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Abschnitt I.  Geist und/oder Materie
    Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Verhältnis von
    Denken und Sein [...], des Geistes zur Natur [...] Die Frage: Was ist das Ursprüngliche, der Geist
    oder die Natur? [...] Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die
    Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geiste gegenüber
    der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen ...
    bildeten das Lager des Idealismus. Die anderen, die die Natur als das Ursprüngliche ansehen,
    gehören zu den verschiedenen Schulen des Materialismus. (Engels S.274) 


(a)  Materialismus im Marxismus 

     (i)  Einleitung 
Die  wohl  bedeutendste  dieser  materialistischen  Schulen  ist  der  Marxismus/Kommunismus. 
Kaum  eine  andere  philosophische  Schule  hat  sich  so  umfassend  mit  der  Geschichte  der 
Menschheit,  den  grundlegenden  Prinzipien  des  Kosmos  beschäftigt  und  so  maßgeblich  die 
Menschheitsgeschichte mitgeprägt. Marx und Engels entwickelten diese Ideologie angesichts 
der  enormen  Ausbeutung  der  Arbeiter  im  19.  Jahrhundert  und  den  Barrikadenkämpfen  der 
1840er  Jahre  in  verschiedenen  europäischen  Ländern.  Mit  ihrer  Lehre  lieferten  sie  die 
theoretische  Grundlage  für  die  weltweit  entstehenden  Arbeiterbewegungen,  die 
kommunistischen  Revolutionen  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  und  schließlich  die 
realsozialistischen  Staaten.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  dem  Dialektischen 
Materialismus  (Diamat).  Auf  andere  Teile  der  marxistisch­kommunistischen  Lehre  wie  der 
Historische Materialismus oder die Politische Ökonomie wird nicht näher eingegangen. Auch 
die erkenntnistheoretischen Aspekte des Marxismus werden außer Acht gelassen. 

Der  Marxismus  und  die  aus  ihm  resultierenden  Bewegungen  zeigen  einen  ausgeprägten 
antireligiösen Charakter.

    Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die
    mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die
    Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen.
    Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und
    einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere nur den frommen Wunsch, die ersteren
    mögen wohltätig sein.
    Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die
    Erniedrigung, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille … (Marx, Quellenlexikon S.271) 

Die  Römisch  katholische  Kirche  in  Deutschland  und  später  die  Russisch  Orthodoxe  im 
slawischen Raum sind für viele Marxisten der Beleg dafür, dass Religion im allgemeinen die 
Klassengesellschaft  und  somit  die  Ausbeutung  des  Proletariats  unterstützt.  Sie  verweist  auf 
eine  jenseitige  Erlösung  oder  „illusorisches  Glück“  und  hindert  die  Arbeiter  so  daran  sich 
„wirkliches  Glück“  zu  erkämpfen  und  zu  finden.  Die  Körperfeindlichkeit  und 
Geistzentriertheit  der  Kirchen  wird  als  daher  als  Übel  oder  Droge  angesehen.  Mit  der 
Erlebbarkeit  des  „wirklichen  Glücks“  in  einer  Klassenlosen  Gesellschaft  verliert,  dieser 
Ansicht  zufolge,  Religion  ihre  Bedeutung.  (vgl.  Marx,  Quellenlexikon  S.270)  Der  russische 
Philosoph Nikolei Berdjajew, in seiner Jugend glühender Anhänger des Marxismus, meint  in 
seiner  Betrachtung  „Wahrheit  und  Lüge  des  Kommunismus“  dazu,  dass  der  Kommunismus


                                                                                                    3 
die  „Entlarvung  des  christlichen  Versagens“  sei,  für  soziale  Gerechtigkeit  einzutreten.  (vgl. 
Berdjajew S.36) 

    (ii)  Die zentr ale Stellung der  Mater ie 
Marx  und  Engels,  die  mit  dem  Marxismus  ein  umfassendes  Gedankengebäude  schufen, 
beließen  es  jedoch  nicht  bei  der  Kritik  der  Institution  Kirche.  Ein  Grundsatz  dieses 
Materialismus  ist  das  „Rationalitätsprinzip“.  Friedrich  Engels  fordert  in  ihm,  die  Welt  „aus 
sich  selbst  zu  erklären“  und  lehnt  grundsätzlich  alle  Erklärungsmodelle  ab,  die  in  einer 
transzendenten  Ursache  wurzeln.  (vgl.  Schülerduden  S.99)  Dieser  Materialismus  und  die 
damit  verbundene  Ablehnung  Gottes  werden  in  einem  marxistischen  Lehrbrief 
folgendermaßen argumentiert:

    Übrigens behauptet die Theologie, dass dieser Gott weder eine räumliche noch zeitliche
    Ausdehnung besitze … Ein solcher Gott wäre das räumliche und zeitliche Nichts und das
    Bewegungslose. Ein solches absolutes Nichts kann natürlich nicht der Schöpfer von
    irgendetwas, noch dazu der ganzen Welt, sein.
    Ein immaterieller, unbewegter „Erstbeweger“, ein faktisches Nichts soll als absoluter Geist oder
    Gott Materie und Bewegung schaffen? Das ist mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zu
    vereinbaren. Man kann an einen solchen Gott nur glauben, aber ihn nicht mit logischen und
    wissenschaftlichen Gründen beweisen. (marx. Lehrbrief Nr.7)

    Ein außermenschlicher, außerweltlicher Geist, der dieses Sein geschaffen haben könnte, ist kein
    Gegenstand ernsthaften, wissenschaftlichen Denkens, sondern höchstens des Glaubens und
    Aberglaubens. Er ist der zunächst verselbständigte und dann verhimmelte menschliche Geist,
    sonst nichts. Es gibt nur das eine Sein, die eine Welt, zu der der Mensch mit seinem Geist gehört.
    Es gibt nicht zwei Welten, eine diesseitige und eine jenseitige. Diese jenseitige Welt ist, wie
    gesagt, nur die Welt des verhimmelten Menschengeistes. Die Welt ist ein einheitliches,
    "diesseitiges" Ganzes. (marx. Lehrbrief Nr.2) 

Demnach ist Gott ein Hirngespinst, ein „verhimmelter“ menschlicher Geist, der wiederum nur 
in Abhängigkeit von der Materie existieren kann. Materie und die ständige Bewegung dieser 
werden als absolute Konstanten im Universum angesehen.

