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GESPRÄCHSANALYSE
GERMANISTISCHE LINGUISTIK 7
Einführung in die Textlinguistik
Prüfungsliteratur
• Ernst, Peter (2002). Pragmalinguistik. Berlin / New York:
Walter de Gruyter, S. 128−153.
• Brinker, Klaus & Sager, Sven F. (2001). Linguistische
Gesprächsanalyse. Eine Einführung. 3.,
durchgesehene Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag, S.
57−115.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 2
Prüfungsliteratur −
Beispiele und Redemittel
• Lüger, Heinz-Helmut (1993). Routinen und Rituale in
der Alltagskommunikation. Berlin et al.: Langenscheidt.
• Röhrer, Hans-Heinrich & Schmidt, Carsten (2008).
Kommunizieren im Beruf. 1000 nützliche
Redewendungen. Berlin et al.: Langenscheidt.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 3
Ziel der Gesprächsanalyse
„Über die Gesprächsanalyse wollen wir mehr über die
kommunikative Kompetenz der Gesprächsteilnehmer
erfahren. Wir wollen also wissen, was uns befähigt, ein
funktionierendes Gespräch zu führen bzw. ein solches zu
verstehen“ (Ernst 2001: 130).
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 4
Was ist eigentlich ein Gespräch?
„Bei dem herrschenden allgemeinen Mangel an klaren
Definitionen in der Linguistik verwundert es nicht, dass es
auch keine Einigung darüber gibt, was ein Gespräch genau
ist“ (Ernst 2001: 128).
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 5
Gespräch im linguistischen Sinne
Ein Gespräch im linguistischen Sinne weist folgende
Merkmale auf:
• Mündlichkeit
• Dialogischer Charakter (= nicht monologisch wie Reden,
Referate, Vorträge o. Ä.)
• Wechselseitigkeit (= nicht einseitig wie z. B. Befehle o. Ä)
Ein Gespräch ist „eine Wechselrede
zwischen zwei oder mehr Personen.“
(Ernst 2001: 144)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 6
Gesprächsstruktur
Gesprächsbeitrag
• Als komplexe Gebilde bestehen alle Gespräche aus
kleineren Segmenten.
• Diese kleineren Segmente werden als Gesprächsbeiträge
oder als Redebeiträge bezeichnet.
• Zwischen diesen Gesprächsbeiträgen muss ein innerer
Zusammenhang bestehen.
• Aus diesem inneren Zusammenhang zwischen den
einzelnen Gesprächsbeiträgen ergibt sich die Kohärenz
eines Gesprächs.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 7
Eine inkohärente Verkettung von Äußerungen
stellt kein Gespräch dar.
A: Guten Tag.
B: Ja, und warum sagen Sie das mir?
A: Tut mir leid, Sektkelche haben wir leider im Augenblick nicht vorrätig.
B: Ich mir auch, aber ich komme einfach nicht dazu.
A: Soll das heißen, ich hätte Sie bisher daran gehindert?
B: Warum?
A: Wieso Frühstücksservice? Meinen Sie nicht, dass man es auch zum
Abendbrot benutzen kann?
B: Nur ansehen oder auch kaufen?
A: Gut, sagen Sie mir bitte zunächst Ihren werten Namen und Ihre
Adresse.
B: Na los, kommen Sie mit.
A: Wir haben aber nur teure Service.
Quelle: Henne, Helumt & Rehbock, Helmut (2001). Einführung in die
Gesprächsanalyse. Berlin / New York: Walter de Gruyter.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 8
Gesprächskonstituierende Einheiten −
Drei Ebenen
• Grammatische Ebene (z. B. morphologische und
syntaktische Merkmale)
• Semantisch-thematische Ebene (z. B. Wortwahl und
Gesprächsinhalt)
• Kommunikativ-pragmatische Ebene (Der Handlungsplan
eines Gesprächs: Gesprächsschritte,
Gesprächssequenzen und Gesprächsphasen)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 9
Gesprächskonstitutive Einheiten −
Kommunikativ-pragmatische Ebene
Die Grundeinheit des Gesprächs: Gesprächsschritt, m.
A: Haben Sie dieses T-Shirt auch in M?
B: In M?
A: Ja.
B: Können Sie einen Augenblick warten?
A: Ja, klar.
B: Hier bitte.
A: Danke schön.
Komplexere Einheiten −
Kombinationen von Gesprächsschritten:
Gesprächssequenz, f. bzw. Gesprächsphase, f.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 10
Gesprächskonstituierende Einheiten −
Der funktionale Aspekt
Auf der kommunikativen/funktionalen Ebene besteht
ein Gespräch aus folgenden Einheiten:
• Gesprächsschritte: einzelner Redebeitrag eines
Sprechers; alles, was ein Sprecher verbal und non-verbal
mitteilt, bevor ein anderer Gesprächsteilnehmer das Wort
ergreift;
• Gesprächssequenzen: mehrere Gesprächsschritte, die
in einem unmittelbaren kommunikativen/funktionalen
Zusammenhang stehen;
• Gesprächsphasen: Eröffnungs-, Kern- und
Beendigungsphase;
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 11
Der Gesprächsschritt
Unter Gesprächsschritt versteht man alles, was ein
Gesprächsteilnehmer sagt, während er an der Reihe ist (vgl.
Brinker & Sager 2001: 59).
• auch: Redebeitrag, m.; Sprecherbeitrag, m.
