24 Pädiatrische Notfälle.Notfallschema und Kruppsyndrom
06.03 Diabetes &. Metabolisches Syndrom. Klinikum Stuttgart. Diabetes Typ 2
1. Klinikum Stuttgart – Medizin fürs Leben
Diabetes mellitus
Metabolisches Syndrom
Fettstoffwechsel
Ralf Lobmann
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie
Klinikum Stuttgart - Bürgerhospital
2. Die Diabetes-Epidemie – steigende
765431
Prävalenz des Typ-2-Diabetes
20
Diabetes-Patienten in Europa in 2003
5 8 , 6 3 7 , 9 0 0
Diabetes-Patienten in Europa in 2025
International Diabetes Federation. E-Atlas. 2005; www.eatlas.idf.org/
3. a.
b.
Autoimmunprozess
Idiopathisch (in Deutschland sehr selten)
Typ 2-Diabetes
(Bandbreite von vorherrschender Insulinresistenz mit relativem
Insulinmangel bis zum vorherrschenden Sekretionsdefekt mit
Insulinresistenz)
Gestationsdiabetes
Klassifikation des Diabetes mellitus
Typ 1-Diabetes
(b-Zelldestruktion, die gewöhnlich zu absolutem Insulinmangel führt)
4. Andere näher klassifizierte Typen
Genetische Defekte der b-Zellfunktion
Chromosom 12, HNF-1a (MODY 3),Chromosom 7, Glukokinase (MODY 2)
Chromosom 20, HNF 4a (MODY 1), Mitochondriale DANN
Andere Genetische Defekte der Insulinwirkung
(unter anderem Leprochaunismus, Rabson-Mendenhall-Syndrom)
Erkrankungen des exokrinen Pankreas
(u.a. Pankreatitis, Trauma, Z.n. Pankreatektomie, Neoplasie, Zystische Fibrose,
Hämochromatose)
Endokrinopathien
Akromegalie
Cushing-Syndrom
Glukagonom
Phäochromozytom
Hyperthyreose
Andere medikamentös oder toxisch bedingt
(u. a. Glukokortikoide, a-Interferon, antiretrovirale Medikamente, Antipsychotika)
Infektionen (unter anderem kongenitale Röteln, CMV)
Seltene Formen des Autoimmundiabetes (z.B. Stiff-man-Syndrom)
Andere genetische Syndrome, die mit Diabetes assoziiert sein können
(u.a. Down-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, Turner-Syndrom, Myotone Dystrophie vom Typ
Curschmann-Steinert, Prader-Willi-Syndrom, Laurence-Moon-Biedl-Syndrom, Porphyrie)
Klassifikation 2/2
5. Autoimmun polyglanduläres
Syndrom Typ 1
+ Hypoparathyreoidismus
+ M. Addison
Autoimmun polyglanduläres
Syndrom Typ 2 (Schmidt-Syndrom)
+ Addison (3)
+ Thyreopathie (32%)
PCO-Syndrom
Cushing-Syndrom,
Glukokortikoidtherapie
Akromegalie,
GH-Substitutionstherapie
Phäochromozytom,
Katecholaminexzeß
Hyperthyreose
Glukagonom
Diabetes mellitus sekundär zu
Mit Diabetes mellitus
assoziierte Endokrinopthie anderen Endokrinopathien
6. Kriterien, die für das Vorliegen eines Typ 1-
Diabetes (versus Typ 2-Diabetes) sprechen
•Auftreten der Erkrankung in frühem Lebensalter
•Vorhandensein einer Ketoseneigung
•Nur kurzes insulinfreies Intervall
•Vorliegen typischer HLA-Antigene (HLA DR 3, DR4, HLA-DQ-ßasp57)
•Nachweis von Autoantikörpern
Insulin, Inselzell (ICA), Glutaminsäure-Decarboxylase (GAD),
Inselzell-Tyrosinphosphatase (IA-2)
•Vorliegen einer weiteren Autoimmunerkrankung
Typ Ib: Hashimoto-Thyreoiditis, M. Basedow, M. Addison, TypA-
Gastritis, Vitiligo
•Fehlen von Begleiterkrankungen im Rahmen eines metabolischen Syndroms
•Niedrige basale oder stimulierte C-Peptid-Sekretion
•Entsprechende Familienanamnese
7. Klinik des Diabetes mellitus
•Durst
•Polyurie
•Gewichtsverlust
•Pruritus
•Reduzierte Infektabwehr (Balanitis, Vulvitis, Wundheilugsstörungen)
•Müdigkeit
•Leistungsverlust
•Visusverlust (diab. Katarakt)
