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Trendmonitor 2016
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 1
Impressum
Herausgeber
Goldmedia-Gruppe
Goldmedia GmbH Strategy Consulting
Prof. Dr. Klaus Goldhammer
Oranienburger Str. 27 I 10117 Berlin-Mitte
Telefon: 030-246 266 0 I Fax: 030-246 266 66
www.Goldmedia.com
Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Presseabdruck honorarfrei unter Angabe der Quel-
le. Alle Inhalte des Dokuments wurden nach bestem Wissen recherchiert und erstellt. Für Irrtümer
und Druckfehler übernimmt der Herausgeber jedoch keine Verantwortung. Der Herausgeber über-
nimmt ebenso keinerlei Verantwortung oder Haftung für Handlungen, Aktivitäten oder Unterlas-
sungen, die auf Grundlage der Inhalte und Empfehlungen des Trendmonitors erfolgen.
Redaktionsschluss: 16.12.2015
Redaktion: Dr. Katrin Penzel
Bildquellen: Grafiken: © Goldmedia, Porträtfotos: © Goldmedia/Sigbert Georgi/Bildfuchs.de
Porträt Dr. Andreas Büchelhofer: © Peter Svec; Porträts: Belz, Wierth ohne Copyright
Bild Seite 4: Komische Oper Berlin, © Kay Koester
Bei der Veröffentlichung der Trends kooperierte Goldmedia mit dem Mediendienst Kress. Im De-
zember 2015 erschienen regelmäßig Trends als Goldmedia-Gastkommentare bei www.kress.de
und im Goldmedia-Blog.
Pressekontakt
Goldmedia GmbH: Dr. Katrin Penzel, Tel: +4930-246 266-0, Katrin.Penzel@Goldmedia.de
Goldmedia Gruppe
Goldmedia ist eine Forschungs- und Beratungsgruppe mit dem Fokus auf Medien, Entertainment
und Telekommunikation. Wir unterstützen seit 1998 nationale und internationale Kunden bei allen
Fragen der digitalen Transformation. Dazu bietet Goldmedia ein breites Leistungsspektrum in den
Bereichen Consulting, Research, Personal- und Politikberatung. Standorte der Unternehmensgruppe
sind Berlin und München. Weitere Informationen: www.Goldmedia.com
Abdruck honorarfrei.
Bildmaterial auf Anfrage und unter www.Goldmedia.com
Bitte schicken Sie uns ein Belegexemplar.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 2
Goldmedia Trendmonitor 2016
Welche Entwicklungen sind 2016 in
der Medien-, Entertainment- und Tele-
kommunikations-Branche in Deutsch-
land zu erwarten?
Die Beratungs- und Forschungsgrup-
pe Goldmedia veröffentlicht alljähr-
lich Analysten-Kommentare und The-
sen zu relevanten Trends des kom-
menden Jahres in Deutschland.
Der Trendmonitor 2016 gibt einen Ausblick auf ausgewählte Entwicklungen
in den Bereichen Medien, Internet, Telekommunikation und Entertainment.
Inhalt
 Digitale Adipositas: Die informationelle Fettsucht hat uns fest im Griff 3
 “Back to live” – Live-Videos im Internet werden 2016 boomen 4
 Die letzte Bastion des klassischen Hörfunks fällt: In-Car-Entertainment
verändert die Mediennutzung 7
 Virtual Reality wird Wirklichkeit: Warum VR-Brillen nun (endlich) salonfähig
werden 10
 Fan Data Strategy: Ligen, Proficlubs und Sportvermarkter monetarisieren ihre
digitale Reichweite immer besser 13
 Fernsehen extrascharf: UHD-TV-Geräte liefern brillante Bilder und Video-on-
Demand-Dienste dafür das nötige Futter 16
 Der Wettbewerb im Heimnetzwerk ist eröffnet: Das beste WLAN der Welt
kommt vielleicht bald von Inhalteanbietern 19
 Fernsehen ist das neue Fernsehen: Wie junge Zuschauer es für sich neu
erfinden 21
 Warum Amazon gedruckte Bücher stationär verkauft: Die digitale Offensive
im Handel geht in viele Richtungen 23
 Roboter als neue Journalisten und Gatekeeper? Datengetriebene
Inhalteproduktion ist Trend 25
 OK, Siri! – Digitale Assistenten werden immer mehr Aufgaben übernehmen
und damit die Post-App-Ära einläuten 28
 Die Unschärferelation in der TV-Reichweitenforschung: Soziodemografische
Datentiefe vs. breitere Abbildung der Gesamtnutzung 30
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 3
Digitale Adipositas: Die informationelle
Fettsucht hat uns fest im Griff
Gelegentlich überkommt einen das Gefühl,
online viel zu viel von der ewig gleichen
Nachricht gesehen zu haben: Die Mediensi-
tes gelesen, dazu noch die Posts aller Freun-
de, die sich auf Facebook oder Twitter dazu
auslassen und auf weitere Artikel verlinken;
dann googelt man noch hinterher und ir-
gendwann ist es wirklich genug. News-
Überdruss. Wie eine ganze Tüte Gummibär-
chen, die einem Kind gut schmeckt, aber am
Ende doch Bauchschmerzen bereitet. Nach-
richten werden nicht nur immer schneller transportiert, sondern durch Re-
produktion und Verlinkung schlicht immer mehr. Man schwimmt in einem
Infomeer, dessen Wellen immer höher schlagen.
Digitale Adipositas könnte man es nennen – informationelle Fettsucht.
Verursacht durch die massenweise Rekombination und Re-Iteration einer
Ursprungsmeldung auf allen Kanälen. Ein Trend in unserer digitalen Welt,
der auch 2016 weiter wachsen wird. Online ist nun möglich, dass alles ge-
sagt wird und zwar von jedem über jeden Kanal: Medien, Journalisten,
Freunde, Bekannte, Unbekannte. Die News werden dadurch nicht besser,
sie nehmen nur an Masse zu. Aber nicht allein die News, das gesamte
mobile Datenvolumen vor allem durch immer mehr Videos, so die bekann-
ten Prognosen, wird sich zwischen 2014 und 2019 etwa verzehnfachen.
Infofett mal zehn?
Auch in der persönlichen Kommunikation klebt die Infomasse an uns allen
ganz gehörig: Mütter schauen auf ihre Handys und nicht auf ihre spielen-
den Kinder. Autofahrer fixieren eine Textnachricht bei voller Fahrt und
nicht den Verkehr. Schüler texten im Unterricht unter dem Tisch und die
ersten offiziellen Warnschilder sind schon für Fußgänger aufgestellt, lieber
die Straße als den Facebook-Post zu betrachten.
Über alles und jedes wird mit allen und jedem digital gesprochen: 12- bis
19-Jährige in Deutschland schicken sich im Durchschnitt 780 Messages pro
Monat. 26 Nachrichten pro Tag. Im Durchschnitt! Der Wert hat sich – vor
allem durch den rasanten Anstieg bei WhatsApp – in nur zwei Jahren ver-
dreifacht. (Dialog Consult/VATM)
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 4
Als immer größerer Luxus erscheint deshalb die De-Kommunikation – digi-
taler Detox sozusagen. Entschlacken vom Infofett. Die Umsetzung ist ganz
einfach, das Handy bleibt aus. Eine gelegentliche Fastenkur für die eigene
Kommunikation, um digitale Adipositas in die Schranken zu weisen.
Der Telekom-Spot "Familie Heins feiert Weihnachten" vom Dezember
2015 zeigt, wie Tochter Clara ihr Handy ausschaltet, Mutter Steffie das
Tablet weglegt, Vater Walter den Fernseher ausschaltet und Oma Charlot-
te sich gleich ganz aus dem Netz ausklinkt. Statt digitalem Overflow be-
wirbt die Deutsche Telekom mit breitem Rücken besinnliches Miteinander,
ganz ohne Netz. Der Slogan: „Die einzige Verbindung, die Magenta Eins
nie schaffen wird, ist diese.“ – Recht hat sie.
Eine schöne Spielidee in diesem Kontext, um digitale Fettsucht zu testen:
Beim gemeinsamen Essen in einem Restaurant legen alle ihre Handys zu-
sammen in die Mitte des Tisches übereinander. Derjenige, der sein Handy
als erster wieder an sich nimmt – aus welchem Grund auch immer – zahlt
die Rechnung für alle.
Den Trend, dass wir immer mehr im Datenmeer Gefahr laufen, digital adi-
pös zu werden, lässt sich an solchen Selbstversuchen gut überprüfen. Ent-
zugsschmerz von der süßen Verlockung der digitalen Welt oder „Zahl-
schmerz“ für die Restaurantrechnung stehen im Wettbewerb. So oder so:
2016 wird das Jahr der informationellen Fettsucht.
Prof. Dr. Klaus Goldhammer,
Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 5
“Back to live” – Live-Videos im Internet
werden 2016 boomen
Medienkonsum im Internet, das bedeutet
vor allem Aktualität, Interaktivität und
Zeitunabhängigkeit: Online werden Video-
und Audiostreams abgerufen, wo und wann
immer der Nutzer es will. Das Ende des Pro-
grammschemas. Umso mehr überrascht der
Trend, dass ein wachsender Teil der Online-
Nutzung sich wieder Angeboten zuwendet,
die live und damit jeweils einmalig, weil zeit-
abhängig sind. Live-Streaming wird zum
neuen Mainstream.
Die weltgrößte Plattform für Live-Video-Streams ist derzeit Twitch. Die
Amazon-Tochter bedient monatlich über 100 Mio. Nutzer, die im Schnitt
täglich mehr als 100 Minuten die Streams von rund 1,7 Mio. Anbietern
anschauen. Das mit Abstand wichtigste Format auf Twitch ist dabei das
Social Video Gaming, eine Live-Version der beliebten „Let’s Play“-Videos,
bei denen Gamer sich beim Spielen quasi über die Schulter schauen lassen
und dabei Abonnentenzahlen zum Teil in Millionenhöhe erreichen. Anders
als auf YouTube ist bei den Livestreams auf Twitch dabei eine unmittelbare
Interaktion zwischen dem Sendenden und seinen Zuschauern möglich. Li-
ve-Chat-Kommentare werden direkt aufgegriffen und so Teil des medialen
Erlebnisses.
Zu den prominentesten deutschen „Twitchern“ gehört das Team von Ro-
cket Beans. Sie waren Ende 2014 zwar keinesfalls die ersten, die den Weg
aus dem klassischen TV ins Netz gegangen sind. Aber, sie sind wohl die
ersten in Deutschland, die auf den Faktor „Live“ als elementaren Baustein
für ein plattformübergreifendes Angebot setzen. Und das mit Erfolg: Mitt-
lerweile folgen über 200.000 Nutzer dem Rocket Beans-Stream auf
Twitch, dessen Inhalte im Bereich Popkultur und Humor angesiedelt sind.
Auch Amazon selbst mischt beim Thema Live-Streaming kräftig mit und
nutzt Twitch u.a. für die Promotion seines Instant Video-Angebots. So ver-
anstaltete Rocket Beans Anfang November 2015 ein Social Viewing Event
für die neue Amazon-Serie „Wayward Pines“. Parallel zur Ausstrahlung
konnte man sich die Kommentare der Rocket Beans-Moderatoren anhören
und dabei parallel via Chat kommentieren.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 6
Twitch lässt aber auch alte Fernsehklassiker wieder auferstehen. Ein gutes
Beispiel ist der neuntägige Bob-Ross-Dauermarathon, der im Oktober
2015 auf Twitch zu sehen war. Dabei wurde das über 200 Stunden Male-
rei-Lehrvideos umfassende Fernsehlebenswerk des englischen Kult-Malers
am Stück ausgestrahlt und erreichte insgesamt mehr als fünf Mio. Nutzer
– bis zu 180.000 parallel. Twitch weihte damit seine neue „Kreativ“-
Sektion ein. So wird Live-Streaming 2016 auch abseits von Gaming-Nerds
neue Zielgruppen erreichen.
Der Erfolg dieser neuen Formate zeigt, dass die vielzitierte Lagerfeuerfunk-
tion des Fernsehens offensichtlich nicht ausgedient hat und auch im Inter-
net ein wichtiges Nutzungs-motiv bleibt. Die Zuschauer wollen live Ge-
schichten erleben. Derzeit mögen es noch Nischenthemen wie Let’s Play
oder Bob Ross sein. Doch letztlich wird Live-Video-Streaming zum interak-
tiven Social TV in Reinform. Hinzu kommt, dass die einstigen Konsumen-
ten durch den Live-Streaming-Trend Plattformen und Technologien in die
Hand bekommen, die noch vor wenigen Jahren allein großen Rundfunk-
unternehmen vorbehalten waren - und plötzlich alle nur denkbaren Inhalte
live gestreamt werden können.
Live-Streaming kommt deshalb aus der Nische und wird zum großen The-
ma in 2016: Denn auch andere Große der Branche fördern die Entwick-
lung mit Kräften: Twitter setzt auf Periscope, mit dem mobiles Live-Video-
Streaming für jedermann möglich wird. Meerkat und Bambuser bieten
ähnliches. Und auch Video-Marktführer YouTube wird das Live-Segment
nicht den anderen überlassen und startet mit YouTube Gaming eine auf
Videospiele fokussierte Plattform, die neben den üblichen On-Demand-
Videos auch Livestreams anbietet. Nicht zuletzt machen Plattformen wie
YouNow ihren Namen zum Programm: Jeder kann jederzeit ohne jeglichen
Aufwand Live-Videos über das Internet für alle bereitstellen. TV-Sender
sind damit auch für Live-Content längst nicht mehr die einzigen Broadcas-
ter.
Mathias Birkel, Senior Manager Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 7
Die letzte Bastion des klassischen Hörfunks
fällt: In-Car-Entertainment verändert die
Mediennutzung
Die digitale Vernetzung des Autos schreitet
voran: Laut Verband der Automobilindustrie
(VDA) werden 2016 bereits 80 Prozent der
Neufahrzeuge in Deutschland eine Internet-
verbindung haben. Bis zum Jahr 2020 wer-
den rund 16 Millionen solcher ‚Connected
Cars’ auf den Straßen unterwegs sein
(Goldmedia). Wie Nutzeranalysen zeigen, ist
dabei Musik-Streaming inzwischen das
meistgewünschte Feature im vernetzten Au-
to. So werden In-Car-Technologien und En-
tertainment-Angebote zunehmend ein wichtiges Kriterium bei der Kau-
fentscheidung. Denn wer „Always On“ sein will, möchte beim Schließen
der Fahrzeugtür nicht seinen normalen Medienkonsum aufgeben. Das be-
obachtet die Automobilbranche sehr genau und sorgt aktuell dafür, dass
das Smartphone seinen Weg auf die Head Units findet.