• engl. turn
• sr. turnus
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 12
Gesprächsschritte
A: Hallo!
B: Hallo!
A: Na, wie geht’s?
B: Ach, ganz gut. Ich hab Halsweh. Hoffentlich werde ich nicht
krank.
A: Oh, das tut mir leid. Na dann gute Besserung. Setz Dich doch
erst mal.
B: Danke. Bist Du schon lange hier?
A: Nein, eben erst gekommen. Hab zum Glück gleich einen
Parkplatz gefunden.
B: Glück gehabt. Hast Du schon bestellt?
A: Nein, die Kellnerin ist noch nicht aufgetaucht.
B: Ok. Und, was gibt’s Neues?
(https://slowgerman.com)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 13
Hörersignale
• Während der Sprecher an der Reihe ist, verhält sich der
andere Gesprächspartner aber keinesfalls vollkommen
passiv.
• Hörersignale: kurze sprachliche und nichtsprachliche
Signale des Hörers (z. B. diverse Gesprächspartikeln
oder Kopfnicken), mit denen er in erster Linie
Aufmerksamkeit signalisiert, ohne die Sprecherrolle
übernehmen zu wollen.
(vgl. Brinker & Sager 2001: 59)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 14
Funktion von HörersignalenHörersignale
Rückmeldeverhalten
Einstellungsbekundung
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 15
Funktion von Hörersignalen
Hörersignale gehören zum sog. Rückmeldeverhalten
(engl. back channel behavior), d. h. zu den Bemühungen
des Hörers, sein aktives Zuhören und seine Bereitschaft
zur aktiven Teilnahme am Gespräch zu signalisieren.
Die zweite Funktion von Hörersignalen ist sog.
Einstellungsbekundung, d. h. damit kann der Hörer auch
die Äußerungen des Sprechers kommentieren (positiv oder
negativ).
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 16
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 17
Brinker & Sager 2001: 91
Gesprächsschritte
+
Hörersignale
=
Gesprächsbeiträge
Bei einem Gespräch gibt es oft
Überlappungen, d. h. beide
Gesprächspartner sprechen
gleichzeitig.
Sprecherwechsel
• Durch Aufforderung = das Wort wird an den nächsten
Sprecher erteilt.
• Durch Selbstwahl = der nächste Sprecher ergreift das
Wort aus Eigeninitiative.
• Wenn der nächste Sprecher das Wort aus Eigeninitiative
ergreift, geschieht das:
(a) indem er den aktuellen Sprecher unterbricht oder
(b) nach einer kurzen Pause.
• engl. turn taking
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 18
Transition Relevant Places
• Diejenigen Punkte/Momente bei einem Gesprächsschritt,
bei denen es angebracht ist, dass ein anderer
Gesprächsteilnehmer das Wort ergreift bzw. übernimmt,
werden als Transition Relevant Places bezeichnet.
• Zu den Transition Relevant Places gehören in erster Linie
die Pausen, zu denen es kommt, wenn ein Sprecher
seinen Gesprächsschritt von alleine abschließt.
• Neben den Pausen gehören zu den Transition Relevant
Places auch all diejenigen Punkte, an denen es als
gestattet/annehmbar gilt, dem Sprecher ins Wort zu fallen.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 19
Simultansequenz
• Wenn der Sprecherwechsel durch Unterbrechung erfolgt,
entsteht eine sog. Simultansequenz, d. h. eine Phase, in
der zwei Gesprächsteilnehmer gleichzeitig sprechen.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 20
Brinker & Sager 2001: 64.
Die Art
des Sprecherwechsels
Die Art des Sprecherwechsels (durch
Aufforderung/Selbstwahl, mit/ohne Unterbrechung) wird in
erster Linie von folgenden drei Faktoren bestimmt:
• Sprechsituation (offiziell/inoffiziell, privat/öffentlich, unter
Bekannten oder Freunden vs. unter Fremden usw.),
• Sozialer Status der Gesprächsteilnehmer
(Gleichberechtigung vs. Nicht-Gleichberechtigung)
• Grad der Organisiertheit (vorgeplant vs. nicht
vorgeplant, institutionell vs. nicht-institutionell usw.)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 21
Klassifikation von Gesprächsschritten
Gesprächsschritt
A
initiierender
Gesprächsschritt
B
reagierender
Gesprächsschritt
Akzeptierung Zurückweisung Selektion
C
gemischter
Gesprächsschritt
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 22
Der Sprecher
stellt z. B. eine
Frage, äußert
eine Bitte…
Der Sprecher
reagiert auf etwas,
was sein
Gesprächspartner
zuvor gesagt hat.
Eine
Kombination
aus A und B.
Reagierende Gesprächsschritte:
Akzeptierung
• Akzeptierung bedeutet nicht unbedingt, dass der
Gesprächspartner dem Gesagten zustimmt, positiv auf
eine Frage antwortet o. Ä.
• Akzeptierung bedeutet lediglich, dass die Reaktion des
Gesprächspartners im Einklang mit dem Gesagten steht,
das sie zu dem Gesagten passt, damit korrespondiert.
A: Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?
B: Ja, gerne, vielen Dank!
B: Tut mir leid, ich muss gleich zum Flughafen.
B: Um noch einmal auf Ihren Bericht zurückzukommen...
