4. 4
...“welche Diskussionen in der Philosophie
hierzulande möglich gewesen wären,
wenn man manche Leute nicht in die
Verbannung geschickt hätte...“
(Renate Wahsner 1991)
9. Feministische Wissenschaftskritik
• Geringerer Frauenanteil und geringe Aufstiegschancen
• Kritik von Inhalten und Fragestellungen, Inhalt und Methoden
• Frauengesundheit: Technikorientierung
• Lernverhalten: nur männliche Ratten untersucht
Seit Ende der 70er Jahre geht es aber auch den Frauen nicht mehr nur
um das brotgelehrte Dasein, sondern sie stellen Inhalte, Methoden
und Konsequenzen der Wissenschaft kritisch in Frage.
(Heinsohn 1999: 46)
• Biologie: „springende Gene“
9
10. Ökologische u.w. Wissenschaftskritik
• Kritik an Ziel der Wissenschaft:
• Kritik der Inhalte und Methoden
• Standpunkt der Beherrschung und Überlistung der Natur
• Objekt-Subjekt-Spaltung
• Auslöschung der Naturqualitäten durch Mathematisierung
• Militärische Interessen
• Profitorientierung
10
„Starre Tatsachen und Gesetze hier, bewegte, farbige, mit und durch uns
weiterarbeitende Welt dort – das ist die Teilung, ist die Abtrennung des
philosophisch vollendenden vom einzelwissenschaftlich entfärbten und
entäußerten Weltbegriff.“ (Ernst Bloch)
11. Ökologische u.w. Wissenschaftskritik
„Wie an der Ware nur der Preis wichtig ist, so an der Natur
nur die quantitative Berechenbarkeit, nicht der
qualitative Inhalt.“ (Ernst Bloch)
Sohn-Rethel: Warenform Denkform
Ist es überhaupt möglich, Wissenschaften, die
offensichtlich so tief mit westlichen, bürgerlichen und
männlich dominierten Zielvorstellungen verbunden
sind, für emanzipatorische Zwecke einzusetzen?
(Sandra Harding)
11
12. Welches Wissen wollen wir?
Physik:
„Das jetzt fällige Wissen ist
eines ums beförderte
Werden“ (Ernst Bloch)
• Untersucht die Eigenschaften und das Verhalten grundlegender
Phänomene der Natur anhand von quantitativen Modellen und
Gesetzmäßigkeiten (Wikipedia)
• Untersucht die Veränderbarkeit der physischen Prozesse
12
13. Welches Wissen wollen wir?
Physik:
• Untersucht die Veränderbarkeit der physischen Prozesse
„befördertes Werden“
Warum?
• In welchem Kontext machen wir Physik?
13
14. Welches Wissen wollen wir?
Physik:
• Untersucht die Veränderbarkeit der physischen Prozesse
„befördertes Werden“
Warum?
• In welchem Kontext machen wir Physik?
Wir re-produzieren unsere Lebensbedingungen und -mittel durch
Veränderung der Um-/Mitwelt (wichtig: vorsorgend...)
Deren Prozesse müssen wir erkennen: Ist das essbar? Kann ich damit hacken?
Wie kann Licht in Strom umgewandelt werden?
Deren Prozesse müssen wir verändern: kochen, Werkzeuge herstellen,
Solarzellen bauen...
D.h.: wir müssen deren Veränderbarkeit untersuchen: Veränderung des
Gegebenen, um (nicht natürlich gegebenen) Zweck zu erreichen... Physik der
Solarzellen...
14
15. 15
Welches Wissen wollen wir?
... dies auch vorsorgend in
Bereichen, in denen
„noch niemand zuvor
gewesen ist“...
16. Welches Wissen wollen wir?
Physik:
• Untersucht die Veränderbarkeit der physischen Prozesse
„befördertes Werden“
... braucht Philosophie:
• „Ontologie“: besteht die Welt aus einer Menge von Dingen mit
Eigenschaften ODER von miteinander zusammenhängenden
Prozessen?
16
17. Welches Wissen wollen wir?
Physik:
• Untersucht die Veränderbarkeit der physischen Prozesse
„befördertes Werden“
... braucht Philosophie:
• „Ontologie“: besteht die Welt aus einer Menge von Dingen mit
Eigenschaften ODER von miteinander zusammenhängenden
Prozessen?
Materialistische Dialektik:
Alles Existierende/Wirkliche existiert nur in Bewegung/Veränderung
und im Zusammenhang.