So lassen sich etwa bei Fords proprietärem System SYNC die Inhalte des
Smartphones auf die Mittelkonsole des Autos spiegeln. Die Verbindung
zum Datennetz erfolgt über das (per Bluetooth oder Kabel) verbundene
Mobilgerät. Die Steuerung der kompatiblen Apps läuft per Touchscreen,
über die Bedienelemente am Steuer oder per Sprachbefehl. Opel geht mit
seinem Service OnStar noch einen Schritt weiter und integriert LTE-
Empfang und WLAN-Hotspot gleich in das Fahrzeug, inklusive eigener
Apps.
Die Vernetzung des Autos wirbelt die Wertschöpfung in der Automobil-
branche gehörig durcheinander und lässt gewichtige neue Player in den
Markt treten – allen voran das Silicon Valley: Mit CarPlay und Android Au-
to bringen Apple und Google ihre Betriebssysteme in die Autos und die
Apps via Smartphone auf die Autodisplays. Klar ist, dass die beiden sich
mit einer bloßen Dienstleistungslösung als OTT-Service auf Dauer nicht zu-
frieden geben dürften. Langfristig wird Android als eigenständiges Auto-
Betriebssystem ab Werk auf der Infotainment-Hardware landen.
Auch für das klassische Radio wird es langsam eng. Einst unangefochtener
und treuer Begleiter des Autofahrers bei Stau und Regen und der tägli-
chen Fahrt zur Arbeit, machen sich inzwischen neue digitale Anbieter
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 8
breit: Längst haben sich Streaming-Dienste wie Spotify, TuneIn oder Au-
peo einen Platz im App-Ensemble der Head Units im Auto gesichert. Sie
liefern dabei einen Vorgeschmack auf die Audionutzung im Auto der Zu-
kunft: on demand, kontextabhängig und personalisiert.
Hat die Plattform-Logik erst einmal die Entertainment-Systeme der Herstel-
ler in größerem Stile erreicht, wird sie eine disruptive Kraft erzeugen. Denn
die Services ergänzen das klassische Autoradio nicht nur, sondern ersetzen
es zunehmend: Allein TuneIn bündelt mit seinem Dienst 60.000 Radiosta-
tionen. Hinzu kommen Services wie Navigations-Apps mit aktuellen Stau-
meldungen, News aus sozialen Netzwerken oder Empfehlungen zu Se-
henswürdigkeiten in der Umgebung. Kurz gesagt: Die Verbraucher kön-
nen ihr gewohntes mobiles Nutzungsverhalten ganz einfach im Auto wei-
ter ausleben.
Aber noch ist die erzielte Reichweite im Auto für die klassischen Pro-
grammanbieter eine Burg: 44 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung
hört täglich im Auto Radio (ma 2015 Radio I), und während der CD-Player
bereits wieder aus den Entertainment-Systemen der Hersteller verschwun-
den ist, liegt das Radio bei der Audionutzung unangefochten an der Spit-
ze. Doch Google, Spotify und Co. arbeiten aktiv daran, auch diese letzte
Bastion zu stürmen
Eduard Scholl, Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 9
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 10
Virtual Reality wird Wirklichkeit: Warum VR-
Brillen nun (endlich) salonfähig werden
Nach langer Ankündigungsphase wird die
Consumer-Variante der Oculus Rift-Brille für
Anfang 2016 erwartet. Eine Virtual Reality-
Brille, die dem Nutzer in eine dreidimensio-
nale Welt versetzt. Das Lieblingsspielzeug
von Facebook-Chef Mark Zuckerberg er-
möglicht nicht nur neue immersive Spiele
und Werbeformen („360-Ads“), sondern
auch virtuelle Städtetouren, technische Un-
terstützung und sicherlich auch neue For-
men der Pornografie. Denn inzwischen sind
eine Reihe von Brillen auf dem Markt.
Den Grundstein für die sogenannte VR-Brille legte Nintendo bereits 1995
mit der Spielekonsole Virtual Boy und einem monochromen 3D-Display.
Ein Verkaufsschlager war das damals aber noch nicht: Vom Virtual Boy
verkauften sich weltweit nur 140.000 Exemplare. Die schlechte Dis-
playqualität und mangelnder Tragekomfort waren wohl die größten Hür-
den. Seitdem kamen immer wieder Modelle auf den Markt, die aber nicht
überzeugen konnten. Mittlerweile stehen die Zeichen gut: Die virtuelle
Welt wird immer realistischer.
Alle heutigen VR-Brillen heben sich in einem sehr wichtigen Punkt vom
gemeinsamen Vorfahren Virtual Boy ab: Sie versuchen, die Realität so gut
wie möglich abzubilden oder diese mit Zusatzinformationen zu ergänzen.
Moderne VR-Brillen lassen sich in drei Kategorien einteilen: Smartphone-
gebundene VR-Brillen, PC- oder Konsolen-gebundene VR-Brillen und
Augmented-Reality-Brillen.
Was sind die Markttreiber?
Vor allem die Spieleindustrie und mit ihr die Gamer-Szene setzen heute
auf Neuentwicklungen im VR-Bereich. Der Trend geht hier zu gemeinsa-
men Entwicklungen von Hardware- und Softwareherstellern. Ein Beispiel
ist die VR-Brille HTC Vive, die in Zusammenarbeit von Smartphone-
Hersteller HTC und Softwareproduzent Valve ebenfalls im Frühjahr 2016
gelauncht werden soll. Immerhin stammen von Valve auch Spielelegenden
wie Half Life oder Counterstrike. Gerade Spiele, die in der Ego-Perspektive
gespielt werden, gewinnen durch die 3D-Ansicht und die Möglichkeit, sich
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 11
mittels Kopfbewegungen auch innerhalb des Spieles umsehen zu können,
deutlich an Immersionskraft.
Aber auch außerhalb des Entertainment-Bereiches gibt es Anwendungsfäl-
le für VR-Brillen. Bereits heute werden sie bspw. in der Medizin verwendet,
wenn bei oder vor Operationen ein Blick „in den Körper“ nötig ist. Oder
sie dienen jungen Ärzten als Übungsmöglichkeit für komplizierte Operati-
onen, ähnlich einem Flugsimulator für angehende Piloten. Volkswagen
nutzt inzwischen in der Autoproduktion 3D-Smartglasses als Teil der Stan-
dardausrüstung in seinem Werk in Wolfsburg. Mit den Brillen können u.a.
Strichcodes direkt gelesen werden.
Die Aktivitäten der Internetgiganten
Apple hat mit Metaio Mitte 2015 einen der Augmented Reality-Pioniere in
Deutschland gekauft. Metaio bietet nicht nur eine App, die bspw. Infor-
mationen aus Wikipedia mit dem jeweiligen Standort des Nutzers verbin-
det, sondern auch Simulationslösungen, die bspw. zeigen, wie Möbel in
einer Wohnung aussehen können.
Für neuen VR-Schwung sorgte auch die Google Cardboard. Die plattform-
übergreifende Entwicklung von Google startete als einfaches Pappkist-
chen, mit der das Smartphone zur VR-Brille wird. Auch hier sind die Mög-
lichkeiten nahezu endlos, da Google es Entwicklern sehr einfach macht,
aufbauend auf ihrem System neue Applikationen zu entwickeln. In diesem
Fall besteht der besondere Reiz in der simplen Zugänglichkeit über ein
Smartphone und dem extrem niedrigen Preis. Fast wöchentlich kann man
in den App-Stores neue Anwendungen entdecken, die auf dieser Techno-
logie aufbauen. In naher Zukunft werden deshalb auch größere Software-
Hersteller auf diesen Trend aufspringen.
Google selbst präsentierte bereits 2015 mit 360-Grad-Videos einen weite-
ren Einsatzbereich für VR-Brillen. Und mit Google Jump und Jump As-
sembler wurden gleich die passende Hard- und Software zur Verfügung
gestellt, um Filme in 3D und einer 360-Grad-Perspektive zu betrachten.
Vielleicht sehen wir schon 2016 den ersten Kinofilm, in dem wir mit einer
VR-Brille regelrecht herumspazieren können.
Und auch das gibt es schon: Auf der Crowdfunding-Plattform kickstarter
läuft derzeit eine Kampagne, die eine ferngesteuerte Drohne mit der
Google Cardboard verbindet. Dadurch kann man all das sehen, was auch
die Drohne sieht. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, nicht nur im Modell-
bau, sondern auch im militärischen Bereich. Die Drohne wird Mitte 2016
auf den Markt kommen.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 12
2016 wird es zahlreiche weitere Entwicklungen im Bereich der Virtual Rea-
lity-Brillen geben, vielleicht auch einen gemeinsamen VR-Standard – wenn
Google diesen nicht sogar bereits geschaffen hat.
Moritz Matejka, Head of Research Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 13
Fan Data Strategy: Ligen, Proficlubs und
Sportvermarkter monetarisieren ihre digita-
le Reichweite immer besser
Digitale Medien und soziale Kanäle lassen
die Bedeutung des Profisports auch abseits
von Live-Events und deren medialer Über-
tragung weiter wachsen. Diese digitale
Reichweite setzt sich aus einem Flickentep-
pich großer und kleiner Anbieter zusammen
– von klassischen Medien über Blogs und
Messengers bis hin zu den Accounts der
Vereine und Sportler. So verbringen allein
die über 42 Mio. Fußballfans in Deutschland
im Schnitt fast zwei Stunden pro Woche
damit, sich über ihre Lieblingssportart zu informieren. Für die Monetarisie-
rung ist das Wissen über die Fans und ihre Segmentierung von zentraler
Bedeutung. 2016 werden die Akteure im Sportbusiness zunehmend eige-
ne Fan Data-Strategien implementieren und die Datengewinnung und Fa-
nanalyse nicht mehr nur Google und Facebook überlassen.
Die Digitalisierung hat die Beziehung zwischen Profisportclubs und deren
Fans stark verändert: vom reinen Live-Event über die zunehmende elektro-
nische Berichterstattung in Radio und TV im 20. Jahrhundert bis hin zum
Internet und seinen großen Playern. Heute sind die Fans viel näher an ih-
ren Lieblingsclubs und -spielern als je zuvor. Die Kommunikation zwischen
Fans und Spielern/Vereinen ist dank sozialer Netzwerke von hoher Interak-
tivität geprägt. Unter den 14- bis 29-jährigen Fußballfans sind Social Me-
dia-Plattformen als Informationsquelle über Fußball fast genau so beliebt
wie das Free TV (Goldmedia: Fußball-Fan Monitor 2015/16). Nicht zuletzt
deswegen verfügen inzwischen nicht nur TV, Radio und Zeitung, sondern
auch die Clubs über Millionen von Touchpoints mit ihren Fans – über
sämtliche digitale Plattformen hinweg.
Dieses Datenmeer an Faninformationen wird bislang jedoch meist nicht
übergreifend genutzt. Dass sich dies in naher Zukunft ändern soll, zeigt
das Beispiel des Hamburger SV: Der Bundesliga-Dino wird Anfang 2016
eine Sport Business Solution implementieren, wodurch sämtliche Daten
der Fans digital erfasst werden können. Auch andere große Fußballclubs
beginnen, die Nutzerdaten aus ihren verschiedenen technischen Plattfor-
men miteinander zu verbinden.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 14
Von der Website über Tickets und Fan-Shops bis hin zu Facebook & Co.
oder WLAN im Stadion: Aus all diesen Quellen lassen sich nutzerspezifi-
sche Daten sammeln. Die Datenquellen sind dabei ebenso vielfältig wie die
Subgruppen der Fans: vom Dauerkarteninhaber mit Kutte bis hin zum VIP-
Gast.
Wie die Auswertung von Nutzer- und Nutzungsdaten zur Geschäftsent-
wicklung beitragen kann, machen andere vor – allen voran das Paradebei-
spiel Netflixt: Der Video-on-Demand-Anbieter analysiert bekanntlich fort-
laufend die Daten seiner Nutzer und entwickelt auf dieser Basis sein An-
gebot ständig weiter. Aber auch das Targeting für Werbepartner, das Aus-
steuern des Merchandisings und die gezielte, digitale Aktivierung von
Sponsorings werden durch eine gute Datenbasis einfacher und wertvoller.
Mit ausgewerteten Fan-Daten lassen sich Marketingmaßnahmen gezielter
entwickeln und Fans individueller ansprechen. Darüber hinaus bietet die
Entwicklung von Fan-Milieus eine Prognose, wie einzelne Angebote der
Clubs oder Sponsoren von Zielgruppensegmenten angenommen werden.
Eine Fan Data Strategy ermöglicht den Clubs und Partnern damit eine
schärfere Image- und Markenbildung und weniger Streuverluste. Die
Kommunikation bekommt für den Fan einen größeren Mehrwert, seine
Bedürfnisse werden besser verstanden und Clubs können die Customer
Journey umfänglicher erfassen.
Im Profisport gehören Digitalisierungsstrategien heute ganz selbstverständ-
lich zum Business. Die gezielte Nutzung von Fan-Daten ist dabei zukünftig
ein wichtiger Schlüssel, Wettbewerbsvorteile und zusätzliche Erlöse für
Clubs und Sponsoren zu sichern.
Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer Goldmedia
Jan Schlüter, Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 15
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 16
Fernsehen extrascharf: UHD-TV-Geräte lie-
fern brillante Bilder und Video-on-Demand-
Dienste dafür das nötige Futter
Spätestens seit Herbst 2015 ist UHD (Ultra
High Definition) Standard für die neueste
TV-Geräte-Generation. UHD-TV bringt noch
schärfere Bilder auf noch größere Screens.
Gegenüber einem HD-Bild mit 1.080 Pixeln
überträgt UHD in vierfacher Auflösung –
man spricht daher auch von „4K-
Fernsehen“.
Ob diese neue Super-Auflösung tatsächlich
gebraucht wird, das entscheidet am Ende
der Nutzer. Im Vergleich zu 3D allerdings –
dem letzten großen Trend bei TV-Screens – fehlen diesmal die Gegenar-
gumente: Lästige Brillen sind nicht notwendig und Kopfschmerzen nicht
zu befürchten. Die Bilder sind stattdessen einfach nur brillant – wenn die
Screengröße stimmt und der Sitz-abstand nicht zu groß ist. Damit liefert
UHD nicht nur Geräteherstellern und technikaffinen Käufern neue Argu-
mente für das nächste TV-Gerät, sondern trifft für viele einen Nerv. Satte
45 Prozent der Befragten im ANGA-Kursbuch zum „Medienkonsum der
Zukunft“ zeigten Interesse an der Nutzung von 4K. Die Deutschen mögen
es scharf auf ihrem TV-Gerät.
UHD-Content bislang kaum vorhanden
Wie so häufig bei neuen Entwicklungen im TV-Bereich stellt sich aber auch
bei UHD die Henne-Ei-Frage: Die Geräte sind zwar bereits vorhanden, was
aber kann man schauen mit dem neuen Weihnachtsgeschenk? Zwar wur-
den die ersten Player für ein neues optisches Trägermedium – die Ultra HD
Bluray – schon gesichtet, von den passenden Discs fehlt jedoch bislang je-
de Spur.
