte für Festungsbau tätig, bis er 1596 mit seinem Sohn Paul an den Hof Kaiser Rudolphs II. nach Prag weiterreiste. In Danzig fertigten Hans und Paul Vredemann de Vries einige bedeutenden Werke an, darunter die sieben Gemälde für die Ausstattung der Danziger Sommerratsstube (zwischen 1594-95), über die Karel van Mander berichtete, dass Vredeman „acht stucken Per- specten, met Historien van de Regeringhe“ mal- te (siehe Borggrefe, Heiner u.a., ebd., 2002, Kat. 168, S. 323- 331). Vor diesem hier angebotenen seltenen Kircheninterieur sind vorwiegend tempelartige Architekturdarstellungen von Vredeman de Vries überliefert (siehe Borggrefe, Heiner u.a., ebd., 2002). Thomas Fusenig hebt in diesem Zusammenhang hervor, dass es Hans und Paul Vredeman de Vries waren, die das Thema des gotischen Kircheninnenraumes aus Antwerpen nach Danzig brachten (Fusenig, ebd., 2006, S. 95). Im Wiener Auktionskatalog von 1906 wird im Zusammenhang mit unserem Kircheninnen- raum eine kleine Innenansicht einer Renaissan- cekirche mit identischen Massen aufgeführt, das sich heute wohl in einer Privatsammlung befindet (Abb. 2, siehe Fusenig in: Biasier, ebd., 2016, Kat. Nr. 5, S. 64, Fussnote 1). Vermutlich waren die beiden Werke einst als Gegenstücke konzipiert. Es ist anzunehmen, dass die fehlende Staffage auf dem vorliegenden Gemälde sowie auf dem Pendant mit der Innenansicht eines Renaissan- cepalastes entweder von einem auf Figuren- malerei spezialisierten Künstler ergänzt werden sollte, oder diese als Modello im Atelier des Künstlers als Vorlage für größere Kompositio- nen dienten. Hervorzuheben ist der Seltenheitswert dieses hier angebotenen gotischen Kirchenraumes von musealer Qualität sowie die bemerkens- werte Provenienz. Im 17. Jahrhundert verweilte die Kirchenansicht in der Sammlung des Julius Franz Herzog zu Saxen Engern und Westfalen (1641-1689) (Abb. 3), dessen Wappen umrahmt von seinen Anfangsbuchstaben (Von Gottes Gnaden Julius FRanz Herzog Zu Saxen Engern Und Westfalen) verso auf rotem Siegelwachs angebracht ist (Abb. 4). CHF 80 000 / 120 000 (€ 69 570 / 104 350) Abb. 1
  • 32. | 30 Gemälde Alter Meister 3019 KESSEL, JAN D. Ä. (1626 Antwerpen 1679) Vogelschar am See überrascht von Hunden. Öl auf Kupfer. Unten mittig signiert: J. VKESSEL. F. 17,5 x 24 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Dieses Gemälde gehört zu einer kleinen Gruppe von Werken des Künstlers Jan van Kessel d. Ä. die sich in ihrer Komposition allesamt gleichen und sich in nur wenigen Details voneinander unterscheiden, wobei unsere Variante um etwa 1670 datiert werden kann. Eine zweite Version befindet sich im Musée de l‘Hôtel Sandelin (Inv. Nr. 6CD, siehe Ertz, Klaus: Jan van Kessel, Lingen 2012, Kat. Nr. 215, S. 217) und eine weitere in den Musée royaux des Beaux-Arts de Belgique in Brüssel (Inv. Nr. 3886, siehe ebd., Kat. Nr. 216, S. 218). Jan van Kessel d. Ä. griff dabei eine Komposition von Jan Fyt (1611-1661) auf, die sich heute im Prado in Madrid befindet (Inv. Nr. P001531, Öl auf Lein- wand, 127 x 163 cm). CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 040 / 17 390) 3020* WEDIG, GOTTFRIED VON (1583 Köln 1641) Stillleben mit Hummer und Weinkrug in einer Nische. Öl auf Holz. 50,7 x 38,3 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Prof. Claus Grimm, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung danken, vergleicht das hier angebotene Gemälde mit zwei weiteren Stillleben von Gottfried Wedig, welche stilistisch und kompositorisch dem hier angebotenen Gemälde mit Krebs auf einem Teller, Brot und Steinkrug sehr nahe sind (Stillleben mit Krug und Kerze, Öl auf Holz, 34 x 31 cm, Musée des Beaux-Arts in Dünkirchen, Inv. Nr. P734, siehe Wettengl, Kurt: Georg Flegel, Kat. Nr. 145, S. 261, Abb. S. 265 ; und Stillleben mit Krebs und Silberpokal, Öl auf Leinwand, 42,2 x 35,7 cm, Galerie Neuse, Bremen, siehe Mai, Ekkehard (Hg.): Gottfried von Wedig 1583-1641. Stilleben und Porträts, Köln 1998, Kat. Nr. 4, S- 44-45). Siehe auch Katalogeintrag zu Los 3023. CHF 30 000 / 40 000 (€ 26 090 / 34 780) 3019
  • 33. 3020
  • 34. Gemälde Alter Meister | 32 3021* MOMPER, JOOS DE UND BRUEGHEL, JAN D. Ä. (1564 Antwerpen 1635) (Brüssel 1568 - 1625 Antwerpen) Winterlandschaft mit Figuren. Öl auf Holz. 45 x 68,5 cm. Provenienz: - Sammlung Oppenheimer, Amsterdam. - Auktion Sotheby‘s, London, 12.12.1990, Los 74. - Europäische Privatsammlung. Ausstellung: Josse de Momper 1564-1635, Kunsthütte, Chemnitz, 1927. Literatur: Ertz, Klaus: Joos de Momper der Jüngere, Freren 1986, Kat. Nr. 389, S. 231-232, 234, 575, Abb. 252. Diese Winterlandschaft mit Reisenden ist ein bedeutendes Werk Joos de Mompers, das in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Ma- lerkollegen Jan Brueghel d. Ä. entstand, welcher die Figurenstaffage ausführte. Ertz datiert unsere Landschaft in das reife Werk Mompers zu Beginn der 1610er Jahre und bringt sie mit einem 1603 datierten Werk Jan Brueghel d. Ä. in Verbindung, von dem sich Momper für die Komposition inspirieren liess (Öl auf Kupfer, 18,1 x 25,8 cm, siehe Ertz 1986, S. 231). Joos de Momper, der mit seinen in atmosphä- rischer Perspektive gestalteten, stilisierten Landschaftsdarstellungen den Übergang von der Weltlandschaft der Manieristen zur naturalistischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts in Holland prägte, hat mit Adriaen van de Venne (1589-1662) und Denis van Als- loot (1570-1626) wesentlich dazu beigetragen, die winterliche Landschaft als eigene Gattung in die Landschaftmalerei einzuführen (siehe ebd., S. 231). In unserem Gemälde verzaubert Joose de Momper den Betrachter mit seinem erzählen- den, klar komponierten und poetischen Malstil, in dem sich die Formen im Hintergrund almähl- lich aufzulösen scheinen. Die charakteristischen Merkmale der Malweise Mompers lassen sich in dem breiten Pinselstrich erkennen, der in seiner mittleren Schaffensphase (um 1610-1620) zu finden ist. Auch die Hell-Dunkel-Kontraste, die eine räumliche Tiefe entstehen lassen und die Konturen der Bäume, die mit einem feinen Pinsel aufgetragen wurden, sind typisch für das Schaffen Mompers. Die detailreichen Figuren hingegen sind charak- teristisch für den Stil Jan Brueghels d. Ä. CHF 120 000 / 180 000 (€ 104 350 / 156 520) 3021
  • 35. | 33
  • 36. Gemälde Alter Meister | 34 3022* KEY, ADRIAEN THOMAS (um 1544 Antwerpen nach 1589) Bildnis eines Edelmannes in schwarzem Gewand. 1568. Öl auf Holz. Oben links datiert: 1568. 46 x 33,5 cm. Provenienz: - Sammlung Herzog von Cumberland, Hannover (Inventar Fideikommiss-Galerie, 1905, Nr. 450). - Auktion Fideikommiss-Galerie für das Haus Braunschweig-Lüneburg, bei Cassirer und Helbing Berlin, 27.4.1926, Los 91. - Schweizer Privatbesitz. - Auktion Koller, Zürich, 26.3.2004, Los 3015. - Europäische Privatsammlung. Ausstellung: Hannover, Provinzialmuseum (Leihgabe), 1891, Nr. 7 (als Amsterdamer Schule, 16. Jahrhun- dert). Literatur: Friedländer, Max Jakob: Amtl. Berater an der königlichen Kunstsammlung [Berlin], XXXV, 1913/14, S. 365-368 (mit Abb.). CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 040 / 17 390) 3022
  • 37. | 35 3023* WEDIG, GOTTFRIED VON (1583 Köln 1641) Grosses Stillleben mit einem gebratenen Huhn, Brot und Zuckerwerk in Prunkgefässen. Öl auf Holz. Links auf der Messerklinge monogrammiert: W., darüber mit der Hand der Antwerpener Malergilde. 50,5 x 71,7 cm. Provenienz: - Kunsthandlung Salomon Lilian, Amsterdam/ Genf, 2009. - Auktion Dorotheum, Wien, 18.4.2012, Los 564. - Europäische Privatsammlung. Literatur: Grimm, Claus in: Ausst. Kat. Old Masters, Salomon Lilian, Amsterdam 2009, Kat. Nr. 25, S. 74-76. In der für Wedig üblichen Perspektive, aus leichter Obersicht, sind die Gegenstände dieses Mahlzeit-Bildes zusammengetragen. Der mit Wein gefüllte Römer und das Messer gehören zum geläufigen Bildinventar der Malerei Wedigs. Charakteristisch ist auch eine gewisse Kargheit seiner Stillleben. In dieser scheinbar ausschließ- lich profanen Darstellung schreibt sich eine religiöse Symbolik ein, die den Betrachtern der damaligen Zeit geläufig war. So sind die meisten Stillleben mit gedecktem Tisch auch als Allego- rie auf Abendmahl, Passion oder Auferstehung zu verstehen. Brot und Wein sind ein Hinweis auf die Eucharistie. Gottfried von Wedig war der Enkel des Bildnis- malers Barthel Bruyn d. J. (1523-1610) und der bedeutendste Porträtist des wohlhabenden Patriziats der freien Reichsstadt Köln in der ers- ten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seine Stillleben wurden im 20. Jahrhundert durch Horst Vey zusammengetragen. Wedig war der erste Maler, der das Genre des Stilllebens in Köln etablierte und vermutlich war er es, der das Werk seiner Zeitgenossen Georg Flegel (1566-1638) in Frankfurt sowie Peter Binoit (1590-1632) und Isaac Soreau (1604-1645) in Hanau prägte. Während Wedig seine Werke meistens mit GDW monogrammierte, deutet das einfa- che Monogramm W in Verbindung mit den Antwerpener Händen in dem hier angebotenen Gemälde auf ein Frühwerk des Malers hin. Claus Grimm vermutet in diesem Kontext, dass Wedig in Antwerpen bei Osias Beert (1580-1623) studiert haben muss und datiert unser Gemälde um 1600-05 (siehe Grimm 2005, S. 76). Siehe auch Los 3020. CHF 25 000 / 35 000 (€ 21 740 / 30 430) 3023