    Die Wissenschaft sagt nicht nur aus, dass die Welt, so wie sie heute existiert, in Bewegung ist,
    sondern die Wissenschaft hat auch unumstößlich bewiesen — und zwar durch das Gesetz der
    Erhaltung von Masse und Energie — dass Materie und Bewegung zwar in mannigfaltiger Form
    existieren, aber dass sie sich immer nur in andere Formen der Materie und Bewegung
    verwandeln, niemals aber aus dem Nichts entstehen oder in ein Nichts verschwinden können.
    Sie sind unerschaffbar und unzerstörbar. (marx. Lehrbrief Nr.7) 

Der  marxistische  Denker  Ernest  Mandel  drückt  dies  so  aus:  „Bewegung,  allgemeine 
Evolution beherrscht jedes Sein. Dieses ist materiell.“ (vgl. Mandel S.176) 
Dabei  geht  der  Dialektische  Materialismus  davon  aus,  dass  unsere  Empfindungen  Abbilder 
der Realität sind“ und die Natur oder Materie für den Menschen vollständig erkennbar ist. 

   (iii)  Geist und Bewusstsein 
Das  Erreichen  höherer  „Geistesqualitäten“  geht  im  Marxismus  mit  der  Entwicklung 
komplexerer  materieller  Systeme  einher.  Mandel  schreibt  in  seiner  „Einführung  in  den 
Marxismus“ dazu:



                                                                                                      4 
Die Grundeinheit der Materie ist das Atom, das wiederum aus kleinen Partikeln besteht. Atome
    in der kombinierten Form von Molekülen, bilden zusammen die Grundelemente der
    Erdoberfläche und der Atmosphäre. So ergeben Wasserstoff und Sauerstoff in einer
    bestimmten Kombination Wasser. Andere Moleküle bilden Metalle, Säuren oder Basen.
    In einer bestimmten Kombination von Bedingungen brachte die Evolution der anorganischen
    Materie organisches Leben hervor. Aus diesem entwickelten sich Pflanzen und Tiere. […] Eine
    dieser Arten, die Menschenaffen, auf deren Höhepunkt eine neue Art – der Mensch – stand. 
    (Mandel S.176) 

Geistige  Eigenschaften  des  Menschen  wie  zum  Beispiel  Bewusstsein  oder  Wille  sind 
demnach  das  Resultat  einer  bestimmten  Anordnung  von  Materie.  Dieses  Prinzip  ist  im 
Marxismus  als  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  bekannt,  auf  das  im 
Abschnitt II noch eingegangen wird. 

Es  endet  jedoch  nicht  bei  der  Einzelperson,  sondern  setzt  sich  auf  sozialer  Ebene  fort.  Die 
Ansammlung  von  Elementen  der  gleichen  Stufe  führt  ab  einem,  nicht  genauer  definierten, 
Punkt zu einer Veränderung  ihrer Eigenschaften. Dieser Vorgang kann mit der Entwicklung 
einer  Dorfgesellschaft  zu  einer  städtischen  praktisch  erläutert  werden.  Mit  dem  Anwachsen 
der  Bevölkerung  eines  Dorfes  wächst  nicht  nur  die  verbaute  Fläche  oder  die  Anzahl  von 
Personen in dieser Gemeinschaft. Über diese quantitative Veränderung hinaus findet an einer 
bestimmten Stelle eine Art „urbane Revolution“ statt. Völlig neue Berufszweige entstehen in 
der  Region.  Es  zirkulieren  unter  den  Bewohnern  Dienstleistungen  und  Waren  die  in  einer 
Agrargesellschaft undenkbar gewesen wären. (vgl. Mandel S.183) 

Eine  genauere  Betrachtung  erfordert  in  diesem  Zusammenhang  der  marxistische 
Bewusstseinsbegriff.  In  „Grundlagen  des  Marxismus­Leninismus“,  einem  Hauptwerk  der 
Sowjetphilosophie ist nachzulesen:

    Die Idealisten und die Gegner des Marxismus unterstellen dem materialistischen Marxismus
    immer wieder, er behaupte, das Bewusstsein sei etwas Materielles. Sie tun das um den
    marxistischen, philosophischen Materialismus leichter „widerlegen“ zu können. Das ist ein alter
    Trick: Zuerst erklärt man den Gegner für dumm um ihn dass „siegreich“ kritisieren zu können. 
    (Grundlagen des Marxismus­Leninismus S.38) 

Die  Ansicht  unser  Bewusstsein  sei  etwas  rein  Materielles  wird  von  Sowjetphilosophen  als 
„Vulgärmaterialismus“  abgelehnt.  Für  den  marxistischen  Materialisten  ist  demnach 
Bewusstsein eine Eigenschaft  oder ein Produkt der Materie. Ein  marxistischer Lehrbrief  hält 
fest:
    Das Bewußtsein ist das Produkt eines materiellen Organs, das sich in Jahrmillionen der
    Entwicklung des Lebens auf der Erde herausgebildet hat. Es ist „nichts anderes als das im
    Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Anm. an dieser Stelle berufen sich die
    Autoren auf Karl Marx) (marx. Lehrbrief Nr. 7) 

Genauer ist Bewusstsein die höchste Form einer „Eigenschaft“ oder „Fähigkeit“ der Materie, 
die als „Widerspiegelung“ bezeichnet wird. (vgl. Schülerduden S.99)

    Widerspiegelung ist die allgemeine Eigenschaft und Fähigkeit der Materie in allen ihren
    unterschiedlichen Entwicklungsstufen, bei äußerer Einwirkung materieller Gegenstände durch
    inner Veränderung dieser Gegenstände zu reproduzieren. (Wörterbuch S.301) 

Auf  niederer  physikalischer  Ebene  „spiegelt“  ein  Gegenstand  einfallendes  Licht  (oder  ein 
Teich den Mond in der Nacht) wider und erscheint daher farbig. Eine komplexere Form dieser 
„Widerspiegelung“  stellt  die  chemische  Reizbarkeit  von  Eiweißkörperchen,  oder  noch

                                                                                                       5
komplexer allgemein die Reizbarkeit von Lebewesen, dar. „Geistige“ Attribute, wie Intellekt 
oder  Emotionen,  sind  demnach  eine  Höherentwicklung  dieser  Form  von  Reizbarkeit  oder 
Widerspiegelung. Sie kann jedoch auch aktiv die Materie gestalten:

