Überblick über Projektmanagement Zertifizierenden. Verglichen werden die PM-Zertifizierungen der GPM, des PMI, PRINCE2 sowie der IHK Westerhamer Projektleiter
1. März 2012 Andrea Ramscheidt
Überblick Projektmanagement-Zertifizierungen
– Möglicher Nutzen einer Projektmanagement-
Zertifizierung
– Überblick über nationale und internationale
Projektmanagement-Zertifizierungen
2. Der persönliche Nutzen
• Steigende Bedeutung von Zertifikaten bei Unternehmen
• Als Argument für Ihr Gehalt oder Ihren Tagessatz
• Erfahrungsnachweis in Sinne von Kompetenzbestätigung
• Ihr eigenes Selbstbewusstsein als Projektleiter
• Ihre persönliche Wissenserweiterung zum Thema
Projektmanagement
• Sie erweitern Ihr Netzwerk durch Kontakte mit Projektleitern
anderer Unternehmen
3. Karriereperspektiven
• Gibt es PM-Laufbahnmodelle?
– Eine Studie der VW Coaching aus dem Jahr 2003 kommt
zu dem Schluss, dass die Firmen den Nutzen
standardisierter Lösungen im Vergleich zu individuellen
Lösungen noch nicht erkannt haben.
– Projektorientierte Laufbahnmodelle wie eine PM-
Fachkarriere existieren in 42% der befragten
Unternehmen. 44% haben kein solches Angebot, 14%
planen, ein Laufbahnmodell einzuführen.
(*) Mehr Information zur Studie in der Backup-Folie
4. Projektmanagement -
Kompetenznachweis
• Projektmanagement-Zertifizierungen:
– Projektmanagement- und Methodenkompetenz: 80% der Befragten halten
Zertifizierungen für die verlässlichste Bestätigungsform.
– Für Kompetenzfelder (Führung, Betriebswirtschaft, soziale Kompetenz):
Keine zuverlässige Bestätigungsquelle.
• Referenzen bzw. Arbeitszeugnisse:
– Werden für alle Kompetenzfelder als verlässlicher Bestätigungsweg
akzeptiert.
• Besuch entsprechender Schulungen:
• die betriebswirtschaftliche und methodische Kompetenz:
akzeptieren ca. zwei Dritteln der Befragten
• Soziale und Führungskompetenz sowie Fachkenntnisse:
akzeptieren weniger als ein Drittel der Befragten.
• Selbstauskunft:
• Die Selbstauskunft eines Mitarbeiters wird für keines der Kompetenzfelder
als verlässliche Bestätigung anerkannt
5. Nachweis von Erfahrungen
Erfahrungen in den Bereichen Projektmanagement,
Führung, Fachlichkeit und Branche können nach Aussage
der großen Mehrheit der Befragten (ca. 80 %) nur über
Referenzen und/oder Arbeitszeugnisse nachgewiesen
werden.
6. Stellenausschreibungen
• 81% der befragten Unternehmen fordern in ihren
Stellenausschreibungen für Projektmanager die Kenntnis
relevanter Standards, wie des PMBOK Guides des Project
Management Institutes (PMI), der IPMA Competence
Baseline (ICB) oder des PM-Kanons der Deutschen
Gesellschaft für Projektmanagement (GPM).
• Projektmanagement-Zertifizierungen besitzen hingegen bei
den Anforderungsprofilen einen leicht steigenden
Stellenwert. Diese tauchen in weniger als 40% der
Projektmanagement-Stellenausschreibungen auf.
7. Einsatz in Unternehmen
• Die Hälfte der befragten Unternehmen setzen in ihren
Projekten Personen mit PM-Zertifizierungen ein.
Am häufigsten findet sich das GPM-Zertifizierungssystem
(42%). Mitarbeiter mit Zertifizierungen des PMI (21%) und
individuelle Systeme (14%) werden weniger oft eingesetzt.
• Gründe für die Einführung von PM-
Zertifizierungsprogrammen sind vor allem der
Standardisierungs- und Professionalisierungsdruck sowie
Anforderungen von Kunden und Märkten.
• Gegen Zertifizierungen spricht aus Sicht der Befragten vor
allem ihre mangelnde Individualität.
