Non-verbale Kommunikation als Indikator der illokutionären Rolle von Sprechakten: paralinguistische und extralinguistische Kommunikation. Interkulturelle Aspekte
2. Rot, Nikola. 2004. Znakovi i značenja. Verbalna i neverbalna
komunikacija. Beograd, Plato, S. 97−135.
Jaskolski, Ernst & Marita Pabst-Weinschenk. 2004.
Körpersprache.In Pabst-Weinschenk, Marita (Hg.): Grundlagen der
Sprechwissenschaft und Sprecherziehung, S. 48−57.
Schulz von Thun, Friedemann. 2011. Miteinander reden 1.
Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der
Kommunikation. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch
Verlag, S. 39-47.
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Literatur
3. Die Art der Formulierung: sprachliche Mittel wie Modus,
Adverbien, adverbiale Bestimmungen, performative Verben…
Non-verbale Kommunikation: Betonung, Intonation, Mimik,
Gestik, Proxemik, Körperbewegungen, Körperhaltung…
Interpunktion, Layout und andere Aspekte der Textgestaltung
Der Kontext: die Umstände, unter welchen die Kommunikation
stattfindet, das Verhalten der Gesprächspartner und ihr
Verhältnis zu einander
Weltwissen: Erfahrung, Kulturkompetenzen… u. v. a. m.
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IFIDs − Illocutionary Force Indicating Devices
Indikatoren der illokutionären Rolle
4. „Ljudi ne mogu da pri govoru ne podižu i ne spuštaju glas,
da ne govore glasnije ili tiše. U kontaktu sa drugima oni ne
mogu da ne zauzimaju određeni položaj prema njima i da im
ne budu bliže ili dalje. Komunicirajući, oni ne mogu da
nemaju određeni izraz lica, da duže ili kraće ne zadržavaju
pogled na sagovorniku, da ne čine razne pokrete rukama ili
glavom.“
(Rot, Nikola (2004). Znakovi i značenja. Beograd: Plato, S. 100)
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Non-verbale Kommunikation −
immer präsent
10. Die Gesprächspartner nehmen das non-verbale
Verhalten der anderen unbewusst auf:
„Wenn sich jemand z. B. zurücklehnt und die Augenbrauen etwas
skeptisch hochzieht, reagiert der Gesprächspartner darauf: Er
erklärt die Vorteile des Vorgehens, das er dem anderen gerade
vorgeschlagen hat, noch einmal, um dessen Skepsis zu beheben.
Solche direkten Reaktionen auf das körpersprachliche Feedback,
das wir von den Gesprächspartnern erhalten, laufen ständig ab. An
der Körpersprache kann man sehen, wer zuhört und etwas versteht,
wer vielleicht eine Frage dazu hat oder selbst etwas dazu sagen
möchte, wer zwar (stereotyp) nickt, aber doch vielleicht nicht alles
so versteht usw.“
(Jaskolski & Pabst-Weinschenk 2004: 48)
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11. Emotionen zeigen
innere Einstellung zum Gesprächspartner / zu den
Gesprächspartner offenbaren
eigene Persönlichkeit ausdrücken
verbale Kommunikation begleiten und unterstützen
verbale Kommunikation ersetzen
sich an die sozialen Verhaltensnormen halten − konventionelle
Formen der non-verbalen Kommunikation
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Inhalte und Funktionen
non-verbaler Kommunikation
Fotos: Boyes,
Carolyn. 2005.
Body langauge.
London:
Collins.
12. Evaluativer Aspekt
Machtaspekt: Macht und gesellschaftlicher Status
Reaktionsaspekt: Reaktion oder Feedback des
Gesprächspartners auf die Botschaft(en) des Sprechers
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Inhaltliche Aspekte (Dimensionen)
der non-verbalen Kommunikation
Fotos: Boyes,
Carolyn. 2005.
Body langauge.
London: Collins.
13. biologisches Erbe (nicht kulturabhängig) − z. B. bestimmte
Aspekte der Mimik
soziales Lernen (kulturabhängig) −z. B. die meisten Gesten
Es gibt beispielsweise nur 7 Basisemotionen, die überall auf der
Welt auf die gleiche Art und Weise zum Ausdruck gebracht
werden: Freude, Wut, Ekel, Angst, Verachtung, Traurigkeit und
Überraschung (Paul Ekman).