    Das Bewußtsein des Menschen widerspiegelt nicht nur die objektive Welt, sondern schafft sie
    auch [...], d.h., daß die Welt den Menschen nicht befriedigt und der Mensch beschließt, sie
    durch sein Handeln zu verändern. (Lenin Werke Bd. 38 S.203/204 zitiert nach Giller S.24) 

   (iv)  Definition von Mater ie 
Physikalische  Erkenntnisse  wie  die  Einsteins,  dass  Materie  und  Energie  Formen  ein  und 
desselben  sind,  forderten  die  marxistische  Philosophie  zu  einer  Neudefinition  des  Begriffs 
„Materie“ heraus. Demnach definierte Lenin Materie wie folgt:

    Die Materie ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem
    Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert,
    fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert. (Lenin S.124) 

Diese Definition ist auch heute noch durchaus maßgebend. Unter dem Stichwort Materie wird 
man auch heute auf Wikipedia mit Lenins Erklärung konfrontiert. 

(b) Die Dualität von Geist und Materie in der Vereinigungslehre 

     (i)  Einleitung 
Bei  der  Vereinigungslehre  handelt  es  sich  um  die  Lehren  und  Offenbarungen  des  Rev.  Sun 
Myung Mun, die zum ersten Mal  in den 1950er Jahren niedergeschrieben wurden. Im Laufe 
seines geistlichen Amtes sind diese von seinen Nachfolgern systematisiert worden. Rev. Mun 
stammt  aus  einer  ursprünglich  konfuzianistischen  Familie,  die  sich  in  seiner  Kindheit  zum 
Christentum  bekehrt  hat.  (vgl.  offizielle  Website)  Muns  Lehre  kommt  demnach  aus  einem 
koreanisch  christlichen  Hintergrund,  geht  jedoch  weit  darüber  hinaus.  Er  und  seine 
Nachfolger  bezeichnen  die  Vereinigungslehre  als  universell  und  essentiell  für  die  Lösung 
aller  Probleme,  mit  denen  sich  die  Menschheit  konfrontiert  sieht.  Diese  Arbeit  befasst  sich 
ausschließlich  mit  der  Sicht  der  Vereinigungslehre  auf  den  Ursprung  des  Kosmos,  die 
Beziehung von Geist und Materie, sowie auf die Prinzipien der Dialektik. 
An  vielen  Stellen  spricht  Rev.  Mun davon,  dass  der  Kommunismus  „besiegt“  oder „zerstört 
werden  muss.“  In  denselben  Ansprachen  macht  er  jedoch  oft  auch  Aussagen,  die  diesen 
Worten völlig zu widersprechen scheinen:

    In der Welt gibt es grob gesagt zwei große Ideologien, nämlich Demokratie und
    Kommunismus. Sie sind miteinander in Konflikt. Es ist der, weltweite Ebene ausgedehnte, Kampf
    zwischen Kain und Abel. Dies ist der Kampf zwischen Brüdern. Es müssen daher Eltern
    kommen, um die Disharmonie zwischen den Brüdern auszusöhnen. (Mun bei einer Ansprache 
    am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York) 

In diesem Kontext ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass Sun Myung Mun 1948 zu 5 Jahren 
Zwangsarbeit  in einem Nord Koreanischen  Arbeitslager verurteilt worden  ist. 1971 gründete 
Mun  die  „International  Federation  for  Victory  Over  Communism“.  (vgl.  offizielle  Website) 
Mehr zu den Aktivitäten der Vereinigungsbewegung mit Kommunismus­Bezug findet sich in 
Abschnitt III dieser Arbeit.



                                                                                                     6 
(ii)  Die Beziehung von Geist und Mater ie 

Vereinigungslehre und Marxismus unterscheiden sich grundlegend  in  ihrem  Ausgangspunkt, 
von dem aus versucht wird des Kosmos zu erklären. Die ersten Sätze des ersten Kapitels des 
„Göttlichen Prinzips“ machen diesen Unterschied fest:

   Aus tiefster Seele suchten Menschen zu allen Zeiten nach Antworten auf die existenziellen
   Fragen über das menschliche Leben und das Universum, doch ohne wirklichen Erfolg. […] Um
   diese Fragen zu lösen, reicht es nicht die sichtbare Wirklichkeit zu untersuchen. Das zentrale
   Thema ist hierbei die ursächliche Realität. Die Hintergründe des Menschlichen Lebens und der
   Existenz des Universums können nicht ohne ein Verständnis um das Wesen Gottes geklärt
   werden. (Das Göttliche Prinzip S.19) 

Eine  Aussage  das  dem  „Rationalitätsprinzip“  des  Marxismus  widerspricht.  Die 
Vereinigungslehre  besagt,  dass  das  Universum  nicht  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden 
kann. So wie ein Bild den Charakter eines Künstlers ausdrückt, drückt sich die erste Ursache 
im Kosmos aus. Diese erste Ursache wird als Gott bezeichnet. Rev. Mun sagt dazu:

   Wir sind das Resultat einer Ursache. Es muß also irgendeine Ursache existieren, die unerläßliche
   Realität ist. Welchen Namen wir für diese Ursache wählen, spielt keine Rolle. Das Wichtigste ist
   die Tatsache, daß sie existiert. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.15) 

Das Betrachten und Untersuchen der Schöpfung kann uns, der Vereinigungslehre nach, helfen 
die erste Ursache besser zu erfassen. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20) 

Das erste Prinzip im das die Vereinigungslehre beschreibt ist die Polarität Yang und Yin, oder 
Maskulinität und Femininität. Vom Wechselspiel zwischen Proton und Elektron auf atomarer 
Ebene, über die Polarität von Staubgefäß und Fruchtknoten im Pflanzenreich bis hin zu Mann 
und  Frau  beim  Menschen  ist  dieses  Prinzip  im  gesamten  Kosmos  präsent.  (vgl.  Abb.1) 
Demnach  muss, gemäß der Vereinigungslehre, auch Gott, der transzendente Ursprung, diese 
Polarität in sich vereinigt haben.  Diese Form der Polarität wird als horizontal bezeichnet, was 
Gleichwertigkeit ausdrücken soll. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20, Giller S.48 ff) 

