Die Definition und Ausprägung von Farbe und Oberflächen stellen die Unternehmen immer wieder vor ungeahnten Herausforderungen – sowohl in der Organisation, wie auch in der Umsetzung im PLM. In diesen PLM Open Hours werden die Möglichkeiten im Umgang mit Farbe- und Oberflächenvarianten gezeigt. Insbesondere legen wir Wert auf die Vorgehensweise zu einem optimalen PLM-Konzept für Farb- und Oberflächengebung sowie die verschiedenen Möglichkeiten zur Abbildung in den Systemen.
PLM Open Hours - Definition von Farben und Oberflächen
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Definition von Farben und Oberflächen
Christian Bacs, Thomas Jäger, 01.02.2016
INTELLIACT
PLM OPEN HOURS
2. Agenda
Ausgangslage und Zielsetzung
Einführung
Voraussetzungen zur Beschreibung der Anwendungsfälle
Produkttyp/Auftragsabwicklung
Identifikation der betr. Komponenten
Verfahren
Ausprägung
Anwendungsfälle
PLM-Konzepte
Beispiele
Zusammenfassung
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PLM OPEN HOURS – DEFINITION VON FARBEN UND OBERFLÄCHEN
3. Ausgangslage und Ziel
Problemstellung
Oft ist nicht vollständig geklärt:
– Wer definiert in welchen Systemen (CAD, PDM, ERP, etc.) im Entwicklung- und
Auftragsabwicklungsprozess Farben und Oberflächen?
– Wie genau wird die Ausprägung im Auftragsfall in den Systemen hinterlegt
Der Vorteil, Farbvarianten spät in die Wertschöpfung einzubringen, wird oft nicht
genutzt
Dies führt oft zu Problemen und Mehraufwand – insbesondere im
Änderungsprozess oder in den nachgelagerten Prozessen. Beispiele:
– Mehraufwand: Eine neue Farbvariante wird eingeführt. Die Entwicklung muss nun deshalb
alle Farbvarianten ändern/ergänzen
– Problem: Service soll lackiertes Ersatzteil liefern, es ist aber nicht nachvollziehbar, in
welcher Farbe dies im Auftrag lackiert worden ist
Ziel
Eine Definition von Anwendungsfällen bez. Farben und Oberflächen soll dem
Unternehmen helfen, das richtige Set von PLM-Konzepten festzulegen und
umzusetzen
Das PLM Konzept soll den Auftragsabwicklungsprozess optimal unterstützen (z.B.
durch Entlastung der Technik bei der Generierung neuer Farbvarianten)
Das PLM-Konzept soll insbesondere auch den Änderungsaufwand und -Komplexität
reduzieren und die Rückverfolgung für nachgelagerte Prozesse gewährleisten (wenn
gefordert)
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4. Einführung
Bei der Themenstellung «Farben und Oberflächen» ist es nicht selten, dass
zahlreiche Farb-Varianten vorhanden sind (intern, kundenspezifisch)
Eine hohe Variantenanzahl (bsp. Farbe) erhöht die Produktkomplexität und
damit auch die Änderungskomplexität
In der Regel besteht die Möglichkeit, Farbe als Eigenschaft erst spät in der
Wertschöpfung im Produkt auszuprägen (z.B. Etikette, Lackierung etc.).
Dieser Vorteil soll genutzt werden.
Es ist folglich ratsam, die Farbgebung – sofern dies zulässig ist – möglichst
spät in der Wertschöpfung auszuprägen und so lange wie möglich
«farbneutral» zu arbeiten
Hohe Produktvarianz ohne Belastung in der Entwicklung
Weniger Änderungsaufwand- und Komplexität
Um zu prüfen, inwiefern dies möglich ist, müssen zunächst die
Anwendungsfälle definiert werden
Die Anwendungsfälle beeinflussen wesentlich das PLM-Konzept
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5. Einführung: 2 Beispiele (Extremfälle)
Farbvarianten werden im CAD definiert (Entwicklungsgetrieben)
Farbvarianten werden im Auftrag definiert (Marktgetrieben)
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Gelb
Rot
Grün
Zeichnung Gelb
Zeichnung Rot
Zeichnung Grün
CAD Artikel und Auftrag
Produkt Gelb
Produkt Rot
Produkt Grün
Produkt Gelb
Auftrag Gelb
Neutral Zeichnung Neutral
CAD Artikel und Auftrag
Produkt Neutral Auftrag Gelb
Produkt Neutral
Lackierung = Gelb
Definition der Farb-
Varianz
Definition der Farb-Varianz
6. 1. Definition der Auftragsabwicklung des Produktes (MTS, ATO, MTO, ETO):
Welchen Einfluss hat der Kunde auf die Farbe und Oberfläche?
