Inhalt und Zweck der Hegelschen Philosophie, insbesondere der Dialektik in der Logik - gegen allerlei Missverständnisse aus marxistischer und postmoderner Richtung erläutert
4. Eine Philosophie der vernünftigen
Freiheit, der freiheitlichen Vernunft!
Warum noch Hegel?
These (vorweggenommen):
• Die (postmoderne) Kritik an Aufklärung,
Vernunft, Wissenschaft, Subjekt etc.
trifft nicht die entsprechenden
Hegelschen Inhalte (obwohl an Hegel noch viel zu
kritisieren ist) 5
5. Warum noch Hegel?
6
"Eingehende Kenntnis des Hegelschen
Systems bedeutet nicht Zustimmung
zu ihm,
gar Untergang in Hegelei; [...]
Aber eingehende Unkenntnis dieses
Systems bedeutet [...] Barbarei auch
im Marxismus und
gerade in ihm." (Bloch AOP: 464)
6. Wir erfahren, warum…
… Hegels Denken nicht abstrakt ist.
… Hegels Denken nicht totalitär ist.
… Hegels Denken nicht „idealistisch“ ist.
7
7. „Man gibt zu, daß, um einen Schuh zu
verfertigen, man dies gelernt und geübt
haben müsse, obgleich jeder an seinem
Fuße den Maßstab dafür und Hände
und in ihnen die natürliche
Geschicklichkeit zu dem erforderlichen
Geschäfte besitze.
Nur zum Philosophieren selbst
soll dergleichen Studium,
Lernen und Bemühung nicht
erforderlich sein.“
Hegel als „zäher Schuh“?
8
8. „Wenn freilich, … ein Kopf mit einem
Buch zusammenstößt und es klingt
hohl, so ist nicht immer das Buch
daran schuld.“
(Ernst Bloch)
Hegel als „zäher Schuh“?
9
9. Dreischritt für uns
1. Hegel als Höhepunkt der Klassischen Deutschen
Philosophie, einer Philosophie der Freiheit
2. Was Hegel lehrte: Enzyklopädie,
Geschichtsphilosophie, Gesellschaftstheorie (ausgehend
von bekannten Kritiken an Hegel, die Ihr vielleicht kennt
und einbringen könnt)
3. Was Marx von Hegel nutzte. (auch da wissen einige
sicher schon einiges)
10
10. 1. HEGEL ALS HÖHEPUNKT DER
KLASSISCHEN DEUTSCHEN
PHILOSOPHIE, EINER
PHILOSOPHIE DER FREIHEIT
11
11. Biographie…
• geb.: 1770 in Stuttgart – in Familie von Beamten
und Pfarrern und ihren Frauen…
• Im Gymnasium Interesse an Geschichte (Antike),
alte Sprachen, Mathematik, Philosophie – immer
einer der 5 besten Schüler der Klasse
• 1788-1793 Tübinger Stift mit
Schelling und Hölderlin
12
16. Biographie…
• Danach Stellungen als Hoflehrer in Bern, Frankfurt
– betreibt weiter intensive Studien
• 1899 (mit 29 J.) ermöglicht ein Erbe den Versuch
der akad. Karriere in Jena ab 1801
• (Mit 34 J.) ab 1804 Vorlesungen vor ca. 30
Studierenden
• vor allem Theol. Studien (in gesell.-pol. Absicht)
17
17. Biographie…
• 1806: Napoleon zieht durch Jena, Hegel erlebt ihn
als „Weltseele … auf einem Pferde sitzend“
• 1807: (mit 37 J.) erstes großes Werk:
„Phänomenologie des Geistes“
• 1807-1808: Bamberg: Chefredakteur der
Bamberger Zeitung
18
18. Biographie…
• 1808-1816: Nürnberg – Rektor eines Gymnasiums
• Lehrmaterialien
• 1812 ff. „Wissenschaft der Logik“
• … braucht dringend Geld
für Weißen der Wände,
Abtritte…
• Neues Bildungsziel:
Humanismus
19
19. Biographie…
• 1816-1818 Heidelberg
• gest. 1831 (mit 61 J.) in Berlin (ev. Cholera)
• 1807: uneheliches Kind, 1811 Hochzeit (mit
anderer Frau)
• 1817 „Enzyklopädie“
• 1818-1831 Berlin – Uni-Anstellung (mit 48)
• 2022 Fund von unbekannten 4000 S. von Hegel (?)