Eine weitere und noch fundamentalere Struktur, nach der das Universum  aufgebaut ist, sieht 
die Vereinigungslehre in der Polarität von „innerem Wesen“ und „äußerer Gestalt“. Durch die 
Kombination  von  Tönen  mit  Frequenz,  Wellenlänge,  Amplitude  usw.  (Äußerer  Gestalt) 
werden Gefühle des Komponisten (Inneres Wesen) ausgedrückt. (vgl. Abb.2)

   Wie die jüngsten Erkenntnisse der Physik gezeigt haben, lassen sich Energie und Masse nicht
   mehr voneinander trennen. Sie hängen über die Einsteinformel E=mc² zusammen. … Das
   bedeutet daß die „Energie“ der Grundstoff aller Materie ist. Was ist es nun, das die Energie in
   ihre Form bringt? Was bewirkt, daß aus derselben Energie einmal ein Photon, einmal ein
   Elektron, Proton, Meson etc. entsteht? Bei allen diesen Teilchen ist die Äußere Wesensart (Anm.
   Äußere Gestalt) gleich, die Innere Wesensart (Anm. Inneres Wesen) jedoch verschieden. 
   (Giller S.41 f) 

Diese Form der Polarität wird in der Vereinigungslehre als „vertikal“ bezeichnet. Das Innere 
Wesen steht dem Äußeren gegenüber in der Subjektposition und drückt sich dadurch aus. 

Die  Aussage,  „Geist  (Anm.  Inneres  Wesen)  und  Körper  (Anm.  Äußere  Gestalt)  sind  zwei, 
wechselseitig  in  Beziehung  stehende,  Aspekte  des  Menschen“  (vgl.  Das  Göttliche  Prinzip 
S.21), erläutert die Auffassung von Geist (Inneres Wesen) und Materie (Inneres Wesen) in der

                                                                                                 7 
Vereinigungslehre  weiter.  Inneres  Wesen,  z.B.  die  Gefühle  des  Komponisten,  Naturgesetze 
oder der menschlicher Geist, und Äußere Form, z.B. Töne, Energie, der menschliche Körper, 
benötigen  einander  um ihren  gemeinsamen  Zweck  zu  erfüllen.  (siehe  Stichwort  Herz  unten) 
Der  Vereinigungslehre  nach  muss  wiederum  auch  Gott  diese  beiden  Polaritäten  in  sich 
vereinigt  haben.  Dieser  Äußere  Aspekt  Gottes  wird  als  „Universale  Ursprungs­ 
energie“ bezeichnet. Diese Energie wird als „Ursprung aller Energien und Kräfte“ bezeichnet, 
„welche die Existenz geschaffener Wesen ermöglichen“. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.26) 

Mit diesen Erklärungen entzieht sich die Vereinigungslehre der marxistischen Religionskritik 
(siehe I.a.ii), die sie  für teilweise gerechtfertigt hält. (vgl. Giller S.26, Das Göttliche Prinzip 
S.9  ff)  Eine  exakte  Erläuterung  der  Universalen  Ursprungsenergie  bleibt  die  Literatur  der 
Vereinigungsbewebung jedoch schuldig. 

Der Vereinigungslehre nach trägt jede Wesenheit die Polaritäten von Yang und Yin, sowie die 
von  Innerem  Wesen  und  Äußerer  Form,  in  sich.  Doch  auch  Beziehungen  zwischen 
Wesenheiten entsprechen diesen Prinzipien. Die Beziehung zwischen Gott, dem Ursprung des 
Universums, und dem Universum wie folgt zusammen:

   Das Universum in seiner Gesamtheit ist substantieller Objektpartner Gottes. Das Universum ist
   aus zahllosen, einzigartigen Manifestationen der polaren Wesenszüge Gottes gebildet, [...]. (Das 
   Göttliche Prinzip S.25) 

   (iii)  Das Her z 

Die Vereinigungslehre kann entsprechend der, oben angeführten, Einteilung der Philosophien 
von Engels, weder den  materialistischen Richtungen, noch denen des Idealismus zugeordnet 
werden. Im Zentrum der Vereinigungslehre steht ein neuer Begriff, das Herz (kor.심정,  chin. 
心情,  Schim Tschông). Der Vereinigungslehre nach treten Inneres Wesen und Äußere Form 
ausgerichtet auf das Herz, ihren gemeinsamen Zweck oder Sinn,  in Beziehung. Das Herz  ist 
daher  die  Essenz  des  Wesens  Gottes  und  die  treibende  Kraft  für  die  Erschaffung  des 
Universums.

   Es (Anm. das Herz) ist der zentrale Kern Gottes und des Menschen. Als innerster Bereich
   bestimmt das Herz ganz wesentlich die Persönlichkeit eines Menschen. Aus dem Herz
   entströmen alle Impulse der Liebe. Der Impuls des Herzens ist ununterdrückbar. Aus dem
   Herzen entspringt die Sehnsucht nach einem Gegenüber, mit dem man sein Leben in ganzer
   Fülle teilen kann. Gottes Herz ist von so großer Bedeutung, dass alle Seine anderen
   Eigenschaften davon bestimmt sind. Die gesamte Schöpfung ist ein Ausdruck von Gottes Herz. 
   (Das Göttliche Prinzip S.461) 

   (iv)  Abbildungen und Tabellen 
Abb. 1
                              Positivität (Anm. Yang)      Negativität (Anm. Yin)
          Elementarteilchen   Positive Ladung              Negative Ladung
          Atome               Positiv                      Negativ
          Moleküle            Kation                       Anion
          Geosysteme          Land                         Meer
          Pflanzen            Staubgefäße                  Fruchtknoten
          Tiere               männliche Tiere              weibliche Tiere
          Mensch              Mann                         Frau 
         (Giller S.54)

                                                                                                   8 
Abb. 2
                            Innere Wesensart         Äußere Wesensart
        Elementarteilchen Innerer          Charakter Energie
                            des Teilchens*
        Atome               Innerer        Charakter Teilchen
                            des Atoms*               (Atomkörper)
        Moleküle            Innerer        Charakter Atome
                            des Moleküls*            (Molekülkörper)
        Geosysteme          Innerer        Charakter anorganische Materie
                            des Geosystems*          (Himmelskörper)
        Pflanzen            Pflanzenpsyche           Pflanzenkörper
        Tiere               Tierpsyche               Tierkörper
        Mensch              menschlicher Geist       menschlicher Körper
   * Man sieht, in der wissenschaftlichen Sprache sind keine differenzierten Begriffe dafür
   vorhanden, was wiederum zeigt, dass die Forschung sich bis jetzt kaum mit diesen Dingen
   auseinandergesetzt hat. (Giller S.47)