Wann soll eine Farb- oder Oberflächenvariante in den Auftragsabwicklungsprozess einfliessen?
2. Welche Komponenten des Produktes sind betroffen?
Welche haben Farb- und Oberflächenvarianten mit gleicher Geometrie?
Ist die Farb- und Oberflächengebung vom Material abhängig oder nicht?
3. Was sind die möglichen Verfahren zur Herstellung der betroffenen
Komponenten?
Legierung? Bedruckt? Etc.
4. Wann im Herstellungsprozess können die Farb- und Oberflächen ausgeprägt
werden?
Einkauf, Herstellung/Fertigung, Montage etc.
Voraussetzungen zur Beschreibung der Anwendungsfälle
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Produkttyp/Auftragsabwicklung
Identifikation der betr. Komponenten
Anwendungsfälle
PLM -
Konzepte
Verfahren
Ausprägung
System-neutrale Beschreibung System-spezifisch
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2
3
4
7. 1) Produkttyp: Order Penetration Point
Strategische Überlegung zur Auftragsabwicklung:
Abhängig vom Order Penetration Point können die Anforderungen für die
Farb- und Oberflächenausprägung verschieden sein
MTS: Vorgefertigte Lager- und Massenprodukte, die Farbe und Oberfläche können in jedem
Prozessschritt ausgeprägt werden, Optimierung bspw. durch Einkauf etc.
ATO: Stellen Farbe und Oberfläche ein Marktmerkmal dar:
– In der Vor- oder Endmontage Farb- und Oberflächengebung über den Prozess einfliessen
lassen Schlanke Lagerstrategie, agile Auftragsabwicklung
MTO und ETO:
– Kundenspezifische Anpassung der Farbe und Oberfläche benötigt entweder eine agile
Produktion (nicht funktionale Farbe und Oberfläche)
– oder längere Entwicklungs-/Lieferzeiten (funktionale Farbe und Oberfläche)
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Material
Teile-
Fertigung
Komponenten-
Fertigung
Vor-
Montage
End-
Montage
Lagerung
ETO
MTO
ATO
MTS
Order Penetration Point
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8. 2) Identifikation der betr. Komponenten
Für welche Komponenten im Produkt sind Farbe und
Oberflächen relevant? Für welche gibt es Varianten?
Komponenten mit variierenden Farben und
Oberflächen (mehrere Ausführungen = Artikel)
Deckel, Front, Back
Beschriftung
Tinte
Verfahren und Ausprägung zu definieren
Komponenten ohne Varianz der Farben und
Oberflächen
Filzspitze (Farb-neutral)
Hülse
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9. Ausprägung und Verfahren von Farben und Oberflächen
Der Zeitpunkt der Ausprägung von Farben und Oberflächen wird durch das gewählte
Verfahren bestimmt. Gegebenenfalls bieten sich Verfahren in verschiedenen
Wertschöpfungsstufen an:
Die verschiedenen Farben / Oberflächeneigenschaften werden durch das Rohmaterial
beeinflusst (z.B. Deckel):
Material/Werkstoff (Granulat etc.)
Legierung
Oberflächenbeschaffenheit (e.g. Guss, Drehen, Fräsen)
…
Die verschiedenen Farben / Oberflächeneigenschaften lassen sich durch unterschiedliche
Verfahren erreichen (Teilefertigung oder Vormontage)
Beschichtung
Farbe (Lackieren etc.)
…
Die verschiedenen Farben / Oberflächeneigenschaften lassen sich bei Bedarf durch die
End-Montage entsprechender Halb- und Rohteile erreichen
Bedrucken
Mit Folie beziehen
Labeling
…
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Teile-
Fertigung
(HALB)
Vor-
Montage
(HALB)
End-
Montage
(FERT)
Roh-Stoffe
(ROH)
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10. Ausprägung und Verfahren von Farben und Oberflächen
Sind Farbe und Oberfläche vom Material abhängig
(daher eine Eigenschaft)?