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 23
Akzeptierung
Akzeptierung
Zurückweisung
Reagierende Gesprächsschritte:
Zurückweisung
• Zurückweisung ist in diesem Kontext nicht mit einer
Ablehnung gleichzusetzen. Es bedeutet, dass der
Gesprächspartner überhaupt nicht dazu bereit ist, sich an
die Gesprächsrichtung zu halten, die ihm der Sprecher
vorgeben möchte.
A: Das ist meine neue Kollegin, Frau Sommer.
B: Haben Sie die Unterlagen mitgebracht, um die ich Sie gebeten
habe?
A: Und wie fühlst du dich? Geht es dir jetzt besser?
B: Du, Marta hat gestern angerufen.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 24
Reagierende Gesprächsschritte:
Selektion
• Der Gesprächspartner folgt der Gesprächsrichtung der
ihm der Sprecher vorgeben möchte, aber nur teilweise.
A: Und was sind Ihre wichtigsten Projekte für das kommende Jahr?
B: Ja, wissen Sie, heutzutage wird alles Mögliche als Projekt
bezeichnet... Viel wichtiger ist es, dass wir den Menschen wirklich
helfen...
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 25
„Es hängt davon ab, was die
Berdeutung des Wortes ’ist’ ist.“
Bill Clinton
Quelle: www.faz.net
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 26
Quelle: www.mundmische.de
Gesprächssequenz
• Gesprächssequenzen sind Folgen von zwei oder
mehreren Gesprächsschritten verschiedener Sprecher,
die einen relativ engen funktionalen Zusammenhang
bilden.
• Mehrere Gesprächsschritte mit der gleichen Funktion
bilden eine Gesprächssequenz / gehören zu den gleichen
Gesprächssequenz.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 27
Formaler, inhaltlicher und funktionaler
Zusammenhang
• Formaler (sprachlicher, grammatischer) Zusammenhang
• Inhaltlicher (semantischer, lexikalischer) Zusammenhang
• Funktionaler (kommunikativer) Zusammenhang
• Der formale, der inhaltliche und der kommunikative
Zusammenhang einer Gesprächssequenz bedingen sich
gegenseitig und schlagen sich ineinander nieder.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 28
A: Hallo Oliver!
B: Hallo!
A: Ich hab letzte Woche Deine Schwester getroffen. Sie sah gut aus!
B: Ja, sie hat mir davon erzählt. Sie hat Dich erst gar nicht erkannt, weil
Du jetzt kurze Haare hast.
A: Wirklich? Das habe ich gar nicht gemerkt. Also, dass sie mich nicht
erkannt hat. Dass meine Haare kurz sind, habe ich schon gemerkt…
B: Scherzkeks.
A: Wie war Euer Weihnachten?
B: Schön! Erst waren wir bei meinen Eltern zu Besuch, und am zweiten
Weihnachtsfeiertag dann bei den Schwiegereltern. Mein Schwager
war leider krank, er konnte nicht kommen. Aber sonst waren alle da.
Sogar meine Nichte und mein Neffe – sie studieren im Ausland und
sind extra nach Hause gekommen über die Feiertage. Und wie
war’s bei Dir?
A: Sehr entspannt eigentlich. Meine Cousine hat mit uns gefeiert, also
die Tochter meiner Tante aus Hamburg. Sie versteht sich nicht mit
ihrem neuen Stiefvater und ist lieber zu uns gekommen.
B: Verständlich...
(https://slowgerman.com)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 29
Gesprächssequenzen
Paarsequenzen
• Paarsequenzen (engl. adjacency pair) sind eine
besondere Form von Gesprächssequenzen.
• Es sind Folgen aus zwei Gesprächsschritten
verschiedener Sprecher, die sich gegenseitig in hohem
Maße bedingen. Teilweise sind sie stark ritualisiert.
• Gruß − Gegengruß (Hallo. − Hallo.; Wie geht’s? − Gut, danke.)
• Frage − Antwort
• Abschied − Abschied (Bis dann. − Bis dann.)
• Vorwurf − Rechtfertigung
• Vorwurf − Entschuldigung
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 30
engl. adjacency −
Aneinandergrenzen,
unmittelbare Nachbarschaft
Gesprächsphasen
Gespräche bestehen in der Regel aus drei Phasen:
• Eröffnungsphase (= die Einleitung),
• Kernphase (= der Hauptteil des Gesprächs) und
• Beendigungsphase (= die Abschlussphase).
„Die Eröffnungsphase dient dazu, die Vorstellungen hinsichtlich der
Gesprächssituation zu koordinieren (’Situationsdefinition’) und wechselseitige
Gesprächsbereitschaft herzustellen. In der Kernphase werden
Kommunikationsgegenstände (die Gesprächsthemen) abgehandelt und
Gesprächsziele verfolgt. Die Funktion der Beendigungsphase besteht dann in
der gemeinsamen Auflösung der Gesprächsbereitschaft.“
(Brinker & Sager 2001: 96)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 31
Eröffnungs- und Beendigungsphase
• Eröffnungs- und Beendigungsphasen bestehen aus stark
ritualisierten Elementen und haben eine relative einfache Struktur
(vgl. Brinker & Sager 2001: 96).
z. B. die Eröffnungsphase eines Telefongesprächs:
Klingeln − Antwort
Identifikation − Gegenidentifikation
Gruß − Gegengruß
Frage nach dem Wohlergehen − Dank.