• Auch: vom Substanzdenken zum Beziehungsdenken... 17
18. 18
So geht Physik!
Alles Existierende/Wirkliche existiert nur in Bewegung/Veränderung
und im Zusammenhang.
• Auch: vom Substanzdenken zum Beziehungsdenken...
D.h.: Bewegung und Zusammenhang wird vorausgesetzt, braucht
nicht „erklärt“ zu werden.
„Newtonsche Gravitation. Das beste, was man von ihr
sagen kann, ist, daß sie den gegenwärtigen Zustand der
Planetenbewegung nicht erklärt, sondern veranschaulicht.
Die Bewegung ist gegeben.“ (MEW 20: 266)
Was macht die Physik denn dann,
wenn nicht Erklären?
19. 19
So geht Physik!
• Physik geht von Bewegtheit und Zusammenhang ihrer Objekte
aus (weil die wirkliche Welt so ist).
• Sie kann Bewegung beschreiben und vorhersagbar machen
(Veränderbarkeit erkunden).
Dazu darf sie nicht nur Mathematik oder Logik sein, sondern
muss Anschluss an die Wirklichkeit haben.
(wirkliche Veränderbarkeit erkunden).
20. 20
So geht Physik!
Objekte aus bestimmten Zusammenhängen lösen: experimentell,
gedanklich (um bestimmte andere Zusammenhänge zu
untersuchen)
Wie soll das zusammen gehen???
Messtheoretisch mögliche Grundgrößen ermitteln, die gemessen
werden können und mit denen Zusammenhänge zwischen den
Größen in mathematischen Gleichungen bestimmt werden
können. z.B.: m, v, ...
Modelle (Körper als Massepunkt...)
Gesetze als wesentliche (allgemein-notwendige)
Zusammenhänge, z.B. Gravitationsgesetz: F = G(m1 x m2)/r2
Wirkliche bewegte
und widersprüchliche
Welt
Mathematisierte
Darstellung
&
21. 21
So geht Physik!
Bullshit!
Gesetze beziehen sich auf etwas, was
notwendigerweise und nicht zufällig ist
Sie sind abhängig von Bedingungen
• Gesetze beschreiben „Zusammenhänge von
Ursache und Wirkung“
• „erstes newtonsches Gesetz“ trifft auf gar
nichts zu
...“welche Diskussionen in der Philosophie
hierzulande möglich gewesen wären,
wenn man manche Leute nicht in die Verbannung
geschickt hätte...“
(Renate Wahsner 1991)
23. So geht Dialektik bei Hegel
23
Leben ist Leben (abstrakte
Identität mit sich selbst)
Lebendes ist nicht tot, Totes ist
nicht lebendig.
Aber Tod gehört zum Leben (als
Gattungsprozess) Wirkliches Leben
ist Leben einschließlich des Todes
Was ist Leben?
1.
2.
3.
24. So geht Dialektik bei Hegel
24
Wie begreifen wir dialektisch ?
1.
2.
3.
• „indem der Gegenstand zuerst
genommen wird, wie er ist,
• dann wie er sich widerspricht,
• endlich wie er die concrete Identität
der Entgegengesetzten ist.“
(Erdmann, § 15)
25. So geht Dialektik bei Hegel
25
1.
2.
3.
Wenn der Gegenstand das Sich-Selbst-Wissen von Allem ist?
• Abstraktes, unbestimmtes
„Sein“
• „Sein“ und ebenso abstraktes,
unbestimmtes „Nicht-Sein“
• „Werden“ (enthält Entstehen und
Vergehen, d.h. vom Sein zum
Nicht-Sein und umgekehrt)
26. So geht Dialektik bei Hegel
26
1.
2.
3.
Wenn der Gegenstand das Sich-Selbst-Wissen von Allem ist?
• Abstraktes, unbestimmtes „Sein“
• „Sein“ und ebenso abstraktes, unbestimmtes
„Nicht-Sein“
• „Werden“ (enthält Entstehen und
Vergehen, d.h. weg vom Sein zum
Nicht-Sein und umgekehrt)
Bestimmte Negation
27. So geht Dialektik bei Hegel
27
1.
2.
3.
Wenn der Gegenstand das Sich-Selbst-Wissen von Allem ist?
