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Astronauten zur Venus
Werke aus der Sammlung Appelt
25. September bis 22. November 2009 | Zentrifuge, Halle 14 Auf AEG
Astronauten zur Venus
Werke aus der Sammlung Appelt
Nürnberg 2009
Renate und Wilfried Appelt
Das Sammler-Ehepaar Renate und Wilfried Appelt von Michaela Moritz
Die Ausstellung der Sammlung Appelt Auf AEG von Dr. Amelie Himmel
Abbildungen - Kunstwerke
Von den Anfängen des Rechnens bis zum Computer von Latifa Habib
Abbildungen - Objekte der Technik
Welterfindungen und Denkmaschinen von Dr. Annegret Winter
Die Ostereier-Maschine mit einem Text von Reiner Bergmann
Verzeichnis - Kunstwerke
Verzeichnis - Objekte der Technik / Glossar
Impressum / Dank
INHALT
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Eigentlich müsste ein solches Tun Stirnrunzeln hervorrufen: hochwertige Kunst auf engs-
tem Raum „zusammengepfercht“ mit billigen Porzellanprodukten, mit Flohmarktartikeln
und historischen Rechenmaschinen. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit, so müsste man
denken. Doch wer immer nur einen einzigen von Ehepaar Appelt gestalteten Raum betrat,
hat ihn in heiter-gelöster Stimmung und mit einem Gefühl der Bereicherung verlassen.
Könnte man nicht auch und immer so sehen wie Appelts?
„Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu
singen, triffst du nur das Zauberwort“, dichtete einst der Romantiker Joseph von Eichen-
dorff. Es war Anfang der 90er Jahre, da entdeckten der Mathe- und Physiklehrer Wilfried
Appelt und die gelernte Chemielaborantin Renate Appelt, dass sie, vielleicht getragen
durch eine Schwingung in ihrem Beisammensein, über solche Zauberwörter verfügen.
Sie trugen von Kunstausstellungen, Trempelmärkten, Kuriositäten-Auktionen, aus Galerien
und tschechischen Haushaltswarengeschäften Gegenstände nach Hause, die manchmal
kaum einer beachtete, von denen sie sich aber – in großer Einigkeit – angerührt oder amü-
siert fühlten, in denen sie Potenzial ahnten, ein schlummerndes Lied.
In ihrem Haus in Leinburg (Nürnberger Land) und später in einer eigens für die wach-
sende Sammlung angemieteten Acht-Zimmer-Wohnung in Lauf schufen sie aus diesen
Dingen Kompositionen, die es so wahrscheinlich nirgends auf der Welt gibt. Eine Arbeit
des Nürnberger Installationskünstlers Reiner Bergmann, das „Schießbudenbild“, hängt hier
zum Beispiel neben einem Original-Flipperautomaten aus den 70er Jahren, neben einer
Druckgrafik des Pop-Art-Vaters Richard Lindner und einem Regal voller mechanischer
PC-Vorfahren. 140 „hässlich“-bunte Wandväschen aus den 30er bis 70er Jahren werden,
eng aneinander gefügt, zu einem raumhohen viereckigen Relief, das mit einer vielteiligen
Malerei-Arbeit korrespondiert.
Inmitten einer Reihe von größenmäßig gestaffelten weißen Porzellankatzen macht eine
schwarze den Buckel – die weißen sind „Plunder“ aus einem Laden in Eger, bei der
schwarzen handelt es sich um eine Skulptur der international renommierten Künstlerin Ka-
tharina Fritsch. Vor einer Wand mit Bergund Gebirgsdarstellungen vermag man nicht mehr
zu unterscheiden, welche die ironisch-parodistische Arbeit eines bekannten Künstlers und
welche ein „kitschiger“ Flohmarktfund ist.
DAS SAMMLER-EHEPAAR
RENATE UND WILFRIED APPELT
Könnten die Theoretiker der literarischen Romantik noch einmal auf die Welt kommen
und das Appeltsche „Zimmermuseum“ besuchen, sie wären hingerissen: „ Indem ich
dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem
Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe,
so romantisiere ich es“, schrieb Novalis 1798. „Die Welt muss romantisiert werden. So
findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ Und Friedrich Schlegel im selben Jahr: „Die
romantische Poesie ist ein progressive Universalpoesie. (...) Sie will Poesie und Prosa, Geni-
alität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie
lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz
poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegenem Bildungsstoff jeder Art anfüllen
und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen.“
Es ist eine ganz eigene Kunst also, zu der Ehepaar Appelt durch einen glücklichen Mu-
sen- oder Engelskuss gebracht wurde und die es bis zum frühen Tod von Renate Appelt
im Dezember 2005 immer weiter – autodidaktisch, wie sonst? - ausbaute: die Kunst der
Poetisierung und Potenzierung, die Kunst, schlafende Lieder in unterschiedlichsten Ge-
genständen zu wecken und sie zu immer neuen Opern, Musicals, Oratorien und Operetten
zu kombinieren, die zwar unerhört, aber auf beseelende Weise stimmig sind, weil die
Komponisten sie mit den Flügeln der Liebe, des Staunens und des Humors „zusammen-
romantisiert“ haben. In Künstler- wie in Laienkreisen war die Appeltsche Sammel- und
Präsentationstätigkeit bald metropolregionweit hoch geschätzt.
Nun ist es Wilfried Appelt allein, der, dem Wunsch seiner Frau entsprechend, die Sache im
gemeinsamen Geist fortführt. Die aktuelle Ausstellung „Astronauten zur Venus“ ist nach
dem ersten großen Auftritt in der „Galerie im Bernsteinzimmer“ (Herbst 2002) und einem
Kammerspiel im Schaufenster von „BlickPunktKunst“ in der Solgerstraße (Herbst 2004) das
dritte Nürnberger Auswärtskonzert unter dem Zeichen „A“.
Sieht man die Objekte, die Wilfried Appelt in den letzten vier Jahren erstanden und für
die Ausstellung ausgewählt hat und sieht man, wie er sie mit Witz und Weisheit zu bereits
vorhandenen gesellt, so ist klar: Renate Appelt ist präsent.
Michaela Moritz
10 11
DIE AUSSTELLUNG DER SAMMLUNG APPELT AUF AEG
Oder:„GalileivermißtDantesHölleundbleibtandenMaßenhängen“(DursGrünbein)
Michael Schels, Kulturmanager des „Zentrifuge e.V.“ in den ehemaligen AEG Hallen,
sprach Wilfried Appelt an, ob er nicht seine Sammlung in den großzügigen Hallen zeigen
wolle, etwa mit dem Schwerpunkt Kunst und Technik.
Eine Herausforderung, der sich Wilfried Appelt neugierig stellte.
Die gesamte Sammlung auszustellen, war unmöglich. Die Objektnummern hätten eine vier-
stellige Zahl ergeben. Aber aufgrund der Größe des Ausstellungsareals können zum ersten
Mal zwei Pole der Sammlung, die Kunst und die Technik, gezeigt werden.
Diese Pole interessieren in ihrer Gegensätzlichkeit, ihren Widersprüchen, ihrer Anzie-
hungskraft und gegenseitigen Durchdringung bzw. Abhängigkeit. Sich stets berührend
versprechen sie Synergieeffekte, etwa in Form von Assoziationen. Wer eine Maschine und
ihr Innenleben betrachtet und seinen Blick dann auf ein Kunstwerk richtet, wird gewiss auf
andere Gedanken kommen, als derjenige, der allein Kunstobjekte beschaut. Als Ausstel-
lungstitel schien „Astronauten zur Venus“ treffend. Ideengeber war ein Bild von Bodo
Boden, „Die Rast der Astronauten bei der Venus“.
Die stilistisch freien Vorstellungen des Sammlerpaares prägen die Kunstsammlung: Ob-
jekte, Fotoarbeiten, Ölbilder, Kreidebilder, Drucke, technische Apparaturen, Installationen
– nahezu jede Form des künstlerischen Ausdrucks findet sich bei den Appelts. Die Vielfalt
birgt inhaltliche Schwerpunkte, die ohne Reihen- oder gar Rangfolge in sechs lose zusam-
menhängende Ausstellungsbereiche gegliedert sind.
Die jeweiligen Bereiche sind mit Buchtiteln in Worte gefasst, die die jeweilige Thematik der
Bilder streifen und deren Lektüre weitere Anstöße garantieren.
Die thematischen Schwerpunkte der Sammlung Appelt auf AEG:
- „Aufmerksamkeit bitte!“
- „NaturMangement: Natura Naturans und Natura Naturata“
- „Unfrisierte Gedanken“ (Stanislaw Jerzy Lec)
- „Tonio Kröger“ (Thomas Mann)
- „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein)
- „Die Tricks der Diva“ (Brigitte Kronauer)
„Aufmerksamkeit bitte!“ - Begrüßt wird der Betrachter von einer großformatigen und
frech großzügig gemalten Arbeit der Künstlerin Wiedemann. Eine Kunsthistorikerin,
belesen und informiert, bittet etwas verzagt und fast besorgt um Aufmerksamkeit für die
Kunst. Ironie und Selbstironie enthält dieses mit Komplementärkontrasten spannungsreich
aufgebaute Werk, dessen Malduktus emotional überwältigt. Begrüßt wird der Betrachter
aber auch von Kapielski. Neben dem Buchstand wird – in klarer Ironie – darauf gedeutet,
dass mit alltäglicher Geschlossenheit, ob in metaphorischem oder realistischem Sinne,
wenig zu erwarten ist.
In diesem Begrüßungsfoyer wird die polare Ausrichtung der Ausstellung deutlich: zum ei-
nen auf die Welt der Rechenmaschinen, deren Bilder, obwohl die Maschinen bereits veral-
tet sind, noch laufen, auch - metaphorisch gesprochen - im Kopfe so manchen Betrachters;
zum anderen auf die Welt der Kunst. Kapriziosen gleich, ihrer Werte wegen in Vitrinen
geschützt, sind kleinformatige, poetische „Figuren in Booten“ von Huschka-Weinberg,
ideologiekritische Arbeiten wie Wanoths „Kuppeln“, Freys phantastische Tierskulpturen
sowie Reuters geometrisch und farblich akribisch gearbeiteter blauer „Würfel“ zu sehen.
Diesen künstlerischen Arbeiten sind Rechenmaschinen zugeordnet. Analog findet neben
den Rechnern der neueren Zeit im Eck des Foyers ein Bild von Karl Zuse seinen Platz. Er,
als Computerpionier, war gerne als Maler tätig und hielt „Visionen einer Stadt“ im Bilde
fest.
Der Vorbereitung auf die grundsätzlich polar ausgerichtete Ausstellung folgt die erste
Orientierung - „Naturmanagement: Natura Naturans und Natura Naturata“. Der Titel
führt unmittelbar zu Fragen der versammelten Arbeiten von Hauber, Rießbeck und Wrede,
Fragen zur Natur und demnach auch zum Menschen: Ist die Natur, komplex aus Energie,
Mathematik und Ästhetik gewachsen, zu bändigen, zu formen, zu ordnen? Braucht sie
technische Unterstützung, braucht sie einen Maßstab? Oder ist nicht in jedem kleinen
Stein ein ganzes Gebirge enthalten? Woher kommt des Menschen Bedürfnis, sich in ein
nachvollziehbares und erklärbares Verhältnis zur Natur zu setzen? Geht durch des Men-
schen Bedürfnis um Einbindung nicht die Natur – und damit auch er selbst – zugrunde?
Existiert Natur noch? Umgibt uns nicht stattdessen eine simulierte und suggerierte Natur,
in der Sekundär- statt Primärerfahrungen möglich sind? Welche Rolle spielen dabei die
bildgebenden Verfahren der Technik, welche spielt die Kunst? Wie weit kann der Mensch
Ordnung ins Chaos bringen, wie weit mit eigenen Wirklichkeitsentwürfen gut leben?
12 13
Warum – auch diese Frage wäre zu stellen, wenn es um das Profil einer Sammlung geht –
ist dieses Thema Schwerpunkt der Sammlung?
Vielleicht, weil die Natur wie der Mensch immer beides ist, geordnet und chaotisch, ver-
schwenderisch und ökonomisch, triebhaft und rituell, reglementiert und entgleisend?
(Siehe dazu „Brigitte Kronauer, Die Tricks der Diva. Nachwort“)
Der Blick wandert von Rießbecks gestützter Landschaft zu Haubers gestützten Menschen
mit dem Titel „Medical World“. Hauber berührt die Grenze zwischen Skurrilität und
Ernsthaftigkeit innerhalb des Gefüges Mensch und Technik. Seine Arbeiten beruhen auf
Werbeanzeigen in medizinischen Fachzeitschriften. Dieser ursprünglich bildnerische Zu-
sammenhang, der Kontext, wird von Hauber aufgebrochen. Der Betrachter nimmt jetzt, in
den großformatigen Werken, nicht nur die Technik wahr, sondern vor allem den glücklich
lächelnden Menschen im Korsett der Apparaturen. Das verwirrt und verunsichert.
Die Bilder hinterlassen ein befremdliches, skurriles, betroffenes, unwohles Gefühl, obwohl
sie doch so alltäglich sind und obwohl doch ein jeder um diese technischen Errungen-
schaften froh ist, wie es ja auch das Lächeln der Fotomodelle ausdrückt. Aber stimmt es
mit unserer Vorstellung überein, dass Menschen im Korsett, trotz des Wissens, durch die
Technik die größtmögliche Hilfe zu erfahren, lächeln?
Die Arbeiten leiten über zu dem Bereich der „Unfrisierten Gedanken“, so der Titel eines
Buches des Autors Stanislaw Jerzy Lec.
In diesem Bereich der Ausstellung sind bildnerische Kommentare zum gesellschaftlichen
Alltag zusammengebracht. Neben der getragenen und tragischen Arbeit von Franz Vorn-
berger, die das Zerbrechen an der Welt vor Augen hält, hängt das Werk Bergmanns mit
dem Titel „Zeitverfahren“. Ein imaginär funktionierender, sich auf uns zu bewegender LKW
zeigt auf der Digitalanzeige die rückwärtslaufende Lebenszeit in Tagen, Stunden, Minuten
und Sekunden an.
Im Bereich der „Unfrisierten Gedanken“ überwiegen aber – daher auch der Titel – eher
kleinformatige, leicht wirkende, ironisch-witzige, verdichtete Bilder zum Alltag. Aphoris-
men gleich, verknappt, zeigen Angermann, Schemm, Kersting, Reeder und Engel mit mal
mehr, mal weniger moralischem Zwinkern, mit scharfsinnigem Witz und sicherem Gespür
für die Pointe, gesellschaftlich-alltägliche Szenen. Die Künstler decken mit ihren Arbeiten
Illusionen und skurrile Zustände auf und fordern durch ihre direkten, ironisch-frechen
Bilder den Betrachter zu Stellungnahme und Positionierung heraus.
Reduzierter in Form und Farbe, weniger erzählerisch, stiller in der Reflexion über den All-
tag, über Wahrnehmung und Bildhaftigkeit des Alltags sind dagegen die kleinen Arbeiten
von Bergmann, die Installation „Quader“ von Sterzbach und Jankes Häuserwelten. Sterz-
bach konzentriert sich auf Materialien des Alltäglichen. Indem sie diese von der üblichen
und erwarteten Verwendung befreit, erlangen die simplen Materialien neue Aufmerksam-
keit und eine ungeahnte Sinnhaftigkeit. Sterzbach konstruiert Spannungen, indem sie
Materialien polar verwendet (Draht und Faden).
Dies führt beim Betrachter zu überraschenden Perspektiven und Ansichten. Das Nichts
(Luft, Formloses, nicht Greifbares) kann auf einmal auch von ihm ganz selbstverständlich
und in bestem Sinne zu einem Etwas (einem imaginären Quader) einbezogen werden.
Jankes Häuserwelten, Sinnbilder für Sesshaftigkeit, Sehnsucht, Heimeligkeit, Sicherheit,
Fundament und Basis, verschwinden, lösen sich auf, verlieren ihre Konturen. Das Haus als
Symbol und Metapher: Auch Janke äußert sich damit zu individuellen als auch gesell-
schaftlichen Entwicklungen.
Inmitten dieser kritischen und nachdenklichen Ansätze zum gesellschaftlichen Tagein/
Tagaus steht das Modell der Eierköpfmaschine. Spielerisch ist hier ein Computerprogramm
umgesetzt. Die Befehle, die für ein virtuelles Spiel tauglich wären, sind von dem Tüftler
Paul Lenz in ein mechanisches, sichtbar funktionierendes Gerät umgesetzt. Mehrere Stati-
onen des Ostereis, immerhin Sinnbild des Lebens, vom Warmhalten, über die Kontrolle der
inneren Konsistenz und die Bemalung, bis zum Köpfen und Würzen sind liebevoll und mit
erkennbarer Mühe und Sorgfalt konstruiert. Man könnte fast sagen, durch diese spiele-
rische Apparatur werde beispielhaft ein Leben skizziert und gleichzeitig des Menschen
Tun als polar charakterisiert: Einfaches wird verkompliziert, Kompliziertes wiederum fast
kindlich – auch farblich – vereinfacht. Auf das Letzte bezogen wirkt dieser Weg des Eis
insgesamt erlösend sinnfrei.
Erholung von den „Unfrisierten Gedanken“ ist in der Sitzecke und bei Betrachtung der
lyrischen Arbeiten Oehlerts möglich. Der Titel der Novelle „Tonio Kröger“ von Thomas
Mann steht in Bezug zur Arbeit „Tonio 16“ und kann durchaus als Schlüsseltext für das
Verständnis auch seiner anderen Arbeiten in dieser Ausstellung gelesen werden: „Der ist
noch lange kein Künstler, dessen letzte und tiefste Schwärmerei das Raffinierte, Exzent-
rische und Satanische ist, der die Sehnsucht nicht kennt nach dem Harmlosen, Einfachen
und Lebendigen ... nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“.
14 15
Oehlert berührt mit seinen Installationen kitschig schöne Klischees und weckt beim Be-
trachter verborgene Sehnsüchte, zu denen vor allem der ab- und aufgeklärte Bildungsbür-
ger gelernt hat, in kritischer Distanz zu stehen.
„Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein)
Wie Technik, Wissenschaft, Vernunft, Logik doch von Unvorhersehbarem, Zufälligem, Un-
vernünftigem abhängen, eins das andere durchdringt, eins vom anderen nicht zu trennen
ist, thematisieren in diesem Ausstellungsbereich einzelne Werke von Wanoth, Sakowski,
Zitta, Boden und Renner.
Wanoth erinnert mit seinen politisch aufgeladenen Eichenstädten „25 Eichenblätter“ an
national-überspannte Planspiele und Fiktionen. Sakowski ironisiert den Wunsch nach
dem eigenen Heim in seiner Arbeit „Nestbau – Anweisung Nr. 216“. Im Design und der
Werbeform der 50er Jahre gehalten, ist der übersichtliche, ordentliche Neubau ein kindli-
ches, einfaches Konstrukt. Allerdings wird er empfindlich gestört von einem noch immer
nicht getrockneten schwarzen Fleck. Zitta schneidet aus einer Platine eines Unternehmens
für Datenverarbeitung mit dem Namen OrgaPlus, ansässig in Nürnberg, einen Fuß aus.
Stehen zu den Fußreflexzonen an sich einzelne Organe über Nervenbahnen, also elektri-
sche Strömungen, in Kontakt, kleckst Zitta in Strichmännchenmanier sehr vereinfachte
Kommunikationsprozesse auf die Tafel. Eine Ironie auf die in der Datenverarbeitung nach
festgelegten Mustern, reflexartig, ohne Bedacht gewählten Kommunikationsformen?
Zuletzt kommt der Betrachter in den Raum, der dem weiten Feld der Frauen gewidmet
ist. Nach Brigitte Kronauers Buch „Die Tricks der Diva“ ist er benannt. Werke, die den
facettenreichen Komplex an Rollen, Abgrenzungen, Wertungen, Emotionen, Strategien von
Frauen darstellen, sind hier zusammengestellt. Effner bricht in ihrem Aquarell „Kanniba-
linnen“ mit bitterer Ironie das Klischee der braven, schüchternen wie auch unbedarften
Mädchen.
Witz und Wahrheit liegen bei von Platens Zeichnung nahe beieinander. Sofort werden
Assoziationsketten beim Betrachter ausgelöst. Sollte sich die Frau nicht eher die Haare
schneiden, statt die Finger zu lackieren? Oh? Wie war das mit dem Struwwelpeter? Kon-
servativer Erziehungsstil; alles Wilde, alles Kindliche wird passend gemacht? Dann lieber
doch die Fingernägel lackieren, oder? Meindl wiederum demontiert in ihrer Fotoserie tradi-
tionell älteste männliche Rollen, indem sie die Protagonisten weiblich besetzt. So geistern
weibliche Kentauren durch moderne Straßen und weibliche Minotauren werden geboren.
