Michael Prilla führt in seinem Vortrag die Methoden SeeMe (Prozessmodellierung) und STWT (partizipative Modellierung) ein, die zur Modellierung, Analyse und Gestaltung von Innonvationsflüssen geeignet sind.
Der Socio-Technical Walkthrough als Methode der Dokumentation und Analyse von Innovationsflüssen
1. SeeMe und der Socio-Technical
Walkthrough
Methoden zur Dokumentation und Analyse
von Innovationsflüssen in Unternehmen
Michael Prilla, michael.prilla@rub.de
2. Charakteristika von Innovationsflüssen
• Geschäftsprozessebene oft zu abstrakt: Innovationsflüsse enthalten
formale und informale Aspekte
• Innovationsflüsse verlaufen individuell und nicht schematisch
• Innovationsflüsse finden in Netzwerken statt und sind abhängig von
verschiedenen Akteuren (z.B. Manager, Techniker, Vertriebsmitarbeiter,
Kunde, …)
• Innovationsflüsse finden in sozio-technischen Systemen statt
• Die Sichtbarkeit einer Idee kann entscheidenden Einfluss auf das
Gelingen eines Innovationsflusses haben
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3. Ausgangslage
Innovationsflüsse in unternehmen müssen
organisatorisch und technisch unterstützt werden, um
die Verbreitung und Umsetzung von Ideen zu fördern.
• Wie können Innovationsflüsse erfasst und analysiert
werden?
• Wie können Verbesserungen umgesetzt und
verstetigt werden?
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4. SeeMe und der STWT zur Modellierung von
Innovationsflüssen
• Modellierungsnotation für gelebte Prozesse und informale Aspekte
• Vagheit
• Unvollständigkeit
• Unsicherheit
• SeeMe: Sozio-technische semistrukturierte Modellierungsmethode
• Partizipatives Vorgehen mit allen Akteuren
• Zuverlässigkeit der Prozesse
• Commitment zu Vereinbarungen und Prozessen
• STWT: Socio-technical Walkthrough
• Perspektiven bei der Modellierung integrieren
• Individuelle Erfassung von Perspektiven auf Innovationsflüsse
• Verschränkung in eine gemeinsame Sicht
• Diskussion und Verbesserungspotentiale
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5. Dokumentation und Analyse von
Innovationsflüssen
• Erfassung von Innovationsflüssen
• Aktivitäten bei der Umsetzung von Ideen
• Im organisationalen Kontext / Umfeld
• Diskussion und Perspektivenintegration
• Kombination technischer und organisatorischer Aspekte
• Strukturen: Rollen / Personen (wer macht was?)
• Objekte / Entitäten (wer benötigt / nutzt was wann?)
• Relationen (wer sieht was / wer hat wann Zugriff?)
• Analyse
• Verbesserungspotential: Abläufe, Sichtbarkeit, technische Unterstützung
• Hemmnisse / Barrieren
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8. Ziele der Prozessmodellierung:
Kommunikationsunterstützung vs. Steuerung
Steuerung
Kommunikation
Ziel: Software-Entwickler und Manager legen ihre impliziten
Modelle offen und tauschen sie aus
9. Prozessdiagramme als
Kommunikationsunterstützung
• Integration technischer und
organisatorischer Strukturen
• Integration formaler und informaler Aspekte
• Umgang mit Unvollständigkeit und
Unsicherheit
• Offen für Formalisierung und auch
für Vereinfachung
10. Basis Elemente der Modellierungsnotation
(SeeMe – semi-structured, socio-technical modelling Method)
Hauptsächlich Rechte und Pflichten von
Rolle Personen, Teams und Organisationseinheiten
soziale Aspekte
ausführen
Aktivität Verhalten, das zu Veränderungen führt
Wird verändert
genutzt
Ressourcen und Objekte, die die Aktivitäten
Entität unterstützen
Weitere Informationen: SeeMe in a Nutshell
niedrige Einstiegshürde – viele Erweiterungsmöglichkeiten
11. Festlegung vs. Entscheidungsspielraum
Bestellung
vorbereiten x x bestellen
Wert> 5Tsd Bestellung
kontrollieren
Angestellter
Bestellung
kontrollieren
Bestellung x x
bestellen
vorbereiten
13. Spezielle Konzepte:
Einbettung und Unvollständigkeit
Dokumentenmanagement
erheben strukturieren
aktualisieren
“A Modelling Method
for the Development
of Groupware
Applications as Socio-
Technical Systems.”
