3 Horizonte Modell
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Quelle: McKinsey
Die Herausforderung:
Eine Vielzahl an Ideen im 3.
Horizont!
Die üblichen
Innovationsprozesse erweisen
sich als nicht ausreichend.
Um Mitarbeiter zu ermutigen
und als Ideengeber und
mögliche Intrapreneure zu
gewinnen, brauchen wir
zusätzliche neue Ansätze.
Wie Entrepreneure
entscheiden und handeln
Die Kognitionswissenschaftlerin
Prof. S.D. Saras Sarasvathy, University of Virginia) hat
untersucht, wie erfolgreiche Entrepreneure (Serien-
Gründer mit mind. 15 Jahren Erfahrung) entscheiden
und handeln.
Das Ergebnis nannte sie die Methode „Effectuation“.
Sarasvathy fand heraus, dass erfolgreiche
Entrepreneure nach einer ganz eigenen Logik
entscheiden und handeln, wenn sie in Situationen
großer Ungewissenheit sind.
Dieses Vorgehen verliert jedoch seine Wirkung, je
mehr Wissen in einer Situation besteht.
Das Vorgehen beruht auf vier Prinzipien und einem
zyklischen Prozess. Es ist beobachtbar, lehrbar und
lernbar.
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Effectuation passiert nicht „einfach so“
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Effectuator haben einen Handlungsanlass und
agieren kontextbezogen.
In den letzten Jahren ist ein ganzes Set an Formaten
entstanden, mit denen sich Effectuation als Methode
unter Ungewissheit für Individuen, Gruppen oder
Teams, klassische Organisationen oder Netzwerke
einsetzen lässt.
Die Zukunft unternehmerisch
gestalten: steuern statt vorhersagen
Effectuation als Methode dient dazu, in Situationen
großer Ungewissheit strukturiert und schnell ins
Handeln zu kommen.
Kausale Logik:
Alles, was wir vorhersagen können, können wir
steuern. Was sollte man tun? (basierend auf
bestehendem Wissen)
Effectuation Logik:
Alles was wir steuern können, brauchen wir nicht
vorherzusagen. Was können wir tun? (basierend
auf unseren Erfahrungen)
Was Effectuation nicht ist:
Nicht „nichtkausal denken“
Nicht „alles ist möglich“
Nicht „vage & ziellos“
Kein „einfacher Ausweg“
Nicht „irrational oder intuitiv“
Nicht „kleinere Brötchen backen“
Nicht „eine Frage des Charakters“
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4 Effectuation Prinzipien
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Quelle der Grafiken: http://www.effectuation.org/
Erfolgreiche Entrepreneure verstehen sich als
Gestalter.
Mittelorientierung
Spatz in der Hand ist besser als
Taube auf dem Dach
Leistbarer Verlust
Fokus auf mögliche Nachteile
Umstände und Zufälle
Gibt Dir das Leben Zitronen, mach
Limonade daraus
Vereinbarungen und Partnerschaften
Patchwork willkommen
Handlungs
-anlass
4 Prinzipien und 1 „Metaprinzip“
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Metaprinzip - Grundüberzeugung:
Die Zukunft ist (mit-)gestaltbar!
2. Leistbaren Verlust definieren:
Was will ich maximal einsetzen, bspw.
Zeit, Geld, Material, Kontakten…?
3. Unerwartetes nutzen:
Welche möglichen Hebel
bieten mir Zufälle und Störungen?
4. Partnerschaften eingehen:
Wer ist bereit, mit zu machen, sich einzubringen und mit zu gestalten?
Welche Mittel haben wir zusammen? Welche neuen Ziele werden damit möglich?
Handlungs-
anlass!
1. Verfügbare Mittel analysieren („Bird in Hand“):
- wer bin ich? – was weiß ich? – wen kenne ich?
Welche Ziele und Ergebnisse sind damit möglich und erreichbar?
Sarasvathy, www.effectuation.com, Juli 2017
Effectuation Prozess
Erfolgreiche Entrepreneure starten immer bei den
Mitteln, die ihnen jetzt schon zur Verfügung stehen. Sie
fragen sich nicht nur nach verfügbaren Mitteln, sondern
auch nach den Talenten und Kenntnissen oder guten
Kontakten, die sie haben. Manchmal gibt es vor der
Mittelanalyse schon eine Idee, manchmal entsteht sie
erst durch die Sichtung dessen, was zur Verfügung steht.
Die Ziele, die im nächsten Schritt abgeleitet werden,
definieren sich neben den Mitteln auch aus dem
tragbaren Verlust oder dem Einsatz, der maximal
geleistet werden kann. Daraus leiten Effectuators die
möglichen, erreichbaren Ziele ab (Handlungsoptionen).
Sie überlegen sich, welche Schritte als nächstes ganz
konkret möglich sind. Dann gehen sie mit möglichen
Partnern ins Gespräch. Erfolgreiche Entrepreneure
erweitern damit ihren Aktionsradius durch neue Mittel
und Optionen, die die Partnerschaften mit sich bringen.