Unter den „Tricks der Diva“ fallen vor allem zwei großformatige Arbeiten auf: Bodens
„Frau von heute“ und Neuwerts „Der Zaun“. Eine Diva ist ein Phantasma. Sie verkörpert
ein mystisches oder ästhetisches Ideal, das in der Popkultur oder in den Massenmedien
Verbreitung findet und so sich stets selbst generiert. Bodens Weiblichkeitsstereotype, ame-
rikanisch poppig ausgearbeitet, zeigt eine durchsetzungsstarke Frau, die bis zum Äußersten
geht, die in ihrem Begehren in nichts nachgibt: berechnend, aber kaum zu kontrollieren.
Gerade entgegengesetzt wirkt Neuwerts Arbeit „Der Zaun“. Sie ist gebrochen, verlassen,
Mitleid erregend, hilfsbedürftig. Beziehung, der Partner im Bild, ist eine Leerstelle. Letzten
Halt muss ein Pfosten geben.
Inszeniert wird mit dieser Hängung ein tief verankertes Gegensatzpaar: die Frau als ent-
schlossener, kühler, männerdominierender Vamp und die emotional empfindsame und an
ihren Emotionen zerbrechende Frau als bemitleidenswürdiges Opfer. Bei Sophokles hieß
das Gegensatzpaar Antigone und Ismene, bei de Sade Juliette und Justine.
Erwähnt seien zuletzt die Zeichnungen von Sellesnick. In verschiedenen Ebenen, nicht
Perspektiven, ziehen die Linien über das Blatt und ergeben einen Kosmos aus persönlichen
Chiffren, in denen immer wieder schemenhaft figurale Relikte aufscheinen und Halt und
Orientierung geben. Nicht die Dinge selbst, nicht die Figuren oder der Raum interessieren
die Künstlerin. Sie thematisiert den Entstehungsprozess, die Entwicklung hin zu einem un-
überschaubaren Netzwerk von Dingen und Figuren im Raum. Radiert, gelöscht, korrigiert
wird hier nichts.
Die Künstlerin sieht zwischen der Kunst und der Mathematik Gegensätze in der Vorgehens-
weise. Die Kunst sei wüstenhaft und komplex, chaotisch und gefühlsbeladen, irrend, mal
vernetzt, mal gefangen. Mathematik dagegen sei lösungsorientiert, kontrolliert, vernünftig.
Aber dennoch hätten Künstler und Techniker eine Schnittmenge: Beide geben sich auf
neues Terrain, beide wollen neue Zusammenhänge entdecken.
Dr. phil. Amelie Himmel
Kunsthistorikerin
17
ABBILDUNGEN • KUNSTWERKE
18 19
Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989 Julia Wiedemann, Sylvia, 2005
20 21
Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figuren, (I) – (V), 1995
Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figur, (II), 1995
Fredder Wanoth, St.Petersburg, Peter&Pauls Kathedrale, 1996
Ensemble, Vorder- und Rückseite:
Fredder Wanoth, St.Petersburg, Blutkirche, 1996
Fredder Wanoth, Kiew, H.K., 1996 Harro Frey, Springer, 1993
22 23
Konrad Zuse, o.T., 1983
Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993 Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001
24 25
Peter Hammer, Pay-TV, 1994Konrad Zuse, o.T., (6-teilig), 1965 - 1967
26 27
Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal – Toilette am See, 2001
Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1989
Gerhard Rießbeck, o.T., 2001
Peter Angermann, Zirkenhain, 2005
28 29
Peter Angermann, Preußling, 1999Jan Eric Hauber, Landschaft(15), aus Serie „Die Welt ist klein“, 2000
30 31
Werner Knaupp, Viva, 1983 Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993
32 33
Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992
34 35
Jan Eric Hauber, Ahnengalerie (3 Teile aus einer Installation), 1995 Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001
37
Andreas Oehlert, golden shower, 2003
Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003
Andreas Oehlert, ein Windhauch ließ seine Arme länger werden, 2003
36
38 39
Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006
„Der ist noch lange kein Künstler,
dessen letzte und tiefste Schwärmerei
das Raffinierte, Exzentrische und Satanische ist,
der die Sehnsucht nicht kennt
nach dem Harmlosen, Einfachen und Lebendigen...
nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“.
aus „Tonio Kröger“ von Thomas Mann
40 41
links: Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992
Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007
42 43
Peter Angermann, o.T., 2000 Gerlinde Pistner, Hampelmänner, 1997
44 45
Dan Reeder, Doggy World, 2004
Dan Reeder, o.T., 1988
Dan Reeder, Samariter (3-teilig), 1995
46 47
Peter Engel, Forscher II
Johannes Kersting, Spielplatz, 2006
Harri Schemm, Blindenhund, 1998
Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28
48 49
Alfons Janke, o.T. (4, 5, 6), 1992/1993 Anne Sterzbach, o.T., 1998
50 51
Reiner Bergmann, Ostsee, 1994
Werner Alt, o.T., 2001Reiner Bergmann, Tor, 1995
52 53
Reiner Zitta, Schablone 4 Fussreflexmassage, 2007 Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967
54 55
Eva von Platen, o.T., 2000 Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992
56 57
Peter Angermann, Federball-Spiel, 1990 Anne Meindl, Die Sonne blendet, 2007
58 59
Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997 Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004
60 61
Katzen (Rauchverzehrer), Installation Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969
62 63
Renate Sellesnick, o.T., 1993, (Ausschnitt) Anne Meindl, Über dem Schornstein, 2002
Anne Meindl, Kentauren, 2002
Anne Meindl, Engel, 2002
Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002
64 65
Die Wundermaschine
Fingerrechnen
Irgendwann, in der Zeit des Übergangs zu Agrarwirtschaft und Viehzucht, die Zahlen
waren schon da, entstand das Bedürfnis nach genauen Rechenmethoden. Vermutlich hat
sich das Zehnerzahlensystem aus dem Abzählen mit den Fingern entwickelt. Gerechnet
wurde dann auch mit den Fingern. Zweck der Rechnerei war zum Beispiel, die Anzahl
der Sippengenossen oder des Viehs festzustellen. Das Fingerrechnen geht gut, man
kommt damit bloß nicht besonders weit und es ist sehr flüchtig. Die Verkörperung des
Ergebnisses gelang mit Tontafeln. Das Ergebnis wurde eingeritzt, dann kam die Tafel in
den Brennofen.
Rechenhilfsmittel
Der Rechenvorgang selber wurde durch Geräte wie Abakus und Rechenbretter unterstützt.
Die Finger wurden durch Platzhalter, zum Beispiel durch Bohnen, ersetzt. Rechenergebnis-
se konnten nun zwischengespeichert und abgelesen werden. So konnten Rechnungen mit
größeren Zahlen bewältigt werden. Das war hilfreich für Handel, Verwaltung und Steuern.
Rechenbretter und Rechentische waren in Europa bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in
Gebrauch. Der Abakus wird auch heute noch von 40% der Weltbevölkerung verwendet.
Japanische Schulkinder lernen noch das Rechnen mit dem Abakus und die Pisa Studie
sagt, dass das gut ist.
Rechenschieber
Im frühen 17. Jahrhundert wurde der Logarithmus entdeckt. Mit seiner Hilfe kann jede
Multiplikation auf eine Addition und jede Division auf eine Subtraktion zurückgeführt
werden. Logarithmische Zahlenreihen wurden in Tabellen geschrieben und auf Rechen-
schieber übertragen. Ein höherer Verfestigungsgrad war erreicht, jetzt musste nur noch
abgelesen werden. Rechenschieber bzw. Logarithmustafeln ermöglichten es, fehlerfrei mit
großen Zahlen zu rechnen, was für die Astronomie sehr vorteilhaft war.
Mechanische Rechenmaschinen
Das mechanische Rechnen. Schluss mit Verrechnen. Im 17. Jahrhundert, dem mechanis-
tischen Zeitalter, gab es eine große Begeisterung für Automaten. Das sind Geräte, die,
VON DEN ANFÄNGEN DES RECHNENS
BIS ZUM COMPUTER
was auch immer, von alleine tun. Oder zumindest den Eindruck erwecken. In dieser Zeit
entstanden die ersten mechanischen Rechenmaschinen. Die drei ersten waren von dem
Tübinger Professor Wilhelm Schickard, dem französischen Mathematiker und Philosophen
Blaise Pascal und dem deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm von Leibniz.
Astronomie, nautische und ballistische Berechnungen, Landvermessung aber auch Steuer-
eintreibung profitierten davon.
Die Rechenmaschine von Schickard aus dem Jahr 1623 ist die früheste Erfindung. Von
ihr existierten angeblich zwei Prototypen, die aber nicht erhalten sind. Die überlieferten
Skizzen und Beschreibungen liegen heutigen Nachbauten zugrunde. Die Maschine kann
die vier Grundrechenarten mit bis zu sechsstelligen Zahlen ausführen. Multiplizieren und
dividieren kann sie nur auf indirektem Weg.
Die Rechenmaschine von Pascal aus dem Jahr 1642 heißt Pascaline. Sie ist eine Additi-
onsmaschine, bei der die Zahnräder nur im Uhrzeigersinn gedreht werden können. Sie
kann daher lediglich addieren. Subtrahieren kann sie nur indirekt durch Addition des
Neunerkomplements.
Pascal hat die Maschine für seinen Vater, der Steuereintreiber war, entwickelt, um ihm
die Arbeit zu erleichtern. Zum Steuereintreiben reichte damals das Addieren. Von dieser
Rechenmaschine sind über 50 Exemplare erhalten.
Die Rechenmaschine von Leibniz aus dem Jahr 1673 ist eine Staffelwalzenmaschine mit
verstellbarem Schlitten, mit dem man mehrfache stellenrichtige Addition durchführen
kann. Sie kann auf direktem Weg multiplizieren und dividieren. Für den Zehnerübertrag
sorgt ein Übertragungsmechanismus.
Das Verfahren der verkürzten Multiplikation wurde später bei den industriell gefertigten
Rechenmaschinen Standard. Einige Exemplare der Leibniz-Rechenmaschinen haben die
Zeiten überdauert.
Die Rechenmaschinen dieser Ära fanden keine große Verbreitung. Sie hatten noch Proble-
me mit der Feinmechanik (besonders die von Leibniz).
66 67
Massenhaft gefertigte mechanische Rechenmaschinen
Eine höhere Verbreitung erlangten erst Rechenmaschinen mit verbesserter Mechanik. Eine
der ersten ist der 1820 patentierte Arithmometer, eine Weiterentwicklung der Leibniz-
Rechenmaschine. Höhepunkt der industriell gefertigten Rechenmaschinen ist die Curta, ein
mechanischer Handtaschenrechner. Sie wurde bis 1970 in hohen Stückzahlen produziert,
dann aber durch den elektronischen Taschenrechner abgelöst.
Differenzenmaschinen
Erfinder war der englische Mathematiker Charles Babbage. Durch Anwendung des Diffe-
renzenrechnens können Tabellen von Kubikzahlen ohne Potenzrechnen und ohne Multipli-
kation, allein durch fortgesetztes Addieren erstellt werden. Babbage wollte sich mit dieser
Maschine die Berechnung von Logarithmustafeln erleichtern.
Lochkartenmaschinen
Lochkarten können sowohl zur Steuerung als auch zum Speichern von Daten verwen-
det werden. Der französische Buchbinder Joseph-Marie Jacquard entwickelte 1801 eine
Lochkartensteuerung für den mechanischen Webstuhl. Der US-amerikanische Unternehmer
und Ingenieur Hollerith übernahm die Lochkarte von Jacquard, setzte sie aber nicht als
Steuerung, sondern als Datenspeicher ein, mit dessen Hilfe die amerikanische Volkszäh-
lung von 1890 wesentlich leichter und vor allem schneller durchgeführt werden konnte als
frühere Volkszählungen.
Der Computer
Die bisherigen mechanischen Rechenmaschinen waren in Mechanik gegossene Algorith-
men. Man konnte diese festgelegten Algorithmen mit unterschiedlichen eingegebenen Da-
ten durchführen. Im Unterschied zu diesen Rechenmaschinen, die aufgrund ihrer Konstruk-
tion nur feste Rechenalgorithmen ausführen können, kann ein Computer unterschiedliche
Rechenalgorithmen meistern.
Den ersten Schritt in Richtung Computer hatte Babbage mit seiner Differenzenmaschine
getan. Er hatte auch die ersten Ideen für eine freie, nicht an feste Algorithmen gebundene
Rechenmaschine. Mit den damals zur Verfügung stehenden Technologien - Mechanik und
Lochkarten - konnte die Idee ihr Potenzial noch nicht voll entfalten. Babbage ging das
Geld für seine Entwicklung aus.
Im 20. Jahrhundert kam die Elektrotechnik ins Spiel. Damit ging es besser.
1938 baute der deutsche Bauingenieur Konrad Zuse den Zuse Z1, der noch rein mecha-
nisch war. Der erste Computer im heutigen Sinn war der Zuse Z3 von 1941 mit Relais,
Dualsystem und einer Programmiersprache mit dem schönen Namen „Plankalkül“. Zuse ist
einer der Väter des Computers. Nebenher hat er auch gemalt.
Der Computer ist da. Juhuu!
Am grundlegenden Konstruktionsprinzip ändert sich nichts mehr. Nur die technischen
Abläufe werden weiterentwickelt, es gibt im Wesentlichen nur quantitative Erweiterungen.
Die Relais, die Zuse anfangs noch zur Steuerung verwendete, wurden durch Elektronen-
röhren zuerst ergänzt und dann von ihnen ersetzt. Später wurden die Elektronenröhren
durch Transistoren ausgetauscht. Diese schrumpften, wurden schneller und bekamen zur
Verstärkung noch Mikroprozessoren dazu.
Die Lochkarten, auf denen Programme oder Daten extern gespeichert waren, wurden durch
Filmstreifen, dann Magnetbänder und später durch Floppy Disks, Disketten, Festplatten
und deren Nachfolger (CD, DVD, Flash-Speicher) ersetzt.
Auch die internen Speichermedien wuchsen immer weiter. Aus Relais wurden Elektro-
nenröhren, die von Magnetkernspeichern abgelöst wurden, bis dann Transistoren und
integrierte Schaltkreise (ICs) auf den Plan traten. Die Entwicklung des Computers ging über
frühe elektromechanische Großrechner (Z3, Z4, Mark I, ENIAC), die in der Zeit des kalten
Krieges astronomischen und militärischen Zwecken dienten, hin zum Personal Computer,
der heute jeden von uns einzeln fertigmacht.
Geschafft, wir sind da, im Jetzt.
Die Geräte der Sammlung Appelt
Die in der Ausstellung gezeigten technischen Geräte dokumentieren wichtige Etappen der
Datenverarbeitung. Die Konstruktionsprinzipien und Bauweisen der Exponate verkörpern
Ideengeschichte aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Beim äußeren Erscheinungsbild der
Geräte wird durch die Zeit hindurch ein wachsender Gestaltungswille sichtbar. Das Design
verselbständigt sich von der Funktion und nimmt Bezug auf die unterschiedlichen Umge-
bungen, in denen die Geräte zum Einsatz kommen. Je nach Interesse kann der Betrachter
sich am einen oder anderen oder an beiden Aspekten gleichzeitig erfreuen.
Der Sammler selbst spricht von Skulpturen.
68 69
Commodore PET 2001 Series
Dieses kleine barfüßige Mädchen mit seinem blauen Pagenschnitt, der hübschen Applikati-
on auf dem kurzen gemusterten Kleidchen und seinen dünnen braungebrannten Beinchen
auf dem Weg zum Spielplatz ist ein Commodore PET 2001 Series. Den Oberkörper hat sich
Commodore ausgedacht, die Beinchen hat Herr Appelt spendiert.
Aus dem Prospekt geht hervor, dass die Einsatzmöglichkeiten des Commodore PET 2001
Series “fast unbegrenzt” sind und dass man mit dem Gerät auch “17 und 4” und sogar
“Mondlandung” spielen kann. Prima.
Comptometer
Der Comptometer ist das Schnell-Rechen-Gerät. Zur schnellen Eingabe von Zahlen hat er
sich von der Schreibmaschine die Tasten abgeschaut. Durch Tastendruck wird die Ziffer
ohne zeitaufwändiges Kurbeln direkt in das Registerwerk eingegeben. Zudem verfügt der
Comptometer bereits über haptisch unterschiedliche Tastenoberflächen (wie beim heutigen
“Zehner-Block” ) zum Blindschreiben.
All das hat auch den Schuhfabrikanten Bally aus der Schweiz überzeugt, er brachte den
ersten Comptometer 1896 aus Amerika mit. Gleichzeitig mit der kleinen Revolution, die
der Comptometer in den Büros der Firma Bally in Gang setzte, kam in den Fabrikhallen
nebenan neueste industrielle Schuhfertigungstechnik, ebenfalls aus Amerika, zum Einsatz.
Die verschiedenen Materialien werden seitdem durch maschinelles „Zwicken“ miteinander
verbunden.
Über Amerika und die Schweiz und ein paar andere Stationen ist genau dieser Comptome-
ter durch Glück und Geschick in der Sammlung Appelt gelandet.
Weltweite Schnellrechenwettbewerbe und Diplomkurse durch “friendly and pleasant inst-
ructors” halfen bis in die 70er Jahre bei der raschen Verbreitung des Comptometers.
Curta
Die kleinste mechanische Rechenmaschine für alle vier Rechenarten. Nicht nur für Ingenieu-
re, auch für Vermesser und andere Profis. Ein Wunderwerk der Feinmechanik.
Zwei gegensinnig konstruierte Staffelwalzen auf einer Achse bilden eine Komplementärstaf-
felwalze, das Herzstück der Curta. Dank dieser neuen Konstruktion kann die Curta sehr be-
quem bedient werden. Für alle Rechenarten muss nur noch in eine Richtung gedreht werden.
Die hochpräzise Komplementärstaffelwalze arbeitet zusammen mit anderen feinmechani-
schen Bauteilen in dem kleinen Metallgehäuse.
Mit sehr geringem Spiel gleitet Metall auf Metall. Das Zusammenspiel ist derart fein aufein-
ander abgestimmt, dass es nicht den kleinsten Eingriff von außen duldet.
Zur Veranschaulichung: Ein in der Feinmechanik übliches Verfahren zur Erhöhung der
Gleitfähigkeit ist das Brünieren. Dabei wird durch Öl und Hitze eine dünne Schicht auf dem
Metall erzeugt, die die Gleitfähigkeit erhöht, das Werkstück aber minimal vergrößert.
Der Versuch, die Gleitfähigkeit der Bauteile der Curta durch Brünieren zu erhöhen, schlug
fehl. Die minimale Vergrößerung der Bauteile führte dazu, dass die Curta nicht mehr funkti-
onierte.
Ab 1948 wurde die Curta gebaut und bis 1970 in großen Stückzahlen verkauft. Dann kam
der elektronische Taschenrechner, billig und wartungsfrei, und mit ihm das Ende der Curta.
Golden II
Der Golden II ist eigentlich ein Klon des Apple II. Er stammt aus der Zeit, in der amerika-
nische Studenten in Garagen Computer gebastelt haben, nach dem Motto der Halbleiterin-
dustrie: ”Build your own personal computer”. Manche dieser Elektronikbastler waren sehr
erfolgreich. Zum Beispiel die US-Amerikaner Paul Allen und Bill Gates.
Paul Allen brach sein Studium ab. Bill Gates ließ sich auf unbestimmte Zeit beurlauben.
Zusammen entwickelten sie einen BASIC-Interpreter für den Altair 8800.
Apple
Bei dem US-amerikanischen Collegeabbrecher Steve Jobs und dem Computerbastler und
Programmierer Stephan Gary Wozniak reichte das Geld nicht für einen Altair Bausatz.
Sie mussten sich einen eigenen Bausatz ausdenken und bauen. Den nannten sie Apple I.
Der Apple I hatte noch kein festes Gehäuse, das erste Modell des Apple I befand sich in
einer Holzkiste, die Wozniak mit einer schönen Laubsägearbeit verziert hatte. Der Nachfol-
ger, der Apple II, wurde schon zusammengebaut ausgeliefert. Bis 1984 wurden 2 Millionen
Exemplare verkauft.
1984 kam „The Lisa“, der erste Personal Computer mit grafischer Benutzeroberfläche, Maus
und extern anschließbarer Festplatte (10 MB). Würfelförmig, kompakt und klein mit fünf-
teiligem Officepaket war sie wirtschaftlich ein Flop. Den kommerziellen Erfolg erzielte ihr
Nachfolger, der Apple Macintosh.
Nach der großen Niedergangsphase Ende der 90er Jahre hat sich die Linie Apple durch
Design gerettet: Transparentes iBook, transparenter iMac 1996, Muschelform, Clamshell
1999. iMac G 5 mit Rechner, der hinter dem Bildschirm verschwindet.
Diese innovative Serie reicht bis in die Jetztzeit.
70 71
Portabilität
Konstruktionsziel Tragbarkeit, Stichwort „Schlepptop“. In der Anfangseuphorie sollten
nicht nur Bildschirm und Speichermedium, sondern auch ein Drucker integriert werden.
Der in Indien geborene Journalist und Autor Adam Osborne schrieb erst Computerbücher,
bevor er auf die Idee kam, einen tragbaren Computer zu entwickeln. 1981 brachte er den
Osborne I auf den Markt. Beim Osborne I befindet sich der Rechner in einem Koffer mit
aufklappbarem Deckel, in dem die Tastatur untergebracht ist. Mit 11 Kilo ist der Osborne I
tragbar, Strom kann er aus Steckdose oder Autobatterie ziehen. Osborne war Erfinder der
Softwarekomplettausstattung.