Typ 1: Auftreten innerhalb kurzer Zeit mit ausgeprägten Symptomen
Häufig „Manifestations-Koma“
Typ 2: Milde Symptomatik
Zum Diagnosezeitpunkt häufig bereits multiple (Spät-)
Komplikationen
8. Screening auf Typ 2 Diabetes
bei Vorliegen von Risikofaktoren
Diabetes mellitus Typ 2 bei erstgradig Verwandten
Übergewicht und körperlicher Inaktivität
Arterieller Hypertonie (Blutdruck > 140/90 mmHg)
Dyslipoproteinämie mit HDL-Cholesterin < 35 mg/dl (0,9 mmol/l)
und/oder Triglyzeriden > 250 mg/dl (2,85 mmol/l)
Zustand nach Gestationsdiabetes oder nach Geburt eines Kindes mit
Geburtsgewicht > 4.000 g
Früherem Nachweis einer gestörten Glukosetoleranz (IGT) oder einer
abnormen Nüchternglukose (IFG)
Makrovaskulären Erkrankungen
Albuminurie
Eine Nüchternglukosebestimmung sollte unabhängig vom
Lebensalter und in kürzeren Intervallen durchgeführt werden bei
9. Klassische Symptome und
Gelegenheits-Glukosewert:
> 200 mg/dl bzw.11,1 mmol/l
(im venösen Plasma oder kapillären Vollblut)
oder:
Nüchternblutglukose:
> 110 mg/dl bzw. 6,1 mmol/l (kapilläres Vollblut)
> 126 mg/dl bzw. 7,0 mmol/l (venöses Plasma)
oder:
OGTT-2-h-Wert:
> 200 mg/dl bzw. 11,1 mmol/l
(im venösen Plasma oder kapillären Vollblut)
Definition des DM Typ 2
Gestörte Glukosetoleranz:
OGTT 2-h-Wert:
> 140 mg/dl bzw. 7,8 mmol/l und < 200 mg/dl bzw. 11,1 mmol/l
(im venösen Plasma oder kapillären Vollblut) bei einem Nüchternwert unterhalb der
diagnostischen Kriterien für einen Diabetes mellitus
10. Pathogenese des DM Typ 1
Genetik
HLA-DR3/4
Insulin-Mangel
DM Type 1
Umwelt
Viral infe..? Autoimmune Insulitis
ß Zell
Zerstörung
19. Ausmaß und Bedeutung der Diabetes-
bedingten
Sterblichkeit bisher unterschätzt?
Sobel BE et al., Circulation 2003; 107: 636-642
Altersadjustierte Mortalitätsdaten
21. Durch Senkung des HbA1c werden
Folgeerkrankungen verringert
Mikrovaskuläre
Komplikationen, z.B.
37%
Tod als Folge
von Diabetes*
Herzinfarkt*
Schlaganfall**
21%
14%
12%
1%
* p<0,0001
** p=0,035
Stratton IM et al. BMJ 2000;321:405–412.
Nierenschäden,
Erblindung *
Amputation oder pAVK*
43%
HbA1c
22. Erweiterte Diagnostik des Diabetes
(Erstdiagnostik und Verlauf)
Hba1c
Blutdruckwerte (alle 2 bis 3 Monate)
Albumin im Sammelurin (1 bis 2mal/Jahr)
Nierenfunktionsparameter
Lipidwerte (jährlich)
Augenhintergrundsuntersuchung (jährlich)
Kontrolle wegen Neuropathie oder DFS
25. Insulinsekretion
Nach Grodsky GM. Diabetes 1989; 38: 673-678
prolongierter Hyperinsulinämie
Im Krankheitsverlauf -
frühe Phase der Insulinsekretion gestört
Hyperglykämie
Gestört
Normal
Zeit
Der Verlust der frühen Phase der
Insulinausschüttung führt zu:
ungebremster hepatischer Gluconeogenese
ungenügend gehemmter Lipolyse
erhöhten postprandialen Glukosewerten
erhöhter Insulinausschüttung in der späten Phase und
26. HbA1c Blutdruck Lipide Entzündung Gefäßschädigung
Myokardinfarkt, Schlaganfall, pAVK, CV-Mortalität
Modfiziert nach :
Lakka HM, JAMA 2002;288:2709-2716, Bonora E, Diabetes Care 2002;25:1135-1141,
Strutton DR, Am J Manag Care 2001;7:765-773,
European Group for the Study of Insulin Resistance (EGIR). Diabetic Medicine 1999;16:442-443
Insulinresistenz bedingt Risikofaktoren
Insulinresistenz
27. Medikamentöse antihyperglykämische
Therapie des Diabetes mellitus Typ 2
Update der Evidenzbasierten Leitlinie
der DDG
)