Auch sind erste UHD-Sender bereits via Astra gestartet, allerdings be-
schränkt sich deren Angebot vor allem auf Teleshopping, Mode, interakti-
ve Spiele. Von wirklich attraktiven Inhalten ist, bis auf einige Testläufe,
auch senderseitig bis-lang kaum etwas zu entdecken. Angekündigt ist zu-
dem eine UHD-fähige Box von Sky („Sky Q“). Wann genau diese in
Deutschland verfügbar sein wird, ist jedoch noch nicht bekannt. Unklar ist
ebenfalls, ob und ggf. wann ein 4K-Upgrade der aktuellen Spielekonsolen
(PS4 und Xbox One) erscheinen wird. Anders als in der Pionierphase von
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 17
HD, die von der Konsolen-Vorgängergeneration (PS3 und Xbox 360)
wegweisend eingeläutet wurde, schreitet die Spieleindustrie diesmal gra-
fisch nicht offensiv voran.
VoD als Treiber für UHD
Auf der Suche nach ultrahochaufgelösten Inhalten wird man schließlich
aber doch fündig: Bei den Video-on-Demand-Anbietern im Netz. Allen vo-
ran bietet Netflix seit seinem Deutschlandstart im September 2014 ein
UHD-Abonnement. Mit Stand Oktober 2015 waren immerhin bereits
zwölf Serien in UHD verfügbar – überwiegend Eigenproduktionen wie
House of Cards, Marco Polo oder Sense8. In Zukunft will der weltweite
VoD-Marktführer ausnahmslos in UHD produzieren. Auch Amazon erstellt
seine "Originals" in 4K und bringt über seinen Video-Service erste Serien
und Filme in UHD auf den Markt.
2016 werden nicht nur Gerätehersteller von UHD profitieren
Damit liefern die VoD-Dienste den Geräteanbietern zugleich die lang er-
sehnte Killer-Applikation für Smart TV. Denn zum Empfang müssen die
UHD-Screens natürlich mit dem Internet verbunden sein. Am einfachsten
funktioniert das di-rekt über die mittlerweile flächendeckend in neue TV-
Geräte integrierten Apps von Netflix, Amazon und Co. Und nicht nur das:
Da zum Empfang eine mög-lichst starke Breitbandleitung von gerne 25
Mbit/s und mehr notwendig ist, freuen sich auch die Telekommunikati-
onskonzerne über ein Verkaufsargu-ment für ihre teureren hochbitratigen
Premium-Anschlüsse.
Damit entpuppt sich UHD im Jahr 2016 als wichtiger Treiber gleich in
mehreren Märkten, in denen zwar bereits tolle Produkte und Services exis-
tieren, aber der Kunde noch von deren Mehrwert überzeugt werden will.
Mathias Birkel, Senior Manager Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 18
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 19
Der Wettbewerb im Heimnetzwerk ist eröff-
net: Das beste WLAN der Welt kommt viel-
leicht bald von Inhalteanbietern
Ab sofort werden die WLAN-Netze zu Hause
alleiniges Eigentum des Endkunden. Den
„Routerzwang“ – also die Praxis der Netzbe-
treiber, ihren Kunden vorzuschreiben, wel-
chen Internet-Router sie nutzen müssen –
hat die Bundesregierung aufgehoben. Damit
hat sie zugleich das Hoheitsgebiet der klassi-
schen Netzbetreiber auf die Strecke bis zur
heimischen Anschlussdose eingegrenzt.
Seitdem „gehört“ das heimische WLAN
wieder dem Kunden – mit schwer kalkulier-
baren Folgen.
Denn was relativ unspektakulär erscheinen mag, wird weitreichende Kon-
sequenzen haben für praktisch alle digitalen Entwicklungen im Heimbe-
reich: Netz- und Datensicherheit sind davon betroffen genauso wie das
Thema Smart Home, Smart Metering, das viel zitierte Internet der Dinge
(IoT) oder Lösungen im Bereich Maschine-zu-Maschine-Kommunikation
(M2M). Alle diese Entwicklungen hängen von den Routern im Haushalt ab.
Und wer hier nicht nachrüstet, wird neue Dienste nicht nutzen können.
Doch mit dem Ende des Routerzwangs kann nun der Kunde entscheiden,
welches Endgerät er einsetzen will und nicht mehr der Netzbetreiber. Je
nach Perspektive hat dies unterschiedliche Konsequenzen: Auf der einen
Seite werden die Nutzungsmöglichkeiten im Heimnetzwerk vielfältiger und
die Chance auf schnellere Innovationszyklen erhöht sich. Zum anderen
sind durch mangelnde Standardisierung weitreichende Probleme bei der
Einführung digitaler Technologien zu befürchten.
Beispiel Video: Schon länger geht es nicht mehr nur darum, die höchst-
mögliche Bandbreite bis zur Anschlussdose anzuliefern. Mindestens ge-
nauso wichtig ist es für die Kunden, wie diese Daten im Hausnetz effizient
verteilt werden. Da der Anteil an Video-Streaming-Diensten rasant zu-
nimmt, ändern sich nämlich die Anforderungen an die Datenübertragung:
UHD/4K-Filme von VoD-Anbietern bringen nur dann das gewünschte
hochauflösende Erlebnis, wenn diese auch im Haus vom Router zum TV-
Gerät gegenüber dem restlichen Datenverkehr ruckelfrei – und das bedeu-
tet priorisiert – übertragen werden können.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 20
Rasant entwickelt sich dabei die Zahl der WLAN-fähigen fixen (TV, Sound-
systeme, etc.) und mobilen Endgeräte (Kameras, Smartphones, Tablets
etc.) in den Haushalten. Sie stellen zusätzlich steigende Anforderungen an
leistungsfähige WLAN-Technologien, wenn bspw. die Videokamera den
Urlaubsfilm auf den TV-Bildschirm übertragen soll. Die Bandbreitenbedarfe
zu Hause steigen also.
Zwar gibt es dafür bereits technische Lösungen wie den neuen 11ac-
Standard (IEE 802.11ac), der im heimischen WLAN Datenübertragungsra-
ten von 1,6 Gbit/s und mehr erlaubt. Aber: Die Bandbreitenverteilung in
der Wohnung oder dem Haus scheitert oft an simplen baulichen Hinder-
nissen (Wände, Aufzug, Wärmequellen, mehrere Stockwerke), leistungs-
schwachen Geräten in der Netzwerkkette oder den beweglichen Endgerä-
ten (v.a. bei mobilen Geräten, USB Video-WLAN-Sticks, etc.) sowie der
Mehrfachübertragung an unterschiedliche Abnehmer.
WLAN-Netze müssen also intelligent die wachsenden Datenströme im
Haushalt steuern und im Störungsfall mit der Umlenkung auf andere Ver-
bindungen die verfügbare drahtlose Bandbreite für alle im Netz automa-
tisch optimieren: Je schlechter das Eingangssignal an der Anschlussdose,
umso dringlicher ist das Netzwerkmanagement zu Hause – für den Kun-
den als auch für den Netzbetreiber und Diensteanbieter. Als Konsequenz
werden deshalb zunehmend semi-professionelle WLAN-Netzwerk-
Lösungen angeboten. Ein „Managed WLAN“-Netz soll für den Kunden
das lästige Datenruckeln verhindern. Doch dies geht nur mit neuen, leis-
tungsfähigen Routern.
Diese Situation bietet daher Streaming-Diensten wie z.B. Netflix oder
Maxdome, die keine großen eigenen Breitbandnetze betreiben, die Mög-
lichkeit, ihren Einfluss auf die Übertragungsqualität (QoS) auszubauen.
Denn es geht ums Geld, und der Trend ist damit klar: Weil das Heimnetz-
werk nun Eigentum des Endkunden ist, eröffnen sich speziell für Inhalte-
anbieter Möglichkeiten, ihren Kunden zu Hause leistungsfähige Router
oder Managed WLAN-Dienste zu offerieren – damit auch zu Hause nichts
mehr ruckelt. Der Wettbewerb ist eröffnet.
Volker Belz, Associate Partner Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 21
Fernsehen ist das neue Fernsehen: Wie jun-
ge Zuschauer es für sich neu erfinden
Viel Aufregung gab es in der jüngsten Ver-
gangenheit um die Zukunft des Fernsehens.
Da sind zum einen die mutigen Thesen der
neuen VoD-Anbieter, etwa die von Netflix-
Chef Reed Hastings, der das lineare Fernse-
hen schon mal für todgeweiht erklärt. Und
zum anderen sind da die wehrhaften Versu-
che der Fernsehindustrie, die eine verloren
gegangene Generation von jungen Online-
nutzern spätestens nach der Aufnahme ei-
nes ordentlichen Berufes oder allerspätes-
tens in der Familienphase wieder auf dem Schirm haben wollen.
Dabei ist das Fernsehen tatsächlich sehr lebendig und äußerst flexibel. Es
folgt seinen Zuschauern einfach dorthin, wo diese ihre Aufmerksamkeit
zur Verfügung stellen. Das Fernsehen an sich verändert sich gar nicht: Es
ist nach wie vor Information und Unterhaltung mit bewegten Bildern. Da-
bei verändern sich nur die Nutzungsarten um „das Fernsehen“, dessen Er-
scheinungsformen und ganz besonders der Fernsehbegriff selbst.
Ältere Zuschauer verstehen unter „Fernsehen“ in der Regel nach wie vor
das, was linear von einem klassischen Fernsehsender auf das heimische
Fernsehgerät geliefert wird. Bei den Jüngeren aber ist das längst nicht
mehr so. Ihre Definition von „Fernsehen“ geht sehr viel weiter, wie eine
aktuelle Nutzerstudie zeigt (Goldmedia, Oktober 2015). So ist für mehr als
50 Prozent der 14- bis 19-Jährigen auch die Bewegtbildnutzung über das
Smartphone bereits „Fernsehen“. Diese Zahlen belegen einen Trend, der
sich auch 2016 verstärken wird: Die Sichtweise auf dieselbe Tätigkeit ver-
ändert sich in Abhängigkeit von Übertragungskanal und Gerät.
Für das „Fernsehen“ können in allen Altersgruppen dieselben drei wesent-
lichen Nutzungsmotive identifiziert werden: Information, Entspannung
und Unterhaltung (Goldmedia, Oktober 2015). Dabei zeigt sich jedoch,
dass dieser Motive-Mix bei den jüngeren Zielgruppen über eine größere
Variation von Geräten und Kanälen befriedigt wird. Ihnen ist es ziemlich
egal, mit welchem Device sie sich informieren, entspannen oder unterhal-
ten. Ältere Zuschauer hingegen ordnen den Geräten und Kanälen tenden-
ziell nur eine bestimmte Funktion zu und nutzen den Fernseher so auch
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 22
nur zum Fernsehen oder das Telefon eben nur zum Telefonieren. Jüngere
Zuschauer haben diese klare Funktionszuordnung längst verloren.
Zudem gibt es noch einen weiteren Trend, den das Fernsehen aussendet:
Große Anbieter von Onlinevideos wachsen und wandeln sich. Die Struktur
ihrer Angebote nähert sich dabei immer stärker dem klassischen Fernsehen
an und folgt u.a. programmplanerischen Gesichtspunkten. Während bei
einem klassischen Fernsehsender die Programmplanung versucht, einen
Audience-Flow durch geschickte Programmierung zu erreichen, tun dies
bei den Onlineanbietern allerdings ausgeklügelte Algorithmen. In beiden
Fällen aber soll die Bindung zum Zuschauer verstärkt werden. Auch die
wachsende Produktion eigener Serien zeigt, dass Erfolgsmodelle des klas-
sischen Fernsehens immer mehr in die Onlinewelt transferiert werden. Der
Trend bei den VoD-Plattformen, vom klassischen Fernsehen einiges abzu-
kupfern, wird sich 2016 noch verstärken.
Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 23
Warum Amazon gedruckte Bücher stationär
verkauft: Die digitale Offensive im Handel
geht in viele Richtungen
Seit Jahren versucht der Onlinehandel, in
den Lebensmitteleinzelhandel vorzudringen.
Neben den logistisch schwierigen „Frischwa-
ren“ werden inzwischen auch alle anderen
schnelldrehenden Güter wie Zahnpasta oder
Kaffee, also Produkte des täglichen Bedarfs,
online vertrieben. Bisher standen aber die
enormen Kosten der Logistik und die niedri-
gen Margen einem Erfolg entgegen, denn in
Deutschland betragen diese, anders als im
UK oder in den USA, nur rund 1Prozent.
Mit Amazon fresh hat der Marktführer in den USA bereits erfolgreich die
Auslieferung frischer Lebensmittel erprobt. Und nachdem Amazon im No-
vember 2015 die „Same-Day-Delivery“ in 14 deutschen Metropolregionen
einführte, werden weitere Services folgen: Amazon Dash will den Bestell-
vorgang für die Dinge des täglichen Bedarfs vereinfachen. Per Knopfdruck
auf einen kleinen WLAN-fähigen Button, den Amazon dem Kunden in Ko-
operation mit den Herstellern anbietet (befestigt bspw. an der Waschma-
schine oder dem Badezimmerspiegel), landen die Produkte automatisch im
Warenkorb der nächsten Abo-Lieferung.
Ein neues Feld also, das nicht ganz einfach ist. Dabei eilt der deutsche E-
Commerce-Markt bereits jetzt schon von Rekord zu Rekord: Laut dem
Handelsverband Deutschland (HDE) wird 2015 ein Umsatz von 41,7 Milli-
arden Euro erreicht. Die Topseller im Netz sind dabei weiterhin Unterhal-
tungselektronik, Bekleidung, Bücher – und eben noch nicht Joghurt oder
Obst.
Mit seinem Angebot könnte Amazon aber neuen Wind in den Online-
markt für Lebensmittel bringen. Bisher fristet dieser in Deutschland noch
ein Nischendasein: Nur 1,2 Prozent der Deutschen bestellen Lebensmittel
online (EHI Retail Institute). Um in dem neuen Markt nicht gleich ins Hin-
tertreffen zu geraten, bieten auch einige Supermarktketten ihre Onlinelie-
ferservices in Deutschland an. Am weitesten ist bislang Rewe – das Unter-
nehmen liefert in etwa 70 Städten Lebensmittel nach Hause.