20
20. Fragen der Zeit:
• Verhältnis Individuum – andere Gruppen –
Gesellschaft wird problematisch
• Problem der Freiheit (in geordneter Gesellschaft)
• Säkularisierung: gesellschaftlicher Zustand und
Stabilität in eigener Verantwortung
• Verhältnis Allgemeines - Besonderes - Einzelnes
• Ordnung und Vernunft
21
21. Fragen der Zeit:
• Problem der Freiheit (in geordneter Gesellschaft)
22
Schelling:
"Der Anfang und das Ende
aller Philosophie ist - Freiheit„
(1795)
22. Fragen der Zeit:
• Fichte: „Die Bestimmung des Menschen“
• … macht verständlich: Warum Idealismus?
23
"Du wirst nun nicht länger vor einer Notwendigkeit
zittern, die nur in deinem Denken ist, nicht länger
fürchten,
von Dingen unterdrückt zu werden, die deine
eignen Produkte sind...“
(Fichte 1799/1800; siehe: http://www.thur.de/philo/as222.htm)
23. 2. WAS HEGEL LEHRTE:
2. Was Hegel lehrte: Enzyklopädie,
Geschichtsphilosophie, Gesellschaftstheorie (ausgehend
von bekannten Kritiken an Hegel, die Ihr vielleicht kennt
und einbringen könnt)
24
24. 2. Was Hegel lehrte
„Phänomenologie des Geistes“
Enyzklopädie: Logik, Naturphilosophie,
Gesellschaftstheorie
Philosophie der Gesellschaft („des Rechts“)
Philosophie der Geschichte
Philosophie der Religion, der Ästhetik…
„Wissenschaft der Logik I+II“
25
29. 2.1.1. Logik
• Logik „der Sache“ (das, was „da draußen“ begriffen
werden kann/ begriffen wird: Einheit von Sein und
Denken, gedachtes Sein, Sein, das gedacht wird)
• in: „Wissenschaft der Logik“, Teil I und II
und Teil 1 der „Enzyklopädie“ („Shorter Logic“)
• Achtung! Schema!!!
• Aber inhaltlich begründeter Fortgang.
30
34. Drei Sphären der Logik
Begreifen des Notwendigen
• „indem der Gegenstand zuerst genommen wird, wie er
ist,
• dann wie er sich widerspricht,
• endlich wie er die concrete Identität der
Entgegengesetzten ist.“
(Erdmann § 15)
Ich habe einen Gegenstand, dieser wird als in sich
gegliederte Totalität/Totum angenommen -> jetzt geht es
darum, ihn angemessen zu begreifen
2.1.1. Logik
35
45. abstrakte Allgemeinheit wahrhafte Allgemeinheit
das sich selbst Besondernde
das Gemeinschaftliche das Universelle
Hinweglassung des Besonderen
„Alle Vorwürfe, welche gegen das Denken überhaupt und dann näher
das philosophische Denken vom Standpunkt des Gefühls aus erhoben
zu werden pflegen, und die so oft wiederholte Behauptung von der
Gefährlichkeit des angeblich zu weit getriebenen Denkens haben ihren
Grund in jener Verwechslung.“ (Enz.I: 312, § 163 Z) 46
Verständig/vernünftig
Allgemeines
47. Totalität
jene Einheit, bei der von nichts
abgesehen, nichts abstrahiert wird
Ganzes
Abstraktion von:
• Herkunft/ Begründung
der Teile
• gegenseitigem Enthaltensein
der Teile bzw. der Momente
und der Totalität (sind
einander äußerlich betrachtet)
• andere Besonderheiten der
Teile sind für das Ganze
unwesentlich
(Subsumtionsverhältnis)
begründet ihre Momente
Einheit des sich bewegenden
Widerspruchs (wider-
sprüchlicher Entwicklungs-
zusammenhang)
Momente gehen in ihrer
individuellen Besonderheit ein
48
Verständig/vernünftig
Allgemeines
48. 49
Systemtheorie Dialektik
Qualität der in Beziehung stehenden
Teile ist unwichtig
Vermittlungen sind qualitativ bestimmt
Von der individuellen Besonderheit der
Teile wird abstrahiert
Die Besonderheit der Momente ist
wesentlich
Nur formale Logik Dialektischer Widerspruch
Das Ganze entsteht durch „Emergenz“ Das Ganze ist die Bewegungsform der
Widersprüche.