8. Anteil zertifizierter Projektleiter
• In einem Drittel der Unternehmen hat kein Projektleiter eine
Zertifizierung, in etwa einem weiteren Drittel liegt der Anteil
der zertifizierten Projektleiter unter 5%.
• In den restlichen Unternehmen ist der Zertifizierungsstand
sehr unterschiedlich.
• In immerhin 17% der befragten Unternehmen ist mindestens
jeder zweite Projektmanager zertifiziert.
9. Karrierechancen
• Es gibt ein großes Mittelfeld, in denen Projektleiter - egal ob
mit (63%) oder ohne (58%) Zertifizierung - "gute"
Karrierechancen im Unternehmen haben.
• Die Aussicht auf "sehr gute" Karrierechancen verdoppelt
sich durch eine PM-Zertifizierung von 16% auf 30%.
• "Sehr gute" Karrierechancen haben zertifizierte Projektleiter
vor allem in projektorientierten Organisationen sowie in
Unternehmen mit Matrixorganisationen.
• In Unternehmen mit reiner Linienorganisation sind die
Karrierechancen eher schlechter. In 23% der Unternehmen
haben Projektmanager ohne Zertifizierung nur "schlechte"
Karrierechancen. Dieser Wert sinkt auf 5%, wenn die
Projektmanager zertifiziert sind.
10. Handlungsempfehlungen
• Eigene Kompetenzen an aktuellen Anforderungsprofilen ausrichten
(Studien, Artikel, Stellenausschreibungen).
• Neben den Projektmanagement-Kernkompetenzen
(Projektmanagement-, Führungs-, Methoden- und Sozialkompetenz)
auch betriebswirtschaftliche Kompetenz von den Unternehmen gefordert
werden.
• Kompetenzen an Projektanforderungen ausrichten
• Bei der Stellenbesetzung als Projektleiter legen die Unternehmen
vergleichsweise geringen Wert auf soziale Kompetenz sowie
Führungskompetenz und Führungserfahrung.
• Zertifizierungen und Arbeitszeugnisse/Empfehlungen gezielt einsetzen
• Bei der Besetzung von Stellen im Projektmanagement hat die Kenntnis
von PM-Standards eine hohe Bedeutung, eine entsprechende
Zertifizierung wird nicht immer gefordert.
• Angebote des Arbeitgebers zur Zertifizierung und PM-Laufbahnen
nutzen.
• Qualifikationsangebote wahrnehmen und individualisieren.
11. Zertifizierungen im Überblick
• Das Zertifizierungssystem des Project Management Institute
(PMI)
• Das "4 Level Certification System" der International Project
Management Association (IPMA)
• Die prozessorientierte Projektmanagement-Methode
PRINCE2® (Projects in Controlled Environments) des Office
of Government Commerce (OGC)
• Die „Westerhamer Projektleiter-Qualifizierung (IHK)“
12. Der PMBOK® Guide – Das Standardwerk für
Projektmanagement-Methoden
• Die Zertifizierungsverfahren des PMI basieren vor allem auf dem
PMBOK® Guide, einer Sammlung von prozessorientierten
Projektmanagementmethoden. Herausgegeben und gepflegt vom US-
amerikanischen Project Management Institute (PMI) gibt der PMBOK®
Guide einen klaren methodischen und terminologischen Rahmen vor,
der auch für die Prüfungen verbindlich ist:
• Für das Projektmanagement werden 42 Prozesse definiert, die in einer
Matrix fünf Prozessgruppen und 9 Wissensgebieten zugeordnet sind.
Für jeden Prozess werden außerdem Input, Output, Werkzeuge und
Verfahren beschrieben. Es werden jedoch im Gegensatz zur
International Competence Baseline (ICB) der IPMA keine Aussagen
über die erforderlichen Kompetenzen eines Projektmanagers gemacht.
• Nicht nur in den Vereinigten Staaten ist der PMBOK® Guide De-facto-
Norm für das Projektmanagement. Die englische Ausgabe wird in elf
weitere Sprachen übersetzt und regelmäßig aktualisiert. Seit Mitte 2009
ist die vierte, aktualisierte Auflage Grundlage für die CAPM®- und
PMP®-Zertifizierung.
