Präsentation von Dr. Detlev Breyer bei der DOC 2017 in Nürnberg. Titel: Stereoskopisches Sehen beim Überblendvisus mit Refraktiven Multifokallinsen im Vergleich zu Phasen Augen.
Erste Ergebnisse mit einer neuen trifokalen EDOF IOL
Stereoskopisches Sehen beim Überblendvisus mit Refraktiven Multifokallinsen im Vergleich zu Phaken Augen
1. Stereoskopisches Sehen beim Überblendvisus mit Refraktiven
Multifokallinsen im Vergleich zu Phaken Augen
D. Breyer, H. Kaymak, K. Klabe, P. Hagen, F. Kretz, G. Auffarth
2017
Nürnberg
2. Financial Disclosure
Breyer, Kaymak & Klabe Eye Surgery and Premium Eyes are Consulting, Study Center & MAB for:
Abott, Alcon, AlimeraSciences, Allergan, AMO, Bayer, Carl Zeiss Meditec, Ellex, Fluoron, Geuder, iOptics, LensAR,
Novartis, Oculentis, Oertli, Revision Optics, Santen, Staar Surgical, Thea, Topcon, Visufarma, Ziemer
3. Hintergrund
• Das Stereosehen wird bei Random-Dot-
Stereosehtests stark durch den Visus des
schlechteren Auges beeinträchtigt
Fragestellung:
Gibt es Unterschiede im Stereosehen nach
bilateraler Implantation von bifokalen IOL
bei verschiedenen Implantationsvarianten?
• Zahlreiche Mechanismen räumlicher
Wahrnehmung bekannt
Fun-Fact: Viele davon vom Prinzip
analog zu Entfernungsbestimmung in der
Astronomie
• Im folgenden einige Beispiele:
4. Monokulare Mechanismen Räumlicher Wahrnehmung:
Akkomodation
• Information über Zustand des Ziliarmuskels bei scharfer Abbildung wird an visuellen
Cortex gesandt
Erlaubt absolute Entfernungsbestimmung bis ca. 2m
Nach Katarakt-OP nicht mehr möglich
9. Monokulare Mechanismen Räumlicher Wahrnehmung:
Detailgrad
Detailgrad:
Je detaillierter eine Fläche
erscheint, desto näher ist sie
Vorne
Hinten
10. Binokulare Mechanismen Räumlicher Wahrnehmung:
Motorische Fusion (Konvergenz)
• Information über den Zustand der externen Augenmuskulatur erlaubt Bestimmung der
relativen Augenwinkel α und β
Kenntnis des Augenabstands (d≈63mm) ermöglicht unter Anwendung des Prinzips
triangulärer Peilung absolute Entfernungsbestimmung bis ca. D = 10m
β
α
d
D
11. Binokulare Mechanismen Räumlicher Wahrnehmung:
Binokulare Parallaxe (Stereopsis)
• Unterschied im horizontalen Sehwinkel unter dem ein Objekt erscheint (Disparität)
ermöglicht relative Entfernungsbestimmung von Objekten
13. Ergebnisse: Monokularer Nahvisus
Anzahl
Augen
Zielrefraktion
[dpt]
bestkorrigiert
für
CNVA
[logMAR]
63 0.0 Ferne 0.54 ± 0.19
63 -1.5 Intermediär 0.10 ± 0.12
• Nahvisus bei Augen mit Zielrefraktion -1.5dpt im
Mittel signifikant (p<0.001) besser als bei
Emmetropie
Unterschied: ca. 4-5 Zeilen
• Vermutung: Sowohl bei EV als bei BV wird
Stereoacuity durch Auge mit schächerem Nahvisus
(dasjenige mit Zielrefraktion Emmetropie) dominiert
Erwartung: Kein Unterschied im Stereosehen
zwischen beiden Varianten
Zielrefraktion [dpt]
14. Titmus Stereo-Fly-Test
• Konturbasierter Stereotest
• 9 Anordnungen mit je 4
Ringstrukturen
• Polarisationsbrille filtert das
für das jeweilige Auge
passende Bild heraus
• Tafel in Abstand D = 40cm