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Ursprung nonverbaler Verhaltensweisen:
biologisches Erbe vs. soziales Lernen
14. Selbst bei denjenigen non-verbalen Zeichen, die Teil unseres
biologischen Erbes sind, wird die Ausführung von bestimmten
Persönlichkeitsmerkmale jedes Einzelnen beeinflusst.
Dies betrifft die Frequenz, die Intensität und die Form der
Ausführung.
Zu den Persönlichkeitsmerkmalen, welche die Ausführung von
non-verbalen Zeichen im besonderen Maße beeinflussen,
gehören u. a.: Geschlecht, Alter, Gesellschaftsstatus, Bildung
und Charaktereigenschaften.
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Variation bei non-verbalen Zeichen
15. Non-verbale Kommunikation ist ein wichtiger Teil der
Kommunikationskompetenz und der interkulturellen
Kompetenz.
Daher müsste sie beim Erlernen einer Fremdsprache bzw.
beim Fremdsprachenunterricht auch eine große Rolle
spielen.
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Non-verbale Kommunikation
und interkulturelle Kompetenz
16. Kommunikationszeichen sind Mittel/Instrumente der
Kommunikation.
Non-verbale Zeichen sind Mittel/Instrumente non-verbaler
Kommunikation.
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Non-verbale Zeichen
17. Bei der nonverbalen Kommunikation sind zwei Gruppen von
Zeichen zu unterscheiden: Signale und Symbole.
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Nonverbale Zeichen:
Signale und Symbole
Nonverbale
Zeichen
Signale Symbole
18. Signale entstehen spontan, in der Regel unbewusst, lassen sich
nicht oder kaum kontrollieren (z. B. Erröten, Zittern) und sind daher
kulturunabhängig.
Sie drücken vor allem relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale,
physisches Befinden sowie starke innere physische und psychische
Bedürfnisse aus.
Die non-verbale Kommunikation beruht stärker auf Signalen als auf
Symbolen.
Signale können oft mehrere Bedeutungen haben, z. B. man kann
vor Kälte aber auch vor Angst zittern, ganz rot vor Scham oder vom
Fieber sein, schwer atmen, weil man krank oder weil man erregt ist
usw.
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Signale
19. Symbole werden bewusst entwickelt, um als Zeichen zu
dienen, d. h. um bestimmte Bedeutungen zu transportieren.
Sie sind kulturabhängig, müssen im Zuge des
Sozialisierungsprozesses erworben werden, werden mehr oder
weniger bewusst (gewollt oder spontan) eingesetzt und lassen
sich kontrollieren.
Bei der non-verbalen Kommunikation spielen sie eine weniger
wichtige Rolle als Signale, dominieren aber dafür bei der
verbalen Kommunikation.
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Symbole
20. Symbole können arbiträr oder ikonisch sein.
Arbiträre Symbole haben keine Gemeinsamkeiten mit dem
Phänomen, das sie bezeichnen. Dies ist z. B. bei sprachlichen
Zeichen die Regel.
Im Gegensatz zu den arbiträren Symbolen, erinnern
ikonische Symbole an das von ihnen bezeichnete
Phänomen. Dies ist bei einige non-verbalen Symbolen der
Fall.
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Symbole: arbiträr vs. ikonisch
21. „information given“ −
gewollt, oft bewusst und
kontrolliert
„information given off“ −
ungewollt, unkontrolliert,
unbewusst
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Non-verbale kommunikation:
gewollt vs. ungewollt
22. Ein und dasselbe Zeichen kann u. U. sowohl als Signal als
auch als Symbol fungieren − je nach Bedeutung und je nach
Gesamtkonstellation.
z. B.
Husten bei Erkältung − kommunikatives Husten
Man fasst sich am Kopf, weil man dort einen starken Schmerz
verspürt. − Man fasst sich am Kopf, um seine Verzweiflung
zum Ausdruck zu bringen.
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Signale und Symbole: Überlappungen
23. Non-verbale Kommunikation ist außerordentlich komplex.
Dazu trägt u. a. die Tatsache bei, dass non-verbale Zeichen
oft kultur- und kontextabhängig und können je nach
Umständen unterschiedliche Bedeutungen haben.