Wichtigste Änderungen
• Metformin 1. Wahl – Gabe
schon bei Diagnose
• DPP-4 Hemmer nach 3-6
Monaten Behandlung und
einem HbA1c von 6,5-7,5%
• SHs treten in der
Bedeutung hinter
Metformin zurück
Stand 1. Jan 2010
29. 2
Individuelle Ziele der Therapie des Typ 2
Diabetes
Patient
Lebens-
qualität
Zeitnah, aktuell, heute
nach M. Berger 1995
Therapeut
Verhinderung von Gefäß-
und Nervenschäden
durch normnahe
Stoffwechseleinstellung
Symptomfreiheit
Verhinderung von
Koma, schwerer
Unterzuckerung und
Fußkomplikationen
Zukünftig, z.T. erst in Jahren
30. KASUISTIK: M.P.
56jähriger Patient
– BMI 33 (180 cm, 105 Kg)
– BZ nüchtern 238 mg/dl
– Zufallsbefund bei Untersuchung des Betriebsarztes
– Keine weiteren Vorerkrankungen
– Cholesterin 254
– LDL/HDL Quotient 3,9
34. • kann Diabetes verhindern
(besser als alle Pharmaka)
• senkt den Blutzucker bei Diabetes
(vergleichbar mit Tabletten)
• hilft beim Abnehmen
(die meisten Pharmaka fördern die Gewichtszunahme)
• senkt den Blutdruck
• schützt vor Arteriosklerose (so umfassend wie kein
Pharmakon)
• fördert das allgemeine Wohlbefinden
Das „Medikament“ Bewegung
Nebenwirkungen: bei richtiger Dosierung – keine
Kosten: keine
35. Diabetes Prevention Programm - USA
3234 übergewichtige Probanden mit hohem Diabetesrisiko
Lebensstil –Änderung
Ernährung + Bewegung + Verhalten
(n=1079)
Standardempfehlung
+ Metformin (2x850mg)
(n=1073)
Standardempfehlung
+ Placebo
(n=1082)
Relative
Risikoreduktion:
31 %
58 %
Diabetes Prevention Research Group
(2002), NEJM 346: 393-403
38. Therapie des Typ-2-Diabetes
Leitlinie der Deutschen Diabetesgesellschaft
Basistherapie: Schulung, Ernährung, Bewegung, Gewichtsreduktion
Ziel: HbA1c < 6,5 %
Metformin
geeignet für Patienten mit:
• Adipositas (Mittel der 1. Wahl)
• ausgeprägter Nüchternhyperglykämie
• Sulfonylharnstoffversagen (Add-on)
nicht geeignet für Patienten mit:
• Eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion
• schwerer Herzinsuffizienz oder KHK
• schwerer COPD, schwerem Asthma
• Reduktionsdiät < 1000 kcal/d
• schwerem Infekt
PLUS
39. bei HbA1c > 7,5 % nach 3 Mo.
Kombinationstherapie von 2 oralen Antidiabetika
mit unterschiedlicher Wirkung
Sulfonylharnstoffe
geeignet für Patienten
• mit Normalgewicht (Firstline, Mittel der 1. Wahl)
• bei denen nicht-Insulinotrope OADs nicht mehr helfen
• mit schlechter Compliance
• mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion
• mit erhöhten Nüchtern- und postprandialen BZ-Werten
nicht geeignet für Patienten mit
• Adipositas
• Schwerer Leber- oder Niereninsuffizienz
• Hypoglykämieneigung
Glitazone
geeignet für Patienten
• mit ausgeprägter Insulinresistenz
• in frühen Diabetes-Stadien
• mit Dyslipidämie (insb. Pioglitazon)
nicht geeignet für Patienten
• mit Herzinsuffizienz (NYHA I-IV)
• mit Leberinsuffizienz
• mit Ödemneigung
• die abnehmen wollen/müssen
• mit Insulintherapie
40. Kombinationstherapie von 2 oralen Antidiabetika
mit unterschiedlicher Wirkung
bei HbA1c > 7,5 % nach 3 Mo.
