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AUKTION IBID 118
Bieten: 16. bis 30./31. März. Vorbesichtigung: 18.–23. März, 10–18 Uhr
Gemälde,ZeichnungenGrafikAlterMeisterdes19.Jhs.
SchweizerKunst,BücherAutographen,HermèsCarrés
Schmuck,Möbel,Uhren,Varia,Porzellan,Silber
IBID AL
TEGRAFIKZEICHNUNGEN
Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021
IBID BÜCHER  AUTOGRAPHEN
Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021
IBIDMÖBELUHREN
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBIDVARIASKULPTUREN
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBIDSLG.BACKMODEL
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBID HERMÈS CARRÉS
Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021
IBID PORZELLAN
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBID SILBER
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBID SCHMUCK
Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021
IBID GEMÄLDE
Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021
IBID SCHWEIZER KUNST
Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021
AUKTIONSPROGRAMM
AUKTIONEN MÄRZ 2021 (A196  IBID 118)
TEPPICHE
Donnerstag,25.März2021,10.30 Uhr
Lot 1401 – 1480
MÖBEL, PENDULEN,
SKULPTUREN, SILBER, PORZELLAN
Donnerstag,25.März2021,13.30 Uhr
Lot 1001 – 1275
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66 
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
Auktion: 25. März 2021
DECORATIVE ARTS
MÖBEL, UHREN, SILBER  PORZELLAN
DECORATIVE
ARTS
A196
MÄRZ
2021
BÜCHER  AUTOGRAPHEN
Mittwoch, 24. März 2021, 14.00 Uhr
Lot 101 – 363  501 – 527
MÄRZ
2021
Auktion: 24. März 2021
BÜCHER, BUCHMALEREI  AUTOGRAPHEN
BÜCHER,
BUCHMALEREI

AUTOGRAPHEN
A196
ALTE GRAFIK
Freitag, 26. März 2021, 10.00 Uhr
Lot 3601 – 3641
ZEICHNUNGEN
Freitag, 26. März 2021, 10.30 Uhr
Lot 3401 – 3486
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Freitag, 26. März 2021, 14.00 Uhr
Lot 3001 – 3078
GEMÄLDE DES 19. JH.
Freitag, 26. März 2021, 16.00 Uhr
Lot 3101 – 3170
Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66 
office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch
A196
MÄRZ
2021
GEMÄLDE
ALTER
MEISTER
UND
DES
19.
JH.,
ZEICHNUNGEN
UND
ALTE
GRAFIK
Auktion: 26. März 2021
GEMÄLDE ALTER MEISTER  DES 19. JH.
ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK
Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz
VORBESICHTIGUNG
Do. 18. bis Di. 23. März 2021, 10–18 Uhr
Koller Auktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und
einen Schätzwert von mind. € 1000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbestand des Registers individuell abgeglichen.
EURO-Schätzungen
Die Schätzungen in Euro wurden zum Kurs von 1.08 umgerechnet und auf zwei Stellen gerundet, sie dienen nur zur Orientierung.
Verbindlich sind die Angaben in Schweizer Franken.
Decorative Arts		  S. 1
Teppiche		  S. 193
Adressen 		  S. 218
Auktionsbedingungen 		  S. 226
Auction Conditions		  S. 228
Conditions de vente aux enchères		  S. 230
Auktions-Auftrag		  S. 232
AUKTIONEN
Hardturmstrasse 102
8031 Zürich, Schweiz
Zusätzliche Informationen und Abbildungen:
www.kollerauktionen.ch
Decorative Arts
Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
AUKTION
Donnerstag, 25. März 2021, 13.30 Uhr
VORBESICHTIGUNG
Donnerstag 18. bis Dienstag 23. März 2021, 10–18 Uhr
English descriptions and additional photos:
www.kollerauctions.com
Sabine Neumaier
Porzellan  Fayence
Head of department
Tel. +41 44 445 63 12
neumaier@kollerauktionen.ch
Jean-Pierre Dalla Vedova
Art Déco
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dallavedova@kollerauktionen.ch
Corinne Koller
Silber
Head of department
Tel. +41 44 445 63 22
ckoller@kollerauktionen.ch
Hannah Wepler
Silber
Tel. +41 44 445 63 62
wepler@kollerauktionen.ch
Stephan Koller
Möbel  Dekorationen
Head of department
Tel. +41 44 445 63 20
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Giordana Schmid
Möbel  Dekorationen
Tel. +41 44 445 63 52
schmid@kollerauktionen.ch
| 2
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1001
FRAGMENT EINES KIRCHEN-
FENSTERS
Wohl Schweiz, gotisch, 14./15. Jh.
Darstellung zweier Männer, der eine mit
kronenartiger Kopfbedeckung. Blat-
trankenwerkdekor, in den oberen Ecken
zwei Rundfenster mit Butzenscheiben
angedeutet. In Holzrahmen. 33 x 38 cm.
Notbleie und Ergänzungen. Sprünge.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 930 / 1 390)
1002
HEILIGE DOROTHEA VON KAPADOKIEN
Spätgotisch, Franken, um 1500. Linde geschnitzt, verso gehöhlt
sowie mit Resten der Fassung und Vergoldung. Die Heilige mit
Blumen bekränztem offenem Haar steht leicht im Kontrapost und
hält in der einen Hand einen mit Blumen gefüllten Korb. H 86 cm.
Ergänzungen am Saum der Gewandfalten. Finger der einen Hand
unvollständig, Daumen der anderen sowie Teil des Korbhenkels
ergänzt.
Die Heilige Dorothea wurde beim Gang zur Enthauptung von dem
heidnischen Juristen Theophilus verspottet, sie solle aus dem
Paradies Blumen und Blüten mitbringen. In dem Moment erschien
ein Engel in Form eines Knaben mit einem Korb voll Blumen und
Früchten. Theophilus bekehrte sich und bekannte sich umgehend
zum christlichen Glauben. Der Korb mit Blumen und Früchten gilt
daher als Attribut der Heiligen Dorothea. Seltener sind Darstellun-
gen der Heiligen mit Knabe und Korb.
CHF 7 000 / 12 000
(€ 6 480 / 11 110)
| 3
1003
SPÄTGOTISCHE EISENUHR
Deutschland oder Italien, 16./17. Jh. Offenes
Werk mit hintereinander liegendem Geh- und
Schlagwerk. Die schmalen Eckpfeiler schräg
gestellt und mit Nasen, bekrönt von Fialen mit
Kreuzblumen. Durchbrochener Glockenstuhl mit
Blüten besetzt. Zifferblatt bemalt mit Darstellung
der Heiligen Katharina, darunter Sonne und Mond.
Werk mit Spindelgang auf Radunruh, Schlagwerk
mit Schlossscheibe, Stundenschlag auf Glocke.
13 x 13 x 36 cm.
Einige Reparaturen und Ergänzungen. Bemalung
überarbeitet.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 700 / 5 560)
1004
HEILIGE FAMILIE
Spätgotisch, Flandern um 1500. Eiche geschnitzt, verso geflacht
sowie später gefasst. Maria thronend, das Kind mit Segensges-
tus steht auf ihrem Schoss. Hinter den beiden steht Joseph. Auf
assortierter Konsole mit Blattdekor. Figur: H 36 cm.
Spätere Fassung. Fehlstellen.
Provenienz: Schweizer Privatsammlung.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
| 4
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1005*
SELTENE GEFASSTE HAUSUHR MIT MOND-
PHASE UND AUTOMAT
Renaissance, Süddeutschland oder Strassburg, zweite
Hälfte 16. Jh. Geschlossenes rechteckiges Eisengehäu-
se, bemalt sowie mit vergoldeten Profilen und Applikati-
onen. Oben allseitig mit bogenfömigen Segmentaufsät-
zen, die Ecken mit gotischen Phiolen sowie Blattvoluten
besetzt. Bemaltes Fronton mit zwei übereinander
liegenden Zifferblättern, oben mit Monat- und Tagan-
zeige sowie den Sternzeichen, darunter mit römischen
Stundenzahlen. Die Ecklösungen teils mit Engeln bemalt.
Im Bogensegment des Kranzes Anzeige der Mondphase
mittels einer drehenden Kugel sowie plastische Köpfe
eines Königs und einer Königin als Stundenrufer. Die Tü-
ren bemalt mit Allegorien der Weisheit bzw. wohl mit dem
Besitzer mit Uhr. Die Bogensegmente mit Engeln bemalt.
Eisenwerk mit äusserst dekorativen Ecksäulen. Drei hin-
tereinander liegende Werke; Gehwerk mit Spindelgang
und Radunruh sowie zwei Schlagwerke für Schlag auf
zwei Glocken. Auf der Rückseite vermerkt: Restauriert
Anno 1983 F.K. 16 × 18 × 45 cm.
Bemalung wenig retuschiert.
Schöne Eisenuhr mit äusserst sorgfältig ausgeführtem
Eisenwerk, teils noch mit retardierenden gotischen
Elementen. Eine etwas einfachere, jedoch in vielen
Details vergleichbare Uhr, die um 1620 datiert wird,
ist abgebildet bei: Fridolin Staub, Eine Sammlung alter
Uhren, Gipf-Oberfrick 2000, Nr. 91, S. 66. Eine aussen
fast identische Uhr befindet sich im Württembergischen
Landesmuseum Stuttgart. (Johann Willsberger, Zauber-
hafte Gehäuse der Zeit, Die Schönsten Uhren aus sechs
Jahrhunderten, Düsseldorf und Wien 1974.)
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 5
1006*
SCHÖNE TISCHUHR MIT WECKER
Süddeutschland oder Schweiz, Renaissance um 1540–70. Bronze
und Kupfer reliefiert, geätzt sowie mit originaler Feuervergoldung.
Die Wandungen des quadratischen Gehäuses reliefiert mit Jagd-
darstellungen, wohl Kaiser Karl V mit höfischer Jagdgruppe, die
Ecken mit Dreiviertelsäulen und korinthischen Kapitellen akzentu-
iert, im unteren Bereich mit Akanthusblatt verziert und in Tatzen-
füssen endend. Durchbrochen gearbeiteter, vergoldeter Boden
mit Ätzdekor. Vergoldetes Zifferblatt graviert mit Ranken sowie
zwei Zifferringen mit arabischen und römischen Zahlen. Zentrale
Weckerscheibe. Eisenzeiger. Kompaktes Werk mit Spindelgang
und Stundenschlag auf Glocke. Das Weckerwerk in der Glocke
plaziert. 12 × 12 × 7 cm.
Reparatur an der Hammerfeder. Feder des Schlagwerks fehlt.
Federbremse entfernt. Die Eckzierden am Zifferblatt fehlen.
Vergoldung berieben.
Diese Tischuhr besticht durch den ausserordentlich schönen,
gegossenen, gravierten und vergoldeten Dekor der Wandun-
gen, die umlaufend eine wohl königliche Hirschjagd darstellen,
vermutlich nach einer Stichvorlage. Über den Jagddarstellungen
sind in Kartuschen kleine Köpfe von Raubkatzen bzw. eines Königs
dargestellt. Die nach unten leicht ausschwingenden Ecksäulen
mit Akanthusblatt, die in Tatzenfüsse übergehen, verleihen der
Uhr eine gewisse Eleganz. Die schöne Ausführung dieser Arbeit
und die Qualität der Feuervergoldung deuten auf die Herkunft aus
einem der grossen Zentren für die damalige Gold- und Silber-
schmiedkunst wie Nürnberg oder Augsburg.
CHF 5 000 / 8 000
(€ 4 630 / 7 410)
| 6
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1007
ALLIANZWAPPENSCHEIBE VON
HANS ULRICH VON HINWIL UND
KATHARINA VON WESTERSTETTEN
Schweiz, datiert 1566. Die beiden Wappen mit Helm und
Helmzier in Renaissance-Säulenrahmung. Das Oberbild
zeigt zwei Ritter wohl nach einem Kampf, der eine am
Boden liegend, der andere (wohl der Scheibenstifter)
empfängt von einer Dame einen Kranz. Dazwischen zwei
Knappen, die Pferde haltend. Unter dem Wappen eine
Inschrift: Hans Ulrich Von Hinwill dyser Zeit Vogte zu
Gotlieben Kattarina Von Hinwill Geborne Von Wes-
terstetten 1566. 33 x 23 cm.
Notbleie und Sprünge.
Hans Ulrich von Hinwil (1540 – 1588), der letzte Vertreter
seines Geschlechts, war Besitzer der kiburgischen Lehen
um Winterthur. Lit.: Jürg Bretscher. Jahrbuch Schweizer
Archiv für Heraldik. 1976. Inv. Nr. RG 2. Mit Abbildung der
Scheibe.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 390 / 2 310)
1008
ALLIANZ-WAPPENSCHEIBE KASPAR MANGELT
SUSANNA ROTHIN SEIN ELICHE HAUSFROUW
Schweiz, datiert 1602. Im unteren Drittel eine runde zentrale
Wappenkartusche mit Monogramm NAM mit Helm und Helmzier,
darüber eine Person mit dem Buchstaben N. Darunter drei weitere
Wappen mit Helm und Helmzier. Darüber figurative Darstellung
mit einer nackten Frau, zwischen zwei Schriften. Seitliche Säulen-
architekturen mit Karyathiden. Drei Oberbilder mit Darstellungen
einer Kreuzgruppe zwischen der Anbetung der Hirten sowie
der Anbetung der Heiligen Drei Könige. In den unteren Ecken
Kartuschen mit Bezeichung: Kaspar Stammer bzw. Maister zu...
Madoner. Holzrahmen. 37 × 28,5 cm.
Diverse Notbleie, kleinere Sprünge.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 930 / 1 390)
1009
TRUHE SOG. CASSONE
Renaissance, Italien, 16. Jh. Holz und
Stukko reliefiert mit Fabelwesen und
Tierköpfen sowie vergoldet. Rechtecki-
ger Korpus mit Klappdeckel auf gerader
Zarge und Konsolfüssen. Die Zarge mit
zwei Wappenkartuschen, die vier Ecken
mit Fabelwesen besetzt. Innen später
ausgebaut mit Fächern sowie bemalt.
1 Schlüssel. 91 × 47 × 58 cm.
Mehrere Restaurierungen und Ergän-
zungen, zum Teil verstärkt. Fehlstellen.
Vergoldung stark angelaufen.
CHF 5 000 / 8 000
(€ 4 630 / 7 410)
| 7
| 8
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1010
WECHSLERTISCH
Gotisch, wohl Graubünden, 16./17. Jh. Na-
delholz mit Flachschnitzereien in Form von
Blattranken. Rechteckiges aufklappbares
Blatt auf kastenförmiger Zarge und durch
zwei Stege verbundenen Wankenbeinen
mit Jochfüssen. Das Blatt öffnend auf
Fach mit Einteilung (später) für Schubladen
(fehlen). Eisenbeschläge. Zu restaurieren.
101 × 85 × 78 cm.
Ein Fuss und Wangenoberteile teils
ergänzt. Kratzer und Wurmgänge.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
1011
REICH GESCHNITZTES DEUX CORPS
Renaissance, Frankreich, Burgund oder Rhônetal um 1600.
Nussbaum reich und fein geschnitzt mit Löwenköpfen, Früchte
und Blätterfestons, teils von Händen gehalten, Palmetten und
Rosetten, Jagdszenen und Adlern. Rechteckiger Korpus mit wenig
vorkragendem geradem Kranz auf gerader profilierter Zarge
und Vierkantfüssen. Front mit doppeltürigem Oberteil über zwei
Schubladen sowie doppeltürigem Unterteil. Die vier Türfüllungen
mit Darstellungen von vier Kaisern zu Pferd vor Stadtansichten.
Bezeichnet Nero Augustus, Avi Vitellus Augustus, Tiberius Cesar,
Claudius Caes. Eisenbeschläge. 3 Schlüssel. 152 × 64 × 190 cm.
Kleinere Ergänzungen und Fehlstellen.
Der Schrank steht in einer Folge von mehreren französischen
Aufbauschränken, welche die Thematik antiker Helden, vielfach
der römschen Caesaren sowie anderer Herrscher aufnehmen.
Das Thema geht unter anderem zurück auf die in der Zeit starke
Rezeption von Suetons Bücher über Leben der Cäsaren (De vita
Caesarum), das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mehrfach in
neuen Editionen übersetzt und durch Stichfolgen von Philppe Gall,
Nicolas de Bruyn, Hubert Goltzius und andere illustriert wurden.
Man darf davon ausgehen, dass auch die Darstellungen der
Cäsaren auf diesem Schrank auf Stichvorlagen zurückgehen. (Vgl.
Thirion Jacques. Les cavaliers de l‘histoire ancienne dans le cécor
du mobilier de la Renaissance. In: Bulletin de la Société Nationale
des Antiquaires de France, 1967. S. 171-185.)
Ein im Dekor sehr ähnlicher Schrank aus der Sammlung Bru-
no Perrier, der einem Atelier in Avignon um die Zeit 1610-20
zugewiesen wird, wurde von Ader Tajan Paris, 6. April 1992 unter
der Katalognummer 46 versteigert. Ein aus Lyon stammender
Schrank, der in der Form viel schlichter ist und das Motiv der Herr-
scher auf den Türkassetten etwas variiert zeigt, steht im Museum
für angewandte Kunst Köln.
Vgl. Edla Colsman. Möbel. Gotik bis Jugendstil. Köln 1999. Nr. 54,
S. 98. Weitere vergleichbare Schränke bei: Édith Mannoni. Mobilier
Provençal. Paris 1995. S. 19 und 20.
CHF 5 000 / 9 000
(€ 4 630 / 8 330)
| 9
| 10
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1012*
SILBERSCHALE
Hamburg, um 1670. Meistermarke Johann Brockmer. Grosse
Schale auf drei Kugelfüssen. Der Rand mit getriebenen und zise-
lierten Blüten, wie Tulpen, Narzissen, Nelken, Anemonen usw.
D 33 cm. 460 g.
Provenienz:
- Privatsammlung Gernsbach i.B.
- Kunsthandel Helga Matzke, München, 1991.
- Deutsche Privatsammlung.
Diese grosse, runde und dekorativ geschmückte Silberschale
stellt ein charakterliches Prunkstück der barocken Silberschmie-
dekunst dar. Eine Verwendung eines rein repräsentativen Zwecks
liegt nahe, in diesem Fall wohl als Ertrogschale zum Laubhütten-
fest, bei dem verschiedene Varietäten auf der Schale angerichtet
wurde. Der nicht verzierte Spiegel ist – soweit ersichtlich – das
Ergebnis einer neuzeitlichen Restaurierung. So dürfte auch dieser
Teil ursprünglich verziert gewesen sein.
CHF 6 000 / 12 000
(€ 5 560 / 11 110)
1013
TEILVERGOLDETER MESSKELCH
wohl um 1600. Auf sechspassigem Fuss mit durch-
brochenem Rand. Gequetschter Kissennodus
mit gefassten roten Steinen. Konische Kuppa mit
bombierter Fassung und durchbrochenem, um-
laufendem Fries. Fuss mit eingraviertem Wappen
mit Helmzier. H 22,2 cm. 505 g (exkl. innenseitiger
Holzstiel).
CHF 1 400 / 2 200
(€ 1 300 / 2 040)
| 11
1014*
SCHATULLEMITSILBER-UNDGOLDFADENSTICKEREI
Renaissance, Italien, wohl Florenz, 16./17. Jh. Holz geschnitzt mit
Perl- und Schuppenfries sowie vergoldet. Rechteckiger Korpus
mit leicht vorstehenden Klappdeckel auf gerader leicht profilierter
Zarge und Tatzenfüssen. Die vier Ecken mit Akanthusblatt be-
schnitzt. Drei Seiten und Deckel belegt mit Silber- und Goldfa-
denstickerein in Form von Blättern, Ranken und Blüten auf grünem
Samtfond. Rückseite beklebt mit bedrucktem floral gemusterten
Papier (wohl später). Innen eingeteilt mit mehreren Fächern sowie
später grün bemalt. 1 Schlüssel. B 47 cm, T 37 cm, H 27 cm.
Diverse Fehlstellen an Holz und Stickerei.
CHF 18 000 / 25 000
(€ 16 670 / 23 150)
| 12
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1015
EINZEIGRIGE TÜRMCHENUHR
MIT RADUNRUH UND WECKER
Renaissance, Süddeutschland, wohl Augsburg, das Werk datiert
1634. Kupfer und Bronze teils getrieben, graviert und punziert
sowie feuervergoldet. Rechteckiges architektonisch gegliedertes
Gehäuse auf profiliertem und gestuftem quadratischem Sockel
und Quetschfüssen. Die Ecken des Gehäuses mit Dreiviertel-
säulen und Kompositkapitellen. Kuppelförmiger Glockenstuhl
mit durchbrochener Balustrade, bekrönt von Baluster. Die Ecken
ebenso mit Balustern besetzt. Allseitig graviert und punziert mit
Blumen, Ranken und Voluten sowie Schuppen. Front mit versilber-
tem und teils emailliertem Zifferblatt, römische Stundenzahlen I
- XII und arabische 13 - 24. Weckerscheibe. Die Rückseite mit teils
emailliertem Zifferblatt, Dekor von Blattranken und Paradiesvogel,
für die Einstellung des Schlagwerks. Eisenwerk in Pfeilerbauweise,
Spindelgang auf Radunruh. Halbstundenschlagwerk auf Glocke.
Kleines Weckerwerk auf Glocke. Aufzug über Schneckenrad, das
Gehwerk mit Kette, das Schlagwerk mit Saite. In der Kuppel späte-
re Vorrichtungen zur Arretierung von Schlagwerk und Wecker.
16 x 16 x 32 cm.
Eventuell zwischenzeitlich umgebaut auf Vorderpendel.
Neben dem schönen Gehäuse mit dem getriebenem, gravierten
und punzierten, für die Zeit um 1620 charakteristischen Dekor
weist diese Uhr auch ein sehr fein gearbeitetes Werk auf, mit qua-
dratischen Ständern, die Platine des Weckerwerks geschnitten
mit Blätterdekor. Die Qualität der Arbeit weist auf einen Ursprung
in Augsburg hin. Eine Türmchenuhr mit sehr ähnlichem Dekor,
aber mit unterschiedlichem Glockenstuhl, das ebenfalls als Augs-
burger Arbeit bezeichnet und um 1620 datiert wird, ist abgebildet
bei: Karl-Ernst Becker und Hatto Küffner, Battenberg Antiquitä-
ten-Kataloge, Uhren, München 1978, S. 73, Nr. 19.
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
| 13
| 14
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1016*
GROSSER DECKELHUMPEN
Hamburg 1642. Meistermarke Hans Lambrecht III. und preussi-
scher Steuerstempel. Silber gegossen, getrieben, ziseliert und
teilvergoldet. H 31 cm. 3890 g.
Provenienz:
- Sammlung U. und M. Bey, Hamburg.
- Galerie Neuse, Bremen 1989.
- Hamburger Privatsammlung.
Ausstellung:
Hamburg 1966, Altes Tafelgerät. Sammlung Udo und Mania Bey,
Sonderausstellung des Altonaer Museums, 11. Mai bis 19. Juni
1966; Nr. 28.
Literatur:
- Ausst.-Kat. Altes Tafelgerät. Sammlung Udo und Mania Bey,
hrsg. v. Manfred Meinz und Altonaer Museum, Hamburg 1966,
Kat.-Nr. 28 (mit Abb.).
- Erich Schliemann: Die Goldschmiede Hamburgs, Hamburg 1989,
Bd. II, S. 105, Nr. 9.
- Ausst.-Kat. Silber, Galerie Neuse, 1994, S. 21-22.
Vorliegender prachtvoll gestaltete Deckelhumpen ist eine Ba-
rockarbeit des Hamburger Goldschmieds, Hans Lambrecht III. Er
gehört einer in drei Generationen lebenden Goldschmiedefamilie
an, die während der Blütezeit der Hamburger Goldschmiedekunst
im 17. Jahrhundert tätig waren und, deren Werke wesentlich dazu
beigetragen haben, das Ansehen der Hamburger Goldschmiede
zu prägen. Er lernte bei seinem Onkel Hinrich Lambrecht und
wurde 1630 zum Goldschmiedemeister ernannt. Nebst Auf-
tragsarbeiten für den Senat seit 1637, sind auch Bestellungen von
Gottorper Hof (1639–66) und dem schwedischen Königshaus
(1665) bekannt.
Unterschiedlichen Quellen ist zudem zu entnehmen, dass eine
beachtliche Zahl der Arbeiten des Hamburger Goldschmieds
nach Moskau exportiert wurden. So gelangte eine Gruppe Ham-
burger Arbeiten zum Kreml, während der Verhandlungen über die
russische-dänische dynastische Verbindung, die zwischen Prinz
Waldemar und der Grossfürstin Irina von Dänemark geplant war,
jedoch nie stattfand. Weiter gab Prinz Waldemar Christian von
Dänemark (1603–47) zwei Humpen bei Lambrecht III. in Auftrag,
die er dem russischen Zaren Michail Fedorowitsch (1596–1645)
als Geschenke überreicht haben soll.
Entsprechend liegt die Vermutung nahe, dass dieser prachtvoll
gestaltet und für jene Zeit in ungewöhnlicher Grösse und schwer
gearbeitete Prunkhumpen, nicht einfach ein übliches Diplomaten-
geschenk ist, sondern viel mehr eine kostbare Aufmerksamkeit
des Dänenprinzen an den russischen Zaren darstellt.
In Treibarbeit sind Fuss und Deckel mit Blattwerk und Masken
geschmückt, während eine zentrale in den Deckel eingelassene
Plakette mit Darstellungen der Venus, Mars und Amors geziert
ist. Ein Relief mit der Darstellung eines Lapithen und Kentauren-
kampfs ummantelt die Wandung des Deckelhumpens und ist
der griechischen Mythologie entlehnt. Es verweist wohl auf die
Hochzeit von Pelrithoos, dem Lapithenkönig, während der der es
zum Kampf zwischen Kentauren und Lapithen kam, nachdem sich
einer der Kentauren – berauscht durch den süssen Wein –an der
Braut vergreifen wollte. Peirithoos und Theseus gingen als Sieger
über die Kentauren hervor und schworen sich ewige Freundschaft.
Der dramatische Schwung und Dynamik in der Szene lassen auf
eine mögliche Beeinflussung durch die Malerei von Peter Paul Ru-
bens deuten. Zwar dürfte Lambrecht III. wie in den meisten Fällen,
eine graphische Vorlage gedient haben, doch bestand die Schwie-
rigkeit für den Goldschmied darin, die Komposition aus der Fläche
in ein Hochrelief zu arbeiten, was Lambrecht III. in hervorragender
Weise bei diesem Schmiedekunstwerk gelungen ist. (Vgl. hierzu:
Der Raub der Hippodamia, Öl auf Leinwand, 182 × 290 cm, Museo
del Prado, Inv.-Nr. P001658)
CHF 90 000 / 140 000
(€ 83 400 / 129 630)
| 15
| 16
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1017*
DECKELSCHÜSSEL
Hamburg 1673/74. Meistermarke Johann Timme. Silber getrie-
ben, ziseliert und überwiegend feuervergoldet. Auf drei gestielten
Kugelfüssen in Form von Granatäpfeln. Sowie zwei gegossenen
Knorpelwerkhenkeln. Deckel leicht gewölbt und mit drei Grana-
tapfelkugeln besetzt. Schalen- und Deckelwandung mit einem
getriebenen Dekor, aus Blütenzweigen und darin sitzenden
Vögeln. H 20 cm. D (ohne Henkel) 24 cm. 2120 g.
Provenienz:
- Edmund J. Kratz Kunsthandel, Hamburg 1992.
- Hamburger Privatsammlung.
Vorliegende Goldschmiedearbeit von Jochim Timme lässt sich
dem Typ einer Branntwein- bzw. Hochzeitsschale zuordnen.
Prachtvoll verziert mit einem getriebenen Dekor aus Granatäp-
feln, sowie mit weiteren der Flora und Fauna entnommenen
Motiven, weist die Schale auf ihrer Unterseite in den wesentlichen
Zügen das deutsche Wappen des Reichsfürsten Grigori Potemkin
(1739–1791), dem Vertrauten und langjährigen Geliebten der
russischen Zarin, Katharina der Grossen (1729–1796), auf.
Im März 1776 wurde Potemkin vom Habsburger Kaiser Joseph II.
zum Fürsten des Heiligen Römischen Reichs ernannt. Möglicher-
weise wurde ihm diese Schale als Geschenk zur Ernennung zum
Deutschen Reichsfürsten übergeben. Kleine Abweichungen im
Potemkin`schen Fürstenwappen lassen sich wohl darauf zu-
rückführen, dass der Graveur den Auftrag vor der Reichsfürsten
Ernennung erhalten hatte.
CHF 40 000 / 70 000
(€ 37 040 / 64 810)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1018*
GROSSER MÜNZPOKAL
Hamburg 1681–1688. Meistermarke Heinrich von Dort.
Silber gegossen, getrieben, ziseliert und teilvergoldet.
H 54 cm. 1850 g.
Provenienz:
- Fürstl. Hohenzollernsches Museum, Sigmaringen (am
Boden graviert 10 = Inv.-Nr. Königszimmer 10).
- Sothebys 1999.
- Fritz Payer Kunsthandel, Zürich,
- TEFAF, Maastricht 2000.