Stark vereinfachende Erklärungen nach dem Muster „wenn
jemand X tut, bedeutet das Y“ sind daher nie
vertrauenswürdig, d. h. sie sind in der Regel FALSCH!
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Komplexität non-verbaler Kommunikation
und Mehrdeutigkeit non-verbaler Zeichen
25. Alle vokalen Elemente nicht-sprachlicher (d. h. nicht-verbaler
und nicht-prosodischer) Natur wie:
besondere Betonung
Sprechtempo
Lautstärke
Stimmstärke
Stimmhöhe, Stimmfärbung...
Schreien, Lachen, kommunikatives Hüsteln
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Paralinguistische Kommunikation
26. 1. Bewegungen der Gesichtsmuskulatur (Mimik)
2. Blickverhalten: Blickrichtung, Blickdauer, Grad der Öffnung
der Augenlider
3. Bewegungen des Körpers oder von Körperteilen (Kopf,
Arme, Hände, Beine, Füße, Oberkörper)
4. Gestik
5. Körperhaltung
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Extralinguistische Kommunikation −
Kinesisches Verhalten
27. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 27
Beispiel: Mimik
7 universelle Gesichtsausdrücke (nach Paul Ekman)
Zorn
Angst
Glück
Überraschung
Trauer
Eckel
Verachtung
28. Raumaufteilung
Körperposition
Körperorientierung − Zuwendung der Körper bei Interaktion
Augenhöhe: Körpergröße, Standhöhe, Sitzhöhe
Distanz zwischen den Kommunikationsteilnehmern (intim,
persönlich, sozial oder öffentlich)
Berührung
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Extralinguistische Kommunikation −
Proxemisches Verhalten
30. 1. Physische Eigenschaften (Körperbau, Gesichtszüge u. Ä.)
2. Frisur, Bartwuchs, Make-up
3. Kleidung
4. Schmuck
5. Duft
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Extralinguistische Kommunikation −
Physische Erscheinung
31. 1. Handschrift
2. Gangart u. Ä.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 31
Extralinguistische Kommunikation −
Charakteristisches und konsistentes
Verhalten
37. Embleme − kulturabhängige, konventionalisierte non-verbale Zeichen
mit einer direkten sprachlichen Übersetzung
Illustratoren − non-verbale Zeichen, die eng mit der Sprache im
Zusammenhang stehen und verbale Äußerungen illustrieren
Regulatoren − non-verbale Zeichen, die verbale Äußerungen
sequenzieren und Gespräche steuern
Emotionsausdrücke − non-verbale Gefühlsausdrücke, die verbale
Äußerungen unterstreichen, differenzieren oder sogar widerlegen
Adaptoren (Ableitungsgesten) − Berührungen und Bewegungen, die
dazu beitragen sollten Stress, Angst und ähnliche Gefühle abzubauen
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 37
Fünf Klassen non-verbalen Verhaltens
(nach Ekman und Friesen)
38. Embleme:
kulturabhängige, konventionalisierte non-verbale Zeichen mit
einer direkten sprachlichen Übersetzung
z. B.
du hast einen Vogel / einen Knall; du bist verrückt / bei dir ist eine Schraube locker; du
spinnst; du hast einen Dachschaden
alles okay, geht klar, wir schaffen es,
alles bestens, alles im grünen Bereich.
ich habe es geschafft, alles läuft gut…
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Embleme
39. Illustratoren:
non-verbale Zeichen, die sprachliche Äußerungen begleiten, um sie zu betonen
und zu illustrieren
1. Batons: Bewegungen, die Wörter oder Phrasen betonen
2. Ideographen: Bewegungen, die die Richtung der Gedanken skizzieren
3. Deiktische Bewegungen: Zeigen auf Objekte, Personen, Orte o. Ä.
4. Spatiale Bewegungen: Bewegungen, die eine räumliche Relation abbilden
5. Kinetographen: Bewegungen, die eine körperliche Aktion oder eine andere
physische Aktion abbilden
6. Pictographen: Bewegungen, die ein Bild des Referenzobjektes in die Luft
zeichnen
7. Emblematische Bewegungen: Embleme, die verwendet werden, um eine
verbale Aussage zu illustrieren
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 39
Illustratoren
Jaskolski, Ernst & Marita Pabst-Weinschenk. 2004: Körpersprache, S.51.