                                                                                         9 

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Geist und Materie

  • 1. Abschnitt I.  Geist und/oder Materie Die große Grundfrage aller, speziell neueren Philosophie ist die nach dem Verhältnis von Denken und Sein [...], des Geistes zur Natur [...] Die Frage: Was ist das Ursprüngliche, der Geist oder die Natur? [...] Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geiste gegenüber der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen ... bildeten das Lager des Idealismus. Die anderen, die die Natur als das Ursprüngliche ansehen, gehören zu den verschiedenen Schulen des Materialismus. (Engels S.274)  (a)  Materialismus im Marxismus  (i)  Einleitung  Die  wohl  bedeutendste  dieser  materialistischen  Schulen  ist  der  Marxismus/Kommunismus.  Kaum  eine  andere  philosophische  Schule  hat  sich  so  umfassend  mit  der  Geschichte  der  Menschheit,  den  grundlegenden  Prinzipien  des  Kosmos  beschäftigt  und  so  maßgeblich  die  Menschheitsgeschichte mitgeprägt. Marx und Engels entwickelten diese Ideologie angesichts  der  enormen  Ausbeutung  der  Arbeiter  im  19.  Jahrhundert  und  den  Barrikadenkämpfen  der  1840er  Jahre  in  verschiedenen  europäischen  Ländern.  Mit  ihrer  Lehre  lieferten  sie  die  theoretische  Grundlage  für  die  weltweit  entstehenden  Arbeiterbewegungen,  die  kommunistischen  Revolutionen  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  und  schließlich  die  realsozialistischen  Staaten.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  dem  Dialektischen  Materialismus  (Diamat).  Auf  andere  Teile  der  marxistisch­kommunistischen  Lehre  wie  der  Historische Materialismus oder die Politische Ökonomie wird nicht näher eingegangen. Auch  die erkenntnistheoretischen Aspekte des Marxismus werden außer Acht gelassen.  Der  Marxismus  und  die  aus  ihm  resultierenden  Bewegungen  zeigen  einen  ausgeprägten  antireligiösen Charakter. Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt, die mittelalterliche Leibeigenschaft verherrlicht und verstehen sich ebenfalls im Notfall dazu, die Unterdrückung des Proletariats, wenn auch mit etwas jämmerlicher Miene, zu verteidigen. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Notwendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse und haben für die letztere nur den frommen Wunsch, die ersteren mögen wohltätig sein. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Kanaille … (Marx, Quellenlexikon S.271)  Die  Römisch  katholische  Kirche  in  Deutschland  und  später  die  Russisch  Orthodoxe  im  slawischen Raum sind für viele Marxisten der Beleg dafür, dass Religion im allgemeinen die  Klassengesellschaft  und  somit  die  Ausbeutung  des  Proletariats  unterstützt.  Sie  verweist  auf  eine  jenseitige  Erlösung  oder  „illusorisches  Glück“  und  hindert  die  Arbeiter  so  daran  sich  „wirkliches  Glück“  zu  erkämpfen  und  zu  finden.  Die  Körperfeindlichkeit  und  Geistzentriertheit  der  Kirchen  wird  als  daher  als  Übel  oder  Droge  angesehen.  Mit  der  Erlebbarkeit  des  „wirklichen  Glücks“  in  einer  Klassenlosen  Gesellschaft  verliert,  dieser  Ansicht  zufolge,  Religion  ihre  Bedeutung.  (vgl.  Marx,  Quellenlexikon  S.270)  Der  russische  Philosoph Nikolei Berdjajew, in seiner Jugend glühender Anhänger des Marxismus, meint  in  seiner  Betrachtung  „Wahrheit  und  Lüge  des  Kommunismus“  dazu,  dass  der  Kommunismus 3 
  • 2. die  „Entlarvung  des  christlichen  Versagens“  sei,  für  soziale  Gerechtigkeit  einzutreten.  (vgl.  Berdjajew S.36)  (ii)  Die zentr ale Stellung der  Mater ie  Marx  und  Engels,  die  mit  dem  Marxismus  ein  umfassendes  Gedankengebäude  schufen,  beließen  es  jedoch  nicht  bei  der  Kritik  der  Institution  Kirche.  Ein  Grundsatz  dieses  Materialismus  ist  das  „Rationalitätsprinzip“.  Friedrich  Engels  fordert  in  ihm,  die  Welt  „aus  sich  selbst  zu  erklären“  und  lehnt  grundsätzlich  alle  Erklärungsmodelle  ab,  die  in  einer  transzendenten  Ursache  wurzeln.  (vgl.  Schülerduden  S.99)  Dieser  Materialismus  und  die  damit  verbundene  Ablehnung  Gottes  werden  in  einem  marxistischen  Lehrbrief  folgendermaßen argumentiert: Übrigens behauptet die Theologie, dass dieser Gott weder eine räumliche noch zeitliche Ausdehnung besitze … Ein solcher Gott wäre das räumliche und zeitliche Nichts und das Bewegungslose. Ein solches absolutes Nichts kann natürlich nicht der Schöpfer von irgendetwas, noch dazu der ganzen Welt, sein. Ein immaterieller, unbewegter „Erstbeweger“, ein faktisches Nichts soll als absoluter Geist oder Gott Materie und Bewegung schaffen? Das ist mit den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zu vereinbaren. Man kann an einen solchen Gott nur glauben, aber ihn nicht mit logischen und wissenschaftlichen Gründen beweisen. (marx. Lehrbrief Nr.7) Ein außermenschlicher, außerweltlicher Geist, der dieses Sein geschaffen haben könnte, ist kein Gegenstand ernsthaften, wissenschaftlichen Denkens, sondern höchstens des Glaubens und Aberglaubens. Er ist der zunächst verselbständigte und dann verhimmelte menschliche Geist, sonst nichts. Es gibt nur