Behaviour and
Datenbank Information Technology.
2004
Die Andeutung von Unvollständigkeit erlaubt die
Einbeziehung von impliziten Wissen
16. Möglicher Umgang mit Unvollständigkeit
• Unvollständigkeit kann beibehalten werden; alle
wissen was gemeint ist und keine Programmierung
beabsichtigt
• Unvollständigkeit wird
• später im Lauf der Anforderungskonstruktion /
Prototyping beseitigt
• später nach einer ersten Erprobung beseitigt
• durch Entscheidungen im jeweiligen Fall unterschiedlich
aufgelöst
18. Idee: Der Socio-Technical Walkthrough
+ =>
Systematische
Prozessdiagramme Moderierung beteili- Einigung auf
mittels einer semi- gungsorientierter Prozesse und
strukturierten Workshops,
Modellierungs- geeignete IT-
Fokussierung auf
notation Anwendung
Arbeitsprozesse
19. Kernelemente bei der schrittweisen
Prozessplanung
Grafisches
Modellieren mit
SeeMe
Work- Moderator &
shops Modellierer
Socio-Technical
Walkthrough (STWT)
20. STWT – Ablauf
Vorbereiten der Aufgabe des Moderators
Workshops
Vorbereitete Probleme,
Entwicklung,
Fragen stellen, Kommentare
Analyse und
auf Besonder- Dokumente
Diskussion des
Work- heiten eingehen sammeln
Arbeitsprozesses
shop 1 anhand graphischer
Darstellungen
Schritt für Schritt Visualisierung
Bezug zum
der
Work- Prozessmodell
Erläuterungen,
shop 2 herstellen
Modellierung
Ergebnisse: graphische
Beschreibungen +
Anmerkungen, Audio-
Aufnahmen, Fotos,
Work-
Arbeitsdokumente
shop n Ideen zur Optimierung
der Arbeitsaufgaben
24. Wesentliche Aktivitäten zwischen den
Workshops
• Teilnehmer
• Prüfen und Verbessern der Prozessdokumentation
• Ergänzung von Dokumenten
• Erste organisatorische Veränderungen
• Moderator
• Transkription der Audio-Aufnahme
• Analyse der gesammelten Arbeitsdokumente
• Ästhetische Überarbeitung der Diagramme
• Review mit weiterem „Experten“
26. Während der Gruppendiskussionen
die richtige Leitfrage (Story Telling Method)
Eine zentrale Ausgangsfrage
muss immer wieder Denken Sie an einen Fall, den Sie gerade bearbeiteten!
wiederholt werden: Passt der zu dem hier dargestellten Arbeitsablauf?
Welche Informationen benötigen Sie für den
hier dargestellten Arbeitsschritt?
Welcher Output wird in diesem Arbeitsschritt erzeugt? Wer greift dann
darauf zu und benötigt es für den nächsten Arbeitsschritt?
Wie könnte die neue IT den hier gezeigten
Arbeitsschritt verbessern? Gibt es Ereignisse, die an dieser Stelle
noch berücksichtigt werden müssen?
27. Kontinuierliches Fokussieren
Diskussion driftet häufiger ab
• Wie weiß man, was für den behandelten Fall noch wichtig ist?
• Wie orientiert man die Teilnehmer zurück auf die Aufgabe des
Workshops?
Muster der Interaktion:
• Nach zusätzlichen Aspekten, Besonderheiten und auffälligen Ereignissen
fragen
• Immer am Diagramm zeigen bzw. fragen, wo man mit der Diskussion
steht
• Auffordern, Ergänzungen und Veränderungen am Diagramm
vorzunehmen.