Bloß Beschreibung von Momenten von
Entwicklung: Qualitätssprung..., aber
in abstrakter Weise
Entwicklung aus den konkreten
Widersprüchen heraus erklärbar,
konkrete innere Triebkräfte
Ermöglicht formelle Nachbildung
wirklicher (Entwicklungs-)Prozesse
Ermöglicht konkret-inhaltliches
Begreifen
Abstrakt Allgemeines Konkret Allgemeines
Verständig/vernünftig
Allgemeines
49. 3 Schritte
widersprüchliche Welt
Abstraktion von den
Widersprüchen
geistige Reproduktion
des (widersprüchlichen)
Entwicklungszusammenhangs
„Kopie“ des
Unmittelbaren
„pseudokonkret“
Analytisch (äqu.
Einheiten,
Widersprüche
aufgehoben)
„abstrakt“ (z.B.
Systemtheorie)
Dial. Konkretisierung
(Widersprüche
enthalten)
„konkret“ (Dialektik)
„Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten“
Meinungsaustausch,
„Pluralismus“
Definierte
Verwendung von
Kategorien
Begründung der
Kategorien aus der
Logik der Sache50
50. Verstand - Vernunft
Welt: Totalität
Einzelne
Tatsachen/
Bestimmungen
Abstraktion
Begreifende Erkenntnis:
Vom Abstrakten zum Konkreten
Geistig-
Konkretes
… Methode, vom Abstrakten zum Konkreten
aufzusteigen… die Art für das Denken,… sich das
Konkrete anzueignen, es als ein geistig Konkretes zu
reproduzieren. (MEW 42: 35)
51
54. Totalitarismus?
Totalität = konkret Allgemeines = Einheit von Einheit
und Unterschied = Subjekt
Vorstellung von
herrschendem,
hierarchisch Höherem
gegen untergeordnetes
Niederes.
Differenziertheit durch
Selbstbestimmung.
55
55. Totalitarismus?
Totalität: Gesamtheit aller Bedingungen
56
Kritik jeglicher Beschränktheit genauer:
Dinghaftigkeit Prozessualität Verhältnis
Prozessualität: Kritik jeglicher Verdinglichung
auf Zusammenhänge orientiert, wo erst nur
Unmittelbar-Isoliertes gesehen wird
56. Wesen u. Erscheinung
Erscheinung und Wesen: kein „Essentialismus“ im
schlechten Sinne:
• Feminismus: verallgemeinernde Reduktion auf
(geschlechtsspezifische) Stereotype
• Kulturtheorie: Vorstellung, Menschen (aus einer Kultur)
seien homogen
• Vorwurf: Bezug auf Wesen begünstige
Beherrschung
57
57. Wesen u. Erscheinung
Erscheinung und Wesen: kein „Essentialismus“ im
schlechten Sinne:
1. (Abstraktes) Sein
2. Wesen
3. (konkrete) Einheit von
Sein und Wesen:
„Begriff“ (begriffenes Sein,
seiendes Begreifen) 58
58. Wesen u. Erscheinung
Erscheinung und Wesen: kein „Essentialismus“ im
schlechten Sinne:
1. Erscheinende Planetenbewegung
2. Wesen: Gravitation(sgesetz)
3. Begriffene Planeten-
Bewegung
59
60. Erkennen = Suche nach Einheit von Denken und Sein
(Gegenstand)
• Verschiedene Sphären des Gegenstands (der Sache)
selbst und je meiner Erkenntnis als Selbsterkenntnis
des Gegenstands (etwas vom Gegenstand ist in mir,
etwas von mir im Gegenstand)
• für Hegel: gesamte Welt erkennt sich selbst, nicht nur
jeweils wir endlichen Menschen unseren endlichen
Einflussbereich
61
Idealistisch?
