„Digitalisierung anders denken“. Digitalisierung der Landesverwaltung - mehr als „nur“ Softwareentwicklung? Mag. Georg Bartmann (Leiter Wirtschaft, Tourismus und Technologie).
1. Mag. Georg Bartmann
Gruppen- und Abteilungsleiter
Amt der NÖ Landesregierung
Abt. Wirtschaft, Tourismus und Technologie
Digitalisierung anders denken
Digitalisierung in der Landesverwaltung –
mehr als Softwareentwicklung
Den digitalen Wandel nutzen.
Für Land und Leute.
4. 4
Lineare vs. exponentielle Entwicklung
Trügerische
Enttäuschung
Disruptiver Stress
Chancen / Chaos / Staunen
Kurzweil 2015
5. „Eine Revolution findet nicht statt,
wenn eine Gesellschaft neue Technologien nutzt;
eine Revolution findet statt, wenn eine Gesellschaft
neue Verhaltensmuster annimmt.“
Clay Shirky
5
Digitale Revolution
7. Kooperation
• Kfz-Zulassung
• Private Kfz-Versicherungsgesellschaften erhalten Kompetenzen der Behörde
• Erhöhung der Servicestellen und Reduzierung der Aufwände für alle Beteiligten
Digitalisierung
• Elektronischer Rechtsverkehr
• Gesicherte papierlose Übermittlung von strukturierten weiterverarbeitbaren Daten von
Verfahrensbeteiligten zum Gericht und zurück
• Schnellere Prozessabläufe, Kostenreduktion und Vermeidung Fehlerquellen
Automatisierung
• Antragsloses Familiengeld
• Automatisierte behördenübergreifende Prozesse
• Bürgerzentrierte Vermeidung von Aufwänden in besonderen Lebenslagen
7
Verwaltung im Wandel – nichts Neues
8. E-Government wird genutzt
E-Government-Nutzung bei 74 Prozent
• 7 Prozent mehr al 2012
Zufrieden mit Online-Behördenwegen sind 64
Prozent
• 9 Prozent weniger als 2012
Der Wunsch nach mehr Angeboten:
• 70 Prozent wünschen sich Kfz-An- und Ummeldung
• 78 Prozent für die Ausstellung von Meldebestätigungen, das
An- und Abmelden des Wohnsitzes sowie
Namensänderungen im Internet
• Vier von zehn Österreichern wünschen sich Reisepass
online
• 38 Prozent für Online-Abwicklung von Wahlen
8
10. Gegründet Frühjahr 2017
Vernetzt, koordiniert und mobilisiert
Initiativen des Landes Niederösterreich
Bringt interne und externe Akteure
zusammen
Initiiert Leuchtturmprojekte der
Digitalisierung
10
Geschäftsstelle Digitalisierung
11. Digitalisierung innerhalb der Verwaltung in NÖ
Elektronischer Akt
seit 2004
bei allen Abteilungen und
Bezirkshauptmannschaften
LVWG, Landesrechungshof,
Patientenanwaltschaft
sowie bei politischen Büros
11
Akte sind elektronisch verfügbar
• vom Arbeitsplatz
• von unterwegs
Prozesse und Abläufe
• standardisiert
• parallelisiert
Raschere Abwicklung
4,2 Mio.
Akte
150 Mio.
Dokumente
12. Digitalisierung zum Kunden | E-Government
Online-Formulare
• 113 Formulare
• ca. 15 neue /Jahr
12
+34,15% Ø pro Tag 359
184.109
eingebrachte
Online-Anträge
2018
14. Digitalisierung
als Thema für
die Wirtschaft
...