In den folgenden Jahren verkaufte sich der Osborne I gut. 1984 musste die Firma Osborne
Computer Corporation aber wegen Streitigkeiten um Copyright-Verstöße Konkurs anmel-
den.
C 64 oder VC 20 kamen tragbar mit Griff (SX 64) oder in der Tennistasche daher. Für
Gamer. Zum Rumtragen. Zum gemeinsam Abhängen. Andere Pioniere der Bürohelfer wie
der Tandy TRS-80 und der Commodore PET- 2001 bleiben auf dem Schreibtisch stehen.
Der Tandy TRS-80 ist die erste Komplettanlage mit Bildschirm, Tastatur, Rechner und
Kassettenrekorder (später Floppy Disk). Der Commodore PET-2001 mit seiner Trapezform
ist sogar noch kompakter.
Magnetkernspeicher
Das ist der Teil eines Arbeitsspeichers (RAM) aus den 70er Jahren. Die Ringe speichern
gerade mal eine Seite Schreibmaschinentext. Heute besteht der Arbeitsspeicher aus viel
mächtigeren und kleineren Bauteilen, Transistoren, in Integrierten Schaltkreisen (ICs). Ein
durchschnittlicher Arbeitsspeicher kann heute über zwei Millionen Schreibmaschinenseiten
speichern.
Olivetti Divisumma
Die Divisumma stammt aus den 70er Jahren. Sie wurde in drei Farben gefertigt und arbei-
tet schon mit Elektronik. Klein und in ihrer äußeren Form ansprechend und frei gestaltet
könnte sie auch als Tischschmuck durchgehen. Die Gummimembran, die die gesamte Ober-
fläche bedeckt, macht die Olivetti Divisumma zusätzlich sympathisch. Schön durch Form,
Farbe und Griffigkeit. Gemäß der Firmenphilosophie von Olivetti bringt sie „Freude auf
den Büroschreibtisch”. In starkem ästhetischen Gegensatz dazu steht die Millionär, ein me-
chanisches Ungetüm, das schon fast 100 Jahre früher das Multiplizieren erleichtern sollte.
Millionär
Dieser Dinosaurier macht selbständige Schlittenbewegungen und hat in seinem Inneren einen
gegossenen Multiplikationskörper. Aber was ist da eingegossen, in den Multiplikationskörper?
Das kleine Einmaleins. Es kann mit einer einzigen Kurbeldrehung ausgeführt werden. Die
Millionär hat das Multiplizieren mit großem Aufwand und Materialeinsatz etwas vereinfacht.
Drei Tischmaschinen
Olivetti divisumma 26, Olympia RAE und Friden 130: Diese drei Tischmaschinen haben
ungefähr die gleiche Rechenfähigkeit, die allerdings auf sehr unterschiedlichen Wegen
erreicht wird:
Die Olivetti divisumma 26 arbeitet rein mechanisch. Zahlen, die in diese umfangreiche
Mechanik geraten, werden mit Hebelwirkung und beachtlichem Kraftaufwand neu mitein-
ander kombiniert. Die Wartung dieser Mechanik ist sehr aufwändig. An unterschiedlichen
Stellen müssen unterschiedliche Öle verwendet werden. Damit hat sich die Olivetti unter
Mechanikern nicht gerade beliebt gemacht.
Bei der Olympia RAE ist der Lüfter das einzige mechanische Bauteil. Das Rechnen erle-
digen bereits schaltende Transistoren. Glimmende Röhren zeigen das Ergebnis sofort an.
Lautlos und schnell.
Die Friden 130 arbeitet ebenfalls lautlos und schnell und zeigt dem Benutzer sogar an, was
sie gerade macht. Die große Besonderheit ist ihr vierzeiliges Display. Dahinter befindet sich
eine im Verhältnis zu den anderen Bauteilen etwas überdimensioniert wirkende Fernseh-
röhre. Jede der vier Zeilen ist einem Speicherplatz zugeordnet. So ist es möglich, Operan-
den und Ergebnisse zugleich vor Augen zu haben.
Eiermaschine
Die Eiermaschine ist eine spaßige Anwendung des deutschen Ingenieurs Paul Lenz. Er hat
sie 1982 für die Fernsehserie „Mit Schraubstock und Geige“ gebaut. Die Maschine ist ein
anschauliches Beispiel für Computersteuerung, bei der ein einfacher alltäglicher Vorgang
mit viel Aufwand automatisiert wird. Sie erfreut auch durch ihre etwas trashige, aber lie-
bevolle Ingenieur-Bastel-Ästhetik.
Mit ihren fünf Stationen war die Eiermaschine das Highlight der Computermesse Vintage
Computer Festival 2000. Sie inspirierte den Nürnberger Künstler Reiner Bergmann zu
einem Text über den Spieltrieb, der am Ende dieses Kataloges nachzulesen ist.
72 73
Die Sammler Appelt
Die Eheleute Appelt haben gemeinsam eine Sammlung angelegt. Die gesammelten Stücke
können unterschiedlichen Lebensbereichen zugeordnet werden - der Bildenden Kunst,
der Technik und der Alltagskultur. Auf allen drei Gebieten geht es um Gegenstände, die
eine bestimmte Idee verkörpern und eine besondere Gestaltung aufweisen. Diese beiden
Aspekte sind das innere Band, das die drei Bereiche mit ihren so unterschiedlichen äußeren
Erscheinungsformen zusammen hält.
Latifa Habib
Quellen:
Herbert Matis, Die Wundermaschine, 2002
Rechenwunder, Hrsg. Siemens Forum, 1997
www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/2e-imix-t-01/user_files/mmm/mmm_online/index.
htm
www.benjaminwrightson.de/abakus/abakus.htm
Commodore PET 2001, 1983
75
ABBILDUNGEN • OBJEKTE DER TECHNIK
76 77
Comptometer,
Rechenmaschine der Schuh-Fabrik Bally (CH), 1893
Curta, 1954 – 1970,
v.l.: Demonstrationsmodell, Modell II, Schnittmodell, Modell I
78 79
Logarithmische Rechenscheiben für Multiplikation, bis 1972
Logarithmischer Rechenschieber für Multiplikation, bis 1975
Logarithmische Rechenwalze für Multiplikation, 1870 - 1950
Faber-Castell, Werbe-Aufsteller - Rechenschieber-Fertigung, 1882 – 1975
80 81
Olivetti divisumma 26, elektromechanische Rechenmaschine, ab 1967
82 83
Millionär, mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation, 1893 – 1935 Olivetti divisumma 18, divisumma 28, divisumma 280, ab 1972, 1973
84 85
Olympia RAE, Elektronischer Tischrechner, 1965Friden 130, elektronischer Tischrechner, 1965
86 87
Ferritkern-Speicher, aus einer Rechenanlage, um 1955
88 89
Dioden-PROM, Festspeicher für ein Programm, 1973
(Vorder- und Rückseite, unten: Details)
90 91
Ensemble: Die Linie Apple, 1977 – 2004Ensemble: Aspekte der Portabilität, 1977 – 1987
92 93
Will man sich einer Kunstsammlung annähern, kann dies selbstverständlich aus
verschiedenen Perspektiven gelingen. Jedoch artikuliert sich in jeder Sammlung eine
ihr eigene Sprache oder Weltanschauung, denn sie bildet den Sammlungswillen ihrer
‚Menschen’ ab. So ist auch die Sammlung von Renate und Wilfried Appelt eine Art
Weltschau, in der verschiedene Bestandteile ein Universum verkörpern. Sie konstituieren
ein offenes, wachsendes System, dessen Untiefen schwer auszuloten sind und die zugleich
ein Ganzes, ein vollständiges Bild ergeben.
Wilfried Appelt hat nun aus dieser Sammlung, die nicht nur sehr umfangreich ist, sondern
auch sehr disparate Sammlungsgegenstände vereint, ein umfangreiches Kompendium
für eine Ausstellung in der ‚Zentrifuge’ herausgelöst. Unter dem Titel ‚Astronauten
zur Venus – Werke der Kunst und Technik’ setzt er zahlreiche Werke zeitgenössischer
Künstler, technische Geräte wie Rechenmaschinen und ältere Computermodelle sowie
Porzellankatzen, die einen weit gefächerten Bestand an Porzellan- und Keramikobjekten
stellvertretend repräsentieren, in einen Reflexionsprozess. Um dem Betrachter vor dem
vielstimmigen Raunen der Arbeiten und Objekte einen möglichen Zugang bereitzustellen,
sei der Ausstellungstitel und die von Wilfried Appelt vorgegebene Ausstellungsstruktur um
ein ‚Interpretationsgeländer’ mit der Überschrift ‚Welterfindungen und Denkmaschinen’
ergänzt.
Bedrohtheit und Imaginationskraft des Menschen
Jede Ausstellung als Akt einer fokussierenden Auswahl und auch die in ihr zusammen-
getragenen Objekte als Zeugnisse dessen sind per se Welterfindungen.1
Dieses Welterfinden
als ein besonderes menschliches Verhalten kommentiert gerade die Sammlung Appelt in
der Gegenüberstellung von Kunstwerken mit technischen Geräten. Jedes dieser Objekte
bietet optionale - auch äußerst humorvolle - Perspektiven auf die Kartografie der Kultur
des Menschen, der seine existentielle Begrenztheit und seine Bedrohtheit durch Natur und
Zeit überwinden will.
Die Menschheitsgeschichte legt vielfach Zeugnis darüber ab, dass dem Menschen dies
durch die Verwendung verschiedener Medien, Erfindungen, Gerätschaften, Maschinen und
Kunstformen gelingt. Er nutzt, um seine Begehrlichkeiten und Wünsche zu befriedigen,
seine Imaginationskraft. So kann er sich das scheinbar Unmachbare vorstellen und das
WELTERFINDUNGEN UND DENKMASCHINEN
Sehnsuchtsvoll-Traumhafte denken, aber auch Dinge entwickeln, mit denen er sich die
Welt aneignet. Er erstrebt, immer neue Lebensräume in vollständiger Weise zu erschließen
und auszubeuten. Dazu verwendet er Apparate, in denen er sich ausdehnt, seinen Zugriff
vergrößert, gewisse körperliche Mängel ausgleicht. Auch erhält er so Zugriff auf Raum und
Zeit oder erweitert seine geistige Existenz.
Dies fasst Brigitte Felderer im Grußwort zu dem von ihr herausgegebenen Ausstellungs-
katalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem
18. Jahrhundert’ so zusammen:
„Der menschliche Wunsch, die Natur nicht allein nachzuahmen, sondern sie auch überflü-
geln zu können, ist seit jeher mit dem Wunsch nach technischen Mitteln verschmolzen.
Vom real-historischen Bau der ägyptischen Pyramiden über den sagenhaften Flug des
Ikarus bis zur Mondfahrt war der ‚Stand der Technik’ zugleich auch das Faszinosum
eines Mythos, innerhalb dessen die Grenzen des jeweils Möglichen bis zu den Grenzen
des jeweils Vorstellbaren erweiterbar sind. Die ‚Wunschmaschine’ als Erfindung ist
daher auch immer Resultat einer Projektion, die vom jeweiligen Weltbild bzw. einer in
Wechselwirkung mit der Wunschmaschine neu erfundenen Welt ausgeht.“2
Extension und Amputation
Schon Marshall McLuhan (gest.1980) hat in seinem 1964 erschienenen Band ‚Understan-
ding Media’ über ‚The Extensions of Man’ ausführlich gearbeitet. Er sah in der Ausdeh-
nung des Menschen eine Reaktion auf eine Überlastung. Die jeweilige Extension in
verschiedene Medien, ob nun Rad, Buchdruck, Mikroskop, Telefon, Fernsehen, Flugzeug
oder ‚Eierköpfmaschine’ erweitert seine Wirksamkeit, zum Beispiel durch Geschwindigkeit,
also auch seine Wahrnehmungsfähigkeit und bewirkt so auch soziale Veränderungen.
Da bestimmte Körperfunktionen durch Gerätschaften ersetzt werden, stellt die Entlastung
durch diese immer auch eine Amputation dar. Der Mensch verliert Teile seiner Fähigkeiten
an Maschinen, die ihm in Schnelligkeit und Wahrnehmungstiefe überlegen sind. So ist
der Mensch diesen von ihm geschaffenen Medien und ihren Wirkungen ausgeliefert,
innerhalb von komplexen, sein Leben strukturierenden Nutzungsorganigrammen weist die
Maschine dem Menschen seine Stellung zu. Er ist geradezu eingekreist von einem System
der Ausweitungen und Selbstamputationen, die permanent bedroht sind, weil sie schnell
überholt sind und - wie Selbstläufer - immer neue Extensionen erzeugen.
94 95
Verrat an Traum und Hybris
Die Geschichte der menschlichen Erfindungen ist auch eine Geschichte der Selbstwahr-
nehmung, die spätestens seit der Industrialisierung „unter dem Aspekt der Maschine“3
erfolgt. Der menschliche Körper wird an den Leistungen der Maschinen und Apparate
gemessen. Jedoch bedeutet die Maschine dem Menschen noch mehr - „Träume sind älter
als Erfindungen“.4
„Denn jede technologische Entwicklung entfaltet und beschleunigt
sich im Horizont kraftvoller Wunsch- und Sehnsuchtspotentiale, die sie zunächst als eine
Art von kulturellem Treibstoff benötigt, anschließend jedoch entzaubert und zerstört.“5
So hat etwa Ikarus´ Sehnsucht zu fliegen nichts mit Flughäfen und Bombern gemein.
Ursprünglich „wurde das Fliegen niemals imaginiert als ein Inbegriff von Luxus, Tempo
oder Ferntransport; Fliegen sollte vielmehr stets, selbst um den Preis des möglichen
Absturzes, bedeuten: den Geist der Freiheit, der Schwerelosigkeit, der Unabhängigkeit
und Rebellion, der Erotik und einer (mitunter wenig frommen) Spiritualität.“6
Wann der
Zeitpunkt war, an dem der Mensch seinen Traum verraten hat, ist schwer festzustellen:
„Der erste Fall des Ikarus ereignete sich über dem Ägäischen Meer; der zweite Fall des
Ikarus ereignete sich in jenem Augenblick, in dem vergessen wurde, welcher Wunsch
die Menschen bewegt, wenn sie vom Fliegen träumen.“7
Dennoch erzählt schon der erste
Sturz des Ikarus von Größen- und Machbarkeitswahn und Allmachtsphantasien, von des
Menschen Deformation durch die ihn verschlingende Hybris der ‚Imaginatio’.
Unzulänglichkeit und Melancholie
Dem entgegen steht, dass der Mensch sich bei der Umsetzung und Realisierung seiner
perfekt gedachten ‚Wunschmaschine’ mit ihrer Unzulänglichkeit konfrontiert sieht.
Empört stellt er fest, dass er sie reparieren muss oder dass sie technisch überholt ist, ehe
er die Vielfalt ihrer Features überblickt. Verschmerzen kann er diese fast wesenhafte
Endlichkeit nur, wenn er auf sie eine innere, ja seelische Wirklichkeit projiziert, sie zum
Fetisch seiner Schöpferkraft erhebt, sie schließlich auch konserviert und sammelt. Der
sentimentalen Bindung an die eigene Herkunft, die sich in Apparaten spiegelt, und dem
Bedürfnis Weltkontinuität zu bewahren, entsprechen die Dokumentationen der Kultur der
Industrialisierung in Industriemuseen.
In manchem zum Kultobjekt erhobenen Apparat, wie etwa dem Citroen DS oder einer
Pavoni-Kaffeemaschine, können sich übrigens auch Technik und Kunst verschränken.
Allerdings: „Dort, wo das technische Produkt massenbegeisternd und epochenverkörpernd
zum Fetisch werden kann, vereinzelt sich die Attraktivität des Kunstproduktes zum
Prüfstein des individuellen Connoisseurs; es selbst wird im Reich der Geschmacksurteile an
den Rand von Exklusivität gedrängt, wo es alsbald vom technischen Kultobjekt erneut in
seiner Vorrangstellung bedroht wird.“8
Gewöhnlich werden also Technik und Kunst als Konkurrenten angesehen. Dies war nicht
immer so. Während im16. Jahrhundert Künstler und Ingenieur durch die ‚imaginatio’
in ihrem schöpferischen Grundvermögen gleichgestellt waren, treten sie erst ab dem
19. Jahrhundert in Konkurrenz9
, was auch an den unterschiedlichen Existenzformen
und dem Sozialprestige von Technikern, Wissenschaftlern und Künstlern liegt. Während
Techniker und Wissenschaftler auf Seiten des dynamischen Fortschritts stehen, den
göttlichen Schöpfungsauftrag in immer neuen – teils erotisch aufgeladenen - Apparaten
fortsetzen und mit ihren ‚Geschöpfen’ die Erde bevölkern, ist das Image des Künstlers aus
Aspekten des Individualistischen, des von der Norm abweichenden, des Amoralischen, der
Verantwortungslosigkeit etc. zusammengesetzt.10
Doch ist angesichts der Sammlung Appelt die Frage, ob der Visionstätigkeit der Techniker
und Künstler nicht auch eine Art melancholische Haltung gemein ist, die der fortgesetzten
Erkenntnis der vielfältigen Mängel und der flüchtigen Seinsform zwischen Vergangenheit
und Zukunft entspringt. Der Wunsch nach Erlösungen von der so bestimmten Welt
generiert immer neue Wunschmaschinen und Welterfindungen, ohne jemals erfüllt werden
zu können. So kann zum Beispiel der Faktor Geschwindigkeit, der wesentlich ist bei der
Bewertung von Maschinen, auch auf die Sehnsucht hinweisen, das Eingeklemmt-Sein
zwischen den Zeiten verlassen, die Vergangenheit abschütteln zu können.11
Cyberspace und das verlorene Paradies
Schließlich könnte sich diese Sehnsucht im elektronischen Zeitalter erfüllen. Der
Computer führt nicht nur die Funktionen verschiedener, ehemals separater Apparaturen
zusammen. Durch ihn und die globale Vernetzung sowie weitere wissenschaftliche
Entwicklungen kann der Mensch nun Raum und Zeit wenigstens virtuell aufheben.
Letztlich trennt sich seine virtuelle Existenz von seiner authentischen, bis er multipel ist,
also aus unabhängig voneinander agierenden und unbeherrschbaren Personen besteht.
Authentische Individualität verliert sich in der künstlichen Erzeugbarkeit von Menschen.
Der menschliche Körper ist in einer wohl narzisstisch zu nennenden Cyberisierung beliebig
formbar. Und der Cyberspace ist der neue Lebensraum: „Es ist auffällig, daß Cyberspace als
eine immaterielle Sphäre beschrieben wird, die dem Weltzustand entgegengesetzt ist. (…)
Ist die Erde zunehmend dem materiellen Elend zugeordnet, so Cyberspace der Sphäre des
96 97
Geistes; ist die Erde mit Schmutz konnotiert, so Cyberspace mit Reinheit; ist die Zeitform
der Erde durch Entropiezuwachs, Sterblichkeit und Endlichkeit charakterisiert, so ist die
Zeitform von Cyberspace die der instantiellen Omnipräsenz, der Entgrenzung und der
Abwesenheit des Todes.“12
Das göttliche Schöpfungsprivileg wird hiermit ebenso gebrochen wie das Gebärprivileg der
Frau und auf die (männliche) Maschine übertragen. Sie hat die Möglichkeit, illusionierte
Welten zu erschaffen, implizit die Weltherrschaft zu erlangen. Der authentische Mensch
wird von potentiell unsterblichen Maschinengeschöpfen verschlungen und ersetzt.13
Sollte das Cyberspace auch von der Sehnsucht des Menschen reden, das verlorene Paradies,
die mythische Vollkommenheit der Vergangenheit wieder zu erlangen, so ist auch dies nur
eine weitere Täuschung der Maschine. Zwar muss der vergängliche Körper im Dualismus
zwischen Mensch und Maschine hinter der Wichtigkeit des Geistes verschwinden. Aber
“Den Körper zu verlassen, bietet keine Garantie für eine höhere Geistigkeit, denn nichts
ist ärmlicher, oberflächlicher, gebrochener und seichter als die Menschen, Ideen und
Ereignisse, die die Matrix bevölkern.“14
Die virtuelle Wirklichkeit kann also weder vor der
vielgestaltigen Wirklichkeit unseres Planeten noch vor den Hervorbringungen unserer
Imaginationen bestehen. 15
Kunst als Denkmaschine
Nun sind Kunstwerke ‚Denkmaschinen’, wie Jehuda Safran sie nennt16
, und es kommt
mir so vor, als würden die Kunstwerke in der Sammlung Appelt die Geschichte der
menschlichen Welterfindungen widerspiegeln. „In den Händen von Künstlern hält sich die
Technologie nicht an die Regeln des Spektakulären. Die Imagination verlangt nach der
gebrochenen Geraden, dem unfertigen Satz, dem Fehlen präziser Definition, der poetischen
Pause.“17
An Kunstwerken lässt sich trefflich die Selbstwahrnehmung des Menschen
studieren. So wissen Künstler um die Schönheit der Welt und suchen sie in Bilder zu
bannen. Sie berichten darüber, dass der Mensch das Gesicht der Natur so verändert,
dass es unkenntlich geworden ist. Es entgeht ihren Schilderungen auch nicht, dass sich
der Mensch seinen Extensionen und Apparaten, seinen absonderlichen Geschöpfen und
Hirngespinsten, seinen wüsten Städten und Papp-Kulissen ausgeliefert hat.