• „Etwas“
• Gegensatz des „Etwas“ und
des „Anderen“ (des Etwas)
(gegensätzliche Beziehung)
• Das „Etwas“, als „das Andere
des Anderen“ (Einheit des
Gegensatzes = Verhältnis)
28. So geht Dialektik bei Hegel
28
3.
Höchste Form des Begreifens:
• Das „Etwas“, als „das Andere
des Anderen“ (Einheit des
Gegensatzes = Verhältnis)
„Etwas“ als Verhältnis = „Einheit der Beziehung auf sich und
der Beziehung auf Anderes“ (HW 8: 267)
z.B. Verhältnis Individuum - Gesellschaft
• Es schließt sein Anderes in sich ein
29. So geht Dialektik bei Hegel
29
Wenn der Gegenstand das Sich-Selbst-Wissen von Allem ist?
• „Etwas“
• (gegensätzliche) Beziehung
• Einheit des Gegensatzes =
Verhältnis)
Substanzdenken
Beziehungsdenken
Verhältnisdenken
30. So geht Dialektik bei Hegel
30
1.
2.
3.
Wer bin „Ich“??
• Das, was alle Menschen sind:
menschliche Individuen (was
wir gemeinsam haben)
• Das, was besonders an mir ist
• Unverwechselbare Einheit als
dieses Individuum (Beziehung auf
mich selbst)
= kein Ding, sondern Tätigkeit: Wiederherstellung
des allgemeinen Ich in der Besonderheit
31. So geht Dialektik bei Hegel
31
1.
2.
3.
„Metaphysik“ und Dialektik
• „Metaphysik“: Abstraktion von allem
außer dem, was Gegenstand der
Erkenntnis wird
• ...dann inneren Gegensatz
finden...
• ... Die Einheit der Gegensätze ist
der Widerspruch und dessen
„Lösung“ ist eine Bewegung.
32. So geht Dialektik bei Hegel
32
1.
2. 3.
Dialektische „Entwicklung“ der Begriffe bei Hegel
• Logische, keine zeitliche Folge
(höchstens als „Nacheinander-Denken“)
• Marx (MEW 42: 35):
33. So geht Dialektik im Marxismus
33
Dialektik: philosophische Erklärung objektiver Entwicklungsprozesse
(Hörz 1986: 11)
• Verzeitlichung der logischen „Entwicklung“
34. So geht Dialektik im Marxismus
34
Dialektik: philosophische Erklärung objektiver Entwicklungsprozesse
(Hörz 1986: 11)
Bei Hegel:
Werden: Dasein
Sein
Nicht-Sein
Bei zeitlicher
Entwicklung:
Reptilien
Fische
Amphibien
35. So geht Dialektik im Marxismus
35
Dialektik: philosophische Erklärung objektiver Entwicklungsprozesse
(Hörz 1986: 11)
Bei Hegel:
Werden: Dasein
Sein
Nicht-Sein
Bei zeitlicher
Entwicklung:
?
36. So geht Dialektik im Marxismus
36
Dialektik: philosophische Erklärung objektiver Entwicklungsprozesse
(Hörz 1986: 11)
Bei Hegel:
Werden: Dasein
Sein
Nicht-Sein
Bei zeitlicher
Entwicklung:
Funktioniert nur bei
nachträglicher
Rekonstruktion einzelner
Entwicklungspfade
37. So geht Dialektik im Marxismus
37
Dialektik: philosophische Erklärung objektiver Entwicklungsprozesse
(Hörz 1986: 11)
• Verzeitlichung der logischen „Entwicklung“
• Bei aller „Einheit von Logischem und Historischem“
entstehen bei Verzicht auf Unterscheidung Fehlschlüsse:
Verlust eines großen Reichtums bei der Analyse der
Denkformen (Verstand/ Vernunft)
Teleologischer Determinismus auch für zeitliche Entw.
Verlust der real-historischen Mannigfaltigkeit
Überschätzung der Wahrscheinlichkeit für Höherentw.
38. Wie war das noch mal bei Hegel?
38
1.
2. 3.
Dialektische „Entwicklung“ der Begriffe bei Hegel
• Logische, keine zeitliche Folge (höchstens als „Nacheinander-Denken“)
• Teleologie (vorgegebenes Ziel): Einheit von Denken und Sein
• Determinismus (Bestimmtheit der Negation durch das Ziel: Einheit
von Denken und Sein)
39. Zurück zur dialektischen Ontologie
39
(Ausreichend komplexe) Gegenstände der
Erkenntnis sind in Wirklichkeit prozessierende
Einheiten von Gegensätzen.