- Hamburger Privatsammlung.
Literatur:
Erich Schliemann: Die Goldschmiede Hamburgs, Ham-
burg 1989, Bd. II, S. 241, Nr. 1 sowie Bd. III, S. 112, Nr. 233
(mit Abb.).
Auf einem hohen, gekehlten und aufgezogenen Glo-
ckenfuss, sitzt ein Bacchusknabe, der in seiner rechten
Hand eine Schenkkanne und in seiner linken Hand eine
Trinkschale hält. Über seinem Haupt ist eine Kuppa,
bestehend aus einem halbkugeligen Unterteil, einem
zylindrischen und leicht geschweiften Mittelstück und
einer ausgebuckelten Mündungszone besteht. Der
Deckel führt die Buckelform fort und endet in seiner spitz
aufgezogenen Mitte in einer Kugel mit einem darauf ste-
henden Putto mit Horn. Die Wandung, Kuppa und Deckel
des Pokals sind ringsum mit unterschiedlichen Münzen
geschmückt: Deutsche Silbermünzen des 17. Jahrhun-
derts, 2/3 Taler, polnische Gulden und eine Medaille.
Diese Art von Dekoration ist für Hamburger Silber-
schmiedearbeiten eher atypisch, da es Hamburger
Silberschmieden grundsätzlich verboten war, Silbermün-
zen einzuschmelzen oder anderweitig zu verarbeiten,
da sie rein dem allgemeinen Wirtschaftsverkehr dienen
sollten (vgl. hierzu Bernhard Heitmann, Hamburger
Silber. Die Meister und ihre Arbeiten vom späten 16. bis
ins 19. Jahrhundert. In: Erich Schliemann, Bd. I., S. 19 ff.).
Entsprechend geht man davon aus, dass es sich bei den
bekannten Ausnahmestücken, um besondere Auftrags-
arbeiten wie beispielsweise Diplomatengeschenke oder
auch Geschenke zu einem besonderen Anlass handelt.
CHF 80 000 / 140 000
(€ 74 070 / 129 630)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1019
WAPPENSCHEIBE DES HANS JAKOB BÄR
Zürich, datiert 1657. Wohl Werkstatt des Hans Jakob Nüscheler
d.Ä. Kartusche mit dem Wappen der Familie Bär, gehalten von
einem Engel. Darüber Hauptbild mit Elisa, der von acht Kindern
verspottet wird, woraufhin diese von zwei Bären zerrissen werden.
Im Hintergrund eine Stadtansicht von Zürich. Beschriftet: Eliseus
der from Gotts man ward schmach worten grifen an von bösen
unge zognen knaben drum Zwen ber(e)b sy Zerisen habeni. Die-
ses Hauptbild seitlich von Säulen und oben von Rollwerkgiebel mit
Fabelfiguren (spätere Ergänzungen) gerahmt. Das Oberbild zeigt
acht Bären als Soldaten (gemäss Beschriftung die Kinder des Ehe-
paar Bär. Die untere Wappenkartusche mit seitlicher Beschriftung:
Hans Jacob Bär uf dem albis Furier und Elsbet Frickerinsyn eliche
husfrau 1657. Heinrich, Jacob, Hans Jacob, Hans, Hans Heinrich,
Ulrich, Ruodolf, und Adelheit die Beren al ihre eliche Kinder.
22 × 35 cm.
Sprünge und Notbleie. Ergänzung.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)
1020
OFENSCHILD MIT ALLIANZWAPPEN
Winterthur, Hans Heinrich III Graf, 2. Viertel 17. Jh.
Bemalt mit den Wappen ‚Mathys-Fröhlichin‘ für ‚ABRA-
HAM MATHYS DER ZEIT STATTHAUPTMANN UND
MARIE FRÖHLICHIN SEIN EHGMAGD‘ und signiert mit
den Initialen des Malers Hans Heinrich III Graf ‚HH.G.‘.
Die ovale Form gerahmt von einer Schuppenbordüre
flankiert von zwei Putti und bekrönt von einem Putto-
kopf über zwei Löwenmasken zwischen Rollwerk und
Früchtebouquet. D 33,5cm.
Zum Vergleich der Schildform bei einem Winterthurer
Ofen aus der Werkstatt Graf bei U. Bellwald, Wintert-
hurer Kachelöfen, 1980, S. 128, S. 200 und S.238. Auch
der Werkstatt Pfau zugeschriebene Öfen tragen die-
sen Schildtypus auf ihrem Kranz. Vgl. Bellwald, S.253,
S.129.
CHF 2 500 / 3 500
(€ 2 310 / 3 240)
| 21
1021*
PAAR STEIGENDE BRONZEPFERDE
Italien oder Frankreich, spätes 17. Jh. Bronze dunkel patiniert,
montiert auf achteckigen und mit Velours bezogenen Sockel. Die
beiden Pferde mit Saumzeug und in bewegter Haltung. H 27 cm,
mit Sockel 35 cm.
Die Schweife später mit Schraube befestigt.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
1022*
KLEINE BRONZEFIGUR DES HER-
KULES MIT CERBERUS
Wohl Italien, Ende 16./Anfang 17.Jh. Bronze
ziseliert und vergoldet. Die Figur später
montiert auf rechteckigen Marmorsockel
im Stil Louis XVI, die vier Wandungen ap-
pliziert mit Lorbeerkränzen. H Figur 16 cm,
Total 27 cm.
Die rechte Hand des Herkules sowie Keule
fehlen. Sockel mit Bestossungen.
CHF 7 000 / 10 000
(€ 6 480 / 9 260)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1023*
HEILIGE BARBARA
Norditalien oder Burgund, 17. Jh. Eiche vollrund geschnitzt, ge-
fasst sowie teilvergoldet. Die Heilige leicht im Kontrapost stehend,
das rechte Knie leicht angewinkelt. In der linken Hand trägt sie den
Turm. H 92 cm.
Diverse Fehlstellen, mehrere Fassungsschichten, berieben. Rech-
te Hand unvollständig, Kopf aufgesetzt.
CHF 6 000 / 10 000
(€ 5 560 / 9 260)
| 23
1024*
„SCAGLIOLA“ KABINETT
Renaissance, Deutschland, wohl München, 1. Hälfte 17. Jh.
Holzkern teils geschwärzt sowie belegt mit hell und dunkel mar-
moriertem Stuckmarmor in Form von geometrischen Reserven.
Rechteckiger, architektonisch gegliederter und gestufter Korpus
auf Quetschfüssen. Front mit zurückversetzter Schublade über
Doppeltüre sowie zweischübigem Sockel. Im Dach ein Fach mit
Schiebedeckel. Die Doppeltüren kassettiert und mit portalför-
migen Motiven. Dahinter zehn um eine zentrale Türe gegliederte
Schubladen, darin ein herausnehmbares Fach mit sechs weiteren
Schubladen. Dahinter ursprünglich wohl ein weiteres Fach, heute
fehlend. 1 Schlüssel . B 66 cm, H 75 cm, T 38 cm.
Diverse Fehlstellen, Bestossungen und Restaurierungen.
Schlüsselschild an Doppeltüre fehlt. Die Türen innen mit späterer
Marketerie in Bein.
Die Scagliola Technik ist eine aufwändige Technik der Gipsin-
tarsien. Sie wird im Kunsthandel gerne als Überbegriff auch für
Arbeiten in Stuckmarmor verwendet. Dabei wurde eine Masse aus
Gips und andere Zuschlagsstoffen eingefärbt, zu Platten gepresst
und getrocknet. Die Oberfläche wurde geglättet und geschliffen
und danach, zu einzelnen Stücken geschnitten, wie eine Intarsie
zu einem Bild zusammengefügt. Die Scagliola Technik erlebte
eine Hochblüte in der Zeit ab 1600, mit Ursprung in Italien. Später
wurde auch München ein Zentrum für Scagliola und Stuckmarmor.
Bei unserem Möbel handelt es sich nicht um eigentliche Intarsien,
sondern vielmehr um flächig aufgetragenen und eingefärbten
Stuckmarmor. In der Münchner Residenz sind einige Möbel sowie
Wandverkleidungen in dieser Technik ausgeführt. Unser Möbel
lässt auf den ersten Blick auf eine Herkunft aus Italien vermuten,
die Art der Schubladenkonstruktion spricht dagegen eher für ei-
nen süddeutschen Ursprung. Ein ähnliches Kabinett bei: Monique
Riccardi-Cubitt, The Art of the Cabinet. London, 1992. S. 74.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 890 / 18 520)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1025
ALLEGORISCHE TAPISSERIE
Brüssel, 17. Jh. Signiert François van den Hecke (tätig in Brüssel
ca. 1625–1675). Darstellung eines jungen Mannes, umgeben von
Jupiter und Minerva (Weisheit), rechts davon eine Frau mit ent-
blösster Brust (Luxuria) sowie einer Frau mit Zaumzeug (Mässig-
keit). Umrahmt von seitlichen Säulen sowie obiger Früchte- und
Blumengirlande mit mittlerer Landschaftsreserve. 337 × 347 cm.
Diverse Fehlstellen und Risse, die Ränder teils ausgefranst. Grosse
Restaurierung/Ergänzung an der unteren linken Ecke.
Die Darstellung ist eine Allegorie auf das menschliche Leben und
besagt, dass der Mensch der Vernunft folgen soll und nicht dem
Laster. Diese Tapisserie ist vergleichbar mit einer im Museum
Patrimonio Nacional, Madrid, Serie 58/I aufbewahrten und von
König Philippe IV im Jahre 1638 erworbenem Exemplar, welches
keine Signatur aufweist, dafür die obere Bordure mit der Inschrift
‚O HOMO DIVINAE SEGUITOR, MODERAMINE DEXTRAE, QVAE
DVCE NATVRA TE ET RATIONE REGIT‘ versehen ist. Das Modell
dieser Serie von sieben Stücken im Museum Madrid kann dem
belgischen Maler Antoine Sallaert (1594-1650) zugeschrieben
werden, von dem viele Vorlagen für Tapisserien stammen.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
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1026
MADONNA MIT KIND
Barock, wohl Spanien um 1700. Holz vollrund ge-
schnitzt mit Resten von Fassung. Die Gottesmutter
mit Kopftuch und Blumenkranz stehend mit breitem
Umhang, sie trägt das liegende Kind auf ihren Hän-
den. H 74 cm.
Stark verwurmt. Fehlstellen. Arm des Kindes fehlt.
CHF 1 000 / 1 200
(€ 930 / 1 110)
1027
AUSZUGSTISCH MIT DEM WAPPEN DER FAMILIE DE
SEPIBUS
Barock, Wallis, datiert 1687 sowie bezeichnet RD DESEPI IONES BWS
CM 16 CS 87. Nussbaum geschnitzt mit Rosetten und Blätterranken
sowie Christusmonogramm und Wappen der Familie de Sépibus.
Rechteckiges, zweiseitig ausziehbares Blatt auf gerader Zarge mit
seitlichen Schubladen auf durch Umlaufsteg verbundenen Baluster-
beinen mit Quetschfüssen. Eisenbeschläge. 170(216) × 67 × 77 cm.
Fehlstellen und Gebrauchsspuren.
Das Wappen auf der Zarge gehört der Sittener Familie De Sepibus.
Iones, wohl Johannes de Sépibus, ist in den Quellen nicht erwähnt. Er
könnte ein Verwandter des berühmten Chorherrn Jean de Sépibus
gewesen sein, der 1669 verstorben ist.
CHF 4 000 / 7 000
(€ 3 700 / 6 480)
| 26
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1028
KREUZABNAHME
Ländliche Arbeit, Burgund, wohl 16. Jh.
Marmor vollrund und teils durchbrochen
gearbeitet. Eigenwillige mehrfigurige Dar-
stellung der Kreuzabnahme, zur rechten
Seite zwei Personen zu Pferd.
H 60 cm, B 53 cm.
Provenienz:
- Sammlung Friedinger-Pranter Wien
- durch Erbfolge in heutigen schweizer
Privatbesitz
Stark verwittert sowie repariert. Teils
fragmentarische Erhaltung.
CHF 7 000 / 12 000
(€ 6 480 / 11 110)
1029
EISENSOLDTRUHE
Barock, Schweiz oder Deutschland, 17. Jh.
Eisen geschwärzt sowie bemalt mit Blumen
und Landschaftsreserven. Rechteckiger
Korpus mit Klappdeckel. Seitliche Traggriffe.
Schloss mit sechs Riegeln, gravierte und
durchbrochene Schlossplatte mit Dekor in
Form von Ranken und Mischwesen.
1 Schlüssel. 71 × 37 × 38 cm.
Bemalung wohl später oder überarbeitet.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 930 / 1 390)
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1030*
KABINETT MIT SEIDENDEKORATION
Barock, Holland, wohl Antwerpen, Mitte 17. Jh. Holz ebonisiert.
Rechteckiger Korpus auf gerader Zarge und Quetschfüssen.
Eingezogener Abschluss mit Fach unter Schiebedeckel. Front mit
kassettierten Doppeltüren. Innenleben eingeteilt in 25 Kassetten,
belegt mit Seiden- und Silberfadenstoffen, öffnend auf neunzehn
Schubladen auf fünf Rängen. Die Stoffarbeiten mit Blumen, Blätter
und Vogelmotiven. Die beiden zentralen Traversen des Innen-
lebens herausziehbar und mit Geheimfach. Die Türen innen mit
Kassetten, Darstellungen von Orientalen. Kleine Bronzegriffe in
Form von Knöpfen (unvollständig). 1 Schlüssel. 78 × 43,5 × 76 cm.
Wenige Risse und Restaurierungen. Füsse später.
Gewebte Seidenstoffe wurden sowohl in England als auch in Hol-
land als dekorative Elemente benutzt. Dabei kamen verscheidene
Webe- und Sticktechniken wie Petit- und Gross-Point etc. zur
Anwendung, häufig auf Seidenbasis. Neben biblischen und histo-
rischen Szenen waren auch Tierdarstellungen sowie florale Motive
beliebt. Vgl. Monique Riccardi-Cubitt. The art of the Cabinet.
London 1992. S 64 und 65 mit einigen Vergleichbeispielen.
CHF 14 000 / 18 000
(€ 12 960 / 16 670)
| 28
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1031*
PAAR MAIOLIKA FLASCHEN
Savona, frühes 18. Jh. Quadratische, konische
Form. Bemalt in Blau mit stilisierten Blumen und
Figuren auf hellblauem Fond. Gemarkt mit Wappen
in Blau. H 25 cm.
Leichte Haarrisse in der Glasur, kleine Bestossun-
gen am Mündungsrand.
CHF 1 400 / 2 000
(€ 1 300 / 1 850)
1032
TAPISSERIE D‘ENTRES DEUX
„ALLEGORIE DES REICHTUMS“
Bruxelles, um 1650. Mit der Stadtmarke B B (Brabant – Bruxelles).
Aus einer Serie zum menschlichen Leben. Schmale hochformati-
ge Tapisserie mit der Darstellung eines Herrscherpaares, das aus
dem Himmel von Reichtum überschüttet wird. Unten ein Junge,
der Münzen zusammenklaubt. Im oberen Bereich eine Kartusche
mit Landschaftsdarstellung, eingefasst von einer Früchte- und
Blumengirlande. Der untere Abschluss mit einer Kartusche.
442 × 164 cm.
Reparaturen und Restaurationen, in der Höhe wohl etwas gekürzt.
Ein Erlass der Stadt Bruxelles von 1528 verpflichtete die Produ-
zenten von Tapisserien zur Markierung der Erzeugnisse mit den
Stadtmarken sowie einer Marke des Herstellers bzw. Bestellers
(diese fehlen auf unserer Tapisserie). Der Erlass wurde 1544 zu
einem kaiserlichen Edikt, das auch die übrigen Zentren zur Einfüh-
rung einer Stadtmarke verpflichtete. Vgl. Guy Delmarcel,
La Tapisserie Flamande, Paris 1999. S. 362.
Vergleichbare Exemplare aus dieser Serie in Madrid und Wien.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
| 29
1033 ♣
KAMINUHR MIT BOULLE-MARKETERIE
Louis XIV, Frankreich um 1700. Das Werk sowie auf Kartusche
signiert G. Vanderstric à Reims (Guillaume Vanderstrick). Recht-
eckiges, im unteren Bereich rund ausscheifendes Gehäuse auf
Kreiselfüssen mit von vier geflammten Vasen eingefasstem
eingezogenem Abschluss (Aufsatzbronze fehlt). Belegt mit
brauem Schildpatt sowie fein eingelegt mit graviertem Messing in
Form von Ranken, Affen und Grotesken. Reliefiertes und punzier-
tes, vergoldetes Bronzezifferblatt mit weissen Emailkartuschen.
Gebläute Zeiger. Vergoldete Bronzeapplikationen in Form von
Masken, Akanthusblattvoluten und Karyathiden (teils neu vergol-
det). Werk mit Spindelgang und Halbstundenschlag auf Glocke.
(zu revidieren). 1 Schlüssel. 35 × 16 × 57 cm.
Fehlstellen an Marketerie. Gehäuse restauriert, die Gravuren teils
verschliffen. Emailkartusche mit Signatur restauriert.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)
1034 ♣
RELIGIEUSE
Louis XIV, Paris um 1720. Das Zifferblatt sowie Werk signiert
Rabby à Paris (François Rabby, Meister ab 1717). Rechteckiges,
dreiseitig verglastes Holzgehäuse, belegt mit rotem Schildpatt.
Der obere Abschluss eingezogen, die Ecken mit geflammten
Vasen besetzt, Engel mit Horn als Aufsatzfigur. Das Gehäuse im
unteren Bereich mit rund ausgestellten Ecken auf Kreiselfüssen.
Reicher Bronzebeschlag in Form von Karniesen mit Königsbüsten,
Hahnköpfen, Draperien, Akanthusblatt etc. Türbronze in Form
einer liegenden Frau mit Adler, wohl Zeus und Aegina. Reliefiertes
Bronzezifferblatt mit blauen Emailkartuschen. Werk mit Spindel-
gang und Halbstundenschlag auf Glocke. 1 Schlüssel.
35 × 15 × 72 cm.
Federwerk zu revidieren. Einige Fehlstellen. Schildpatt teils ersetzt.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 390 / 2 310)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1035*
BUREAUPLAT MIT MESSINGMARKETERIE
Louis XIV, Frankreich um 1700. Ebenholz fein eingelegt mit gra-
viertem Messing in Form von Bandelwerk, Blattvoluten, Ranken
und Rosetten. Rechteckiges, intarsiertes und in Bronzestab
gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit Knieaussparung auf leicht
geschweiften Beinen mit Hufsabots. Ziselierte und vergoldete
Bronzebeschläge in Form von Muscheln, die Schlüsselschilder in
Kartuschenform. 1 Schlüssel. 164 x 80 x 84 cm.
Ehemaliges Bureau-Mazarin mit acht Beinen davon vier entfernt.
Verstärkungen, Fehlstellen.
CHF 30 000 / 50 000
(€ 27 780 / 46 300)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1036* ♣
BOULLE PENDULE „TÊTE DE POUPÉE“
Régence, Paris um 1710, André-Charles Boulle zuzuschreiben,
das Werk signiert Thuret à Paris (Jacques III Thuret, 1669 – 1738).
Geschwungenes Holzgehäuse belegt mit braunem Horn und
Messing, intarsiert in Form von Ranken und Rollwerk. Die Front
in vergoldeter Bronze reliefiert mit Rosetten, Girlanden, Akant-
husblättern sowie Frauenmaske „en espagnolette“. Aufsatzfigur
in Form des Pfeile schleudernden Amors auf Kissen. Seitliche
applizierte Löwenköpfe. Reliefiertes Bronzezifferblatt mit weissen
Emailkartuschen und römischen Ziffern. Werk umgebaut auf An-
kergang, Halbstundenschlagwerk auf Glocke, Werk zu revidieren.
Emailkartuschen teils mit Sprüngen. Signaturplakette auf Front
fehlt. 36 × 16 × 75 cm.
Pendel und Schlüssel fehlen.
Die modellgleiche Uhr ist abgebildet bei Ottomeyer/Pröschel
(1986, Bd 1, 1.12.4 S. 78) und wird dort aufgrund der „Kompositi-
onsprinzipien“ und der „technischen Bewältigung“ den Arbeiten
Boulles zugeschrieben.
Das Modell der hier angebotenen Pendule ist das erste mit ganz
in Bronze gefertigter Front und seitlicher Schildpattmarketerie.
Diese Idee stammte ursprünglich von C. Cressent und wurde,
nachdem A.C. Boulle neue Formen hierzu entwickelt hatte, später
von J.J. de Saint-Germain übernommen. Die ersten Pendulen die-
ses Typus tragen alle die Uhrmachersignatur von J. III Thuret. Von
diesem Modell sind nur wenige identische Exemplare bekannt.
Ein identisches Modell befindet sich in der Frick Collection in New
York, stammt aus der Sammlung Dalva Brothers und besitzt ein
von François Rabby signiertes Werk. Im englischen Kunsthandel
wurde in den 1980er Jahren ein gleiches Modell ohne Konsole
angeboten, das Werk ebenfalls signiert J. III Thuret. Ein weiteres
Cartel ist der Teil der Sammlung von Schloss Fasanerie bei Fulda
(Museumskatalog, Museum Schloss Fasanerie bei Fulda. S. 29).
Lit.:
- Tardy, La pendule française, Band 1, Paris 1974,
S. 141 Abb. 2 mit einer sehr ähnlichen Pendule, sig. Mynuel.
CHF 18 000 / 25 000
(€ 16 670 / 23 150)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1037
BAROMETER
Louis XIV, Frankreich um 1690–1700. Signiert C. Leret à Rouen.
Holz teils ebonisiert sowie Veilchenholz gefriest. Hochrechtecki-
ge Form mit bogenförmigem Abschluss und drei aufgesetzten
Vasen. Auf eingezogenem Sechsecksockel und Quetschfüssen.
Graviertes vergoldetes Messingzifferblatt. H 106 cm.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 930 / 1 390)
1038   Slg. Ducret
BÖTTGERSTEINZEUG KENDI
Meissen, um 1710-13. Nach einem chinesischen Yixing-Vorbild.
Die kugelige Form mit einem „Qilin” Tierausguss und mit schlan-
kem zylindrischen Hals, schwach reliefert mit dem Drachen- und
flammender Perle- Motiv über stilisiertem Blattkranz-Kragen.
Sammlungsetikett mit Inv. Nr.1. H 17,5 cm.
Tierausguss restauriert, zwei kleine Bestossungen am Standring.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Vergleichsstücke: Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Aus-
st.-Kat. Johann Friedrich Böttger zum 300. Geburtstag, 1982,
Taf.I/3; The Wark Collection (Florida 1984, S. 82 Abb.114, mit der
Erwähnung von 44 Flaschen im Johanneumsinventar von 1779).
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 780 / 3 700)
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1039   Slg. Ducret
BÖTTGERSTEINZEUG TEEKANNE UND DECKEL
Meissen, um 1710, Modell von Johann Jakob Irminger. Rot-
braunes, poliertes Steinzeug mit unpolierten Reliefelementen.
Achteckige, konische Form mit geschwungenem Ausguss mit Ad-
lerkopf und geschwungenem Henkel. Auf dem Feld zwischen den
Henkelansätzen unpolierte bekrönte Wappenkartusche und auf
dem Feld über dem Ausguss Maskaron mit Verbindungssteg zum
Ausgussrohr. Der polierte Deckel mit Palmettenknauf. H 9,5 cm.
Deckelknauf bestossen.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Im Inventar der Manufaktur aus dem Jahr 1711 wurde diese Form
als „8Bassige Thee Krügel mit Adler Schnäutzgen” gelistet.
Die Teekanne ist aufgelistet in einem Inventar, das nach Johann
Friedrich Böttgers Tod am 13. März 1719 zusammengestellt
wurde. Dieses Inventar umfasste den gesamten Bestand Böttgers
Braun- und Weissware im königlichen Waren-Lager in Dresden,
in Böttgers Privaträumen, in der Manufaktur und im königlichen
Waren-Lager für die Ostermesse in Leipzig; weiteres Ver-
gleichsexemplar: Victoria  Albert Museum, London, Inv. Nr. C.108
 A-1940.
Die Geschichte des gegen Ende 1707 von Johann Friedrich
Böttger erfundenen Steinzeugs bildet den Auftakt für die 1710
von August dem Starken gegründeten Meissener Porzellanma-
nufaktur. Die Erfindung des „braunen oder roten Porcelains“ oder
polierten und geschliffenen „Jaspis Porcelain“, war ermöglicht
durch eine Expertengruppe unter der Führung des Physikers von
Tschirnhaus, durch den Freiberger Spezialisten für Mineralogie
Pabst von Ohain und den Erfindungsgeist Böttgers.
Die Zeit bis zur ersten grösseren, verkaufsfähigen Produktion für
die Ostermesse 1710, benötigte Böttger zur Findung der richti-
gen Massebereitung. Für die künstlerische Anleitung engagierte
er den Goldschmied Johann Jakob Irminger. Den Archivaufzeich-
nungen der Zeit kann man entnehmen, dass diese frühe Produk-
tion von Böttgersteinzeug bereits um 1713 wieder eingestellt
wurde, da das neue, weiss glasierte Porzellan äusserst begehrt
war und für das sogenannte Braune kaum noch Nachfrage be-
stand. (H. Krieger, Aus Norddeutscher Sicht: Meissen und Neues
zum Böttgersteinzeug, Keramos 167/168/2000, S. 157-173).
Vergleichsstücke: Claus Boltz, Steinzeug und Porzellan der
Böttgerperiode. Die Inventare und die Ostermesse des Jahres
1719, Keramos 167/168, 2000, S. 110 Abb. 135 (heute Sammlung
Ludwig, Bamberg).
CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 890 / 23 150)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1040*
DECKENLEUCHTER „AUX BUSTES DE FEMMES ET
DE BACCHUS“
Louis XIV, Paris um 1700/10. Atelier von André Charles Boulle
(1642 - 1732). Bronze ziseliert und punziert sowie feuervergol-
det. Auf Balusterschaft sechs geschweifte Lichtarme, montiert
an Frauen bzw. Bacchusbüsten. Die schalenförmigen Tropfteller
godroniert und mit Blattdekor, vasenförmige Tüllen. Der obere
Nodus mit Espagnoletten verziert und appliziert mit Blattdekor.
Dekor in Form von reliefierten Friesen, Blättern und Palmetten.
D 67, H 60 cm.
Durchbohrungen einer ehemaligen Elektrifizierung, Schrauben
teils ersetzt.
Verschiedene Leuchter von André Charles Boulle in dieser Art
sind bekannt und in wichtigen Sammlungen wie dem Louvre, der
Bibliothèque Mazarin oder der Münchner Residenz. Auffällige
Zierelemente wie die Bacchus- und Frauenbüsten, die geschwun-
genen gekanteten Lichtarme mit Akanthusblattdekor sowie die
applizierten Blätter sind diese eigen (vgl. Hans Ottomeyer/Peter
Pröschel. Vergoldete Bronzen. München 1986. Bd. 1, S. 51 - 55.
Ebenso: Jean Nérée Ronfort. André Charles Boulle 1642 - 1732.
A new style for Europe. Paris 2009. S. 33/34). Auch die feine und
gute Ausarbeitung sowie die Qualität der Vergoldung sprechen
für eine Herkunft des Leuchters aus der Werkstatt von Boulle.
CHF 30 000 / 40 000
(€ 27 780 / 37 040)
| 37
| 38
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1041 ♣
BOULLE PENDULE AUF SOCKEL
Régence, Paris um 1720/30. Das Zifferblatt signiert Seugnot à
Paris, das Werk signiert De St. Blimonde à Paris. Leicht geschweif-
tes Gehäuse, belegt mit braunem Schildpatt sowie intarsiert
mit graviertem Messing in Form von Girlanden und Blattrollwerk.
Ziselierte und vergoldete Bronzebeschläge in Form von Blattvolu-
ten, Blumen und Tierköpfen. Flora als Aufsatzfigur. Die Türbronze
in Form von drei mythologischen Wasserwesen. Reliefiertes Bron-
zezifferblatt mit weissen Emailkartuschen. Werk mit Spindelgang
und Halbstundenschlag auf Glocke. 42 × 20 × 110 cm.
Marketerie restauriert und zu restaurieren. Werk zu prüfen.
CHF 4 000 / 6 000
(€ 3 700 / 5 560)
1042* ♣
BOULLE-PENDULE D‘ALCOVE AUF SOCKEL
Régence, Frankreich, 18. Jh. Zifferblatt und Werk signiert Cour-
tois à Cambray. Geschweiftes Holzgehäuse belegt mit braunem
Schildpatt und eingelegt mit graviertem Messing in Form von
Rankenwerk und Girlanden. Auf Kugel sitzender Putto als Aufsatz.
Reiche Bronzebeschläge in Form von Blättern, Rocaillen, Espag-
noletten. Türbronze mit Engel und Sanduhr. Bronzezifferblatt mit
Emailkartuschen, römische Stundenzahlen. Werk umgebaut auf
Brocco-Ankergang, Dreiviertelstundenschlag auf drei Glocken auf
Anfrage. 1 Schlüssel. 33 × 18 × 85 cm.