das eine Sein, die eine Welt, zu der der Mensch mit seinem Geist gehört. Es gibt nicht zwei Welten, eine diesseitige und eine jenseitige. Diese jenseitige Welt ist, wie gesagt, nur die Welt des verhimmelten Menschengeistes. Die Welt ist ein einheitliches, "diesseitiges" Ganzes. (marx. Lehrbrief Nr.2)  Demnach ist Gott ein Hirngespinst, ein „verhimmelter“ menschlicher Geist, der wiederum nur  in Abhängigkeit von der Materie existieren kann. Materie und die ständige Bewegung dieser  werden als absolute Konstanten im Universum angesehen. Die Wissenschaft sagt nicht nur aus, dass die Welt, so wie sie heute existiert, in Bewegung ist, sondern die Wissenschaft hat auch unumstößlich bewiesen — und zwar durch das Gesetz der Erhaltung von Masse und Energie — dass Materie und Bewegung zwar in mannigfaltiger Form existieren, aber dass sie sich immer nur in andere Formen der Materie und Bewegung verwandeln, niemals aber aus dem Nichts entstehen oder in ein Nichts verschwinden können. Sie sind unerschaffbar und unzerstörbar. (marx. Lehrbrief Nr.7)  Der  marxistische  Denker  Ernest  Mandel  drückt  dies  so  aus:  „Bewegung,  allgemeine  Evolution beherrscht jedes Sein. Dieses ist materiell.“ (vgl. Mandel S.176)  Dabei  geht  der  Dialektische  Materialismus  davon  aus,  dass  unsere  Empfindungen  Abbilder  der Realität sind“ und die Natur oder Materie für den Menschen vollständig erkennbar ist.  (iii)  Geist und Bewusstsein  Das  Erreichen  höherer  „Geistesqualitäten“  geht  im  Marxismus  mit  der  Entwicklung  komplexerer  materieller  Systeme  einher.  Mandel  schreibt  in  seiner  „Einführung  in  den  Marxismus“ dazu: 4 
  • 3. Die Grundeinheit der Materie ist das Atom, das wiederum aus kleinen Partikeln besteht. Atome in der kombinierten Form von Molekülen, bilden zusammen die Grundelemente der Erdoberfläche und der Atmosphäre. So ergeben Wasserstoff und Sauerstoff in einer bestimmten Kombination Wasser. Andere Moleküle bilden Metalle, Säuren oder Basen. In einer bestimmten Kombination von Bedingungen brachte die Evolution der anorganischen Materie organisches Leben hervor. Aus diesem entwickelten sich Pflanzen und Tiere. […] Eine dieser Arten, die Menschenaffen, auf deren Höhepunkt eine neue Art – der Mensch – stand.  (Mandel S.176)  Geistige  Eigenschaften  des  Menschen  wie  zum  Beispiel  Bewusstsein  oder  Wille  sind  demnach  das  Resultat  einer  bestimmten  Anordnung  von  Materie.  Dieses  Prinzip  ist  im  Marxismus  als  Gesetzt  des  Umschlags  von  Quantität  in  Qualität  bekannt,  auf  das  im  Abschnitt II noch eingegangen wird.  Es  endet  jedoch  nicht  bei  der  Einzelperson,  sondern  setzt  sich  auf  sozialer  Ebene  fort.  Die  Ansammlung  von  Elementen  der  gleichen  Stufe  führt  ab  einem,  nicht  genauer  definierten,  Punkt zu einer Veränderung  ihrer Eigenschaften. Dieser Vorgang kann mit der Entwicklung  einer  Dorfgesellschaft  zu  einer  städtischen  praktisch  erläutert  werden.  Mit  dem  Anwachsen  der  Bevölkerung  eines  Dorfes  wächst  nicht  nur  die  verbaute  Fläche  oder  die  Anzahl  von  Personen in dieser Gemeinschaft. Über diese quantitative Veränderung hinaus findet an einer  bestimmten Stelle eine Art „urbane Revolution“ statt. Völlig neue Berufszweige entstehen in  der  Region.  Es  zirkulieren  unter  den  Bewohnern  Dienstleistungen  und  Waren  die  in  einer  Agrargesellschaft undenkbar gewesen wären. (vgl. Mandel S.183)  Eine  genauere  Betrachtung  erfordert  in  diesem  Zusammenhang  der  marxistische  Bewusstseinsbegriff.  In  „Grundlagen  des  Marxismus­Leninismus“,  einem  Hauptwerk  der  Sowjetphilosophie ist nachzulesen: Die Idealisten und die Gegner des Marxismus unterstellen dem materialistischen Marxismus immer wieder, er behaupte, das Bewusstsein sei etwas Materielles. Sie tun das um den marxistischen, philosophischen Materialismus leichter „widerlegen“ zu können. Das ist ein alter Trick: Zuerst erklärt man den Gegner für dumm um ihn dass „siegreich“ kritisieren zu können.  (Grundlagen des Marxismus­Leninismus S.38)  Die  Ansicht  unser  Bewusstsein  sei  etwas  rein  Materielles  wird  von  Sowjetphilosophen  als  „Vulgärmaterialismus“  abgelehnt.  Für  den  marxistischen  Materialisten  ist  demnach  Bewusstsein eine Eigenschaft  oder ein Produkt der Materie. Ein  marxistischer Lehrbrief  hält  fest: Das Bewußtsein ist das Produkt eines materiellen Organs, das sich in Jahrmillionen der Entwicklung des Lebens auf der Erde herausgebildet hat. Es ist „nichts anderes als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Anm. an dieser Stelle berufen sich die Autoren auf Karl Marx) (marx. Lehrbrief Nr. 7)  Genauer ist Bewusstsein die höchste Form einer „Eigenschaft“ oder „Fähigkeit“ der Materie,  die als „Widerspiegelung“ bezeichnet wird. (vgl. Schülerduden S.99) Widerspiegelung ist die allgemeine Eigenschaft und Fähigkeit der Materie in allen ihren unterschiedlichen Entwicklungsstufen, bei äußerer Einwirkung materieller Gegenstände durch inner Veränderung dieser Gegenstände zu reproduzieren. (Wörterbuch S.301)  Auf  niederer  physikalischer  Ebene  „spiegelt“  ein  Gegenstand  einfallendes  Licht  (oder  ein  Teich den Mond in der Nacht) wider und erscheint daher farbig. Eine komplexere Form dieser  „Widerspiegelung“  stellt  die  chemische  Reizbarkeit  von  Eiweißkörperchen,  oder  noch 5