Ihre Bewegung besteht in der ständigen
Bewegung der gegensätzlichen Momente, die
Bewegung ist deren Einheit.
(DdN: 348)
40. 40
Physik und Dialektik?
Wie soll das zusammen gehen???
Dialektik:
Begreifen der
Wirklichkeit in Form
prozessierender,
widersprüchlicher
sich selbst
entwickelnder Totalitäten
Physik:
Mathematisierte Darstellungen
(Gleichungen) mit
Grundgrößen
Verständige
Abstraktion
41. 41
Physik und Dialektik?
z.B. Gravitationsgesetz: F = G(m1 x m2)/r2
Wieviel (dialektische) Wirklichkeit
steckt noch in der Physik ???
Wenn es nur einen Körper gibt,
„hat“ der eine
Gravitations“kraft“?
• „Körper sind nur gegeneinander schwer“
• Newtonsche klassische Mechanik ist nicht
„mechanistisch“ !!!
(vgl. http://www.thur.de/philo/project/mechanik.htm)
• „träge Masse“ beschreibt Verhalten gegenüber einer
beschleunigenden Kraft
42. 42
Physik und Dialektik?
Wieviel (dialektische) Wirklichkeit
steckt noch in der Physik ???
Der Witz einer physikalischen Theorie – auch
der klassischen Mechanik – liegt daher gerade
darin, das gegenseitige Aufeinandereinwirken
der Körper zu beschreiben und eben dadurch
den Begriff des physikalischen Körpers zu
bestimmen. Genau hierdurch unterscheidet er
sich von einem geometrischen Körper. Die
Physik selbst liefert also die Argumente gegen
den Mechanizismus [...].
(Wahsner 1981: 196)
• Billiard-Vorstellung von Mechanik ist falsch:
verwechselt Kraft mit Impuls/Stoß!
• Kraftbegriff! (Wirkungsfähigkeit der K.)
43. 43
Physik und Dialektik?
Was passiert mit den Widersprüchen in
einer mathematisch/logisch
widerspruchsfreien Beschreibung???
Ein Pfeil okkupiert genau seine
Ausdehnung im Raum. Einen
Augenblick später okkupiert er
einen anderen Raumausschnitt. Im
ersten Fall hat er sich noch nicht
bewegt, im zweiten bewegt er sich
nicht mehr. Er steht also stets still.
44. 44
Physik und Dialektik?
Was passiert mit den Widersprüchen in
einer mathematisch/logisch
widerspruchsfreien Beschreibung???
Widerspruch der Ortsbewegung: „Ein Objekt ist an einem
bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort und nicht
mehr an diesem Ort“
wird zu: „Objekt am Ort“: dargestellt als Ort (x)
„Objekt bewegt sich vom Ort weg“: dargestellt
als Geschwindigkeit (v)
Ortsbewegung:
Das Objekt ist gleichzeitig (t) an diesem Ort (x) und nicht an
diesem Ort (x).
45. 45
Physik und Dialektik?
Aufpassen:
• Manche in der Physik sogenannten „Widersprüche“ sind gar keine
wirklichen Widersprüche, sondern nur Entgegensetzungen.
• Sterne: Entgegensetzung von Gravitationskraft und
Strahlungsdruck.
(Es gibt die Gravitationskraft und auch den
Strahlungsdruck als physikalische Phänomene, ohne
dass sie wie in Sternen zusammen gekoppelt sind. Bei
„echten“ Widersprüchen gäbe es die Gegensätze ohne
die Einheit gar nicht, sie würden in/von der Einheit
gebildet).
46. 46
Physik und Dialektik?
Aufpassen:
• Viele in der Physik sogenannten „Widersprüche“ haben nicht die
Merkmale, die echte „Widersprüche“ in der dialektischen
Philosophie haben!
• Sie treiben nicht die Entwicklung/Evolution der physischen
Objekte voran!
• Widerspruch der Ortsbewegung
• Quant als „Welle/Teilchen“
• Was treibt denn bei physischen Objekten die Entwicklung voran?
• Das „Aufbrauchen der Bedingungen“
• Selbstorganisation durch Zufuhr von Energie und Entropieexport
47. 47
Physik und Dialektik?
