In dem Vortrag und dem darauf publizierten Artikel wird versucht, aus drei verschiedenen Perspektiven auf Schwachstellen des Informationskompetenzkonzepts hinzuweisen. Die Entwicklung hin zur Digitalen Gesellschaft macht eine intensive Beschäftigung mit ihren Grundvoraussetzungen nötig.
Das Digitale vollendet die Informationsgesellschaft und ist insofern vorwiegend Information. Die uns ständig umgebende Information muss nicht mehr gesucht werden, sondern kann zunehmend auch von jedem produziert werden, so dass sich die Anforderungen an die Beschreibung und Analyse des menschlichen Informationsverhaltens erhöhen. Auch die Informationswissenschaft als solche hat grundlegende Paradigmenwechsel hinter sich und löst sich immer deutlicher von einem instrumentellen Begriff von Information, der Informationsverhalten nur als Problem lösendes Information Retrieval kannte. Jetzt interessiert immer mehr, wie z.B. der Information im Alltag begegnet wird und wie sie zur
Kreativität des Einzelnen beitragen kann. ! Informationskompetenz hat zum Ziel, kompetentes Informationsverhalten zu fördern und wenn dieses sich ändert, entstehen notwendigerweise neue Kompetenz-Konzepte. Interessanterweise fehlt eine intensive Kompetenz- und Didaktik-Diskussion in diesem Diskurs. Weshalb es unabdingbar erscheint, eine eigene Fachdidaktik für Information zu etablieren.
Vortrag gehalten auf dem Symposium„Informationskompetenz im Hochschulkontext – Interdisziplinäre Forschungsperspektiven“ am 16. Mai 2014 im Leibniz Zentrum für Psychologie Information (ZPID) Trier (proceedings hrsg. v. A.-K. Mayer (Lengerich: Pabst, 2014))
Informationsverhaltensforschung + Informationsdidaktik = Informationskompetenz. Eine Gleichung mit drei Unbekannten.
1. Informationskompetenz =
Informationsverhalten +
Informationsdidaktik.
Eine Gleichung mit drei Unbekannten
Hans-Christoph Hobohm
FH Potsdam
Vortrag gehalten auf dem Symposium„Informationskompetenz im Hochschulkontext –
Interdisziplinäre Forschungsperspektiven“ am 16. Mai 2014 im Leibniz Zentrum für Psychologie
Information (ZPID)Trier (proceedings hrsg. v. A.-K. Mayer (Lengerich: Pabst, 2014))
2. re:publica 2014
"Wir haben keine
Ahnung, wie wir aus
diesem Schlamassel
wieder
herauskommen!"
"Neuland!"
"Erfindet Euch neu!"
6. Key competencies
complex systems of knowledge,
beliefs and action tendencies,
!
that are constructed from well-
organized domain-specific expertise,
basic skills, generalized attitudes, and
converging cognitive styles
Weinert, F. E. (2001). Concept of Competence. A Conceptual Clarification. In D. S. Rychen & L. H. Sagalnik (Hrsg.), Definition and selection of
competencies -theoretical and conceptual foundations (S. 45–65). Kirkland, WA: Hogrefe & Huber.
7. Kompetenzen,
Landwehr, N. (1997). Schlüsselqualifikationen als transformative Fähigkeiten. Pädagogische Führung, 8 (2), 65–70.
die es braucht, um in einer transformativen Kultur
handlungsfähig zu bleiben, d.h. um auf
unvorhersehbare Anforderungen und neue bzw.
veränderte Situationen kompetent und sachgemäß
zu reagieren
8. DQR ab Niveau 6
"Die Anforderungsstruktur ist durch
Komplexität und häufigeVeränderungen
gekennzeichnet."
Vgl.: Hobohm, H.-C., Imhof, A. & Pfeffing, J. (2014). Reflexion als Metakompetenz. Ein Konzeptbegriff zur Veranschaulichung
akademischer Kompetenzen beim Übergang von beruflicher zu hochschulischer Qualifikation. In W. Freitag, R. Buhr, E.
Danzeglocke, S. Schroeder & D. Voelk (Hrsg.), Übergänge gestalten – Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer
Bildung erhöhen (Arbeitstitel). Münster: Waxmann.
9. erste Ergebnisse aus dem AKIB Projekt
Wirtschaftliches Denken
Kommunikationsfähigkeit Konfliktfähigkeit
Teamfähigkeit
Durchsetzungsfähigkeit
Verhandlungsgeschick
Dienstleistungsorientierung
Überzeugungsfähigkeit
Belastbarkeit
Strukturiertes Denken
Organisationsfähigkeit
Zeitmanagement
Priorisieren
Entscheidungsfähigkeit
Ausdauer / Beharrlichkeit
Flexibilität
Lernbereitschaft
Selbstmotivation
Eigeninitiative
Führungskompetenz
Begeisterungsfähigkeit IT-Kenntnisse Hardware
IT-Kenntnisse Software
IT-Affinität / Technik-Interesse
Mündliche Ausdrucksfähigkeit
Schriftliche Ausdrucksfähigkeit
Kreativität
Analysefähigkeit
Verantwortungsbewusstsein
Genauigkeit
KognitionskompetenzTeamkompetenz MethodenkompetenzSelbstkompetenz SozialkompetenzSachkompetenz Kreativität Ohne Faktor
Kompetenzstruktur von Information
Professionals DQR 6
Faktorenanalyse
10. Digital literacy
Bawden, D. (2008b). Origins and Concepts of Digital Literacy. In C. Lankshear & M. Knobel (Hrsg.), Digital literacies.