Jedoch reden die Objekte der Sammlung Appelt auch davon, dass in der Endlichkeit
alles Irdischen die Authentizität geborgen liegt. Sie ist es, die uns angesichts der
Vergeblichkeit menschlichen Treibens und Tuns anrührt und in vielen Facetten wie in
einem vielstimmigen Reigen in den Objekten der Kunst und Technik aus der Sammlung
von Renate und Wilfried Appelt entgegentritt.
Nachtrag: Der Kampf der Geschlechter
Um den gedanklichen Zirkelschluss zu vollziehen, kehren wir zum rätselhaften Titel der
Ausstellung ‚Astronauten zur Venus’ zurück. Er ist einem Bild Bodo Bodens entlehnt
und zielt ganz offenbar auf das Gegensatzpaar Mann und Frau, Geist und Materie,
Technik und Natur, also auf den Kampf der Geschlechter. Auch in Brigitte Felderers
Katalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung’ wird wiederholt darauf hingewiesen, dass
die Maschine ein männliches Wirken verkörpert, mit dem der Mann die Materie, das
Weibliche, überwinden will. In Bodens Bild ‚Die Rast der Astronauten bei der Venus’ (1967)
ist die Urkraft der Natur eine schwarze Frau, die die Astronauten an ihrem Busen nährt.
Sie ist Planet und Göttin der Liebe zugleich, denn das Kind, das sie trägt, wird ein weiterer
Astronaut sein. Die Astronauten dagegen vertreten den „Ingenieur als Vergewaltiger der
Natur, der seine kriegerisch-heroische Technik-Imagination erst im Geschlechterkampf
gewaltsam dem weiblichen Körper der Natur einschreiben muß.“18
Dr. Annegret Winter
Literatur:
Bredekamp, Horst: Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und
die Zukunft der Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007.
Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen
seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996.
Weibel, Peter (Hrg.): Jenseits von Kunst. Wien 1997.
Fußnoten:
1
Felderer, Brigitte: Einleitung. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine
Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 2: „Die Objekte sind kein
Rahmen, durch den sich gewissermaßen die Welt öffnet, nein, eine Ausstellung bedeutet vielmehr ein
enges, alle Aufmerksamkeit forderndes Labyrinth, das die Energie und Kräfte des Besuchers begehrt
und verschlingt. (… ) In diesem Sinne sind Ausstellungen Wunschmaschinen und Welterfindungen.“
98
2
Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit
dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. V. Im Folgenden abgekürzt: Felderer – Welterfindungen.
3
Siehe hierzu: Weibel, Peter: Neurocinema. Zum Wandel der Wahrnehmung im technischen Zeitalter.
In: Felderer – Welterfindungen. S. 168.
4
Macho, Thomas: Die Träume sind älter als die Erfindungen. Am Beispiel der Hofkammermaschinisten
Johann Nepomuk und Leonhard Maelzel. In: Felderer – Welterfindungen. S. 45.
5
ebenda. S. 46.
6
ebenda. S. 46.
7
ebenda. S. 45.
8 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythen-
produktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34.
9
Zum ‚Siegeszug der nützlichen Industrie’ und der ‚begrifflichen und faktischen Lösung der
Mechanik aus dem Bereich der Kunst’ am Beispiel der Kunstkammern siehe: Bredekamp, Horst:
Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der
Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007. S. 77ff.
10
Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und
Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34.
11
Siehe hierzu: Steiner, Christian Theo: Das Motor Verlangen. Die Avantgarde als Touring-Club. In:
Felderer – Welterfindungen. S. 358ff.
12
Böhme, Hartmut: Der technologische Finger Gottes. In: Neue Zürcher Zeitung. 13./14. 4. 1996. S. 69.
Zitiert nach: Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und
Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 29.
13
Siehe hierzu: Seeßlen, Georg: Träumen Roboter von elektronischen Orgasmen? 13 Anmerkungen zu
Sex, Maschinen und Cyberspace. In: Felderer – Welterfindungen. S. 383.
14
LeVitte-Harten, Doreet: Das Verschwinden des Körpers. In: Felderer – Welterfindungen. S. 394.
15
Siehe hierzu: Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer – Welterfindungen.
S. 472f.
16
Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit
dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 40.
17
Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine –
Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 473.
18
Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und
Mythenproduktion. Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der
Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 28.
100 101
Paul Lenz, Ostereier-Maschine, 1983
Reiner Bergmann, Brief
102 103
Werner Alt, o.T., 2001, Modelleisenbahn um Säule, 5 x 55 x 75
Peter Angermann, Federballspiel, 1990, Zeichnung, Acryl auf Karton, 23 x 35
Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993, Siebdruck übermalt, 63 x 42
Peter Angermann, Preußling, 1999, Öl/Leinen, 140 x 170
Peter Angermann, Zirkenhain, 2005, Öl/Leinen, 40 x 50
Peter Angermann, o.T., 6-farbiger Siebdruck, 30 x 21
Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28, Acryl/Leinwand, 60 x 80
Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001, Metall, div. Materialien, Flächen-LEDs, Elektronik, 120 x 112
Reiner Bergmann, Ostsee, 1994, Holz/div. Materialien, 31 x 43 x 6
Reiner Bergmann, Tor, 1995, Metall/Holz, 37 x 44 x 10
Reiner Bergmann, Subway 2007, 2007, Metall/Holz, 58 x 147 x 32
Reiner Bergmann, Für Opa Zuse, 2009, Manuskript, 32x24
Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967, Zeichnung/Mischtechnik, 44 x 62
Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969, Öl/Leinwand, 110 x 79
Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992, Acryl/Hartfaser, 70 x 80
Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004, Aquarell/Papier, 24 x 30
Peter Engel, Forscher (II.), Tusche/Papier, 21 x 24
Harro Frey, Springer, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 31 x 31 x 9
Harro Frey, Streitross, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 29 x 23 x 10
Harro Frey, Ross, 1993, Feinsteinzeug reduzierend gebrannt 1280°C, 37 x 26 x 11
Peter Hammer, Pay-TV, 1994, div. Materialien/Musik-Cassette, 53 x 76 x 40
Jan Eric Hauber, Ahnengalerie, Auswahl - 3 Teile aus einer Installation, 1995, C-Print
Jan Eric Hauber, Landschaft (15), aus der Serie „Die Welt ist klein“, 2000, C-Print auf Aluminium, 99 x 123
Anette Huschka-Weinberg, Reisende (5 Figuren in Booten), 1995, Gips, Papiermaché, etwa handgroß
(6 x 8 x 5 cm, 5 x 9 x 5 cm, 16 x 4 x 4 cm, 17 x 4 x 4 cm, 5 x 5 x 7 cm)
Alfons Janke, o.T. (4.), 1992, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Alfons Janke, o.T. (5.), 1993. Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Alfons Janke, o.T. (6.), 1993, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25
Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989, 7 Schilder, Metall/Kunststoff/Pappe, je 18 x 24
Johannes Kersting, Spielplatz, 2006, Öl/Hartfaser, 31 x 44
Werner Knaupp, Viva, 1983, Acryl/Zeitungspapier, 56 x 42
Anne Meindl, Kentauren, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Anne Meindl, Über dem Schornstein, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
VERZEICHNIS AUSGESTELLTER KUNSTWERKE
Anne Meindl, Engel, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40
Anne Meindl, Die Sonne blendet... , 2007, Bleistift, Metallfolie/Papier, 17 x 25
Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997, Acryl/Leinen, 80 x 120
Andreas Oehlert, golden shower, 2003, Fotografie auf Dibond, 30 x 25
Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003, Metall versilbert, 16 x 5 x 3 (Kette bodenlang)
Andreas Oehlert, blind dot, 2003, Spiegel/Folie/Faden, 38 x 31 x 1
Andreas Oehlert, ein Windhauch ließ seine Arme länger werden, 2003, Pflanze/Papier, 19 x 15
Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006, Tusche/Papier, 47 x 36
Gerlinde Pistner, Hampelmänner, 1997, Acryl/Leinen/Holz, 80 x 60
Eva von Platen, o.T., Tusche/Papier, 28 x 21
Dan Reeder, Doggy World, 2004, Öl/Hartfaser, 30 x 40
Dan Reeder, Samariter, 3-teilig, 1995, Aquarell/Papier, je 32 x 24
Dan Reeder, o.T., 1988, Acryl/Papier, 18x22
Marcus Renner, bandierina II., 2005, Buntstift/Papier/div. Materialien, 33 x 19
Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993, Pigment auf Leinen/Styrodur, 62 x 60 x 2
Gerhard Rießbeck, o.T., 2001, Öl/Leinen, 35 x 70
Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007, Acryl/Leinen, 60 x 60
Harri Schemm, Blindenhund, 1998, Acryl/Leinen, 40 x 30
Renate Sellesnick, o.T., 1993, Bleistift/Papier, 61 x 86
Renate Sellesnick, o.T., 2005, Bleistift/Papier, 52 x 68
Anne Sterzbach, o.T., 1998, Metalldraht/Wolle, 7 x 8 x 19
Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992, Öl auf Leinwand, 110 x 240
Fredder Wanoth, St.Petersburg: Peter&Pauls Kathedrale, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 53 x 9 x 5
Fredder Wanoth, St.Petersburg: Blutkirche, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 36 x 7 x 4
Fredder Wanoth, Kiew: H.K., 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 32 x 15 x 8
Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001, Metallguss lackiert/Holz bemalt, 85 x 50 x 24
Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992, Eichenblätter imprägniert u. bemalt, 128 x 78 x 11
Julia Wiedemann, Sylvia, 2005, Ölkreide/Ölfarbe auf Leinen, 220 x 162
Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal, 2001, Farbfotografie, aus Serie Domestic Landscapes, 120 x 94
Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1998, Farbfotografie, aus Serie Magic Worlds, 60 x 75
Reiner Zitta, 4 Fussreflexmassage - Schablone, 2007, Acryl/Mischtechnik auf Aluminium/Glas, 29 x 39
Konrad Zuse, o.T., 1983, Öl/Acryl auf Leinen, 50 x 40
Konrad Zuse, o.T., 6-teilig, 1965-1967, Drucke nach Kreidezeichnungen, je 30 x 21
Maßangaben in cm (Höhe x Breite x Tiefe)
104 105
Amstrad PPC 512, 1988, Portabler Computer (XT), Betriebssystem MSDOS auf Diskette, 512 KB RAM,
netzunabhängig durch 10 Batterien (Monozellen)
Apple II, 1977 – 1980, Computer mit CPU 6502, Betriebssystem Apple-DOS, 8-Bit-Register, 64 KB RAM
Apple LISA, 1983 – 1986, Erster professioneller Seriencomputer mit grafischer Benutzeroberfläche und
Maussteuerung, Takt bis 5 MHz, 16-Bit-Register, max. 512 KB RAM, Software für 6 Büroanwendungen wird
mitgeliefert, Externe Festplatte: 10 MB, Disketten: 400KB
Apple Macintosh (‚Würfel’), 1984, Kompakter Computer, 128 KM RAM, Takt 8MHz, Disketten-Laufwerk,
Software-Paket. Schriftzug „hello“ auf Startbildschirm
Apple iMac, 1998, G3-Prozessor, erstmalig serienmäßige USB-Schnittstelle, Belüftung ohne Ventilator
Apple iBook (Clamshell), 1999, Für Privatanwender konzipiert, Power-PC-G3-Prozessor, Takt 300 MHz, 288 MB
RAM, Festplatte 3,2 GB
Apple iBook G4 (weiß), ab 2003, G4-Prozessor, Takt 1,2 GHz, Festplatte 30 GB, für Wireless-LAN eingerichtet
Apple iMac G5, ab 2004, Rechner befindet sich hinter dem TFT-Display, Takt 1,8 GHz, 256 MB RAM, Festplatte 80 GB
Commodore PET 2001, 1977‚ Personal Computer, zeitgleich mit Apple II
Commodore SX-64, 1984, Der tragbare C-64,. kein Akku, aber eingebautes Netzteil, Farbbildschirm, Grafik,
Sound, Register 8 Bit, Takt 0,99 MHz
Commodore VC-20, 1981, ‘Volks-Computer’, Grundlage für den C-64 (1982)
Compaq Portable III, 1987, Prozessor 80286 (AT), 640 KB RAM, Plasma-Bildschirm, stoßsichere Festplatte 40 MB
Comptometer (Herst. Felt&Tarrant, USA), erstes Modell, gebaut 1886-1903, Addiermaschine (System Schalt-
schwinge), tastengetrieben, viele technische Besonderheiten ermöglichen u.a. Multiplikation. Dieses Exemplar
war nachweislich im Jahre 1893 die erste Rechenmaschine in der Schuh-Fabrik Bally (CH)
Curta (Herst. Contina, FL), 1954 – 1970, Mechanische Miniatur-Rechenmaschine (Höhe 9cm) für alle 4 Grund-
rechenarten, System: zentrale Komplementär-Staffelwalze
Faber-Castell (Werk Geroldsgrün, Sitz Stein), Rechenschieber-Fertigung 1882 – 1975, Logarithmischer Rechen-
schieber: analoges Rechengerät für Multiplikation
Friden 130 (Herst. USA), 1965, Erster elektronischer Tischrechner mit Anzeige von 4 Registern auf einer Katho-
denstrahlröhre, Laufzeitspeicher, Germanium-Transistoren
Millionär (Herst. Egli, CH), 1893 – 1935, Mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation (Multiplikati-
onskörper), 36 kg
Nixdorf 8810/25 –CPC Portable, 1985, Takt 4,7 MHz, Register 16 Bit, 640 KB RAM, System MSDOS, Festplatte 10 MB
Osborne 1, 1981 Erstmals sind in einem Gehäuse alle Komponenten eines vollständigen Systems transportabel
(20 kg), Register 8 bit, System CP/M, mit Software für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation
VERZEICHNIS AUSGESTELLTER OBJEKTE DER TECHNIK
Olivetti divisumma 26, ab 1967, Elektromechanische Rechenmaschine, Zahnstangen-System, mit Duplex-
Rechenwerk, Potenziereinrichtung, automatische Rückübertragung u.a.
Olivetti divisumma 18, ab 1973, Elektronische Rechenmaschine mit Metallpapier-Druckwerk, Gummi-Oberflä-
che, Klicktasten mit magnetischen Reed-Kontakten
Olivetti divisumma 28, ab 1972, Ähnlich zu divisumma 18
Olivetti divisumma 280 (Underwood), ab 1972, Baugleich mit divisumma 28
Olympia RAE, 1965, Elektronischer Tischrechner mit Nixie-Röhren-Anzeige, Kernspeicher und Germanium-
Transistoren, nicht programmierbar
Sharp MZ-80, 1979, Ein ‚Clean Computer’: Anwendungen oder Programmiersprachen wurden nach dem
Einschalten von Cassette eingelesen, In der Ausstellung als Anwendungs-Beispiel: Hardware-Erweiterung,
„Ostereier-Maschine“ (Erbauer Paul Lenz, 1983)
Siemens Ferritkern-Speicher (Pufferspeicher, aus einer Rechenanlage), um 1955, [Jeder der 1024 (= 4 x 256) ma-
gnetisierbaren Ringe kann die Informationseinheit 1 Bit tragen, die mittels durchgefädelter Drähte abzufragen ist.]
TRS-80 Model II Microcomputer-System , 1979, Kompletter Personalcomputer für mehrere Betriebssysteme
Tröger (Herst., Mylau/Vogtland), Logarithmische Rechenwalze, für Multiplikation (4-5-stellige Genauigkeit),
1870 - 1950, Ein ‚Rechenschieber mit langen Skalen’
Tröger (Herst.,. Mylau/Vogtland, später Kirchenthumbach/Opf), Logarithmische Rechenscheibe, für Multiplikation
und Division über Doppelskala mit Läufer, Einsatz im Handel bis 1972
Wang (Herst., USA), Dioden-PROM, 1973, Festspeicher für ein Programm, aus einer Groß-Rechenanlage,
[Die 2048 (= 2 x 64 x 32) Dioden legen die möglichen Wege des Stromes eindeutig fest. Ihre Verdrahtung
bestimmt ein Programm für die zu verarbeitenden Informationen.]
106 107
Algorithmus:
Lösungsverfahren zur Lösung eines Problems in endlich vielen Schritten.
Prozessor:
Maschine oder eine elektronische Schaltung, die nach übergebenen Befehlen andere Maschinen oder elektrische
Schaltungen steuert.
Integrierter Schaltkreis (IC):
Elektronische Schaltung, die auf einem Chip untergebracht ist.
Mikroprozessor:
Prozessor, der auf einem Integrierten Schaltkreis (IC) beruht und damit überwiegend aus sehr kleinen Transisto-
ren besteht.
Logarithmus:
Der Logarithmus ist eine Hochzahl. Z.B. ist 3 der Logarithmus von 8 zur Basis 2, weil 2 hoch 3 gleich 8 ist.
Dualsystem:
Zahlensystem, das nur zwei verschiedene Zeichen (z.B. 0 und 1) zur Darstellung von Zahlen verwendet.
Die Stellen im Dezimalsystem sind Potenzen von 10 (10, 100, 1000...), im Dualsystem sind die Stellen Potenzen
von 2 (2, 4, 8, 16, 32, 64, 128...)
Da man im Dualsystem nur zwei Zeichen benötigt, eignet es sich gut, um Zahlen auf einer Lochkarte darzustellen.
Lochkarte:
Karte aus Holz, Karton oder Papier, mit Löchern, die abgetastet werden. Beim Abtasten der Lochkarte können
enthaltene Daten gelesen oder Programme ausgeführt werden.
GLOSSAR
Marcus Renner, bandierina II., 2005
108
IMPRESSUM
Katalog zur Ausstellung „Astronauten zur Venus“
Werke aus der Sammlung Appelt
Zentrifuge, 25. September bis 22. November 2009
Herausgeber
Zentrifuge – Verein für Kommunikation, Kunst und Kultur e.V.
www.zentrifuge-nuernberg.de | Vereinsnummer: VR 200589
Jede Art der Vervielfältigung, insbesondere die elektronische Aufbereitung von Texten und Bildern oder
der Gesamtheit dieser Publikation, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung durch die Urheber.
Ausstellungskonzeption: Wilfried Appelt, unter Mitarbeit von Dr. Amelie Himmel
Redaktion: Wilfried Appelt
Layout und Grafik: Kerstin Heider | www.kerstinheider.com
Texte: Latifa Habib, Dr. Amelie Himmel, Michaela Moritz, Dr. Annegret Winter
Fotos: Kerstin Heider, Stefan Hippel, Frank Johannes, Michaela Moritz, Carlheinz Schanzenbach, Dominik Schmid
Koordination: Michael Schels | www.kulturbuero-schels.de
Druck: Fahner Druck GmbH | www.fahner.de
Auflage: 350 Exemplare
Erscheinungsjahr: 2009
Das Projekt fand Unterstützung Auf AEG
www.aufaeg.de				 www.gebaeudedienste.de
Dank
Die Zentrifuge dankt ihren Förderern, Partnern und Sponsoren:
Stadt Nürnberg Kulturreferat, Bezirk Mittelfranken, MIB Fünfte Investitionsgesellschaft mbH, KUNSTRAUM Fo-
rum, eggsandbulbs - Gesellschaft für Eventtechnologien mbH, Fahner Druck GmbH, Kulturbüro Schels Auf AEG,
Kunstbüro Winter, Derag Hotel Maximilian, Klosterbrauerei Weißenohe, Hausmaxx Facility Management
Wir danken allen, die bei der Entwicklung der Zentrifuge, bei diesem Ausstellungsprojekt sowie bei der
Erstellung des Katalogs mitgewirkt haben. Besonderer Dank an Ernst Alexander Bauer, Lambert Herrmann, Dr.
Amelie Himmel, Frank Johannes, Frank Lambrecht, Christine Lörincz, Nina Metz-Frank, Marc Robrock, Carlheinz
Schanzenbach, Petra Scherer, Volker Schildmann, Bertram Schultze, Stefan Streiß, Dorothea Sturm
boesner GmbH Nürnberg . Sprottauer Str. 37 . 90475 Nürnberg
Gewerbegebiet Süd-Ost (Zufahrt Altenfurt) . Tel. 0911-988 62 0
KÜnstler . Material . Kunst
Treff
P u n k T
kunsT
Die Adresse für Künstler
Denn ohne Material keine Kunst.