Aufpassen:
• Viele in der Physik sogenannten „Widersprüche“ haben nicht die
Merkmale, die echte „Widersprüche“ in der dialektischen
Philosophie haben!
• Sie treiben die Entwicklung der Erkenntnis voran!
• Widerspruch der Ortsbewegung
• Quant als „Welle/Teilchen“
• Sie (zumindest diese) treiben nicht die Entwicklung/Evolution
der physischen Objekte voran!
50. Dialektik in der Natur(erkenntnis)
50
Umschlagen von Quantität in
Qualität
z.B. System der Elemente (DdN: 316): Kernladungszahl
bestimmt Eigenschaften weitgehend;
Durchdringung der
Gegensätze
Negation der Negation
51. Dialektik in der Natur(erkenntnis)
51
Umschlagen von Quantität in
Qualität
z.B. System der Elemente (DdN: 316): Kernladungszahl
bestimmt Eigenschaften weitgehend;
z.B. Reihe der Alkane, jeweils (+ CH2) führt zu neuen
Eigenschaften (Schorlemmer)
52. Dialektik in der Natur(erkenntnis)
52
Umschlagen von Quantität in
Qualität
z.B. System der Elemente (DdN: 316): Kernladungszahl
bestimmt Eigenschaften weitgehend;
z.B. Reihe der Alkane, jeweils (+ CH2) führt zu neuen
Eigenschaften (Schorlemmer)
z.B. Energieerhöhung führt zur Entstehung von neuen
Teilchen (Mesonen...) (Sakata)
z.B. biologische Bildung neuer Arten bei ausreichender
Population und Trennung von Populationen der früheren
Art.
Durchdringung der
Gegensätze
z.B. Umwandlung Proton-Neutron durch Vermittlung
eines Pions:
Negation der Negation
53. Dialektik in der Natur(erkenntnis)
53
„Weil ein Neutron sich in ein Proton und ein
negatives Meson umwandelt, darf man jedoch
nicht einfach folgern, daß ein Neutron aus einem
Proton und einem negativen Meson
zusammengesetzt ist. Denn diese Beziehung läßt
sich umkehren, d.h., ein Proton kann in ein
Neutron und ein positives Meson umgewandelt
werden. Dementsprechend sind Proton und
Neutron beide „elementar“ und gleichzeitig
„zusammengesetzt“, d.h. man kann sagen, daß sie
eine Synthese von „Elementar-Sein“ und
„Zusammengesetztsein“ darstellen. Weiterhin
wirkt dieser Gegensatz als Triebkraft im Prozeß
des Aufbaus einer neuen Qualität, des Kerns, aus
Elementarteilchen.“ (Sakata 1947/1982: 112)
Hideki
Yukawa,
Nobelpreis
1949
54. Zusammenfassung
54
1. Unmittelbare „Dialektisierung“ der Naturwissenschaft zerstört deren
Spezifik (mathematisierte, messbare Aussagen über Veränderbarkeit in
bestimmtem Bereich)
2. Da Wirklichkeit bewegt und widersprüchlich ist, muss Erkenntnis diese
Bewegtheit erfassen, allerdings in spezifischer Form.
• Dualisierung, Unterscheidung aktiver und passiver
Prinzipien...
3. Im Erkenntnisprozess dringen wir immer tiefer in diese
Bewegtheit/Widersprüchlichkeit ein (über Problemantinomien)
• (Die nie in einer Theorie erfasst sein kann... )
58. 58
Was ist Wahrheit?
Fakten „was“
(unzusammen-
hängend)
• Beispiele
„wenn...dann...“
(Gesetz)
Was II
„warum“
noch nicht die ganze
Wahrheit
( „Es genügt nicht die
einfache Wahrheit“
Volker Braun in der
DDR gegen Partei-
ideologie)
„Wahrheit“: im
wahren Begriff:
Einheit von Sein und
Denken
59. 59
Was ist Wahrheit?
Fakten „was“
(unzusammen-
hängend)
• Beispiele
„wenn...dann...“
(Gesetz)
Was II
„warum“
noch nicht die ganze
Wahrheit
( „Es genügt nicht die
einfache Wahrheit“)
„Wahrheit“:
Einheit von (als sich
entwickelnd
begriffenem) Sein
und Denken
60. 60
Was ist Wahrheit?