13. PM BoK Guide
ð Not the whole Project Management Body of Knowledge (PMBOK®), “only” the guide to it
ð ANSI standard (American National Standards Institute)
ð Defines common language for all people working in projects, making communication across
industries and departments easier and more precise
ð Abstract (process-oriented), not industry specific (industry-specific or company-specific phase
models can be overlaid)
Chapter 4 Chapter 5 Chapter 6 Each knowledge area
Chapter 1
Project Project Project can include the
The Project Management Integration Scope Time following processes:
Framework: Introduction Management Management Management
ð Initiating
Chapter 7 Chapter 8 Chapter 9
Chapter 2 ð Planning
Project Project Project ð Executing
Project Life Cycle and Organization Cost Quality Human
Management Management Resource ð Controlling and
Management Monitoring
ð Closing
Chapter 10 Chapter 11 Chapter 12
Chapter 3 Project
Project Project
Risk
Project Management Processes for Communi-
Management
Procurement
cations Management
a Project Management
14. Die ICB: Ganzheitlicher Kompetenzen-
Nachweis für die Projektkarriere
• Der IPMA-Fokus liegt hingegen auf den Personen und ihren Qualifikationen als
Projektmanager: Professionelles Projektmanagement differenziert die IPMA in ihrer
International Competence Baseline (ICB) in 46 Kompetenzelemente: 20 technische
Kompetenzelemente für das Projektmanagement (PM-technische Kompetenzen), 15
Verhaltenskompetenzelemente des Projektpersonals (PM-Verhaltenskompetenzen) und 11
Kontext-Kompetenzelemente für Projekte, Programme und Projektportfolios (PM-Kontext
Kompetenzen).
• Die IPMA ist ein Verbund aus 50 nationalen Projektmanagement-Organisationen verteilt
auf allen 5 Kontinenten. Die ICB ist auf Englisch verfasst, doch jede Mitgliedsorganisation
kann diese bei Bedarf in ihre Sprache übersetzen und eine nationale Competence
Baseline (NCB) entwickeln. Die nationalen Competence Baselines dürfen nicht von der
ICB abweichen, aber im beschränkten Umfang Ergänzungen enthalten.
• Im deutschsprachigen Raum gibt es diese drei Mitgliedsorganisationen
– die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. (GPM) (www.gpm-ipma.de)
– die Schweizerische Gesellschaft für Projektmanagement (spm) (www.spm.ch)
– die Projekt Management Austria (pma) (www.p-m-a.at)
• Diese 46 definierten und genau beschriebenen Kompetenzelemente sind die Grundlage für
die IPMA-Zertifizierungen, die mit ihrem hierarchisch aufgebauten "4 Level Certification
System" eine klassische Projektkarriere abbilden.
15. ICB (IPMA Competence Baseline)
mit 42 Kompetenzfeldern
32. Verhandlungen,
Kernelemente 11. Projektabschluss 22. Projektorganisation
Besprechungen
1. Projekte und
12. Projektstrukturen 23. Teamarbeit 33. Stammorganisation
Projektmanagement
2. Projektmanagement- 13. Projektinhalt,
24. Führung 34. Geschäftsprozesse
Einführung Leistungsbeschreibung
3. Management by 14. Projektablauf und
25. Kommunikation 35. Personalentwicklung
Projects Termine
4. Systemansatz und 36. Organisationales
15. Einsatzmittel 26. Konflikte und Krisen
Integration Lernen
16. Projektkosten und 27. Beschaffung, 37. Veränderungs-
5. Projektumfeld
Finanzmittel Verträge management
6. Projektphasen und 17. Konfiguration und 38. Marketing,
28. Projektqualität
Lebenszyklus Änderungen Produktmanagement
7. Projektentwicklung
und -bewertung
18. Projektrisiken Zusatzelemente 39. Systemmanagement
8. Projektziele und 29. Informatik in 40. Sicherheit,
19. Leistungsfortschritt
Strategien Projekten Gesundheit, Umwelt
9. Projekterfolgs- und 20. Integrierte 30. Normen und
41. Rechtliche Aspekte
Misserfolgskriterien Projektsteuerung Richtlinien
21. Information, Doku, 42. Finanz- und
10. Projektstart 31. Problemlösung
Berichtswesen Rechnungswesen
16. PRINCE2®: Das
Projektmanagement-Framework
• PRINCE2® steht für "Projects in Controlled Environments" und ist ein sehr detailliertes
Prozessmodell, das vom Beginn bis zum Abschluss eines Projekts festlegt, was zu tun ist.
