Themenabend “Management-Fetisch Dialog?!? Jeder sagt, er will ihn – aber kaum einer nimmt teil”
Die Forderung nach Dialog gehört zum guten Ton im Management und in der Kommunikation. Und inzwischen gibt es jede Menge Formate, die ihn organisieren sollen – von Townhalls über Blogs & Foren und weiteren Formen der Social Collaboration. Doch es gibt ein Problem: die Beteiligung. Selbst die, die ihn fordern, schalten – wenn’s losgehen soll – auf Durchzug. Die Erfolgsquote von sozialen Technologien beispielweise liegt bei lediglich 10 Prozent, sagt das Marktforschungsunternehmen Gartner. Ist die Dialogkultur nur eine Scheinveranstaltung, die Forderung nach Dialog nur eine Endlos-Schleife im „Bullshit-Bingo“, der sich kein Manager entziehen kann?! Tun die Führungskräfte und die Mitarbeiter nur so, also wollen sie den Austausch – und in Wirklichkeit wollen sie in Ruhe gelassen werden? Ist die Forderung nach Dialog nur ein Schutzschild gegen die Ansprüche von oben (oder von unten) – und es geht eigentlich nur darum, die andere Seite politisch korrekt ins Leere laufen zu lassen? Wir fragen: Was ist dran am Dialog? Wer will ihn und wer will ihn nur scheinbar – und mit welchen Zielen? Wann gelingt er, wann wird er zum Rohrkrepierer? Welche Rolle spielt das Management? Und was können Kommunikationsmanager tun, um Dialog zur ermöglichen und anzuschieben?
16. Tagung Interne Kommunikation: Der Dialog-Diskurs – Gaming the System?
1. Der Dialog-Diskurs – Gaming the System?
Auftaktveranstaltung „Management-Fetisch Dialog?!?
Jeder sagt, er will ihn – aber kaum einer nimmt teil“
Jörg Pfannenberg, scm Tagung Interne Kommunikation 2015
„Werte und Wandel, Führung und Formate“, Düsseldorf, 11. November 2015
4. Theorie, Emperie und Ideologie
Dialog-Formate in der Mitarbeiterkommunikation
Friedrich Schulz v. Thun:
Die vier Ohren des
Empfängers
Learning Pyramid:
„Wie Menschen lernen“
Jürgen Habermas, Theorie
des kommunikativen
Handelns
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5. Beteiligung nur bei mikropolitischen Benefits
Dialog-Formate in der Mitarbeiterkommunikation
vs.
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7. Die Strategie und das Handeln
Gaming the System
(Bitte auf das Bild klicken, um das Video zu starten) 7
8. Die diskursive Formation
Gaming the System
Gaming the system (auch gaming
the rules, milking the system, working
the system…): Benutzung der Regeln
und Prozesse eines Systems, die
eigentlich seinem Schutz dienen
sollen, um dieses System für die
eigenen Zwecke zu benutzen.
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(Bitte auf das Bild klicken, um das Video zu starten)
10. Der Dialog – Gaming the System
Thesen zur Diskussion
1 Das Bekenntnis von Managern
zum Dialog und seine Inszenierung
zielen nur darauf ab, die strate-
gischen Ziele der Unternehmens-
führung wirkungsvoll durchzu-
setzen – und ggf. die andere Seite
politisch korrekt ins Leere laufen
zu lassen.
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11. Der Dialog – Gaming the System
Thesen zur Diskussion
2 Alle Beteiligten – auch die
Mitarbeiter, die mitmachen –
wissen: Es geht gar nicht um den
freien Austausch von Meinungen
und die besten Argumente. Wer
mitspielt, will ebenfalls nur das
System Dialog nutzen, um seine
eigenen mikropolitischen
Interessen durchzusetzen.
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12. Der Dialog – Gaming the System
Thesen zur Diskussion
3 Weil alle Akteure und Betroffenen
inzwischen wissen, was es mit dem
Dialog in Unternehmen auf sich hat,
ist er in der Veränderungs-
kommunikation wirkungslos
geworden. Gesucht sind neue
Diskursformationen, die den
Reizschutz der Stakeholder erneut
durchbrechen können (z. B. gute
Unterhaltung mit Storytelling).
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Die Forderung nach Dialog gehört zum guten Ton im Management und in der Kommunikation. Und inzwischen gibt es jede Menge Formate, die ihn organisieren sollen – von Townhalls über Blogs & Foren bis hin zu Social Collaboration Platformen.
Doch es gibt ein Problem: die Beteiligung. Selbst die, die ihn fordern, schalten – wenn’s losgehen soll – auf Durchzug. Die Erfolgsquote von sozialen Technologien beispielweise liegt bei lediglich 10 Prozent, sagt das Marktforschungsunternehmen Gartner. Vgl. Direkt zur Geschäftsführung“ bei BSH in Deutschland: rd. 13.000 Mitarbeiter: Beteiligung an „Direkt zur Geschäftsführung“ Juli-November 2012: 13 Fragen, 4 Antworten, 34 Kommentare
Ist die Dialogkultur nur eine Scheinveranstaltung, die Forderung nach Dialog nur eine Endlos-Schleife im „Bullshit-Bingo“, der sich kein Manager entziehen kann?!? Tun die Führungskräfte und die Mitarbeiter nur so, also wollen sie den Austausch – und möchten in Wirklichkeit in Ruhe gelassen werden? Geht es womöglich nur darum, die andere Seite politisch korrekt ins Leere laufen zu lassen? Wir fragen: Was ist dran am Dialog? Wer will ihn und wer will ihn nur scheinbar – und mit welchen Zielen?