  • 38. Gemälde Alter Meister | 36 3024* MOREELSE, JOHANNES (um 1603 Utrecht 1634) Ein Alchemist. Öl auf Leinwand. 90,5 x 107,5 cm. Provenienz: - Kunsthandel Robilant Voena, London, 2007. - Europäische Privatsammlung. Ausstellung: TEFAF, Maastricht, 2007. Von höchster malerischer Qualität wird uns ein Alchemist in seiner Studierkammer präsentiert, vor ihm auf dem Tisch ein aufgeschla- genes Buch in hebräischer Schrift. Mit einem Blasebalge ist er dabei einen kleinen Ofen auf dem Tisch anzufeuern, auf dem ein nach unten gerichteter Glaskolben eine durchsichtige Flüssigkeit in einen zweiten stehenden Kolben überführt. An der sonst kargen Rückwand findet sich ein Holzregal mit Gefässen. Hereinfallendes Licht von oben links akzentuiert den Raum und modelliert die Stirn sowie die entblösste Schulter des Gelehrten, der in einen rotbraunen Mantel gehüllt ist. Albert Blankert bemerkt bei diesem Gemälde den unverkennbaren Einfluss des Utrechter Caravaggisten Abraham Bloemaert (1564- 1651). Dabei stellt er insbesondere Bloemaerts Schaffensphase der 1620er Jahre heraus, die vor allem von den an Caravaggios Ch- iaroscuro angelehnten Kerzenscheindarstellungen seines früheren Schülers Gerrit van Honthorst (1590-1656) geprägt ist (siehe Nicol- son, Benedict: Caravaggism in Europe, 2. Auflage von Luisa Vertova, Mailand 1989, Bd. 3, Abb. 1097-1104 und Roethlisberger, Marcel: Abraham Bloemaert and his sons, Doornspijk 1993, Bd. 2, Abb. 417- 419). Für Blankert steht fest, dass nur einer der versiertesten Schüler diese herausragende Darstellung gemalt haben kann und nennt als Favorit Johannes Moreelse. Auch für Prof. Wayne E. Franits besteht kein Zweifel, dass diese Arbeit von Moreelse gefertigt wurde. Leider ist nur wenig über das kleine Oeuvre und die Künstlerpersön- lichkeit Johannes Moreelse bekannt. Die ihm bislang zugewiesenen Arbeiten bestechen durch ihre herausragende Qualität und wurden von Benedict Nicolson zusammengetragen (ebd., Nr. 1199-1206). Zwei vollsignierte Gemälde mit der Darstellung des Demokrit und des Heraklit sind überliefert und finden sich heute im Centraal Mu- seum, Utrecht (Inv. Nr. 13824 und 13825). Besonders der Demokrit zeigt eine vergleichbare Platzierung des Protagonisten im Raum und ein ähnliches Stilllebenarrangement auf dem Regal an der Wand. Wann Johannes Moreelse geboren wurde, ist nicht bekannt. Aller- dings lässt der Hochzeitstag seiner Eltern im Juni 1602 vermuten, dass er wohl in zeitlicher Nähe das Licht der Welt erblickt hatte. Sein Vater war der angesehene Porträtmaler Paulus Moreelse (1571- 1638), der sein erster Lehrmeister gewesen sein soll. Im Anschluss an seine Lehrzeit reiste Moreelse nach Italien, was mit einer Akte, die Moreelse am 27. Februar 1627 als Zeuge in Rom unterschrieb, belegt werden kann. Weitere Zeugen, die zugunsten des Utrechter Edelmannes Joannes Honorius van Axel de Seny unterzeichneten, waren die beiden Utrechter Maler Hendrick Bloe- maert (1601/02-1672) und Thomas Knijff, die vermutlich Moreelses Reisegefährten waren. Auch trat Moreelse in Rom dem päpstlichen Ritterorden von St. Peter bei. Zurück in Utrecht dürfte er in der Werk- statt des Vaters weiter tätig gewesen sein, bevor er im Dezember 1634 während einer Pestepidemie ledig verstarb. CHF 200 000 / 300 000 (€ 173 910 / 260 870) 3024* MOREELSE, JOHANNES (around 1603 Utrecht 1634) An Alchemist. Oil on canvas. 90,5 x 107,5 cm. Provenance: - Robilant Voena, London, 2007. - European Private collection. Exhibition: TEFAF, Maastricht, 2007. Rendered with supreme artistic skill, an alchemist is presented in his study chamber with a book in Hebrew script open before him on the table. Holding a bellows, he is about to stoke the fire in a small oven, upon which a downwardly directed glass flask transfers a transparent liquid into a second standing flask. On the otherwise barren back wall is a wooden shelf with vessels. Cascading light from the top left accentuates the room, modelling the forehead and the bare shoulder of the scholar, wrapped in a reddish-brown cloak. Albert Blankert notes the unmistakable influence of the Utrecht Cara- vaggist Abraham Bloemaert (1564-1651) in this painting. He particularly highlights Bloemaert‘s creative period of the 1620s, which was mainly influenced by the Caravaggesque chiaroscuro-inspired candlestick paintings of his former pupil Gerrit van Honthorst (1590-1656) (see Nicolson, Benedict: Caravaggism in Europe, 2nd edition by Luisa Vertova, Milan 1989, vol. 3, ill. 1097-1104 and Roethlisberger, Marcel: Abraham Bloemaert and his sons, Doornspijk 1993, vol. 2, ill. 417-419). It is clear to Blankert that only one of the most accomplished students could have painted this outstanding presentation and he names Johannes Moreelse as his favourite. For Prof. Wayne E. Franits there is also no doubt that this work is by Moreelse. Unfortunately, little is known about the small oeuvre and artistic persona- lity of Johannes Moreelse. The works that have been thus far assigned to him are distinguished by their outstanding quality and have been compiled by Benedict Nicolson (ibid, nos 1199-1206). Two fully-signed paintings depicting Democritus and Heraclitus have survived and can be found today in the Centraal Museum, Utrecht (Inv. nos 13824 and 13825). The Democritus in particular shows a comparable pla- cement of the protagonist in the room and a similar still-life arrangement on a shelf on the wall. Johannes Moreelse’s date of birth is unknown. However, the wedding of his parents in June 1602 suggests that he probably saw the light of day in close proximity. His father was the respected portrait painter Paulus More- else (1571-1638), who is said to have been his first teacher. After his apprenticeship Moreelse travelled to Italy, where he signed a record in Rome on 27 February 1627 as a witness on behalf of the Utrecht nobleman Joannes Honorius van Axel de Seny. Additional witnesses were the two Utrecht painters, Hendrick Bloemaert (1601/02-1672) and Tho- mas Knijff, who were presumably his travelling companions. Moreelse also joined the papal knight Order of Saint Peter in Rome. Back in Utrecht, he is said to have continued working in his father‘s workshop before he died in December 1634 during a plague epidemic. CHF 200 000 / 300 000 (€ 173 910 / 260 870)
  • 40. Gemälde Alter Meister | 38 3025 SARBURGH, BARTHOLOMÄUS (Trier um 1590 - 1637 Bern) Porträt eines Edelmannes mit einem Hund. 1626. Öl auf Holz. Oben links signiert und bezeichnet: Barthol. Sar- burgh Trevirensis Pinxit. Oben rechts bezeich- net und datiert: AETATIS 60. Ao 1626. 104,5 x 83 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Dieses hier angebotene Porträt legt Zeugnis von Bartholomäus Sarburghs beeindruckender Porträtmalerei ab. Der Künstler führte ein reges Wanderleben, das ihn regelmässig auch in die Schweiz, insbesondere nach Bern (um 1620 - ca. 1623) und Basel (zwischen 1621 und 1628) führte. Hier schuf der Maler einige seiner Haupt- werke, die einen ersten qualitativen Höhepunkt innerhalb der Schweizer Bildnismalerei markier- ten. Er porträtierte angesehene Persönlichkei- ten, wie etwa die Familie des Berner Schulthei- ssen, den Freiherrn zu Spiez, Franz Ludwig von Erlach oder Agrippa d´Aubigné. Letzteres sowie sechs weitere Porträts Sarburghs befinden sich heute im Kunstmuseum Basel (Inv. Nr. 42, 43, 538, 539, 540, 541, 2048). Vermutlich bei Jan Anthonisz. van Ravesteyn (um 1572 - um 1657) in Den Haag ausgebildet und beeinflusst von Nachfolgern Hans Holbeins d. J. (Augsburg um 1497 – 1543 London), sind seine Bildnisse von einer gewissen Simplizität und Direktheit geprägt. Sie sind fortschrittlich und nicht mehr „dem Geist des Humanismus und der Renaissance“ verhaftet, und stellen derart eine Besonderheit in der Schweizer Ma- lereigeschichte dar (Holenstein, A. (u.a.): Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt, Bern 2006, S. 347). CHF 10 000 / 15 000 (€ 8 700 / 13 040) 3025