Definition des Verfahrens
Komponenten mit Material-abhängigen Farben und
Oberflächen (mehrere Ausführungen = Artikel)
Deckel, Front, Back Guss
Tinte Roh
Einkauf, Halb
Komponenten mit Material-unabhängigen Farben und
Oberfläche (1 Artikel und eine oder mehrere
Ausprägungen)
Hülse
Filzspitze (Farb-neutral)
Beschriftung Etikette
Endmontage
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11. Zusammenfassung der Anwendungsfälle
Produkttyp: MTS (Make to Stock)
Anwendungsfall 1:
Deckel, Front, Back Guss
Tinte Roh
Vorgefertigt, an Lager
Anwendungsfall 2:
Beschriftung Etikette
Endmontage
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12. Definition und Abbildung in PLM-Systemen
Die Grundlage des Digitalen Produkts
Intelligent strukturierte Produkte
Optimale Unternehmensprozesse
Für Ihr Unternehmen
massgeschneiderte IT Tools
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13. Mögliche PLM Konzepte (Beispiele, nicht vollständig)
CAD Struktur
Eine CAD Struktur für alle Farbvarianten
Eine CAD Struktur je Farbvariante
Familientabelle
Zeichnungsableitung
Eine neutrale Zeichnung für alle Farbvarianten
Eine neutrale Zeichnung für alle Farbvarianten, Stempel je Farbvariante
Eine Zeichnung je Farbvariante
Artikelstruktur
Maximalstückliste, alle Farbvarianten in einer Gesamtstruktur
Eine Stückliste für jedes Produkt
Attribut auf Artikel
Textposition
Bewegungsdaten
Textpositionen Auftrag
Stempeln (Zeichnung)
Konfiguration
Arbeitsschritt/Arbeitsplan
Serialisierung
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14. Änderungswesen
Sicherstellung der Änderungen für alle Varianten, z.B.:
nur eine Geometrie/Zeichnung
aber mehrere Artikel
Änderungen an den Oberflächen können die Eigenschaften und damit
auch «Form, Fit, Function» eines Teils verändern:
– Kühlleistung
– Elektrische Eigenschaften
– Festigkeit
– Schwerpunkt
– Gewicht
– Etc.
Ausschlaggebend für die „Form-, Fit- &-Function“-Kriterien ist einzig
die Produkt-Spezifikation
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15. Rückverfolgbarkeit (Beispiele, nicht vollständig)
Falls eine Rückverfolgbarkeit gefordert ist, kann dies je nach gewählter
Lösung über die Stammdaten oder die Bewegungsdaten gewährleistet
werden
Stammdaten:
Jede Farbvariante liegt als Artikel vor und kann daher in einer Stückliste
nachverfolgt werden
Bewegungsdaten:
Auftrag
Chargen
Seriennummer
Konfigurationsprofil
Etc.
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17. Beispiel: Automobil
Produkttyp MTS und ATO
Komponenten: Karosserie, …
Verfahren: Lackierung
Ausprägung: HALB (Vormontage)
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PLM OPEN HOURS – DEFINITION VON FARBEN UND OBERFLÄCHEN
Motor
Karosserie
Chassis
Automobil “Neutral”
Karosserie “Neutral”
Chassis
Motor
Input Intern/Kunde
Schwarz lackieren
Automobil “Neutral”
Karosserie “Neutral”
Konfiguration
“Schwarz”
Endmontage
Karosserie
Chassis
Motor
Serialisiering “Schwarz”
In FIN/VIN W0L000051T2123456
18. Zusammenfassung
So spät wie möglich die Farb-Varianz definieren und ausprägen
Zusammenstellen der Anwendungsfälle (Systemneutral) steht im
Mittelpunkt
Definition der Auftragsabwicklung des Produktes (MTS, ATO, MTO, ETO)
Welche Komponenten sind betroffen?
Welche Komponenten haben Farb- und Oberflächenvarianten?
Ist die Farb- und Oberflächengebung vom Werkstoff abhängig oder nicht?
Was sind die möglichen Verfahren zur Herstellung der betroffenen Komponenten?
Wann im Herstellungsprozess können die Farb- und Oberflächen ausgeprägt werden?
Einkauf, Herstellung/Fertigung, Montage etc.
Daraus können die idealen PLM-Konzepte abgeleitet werden, mit dem Ziel,
die Farb-/Oberflächen-Variantenhandhabung in der Entwicklung und für
Aufträge möglichst effizient zu gestalten
Wichtige Aspekte zu beachten:
Wenig Änderungsaufwand Varianten möglichst spät in den Prozess einbinden und
nur über die Entwicklung definieren, falls funktional zwingend
Aufwandsreduzierung für weitere neue Farbvarianten
Rückverfolgbarkeit (falls gefordert)
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PLM OPEN HOURS – DEFINITION VON FARBEN UND OBERFLÄCHEN