Prozesse wegen Korruption, Affären mit minderjährigen Frauen oder peinliche Auftritte in der Öffentlichkeit - kein Skandal schien ihm etwas anhaben zu können. Vier Mal hatte er bereits das Amt des italienischen Ministerpräsidenten inne.
Für Kritik sorgte auch immer wieder die Besetzung wichtiger Positionen innerhalb der Partei und der Regierung mit politisch unerfahrenen, aber gut aussehenden Damen, wie die Ernennung der hübschen Mara Carfagna zur Ministerin für Gleichstellungsfragen: Das politisch unerfahrene Showgirl hatte zuvor an Misswahlen teilgenommen, Aktfotos von sich machen lassen und als TV-Moderatorin im Fernsehen gearbeitet.
Auf insgesamt 30 beläuft sich die Anzahl der Prozesse, bei denen der Politiker unter Anklage steht oder stand. Die Anklagepunkte in diesen Prozessen sind hauptsächlich Bilanzfälschungen, Schmiergeldzahlungen und Richterbestechungen. Durch Amnesien, von ihm durchgesetzte Gesetzesänderungen oder Verjährungen entging er bisher jedoch immer einem Urteil und einer Strafe. Im Jahr 2003 erklärte er in einem Prozess: "Es ist richtig, dass alle vor dem Gesetz gleich sind, aber ich bin gleicher, weil mich die Mehrheit des Volks gewählt hat". Eine äußerst provokante Aussage, hallt darin doch der Spruch aus George Orwells Klassiker "Animal Farm" wider: "Some animals are more equal than other animals." So verabschiedete das italienische Parlament während seiner Amtszeiten zwei Immunitätsgesetze, die die höchsten politischen Würdenträger Italiens während ihrer Amtszeit vor Strafverfolgung schützen sollten. Beide Gesetze wurden aber vom italienischen Verfassungsgericht als verfassungswidrig erklärt.
Der Interessenkonflikt, der sich aus seiner Rolle als Medienunternehmer und Ministerpräsident des Landes, der auch die staatlichen Fernsehkanäle der RAI kontrollierte, ergab, wurde nie gelöst. Während seiner Regierungszeit verschwanden TV-Journalisten, die Berlusconi gegenüber kritisch eingestellt waren, auch aus dem staatlichen Fernsehen.
Text: „Ich bin der am meisten von der Justiz verfolgte Mensch aller Zeiten, der gesamten Menschheitsgeschichte, auf der ganzen Welt, denn ich hatte über 2.500 Anhörungen und da ich glücklicherweise beträchtliche Ersparnisse bei Seite legen konnte, war ich in der Lage, 200 Millionen Euro auszugeben um Berater und Richter zu bezahlen. Ähhh… ich meine Anwälte!“
Gaming the system (auch gaming the rules, milking the system, working the system…): Benutzung der Regeln und Prozesse eines Systems, die eigentlich seinem Schutz dienen sollen, um dieses System für die eigenen Zwecke zu benutzen. Laut dem amerikanischen Bankier James Rieley behindern Strukturen (sowohl explizite als auch implizite Richtlinien und Strukturen oder gesetzte Ziele und Modellvorstellungen) in Unternehmen und Organisationen den langfristigen Erfolg, sie hemmen die Performance eher, als ihnen zu nutzen. Denn Im Loop der Prozesse eröffnen sich Lücken, die fast zwangläufig zu Manipulationen führen. Die Lücken im Protokoll führen zu fehlgeleiteten Routinen, welche zu unbeabsichtigten Ergebnissen führen. Könnte der Dialog so ein Loop sein? Und welche Lücken werden von wem utilarisiert?
Der Interessenkonflikt, der sich aus seiner Rolle als Medienunternehmer und Ministerpräsident des Landes, der auch die staatlichen Fernsehkanäle der RAI kontrollierte, ergab, wurde nie gelöst. Während seiner Regierungszeit verschwanden TV-Journalisten, die Berlusconi gegenüber kritisch eingestellt waren, auch aus dem staatlichen Fernsehen. Die Frage, warum wurde er viermal von den Italienern gewählt? Auf das Corporate Life übertragen: Warum machen viele Mitarbeiter mit? Hinweise darauf gibt der folgende Ausschnitt aus einer Fernsehsendung. Bitte ersetzen Sie „Italia“ mit dem Namen Ihres Unternehmens, dann wird Ihnen Sprech – Inhalte und Diktion – bekannt vorkommen…
Text: „Herr Präsident, ich habe Ihnen ein Florett mitgebracht, um mit Ihnen die Klinge zu kreuzen. Es ist ein besonderes Florett. Ich habe darauf eingraviert „für den Präsidenten Silvio Berlusconi. Hochachtungsvoll, Die Staatspolizei.“ Und hier meine Unterschrift „Valentina Vezzali“.Ich bin sicher, dass mit Leuten wie dir und mir, die jeden Tag mit Mühe und Opfern üben und an wichtige Ziele glauben, wird Italien eines Tages auf Augenhöhe mit den anderen großen Ländern sein.“
„Nein, nein, ich kann das nicht, noch nicht einmal mit einer Blume.“
„Herr Präsident, ich würde Sie mich berühren lassen.“
„Repräsentiert sie Ihrer Meinung nach die italienische Schönheit?“ „Der Präsident enthält sich eines Urteils.“
„Ich habe auch die finnische Präsidentin hofiert. Da muss von allen verfügbaren Waffen Gebrauch gemacht werden. Deshalb habe ich meine Playboy-Künste entstaubt, die fast in Vergessenheit geraten waren, und habe ein paar Liebes-Werbungen angewendet.“