63. Idealistisch?
„Art für das Denken,
sich das Konkrete
anzueignen,...
keinesfalls der
Entstehungsprozess des
Konkreten selbst.“
(Marx MEW 42: 35)
… bei Hegel auch nicht !!!
64
65. Logische „Entwicklung“
= historische Logische Entwicklung ???
Philosophie als “zeitloses
Begreifen”, das sich nicht mit
der schlechten Unendlichkeit der
Abfolge endlicher Dinge
beschäftigt (vgl. Hegel Enz.II, S.
26 § 248 Zusatz) 66
67. Phil. der Gesellschaft
• in: Teil 3 der „Enzyklopädie“ und den „Grundlinien
der Philosophie des Rechts“
68
• Genannt: Philosophie des objektiven Geistes bzw.
des Rechts
• Ist jeweils Philosophie der entsprechenden
Wissenschaften.
• Erinnerung: Philosophie der Wissenschaft (der
Welt)
68. Phil. der Gesellschaft
„Was vernünftig ist, das ist wirklich,
und was wirklich ist, das ist vernünftig.“
(GPR: 24)
69
69. Phil. der Gesellschaft
„Freiheit“
• Nicht Willlkür und Beliebigkeit
• Nicht abhängig von Trieben…
• „abstrakte“ Freiheit: Isoliert von Anderem, nur
„souverän“ aus sich selbst heraus…
„konkrete“ Freiheit:
70
70. Phil. der Gesellschaft
„Freiheit“ ist bei Hegel bestimmt durch das
„Nichtabhängigsein von einem Anderen“, von
„Sichaufsichselbstbeziehen“ (Enz. III § 383 Zusatz: 26).
Aber: Das konkrete „Sich-auf-sich-selbst-Beziehen“ geht
durch das Andere/ sein Anderes (als seine
bestimmte Negation) hindurch.
Ist deshalb immer widersprüchlich!
71
71. Phil. der Gesellschaft
„Freiheit“ =
„bestimmte, durch das Verhältnis der Individuen zur Welt
vermittelte Form ihrer Selbstbeziehung,
„denn die Freiheit ist eben dies, in seinem anderen bei
sich selbst zu sein, von sich abzuhängen, das
Bestimmende seiner selbst zu sein“
(HW 8: 84)
72
72. Phil. der Gesellschaft
„Gemeinschaft der Person mit anderen muß daher
wesentlich nicht als eine Beschränkung der wahren
Freiheit des Individuums, sondern als eine Erweiterung
derselben angesehen werden.“
(Hegel Diff.,S. 65)
73
= Ubuntu !!!
73. Phil. der Gesellschaft
„Freiheit“
• Nicht Willlkür und Beliebigkeit
• „abstrakte“ Freiheit: Isoliert von Anderem, nur
„souverän“ aus sich selbst heraus…
„Man muß, wenn von Freiheit gesprochen wird,
immer wohl achtgeben, ob es nicht eigentlich
Privatinteressen sind, von denen gesprochen wird.“
(HW 12: 511) 74
74. Phil. der Gesellschaft
75
• „Grundlinien der Philosophie des Rechts“
• Enzyklopädie III: Philosophie des objektiven Geistes
„Die Idee des Rechts ist die Freiheit, und um
wahrhaft aufgefaßt zu werden, muß sie in ihrem
Begriff und in dessen Dasein zu erkennen sein.“
(HW 7: 30)
https://kurzelinks.de/PDR
76. Der „Staat“
77
Als „Staat“ sollte man nicht einfach etwas vorstellen,
was man bisher unter „Staat“ verstanden hat, sondern
letztlich den Hegelschen Begriff denken. Aus diesem
Begriff ergeben sich einige definitionsartige Sätze wie:
Der Staat ist die „Wirklichkeit […], worin das
Individuum seine Freiheit hat und genießt, aber indem
es das Wissen, Glauben und Wollen des Allgemeinen
ist“ (HW 12: 55).