Fakten „was“
(unzusammen-
hängend)
• Beispiele
„wenn...dann...“
(Gesetz)
Was II
„warum“
noch nicht die ganze
Wahrheit
( „Es genügt nicht die
einfache Wahrheit“)
„Wahrheit“:
Einheit von (als sich
entwickelnd
begriffenem) Sein
und (dialektischem)
Denken
62. Was sind eigentlich Widersprüche?
62
Verschiedenheit: „A“ ist nicht „B“ ist nicht „C“... , Die
Negation des Einen geschieht durch beliebiges Anderes.
Unterschied: Ein Unterschied (d.h. nicht nur
Verschiedenheit) liegt vor, wenn zwischen den
Unterschiedenen eine bestimmte Negation besteht. Etwas ist
nicht sein Anderes.
(Wasser ist nicht Eis, aber beides ist H2O. D.h. Eis und Wasser und auch Dampf sind nicht
beliebige Verschiedene, sondern Unterschiede der Form von H2O.)
63. Was sind eigentlich Widersprüche?
63
Gegensatz: Der Unterschied wird als Gegensatz betrachtet,
wenn die gegenseitige Negation betont wird.
• Logische Gegensätze: im Denken:
• Kontradiktorische: Ein(e) Begriff/Aussage negiert die andere.
• Konträre: Ein(e) Begriff/Aussage negiert die andere, es kann
aber auch etwas anderes sein. Es können nicht beide
gleichzeitig wahr sein, aber es können beide falsch sein.
• „Die Erde ist rund.“ – „Die Erde ist nicht rund.“
• „Grünes“ – „Rotes“
64. Was sind eigentlich Widersprüche?
64
• Wirkliche Gegensätze:
„Beziehung des wechselseitigen Sich-Ausschließens wesentlicher Merkmale“
(Stiehler 1967: 27).
• z.B.: entgegen gerichtete Kräfte im Stern: Gas- und Strahlungsdruck,
Gravitationsdruck, in Lebewesen entgegen gerichtete Prozesse wie
Assimilation - Dissimilation, Ökonomie: Produktion - Konsumtion...
• Polare Gegensätze:
• z.B. Nord- und Südpol; Vater-Sohn: statische Gemeinsamkeit besteht (Pol-
Sein, Elternschaft). Nur die Bedeutungen der Bestimmungen bestimmen
sich gegenseitig über die gemeinsame Beziehung. Sie verändern sich aber
dabei nicht.
65. Was sind eigentlich Widersprüche?
65
• Gegensatz = Widerspruch ???
• Nein !!!: Widerspruch ist „Einheit und Kampf“ der Gegensätze,
d.h. zusätzlich muss eine Einheit zwischen den Gegensätzen
bestehen
Der Gegensatz von Armut und Reichtum ist „nur“ ein Gegensatz, aber kein
Widerspruch, denn „Arme und Reiche können nebeneinander leben, ohne daß sie in
Kampf miteinander geraten“. ...
„In seiner tätigen Beziehung“ ist der Gegensatz erst als „Gegensatz der Arbeit und
des Kapitals“. Zumindest liegt das in ihren Verhaltensmöglichkeiten (auch wenn sie
diese nicht immer verwirklichen). (Stiehler 1977: 36)
66. Was sind eigentlich Widersprüche?
66
• Widersprüche der Bewegung
• Die „Lösung“ des Widerspruchs ist die
Selbstreproduktionsbewegung. Bewegung = der „daseiende
Widerspruch“ (Hegel), schafft Form, in der sich die Widersprüche
bewegen können (Marx).
z.B. Widerspruch Assimilation - Dissimilation; Produktion -Konsumtion...
Marx: „Es ist z.B. ein Widerspruch, daß ein Körper beständig in einen
andren fällt und ebenso beständig von ihm wegflieht. Die Ellipse ist
eine der Bewegungsformen, worin dieser Widerspruch sich
ebensosehr verwirklicht als löst.“
(MEW 23: 119)
67. Was sind eigentlich Widersprüche?
67
• Widersprüche der Entwicklung
• Negierender SELBST-Bezug
• Tendenz der Auflösung der selbstreproduzierenden Bewegung
• die jeweiligen Existenzbedingungen sind unverträglich.
• in Gesellschaft: antagonistische Widersprüche
Woher kommt der Übergang vom Widerspruch der Bewegung zum Widerspruch der
Entwicklung?
• Quantität Qualität
• Frage: wann geschieht das „von selbst“?
• Sterne: „Aufbrauchen der Bedingungen“ (Schlemm 1995)