Damit kämpfen die Einzel- und die E-Commerce-Händler auch in diesem
Bereich gegeneinander – zum Nutzen der Kunden. Nachdem Lidl, Aldi,
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 24
Tchibo und Co. längst Onlineshops aufgebaut haben, wagen sich anders-
herum immer mehr Onlinehändler wie Cyberport oder mymuesli in das
stationäre Geschäft vor. Ein integriertes Online- und Offlinegeschäftsmo-
dell liegt also im Trend, und so wird vor allem der stationäre Handel seine
digitale Offensive auch 2016 fortsetzen. Dabei muss es nicht nur um E-
Commerce im engeren Sinn gehen: Location-based Services, vor allem mit
ortsabhängigen Werbeangeboten auf dem Handy, werden Kunden mit
Schnäppchen-Offerten in die Geschäfte locken. Darüber hinaus starten lo-
kale Einzelhändler gemeinsame Projekte für die bequeme Onlinebestel-
lung: So profiliert sich etwa die „Online City“ Wuppertal mit einem zent-
ralen Onlineshop sowie der Lieferung am Bestelltag durch ein lokales Ku-
riernetzwerk gleich zum Multichannel-Shoppingcenter.
Die Konsumenten shoppen schon längst über alle Kanäle. Immer mehr
Kunden holen dabei die online bestellten Waren im Laden vor Ort ab und
sparen sich Versandkosten und Zeit. Und bereits 40 Prozent informieren
sich vorher online über das Produkt, das sie dann stationär kaufen (Institut
für Handelsforschung IFH).
Für einen Abgesang auf den innerstädtischen Handel ist es also noch zu
früh. Der stationäre Einzelhandel wird sich gegenüber den reinen Online-
händlern differenzieren und den Kundendrift über eigene Onlineangebote
abschwächen. Die strategischen Vorteile des stationären Handels hat
längst auch Amazon erkannt und bereits einen eigenen Buchladen in den
USA eröffnet – mit gedruckten Büchern!
Dr. Andreas Büchelhofer, Associate Partner Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 25
Roboter als neue Journalisten und Gatekee-
per? Datengetriebene Inhalteproduktion ist
Trend
Datenjournalismus spaltet die Gemüter in
der traditionsreichen Verlagsbranche: Wäh-
rend Redakteure ihren Berufsstand durch
Maschinen bedroht sehen, gilt der gekonnte
Umgang mit Daten für viele als zukunftswei-
send. Daten beeinflussen die Arbeit von
Journalisten heute auf vielschichtige Art und
Weise. Betrachtet man die aktuellen Trends
im data-driven Journalismus, wird schnell
klar, dass eine ganze Branche grundlegend
trans formiert wird.
Computational Journalism verändert Redaktionsarbeit
Bereits heute setzen Branchengrößen wie Associated Press oder der deut-
sche Sport-Informations-Dienst SID sogenannte „Natural-Language-
Processing“-Software ein, um Artikel per Algorithmus zu verfassen. Für
2016 hat ein Software-Unternehmen angekündigt, automatisch generierte
Texte mit Vorhersagen zur US-Wahl zu veröffentlichen. Und der Leser?
Untersuchungen belegen, dass „Otto Normal“ kaum noch zwischen ei-
nem automatisiert verfassten und einem von Menschen geschriebenen Ar-
tikel unterscheiden kann. Chancen tun sich hier insbesondere für Nischen-
inhalte oder regionale Verlage auf, die nun effizienter berichten können,
z.B. auch mit Spielberichten der Kreisliga. Im kommenden Jahr wird sich
die Menge, Qualität und Verfügbarkeit von Daten – allesamt Grundvo-
raussetzungen für Roboterjournalismus – weiter erhöhen.
Aggregational Journalism schafft neue Marken mit digitalem Kern
Angebote wie Huffington Post und Business Insider werten die Präferen-
zen ihrer Nutzer professionell aus, steuern zielgruppenspezifischen, ver-
dichteten Content aus und schaffen damit schnell wachsende Marken im
fragmentierten Online-Markt. Im Zuge einer dynamischen Expansion wer-
den dann neue Umsatzfelder wie themenbezogene Veranstaltungen und
Business-Intelligence-Dienste erschlossen. Auch BuzzFeed, groß geworden
mit Traffic-optimierten „10 Gründe...“-Artikeln, stellt sich breiter auf.
Fremde Inhalte werden im eigenen Angebot gebündelt, eigene Inhalte auf
Plattformen anderer Anbieter präsentiert. Aggregatoren und Intermediäre
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 26
werden weiterhin Inhalte selbst produzieren und bündeln, diese aber auf
mehr Plattformen veröffentlichen. Wenn wir unseren Smart TV einschal-
ten, könnte also demnächst BuzzFeed laufen – ohne, dass wir dies als sol-
ches erkennen.
Explainer/Database Journalism optimiert multimediales Storytelling und
schafft Mehrwert
Durch Visualisierung und verbesserte Übersicht werden Inhalte zugängli-
cher und interessanter. Die Leser werden so immer häufiger zu aktiven
Zuhörern und Zuschauern, die sich durch spannend vermittelte Geschich-
ten durchscrollen. Gleichfalls kann durch die geschickte Aufbereitung von
Datenbanken für die Nutzer ein konkreter und alltagsrelevanter Mehrwert
geschaffen werden. The Upshot, das Datenjournalismus-Angebot der New
York Times, bietet unter anderem einen Mieten-oder-Kaufen-Rechner, der
auf Basis von Präferenzen, Finanzierungskosten etc. eine individuelle Emp-
fehlung für die Miete bzw. den Kauf von Immobilien gibt. Treiber des Ex-
plainer/Database Journalism im nächsten Jahr ist neben der zunehmenden
Akzeptanz von multimedialem Storytelling auch die Vielzahl immer günsti-
gerer Datenvisualisierungswerkzeuge wie bspw. Tableau.
Data Journalism ist wichtiges Werkzeug für neue Insights
Als Gatekeeper und Informationsvermittler wird von Nachrichtenjournalis-
ten heute verlangt, mit geeigneter Software die für ihre Recherche rele-
vanten Daten zu finden und zu analysieren. Teilweise wird sogar die Suche
nach Informationen ausgelagert, wie an den Beispielen Plagiat-Wikis und
Wikileaks deutlich wird. Die steigende Relevanz von Big Data, die weiter-
hin aktive Arbeit an Wikis und nicht zuletzt der immer gekonntere Um-
gang mit Data-Mining-Software werden die Bedeutung des Datenjourna-
lismus weiter erhöhen.
Daten verändern aber nicht nur die Produktion von journalistischen Inhal-
ten, sondern auch deren Verbreitung. Was mit Google News begann, hat
sich heute ausdifferenziert zu Plattformen wie Facebook Instant Articles,
die für ihre aggregierten Nutzer Inhalte suchen, und Diensten wie Blendle,
die für ihre aggregierten Inhalte Nutzer suchen. Beide Anbieter versuchen,
mit Daten den Fit zwischen Nutzer und Inhalten zu optimieren.
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 27
2016 könnte also das Jahr sein, in dem wir direkt auf Facebook eine
BuzzFeed-Meldung lesen, die auf einem Online-Artikel unserer Lieblings-
zeitung basiert, für den mit Hilfe eines Algorithmus die Wikileaks-
Datenbank ausgewertet wurde.
Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer Goldmedia
Andrej Sosedow-Yu, Consultant Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 28
OK, Siri! – Digitale Assistenten werden im-
mer mehr Aufgaben übernehmen und damit
die Post-App-Ära einläuten
Siri, die freundliche digitale Assistentin, ist iPhone-
Besitzern wohl-bekannt. Ihre Witze, die sie auf
Nachfrage reißt, wie auch ihr Unwille zu einer Hei-
rat sind legendär: „In meinem Endbenutzer-
Lizenzvertrag steht nichts über Ehe. Tut mir leid.“
Aber Siri ist schon lange nicht (mehr) allein in der
Welt der digitalen Assistenten. Es gibt Cortana
von Microsoft, Google Now sowieso und aktuell
auch „Smart Reply“ für Google Mail. Zudem die
Amazon-Spracherkennung auf der Echo-Box, und
auch Facebook hat in seiner Messenger-App „M“,
einen virtuellen privaten Assistenten, gelauncht.
2016 wird deshalb das Jahr der digitalen Assistenten. Was vor wenigen Jahren
noch Science Fiction-Filmen wie „2001: A Space Odyssey“ mit HAL 9000 vorbehal-
ten war, wird praktische Realität: „Navigier mich zum Restaurant X!“; „Ruf meine
Mutter mobil an!“ oder: „Schreib eine Mail an Y, ich komme 10 Minuten später!“.
All dies sind Funktionen, die ordentliche digitale Assistenten heute locker drauf ha-
ben.
Die digitalen Assistenten lernen ständig dazu: Jede Aufgabe und jede richtige In-
terpretation durch den Assistenten füttert die Datenbank mit menschlichen Aus-
sprachevarianten und steigert damit die Interpretationsfähigkeiten der Assistenten.
Dennoch reicht es nicht immer. Deshalb hat Facebook seinem Dienst „M“ im Hin-
tergrund noch zusätzlich Menschen gegönnt, die schwierige Fragen und Aufgaben
händisch erledigen und helfen, mit ihren Ergebnissen die Datenbanken ebenfalls zu
füllen. Ziel ist es offenbar, dass sie sich dadurch langsam selbst abschaffen. Ähnli-
che Ansätze wie „M“ verfolgen auch eine Reihe von Start-ups wie TaskRabbit,
Magic oder Operator. Doch „Concierge-Services“ sind nur ein kleiner Teil des Leis-
tungsspektrums virtueller Assistenten.
Hinter den digitalen Assistenten steckt anspruchsvolle Technologie: Stets braucht
es Spracherkennung, verschiedene Ebenen des maschinellen Lernens und soge-
nannter Predictive Analytics. Von der Interpretation der gesprochenen Inhalte zur
Entwicklung sinnvoller Antworten ist es kein simpler Weg. Dennoch sind schon
heute die Nutzer mit den Antworten der Assistenten recht glücklich. So zeigten
sich 81 Prozent der Nutzer in den USA mit den Antworten von Siri zufrieden (Quel-
le: Expert Exchange).
Manche Analysten sprechen bereits von der Post-App-Ära, in der virtuelle private
Assistenten uns die Arbeit abnehmen und dazu viele weitere anspruchsvolle Auf-
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 29
gaben übernehmen werden: Angefangen vom Call Center und bei Verkaufsge-
sprächen im Einzelhandel bis hin zu fachspezifischen Aufgaben, zum Beispiel im
Bereich Steuer- oder Rechtsberatung. Dafür bedarf es spezialisierter, neuer Assis-
tenten, die zeitnah in den Markt kommen werden. Siri ist schon bereit. Auf die
Frage, was sie trinken möchte, antwortet sie stets: „Nur das, was meinen Wissens-
durst stillt.“
Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 30
Die Unschärferelation in der TV-
Reichweitenforschung: Soziodemografische
Datentiefe vs. breitere Abbildung der Ge-
samtnutzung
„Follow the content“ – das ist nicht nur das zent-
rale Motto bei der linearen und non-linearen TV-
Nutzung, sondern auch der Leitsatz der Arbeits-
gemeinschaft Fernsehforschung (AGF), welche die
Bewegtbildforschung in Deutschland maßgeblich
steuert. Während die Nutzer zusätzlich zum wei-
terhin relevanten klassischen Fernsehen alle ande-
ren Möglichkeiten des Bewegtbildkonsums fort-
laufend und selbstverständlich in ihren Alltag in-
tegrieren, versucht die AGF, diese Nutzungsreali-
tät mit immer komplexeren Verfahren einzufan-
gen. Dies ist kein einfaches Unterfangen. Wo sol-
che Ansätze im Worst Case hinführen, konnte man in der Schweiz verfolgen:
Nachdem 2013 ein neues und crossmedial orientiertes Messsystem von Mediapuls
eingeführt wurde, gab es in der Schweiz aufgrund von unplausiblen Daten über ein
halbes Jahr lang gar keine Fernsehquoten.
Das will in Deutschland natürlich keiner. Die AGF setzt in Deutschland daher auf
mehrere Quellen: TV-Panel, Desktop-Panel, Mobile-Panel und Cross-Media-Panel.
Ziel ist es, all diese Daten zusammenzuführen, um eine einheitliche Währung für
die Bewegtbildmessung zu erhalten. Das Verfahren hat aber zwei Konsequenzen:
Zum einen erfordert das Zusammenfügen unterschiedlich erhobener Daten einen
extrem hohen methodischen Aufwand, ohne die das Modell nicht funktionieren
kann. Zum anderen brauchen die dazu notwendigen Schritte, so sie denn über-
haupt realisierbar sind, Sorgfalt und vor allem: viel Zeit.
Gerade die Zeit aber wird immer knapper – vor allem für kleinere Sender. In der
diversifizierten Fernsehlandschaft werden ihre auf herkömmliche Weise gemesse-
nen Fernsehquoten zunehmend volatil. Bereits die Größe des aktuellen Fernsehpa-
nels (rund 5.000 Haushalte) wird dieser seit Jahren vorhandenen Entwicklung nicht
gerecht. Hinzu kommt, dass internetbasierte Over-the-top (OTT)-Angebote nur
schwer messbar sind und damit noch schwieriger vermarktet werden können. Ein
beständig tröstender Verweis der AGF auf die Zukunft reicht vielen Medienunter-
nehmen nicht mehr aus.
Weil relevante Teile der tatsächlichen Nutzung bei der AGF aktuell nicht erfasst
werden können, hat mit Sky ein erster großer Player im deutschen Bewegtbild-
markt einen eigenen Weg mit seiner sog. 360-Grad-Messung eingeschlagen: Sky
ermittelt plattformübergreifend Reichweiten durch eigene Panelmessung und On-
linebefragungen. Die Sky-Daten zeigen deutlich, welches Gewicht z.B. die Außer-
Haus-Nutzung besitzt, die anderweitig so nicht erhoben wird. Insgesamt ist der
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 31
methodische Ansatz dieses „Megapanels“ recht elaboriert. Dennoch entstehen
wieder neue Fragen.
In der wissenschaftlichen Publikumsforschung wird deshalb wegen der Vielzahl,
Komplexität und Bedeutung der methodischen Fusionierung intensiv diskutiert, ob
die Reichweiten in solchen Fusionsmodellen nicht eher konstruiert als abgebildet
werden? Denn: Je mehr zentrale Prozesse des Messsystems modelliert werden, des-
to mehr werden die Daten selbst methodisch „hergestellt“ und eben nicht mehr
gemessen. Eine panelbasierte Reichweitenmessung scheint deshalb langsam an ih-
re Grenzen zu stoßen.
Ist es also Zeit zum Umdenken? Könnte mit etwas weniger Gewicht auf soziode-
mografisch detaillierte Nutzungsdaten eine bessere Abbildung der gesamten Be-
wegtbildnutzung erreicht werden? Schon ein Zusammenschluss mit anderen An-
bietern (Kabelnetzbetreiber, Online-TV-Messanbieter) könnte die vorhandenen Da-
ten aus bestehenden Rückkanälen nutzbar machen und somit realistischere Ge-
samtdaten liefern. Das geht allerdings nur mit dem Mut, auf Details zu verzichten.