Der Staat ist „das allgemeine geistige Leben […], zu
dem die Individuen durch die Geburt sich mit Zutrauen
und Gewohnheit verhalten und in dem sie ihr Wesen
und ihre Wirklichkeit haben“ (ebd.: 134).
77. Der „Staat“
78
„Der Staat ist kein Kunstwerk, er steht in der Welt,
somit in der Sphäre der Willkür, des Zufalls und des
Irrtums; übles Benehmen kann ihn nach vielen Seiten
defigurieren. Aber der häßlichste Mensch, der
Verbrecher, ein Kranker und Krüppel ist immer noch ein
lebender Mensch; das Affirmative, das Leben, besteht
trotz des Mangels, und um dieses Affirmative ist es hier
zu tun.“ (HW 7: 404)
78. Phil. der Gesellschaft
Willkommen mir des Freundes Grüßen!
Nicht Gruß, nur Fordrung von Entschlüssen
Zu Wortesthat, um zu beschwören
Die Vielen, Freunde selbst auch, die zum Wahnsinn sich
empören.
...
Und käms, wies längst mich drängt doch
loszuschlagen,
So wär Dein Ruf ein Pfand es doch zu wagen, ...
• Hegel als Vertreter des Veralteten? („preußischer
Staatsphilosoph“)
79
80. Phil. der Geschichte
Als der Gedanke der Welt
erscheint sie [die
Philosophie] erst in der Zeit,
nachdem die Wirklichkeit
ihren Bildungsprozeß
vollendet und sich fertig
gemacht hat. (Hegel GPR 27-28)
Die Eule der Minerva
81
81. Phil. der Geschichte
Bedeutet das wirklich, dass
Hegel meint, die Geschichte
sei zu seiner Zeit beendet ???
Die Eule der Minerva
82
82. Phil. der Geschichte
Weltgeschichte:
„Darstellung des Geistes [...],
wie er sich das Wissen dessen,
was er an sich ist,
erarbeitet“
(Hegel: VLPG: 31)
„Weltgeschichte [...] den Stufengang der
Entwicklung des Prinzips, dessen Gehalt das
Bewußtsein der Freiheit ist“ (Hegel VPG: 75) 83
83. Phil. der Geschichte
Weltgeschichte:
… dass Vernunft in der
Geschichte ist…
84
Phil. d. Gesch.: Suche nach
der „Vernunft“ in der
Geschichte, deshalb „linear“…
85. Phil. der Geschichte
Willkommen mir des Freundes Grüßen!
Nicht Gruß, nur Fordrung von Entschlüssen
Zu Wortesthat, um zu beschwören
Die Vielen, Freunde selbst auch, die zum Wahnsinn sich
empören.
...
Und käms, wies längst mich drängt doch
loszuschlagen,
So wär Dein Ruf ein Pfand es doch zu wagen, ...
86
86. 3. WAS MARX VON HEGEL
NUTZTE:
3. Was Marx von Hegel nutzte. (auch da wissen einige
sicher schon einiges)
87
87. Dialektik
• Es gibt Zusammenhänge (Welt ist kein
zusammenhangloses „Flickwerk“ von Fakten).
• Die Welt ist strukturiert (qualitative Unterschiede: Natur
(physikalisch, biotisch...), Gesellschaft)
• Die Welt und einzelne ihrer Bereiche entwickeln
sich.
• Die Welt und ihre Bereiche haben widersprüchliche
Aspekte.
88
89. Dialektik bei Marx
„historisch und begrifflich“ (MEW 23: 341)
• „historisch und begrifflich...