Farben
Malgründe
Pinsel
Bücher
Leinwände
Papiere
Zeichen-
material
Malmittel
Keil- und
Bilderrahmen
Faserstifte
Ein-
rahmungs-
service
Schulbedarf
Bastel-
zubehör
Blattgold
Alabaster
Gewebe
Katalog "Astronauten zur Venus"
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Katalog "Astronauten zur Venus"

  • 1. Astronauten zur Venus Werke aus der Sammlung Appelt 25. September bis 22. November 2009 | Zentrifuge, Halle 14 Auf AEG
  • 2. Astronauten zur Venus Werke aus der Sammlung Appelt Nürnberg 2009
  • 4. Das Sammler-Ehepaar Renate und Wilfried Appelt von Michaela Moritz Die Ausstellung der Sammlung Appelt Auf AEG von Dr. Amelie Himmel Abbildungen - Kunstwerke Von den Anfängen des Rechnens bis zum Computer von Latifa Habib Abbildungen - Objekte der Technik Welterfindungen und Denkmaschinen von Dr. Annegret Winter Die Ostereier-Maschine mit einem Text von Reiner Bergmann Verzeichnis - Kunstwerke Verzeichnis - Objekte der Technik / Glossar Impressum / Dank INHALT 4 8 10 17 64 75 92 100 102 104 108
  • 5. 8 9 Eigentlich müsste ein solches Tun Stirnrunzeln hervorrufen: hochwertige Kunst auf engs- tem Raum „zusammengepfercht“ mit billigen Porzellanprodukten, mit Flohmarktartikeln und historischen Rechenmaschinen. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit, so müsste man denken. Doch wer immer nur einen einzigen von Ehepaar Appelt gestalteten Raum betrat, hat ihn in heiter-gelöster Stimmung und mit einem Gefühl der Bereicherung verlassen. Könnte man nicht auch und immer so sehen wie Appelts? „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“, dichtete einst der Romantiker Joseph von Eichen- dorff. Es war Anfang der 90er Jahre, da entdeckten der Mathe- und Physiklehrer Wilfried Appelt und die gelernte Chemielaborantin Renate Appelt, dass sie, vielleicht getragen durch eine Schwingung in ihrem Beisammensein, über solche Zauberwörter verfügen. Sie trugen von Kunstausstellungen, Trempelmärkten, Kuriositäten-Auktionen, aus Galerien und tschechischen Haushaltswarengeschäften Gegenstände nach Hause, die manchmal kaum einer beachtete, von denen sie sich aber – in großer Einigkeit – angerührt oder amü- siert fühlten, in denen sie Potenzial ahnten, ein schlummerndes Lied. In ihrem Haus in Leinburg (Nürnberger Land) und später in einer eigens für die wach- sende Sammlung angemieteten Acht-Zimmer-Wohnung in Lauf schufen sie aus diesen Dingen Kompositionen, die es so wahrscheinlich nirgends auf der Welt gibt. Eine Arbeit des Nürnberger Installationskünstlers Reiner Bergmann, das „Schießbudenbild“, hängt hier zum Beispiel neben einem Original-Flipperautomaten aus den 70er Jahren, neben einer Druckgrafik des Pop-Art-Vaters Richard Lindner und einem Regal voller mechanischer PC-Vorfahren. 140 „hässlich“-bunte Wandväschen aus den 30er bis 70er Jahren werden, eng aneinander gefügt, zu einem raumhohen viereckigen Relief, das mit einer vielteiligen Malerei-Arbeit korrespondiert. Inmitten einer Reihe von größenmäßig gestaffelten weißen Porzellankatzen macht eine schwarze den Buckel – die weißen sind „Plunder“ aus einem Laden in Eger, bei der schwarzen handelt es sich um eine Skulptur der international renommierten Künstlerin Ka- tharina Fritsch. Vor einer Wand mit Bergund Gebirgsdarstellungen vermag man nicht mehr zu unterscheiden, welche die ironisch-parodistische Arbeit eines bekannten Künstlers und welche ein „kitschiger“ Flohmarktfund ist. DAS SAMMLER-EHEPAAR RENATE UND WILFRIED APPELT Könnten die Theoretiker der literarischen Romantik noch einmal auf die Welt kommen und das Appeltsche „Zimmermuseum“ besuchen, sie wären hingerissen: „ Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es“, schrieb Novalis 1798. „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ Und Friedrich Schlegel im selben Jahr: „Die romantische Poesie ist ein progressive Universalpoesie. (...) Sie will Poesie und Prosa, Geni- alität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegenem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen.“ Es ist eine ganz eigene Kunst also, zu der Ehepaar Appelt durch einen glücklichen Mu- sen- oder Engelskuss gebracht wurde und die es bis zum frühen Tod von Renate Appelt im Dezember 2005 immer weiter – autodidaktisch, wie sonst? - ausbaute: die Kunst der Poetisierung und Potenzierung, die Kunst, schlafende Lieder in unterschiedlichsten Ge- genständen zu wecken und sie zu immer neuen Opern, Musicals, Oratorien und Operetten zu kombinieren, die zwar unerhört, aber auf beseelende Weise stimmig sind, weil die Komponisten sie mit den Flügeln der Liebe, des Staunens und des Humors „zusammen- romantisiert“ haben. In Künstler- wie in Laienkreisen war die Appeltsche Sammel- und Präsentationstätigkeit bald metropolregionweit hoch geschätzt. Nun ist es Wilfried Appelt allein, der, dem Wunsch seiner Frau entsprechend, die Sache im gemeinsamen Geist fortführt. Die aktuelle Ausstellung „Astronauten zur Venus“ ist nach dem ersten großen Auftritt in der „Galerie im Bernsteinzimmer“ (Herbst 2002) und einem Kammerspiel im Schaufenster von „BlickPunktKunst“ in der Solgerstraße (Herbst 2004) das dritte Nürnberger Auswärtskonzert unter dem Zeichen „A“. Sieht man die Objekte, die Wilfried Appelt in den letzten vier Jahren erstanden und für die Ausstellung ausgewählt hat und sieht man, wie er sie mit Witz und Weisheit zu bereits vorhandenen gesellt, so ist klar: Renate Appelt ist präsent. Michaela Moritz
  • 6. 10 11 DIE AUSSTELLUNG DER SAMMLUNG APPELT AUF AEG Oder:„GalileivermißtDantesHölleundbleibtandenMaßenhängen“(DursGrünbein) Michael Schels, Kulturmanager des „Zentrifuge e.V.“ in den ehemaligen AEG Hallen, sprach Wilfried Appelt an, ob er nicht seine Sammlung in den großzügigen Hallen zeigen wolle, etwa mit dem Schwerpunkt Kunst und Technik. Eine Herausforderung, der sich Wilfried Appelt neugierig stellte. Die gesamte Sammlung auszustellen, war unmöglich. Die Objektnummern hätten eine vier- stellige Zahl ergeben. Aber aufgrund der Größe des Ausstellungsareals können zum ersten Mal zwei Pole der Sammlung, die Kunst und die Technik, gezeigt werden. Diese Pole interessieren in ihrer Gegensätzlichkeit, ihren Widersprüchen, ihrer Anzie- hungskraft und gegenseitigen Durchdringung bzw. Abhängigkeit. Sich stets berührend versprechen sie Synergieeffekte, etwa in Form von Assoziationen. Wer eine Maschine und ihr Innenleben betrachtet und seinen Blick dann auf ein Kunstwerk richtet, wird gewiss auf andere Gedanken kommen, als derjenige, der allein Kunstobjekte beschaut. Als Ausstel- lungstitel schien „Astronauten zur Venus“ treffend. Ideengeber war ein Bild von Bodo Boden, „Die Rast der Astronauten bei der Venus“. Die stilistisch freien Vorstellungen des Sammlerpaares prägen die Kunstsammlung: Ob- jekte, Fotoarbeiten, Ölbilder, Kreidebilder, Drucke, technische Apparaturen, Installationen – nahezu jede Form des künstlerischen Ausdrucks findet sich bei den Appelts. Die Vielfalt birgt inhaltliche Schwerpunkte, die ohne Reihen- oder gar Rangfolge in sechs lose zusam- menhängende Ausstellungsbereiche gegliedert sind. Die jeweiligen Bereiche sind mit Buchtiteln in Worte gefasst, die die jeweilige Thematik der Bilder streifen und deren Lektüre weitere Anstöße garantieren. Die thematischen Schwerpunkte der Sammlung Appelt auf AEG: - „Aufmerksamkeit bitte!“ - „NaturMangement: Natura Naturans und Natura Naturata“ - „Unfrisierte Gedanken“ (Stanislaw Jerzy Lec) - „Tonio Kröger“ (Thomas Mann) - „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein) - „Die Tricks der Diva“ (Brigitte Kronauer) „Aufmerksamkeit bitte!“ - Begrüßt wird der Betrachter von einer großformatigen und frech großzügig gemalten Arbeit der Künstlerin Wiedemann. Eine Kunsthistorikerin, belesen und informiert, bittet etwas verzagt und fast besorgt um Aufmerksamkeit für die Kunst. Ironie und Selbstironie enthält dieses mit Komplementärkontrasten spannungsreich aufgebaute Werk, dessen Malduktus emotional überwältigt. Begrüßt wird der Betrachter aber auch von Kapielski. Neben dem Buchstand wird – in klarer Ironie – darauf gedeutet, dass mit alltäglicher Geschlossenheit, ob in metaphorischem oder realistischem Sinne, wenig zu erwarten ist. In diesem Begrüßungsfoyer wird die polare Ausrichtung der Ausstellung deutlich: zum ei- nen auf die Welt der Rechenmaschinen, deren Bilder, obwohl die Maschinen bereits veral- tet sind, noch laufen, auch - metaphorisch gesprochen - im Kopfe so manchen Betrachters; zum anderen auf die Welt der Kunst. Kapriziosen gleich, ihrer Werte wegen in Vitrinen geschützt, sind kleinformatige, poetische „Figuren in Booten“ von Huschka-Weinberg, ideologiekritische Arbeiten wie Wanoths „Kuppeln“, Freys phantastische Tierskulpturen sowie Reuters geometrisch und farblich akribisch gearbeiteter blauer „Würfel“ zu sehen. Diesen künstlerischen Arbeiten sind Rechenmaschinen zugeordnet. Analog findet neben den Rechnern der neueren Zeit im Eck des Foyers ein Bild von Karl Zuse seinen Platz. Er, als Computerpionier, war gerne als Maler tätig und hielt „Visionen einer Stadt“ im Bilde fest. Der Vorbereitung auf die grundsätzlich polar ausgerichtete Ausstellung folgt die erste Orientierung - „Naturmanagement: Natura Naturans und Natura Naturata“. Der Titel führt unmittelbar zu Fragen der versammelten Arbeiten von Hauber, Rießbeck und Wrede, Fragen zur Natur und demnach auch zum Menschen: Ist die Natur, komplex aus Energie, Mathematik und Ästhetik gewachsen, zu bändigen, zu formen, zu ordnen? Braucht sie technische Unterstützung, braucht sie einen Maßstab? Oder ist nicht in jedem kleinen Stein ein ganzes Gebirge enthalten? Woher kommt des Menschen Bedürfnis, sich in ein nachvollziehbares und erklärbares Verhältnis zur Natur zu setzen? Geht durch des Men- schen Bedürfnis um Einbindung nicht die Natur – und damit auch er selbst – zugrunde? Existiert Natur noch? Umgibt uns nicht stattdessen eine simulierte und suggerierte Natur, in der Sekundär- statt Primärerfahrungen möglich sind? Welche Rolle spielen dabei die bildgebenden Verfahren der Technik, welche spielt die Kunst? Wie weit kann der Mensch Ordnung ins Chaos bringen, wie weit mit eigenen Wirklichkeitsentwürfen gut leben?
  • 7. 12 13 Warum – auch diese Frage wäre zu stellen, wenn es um das Profil einer Sammlung geht – ist dieses Thema Schwerpunkt der Sammlung? Vielleicht, weil die Natur wie der Mensch immer beides ist, geordnet und chaotisch, ver- schwenderisch und ökonomisch, triebhaft und rituell, reglementiert und entgleisend? (Siehe dazu „Brigitte Kronauer, Die Tricks der Diva. Nachwort“) Der Blick wandert von Rießbecks gestützter Landschaft zu Haubers gestützten Menschen mit dem Titel „Medical World“. Hauber berührt die Grenze zwischen Skurrilität und Ernsthaftigkeit innerhalb des Gefüges Mensch und Technik. Seine Arbeiten beruhen auf Werbeanzeigen in medizinischen Fachzeitschriften. Dieser ursprünglich bildnerische Zu- sammenhang, der Kontext, wird von Hauber aufgebrochen. Der Betrachter nimmt jetzt, in den großformatigen Werken, nicht nur die Technik wahr, sondern vor allem den glücklich lächelnden Menschen im Korsett der Apparaturen. Das verwirrt und verunsichert. Die Bilder hinterlassen ein befremdliches, skurriles, betroffenes, unwohles Gefühl, obwohl sie doch so alltäglich sind und obwohl doch ein jeder um diese technischen Errungen- schaften froh ist, wie es ja auch das Lächeln der Fotomodelle ausdrückt. Aber stimmt es mit unserer Vorstellung überein, dass Menschen im Korsett, trotz des Wissens, durch die Technik die größtmögliche Hilfe zu erfahren, lächeln? Die Arbeiten leiten über zu dem Bereich der „Unfrisierten Gedanken“, so der Titel eines Buches des Autors Stanislaw Jerzy Lec. In diesem Bereich der Ausstellung sind bildnerische Kommentare zum gesellschaftlichen Alltag zusammengebracht. Neben der getragenen und tragischen Arbeit von Franz Vorn- berger, die das Zerbrechen an der Welt vor Augen hält, hängt das Werk Bergmanns mit dem Titel „Zeitverfahren“. Ein imaginär funktionierender, sich auf uns zu bewegender LKW zeigt auf der Digitalanzeige die rückwärtslaufende Lebenszeit in Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden an. Im Bereich der „Unfrisierten Gedanken“ überwiegen aber – daher auch der Titel – eher kleinformatige, leicht wirkende, ironisch-witzige, verdichtete Bilder zum Alltag. Aphoris- men gleich, verknappt, zeigen Angermann, Schemm, Kersting, Reeder und Engel mit mal mehr, mal weniger moralischem Zwinkern, mit scharfsinnigem Witz und sicherem Gespür für die Pointe, gesellschaftlich-alltägliche Szenen. Die Künstler decken mit ihren Arbeiten Illusionen und skurrile Zustände auf und fordern durch ihre direkten, ironisch-frechen Bilder den Betrachter zu Stellungnahme und Positionierung heraus. Reduzierter in Form und Farbe, weniger erzählerisch, stiller in der Reflexion über den All- tag, über Wahrnehmung und Bildhaftigkeit des Alltags sind dagegen die kleinen Arbeiten von Bergmann, die Installation „Quader“ von Sterzbach und Jankes Häuserwelten. Sterz- bach konzentriert sich auf Materialien des Alltäglichen. Indem sie diese von der üblichen und erwarteten Verwendung befreit, erlangen die simplen Materialien neue Aufmerksam- keit und eine ungeahnte Sinnhaftigkeit. Sterzbach konstruiert Spannungen, indem sie Materialien polar verwendet (Draht und Faden). Dies führt beim Betrachter zu überraschenden Perspektiven und Ansichten. Das Nichts (Luft, Formloses, nicht Greifbares) kann auf einmal auch von ihm ganz selbstverständlich und in bestem Sinne zu einem Etwas (einem imaginären Quader) einbezogen werden. Jankes Häuserwelten, Sinnbilder für Sesshaftigkeit, Sehnsucht, Heimeligkeit, Sicherheit, Fundament und Basis, verschwinden, lösen sich auf, verlieren ihre Konturen. Das Haus als Symbol und Metapher: Auch Janke äußert sich damit zu individuellen als auch gesell- schaftlichen Entwicklungen. Inmitten dieser kritischen und nachdenklichen Ansätze zum gesellschaftlichen Tagein/ Tagaus steht das Modell der Eierköpfmaschine. Spielerisch ist hier ein Computerprogramm umgesetzt. Die Befehle, die für ein virtuelles Spiel tauglich wären, sind von dem Tüftler Paul Lenz in ein mechanisches, sichtbar funktionierendes Gerät umgesetzt. Mehrere Stati- onen des Ostereis, immerhin Sinnbild des Lebens, vom Warmhalten, über die Kontrolle der inneren Konsistenz und die Bemalung, bis zum Köpfen und Würzen sind liebevoll und mit erkennbarer Mühe und Sorgfalt konstruiert. Man könnte fast sagen, durch diese spiele- rische Apparatur werde beispielhaft ein Leben skizziert und gleichzeitig des Menschen Tun als polar charakterisiert: Einfaches wird verkompliziert, Kompliziertes wiederum fast kindlich – auch farblich – vereinfacht. Auf das Letzte bezogen wirkt dieser Weg des Eis insgesamt erlösend sinnfrei. Erholung von den „Unfrisierten Gedanken“ ist in der Sitzecke und bei Betrachtung der lyrischen Arbeiten Oehlerts möglich. Der Titel der Novelle „Tonio Kröger“ von Thomas Mann steht in Bezug zur Arbeit „Tonio 16“ und kann durchaus als Schlüsseltext für das Verständnis auch seiner anderen Arbeiten in dieser Ausstellung gelesen werden: „Der ist noch lange kein Künstler, dessen letzte und tiefste Schwärmerei das Raffinierte, Exzent- rische und Satanische ist, der die Sehnsucht nicht kennt nach dem Harmlosen, Einfachen und Lebendigen ... nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“.