Werk zu revidieren. Fehlstellen an der Boulle-Marketerie.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 390 / 2 310)
| 39
1043
TAPISSERIE AUS EINER SERIE ZUR GESCHICHTE
DES TELEMACHOS
Urbain und David Leyniers, Brüssel um 1730. Nach der Geschich-
te von François de Salignac de la Mothe-Fénelon, bekannt als
François Fénelon (1651 – 1715) und nach Entwürfen von Jean van
Orley (1665–1735) und Augustin Coppens (1668–1740). Szene
aus der Geschichte des Telemachos, wohl der Zweikampfs zwi-
schen Telemachos und Adrastos Menelaos. Die beiden Kämpfer
umgeben von zahlreichen Soldaten. Seitlich im Hintergrund die
Lager der beiden Heere. 325 × 626 cm.
Zahlreiche Restaurierungen. Fehlstellen und Risse.
François de Salignac war Erzbischof von Cambrai, Lehrer des
kleinen Duc de Bourgogne, Enkel des französischen Königs
Louis XIV und Schriftsteller. Sein 1694-1696 geschaffenes Werk
„Les aventures de Télémaque“ ist ein Abenteuer-, Reise- und
Bildungsroman, den Salignac für seinen Zögling geschrieben
hatte und 1699 publiziert wurde. In diesem auf der griechischen
Mythologie basierenden, aber frei erfundenen Roman führt Sali-
gnac Telemachos, den Sohn des Helden Odysseus, und dessen
Beschützerin Athene (Göttin der Weisheit und der Tugend) in
der Gestalt des alten Lehrers, Mentor, auf der Suche nach dem
verschollenen Odysseus durch verschiedene antike Staaten, in
denen meist durch die Schuld falscher und korrupter Berater des
Herrschers ähnliche Schwierigkeiten herrschen wie im Frankreich
der ausgehenden 1690er Jahre. Salignac beschreibt, wie sich
diese Probleme durch Mentors Weisheit, friedlichen Austausch
mit den Nachbarn und Reformen lösen lassen. Aus diesem Grund
wurde „Les aventures de Télémaque“ am französischen Königshof
sofort als kaum verhohlene Kritik Salignacs am absolutistischen
Regierungsstil von Louis XIV interpretiert, als Kritik an der Aussen-
und Wirtschaftspolitik des Königs; in der Gestalt Mentors sah
man eine Art Sprachrohr des Schriftstellers. Anfang 1699 verlor
François de Salignac seinen Lehrerposten; als „Télémaque“ im Ap-
ril gleichen Jahres zunächst anonym und ohne Zustimmung des
Autors veröffentlicht wurde, verbannte Louis XIV Salignac vom
Hofe. Das Werk „Les aventures de Télémaque“ allerdings wurde
in Frankreich zu einem vielgelesenen Jugendbuch und galt als
wichtiger Meilenstein der beginnenden Aufklärung. Das Motiv war
im 18. Jahrhundert ausserordentlich beliebt und wurde in Opern,
Theaterstücken, Gemälden und Tapisserien umgesetzt. Die
Brüsseler Unternehmer Urbain und Daniel Leynier schufen eine
Folge von Tapisserien nach den Entwürfen von Jan van Orley und
Augustin Coppens. Eine komplette Serie ist im Kunsthistorischen
Museum in Wien aufbewahrt. (Vgl. Hermann Schmitz. Die Wiener
Gobelin-Sammlung. Wien 1922. S. 20 sowie Abbildung Tafel XLIII,
einer Tapisserie mit dem Sujet Telemach an der Tafel der Kalypso
aus der selben Serie). Diese weist die nahezu identische Bordüre
auf. Vergleiche ebenfalls: Guy Delmarcel, La tapisserie flamande
du XVe au XVIIIe siècle, Paris 1999. S. 316/317.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1044*
KOMMODE „EN ARBALETE“
Régence/Louis XV, Paris um 1725/35. In der Art von Charles
Cressent (1685 Paris 1768). Palisander, Rosenholz und Veilchen-
holz gefriest sowie eingelegt mit Reserven und Filets. Leicht
trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, leicht geschweif-
ten Beinen. Geschweifte Front mit drei Schubladen. Vergoldete
Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte „Brèche
d‘Alep“-Platte. 111 x 59 x 84 cm.
Guter restaurierter Zustand. Bronze auf der Zargenschürze wohl
assoziert.
Die hier angebotene Kommode weist auf Arbeiten aus der Werk-
statt des C. Cressent hin, finden sich in seinem Oeuvre ähnliche
reduzierte und dennoch raffinierte Marketeriebilder, Formenspra-
che und Bronzebeschläge wieder. Nahezu identische Bronze-
handhaben finden sich an einer Kommode aus der Sammlung M.
Meyer, Paris. Diese sind abgebildet in: A. Pradère, Charles Cres-
sent, Dijon 2003; S. 275 (Abb. 91). Ähnliche Eckbronzen finden
sich an einer Schreibkommode, ehemals Sammlung Mercadé,
Paris. Diese ist abgebildet in ebd.; S. 289 (Abb. 167).
C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cres-
sent geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits
als junger Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als
„premier architecte“ des Duc d‘Orléans tätig war. 1710-1714
arbeitete C. Cressent für Girardon und Lorrain und erhielt von
der Académie St. Luc 1714 den Titel „maître sculpteur“. Er schuf
hochwertiges Mobiliar für den Adel der französischen Metropole.
Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis de Marigny, der
Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin de Selle,
Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny, König
Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für
die er quellenmässig gesicherte Möbel lieferte. Cressent und sein
Konkurrent A. Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den
„style Régence“, gekennzeichnet durch eine elegante, geschweif-
te und als majestätisch zu bezeichnende Formgebung und qua-
litativ hochwertiges, variantenreiches und bis anhin unbekanntes
Bronzezierwerk. Cressent schuf als „sculpteur“ teils seine Bronzen
in Eigenproduktion, was zu verschiedenen Prozesse gegen die
„corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“ führte, die ihn
anklagte, weil dies das geltende Zunftrecht verletzte.
CHF 12 000 / 15 000
(€ 11 110 / 13 890)
| 41
1045
KLEINE KOMMODE
Louis XV, Paris um 1760. Signiert IC SAVNIER (Jean-Charles
Saunier, Meister 1743) und dem Innungsstempel. Amarant,
Rosenholz und Satiné eingelegt mit passigen Reserven und
Filets sowie teils gefriest. Front mit drei Schubladen zwischen
geschwungenen Eckstollen. Leicht trapezförmiger, dreiseitig ge-
schweifter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und kurzen, leicht
gestuften Füssen mit Bronze-Sabots. Grün-rotes Marmorblatt,
wohl Campan grand mélange. 1 Schlüssel. 69 × 41 × 84 cm.
CHF 2 500 / 3 500
(€ 2 310 / 3 240)
1046
BUREAUPLAT
„À ESPAGNOLETTES AVEC AIGRETTES“
Louis XV-Stil, Paris, 19. Jh. In der Art von Charles Cressent
(Meister 1720). Veilchenholz und Rosenholz eingelegt in Reserven
und Filets. Rechteckiges, passig geschweiftes Blatt mit braunem,
goldgeprägtem Leder bezogen und in Bronzestab gefasst. Die
Ecken mit Muscheln besetzt. Auf ausgeschnittener dreischübiger
Zarge und geschweiften Beinen, die Eckstollen mit Bronzeespa-
gnoletten besetzt. Auf Bronzesabots in Form von Löwentatzen.
Reiche Bronzebeschläge in Form von Voluten, Blättern, Rocaillen
sowie Bacchusköpfen. 176 × 98 × 79 cm.
Leder stockfleckig sowie mit Gebrauchsspuren. Kleinere Restau-
rationen und Fehlstellen. Ausgebleicht.
Fünf Bureauplats „à espagnolettes avec aigrettes“ mit sehr ähn-
lichem Bronzezier und den auffälligen Espagnoletten mit Feder-
schmuck, die Cressent zugeschrieben werden, sind bekannt und
befinden sich in internationalen Museen. Eines davon in Schloss
Versailles, das auf die Zeit um 1725-30 datiert wird. Hingegen
weisen das Bureau-Plat in Versailles, ebenso wie die anderen
Vergleichsstücke, in Bezug auf Form und Furnierarbeit einige Un-
terschiede auf. (Alexandre Pradère, Charles Cressent, Dijon 2002,
S. 124 ff, cat. 47 ff).
CHF 10 000 / 15 000
(€ 9 260 / 13 890)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1047
GROSSE PLATTE AUS DEM SCHWANENSERVICE
FÜR HEINRICH GRAF VON BRÜHL
Meissen, um 1738-39, Modell von Johann Joachim Kändler. In
Form einer Muschel modelliert mit einem Paar Schwänen, in
einem mit Schilf bewachsenen Gewässer, neben einem Fischrei-
her mit Fisch im Schnabel und einem weiteren Fischreiher im
Flug. Das abgesetzte Muschelrelief der Fahne bekrönt von dem
Allianzwappen, Brühl und Kolowrat-Krokowksky und umlaufenden
indianischen Blüten zwischen drei radial platzierten Blumenzwei-
gen. Goldbordüre aus abwechselnd einem langen und zwei kurzen
senkrechten Strichen. Unterglasurblaue Schwertermarke, einge-
ritzte Grössennummer V und Formerzeichen mit vier konzent-
risch angeordneten Dreiecken für Elias Grund. D 42 cm.
Rand mit kleiner Restaurierung.
Provenienz:
- Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), Schloss Pförten und im
Besitz der Nachkommen bis nach dem Zweiten Weltkrieg.
- erworben bei Antique Porcelain Co., Ltd., 149 New Bond Street,
London.
- Sammlung Monheim, Aachen.
- durch Erbfolge in heutigen Privatbesitz, Schweiz.
Heinrich Graf von Brühl (1700-1765), Premierminister des säch-
sischen Kurfürsten und König von Polen August III. und seit 1739
oberster Leiter der Porzellanmanufaktur, hatte bereits in früheren
Jahren in grossen Mengen Meissener Porzellan in Auftrag ge-
geben, mit dem Privileg, persönlich durch den Kurfürsten erteilt,
nicht dafür bezahlen zu müssen.
Das Schwanenservice ist bis heute das berühmteste Service der
Manufaktur und mit seinen aufwendigen figürlichen Tafelaufsät-
zen auch das Prachtvollste. Trotz prominentem Allianzwappen,
war der Anlass für diesen aufwendigen Auftrag nicht die Hochzeit
mit der polnischen Gräfin Anna Franziska Kolowrat-Krakowsky,
sondern die Verpflichtung als Kabinettsminister die Repräsen-
tationspflichten des Kurfürsten und Königs wahrzunehmen und
Festtafeln für eine grosse Zahl von illustren Gästen aus den euro-
päischen Fürsten- und Königshäusern, zu veranstalten.
Der Grossteil des circa 2200 Teile umfassenden Services blieb bis
ans Ende des Zweiten Weltkriegs im Besitz der Famile Brühl auf
ihrem Familienstammsitz, Schloss Pförten in Schlesien. Bereits
1880 gab die Familie Leihgaben an die Museen in Dresden und
Berlin, andere Teile kamen in die Hände von Sammlern. Schloss
Pförten und beinahe das gesamte Service wurden 1945 von den
Russischen Truppen zerstört. Die restliche Serviceteile wander-
ten in öffentliche und private Sammlungen auf der ganzen Welt.
(Pietsch, Schwanenservice 2000; Maureen Cassidy-Geiger, From
Barlow to Buggel, in Keramos 119 (1988), S. 64-68, zu den graphi-
schen Vorlagen für die Geschirrmodelle).
Kändler hatte in seinen sogenannten „Feierabendarbeiten”, in de-
nen er Buch führte über alle seine Modelle, zwischen April und Juli
1738 fünf verschiedene gefertigte Grössen von Schüsseln für das
Schwanenservice notiert, je gekennzeichnet mit den Grössenan-
gaben von 2 bis 6.
Zu 4 Grössen dieser Schüsseln gehörten Wärmeglocken die
Johann Friedrich Eberlein erst 1740 ergänzte.
CHF 15 000 / 20 000
(€ 13 890 / 18 520)
Antique Porcelain CO., LTD. London, June 1951.
| 43
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1048
PLATTE AUS DEM SCHWANENSERVICE
FÜR HEINRICH GRAF VON BRÜHL
Meissen, um 1738-39, Modell von Johann Joachim Kändler.
„Schüssel Nr.2”. In Form einer Muschel modelliert mit einem Paar
Schwänen, in einem mit Schilf bewachsenen Gewässer, neben
einem Fischreiher mit Fisch im Schnabel und einem weiteren
Fischreiher im Flug. Das abgesetzte Muschelrelief der Fahne
bekrönt von dem Allianzwappen, Brühl und Kolowrat-Krokowks-
ky und umlaufenden indianischen Blüten zwischen drei radial
platzierten Blumenzweigen. Goldbordüre aus abwechselnd einem
langen und zwei kurzen senkrechten Strichen. Unterglasurblaue
Schwertermarke. D 30 cm.
Zwei grosse Segmente restauriert.
Provenienz:
- Sammlung Monheim, Aachen.
- durch Erbfolge in heutigen Privatbesitz, Schweiz.
Vgl. U. Pietsch, Schwanenservice, 2000, Kat. Nr.26.
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 480 / 8 330)
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1049*
ZWEI MODELLE VON KLEINEN SCHWÄNEN
Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler und Peter Reini-
cke, wohl um 1747. Auf unterschiedlichen Sockeln sitzend, der
eine auf gewölbtem Grassockel, der andere auf einem weissen
Sockel mit Grasbüscheln modelliert. Ein Modell mit Spuren einer
blauen Schwertermarke auf dem unglasierten Boden. H 13 cm.
Kleine Restaurierungen
Vergleichsstücke: M. Cassidy Geiger, The Arnhold Collection of
Meissen Porcelain, 2008,S. 273 Kat. Nr.59; Sammlung Sir Gawaine
 Lady Baillie, Auktion Sotheby‘s London, 1. 5. 2013, Lot 39-44.
Schwäne sind in verschiedenen Modellen und Grössen überlie-
fert. Im Inventar von 1753 der Konditorei auf Schloss Pförten,
Stammsitz des Grafen Heinrich von Brühl, dem Manufakturdirek-
tor und Auftraggeber des legendären Schwanenservices, wurden
31 Schwäne in verschiedenen Grössen aufgelistet, „Cap.20 An
Feder Viehe 24 Grosse Schwane, 4 Kleine dgl. 5 Ganz kleine dgl.”,
die offensichtlich als Zierde für die Desserttafel dort aufbewahrt
wurden (Pietsch 2006, S.234).
CHF 7 000 / 9 000
(€ 6 480 / 8 330)
| 46
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1050   Slg. Ducret
SELTENES MODELL EINES STADTHAUSES AUS DEM
HOLLÄNDISCHEN DORF FÜR HEINRICH GRAF VON
BRÜHL
Meissen, Modell von J. J. Kändler und P. Reinicke um 1743, Aus-
formung um 1760. Auf rechteckigem Grundriss ein dreistöckiges
Gebäude mit umlaufenden Fensterreihen inklusive Dachge-
schoss, mit bogenförmigem Eingang auf einer Langseite und
rotem Ziegeldach mit je drei Gaubenfenstern und zwei Schorn-
steinen auf dem Dachfirst. Spuren einer blauen Schwertermarke
mit Punkt. 17,8 x 12,5 x 8,5 cm.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nach-
lass.
Literatur:
Melitta Kunze-Köllensperger, Miniaturarchitekturen für die Brühl-
sche Desserttafel, in: Schwanenservice, 2000, S.120 Abb.84.
Das Stadthaus Modell gehört zu einem grossen, idyllischen Arran-
gement für eine festliche Desserttafel, bestehend aus Kirchen,
Scheunen, Bauernhäusern, herrschaftlichen Palais und Stadthäu-
sern. Im Inventar von 1753 der Konditorei von Schloss Pförten
wurden insgesamt 51 Stadthäuser von insgesamt 93 Kleinarchi-
tekturen aufgelistet. Die Modelle wurden seit 1743 von Kändler,
Reinicke und Ehder entworfen und umgesetzt.
Der figürliche Tafelschmuck, der zunächst aus Teig, Zucker und
Tragant geformt wurde, bevor das Porzellan Einzug hielt auf
der Desserttafel, spielte bei der Demonstration des fürstlichen
Reichtums eine grosse Rolle und der Premierminister unter dem
sächsischen Kurfürsten, Heinrich Graf von Brühl, hat das Image
des Porzellans mit seinen prominenten Manufakturaufträgen
massgeblich mitgeprägt.
Noch im Nachlassinventar Brühls aus dem Jahr 1765 wurde unter
Kapitel XII wie folgt vermerkt: „An Porcellain, so in der Conditorey
und in täglichen Gebrauche sich befindet, von unterschiedener
Gattung” lediglich noch „Zwey und sechzig (62) Stück Häuser von
diversen Sorten”.
Vergleichstücke und weiterführende Literatur: Melitta Kunze-Köl-
lensperger, Idylle in Porzellan. Kostbare Tischdekorationen aus
Meissen, 1996, Nr. 14; M. Kunze-Köllensperger, Miniaturarchitek-
turen für die Brühl‘sche Desserttafel, in: Schwanenservice, 2000,
Kat. Nr. 165 (Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund);
M. Kunze-Köllensperger, Sammlung Ritter von Kempski von Ra-
koszyn, 2008; Glanz des Barock, Sammlung Ludwig, 1993, S. 181;
F. Kirsch, 100 Jahre Porzellane und Fayencen des 18. Jahrhun-
derts, 2019, S. 360-366.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 560 / 7 410)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1051
ANTEPENDIUM / LITURGISCHES TEXTIL
Italien, vermutlich Rom (Vatikanstaat), Anfang 18. Jh.
Gewoben sowie mit Silber- und Goldfadenstickerei.
Zentrales Christusmonogramm IHS, umgeben von
vier applizierten päpstlichen Wappen mit den gekreuz-
ten Petersschlüssel überhöht von der Tiara, in den
Ecken weitere Kartuschen. Floraler Dekor. 67 × 60 cm.
Fehlstellen und leichte Risse.
Dieses Textil, wohl ein Antependium, ist ausserordent-
lich fein gearbeitet und mit schönen Wappenkartu-
schen appliziert. Auf Grund der applizierten päpst-
lichen Wappen darf vermutet werden, dass dieses
Antependium aus dem Vatikan stammen dürfte.
CHF 1 500 / 2 500
(€ 1 390 / 2 310)
1052
SCHREIBTISCH
Barock,wohlSchweden,18.Jh.BirkenmaserundBirke.Rechteckiges,
frontseitigleichteingezogenesBlattmitgrünerLederauflageauf
geraderZargemitKnieaussparungaufdurchgeschweiftenH-Steg
verbundenenPyramidenbeinenmitQuetschfüssen.Frontmitdrei
Schubladen.MessingbeschlägeinFormeinesbekröntenMedaillons,
flankiertvonzweiSchwänen.3Schlüssel.150×80×56cm.
Ergänzungen und Verstärkungen. Furnierfehlstellen und -ergän-
zungen. Schlösser ersetzt.
CHF 5 000 / 9 000
(€ 4 630 / 8 330)
| 49
1053   Slg. Ducret
SELTENE FLASCHE
Du Paquier, um 1730-35. Quadratischer Grundriss mit abgerun-
deten Schultern und profilierter, runder Ausgussmündung, auf
acht vierkantförmigen Standflächen appliziert auf die glasierte
Unterseite. An den Seiten Reliefauflagen von Hunden, je mit
einem Kelch bzw. einem Papagei mit blühendem Zweig über dem
Kopf, einmal nach links und einmal nach rechts gedreht. Stöpsel
aus Korken mit Metallabschluss. Ohne Marke. H 17,8 cm.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Diese Flasche gehört zu einer Reihe von Stücken aus der Wiener
Manufaktur, die vermutlich entweder in einer Apotheke standen
oder zur Aufbewahrung von Wein oder Likör dienten.
Tiere wurden zahlreich als plastisches Element in diversen Du
Paquier Formen integriert. Es sind oft ostasiatisch inspirierte
Drachen, Löwen, Panther, Salamander oder Adler sowie andere
Vögel, die den Knauf und Henkel formen oder wie bei vorliegen-
dem Modell als Reliefschmuck verwendet wurden.
Vergleichsstücke: M. Chilton-C. Lehner-Jobst, Fired by Passion.
Barockes Wiener Porzellan der Manufaktur Claudius Innocentius
Du Paquier, 2009, Bd. 3, Kat. Nr. 122-130; Teedose mit vergleich-
baren Vierkantfüssen und Mündung (ehemals Sammlung Ducret,
seit 1998 im Metropolitan Museum New York (Inv.Nr.1998.528);
Uhrgehäuse mit aufgesetzten sitzenden Löwen bei Hayward, Vic-
toria  Albert Museum, 1952, Taf 11; Teekanne mit Reliefauflagen
bei Bednarcyk 1994 Abb 1.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1054
SELTENER PRUNKSPIEGEL
Barock, Venedig, 18. Jh. Holz geschnitzt in Form von Voluten,
Blumen und Blättern sowie teils vergoldet. Teils braun gelackt, teils
in der Art von Schildpatt sowie bemalt in Gold und mit Perlmutt-
einlagen in Form von Blättern und Blüten. Rechteckiger, leicht
profilierter Rahmen mit ausgestellten Ecken, die Seitenmitten mit
volutenförmigen Auskragungen. Aufsatz in Volutenform.
169 × 111 cm.
Späteres Spiegelglas. Fehlstellen. Schnitzerei etwas unvollständig.
Vgl. Giovanni Mariacher, Specchiere italiane, Milano 1963 (Abbil-
dung vergleichbare Spiegel in Buchumschlag).
CHF 8 000 / 10 000
(€ 7 410 / 9 260)
1055*
PAAR GESCHNITZTE KONSOLEN
Barock, Italien, wohl Genua um 1700. Holz reich geschnitzt mit
Blattvoluten, Blumen, Akanthusblättern sowie vergoldet. Recht-
eckiges, randmulüriertes gelbes Onyx Blatt „Onice Nuvolato“,
frontseitig an den Ecken gestuft, auf gerader Zarge, ausgeschnit-
ten in der Art einer Draperie, auf durch markant geschweiften
X-Steg mit stilisiertem Blütenaufsatz verbundenen Doppelvolu-
tenbeinen mit Bocksfüssen. 121 x 63 x 88 cm.
Vergoldung später. Verstärkungen und Nivellierungsleisten für den
Marmor.
CHF 25 000 / 35 000
(€ 23 150 / 32 410)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1056
PAAR BAROCKE WANDBEHÄNGE
MIT BROKATSTICKEREI
Anfang 18. Jh. Roter Samt bestickt mit Blätter- und Bandelwerk
sowie den Symbolen der vier Evangelisten. 280 × 108 cm.
Risse und Fehlstellen. Der Samt teils wohl ersetzt.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 780 / 3 700)
1057*
PAAR GROSSE SPIEGELAPPLIKEN
Barock, Italien, Ligurien wohl Genua, Mitte 18. Jh. Holz vergoldet
und reich geschnitzt mit Blumen, Blattvoluten, Akanthusblätter,
Frauenbüsten sowie Halbfiguren und Putto als Aufsatz. Kartu-
schenform mit teils durchbrochenem Rahmen. 1 geschweifter
Bronzelichtarm mit zylindrischer Vasentülle.
Circa H 139 cm, B 102 cm.
Geringe Fehlstellen. Vergoldung teils überarbeitet. Wurmgänge.
Ein vergleichbares Paar finden sich in der Collection des Castello
di Arenzano, ebenso wie in der Collection des Conte G.E. Elia,
Roma.
Vgl. Giacomo Wannenes, Mobili d‘Italia, Il settecento Storia, Stili,
Mercato. Mailand 1984. S. 94 mit vergleichbaren Spiegelappliken.
Vgl. Alvar Gonzalez-Palacios. Il Mobile in Liguria. Genua 1996. S.
162 und 175 (mit Abbildung vergleichbarer Spiegelappliken).
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 110 / 16 670)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1058   Slg. Ducret
BECHER MIT HAUSMALER CHINOISERIEN
Meissen, um 1722-25. Die Bemalung wohl zeitgleich, mit einer
umlaufenden chinesischen Gartenszene auf einem Terrainsockel
mit Balustraden und zarten blühenden Sträuchern mit Sternblüten
und einem Chinesen mit pelzgesäumten Goldmantel und Hut. Die
Innenseite und Ränder in Eisenrot gefasst, Randvergoldung am
Standring. Ohne Marke. H 7,7 cm.
Haarriss, minime Randbestossung.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Literatur:
Siegfried Ducret, Deutsches Porzellan und deutsche Fayencen,
1962, S. 280.
In der Sammlung ehemals Giuseppe Rossi (Sotheby‘s London,
10. 3. 1999, Lot 318) ein vergleichbar bemalter Zylinderkrug mit
identischer Chinesenfigur und unbestimmter Zuschreibung an
einen Maler, in Meissen oder bei Du Paquier.
CHF 1 000 / 1 500
(€ 930 / 1 390)
1059   Slg. Ducret
BEDEUTENDER ZYLINDERKRUG MIT HÖFISCHER GENRESZENE
Meissen, um 1723-24. Die Bemalung Johann Gregorius Höroldt (1696-1775)
zugeschrieben. In einer unterglasurblau und goldgerahmten, schildförmigen
Kartusche mit Laub- und Bandelwerk in Eisenrot und Gold, eine galante Szene
inmitten einer Schlossarchitektur mit Parkanlage. Kavaliere und Damen beim Kar-
tenspiel auf einer mit Orangenbäumchen bepflanzten Terrasse. Rechterhand
an einem Tisch ein Herr, der mit einer auffordernden Geste eine Dame zum
Spiel auffordert, während eine weitere Dame im Begriff ist ihre Karte auszu-
spielen, sich jedoch zurückwendet mit dem Blick auf ein flanierendes Paar.
An den Seiten mit Prunuszweigen bemalt. Ohne Marke. H 16,5 cm (19 cm).
Ergänzter Silberdeckel des 19. Jh.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass.
Literatur:
- Siegfried Ducret, Die Arbeitsmethoden Johann Gregor Höroldts,
Keramikfreunde der Schweiz, MB 39, 1957, S. 39, Abb. 68.
- Siegfried Ducret, Porzellan der europäischen Manufakturen im 18.
Jahrhundert, Zürich, 1971, S. 18, Abb. 9.
- Ulrich Pietsch, Johann Gregorius Höroldt 1696-1775 und die Meis-
sener Porzellanmalerei, Leipzig 1996, S.70 Nr.48, Abb. S. 71.
Ein sehr ähnlicher Krug mit korrespondierender Szene, ehemals aus den
Könglichen Sammlungen des Hauses Wittelsbach, befindet sich heute im
bayerischen Nationalmuseum München (Rückert 1966, Kat. Nr.128; Pietsch
1996, Abb. S.71).
Beide Darstellungen gehen zurück auf einen Kupferstich mit dem Titel „Nur
frisch heraus mich dünket schon /Ich trag den besten g‘win davon”, im Archiv
der Manufaktur.
Ulrich Pietsch hatte in der Alongeperrücke tragenden Figur eine Darstellung
von August dem Starken vermutet. Auf den wenigen frühen, vergleichba-
ren Dekoren mit europäischen Szenen, finden sich bei ein paar Exemplaren
Figuren, die der Physiognomie des Königs ähnlich zu sehen scheinen. Höroldt
hatte versucht, dem König zu schmeicheln indem er ihn in die Porzellandekore
einbezog (Pietsch 1996 S.16).
Ein weiterer Krug aus dem Jahr 1723/24, aus der Serie von Krügen mit dieser
Art Kartuschenmalerei, Höroldt zugeschrieben, in der Sammlung Arnhold, vgl.
M. Cassidy-Geiger (2008), S.406-408 Kat. Nr. 164.
CHF 18 000 / 22 000
(€ 16 670 / 20 370)
| 55
| 56
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1060*
PORZELLAN-KAMINPENDULE
KPM, Berlin um 1760/70. Unterglasur Zepter-Marke in Blau.
Porzellan weiss glasiert. Geschwungenes, unten eingezogenes
Gehäuse auf Rocaillenfüssen. Dekor in Form von applizierten
Blüten und Blättern sowie reliefierten Akanthusblättern. Der
untere Bereich durchbrochen mit Gitterwerk sowie besetzt mit
plastischem Chronoskopf. Seitlich zwei vollplastisch modellierte
Putten. Aufsatzfigur. Weisses, sternförmig gewelltes Zifferblatt
mit römischen Stunden- und arabischen Minuten. Durchbrochene
Zeiger mit Sonnenspitzen. Werk mit Ankergang und Halbstun-
denschlag auf Glocke. Werk und Zifferblatt im 19. Jh. eingesetzt.
39 × 16 × 60 cm.
Brandrisse. Bestossungen an den Blüten. Aufsatzfigur repariert.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 780 / 3 700)
1061*
PAAR GEFASSTE FAUTEUILS
Rokoko-Stil, wohl Potsdam, 19. Jh. Nussbaum geschnitzt mit
Rocaillen, Blättern, Blüten und Voluten sowie grau gefasst und mit
vergoldeten Konturen. Trapezförmiger, wellig geschweifter und
gepolsterter Sitz auf ausgeschnittener durchbrochener Zarge
und doppelgeschweiften Volutenbeinen. Passige kartuschenför-
mige und gepolsterte Rückenlehne sowie geschweifte, vorne ein-
gerollte Armlehnen. Floral gemusterter Damastbezug mit blauem
Fonds. 65 × 72 × 104 cm.