  • 41. | 39 3026* NEEFS, PEETER D. Ä. (um 1578 Antwerpen um 1656/1661) Interieur einer gotischen Kirche. 1637. Öl auf Leinwand. Unten rechts auf der Säule signiert und datiert: NEFS 1637. 49,5 x 65 cm. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Pieter Neefs d. Ä., seit 1610 Meister der Lukasgilde seiner Heimatstadt Antwerpen, spezialisierte sich auf Kircheninterieurs, die er in strenger orthogonaler Perspektive anlegte, dabei jedoch durch ein reich differenziertes Wechselspiel von Licht und Schatten belebte. Häufig gab er dieselben Kirchenräume sowohl bei Tageslicht als auch bei nächtlicher Beleuch- tung wieder. CHF 10 000 / 15 000 (€ 8 700 / 13 040) 3026
  • 42. Gemälde Alter Meister | 40 3027 HOECKE, GASPAR VAN DEN (um 1582 Antwerpen 1648) Maria mit Jesus- und Johannesknabe in einer Blumengirlande. Öl auf Holz. Mittig über dem Medaillon signiert (eingeritzt): Casper Van den Hoecke in. Verso mit dem Mo- nogramm des Tafelmachers Lambrecht Steens und den Antwerpener Händen. 52,5 x 40 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Bei diesem Gemälde handelt es sich um eines von wenigen Blumenstücken im Oeuvre des Historienmalers Gaspar van den Hoecke, der seit 1603 Meister der Antweperner Lukasgilde war. In leuchtend kräftigen Farben zeigt Hoecke Maria mit dem Jesus- und Johannesknaben in einer weiten Landschaft, eingefasst in eine, aus zahlreichen unterschiedlichen Blumen bestehenden Girlande. Der Detailreichtum, die lebhaft bewegten Bildprotagonisten sowie die Farbintensität lassen dieses Werk in barockem Pathos erscheinen und belegen Hoeckes künst- lerische Verbundenheit zu den Manieristen und ihrer Ornamentierfreudigkeit. Dass sich Werke von Kaspar van den Hoecke in der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm befanden (beispielsweise Esther vor Ahasver, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldes- ammlung, Inv. Nr. 9867), zeugt von der Renom- miertheit des Künstlers bereits zu Lebzeiten sowie von seiner künstlerischen Qualität. Dr. Fred G. Meijer bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken. CHF 20 000 / 30 000 (€ 17 390 / 26 090)
  • 43. 3027
  • 44. Gemälde Alter Meister | 42 3028* GOYEN, JAN VAN (Leiden 1596 - 1656 Den Haag) Fischer am Strand von Egmond. 1641. Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert: VGOYEN 1641. 39 x 63 cm. Provenienz: - Auktion Heberle, Köln, Sammlung Simon Emil Oppenheim, 14.10.1878, Los 17. - Auktion Heberle, Köln, Sammlung Hermann Sthamer, Hamburg, 8.10.1883, Los 37. - Auktion Frederik Muller, Amsterdam, 30.11.1920, Los 1033. - Sammlung W. Paech, Amsterdam, vor 1940. - Sammlung A. Laan, Aerdenhout, 1944. - Sammlung Pierson, Baarn. - Sammlung Dr. Th. L. W. van Ravesteyn, Rotter- dam, 1957. - Sammlung Dr. M. de Vries. - Auktion Christie‘s, London, 1.4.1960, Los 69. - Sammlung Sir Michael Sobell. - Auktion Christie‘s, London, 10.12.1993, Los 17. - Auktion Christie‘s, London, 3.11.2000, Los 16. - Kunsthandel Richard Green, London. - Auktion Christie‘s, London, 8.7.2009, Los 144. - Europäische Privatsammlung. Ausstellung: Stockholm, 1967, Nr. 57. Literatur: Beck, Hans-Ulrich: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Oeuvreverzeichnis, Band 2, Amsterdam 1973, Kat. Nr. 934, S. 418. Charakteristisch für die 1640er Jahre im Oeuvre Jan van Goyens sind die panoramahaften Landschaften in grossem Breitformat, bei denen er die Horizontlinie auf das untere Drittel herabsetzt und zwischen einer belebten Szene- rie im Vordergrund und einer topographischen Ansicht im Hintergrund differenziert. Dies zeigt sich in eindrücklicher Weise bei dieser 1641 da- tierten Ansicht des Strands von Egmond an der Nordsee, an dem sich zahlreiche Fischer und Händler tummeln, sowie Städter, welche in ihrer Freizeit dem Geschehen an der Küste gerne beiwohnten. Wie viele Gemeinden entlang der holländischen Nordseeküste, hatte Egmond aufgrund seines langen flachen Ufers keinen Hafen. Der Fischfang wurde auf hoher See in kleinere Segelschiffe, sogenannte Bomschuit, umgeladen, welche die Fracht bis ans Ufer brin- gen konnten, wie in unserem Gemälde rechts im Hintergrund zu sehen ist. Links am Rand ist die Ruine der Kirche von Egmond zu sehen, die im Achtzigjährigen Krieg zerstört wurde. Dieses charakteristische Gemälde Jan van Goyens verkörpert auf eindrückliche Weise die Fähigkeit des Künstlers, wunderbar stimmungs- volle Effekte zu kreiieren und verdeutlicht zudem seine Qualitäten als Erzähler, indem er die Figuren im Vordergrund lebensnah und mit liebevollen Details darstellt. Diese Fähigkeiten sind es, die van Goyen den Ruf eines der gröss- ten Landschaftsmaler aller Zeiten einbrachten. Jan van Goyen, der 1632 mit seiner Frau und seinen Töchtern von seiner Geburtsstadt Leiden nach Den Haag gezogen war, griff den Strand von Egmond mehrmals als Sujet seiner Gemälde auf, so auch in einem 1634 datierten Gemälde im Indianapolis Museum of Art (Inv. Nr. 1983.67) und in zwei weiteren Kompositionen, die im selben Jahr wie unser Gemälde entstan- den sind (siehe Beck 1973, Kat. Nr. 933 und 935, S. 418). Bei diesen Ansichten greift Jan van Goyen stets auf das Motiv der Abteiruine und des von zahlreichen Figuren belebten Strandu- fers zurück, wobei der Standpunkt abwechselnd südlich oder nördlich der Ruine gewählt wird. Siehe auch die Katalogtexte zu den Losen 3063 und 3067. CHF 50 000 / 70 000 (€ 43 480 / 60 870) 3028
  • 45. | 43
  • 46. 3029 TER BORCH, GERARD (Zwolle 1617 - 1681 Deventer) Bildnis eines jüngeren Mannes. Öl auf Kuper. 9,9 x 8,5 cm (oval). Provenienz: - Auktion Dr. Luchtmans, Rotterdam, 20.4.1816, Los 143. - Kunsthandel J. Böhler, München, 1928, für diesen von W. v. Bode begutachtet. - Kunsthandel F. Steinmeyer, Luzern, bis ca. 1943. - Sammlung M. Zürcher, Luzern. - Schweizer Privatbesitz. Literatur: Gudlaugsson, S. J.: Geraert Ter Borch, Den Haag 1959, Vol. 1, Nr. 59, S. 224. Gerard Ter Borch d. J. gilt als einer der bedeu- tendsten Porträtmaler des Goldenen Zeitalters in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Über sein künstlerisches Schaffen und seinen bio- graphischen Werdegang ist uns viel überliefert und so gelingt es, einen umfassenden Eindruck dieser Künstlerpersönlichkeit zu erhalten (siehe Wheelock, Arthur K.: Gerard ter Borch, Ausstel. Kat. National Gallery of Arts Washington/The Detroit Institute of Arts, New Haven/London 2004, S. 2-17). 1617 in Zwolle geboren, erlernte er die Malerei bei seinem Vater Gerard Ter Borch d. Ä. (1584- 1662), der viele seiner Anfangsstudien, vor allem Genre - und Landschaftsdarstellungen, bezeichnete und aufbewahrte. Seine Lehre setzte er 1632 kurzweilig in Amsterdam fort, wo er sich vermutlich bei Pieter Codde (1599- 1678) oder Willem Duyster (1598/1599-1635) aufhielt. Ab 1634 wurde er in Haarlem von Pieter Molijn (1595-1661) unterrichtet und bereits 1635 als Meister in der dortigen St. Lukasgilde aufgenommen. Im Anschluss reiste er nach London zu seinem Onkel Robert van Voerst (1597 - 1636), der als Kupferstecher eng mit Anthonis van Dyck (1599-1641) arbeitete. Trotz des relativ kurzen Aufenthaltes in London, lässt sich Ter Borchs Auseinandersetzung mit dem Oeuvre von Anthonis van Dyck in seiner künst- lerischen Entwicklung ablesen. 1636 kehrte er nach Zwolle zurück und unter- nahm Studienreisen nach Italien und Spanien. Ab 1645 ist er in Amsterdam verzeichnet, wo er als Porträtmaler grosse Populariät bei den angesehenen Bürgern, Regenten und Gelehrten erhielt. Diesem Ruhm verdankte er die Einladung, den Friedensverhandlungen zwischen den Niederlanden und Spanien in Münster beizuwohnen, die am 15. Mai 1648 mit dem sogenannten Frieden von Münster abgeschlossen wurden.Dort entstand das be- rühmte Gemälde „The Swearing of the Oath of Ratification of the Treaty of Münster“, das sich heute in der National Gallery, London befindet (ebd. Kat. Nr. 13, S. 72-74). Zurück in Holland, war er abwechselnd in Amsterdam, Den Haag, Haarlem, Kampen und Zwolle tätig und fertigte vor allem Genreszenen an. Am 14. Februar 1654 heiratete er in Denveter und liess sich dort endgültig nieder. Ab den 1660er Jahren konzentrierte er sich wieder verstärkt auf die Porträtmalerei. Sein charakteristischer Malstil war prägend für eine Generation an Künstlern, wie beispielsweise Gabriel Metsu (1629-1667), Pieter de Hooch (1629-1684) und Jan Vermeer (1632-1675). Das hier angebotene feine Bildnis eines jünge- ren Mannes datiert S. J. Gudlaugsson aufgrund der Form des Kragens um 1645 und somit wohl noch kurz vor dem Aufbruch Ter Borchs nach Münster. CHF 20 000 / 30 000 (€ 17 390 / 26 090) | 44 Gemälde Alter Meister
  • 47.