• Im Gegensatz dazu ist die Kernphase erheblich komplexer
strukturiert und lässt den Gesprächspartnern einen viel größeren
Spielraum.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 32
Deswegen gelten die
Eröffnungs- und die
Beendigungsphase von
Gesprächen heute auch als
gut untersucht.
Soziale und kulturelle Bedingtheit
• Den Ablauf der Eröffnungs- und der Beendigungsphase
eines Gesprächs beherrschen wir im Bezug auf die
eigene Sprache und auf die eigene Gruppe/Kultur.
• Oft geht man unbewusst davon aus, dass die
entsprechenden Schemata einfach „naturgegeben“ und
dementsprechend in allen Lebensbereichen und Kulturen
identisch sind.
• Dies stimmt jedoch nicht. Die Schemata, nach welchen
einzelne Gesprächsphasen unter bestimmten
Bedingungen ablaufen, und die sprachlichen Mittel, die
dabei zum Einsatz kommen können/müssen, sind stark
sozial und kulturell bedingt.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 33
Stolpersteine
Jedes Mal, wenn man abseits seines vertrauten Terrains
bewegt, können Stolpersteine auftauchen, z. B. bei der
Interaktion mit:
• anderen Kulturen
• anderen Altersgruppen
• anderen Sozialschichten usw.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 34
jung  erwachsen/alt
privat  beruflich
privat  öffentlich
usw.
Hotspots in der interkulturellen
und intersozialen Kommunikation
• Diejenigen Stellen in einem Gespräch, die für
interkulturelle und intersoziale Missverständnisse
besonders anfällig sind, werden als Hotspots bezeichnet
(Heringer 2004: 165).
• In der Eröffnungs- und in der Beendigungsphase sind
solche sensiblen Punkte (Stolpersteine) besonders
zahlreich vorhanden, z. B. Kontakte knüpfen, sich
begrüßen, Anrede, sich vorstellen usw.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 35
Woher kommen die Stolpersteine?
• Woher kommen eigentlich die Stolpersteine bei der interkulturellen
und bei der intersozialen Kommunikation?
• Damit ein Gespräch ohne Missverständnisse läuft, brauchen die
Gesprächspartner ein umfangreiches gemeinsames Wissen.
• Dieses gemeinsame Wissen umfasst 3 Komponenten:
1. Sprachliches Wissen (Grammatik und Lexik)
2. Weltwissen
3. Kontextwissen
• Auch dann, wenn das sprachliche Wissen kein größeres Problem
darstellt, können sich aus unterschiedlichem Weltwissen diverse
Schwierigkeiten ergeben.
(vgl. Heringer 2007: 133)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 36
Weltwissen
• „Weltwissen ist Wissen über die Welt, allerdings nicht nur
im engeren Sinn der physikalischen Welt, des Sach- und
Fachwissens, sondern auch der sozialen Welt: Wissen
über Kultur, soziale Gepflogenheiten, Wertsysteme und
Normen. Im Weltwissen werden öfter Faktenwissen
(Know that), Norm- und Handlungswissen (Know how)
unterschieden. Man sollte sich das aber nicht unabhängig
voneinander denken. Sinnvoll handeln kann man nur,
wenn man weiß, was es ist, was man tut“ (Heringer 2007:
133).
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 37
Eröffnungsphase
Die Eröffnungsphasen „haben mehrere Funktionen: Sie
ermöglichen zunächst einmal ein Gespräch, indem sie die
ersten Schritte einleiten. Gleichzeitig zeigen sie aber auch den
Beteiligten, ob und wie zugänglich der jeweilige
Gesprächspartner ist, ob er die Kommunikation überhaupt will.
Darüber hinaus ... sagen sie uns etwas über die soziale
Ordnung, in der die Gesprächspartner leben und über die Art
und Weise, wie sie sich zueinander verhalten: zum Beispiel,
wie sie ihrer gegenseitige Wertschätzung ausdrücken (es freut
mich, Sie zu sehen/hören) ... Die Kommunikationspartner
bringen mit dem Gebrauch der betreffenden Formeln zum
Ausdruck, dass sie diese Ordnung respektieren und
aufrechterhalten“ (Lüger 1993: 14).
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 38
Eröffnungsphase bei Telefongesprächen
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 39
Aus:Lüger1993
Eröffnungsphase bei Telefongesprächen
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 40
Aus:Lüger1993
Eröffnungsphase bei Telefongesprächen
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 41
Aus:Lüger1993
Gesprächsbeendigung
Ein Gespräch kann erst dann erfolgreich beendet werden,
wenn sich die beiden (bzw. alle) Gesprächspartner darin
einig sind.
Beendigungsphase bei einem Telefongespräch:
• Resümeesequenz (eine Art Zusammenfassung des
Gesprächs)
• Danksequenz (Dank − Gegendank, Zustimmung −
Bagatelisierung)
• Wunschsequenz (Wunsch/Ratschlag − Dank)
• Verabschiedungssequenz
(Brinker & Sagner 2001: 101)
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 42
Beendigungsphase bei
Telefongesprächen
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 43
Aus:Lüger1993
Beendigungsphase − Beispiel
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 44
Brinker&Sager2001:104.
Routineformeln
bei Gesprächsbeendigung
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 45
Aus: Rohrer/Schmidt 2008
Routineformeln
bei Gesprächsbeendigung
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 46
Aus: Rohrer/Schmidt 2008
Aufgaben
• Erfahren Sie Näheres über die Eröffnungs- und
Beendigungsphase von direkten und telefonischen
Gesprächen sowie über die entsprechenden Phasen in
Briefen und E-Mails in Lüger (1993): 52−66.