  • 4. komplexer allgemein die Reizbarkeit von Lebewesen, dar. „Geistige“ Attribute, wie Intellekt  oder  Emotionen,  sind  demnach  eine  Höherentwicklung  dieser  Form  von  Reizbarkeit  oder  Widerspiegelung. Sie kann jedoch auch aktiv die Materie gestalten: Das Bewußtsein des Menschen widerspiegelt nicht nur die objektive Welt, sondern schafft sie auch [...], d.h., daß die Welt den Menschen nicht befriedigt und der Mensch beschließt, sie durch sein Handeln zu verändern. (Lenin Werke Bd. 38 S.203/204 zitiert nach Giller S.24)  (iv)  Definition von Mater ie  Physikalische  Erkenntnisse  wie  die  Einsteins,  dass  Materie  und  Energie  Formen  ein  und  desselben  sind,  forderten  die  marxistische  Philosophie  zu  einer  Neudefinition  des  Begriffs  „Materie“ heraus. Demnach definierte Lenin Materie wie folgt: Die Materie ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen existiert. (Lenin S.124)  Diese Definition ist auch heute noch durchaus maßgebend. Unter dem Stichwort Materie wird  man auch heute auf Wikipedia mit Lenins Erklärung konfrontiert.  (b) Die Dualität von Geist und Materie in der Vereinigungslehre  (i)  Einleitung  Bei  der  Vereinigungslehre  handelt  es  sich  um  die  Lehren  und  Offenbarungen  des  Rev.  Sun  Myung Mun, die zum ersten Mal  in den 1950er Jahren niedergeschrieben wurden. Im Laufe  seines geistlichen Amtes sind diese von seinen Nachfolgern systematisiert worden. Rev. Mun  stammt  aus  einer  ursprünglich  konfuzianistischen  Familie,  die  sich  in  seiner  Kindheit  zum  Christentum  bekehrt  hat.  (vgl.  offizielle  Website)  Muns  Lehre  kommt  demnach  aus  einem  koreanisch  christlichen  Hintergrund,  geht  jedoch  weit  darüber  hinaus.  Er  und  seine  Nachfolger  bezeichnen  die  Vereinigungslehre  als  universell  und  essentiell  für  die  Lösung  aller  Probleme,  mit  denen  sich  die  Menschheit  konfrontiert  sieht.  Diese  Arbeit  befasst  sich  ausschließlich  mit  der  Sicht  der  Vereinigungslehre  auf  den  Ursprung  des  Kosmos,  die  Beziehung von Geist und Materie, sowie auf die Prinzipien der Dialektik.  An  vielen  Stellen  spricht  Rev.  Mun davon,  dass  der  Kommunismus  „besiegt“  oder „zerstört  werden  muss.“  In  denselben  Ansprachen  macht  er  jedoch  oft  auch  Aussagen,  die  diesen  Worten völlig zu widersprechen scheinen: In der Welt gibt es grob gesagt zwei große Ideologien, nämlich Demokratie und Kommunismus. Sie sind miteinander in Konflikt. Es ist der, weltweite Ebene ausgedehnte, Kampf zwischen Kain und Abel. Dies ist der Kampf zwischen Brüdern. Es müssen daher Eltern kommen, um die Disharmonie zwischen den Brüdern auszusöhnen. (Mun bei einer Ansprache  am 20. Oktober 1974 in Barrytown, New York)  In diesem Kontext ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass Sun Myung Mun 1948 zu 5 Jahren  Zwangsarbeit  in einem Nord Koreanischen  Arbeitslager verurteilt worden  ist. 1971 gründete  Mun  die  „International  Federation  for  Victory  Over  Communism“.  (vgl.  offizielle  Website)  Mehr zu den Aktivitäten der Vereinigungsbewegung mit Kommunismus­Bezug findet sich in  Abschnitt III dieser Arbeit. 6 
  • 5. (ii)  Die Beziehung von Geist und Mater ie  Vereinigungslehre und Marxismus unterscheiden sich grundlegend  in  ihrem  Ausgangspunkt,  von dem aus versucht wird des Kosmos zu erklären. Die ersten Sätze des ersten Kapitels des  „Göttlichen Prinzips“ machen diesen Unterschied fest: Aus tiefster Seele suchten Menschen zu allen Zeiten nach Antworten auf die existenziellen Fragen über das menschliche Leben und das Universum, doch ohne wirklichen Erfolg. […] Um diese Fragen zu lösen, reicht es nicht die sichtbare Wirklichkeit zu untersuchen. Das zentrale Thema ist hierbei die ursächliche Realität. Die Hintergründe des Menschlichen Lebens und der Existenz des Universums können nicht ohne ein Verständnis um das Wesen Gottes geklärt werden. (Das Göttliche Prinzip S.19)  Eine  Aussage  das  dem  „Rationalitätsprinzip“  des  Marxismus  widerspricht.  Die  Vereinigungslehre  besagt,  dass  das  Universum  nicht  aus  sich  selbst  heraus  erklärt  werden  kann. So wie ein Bild den Charakter eines Künstlers ausdrückt, drückt sich die erste Ursache  im Kosmos aus. Diese erste Ursache wird als Gott bezeichnet. Rev. Mun sagt dazu: Wir sind das Resultat einer Ursache. Es muß also irgendeine Ursache existieren, die unerläßliche Realität ist. Welchen Namen wir für diese Ursache wählen, spielt keine Rolle. Das Wichtigste ist die Tatsache, daß sie existiert. (Mun Glaube und Wirklichkeit S.15)  Das Betrachten und Untersuchen der Schöpfung kann uns, der Vereinigungslehre nach, helfen  die erste Ursache besser zu erfassen. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20)  Das erste Prinzip im das die Vereinigungslehre beschreibt ist die Polarität Yang und Yin, oder  Maskulinität und Femininität. Vom Wechselspiel zwischen Proton und Elektron auf atomarer  Ebene, über die Polarität von Staubgefäß und Fruchtknoten im Pflanzenreich bis hin zu Mann  und  Frau  beim  Menschen  ist  dieses  Prinzip  im  gesamten  Kosmos  präsent.  (vgl.  