  • 48. Gemälde Alter Meister | 46 3030 ALSLOOT, DENIJS VAN (um 1570 Brüssel um 1626) Winterlandschaft mit der Flucht nach Ägypten. Öl auf Kupfer. 36,8 x 51,9 cm. Provenienz: - Sammlung Mrs Ryder, Leeds. - Auktion Christie‘s, London, 27.4.1928, Los 137(als Brueghel, 38 gns. an Stenman). - Auktion Sotheby‘s, London, 9.4.1986, Los 41 (als Dirck van Alsloot). - Auktion Sotheby‘s, London, 9.4.1989, Los 94 (als Denijs van Alsloot). - Kunsthandel Galerie de Jonkheere, Paris, 1989. - Dort erworben vom heutigen Besitzer, Schweizer Privatsammlung. Denijs van Alsloots bewaldete Landschaften aus seinem Spätwerk basieren auf der Umgebung um Brüssel, wo dieser ab 1600 als Hofkünstler im Dienste des Erzherzogs Albrecht und dessen Gemahlin Isabella stand. Besonders die Motive aus und um den Wald von Soignes mit seinen Schlössern, Dörfern und Gebäuden wurden in seinen Landschaften aufgegriffen, ebenso wie die Klöster von Cambrai und Groenendael. Letzteres könnte möglicherweise in der Ferne bei unserer Flucht nach Ägypten zu sehen sein (siehe als Vergleich die Winterlandschaft mit Blick auf die Abtei von Groenendael, verkauft bei Sotheby‘s am 4.7.2007, Los 23). Dabei spezialisierte sich Alsloot besonders auf die effektvolle Darstellung von Winterszenen, wobei es ihm gelingt, die winterliche Atmosphä- re in höchster Perfektion darzustellen und den Betrachter die klirrende Kälte spüren zu lassen. So kontrastiert bei unserer Landschaft der rötliche Abendhimmel mit den dunklen Ästen, auf denen einzelne Schneeflocken gefallen sind, während im Hintergrund die schneebedeckte Landschaft in Blau- und Grautönen model- liert ist. Wie Dr. Klaus Ertz vermerkt, setzt sich Alsloots Malweise aus einem kleinteilig punk- tierenden, äusserst genau im Detail verharren- den Pinselstrich zusammen, die die Tradition eines Lucas van Valckenborch oder eines Jan Brueghel d. Ä. fortsetzt (siehe Seipl, Wilfried (Hrsg.): Die Flämische Landschaft 1520-1700, Ausst. Kat. Kunsthistorisches Museum Wien, 23.12.2003-12.4.2004, 2003, Nr. 60, S. 172). Eine weitere Winterlandschaft mit der Flucht nach Ägypten von Denijs van Alsloot wurde bei Sotheby‘s am 8.12.2004, Los 13, versteigert. CHF 40 000 / 50 000 (€ 34 780 / 43 480)
  • 50. Gemälde Alter Meister | 48 3031 VLIEGER, SIMON DE (Rotterdam um 1600 - um 1653 Hamburg) Marine mit Segelschiffen in Küstennähe. Öl auf Holz. Unten links auf dem Schiff monogrammiert: V. 40 cm Durchmesser (rund). Gutachten: Dr. Gerlinde de Beer, 26.7.2018. Provenienz: Schweizer Privatbesitz seit mehreren Genera- tionen. Es handelt sich bei diesem erst kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung entdeckten Seestück um ein bemerkenswert interessan- tes Frühwerk des holländischen Marine- und Landschaftsmalers Simon de Vlieger, welches Dr. Gerlinde de Beer bislang unbekannt war. Im Rundformat sind Einmaster auf verschiede- nen Binnengewässern wiedergegeben, welche de Vlieger durch das Aufzeigen von Festland- strukturen kunstvoll in Szene zu setzten weiss. Die Gestaltung dieser Marine scheint auf den ersten Blick gänzlich der Auffassung von Jan Porcellis (Gent 1583 – 1632 Zoeterwoude) zu entsprechen, zu dessen grössten Verdiens- ten jene landschaftliche Strukturierung des Gewässers zu zählen ist, die seinen Werken eine geradezu begehbare Räumlichkeit verleiht. Doch während die Seestücke von Porcellis einer zufälligen Momentaufnahme gleichen, so beschreibt Dr. de Beer in ihrem Gutachten, wirken die Werke de Vliegers „wie eine planvoll geregelte, maritime Welt [und so] bleibt im Gegensatz zu vergleichbaren Werken des Jan Porcellis auf der Bildordnung dieses Tondos alles Nebensächliche ausgeschlossen“. Dem entspricht, so Dr. de Beer, dass auch das schlanke Seezeichen rechts vorn kein Beiwerk ist, sondern die Aufgabe erfüllt, die Bildzonen – Nah und Fern – miteinander zu verbinden und die nach rechts gerichtete Neigung des Schiffes auszugleichen. De Vliegers Tendenz zu einer strengen Bildord- nung, die Jan Kelch einst mit einer „baumeis- terlichen Gesinnung“ umschrieb, offenbart sich laut Dr. de Beer bereits deutlich auf seinem frühesten bekannten, datierten Werk von 1624, dem Seestück im Ellipsenformat, das sich in der St. Petersburger Eremitage befindet. Es ähnelt dem hier angebotenen Werk bemerkenswert und ist ebenfalls „ausschließlich Porcellis ver- pflichtet“ (Jan Kelch in seiner Dissertation zu de Vlieger aus dem Jahr 1971, S. 24). Wenngleich also das Frühwerk de Vliegers merklich der Kunst des Jan Porcellis verpflichtet ist, sodass Jan Kelch zu Recht ein Lehrer-Schülerverhält- nis in Erwägung zog, wusste de Vlieger dem Seestück, auf der Basis seines gesetzmäßig wirkenden Kompositionsprinzips, eine eigene und neue künstlerische Ästhetik zu verleihen. Die scharf kalkulierte Komposition dieses Bildes, veranschaulicht laut Dr. Gerlinde de Beer „auf verblüffende Weise eine Vorstufe der von Si- mon de Vlieger makellos ausbalancierten See- stücke, für die Jan Kelch den Begriff ‚klassische Marinemalerei’ prägte“. Mit diesem neu entdeckten Tondo ist nun also ein Seestück bekannt, auf dem die Grundprinzi- pien der reifen Werke de Vliegers deutlich her- vortreten und das Dr. de Beer, basierend auf der „Raffinesse der landschaftlichen Strukturierung und der Perspektivkonstruktion“ sowie unter „Berücksichtigung der raschen Entwicklung de Vliegers“ auf 1626/27 datiert. Dr. Gerlinde de Beer wird dieses Frühwerk in der in Kürze, wohl im Dezember 2019, zu erschei- nenden Publikation „G. de Beer: The Golden Age of Dutch Marine Painting. The Collection Inder Rieden“ in der Einleitung besprechen und abbilden. Wir danken ihr für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes. CHF 50 000 / 70 000 (€ 43 480 / 60 870)
  • 51.