28. Erkennen, dass die Diagramme verstanden
werden
Man
• bringt Modellausdrucke in die nächsten Meetings mit
• zeigt die Ausdrucke anderen Kollegen, um sie zu besprechen
• fragt Kollegen, ob sie erkennen, was da gezeigt wird
• geht nach vorn während des Workshops, um auf bestimmte Elemente zu
zeigen und diese zu kommentieren
• diskutiert über notwendige Änderungen des Ist-Zustandes
• ergreift unmittelbar nach dem Workshop Veränderungsmaßnahmen
• Es kommt zu konfliktären Diskussionen
29. Vorteile von SeeMe und STWT
• Befragte konstruieren ihre ‚verschiedenen‘ Realitäten
gemeinsam
• Reflektion im Kreis der Beteiligten
• Rückmeldung erfolgt unmittelbar (durch Visualisierung)
• „Was nicht sein kann – aber dennoch ist“ wird aufgedeckt
• Ausdrucksmittel: natürl. Sprache + Modellierung inkl.
mögliche Darstellung vager Sachverhalte (Spezifikum von
SeeMe)
• Mehrere Perspektiven in einem Frage-Antwort-Diskurs
• Dokumentation durch Modellierung und Transkription als
nachträgliche Ergänzung
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30. STWT für Innovationsflüsse und deren
Unterstützung
• Dokumentation von IST-Innovationsflüssen
• Individuelle Sicht
Im Praxisteil
• Gemeinsame Sicht nach der
• Diskussion Pause
• Analyse und Interventionsplanung
• Probleme und Ansatzmöglichkeiten
• Mögliche organisatorische und IT-Unterstützung
• Gestaltung SOLL-Ablauf
• Diskussion und Bearbeitung problematischer Aspekte
• Integration organisatorischer und IT-Unterstützung
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31. Informationen zur Methode
• IMTM-Homepage
http://www.imtm-iaw.rub.de
• SeeMe-Material
• SeeMe auf einen Blick
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/seemeposter.pdf
• SeeMe in a Nutshell
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/seeme_in_a_nutshell.pdf
• Der SeeMe-Editor
http://www.imtm-iaw.rub.de/imperia/md/content/seeme/release/seeme_installer_5.2_03.exe
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32. Informationen zur Methode
• Herrmann, T.: Systems Design with the Socio-Technical
Walkthrough (2009). In: Whitworth, B. & de Moor, A. (eds.)
Handbook of Research on Socio-Technical Design and Social
Networking Systems. Information Science Reference.
• Carell, A. and Ritterskamp, C. (2006): Analyse und Gestaltung von
Innovationsflüssen bei IT-Dienstleistungen. Carell, A., Herrmann,
T. and Kleinbeck, U. (eds.) Innovation an der Schnittstelle
zwischen technischer Dienstleistung und Kunden. Teil 1:
Konzeptionelle Grundlagen, Physika-Verlag.
• Prilla, M., & Jahnke, I. (2009): The Socio-Technical Walkthrough
for participatory service process design. In: Böhmann, T., Burr,
W., Herrmann, T. & Krcmar, H. (eds.) Implementing International
Services (geplantes Erscheinungsdatum 20.08.2009).
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33. Der STWT in der Praxis:
Ein Innovationsfluss aus vier
verschiedenen Perspektiven
34. Ausgangslage – Innovationsflüsse in
Unternehmen
In einem mittelständischen Unternehmen werden für Kunden
IT-Systeme und unterstützende Dienstleistungen entwickelt.
Das Unternehmen entwickelt dabei hauptsächlich auf Anfrage
von Kunden. Aufgrund der Marktlage nimmt jedoch der Druck,
neue Ideen an Kunden heranzutragen, zu.
• Beteiligte Personen
• Rolle 1: Ideengeber Herr Hatts
• Rolle 2: Geschäftsleitung Herr Forsch
• Rolle 3: Vertriebsmitarbeiter Herr Windig
• Rolle 4: Externer Experte Herr Schlau
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35. STWT - Praxisbeispiel
• Teilen Sie sich in Gruppen auf, die jeweils eine der
Rollen aus dem Szenario übernehmen.
• Lesen Sie im Handout die Story der von Ihnen
vertretenen Person nach (5-10 min).
• Bringen Sie die Perspektive der von Ihnen
vertretenen Rolle in die Modellierung ein.
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