Zu jedem Zeitpunkt kann der Prozess allerdings auch
abgebrochen und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt
neu gestartet werden. Erfolgreiche Entrepreneure
beobachten ihr Umfeld gut und leiten daraus neue
Chancen oder Einschränkungen für sich ab.
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Mögliche Integration mit Agilen
Frameworks und Methoden…
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• Kleine
gemeinsame
Projekte
• Jam Sessions
• Design Thinking
mit Rapid
Prototyping
• Hackathons
• …
Beide Logiken
zugleich im Blick
Kausale Logik und Effectuation sind kein
Entweder-Oder.
Welche Herangehensweise sich primär
anbietet, hängt vom Unfang der Ungewissheit
bzw. vom verfügbaren Wissen ab.
Oft können wir dies aber auch gar nicht
einschätzen.
Dann lohnt auch im Prozess die Chance auf
Anreicherung um neue Sichtweisen und Ideen
durch Effectuation.
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Effectuation als Methode: Toolbox
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Nach: Michael Faschingbauer: Effectuation. Wie erfolgreicheUnternehmer denken, entscheiden und handeln.
Zu Effectuation wurde mittlerweile eine ganze Toolbox an Formaten entwickelt. Effectuation wird damit als
Methode nutzbar, die eingeführt und strukturiert eingesetzt werden kann.
Profiling – ist mein Projekt ungewiss?
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Mögliche Leitfragen zum Profiling
Planbarkeit der Zukunft:
Was genau bestimmt die Zukunft?
Was ist vorhersehbar? Was ist unvorhersehbar?
Was müsste sein, damit die Zukunft planbar wird?
Verhandelbarkeit der Ziele:
Welche Zielvorstellungen gibt es bereits? Wie spezifisch werden
diese formuliert?
Welcher Stakeholder hat welchen Einfluss?
Wo bestehen welche Zielkonflikte?
Eindeutigkeit der Information:
Welche Informationen liegen vor? Wo können wir nach benötigten
Informationen suchen? Bspw.: Was sagen die Stakeholder? Wie
beurteilen informierte Außenstehende die Situation?
Welche Widersprüche bestehen?
Lassen sich aus den verfügbaren Informationen
Handlungsempfehlungen ableiten?
Dynamik der Veränderung:
Wie schnell ändern sich die Rahmenbedingungen?
Hat die Veränderungsgeschwindigkeit sich in letzter Zeit verändert?
Sind zukünftige sprunghafte Veränderungen denkbar oder
wahrscheinlich?
Ausmaß der Komplexität:
Wie gut lässt sich beschreiben, wie sich das System verhält (reagiert,
funktioniert)?
Wie groß ist die Anzahl der Elemente des Systems und wie stark sind
diese miteinander vernetzt?
Gibt es Konsens über Best- oder Good-Practices für die Situation?
Quelle: Michael Faschingbauer: Effectuation.
Wie erfolgreicheUnternehmer denken, entscheiden und handeln.
[Tool]
Mittelinventar Leitfragen:
„Wer ich bin“: Hier geht es um den eigenen
Charakter, persönliche Eigenschaften, eigene
Stärken und Vorlieben, Wünsche und Werte – all
das, was die eigene Persönlichkeit und Individualität
ausmacht.
„Was ich weiß“: Im Fokus stehen hier die eigene
berufliche Ausbildung, der Werdegang, Fähigkeiten
und Fertigkeiten, Erfahrungen und konkrete
Tätigkeiten, die man ausgeübt hat. Hinzu kommen
Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten, die außerhalb
der Arbeitswelt erworben wurden – etwa durch
Hobbys oder in anderen Bereichen des Privatlebens.
Hinzu kommen weitere Ressourcen und Quellen
(Bücher, zeitnah buchbare Seminare, Videos, …), die
zur Verfügung stehen. (Mit Ressourcen sind hier
„Dinge“ gemeint, die sich nicht verbrauchen).
„Wen ich kenne“: Denken Sie an all die Menschen,
die Sie in den einzelnen Stationen des bisherigen
Lebens kennengelernt haben – besonders jene, die
Sie gut kennen und die Sie sofort kontaktieren
könnten. Ferner das persönliche und berufliche
Netzwerk (Kunden, Lieferanten, Partner,
Interessenten, Mitbewerber, Meinungsmacher,…)
Was von mir passt zum Thema? (Fit)
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Quelle: Heiko Bartlog nach: Michael Faschingbauer: Effectuation.
[Tool]
Getting started
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1. Überlegt zunächst, welches Thema oder
Anlass Ihr für die Übung nehmen wollt.
Dann überlegt Ihr, welche Mittel Ihr in
Bezug auf diesen Handlungsanlass selbst
bereits zur Verfügung habt.
2. Im nächsten Schritt überlegt ihr, was Euer
leistbarer Einsatz für das Thema ist.
3. Aus verfügbaren Mitteln und leistbarem
Einsatz leitet Ihr Eure Handlungsoptionen
ab:
Wichtig ist, dass vor allem die nächsten
Schritte ganz konkret sind. Bspw.:
Herrn Müller morgen um 10:00 anrufen
Im Internet morgen Nachmittag
wichtige Aspekte recherchieren…
Welche Handlungsoptionen könnten sich
daraus ergeben …?