– Inkretine beeinflussen den Glukosestoffwechsel und sind dabei direkt
glukoseabhängig
– Inkretine regulieren Glukagon und sind dabei ebenfalls direkt
glukoseabhängig
– Die Inkretin-Achse ist bei Typ-2 Diabetikern gestört
– Die Wiederherstellung der “normalen” GLP-1 Spiegel bei Typ-2 Diabetikern
verbessert die -Zellfunktion und den Glukosestoffwechsel
DPP-IV Inhibitoren vermögen
Effektive dauerhafte HbA1c- Senkung
ß – Zellprotektion (ß-Zellmasse, physiologische prandiale Insulinsekretion)
Senkung der Insulinresistenz
Senkung der hepatischen Glukoneogenese
keine Gewichtszunahme
keine Hypoglykämiegefahr
geringe allgemeine Nebenwirkungen
GLP-1 / DPP4
41. Kasuistik:
Patient P.H.
Geboren 1954, Angestellter bei der
Stadtverwaltung
Vater mit 55 J. an „Herzschlag“ gestorben
Mutter hat „Alterszucker“ und Bluthochdruck
Keine ernsthaften Vorerkrankungen
Körpergröße 177 cm
42. Kasuistik: Patient P.H., Erstkontakt
Januar 2008:
Diagnose Typ-2-Diabetes beim Hausarzt
–
–
–
–
–
87 kg /177cm, BMI 28 kg/m2
Nü-BZ 132 (7,3) mg/dl (mmol/l); HbA1c 6,4%
OGTT 1h: 260 (14,6) ; 2h: 208 (11,7) mg/dl (mmol/l)
Chol. 225 (5,9), Triglyzeride 210 (2,3) mg/dl (mmol/l)
Blutdruck 145/95 mmHg
Therapieempfehlung: Gewichtsreduktion und
Bewegung
Erfolgskontrolle für 3 Monate später geplant, wurde
jedoch nicht wahrgenommen
43. Kasuistik: Patient P.H., Verlauf
März 2008:
Patient kommt wegen Leistungsabfalls zur Kontrolle.
Welche Untersuchungen sind wichtig?
Blutdruck 165/95
95 kg/177cm, BMI 33 kg/m2
Bauchumfang 108 cm
Nü-BZ: 180 (10,9), HbA1c 8,0%
Ges.-Chol.245(6,4), LDL 190(4,9), HDL 30(0,8), TG
220(2,4) mg/dl
EKG: Linkstyp, o.B., Belast.EKG: ascend. ST, 0.1 mV
Fußpulse vorhanden
Mikroalbuminurie +
Augenhintergrund o.B.
44. Fazit
Patient ist ein kardiovaskulärer Hochrisikopatient
positive Familienanamnese
Insulinresistenz
Übergewicht
Typ-2-Diabetes
Dyslipidämie
Hypertonie
46. Kasuistik: Patient P.H.: Verlauf HbA1c
März 2008:
HbA1c 8,0%
Therapie:
Beginn mit Metformin 500 mg, dann 1000 mg 1-0-1
Oktober 2008:
HbA1c 7,2%
Reicht das langfristig aus?
47. Kasuistik: Patient P.H.: Verlauf HbA1c
März 2009:
HbA1c 8,0%
Therapie:
Beginn mit Metformin 500 mg, dann 1000 mg 1-0-1
Juni 2009:
HbA1c 7,2%
Juni 2009:
Umstellung auf Eucreas® 50/850mg 1-0-1
48. Patient P.H., September 2009
Medikation:
Eucreas1-0-1
Ramipril 5 mg 1-0-0
Pravastatin 20 mg 0-0-1
ASS 100 mg 1-0-0
Carvedilol 12,5 mg 1-0-1
Parameter
HbA1c 6,4%
Mikroalbuminurie nicht
verschlechtert
RR 135/85
HDL-Chol. 35 (0,9), LDL-Chol.
142 (3,7) mg/dl (mmol/l)
BMI 30,1 kg/m2
Bauchumfang 107 cm
keine AP-Beschwerden mehr
Kein Infarkt
Kein Schlaganfall
50. Insulintherapie des Diabetes mellitus Typ 2:
Ersetzen was fehlt
Der Typ-2 Diabetes mellitus imponiert als
vielschichtige Erkrankung, die durch eine
Insulinresistenz und (relative) defizienter
Insulinsekretion auf dem Boden genetischer und
erworbener Defekte charakterisiert ist.