Ausgangspunkt der kap.
Produktion: Arbeiter zur
selben Zeit im selben Raum
unter Kommando des
Kapitalisten... (MEW 23: 341)
• theoretische Analyse
unterscheidet sich vom
geschichtlichen Verlauf
• z.B. Erklärung der Fragen
der Durchschnittsprofitraten
• wo sich faktisch-historisch die
Kategorien von den abstrakten
zu den konkreten entwickelt
haben, z.B. von der einfachen
Wertform zur Geldform
(Zelený: 66)
90
„Im Gang der historischen
Entwicklung verhält sich die
Sache geradezu umgekehrt.“
(Kap. III: 298)
90. Dialektik bei Marx
Unterscheidung:
• historische Voraussetzungen:
„Daß die Geldbesitzer... das Arbeitsvermögen auf dem Markt...
vorfindet, ist offenbar das Resultat einer langen historischen
Entwicklung...“
• „organische“ Voraussetzungen:
„Dies organische System selbst als Totalität hat seine
Voraussetzungen, und seine Entwicklung zur Totalität besteht
eben darin, alle Elemente der Gesellschaft sich unterzuordnen,
und die ihm noch fehlenden Organe aus ihr heraus zu schaffen.“
91
91. Dialektik bei Marx
„Negation der Negation“
• 1844 (Ökonomisch-Philosophische Manuskripte) ( Feuerbach, Hess)
Gattungswesen = freies, arbeitendes Wesen
1. Neg.
Neg.d.Neg.
= Kritik der Existenz am Wesen/Begriff
92
Äußerung als Entäußerung, d.h. als Entfremdung (MEW 40: 51
ff.) „gesellschaftliches Wesen kommt nur als sein Gegenteil, in der Form der
Entfremdung zum Dasein“ (MEW 40: 455, Ausz. aus Mill)
Kommunismus als Aufhebung der Entfremdung =
„wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch
und für den Menschen“ (MEW 40: 536)
92. Dialektik bei Marx
Wirklichkeit aus ihrer eigenen Logik heraus begreifen
• 1845/46 (Die Deutsche Ideologie)
• ...mit unserm ehemaligen philosophischen Gewissen abrechnen.“
(MEW 13: 10)
• Diese „Entfremdung“, um den Philosophen verständlich zu
bleiben...“ (MEW 3: 34)
=> „Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen
Entwicklungsprozesses der Menschen“ (MEW 3: 27)
93
93. Dialektische Entwicklung
3 „Grundgesetze“:
• Einheit und „Kampf“ der Gegensätze
• Umschlagen quantitativer
Veränderungen in qualitative
(und umgekehrt)
• Negation der Negation
• Die Welt und einzelne ihrer Bereiche
entwickeln sich:
94
94. Hilfe bei der Frage, wie das viele Material zur Kritik der
Politischen Ökonomie strukturiert werden könnte…
… vom Abstrakten zum Konkreten…
95
Innermarxistischer Streit:
• Fortgang der Kapitel im „Kapital“: historischer
dialektischer Ablauf oder nur dialektische
Darstellung???
Dialektische Entwicklung
95. 3 Schritte
widersprüchliche Welt
Abstraktion von den
Widersprüchen
geistige Reproduktion
des (widersprüchlichen)
Entwicklungszusammenhangs
„Kopie“ des
Unmittelbaren
„pseudokonkret“
Analytisch (äqu.
Einheiten,
Widersprüche
aufgehoben)
„abstrakt“ (z.B.
Systemtheorie)
Dial. Konkretisierung
(Widersprüche
enthalten)
„konkret“ (Dialektik)
„Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten“
Meinungsaustausch,
„Pluralismus“
Definierte
Verwendung von
Kategorien
Begründung der
Kategorien aus der
Logik der Sache96
97. Erbe in Skandinavien
98
„Das skandinavische Geheimnis“
Andersen, Lene Rachel; Björkman, Tomas (2020): Das skandinavische Geheimnis. Eine europäische
Geschichte von Schönheit und Freiheit. Palma de Mallorca: Phänomen-Verlag.