Doch damit ließe sich vermutlich leben: Dass so manche soziodemografische Da-
tentiefe heute schon nicht mehr als eine Scheingenauigkeit ist, wissen kleinere
Fernsehsender.
Wenn die Bewegtbildnutzung zukünftig also realitätsnäher abgebildet werden soll,
muss ein Tod gestorben werden: Entweder Erfassung der realen linearen und non-
linearen Breite oder die von der klassischen Fernsehforschung gewohnte Datentie-
fe. An beidem festzuhalten bedeutet, den Abstand zwischen Realität und Messung
weiter zu vergrößern.
Dr. Mathias Wierth, Associate Partner Goldmedia
Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 32
Infofografik Goldmedia Trendmonitor 2016

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Goldmedia Trendmonitor 2016

  • 2. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 1 Impressum Herausgeber Goldmedia-Gruppe Goldmedia GmbH Strategy Consulting Prof. Dr. Klaus Goldhammer Oranienburger Str. 27 I 10117 Berlin-Mitte Telefon: 030-246 266 0 I Fax: 030-246 266 66 www.Goldmedia.com Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Presseabdruck honorarfrei unter Angabe der Quel- le. Alle Inhalte des Dokuments wurden nach bestem Wissen recherchiert und erstellt. Für Irrtümer und Druckfehler übernimmt der Herausgeber jedoch keine Verantwortung. Der Herausgeber über- nimmt ebenso keinerlei Verantwortung oder Haftung für Handlungen, Aktivitäten oder Unterlas- sungen, die auf Grundlage der Inhalte und Empfehlungen des Trendmonitors erfolgen. Redaktionsschluss: 16.12.2015 Redaktion: Dr. Katrin Penzel Bildquellen: Grafiken: © Goldmedia, Porträtfotos: © Goldmedia/Sigbert Georgi/Bildfuchs.de Porträt Dr. Andreas Büchelhofer: © Peter Svec; Porträts: Belz, Wierth ohne Copyright Bild Seite 4: Komische Oper Berlin, © Kay Koester Bei der Veröffentlichung der Trends kooperierte Goldmedia mit dem Mediendienst Kress. Im De- zember 2015 erschienen regelmäßig Trends als Goldmedia-Gastkommentare bei www.kress.de und im Goldmedia-Blog. Pressekontakt Goldmedia GmbH: Dr. Katrin Penzel, Tel: +4930-246 266-0, Katrin.Penzel@Goldmedia.de Goldmedia Gruppe Goldmedia ist eine Forschungs- und Beratungsgruppe mit dem Fokus auf Medien, Entertainment und Telekommunikation. Wir unterstützen seit 1998 nationale und internationale Kunden bei allen Fragen der digitalen Transformation. Dazu bietet Goldmedia ein breites Leistungsspektrum in den Bereichen Consulting, Research, Personal- und Politikberatung. Standorte der Unternehmensgruppe sind Berlin und München. Weitere Informationen: www.Goldmedia.com Abdruck honorarfrei. Bildmaterial auf Anfrage und unter www.Goldmedia.com Bitte schicken Sie uns ein Belegexemplar.
  • 3. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 2 Goldmedia Trendmonitor 2016 Welche Entwicklungen sind 2016 in der Medien-, Entertainment- und Tele- kommunikations-Branche in Deutsch- land zu erwarten? Die Beratungs- und Forschungsgrup- pe Goldmedia veröffentlicht alljähr- lich Analysten-Kommentare und The- sen zu relevanten Trends des kom- menden Jahres in Deutschland. Der Trendmonitor 2016 gibt einen Ausblick auf ausgewählte Entwicklungen in den Bereichen Medien, Internet, Telekommunikation und Entertainment. Inhalt  Digitale Adipositas: Die informationelle Fettsucht hat uns fest im Griff 3  “Back to live” – Live-Videos im Internet werden 2016 boomen 4  Die letzte Bastion des klassischen Hörfunks fällt: In-Car-Entertainment verändert die Mediennutzung 7  Virtual Reality wird Wirklichkeit: Warum VR-Brillen nun (endlich) salonfähig werden 10  Fan Data Strategy: Ligen, Proficlubs und Sportvermarkter monetarisieren ihre digitale Reichweite immer besser 13  Fernsehen extrascharf: UHD-TV-Geräte liefern brillante Bilder und Video-on- Demand-Dienste dafür das nötige Futter 16  Der Wettbewerb im Heimnetzwerk ist eröffnet: Das beste WLAN der Welt kommt vielleicht bald von Inhalteanbietern 19  Fernsehen ist das neue Fernsehen: Wie junge Zuschauer es für sich neu erfinden 21  Warum Amazon gedruckte Bücher stationär verkauft: Die digitale Offensive im Handel geht in viele Richtungen 23  Roboter als neue Journalisten und Gatekeeper? Datengetriebene Inhalteproduktion ist Trend 25  OK, Siri! – Digitale Assistenten werden immer mehr Aufgaben übernehmen und damit die Post-App-Ära einläuten 28  Die Unschärferelation in der TV-Reichweitenforschung: Soziodemografische Datentiefe vs. breitere Abbildung der Gesamtnutzung 30
  • 4. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 3 Digitale Adipositas: Die informationelle Fettsucht hat uns fest im Griff Gelegentlich überkommt einen das Gefühl, online viel zu viel von der ewig gleichen Nachricht gesehen zu haben: Die Mediensi- tes gelesen, dazu noch die Posts aller Freun- de, die sich auf Facebook oder Twitter dazu auslassen und auf weitere Artikel verlinken; dann googelt man noch hinterher und ir- gendwann ist es wirklich genug. News- Überdruss. Wie eine ganze Tüte Gummibär- chen, die einem Kind gut schmeckt, aber am Ende doch Bauchschmerzen bereitet. Nach- richten werden nicht nur immer schneller transportiert, sondern durch Re- produktion und Verlinkung schlicht immer mehr. Man schwimmt in einem Infomeer, dessen Wellen immer höher schlagen. Digitale Adipositas könnte man es nennen – informationelle Fettsucht. Verursacht durch die massenweise Rekombination und Re-Iteration einer Ursprungsmeldung auf allen Kanälen. Ein Trend in unserer digitalen Welt, der auch 2016 weiter wachsen wird. Online ist nun möglich, dass alles ge- sagt wird und zwar von jedem über jeden Kanal: Medien, Journalisten, Freunde, Bekannte, Unbekannte. Die News werden dadurch nicht besser, sie nehmen nur an Masse zu. Aber nicht allein die News, das gesamte mobile Datenvolumen vor allem durch immer mehr Videos, so die bekann- ten Prognosen, wird sich zwischen 2014 und 2019 etwa verzehnfachen. Infofett mal zehn? Auch in der persönlichen Kommunikation klebt die Infomasse an uns allen ganz gehörig: Mütter schauen auf ihre Handys und nicht auf ihre spielen- den Kinder. Autofahrer fixieren eine Textnachricht bei voller Fahrt und nicht den Verkehr. Schüler texten im Unterricht unter dem Tisch und die ersten offiziellen Warnschilder sind schon für Fußgänger aufgestellt, lieber die Straße als den Facebook-Post zu betrachten. Über alles und jedes wird mit allen und jedem digital gesprochen: 12- bis 19-Jährige in Deutschland schicken sich im Durchschnitt 780 Messages pro Monat. 26 Nachrichten pro Tag. Im Durchschnitt! Der Wert hat sich – vor allem durch den rasanten Anstieg bei WhatsApp – in nur zwei Jahren ver- dreifacht. (Dialog Consult/VATM)
  • 5. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 4 Als immer größerer Luxus erscheint deshalb die De-Kommunikation – digi- taler Detox sozusagen. Entschlacken vom Infofett. Die Umsetzung ist ganz einfach, das Handy bleibt aus. Eine gelegentliche Fastenkur für die eigene Kommunikation, um digitale Adipositas in die Schranken zu weisen. Der Telekom-Spot "Familie Heins feiert Weihnachten" vom Dezember 2015 zeigt, wie Tochter Clara ihr Handy ausschaltet, Mutter Steffie das Tablet weglegt, Vater Walter den Fernseher ausschaltet und Oma Charlot- te sich gleich ganz aus dem Netz ausklinkt. Statt digitalem Overflow be- wirbt die Deutsche Telekom mit breitem Rücken besinnliches Miteinander, ganz ohne Netz. Der Slogan: „Die einzige Verbindung, die Magenta Eins nie schaffen wird, ist diese.“ – Recht hat sie. Eine schöne Spielidee in diesem Kontext, um digitale Fettsucht zu testen: Beim gemeinsamen Essen in einem Restaurant legen alle ihre Handys zu- sammen in die Mitte des Tisches übereinander. Derjenige, der sein Handy als erster wieder an sich nimmt – aus welchem Grund auch immer – zahlt die Rechnung für alle. Den Trend, dass wir immer mehr im Datenmeer Gefahr laufen, digital adi- pös zu werden, lässt sich an solchen Selbstversuchen gut überprüfen. Ent- zugsschmerz von der süßen Verlockung der digitalen Welt oder „Zahl- schmerz“ für die Restaurantrechnung stehen im Wettbewerb. So oder so: 2016 wird das Jahr der informationellen Fettsucht. Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia
  • 6. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 5 “Back to live” – Live-Videos im Internet werden 2016 boomen Medienkonsum im Internet, das bedeutet vor allem Aktualität, Interaktivität und Zeitunabhängigkeit: Online werden Video- und Audiostreams abgerufen, wo und wann immer der Nutzer es will. Das Ende des Pro- grammschemas. Umso mehr überrascht der Trend, dass ein wachsender Teil der Online- Nutzung sich wieder Angeboten zuwendet, die live und damit jeweils einmalig, weil zeit- abhängig sind. Live-Streaming wird zum neuen Mainstream. Die weltgrößte Plattform für Live-Video-Streams ist derzeit Twitch. Die Amazon-Tochter bedient monatlich über 100 Mio. Nutzer, die im Schnitt täglich mehr als 100 Minuten die Streams von rund 1,7 Mio. Anbietern anschauen. Das mit Abstand wichtigste Format auf Twitch ist dabei das Social Video Gaming, eine Live-Version der beliebten „Let’s Play“-Videos, bei denen Gamer sich beim Spielen quasi über die Schulter schauen lassen und dabei Abonnentenzahlen zum Teil in Millionenhöhe erreichen. Anders als auf YouTube ist bei den Livestreams auf Twitch dabei eine unmittelbare Interaktion zwischen dem Sendenden und seinen Zuschauern möglich. Li- ve-Chat-Kommentare werden direkt aufgegriffen und so Teil des medialen Erlebnisses. Zu den prominentesten deutschen „Twitchern“ gehört das Team von Ro- cket Beans. Sie waren Ende 2014 zwar keinesfalls die ersten, die den Weg aus dem klassischen TV ins Netz gegangen sind. Aber, sie sind wohl die ersten in Deutschland, die auf den Faktor „Live“ als elementaren Baustein für ein plattformübergreifendes Angebot setzen. Und das mit Erfolg: Mitt- lerweile folgen über 200.000 Nutzer dem Rocket Beans-Stream auf Twitch, dessen Inhalte im Bereich Popkultur und Humor angesiedelt sind. Auch Amazon selbst mischt beim Thema Live-Streaming kräftig mit und nutzt Twitch u.a. für die Promotion seines Instant Video-Angebots. So ver- anstaltete Rocket Beans Anfang November 2015 ein Social Viewing Event für die neue Amazon-Serie „Wayward Pines“. Parallel zur Ausstrahlung konnte man sich die Kommentare der Rocket Beans-Moderatoren anhören und dabei parallel via Chat kommentieren.