• Erfahren Sie Näheres über Routineformeln in beruflicher
Kommunikation in Rohrer & Schmidt 2008.
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 47
Prüfungsrelevant!
Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 48

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Gesprächsanalyse - Eine Einführung

  • 2. Prüfungsliteratur • Ernst, Peter (2002). Pragmalinguistik. Berlin / New York: Walter de Gruyter, S. 128−153. • Brinker, Klaus & Sager, Sven F. (2001). Linguistische Gesprächsanalyse. Eine Einführung. 3., durchgesehene Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag, S. 57−115. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 2
  • 3. Prüfungsliteratur − Beispiele und Redemittel • Lüger, Heinz-Helmut (1993). Routinen und Rituale in der Alltagskommunikation. Berlin et al.: Langenscheidt. • Röhrer, Hans-Heinrich & Schmidt, Carsten (2008). Kommunizieren im Beruf. 1000 nützliche Redewendungen. Berlin et al.: Langenscheidt. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 3
  • 4. Ziel der Gesprächsanalyse „Über die Gesprächsanalyse wollen wir mehr über die kommunikative Kompetenz der Gesprächsteilnehmer erfahren. Wir wollen also wissen, was uns befähigt, ein funktionierendes Gespräch zu führen bzw. ein solches zu verstehen“ (Ernst 2001: 130). Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 4
  • 5. Was ist eigentlich ein Gespräch? „Bei dem herrschenden allgemeinen Mangel an klaren Definitionen in der Linguistik verwundert es nicht, dass es auch keine Einigung darüber gibt, was ein Gespräch genau ist“ (Ernst 2001: 128). Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 5
  • 6. Gespräch im linguistischen Sinne Ein Gespräch im linguistischen Sinne weist folgende Merkmale auf: • Mündlichkeit • Dialogischer Charakter (= nicht monologisch wie Reden, Referate, Vorträge o. Ä.) • Wechselseitigkeit (= nicht einseitig wie z. B. Befehle o. Ä) Ein Gespräch ist „eine Wechselrede zwischen zwei oder mehr Personen.“ (Ernst 2001: 144) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 6
  • 7. Gesprächsstruktur Gesprächsbeitrag • Als komplexe Gebilde bestehen alle Gespräche aus kleineren Segmenten. • Diese kleineren Segmente werden als Gesprächsbeiträge oder als Redebeiträge bezeichnet. • Zwischen diesen Gesprächsbeiträgen muss ein innerer Zusammenhang bestehen. • Aus diesem inneren Zusammenhang zwischen den einzelnen Gesprächsbeiträgen ergibt sich die Kohärenz eines Gesprächs. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 7
  • 8. Eine inkohärente Verkettung von Äußerungen stellt kein Gespräch dar. A: Guten Tag. B: Ja, und warum sagen Sie das mir? A: Tut mir leid, Sektkelche haben wir leider im Augenblick nicht vorrätig. B: Ich mir auch, aber ich komme einfach nicht dazu. A: Soll das heißen, ich hätte Sie bisher daran gehindert? B: Warum? A: Wieso Frühstücksservice? Meinen Sie nicht, dass man es auch zum Abendbrot benutzen kann? B: Nur ansehen oder auch kaufen? A: Gut, sagen Sie mir bitte zunächst Ihren werten Namen und Ihre Adresse. B: Na los, kommen Sie mit. A: Wir haben aber nur teure Service. Quelle: Henne, Helumt & Rehbock, Helmut (2001). Einführung in die Gesprächsanalyse. Berlin / New York: Walter de Gruyter. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 8
  • 9. Gesprächskonstituierende Einheiten − Drei Ebenen • Grammatische Ebene (z. B. morphologische und syntaktische Merkmale) • Semantisch-thematische Ebene (z. B. Wortwahl und Gesprächsinhalt) • Kommunikativ-pragmatische Ebene (Der Handlungsplan eines Gesprächs: Gesprächsschritte, Gesprächssequenzen und Gesprächsphasen) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 9
  • 10. Gesprächskonstitutive Einheiten − Kommunikativ-pragmatische Ebene Die Grundeinheit des Gesprächs: Gesprächsschritt, m. A: Haben Sie dieses T-Shirt auch in M? B: In M? A: Ja. B: Können Sie einen Augenblick warten? A: Ja, klar. B: Hier bitte. A: Danke schön. Komplexere Einheiten − Kombinationen von Gesprächsschritten: Gesprächssequenz, f. bzw. Gesprächsphase, f. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 10
  • 11. Gesprächskonstituierende Einheiten − Der funktionale Aspekt Auf der kommunikativen/funktionalen Ebene besteht ein Gespräch aus folgenden Einheiten: • Gesprächsschritte: einzelner Redebeitrag eines Sprechers; alles, was ein Sprecher verbal und non-verbal mitteilt, bevor ein anderer Gesprächsteilnehmer das Wort ergreift; • Gesprächssequenzen: mehrere Gesprächsschritte, die in einem unmittelbaren kommunikativen/funktionalen Zusammenhang stehen; • Gesprächsphasen: Eröffnungs-, Kern- und Beendigungsphase; Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 11