„Der deutsche Idealismus, insbesondere wie er von
Hegel erforscht wurde, ist die Philosophie der sich selbst
verwandelnden Schicht 5“. (197)
1. Selbst-Entdeckung
2. Selbst-Konsolidierung
3. Selbst-Verwaltung
4. Selbst-Autorenschaft
5. Selbst-Transformation
98. „Wahrheit“: im
wahren Begriff:
Einheit von (als sich
entwickelnd
begriffenen) Sein
und (dialektischem)
Denken
Was ist Wahrheit?
Fakten „was“
(unzusammen-
hängend)
„wenn...dann...“
(Gesetz)
Was II
„warum“
noch nicht die ganze
Wahrheit
( „Es genügt nicht die
einfache Wahrheit“
Volker Braun in der
DDR gegen Partei-
ideologie) 99
101. Historische Entwicklung
Der Eulenstandpunkt bei der Analyse:
• Herausfinden wesentlicher Bedingungen für das Bestehende
• keine „Wunder“
• nachträgliche Rekonstruktion von Abläufen
102
103. Der Sinn der Dialektik für Gesellschaftsveränderer:
• Herausfinden wesentlicher Bedingungen für das
Bestehende diese ggf. Bedingungen beseitigen
• Das Möglichkeitsfeld analysieren
Möglichkeiten für Neues fördern…
• Dialektik = Methode des
begreifenden, vernünftigen
(nicht nur verständiges) Denken
• und ermöglicht:
Zukünftige Entwicklung
104
104. Quellen:
105
• Fichte, J.G. (1799/1800): Die Bestimmung des Menschen,
Leipzig 1976
• Hegel HW: Hegel, Werke, Suhrkamp 1970.
• Schelling, F.W.J. (1795): Vom Ich als Princip der Philosophie
oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen (in
Ausgew.Schriften, F.a.M. 1985, Band 1)
• …
105. Zum Nachlesen:
• Frühe Texte von mir zu Hegel:
http://www.thur.de/philo/hegel.htm
• „Drei Schritte“: http://www.thur.de/philo/kp/prot7.htm
• Zu Totalität: http://www.thur.de/philo/hegel/hegel6.hm
106
http://www.hegel-system.de/de/poster.htm
• „Freiheit“ in Klass. Dt. Phil.:
http://www.thur.de/philo/as221.htm
106. Zum Nachlesen:
Veröffentlichungen von mir zu Dialektik:
107
• Schlemm, Annette (1998): Selbstorganisation, Dialektik und wir. Naturwissenschaftliches Weltbild und
Gesellschaftstheorie, Texte zur Philosophie, Heft 5, Leipzig 1998, S. 55-65.
• Schlemm, Annette (1999): Utopien nach den Bomben auf Jugoslawien? Philosophische Dialektik im
Spannungsfeld zwischen militantem Pessimismus und militantem Optimismus. Naturwissenschaftliches
Weltbild und Gesellschaftstheorie, Texte zur Philosophie, Heft 7, Leipzig 1999, S. 103-123.
• Schlemm, Annette (2003): Die Einheit des Lebens. In: Trennen verbindet. Kunst & Technik im Institut für
Fügetechnik und Werkstoffprüfung Jena. (Hrsg.: IFW Jena) 2003.
• Schlemm, Annette (2005): Different Types of Thinking About Different Things. In: Zimmermann Rainer E.;
Budanov, Vladimir G. (Eds)(2005): Towards Otherland. Languages of Science and Languages Beyond.
INTAS Volume of Collected Essays 3. Kassel: kassel university press. p. 110-122.
• Schlemm, Annette (2006): Naturwissenschaftliches Denken neben Verstand und Vernunft oder: Die
Wissenschaft ist besser, als Wissenschaftskritik oft annimmt. Vorschein Nr. 25/26. Jahrbuch 2004/2005 der
Ernst-Bloch-Assoziation (Hrsg.: Doris Zeilinger). Nürnberg : ANTOGO Verlag 2006. S. 25-45.