  • 52. Gemälde Alter Meister | 50 3032* KONINCK, SALOMON (1609 Amsterdam 1656) Porträt eines bärtigen Mannes am Fenster, eine Medaille vorweisend. Öl auf Holz. 54,5 x 47 cm. Provenienz: - Mainzer Privatsammlung. - Auktion Lempertz, Köln, 19.11.2011, Los 1246. - Europäische Privatsammlung. Literatur: Sumowski, Werner: Gemälde der Rem- brandt-Schüler, Bd. III, Landau 1983, S. 1649, Nr. 1130, Farbabb. S. 1704. Die Komposition eines bärtigen Mannes am Fenster griff Salomon Koninck in zwei weiteren Versionen auf, die sich heute im Rijksdienst Beeldende Kunst in Den Haag (Inv. Nr. NK 2694, siehe Sumowski 1983, ebd., Nr. 1128) und im Musée des Beaux-Arts in Brüssel befinden (siehe Sumowski 1983, ebd. Nr. 1129). CHF 35 000 / 45 000 (€ 30 430 / 39 130) 3032
  • 53. | 51 3033* HONTHORST, GERARD VAN (WERKSTATT) (1592 Utrecht 1656) Zechender Musikant. Öl auf Leinwand. 81 x 66,5 cm. Provenienz: - Auktion Dorotheum, Wien, 28.11.1967, Los 2 (als Baburen). - Sammlung Heinz Mosch, Wiesbaden, 1973 (verso Etikett). - Auktion Sotheby‘s, Amsterdam, 11.11.2008, Los 88 (als Werkstatt Gerard van Honthorst). - Europäischer Privatbesitz. Ausstellung: 5 Sammler - 5 Meinungen, Museum Wiesbaden, Wiesbaden, 8.4.-27.5.1973 (verso Etikett). Literatur: - Weltkunst, 1.11.1967, S. 1107 (mit Abb.). - Gaskell, Ivan: The Thyssen-Bornemisza Collection. Seventeenth-Century Dutch and Flemish Painting, London 1989, S. 190-191, Fussnote 24. - Nicolson, Benedict: Caravaggism in Europe, Turin 1989, Band I, Kat. Nr. 1274, S. 126 (als „near-replica“ von Honthorst). - Judson, Richard J. / Ekkart, Rudolf: Gerrit van Honthorst 1592-1656, Ghent 1999, Kat. Nr. 239, Nr. 1, S. 188-189. Das hier angebotene Gemälde greift Elemente zweier Kompositionen von Gerard van Hon- thorst auf, welche sich heute im Museo de San Carlos in Mexico und in der Thyssen-Bornemis- za Foundation in Lugano befinden (siehe Judson / Ekkart 1999, Kat. Nr. 239 und 242, S. 188-192). Judson vermutet, dass unser Gemälde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden ist und möglicherweise von einem Schüler von Honthorst gemalt wurde. Die besonders gute Qualität des Gemäldes deutet drauf hin, dass der Meister selbst oder jemand der eng mit ihm zusammen gearbeitet hat, daran beteiligt war. CHF 18 000 / 25 000 (€ 15 650 / 21 740) 3033
  • 54. Gemälde Alter Meister | 52 3034* ANTWERPENER MEISTER, UM 1610-1615 Kopfstudie eines Mönchs nach oben blickend. Öl auf Holz. 47,5 x 37,7 cm. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Peter Paul Rubens verwendete diese virtuos nach einem lebenden Modell gemalte Kopfstu- die als Vorlage für den Heiligen Dominikus auf dem Altargemälde „Die Heiligen Dominikus und Franziskus von Assisi als Beschützer der Welt vor dem Zorn Christi“, welches um 1618 ent- stand und sich heute im Musée des Beaux-Arts in Lyon (Inv. Nr. A 194) befindet (siehe Abb. 1). Ebenso basiert der Kopf des Heiligen Augusti- nus auf Rubens‘ gleichnamigem Altargemälde von ca. 1615 (Abb. 2, heute in der Real Accade- mia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid, Inv. Nr. 685) auf der hier angebotenen und erst kürzlich der Forschung bekannt gewordenen Arbeit (siehe Vlieghe, Hans: Corpus Rubenia- num Ludwig Burchard. Part VIII: Saints, Bd. 1, London/New York 1972 S. 97-98, Nr. 66, Abb. 117). In Rubens‘ Nachlassinventar, welches nach sei- nem Tod für den Verkauf erstellt wurde, befan- den sich mehrere Kopfstudien: „Une quantité de visages au vif, sur toile, fonds de bois, tant de Mons. Rubens …“(Denucé, J.: De Antwerpsche „Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverza- melingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen, Antwerpen 1932, S. 70). Einige davon stellten Köpfe von Mönchen dar, was aus einem Doku- ment im Zusammenhang mit der Auktion des Nachlasses von 1641 hervorgeht: „Dry Trognien van capucinen, geteeckent no. 916, no. 998 ende no. 999, by den heer afflyvigen gete- eckent“ („Drei Tronien von Capuziner Mönchen, beschrieben unter Nr. 916, Nr. 998 und Nr. 999, vom Verstorbenen gemalt“. Diese wurden für 48 Gulden verkauft. Siehe: Pierre Génard, „De Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch Archievenblad - Bulletin des Archives d‘Anvers, 2, 1865, S. 87, Nr. LXII). Die Kopfstudien entstanden meist nach le- benden Modellen um ca. 1610-20 (Held, Julius S.: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A Critical Catalogue (2 Bd.), Washington/Prince- ton 1980, Bd. 1, S. 597-599), nachdem Rubens im Herbst 1608 von seinem langjährigen Auf- enthalt in Italien nach Antwerpen zurückgekehrt und kurz darauf zum Hofmaler der Erzherzöge ernannt worden war. Bemerkenswert bei der hier angebotenen Kopf- studie ist die angewendete Technik, die auf eine Fernansicht der Darstellung abzielt. Wie auch bei Rubens‘ Kopfstudie des heiligen Ambrosius in der National Gallery of Scotland, Edinburgh (Inv. Nr. NG 2097), finden sich bei unserer Studie weisse Farberhöhungen innerhalb des linken Auges und am Ohr des Dargestellten, sowie braune Pinselstriche an dessen oberen Lippe. Diese final aufgetragenen Akzente waren nicht etwa als anatomische Details gedacht, sondern suggerieren, aus der Ferne betrachtet, die ent- sprechende Plastizität des Kopfes (Kunsthis- torische Analyse Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/ 12.7.2018). Aber auch die farblich alternie- rende Nuancierung des Inkarnats aus partiell deckenden weissen und orangenen Partien auf rosafarbenem Untergrund lassen die Haut des Dargestellten lebendig wirken. Eine kürzlich durchgeführte dendrochronolo- gische Analyse der Holztafel durch Prof. Dr. J. Klein belegt das Fälldatum jenes Baumes, aus dem die Tafel gefertigt wurde, zwischen 1594 – 1604 und somit eine Bearbeitung der Platte ab 1602/1612. Mit dem Auftauchen dieser ausdruckstarken und künstlerisch meisterhaften Kopfstudie wird uns ein wertvoller Einblick in den Schaf- fensprozess von Peter Paul Rubens, dem einst führenden Historienmaler Antwerpens, prä- sentiert, dessen Werke weit über die Grenzen Flanderns hinaus gefragt waren. Aus heutiger Sicht besticht diese Studie auch durch ihre Modernität, die sich aus der Reduktion einzelner Pinselstriche auf die wesentlichen Merkmale des lebenden Modells ergibt. Preis auf Anfrage
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  • 56. Gemälde Alter Meister | 54 3034* Antwerp master circa 1610-1615. Study of a monk’s head looking upwards. Oil on panel. 47.5 x 37.7 cm. Provenance: European Private Collection. Peter Paul Rubens used this virtuoso study of a head painted from life as a model for Saint Dominic for the altarpiece „Saints Dominic and Francis Saving the World from Christ’s Anger“, painted circa 1618 and now in the Musée des Beaux Arts in Lyon (inv. no. A194, see fig. 1). The head of Saint Augustin on Rubens’ altarpiece of the same name of circa 1615 (see fig. 2), today in the Real Accademia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid (inv. no. 685, see Vlieghe, Hans: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard. Part VIII: Saints, vol. 1, London/New York 1972 pp. 97-98, no. 66, ill. 117) is also based on the painting offered here at auction, which has only recently come to the attention of art historians. In the inventory which was compiled after the death of Rubens for the sale of his estate, there were several studies of heads: „Une quantité de visages au vif, sur toile, fonds de bois, tant de Mons. Rubens …“ (Denucé, J.: De Antwerpsche „Konstkamers,“ Inventarissen van Kunstverza- melingen te Antwerpen in de 16. en 17. eeuwen, Antwerp 1932, p. 70). Some of these heads showed monks which were listed in a docu- ment of 1641 in connection with the auction of Abb. 1 Peter Paul Rubens, Hl. Dominikus und Franziskus von Assisi als Beschützer der Welt © Lyon MBA - Photo Alain Basset Abb. 2 Peter Paul Rubens, Hl. Augustinus © Real Accademia de Bellas Artes de San Fernando, Madrid Rubens’ estate: „Dry Trognien van capucinen, geteeckent no. 916, no. 998 ende no. 999, by den heer afflyvigen geteeckent“ (“Three tronies of Capuchin monks, listed under nos 916, 998 and 999, painted by the deceased”. These were sold for 48 guilders, see: Pierre Génard, „De Nalatenschap van P.P. Rubens“, Antwerpsch Archievenblad - Bulletin des Archives d‘Anvers, 2, 1865, p. 87, no. LXII). These studies were produced mostly using life models around 1610-20 (Held, Julius S.: The Oil-Sketches of Peter Paul Rubens. A Critical Catalogue (2 vol.), Washington/Princeton 1980, vol. 1, pp. 597-599), after Rubens, having spent many years in Italy, returned to Antwerp in the autumn of 1608, and shortly afterwards was appointed court painter to the Archdukes. What is remarkable in the study offered here is the use of a technique which aims to create a sense of distance. As in Rubens’ study of the head of Saint Ambrose in the National Gallery of Scotland, Edinburgh (inv. no. NG 2097), in our study the left eye and ear are heightened in white and there are brown brushstrokes on the upper lip, applied as final accents. These were conceived not as anatomical details, but sug- gest, viewed from a distance, the corresponding plasticity of the head (art historical analysis, Dr. Jaco Rutgers, 15.6.2018/ 12.7.2018). In addition, the alternating nuances of colour in the skin tone, composed of partly opaque white and orange tones on a pink base, make the skin come to life. A recent dendrochronological analysis of the wooden panel by Prof. Dr. J. Klein dates the felling of the tree from which the panel was made to between 1594 and 1604, indicating a fabrication date for the panel of 1602/1612. The appearance of this expressive and artisti- cally masterful study of a head presents us with a valuable insight into the creative process of Peter Paul Rubens, who was at one time the leading history painter of Antwerp, and whose works were sought after far beyond the borders of Flanders. From today’s point of view, this stu- dy also captivates through its modernity, due to the essential features of the living model being reduced to individual brushstrokes. Estimate on request
  • 57.