  • 12. Der Gesprächsschritt Unter Gesprächsschritt versteht man alles, was ein Gesprächsteilnehmer sagt, während er an der Reihe ist (vgl. Brinker & Sager 2001: 59). • auch: Redebeitrag, m.; Sprecherbeitrag, m. • engl. turn • sr. turnus Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 12
  • 13. Gesprächsschritte A: Hallo! B: Hallo! A: Na, wie geht’s? B: Ach, ganz gut. Ich hab Halsweh. Hoffentlich werde ich nicht krank. A: Oh, das tut mir leid. Na dann gute Besserung. Setz Dich doch erst mal. B: Danke. Bist Du schon lange hier? A: Nein, eben erst gekommen. Hab zum Glück gleich einen Parkplatz gefunden. B: Glück gehabt. Hast Du schon bestellt? A: Nein, die Kellnerin ist noch nicht aufgetaucht. B: Ok. Und, was gibt’s Neues? (https://slowgerman.com) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 13
  • 14. Hörersignale • Während der Sprecher an der Reihe ist, verhält sich der andere Gesprächspartner aber keinesfalls vollkommen passiv. • Hörersignale: kurze sprachliche und nichtsprachliche Signale des Hörers (z. B. diverse Gesprächspartikeln oder Kopfnicken), mit denen er in erster Linie Aufmerksamkeit signalisiert, ohne die Sprecherrolle übernehmen zu wollen. (vgl. Brinker & Sager 2001: 59) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 14
  • 16. Funktion von Hörersignalen Hörersignale gehören zum sog. Rückmeldeverhalten (engl. back channel behavior), d. h. zu den Bemühungen des Hörers, sein aktives Zuhören und seine Bereitschaft zur aktiven Teilnahme am Gespräch zu signalisieren. Die zweite Funktion von Hörersignalen ist sog. Einstellungsbekundung, d. h. damit kann der Hörer auch die Äußerungen des Sprechers kommentieren (positiv oder negativ). Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 16
  • 17. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 17 Brinker & Sager 2001: 91 Gesprächsschritte + Hörersignale = Gesprächsbeiträge Bei einem Gespräch gibt es oft Überlappungen, d. h. beide Gesprächspartner sprechen gleichzeitig.
  • 18. Sprecherwechsel • Durch Aufforderung = das Wort wird an den nächsten Sprecher erteilt. • Durch Selbstwahl = der nächste Sprecher ergreift das Wort aus Eigeninitiative. • Wenn der nächste Sprecher das Wort aus Eigeninitiative ergreift, geschieht das: (a) indem er den aktuellen Sprecher unterbricht oder (b) nach einer kurzen Pause. • engl. turn taking Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 18
  • 19. Transition Relevant Places • Diejenigen Punkte/Momente bei einem Gesprächsschritt, bei denen es angebracht ist, dass ein anderer Gesprächsteilnehmer das Wort ergreift bzw. übernimmt, werden als Transition Relevant Places bezeichnet. • Zu den Transition Relevant Places gehören in erster Linie die Pausen, zu denen es kommt, wenn ein Sprecher seinen Gesprächsschritt von alleine abschließt. • Neben den Pausen gehören zu den Transition Relevant Places auch all diejenigen Punkte, an denen es als gestattet/annehmbar gilt, dem Sprecher ins Wort zu fallen. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 19
  • 20. Simultansequenz • Wenn der Sprecherwechsel durch Unterbrechung erfolgt, entsteht eine sog. Simultansequenz, d. h. eine Phase, in der zwei Gesprächsteilnehmer gleichzeitig sprechen. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 20 Brinker & Sager 2001: 64.
  • 21. Die Art des Sprecherwechsels Die Art des Sprecherwechsels (durch Aufforderung/Selbstwahl, mit/ohne Unterbrechung) wird in erster Linie von folgenden drei Faktoren bestimmt: • Sprechsituation (offiziell/inoffiziell, privat/öffentlich, unter Bekannten oder Freunden vs. unter Fremden usw.), • Sozialer Status der Gesprächsteilnehmer (Gleichberechtigung vs. Nicht-Gleichberechtigung) • Grad der Organisiertheit (vorgeplant vs. nicht vorgeplant, institutionell vs. nicht-institutionell usw.) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 21
  • 22. Klassifikation von Gesprächsschritten Gesprächsschritt A initiierender Gesprächsschritt B reagierender Gesprächsschritt Akzeptierung Zurückweisung Selektion C gemischter Gesprächsschritt Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 22 Der Sprecher stellt z. B. eine Frage, äußert eine Bitte… Der Sprecher reagiert auf etwas, was sein Gesprächspartner zuvor gesagt hat. Eine Kombination aus A und B.