  • 7. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 6 Twitch lässt aber auch alte Fernsehklassiker wieder auferstehen. Ein gutes Beispiel ist der neuntägige Bob-Ross-Dauermarathon, der im Oktober 2015 auf Twitch zu sehen war. Dabei wurde das über 200 Stunden Male- rei-Lehrvideos umfassende Fernsehlebenswerk des englischen Kult-Malers am Stück ausgestrahlt und erreichte insgesamt mehr als fünf Mio. Nutzer – bis zu 180.000 parallel. Twitch weihte damit seine neue „Kreativ“- Sektion ein. So wird Live-Streaming 2016 auch abseits von Gaming-Nerds neue Zielgruppen erreichen. Der Erfolg dieser neuen Formate zeigt, dass die vielzitierte Lagerfeuerfunk- tion des Fernsehens offensichtlich nicht ausgedient hat und auch im Inter- net ein wichtiges Nutzungs-motiv bleibt. Die Zuschauer wollen live Ge- schichten erleben. Derzeit mögen es noch Nischenthemen wie Let’s Play oder Bob Ross sein. Doch letztlich wird Live-Video-Streaming zum interak- tiven Social TV in Reinform. Hinzu kommt, dass die einstigen Konsumen- ten durch den Live-Streaming-Trend Plattformen und Technologien in die Hand bekommen, die noch vor wenigen Jahren allein großen Rundfunk- unternehmen vorbehalten waren - und plötzlich alle nur denkbaren Inhalte live gestreamt werden können. Live-Streaming kommt deshalb aus der Nische und wird zum großen The- ma in 2016: Denn auch andere Große der Branche fördern die Entwick- lung mit Kräften: Twitter setzt auf Periscope, mit dem mobiles Live-Video- Streaming für jedermann möglich wird. Meerkat und Bambuser bieten ähnliches. Und auch Video-Marktführer YouTube wird das Live-Segment nicht den anderen überlassen und startet mit YouTube Gaming eine auf Videospiele fokussierte Plattform, die neben den üblichen On-Demand- Videos auch Livestreams anbietet. Nicht zuletzt machen Plattformen wie YouNow ihren Namen zum Programm: Jeder kann jederzeit ohne jeglichen Aufwand Live-Videos über das Internet für alle bereitstellen. TV-Sender sind damit auch für Live-Content längst nicht mehr die einzigen Broadcas- ter. Mathias Birkel, Senior Manager Goldmedia
  • 8. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 7 Die letzte Bastion des klassischen Hörfunks fällt: In-Car-Entertainment verändert die Mediennutzung Die digitale Vernetzung des Autos schreitet voran: Laut Verband der Automobilindustrie (VDA) werden 2016 bereits 80 Prozent der Neufahrzeuge in Deutschland eine Internet- verbindung haben. Bis zum Jahr 2020 wer- den rund 16 Millionen solcher ‚Connected Cars’ auf den Straßen unterwegs sein (Goldmedia). Wie Nutzeranalysen zeigen, ist dabei Musik-Streaming inzwischen das meistgewünschte Feature im vernetzten Au- to. So werden In-Car-Technologien und En- tertainment-Angebote zunehmend ein wichtiges Kriterium bei der Kau- fentscheidung. Denn wer „Always On“ sein will, möchte beim Schließen der Fahrzeugtür nicht seinen normalen Medienkonsum aufgeben. Das be- obachtet die Automobilbranche sehr genau und sorgt aktuell dafür, dass das Smartphone seinen Weg auf die Head Units findet. So lassen sich etwa bei Fords proprietärem System SYNC die Inhalte des Smartphones auf die Mittelkonsole des Autos spiegeln. Die Verbindung zum Datennetz erfolgt über das (per Bluetooth oder Kabel) verbundene Mobilgerät. Die Steuerung der kompatiblen Apps läuft per Touchscreen, über die Bedienelemente am Steuer oder per Sprachbefehl. Opel geht mit seinem Service OnStar noch einen Schritt weiter und integriert LTE- Empfang und WLAN-Hotspot gleich in das Fahrzeug, inklusive eigener Apps. Die Vernetzung des Autos wirbelt die Wertschöpfung in der Automobil- branche gehörig durcheinander und lässt gewichtige neue Player in den Markt treten – allen voran das Silicon Valley: Mit CarPlay und Android Au- to bringen Apple und Google ihre Betriebssysteme in die Autos und die Apps via Smartphone auf die Autodisplays. Klar ist, dass die beiden sich mit einer bloßen Dienstleistungslösung als OTT-Service auf Dauer nicht zu- frieden geben dürften. Langfristig wird Android als eigenständiges Auto- Betriebssystem ab Werk auf der Infotainment-Hardware landen. Auch für das klassische Radio wird es langsam eng. Einst unangefochtener und treuer Begleiter des Autofahrers bei Stau und Regen und der tägli- chen Fahrt zur Arbeit, machen sich inzwischen neue digitale Anbieter
  • 9. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 8 breit: Längst haben sich Streaming-Dienste wie Spotify, TuneIn oder Au- peo einen Platz im App-Ensemble der Head Units im Auto gesichert. Sie liefern dabei einen Vorgeschmack auf die Audionutzung im Auto der Zu- kunft: on demand, kontextabhängig und personalisiert. Hat die Plattform-Logik erst einmal die Entertainment-Systeme der Herstel- ler in größerem Stile erreicht, wird sie eine disruptive Kraft erzeugen. Denn die Services ergänzen das klassische Autoradio nicht nur, sondern ersetzen es zunehmend: Allein TuneIn bündelt mit seinem Dienst 60.000 Radiosta- tionen. Hinzu kommen Services wie Navigations-Apps mit aktuellen Stau- meldungen, News aus sozialen Netzwerken oder Empfehlungen zu Se- henswürdigkeiten in der Umgebung. Kurz gesagt: Die Verbraucher kön- nen ihr gewohntes mobiles Nutzungsverhalten ganz einfach im Auto wei- ter ausleben. Aber noch ist die erzielte Reichweite im Auto für die klassischen Pro- grammanbieter eine Burg: 44 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung hört täglich im Auto Radio (ma 2015 Radio I), und während der CD-Player bereits wieder aus den Entertainment-Systemen der Hersteller verschwun- den ist, liegt das Radio bei der Audionutzung unangefochten an der Spit- ze. Doch Google, Spotify und Co. arbeiten aktiv daran, auch diese letzte Bastion zu stürmen Eduard Scholl, Consultant Goldmedia
  • 11. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 10 Virtual Reality wird Wirklichkeit: Warum VR- Brillen nun (endlich) salonfähig werden Nach langer Ankündigungsphase wird die Consumer-Variante der Oculus Rift-Brille für Anfang 2016 erwartet. Eine Virtual Reality- Brille, die dem Nutzer in eine dreidimensio- nale Welt versetzt. Das Lieblingsspielzeug von Facebook-Chef Mark Zuckerberg er- möglicht nicht nur neue immersive Spiele und Werbeformen („360-Ads“), sondern auch virtuelle Städtetouren, technische Un- terstützung und sicherlich auch neue For- men der Pornografie. Denn inzwischen sind eine Reihe von Brillen auf dem Markt. Den Grundstein für die sogenannte VR-Brille legte Nintendo bereits 1995 mit der Spielekonsole Virtual Boy und einem monochromen 3D-Display. Ein Verkaufsschlager war das damals aber noch nicht: Vom Virtual Boy verkauften sich weltweit nur 140.000 Exemplare. Die schlechte Dis- playqualität und mangelnder Tragekomfort waren wohl die größten Hür- den. Seitdem kamen immer wieder Modelle auf den Markt, die aber nicht überzeugen konnten. Mittlerweile stehen die Zeichen gut: Die virtuelle Welt wird immer realistischer. Alle heutigen VR-Brillen heben sich in einem sehr wichtigen Punkt vom gemeinsamen Vorfahren Virtual Boy ab: Sie versuchen, die Realität so gut wie möglich abzubilden oder diese mit Zusatzinformationen zu ergänzen. Moderne VR-Brillen lassen sich in drei Kategorien einteilen: Smartphone- gebundene VR-Brillen, PC- oder Konsolen-gebundene VR-Brillen und Augmented-Reality-Brillen. Was sind die Markttreiber? Vor allem die Spieleindustrie und mit ihr die Gamer-Szene setzen heute auf Neuentwicklungen im VR-Bereich. Der Trend geht hier zu gemeinsa- men Entwicklungen von Hardware- und Softwareherstellern. Ein Beispiel ist die VR-Brille HTC Vive, die in Zusammenarbeit von Smartphone- Hersteller HTC und Softwareproduzent Valve ebenfalls im Frühjahr 2016 gelauncht werden soll. Immerhin stammen von Valve auch Spielelegenden wie Half Life oder Counterstrike. Gerade Spiele, die in der Ego-Perspektive gespielt werden, gewinnen durch die 3D-Ansicht und die Möglichkeit, sich
  • 12. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 11 mittels Kopfbewegungen auch innerhalb des Spieles umsehen zu können, deutlich an Immersionskraft. Aber auch außerhalb des Entertainment-Bereiches gibt es Anwendungsfäl- le für VR-Brillen. Bereits heute werden sie bspw. in der Medizin verwendet, wenn bei oder vor Operationen ein Blick „in den Körper“ nötig ist. Oder sie dienen jungen Ärzten als Übungsmöglichkeit für komplizierte Operati- onen, ähnlich einem Flugsimulator für angehende Piloten. Volkswagen nutzt inzwischen in der Autoproduktion 3D-Smartglasses als Teil der Stan- dardausrüstung in seinem Werk in Wolfsburg. Mit den Brillen können u.a. Strichcodes direkt gelesen werden. Die Aktivitäten der Internetgiganten Apple hat mit Metaio Mitte 2015 einen der Augmented Reality-Pioniere in Deutschland gekauft. Metaio bietet nicht nur eine App, die bspw. Infor- mationen aus Wikipedia mit dem jeweiligen Standort des Nutzers verbin- det, sondern auch Simulationslösungen, die bspw. zeigen, wie Möbel in einer Wohnung aussehen können. Für neuen VR-Schwung sorgte auch die Google Cardboard. Die plattform- übergreifende Entwicklung von Google startete als einfaches Pappkist- chen, mit der das Smartphone zur VR-Brille wird. Auch hier sind die Mög- lichkeiten nahezu endlos, da Google es Entwicklern sehr einfach macht, aufbauend auf ihrem System neue Applikationen zu entwickeln. In diesem Fall besteht der besondere Reiz in der simplen Zugänglichkeit über ein Smartphone und dem extrem niedrigen Preis. Fast wöchentlich kann man in den App-Stores neue Anwendungen entdecken, die auf dieser Techno- logie aufbauen. In naher Zukunft werden deshalb auch größere Software- Hersteller auf diesen Trend aufspringen. Google selbst präsentierte bereits 2015 mit 360-Grad-Videos einen weite- ren Einsatzbereich für VR-Brillen. Und mit Google Jump und Jump As- sembler wurden gleich die passende Hard- und Software zur Verfügung gestellt, um Filme in 3D und einer 360-Grad-Perspektive zu betrachten. Vielleicht sehen wir schon 2016 den ersten Kinofilm, in dem wir mit einer VR-Brille regelrecht herumspazieren können. Und auch das gibt es schon: Auf der Crowdfunding-Plattform kickstarter läuft derzeit eine Kampagne, die eine ferngesteuerte Drohne mit der Google Cardboard verbindet. Dadurch kann man all das sehen, was auch die Drohne sieht. Dies eröffnet neue Möglichkeiten, nicht nur im Modell- bau, sondern auch im militärischen Bereich. Die Drohne wird Mitte 2016 auf den Markt kommen.
  • 13. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 12 2016 wird es zahlreiche weitere Entwicklungen im Bereich der Virtual Rea- lity-Brillen geben, vielleicht auch einen gemeinsamen VR-Standard – wenn Google diesen nicht sogar bereits geschaffen hat. Moritz Matejka, Head of Research Goldmedia
  • 14. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 13 Fan Data Strategy: Ligen, Proficlubs und Sportvermarkter monetarisieren ihre digita- le Reichweite immer besser Digitale Medien und soziale Kanäle lassen die Bedeutung des Profisports auch abseits von Live-Events und deren medialer Über- tragung weiter wachsen. Diese digitale Reichweite setzt sich aus einem Flickentep- pich großer und kleiner Anbieter zusammen – von klassischen Medien über Blogs und Messengers bis hin zu den Accounts der Vereine und Sportler. So verbringen allein die über 42 Mio. Fußballfans in Deutschland im Schnitt fast zwei Stunden pro Woche damit, sich über ihre Lieblingssportart zu informieren. Für die Monetarisie- rung ist das Wissen über die Fans und ihre Segmentierung von zentraler Bedeutung. 2016 werden die Akteure im Sportbusiness zunehmend eige- ne Fan Data-Strategien implementieren und die Datengewinnung und Fa- nanalyse nicht mehr nur Google und Facebook überlassen. Die Digitalisierung hat die Beziehung zwischen Profisportclubs und deren Fans stark verändert: vom reinen Live-Event über die zunehmende elektro- nische Berichterstattung in Radio und TV im 20. Jahrhundert bis hin zum Internet und seinen großen Playern. Heute sind die Fans viel näher an ih- ren Lieblingsclubs und -spielern als je zuvor. Die Kommunikation zwischen Fans und Spielern/Vereinen ist dank sozialer Netzwerke von hoher Interak- tivität geprägt. Unter den 14- bis 29-jährigen Fußballfans sind Social Me- dia-Plattformen als Informationsquelle über Fußball fast genau so beliebt wie das Free TV (Goldmedia: Fußball-Fan Monitor 2015/16). Nicht zuletzt deswegen verfügen inzwischen nicht nur TV, Radio und Zeitung, sondern auch die Clubs über Millionen von Touchpoints mit ihren Fans – über sämtliche digitale Plattformen hinweg. Dieses Datenmeer an Faninformationen wird bislang jedoch meist nicht übergreifend genutzt. Dass sich dies in naher Zukunft ändern soll, zeigt das Beispiel des Hamburger SV: Der Bundesliga-Dino wird Anfang 2016 eine Sport Business Solution implementieren, wodurch sämtliche Daten der Fans digital erfasst werden können. Auch andere große Fußballclubs beginnen, die Nutzerdaten aus ihren verschiedenen technischen Plattfor- men miteinander zu verbinden.