Abb.1)  Demnach  muss, gemäß der Vereinigungslehre, auch Gott, der transzendente Ursprung, diese  Polarität in sich vereinigt haben.  Diese Form der Polarität wird als horizontal bezeichnet, was  Gleichwertigkeit ausdrücken soll. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.20, Giller S.48 ff)  Eine weitere und noch fundamentalere Struktur, nach der das Universum  aufgebaut ist, sieht  die Vereinigungslehre in der Polarität von „innerem Wesen“ und „äußerer Gestalt“. Durch die  Kombination  von  Tönen  mit  Frequenz,  Wellenlänge,  Amplitude  usw.  (Äußerer  Gestalt)  werden Gefühle des Komponisten (Inneres Wesen) ausgedrückt. (vgl. Abb.2) Wie die jüngsten Erkenntnisse der Physik gezeigt haben, lassen sich Energie und Masse nicht mehr voneinander trennen. Sie hängen über die Einsteinformel E=mc² zusammen. … Das bedeutet daß die „Energie“ der Grundstoff aller Materie ist. Was ist es nun, das die Energie in ihre Form bringt? Was bewirkt, daß aus derselben Energie einmal ein Photon, einmal ein Elektron, Proton, Meson etc. entsteht? Bei allen diesen Teilchen ist die Äußere Wesensart (Anm. Äußere Gestalt) gleich, die Innere Wesensart (Anm. Inneres Wesen) jedoch verschieden.  (Giller S.41 f)  Diese Form der Polarität wird in der Vereinigungslehre als „vertikal“ bezeichnet. Das Innere  Wesen steht dem Äußeren gegenüber in der Subjektposition und drückt sich dadurch aus.  Die  Aussage,  „Geist  (Anm.  Inneres  Wesen)  und  Körper  (Anm.  Äußere  Gestalt)  sind  zwei,  wechselseitig  in  Beziehung  stehende,  Aspekte  des  Menschen“  (vgl.  Das  Göttliche  Prinzip  S.21), erläutert die Auffassung von Geist (Inneres Wesen) und Materie (Inneres Wesen) in der 7 
  • 6. Vereinigungslehre  weiter.  Inneres  Wesen,  z.B.  die  Gefühle  des  Komponisten,  Naturgesetze  oder der menschlicher Geist, und Äußere Form, z.B. Töne, Energie, der menschliche Körper,  benötigen  einander  um ihren  gemeinsamen  Zweck  zu  erfüllen.  (siehe  Stichwort  Herz  unten)  Der  Vereinigungslehre  nach  muss  wiederum  auch  Gott  diese  beiden  Polaritäten  in  sich  vereinigt  haben.  Dieser  Äußere  Aspekt  Gottes  wird  als  „Universale  Ursprungs­  energie“ bezeichnet. Diese Energie wird als „Ursprung aller Energien und Kräfte“ bezeichnet,  „welche die Existenz geschaffener Wesen ermöglichen“. (vgl. Das Göttliche Prinzip S.26)  Mit diesen Erklärungen entzieht sich die Vereinigungslehre der marxistischen Religionskritik  (siehe I.a.ii), die sie  für teilweise gerechtfertigt hält. (vgl. Giller S.26, Das Göttliche Prinzip  S.9  ff)  Eine  exakte  Erläuterung  der  Universalen  Ursprungsenergie  bleibt  die  Literatur  der  Vereinigungsbewebung jedoch schuldig.  Der Vereinigungslehre nach trägt jede Wesenheit die Polaritäten von Yang und Yin, sowie die  von  Innerem  Wesen  und  Äußerer  Form,  in  sich.  Doch  auch  Beziehungen  zwischen  Wesenheiten entsprechen diesen Prinzipien. Die Beziehung zwischen Gott, dem Ursprung des  Universums, und dem Universum wie folgt zusammen: Das Universum in seiner Gesamtheit ist substantieller Objektpartner Gottes. Das Universum ist aus zahllosen, einzigartigen Manifestationen der polaren Wesenszüge Gottes gebildet, [...]. (Das  Göttliche Prinzip S.25)  (iii)  Das Her z  Die Vereinigungslehre kann entsprechend der, oben angeführten, Einteilung der Philosophien  von Engels, weder den  materialistischen Richtungen, noch denen des Idealismus zugeordnet  werden. Im Zentrum der Vereinigungslehre steht ein neuer Begriff, das Herz (kor.심정,  chin.  心情,  Schim Tschông). Der Vereinigungslehre nach treten Inneres Wesen und Äußere Form  ausgerichtet auf das Herz, ihren gemeinsamen Zweck oder Sinn,  in Beziehung. Das Herz  ist  daher  die  Essenz  des  Wesens  Gottes  und  die  treibende  Kraft  für  die  Erschaffung  des  Universums. Es (Anm. das Herz) ist der zentrale Kern Gottes und des Menschen. Als innerster Bereich bestimmt das Herz ganz wesentlich die Persönlichkeit eines Menschen. Aus dem Herz entströmen alle Impulse der Liebe. Der Impuls des Herzens ist ununterdrückbar. Aus dem Herzen entspringt die Sehnsucht nach einem Gegenüber, mit dem man sein Leben in ganzer Fülle teilen kann. Gottes Herz ist von so großer Bedeutung, dass alle Seine anderen Eigenschaften davon bestimmt sind. Die gesamte Schöpfung ist ein Ausdruck von Gottes Herz.  (Das Göttliche Prinzip S.461)  (iv)  Abbildungen und Tabellen  Abb. 1 Positivität (Anm. Yang) Negativität (Anm. Yin) Elementarteilchen Positive Ladung Negative Ladung Atome Positiv Negativ Moleküle Kation Anion Geosysteme Land Meer Pflanzen Staubgefäße Fruchtknoten Tiere männliche Tiere weibliche Tiere Mensch Mann Frau  (Giller S.54) 8 
  • 7. Abb. 2 Innere Wesensart Äußere Wesensart Elementarteilchen Innerer Charakter Energie des Teilchens* Atome Innerer Charakter Teilchen des Atoms* (Atomkörper) Moleküle Innerer Charakter Atome des Moleküls* (Molekülkörper) Geosysteme Innerer Charakter anorganische Materie des Geosystems* (Himmelskörper) Pflanzen Pflanzenpsyche Pflanzenkörper Tiere Tierpsyche Tierkörper Mensch menschlicher Geist menschlicher Körper * Man sieht, in der wissenschaftlichen Sprache sind keine differenzierten Begriffe dafür vorhanden, was wiederum zeigt, dass die Forschung sich bis jetzt kaum mit diesen Dingen auseinandergesetzt hat. (Giller S.47) 9