Es braucht
mehr als die
Wirtschaft
8 thematische
Arbeitsgruppen
werden aktiv
Ergebnis
Masterplan
Digitalisierung
mit 92
Maßnahmen
Es braucht auch
die Verwaltung
Infrastruktur
Landwirtschaft
Arbeitsmarkt
Ausbildung
Gesundheit
Wissenschaft
Wirtschaft
Tourismus
Wirtschaft
Führungskräfte
der Landes-
verwaltung
identifizieren
relevante
Themen für die
Digitalisierung
6 Arbeits-
gruppen
werden aktiv
150 Mitarbeiter-
Innen der Landes-
verwaltung
erarbeiten in 6
Arbeitsgruppen
abteilungs- und
hierarchieüber-
greifend digitale
Lösungen
Digitalisie-
rungsstrategie
wird entwickelt
Forum
Digitalisierung I
Datennutzung
Digitale Services
Social Media
Führungskräfte
der Landes-
verwaltung
werden
eingestimmt auf
digi-contest
Leuchtturm-
Projekte
werden
umgesetzt
digi-contest
Alle
Organisationen
des Landes sind
eingeladen
digitale Ideen
einzubringen
2016 2017 2018 2019
Monitoring und Evaluierung
Digitalisierung Land Niederösterreich
Digitalisierungs
-Summit
Register und
Schnittstellen
Neue Technologien
Verwaltung neu
denken
Interdisziplinäres
Vernetzungstreffen
der 8
thematischen
Arbeitsgruppen
Vernetzungs-
plattformen
entstehen
Forum
Digitalisierung II
15. AG Register und Schnittstellen
AG Datennutzung
AG Digitale Services
AG Social Media
AG Verwaltung neu denken
AG Neue Technologien
15
Arbeitsgruppen verwaltungsintern
Teilnahmen an Workshops
48 Abteilungen + 17 BHs +
NÖ Agrarbezirksbehörde und
Universitätsklinikum St. Pölten
In Summe waren bei 22 Workshops
397 Teilnehmer
18. GIP.nö ist Datenbasis aller niederösterreichischen Verkehrswege.
• umfasst das gesamte Straßen-, Schienen- und Wegenetz in Niederösterreich
• überwindet Verwaltungsgrenzen mittels der Datenbasis
• visualisiert Daten, um von anderen Kartenanbietern unabhängig zu sein und
• macht die Daten allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich
Verkehrsauskunftssysteme, digitale Karten, Pendlerrechner etc. greifen
auf die laufend aktualisierten Daten zu
Von NÖ Leitzentralen der Blaulichtorganisationen verwendet
Daten sind in vielen Fahrplan- und Routingsystemen im Einsatz
• zB.: 28.000.000 Routenberechnungen auf AnachB.at
18
Niederösterreichischer Verkehrsdatenverbund
GIP.nö
19. analog dem Volksbegehrensgesetz 2018 des Bundes
• Abwicklung von Volksbegehren nur mehr elektronisch durchführen
Unterstützungserklärungen werden von einer der 573
Gemeindebehörden elektronisch erfasst und ins System eingespielt
alle berechtigten niederösterreichischen Bürgerinnen und Bürger können
ihre Unterstützungserklärungen via Handy-Signatur bzw. Bürgerkarte
abgeben
19
NÖ VVVG – Volksbegehren auf Landesebene
20. Künftig können Anträge zum Wohnzuschuss online eingebracht werden
Durch Authentifizierung mit Bürgerkarte sind einmal eingegebene Daten
bei nächsten Antragstellung automatisch wieder vorhanden
Die Daten sollen durch Verwendung von Registerabfragen automatisch
geprüft werden
Unterlagen können vom Antragsteller bzw. der Antragstellerin über neue
Anwendung hochgeladen werden
20
Onlineantrag für Bürgerinnen und Bürger im
Subjektförderungsbereich
27. Forum Digitalisierung 2019 27
Christian Korbel
Projekt: Virtuelle Ambulanz im
Landesklinikum Mauer - Abteilung
für Abhängigkeitserkrankungen
Doris Schober-Schütt
Projekt: Elektronischer
Flächenwidmungsplan (eFWP)
Georg Ramler
Projekt: noegis-mobile /
geoinformation micro apps für
Bürger und Bedienstete
Christina Riedl
Johannes Graf
Alois Nigl
Projekt: Digitalisierung der
Kontrollen zur Erleichterung der
amtstierärztlichen Tätigkeiten
4 Gewinner
Digitales
Arbeiten
Technologie zur
Veränderung
Gesundheit
Intelligente
Datennutzung
28. t(0)
present
t(+30 years)t(-30 years)
H I S T O R I C
D E V E L O P M E N T
p = 20%
B A C K C A S T T A R G E T I M A G E
normative
M A I N S C E N A R I O
Δ = “desirability gap“
F O R E C A S T I N G
B A C K C A S T I N G
A L T E R N A T I V E
S Z E N A R I O S
F O R E C A S T T A R G E T I M A G E
p = 60%
p = 20%
Percentage values are exemplary
Von der Zukunft aus in Szenarien planen
29. Ihr Ansprechpartner
Mag. Georg Bartmann
Gruppen- und Abteilungsleiter
Amt der NÖ Landesregierung
Abt. Wirtschaft, Tourismus und Technologie
3109 St. Pölten, Landhausplatz 1
Tel. 02742/9005/16157
post.wst3@noel.gv.at
29
Hinweis der Redaktion
Eine deutsche Professorin, die an einer chinesischen Uni arbeitet, geht in China bei rot über den Zebrastreifen. Innerhalb von 5 Minuten erhält Sie eine SMS von eine staatlichen Behörde mit sinngemäß diesem Inhalt: „Leider haben Sie den Zebrastreifen bei rot überquert, was man eigentlich nicht soll. Da sie keine chinesische Staatsbürgerin ist, bleibt das selbstverständlich ohne Konsequenzen. Dennoch wird sie höflich ersucht, sich an die Regeln zu halten und mit gutem Beispiel voranzugehen.“ … Gesichtserkennung von Video-Kameras > Zuordnung zu Person > automatisierte Information an private Nummer.