42. Adaptoren:
Berührungen und Bewegungen, die dazu beitragen sollten Stress,
Angst und ähnliche Gefühle abzubauen (z. B. mit dem
Kugelschreiber oder mit anderen Gegenständen spielen, sich
kratzen, mit dem Haar spielen usw.)
1. Selbstadaptoren
2. Fremdadaptoren
3. Objektadaptoren
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 42
Adaptoren
43. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 43
Verhältnis zwischen verbalen und non-
verbalen Kommunikationsaspekten
Verbal vs. non-
verbal
kongruentes
Verhältnis
(Übereinstimmung)
inkongruentes
Verhältnis (Nicht-
Übereinstimmung)
44. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović
44
Übereinstimmung / Kongruenz
Es ist alles in
Ordnung.
Der Sprecher
ist bereit,
sich
festzulegen.
Der Sprecher
ist mit sich
selbst im
Reinen.
45. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović
45
Nicht-Übereinstimmung/
Nicht-Kongruenz
Schulz von Thun, Friedemann. 2011. Miteinander reden 1. Störungen und
Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Reinbek bei Hamburg:
Rowohlt Taschenbuch Verlag, S.28.
Der
Sprecher ist
nicht mit
sich selbst
im Reinen.
Der Sprecher
ist nicht
bereit, sich
festzulegen.
und/oder
46. Kongruenz und Inkongruenz
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 46
„Inkongruente Nachrichten haben den Vorteil, dass der Sender sich nicht ganz
festlegt. Notfalls kann er dementieren und sagen, so habe er das nicht gemeint.
[…] Eine solche Kommunikation mit ’doppeltem Boden’ ist dem Sender teils
nicht bewusst − oft sind es die unbewussten, uneingestandenen Wünsche, die
sich durch den nicht-sprachlichen Kanal zur Geltung bringen. Dies ist auch bei
folgender Situation der Fall: Der Sender hat ’zwei Seelen in seiner Brust’, ist mit
sich selbst nicht ganz im Reinen. Einerseits möchte er dieses, andererseits aber
auch jenes, verschiedene Strebungen und Gefühle ziehen nicht am gleichen
Strang. Es herrscht inneres Kuddelmuddel. Sofern der Sender dieses
Kuddelmuddel noch nicht sortiert hat, kann es geschehen, dass es unsortiert
nach außen dringt. Die inkongruente Nachricht erweist sich so als ein
Verschmelzungsprodukt aus zwei Botschaften.“
Schulz von Thun, Friedemann. 2011. Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der
Kommunikation. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, S.43.
53. Im Umgang mit Fachliteratur soll Folgendes beachtet werden:
Ein Großteil der Forschung zur non-verbalen Kommunikation
beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Nordamerika und/oder
mit Nord- und Westeuropa. Dies gilt auch für die einschlägige
Fachliteratur.
Da non-verbale Kommunikation zu einem großen Teil
kulturbedingt und nicht universell ist, ist es außerordentlich
wichtig, die entsprechenden Darstellungen und Erklärungen in
der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Literatur
nicht als allgemeingültig zu betrachten!!!
Non-verbale Kommunikation
in der Forschung und in der Fachliteratur
54. Trebješanin Žarko & Bojan Žikić. 2015. Neverbalna komunikacija. Antropološko-
psihološki pristup. Beograd: Zavod za udžbenike I nastavna sredstav.
Panić Cerovski Natalija. 2017. Verbalna i neverbalna komunikacija. Beograd:
Filološki fakultet.
Caswell, Chris & Sean Neill. 2009. Körpersprache im Unterricht. 6. Auflage.
Münster: Daedalus Verlag Joachim Herbst.
Heidemann, Rolf. 2009. Körpersprache im Unterricht. Ratgeber führ Lehrende. 9.
Auflage. Wiebelsheim: Quelle & Meyer.
Quillian, Susan. 2004. Body Language. London: Carlton Books Limited.
Boyes, Carolyn. 2005. Body Language. London: Harper Collins Publishers.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 54
Weiterführende Literatur
zur non-verbalen Kommunikation