Concepts, policies and practices (New literacies and digital epistemologies, vol. 30, S. 17–32). New York, NY: PeterLang.
1. Grundlagen
• Alphabetisierung an sich /
Lese-, Schreibkompetenz
• Computer / IKT-Kompetenz
2. Hintergrundwissen
• die Welt der Information
• Eigenschaften von
Informationsquellen
3. Zentrale Kompetenzen
• Lesen undVerstehen digitaler und nicht-
digitaler Formate
• Erstellung undVermitteln digitaler
Informationen
• Bewertung von Informationen
• Wissenszusammenstellung
• Informationskompetenz
• Medienkompetenz
4. Einstellungen und Perspektiven
• eigenständiges Lernen
• moralische und Sozialkompetenz
11. Jeder Gesellschaft ihr Medium
Stammesgesellschaft: Stimme und Sprache /
"Medium Schamane"
Antike Gesellschaft: Schrift und Dokument /
in, auf dem Forum / der Agora
Moderne: Buch und Massenmedien / in der
demokratisierenden Öffentlichkeit
nächste Gesellschaft: Leitmedium Computer /
in ...
Baecker, D. (2007). Studien zur nächsten Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp
12. Das Digitale
...rückt uns "so sehr auf den Leib, dass es als
ein Teil des Körpers wahrgenommen wird. Es
vollendet die Informationsgesellschaft, indem
es das Sein mit der Information vollständig
zusammenfallen lässt.Was keine Information
ist, ist nicht." (59f)
Han, P.-C. (2013). Im Schwarm. Ansichten des Digitalen. Berlin: Matthes & Seitz
13. Informationsverhalten
"An information retrieval system will tend not
to be used whenever it is more painful and
troublesome for a customer to have
information than for him not to have it."!
Calvin Mooers, 1960
Mooers, C. N. (1960). Editorial: Mooers' Law. In: American Documentation 11 (3), S. ii
14. 14
Die Wende in der Informationswissenschaft
• Nicolas Belkin: "ASK": anomalous state of knowledge
• Gernot Wersig: "Information = Reduktion von
Unsicherheit"
• Peter Ingwersen: Information Retrieval Interaction (cognitive
approach)
• Rainer Kuhlen: "Information ist Wissen in Aktion"
• Brenda Dervin: Sense-making approach
• situation
• gap (uncertainty) / bridge
• outcome
• Boni Nardi: activity theory
• Bruno Latour: Acteur-Network-Theory (ANT)
Zunehmende Berücksichtigung
von kontextuellen und psychologisch-
menschlichen Bedingungen
Weg von Informationspathologien
17. Informationsflaneur
Dörk, M., Carpendale, S. & Williamson, C. (2011). The Information Flaneur. A Fresh Look at Information Seeking.
In CHI2011. 29th Annual CHI conference on human factors in computing systems. ACM.!
21. Gust von Loh, S. & Stock,W. G. (Hrsg.). (2013). Informationskompetenz in der Schule. Ein informationswissenschaftlicher Ansatz. Berlin: De Gruyter Saur.
22. Gust von Loh, S. & Stock,W. G. (Hrsg.). (2013). Informationskompetenz in der Schule. Ein informationswissenschaftlicher Ansatz. Berlin: De Gruyter Saur.
23. Informationskompetenz
"Die Fähigkeit und Bereitschaft, sachgerecht,
selbstbestimmt, kreativ und sozial-verantwortlich
einen Informationsbedarf zu erkennen,
Informationsquellen auszuwählen, auf Informationen
zuzugreifen, Informationen zu beurteilen,
Informationen zu nutzen und den
Informationsprozess sowie die
Informationsergebnisse zu reflektieren.“
Balceris, M. (2011). Medien- und Informationskompetenz. Modellierung und Messung von Informationskompetenz bei Schülern.
Dissertation, Univ. Paderborn, S. 72.
24. Informationsdidaktik
Ballod, M. (2007). Informationsökonomie - Informationsdidaktik. Strategien zur gesellschaftlichen, organisationalen und individuellen
Informationsbewältigung und Wissensvermittlung. Bielefeld: wbv Bertelsmann, S. 203.
"...ein holistisches Forschungskonzept zum
gesellschaftlichen, organisationalen und
individuellen Umgang mit Information sowie zu
allen Formen formaler, nicht-formaler und
informeller Vermittlung vonWissen.“