15. Minimum Angle of Stereopis
ohne Brille, binokular mit Brille, OD mit Brille, OS
• Pro Anordnung hat einer der inneren Ringe einen Versatz ∆x
• Analog zum Visus:
Ergebnis kann als Minimum Angle of Stereopsis (MAS) und
als Stereoacuity (SA) ausgedrückt werden
für statistische Berechnungen ist Logarithmieren sinnvoll:
Anordnung
(richtige
Antwort)
MAS
(D=40cm)
SA
dezimal logMAS
1 (unten) 800‘‘ 0.075 1.12
2 (links) 400‘‘ 0.15 0.82
3 (unten) 200‘‘ 0.3 0.52
4 (oben) 140‘‘ 0.43 0.37
5 (oben) 100‘‘ 0.6 0.22
6 (links) 80‘‘ 0.75 0.12
7 (rechts) 60‘‘ 1.0 0.00
8 (links) 50‘‘ 1.2 -0.08
9 (rechts) 40‘‘ 1.5 -0.18
Versatz ∆x
16. Ergebnisse: Titmus Stereo-Fly-Test
n = Anzahl der Patienten
EV = Emmetropic Vision
BV = Blended Vision
Phak = Phake Augen
Gruppe
SA [logMAS]
Median Mittel SD
EV 0.37 0.34 0.39
BV 0.00 0.12 0.35
Phak -0.18 -0.03 0.30
• 67% der phaken Augen haben SA von 1.5 oder besser
(vergleichbar mit: „80% haben SA von 2.0 oder besser“)
SA > VA
• Signifikante (p<0.05) Unterschiede zwischen den Medianen
Unerwartet: BV signifikant besser als EV
17. Ortsfrequenz vs. Zeilenunterschied
~8mm
Abschätzung der Raumfrequenz: • Bei niedrigen Ortsfrequenzen (z.B. 2cpd) gilt:
Nur geringe Abhängigkeit der Stereoacuity vom
Visus des schlechteren Auges
Stereoacuity bleibt relativ gut, selbst wenn das
schlechteres Auge 4-6 Zeilen schlechter sieht
• Qualitative Übereinstimmung mit unseren Ergebnissen
Dn = n Zeilen Unterschied im Visus
zwischen beiden Augen
18. Erklärungsansatz
Disparität gut erkennbar noch gut erkennbar kaum erkennbar
bds. guter Visus guter Visus nur auf einem Auge bds. schlechter Visus
• Abgleich und Identifizierung des Ringversatzes funktioniert offenbar auch dann noch, falls
ein Bild unscharf ist (schwieriger für Random-Dot-Tests)
19. n = Anzahl der Patienten
0%
25%
50%
75%
100%
"überhaupt nicht" "ein wenig" "ziemlich" "sehr"
AnteilderAugen[%]
Wie störend sind die Schwierigkeiten bei der Einschätzung von Entfernung und Tiefe?
Quality of Vision Questionnaire
Emmetropic Vision (n=26)
Blended Vision (n=21)
Ergebnisse: Quality of Vision Fragebogen
• Keine signifikanten Unterschiede zwischen Emmetropic und Blended Vision
• Unterschiede in Stereoacuity dominieren nicht die räumlich Wahrnehmung insgesamt
20. Zusammenfassung & Ausblick
• Zahlreiche mono-/binokulare Mechanismen räumlicher Wahrnehmung
Viele davon werden durch moderate Visusminderung nur gering beeinträchtigt
• Kontur-Stereosehtest „Stereo-Fly“ in der Nähe (40cm):
Comfort Blended Vision signifikant besser als Comfort Emmetropic Vision
Auge mit schlechtem Nahvisus hat nur geringe Auswirkung auf SA
• Weitere Tests bei beiden Implantationsvarianten erforderlich:
Mehr Messdaten
Messen in verschiedenen Entfernungen
Nachteil Stereo-Fly-Test:
Auch einäugiger Proband konnte Test bis Anordnung Nr. 3 lösen
(Versatz auch monokular erkennbar)
Idee: Zufälliger Versatz bei jedem der 4 Ringstrukturen
(„Random Contour Test“)
Vergleich mit Random-Dot-Tests (wenig praxisnah Tapete?;))