Die Indikation zur Insulintherapie ist beim Typ 2
Diabetes gegeben, wenn das individuelle HbA1c
Therapieziel mit nicht-pharmakologischen
Maßnahmen sowie mit oralen Antidiabetika nicht
erreicht wird.
52. B.O.T.
basal unterstützte orale Therapie
Orale Therapie (ggf Mehrfachkombination)
abends Langzeitinsulin
Einfache Form der Insulintherapie:
– 1xNPH-Insulin / Lantus vor dem
Schlafengehen (22-23 Uhr)
V.A. beim Metabolischen-Syndrom
– (Hemmung der nächtlichen Glukoneogenese)
Selbstinjektion – Angehörige – (Pflegekraft) ??
Relevante Hypoglykämien selten
53. •Einsatz bei Typ 2 Diabetikern
•Präprandialer Einsatz eines schnell- und kurzwirksamen
Insulins (z.B. Humalog®): Beginn z.B. mit 12-4-8 iE,
Steigerung um 10-20% alle paar Tage bis postprandialer
BZ < 135 mg/dl
•Postprandiale Blutzuckerspitzen werden vermieden
•Bei hohen Nüchtern-BZ: Kombination mit Metformin oder
Verzögerungsinsulin zur Nacht
Vorteil:
Keine Zwischenmahlzeiten nötig, Vermeidung von
Hypoglykämien, günstiger Gewichtsverlauf, Flexibilität im
Alltag, physiologische Therapie, optimale BZ-Kontrolle
Problem: Mehrfachdosierung
Bolustherapie (BT)
S.I.T. (substituierende Insulintherapie
55. I.C.T.
intensivierte conventionelle Therapie
Basalinsulin:
– 2 x NPH (morgens + vor dem Schlafen)
– Glargine (vor dem Abendessen oder vor der Tagesschau)
– Detimer bei hohem NBZ
Prandialinsulin:
– Normalinsulin oder Analoginsulin 3xTag
– ICT-Regeln wie T-1-DM
Basal- : Prandial-Insulin ca. 1:1
56.
57. Insulin-
Konz.
[µU/ml]
Zeit nach Beginn
einer Mahlzeit (h)
Bolli G.B., N.Engl.J.Med.1984 ;310: 1706
sc. Humaninsulin
Physiologische
Insulinsekretion
0 2 4 6 8 10
0
20
60
40
80
Drei Schwächen des Humaninsulins
– zu langsam Flexibilität
58. Spritz-Ess-Abstand mit Humaninsulin:
Mangelnde Compliance und die Konsequenz
0
40
30
20
10
50
70
60
≤15 20–25 ≥30
Zeit vor der Mahlzeit [min]
Prozentsatz der Patienten
Nur wenige Patienten halten den
empfohlenen SEA ein…
Overmann, Diabetes Res Clin Prac. 1999; 43: 137
…mit ungünstigem Einfluß auf
den HbA1c-Wert
Del Sindaco, Diabetic Medicine 1998; 15: 592
Patienten mit SEA 5 min
versus SEA 10-40 min
-0,1
0,2
0,1
0
HbA1c 0,4
[%]
0,3
= +0,18%
p<0,05
59. Insulin-
Konz.
[µU/ml]
Zeit nach Beginn
einer Mahlzeit (h)
Bolli G.B., N.Engl.J.Med.1984 ;310: 1706
sc. Humaninsulin
Physiologische
Insulinsekretion
0 2 4 6 8 10
0
20
60
40
80
Drei Schwächen des Humaninsulins
– zu langsam Flexibilität
– zu wenig Effektivität
62. Insulin-
Konz.
[µU/ml]
Zeit nach Beginn
einer Mahlzeit (h)
Bolli G.B., N.Engl.J.Med.1984 ;310: 1706
sc. Humaninsulin
Physiologische
Insulinsekretion
0 2 4 6 8 10
0
20
40
80
60
Drei Schwächen des Humaninsulins
– zu langsam Flexibilität
– zu wenig
– zu lang
Effektivität
Sicherheit
63. Dosiswirkungskurven bei
Humaninsulin
28 IE bei 70kg
3,5 IE bei 70kg
Gefahr
der
Hypoglykämie
Ohne Zwischenmahlzeiten: Gefahr der Hypoglykämie
Mit Zwischenmahlzeiten: Gefahr der Gewichtszunahme
aus Berger Diabetes mellitus 2000
64. Vorteile kurzwirksamer Insulinanaloga
► Mehr Flexibilität, bedarfsgerechte Angleichung des
Insulinbedarfes (schnellresorbierbare KH)
► Spritz-Ess-Abstand nur bei hohen BZ- Werten
notwendig
► postprandiale Applikation möglich
Verbesserung der Lebensqualität
Vorteile langwirksamer Insulinanaloga
• geringere nächtliche Hypoglykämie- Häufigkeit
(bessere Nüchtern- Blutzucker)
• geringere Tag zu Tag-Variabilität
--> besser kalkulierbare Wirkung ?