Source: Singularity, Deception of Linear vs Exponential, Ray Kurzweil, 2015
Animation entfernt.
“A revolution doesn’t happen when society adopts new tools. It happens when society adopts new behaviors.”
— Clay Shirky
Es ist also nicht Erfindung des Internets oder des Smartphones, das die Revulation manifestiert, es sind die Änderungen im Alltag der Menschen. Neue Arten zu Denken, miteinander umzugehen, zu kommunizieren, sich im öffentlichen Raum bewegen, Urlaube zu planen, neue Lebensziele, neue Ängste, etc.
Veränderungsprozess basierend auf digitalen Technologien
Gesellschaft
Wirtschaft
Staat
Auswirkungen
Sozialisationsprozesse
Informationsnutzung und Kommunikationsverhalten
Wirtschaft und Arbeitswelt
Politik und Verwaltung
Wissenschaft und Forschung
Artikel vom 22.11.2018
https://kurier.at/wirtschaft/ein-drittel-der-oesterreicher-wickelt-behoerdengaenge-online-ab/400331370
Vier von zehn Österreichern interagieren in etwa alle drei Monate mit Behörden. Ein Drittel davon führt die Behördenwege online durch, jeder Zweite entscheidet sich für eine persönliche Abwicklung. Zu diesen Ergebnissen kommt die EY-Studie Smart Country Österreich 2018. Dafür hat die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY mehr als 20 Führungskräfte aus Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung in Österreich persönlich in Form von qualitativen Interviews und 1000 Österreicher via Fragebogen befragt.
Zufrieden mit den Online-Behördenwegen sind 64 Prozent, das sind neun Prozent weniger als 2012. Trotzdem steigt die E-Government-Nutzung – von 2012 auf 2017 konnte ein Plus von 7 Prozent auf 74 Prozent erzielt werden. Die größten Barrieren bleiben dabei dieselben: An erster Stelle rangiert geringes Wissen über die bestehenden Angebote, gefolgt von der Anschaffung zusätzlicher Hardwareund mangelnder Durchgängigkeit.
Hindernisse
Während sich nur ein knappes Viertel (23 %) der Bürger angemessen über digitale Behördenwege informiert fühlt, schätzen Führungskräfte der Verwaltung ihren Informationsstand in Sachen Digitalisierung gut, wenn nicht sogar sehr gut ein.
Speziell ältere Bürger, die auf Online-Abwicklung setzen, geben an, bereits mit Problemen im Durchführungsprozess gekämpft zu haben. Ein Viertel aller Befragten ist bereits mehrmals auf Hindernisse gestoßen. Dabei werden vor allem zu wenig Erklärungen (55 Prozent), Systemausfälle (40 Prozent) und „unverständliches Beamtendeutsch“ (31 Prozent) als Gründe für Schwierigkeiten angeführt.