Fehlstellen und Verstärkungen.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)
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1062*
SELTENES MODELL EINES PFAUS
Meissen, um 1741, Modell von Johann Joachim Kändler. Natura-
listisch modelliert als balzender Pfauenhahn mit ausgebreiteter
Federkrone, blau und grün staffiert und mit Höhungen in Gold,
seinen Kopf nach rechts geneigt. Ohne Marke, eingepresste
Nummer 26. Inv.Nr. P. E. 28 in Grün. 23,5 x 22,5 cm. Restauriert.
Provenienz:
- ehemals Sammlung Gustav und Charlotte von Klemperer, Dres-
den, bis 1938.
- Von 1991 bis 2010, Staatliche Kunstsammlungen Dresden,
Porzellansammlung im Zwinger, Inv. Nr. PE 28.
- Auktion Bonhams London, 8.12.2010, Lot 56.
Literatur:
- L. Schnorr von Carolsfeld, Porzellansammlung Gustav von Klem-
perer, 1928, Nr. 775.
- Carl Albiker, Die Meissner Porzellantiere des 18. Jahrhunderts,
1935, Taf. XXXIV Abb.142.
- Ulrich Pietsch, Die figürliche Porzellanplastik von Gottlieb Kirch-
ner und Johann Joachim Kändler, Dresden, 2006, S.195 Nr. 303.
Vergleichsstücke für dieses kleine Modell: Metropolitan Muse-
um New York, s. Y. Hackenbroch, Meissen in the Irwin Untermyer
Collection, 1956, Taf.12 Abb.13; Sammlung Erich von Gold-
schmidt-Rothschild, s. Hermann Ball-Paul Graupe Berlin, Verstei-
gerung 16.-21-3.1931, Nr.454 (ein Paar Gegenstücke).
In den Arbeitsberichten Kändlers von Juli bis August 1741 wird no-
tiert: „Einen Pfau Hahn”, möglicherweise bezieht sich der Eintrag
auf genau dieses Modell, das eine kleinere, leicht abgewandelte
Version des weit grösseren Pfaumodells (102cm) Kändlers aus
dem Jahr 1734 ist. Von dem grossen Modell existieren heute noch
drei Exemplare in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden
(Pietsch 2006).
CHF 11 000 / 13 000
(€ 10 190 / 12 040)
| 58
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1063
PAAR FAUTEUILS
Barock, wohl Lombardei, 2. Hälfte 18. Jh. Nussbaum
geschnitzt mit Rocaillen und Palmetten sowie moulü-
riert und patiniert. Trapezförmiger, geschweifter und
gepolsterter Sitz auf ausgeschnittener Zarge und
geschweiften Beinen mit Volutenfüssen. Schildförmi-
ge gepolsterte Rückenlehne sowie vorne ausladende
Armlehnen, in Voluten endend. Beiger Seidenbezug.
64 × 87 × 98 cm.
Fehlstellen. Etwas zu verstärken. Stoff fleckig.
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
1064
KOMMODE
Rokoko, Italien, Neapel um 1740/50. Nussbaum-Wurzelmaser,
Veilchenholz und Palisander eingelegt in Form von Sternen in run-
den bzw. passigen Reserven. Trapezförmiger, markant dreiseitig
bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweif-
ten Beinen mit Sabots. Front mit zwei Schubladen (Unterböden
ersetzt). Randmoulürierte Brocatello di Siena-Platte (repariert). 1
Schlüssel. 147 x 67 x 96 cm.
Diverse Furnierfehlstellen und fehlende Teile. Erhaltungsrestaura-
tionen. Etwas zu überholen.
Vergleichbare Kommode abgebildet bei: Giacomo Wannenes.
Mobili d‘Italia, Il settecento Storia, Stili, Mercato, Mailand 1984.
Tafel XLV. Ebenso: Maurizio Cera, Il mobile italiano dal XVI al XIX
secolo, gli stili, le forme, il mercato, Milano 1983., Abbildungen 83,
87 und 153 von in der Marketerie ähnlichen Kommoden, beschrie-
ben als Neapel, 1. H. 18. Jh.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)
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1065*
ZWEI MODELLE VON PIROLEN ALS PAAR
MIT VERGOLDETER BRONZEMONTIERUNG
Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler von 1733/34,
spätere Ausformungen um 1740/47 von Johann Gottfried Ehder
bzw. Peter Reinicke. Die vergoldeten Bronzesockel, Frankreich, 19.
Jh. Jeder mit gelb und schwarz, unterschiedlich staffiertem Ge-
fieder, je auf einem mit Blättern applizierten Baumstumpf sitzend,
beide mit geöffneten Schnäbeln, der eine mit angelegten, der
zweite mit angehobenen Flügeln. Spuren einer unterglasurblauen
Schwertermarke und Pressnummer 26 auf der Unterseite eines
Vogels. H 25,5 cm (28,5 cm).
Restaurierungen
In der Taxa Kändlers wird im Juli 1733 notiert: „Specification Was
in dem Monath July 1733 an Neuen Modellen Inventiret und
gefertiget worden...Einen Vogel von Mittel Mässiger Grösse Eine
Bier Eule genannt auf einem Postament sitzend, Kandler, Mo-
dellmeister”. Im darauffolgenden Jahr im März 1734: „Im Monath
Martio 1734 sind auf hiesiger Königl. Pohl. und Churfürstl. Sächs.
Porcellain Fabrique an neuen Modellen gefertiget worden...Einen
Vogel Von Mittelmässiger Grösse gefertiget welcher Eine Bier
Eule gennant wird, Johann Joachim Kändler.”
Die ersten Kändler Modelle, die zunächst ausschliesslich für die
Königlichen Porzellansammlungen im Japanischen Palais in Dres-
den bestimmt waren, wurden nach 1740 von Ehder und Reinicke
mehrfach nachbearbeitet. Im Januar 1747 schliesslich schuf
Reinicke ein weiteres, neues Modell mit verkürztem Sockel. Zu
diesem Zeitpunkt waren die Modelle bereits für den freien Verkauf
in der Manufaktur vorgesehen (Wittwer 2004,S. 336).
Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke: Carl Albiker, Die
Meissener Porzellantiere, 1935, Taf. XXIX, Nr. 112; Yvonne Hacken-
broch, Meissen in the Untermyer Collection, 1956, Taf. 6; Rainer
Rückert, Meissener Porzellan, 1966, Taf. XXX; G. Röbbig, Kabinett-
stücke, 2006, S. 233; Samuel Wittwer, Die Galerie der Meissener
Tiere. Die Menagerie Augusts des Starken für das Japanische Palais
in Dresden, 2004, S.336; Sammlung Lily  Edmond Safra, Sotheby‘s
New York, 18.-21. 10.2011, Lot 757; Sammlung Peggy und David
Rockefeller, Christie‘s New York, 9.5. 2018, Lot 194.
CHF 40 000 / 45 000
(€ 37 040 / 41 670)
| 60
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1066
WAPPENKARTUSCHE
Rokoko, wohl Bayern, datiert 1765. Holz geschnitzt, ge-
fasst und teils vergoldet. In teils durchbrochen gearbeite-
ter Kartuschenform mit Rocaillenaufsatz und seitlichen
Voluten. Zwei Wappen, das eine von Bischofshut und Stab
überhöht. Bez. FAZS. Verso mit undeutlicher Beschrif-
tung, wohl „Ignatius Holzinger ...“ 93 × 100 cm.
Ergänzung.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
1067
DUCHESSE BRISÉE
Rokoko-Stil, Veneto, 18./19. Jh. Holz geschnitzt mit Rocaillen und
Blättern sowie moulüriert und vergoldet. Zweiteilig. Mit gepolster-
tem Sitz und geschwungenen, weit ausladenden Rückenlehnen,
in kurzen und Voluten endenden Armlehnen übergehend. Floral
gemusterter, rosafarbener Damastbezug. Bordüren fehlen.
90 × 210 × 100 cm.
Vergoldung überarbeitet. Fehlstellen an Schnitzerei.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 780 / 4 630)
| 61
1068
ELEGANTE ROKOKO KOMMODE
Genua um 1750. Palisander eingelegt mit Rosetten in Stirn-
holz sowie mit breiten Filets. Trapezförmiger, dreiseitig markant
bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweif-
ten Beinen. Front mit zwei Schubladen, die obere ohne Traverse
zwischen markanten Eckstollen. Durchbrochene vergoldete
Bronzegriffe und Schlüsselschilder in Rocaillenform mit Blüten und
Blättern. Entsprechende Eck- und Zargenzierden. Randmoulürier-
te Brocatello di Siena Platte. 1 Schlüssel. 117 × 63 × 88 cm.
Kleine Risse, teils restauriert. Fehlstellen am Marmorblatt. Trägt
unter dem Marmor eine Signatur Joubert.
Vgl. Giacomo Wannenes. Mobili d‘Italia. Il settecento Storia, Stili,
Mercato. Mailand 1984. S. 38 mit Abbildung einer vergleichbaren
Kommode, sowohl in Bezug auf die verwendeten Bronzebe-
schläge als auch auf die für den „barocchetto genovese“ typische
Verwendung von Stirnholz-Intarsien. Vergleiche ebenso Lelio
Canonero. Barocchetto Genovese. Aldo Martello Editore. Tafel
XXXIV. Ebenso: Alvar Gonzalez-Palacios. Il Mobile in Liguria. Genua
1996. S. 244 (mit Abbildung einer vergleichbaren Kommode)
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
| 62
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1069
PANTALONE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR
DEN HERZOG VON WEISSENFELS
Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter
Reinicke. Mit weissem Mantel über eisenroter goldgeränderter
Weste und Kniebundhose, gelbe Schuhe. Der flache Geländeso-
ckel appliziert mit Blüten und Blättern. H 12,8 cm.
Rechte Hand wieder angesetzt, Bestossungen.
Provenienz:
- Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27.4. 1998,
Lot 214.
- Privatsammlung Genf.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
1070
COLUMBINE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR
DEN HERZOG VON WEISSENFELS
Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter
Reinicke. Gerautetes Wams mit blauer Schleife über geblümtem
Rock, die Pritsche in ihrer linken Hand. Ohne Marke. H 13,8 cm.
Restaurierungen und kleine Bestossungen.
Provenienz:
- Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27.4.1998,
Lot 212.
- Privatsammlung Genf.
CHF 700 / 900
(€ 650 / 830)
| 63
1071
SCAPINO AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE
SERIE FÜR DEN HERZOG VON WEISSENFELS
Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und
Peter Reinicke. Purpurfarbener Umhang über weisser Jacke
mit Goldhöhung über gelber Hose und blauen Schuhen. H
13,5 cm.
Provenienz:
- Christie‘s London, British and Continental Ceramics,
27.4.1998, Lot 213.
- Privatsammlung Genf.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
1072
PANTALONE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR
DEN HERZOG VON WEISSENFELS
Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter
Reinicke. Mit weissem Kragen über schwarzem Mantel, gelber
Weste und eisenroten Kniebundhosen mit gelben Schleifen. H
12,7 cm.
Reparaturen, Beschädigungen.
Provenienz:
- Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27. 4 1998,
Lot 211.
- Privatsammlung Genf.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
| 64
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1073   Slg. Ducret
KOPPCHEN UND EINE UNTERSCHALE
MIT HAUSMALERDEKOR
Meissen, um 1740-50. Bemalung wohl von Ferdinand Meyer von
Pressnitz, mit einer Szene aus der griechischen Mythologie, Triton
und Nereide auf der Tasse, Endymion und Artemis in Goldrahmen
auf der Untertasse. Unterglasurblaue Schwertermarke. Press-
nummern 17 und 66. Sammlungsetikett mit Inv.Nr. 302.
D 13,6 cm, 4,7 cm.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
CHF 500 / 700
(€ 460 / 650)
1074   Slg. Ducret
TASSE UND UNTERSCHALE
MIT HAUSMALER CHINOISERIE
Meissen, um 1720-24. Becherform. Mit grossen Chinesenfiguren
auf einem Grasstreifen zwischen zarten, blühenden Sträuchern
und einem schreitenden Kranich auf dem Becher. An den Rändern
Goldbordüren. Ohne Marke. Sammlungsetikett mit Inv. Nr. 32.
H 7,8 cm, D 12 cm.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Literatur:
Siegfried Ducret, Keramik und Graphik, 1971, Abb. 363.
CHF 700 / 900
(€ 650 / 830)
1075   Slg. Ducret
ZYLINDERKRUG MIT HAUSMALERDEKOR
Meissen, Mitte 18. Jh, die Bemalung von Ferdinand Meyer von
Pressnitz, der teilvergoldete Deckel mit Regensburger Taler von
1754. Blumenreliefdekor, Goldspitzenbordüre über einer umlau-
fenden Landschaftsszene mit einem Schäferpaar, Schafen und
Architekturen im Hintergrund. Im Fond der Innenseite bemalt mit
einer Eule. Der auf der Innenseite vergoldete Deckel mit einer
Münze. Prägung auf der Vorderseite: FRANCISCUS D G ROM
IMP SEMP AVG. Drapierte Büste Kaiser Franz I. im Harnisch nach
rechts. Darunter die Stempelschneidersignatur I L Oexlein f (Jo-
hann Leonhard Oexlein fecit). Auf der Rückseite: MONETA REIP
RATISBON // X ST EINE F C M / 1754. Ansicht der Freien Reichs-
stadt Regensburg. Unten das Münzmeisterzeichen I C B (Johann
Christoph Busch). Ohne Marke. H 18 cm (ohne Daumenrast).
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
CHF 3 000 / 4 000
(€ 2 780 / 3 700)
| 65
1076   Slg. Ducret
KAFFEEKANNE MIT AUGSBURGER GOLDCHINESEN
MIT VERGOLDETER SILBERMONTIERUNG
Meissen, um 1720, die Bemalung um 1725 von Bartholomäus
Seuter, die Montierung von Elias Adam in Augsburg. Auf jeder
Seite eine Chinoiserieszene auf einer Goldkonsole mit fliegenden
Vögeln und rankenden Sträuchern. Mit Aubsburger Randmuster.
Ohne Manufakturmarke. Montierung punziert mit Meistermarke
EA. H 21 cm.
Haarriss im Boden bis unterer Wandung.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
Literatur:
Siegfried Ducret, Meissener Porzellan bemalt in Augsburg, 1718
bis um 1750, 1971, Bd. I, S.219 Abb. 268.
CHF 1 500 / 2 000
(€ 1 390 / 1 850)
1077   Slg. Ducret
BECHER MIT CHINOISERIEN
IN AUGSBURGER SILBERDEDKOR
Meissen, um 1720-25. Mit Doppelhenkel, bemalt mit Chinesenfiguren
auf Laub- und Bandelwerkkonsolen, am Rand eine Augsburger Bor-
düre. Ohne Marke, Dreherzeichen für Johann Kittel. H 8 cm.
Versilberung oxidiert und berieben.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass.
CHF 600 / 800
(€ 560 / 740)
1078   Slg. Ducret
KOPPCHEN UND EINE UNTERSCHALE
MIT HAUSMALERDEKOR
Meissen, um 1750. Die Bemalung wohl aus einer sächsischen
Werkstatt. Die Aussenwandung der Untertasse mit Prunusrelief.
Bemalt mit Landschaftsszenen in Goldkartuschen. Die Ränder mit
Goldkalligraphenrand und Blumenarrangements bzw. allegori-
schen Köpfen. Unterglasurblaue Schwertermarke. H 4,5 cm,
D 13,4 cm.
Tasse und Untertasse assortiert, Emailfarben minim berieben.
Provenienz:
- Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich.
- durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen,
Nachlass.
CHF 500 / 700
(€ 460 / 650)
| 66
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1079*
1 PAAR NACHTLEUTER
Lausanne 18. Jahrhundert. Meistermarke Papus  Dautun. Auf
ovalem Fuss. Glatter röhrenförmiger Schaft und höhenverstellba-
ren Kerzenhaltern. H 21 cm. Zus. 778 g.
Provenienz:
Französischer Privatbesitz.
CHF 2 800 / 4 000
(€ 2 590 / 3 700)
1080
LOT VON ZWEI ZUCKERSTREUERN
London, 1728. Meistermarke Thomas Bamford. Zus. 340 g.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
CHF 500 / 800
(€ 460 / 740)
| 67
1081*
TAFELAUFSATZ
Hamburg zwischen 1737 und 1752. Meistermarke Conradt Blom.
Silber, gegossen und getrieben. H 27 cm. 2305 g.
Provenienz:
- Schwedischer Adelsbesitz.
- Auktion Bruun Rasmussen, Kopenhagen, 1999, Los 707.
- Deutscher Privatbesitz.
Der schlicht gearbeitete, auf vier Kugelfüssen stehende Tafelauf-
satz, besteht aus einer Basis, in die 4 grosse ovale und 8 kleine
Schalen auf verschiedenen Ebenen eingehängt sind. Wohl dem
Zwecke eines festlichen Essens dienlich, bei dem Obst, Gebäck
und andere Süssigkeiten dargereicht wurden, lässt sich bei der
Gestaltung des Tafelaufsatzes eine Anlehnung an englische Vor-
bilder erkennen. Die ersten englischen Silberschmiedearbeiten
dieser Art, lassen sich ab 1720 nachweisen.
Dieser Tafelaufsatz, gefertigt Conradt Blom, ist die einzige
bekannte Hamburger Silberschmiedearbeit dieser Art und stellt
durch ihre Singularität eine rare Kostbarkeit dar.
CHF 24 000 / 44 000
(€ 22 220 / 40 740)
| 68
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1082*
ZWEI MODELLE VON PAPAGEIEN
Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler um 1741, Aus-
formung und Staffierung Mitte 18. Jh. Als Gegenstücke zusam-
mengestellt. Modelle der „Mittleren Sorte”, Gegenstücke mit
unterschiedlicher Staffierung des Federkleids, der eine in Grau
und Eisenrot, der andere in Gelb, Blau und Rot. Spuren blauer
Schwerter auf dem unglasierten Sockelboden. H 14 cm.
Restaurierungen.
Die Arbeitsberichte Kändlers listen im Oktober 1741: „7. Einen
Neuen Pappagoy mittlere Sorte in Thon poussiret welcher gegen
den schon im Waaren Laager befindl. Pappagoy siehet.“(Pietsch
2002, S.83).
Vergleichsstücke: M. Röbbig, Farbensprühende Kostbarkeiten. Die
Papageien, in: Kabinettstücke, 2006, S.109-143, Kat. Nr. 15 u. 17.
CHF 12 000 / 14 000
(€ 11 110 / 12 960)
| 69
1083*
ZWEI MODELLE VON DOMPFAFFEN
Meissen, um 1747-55, Modelle von Johann Joachim Kändler. Als
Gegenstücke zusammengestellt. In zwei unterschiedlichen Grös-
sen, auf einem Baumstumpf, appliziert mit Blättern bzw. Pilzen,
die Gefieder rot, schwarz und grau staffiert. Reste einer blauen
Schwertermarke auf dem grösseren Modell. H 12,5 cm, 14,5 cm.
Minim restauriert.
Das erste Modell eines Dompfaff bzw. Gimpel (Höhe 15 cm)
modellierte Kändler bereits 1733 für die Königlichen Sammlungen
im Japanischen Palais (Wittwer 2004, S. 324). Die Arbeitsberich-
te Kändlers vom Oktober 1747 erwähnen ein neues Modell mit
seinem Gegenstück, das zu diesem Zeitpunkt bereits für den
freien Verkauf in der Manufaktur bestimmt war: „5. Einen Vogel
Giempel genannt nach dem Leben aufs Natürlichste modelliret
Wie selbiger auf einem Wie natürlich gewachsenen aste sietzet.”
„6. Annoch einen dergleichen Giempel in einer anderen Wendung
gegen Ersteren Zu setzen, auf Vorige Weise nach dem Leben
modelliret” (Pietsch 2002, S.121)
Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke: S.Wittwer, Die
Galerie der Meissener Tiere. Die Menagerie Augusts des Starken
für das Japanische Palais in Dresden, 2004, S.324, 235; G. Röbbig,
Kabinettstücke, 2006, S. 244 Kat. Nr. 40; Sammlung Sir Gawaine 
Lady Baillie, Sotheby‘s London, 1. 5. 2013, Lot 35.
CHF 9 000 / 11 000
(€ 8 330 / 10 190)
| 70
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1084*
PAAR SELTENE MODELLE VON BLAUMEISEN
Meissen, um 1741, Modelle wohl von Johann Joachim Kändler.
Jeder auf einem Baumstumpf mit Blättern appliziert. Das Feder-
kleid staffiert in hellem Blau, Grün und Gelb mit manganfarbenen
Höhungen. Spuren einer blauen Schwertermarke auf dem ungla-
sierten Boden eines Modells. H 9,5 cm und 13 cm.
Minim restauriert.
Vergleichsstücke: Sammlung Sir Gawaine  Lady Baillie, Auktion
Sotheby‘s London, 1.5. 2013, Lot 15 und 17.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
| 71
1085*
ZWEI MODELLE VON TAUBEN
Meissen, um 1740-45. Beide auf einem ovalen
Grassockel mit applizierten Blättern. Das Gefieder
schwarz und rötlich-braun bis dunkelbraun schraf-
fiert. Unterglasurblaue Schwertermarken, Press-
nummern 45. 16x17 cm, 15x16 cm.
Kleine Restaurierungen
Provenienz:
- Christie‘s London, 24.2.1997, Lot 284 (1 Taube).
- Sir Gawaine  Lady Baillie, Sotheby‘s London,
1.5.2013, Lot 36 (1 Taube).
Vergleichsstück: M. Kunze-Köllensperger, Alexanders
Tiere, 1999, S.200 u. Kat. Nr.113.
CHF 14 000 / 16 000
(€ 12 960 / 14 810)
| 72
Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1086*
ZWEI MODELLE VON MANDELKRÄHEN
Meissen, Modelle nach 1739 von Johann Joachim Kändler und
Johann Gottfried Ehder. Als Paar mit zugeneigten Köpfen zusam-
mengestellt. Jedes Gefieder staffiert in Grünschattierungen und
Blau mit Höhungen in Braun. Auf einem mit Blättern und Insekten,
alternativ mit Pilzen applizierten Baumstumpf. Ohne Marken. Ein
Vogel mit Ritznummer V0 und zweifacher Pressnummer 45.
H 32,7 cm.
Restaurierungen und Ergänzungen.
Für die prachtvolle Ausstattung des Japanischen Palais in Dres-
den, liessen der sächsische Kurfürst und König von Polen, August
der Starke und ab 1733 dessen Sohn August III., eine grosse
Anzahl von Vögeln in Auftrag geben.
Die Modelle der Mandelkrähen wurden in zwei verschiedenen
Grössen ausgeführt, 37,5cm und 33 cm. Das grössere Modell
wurde von Kändler 1735 entworfen und 1736 fertiggestellt und
war exklusiv für den Kurfürsten und seine Sammlungen im Japani-
schen Palais bestimmt.
In der Taxa Kändlers, den sog. Feierabendberichten, wird 1739
bis 1740 eine neue, kleinere Variation der Mandelkrähe aufge-
listet: „Specification Derjenigen Modell, welche à 1ten Oct 1739
bis ult January 1740 von mir Endes unterschriebenen nebst
einen Gesellen, nacher Feyerabende verfertigte, und zur Königl.
Porellain-Fabrique zu Meissen geliefert worden... 1 Mandel Grehe,
so auch auff einen grossen Ast sitzet und die Flügel von sich stre-
cket, modelliret.“ (J. Raffael, Keramos 203, 204/2009. S. 32.).
Ausserdem für das Mandelkrähen Gegenstück im Arbeitsbericht
und der Taxa Johann Gottfried Ehders im Oktober 1739: In Thon
poussiret: 1 Mandel Grahen Kopf. (G. Röbbig, Kabinettstücke.
2006. Kat.Nr. 6, S. 231).
Die kleineren Modelle für den freien Markt kamen ab 1740 in den
Verkauf (Kirsch 2019, S. 429 mit Bezug auf S.Wittwer, 2004). Durch
die leichte Abwandlung des Modells und der etwas kleineren Aus-
führung konnten die Stücke dem freien Markt zugänglich gemacht
und gleichzeitig die Exklusivität des früheren königlichen Modells
gewahrt werden. Dieses Vorgehen ist analog bei den Bachstelzen
und den Elstern zu beobachten (Kirsch 2019, S. 431).
Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke:
Carl Albiker, Die Meissner Porzellantiere, 1935, Taf. XXVIII, Nr. 109;
Rainer Rückert, Meissener Porzellan, 1966, Taf. 272 Nr.110, 111;
Samuel Wittwer, Die Galerie der Meissener Tiere: die Menagerie
Augusts des Starken für das Japanische Palais in Dresden, 2004,
S. 330; Friedel Kirsch, Langeloh Porcelain. Hundert Jahre Por-
zellane und Fayencen des 18. Jahrhunderts, 2019, S. 426-433;
Christie‘s New York, Property from the Estate of Mrs. Charles En-
gelhard, 18. 3. 2005, Lot 33; für zwei sehr ähnliche Modelle siehe
Sammlung Nelson A. Rockefeller und Laurance S. Rockefeller bei
Sotheby‘s New York, 11. 1. 2005, Lot 191 und Sotheby‘s Paris, 9.
11. 2012 Lot 99; Sammlung Lily  Edmond Safra, Sotheby‘s New
York, 11. 10. 2011, Lot 1142.
CHF 42 000 / 46 000
(€ 38 890 / 42 590)
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Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan
1087
PAAR BEDEUTENDE INTARSIERTE KOMMODEN
AUS DER WERKSTATT VON JOHANN FRIEDRICH
SPINDLER
Rokoko, Potsdam um 1765. Johann Friedrich Spindler (1726 –
1799). Nussbaum, Nussbaummaser, Zwetschge sowie weitere,
teils getönte Früchtehölzer reich und fein eingelegt in Rocaillenre-
serven mit Blumenbouquets sowie Filets. Feine spätere Bemalung
mit Rautenwerk. Trapezförmiger, dreiseitig geschweifter und
bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweiften
Beinen. Front mit zwei Schubladen ohne Traverse. Das leicht über-
stehende, moulürierte und passig geschweifte Blatt intarsiert mit
Fantasielandschaften, zentralem Brunnen mit Neptunfigur als sit-
zende Figur, darunter bäuerliche Szenen mit Vieh und Menschen
sowie Darstellung eines Schlosses in Rocaillenreserven, flankiert
von Blumenbouquets. Die Seitenwandungen ebenso eingelegt
mit Blumenbouquets in Rocaillenreserven. Feine vergoldete Bron-
zebeschläge sowie Sabots in Form von durchbrochenen Rocaillen
mit Blumen und Blättern. Rückseitig mit Siegel, die Schubladen
innen mit Stempel „Prinzlich Reussisches Familien Privatfideikom-
miss Trebschen“ sowie Nummerierungen auf Etiketten 15 bzw.
1048. 2 Schlüssel. 134 × 66 × 82,5 cm.
Kleinere Furnierergänzungen. Erhaltungsrestaurationen und Ver-
stärkungen. Furnier teils geschliffen und aufgebleicht.
Provenienz:
- Prinzlich Reuss’scher Privat Familienfideikommiss Schloss Treb-
schen, vermutlich unter Graf Heinrich IX. Reuss zu Köstriz (1711
- 1780), königlich preußischer Oberhofmarschall und Staatsmi-
nister Friedrich II. des Grossen in den Familienbesitz gekommen
- Auktion Leo Grünpeter Berlin, 23. und 24. April 1928; Samm-
lungen des Prinzlich Reuss’schen Privat Fiedeikommissbesitzes
Schloss Trebschen, Los Nr. 31 und 32
- Sammlung Max Emden (dokumentiert auf einem Foto im Ar-
beitszimmer auf der Isola di Brissago, 1935)
- 1940 durch Erbschaft an Sohn Heinrich Emden
- wohl verkauft anlässlich einer Auktion des Inventars Emden,
Isola di Brissago, Sommer 1948
- Sammlung Hausamann, Schloss Rolle
- Auktion Koller Zürich, 5. November 1982, Lot 2493
- im Münchner Antiquitätenhandel vom heutigen Besitzer
erstanden
- Schweizer Privatbesitz
Dieses Kommodenpaar ist auf den Schubladeninnenseiten mit
Stempeln versehen, welche die beiden Möbelstücke als Bestand-
teile des Prinzlich Reuss’schen Privat Familienfiedeikommiss
Schloss Trebschen ausweisen. Der Reuss’sche Fideikommiss
wurde als Sammlungen des Prinzlich Reuss’schen Privatfideikom-
missbesitzes Schloss Trebschen durch das in Berlin ansässige
Kunst- und Möbelauktionshaus Leo Grünpeter 1928 versteigert.
Unsere beiden Kommoden sind in jenem Auktionskatalog fälsch-
lich als „Kommode. Französisch um 1750. Reich und fein intarsiert,
bauchig gearbeitet. Bronzebeschläge der Zeit.“ bzw. als dessen
Gegenstück unter den Losnummern 31 und 32 versteigert. Die
Abbildung von Los 31 auf Tafel IV belegt jedoch, dass es sich
tatsächlich um die hier angebotenen Stücke handelt.