  • 23. Reagierende Gesprächsschritte: Akzeptierung • Akzeptierung bedeutet nicht unbedingt, dass der Gesprächspartner dem Gesagten zustimmt, positiv auf eine Frage antwortet o. Ä. • Akzeptierung bedeutet lediglich, dass die Reaktion des Gesprächspartners im Einklang mit dem Gesagten steht, das sie zu dem Gesagten passt, damit korrespondiert. A: Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen? B: Ja, gerne, vielen Dank! B: Tut mir leid, ich muss gleich zum Flughafen. B: Um noch einmal auf Ihren Bericht zurückzukommen... Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 23 Akzeptierung Akzeptierung Zurückweisung
  • 24. Reagierende Gesprächsschritte: Zurückweisung • Zurückweisung ist in diesem Kontext nicht mit einer Ablehnung gleichzusetzen. Es bedeutet, dass der Gesprächspartner überhaupt nicht dazu bereit ist, sich an die Gesprächsrichtung zu halten, die ihm der Sprecher vorgeben möchte. A: Das ist meine neue Kollegin, Frau Sommer. B: Haben Sie die Unterlagen mitgebracht, um die ich Sie gebeten habe? A: Und wie fühlst du dich? Geht es dir jetzt besser? B: Du, Marta hat gestern angerufen. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 24
  • 25. Reagierende Gesprächsschritte: Selektion • Der Gesprächspartner folgt der Gesprächsrichtung der ihm der Sprecher vorgeben möchte, aber nur teilweise. A: Und was sind Ihre wichtigsten Projekte für das kommende Jahr? B: Ja, wissen Sie, heutzutage wird alles Mögliche als Projekt bezeichnet... Viel wichtiger ist es, dass wir den Menschen wirklich helfen... Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 25 „Es hängt davon ab, was die Berdeutung des Wortes ’ist’ ist.“ Bill Clinton Quelle: www.faz.net
  • 26. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 26 Quelle: www.mundmische.de
  • 27. Gesprächssequenz • Gesprächssequenzen sind Folgen von zwei oder mehreren Gesprächsschritten verschiedener Sprecher, die einen relativ engen funktionalen Zusammenhang bilden. • Mehrere Gesprächsschritte mit der gleichen Funktion bilden eine Gesprächssequenz / gehören zu den gleichen Gesprächssequenz. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 27
  • 28. Formaler, inhaltlicher und funktionaler Zusammenhang • Formaler (sprachlicher, grammatischer) Zusammenhang • Inhaltlicher (semantischer, lexikalischer) Zusammenhang • Funktionaler (kommunikativer) Zusammenhang • Der formale, der inhaltliche und der kommunikative Zusammenhang einer Gesprächssequenz bedingen sich gegenseitig und schlagen sich ineinander nieder. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 28
  • 29. A: Hallo Oliver! B: Hallo! A: Ich hab letzte Woche Deine Schwester getroffen. Sie sah gut aus! B: Ja, sie hat mir davon erzählt. Sie hat Dich erst gar nicht erkannt, weil Du jetzt kurze Haare hast. A: Wirklich? Das habe ich gar nicht gemerkt. Also, dass sie mich nicht erkannt hat. Dass meine Haare kurz sind, habe ich schon gemerkt… B: Scherzkeks. A: Wie war Euer Weihnachten? B: Schön! Erst waren wir bei meinen Eltern zu Besuch, und am zweiten Weihnachtsfeiertag dann bei den Schwiegereltern. Mein Schwager war leider krank, er konnte nicht kommen. Aber sonst waren alle da. Sogar meine Nichte und mein Neffe – sie studieren im Ausland und sind extra nach Hause gekommen über die Feiertage. Und wie war’s bei Dir? A: Sehr entspannt eigentlich. Meine Cousine hat mit uns gefeiert, also die Tochter meiner Tante aus Hamburg. Sie versteht sich nicht mit ihrem neuen Stiefvater und ist lieber zu uns gekommen. B: Verständlich... (https://slowgerman.com) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 29 Gesprächssequenzen
  • 30. Paarsequenzen • Paarsequenzen (engl. adjacency pair) sind eine besondere Form von Gesprächssequenzen. • Es sind Folgen aus zwei Gesprächsschritten verschiedener Sprecher, die sich gegenseitig in hohem Maße bedingen. Teilweise sind sie stark ritualisiert. • Gruß − Gegengruß (Hallo. − Hallo.; Wie geht’s? − Gut, danke.) • Frage − Antwort • Abschied − Abschied (Bis dann. − Bis dann.) • Vorwurf − Rechtfertigung • Vorwurf − Entschuldigung Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 30 engl. adjacency − Aneinandergrenzen, unmittelbare Nachbarschaft
  • 31. Gesprächsphasen Gespräche bestehen in der Regel aus drei Phasen: • Eröffnungsphase (= die Einleitung), • Kernphase (= der Hauptteil des Gesprächs) und • Beendigungsphase (= die Abschlussphase). „Die Eröffnungsphase dient dazu, die Vorstellungen hinsichtlich der Gesprächssituation zu koordinieren (’Situationsdefinition’) und wechselseitige Gesprächsbereitschaft herzustellen. In der Kernphase werden Kommunikationsgegenstände (die Gesprächsthemen) abgehandelt und Gesprächsziele verfolgt. Die Funktion der Beendigungsphase besteht dann in der gemeinsamen Auflösung der Gesprächsbereitschaft.“ (Brinker & Sager 2001: 96) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 31
  • 32. Eröffnungs- und Beendigungsphase • Eröffnungs- und Beendigungsphasen bestehen aus stark ritualisierten Elementen und haben eine relative einfache Struktur (vgl. Brinker & Sager 2001: 96). z. B. die Eröffnungsphase eines Telefongesprächs: Klingeln − Antwort Identifikation − Gegenidentifikation Gruß − Gegengruß Frage nach dem Wohlergehen − Dank. • Im Gegensatz dazu ist die Kernphase erheblich komplexer strukturiert und lässt den Gesprächspartnern einen viel größeren Spielraum. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 32 Deswegen gelten die Eröffnungs- und die Beendigungsphase von Gesprächen heute auch als gut untersucht.