• Schlemm, Annette (2006): Kann Selbstorganisationsdenken die Dialektik ersetzen? Vorschein Nr. 25/26.
Jahrbuch 2004/2005 der Ernst-Bloch-Assoziation (Hrsg.: Doris Zeilinger). Nürnberg : ANTOGO Verlag
2006. S. 127-158.
107. Zum Nachlesen:
Veröffentlichungen von mir zu Dialektik:
108
• Schlemm, Annette (2008): Dass nichts bleibt, wie es ist…Die Dialektik der Entwicklung bei Hegel.
Vorschein Nr. 30. Jahrbuch 2008 der Ernst-Bloch-Assoziation (Hrsg.: Doris Zeilinger). Nürnberg :
ANTOGO Verlag 2008. S. 138-202.
• Schlemm, Annette (2011): Die virtuelle Eule der Minerva. Was nützt uns die Dialektik im
Überlebenskampf der Menschheit? VorSchein Nr. 31. Jahrbuch 2009/2010 der Ernst-Bloch-
Assoziation (Hrsg.: Doris Zeilinger). Nürnberg : ANTOGO Verlag 2011. S. 151-169.
• Schlemm, Annette (2012): Dialektik. Bloch-Wörterbuch. Leitbegriffe der Philosophie Ernst Blochs.
Berlin, Boston: De Gruyter, S. 60-83.
• Schlemm, Annette (2014): Dass nichts bleibt, wie es ist… Streifzüge 60/2014.
• Schlemm, Annette (2018): Trägt oder trügt die Hoffnung aus einer dialektischen
Geschichtsphilosophie? In: Aufhebung. Zeitschrift für dialektische Philosophie. #12/2018. Berlin:
Gesellschaft für dialektische Philosophie Eigenverlag. S. 49-69.
• Schlemm, Annette (2018): „Hegels implizite Ontologie. Das Durchscheinen der Welt in Hegels
Kategorialentwicklung.“ In: Rainer E. Zimmermann (Hrsg.): Probleme der Grundlegung nach
Schelling und Bloch. Hamburg: Verlag Dr. Kovac 2018. S. 97-114.
108. Zum Nachlesen:
Veröffentlichungen von mir zu Dialektik:
109
• Schlemm, Annette (2019): Dialektik als Logik welcher Entwicklung? Marxistische Blätter
05_2019. S.49-58.
• Philippi, Emily; Schlemm, Annette; Strobel, Fabian (2019): Widerstände - Gegensätze -
Widersprüche bei Hegel, Marx und Bloch - und sie bewegen sich/uns doch... In: VorSchein 36.
Jahrbuch 2017 der Ernst-Bloch-Assoziation (Hg.: Doris Zeilinger). Nürnberg: ANTOGO Verlag
2019. S. 189-209.
• Schlemm, Annette (2020): Die Dialektik der Natur und anderswo. Zu Sean Sayers, Z 122 (Juni
2020), S. 75-80. In: Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 123, September 2020, S. 197-
199.
• Greifenstein, Alexander; Schlemm, Annette (2020): Dialektik in der Kritischen Psychologie. In:
Forum Kritische Psychologie. SPEZIAL. Ausgewählte Beiträge der Ferienuni Kritische Psychologie
2018. Berlin: Argument Verlag 2020, S. 36-62.
• Schlemm, Annette (2022): „Es wird die Spur von unsern Erdentagen…“ Was bleibt von der
Dialektk? In: Signifikant. Jahrbuch für Strukturwandel nd Diskurs 4/5 2021/2022 (Hrsg. R.E.
Zimmermann, S. Järvenpää, Ralph-Miklas Dobler) Berlin: Wissenschaftlicher Verlag. S. 129-149.
Schlemm, Annette (2022): „Rationelle Dialektik“ Epistemologisches zur „Dialektik der Natur“.
In: VorSchein 38. Jahrbuch 2020/21 der Ernst-Bloch-Assoziation. Nürnberg: ANTOGO Verlag
2022. S. 113-129.