  • 58. Gemälde Alter Meister | 56 3035* KEIRINCX, ALEXANDER (1600 Antwerpen 1652) Waldlandschaft mit zwei jungen Männern mit Hunden an einem Bachlauf. Öl auf Holz. Unten links monogrammiert: AK (ligiert). Verso mittig Kleeblattpunze des Tafelmachers Michiel Claessens (tätig 1590-1637). 30,2 x 44,5 cm. Gutachten: Dr. Ursula Härting, 1.8.2018. Provenienz: - Französischer Privatbesitz, Paris. - Europäische Privatsammlung. Die qualitätsvolle Landschaft gehört in das Frühwerk von Alexander Keirincx und ist noch in enger Anlehnung an Abraham Govaerts (1589-1626) entstanden, vermutlich kurz vor der vergleichbaren Komposition mit Weiher am Walde, die sich in Dresden befindet (im zu erscheinenenden Werkverzeichnis von Ursula Härting Kat. Nr. 2, 1620). Die hier aufgegriffenen Motive, wie der Waldtunnel, die neu austrei- bende Weide, die Hütte mit Steg, und vor allem die Komposition selbst gehören zu der frühen Antwerpener Schaffensphase von Keirincx. Dr. Ursula Härting, der diese Waldlandschaft bislang unbekannt war, hat das Gemälde im Original untersucht und hebt die besonders qualitätsvolle Ausführung hervor. Sie wird es in das zu erscheinende Werkverzeichnis des Malers Alexander Keirincx unter der Nummer 33a (Weitblick rechts) publizieren. CHF 25 000 / 35 000 (€ 21 740 / 30 430) 3035
  • 59.
  • 60. Gemälde Alter Meister | 58 3036* FRANCKEN, FRANS D. J. (1581 Antwerpen 1642) Die Grossmut des Scipio. 1634. Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert: Dou ffranck fe cT. IN Ao1634. 53 x 78,5 cm. Provenienz: - Kunsthandel G. de Salvatore, Dijon, 1961. - Privatsammlung, Bern, 1978. - Auktion Drouot, Paris, 7.12.1981, Los 26. - Galerie Robert Noortman, Maastricht, 1982. - Norddeutsche Privatsammlung. - Auktion Dorotheum, Wien, 17.10.2012, Los 830. - Europäische Privatsammlung. Literatur: - Weltkunst, 52. Jg., Heft 15, 1982, S. 2037. - Härting, Ursula: Frans Francken der Jüngere, Die Gemälde, mit kritischem Oeuvrekatalog, Freren 1989, Bd. II, S. 66, S. 77, Farbtafel 13, S. 155, S. 333f., Kat. Nr. 323. „Die Grossmut des Scipio“ nimmt in Frans Fran- ckens reifem Werk eine besondere Position ein. Wenngleich Franckens Spätwerk, der koloristi- schen Entwicklung im Flandern und Holland der 1620er bis 1640er Jahre entsprechend, von einer zunehmend monochrom angepassten Farbwahl geprägt ist, setzt er bei der „Grossmut des Scipio“ ein abgewandeltes koloristisches Schema ein, um die beiden dargestellten Lager kompositorisch klar voneinander zu trennen: Mit routiniertem Pinselstrich, der sich in Franckens Spätwerk nun mehr durch einen lockeren und schnellen Duktus, als von starrer Kontur aus- zeichnet, spaltet er die Komposition diagonal auf. Umgeben von Gefolge, thront der Feldherr zentral im Bild. Er gibt „die unberührt gebliebene Celtiberin“, die sich zu seiner Rechten befindet, ihrem Verlobten Alluscius zurück, welcher, um- geben von Familie und Gefolge, rechts unten im Bild kniet. Die sich so ergebende Gasse stützt die diagonale Bildanlage und hebt die beiden dargestellten Figurengruppen klar voneinander ab, wobei die kräftigen, alternierenden Farben der Gewänder die beiden Parteien komposi- torisch zusammenhalten. Francken schafft so, laut Härtig, eine überzeugende „stimmungsvolle Szene aus Huldigung, spannungsvollem Abwar- ten und grossmütiger Geste des Mächtigeren“ (Härting 1989, S. 66-68). CHF 35 000 / 50 000 (€ 30 430 / 43 480)
  • 62. Gemälde Alter Meister | 60 3037 HEEREMANS, THOMAS (vor 1641 Haarlem vor 1694) Gegenstücke: Dorftreiben vor einem Gasthof / Winterlandschaft mit Eisvergnügen. 1677. Öl auf Holz. Eines unten rechts signiert und datiert: THMans 1677, eines unten mittig signiert und datiert: THMans 1677. 16,8 x 21,9 cm / 17,5 x 21,6 cm. Provenienz: - Sanct Lucas Galerie, Wien, 1986/87. - Privatsammlung Wien. - Durch Erbfolge, Schweizer Privatsammlung. - Auktion Koller, Zürich, 26.9.2016, Los 3051. - Schweizer Privatsammlung. Diese beiden stimmungsvollen Gegenstücke mit einer Winterlandschaft und einer Szenerie vor einem Gasthof sind charakteristische Bei- spiele für das Oeuvre Thomas Heeremans. Der in Haarlem tätige Maler spezialisierte sich auf Kanal-, Strand-, Hafen- und Dorfansichten und war stilistisch von Jacob Ruisdael (um 1628/29 - 1682) geprägt. Ab 1664 gehörte Heerem- ans der Haarlemer Sankt-Lukas-Gilde an. Oft komponierte Heeremans seine Ansichten als Gegenstücke, die das ländliche Leben der Dorf- bewohner und deren Vergnügungen darstellen. Heeremans entwickelte dabei einen Kanon an Motiven, die er miteinander verbindet. Seine Kompositionen werden stets von Personen belebt, die er in schematischen Pinselstrichen mit Vorliebe für episch-humorvolle Details ausführte. Heeremans bediente damit den von Sammlern äusserst gefragten Bildtypus cha- rakteristischer Milieuschilderungen, wofür diese beiden hier angebotenen, sehr qualitätsvollen Arbeiten beispielhaft sind. Ellis Dullaart vom RKD, Den Haag, bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihr danken. Die Gegenstücke sind im RKD unter den Nummern 260787 und 260788 archiviert. CHF 12 000 / 18 000 (€ 10 430 / 15 650) 3037
  • 64. Gemälde Alter Meister | 62 3038 HOBBEMA, MEINDERT (1638 Amsterdam 1709) Bewaldeter Dünenweg mit einem Gehöft. Öl auf Holz. Unten rechts signiert: M Hobbema. 61,7 x 93 cm. Provenienz: - Sammlung Earl of Lonsdale, Lowther Castle. - Sammlung Max Rothschild. - Sammlung Baron von Grundherr, bis 1924. - Auktion Fischer, Luzern, 8.9.1924, Los 141. - Sammlung Frey, Schloss Meggenhorn, Luzern. - Sammlung W. Drack, Zürich, 1959. - Auktion Fischer, Luzern, 18.-22.6.1963, Los 1828. - Schweizer Privatbesitz. Literatur: Broulhiet, Georges: Meindert Hobbema (1638- 1709), Paris 1938, Kat. Nr. 395, Abb. S. 299. Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsamm- lung entdeckte Landschaft ist ein charakte- ristisches und sehr gut erhaltenes Beispiel für das Schaffen des Landschaftsmalers Meinert Hobbema. Es war dem RKD Archiv zufolge einst in der Sammlung des englischen Politikers und Gutsherren James Lowther, 1. Earl of Lons- dale (1736-1802) of Lowther Castle, der eine grosse Sammlung flämischer und holländi- scher Altmeistergemälde besass. Anfang des 20. Jahrhunderts findet sich das Gemälde in der Sammlung des prominenten Bankiers und Kunstmäzenen Maximilian von Gold- schmidt-Rotschild wieder, sowie im Anschluss in mehreren Privatsammlungen in der Schweiz. Meindert Hobbema ist für seine von Jacob van Ruisdael (1628-1682) beeinflussten bewaldeten Landschaften bekannt, wie auch beispielsweise die Flusslandschaft um 1663, die in unserer letz- ten Auktion im März 2018 für 162 500 verkauft wurde. Seine Gemälde werden häufig von einer helleren Farbgebung als bei Ruisdael geprägt, wobei er den Lichteinfall gezielt dramaturgisch einzusetzen wusste, wie es sich auch bei dieser hier angebotenen Landschaft, in welcher der Dünenweg im Vordergrund besonders leuch- tend hervorgehoben ist, nachvollziehen lässt. Die Komposition sowie die stilistische Bear- beitung dieser Landschaft ist vergleichbar mit einem 1659 datierten Gemälde Hobbemas im Städel Museum in Frankfurt, das aus dem Frühwerk des Malers stammt (Inv. Nr. 1083, Öl auf Holz, signiert und 1659 datiert, 30 x 35,6 cm, RKD Nr. 249414). CHF 70 000 / 100 000 (€ 60 870 / 86 960)