Auch wenn bisher keine schriftlichen Beweise vorliegen, darf wohl
davon ausgegangen werden, dass die beiden Kommoden durch
Graf Heinrich IX. Reuss zu Kösteriz (1711 – 1780) in den Famili-
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IMPRESSIONISMUS & MODERNE 2 Juli 2021
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Koller Aecorative Arts Auktion 25. Marz 2021

  • 1.
  • 2.
  • 3.
  • 4. AUKTION IBID 118 Bieten: 16. bis 30./31. März. Vorbesichtigung: 18.–23. März, 10–18 Uhr Gemälde,ZeichnungenGrafikAlterMeisterdes19.Jhs. SchweizerKunst,BücherAutographen,HermèsCarrés Schmuck,Möbel,Uhren,Varia,Porzellan,Silber IBID AL TEGRAFIKZEICHNUNGEN Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021 IBID BÜCHER AUTOGRAPHEN Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021 IBIDMÖBELUHREN Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBIDVARIASKULPTUREN Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBIDSLG.BACKMODEL Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBID HERMÈS CARRÉS Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021 IBID PORZELLAN Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBID SILBER Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBID SCHMUCK Bieten ab 16.03. bis 30.03.2021 IBID GEMÄLDE Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021 IBID SCHWEIZER KUNST Bieten ab 16.03. bis 31.03.2021 AUKTIONSPROGRAMM AUKTIONEN MÄRZ 2021 (A196 IBID 118)
  • 5. TEPPICHE Donnerstag,25.März2021,10.30 Uhr Lot 1401 – 1480 MÖBEL, PENDULEN, SKULPTUREN, SILBER, PORZELLAN Donnerstag,25.März2021,13.30 Uhr Lot 1001 – 1275 Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66  office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch Auktion: 25. März 2021 DECORATIVE ARTS MÖBEL, UHREN, SILBER PORZELLAN DECORATIVE ARTS A196 MÄRZ 2021 BÜCHER AUTOGRAPHEN Mittwoch, 24. März 2021, 14.00 Uhr Lot 101 – 363 501 – 527 MÄRZ 2021 Auktion: 24. März 2021 BÜCHER, BUCHMALEREI AUTOGRAPHEN BÜCHER, BUCHMALEREI AUTOGRAPHEN A196 ALTE GRAFIK Freitag, 26. März 2021, 10.00 Uhr Lot 3601 – 3641 ZEICHNUNGEN Freitag, 26. März 2021, 10.30 Uhr Lot 3401 – 3486 GEMÄLDE ALTER MEISTER Freitag, 26. März 2021, 14.00 Uhr Lot 3001 – 3078 GEMÄLDE DES 19. JH. Freitag, 26. März 2021, 16.00 Uhr Lot 3101 – 3170 Koller Auktionen AG, Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz Tel +41 44 445 63 63, Fax +41 44 273 19 66  office@kollerauktionen.ch, www.kollerauktionen.ch A196 MÄRZ 2021 GEMÄLDE ALTER MEISTER UND DES 19. JH., ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK Auktion: 26. März 2021 GEMÄLDE ALTER MEISTER DES 19. JH. ZEICHNUNGEN UND ALTE GRAFIK Hardturmstrasse 102, 8031 Zürich, Schweiz VORBESICHTIGUNG Do. 18. bis Di. 23. März 2021, 10–18 Uhr
  • 6. Koller Auktionen ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mind. € 1000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbestand des Registers individuell abgeglichen. EURO-Schätzungen Die Schätzungen in Euro wurden zum Kurs von 1.08 umgerechnet und auf zwei Stellen gerundet, sie dienen nur zur Orientierung. Verbindlich sind die Angaben in Schweizer Franken. Decorative Arts   S. 1 Teppiche   S. 193 Adressen    S. 218 Auktionsbedingungen    S. 226 Auction Conditions   S. 228 Conditions de vente aux enchères   S. 230 Auktions-Auftrag   S. 232 AUKTIONEN Hardturmstrasse 102 8031 Zürich, Schweiz
  • 7. Zusätzliche Informationen und Abbildungen: www.kollerauktionen.ch Decorative Arts Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan AUKTION Donnerstag, 25. März 2021, 13.30 Uhr VORBESICHTIGUNG Donnerstag 18. bis Dienstag 23. März 2021, 10–18 Uhr English descriptions and additional photos: www.kollerauctions.com Sabine Neumaier Porzellan Fayence Head of department Tel. +41 44 445 63 12 neumaier@kollerauktionen.ch Jean-Pierre Dalla Vedova Art Déco Head of department Tel. +41 44 445 63 11 dallavedova@kollerauktionen.ch Corinne Koller Silber Head of department Tel. +41 44 445 63 22 ckoller@kollerauktionen.ch Hannah Wepler Silber Tel. +41 44 445 63 62 wepler@kollerauktionen.ch Stephan Koller Möbel Dekorationen Head of department Tel. +41 44 445 63 20 skoller@kollerauktionen.ch Giordana Schmid Möbel Dekorationen Tel. +41 44 445 63 52 schmid@kollerauktionen.ch
  • 8. | 2 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1001 FRAGMENT EINES KIRCHEN- FENSTERS Wohl Schweiz, gotisch, 14./15. Jh. Darstellung zweier Männer, der eine mit kronenartiger Kopfbedeckung. Blat- trankenwerkdekor, in den oberen Ecken zwei Rundfenster mit Butzenscheiben angedeutet. In Holzrahmen. 33 x 38 cm. Notbleie und Ergänzungen. Sprünge. CHF 1 000 / 1 500 (€ 930 / 1 390) 1002 HEILIGE DOROTHEA VON KAPADOKIEN Spätgotisch, Franken, um 1500. Linde geschnitzt, verso gehöhlt sowie mit Resten der Fassung und Vergoldung. Die Heilige mit Blumen bekränztem offenem Haar steht leicht im Kontrapost und hält in der einen Hand einen mit Blumen gefüllten Korb. H 86 cm. Ergänzungen am Saum der Gewandfalten. Finger der einen Hand unvollständig, Daumen der anderen sowie Teil des Korbhenkels ergänzt. Die Heilige Dorothea wurde beim Gang zur Enthauptung von dem heidnischen Juristen Theophilus verspottet, sie solle aus dem Paradies Blumen und Blüten mitbringen. In dem Moment erschien ein Engel in Form eines Knaben mit einem Korb voll Blumen und Früchten. Theophilus bekehrte sich und bekannte sich umgehend zum christlichen Glauben. Der Korb mit Blumen und Früchten gilt daher als Attribut der Heiligen Dorothea. Seltener sind Darstellun- gen der Heiligen mit Knabe und Korb. CHF 7 000 / 12 000 (€ 6 480 / 11 110)
  • 9. | 3 1003 SPÄTGOTISCHE EISENUHR Deutschland oder Italien, 16./17. Jh. Offenes Werk mit hintereinander liegendem Geh- und Schlagwerk. Die schmalen Eckpfeiler schräg gestellt und mit Nasen, bekrönt von Fialen mit Kreuzblumen. Durchbrochener Glockenstuhl mit Blüten besetzt. Zifferblatt bemalt mit Darstellung der Heiligen Katharina, darunter Sonne und Mond. Werk mit Spindelgang auf Radunruh, Schlagwerk mit Schlossscheibe, Stundenschlag auf Glocke. 13 x 13 x 36 cm. Einige Reparaturen und Ergänzungen. Bemalung überarbeitet. CHF 4 000 / 6 000 (€ 3 700 / 5 560) 1004 HEILIGE FAMILIE Spätgotisch, Flandern um 1500. Eiche geschnitzt, verso geflacht sowie später gefasst. Maria thronend, das Kind mit Segensges- tus steht auf ihrem Schoss. Hinter den beiden steht Joseph. Auf assortierter Konsole mit Blattdekor. Figur: H 36 cm. Spätere Fassung. Fehlstellen. Provenienz: Schweizer Privatsammlung. CHF 2 000 / 3 000 (€ 1 850 / 2 780)
  • 10. | 4 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1005* SELTENE GEFASSTE HAUSUHR MIT MOND- PHASE UND AUTOMAT Renaissance, Süddeutschland oder Strassburg, zweite Hälfte 16. Jh. Geschlossenes rechteckiges Eisengehäu- se, bemalt sowie mit vergoldeten Profilen und Applikati- onen. Oben allseitig mit bogenfömigen Segmentaufsät- zen, die Ecken mit gotischen Phiolen sowie Blattvoluten besetzt. Bemaltes Fronton mit zwei übereinander liegenden Zifferblättern, oben mit Monat- und Tagan- zeige sowie den Sternzeichen, darunter mit römischen Stundenzahlen. Die Ecklösungen teils mit Engeln bemalt. Im Bogensegment des Kranzes Anzeige der Mondphase mittels einer drehenden Kugel sowie plastische Köpfe eines Königs und einer Königin als Stundenrufer. Die Tü- ren bemalt mit Allegorien der Weisheit bzw. wohl mit dem Besitzer mit Uhr. Die Bogensegmente mit Engeln bemalt. Eisenwerk mit äusserst dekorativen Ecksäulen. Drei hin- tereinander liegende Werke; Gehwerk mit Spindelgang und Radunruh sowie zwei Schlagwerke für Schlag auf zwei Glocken. Auf der Rückseite vermerkt: Restauriert Anno 1983 F.K. 16 × 18 × 45 cm. Bemalung wenig retuschiert. Schöne Eisenuhr mit äusserst sorgfältig ausgeführtem Eisenwerk, teils noch mit retardierenden gotischen Elementen. Eine etwas einfachere, jedoch in vielen Details vergleichbare Uhr, die um 1620 datiert wird, ist abgebildet bei: Fridolin Staub, Eine Sammlung alter Uhren, Gipf-Oberfrick 2000, Nr. 91, S. 66. Eine aussen fast identische Uhr befindet sich im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. (Johann Willsberger, Zauber- hafte Gehäuse der Zeit, Die Schönsten Uhren aus sechs Jahrhunderten, Düsseldorf und Wien 1974.) CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 11. | 5 1006* SCHÖNE TISCHUHR MIT WECKER Süddeutschland oder Schweiz, Renaissance um 1540–70. Bronze und Kupfer reliefiert, geätzt sowie mit originaler Feuervergoldung. Die Wandungen des quadratischen Gehäuses reliefiert mit Jagd- darstellungen, wohl Kaiser Karl V mit höfischer Jagdgruppe, die Ecken mit Dreiviertelsäulen und korinthischen Kapitellen akzentu- iert, im unteren Bereich mit Akanthusblatt verziert und in Tatzen- füssen endend. Durchbrochen gearbeiteter, vergoldeter Boden mit Ätzdekor. Vergoldetes Zifferblatt graviert mit Ranken sowie zwei Zifferringen mit arabischen und römischen Zahlen. Zentrale Weckerscheibe. Eisenzeiger. Kompaktes Werk mit Spindelgang und Stundenschlag auf Glocke. Das Weckerwerk in der Glocke plaziert. 12 × 12 × 7 cm. Reparatur an der Hammerfeder. Feder des Schlagwerks fehlt. Federbremse entfernt. Die Eckzierden am Zifferblatt fehlen. Vergoldung berieben. Diese Tischuhr besticht durch den ausserordentlich schönen, gegossenen, gravierten und vergoldeten Dekor der Wandun- gen, die umlaufend eine wohl königliche Hirschjagd darstellen, vermutlich nach einer Stichvorlage. Über den Jagddarstellungen sind in Kartuschen kleine Köpfe von Raubkatzen bzw. eines Königs dargestellt. Die nach unten leicht ausschwingenden Ecksäulen mit Akanthusblatt, die in Tatzenfüsse übergehen, verleihen der Uhr eine gewisse Eleganz. Die schöne Ausführung dieser Arbeit und die Qualität der Feuervergoldung deuten auf die Herkunft aus einem der grossen Zentren für die damalige Gold- und Silber- schmiedkunst wie Nürnberg oder Augsburg. CHF 5 000 / 8 000 (€ 4 630 / 7 410)
  • 12. | 6 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1007 ALLIANZWAPPENSCHEIBE VON HANS ULRICH VON HINWIL UND KATHARINA VON WESTERSTETTEN Schweiz, datiert 1566. Die beiden Wappen mit Helm und Helmzier in Renaissance-Säulenrahmung. Das Oberbild zeigt zwei Ritter wohl nach einem Kampf, der eine am Boden liegend, der andere (wohl der Scheibenstifter) empfängt von einer Dame einen Kranz. Dazwischen zwei Knappen, die Pferde haltend. Unter dem Wappen eine Inschrift: Hans Ulrich Von Hinwill dyser Zeit Vogte zu Gotlieben Kattarina Von Hinwill Geborne Von Wes- terstetten 1566. 33 x 23 cm. Notbleie und Sprünge. Hans Ulrich von Hinwil (1540 – 1588), der letzte Vertreter seines Geschlechts, war Besitzer der kiburgischen Lehen um Winterthur. Lit.: Jürg Bretscher. Jahrbuch Schweizer Archiv für Heraldik. 1976. Inv. Nr. RG 2. Mit Abbildung der Scheibe. CHF 1 500 / 2 500 (€ 1 390 / 2 310) 1008 ALLIANZ-WAPPENSCHEIBE KASPAR MANGELT SUSANNA ROTHIN SEIN ELICHE HAUSFROUW Schweiz, datiert 1602. Im unteren Drittel eine runde zentrale Wappenkartusche mit Monogramm NAM mit Helm und Helmzier, darüber eine Person mit dem Buchstaben N. Darunter drei weitere Wappen mit Helm und Helmzier. Darüber figurative Darstellung mit einer nackten Frau, zwischen zwei Schriften. Seitliche Säulen- architekturen mit Karyathiden. Drei Oberbilder mit Darstellungen einer Kreuzgruppe zwischen der Anbetung der Hirten sowie der Anbetung der Heiligen Drei Könige. In den unteren Ecken Kartuschen mit Bezeichung: Kaspar Stammer bzw. Maister zu... Madoner. Holzrahmen. 37 × 28,5 cm. Diverse Notbleie, kleinere Sprünge. CHF 1 000 / 1 500 (€ 930 / 1 390) 1009 TRUHE SOG. CASSONE Renaissance, Italien, 16. Jh. Holz und Stukko reliefiert mit Fabelwesen und Tierköpfen sowie vergoldet. Rechtecki- ger Korpus mit Klappdeckel auf gerader Zarge und Konsolfüssen. Die Zarge mit zwei Wappenkartuschen, die vier Ecken mit Fabelwesen besetzt. Innen später ausgebaut mit Fächern sowie bemalt. 1 Schlüssel. 91 × 47 × 58 cm. Mehrere Restaurierungen und Ergän- zungen, zum Teil verstärkt. Fehlstellen. Vergoldung stark angelaufen. CHF 5 000 / 8 000 (€ 4 630 / 7 410)
  • 13. | 7
  • 14. | 8 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1010 WECHSLERTISCH Gotisch, wohl Graubünden, 16./17. Jh. Na- delholz mit Flachschnitzereien in Form von Blattranken. Rechteckiges aufklappbares Blatt auf kastenförmiger Zarge und durch zwei Stege verbundenen Wankenbeinen mit Jochfüssen. Das Blatt öffnend auf Fach mit Einteilung (später) für Schubladen (fehlen). Eisenbeschläge. Zu restaurieren. 101 × 85 × 78 cm. Ein Fuss und Wangenoberteile teils ergänzt. Kratzer und Wurmgänge. CHF 2 000 / 3 000 (€ 1 850 / 2 780) 1011 REICH GESCHNITZTES DEUX CORPS Renaissance, Frankreich, Burgund oder Rhônetal um 1600. Nussbaum reich und fein geschnitzt mit Löwenköpfen, Früchte und Blätterfestons, teils von Händen gehalten, Palmetten und Rosetten, Jagdszenen und Adlern. Rechteckiger Korpus mit wenig vorkragendem geradem Kranz auf gerader profilierter Zarge und Vierkantfüssen. Front mit doppeltürigem Oberteil über zwei Schubladen sowie doppeltürigem Unterteil. Die vier Türfüllungen mit Darstellungen von vier Kaisern zu Pferd vor Stadtansichten. Bezeichnet Nero Augustus, Avi Vitellus Augustus, Tiberius Cesar, Claudius Caes. Eisenbeschläge. 3 Schlüssel. 152 × 64 × 190 cm. Kleinere Ergänzungen und Fehlstellen. Der Schrank steht in einer Folge von mehreren französischen Aufbauschränken, welche die Thematik antiker Helden, vielfach der römschen Caesaren sowie anderer Herrscher aufnehmen. Das Thema geht unter anderem zurück auf die in der Zeit starke Rezeption von Suetons Bücher über Leben der Cäsaren (De vita Caesarum), das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. mehrfach in neuen Editionen übersetzt und durch Stichfolgen von Philppe Gall, Nicolas de Bruyn, Hubert Goltzius und andere illustriert wurden. Man darf davon ausgehen, dass auch die Darstellungen der Cäsaren auf diesem Schrank auf Stichvorlagen zurückgehen. (Vgl. Thirion Jacques. Les cavaliers de l‘histoire ancienne dans le cécor du mobilier de la Renaissance. In: Bulletin de la Société Nationale des Antiquaires de France, 1967. S. 171-185.) Ein im Dekor sehr ähnlicher Schrank aus der Sammlung Bru- no Perrier, der einem Atelier in Avignon um die Zeit 1610-20 zugewiesen wird, wurde von Ader Tajan Paris, 6. April 1992 unter der Katalognummer 46 versteigert. Ein aus Lyon stammender Schrank, der in der Form viel schlichter ist und das Motiv der Herr- scher auf den Türkassetten etwas variiert zeigt, steht im Museum für angewandte Kunst Köln. Vgl. Edla Colsman. Möbel. Gotik bis Jugendstil. Köln 1999. Nr. 54, S. 98. Weitere vergleichbare Schränke bei: Édith Mannoni. Mobilier Provençal. Paris 1995. S. 19 und 20. CHF 5 000 / 9 000 (€ 4 630 / 8 330)
  • 15. | 9
  • 16. | 10 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1012* SILBERSCHALE Hamburg, um 1670. Meistermarke Johann Brockmer. Grosse Schale auf drei Kugelfüssen. Der Rand mit getriebenen und zise- lierten Blüten, wie Tulpen, Narzissen, Nelken, Anemonen usw. D 33 cm. 460 g. Provenienz: - Privatsammlung Gernsbach i.B. - Kunsthandel Helga Matzke, München, 1991. - Deutsche Privatsammlung. Diese grosse, runde und dekorativ geschmückte Silberschale stellt ein charakterliches Prunkstück der barocken Silberschmie- dekunst dar. Eine Verwendung eines rein repräsentativen Zwecks liegt nahe, in diesem Fall wohl als Ertrogschale zum Laubhütten- fest, bei dem verschiedene Varietäten auf der Schale angerichtet wurde. Der nicht verzierte Spiegel ist – soweit ersichtlich – das Ergebnis einer neuzeitlichen Restaurierung. So dürfte auch dieser Teil ursprünglich verziert gewesen sein. CHF 6 000 / 12 000 (€ 5 560 / 11 110) 1013 TEILVERGOLDETER MESSKELCH wohl um 1600. Auf sechspassigem Fuss mit durch- brochenem Rand. Gequetschter Kissennodus mit gefassten roten Steinen. Konische Kuppa mit bombierter Fassung und durchbrochenem, um- laufendem Fries. Fuss mit eingraviertem Wappen mit Helmzier. H 22,2 cm. 505 g (exkl. innenseitiger Holzstiel). CHF 1 400 / 2 200 (€ 1 300 / 2 040)
  • 17. | 11 1014* SCHATULLEMITSILBER-UNDGOLDFADENSTICKEREI Renaissance, Italien, wohl Florenz, 16./17. Jh. Holz geschnitzt mit Perl- und Schuppenfries sowie vergoldet. Rechteckiger Korpus mit leicht vorstehenden Klappdeckel auf gerader leicht profilierter Zarge und Tatzenfüssen. Die vier Ecken mit Akanthusblatt be- schnitzt. Drei Seiten und Deckel belegt mit Silber- und Goldfa- denstickerein in Form von Blättern, Ranken und Blüten auf grünem Samtfond. Rückseite beklebt mit bedrucktem floral gemusterten Papier (wohl später). Innen eingeteilt mit mehreren Fächern sowie später grün bemalt. 1 Schlüssel. B 47 cm, T 37 cm, H 27 cm. Diverse Fehlstellen an Holz und Stickerei. CHF 18 000 / 25 000 (€ 16 670 / 23 150)
  • 18. | 12 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1015 EINZEIGRIGE TÜRMCHENUHR MIT RADUNRUH UND WECKER Renaissance, Süddeutschland, wohl Augsburg, das Werk datiert 1634. Kupfer und Bronze teils getrieben, graviert und punziert sowie feuervergoldet. Rechteckiges architektonisch gegliedertes Gehäuse auf profiliertem und gestuftem quadratischem Sockel und Quetschfüssen. Die Ecken des Gehäuses mit Dreiviertel- säulen und Kompositkapitellen. Kuppelförmiger Glockenstuhl mit durchbrochener Balustrade, bekrönt von Baluster. Die Ecken ebenso mit Balustern besetzt. Allseitig graviert und punziert mit Blumen, Ranken und Voluten sowie Schuppen. Front mit versilber- tem und teils emailliertem Zifferblatt, römische Stundenzahlen I - XII und arabische 13 - 24. Weckerscheibe. Die Rückseite mit teils emailliertem Zifferblatt, Dekor von Blattranken und Paradiesvogel, für die Einstellung des Schlagwerks. Eisenwerk in Pfeilerbauweise, Spindelgang auf Radunruh. Halbstundenschlagwerk auf Glocke. Kleines Weckerwerk auf Glocke. Aufzug über Schneckenrad, das Gehwerk mit Kette, das Schlagwerk mit Saite. In der Kuppel späte- re Vorrichtungen zur Arretierung von Schlagwerk und Wecker. 16 x 16 x 32 cm. Eventuell zwischenzeitlich umgebaut auf Vorderpendel. Neben dem schönen Gehäuse mit dem getriebenem, gravierten und punzierten, für die Zeit um 1620 charakteristischen Dekor weist diese Uhr auch ein sehr fein gearbeitetes Werk auf, mit qua- dratischen Ständern, die Platine des Weckerwerks geschnitten mit Blätterdekor. Die Qualität der Arbeit weist auf einen Ursprung in Augsburg hin. Eine Türmchenuhr mit sehr ähnlichem Dekor, aber mit unterschiedlichem Glockenstuhl, das ebenfalls als Augs- burger Arbeit bezeichnet und um 1620 datiert wird, ist abgebildet bei: Karl-Ernst Becker und Hatto Küffner, Battenberg Antiquitä- ten-Kataloge, Uhren, München 1978, S. 73, Nr. 19. CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 19. | 13
  • 20. | 14 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1016* GROSSER DECKELHUMPEN Hamburg 1642. Meistermarke Hans Lambrecht III. und preussi- scher Steuerstempel. Silber gegossen, getrieben, ziseliert und teilvergoldet. H 31 cm. 3890 g. Provenienz: - Sammlung U. und M. Bey, Hamburg. - Galerie Neuse, Bremen 1989. - Hamburger Privatsammlung. Ausstellung: Hamburg 1966, Altes Tafelgerät. Sammlung Udo und Mania Bey, Sonderausstellung des Altonaer Museums, 11. Mai bis 19. Juni 1966; Nr. 28. Literatur: - Ausst.-Kat. Altes Tafelgerät. Sammlung Udo und Mania Bey, hrsg. v. Manfred Meinz und Altonaer Museum, Hamburg 1966, Kat.-Nr. 28 (mit Abb.). - Erich Schliemann: Die Goldschmiede Hamburgs, Hamburg 1989, Bd. II, S. 105, Nr. 9. - Ausst.-Kat. Silber, Galerie Neuse, 1994, S. 21-22. Vorliegender prachtvoll gestaltete Deckelhumpen ist eine Ba- rockarbeit des Hamburger Goldschmieds, Hans Lambrecht III. Er gehört einer in drei Generationen lebenden Goldschmiedefamilie an, die während der Blütezeit der Hamburger Goldschmiedekunst im 17. Jahrhundert tätig waren und, deren Werke wesentlich dazu beigetragen haben, das Ansehen der Hamburger Goldschmiede zu prägen. Er lernte bei seinem Onkel Hinrich Lambrecht und wurde 1630 zum Goldschmiedemeister ernannt. Nebst Auf- tragsarbeiten für den Senat seit 1637, sind auch Bestellungen von Gottorper Hof (1639–66) und dem schwedischen Königshaus (1665) bekannt. Unterschiedlichen Quellen ist zudem zu entnehmen, dass eine beachtliche Zahl der Arbeiten des Hamburger Goldschmieds nach Moskau exportiert wurden. So gelangte eine Gruppe Ham- burger Arbeiten zum Kreml, während der Verhandlungen über die russische-dänische dynastische Verbindung, die zwischen Prinz Waldemar und der Grossfürstin Irina von Dänemark geplant war, jedoch nie stattfand. Weiter gab Prinz Waldemar Christian von Dänemark (1603–47) zwei Humpen bei Lambrecht III. in Auftrag, die er dem russischen Zaren Michail Fedorowitsch (1596–1645) als Geschenke überreicht haben soll. Entsprechend liegt die Vermutung nahe, dass dieser prachtvoll gestaltet und für jene Zeit in ungewöhnlicher Grösse und schwer gearbeitete Prunkhumpen, nicht einfach ein übliches Diplomaten- geschenk ist, sondern viel mehr eine kostbare Aufmerksamkeit des Dänenprinzen an den russischen Zaren darstellt. In Treibarbeit sind Fuss und Deckel mit Blattwerk und Masken geschmückt, während eine zentrale in den Deckel eingelassene Plakette mit Darstellungen der Venus, Mars und Amors geziert ist. Ein Relief mit der Darstellung eines Lapithen und Kentauren- kampfs ummantelt die Wandung des Deckelhumpens und ist der griechischen Mythologie entlehnt. Es verweist wohl auf die Hochzeit von Pelrithoos, dem Lapithenkönig, während der der es zum Kampf zwischen Kentauren und Lapithen kam, nachdem sich einer der Kentauren – berauscht durch den süssen Wein –an der Braut vergreifen wollte. Peirithoos und Theseus gingen als Sieger über die Kentauren hervor und schworen sich ewige Freundschaft. Der dramatische Schwung und Dynamik in der Szene lassen auf eine mögliche Beeinflussung durch die Malerei von Peter Paul Ru- bens deuten. Zwar dürfte Lambrecht III. wie in den meisten Fällen, eine graphische Vorlage gedient haben, doch bestand die Schwie- rigkeit für den Goldschmied darin, die Komposition aus der Fläche in ein Hochrelief zu arbeiten, was Lambrecht III. in hervorragender Weise bei diesem Schmiedekunstwerk gelungen ist. (Vgl. hierzu: Der Raub der Hippodamia, Öl auf Leinwand, 182 × 290 cm, Museo del Prado, Inv.-Nr. P001658) CHF 90 000 / 140 000 (€ 83 400 / 129 630)
  • 21. | 15
  • 22. | 16 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1017* DECKELSCHÜSSEL Hamburg 1673/74. Meistermarke Johann Timme. Silber getrie- ben, ziseliert und überwiegend feuervergoldet. Auf drei gestielten Kugelfüssen in Form von Granatäpfeln. Sowie zwei gegossenen Knorpelwerkhenkeln. Deckel leicht gewölbt und mit drei Grana- tapfelkugeln besetzt. Schalen- und Deckelwandung mit einem getriebenen Dekor, aus Blütenzweigen und darin sitzenden Vögeln. H 20 cm. D (ohne Henkel) 24 cm. 2120 g. Provenienz: - Edmund J. Kratz Kunsthandel, Hamburg 1992. - Hamburger Privatsammlung. Vorliegende Goldschmiedearbeit von Jochim Timme lässt sich dem Typ einer Branntwein- bzw. Hochzeitsschale zuordnen. Prachtvoll verziert mit einem getriebenen Dekor aus Granatäp- feln, sowie mit weiteren der Flora und Fauna entnommenen Motiven, weist die Schale auf ihrer Unterseite in den wesentlichen Zügen das deutsche Wappen des Reichsfürsten Grigori Potemkin (1739–1791), dem Vertrauten und langjährigen Geliebten der russischen Zarin, Katharina der Grossen (1729–1796), auf. Im März 1776 wurde Potemkin vom Habsburger Kaiser Joseph II. zum Fürsten des Heiligen Römischen Reichs ernannt. Möglicher- weise wurde ihm diese Schale als Geschenk zur Ernennung zum Deutschen Reichsfürsten übergeben. Kleine Abweichungen im Potemkin`schen Fürstenwappen lassen sich wohl darauf zu- rückführen, dass der Graveur den Auftrag vor der Reichsfürsten Ernennung erhalten hatte. CHF 40 000 / 70 000 (€ 37 040 / 64 810)
  • 23. | 17