68. - Niereninsuffizienz: v.a. kein Metformin bei Krea-Clearance < 60 l/min.,
keine Sulfonylharnstoffe außer Gliquidon
- Schwere Leberinsuffizienz: nahezu alle OAD mit Kontraindikation
außer Acarbose, Byetta
- Magen- Darmerkrankungen: keine Acarbose, kein Byetta
- Herzinsuffizienz: ggf. kein Metformin (je nach Stadium),
keine Glitazone.
- Diabet. Folgesyndrome: Umstellung von oraler auf Insulintherapie, ggf.
Kombination (BOT, SIT), meist ICT am besten.
- Alkoholkrankheit: kein Metformin, Sulfonylharnstoffe nur, wenn
regelmäßige Nahrungszufuhr gesichert, ansonsten
bei Bedarf NovoNorm oder ICT.
Byetta eher nicht indiziert (chron. Pankreatitis !?)
Welcher Patient profitiert von welcher OAD- Therapie (2)
Vorerkrankungen:
70. Die Diagnose
Typ 2 Diabetes seit 10 Jahren
BMI 32
Nierenwerte normal
keine Folgeerkrankungen
HbA1c: 8,0 %
Angst vor Hypoglykämien im Nachtdienst aus
Erfahrung (3-Schichtdienst, sitzende Tätigkeit)
ICT mit Normal + Basal als bisherige Therapie
71. 71
Diskussion
Welche Besonderheiten sehen Sie bei
diesem Fall?
Worauf führen Sie den hohen
HBA1c-Wert zurück?
auf eine Fehlmessung
auf eine falsche Stoffwechseleinstellung
auf andere Faktoren
auf die Angst des Patienten vor Hypoglykämien
72. Was ist für Sie das Hauptproblem bei
diesem Fall?
dieSchichtarbeit des Patienten
der hohe HbA1c-Wert
die nicht an die Situation des
Patienten adaptierte Therapie
die hohen Blutzuckerspitzen
die Schlaflosigkeit des Patienten
Wie therapieren Sie diesen Patienten?
72
73. Die Therapie:
Therapie:
Frühdienst:
Spätdienst:
ICT-Schulung, Umstellung auf Humalog,
Basal belassen,
bei kurzen Pausen kein Spritz-Essabstand,
Flexibilität belassen
ebenso Basal 24 Uhr, auch bei Korrektur
weniger Überlappungsgefahr, weniger
Unterzuckerungen
Nachtdienst: Reduktion der Basaldosis um 50 %, kein
Spritz-Essabstand bei Pausen, am Tag Basal
50 %, da kürzere Schlafphase
HbA1c-Verbesserung auf 6,9 % und weniger Hypoglykämien
73
74. 74
Fallbeispiel 2:
57 jährige Patientin,
Einweisung in die Klinik zur Diabeteseinstellung
Anamnese:
seit 3 Monaten bekannter Diabetes,
bisherige Therapie OAD siehe Heft
Gewichtsabnahme von 23 kg/ 4 Monaten,
Durst, Polyurie, Müdigkeit, Leistungsfähigkeit
nachlassend
FA:
Vater Altersdiabetes; Tochter Schilddrüsenüberfunktion
84. Kosten des Typ 2- Diabetes in Deutschland
1998 (CODE-2-Studie)
Krankenhausaufenthalte
Medikamente
Ärztliche Behandlung
Arbeitsunfähigkeit
Sonstige
5 % Insulin
Liebl et al, DMW(2001),126;585-589
50 %
13 %
7%
27 %
3%
2 % orale Antidiabetika
Nicht an, sondern mit
Antidiabetika sparen !
88. UKPDS 10 year post trial
monitoring
Blutzucker Hypertonie
89. “Zu den Zielen einer guten
Diabetestherapie gehört der
ernsthafte Versuch, unter den
für den Patienten annehmbaren
Bedingungen, Blutzuckerwerte zu
erzielen, die denen von
Nichtdiabetikern so ähnlich wie
möglich sind “
Dr. Elliott Joslin, 1935