  • 66. Gemälde Alter Meister | 64 3039 CROOS, ANTHONIE JANSZ. VAN (1604 Den Haag 1663) Gegenstücke: Hirten und Kühe auf dem Feld / Kirchdorf Voorburg mit Figuren. Öl auf Holz. Unten rechts signiert und datiert: A CROOS 1653 / unten rechts schwer leserlich signiert: A. CROOS. 11,3 x 13,2 cm / 11,6 x 13,1 cm. Provenienz: - Auktion Sotheby‘s, London, 30.10.1985, Los 108. - Auktion Sotheby‘s, London, 15.2.1989, Los 128. - Schweizer Privatsammlung. Literatur: Beck, Hans-Ulrich: Künstler um Jan van Goyen, Doornspijk 1991, Kat. Nr. 189, S. 88 und Kat. Nr. 242, S. 100 mit Abb. X und XIV, S. 77. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 090 / 8 700) 3039 3039
  • 67. | 65 3040 THIELEN, JAN PHILIP VAN (Mechelen um 1618 - 1667 Boisschot) Blumenstillleben mit Brombeeren, Heidelbeeren und Hummel. Öl auf Leinwand. Oben rechts signiert: van. Thielen. f. 35 x 31,5 cm. Gutachten: Sam Segal, 28.6.2000 (in Kopie vorhanden). Provenienz: - Kunsthandel Thomas Agnew Sons Ltd., Nr 18218 (verso Etikett). - Kunsthandel Brian Koetser, London, 1974, Nr. 40a (mit Gegenstück 40b). - Privatsammlung, Holland. - Privatsammlung Schweiz, seit 1991. Literatur: - Van den Branden, F. J.: Geschiedenis der Ant- werpsche Shilder-school, Antwerpen 1883, S. 1132-1133. - Hairs, Marie-Louise: Les peintres flamands de fleurs au XVIIe siècle, Brüssel 1985, Abb. I, S. 263-275, Abb. II, S. 50-52. CHF 8 000 / 10 000 (€ 6 960 / 8 700) 3040
  • 68. Gemälde Alter Meister | 66 3041* FRANCKEN, HIERONYMUS D. J. (UND WERKSTATT) (1578 Antwerpen 1623) Bankett – Der verlorene Sohn im Bordell (Lukas, 15, 11-32). Um 1608. Öl auf Kupfer. Verso mit der Marke des Tafelmachers Pieter Stas und dem Datum 1608. 50 x 66,7 cm. Gutachten: Dr. Ursula Härting, 1.8.2018. Provenienz: Europäischer Privatbesitz. Dr. Ursula Härting identifiziert das hier angebo- tene Gemälde als ein Frühwerk des Stillleben- und Kleinfigurenmalers Hieronymus Francken d. J., das er um 1608 im Atelier seines Bruders Frans Francken d. J. (1581-1642) malte. Die Dy- nastie der Francken wirkte über drei Generatio- nen in Antwerpen. Nach einer Lehre bei seinem Onkel Ambrosius Francken d. Ä. (1544-1618), wurde Hieronymus d. J. dort im Jahre 1607 Freimeister. Während links im Gemälde auf die biblische Thematik verwiesen und der Sohn gezeigt wird, wie er später, all sein Vermögen durch- gebracht, als verarmter Schweinehirt aus dem Stall geworfen wird, sieht man rechts den bald verarmten Sohn im Bordell dargestellt, das sich als ein mit luxuriösen Ledertapeten behange- nes Interieur gestaltet. Die Muster der Tapeten bestehen aus vermalter Goldfarbe, ebenso kostbar, wie auch die kupferne Tafel als Bildträ- ger, die dem Gemälde eine spezielle Strahlkraft verleiht. CHF 22 000 / 28 000 (€ 19 130 / 24 350) 3041
  • 69.
  • 70. Gemälde Alter Meister | 68 3042* BIJLERT, JAN VAN (WERKSTATT) (1597 Utrecht 1671) Bildnis eines jungen Hirten. Öl auf Leinwand. 84,5 x 65 cm. Provenienz: Europäische Privatsammlung. Das Gemälde greift eine verschollene Komposition des Utrechter Caravaggisten Jan van Bijlert auf und dürfte als Gegenstück eines Gemäldepaares fungiert haben. Jan van Bijlert lernte unter Abraham Bloemaert (1564-1651) und bereiste nach dessen Tod Frankreich und Italien. Seine reifen Werke zeugen vom Einfluss Caravaggios (1571-1610) und dessen Nachfolgern, insbesondere Gerard van Honthorst (1592-1656, siehe Los 3033). CHF 20 000 / 30 000 (€ 17 390 / 26 090) 3042
  • 71. | 69 3043* VRANCX, SEBASTIAN (1573 Antwerpen 1647) Versammlung von Soldaten in einer Waldlichtung. Öl auf Holz. 61,5 x 46,5 cm. Provenienz: - Auktion Christie‘s, London, 4.12.2013, Los 131. - Europäische Privatsammlung. Eine vergleichbare Komposition, welche 1617 datiert ist, befindet sich in der Kunsthalle in Hamburg. CHF 30 000 / 40 000 (€ 26 090 / 34 780) 3043
  • 72. Gemälde Alter Meister | 70 3044 VOS, SIMON DE (1603 Antwerpen 1676) Die Heimsuchung. Um 1639. Öl auf Holz. 23 x 17,3 cm. Provenienz: Schweizer Privatbesitz seit ca. 40 Jahren. Diese kürzlich in einer Schweizer Privatsamm- lung entdeckte Holztafel ist eine bemerkens- werte Bereicherung für das bislang bekannte Oeuvre des Antwerpener Malers Simon de Vos. Es zeigt die Darstellung der Heimsuchung, dem Zusammentreffen der mit Jesus und Johannes dem Täufer schwangeren Frauen Maria und Elisabeth im Hause von Elisabeth. Die Komposi- tion ist in einem Altargemälde in der Sankt-Ja- kobskirche in Antwerpen bekannt, die bislang als ein Werk Victor Wolfvoet (1612-1652) angese- hen wurde (siehe Martin, Gregory / Schepers, Bert: Two Antwerp cabinets decorated by Victor Wolfvoet II, in: The Burlington Magazine, CLVII, Oktober 2016, S. 793-802, Checklist „Antwerp, St. James‘s Church“, S. 802, unter „rejected at- tributions“). Dr. Bert Schepers vom Rubenianum erkennt darin allerdings nach neuesten kunst- historischen Erkenntnissen eindeutig die Hand Simon de Vos und identifiziert unsere kleinere Version als eine Vorstudie zum Altarwerk. Das Altargemälde mit derselben Komposition (Öl auf Leinwand, 268 x 192 cm; siehe Abb. 1, aus: Muller, Jeffrey: St. Jacob‘s Antwerp Art and Conter Reformation in Rubens‘s Parish Church, Leiden 2016, Abb. 8.34, S. 350) entstand um 1639 für die private Kapelle der Familie des portugiesischen Konsuls Franco Lopez Franco, welche zwischen 1636 und 1640 errichtet wurde. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert war die Sankt-Jakobskirche die bedeutendste Pfarrkirche Antwerpens und mehrere bekannte Persönlichkeiten liessen sich private Kapellen für ihre Grabstätten errichten, so auch Peter Paul Rubens (1577-1640) und seine Frau Helena Fourment. Die Künstler Jan van Balen (1611- 1654) und Jan Boeckhorst (1604-1668) fanden dort ebenfalls ihre letzte Ruhe. Simon de Vos war als Maler und Kunstsammler tätig und spezialisierte sich zu Beginn seiner Karriere auf Kabinettdarstellungen und Genres- zenen im Stil der Utrechter Caravaggisten. Ab ca. 1640 malte er vermehrt religiöse, allego- rische sowie historische Szenen von grossem Format im Stile Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck (1599-1641). Zu seinen Schülern zählte unter anderem Jan van Kessel d. Ä. (1626-1679). Dr. Bert Schepers, dem wir für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes danken, wird dieses in einem Vortrag über Victor Wolfvoet im Dezember 2018 im Rubenianum vorstellen. CHF 10 000 / 15 000 (€ 8 700 / 13 040) Abb. 1 Franco-Kapelle, St. Jakobskirche, Antwerpen