  • 15. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 14 Von der Website über Tickets und Fan-Shops bis hin zu Facebook & Co. oder WLAN im Stadion: Aus all diesen Quellen lassen sich nutzerspezifi- sche Daten sammeln. Die Datenquellen sind dabei ebenso vielfältig wie die Subgruppen der Fans: vom Dauerkarteninhaber mit Kutte bis hin zum VIP- Gast. Wie die Auswertung von Nutzer- und Nutzungsdaten zur Geschäftsent- wicklung beitragen kann, machen andere vor – allen voran das Paradebei- spiel Netflixt: Der Video-on-Demand-Anbieter analysiert bekanntlich fort- laufend die Daten seiner Nutzer und entwickelt auf dieser Basis sein An- gebot ständig weiter. Aber auch das Targeting für Werbepartner, das Aus- steuern des Merchandisings und die gezielte, digitale Aktivierung von Sponsorings werden durch eine gute Datenbasis einfacher und wertvoller. Mit ausgewerteten Fan-Daten lassen sich Marketingmaßnahmen gezielter entwickeln und Fans individueller ansprechen. Darüber hinaus bietet die Entwicklung von Fan-Milieus eine Prognose, wie einzelne Angebote der Clubs oder Sponsoren von Zielgruppensegmenten angenommen werden. Eine Fan Data Strategy ermöglicht den Clubs und Partnern damit eine schärfere Image- und Markenbildung und weniger Streuverluste. Die Kommunikation bekommt für den Fan einen größeren Mehrwert, seine Bedürfnisse werden besser verstanden und Clubs können die Customer Journey umfänglicher erfassen. Im Profisport gehören Digitalisierungsstrategien heute ganz selbstverständ- lich zum Business. Die gezielte Nutzung von Fan-Daten ist dabei zukünftig ein wichtiger Schlüssel, Wettbewerbsvorteile und zusätzliche Erlöse für Clubs und Sponsoren zu sichern. Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer Goldmedia Jan Schlüter, Consultant Goldmedia
  • 17. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 16 Fernsehen extrascharf: UHD-TV-Geräte lie- fern brillante Bilder und Video-on-Demand- Dienste dafür das nötige Futter Spätestens seit Herbst 2015 ist UHD (Ultra High Definition) Standard für die neueste TV-Geräte-Generation. UHD-TV bringt noch schärfere Bilder auf noch größere Screens. Gegenüber einem HD-Bild mit 1.080 Pixeln überträgt UHD in vierfacher Auflösung – man spricht daher auch von „4K- Fernsehen“. Ob diese neue Super-Auflösung tatsächlich gebraucht wird, das entscheidet am Ende der Nutzer. Im Vergleich zu 3D allerdings – dem letzten großen Trend bei TV-Screens – fehlen diesmal die Gegenar- gumente: Lästige Brillen sind nicht notwendig und Kopfschmerzen nicht zu befürchten. Die Bilder sind stattdessen einfach nur brillant – wenn die Screengröße stimmt und der Sitz-abstand nicht zu groß ist. Damit liefert UHD nicht nur Geräteherstellern und technikaffinen Käufern neue Argu- mente für das nächste TV-Gerät, sondern trifft für viele einen Nerv. Satte 45 Prozent der Befragten im ANGA-Kursbuch zum „Medienkonsum der Zukunft“ zeigten Interesse an der Nutzung von 4K. Die Deutschen mögen es scharf auf ihrem TV-Gerät. UHD-Content bislang kaum vorhanden Wie so häufig bei neuen Entwicklungen im TV-Bereich stellt sich aber auch bei UHD die Henne-Ei-Frage: Die Geräte sind zwar bereits vorhanden, was aber kann man schauen mit dem neuen Weihnachtsgeschenk? Zwar wur- den die ersten Player für ein neues optisches Trägermedium – die Ultra HD Bluray – schon gesichtet, von den passenden Discs fehlt jedoch bislang je- de Spur. Auch sind erste UHD-Sender bereits via Astra gestartet, allerdings be- schränkt sich deren Angebot vor allem auf Teleshopping, Mode, interakti- ve Spiele. Von wirklich attraktiven Inhalten ist, bis auf einige Testläufe, auch senderseitig bis-lang kaum etwas zu entdecken. Angekündigt ist zu- dem eine UHD-fähige Box von Sky („Sky Q“). Wann genau diese in Deutschland verfügbar sein wird, ist jedoch noch nicht bekannt. Unklar ist ebenfalls, ob und ggf. wann ein 4K-Upgrade der aktuellen Spielekonsolen (PS4 und Xbox One) erscheinen wird. Anders als in der Pionierphase von
  • 18. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 17 HD, die von der Konsolen-Vorgängergeneration (PS3 und Xbox 360) wegweisend eingeläutet wurde, schreitet die Spieleindustrie diesmal gra- fisch nicht offensiv voran. VoD als Treiber für UHD Auf der Suche nach ultrahochaufgelösten Inhalten wird man schließlich aber doch fündig: Bei den Video-on-Demand-Anbietern im Netz. Allen vo- ran bietet Netflix seit seinem Deutschlandstart im September 2014 ein UHD-Abonnement. Mit Stand Oktober 2015 waren immerhin bereits zwölf Serien in UHD verfügbar – überwiegend Eigenproduktionen wie House of Cards, Marco Polo oder Sense8. In Zukunft will der weltweite VoD-Marktführer ausnahmslos in UHD produzieren. Auch Amazon erstellt seine "Originals" in 4K und bringt über seinen Video-Service erste Serien und Filme in UHD auf den Markt. 2016 werden nicht nur Gerätehersteller von UHD profitieren Damit liefern die VoD-Dienste den Geräteanbietern zugleich die lang er- sehnte Killer-Applikation für Smart TV. Denn zum Empfang müssen die UHD-Screens natürlich mit dem Internet verbunden sein. Am einfachsten funktioniert das di-rekt über die mittlerweile flächendeckend in neue TV- Geräte integrierten Apps von Netflix, Amazon und Co. Und nicht nur das: Da zum Empfang eine mög-lichst starke Breitbandleitung von gerne 25 Mbit/s und mehr notwendig ist, freuen sich auch die Telekommunikati- onskonzerne über ein Verkaufsargu-ment für ihre teureren hochbitratigen Premium-Anschlüsse. Damit entpuppt sich UHD im Jahr 2016 als wichtiger Treiber gleich in mehreren Märkten, in denen zwar bereits tolle Produkte und Services exis- tieren, aber der Kunde noch von deren Mehrwert überzeugt werden will. Mathias Birkel, Senior Manager Goldmedia
  • 20. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 19 Der Wettbewerb im Heimnetzwerk ist eröff- net: Das beste WLAN der Welt kommt viel- leicht bald von Inhalteanbietern Ab sofort werden die WLAN-Netze zu Hause alleiniges Eigentum des Endkunden. Den „Routerzwang“ – also die Praxis der Netzbe- treiber, ihren Kunden vorzuschreiben, wel- chen Internet-Router sie nutzen müssen – hat die Bundesregierung aufgehoben. Damit hat sie zugleich das Hoheitsgebiet der klassi- schen Netzbetreiber auf die Strecke bis zur heimischen Anschlussdose eingegrenzt. Seitdem „gehört“ das heimische WLAN wieder dem Kunden – mit schwer kalkulier- baren Folgen. Denn was relativ unspektakulär erscheinen mag, wird weitreichende Kon- sequenzen haben für praktisch alle digitalen Entwicklungen im Heimbe- reich: Netz- und Datensicherheit sind davon betroffen genauso wie das Thema Smart Home, Smart Metering, das viel zitierte Internet der Dinge (IoT) oder Lösungen im Bereich Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M). Alle diese Entwicklungen hängen von den Routern im Haushalt ab. Und wer hier nicht nachrüstet, wird neue Dienste nicht nutzen können. Doch mit dem Ende des Routerzwangs kann nun der Kunde entscheiden, welches Endgerät er einsetzen will und nicht mehr der Netzbetreiber. Je nach Perspektive hat dies unterschiedliche Konsequenzen: Auf der einen Seite werden die Nutzungsmöglichkeiten im Heimnetzwerk vielfältiger und die Chance auf schnellere Innovationszyklen erhöht sich. Zum anderen sind durch mangelnde Standardisierung weitreichende Probleme bei der Einführung digitaler Technologien zu befürchten. Beispiel Video: Schon länger geht es nicht mehr nur darum, die höchst- mögliche Bandbreite bis zur Anschlussdose anzuliefern. Mindestens ge- nauso wichtig ist es für die Kunden, wie diese Daten im Hausnetz effizient verteilt werden. Da der Anteil an Video-Streaming-Diensten rasant zu- nimmt, ändern sich nämlich die Anforderungen an die Datenübertragung: UHD/4K-Filme von VoD-Anbietern bringen nur dann das gewünschte hochauflösende Erlebnis, wenn diese auch im Haus vom Router zum TV- Gerät gegenüber dem restlichen Datenverkehr ruckelfrei – und das bedeu- tet priorisiert – übertragen werden können.
  • 21. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 20 Rasant entwickelt sich dabei die Zahl der WLAN-fähigen fixen (TV, Sound- systeme, etc.) und mobilen Endgeräte (Kameras, Smartphones, Tablets etc.) in den Haushalten. Sie stellen zusätzlich steigende Anforderungen an leistungsfähige WLAN-Technologien, wenn bspw. die Videokamera den Urlaubsfilm auf den TV-Bildschirm übertragen soll. Die Bandbreitenbedarfe zu Hause steigen also. Zwar gibt es dafür bereits technische Lösungen wie den neuen 11ac- Standard (IEE 802.11ac), der im heimischen WLAN Datenübertragungsra- ten von 1,6 Gbit/s und mehr erlaubt. Aber: Die Bandbreitenverteilung in der Wohnung oder dem Haus scheitert oft an simplen baulichen Hinder- nissen (Wände, Aufzug, Wärmequellen, mehrere Stockwerke), leistungs- schwachen Geräten in der Netzwerkkette oder den beweglichen Endgerä- ten (v.a. bei mobilen Geräten, USB Video-WLAN-Sticks, etc.) sowie der Mehrfachübertragung an unterschiedliche Abnehmer. WLAN-Netze müssen also intelligent die wachsenden Datenströme im Haushalt steuern und im Störungsfall mit der Umlenkung auf andere Ver- bindungen die verfügbare drahtlose Bandbreite für alle im Netz automa- tisch optimieren: Je schlechter das Eingangssignal an der Anschlussdose, umso dringlicher ist das Netzwerkmanagement zu Hause – für den Kun- den als auch für den Netzbetreiber und Diensteanbieter. Als Konsequenz werden deshalb zunehmend semi-professionelle WLAN-Netzwerk- Lösungen angeboten. Ein „Managed WLAN“-Netz soll für den Kunden das lästige Datenruckeln verhindern. Doch dies geht nur mit neuen, leis- tungsfähigen Routern. Diese Situation bietet daher Streaming-Diensten wie z.B. Netflix oder Maxdome, die keine großen eigenen Breitbandnetze betreiben, die Mög- lichkeit, ihren Einfluss auf die Übertragungsqualität (QoS) auszubauen. Denn es geht ums Geld, und der Trend ist damit klar: Weil das Heimnetz- werk nun Eigentum des Endkunden ist, eröffnen sich speziell für Inhalte- anbieter Möglichkeiten, ihren Kunden zu Hause leistungsfähige Router oder Managed WLAN-Dienste zu offerieren – damit auch zu Hause nichts mehr ruckelt. Der Wettbewerb ist eröffnet. Volker Belz, Associate Partner Goldmedia
  • 22. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 21 Fernsehen ist das neue Fernsehen: Wie jun- ge Zuschauer es für sich neu erfinden Viel Aufregung gab es in der jüngsten Ver- gangenheit um die Zukunft des Fernsehens. Da sind zum einen die mutigen Thesen der neuen VoD-Anbieter, etwa die von Netflix- Chef Reed Hastings, der das lineare Fernse- hen schon mal für todgeweiht erklärt. Und zum anderen sind da die wehrhaften Versu- che der Fernsehindustrie, die eine verloren gegangene Generation von jungen Online- nutzern spätestens nach der Aufnahme ei- nes ordentlichen Berufes oder allerspätes- tens in der Familienphase wieder auf dem Schirm haben wollen. Dabei ist das Fernsehen tatsächlich sehr lebendig und äußerst flexibel. Es folgt seinen Zuschauern einfach dorthin, wo diese ihre Aufmerksamkeit zur Verfügung stellen. Das Fernsehen an sich verändert sich gar nicht: Es ist nach wie vor Information und Unterhaltung mit bewegten Bildern. Da- bei verändern sich nur die Nutzungsarten um „das Fernsehen“, dessen Er- scheinungsformen und ganz besonders der Fernsehbegriff selbst. Ältere Zuschauer verstehen unter „Fernsehen“ in der Regel nach wie vor das, was linear von einem klassischen Fernsehsender auf das heimische Fernsehgerät geliefert wird. Bei den Jüngeren aber ist das längst nicht mehr so. Ihre Definition von „Fernsehen“ geht sehr viel weiter, wie eine aktuelle Nutzerstudie zeigt (Goldmedia, Oktober 2015). So ist für mehr als 50 Prozent der 14- bis 19-Jährigen auch die Bewegtbildnutzung über das Smartphone bereits „Fernsehen“. Diese Zahlen belegen einen Trend, der sich auch 2016 verstärken wird: Die Sichtweise auf dieselbe Tätigkeit ver- ändert sich in Abhängigkeit von Übertragungskanal und Gerät. Für das „Fernsehen“ können in allen Altersgruppen dieselben drei wesent- lichen Nutzungsmotive identifiziert werden: Information, Entspannung und Unterhaltung (Goldmedia, Oktober 2015). Dabei zeigt sich jedoch, dass dieser Motive-Mix bei den jüngeren Zielgruppen über eine größere Variation von Geräten und Kanälen befriedigt wird. Ihnen ist es ziemlich egal, mit welchem Device sie sich informieren, entspannen oder unterhal- ten. Ältere Zuschauer hingegen ordnen den Geräten und Kanälen tenden- ziell nur eine bestimmte Funktion zu und nutzen den Fernseher so auch
  • 23. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 22 nur zum Fernsehen oder das Telefon eben nur zum Telefonieren. Jüngere Zuschauer haben diese klare Funktionszuordnung längst verloren. Zudem gibt es noch einen weiteren Trend, den das Fernsehen aussendet: Große Anbieter von Onlinevideos wachsen und wandeln sich. Die Struktur ihrer Angebote nähert sich dabei immer stärker dem klassischen Fernsehen an und folgt u.a. programmplanerischen Gesichtspunkten. Während bei einem klassischen Fernsehsender die Programmplanung versucht, einen Audience-Flow durch geschickte Programmierung zu erreichen, tun dies bei den Onlineanbietern allerdings ausgeklügelte Algorithmen. In beiden Fällen aber soll die Bindung zum Zuschauer verstärkt werden. Auch die wachsende Produktion eigener Serien zeigt, dass Erfolgsmodelle des klas- sischen Fernsehens immer mehr in die Onlinewelt transferiert werden. Der Trend bei den VoD-Plattformen, vom klassischen Fernsehen einiges abzu- kupfern, wird sich 2016 noch verstärken. Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia
  • 24. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 23 Warum Amazon gedruckte Bücher stationär verkauft: Die digitale Offensive im Handel geht in viele Richtungen Seit Jahren versucht der Onlinehandel, in den Lebensmitteleinzelhandel vorzudringen. Neben den logistisch schwierigen „Frischwa- ren“ werden inzwischen auch alle anderen schnelldrehenden Güter wie Zahnpasta oder Kaffee, also Produkte des täglichen Bedarfs, online vertrieben. Bisher standen aber die enormen Kosten der Logistik und die niedri- gen Margen einem Erfolg entgegen, denn in Deutschland betragen diese, anders als im UK oder in den USA, nur rund 1Prozent. Mit Amazon fresh hat der Marktführer in den USA bereits erfolgreich die Auslieferung frischer Lebensmittel erprobt. Und nachdem Amazon im No- vember 2015 die „Same-Day-Delivery“ in 14 deutschen Metropolregionen einführte, werden weitere Services folgen: Amazon Dash will den Bestell- vorgang für die Dinge des täglichen Bedarfs vereinfachen. Per Knopfdruck auf einen kleinen WLAN-fähigen Button, den Amazon dem Kunden in Ko- operation mit den Herstellern anbietet (befestigt bspw. an der Waschma- schine oder dem Badezimmerspiegel), landen die Produkte automatisch im Warenkorb der nächsten Abo-Lieferung. Ein neues Feld also, das nicht ganz einfach ist. Dabei eilt der deutsche E- Commerce-Markt bereits jetzt schon von Rekord zu Rekord: Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) wird 2015 ein Umsatz von 41,7 Milli- arden Euro erreicht. Die Topseller im Netz sind dabei weiterhin Unterhal- tungselektronik, Bekleidung, Bücher – und eben noch nicht Joghurt oder Obst. Mit seinem Angebot könnte Amazon aber neuen Wind in den Online- markt für Lebensmittel bringen. Bisher fristet dieser in Deutschland noch ein Nischendasein: Nur 1,2 Prozent der Deutschen bestellen Lebensmittel online (EHI Retail Institute). Um in dem neuen Markt nicht gleich ins Hin- tertreffen zu geraten, bieten auch einige Supermarktketten ihre Onlinelie- ferservices in Deutschland an. Am weitesten ist bislang Rewe – das Unter- nehmen liefert in etwa 70 Städten Lebensmittel nach Hause. Damit kämpfen die Einzel- und die E-Commerce-Händler auch in diesem Bereich gegeneinander – zum Nutzen der Kunden. Nachdem Lidl, Aldi,