  • 24. | 18 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1018* GROSSER MÜNZPOKAL Hamburg 1681–1688. Meistermarke Heinrich von Dort. Silber gegossen, getrieben, ziseliert und teilvergoldet. H 54 cm. 1850 g. Provenienz: - Fürstl. Hohenzollernsches Museum, Sigmaringen (am Boden graviert 10 = Inv.-Nr. Königszimmer 10). - Sothebys 1999. - Fritz Payer Kunsthandel, Zürich, - TEFAF, Maastricht 2000. - Hamburger Privatsammlung. Literatur: Erich Schliemann: Die Goldschmiede Hamburgs, Ham- burg 1989, Bd. II, S. 241, Nr. 1 sowie Bd. III, S. 112, Nr. 233 (mit Abb.). Auf einem hohen, gekehlten und aufgezogenen Glo- ckenfuss, sitzt ein Bacchusknabe, der in seiner rechten Hand eine Schenkkanne und in seiner linken Hand eine Trinkschale hält. Über seinem Haupt ist eine Kuppa, bestehend aus einem halbkugeligen Unterteil, einem zylindrischen und leicht geschweiften Mittelstück und einer ausgebuckelten Mündungszone besteht. Der Deckel führt die Buckelform fort und endet in seiner spitz aufgezogenen Mitte in einer Kugel mit einem darauf ste- henden Putto mit Horn. Die Wandung, Kuppa und Deckel des Pokals sind ringsum mit unterschiedlichen Münzen geschmückt: Deutsche Silbermünzen des 17. Jahrhun- derts, 2/3 Taler, polnische Gulden und eine Medaille. Diese Art von Dekoration ist für Hamburger Silber- schmiedearbeiten eher atypisch, da es Hamburger Silberschmieden grundsätzlich verboten war, Silbermün- zen einzuschmelzen oder anderweitig zu verarbeiten, da sie rein dem allgemeinen Wirtschaftsverkehr dienen sollten (vgl. hierzu Bernhard Heitmann, Hamburger Silber. Die Meister und ihre Arbeiten vom späten 16. bis ins 19. Jahrhundert. In: Erich Schliemann, Bd. I., S. 19 ff.). Entsprechend geht man davon aus, dass es sich bei den bekannten Ausnahmestücken, um besondere Auftrags- arbeiten wie beispielsweise Diplomatengeschenke oder auch Geschenke zu einem besonderen Anlass handelt. CHF 80 000 / 140 000 (€ 74 070 / 129 630)
  • 25. | 19
  • 26. | 20 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1019 WAPPENSCHEIBE DES HANS JAKOB BÄR Zürich, datiert 1657. Wohl Werkstatt des Hans Jakob Nüscheler d.Ä. Kartusche mit dem Wappen der Familie Bär, gehalten von einem Engel. Darüber Hauptbild mit Elisa, der von acht Kindern verspottet wird, woraufhin diese von zwei Bären zerrissen werden. Im Hintergrund eine Stadtansicht von Zürich. Beschriftet: Eliseus der from Gotts man ward schmach worten grifen an von bösen unge zognen knaben drum Zwen ber(e)b sy Zerisen habeni. Die- ses Hauptbild seitlich von Säulen und oben von Rollwerkgiebel mit Fabelfiguren (spätere Ergänzungen) gerahmt. Das Oberbild zeigt acht Bären als Soldaten (gemäss Beschriftung die Kinder des Ehe- paar Bär. Die untere Wappenkartusche mit seitlicher Beschriftung: Hans Jacob Bär uf dem albis Furier und Elsbet Frickerinsyn eliche husfrau 1657. Heinrich, Jacob, Hans Jacob, Hans, Hans Heinrich, Ulrich, Ruodolf, und Adelheit die Beren al ihre eliche Kinder. 22 × 35 cm. Sprünge und Notbleie. Ergänzung. CHF 3 000 / 5 000 (€ 2 780 / 4 630) 1020 OFENSCHILD MIT ALLIANZWAPPEN Winterthur, Hans Heinrich III Graf, 2. Viertel 17. Jh. Bemalt mit den Wappen ‚Mathys-Fröhlichin‘ für ‚ABRA- HAM MATHYS DER ZEIT STATTHAUPTMANN UND MARIE FRÖHLICHIN SEIN EHGMAGD‘ und signiert mit den Initialen des Malers Hans Heinrich III Graf ‚HH.G.‘. Die ovale Form gerahmt von einer Schuppenbordüre flankiert von zwei Putti und bekrönt von einem Putto- kopf über zwei Löwenmasken zwischen Rollwerk und Früchtebouquet. D 33,5cm. Zum Vergleich der Schildform bei einem Winterthurer Ofen aus der Werkstatt Graf bei U. Bellwald, Wintert- hurer Kachelöfen, 1980, S. 128, S. 200 und S.238. Auch der Werkstatt Pfau zugeschriebene Öfen tragen die- sen Schildtypus auf ihrem Kranz. Vgl. Bellwald, S.253, S.129. CHF 2 500 / 3 500 (€ 2 310 / 3 240)
  • 27. | 21 1021* PAAR STEIGENDE BRONZEPFERDE Italien oder Frankreich, spätes 17. Jh. Bronze dunkel patiniert, montiert auf achteckigen und mit Velours bezogenen Sockel. Die beiden Pferde mit Saumzeug und in bewegter Haltung. H 27 cm, mit Sockel 35 cm. Die Schweife später mit Schraube befestigt. CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410) 1022* KLEINE BRONZEFIGUR DES HER- KULES MIT CERBERUS Wohl Italien, Ende 16./Anfang 17.Jh. Bronze ziseliert und vergoldet. Die Figur später montiert auf rechteckigen Marmorsockel im Stil Louis XVI, die vier Wandungen ap- pliziert mit Lorbeerkränzen. H Figur 16 cm, Total 27 cm. Die rechte Hand des Herkules sowie Keule fehlen. Sockel mit Bestossungen. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 480 / 9 260)
  • 28. | 22 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1023* HEILIGE BARBARA Norditalien oder Burgund, 17. Jh. Eiche vollrund geschnitzt, ge- fasst sowie teilvergoldet. Die Heilige leicht im Kontrapost stehend, das rechte Knie leicht angewinkelt. In der linken Hand trägt sie den Turm. H 92 cm. Diverse Fehlstellen, mehrere Fassungsschichten, berieben. Rech- te Hand unvollständig, Kopf aufgesetzt. CHF 6 000 / 10 000 (€ 5 560 / 9 260)
  • 29. | 23 1024* „SCAGLIOLA“ KABINETT Renaissance, Deutschland, wohl München, 1. Hälfte 17. Jh. Holzkern teils geschwärzt sowie belegt mit hell und dunkel mar- moriertem Stuckmarmor in Form von geometrischen Reserven. Rechteckiger, architektonisch gegliederter und gestufter Korpus auf Quetschfüssen. Front mit zurückversetzter Schublade über Doppeltüre sowie zweischübigem Sockel. Im Dach ein Fach mit Schiebedeckel. Die Doppeltüren kassettiert und mit portalför- migen Motiven. Dahinter zehn um eine zentrale Türe gegliederte Schubladen, darin ein herausnehmbares Fach mit sechs weiteren Schubladen. Dahinter ursprünglich wohl ein weiteres Fach, heute fehlend. 1 Schlüssel . B 66 cm, H 75 cm, T 38 cm. Diverse Fehlstellen, Bestossungen und Restaurierungen. Schlüsselschild an Doppeltüre fehlt. Die Türen innen mit späterer Marketerie in Bein. Die Scagliola Technik ist eine aufwändige Technik der Gipsin- tarsien. Sie wird im Kunsthandel gerne als Überbegriff auch für Arbeiten in Stuckmarmor verwendet. Dabei wurde eine Masse aus Gips und andere Zuschlagsstoffen eingefärbt, zu Platten gepresst und getrocknet. Die Oberfläche wurde geglättet und geschliffen und danach, zu einzelnen Stücken geschnitten, wie eine Intarsie zu einem Bild zusammengefügt. Die Scagliola Technik erlebte eine Hochblüte in der Zeit ab 1600, mit Ursprung in Italien. Später wurde auch München ein Zentrum für Scagliola und Stuckmarmor. Bei unserem Möbel handelt es sich nicht um eigentliche Intarsien, sondern vielmehr um flächig aufgetragenen und eingefärbten Stuckmarmor. In der Münchner Residenz sind einige Möbel sowie Wandverkleidungen in dieser Technik ausgeführt. Unser Möbel lässt auf den ersten Blick auf eine Herkunft aus Italien vermuten, die Art der Schubladenkonstruktion spricht dagegen eher für ei- nen süddeutschen Ursprung. Ein ähnliches Kabinett bei: Monique Riccardi-Cubitt, The Art of the Cabinet. London, 1992. S. 74. CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 890 / 18 520)
  • 30. | 24 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1025 ALLEGORISCHE TAPISSERIE Brüssel, 17. Jh. Signiert François van den Hecke (tätig in Brüssel ca. 1625–1675). Darstellung eines jungen Mannes, umgeben von Jupiter und Minerva (Weisheit), rechts davon eine Frau mit ent- blösster Brust (Luxuria) sowie einer Frau mit Zaumzeug (Mässig- keit). Umrahmt von seitlichen Säulen sowie obiger Früchte- und Blumengirlande mit mittlerer Landschaftsreserve. 337 × 347 cm. Diverse Fehlstellen und Risse, die Ränder teils ausgefranst. Grosse Restaurierung/Ergänzung an der unteren linken Ecke. Die Darstellung ist eine Allegorie auf das menschliche Leben und besagt, dass der Mensch der Vernunft folgen soll und nicht dem Laster. Diese Tapisserie ist vergleichbar mit einer im Museum Patrimonio Nacional, Madrid, Serie 58/I aufbewahrten und von König Philippe IV im Jahre 1638 erworbenem Exemplar, welches keine Signatur aufweist, dafür die obere Bordure mit der Inschrift ‚O HOMO DIVINAE SEGUITOR, MODERAMINE DEXTRAE, QVAE DVCE NATVRA TE ET RATIONE REGIT‘ versehen ist. Das Modell dieser Serie von sieben Stücken im Museum Madrid kann dem belgischen Maler Antoine Sallaert (1594-1650) zugeschrieben werden, von dem viele Vorlagen für Tapisserien stammen. CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 31. | 25 1026 MADONNA MIT KIND Barock, wohl Spanien um 1700. Holz vollrund ge- schnitzt mit Resten von Fassung. Die Gottesmutter mit Kopftuch und Blumenkranz stehend mit breitem Umhang, sie trägt das liegende Kind auf ihren Hän- den. H 74 cm. Stark verwurmt. Fehlstellen. Arm des Kindes fehlt. CHF 1 000 / 1 200 (€ 930 / 1 110) 1027 AUSZUGSTISCH MIT DEM WAPPEN DER FAMILIE DE SEPIBUS Barock, Wallis, datiert 1687 sowie bezeichnet RD DESEPI IONES BWS CM 16 CS 87. Nussbaum geschnitzt mit Rosetten und Blätterranken sowie Christusmonogramm und Wappen der Familie de Sépibus. Rechteckiges, zweiseitig ausziehbares Blatt auf gerader Zarge mit seitlichen Schubladen auf durch Umlaufsteg verbundenen Baluster- beinen mit Quetschfüssen. Eisenbeschläge. 170(216) × 67 × 77 cm. Fehlstellen und Gebrauchsspuren. Das Wappen auf der Zarge gehört der Sittener Familie De Sepibus. Iones, wohl Johannes de Sépibus, ist in den Quellen nicht erwähnt. Er könnte ein Verwandter des berühmten Chorherrn Jean de Sépibus gewesen sein, der 1669 verstorben ist. CHF 4 000 / 7 000 (€ 3 700 / 6 480)
  • 32. | 26 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1028 KREUZABNAHME Ländliche Arbeit, Burgund, wohl 16. Jh. Marmor vollrund und teils durchbrochen gearbeitet. Eigenwillige mehrfigurige Dar- stellung der Kreuzabnahme, zur rechten Seite zwei Personen zu Pferd. H 60 cm, B 53 cm. Provenienz: - Sammlung Friedinger-Pranter Wien - durch Erbfolge in heutigen schweizer Privatbesitz Stark verwittert sowie repariert. Teils fragmentarische Erhaltung. CHF 7 000 / 12 000 (€ 6 480 / 11 110) 1029 EISENSOLDTRUHE Barock, Schweiz oder Deutschland, 17. Jh. Eisen geschwärzt sowie bemalt mit Blumen und Landschaftsreserven. Rechteckiger Korpus mit Klappdeckel. Seitliche Traggriffe. Schloss mit sechs Riegeln, gravierte und durchbrochene Schlossplatte mit Dekor in Form von Ranken und Mischwesen. 1 Schlüssel. 71 × 37 × 38 cm. Bemalung wohl später oder überarbeitet. CHF 1 000 / 1 500 (€ 930 / 1 390)
  • 33. | 27 1030* KABINETT MIT SEIDENDEKORATION Barock, Holland, wohl Antwerpen, Mitte 17. Jh. Holz ebonisiert. Rechteckiger Korpus auf gerader Zarge und Quetschfüssen. Eingezogener Abschluss mit Fach unter Schiebedeckel. Front mit kassettierten Doppeltüren. Innenleben eingeteilt in 25 Kassetten, belegt mit Seiden- und Silberfadenstoffen, öffnend auf neunzehn Schubladen auf fünf Rängen. Die Stoffarbeiten mit Blumen, Blätter und Vogelmotiven. Die beiden zentralen Traversen des Innen- lebens herausziehbar und mit Geheimfach. Die Türen innen mit Kassetten, Darstellungen von Orientalen. Kleine Bronzegriffe in Form von Knöpfen (unvollständig). 1 Schlüssel. 78 × 43,5 × 76 cm. Wenige Risse und Restaurierungen. Füsse später. Gewebte Seidenstoffe wurden sowohl in England als auch in Hol- land als dekorative Elemente benutzt. Dabei kamen verscheidene Webe- und Sticktechniken wie Petit- und Gross-Point etc. zur Anwendung, häufig auf Seidenbasis. Neben biblischen und histo- rischen Szenen waren auch Tierdarstellungen sowie florale Motive beliebt. Vgl. Monique Riccardi-Cubitt. The art of the Cabinet. London 1992. S 64 und 65 mit einigen Vergleichbeispielen. CHF 14 000 / 18 000 (€ 12 960 / 16 670)
  • 34. | 28 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1031* PAAR MAIOLIKA FLASCHEN Savona, frühes 18. Jh. Quadratische, konische Form. Bemalt in Blau mit stilisierten Blumen und Figuren auf hellblauem Fond. Gemarkt mit Wappen in Blau. H 25 cm. Leichte Haarrisse in der Glasur, kleine Bestossun- gen am Mündungsrand. CHF 1 400 / 2 000 (€ 1 300 / 1 850) 1032 TAPISSERIE D‘ENTRES DEUX „ALLEGORIE DES REICHTUMS“ Bruxelles, um 1650. Mit der Stadtmarke B B (Brabant – Bruxelles). Aus einer Serie zum menschlichen Leben. Schmale hochformati- ge Tapisserie mit der Darstellung eines Herrscherpaares, das aus dem Himmel von Reichtum überschüttet wird. Unten ein Junge, der Münzen zusammenklaubt. Im oberen Bereich eine Kartusche mit Landschaftsdarstellung, eingefasst von einer Früchte- und Blumengirlande. Der untere Abschluss mit einer Kartusche. 442 × 164 cm. Reparaturen und Restaurationen, in der Höhe wohl etwas gekürzt. Ein Erlass der Stadt Bruxelles von 1528 verpflichtete die Produ- zenten von Tapisserien zur Markierung der Erzeugnisse mit den Stadtmarken sowie einer Marke des Herstellers bzw. Bestellers (diese fehlen auf unserer Tapisserie). Der Erlass wurde 1544 zu einem kaiserlichen Edikt, das auch die übrigen Zentren zur Einfüh- rung einer Stadtmarke verpflichtete. Vgl. Guy Delmarcel, La Tapisserie Flamande, Paris 1999. S. 362. Vergleichbare Exemplare aus dieser Serie in Madrid und Wien. CHF 2 000 / 3 000 (€ 1 850 / 2 780)
  • 35. | 29 1033 ♣ KAMINUHR MIT BOULLE-MARKETERIE Louis XIV, Frankreich um 1700. Das Werk sowie auf Kartusche signiert G. Vanderstric à Reims (Guillaume Vanderstrick). Recht- eckiges, im unteren Bereich rund ausscheifendes Gehäuse auf Kreiselfüssen mit von vier geflammten Vasen eingefasstem eingezogenem Abschluss (Aufsatzbronze fehlt). Belegt mit brauem Schildpatt sowie fein eingelegt mit graviertem Messing in Form von Ranken, Affen und Grotesken. Reliefiertes und punzier- tes, vergoldetes Bronzezifferblatt mit weissen Emailkartuschen. Gebläute Zeiger. Vergoldete Bronzeapplikationen in Form von Masken, Akanthusblattvoluten und Karyathiden (teils neu vergol- det). Werk mit Spindelgang und Halbstundenschlag auf Glocke. (zu revidieren). 1 Schlüssel. 35 × 16 × 57 cm. Fehlstellen an Marketerie. Gehäuse restauriert, die Gravuren teils verschliffen. Emailkartusche mit Signatur restauriert. CHF 3 000 / 5 000 (€ 2 780 / 4 630) 1034 ♣ RELIGIEUSE Louis XIV, Paris um 1720. Das Zifferblatt sowie Werk signiert Rabby à Paris (François Rabby, Meister ab 1717). Rechteckiges, dreiseitig verglastes Holzgehäuse, belegt mit rotem Schildpatt. Der obere Abschluss eingezogen, die Ecken mit geflammten Vasen besetzt, Engel mit Horn als Aufsatzfigur. Das Gehäuse im unteren Bereich mit rund ausgestellten Ecken auf Kreiselfüssen. Reicher Bronzebeschlag in Form von Karniesen mit Königsbüsten, Hahnköpfen, Draperien, Akanthusblatt etc. Türbronze in Form einer liegenden Frau mit Adler, wohl Zeus und Aegina. Reliefiertes Bronzezifferblatt mit blauen Emailkartuschen. Werk mit Spindel- gang und Halbstundenschlag auf Glocke. 1 Schlüssel. 35 × 15 × 72 cm. Federwerk zu revidieren. Einige Fehlstellen. Schildpatt teils ersetzt. CHF 1 500 / 2 500 (€ 1 390 / 2 310)
  • 36. | 30 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1035* BUREAUPLAT MIT MESSINGMARKETERIE Louis XIV, Frankreich um 1700. Ebenholz fein eingelegt mit gra- viertem Messing in Form von Bandelwerk, Blattvoluten, Ranken und Rosetten. Rechteckiges, intarsiertes und in Bronzestab gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit Knieaussparung auf leicht geschweiften Beinen mit Hufsabots. Ziselierte und vergoldete Bronzebeschläge in Form von Muscheln, die Schlüsselschilder in Kartuschenform. 1 Schlüssel. 164 x 80 x 84 cm. Ehemaliges Bureau-Mazarin mit acht Beinen davon vier entfernt. Verstärkungen, Fehlstellen. CHF 30 000 / 50 000 (€ 27 780 / 46 300)
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  • 38. | 32 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1036* ♣ BOULLE PENDULE „TÊTE DE POUPÉE“ Régence, Paris um 1710, André-Charles Boulle zuzuschreiben, das Werk signiert Thuret à Paris (Jacques III Thuret, 1669 – 1738). Geschwungenes Holzgehäuse belegt mit braunem Horn und Messing, intarsiert in Form von Ranken und Rollwerk. Die Front in vergoldeter Bronze reliefiert mit Rosetten, Girlanden, Akant- husblättern sowie Frauenmaske „en espagnolette“. Aufsatzfigur in Form des Pfeile schleudernden Amors auf Kissen. Seitliche applizierte Löwenköpfe. Reliefiertes Bronzezifferblatt mit weissen Emailkartuschen und römischen Ziffern. Werk umgebaut auf An- kergang, Halbstundenschlagwerk auf Glocke, Werk zu revidieren. Emailkartuschen teils mit Sprüngen. Signaturplakette auf Front fehlt. 36 × 16 × 75 cm. Pendel und Schlüssel fehlen. Die modellgleiche Uhr ist abgebildet bei Ottomeyer/Pröschel (1986, Bd 1, 1.12.4 S. 78) und wird dort aufgrund der „Kompositi- onsprinzipien“ und der „technischen Bewältigung“ den Arbeiten Boulles zugeschrieben. Das Modell der hier angebotenen Pendule ist das erste mit ganz in Bronze gefertigter Front und seitlicher Schildpattmarketerie. Diese Idee stammte ursprünglich von C. Cressent und wurde, nachdem A.C. Boulle neue Formen hierzu entwickelt hatte, später von J.J. de Saint-Germain übernommen. Die ersten Pendulen die- ses Typus tragen alle die Uhrmachersignatur von J. III Thuret. Von diesem Modell sind nur wenige identische Exemplare bekannt. Ein identisches Modell befindet sich in der Frick Collection in New York, stammt aus der Sammlung Dalva Brothers und besitzt ein von François Rabby signiertes Werk. Im englischen Kunsthandel wurde in den 1980er Jahren ein gleiches Modell ohne Konsole angeboten, das Werk ebenfalls signiert J. III Thuret. Ein weiteres Cartel ist der Teil der Sammlung von Schloss Fasanerie bei Fulda (Museumskatalog, Museum Schloss Fasanerie bei Fulda. S. 29). Lit.: - Tardy, La pendule française, Band 1, Paris 1974, S. 141 Abb. 2 mit einer sehr ähnlichen Pendule, sig. Mynuel. CHF 18 000 / 25 000 (€ 16 670 / 23 150)
  • 39. | 33
  • 40. | 34 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1037 BAROMETER Louis XIV, Frankreich um 1690–1700. Signiert C. Leret à Rouen. Holz teils ebonisiert sowie Veilchenholz gefriest. Hochrechtecki- ge Form mit bogenförmigem Abschluss und drei aufgesetzten Vasen. Auf eingezogenem Sechsecksockel und Quetschfüssen. Graviertes vergoldetes Messingzifferblatt. H 106 cm. CHF 1 000 / 1 500 (€ 930 / 1 390) 1038   Slg. Ducret BÖTTGERSTEINZEUG KENDI Meissen, um 1710-13. Nach einem chinesischen Yixing-Vorbild. Die kugelige Form mit einem „Qilin” Tierausguss und mit schlan- kem zylindrischen Hals, schwach reliefert mit dem Drachen- und flammender Perle- Motiv über stilisiertem Blattkranz-Kragen. Sammlungsetikett mit Inv. Nr.1. H 17,5 cm. Tierausguss restauriert, zwei kleine Bestossungen am Standring. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Vergleichsstücke: Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Aus- st.-Kat. Johann Friedrich Böttger zum 300. Geburtstag, 1982, Taf.I/3; The Wark Collection (Florida 1984, S. 82 Abb.114, mit der Erwähnung von 44 Flaschen im Johanneumsinventar von 1779). CHF 3 000 / 4 000 (€ 2 780 / 3 700)
  • 41. | 35 1039   Slg. Ducret BÖTTGERSTEINZEUG TEEKANNE UND DECKEL Meissen, um 1710, Modell von Johann Jakob Irminger. Rot- braunes, poliertes Steinzeug mit unpolierten Reliefelementen. Achteckige, konische Form mit geschwungenem Ausguss mit Ad- lerkopf und geschwungenem Henkel. Auf dem Feld zwischen den Henkelansätzen unpolierte bekrönte Wappenkartusche und auf dem Feld über dem Ausguss Maskaron mit Verbindungssteg zum Ausgussrohr. Der polierte Deckel mit Palmettenknauf. H 9,5 cm. Deckelknauf bestossen. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Im Inventar der Manufaktur aus dem Jahr 1711 wurde diese Form als „8Bassige Thee Krügel mit Adler Schnäutzgen” gelistet. Die Teekanne ist aufgelistet in einem Inventar, das nach Johann Friedrich Böttgers Tod am 13. März 1719 zusammengestellt wurde. Dieses Inventar umfasste den gesamten Bestand Böttgers Braun- und Weissware im königlichen Waren-Lager in Dresden, in Böttgers Privaträumen, in der Manufaktur und im königlichen Waren-Lager für die Ostermesse in Leipzig; weiteres Ver- gleichsexemplar: Victoria Albert Museum, London, Inv. Nr. C.108 A-1940. Die Geschichte des gegen Ende 1707 von Johann Friedrich Böttger erfundenen Steinzeugs bildet den Auftakt für die 1710 von August dem Starken gegründeten Meissener Porzellanma- nufaktur. Die Erfindung des „braunen oder roten Porcelains“ oder polierten und geschliffenen „Jaspis Porcelain“, war ermöglicht durch eine Expertengruppe unter der Führung des Physikers von Tschirnhaus, durch den Freiberger Spezialisten für Mineralogie Pabst von Ohain und den Erfindungsgeist Böttgers. Die Zeit bis zur ersten grösseren, verkaufsfähigen Produktion für die Ostermesse 1710, benötigte Böttger zur Findung der richti- gen Massebereitung. Für die künstlerische Anleitung engagierte er den Goldschmied Johann Jakob Irminger. Den Archivaufzeich- nungen der Zeit kann man entnehmen, dass diese frühe Produk- tion von Böttgersteinzeug bereits um 1713 wieder eingestellt wurde, da das neue, weiss glasierte Porzellan äusserst begehrt war und für das sogenannte Braune kaum noch Nachfrage be- stand. (H. Krieger, Aus Norddeutscher Sicht: Meissen und Neues zum Böttgersteinzeug, Keramos 167/168/2000, S. 157-173). Vergleichsstücke: Claus Boltz, Steinzeug und Porzellan der Böttgerperiode. Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, Keramos 167/168, 2000, S. 110 Abb. 135 (heute Sammlung Ludwig, Bamberg). CHF 15 000 / 25 000 (€ 13 890 / 23 150)
  • 42. | 36 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1040* DECKENLEUCHTER „AUX BUSTES DE FEMMES ET DE BACCHUS“ Louis XIV, Paris um 1700/10. Atelier von André Charles Boulle (1642 - 1732). Bronze ziseliert und punziert sowie feuervergol- det. Auf Balusterschaft sechs geschweifte Lichtarme, montiert an Frauen bzw. Bacchusbüsten. Die schalenförmigen Tropfteller godroniert und mit Blattdekor, vasenförmige Tüllen. Der obere Nodus mit Espagnoletten verziert und appliziert mit Blattdekor. Dekor in Form von reliefierten Friesen, Blättern und Palmetten. D 67, H 60 cm. Durchbohrungen einer ehemaligen Elektrifizierung, Schrauben teils ersetzt. Verschiedene Leuchter von André Charles Boulle in dieser Art sind bekannt und in wichtigen Sammlungen wie dem Louvre, der Bibliothèque Mazarin oder der Münchner Residenz. Auffällige Zierelemente wie die Bacchus- und Frauenbüsten, die geschwun- genen gekanteten Lichtarme mit Akanthusblattdekor sowie die applizierten Blätter sind diese eigen (vgl. Hans Ottomeyer/Peter Pröschel. Vergoldete Bronzen. München 1986. Bd. 1, S. 51 - 55. Ebenso: Jean Nérée Ronfort. André Charles Boulle 1642 - 1732. A new style for Europe. Paris 2009. S. 33/34). Auch die feine und gute Ausarbeitung sowie die Qualität der Vergoldung sprechen für eine Herkunft des Leuchters aus der Werkstatt von Boulle. CHF 30 000 / 40 000 (€ 27 780 / 37 040)
  • 43. | 37
  • 44. | 38 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1041 ♣ BOULLE PENDULE AUF SOCKEL Régence, Paris um 1720/30. Das Zifferblatt signiert Seugnot à Paris, das Werk signiert De St. Blimonde à Paris. Leicht geschweif- tes Gehäuse, belegt mit braunem Schildpatt sowie intarsiert mit graviertem Messing in Form von Girlanden und Blattrollwerk. Ziselierte und vergoldete Bronzebeschläge in Form von Blattvolu- ten, Blumen und Tierköpfen. Flora als Aufsatzfigur. Die Türbronze in Form von drei mythologischen Wasserwesen. Reliefiertes Bron- zezifferblatt mit weissen Emailkartuschen. Werk mit Spindelgang und Halbstundenschlag auf Glocke. 42 × 20 × 110 cm. Marketerie restauriert und zu restaurieren. Werk zu prüfen. CHF 4 000 / 6 000 (€ 3 700 / 5 560) 1042* ♣ BOULLE-PENDULE D‘ALCOVE AUF SOCKEL Régence, Frankreich, 18. Jh. Zifferblatt und Werk signiert Cour- tois à Cambray. Geschweiftes Holzgehäuse belegt mit braunem Schildpatt und eingelegt mit graviertem Messing in Form von Rankenwerk und Girlanden. Auf Kugel sitzender Putto als Aufsatz. Reiche Bronzebeschläge in Form von Blättern, Rocaillen, Espag- noletten. Türbronze mit Engel und Sanduhr. Bronzezifferblatt mit Emailkartuschen, römische Stundenzahlen. Werk umgebaut auf Brocco-Ankergang, Dreiviertelstundenschlag auf drei Glocken auf Anfrage. 1 Schlüssel. 33 × 18 × 85 cm. Werk zu revidieren. Fehlstellen an der Boulle-Marketerie. CHF 1 500 / 2 500 (€ 1 390 / 2 310)