  • 8. 14 15 Oehlert berührt mit seinen Installationen kitschig schöne Klischees und weckt beim Be- trachter verborgene Sehnsüchte, zu denen vor allem der ab- und aufgeklärte Bildungsbür- ger gelernt hat, in kritischer Distanz zu stehen. „Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen“ (Durs Grünbein) Wie Technik, Wissenschaft, Vernunft, Logik doch von Unvorhersehbarem, Zufälligem, Un- vernünftigem abhängen, eins das andere durchdringt, eins vom anderen nicht zu trennen ist, thematisieren in diesem Ausstellungsbereich einzelne Werke von Wanoth, Sakowski, Zitta, Boden und Renner. Wanoth erinnert mit seinen politisch aufgeladenen Eichenstädten „25 Eichenblätter“ an national-überspannte Planspiele und Fiktionen. Sakowski ironisiert den Wunsch nach dem eigenen Heim in seiner Arbeit „Nestbau – Anweisung Nr. 216“. Im Design und der Werbeform der 50er Jahre gehalten, ist der übersichtliche, ordentliche Neubau ein kindli- ches, einfaches Konstrukt. Allerdings wird er empfindlich gestört von einem noch immer nicht getrockneten schwarzen Fleck. Zitta schneidet aus einer Platine eines Unternehmens für Datenverarbeitung mit dem Namen OrgaPlus, ansässig in Nürnberg, einen Fuß aus. Stehen zu den Fußreflexzonen an sich einzelne Organe über Nervenbahnen, also elektri- sche Strömungen, in Kontakt, kleckst Zitta in Strichmännchenmanier sehr vereinfachte Kommunikationsprozesse auf die Tafel. Eine Ironie auf die in der Datenverarbeitung nach festgelegten Mustern, reflexartig, ohne Bedacht gewählten Kommunikationsformen? Zuletzt kommt der Betrachter in den Raum, der dem weiten Feld der Frauen gewidmet ist. Nach Brigitte Kronauers Buch „Die Tricks der Diva“ ist er benannt. Werke, die den facettenreichen Komplex an Rollen, Abgrenzungen, Wertungen, Emotionen, Strategien von Frauen darstellen, sind hier zusammengestellt. Effner bricht in ihrem Aquarell „Kanniba- linnen“ mit bitterer Ironie das Klischee der braven, schüchternen wie auch unbedarften Mädchen. Witz und Wahrheit liegen bei von Platens Zeichnung nahe beieinander. Sofort werden Assoziationsketten beim Betrachter ausgelöst. Sollte sich die Frau nicht eher die Haare schneiden, statt die Finger zu lackieren? Oh? Wie war das mit dem Struwwelpeter? Kon- servativer Erziehungsstil; alles Wilde, alles Kindliche wird passend gemacht? Dann lieber doch die Fingernägel lackieren, oder? Meindl wiederum demontiert in ihrer Fotoserie tradi- tionell älteste männliche Rollen, indem sie die Protagonisten weiblich besetzt. So geistern weibliche Kentauren durch moderne Straßen und weibliche Minotauren werden geboren. Unter den „Tricks der Diva“ fallen vor allem zwei großformatige Arbeiten auf: Bodens „Frau von heute“ und Neuwerts „Der Zaun“. Eine Diva ist ein Phantasma. Sie verkörpert ein mystisches oder ästhetisches Ideal, das in der Popkultur oder in den Massenmedien Verbreitung findet und so sich stets selbst generiert. Bodens Weiblichkeitsstereotype, ame- rikanisch poppig ausgearbeitet, zeigt eine durchsetzungsstarke Frau, die bis zum Äußersten geht, die in ihrem Begehren in nichts nachgibt: berechnend, aber kaum zu kontrollieren. Gerade entgegengesetzt wirkt Neuwerts Arbeit „Der Zaun“. Sie ist gebrochen, verlassen, Mitleid erregend, hilfsbedürftig. Beziehung, der Partner im Bild, ist eine Leerstelle. Letzten Halt muss ein Pfosten geben. Inszeniert wird mit dieser Hängung ein tief verankertes Gegensatzpaar: die Frau als ent- schlossener, kühler, männerdominierender Vamp und die emotional empfindsame und an ihren Emotionen zerbrechende Frau als bemitleidenswürdiges Opfer. Bei Sophokles hieß das Gegensatzpaar Antigone und Ismene, bei de Sade Juliette und Justine. Erwähnt seien zuletzt die Zeichnungen von Sellesnick. In verschiedenen Ebenen, nicht Perspektiven, ziehen die Linien über das Blatt und ergeben einen Kosmos aus persönlichen Chiffren, in denen immer wieder schemenhaft figurale Relikte aufscheinen und Halt und Orientierung geben. Nicht die Dinge selbst, nicht die Figuren oder der Raum interessieren die Künstlerin. Sie thematisiert den Entstehungsprozess, die Entwicklung hin zu einem un- überschaubaren Netzwerk von Dingen und Figuren im Raum. Radiert, gelöscht, korrigiert wird hier nichts. Die Künstlerin sieht zwischen der Kunst und der Mathematik Gegensätze in der Vorgehens- weise. Die Kunst sei wüstenhaft und komplex, chaotisch und gefühlsbeladen, irrend, mal vernetzt, mal gefangen. Mathematik dagegen sei lösungsorientiert, kontrolliert, vernünftig. Aber dennoch hätten Künstler und Techniker eine Schnittmenge: Beide geben sich auf neues Terrain, beide wollen neue Zusammenhänge entdecken. Dr. phil. Amelie Himmel Kunsthistorikerin
  • 10. 18 19 Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989 Julia Wiedemann, Sylvia, 2005
  • 11. 20 21 Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figuren, (I) – (V), 1995 Anette Huschka-Weinberg, Weibliche Figur, (II), 1995 Fredder Wanoth, St.Petersburg, Peter&Pauls Kathedrale, 1996 Ensemble, Vorder- und Rückseite: Fredder Wanoth, St.Petersburg, Blutkirche, 1996 Fredder Wanoth, Kiew, H.K., 1996 Harro Frey, Springer, 1993
  • 12. 22 23 Konrad Zuse, o.T., 1983 Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993 Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001
  • 13. 24 25 Peter Hammer, Pay-TV, 1994Konrad Zuse, o.T., (6-teilig), 1965 - 1967
  • 14. 26 27 Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal – Toilette am See, 2001 Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1989 Gerhard Rießbeck, o.T., 2001 Peter Angermann, Zirkenhain, 2005
  • 15. 28 29 Peter Angermann, Preußling, 1999Jan Eric Hauber, Landschaft(15), aus Serie „Die Welt ist klein“, 2000
  • 16. 30 31 Werner Knaupp, Viva, 1983 Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993
  • 17. 32 33 Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992
  • 18. 34 35 Jan Eric Hauber, Ahnengalerie (3 Teile aus einer Installation), 1995 Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001
  • 19. 37 Andreas Oehlert, golden shower, 2003 Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003 Andreas Oehlert, ein Windhauch ließ seine Arme länger werden, 2003 36
  • 20. 38 39 Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006 „Der ist noch lange kein Künstler, dessen letzte und tiefste Schwärmerei das Raffinierte, Exzentrische und Satanische ist, der die Sehnsucht nicht kennt nach dem Harmlosen, Einfachen und Lebendigen... nach den Wonnen der Gewöhnlichkeit“. aus „Tonio Kröger“ von Thomas Mann
  • 21. 40 41 links: Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992 Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007
  • 22. 42 43 Peter Angermann, o.T., 2000 Gerlinde Pistner, Hampelmänner, 1997
  • 23. 44 45 Dan Reeder, Doggy World, 2004 Dan Reeder, o.T., 1988 Dan Reeder, Samariter (3-teilig), 1995
  • 24. 46 47 Peter Engel, Forscher II Johannes Kersting, Spielplatz, 2006 Harri Schemm, Blindenhund, 1998 Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28
  • 25. 48 49 Alfons Janke, o.T. (4, 5, 6), 1992/1993 Anne Sterzbach, o.T., 1998
  • 26. 50 51 Reiner Bergmann, Ostsee, 1994 Werner Alt, o.T., 2001Reiner Bergmann, Tor, 1995
  • 27. 52 53 Reiner Zitta, Schablone 4 Fussreflexmassage, 2007 Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967
  • 28. 54 55 Eva von Platen, o.T., 2000 Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992
  • 29. 56 57 Peter Angermann, Federball-Spiel, 1990 Anne Meindl, Die Sonne blendet, 2007
  • 30. 58 59 Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997 Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004
  • 31. 60 61 Katzen (Rauchverzehrer), Installation Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969
  • 32. 62 63 Renate Sellesnick, o.T., 1993, (Ausschnitt) Anne Meindl, Über dem Schornstein, 2002 Anne Meindl, Kentauren, 2002 Anne Meindl, Engel, 2002 Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002
  • 33. 64 65 Die Wundermaschine Fingerrechnen Irgendwann, in der Zeit des Übergangs zu Agrarwirtschaft und Viehzucht, die Zahlen waren schon da, entstand das Bedürfnis nach genauen Rechenmethoden. Vermutlich hat sich das Zehnerzahlensystem aus dem Abzählen mit den Fingern entwickelt. Gerechnet wurde dann auch mit den Fingern. Zweck der Rechnerei war zum Beispiel, die Anzahl der Sippengenossen oder des Viehs festzustellen. Das Fingerrechnen geht gut, man kommt damit bloß nicht besonders weit und es ist sehr flüchtig. Die Verkörperung des Ergebnisses gelang mit Tontafeln. Das Ergebnis wurde eingeritzt, dann kam die Tafel in den Brennofen. Rechenhilfsmittel Der Rechenvorgang selber wurde durch Geräte wie Abakus und Rechenbretter unterstützt. Die Finger wurden durch Platzhalter, zum Beispiel durch Bohnen, ersetzt. Rechenergebnis- se konnten nun zwischengespeichert und abgelesen werden. So konnten Rechnungen mit größeren Zahlen bewältigt werden. Das war hilfreich für Handel, Verwaltung und Steuern. Rechenbretter und Rechentische waren in Europa bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. Der Abakus wird auch heute noch von 40% der Weltbevölkerung verwendet. Japanische Schulkinder lernen noch das Rechnen mit dem Abakus und die Pisa Studie sagt, dass das gut ist. Rechenschieber Im frühen 17. Jahrhundert wurde der Logarithmus entdeckt. Mit seiner Hilfe kann jede Multiplikation auf eine Addition und jede Division auf eine Subtraktion zurückgeführt werden. Logarithmische Zahlenreihen wurden in Tabellen geschrieben und auf Rechen- schieber übertragen. Ein höherer Verfestigungsgrad war erreicht, jetzt musste nur noch abgelesen werden. Rechenschieber bzw. Logarithmustafeln ermöglichten es, fehlerfrei mit großen Zahlen zu rechnen, was für die Astronomie sehr vorteilhaft war. Mechanische Rechenmaschinen Das mechanische Rechnen. Schluss mit Verrechnen. Im 17. Jahrhundert, dem mechanis- tischen Zeitalter, gab es eine große Begeisterung für Automaten. Das sind Geräte, die, VON DEN ANFÄNGEN DES RECHNENS BIS ZUM COMPUTER was auch immer, von alleine tun. Oder zumindest den Eindruck erwecken. In dieser Zeit entstanden die ersten mechanischen Rechenmaschinen. Die drei ersten waren von dem Tübinger Professor Wilhelm Schickard, dem französischen Mathematiker und Philosophen Blaise Pascal und dem deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm von Leibniz. Astronomie, nautische und ballistische Berechnungen, Landvermessung aber auch Steuer- eintreibung profitierten davon. Die Rechenmaschine von Schickard aus dem Jahr 1623 ist die früheste Erfindung. Von ihr existierten angeblich zwei Prototypen, die aber nicht erhalten sind. Die überlieferten Skizzen und Beschreibungen liegen heutigen Nachbauten zugrunde. Die Maschine kann die vier Grundrechenarten mit bis zu sechsstelligen Zahlen ausführen. Multiplizieren und dividieren kann sie nur auf indirektem Weg. Die Rechenmaschine von Pascal aus dem Jahr 1642 heißt Pascaline. Sie ist eine Additi- onsmaschine, bei der die Zahnräder nur im Uhrzeigersinn gedreht werden können. Sie kann daher lediglich addieren. Subtrahieren kann sie nur indirekt durch Addition des Neunerkomplements. Pascal hat die Maschine für seinen Vater, der Steuereintreiber war, entwickelt, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Zum Steuereintreiben reichte damals das Addieren. Von dieser Rechenmaschine sind über 50 Exemplare erhalten. Die Rechenmaschine von Leibniz aus dem Jahr 1673 ist eine Staffelwalzenmaschine mit verstellbarem Schlitten, mit dem man mehrfache stellenrichtige Addition durchführen kann. Sie kann auf direktem Weg multiplizieren und dividieren. Für den Zehnerübertrag sorgt ein Übertragungsmechanismus. Das Verfahren der verkürzten Multiplikation wurde später bei den industriell gefertigten Rechenmaschinen Standard. Einige Exemplare der Leibniz-Rechenmaschinen haben die Zeiten überdauert. Die Rechenmaschinen dieser Ära fanden keine große Verbreitung. Sie hatten noch Proble- me mit der Feinmechanik (besonders die von Leibniz).
  • 34. 66 67 Massenhaft gefertigte mechanische Rechenmaschinen Eine höhere Verbreitung erlangten erst Rechenmaschinen mit verbesserter Mechanik. Eine der ersten ist der 1820 patentierte Arithmometer, eine Weiterentwicklung der Leibniz- Rechenmaschine. Höhepunkt der industriell gefertigten Rechenmaschinen ist die Curta, ein mechanischer Handtaschenrechner. Sie wurde bis 1970 in hohen Stückzahlen produziert, dann aber durch den elektronischen Taschenrechner abgelöst. Differenzenmaschinen Erfinder war der englische Mathematiker Charles Babbage. Durch Anwendung des Diffe- renzenrechnens können Tabellen von Kubikzahlen ohne Potenzrechnen und ohne Multipli- kation, allein durch fortgesetztes Addieren erstellt werden. Babbage wollte sich mit dieser Maschine die Berechnung von Logarithmustafeln erleichtern. Lochkartenmaschinen Lochkarten können sowohl zur Steuerung als auch zum Speichern von Daten verwen- det werden. Der französische Buchbinder Joseph-Marie Jacquard entwickelte 1801 eine Lochkartensteuerung für den mechanischen Webstuhl. Der US-amerikanische Unternehmer und Ingenieur Hollerith übernahm die Lochkarte von Jacquard, setzte sie aber nicht als Steuerung, sondern als Datenspeicher ein, mit dessen Hilfe die amerikanische Volkszäh- lung von 1890 wesentlich leichter und vor allem schneller durchgeführt werden konnte als frühere Volkszählungen. Der Computer Die bisherigen mechanischen Rechenmaschinen waren in Mechanik gegossene Algorith- men. Man konnte diese festgelegten Algorithmen mit unterschiedlichen eingegebenen Da- ten durchführen. Im Unterschied zu diesen Rechenmaschinen, die aufgrund ihrer Konstruk- tion nur feste Rechenalgorithmen ausführen können, kann ein Computer unterschiedliche Rechenalgorithmen meistern. Den ersten Schritt in Richtung Computer hatte Babbage mit seiner Differenzenmaschine getan. Er hatte auch die ersten Ideen für eine freie, nicht an feste Algorithmen gebundene Rechenmaschine. Mit den damals zur Verfügung stehenden Technologien - Mechanik und Lochkarten - konnte die Idee ihr Potenzial noch nicht voll entfalten. Babbage ging das Geld für seine Entwicklung aus. Im 20. Jahrhundert kam die Elektrotechnik ins Spiel. Damit ging es besser. 1938 baute der deutsche Bauingenieur Konrad Zuse den Zuse Z1, der noch rein mecha- nisch war. Der erste Computer im heutigen Sinn war der Zuse Z3 von 1941 mit Relais, Dualsystem und einer Programmiersprache mit dem schönen Namen „Plankalkül“. Zuse ist einer der Väter des Computers. Nebenher hat er auch gemalt. Der Computer ist da. Juhuu! Am grundlegenden Konstruktionsprinzip ändert sich nichts mehr. Nur die technischen Abläufe werden weiterentwickelt, es gibt im Wesentlichen nur quantitative Erweiterungen. Die Relais, die Zuse anfangs noch zur Steuerung verwendete, wurden durch Elektronen- röhren zuerst ergänzt und dann von ihnen ersetzt. Später wurden die Elektronenröhren durch Transistoren ausgetauscht. Diese schrumpften, wurden schneller und bekamen zur Verstärkung noch Mikroprozessoren dazu. Die Lochkarten, auf denen Programme oder Daten extern gespeichert waren, wurden durch Filmstreifen, dann Magnetbänder und später durch Floppy Disks, Disketten, Festplatten und deren Nachfolger (CD, DVD, Flash-Speicher) ersetzt. Auch die internen Speichermedien wuchsen immer weiter. Aus Relais wurden Elektro- nenröhren, die von Magnetkernspeichern abgelöst wurden, bis dann Transistoren und integrierte Schaltkreise (ICs) auf den Plan traten. Die Entwicklung des Computers ging über frühe elektromechanische Großrechner (Z3, Z4, Mark I, ENIAC), die in der Zeit des kalten Krieges astronomischen und militärischen Zwecken dienten, hin zum Personal Computer, der heute jeden von uns einzeln fertigmacht. Geschafft, wir sind da, im Jetzt. Die Geräte der Sammlung Appelt Die in der Ausstellung gezeigten technischen Geräte dokumentieren wichtige Etappen der Datenverarbeitung. Die Konstruktionsprinzipien und Bauweisen der Exponate verkörpern Ideengeschichte aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Beim äußeren Erscheinungsbild der Geräte wird durch die Zeit hindurch ein wachsender Gestaltungswille sichtbar. Das Design verselbständigt sich von der Funktion und nimmt Bezug auf die unterschiedlichen Umge- bungen, in denen die Geräte zum Einsatz kommen. Je nach Interesse kann der Betrachter sich am einen oder anderen oder an beiden Aspekten gleichzeitig erfreuen. Der Sammler selbst spricht von Skulpturen.
  • 35. 68 69 Commodore PET 2001 Series Dieses kleine barfüßige Mädchen mit seinem blauen Pagenschnitt, der hübschen Applikati- on auf dem kurzen gemusterten Kleidchen und seinen dünnen braungebrannten Beinchen auf dem Weg zum Spielplatz ist ein Commodore PET 2001 Series. Den Oberkörper hat sich Commodore ausgedacht, die Beinchen hat Herr Appelt spendiert. Aus dem Prospekt geht hervor, dass die Einsatzmöglichkeiten des Commodore PET 2001 Series “fast unbegrenzt” sind und dass man mit dem Gerät auch “17 und 4” und sogar “Mondlandung” spielen kann. Prima. Comptometer Der Comptometer ist das Schnell-Rechen-Gerät. Zur schnellen Eingabe von Zahlen hat er sich von der Schreibmaschine die Tasten abgeschaut. Durch Tastendruck wird die Ziffer ohne zeitaufwändiges Kurbeln direkt in das Registerwerk eingegeben. Zudem verfügt der Comptometer bereits über haptisch unterschiedliche Tastenoberflächen (wie beim heutigen “Zehner-Block” ) zum Blindschreiben. All das hat auch den Schuhfabrikanten Bally aus der Schweiz überzeugt, er brachte den ersten Comptometer 1896 aus Amerika mit. Gleichzeitig mit der kleinen Revolution, die der Comptometer in den Büros der Firma Bally in Gang setzte, kam in den Fabrikhallen nebenan neueste industrielle Schuhfertigungstechnik, ebenfalls aus Amerika, zum Einsatz. Die verschiedenen Materialien werden seitdem durch maschinelles „Zwicken“ miteinander verbunden. Über Amerika und die Schweiz und ein paar andere Stationen ist genau dieser Comptome- ter durch Glück und Geschick in der Sammlung Appelt gelandet. Weltweite Schnellrechenwettbewerbe und Diplomkurse durch “friendly and pleasant inst- ructors” halfen bis in die 70er Jahre bei der raschen Verbreitung des Comptometers. Curta Die kleinste mechanische Rechenmaschine für alle vier Rechenarten. Nicht nur für Ingenieu- re, auch für Vermesser und andere Profis. Ein Wunderwerk der Feinmechanik. Zwei gegensinnig konstruierte Staffelwalzen auf einer Achse bilden eine Komplementärstaf- felwalze, das Herzstück der Curta. Dank dieser neuen Konstruktion kann die Curta sehr be- quem bedient werden. Für alle Rechenarten muss nur noch in eine Richtung gedreht werden. Die hochpräzise Komplementärstaffelwalze arbeitet zusammen mit anderen feinmechani- schen Bauteilen in dem kleinen Metallgehäuse. Mit sehr geringem Spiel gleitet Metall auf Metall. Das Zusammenspiel ist derart fein aufein- ander abgestimmt, dass es nicht den kleinsten Eingriff von außen duldet. Zur Veranschaulichung: Ein in der Feinmechanik übliches Verfahren zur Erhöhung der Gleitfähigkeit ist das Brünieren. Dabei wird durch Öl und Hitze eine dünne Schicht auf dem Metall erzeugt, die die Gleitfähigkeit erhöht, das Werkstück aber minimal vergrößert. Der Versuch, die Gleitfähigkeit der Bauteile der Curta durch Brünieren zu erhöhen, schlug fehl. Die minimale Vergrößerung der Bauteile führte dazu, dass die Curta nicht mehr funkti- onierte. Ab 1948 wurde die Curta gebaut und bis 1970 in großen Stückzahlen verkauft. Dann kam der elektronische Taschenrechner, billig und wartungsfrei, und mit ihm das Ende der Curta. Golden II Der Golden II ist eigentlich ein Klon des Apple II. Er stammt aus der Zeit, in der amerika- nische Studenten in Garagen Computer gebastelt haben, nach dem Motto der Halbleiterin- dustrie: ”Build your own personal computer”. Manche dieser Elektronikbastler waren sehr erfolgreich. Zum Beispiel die US-Amerikaner Paul Allen und Bill Gates. Paul Allen brach sein Studium ab. Bill Gates ließ sich auf unbestimmte Zeit beurlauben. Zusammen entwickelten sie einen BASIC-Interpreter für den Altair 8800. Apple Bei dem US-amerikanischen Collegeabbrecher Steve Jobs und dem Computerbastler und Programmierer Stephan Gary Wozniak reichte das Geld nicht für einen Altair Bausatz. Sie mussten sich einen eigenen Bausatz ausdenken und bauen. Den nannten sie Apple I. Der Apple I hatte noch kein festes Gehäuse, das erste Modell des Apple I befand sich in einer Holzkiste, die Wozniak mit einer schönen Laubsägearbeit verziert hatte. Der Nachfol- ger, der Apple II, wurde schon zusammengebaut ausgeliefert. Bis 1984 wurden 2 Millionen Exemplare verkauft. 1984 kam „The Lisa“, der erste Personal Computer mit grafischer Benutzeroberfläche, Maus und extern anschließbarer Festplatte (10 MB). Würfelförmig, kompakt und klein mit fünf- teiligem Officepaket war sie wirtschaftlich ein Flop. Den kommerziellen Erfolg erzielte ihr Nachfolger, der Apple Macintosh. Nach der großen Niedergangsphase Ende der 90er Jahre hat sich die Linie Apple durch Design gerettet: Transparentes iBook, transparenter iMac 1996, Muschelform, Clamshell 1999. iMac G 5 mit Rechner, der hinter dem Bildschirm verschwindet. Diese innovative Serie reicht bis in die Jetztzeit.