  • 25. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 24 Tchibo und Co. längst Onlineshops aufgebaut haben, wagen sich anders- herum immer mehr Onlinehändler wie Cyberport oder mymuesli in das stationäre Geschäft vor. Ein integriertes Online- und Offlinegeschäftsmo- dell liegt also im Trend, und so wird vor allem der stationäre Handel seine digitale Offensive auch 2016 fortsetzen. Dabei muss es nicht nur um E- Commerce im engeren Sinn gehen: Location-based Services, vor allem mit ortsabhängigen Werbeangeboten auf dem Handy, werden Kunden mit Schnäppchen-Offerten in die Geschäfte locken. Darüber hinaus starten lo- kale Einzelhändler gemeinsame Projekte für die bequeme Onlinebestel- lung: So profiliert sich etwa die „Online City“ Wuppertal mit einem zent- ralen Onlineshop sowie der Lieferung am Bestelltag durch ein lokales Ku- riernetzwerk gleich zum Multichannel-Shoppingcenter. Die Konsumenten shoppen schon längst über alle Kanäle. Immer mehr Kunden holen dabei die online bestellten Waren im Laden vor Ort ab und sparen sich Versandkosten und Zeit. Und bereits 40 Prozent informieren sich vorher online über das Produkt, das sie dann stationär kaufen (Institut für Handelsforschung IFH). Für einen Abgesang auf den innerstädtischen Handel ist es also noch zu früh. Der stationäre Einzelhandel wird sich gegenüber den reinen Online- händlern differenzieren und den Kundendrift über eigene Onlineangebote abschwächen. Die strategischen Vorteile des stationären Handels hat längst auch Amazon erkannt und bereits einen eigenen Buchladen in den USA eröffnet – mit gedruckten Büchern! Dr. Andreas Büchelhofer, Associate Partner Goldmedia
  • 26. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 25 Roboter als neue Journalisten und Gatekee- per? Datengetriebene Inhalteproduktion ist Trend Datenjournalismus spaltet die Gemüter in der traditionsreichen Verlagsbranche: Wäh- rend Redakteure ihren Berufsstand durch Maschinen bedroht sehen, gilt der gekonnte Umgang mit Daten für viele als zukunftswei- send. Daten beeinflussen die Arbeit von Journalisten heute auf vielschichtige Art und Weise. Betrachtet man die aktuellen Trends im data-driven Journalismus, wird schnell klar, dass eine ganze Branche grundlegend trans formiert wird. Computational Journalism verändert Redaktionsarbeit Bereits heute setzen Branchengrößen wie Associated Press oder der deut- sche Sport-Informations-Dienst SID sogenannte „Natural-Language- Processing“-Software ein, um Artikel per Algorithmus zu verfassen. Für 2016 hat ein Software-Unternehmen angekündigt, automatisch generierte Texte mit Vorhersagen zur US-Wahl zu veröffentlichen. Und der Leser? Untersuchungen belegen, dass „Otto Normal“ kaum noch zwischen ei- nem automatisiert verfassten und einem von Menschen geschriebenen Ar- tikel unterscheiden kann. Chancen tun sich hier insbesondere für Nischen- inhalte oder regionale Verlage auf, die nun effizienter berichten können, z.B. auch mit Spielberichten der Kreisliga. Im kommenden Jahr wird sich die Menge, Qualität und Verfügbarkeit von Daten – allesamt Grundvo- raussetzungen für Roboterjournalismus – weiter erhöhen. Aggregational Journalism schafft neue Marken mit digitalem Kern Angebote wie Huffington Post und Business Insider werten die Präferen- zen ihrer Nutzer professionell aus, steuern zielgruppenspezifischen, ver- dichteten Content aus und schaffen damit schnell wachsende Marken im fragmentierten Online-Markt. Im Zuge einer dynamischen Expansion wer- den dann neue Umsatzfelder wie themenbezogene Veranstaltungen und Business-Intelligence-Dienste erschlossen. Auch BuzzFeed, groß geworden mit Traffic-optimierten „10 Gründe...“-Artikeln, stellt sich breiter auf. Fremde Inhalte werden im eigenen Angebot gebündelt, eigene Inhalte auf Plattformen anderer Anbieter präsentiert. Aggregatoren und Intermediäre
  • 27. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 26 werden weiterhin Inhalte selbst produzieren und bündeln, diese aber auf mehr Plattformen veröffentlichen. Wenn wir unseren Smart TV einschal- ten, könnte also demnächst BuzzFeed laufen – ohne, dass wir dies als sol- ches erkennen. Explainer/Database Journalism optimiert multimediales Storytelling und schafft Mehrwert Durch Visualisierung und verbesserte Übersicht werden Inhalte zugängli- cher und interessanter. Die Leser werden so immer häufiger zu aktiven Zuhörern und Zuschauern, die sich durch spannend vermittelte Geschich- ten durchscrollen. Gleichfalls kann durch die geschickte Aufbereitung von Datenbanken für die Nutzer ein konkreter und alltagsrelevanter Mehrwert geschaffen werden. The Upshot, das Datenjournalismus-Angebot der New York Times, bietet unter anderem einen Mieten-oder-Kaufen-Rechner, der auf Basis von Präferenzen, Finanzierungskosten etc. eine individuelle Emp- fehlung für die Miete bzw. den Kauf von Immobilien gibt. Treiber des Ex- plainer/Database Journalism im nächsten Jahr ist neben der zunehmenden Akzeptanz von multimedialem Storytelling auch die Vielzahl immer günsti- gerer Datenvisualisierungswerkzeuge wie bspw. Tableau. Data Journalism ist wichtiges Werkzeug für neue Insights Als Gatekeeper und Informationsvermittler wird von Nachrichtenjournalis- ten heute verlangt, mit geeigneter Software die für ihre Recherche rele- vanten Daten zu finden und zu analysieren. Teilweise wird sogar die Suche nach Informationen ausgelagert, wie an den Beispielen Plagiat-Wikis und Wikileaks deutlich wird. Die steigende Relevanz von Big Data, die weiter- hin aktive Arbeit an Wikis und nicht zuletzt der immer gekonntere Um- gang mit Data-Mining-Software werden die Bedeutung des Datenjourna- lismus weiter erhöhen. Daten verändern aber nicht nur die Produktion von journalistischen Inhal- ten, sondern auch deren Verbreitung. Was mit Google News begann, hat sich heute ausdifferenziert zu Plattformen wie Facebook Instant Articles, die für ihre aggregierten Nutzer Inhalte suchen, und Diensten wie Blendle, die für ihre aggregierten Inhalte Nutzer suchen. Beide Anbieter versuchen, mit Daten den Fit zwischen Nutzer und Inhalten zu optimieren.
  • 28. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 27 2016 könnte also das Jahr sein, in dem wir direkt auf Facebook eine BuzzFeed-Meldung lesen, die auf einem Online-Artikel unserer Lieblings- zeitung basiert, für den mit Hilfe eines Algorithmus die Wikileaks- Datenbank ausgewertet wurde. Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer Goldmedia Andrej Sosedow-Yu, Consultant Goldmedia
  • 29. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 28 OK, Siri! – Digitale Assistenten werden im- mer mehr Aufgaben übernehmen und damit die Post-App-Ära einläuten Siri, die freundliche digitale Assistentin, ist iPhone- Besitzern wohl-bekannt. Ihre Witze, die sie auf Nachfrage reißt, wie auch ihr Unwille zu einer Hei- rat sind legendär: „In meinem Endbenutzer- Lizenzvertrag steht nichts über Ehe. Tut mir leid.“ Aber Siri ist schon lange nicht (mehr) allein in der Welt der digitalen Assistenten. Es gibt Cortana von Microsoft, Google Now sowieso und aktuell auch „Smart Reply“ für Google Mail. Zudem die Amazon-Spracherkennung auf der Echo-Box, und auch Facebook hat in seiner Messenger-App „M“, einen virtuellen privaten Assistenten, gelauncht. 2016 wird deshalb das Jahr der digitalen Assistenten. Was vor wenigen Jahren noch Science Fiction-Filmen wie „2001: A Space Odyssey“ mit HAL 9000 vorbehal- ten war, wird praktische Realität: „Navigier mich zum Restaurant X!“; „Ruf meine Mutter mobil an!“ oder: „Schreib eine Mail an Y, ich komme 10 Minuten später!“. All dies sind Funktionen, die ordentliche digitale Assistenten heute locker drauf ha- ben. Die digitalen Assistenten lernen ständig dazu: Jede Aufgabe und jede richtige In- terpretation durch den Assistenten füttert die Datenbank mit menschlichen Aus- sprachevarianten und steigert damit die Interpretationsfähigkeiten der Assistenten. Dennoch reicht es nicht immer. Deshalb hat Facebook seinem Dienst „M“ im Hin- tergrund noch zusätzlich Menschen gegönnt, die schwierige Fragen und Aufgaben händisch erledigen und helfen, mit ihren Ergebnissen die Datenbanken ebenfalls zu füllen. Ziel ist es offenbar, dass sie sich dadurch langsam selbst abschaffen. Ähnli- che Ansätze wie „M“ verfolgen auch eine Reihe von Start-ups wie TaskRabbit, Magic oder Operator. Doch „Concierge-Services“ sind nur ein kleiner Teil des Leis- tungsspektrums virtueller Assistenten. Hinter den digitalen Assistenten steckt anspruchsvolle Technologie: Stets braucht es Spracherkennung, verschiedene Ebenen des maschinellen Lernens und soge- nannter Predictive Analytics. Von der Interpretation der gesprochenen Inhalte zur Entwicklung sinnvoller Antworten ist es kein simpler Weg. Dennoch sind schon heute die Nutzer mit den Antworten der Assistenten recht glücklich. So zeigten sich 81 Prozent der Nutzer in den USA mit den Antworten von Siri zufrieden (Quel- le: Expert Exchange). Manche Analysten sprechen bereits von der Post-App-Ära, in der virtuelle private Assistenten uns die Arbeit abnehmen und dazu viele weitere anspruchsvolle Auf-
  • 30. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 29 gaben übernehmen werden: Angefangen vom Call Center und bei Verkaufsge- sprächen im Einzelhandel bis hin zu fachspezifischen Aufgaben, zum Beispiel im Bereich Steuer- oder Rechtsberatung. Dafür bedarf es spezialisierter, neuer Assis- tenten, die zeitnah in den Markt kommen werden. Siri ist schon bereit. Auf die Frage, was sie trinken möchte, antwortet sie stets: „Nur das, was meinen Wissens- durst stillt.“ Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia
  • 31. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 30 Die Unschärferelation in der TV- Reichweitenforschung: Soziodemografische Datentiefe vs. breitere Abbildung der Ge- samtnutzung „Follow the content“ – das ist nicht nur das zent- rale Motto bei der linearen und non-linearen TV- Nutzung, sondern auch der Leitsatz der Arbeits- gemeinschaft Fernsehforschung (AGF), welche die Bewegtbildforschung in Deutschland maßgeblich steuert. Während die Nutzer zusätzlich zum wei- terhin relevanten klassischen Fernsehen alle ande- ren Möglichkeiten des Bewegtbildkonsums fort- laufend und selbstverständlich in ihren Alltag in- tegrieren, versucht die AGF, diese Nutzungsreali- tät mit immer komplexeren Verfahren einzufan- gen. Dies ist kein einfaches Unterfangen. Wo sol- che Ansätze im Worst Case hinführen, konnte man in der Schweiz verfolgen: Nachdem 2013 ein neues und crossmedial orientiertes Messsystem von Mediapuls eingeführt wurde, gab es in der Schweiz aufgrund von unplausiblen Daten über ein halbes Jahr lang gar keine Fernsehquoten. Das will in Deutschland natürlich keiner. Die AGF setzt in Deutschland daher auf mehrere Quellen: TV-Panel, Desktop-Panel, Mobile-Panel und Cross-Media-Panel. Ziel ist es, all diese Daten zusammenzuführen, um eine einheitliche Währung für die Bewegtbildmessung zu erhalten. Das Verfahren hat aber zwei Konsequenzen: Zum einen erfordert das Zusammenfügen unterschiedlich erhobener Daten einen extrem hohen methodischen Aufwand, ohne die das Modell nicht funktionieren kann. Zum anderen brauchen die dazu notwendigen Schritte, so sie denn über- haupt realisierbar sind, Sorgfalt und vor allem: viel Zeit. Gerade die Zeit aber wird immer knapper – vor allem für kleinere Sender. In der diversifizierten Fernsehlandschaft werden ihre auf herkömmliche Weise gemesse- nen Fernsehquoten zunehmend volatil. Bereits die Größe des aktuellen Fernsehpa- nels (rund 5.000 Haushalte) wird dieser seit Jahren vorhandenen Entwicklung nicht gerecht. Hinzu kommt, dass internetbasierte Over-the-top (OTT)-Angebote nur schwer messbar sind und damit noch schwieriger vermarktet werden können. Ein beständig tröstender Verweis der AGF auf die Zukunft reicht vielen Medienunter- nehmen nicht mehr aus. Weil relevante Teile der tatsächlichen Nutzung bei der AGF aktuell nicht erfasst werden können, hat mit Sky ein erster großer Player im deutschen Bewegtbild- markt einen eigenen Weg mit seiner sog. 360-Grad-Messung eingeschlagen: Sky ermittelt plattformübergreifend Reichweiten durch eigene Panelmessung und On- linebefragungen. Die Sky-Daten zeigen deutlich, welches Gewicht z.B. die Außer- Haus-Nutzung besitzt, die anderweitig so nicht erhoben wird. Insgesamt ist der
  • 32. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 31 methodische Ansatz dieses „Megapanels“ recht elaboriert. Dennoch entstehen wieder neue Fragen. In der wissenschaftlichen Publikumsforschung wird deshalb wegen der Vielzahl, Komplexität und Bedeutung der methodischen Fusionierung intensiv diskutiert, ob die Reichweiten in solchen Fusionsmodellen nicht eher konstruiert als abgebildet werden? Denn: Je mehr zentrale Prozesse des Messsystems modelliert werden, des- to mehr werden die Daten selbst methodisch „hergestellt“ und eben nicht mehr gemessen. Eine panelbasierte Reichweitenmessung scheint deshalb langsam an ih- re Grenzen zu stoßen. Ist es also Zeit zum Umdenken? Könnte mit etwas weniger Gewicht auf soziode- mografisch detaillierte Nutzungsdaten eine bessere Abbildung der gesamten Be- wegtbildnutzung erreicht werden? Schon ein Zusammenschluss mit anderen An- bietern (Kabelnetzbetreiber, Online-TV-Messanbieter) könnte die vorhandenen Da- ten aus bestehenden Rückkanälen nutzbar machen und somit realistischere Ge- samtdaten liefern. Das geht allerdings nur mit dem Mut, auf Details zu verzichten. Doch damit ließe sich vermutlich leben: Dass so manche soziodemografische Da- tentiefe heute schon nicht mehr als eine Scheingenauigkeit ist, wissen kleinere Fernsehsender. Wenn die Bewegtbildnutzung zukünftig also realitätsnäher abgebildet werden soll, muss ein Tod gestorben werden: Entweder Erfassung der realen linearen und non- linearen Breite oder die von der klassischen Fernsehforschung gewohnte Datentie- fe. An beidem festzuhalten bedeutet, den Abstand zwischen Realität und Messung weiter zu vergrößern. Dr. Mathias Wierth, Associate Partner Goldmedia
  • 33. Goldmedia Trendmonitor 2016 Seite 32 Infofografik Goldmedia Trendmonitor 2016