  • 45. | 39 1043 TAPISSERIE AUS EINER SERIE ZUR GESCHICHTE DES TELEMACHOS Urbain und David Leyniers, Brüssel um 1730. Nach der Geschich- te von François de Salignac de la Mothe-Fénelon, bekannt als François Fénelon (1651 – 1715) und nach Entwürfen von Jean van Orley (1665–1735) und Augustin Coppens (1668–1740). Szene aus der Geschichte des Telemachos, wohl der Zweikampfs zwi- schen Telemachos und Adrastos Menelaos. Die beiden Kämpfer umgeben von zahlreichen Soldaten. Seitlich im Hintergrund die Lager der beiden Heere. 325 × 626 cm. Zahlreiche Restaurierungen. Fehlstellen und Risse. François de Salignac war Erzbischof von Cambrai, Lehrer des kleinen Duc de Bourgogne, Enkel des französischen Königs Louis XIV und Schriftsteller. Sein 1694-1696 geschaffenes Werk „Les aventures de Télémaque“ ist ein Abenteuer-, Reise- und Bildungsroman, den Salignac für seinen Zögling geschrieben hatte und 1699 publiziert wurde. In diesem auf der griechischen Mythologie basierenden, aber frei erfundenen Roman führt Sali- gnac Telemachos, den Sohn des Helden Odysseus, und dessen Beschützerin Athene (Göttin der Weisheit und der Tugend) in der Gestalt des alten Lehrers, Mentor, auf der Suche nach dem verschollenen Odysseus durch verschiedene antike Staaten, in denen meist durch die Schuld falscher und korrupter Berater des Herrschers ähnliche Schwierigkeiten herrschen wie im Frankreich der ausgehenden 1690er Jahre. Salignac beschreibt, wie sich diese Probleme durch Mentors Weisheit, friedlichen Austausch mit den Nachbarn und Reformen lösen lassen. Aus diesem Grund wurde „Les aventures de Télémaque“ am französischen Königshof sofort als kaum verhohlene Kritik Salignacs am absolutistischen Regierungsstil von Louis XIV interpretiert, als Kritik an der Aussen- und Wirtschaftspolitik des Königs; in der Gestalt Mentors sah man eine Art Sprachrohr des Schriftstellers. Anfang 1699 verlor François de Salignac seinen Lehrerposten; als „Télémaque“ im Ap- ril gleichen Jahres zunächst anonym und ohne Zustimmung des Autors veröffentlicht wurde, verbannte Louis XIV Salignac vom Hofe. Das Werk „Les aventures de Télémaque“ allerdings wurde in Frankreich zu einem vielgelesenen Jugendbuch und galt als wichtiger Meilenstein der beginnenden Aufklärung. Das Motiv war im 18. Jahrhundert ausserordentlich beliebt und wurde in Opern, Theaterstücken, Gemälden und Tapisserien umgesetzt. Die Brüsseler Unternehmer Urbain und Daniel Leynier schufen eine Folge von Tapisserien nach den Entwürfen von Jan van Orley und Augustin Coppens. Eine komplette Serie ist im Kunsthistorischen Museum in Wien aufbewahrt. (Vgl. Hermann Schmitz. Die Wiener Gobelin-Sammlung. Wien 1922. S. 20 sowie Abbildung Tafel XLIII, einer Tapisserie mit dem Sujet Telemach an der Tafel der Kalypso aus der selben Serie). Diese weist die nahezu identische Bordüre auf. Vergleiche ebenfalls: Guy Delmarcel, La tapisserie flamande du XVe au XVIIIe siècle, Paris 1999. S. 316/317. CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 520 / 27 780)
  • 46. | 40 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1044* KOMMODE „EN ARBALETE“ Régence/Louis XV, Paris um 1725/35. In der Art von Charles Cressent (1685 Paris 1768). Palisander, Rosenholz und Veilchen- holz gefriest sowie eingelegt mit Reserven und Filets. Leicht trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, leicht geschweif- ten Beinen. Geschweifte Front mit drei Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte „Brèche d‘Alep“-Platte. 111 x 59 x 84 cm. Guter restaurierter Zustand. Bronze auf der Zargenschürze wohl assoziert. Die hier angebotene Kommode weist auf Arbeiten aus der Werk- statt des C. Cressent hin, finden sich in seinem Oeuvre ähnliche reduzierte und dennoch raffinierte Marketeriebilder, Formenspra- che und Bronzebeschläge wieder. Nahezu identische Bronze- handhaben finden sich an einer Kommode aus der Sammlung M. Meyer, Paris. Diese sind abgebildet in: A. Pradère, Charles Cres- sent, Dijon 2003; S. 275 (Abb. 91). Ähnliche Eckbronzen finden sich an einer Schreibkommode, ehemals Sammlung Mercadé, Paris. Diese ist abgebildet in ebd.; S. 289 (Abb. 167). C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cres- sent geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits als junger Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als „premier architecte“ des Duc d‘Orléans tätig war. 1710-1714 arbeitete C. Cressent für Girardon und Lorrain und erhielt von der Académie St. Luc 1714 den Titel „maître sculpteur“. Er schuf hochwertiges Mobiliar für den Adel der französischen Metropole. Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis de Marigny, der Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin de Selle, Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny, König Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für die er quellenmässig gesicherte Möbel lieferte. Cressent und sein Konkurrent A. Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den „style Régence“, gekennzeichnet durch eine elegante, geschweif- te und als majestätisch zu bezeichnende Formgebung und qua- litativ hochwertiges, variantenreiches und bis anhin unbekanntes Bronzezierwerk. Cressent schuf als „sculpteur“ teils seine Bronzen in Eigenproduktion, was zu verschiedenen Prozesse gegen die „corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“ führte, die ihn anklagte, weil dies das geltende Zunftrecht verletzte. CHF 12 000 / 15 000 (€ 11 110 / 13 890)
  • 47. | 41 1045 KLEINE KOMMODE Louis XV, Paris um 1760. Signiert IC SAVNIER (Jean-Charles Saunier, Meister 1743) und dem Innungsstempel. Amarant, Rosenholz und Satiné eingelegt mit passigen Reserven und Filets sowie teils gefriest. Front mit drei Schubladen zwischen geschwungenen Eckstollen. Leicht trapezförmiger, dreiseitig ge- schweifter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und kurzen, leicht gestuften Füssen mit Bronze-Sabots. Grün-rotes Marmorblatt, wohl Campan grand mélange. 1 Schlüssel. 69 × 41 × 84 cm. CHF 2 500 / 3 500 (€ 2 310 / 3 240) 1046 BUREAUPLAT „À ESPAGNOLETTES AVEC AIGRETTES“ Louis XV-Stil, Paris, 19. Jh. In der Art von Charles Cressent (Meister 1720). Veilchenholz und Rosenholz eingelegt in Reserven und Filets. Rechteckiges, passig geschweiftes Blatt mit braunem, goldgeprägtem Leder bezogen und in Bronzestab gefasst. Die Ecken mit Muscheln besetzt. Auf ausgeschnittener dreischübiger Zarge und geschweiften Beinen, die Eckstollen mit Bronzeespa- gnoletten besetzt. Auf Bronzesabots in Form von Löwentatzen. Reiche Bronzebeschläge in Form von Voluten, Blättern, Rocaillen sowie Bacchusköpfen. 176 × 98 × 79 cm. Leder stockfleckig sowie mit Gebrauchsspuren. Kleinere Restau- rationen und Fehlstellen. Ausgebleicht. Fünf Bureauplats „à espagnolettes avec aigrettes“ mit sehr ähn- lichem Bronzezier und den auffälligen Espagnoletten mit Feder- schmuck, die Cressent zugeschrieben werden, sind bekannt und befinden sich in internationalen Museen. Eines davon in Schloss Versailles, das auf die Zeit um 1725-30 datiert wird. Hingegen weisen das Bureau-Plat in Versailles, ebenso wie die anderen Vergleichsstücke, in Bezug auf Form und Furnierarbeit einige Un- terschiede auf. (Alexandre Pradère, Charles Cressent, Dijon 2002, S. 124 ff, cat. 47 ff). CHF 10 000 / 15 000 (€ 9 260 / 13 890)
  • 48. | 42 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1047 GROSSE PLATTE AUS DEM SCHWANENSERVICE FÜR HEINRICH GRAF VON BRÜHL Meissen, um 1738-39, Modell von Johann Joachim Kändler. In Form einer Muschel modelliert mit einem Paar Schwänen, in einem mit Schilf bewachsenen Gewässer, neben einem Fischrei- her mit Fisch im Schnabel und einem weiteren Fischreiher im Flug. Das abgesetzte Muschelrelief der Fahne bekrönt von dem Allianzwappen, Brühl und Kolowrat-Krokowksky und umlaufenden indianischen Blüten zwischen drei radial platzierten Blumenzwei- gen. Goldbordüre aus abwechselnd einem langen und zwei kurzen senkrechten Strichen. Unterglasurblaue Schwertermarke, einge- ritzte Grössennummer V und Formerzeichen mit vier konzent- risch angeordneten Dreiecken für Elias Grund. D 42 cm. Rand mit kleiner Restaurierung. Provenienz: - Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), Schloss Pförten und im Besitz der Nachkommen bis nach dem Zweiten Weltkrieg. - erworben bei Antique Porcelain Co., Ltd., 149 New Bond Street, London. - Sammlung Monheim, Aachen. - durch Erbfolge in heutigen Privatbesitz, Schweiz. Heinrich Graf von Brühl (1700-1765), Premierminister des säch- sischen Kurfürsten und König von Polen August III. und seit 1739 oberster Leiter der Porzellanmanufaktur, hatte bereits in früheren Jahren in grossen Mengen Meissener Porzellan in Auftrag ge- geben, mit dem Privileg, persönlich durch den Kurfürsten erteilt, nicht dafür bezahlen zu müssen. Das Schwanenservice ist bis heute das berühmteste Service der Manufaktur und mit seinen aufwendigen figürlichen Tafelaufsät- zen auch das Prachtvollste. Trotz prominentem Allianzwappen, war der Anlass für diesen aufwendigen Auftrag nicht die Hochzeit mit der polnischen Gräfin Anna Franziska Kolowrat-Krakowsky, sondern die Verpflichtung als Kabinettsminister die Repräsen- tationspflichten des Kurfürsten und Königs wahrzunehmen und Festtafeln für eine grosse Zahl von illustren Gästen aus den euro- päischen Fürsten- und Königshäusern, zu veranstalten. Der Grossteil des circa 2200 Teile umfassenden Services blieb bis ans Ende des Zweiten Weltkriegs im Besitz der Famile Brühl auf ihrem Familienstammsitz, Schloss Pförten in Schlesien. Bereits 1880 gab die Familie Leihgaben an die Museen in Dresden und Berlin, andere Teile kamen in die Hände von Sammlern. Schloss Pförten und beinahe das gesamte Service wurden 1945 von den Russischen Truppen zerstört. Die restliche Serviceteile wander- ten in öffentliche und private Sammlungen auf der ganzen Welt. (Pietsch, Schwanenservice 2000; Maureen Cassidy-Geiger, From Barlow to Buggel, in Keramos 119 (1988), S. 64-68, zu den graphi- schen Vorlagen für die Geschirrmodelle). Kändler hatte in seinen sogenannten „Feierabendarbeiten”, in de- nen er Buch führte über alle seine Modelle, zwischen April und Juli 1738 fünf verschiedene gefertigte Grössen von Schüsseln für das Schwanenservice notiert, je gekennzeichnet mit den Grössenan- gaben von 2 bis 6. Zu 4 Grössen dieser Schüsseln gehörten Wärmeglocken die Johann Friedrich Eberlein erst 1740 ergänzte. CHF 15 000 / 20 000 (€ 13 890 / 18 520) Antique Porcelain CO., LTD. London, June 1951.
  • 49. | 43
  • 50. | 44 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1048 PLATTE AUS DEM SCHWANENSERVICE FÜR HEINRICH GRAF VON BRÜHL Meissen, um 1738-39, Modell von Johann Joachim Kändler. „Schüssel Nr.2”. In Form einer Muschel modelliert mit einem Paar Schwänen, in einem mit Schilf bewachsenen Gewässer, neben einem Fischreiher mit Fisch im Schnabel und einem weiteren Fischreiher im Flug. Das abgesetzte Muschelrelief der Fahne bekrönt von dem Allianzwappen, Brühl und Kolowrat-Krokowks- ky und umlaufenden indianischen Blüten zwischen drei radial platzierten Blumenzweigen. Goldbordüre aus abwechselnd einem langen und zwei kurzen senkrechten Strichen. Unterglasurblaue Schwertermarke. D 30 cm. Zwei grosse Segmente restauriert. Provenienz: - Sammlung Monheim, Aachen. - durch Erbfolge in heutigen Privatbesitz, Schweiz. Vgl. U. Pietsch, Schwanenservice, 2000, Kat. Nr.26. CHF 7 000 / 9 000 (€ 6 480 / 8 330)
  • 51. | 45 1049* ZWEI MODELLE VON KLEINEN SCHWÄNEN Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler und Peter Reini- cke, wohl um 1747. Auf unterschiedlichen Sockeln sitzend, der eine auf gewölbtem Grassockel, der andere auf einem weissen Sockel mit Grasbüscheln modelliert. Ein Modell mit Spuren einer blauen Schwertermarke auf dem unglasierten Boden. H 13 cm. Kleine Restaurierungen Vergleichsstücke: M. Cassidy Geiger, The Arnhold Collection of Meissen Porcelain, 2008,S. 273 Kat. Nr.59; Sammlung Sir Gawaine Lady Baillie, Auktion Sotheby‘s London, 1. 5. 2013, Lot 39-44. Schwäne sind in verschiedenen Modellen und Grössen überlie- fert. Im Inventar von 1753 der Konditorei auf Schloss Pförten, Stammsitz des Grafen Heinrich von Brühl, dem Manufakturdirek- tor und Auftraggeber des legendären Schwanenservices, wurden 31 Schwäne in verschiedenen Grössen aufgelistet, „Cap.20 An Feder Viehe 24 Grosse Schwane, 4 Kleine dgl. 5 Ganz kleine dgl.”, die offensichtlich als Zierde für die Desserttafel dort aufbewahrt wurden (Pietsch 2006, S.234). CHF 7 000 / 9 000 (€ 6 480 / 8 330)
  • 52. | 46 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1050   Slg. Ducret SELTENES MODELL EINES STADTHAUSES AUS DEM HOLLÄNDISCHEN DORF FÜR HEINRICH GRAF VON BRÜHL Meissen, Modell von J. J. Kändler und P. Reinicke um 1743, Aus- formung um 1760. Auf rechteckigem Grundriss ein dreistöckiges Gebäude mit umlaufenden Fensterreihen inklusive Dachge- schoss, mit bogenförmigem Eingang auf einer Langseite und rotem Ziegeldach mit je drei Gaubenfenstern und zwei Schorn- steinen auf dem Dachfirst. Spuren einer blauen Schwertermarke mit Punkt. 17,8 x 12,5 x 8,5 cm. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nach- lass. Literatur: Melitta Kunze-Köllensperger, Miniaturarchitekturen für die Brühl- sche Desserttafel, in: Schwanenservice, 2000, S.120 Abb.84. Das Stadthaus Modell gehört zu einem grossen, idyllischen Arran- gement für eine festliche Desserttafel, bestehend aus Kirchen, Scheunen, Bauernhäusern, herrschaftlichen Palais und Stadthäu- sern. Im Inventar von 1753 der Konditorei von Schloss Pförten wurden insgesamt 51 Stadthäuser von insgesamt 93 Kleinarchi- tekturen aufgelistet. Die Modelle wurden seit 1743 von Kändler, Reinicke und Ehder entworfen und umgesetzt. Der figürliche Tafelschmuck, der zunächst aus Teig, Zucker und Tragant geformt wurde, bevor das Porzellan Einzug hielt auf der Desserttafel, spielte bei der Demonstration des fürstlichen Reichtums eine grosse Rolle und der Premierminister unter dem sächsischen Kurfürsten, Heinrich Graf von Brühl, hat das Image des Porzellans mit seinen prominenten Manufakturaufträgen massgeblich mitgeprägt. Noch im Nachlassinventar Brühls aus dem Jahr 1765 wurde unter Kapitel XII wie folgt vermerkt: „An Porcellain, so in der Conditorey und in täglichen Gebrauche sich befindet, von unterschiedener Gattung” lediglich noch „Zwey und sechzig (62) Stück Häuser von diversen Sorten”. Vergleichstücke und weiterführende Literatur: Melitta Kunze-Köl- lensperger, Idylle in Porzellan. Kostbare Tischdekorationen aus Meissen, 1996, Nr. 14; M. Kunze-Köllensperger, Miniaturarchitek- turen für die Brühl‘sche Desserttafel, in: Schwanenservice, 2000, Kat. Nr. 165 (Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund); M. Kunze-Köllensperger, Sammlung Ritter von Kempski von Ra- koszyn, 2008; Glanz des Barock, Sammlung Ludwig, 1993, S. 181; F. Kirsch, 100 Jahre Porzellane und Fayencen des 18. Jahrhun- derts, 2019, S. 360-366. CHF 6 000 / 8 000 (€ 5 560 / 7 410)
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  • 54. | 48 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1051 ANTEPENDIUM / LITURGISCHES TEXTIL Italien, vermutlich Rom (Vatikanstaat), Anfang 18. Jh. Gewoben sowie mit Silber- und Goldfadenstickerei. Zentrales Christusmonogramm IHS, umgeben von vier applizierten päpstlichen Wappen mit den gekreuz- ten Petersschlüssel überhöht von der Tiara, in den Ecken weitere Kartuschen. Floraler Dekor. 67 × 60 cm. Fehlstellen und leichte Risse. Dieses Textil, wohl ein Antependium, ist ausserordent- lich fein gearbeitet und mit schönen Wappenkartu- schen appliziert. Auf Grund der applizierten päpst- lichen Wappen darf vermutet werden, dass dieses Antependium aus dem Vatikan stammen dürfte. CHF 1 500 / 2 500 (€ 1 390 / 2 310) 1052 SCHREIBTISCH Barock,wohlSchweden,18.Jh.BirkenmaserundBirke.Rechteckiges, frontseitigleichteingezogenesBlattmitgrünerLederauflageauf geraderZargemitKnieaussparungaufdurchgeschweiftenH-Steg verbundenenPyramidenbeinenmitQuetschfüssen.Frontmitdrei Schubladen.MessingbeschlägeinFormeinesbekröntenMedaillons, flankiertvonzweiSchwänen.3Schlüssel.150×80×56cm. Ergänzungen und Verstärkungen. Furnierfehlstellen und -ergän- zungen. Schlösser ersetzt. CHF 5 000 / 9 000 (€ 4 630 / 8 330)
  • 55. | 49 1053   Slg. Ducret SELTENE FLASCHE Du Paquier, um 1730-35. Quadratischer Grundriss mit abgerun- deten Schultern und profilierter, runder Ausgussmündung, auf acht vierkantförmigen Standflächen appliziert auf die glasierte Unterseite. An den Seiten Reliefauflagen von Hunden, je mit einem Kelch bzw. einem Papagei mit blühendem Zweig über dem Kopf, einmal nach links und einmal nach rechts gedreht. Stöpsel aus Korken mit Metallabschluss. Ohne Marke. H 17,8 cm. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Diese Flasche gehört zu einer Reihe von Stücken aus der Wiener Manufaktur, die vermutlich entweder in einer Apotheke standen oder zur Aufbewahrung von Wein oder Likör dienten. Tiere wurden zahlreich als plastisches Element in diversen Du Paquier Formen integriert. Es sind oft ostasiatisch inspirierte Drachen, Löwen, Panther, Salamander oder Adler sowie andere Vögel, die den Knauf und Henkel formen oder wie bei vorliegen- dem Modell als Reliefschmuck verwendet wurden. Vergleichsstücke: M. Chilton-C. Lehner-Jobst, Fired by Passion. Barockes Wiener Porzellan der Manufaktur Claudius Innocentius Du Paquier, 2009, Bd. 3, Kat. Nr. 122-130; Teedose mit vergleich- baren Vierkantfüssen und Mündung (ehemals Sammlung Ducret, seit 1998 im Metropolitan Museum New York (Inv.Nr.1998.528); Uhrgehäuse mit aufgesetzten sitzenden Löwen bei Hayward, Vic- toria Albert Museum, 1952, Taf 11; Teekanne mit Reliefauflagen bei Bednarcyk 1994 Abb 1. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 410 / 11 110)
  • 56. | 50 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1054 SELTENER PRUNKSPIEGEL Barock, Venedig, 18. Jh. Holz geschnitzt in Form von Voluten, Blumen und Blättern sowie teils vergoldet. Teils braun gelackt, teils in der Art von Schildpatt sowie bemalt in Gold und mit Perlmutt- einlagen in Form von Blättern und Blüten. Rechteckiger, leicht profilierter Rahmen mit ausgestellten Ecken, die Seitenmitten mit volutenförmigen Auskragungen. Aufsatz in Volutenform. 169 × 111 cm. Späteres Spiegelglas. Fehlstellen. Schnitzerei etwas unvollständig. Vgl. Giovanni Mariacher, Specchiere italiane, Milano 1963 (Abbil- dung vergleichbare Spiegel in Buchumschlag). CHF 8 000 / 10 000 (€ 7 410 / 9 260) 1055* PAAR GESCHNITZTE KONSOLEN Barock, Italien, wohl Genua um 1700. Holz reich geschnitzt mit Blattvoluten, Blumen, Akanthusblättern sowie vergoldet. Recht- eckiges, randmulüriertes gelbes Onyx Blatt „Onice Nuvolato“, frontseitig an den Ecken gestuft, auf gerader Zarge, ausgeschnit- ten in der Art einer Draperie, auf durch markant geschweiften X-Steg mit stilisiertem Blütenaufsatz verbundenen Doppelvolu- tenbeinen mit Bocksfüssen. 121 x 63 x 88 cm. Vergoldung später. Verstärkungen und Nivellierungsleisten für den Marmor. CHF 25 000 / 35 000 (€ 23 150 / 32 410)
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  • 58. | 52 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1056 PAAR BAROCKE WANDBEHÄNGE MIT BROKATSTICKEREI Anfang 18. Jh. Roter Samt bestickt mit Blätter- und Bandelwerk sowie den Symbolen der vier Evangelisten. 280 × 108 cm. Risse und Fehlstellen. Der Samt teils wohl ersetzt. CHF 3 000 / 4 000 (€ 2 780 / 3 700)
  • 59. 1057* PAAR GROSSE SPIEGELAPPLIKEN Barock, Italien, Ligurien wohl Genua, Mitte 18. Jh. Holz vergoldet und reich geschnitzt mit Blumen, Blattvoluten, Akanthusblätter, Frauenbüsten sowie Halbfiguren und Putto als Aufsatz. Kartu- schenform mit teils durchbrochenem Rahmen. 1 geschweifter Bronzelichtarm mit zylindrischer Vasentülle. Circa H 139 cm, B 102 cm. Geringe Fehlstellen. Vergoldung teils überarbeitet. Wurmgänge. Ein vergleichbares Paar finden sich in der Collection des Castello di Arenzano, ebenso wie in der Collection des Conte G.E. Elia, Roma. Vgl. Giacomo Wannenes, Mobili d‘Italia, Il settecento Storia, Stili, Mercato. Mailand 1984. S. 94 mit vergleichbaren Spiegelappliken. Vgl. Alvar Gonzalez-Palacios. Il Mobile in Liguria. Genua 1996. S. 162 und 175 (mit Abbildung vergleichbarer Spiegelappliken). CHF 12 000 / 18 000 (€ 11 110 / 16 670)
  • 60. | 54 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1058   Slg. Ducret BECHER MIT HAUSMALER CHINOISERIEN Meissen, um 1722-25. Die Bemalung wohl zeitgleich, mit einer umlaufenden chinesischen Gartenszene auf einem Terrainsockel mit Balustraden und zarten blühenden Sträuchern mit Sternblüten und einem Chinesen mit pelzgesäumten Goldmantel und Hut. Die Innenseite und Ränder in Eisenrot gefasst, Randvergoldung am Standring. Ohne Marke. H 7,7 cm. Haarriss, minime Randbestossung. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Literatur: Siegfried Ducret, Deutsches Porzellan und deutsche Fayencen, 1962, S. 280. In der Sammlung ehemals Giuseppe Rossi (Sotheby‘s London, 10. 3. 1999, Lot 318) ein vergleichbar bemalter Zylinderkrug mit identischer Chinesenfigur und unbestimmter Zuschreibung an einen Maler, in Meissen oder bei Du Paquier. CHF 1 000 / 1 500 (€ 930 / 1 390) 1059   Slg. Ducret BEDEUTENDER ZYLINDERKRUG MIT HÖFISCHER GENRESZENE Meissen, um 1723-24. Die Bemalung Johann Gregorius Höroldt (1696-1775) zugeschrieben. In einer unterglasurblau und goldgerahmten, schildförmigen Kartusche mit Laub- und Bandelwerk in Eisenrot und Gold, eine galante Szene inmitten einer Schlossarchitektur mit Parkanlage. Kavaliere und Damen beim Kar- tenspiel auf einer mit Orangenbäumchen bepflanzten Terrasse. Rechterhand an einem Tisch ein Herr, der mit einer auffordernden Geste eine Dame zum Spiel auffordert, während eine weitere Dame im Begriff ist ihre Karte auszu- spielen, sich jedoch zurückwendet mit dem Blick auf ein flanierendes Paar. An den Seiten mit Prunuszweigen bemalt. Ohne Marke. H 16,5 cm (19 cm). Ergänzter Silberdeckel des 19. Jh. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Literatur: - Siegfried Ducret, Die Arbeitsmethoden Johann Gregor Höroldts, Keramikfreunde der Schweiz, MB 39, 1957, S. 39, Abb. 68. - Siegfried Ducret, Porzellan der europäischen Manufakturen im 18. Jahrhundert, Zürich, 1971, S. 18, Abb. 9. - Ulrich Pietsch, Johann Gregorius Höroldt 1696-1775 und die Meis- sener Porzellanmalerei, Leipzig 1996, S.70 Nr.48, Abb. S. 71. Ein sehr ähnlicher Krug mit korrespondierender Szene, ehemals aus den Könglichen Sammlungen des Hauses Wittelsbach, befindet sich heute im bayerischen Nationalmuseum München (Rückert 1966, Kat. Nr.128; Pietsch 1996, Abb. S.71). Beide Darstellungen gehen zurück auf einen Kupferstich mit dem Titel „Nur frisch heraus mich dünket schon /Ich trag den besten g‘win davon”, im Archiv der Manufaktur. Ulrich Pietsch hatte in der Alongeperrücke tragenden Figur eine Darstellung von August dem Starken vermutet. Auf den wenigen frühen, vergleichba- ren Dekoren mit europäischen Szenen, finden sich bei ein paar Exemplaren Figuren, die der Physiognomie des Königs ähnlich zu sehen scheinen. Höroldt hatte versucht, dem König zu schmeicheln indem er ihn in die Porzellandekore einbezog (Pietsch 1996 S.16). Ein weiterer Krug aus dem Jahr 1723/24, aus der Serie von Krügen mit dieser Art Kartuschenmalerei, Höroldt zugeschrieben, in der Sammlung Arnhold, vgl. M. Cassidy-Geiger (2008), S.406-408 Kat. Nr. 164. CHF 18 000 / 22 000 (€ 16 670 / 20 370)
  • 61. | 55
  • 62. | 56 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1060* PORZELLAN-KAMINPENDULE KPM, Berlin um 1760/70. Unterglasur Zepter-Marke in Blau. Porzellan weiss glasiert. Geschwungenes, unten eingezogenes Gehäuse auf Rocaillenfüssen. Dekor in Form von applizierten Blüten und Blättern sowie reliefierten Akanthusblättern. Der untere Bereich durchbrochen mit Gitterwerk sowie besetzt mit plastischem Chronoskopf. Seitlich zwei vollplastisch modellierte Putten. Aufsatzfigur. Weisses, sternförmig gewelltes Zifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minuten. Durchbrochene Zeiger mit Sonnenspitzen. Werk mit Ankergang und Halbstun- denschlag auf Glocke. Werk und Zifferblatt im 19. Jh. eingesetzt. 39 × 16 × 60 cm. Brandrisse. Bestossungen an den Blüten. Aufsatzfigur repariert. CHF 3 000 / 4 000 (€ 2 780 / 3 700) 1061* PAAR GEFASSTE FAUTEUILS Rokoko-Stil, wohl Potsdam, 19. Jh. Nussbaum geschnitzt mit Rocaillen, Blättern, Blüten und Voluten sowie grau gefasst und mit vergoldeten Konturen. Trapezförmiger, wellig geschweifter und gepolsterter Sitz auf ausgeschnittener durchbrochener Zarge und doppelgeschweiften Volutenbeinen. Passige kartuschenför- mige und gepolsterte Rückenlehne sowie geschweifte, vorne ein- gerollte Armlehnen. Floral gemusterter Damastbezug mit blauem Fonds. 65 × 72 × 104 cm. Fehlstellen und Verstärkungen. CHF 3 000 / 5 000 (€ 2 780 / 4 630)