  • 36. 70 71 Portabilität Konstruktionsziel Tragbarkeit, Stichwort „Schlepptop“. In der Anfangseuphorie sollten nicht nur Bildschirm und Speichermedium, sondern auch ein Drucker integriert werden. Der in Indien geborene Journalist und Autor Adam Osborne schrieb erst Computerbücher, bevor er auf die Idee kam, einen tragbaren Computer zu entwickeln. 1981 brachte er den Osborne I auf den Markt. Beim Osborne I befindet sich der Rechner in einem Koffer mit aufklappbarem Deckel, in dem die Tastatur untergebracht ist. Mit 11 Kilo ist der Osborne I tragbar, Strom kann er aus Steckdose oder Autobatterie ziehen. Osborne war Erfinder der Softwarekomplettausstattung. In den folgenden Jahren verkaufte sich der Osborne I gut. 1984 musste die Firma Osborne Computer Corporation aber wegen Streitigkeiten um Copyright-Verstöße Konkurs anmel- den. C 64 oder VC 20 kamen tragbar mit Griff (SX 64) oder in der Tennistasche daher. Für Gamer. Zum Rumtragen. Zum gemeinsam Abhängen. Andere Pioniere der Bürohelfer wie der Tandy TRS-80 und der Commodore PET- 2001 bleiben auf dem Schreibtisch stehen. Der Tandy TRS-80 ist die erste Komplettanlage mit Bildschirm, Tastatur, Rechner und Kassettenrekorder (später Floppy Disk). Der Commodore PET-2001 mit seiner Trapezform ist sogar noch kompakter. Magnetkernspeicher Das ist der Teil eines Arbeitsspeichers (RAM) aus den 70er Jahren. Die Ringe speichern gerade mal eine Seite Schreibmaschinentext. Heute besteht der Arbeitsspeicher aus viel mächtigeren und kleineren Bauteilen, Transistoren, in Integrierten Schaltkreisen (ICs). Ein durchschnittlicher Arbeitsspeicher kann heute über zwei Millionen Schreibmaschinenseiten speichern. Olivetti Divisumma Die Divisumma stammt aus den 70er Jahren. Sie wurde in drei Farben gefertigt und arbei- tet schon mit Elektronik. Klein und in ihrer äußeren Form ansprechend und frei gestaltet könnte sie auch als Tischschmuck durchgehen. Die Gummimembran, die die gesamte Ober- fläche bedeckt, macht die Olivetti Divisumma zusätzlich sympathisch. Schön durch Form, Farbe und Griffigkeit. Gemäß der Firmenphilosophie von Olivetti bringt sie „Freude auf den Büroschreibtisch”. In starkem ästhetischen Gegensatz dazu steht die Millionär, ein me- chanisches Ungetüm, das schon fast 100 Jahre früher das Multiplizieren erleichtern sollte. Millionär Dieser Dinosaurier macht selbständige Schlittenbewegungen und hat in seinem Inneren einen gegossenen Multiplikationskörper. Aber was ist da eingegossen, in den Multiplikationskörper? Das kleine Einmaleins. Es kann mit einer einzigen Kurbeldrehung ausgeführt werden. Die Millionär hat das Multiplizieren mit großem Aufwand und Materialeinsatz etwas vereinfacht. Drei Tischmaschinen Olivetti divisumma 26, Olympia RAE und Friden 130: Diese drei Tischmaschinen haben ungefähr die gleiche Rechenfähigkeit, die allerdings auf sehr unterschiedlichen Wegen erreicht wird: Die Olivetti divisumma 26 arbeitet rein mechanisch. Zahlen, die in diese umfangreiche Mechanik geraten, werden mit Hebelwirkung und beachtlichem Kraftaufwand neu mitein- ander kombiniert. Die Wartung dieser Mechanik ist sehr aufwändig. An unterschiedlichen Stellen müssen unterschiedliche Öle verwendet werden. Damit hat sich die Olivetti unter Mechanikern nicht gerade beliebt gemacht. Bei der Olympia RAE ist der Lüfter das einzige mechanische Bauteil. Das Rechnen erle- digen bereits schaltende Transistoren. Glimmende Röhren zeigen das Ergebnis sofort an. Lautlos und schnell. Die Friden 130 arbeitet ebenfalls lautlos und schnell und zeigt dem Benutzer sogar an, was sie gerade macht. Die große Besonderheit ist ihr vierzeiliges Display. Dahinter befindet sich eine im Verhältnis zu den anderen Bauteilen etwas überdimensioniert wirkende Fernseh- röhre. Jede der vier Zeilen ist einem Speicherplatz zugeordnet. So ist es möglich, Operan- den und Ergebnisse zugleich vor Augen zu haben. Eiermaschine Die Eiermaschine ist eine spaßige Anwendung des deutschen Ingenieurs Paul Lenz. Er hat sie 1982 für die Fernsehserie „Mit Schraubstock und Geige“ gebaut. Die Maschine ist ein anschauliches Beispiel für Computersteuerung, bei der ein einfacher alltäglicher Vorgang mit viel Aufwand automatisiert wird. Sie erfreut auch durch ihre etwas trashige, aber lie- bevolle Ingenieur-Bastel-Ästhetik. Mit ihren fünf Stationen war die Eiermaschine das Highlight der Computermesse Vintage Computer Festival 2000. Sie inspirierte den Nürnberger Künstler Reiner Bergmann zu einem Text über den Spieltrieb, der am Ende dieses Kataloges nachzulesen ist.
  • 37. 72 73 Die Sammler Appelt Die Eheleute Appelt haben gemeinsam eine Sammlung angelegt. Die gesammelten Stücke können unterschiedlichen Lebensbereichen zugeordnet werden - der Bildenden Kunst, der Technik und der Alltagskultur. Auf allen drei Gebieten geht es um Gegenstände, die eine bestimmte Idee verkörpern und eine besondere Gestaltung aufweisen. Diese beiden Aspekte sind das innere Band, das die drei Bereiche mit ihren so unterschiedlichen äußeren Erscheinungsformen zusammen hält. Latifa Habib Quellen: Herbert Matis, Die Wundermaschine, 2002 Rechenwunder, Hrsg. Siemens Forum, 1997 www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/2e-imix-t-01/user_files/mmm/mmm_online/index. htm www.benjaminwrightson.de/abakus/abakus.htm Commodore PET 2001, 1983
  • 39. 76 77 Comptometer, Rechenmaschine der Schuh-Fabrik Bally (CH), 1893 Curta, 1954 – 1970, v.l.: Demonstrationsmodell, Modell II, Schnittmodell, Modell I
  • 40. 78 79 Logarithmische Rechenscheiben für Multiplikation, bis 1972 Logarithmischer Rechenschieber für Multiplikation, bis 1975 Logarithmische Rechenwalze für Multiplikation, 1870 - 1950 Faber-Castell, Werbe-Aufsteller - Rechenschieber-Fertigung, 1882 – 1975
  • 41. 80 81 Olivetti divisumma 26, elektromechanische Rechenmaschine, ab 1967
  • 42. 82 83 Millionär, mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation, 1893 – 1935 Olivetti divisumma 18, divisumma 28, divisumma 280, ab 1972, 1973
  • 43. 84 85 Olympia RAE, Elektronischer Tischrechner, 1965Friden 130, elektronischer Tischrechner, 1965
  • 44. 86 87 Ferritkern-Speicher, aus einer Rechenanlage, um 1955
  • 45. 88 89 Dioden-PROM, Festspeicher für ein Programm, 1973 (Vorder- und Rückseite, unten: Details)
  • 46. 90 91 Ensemble: Die Linie Apple, 1977 – 2004Ensemble: Aspekte der Portabilität, 1977 – 1987
  • 47. 92 93 Will man sich einer Kunstsammlung annähern, kann dies selbstverständlich aus verschiedenen Perspektiven gelingen. Jedoch artikuliert sich in jeder Sammlung eine ihr eigene Sprache oder Weltanschauung, denn sie bildet den Sammlungswillen ihrer ‚Menschen’ ab. So ist auch die Sammlung von Renate und Wilfried Appelt eine Art Weltschau, in der verschiedene Bestandteile ein Universum verkörpern. Sie konstituieren ein offenes, wachsendes System, dessen Untiefen schwer auszuloten sind und die zugleich ein Ganzes, ein vollständiges Bild ergeben. Wilfried Appelt hat nun aus dieser Sammlung, die nicht nur sehr umfangreich ist, sondern auch sehr disparate Sammlungsgegenstände vereint, ein umfangreiches Kompendium für eine Ausstellung in der ‚Zentrifuge’ herausgelöst. Unter dem Titel ‚Astronauten zur Venus – Werke der Kunst und Technik’ setzt er zahlreiche Werke zeitgenössischer Künstler, technische Geräte wie Rechenmaschinen und ältere Computermodelle sowie Porzellankatzen, die einen weit gefächerten Bestand an Porzellan- und Keramikobjekten stellvertretend repräsentieren, in einen Reflexionsprozess. Um dem Betrachter vor dem vielstimmigen Raunen der Arbeiten und Objekte einen möglichen Zugang bereitzustellen, sei der Ausstellungstitel und die von Wilfried Appelt vorgegebene Ausstellungsstruktur um ein ‚Interpretationsgeländer’ mit der Überschrift ‚Welterfindungen und Denkmaschinen’ ergänzt. Bedrohtheit und Imaginationskraft des Menschen Jede Ausstellung als Akt einer fokussierenden Auswahl und auch die in ihr zusammen- getragenen Objekte als Zeugnisse dessen sind per se Welterfindungen.1 Dieses Welterfinden als ein besonderes menschliches Verhalten kommentiert gerade die Sammlung Appelt in der Gegenüberstellung von Kunstwerken mit technischen Geräten. Jedes dieser Objekte bietet optionale - auch äußerst humorvolle - Perspektiven auf die Kartografie der Kultur des Menschen, der seine existentielle Begrenztheit und seine Bedrohtheit durch Natur und Zeit überwinden will. Die Menschheitsgeschichte legt vielfach Zeugnis darüber ab, dass dem Menschen dies durch die Verwendung verschiedener Medien, Erfindungen, Gerätschaften, Maschinen und Kunstformen gelingt. Er nutzt, um seine Begehrlichkeiten und Wünsche zu befriedigen, seine Imaginationskraft. So kann er sich das scheinbar Unmachbare vorstellen und das WELTERFINDUNGEN UND DENKMASCHINEN Sehnsuchtsvoll-Traumhafte denken, aber auch Dinge entwickeln, mit denen er sich die Welt aneignet. Er erstrebt, immer neue Lebensräume in vollständiger Weise zu erschließen und auszubeuten. Dazu verwendet er Apparate, in denen er sich ausdehnt, seinen Zugriff vergrößert, gewisse körperliche Mängel ausgleicht. Auch erhält er so Zugriff auf Raum und Zeit oder erweitert seine geistige Existenz. Dies fasst Brigitte Felderer im Grußwort zu dem von ihr herausgegebenen Ausstellungs- katalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert’ so zusammen: „Der menschliche Wunsch, die Natur nicht allein nachzuahmen, sondern sie auch überflü- geln zu können, ist seit jeher mit dem Wunsch nach technischen Mitteln verschmolzen. Vom real-historischen Bau der ägyptischen Pyramiden über den sagenhaften Flug des Ikarus bis zur Mondfahrt war der ‚Stand der Technik’ zugleich auch das Faszinosum eines Mythos, innerhalb dessen die Grenzen des jeweils Möglichen bis zu den Grenzen des jeweils Vorstellbaren erweiterbar sind. Die ‚Wunschmaschine’ als Erfindung ist daher auch immer Resultat einer Projektion, die vom jeweiligen Weltbild bzw. einer in Wechselwirkung mit der Wunschmaschine neu erfundenen Welt ausgeht.“2 Extension und Amputation Schon Marshall McLuhan (gest.1980) hat in seinem 1964 erschienenen Band ‚Understan- ding Media’ über ‚The Extensions of Man’ ausführlich gearbeitet. Er sah in der Ausdeh- nung des Menschen eine Reaktion auf eine Überlastung. Die jeweilige Extension in verschiedene Medien, ob nun Rad, Buchdruck, Mikroskop, Telefon, Fernsehen, Flugzeug oder ‚Eierköpfmaschine’ erweitert seine Wirksamkeit, zum Beispiel durch Geschwindigkeit, also auch seine Wahrnehmungsfähigkeit und bewirkt so auch soziale Veränderungen. Da bestimmte Körperfunktionen durch Gerätschaften ersetzt werden, stellt die Entlastung durch diese immer auch eine Amputation dar. Der Mensch verliert Teile seiner Fähigkeiten an Maschinen, die ihm in Schnelligkeit und Wahrnehmungstiefe überlegen sind. So ist der Mensch diesen von ihm geschaffenen Medien und ihren Wirkungen ausgeliefert, innerhalb von komplexen, sein Leben strukturierenden Nutzungsorganigrammen weist die Maschine dem Menschen seine Stellung zu. Er ist geradezu eingekreist von einem System der Ausweitungen und Selbstamputationen, die permanent bedroht sind, weil sie schnell überholt sind und - wie Selbstläufer - immer neue Extensionen erzeugen.
  • 48. 94 95 Verrat an Traum und Hybris Die Geschichte der menschlichen Erfindungen ist auch eine Geschichte der Selbstwahr- nehmung, die spätestens seit der Industrialisierung „unter dem Aspekt der Maschine“3 erfolgt. Der menschliche Körper wird an den Leistungen der Maschinen und Apparate gemessen. Jedoch bedeutet die Maschine dem Menschen noch mehr - „Träume sind älter als Erfindungen“.4 „Denn jede technologische Entwicklung entfaltet und beschleunigt sich im Horizont kraftvoller Wunsch- und Sehnsuchtspotentiale, die sie zunächst als eine Art von kulturellem Treibstoff benötigt, anschließend jedoch entzaubert und zerstört.“5 So hat etwa Ikarus´ Sehnsucht zu fliegen nichts mit Flughäfen und Bombern gemein. Ursprünglich „wurde das Fliegen niemals imaginiert als ein Inbegriff von Luxus, Tempo oder Ferntransport; Fliegen sollte vielmehr stets, selbst um den Preis des möglichen Absturzes, bedeuten: den Geist der Freiheit, der Schwerelosigkeit, der Unabhängigkeit und Rebellion, der Erotik und einer (mitunter wenig frommen) Spiritualität.“6 Wann der Zeitpunkt war, an dem der Mensch seinen Traum verraten hat, ist schwer festzustellen: „Der erste Fall des Ikarus ereignete sich über dem Ägäischen Meer; der zweite Fall des Ikarus ereignete sich in jenem Augenblick, in dem vergessen wurde, welcher Wunsch die Menschen bewegt, wenn sie vom Fliegen träumen.“7 Dennoch erzählt schon der erste Sturz des Ikarus von Größen- und Machbarkeitswahn und Allmachtsphantasien, von des Menschen Deformation durch die ihn verschlingende Hybris der ‚Imaginatio’. Unzulänglichkeit und Melancholie Dem entgegen steht, dass der Mensch sich bei der Umsetzung und Realisierung seiner perfekt gedachten ‚Wunschmaschine’ mit ihrer Unzulänglichkeit konfrontiert sieht. Empört stellt er fest, dass er sie reparieren muss oder dass sie technisch überholt ist, ehe er die Vielfalt ihrer Features überblickt. Verschmerzen kann er diese fast wesenhafte Endlichkeit nur, wenn er auf sie eine innere, ja seelische Wirklichkeit projiziert, sie zum Fetisch seiner Schöpferkraft erhebt, sie schließlich auch konserviert und sammelt. Der sentimentalen Bindung an die eigene Herkunft, die sich in Apparaten spiegelt, und dem Bedürfnis Weltkontinuität zu bewahren, entsprechen die Dokumentationen der Kultur der Industrialisierung in Industriemuseen. In manchem zum Kultobjekt erhobenen Apparat, wie etwa dem Citroen DS oder einer Pavoni-Kaffeemaschine, können sich übrigens auch Technik und Kunst verschränken. Allerdings: „Dort, wo das technische Produkt massenbegeisternd und epochenverkörpernd zum Fetisch werden kann, vereinzelt sich die Attraktivität des Kunstproduktes zum Prüfstein des individuellen Connoisseurs; es selbst wird im Reich der Geschmacksurteile an den Rand von Exklusivität gedrängt, wo es alsbald vom technischen Kultobjekt erneut in seiner Vorrangstellung bedroht wird.“8 Gewöhnlich werden also Technik und Kunst als Konkurrenten angesehen. Dies war nicht immer so. Während im16. Jahrhundert Künstler und Ingenieur durch die ‚imaginatio’ in ihrem schöpferischen Grundvermögen gleichgestellt waren, treten sie erst ab dem 19. Jahrhundert in Konkurrenz9 , was auch an den unterschiedlichen Existenzformen und dem Sozialprestige von Technikern, Wissenschaftlern und Künstlern liegt. Während Techniker und Wissenschaftler auf Seiten des dynamischen Fortschritts stehen, den göttlichen Schöpfungsauftrag in immer neuen – teils erotisch aufgeladenen - Apparaten fortsetzen und mit ihren ‚Geschöpfen’ die Erde bevölkern, ist das Image des Künstlers aus Aspekten des Individualistischen, des von der Norm abweichenden, des Amoralischen, der Verantwortungslosigkeit etc. zusammengesetzt.10 Doch ist angesichts der Sammlung Appelt die Frage, ob der Visionstätigkeit der Techniker und Künstler nicht auch eine Art melancholische Haltung gemein ist, die der fortgesetzten Erkenntnis der vielfältigen Mängel und der flüchtigen Seinsform zwischen Vergangenheit und Zukunft entspringt. Der Wunsch nach Erlösungen von der so bestimmten Welt generiert immer neue Wunschmaschinen und Welterfindungen, ohne jemals erfüllt werden zu können. So kann zum Beispiel der Faktor Geschwindigkeit, der wesentlich ist bei der Bewertung von Maschinen, auch auf die Sehnsucht hinweisen, das Eingeklemmt-Sein zwischen den Zeiten verlassen, die Vergangenheit abschütteln zu können.11 Cyberspace und das verlorene Paradies Schließlich könnte sich diese Sehnsucht im elektronischen Zeitalter erfüllen. Der Computer führt nicht nur die Funktionen verschiedener, ehemals separater Apparaturen zusammen. Durch ihn und die globale Vernetzung sowie weitere wissenschaftliche Entwicklungen kann der Mensch nun Raum und Zeit wenigstens virtuell aufheben. Letztlich trennt sich seine virtuelle Existenz von seiner authentischen, bis er multipel ist, also aus unabhängig voneinander agierenden und unbeherrschbaren Personen besteht. Authentische Individualität verliert sich in der künstlichen Erzeugbarkeit von Menschen. Der menschliche Körper ist in einer wohl narzisstisch zu nennenden Cyberisierung beliebig formbar. Und der Cyberspace ist der neue Lebensraum: „Es ist auffällig, daß Cyberspace als eine immaterielle Sphäre beschrieben wird, die dem Weltzustand entgegengesetzt ist. (…) Ist die Erde zunehmend dem materiellen Elend zugeordnet, so Cyberspace der Sphäre des
  • 49. 96 97 Geistes; ist die Erde mit Schmutz konnotiert, so Cyberspace mit Reinheit; ist die Zeitform der Erde durch Entropiezuwachs, Sterblichkeit und Endlichkeit charakterisiert, so ist die Zeitform von Cyberspace die der instantiellen Omnipräsenz, der Entgrenzung und der Abwesenheit des Todes.“12 Das göttliche Schöpfungsprivileg wird hiermit ebenso gebrochen wie das Gebärprivileg der Frau und auf die (männliche) Maschine übertragen. Sie hat die Möglichkeit, illusionierte Welten zu erschaffen, implizit die Weltherrschaft zu erlangen. Der authentische Mensch wird von potentiell unsterblichen Maschinengeschöpfen verschlungen und ersetzt.13 Sollte das Cyberspace auch von der Sehnsucht des Menschen reden, das verlorene Paradies, die mythische Vollkommenheit der Vergangenheit wieder zu erlangen, so ist auch dies nur eine weitere Täuschung der Maschine. Zwar muss der vergängliche Körper im Dualismus zwischen Mensch und Maschine hinter der Wichtigkeit des Geistes verschwinden. Aber “Den Körper zu verlassen, bietet keine Garantie für eine höhere Geistigkeit, denn nichts ist ärmlicher, oberflächlicher, gebrochener und seichter als die Menschen, Ideen und Ereignisse, die die Matrix bevölkern.“14 Die virtuelle Wirklichkeit kann also weder vor der vielgestaltigen Wirklichkeit unseres Planeten noch vor den Hervorbringungen unserer Imaginationen bestehen. 15 Kunst als Denkmaschine Nun sind Kunstwerke ‚Denkmaschinen’, wie Jehuda Safran sie nennt16 , und es kommt mir so vor, als würden die Kunstwerke in der Sammlung Appelt die Geschichte der menschlichen Welterfindungen widerspiegeln. „In den Händen von Künstlern hält sich die Technologie nicht an die Regeln des Spektakulären. Die Imagination verlangt nach der gebrochenen Geraden, dem unfertigen Satz, dem Fehlen präziser Definition, der poetischen Pause.“17 An Kunstwerken lässt sich trefflich die Selbstwahrnehmung des Menschen studieren. So wissen Künstler um die Schönheit der Welt und suchen sie in Bilder zu bannen. Sie berichten darüber, dass der Mensch das Gesicht der Natur so verändert, dass es unkenntlich geworden ist. Es entgeht ihren Schilderungen auch nicht, dass sich der Mensch seinen Extensionen und Apparaten, seinen absonderlichen Geschöpfen und Hirngespinsten, seinen wüsten Städten und Papp-Kulissen ausgeliefert hat. Jedoch reden die Objekte der Sammlung Appelt auch davon, dass in der Endlichkeit alles Irdischen die Authentizität geborgen liegt. Sie ist es, die uns angesichts der Vergeblichkeit menschlichen Treibens und Tuns anrührt und in vielen Facetten wie in einem vielstimmigen Reigen in den Objekten der Kunst und Technik aus der Sammlung von Renate und Wilfried Appelt entgegentritt. Nachtrag: Der Kampf der Geschlechter Um den gedanklichen Zirkelschluss zu vollziehen, kehren wir zum rätselhaften Titel der Ausstellung ‚Astronauten zur Venus’ zurück. Er ist einem Bild Bodo Bodens entlehnt und zielt ganz offenbar auf das Gegensatzpaar Mann und Frau, Geist und Materie, Technik und Natur, also auf den Kampf der Geschlechter. Auch in Brigitte Felderers Katalog ‚Wunschmaschine – Welterfindung’ wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die Maschine ein männliches Wirken verkörpert, mit dem der Mann die Materie, das Weibliche, überwinden will. In Bodens Bild ‚Die Rast der Astronauten bei der Venus’ (1967) ist die Urkraft der Natur eine schwarze Frau, die die Astronauten an ihrem Busen nährt. Sie ist Planet und Göttin der Liebe zugleich, denn das Kind, das sie trägt, wird ein weiterer Astronaut sein. Die Astronauten dagegen vertreten den „Ingenieur als Vergewaltiger der Natur, der seine kriegerisch-heroische Technik-Imagination erst im Geschlechterkampf gewaltsam dem weiblichen Körper der Natur einschreiben muß.“18 Dr. Annegret Winter Literatur: Bredekamp, Horst: Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007. Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. Weibel, Peter (Hrg.): Jenseits von Kunst. Wien 1997. Fußnoten: 1 Felderer, Brigitte: Einleitung. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 2: „Die Objekte sind kein Rahmen, durch den sich gewissermaßen die Welt öffnet, nein, eine Ausstellung bedeutet vielmehr ein enges, alle Aufmerksamkeit forderndes Labyrinth, das die Energie und Kräfte des Besuchers begehrt und verschlingt. (… ) In diesem Sinne sind Ausstellungen Wunschmaschinen und Welterfindungen.“
  • 50. 98 2 Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. V. Im Folgenden abgekürzt: Felderer – Welterfindungen. 3 Siehe hierzu: Weibel, Peter: Neurocinema. Zum Wandel der Wahrnehmung im technischen Zeitalter. In: Felderer – Welterfindungen. S. 168. 4 Macho, Thomas: Die Träume sind älter als die Erfindungen. Am Beispiel der Hofkammermaschinisten Johann Nepomuk und Leonhard Maelzel. In: Felderer – Welterfindungen. S. 45. 5 ebenda. S. 46. 6 ebenda. S. 46. 7 ebenda. S. 45. 8 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythen- produktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34. 9 Zum ‚Siegeszug der nützlichen Industrie’ und der ‚begrifflichen und faktischen Lösung der Mechanik aus dem Bereich der Kunst’ am Beispiel der Kunstkammern siehe: Bredekamp, Horst: Antikensehnsucht und Maschinenglaube. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte. 3. Auflage Berlin 2007. S. 77ff. 10 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 34. 11 Siehe hierzu: Steiner, Christian Theo: Das Motor Verlangen. Die Avantgarde als Touring-Club. In: Felderer – Welterfindungen. S. 358ff. 12 Böhme, Hartmut: Der technologische Finger Gottes. In: Neue Zürcher Zeitung. 13./14. 4. 1996. S. 69. Zitiert nach: Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. In: Felderer – Welterfindungen. S. 29. 13 Siehe hierzu: Seeßlen, Georg: Träumen Roboter von elektronischen Orgasmen? 13 Anmerkungen zu Sex, Maschinen und Cyberspace. In: Felderer – Welterfindungen. S. 383. 14 LeVitte-Harten, Doreet: Das Verschwinden des Körpers. In: Felderer – Welterfindungen. S. 394. 15 Siehe hierzu: Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer – Welterfindungen. S. 472f. 16 Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 40. 17 Reichardt, Jasia: Die Paradoxe mechanischen Lebens. In: Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 473. 18 Lachmayer, Herbert: Vom Ikarus zum Airbus. Technik zwischen Mythenabsorbtion und Mythenproduktion. Felderer, Brigitte (Hrg.): Wunschmaschine – Welterfindung. Eine Geschichte der Technikvisionen seit dem 18. Jahrhundert. Wien 1996. S. 28.