  • 33. Soziale und kulturelle Bedingtheit • Den Ablauf der Eröffnungs- und der Beendigungsphase eines Gesprächs beherrschen wir im Bezug auf die eigene Sprache und auf die eigene Gruppe/Kultur. • Oft geht man unbewusst davon aus, dass die entsprechenden Schemata einfach „naturgegeben“ und dementsprechend in allen Lebensbereichen und Kulturen identisch sind. • Dies stimmt jedoch nicht. Die Schemata, nach welchen einzelne Gesprächsphasen unter bestimmten Bedingungen ablaufen, und die sprachlichen Mittel, die dabei zum Einsatz kommen können/müssen, sind stark sozial und kulturell bedingt. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 33
  • 34. Stolpersteine Jedes Mal, wenn man abseits seines vertrauten Terrains bewegt, können Stolpersteine auftauchen, z. B. bei der Interaktion mit: • anderen Kulturen • anderen Altersgruppen • anderen Sozialschichten usw. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 34 jung  erwachsen/alt privat  beruflich privat  öffentlich usw.
  • 35. Hotspots in der interkulturellen und intersozialen Kommunikation • Diejenigen Stellen in einem Gespräch, die für interkulturelle und intersoziale Missverständnisse besonders anfällig sind, werden als Hotspots bezeichnet (Heringer 2004: 165). • In der Eröffnungs- und in der Beendigungsphase sind solche sensiblen Punkte (Stolpersteine) besonders zahlreich vorhanden, z. B. Kontakte knüpfen, sich begrüßen, Anrede, sich vorstellen usw. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 35
  • 36. Woher kommen die Stolpersteine? • Woher kommen eigentlich die Stolpersteine bei der interkulturellen und bei der intersozialen Kommunikation? • Damit ein Gespräch ohne Missverständnisse läuft, brauchen die Gesprächspartner ein umfangreiches gemeinsames Wissen. • Dieses gemeinsame Wissen umfasst 3 Komponenten: 1. Sprachliches Wissen (Grammatik und Lexik) 2. Weltwissen 3. Kontextwissen • Auch dann, wenn das sprachliche Wissen kein größeres Problem darstellt, können sich aus unterschiedlichem Weltwissen diverse Schwierigkeiten ergeben. (vgl. Heringer 2007: 133) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 36
  • 37. Weltwissen • „Weltwissen ist Wissen über die Welt, allerdings nicht nur im engeren Sinn der physikalischen Welt, des Sach- und Fachwissens, sondern auch der sozialen Welt: Wissen über Kultur, soziale Gepflogenheiten, Wertsysteme und Normen. Im Weltwissen werden öfter Faktenwissen (Know that), Norm- und Handlungswissen (Know how) unterschieden. Man sollte sich das aber nicht unabhängig voneinander denken. Sinnvoll handeln kann man nur, wenn man weiß, was es ist, was man tut“ (Heringer 2007: 133). Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 37
  • 38. Eröffnungsphase Die Eröffnungsphasen „haben mehrere Funktionen: Sie ermöglichen zunächst einmal ein Gespräch, indem sie die ersten Schritte einleiten. Gleichzeitig zeigen sie aber auch den Beteiligten, ob und wie zugänglich der jeweilige Gesprächspartner ist, ob er die Kommunikation überhaupt will. Darüber hinaus ... sagen sie uns etwas über die soziale Ordnung, in der die Gesprächspartner leben und über die Art und Weise, wie sie sich zueinander verhalten: zum Beispiel, wie sie ihrer gegenseitige Wertschätzung ausdrücken (es freut mich, Sie zu sehen/hören) ... Die Kommunikationspartner bringen mit dem Gebrauch der betreffenden Formeln zum Ausdruck, dass sie diese Ordnung respektieren und aufrechterhalten“ (Lüger 1993: 14). Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 38
  • 39. Eröffnungsphase bei Telefongesprächen Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 39 Aus:Lüger1993
  • 40. Eröffnungsphase bei Telefongesprächen Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 40 Aus:Lüger1993
  • 41. Eröffnungsphase bei Telefongesprächen Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 41 Aus:Lüger1993
  • 42. Gesprächsbeendigung Ein Gespräch kann erst dann erfolgreich beendet werden, wenn sich die beiden (bzw. alle) Gesprächspartner darin einig sind. Beendigungsphase bei einem Telefongespräch: • Resümeesequenz (eine Art Zusammenfassung des Gesprächs) • Danksequenz (Dank − Gegendank, Zustimmung − Bagatelisierung) • Wunschsequenz (Wunsch/Ratschlag − Dank) • Verabschiedungssequenz (Brinker & Sagner 2001: 101) Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 42
  • 43. Beendigungsphase bei Telefongesprächen Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 43 Aus:Lüger1993
  • 44. Beendigungsphase − Beispiel Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 44 Brinker&Sager2001:104.
  • 45. Routineformeln bei Gesprächsbeendigung Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 45 Aus: Rohrer/Schmidt 2008
  • 46. Routineformeln bei Gesprächsbeendigung Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 46 Aus: Rohrer/Schmidt 2008
  • 47. Aufgaben • Erfahren Sie Näheres über die Eröffnungs- und Beendigungsphase von direkten und telefonischen Gesprächen sowie über die entsprechenden Phasen in Briefen und E-Mails in Lüger (1993): 52−66. • Erfahren Sie Näheres über Routineformeln in beruflicher Kommunikation in Rohrer & Schmidt 2008. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 47 Prüfungsrelevant!
  • 48. Prof. Dr. Jelena Kostić-Tomović 48