  • 63. | 57 1062* SELTENES MODELL EINES PFAUS Meissen, um 1741, Modell von Johann Joachim Kändler. Natura- listisch modelliert als balzender Pfauenhahn mit ausgebreiteter Federkrone, blau und grün staffiert und mit Höhungen in Gold, seinen Kopf nach rechts geneigt. Ohne Marke, eingepresste Nummer 26. Inv.Nr. P. E. 28 in Grün. 23,5 x 22,5 cm. Restauriert. Provenienz: - ehemals Sammlung Gustav und Charlotte von Klemperer, Dres- den, bis 1938. - Von 1991 bis 2010, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung im Zwinger, Inv. Nr. PE 28. - Auktion Bonhams London, 8.12.2010, Lot 56. Literatur: - L. Schnorr von Carolsfeld, Porzellansammlung Gustav von Klem- perer, 1928, Nr. 775. - Carl Albiker, Die Meissner Porzellantiere des 18. Jahrhunderts, 1935, Taf. XXXIV Abb.142. - Ulrich Pietsch, Die figürliche Porzellanplastik von Gottlieb Kirch- ner und Johann Joachim Kändler, Dresden, 2006, S.195 Nr. 303. Vergleichsstücke für dieses kleine Modell: Metropolitan Muse- um New York, s. Y. Hackenbroch, Meissen in the Irwin Untermyer Collection, 1956, Taf.12 Abb.13; Sammlung Erich von Gold- schmidt-Rothschild, s. Hermann Ball-Paul Graupe Berlin, Verstei- gerung 16.-21-3.1931, Nr.454 (ein Paar Gegenstücke). In den Arbeitsberichten Kändlers von Juli bis August 1741 wird no- tiert: „Einen Pfau Hahn”, möglicherweise bezieht sich der Eintrag auf genau dieses Modell, das eine kleinere, leicht abgewandelte Version des weit grösseren Pfaumodells (102cm) Kändlers aus dem Jahr 1734 ist. Von dem grossen Modell existieren heute noch drei Exemplare in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden (Pietsch 2006). CHF 11 000 / 13 000 (€ 10 190 / 12 040)
  • 64. | 58 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1063 PAAR FAUTEUILS Barock, wohl Lombardei, 2. Hälfte 18. Jh. Nussbaum geschnitzt mit Rocaillen und Palmetten sowie moulü- riert und patiniert. Trapezförmiger, geschweifter und gepolsterter Sitz auf ausgeschnittener Zarge und geschweiften Beinen mit Volutenfüssen. Schildförmi- ge gepolsterte Rückenlehne sowie vorne ausladende Armlehnen, in Voluten endend. Beiger Seidenbezug. 64 × 87 × 98 cm. Fehlstellen. Etwas zu verstärken. Stoff fleckig. CHF 2 000 / 3 000 (€ 1 850 / 2 780) 1064 KOMMODE Rokoko, Italien, Neapel um 1740/50. Nussbaum-Wurzelmaser, Veilchenholz und Palisander eingelegt in Form von Sternen in run- den bzw. passigen Reserven. Trapezförmiger, markant dreiseitig bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweif- ten Beinen mit Sabots. Front mit zwei Schubladen (Unterböden ersetzt). Randmoulürierte Brocatello di Siena-Platte (repariert). 1 Schlüssel. 147 x 67 x 96 cm. Diverse Furnierfehlstellen und fehlende Teile. Erhaltungsrestaura- tionen. Etwas zu überholen. Vergleichbare Kommode abgebildet bei: Giacomo Wannenes. Mobili d‘Italia, Il settecento Storia, Stili, Mercato, Mailand 1984. Tafel XLV. Ebenso: Maurizio Cera, Il mobile italiano dal XVI al XIX secolo, gli stili, le forme, il mercato, Milano 1983., Abbildungen 83, 87 und 153 von in der Marketerie ähnlichen Kommoden, beschrie- ben als Neapel, 1. H. 18. Jh. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 410 / 11 110)
  • 65. | 59 1065* ZWEI MODELLE VON PIROLEN ALS PAAR MIT VERGOLDETER BRONZEMONTIERUNG Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler von 1733/34, spätere Ausformungen um 1740/47 von Johann Gottfried Ehder bzw. Peter Reinicke. Die vergoldeten Bronzesockel, Frankreich, 19. Jh. Jeder mit gelb und schwarz, unterschiedlich staffiertem Ge- fieder, je auf einem mit Blättern applizierten Baumstumpf sitzend, beide mit geöffneten Schnäbeln, der eine mit angelegten, der zweite mit angehobenen Flügeln. Spuren einer unterglasurblauen Schwertermarke und Pressnummer 26 auf der Unterseite eines Vogels. H 25,5 cm (28,5 cm). Restaurierungen In der Taxa Kändlers wird im Juli 1733 notiert: „Specification Was in dem Monath July 1733 an Neuen Modellen Inventiret und gefertiget worden...Einen Vogel von Mittel Mässiger Grösse Eine Bier Eule genannt auf einem Postament sitzend, Kandler, Mo- dellmeister”. Im darauffolgenden Jahr im März 1734: „Im Monath Martio 1734 sind auf hiesiger Königl. Pohl. und Churfürstl. Sächs. Porcellain Fabrique an neuen Modellen gefertiget worden...Einen Vogel Von Mittelmässiger Grösse gefertiget welcher Eine Bier Eule gennant wird, Johann Joachim Kändler.” Die ersten Kändler Modelle, die zunächst ausschliesslich für die Königlichen Porzellansammlungen im Japanischen Palais in Dres- den bestimmt waren, wurden nach 1740 von Ehder und Reinicke mehrfach nachbearbeitet. Im Januar 1747 schliesslich schuf Reinicke ein weiteres, neues Modell mit verkürztem Sockel. Zu diesem Zeitpunkt waren die Modelle bereits für den freien Verkauf in der Manufaktur vorgesehen (Wittwer 2004,S. 336). Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke: Carl Albiker, Die Meissener Porzellantiere, 1935, Taf. XXIX, Nr. 112; Yvonne Hacken- broch, Meissen in the Untermyer Collection, 1956, Taf. 6; Rainer Rückert, Meissener Porzellan, 1966, Taf. XXX; G. Röbbig, Kabinett- stücke, 2006, S. 233; Samuel Wittwer, Die Galerie der Meissener Tiere. Die Menagerie Augusts des Starken für das Japanische Palais in Dresden, 2004, S.336; Sammlung Lily Edmond Safra, Sotheby‘s New York, 18.-21. 10.2011, Lot 757; Sammlung Peggy und David Rockefeller, Christie‘s New York, 9.5. 2018, Lot 194. CHF 40 000 / 45 000 (€ 37 040 / 41 670)
  • 66. | 60 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1066 WAPPENKARTUSCHE Rokoko, wohl Bayern, datiert 1765. Holz geschnitzt, ge- fasst und teils vergoldet. In teils durchbrochen gearbeite- ter Kartuschenform mit Rocaillenaufsatz und seitlichen Voluten. Zwei Wappen, das eine von Bischofshut und Stab überhöht. Bez. FAZS. Verso mit undeutlicher Beschrif- tung, wohl „Ignatius Holzinger ...“ 93 × 100 cm. Ergänzung. CHF 800 / 1 200 (€ 740 / 1 110) 1067 DUCHESSE BRISÉE Rokoko-Stil, Veneto, 18./19. Jh. Holz geschnitzt mit Rocaillen und Blättern sowie moulüriert und vergoldet. Zweiteilig. Mit gepolster- tem Sitz und geschwungenen, weit ausladenden Rückenlehnen, in kurzen und Voluten endenden Armlehnen übergehend. Floral gemusterter, rosafarbener Damastbezug. Bordüren fehlen. 90 × 210 × 100 cm. Vergoldung überarbeitet. Fehlstellen an Schnitzerei. CHF 3 000 / 5 000 (€ 2 780 / 4 630)
  • 67. | 61 1068 ELEGANTE ROKOKO KOMMODE Genua um 1750. Palisander eingelegt mit Rosetten in Stirn- holz sowie mit breiten Filets. Trapezförmiger, dreiseitig markant bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweif- ten Beinen. Front mit zwei Schubladen, die obere ohne Traverse zwischen markanten Eckstollen. Durchbrochene vergoldete Bronzegriffe und Schlüsselschilder in Rocaillenform mit Blüten und Blättern. Entsprechende Eck- und Zargenzierden. Randmoulürier- te Brocatello di Siena Platte. 1 Schlüssel. 117 × 63 × 88 cm. Kleine Risse, teils restauriert. Fehlstellen am Marmorblatt. Trägt unter dem Marmor eine Signatur Joubert. Vgl. Giacomo Wannenes. Mobili d‘Italia. Il settecento Storia, Stili, Mercato. Mailand 1984. S. 38 mit Abbildung einer vergleichbaren Kommode, sowohl in Bezug auf die verwendeten Bronzebe- schläge als auch auf die für den „barocchetto genovese“ typische Verwendung von Stirnholz-Intarsien. Vergleiche ebenso Lelio Canonero. Barocchetto Genovese. Aldo Martello Editore. Tafel XXXIV. Ebenso: Alvar Gonzalez-Palacios. Il Mobile in Liguria. Genua 1996. S. 244 (mit Abbildung einer vergleichbaren Kommode) CHF 20 000 / 30 000 (€ 18 520 / 27 780)
  • 68. | 62 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1069 PANTALONE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR DEN HERZOG VON WEISSENFELS Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter Reinicke. Mit weissem Mantel über eisenroter goldgeränderter Weste und Kniebundhose, gelbe Schuhe. Der flache Geländeso- ckel appliziert mit Blüten und Blättern. H 12,8 cm. Rechte Hand wieder angesetzt, Bestossungen. Provenienz: - Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27.4. 1998, Lot 214. - Privatsammlung Genf. CHF 800 / 1 200 (€ 740 / 1 110) 1070 COLUMBINE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR DEN HERZOG VON WEISSENFELS Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter Reinicke. Gerautetes Wams mit blauer Schleife über geblümtem Rock, die Pritsche in ihrer linken Hand. Ohne Marke. H 13,8 cm. Restaurierungen und kleine Bestossungen. Provenienz: - Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27.4.1998, Lot 212. - Privatsammlung Genf. CHF 700 / 900 (€ 650 / 830)
  • 69. | 63 1071 SCAPINO AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE SERIE FÜR DEN HERZOG VON WEISSENFELS Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter Reinicke. Purpurfarbener Umhang über weisser Jacke mit Goldhöhung über gelber Hose und blauen Schuhen. H 13,5 cm. Provenienz: - Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27.4.1998, Lot 213. - Privatsammlung Genf. CHF 800 / 1 200 (€ 740 / 1 110) 1072 PANTALONE AUS DER COMMEDIA DELL‘ARTE FÜR DEN HERZOG VON WEISSENFELS Meissen, um 1744, Modell von Johann Joachim Kändler und Peter Reinicke. Mit weissem Kragen über schwarzem Mantel, gelber Weste und eisenroten Kniebundhosen mit gelben Schleifen. H 12,7 cm. Reparaturen, Beschädigungen. Provenienz: - Christie‘s London, British and Continental Ceramics, 27. 4 1998, Lot 211. - Privatsammlung Genf. CHF 800 / 1 200 (€ 740 / 1 110)
  • 70. | 64 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1073   Slg. Ducret KOPPCHEN UND EINE UNTERSCHALE MIT HAUSMALERDEKOR Meissen, um 1740-50. Bemalung wohl von Ferdinand Meyer von Pressnitz, mit einer Szene aus der griechischen Mythologie, Triton und Nereide auf der Tasse, Endymion und Artemis in Goldrahmen auf der Untertasse. Unterglasurblaue Schwertermarke. Press- nummern 17 und 66. Sammlungsetikett mit Inv.Nr. 302. D 13,6 cm, 4,7 cm. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. CHF 500 / 700 (€ 460 / 650) 1074   Slg. Ducret TASSE UND UNTERSCHALE MIT HAUSMALER CHINOISERIE Meissen, um 1720-24. Becherform. Mit grossen Chinesenfiguren auf einem Grasstreifen zwischen zarten, blühenden Sträuchern und einem schreitenden Kranich auf dem Becher. An den Rändern Goldbordüren. Ohne Marke. Sammlungsetikett mit Inv. Nr. 32. H 7,8 cm, D 12 cm. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Literatur: Siegfried Ducret, Keramik und Graphik, 1971, Abb. 363. CHF 700 / 900 (€ 650 / 830) 1075   Slg. Ducret ZYLINDERKRUG MIT HAUSMALERDEKOR Meissen, Mitte 18. Jh, die Bemalung von Ferdinand Meyer von Pressnitz, der teilvergoldete Deckel mit Regensburger Taler von 1754. Blumenreliefdekor, Goldspitzenbordüre über einer umlau- fenden Landschaftsszene mit einem Schäferpaar, Schafen und Architekturen im Hintergrund. Im Fond der Innenseite bemalt mit einer Eule. Der auf der Innenseite vergoldete Deckel mit einer Münze. Prägung auf der Vorderseite: FRANCISCUS D G ROM IMP SEMP AVG. Drapierte Büste Kaiser Franz I. im Harnisch nach rechts. Darunter die Stempelschneidersignatur I L Oexlein f (Jo- hann Leonhard Oexlein fecit). Auf der Rückseite: MONETA REIP RATISBON // X ST EINE F C M / 1754. Ansicht der Freien Reichs- stadt Regensburg. Unten das Münzmeisterzeichen I C B (Johann Christoph Busch). Ohne Marke. H 18 cm (ohne Daumenrast). Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. CHF 3 000 / 4 000 (€ 2 780 / 3 700)
  • 71. | 65 1076   Slg. Ducret KAFFEEKANNE MIT AUGSBURGER GOLDCHINESEN MIT VERGOLDETER SILBERMONTIERUNG Meissen, um 1720, die Bemalung um 1725 von Bartholomäus Seuter, die Montierung von Elias Adam in Augsburg. Auf jeder Seite eine Chinoiserieszene auf einer Goldkonsole mit fliegenden Vögeln und rankenden Sträuchern. Mit Aubsburger Randmuster. Ohne Manufakturmarke. Montierung punziert mit Meistermarke EA. H 21 cm. Haarriss im Boden bis unterer Wandung. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. Literatur: Siegfried Ducret, Meissener Porzellan bemalt in Augsburg, 1718 bis um 1750, 1971, Bd. I, S.219 Abb. 268. CHF 1 500 / 2 000 (€ 1 390 / 1 850) 1077   Slg. Ducret BECHER MIT CHINOISERIEN IN AUGSBURGER SILBERDEDKOR Meissen, um 1720-25. Mit Doppelhenkel, bemalt mit Chinesenfiguren auf Laub- und Bandelwerkkonsolen, am Rand eine Augsburger Bor- düre. Ohne Marke, Dreherzeichen für Johann Kittel. H 8 cm. Versilberung oxidiert und berieben. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. CHF 600 / 800 (€ 560 / 740) 1078   Slg. Ducret KOPPCHEN UND EINE UNTERSCHALE MIT HAUSMALERDEKOR Meissen, um 1750. Die Bemalung wohl aus einer sächsischen Werkstatt. Die Aussenwandung der Untertasse mit Prunusrelief. Bemalt mit Landschaftsszenen in Goldkartuschen. Die Ränder mit Goldkalligraphenrand und Blumenarrangements bzw. allegori- schen Köpfen. Unterglasurblaue Schwertermarke. H 4,5 cm, D 13,4 cm. Tasse und Untertasse assortiert, Emailfarben minim berieben. Provenienz: - Sammlung Dr. Siegfried Ducret, Zürich. - durch Erbfolge an Rosmarie Schmidt-Ducret, Binningen, Nachlass. CHF 500 / 700 (€ 460 / 650)
  • 72. | 66 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1079* 1 PAAR NACHTLEUTER Lausanne 18. Jahrhundert. Meistermarke Papus Dautun. Auf ovalem Fuss. Glatter röhrenförmiger Schaft und höhenverstellba- ren Kerzenhaltern. H 21 cm. Zus. 778 g. Provenienz: Französischer Privatbesitz. CHF 2 800 / 4 000 (€ 2 590 / 3 700) 1080 LOT VON ZWEI ZUCKERSTREUERN London, 1728. Meistermarke Thomas Bamford. Zus. 340 g. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. CHF 500 / 800 (€ 460 / 740)
  • 73. | 67 1081* TAFELAUFSATZ Hamburg zwischen 1737 und 1752. Meistermarke Conradt Blom. Silber, gegossen und getrieben. H 27 cm. 2305 g. Provenienz: - Schwedischer Adelsbesitz. - Auktion Bruun Rasmussen, Kopenhagen, 1999, Los 707. - Deutscher Privatbesitz. Der schlicht gearbeitete, auf vier Kugelfüssen stehende Tafelauf- satz, besteht aus einer Basis, in die 4 grosse ovale und 8 kleine Schalen auf verschiedenen Ebenen eingehängt sind. Wohl dem Zwecke eines festlichen Essens dienlich, bei dem Obst, Gebäck und andere Süssigkeiten dargereicht wurden, lässt sich bei der Gestaltung des Tafelaufsatzes eine Anlehnung an englische Vor- bilder erkennen. Die ersten englischen Silberschmiedearbeiten dieser Art, lassen sich ab 1720 nachweisen. Dieser Tafelaufsatz, gefertigt Conradt Blom, ist die einzige bekannte Hamburger Silberschmiedearbeit dieser Art und stellt durch ihre Singularität eine rare Kostbarkeit dar. CHF 24 000 / 44 000 (€ 22 220 / 40 740)
  • 74. | 68 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1082* ZWEI MODELLE VON PAPAGEIEN Meissen, Modelle von Johann Joachim Kändler um 1741, Aus- formung und Staffierung Mitte 18. Jh. Als Gegenstücke zusam- mengestellt. Modelle der „Mittleren Sorte”, Gegenstücke mit unterschiedlicher Staffierung des Federkleids, der eine in Grau und Eisenrot, der andere in Gelb, Blau und Rot. Spuren blauer Schwerter auf dem unglasierten Sockelboden. H 14 cm. Restaurierungen. Die Arbeitsberichte Kändlers listen im Oktober 1741: „7. Einen Neuen Pappagoy mittlere Sorte in Thon poussiret welcher gegen den schon im Waaren Laager befindl. Pappagoy siehet.“(Pietsch 2002, S.83). Vergleichsstücke: M. Röbbig, Farbensprühende Kostbarkeiten. Die Papageien, in: Kabinettstücke, 2006, S.109-143, Kat. Nr. 15 u. 17. CHF 12 000 / 14 000 (€ 11 110 / 12 960)
  • 75. | 69 1083* ZWEI MODELLE VON DOMPFAFFEN Meissen, um 1747-55, Modelle von Johann Joachim Kändler. Als Gegenstücke zusammengestellt. In zwei unterschiedlichen Grös- sen, auf einem Baumstumpf, appliziert mit Blättern bzw. Pilzen, die Gefieder rot, schwarz und grau staffiert. Reste einer blauen Schwertermarke auf dem grösseren Modell. H 12,5 cm, 14,5 cm. Minim restauriert. Das erste Modell eines Dompfaff bzw. Gimpel (Höhe 15 cm) modellierte Kändler bereits 1733 für die Königlichen Sammlungen im Japanischen Palais (Wittwer 2004, S. 324). Die Arbeitsberich- te Kändlers vom Oktober 1747 erwähnen ein neues Modell mit seinem Gegenstück, das zu diesem Zeitpunkt bereits für den freien Verkauf in der Manufaktur bestimmt war: „5. Einen Vogel Giempel genannt nach dem Leben aufs Natürlichste modelliret Wie selbiger auf einem Wie natürlich gewachsenen aste sietzet.” „6. Annoch einen dergleichen Giempel in einer anderen Wendung gegen Ersteren Zu setzen, auf Vorige Weise nach dem Leben modelliret” (Pietsch 2002, S.121) Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke: S.Wittwer, Die Galerie der Meissener Tiere. Die Menagerie Augusts des Starken für das Japanische Palais in Dresden, 2004, S.324, 235; G. Röbbig, Kabinettstücke, 2006, S. 244 Kat. Nr. 40; Sammlung Sir Gawaine Lady Baillie, Sotheby‘s London, 1. 5. 2013, Lot 35. CHF 9 000 / 11 000 (€ 8 330 / 10 190)
  • 76. | 70 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1084* PAAR SELTENE MODELLE VON BLAUMEISEN Meissen, um 1741, Modelle wohl von Johann Joachim Kändler. Jeder auf einem Baumstumpf mit Blättern appliziert. Das Feder- kleid staffiert in hellem Blau, Grün und Gelb mit manganfarbenen Höhungen. Spuren einer blauen Schwertermarke auf dem ungla- sierten Boden eines Modells. H 9,5 cm und 13 cm. Minim restauriert. Vergleichsstücke: Sammlung Sir Gawaine Lady Baillie, Auktion Sotheby‘s London, 1.5. 2013, Lot 15 und 17. CHF 5 000 / 7 000 (€ 4 630 / 6 480)
  • 77. | 71 1085* ZWEI MODELLE VON TAUBEN Meissen, um 1740-45. Beide auf einem ovalen Grassockel mit applizierten Blättern. Das Gefieder schwarz und rötlich-braun bis dunkelbraun schraf- fiert. Unterglasurblaue Schwertermarken, Press- nummern 45. 16x17 cm, 15x16 cm. Kleine Restaurierungen Provenienz: - Christie‘s London, 24.2.1997, Lot 284 (1 Taube). - Sir Gawaine Lady Baillie, Sotheby‘s London, 1.5.2013, Lot 36 (1 Taube). Vergleichsstück: M. Kunze-Köllensperger, Alexanders Tiere, 1999, S.200 u. Kat. Nr.113. CHF 14 000 / 16 000 (€ 12 960 / 14 810)
  • 78. | 72 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1086* ZWEI MODELLE VON MANDELKRÄHEN Meissen, Modelle nach 1739 von Johann Joachim Kändler und Johann Gottfried Ehder. Als Paar mit zugeneigten Köpfen zusam- mengestellt. Jedes Gefieder staffiert in Grünschattierungen und Blau mit Höhungen in Braun. Auf einem mit Blättern und Insekten, alternativ mit Pilzen applizierten Baumstumpf. Ohne Marken. Ein Vogel mit Ritznummer V0 und zweifacher Pressnummer 45. H 32,7 cm. Restaurierungen und Ergänzungen. Für die prachtvolle Ausstattung des Japanischen Palais in Dres- den, liessen der sächsische Kurfürst und König von Polen, August der Starke und ab 1733 dessen Sohn August III., eine grosse Anzahl von Vögeln in Auftrag geben. Die Modelle der Mandelkrähen wurden in zwei verschiedenen Grössen ausgeführt, 37,5cm und 33 cm. Das grössere Modell wurde von Kändler 1735 entworfen und 1736 fertiggestellt und war exklusiv für den Kurfürsten und seine Sammlungen im Japani- schen Palais bestimmt. In der Taxa Kändlers, den sog. Feierabendberichten, wird 1739 bis 1740 eine neue, kleinere Variation der Mandelkrähe aufge- listet: „Specification Derjenigen Modell, welche à 1ten Oct 1739 bis ult January 1740 von mir Endes unterschriebenen nebst einen Gesellen, nacher Feyerabende verfertigte, und zur Königl. Porellain-Fabrique zu Meissen geliefert worden... 1 Mandel Grehe, so auch auff einen grossen Ast sitzet und die Flügel von sich stre- cket, modelliret.“ (J. Raffael, Keramos 203, 204/2009. S. 32.). Ausserdem für das Mandelkrähen Gegenstück im Arbeitsbericht und der Taxa Johann Gottfried Ehders im Oktober 1739: In Thon poussiret: 1 Mandel Grahen Kopf. (G. Röbbig, Kabinettstücke. 2006. Kat.Nr. 6, S. 231). Die kleineren Modelle für den freien Markt kamen ab 1740 in den Verkauf (Kirsch 2019, S. 429 mit Bezug auf S.Wittwer, 2004). Durch die leichte Abwandlung des Modells und der etwas kleineren Aus- führung konnten die Stücke dem freien Markt zugänglich gemacht und gleichzeitig die Exklusivität des früheren königlichen Modells gewahrt werden. Dieses Vorgehen ist analog bei den Bachstelzen und den Elstern zu beobachten (Kirsch 2019, S. 431). Vergleichende Literatur und Vergleichsstücke: Carl Albiker, Die Meissner Porzellantiere, 1935, Taf. XXVIII, Nr. 109; Rainer Rückert, Meissener Porzellan, 1966, Taf. 272 Nr.110, 111; Samuel Wittwer, Die Galerie der Meissener Tiere: die Menagerie Augusts des Starken für das Japanische Palais in Dresden, 2004, S. 330; Friedel Kirsch, Langeloh Porcelain. Hundert Jahre Por- zellane und Fayencen des 18. Jahrhunderts, 2019, S. 426-433; Christie‘s New York, Property from the Estate of Mrs. Charles En- gelhard, 18. 3. 2005, Lot 33; für zwei sehr ähnliche Modelle siehe Sammlung Nelson A. Rockefeller und Laurance S. Rockefeller bei Sotheby‘s New York, 11. 1. 2005, Lot 191 und Sotheby‘s Paris, 9. 11. 2012 Lot 99; Sammlung Lily Edmond Safra, Sotheby‘s New York, 11. 10. 2011, Lot 1142. CHF 42 000 / 46 000 (€ 38 890 / 42 590)
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  • 80. | 74 Decorative Arts | Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen, Silber und Porzellan 1087 PAAR BEDEUTENDE INTARSIERTE KOMMODEN AUS DER WERKSTATT VON JOHANN FRIEDRICH SPINDLER Rokoko, Potsdam um 1765. Johann Friedrich Spindler (1726 – 1799). Nussbaum, Nussbaummaser, Zwetschge sowie weitere, teils getönte Früchtehölzer reich und fein eingelegt in Rocaillenre- serven mit Blumenbouquets sowie Filets. Feine spätere Bemalung mit Rautenwerk. Trapezförmiger, dreiseitig geschweifter und bombierter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und geschweiften Beinen. Front mit zwei Schubladen ohne Traverse. Das leicht über- stehende, moulürierte und passig geschweifte Blatt intarsiert mit Fantasielandschaften, zentralem Brunnen mit Neptunfigur als sit- zende Figur, darunter bäuerliche Szenen mit Vieh und Menschen sowie Darstellung eines Schlosses in Rocaillenreserven, flankiert von Blumenbouquets. Die Seitenwandungen ebenso eingelegt mit Blumenbouquets in Rocaillenreserven. Feine vergoldete Bron- zebeschläge sowie Sabots in Form von durchbrochenen Rocaillen mit Blumen und Blättern. Rückseitig mit Siegel, die Schubladen innen mit Stempel „Prinzlich Reussisches Familien Privatfideikom- miss Trebschen“ sowie Nummerierungen auf Etiketten 15 bzw. 1048. 2 Schlüssel. 134 × 66 × 82,5 cm. Kleinere Furnierergänzungen. Erhaltungsrestaurationen und Ver- stärkungen. Furnier teils geschliffen und aufgebleicht. Provenienz: - Prinzlich Reuss’scher Privat Familienfideikommiss Schloss Treb- schen, vermutlich unter Graf Heinrich IX. Reuss zu Köstriz (1711 - 1780), königlich preußischer Oberhofmarschall und Staatsmi- nister Friedrich II. des Grossen in den Familienbesitz gekommen - Auktion Leo Grünpeter Berlin, 23. und 24. April 1928; Samm- lungen des Prinzlich Reuss’schen Privat Fiedeikommissbesitzes Schloss Trebschen, Los Nr. 31 und 32 - Sammlung Max Emden (dokumentiert auf einem Foto im Ar- beitszimmer auf der Isola di Brissago, 1935) - 1940 durch Erbschaft an Sohn Heinrich Emden - wohl verkauft anlässlich einer Auktion des Inventars Emden, Isola di Brissago, Sommer 1948 - Sammlung Hausamann, Schloss Rolle - Auktion Koller Zürich, 5. November 1982, Lot 2493 - im Münchner Antiquitätenhandel vom heutigen Besitzer erstanden - Schweizer Privatbesitz Dieses Kommodenpaar ist auf den Schubladeninnenseiten mit Stempeln versehen, welche die beiden Möbelstücke als Bestand- teile des Prinzlich Reuss’schen Privat Familienfiedeikommiss Schloss Trebschen ausweisen. Der Reuss’sche Fideikommiss wurde als Sammlungen des Prinzlich Reuss’schen Privatfideikom- missbesitzes Schloss Trebschen durch das in Berlin ansässige Kunst- und Möbelauktionshaus Leo Grünpeter 1928 versteigert. Unsere beiden Kommoden sind in jenem Auktionskatalog fälsch- lich als „Kommode. Französisch um 1750. Reich und fein intarsiert, bauchig gearbeitet. Bronzebeschläge der Zeit.“ bzw. als dessen Gegenstück unter den Losnummern 31 und 32 versteigert. Die Abbildung von Los 31 auf Tafel IV belegt jedoch, dass es sich tatsächlich um die hier angebotenen Stücke handelt. Auch wenn bisher keine schriftlichen Beweise vorliegen, darf wohl davon ausgegangen werden, dass die beiden Kommoden durch Graf Heinrich IX. Reuss zu Kösteriz (1711 – 1780) in den Famili-