Welches Ziel wird erreichbar …?
[Tool]
Partnerschaften
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Effectuators gehen Partnerschaften mit denen ein,
die sich einbringen wollen
Offene Beitragseinladungen und Verhandlungen mit
einer Haltung „ja, und…“ statt „ja, aber…“ zielen auf
gemeinsames Co-Kreieren
Zum Handlungsanlass entstehen so gemeinsame
neue Ideen und Handlungsoptionen
Marktplatz
der Macher
Ein häufig genutztes Tool ist der „Marktplatz der
Macher“. Es ist Open-Space-basiert, integriert dabei
aber die Prinzipien von Effectuation.
Der Marktplatz steht in der Regel unter einem
definierten Handlungsanlass. Alle Teilnehmer sind
eingeladen, ihre Ideen in den Marktplatz einzu-
bringen. Dieser lebt von den Dialogen, die die
Teilnehmer führen: Es geht um Beitragseinladungen,
um andere „ins Boot zu holen“ und aus den Ideen
gemeinsame neue Ideen zu kreieren.
Die Ideen werden als sog. Schnellboote definiert:
Jedes Schnellboot bleibt in der Verantwortung
seines Captains, der auf dem Marktplatz versucht,
Partner zu finden (Crew). Ob das Schnellboot
tatsächlich gestartet wird, einen Hafen erreicht oder
unterwegs strandet oder wieder zum Hafen
zurückkehrt – alles ist erlaubt und erwünscht.
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Quelle: Michael Faschingbauer: Effectuation.
Wie erfolgreicheUnternehmer denken, entscheiden und handeln.
[Tool]
Schnellboote definieren
Die Schnellboote werden auf einem
vorgedruckten Template skizziert und
diese Kurzbeschreibung wird während
der Fahrt nach Bedarf aktualisiert.
Es geht darum, wirklich nur wenige
erste Schritte zu gehen, mit
minimalen Ressourcen an Zeit, Geld
und Material, um ein Thema zu
erkunden und Ungewissheit zu
reduzieren.
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Quelle: Michael Faschingbauer: Effectuation.
Wie erfolgreicheUnternehmer denken, entscheiden und handeln.
[Tool]
Schnellboot-Monitor
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Es hat sich bewährt, eine transparente Übersicht
über alle Schnellboote auf einem Schnellboote-
Monitor herzustellen.
Dieser Monitor ist auf den ersten Blick ähnlich
aufgebaut wie ein Kanban-Board, ohne dass
allerdings die Kanban-Regeln gelten. In einem
regelmäßigen Schnellboote-StandUp (bspw. als
Daily oder Weekly) stellen die Captains gemeinsam
Transparenz her, in welchem Status sich ein
Schnellboot gerade befindet. Dies gibt den anderen
Teilnehmern die Möglichkeit eine Unterstützung als
Crew-Mitglied anzubieten und sich einzubringen
(Prinzip Partner gewinnen, kokreativ weiter
gestalten).
Ein Schnellboot-Monitor dient der gemeinsamen
Transparenz über alle Initiativen und ihren
erreichten Status. Auch „versenkte“ oder zurück (in
den Hafen) gebrachte Schnellboote werden
gewertschätzt.
[Tool]
Literatur und Links
• Faschingbauer, Michael: Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln,
Stuttgart 2017
• Plattform der Effectuation Experts: www.effectuation.at
Michael Faschingbauer, Prof. Dietmar Grichnik – Universität St. Gallen, Prof. René Maurer – ESCP Europe,
Saras Sarasvathy – University of Virginia, Effectuation Experts der Community
• Faschingbauer, Michael; Mauer, René: www.effectuation-intelligence.biz
• Mallow, Birgit: FirstBird Experten-Webinar Intrapreneure – eine Frage des Recruiting?
https://www.firstbird.com/de/webinar-ansehen-mitarbeiter-zu-intrapreneuren-machen/
https://de.slideshare.net/BMA17/expertenwebinar-intrapreneure-eine-frage-des-recruiting
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Noch Fragen? Dann fragt mich doch!
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Birgit Mallow
Organisationsentwicklung und Prozessberatung
+49 171 / 276 42 61
bma@mallow-consulting.de
www.mallow-consulting.de
Diplom-Informatikerin der Fachrichtung Psychologie
Management Consulting seit rund 20 Jahren
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Agile Coach und Facilitator
ausgebildete Systemisch-Agile Organisationsbegleiterin,
agile Vorgehensweisen / agile Organisation / agile Trainings
Professional Scrum Master (PSM), Professional Scrum Product Owner (PSPO),
Certified SAFe Program Consultant (SPC). Certified LeSS Practitioner,
Kanban Management Professional (KMP), Design Thinking Coach,
Zertifizierter Effectuation Expert, Freie Soziokratie-Beraterin,
Business Agility mit den Flight Levels
Transformationsprozesse & werteorientierter Kulturwandel
(Akkreditierter CTT Consultant, Barrett Values Centre)
Business Process Management (Certified OECB2), agile BPM