  • 51. 100 101 Paul Lenz, Ostereier-Maschine, 1983 Reiner Bergmann, Brief
  • 52. 102 103 Werner Alt, o.T., 2001, Modelleisenbahn um Säule, 5 x 55 x 75 Peter Angermann, Federballspiel, 1990, Zeichnung, Acryl auf Karton, 23 x 35 Peter Angermann, thermoepistemologisch, 1993, Siebdruck übermalt, 63 x 42 Peter Angermann, Preußling, 1999, Öl/Leinen, 140 x 170 Peter Angermann, Zirkenhain, 2005, Öl/Leinen, 40 x 50 Peter Angermann, o.T., 6-farbiger Siebdruck, 30 x 21 Peter Angermann, Dan Reeder, Hemdendienstbild 28, Acryl/Leinwand, 60 x 80 Reiner Bergmann, Digital 2000 – Zeitverfahren, 2001, Metall, div. Materialien, Flächen-LEDs, Elektronik, 120 x 112 Reiner Bergmann, Ostsee, 1994, Holz/div. Materialien, 31 x 43 x 6 Reiner Bergmann, Tor, 1995, Metall/Holz, 37 x 44 x 10 Reiner Bergmann, Subway 2007, 2007, Metall/Holz, 58 x 147 x 32 Reiner Bergmann, Für Opa Zuse, 2009, Manuskript, 32x24 Bodo Boden, Besuch der Astronauten bei der Venus, 1967, Zeichnung/Mischtechnik, 44 x 62 Bodo Boden, Frau unserer Zeit, 1969, Öl/Leinwand, 110 x 79 Kevin Coyne, Fish Wedding, 1992, Acryl/Hartfaser, 70 x 80 Cornelia Effner, Kannibalinnen, 2004, Aquarell/Papier, 24 x 30 Peter Engel, Forscher (II.), Tusche/Papier, 21 x 24 Harro Frey, Springer, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 31 x 31 x 9 Harro Frey, Streitross, 1993, Feinsteinzeug oxidierend gebrannt 1280°C, glasiert, 29 x 23 x 10 Harro Frey, Ross, 1993, Feinsteinzeug reduzierend gebrannt 1280°C, 37 x 26 x 11 Peter Hammer, Pay-TV, 1994, div. Materialien/Musik-Cassette, 53 x 76 x 40 Jan Eric Hauber, Ahnengalerie, Auswahl - 3 Teile aus einer Installation, 1995, C-Print Jan Eric Hauber, Landschaft (15), aus der Serie „Die Welt ist klein“, 2000, C-Print auf Aluminium, 99 x 123 Anette Huschka-Weinberg, Reisende (5 Figuren in Booten), 1995, Gips, Papiermaché, etwa handgroß (6 x 8 x 5 cm, 5 x 9 x 5 cm, 16 x 4 x 4 cm, 17 x 4 x 4 cm, 5 x 5 x 7 cm) Alfons Janke, o.T. (4.), 1992, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25 Alfons Janke, o.T. (5.), 1993. Öl/Pappe/Holz, 30 x 25 Alfons Janke, o.T. (6.), 1993, Öl/Pappe/Holz, 30 x 25 Thomas Kapielski, Heute geschlossen, 1989, 7 Schilder, Metall/Kunststoff/Pappe, je 18 x 24 Johannes Kersting, Spielplatz, 2006, Öl/Hartfaser, 31 x 44 Werner Knaupp, Viva, 1983, Acryl/Zeitungspapier, 56 x 42 Anne Meindl, Kentauren, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40 Anne Meindl, Faun und Nymphe, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40 Anne Meindl, Über dem Schornstein, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40 VERZEICHNIS AUSGESTELLTER KUNSTWERKE Anne Meindl, Engel, 2002, Fotografie/Spanplatte, 60 x 40 Anne Meindl, Die Sonne blendet... , 2007, Bleistift, Metallfolie/Papier, 17 x 25 Uschi Neuwert, Der Zaun, 1997, Acryl/Leinen, 80 x 120 Andreas Oehlert, golden shower, 2003, Fotografie auf Dibond, 30 x 25 Andreas Oehlert, heute jedoch nicht, 2003, Metall versilbert, 16 x 5 x 3 (Kette bodenlang) Andreas Oehlert, blind dot, 2003, Spiegel/Folie/Faden, 38 x 31 x 1 Andreas Oehlert, ein Windhauch ließ seine Arme länger werden, 2003, Pflanze/Papier, 19 x 15 Andreas Oehlert, Tonio 16, 2006, Tusche/Papier, 47 x 36 Gerlinde Pistner, Hampelmänner, 1997, Acryl/Leinen/Holz, 80 x 60 Eva von Platen, o.T., Tusche/Papier, 28 x 21 Dan Reeder, Doggy World, 2004, Öl/Hartfaser, 30 x 40 Dan Reeder, Samariter, 3-teilig, 1995, Aquarell/Papier, je 32 x 24 Dan Reeder, o.T., 1988, Acryl/Papier, 18x22 Marcus Renner, bandierina II., 2005, Buntstift/Papier/div. Materialien, 33 x 19 Hans Peter Reuter, Objekt BLAU (849A), 1993, Pigment auf Leinen/Styrodur, 62 x 60 x 2 Gerhard Rießbeck, o.T., 2001, Öl/Leinen, 35 x 70 Wolf Sakowski, Allgemeine Anleitung Nr.216 (Nest), 2007, Acryl/Leinen, 60 x 60 Harri Schemm, Blindenhund, 1998, Acryl/Leinen, 40 x 30 Renate Sellesnick, o.T., 1993, Bleistift/Papier, 61 x 86 Renate Sellesnick, o.T., 2005, Bleistift/Papier, 52 x 68 Anne Sterzbach, o.T., 1998, Metalldraht/Wolle, 7 x 8 x 19 Franz Vornberger, Aufklatschen, 1992, Öl auf Leinwand, 110 x 240 Fredder Wanoth, St.Petersburg: Peter&Pauls Kathedrale, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 53 x 9 x 5 Fredder Wanoth, St.Petersburg: Blutkirche, 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 36 x 7 x 4 Fredder Wanoth, Kiew: H.K., 1996, Pappe/Stanniol/Papier, 32 x 15 x 8 Fredder Wanoth, Der Kalvarienberg von Saporoschje, 2001, Metallguss lackiert/Holz bemalt, 85 x 50 x 24 Fredder Wanoth, Kollektion Unvergessene Heimat, 1989-1992, Eichenblätter imprägniert u. bemalt, 128 x 78 x 11 Julia Wiedemann, Sylvia, 2005, Ölkreide/Ölfarbe auf Leinen, 220 x 162 Thomas Wrede, Gebirgssee mit Telefonregal, 2001, Farbfotografie, aus Serie Domestic Landscapes, 120 x 94 Thomas Wrede, Vulkanlandschaft, Bottrop-Kirchhellen, 1998, Farbfotografie, aus Serie Magic Worlds, 60 x 75 Reiner Zitta, 4 Fussreflexmassage - Schablone, 2007, Acryl/Mischtechnik auf Aluminium/Glas, 29 x 39 Konrad Zuse, o.T., 1983, Öl/Acryl auf Leinen, 50 x 40 Konrad Zuse, o.T., 6-teilig, 1965-1967, Drucke nach Kreidezeichnungen, je 30 x 21 Maßangaben in cm (Höhe x Breite x Tiefe)
  • 53. 104 105 Amstrad PPC 512, 1988, Portabler Computer (XT), Betriebssystem MSDOS auf Diskette, 512 KB RAM, netzunabhängig durch 10 Batterien (Monozellen) Apple II, 1977 – 1980, Computer mit CPU 6502, Betriebssystem Apple-DOS, 8-Bit-Register, 64 KB RAM Apple LISA, 1983 – 1986, Erster professioneller Seriencomputer mit grafischer Benutzeroberfläche und Maussteuerung, Takt bis 5 MHz, 16-Bit-Register, max. 512 KB RAM, Software für 6 Büroanwendungen wird mitgeliefert, Externe Festplatte: 10 MB, Disketten: 400KB Apple Macintosh (‚Würfel’), 1984, Kompakter Computer, 128 KM RAM, Takt 8MHz, Disketten-Laufwerk, Software-Paket. Schriftzug „hello“ auf Startbildschirm Apple iMac, 1998, G3-Prozessor, erstmalig serienmäßige USB-Schnittstelle, Belüftung ohne Ventilator Apple iBook (Clamshell), 1999, Für Privatanwender konzipiert, Power-PC-G3-Prozessor, Takt 300 MHz, 288 MB RAM, Festplatte 3,2 GB Apple iBook G4 (weiß), ab 2003, G4-Prozessor, Takt 1,2 GHz, Festplatte 30 GB, für Wireless-LAN eingerichtet Apple iMac G5, ab 2004, Rechner befindet sich hinter dem TFT-Display, Takt 1,8 GHz, 256 MB RAM, Festplatte 80 GB Commodore PET 2001, 1977‚ Personal Computer, zeitgleich mit Apple II Commodore SX-64, 1984, Der tragbare C-64,. kein Akku, aber eingebautes Netzteil, Farbbildschirm, Grafik, Sound, Register 8 Bit, Takt 0,99 MHz Commodore VC-20, 1981, ‘Volks-Computer’, Grundlage für den C-64 (1982) Compaq Portable III, 1987, Prozessor 80286 (AT), 640 KB RAM, Plasma-Bildschirm, stoßsichere Festplatte 40 MB Comptometer (Herst. Felt&Tarrant, USA), erstes Modell, gebaut 1886-1903, Addiermaschine (System Schalt- schwinge), tastengetrieben, viele technische Besonderheiten ermöglichen u.a. Multiplikation. Dieses Exemplar war nachweislich im Jahre 1893 die erste Rechenmaschine in der Schuh-Fabrik Bally (CH) Curta (Herst. Contina, FL), 1954 – 1970, Mechanische Miniatur-Rechenmaschine (Höhe 9cm) für alle 4 Grund- rechenarten, System: zentrale Komplementär-Staffelwalze Faber-Castell (Werk Geroldsgrün, Sitz Stein), Rechenschieber-Fertigung 1882 – 1975, Logarithmischer Rechen- schieber: analoges Rechengerät für Multiplikation Friden 130 (Herst. USA), 1965, Erster elektronischer Tischrechner mit Anzeige von 4 Registern auf einer Katho- denstrahlröhre, Laufzeitspeicher, Germanium-Transistoren Millionär (Herst. Egli, CH), 1893 – 1935, Mechanische Rechenmaschine für direkte Multiplikation (Multiplikati- onskörper), 36 kg Nixdorf 8810/25 –CPC Portable, 1985, Takt 4,7 MHz, Register 16 Bit, 640 KB RAM, System MSDOS, Festplatte 10 MB Osborne 1, 1981 Erstmals sind in einem Gehäuse alle Komponenten eines vollständigen Systems transportabel (20 kg), Register 8 bit, System CP/M, mit Software für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation VERZEICHNIS AUSGESTELLTER OBJEKTE DER TECHNIK Olivetti divisumma 26, ab 1967, Elektromechanische Rechenmaschine, Zahnstangen-System, mit Duplex- Rechenwerk, Potenziereinrichtung, automatische Rückübertragung u.a. Olivetti divisumma 18, ab 1973, Elektronische Rechenmaschine mit Metallpapier-Druckwerk, Gummi-Oberflä- che, Klicktasten mit magnetischen Reed-Kontakten Olivetti divisumma 28, ab 1972, Ähnlich zu divisumma 18 Olivetti divisumma 280 (Underwood), ab 1972, Baugleich mit divisumma 28 Olympia RAE, 1965, Elektronischer Tischrechner mit Nixie-Röhren-Anzeige, Kernspeicher und Germanium- Transistoren, nicht programmierbar Sharp MZ-80, 1979, Ein ‚Clean Computer’: Anwendungen oder Programmiersprachen wurden nach dem Einschalten von Cassette eingelesen, In der Ausstellung als Anwendungs-Beispiel: Hardware-Erweiterung, „Ostereier-Maschine“ (Erbauer Paul Lenz, 1983) Siemens Ferritkern-Speicher (Pufferspeicher, aus einer Rechenanlage), um 1955, [Jeder der 1024 (= 4 x 256) ma- gnetisierbaren Ringe kann die Informationseinheit 1 Bit tragen, die mittels durchgefädelter Drähte abzufragen ist.] TRS-80 Model II Microcomputer-System , 1979, Kompletter Personalcomputer für mehrere Betriebssysteme Tröger (Herst., Mylau/Vogtland), Logarithmische Rechenwalze, für Multiplikation (4-5-stellige Genauigkeit), 1870 - 1950, Ein ‚Rechenschieber mit langen Skalen’ Tröger (Herst.,. Mylau/Vogtland, später Kirchenthumbach/Opf), Logarithmische Rechenscheibe, für Multiplikation und Division über Doppelskala mit Läufer, Einsatz im Handel bis 1972 Wang (Herst., USA), Dioden-PROM, 1973, Festspeicher für ein Programm, aus einer Groß-Rechenanlage, [Die 2048 (= 2 x 64 x 32) Dioden legen die möglichen Wege des Stromes eindeutig fest. Ihre Verdrahtung bestimmt ein Programm für die zu verarbeitenden Informationen.]
  • 54. 106 107 Algorithmus: Lösungsverfahren zur Lösung eines Problems in endlich vielen Schritten. Prozessor: Maschine oder eine elektronische Schaltung, die nach übergebenen Befehlen andere Maschinen oder elektrische Schaltungen steuert. Integrierter Schaltkreis (IC): Elektronische Schaltung, die auf einem Chip untergebracht ist. Mikroprozessor: Prozessor, der auf einem Integrierten Schaltkreis (IC) beruht und damit überwiegend aus sehr kleinen Transisto- ren besteht. Logarithmus: Der Logarithmus ist eine Hochzahl. Z.B. ist 3 der Logarithmus von 8 zur Basis 2, weil 2 hoch 3 gleich 8 ist. Dualsystem: Zahlensystem, das nur zwei verschiedene Zeichen (z.B. 0 und 1) zur Darstellung von Zahlen verwendet. Die Stellen im Dezimalsystem sind Potenzen von 10 (10, 100, 1000...), im Dualsystem sind die Stellen Potenzen von 2 (2, 4, 8, 16, 32, 64, 128...) Da man im Dualsystem nur zwei Zeichen benötigt, eignet es sich gut, um Zahlen auf einer Lochkarte darzustellen. Lochkarte: Karte aus Holz, Karton oder Papier, mit Löchern, die abgetastet werden. Beim Abtasten der Lochkarte können enthaltene Daten gelesen oder Programme ausgeführt werden. GLOSSAR Marcus Renner, bandierina II., 2005
  • 55. 108 IMPRESSUM Katalog zur Ausstellung „Astronauten zur Venus“ Werke aus der Sammlung Appelt Zentrifuge, 25. September bis 22. November 2009 Herausgeber Zentrifuge – Verein für Kommunikation, Kunst und Kultur e.V. www.zentrifuge-nuernberg.de | Vereinsnummer: VR 200589 Jede Art der Vervielfältigung, insbesondere die elektronische Aufbereitung von Texten und Bildern oder der Gesamtheit dieser Publikation, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung durch die Urheber. Ausstellungskonzeption: Wilfried Appelt, unter Mitarbeit von Dr. Amelie Himmel Redaktion: Wilfried Appelt Layout und Grafik: Kerstin Heider | www.kerstinheider.com Texte: Latifa Habib, Dr. Amelie Himmel, Michaela Moritz, Dr. Annegret Winter Fotos: Kerstin Heider, Stefan Hippel, Frank Johannes, Michaela Moritz, Carlheinz Schanzenbach, Dominik Schmid Koordination: Michael Schels | www.kulturbuero-schels.de Druck: Fahner Druck GmbH | www.fahner.de Auflage: 350 Exemplare Erscheinungsjahr: 2009 Das Projekt fand Unterstützung Auf AEG www.aufaeg.de www.gebaeudedienste.de Dank Die Zentrifuge dankt ihren Förderern, Partnern und Sponsoren: Stadt Nürnberg Kulturreferat, Bezirk Mittelfranken, MIB Fünfte Investitionsgesellschaft mbH, KUNSTRAUM Fo- rum, eggsandbulbs - Gesellschaft für Eventtechnologien mbH, Fahner Druck GmbH, Kulturbüro Schels Auf AEG, Kunstbüro Winter, Derag Hotel Maximilian, Klosterbrauerei Weißenohe, Hausmaxx Facility Management Wir danken allen, die bei der Entwicklung der Zentrifuge, bei diesem Ausstellungsprojekt sowie bei der Erstellung des Katalogs mitgewirkt haben. Besonderer Dank an Ernst Alexander Bauer, Lambert Herrmann, Dr. Amelie Himmel, Frank Johannes, Frank Lambrecht, Christine Lörincz, Nina Metz-Frank, Marc Robrock, Carlheinz Schanzenbach, Petra Scherer, Volker Schildmann, Bertram Schultze, Stefan Streiß, Dorothea Sturm boesner GmbH Nürnberg . Sprottauer Str. 37 . 90475 Nürnberg Gewerbegebiet Süd-Ost (Zufahrt Altenfurt) . Tel. 0911-988 62 0 KÜnstler . Material . Kunst Treff P u n k T kunsT Die Adresse für Künstler Denn ohne Material keine Kunst. Farben Malgründe Pinsel Bücher Leinwände Papiere Zeichen- material Malmittel Keil- und Bilderrahmen Faserstifte Ein- rahmungs- service Schulbedarf Bastel- zubehör Blattgold Alabaster Gewebe