  • 73. 3044
  • 74. Gemälde Alter Meister | 72 3045 VERBRUGGEN, GASPAR PIETER D. Ä. (UMKREIS) (1635 Antwerpen 1681) Blumenarrangement vor einer Steinkartusche. Öl auf Leinwand. 58 x 78,5 cm. Provenienz: Schweizer Privatsammlung. CHF 7 000 / 9 000 (€ 6 090 / 7 830) 3045
  • 75. | 73 3046* FRANCKEN, FRANS D. J. (WERKSTATT) (1581 Antwerpen 1642) Salomons Götzendienst. Öl auf Holz. Rechts auf der Steinmauer mit schwer lesbarer Signatur und Datierung. 57,4 x 84,5 cm. Provenienz: - Europäische Privatsammlung. - Auktion Koller, Zürich, 30.3.2012, Los 3067. - Europäische Privatsammlung. Dieses Gemälde geht auf „Salomons Götzen- dienst“ von Franz Francken d. J. im Musée des Beaux-Arts in Clermont-Ferrand von 1630- 1635 zurück (siehe Härting, Ursula: Frans Fran- cken der Jüngere. Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Freren 1989, Nr. 76, Abb. 68, Text S. 70). Nach Prüfung im Original erkennt Dr. Härting im rechten Landschaftsausschnitt mit den Figuren die Hand Ambrosius Franckens d. J. (um 1590-1632), dem Bruder von Frans Fran- cken d. J.. Aufgrund der Farbpallette vermutet Härting eine Fertigstellung um 1645. Dargestellt ist Salomon unter freiem Himmel eine weibliche Götzengestalt anbetend, im Hintergrund ist der Tempelbau zu erkennen. Links finden sich zwei Frauen mit Kindern, die an die „Anna Selbdritt“ Fassung Frans Francken d. J. erinnern. CHF 12 000 / 18 000 (€ 10 430 / 15 650) 3046
  • 76. Gemälde Alter Meister | 74 3047 TENIERS, DAVID III. (Antwerpen 1638 - 1685 Brüssel) Maleratelier mit Putti. Öl auf Holz. Unten rechts signiert: David Teniers Junior ft. 22 x 29,7 cm. Provenienz: - Auktion Fischer, Luzern, 26.11.2014, Los 1030. - Schweizer Privatbesitz. Das hier angebotene Gemälde ist ein seltenes Beispiel aus dem Oeuvre David Teniers III., dem Sohn David Teniers d. J. (1610-1690). Teniers III. signierte seine Werke oft mit „David Teniers Junior“, wie das hier angebotene Ge- mälde belegt. Dieses Gemälde ist im RKD, Den Haag, als ein eigenhändiges Werk von David Teniers III. registriert. CHF 7 000 / 9 000 (€ 6 090 / 7 830) 3048 KESSEL, JAN VAN D. Ä. (UMKREIS) (1626 Antwerpen 1679) Allegorie des Gefühls. Öl auf Kupfer. 58 x 77,5 cm. Provenienz: - Galerie Fischer, Luzern, 1988 (als Jan van Kessel d. J.). - Schweizer Privatsammlung. Die hier angebotene Allegorie des Gefühlssinns, die durch Elemente des Krieges und der Liebe symbolisiert wird, basiert auf einer Komposition von Jan van Kessel d. Ä., die ursprünglich auf Jan Brueghel d. J. zurückgeht (siehe Ertz, Klaus / Nietz-Ertz, Christa: Die Maler Jan van Kessel, Lingen 2012, Kat. Nr. 688, S. 380 und Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. J., Freren 1984, Kat. Nr. 179, S. 345). CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 350 / 6 090) 3047 3048
  • 77. | 75 3049* FRANCKEN, HIERONYMUS D. J. (ZUGESCHRIEBEN) (1578 Antwerpen 1623) Hexenküche. Öl auf Holz. 49 x 74 cm. Provenienz: - Sammlung Voges, Amsterdam. - Europäische Privatsammlung. Ausstellung: De Heksen van Bruegel, Museum Catharijne- convent, Utrecht, 19.9.2015-31.1.2016 / Musea Brugge, Sint-Janshospitaal, Brügge, 25.2.- 26.6.2016, Nr. 56. Literatur: Vervoort, Renilde: Ausst. Kat. De Heksen van Bruegel, Brügge 2015, Kat. Nr. 56, S. 79. Diese detailreiche Hexenküche greift eine Komposition von Hieronymus Francken d. Ä. auf, die sich in der Sammlung von Arnold und Seena Davis, USA, befindet (siehe Butler, D. / Van Schaack, E. / Yokell, A.: An Eye for the Baroque. Highlights from the Collection of Arnold and Seena David, The Picker Art Gallery, Colgate University, Hamilton, New York, 2003). Diese in jener Zeit äusserst beliebte Thematik wurde auch in vergleichbarer Weise von Frans Francken d. J. in einem Gemälde, das sich heute in der Eremitage in St. Petersburg befindet, aufgegriffen. CHF 25 000 / 35 000 (€ 21 740 / 30 430) 3049
  • 78. Gemälde Alter Meister | 76 3050* BOSSCHAERT, AMBROSIUS D. J. (UMKREIS) (Middelburg 1609 - 1645 Utrecht) Stillleben mit Tulpen und Rosen auf einem Tisch. Öl auf Holz. 37,3 x 48,8 cm. Provenienz: - Sammlung Adi Huber, Hailer, 1980. - Auktion Dorotheum, Wien, 14.3.1991, Los 82 (als Ambrosius Bosschaert d. J.). - Europäische Privatsammlung. CHF 6 000 / 8 000 (€ 5 220 / 6 960) 3050
  • 79. | 77 3051* FRANCKEN, FRANS D. J. UND FRANCKEN, HIERONYMUS III. (1581 Antwerpen 1642) (1611 Antwerpen nach 1661) Der Triumphzug des Bacchus. Öl auf Holz. Auf der Hinterhand des vorderen Esels mit Monogramm: IF. 50,2 x 74 cm. Gutachten: Dr. Ursula Härting, 11.1.2011 (in Kopie vorhanden). Provenienz: - Schweizer Privatbesitz. - Auktion Koller, Zürich, 26.03.2012, Los 3064. - Europäische Privatsammlung. Diesen „Triumphzug des Bacchus“ identifizierte Dr. Ursula Härting 2011 als eine Zusammenar- beit des flämischen Kleinfigurenmalers Frans Francken d. J. und eines Mitarbeiters aus seinem Atelier (siehe Gutachten). Nach Reinigung ist die ursprüngliche Farbigkeit dieses Gemäldes wieder zum Vorschein gekommen und lässt Dr. Härting nach erneutem Prüfen des Originals zu dem Entschluss kommen, dass es sich bei der zweiten Hand um diejenige seines Sohnes Hieronymus Francken III. handelt. Das Gemälde greift ein Thema der antiken Mythologie auf und zeigt Bacchus, den Gott des Weines, thronend auf einem Triumphwagen, der von Eseln gezogen wird. Er ist durch Weinlaub auf seinem Haupt gekennzeichnet und hält zwischen den stämmigen Beinen ein Füllhorn mit Trauben und Laub. Um ihn herum finden sich unzählige Tänzer, Musikanten und berauschte Begleiter, die in einem triumphalen Zug zum Rundtempel links oben im Bild ziehen. Alle Figuren sind all‘antica gekleidet und beschwö- ren das mythische Goldene Zeitalter herauf, als man sorglos, glücklich und in Frieden lebte. Härting macht darauf aufmerksam, dass diese ausgelassene Sorglosigkeit antiker, vergange- ner Zeiten durch Zitate aus Werken italienischer künstlerischer Vorbilder, die zur Zeit Franckens als klassische Grossmeister galten, suggeriert werden soll. Dazu gehören die beiden jungen Frauen in leichter Bekleidung zu beiden Seiten der Komposition, die aus Raffaels Göttermahl der römischen Villa Farnesina (1517-18) stam- men, sowie diverse Motive aus Druckgraphiken Andrea Mantegnas (1431-1506), darunter der trunkene Putto an der Kufe oder die beiden Elefanten nach Mantegnas Triumph des Cäsar. Eindeutig erkennt Härting in dem Schellentän- zer, den beiden vorderen Putti, sowie in weiteren Figuren im Vordergrund, bei welchen die feinen Lasuren in den Gewändern zu sehen sind, die Hand Frans Francken II., der in Antwerpen zur Rubenszeit ein grosses Atelier führte. Das Monogramm ist laut Härting nicht eindeutig zu identifizieren. Möglicherweise zeigt sich in den Vasen zur Rechten eine bislang nicht eindeutig identifizierte dritte Hand, von welcher das Monogramm stammen könnte. CHF 25 000 / 35 000 (€ 21 740 / 30 430) 3051