Datensicherheit
„Um künftig auf die Online-Erledigung von Behördenwegen zu setzen, muss der Wissensstand der Bürger ausgebaut werden. Je besser man informiert ist, desto eher vertraut man der digitalen Durchführung“, sagt Christoph Harreither von EY Österreich. Neben der geringen Verständlichkeit gilt die Frage nach der Datensicherheit als größtes Problem bei der Online-Abwicklung. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gibt an, Sorge um ihre Daten zu haben und sich unwohl dabei fühlen, ein „gläserner Bürger“ zu sein.
Der Wunsch nach mehr Angeboten für Online-Erledigung von Behördenwegen ist deutlich erkennbar, vor allem bei An- und Ummeldung ist das Interesse groß: 70 Prozent wünschen sich Möglichkeiten der digitalen Kfz-An- und Ummeldung, mehr als zweit Drittel (78 Prozent) empfinden es als relevant, die Ausstellung von Meldebestätigungen, das An- und Abmelden des Wohnsitzes sowie Namensänderungen künftig ins Internet zu verlagern. Vier von zehn Österreichern würden auch die Digitalisierung der Bürokratie rund um das Thema Reisepass begrüßen. Beim Thema Wahlen sind sich 38 Prozent einig, dass eine Online-Abwicklung von Vorteil wäre.
Budgetknappheit
Während die Bürger sich mehr Wissen rund um Online-Abwicklungen wünschen, zeigen sich die Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung grundsätzlich zufrieden mit dem derzeitigen E-Government-Angebot: Knapp die Hälfte der befragten Führungskräfte erachtet den Status der Digitalisierung in der österreichischen Verwaltung als sehr weit fortgeschritten, insgesamt bewerten bei weitem die meisten Experten den jetzigen Stand positiv.
Dennoch zeigt sich für deutlich über die Hälfte der Befragten ein großes Problem: Budgetknappheit. Die Ressourcen für Digitalisierungsprojekte sind nach Einschätzung vieler Führungskräfte im besten Fall genügend, um punktuelle oder Pilotprojekte durchzuführen, jedoch reichen sie für eine flächendeckende Ausrollung und ressortübergreifende Unternehmungen nicht aus.
Aus dem Wunsch der Bürger nach Digitalisierung resultieren geplante Veränderungen der öffentlichen Verwaltung: Bis April 2019 werden sukzessive die zehn wichtigsten Behördenwege über die Online-Plattform oesterreich.gv.at bzw. eine App abwickelbar sein. Das erste umfassende Projekt ist der „Babypoint“, durch den alle Amtswege rund um das Neugeborene digital erledigt werden können.
Reallabore als Testräume für Innovation und Regulierung
unter realen Bedingungen Erfahrungen mit digitalen Innovation sammeln
zeitlich und räumlich begrenzte Experimentierräume
neue Technologien und Geschäftsmodelle werden erprobt
die mit bestehenden Rechts- und Regulierungsrahmen nur bedingt vereinbar
Zweck der Reallabore:
Chancen und Risiken bestimmter Innovation zu lernen
Die richtigen regulatorischen Antworten zu finden
Bieten Erkenntnisgewinn des Gesetzgebers für künftige Regulierungen
Wie müssen Regelungen angepasst oder gestaltet werden?
Um Innovationen zur Anwendung zu bringen,
Gründungen von Startups zu erleichtern und
Wettbewerb zu fördern.
ohne notwendige Standards aufzugeben
Wollen wir alles Neue zulassen?
Oder was nicht mit gegenwärtigen Regulierungen zulässig ist verbieten?
Die Antwort liegt in den meisten Fällen irgendwo dazwischen
Entwicklung eines „smarten“ Rechtsrahmens
Reallabore zielen nicht auf Deregulierung oder Abbau von Sicherheits- und Schutzstandards
Im Gegenteil:
in vielen Bereichen, besteht Rechtsunsicherheit
sinnvolle Regelwerke müssen erst geschaffen werden
Gleichzeitig:
müssen wir bestehende Regeln - vor Jahrzehnten entstanden,
in Zeiten des digitalen Wandels häufiger als bisher in Frage stellen.
Reallabore können helfen, einen geeigneten Rechtsrahmen zu entwickeln, ohne sinnvolle und notwendige Standards zu opfern.
Testen oder Aussetzen des Vollzugs von Gesetzen bzw. Gesetzesteilen für definierten Zeitraum und Ort.
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Labor#/media/File:Justus_von_Liebigs_Labor,_1840.jpg