Das Urheberrecht für PRINCE2® liegt bei dem britischen Office of Government Commerce
(OGC) und kann lizenzfrei eingesetzt werden. PRINCE2®-Fortbildungen werden von
Accredited Training Organisations (ATO) durchgeführt, die im Auftrag der OGC von der
APMG Group Ltd. (APMG) überwacht werden. Für die Akkreditierungen im
deutschsprachigen Raum ist die APMG Deutschland verantwortlich.
• Das Vorläufermodell, PRINCE, wurde noch von der britischen Central Computer and
Telecommunications Agency (CCTA) als Regierungsstandard für IT-Projektmanagement
entwickelt. Die Nachfolgerin PRINCE2® ist in allen Branchen einsetzbar und wurde 2009
vom OGC überarbeitet. PRINCE2® will nicht das umfassende Methodenwissen bieten,
das PMI abprüft, und definiert keine Kompetenzen wie die IPMA. "Die PRINCE2®-
Methode bietet eine sofort umsetzbare übergeordnete Rahmenstruktur für Projekte. Denn
PRINCE2® bringt alle Projektbeteiligten vom Auftraggeber über den Projektleiter bis zum
Lieferanten zusammen", erklärt Hamilton den besonderen Nutzen von PRINCE2®.
•
• PRINCE2® gibt also Handlungsempfehlungen, wie Projekte gemanagt, gesichert und
gelenkt werden. Es liefert einsetzbare Projektpläne und Vorlagen, beschreibt Business
Cases und definiert klare Rollen im Projektmanagement. Dabei stützt sich PRINCE2® auf
in der Praxis bewährte Verfahren. Vor allem in die 2009 überarbeitete Version PRINCE2®:
2009 refresh sind Rückmeldungen der Anwender eingeflossen, außerdem werden aktuelle
Best Practices dokumentiert.
17.
18. Verbreitungsgrad
• Insgesamt haben die meisten Projektmanager ein PMP-Zertifikat des PMI: Weltweit gibt es
ca. 460.000 PMP®-Zertifizierte (2010), mehr als 200.000 PRINCE2®-Practitioner und
mehr als 110.000 IPMA-Zertifizierte.
• Der überwiegende Teil der PMP®-Zertifikate stammt aus Nordamerika. In den USA ist der
PMP® ein "Must-Have" im Projektmanagement, aber auch in Asien ist er stark vertreten. In
Deutschland gibt es mittlerweile gut 5.500 zertifizierte Project Management Professionals
(PMP®s).
• In Europa, vor allem im deutschsprachigen Raum und in Skandinavien, sind immer noch
die IPMA-Zertifikate wesentlich verbreiteter. In Österreich gibt es bereits 7.300 IPMA-
Zertifizierte, wobei die Tendenz seit Jahren steigend ist: Allein 2009 zertifizierten sich
1.324 Projektmanager bei der pma. In der Schweiz sind es bisher 3.782 IPMA-Zertifizierte
(bis Ende 2009), in Deutschland mehr als 19.500. Ein Großteil aller IPMA-Zertifizierten hat
den Level D absolviert.
• PRINCE2® ist in seinem Ursprungsland Großbritannien De-facto-Standard für
Projektmanagement, außerdem ist die Methode in Australien und den Niederlanden sehr
verbreitet. In den letzten Jahren hat PRINCE2® aber auch in anderen Ländern kräftig
aufgeholt, in Deutschland wurden 2008 z.B. 2.868 PRINCE2®-Prüfungen abgelegt.
• Während PRINCE2® historisch bedingt vor allem im IT-Projektmanagement genutzt wird,
haben weder PMP® noch IPMA eine branchenspezifische Verbreitung.
19. Die Zertifizierungsstufen:
Für wen sind sie geeignet?
• Alle drei Systeme bieten mittlerweile mehrere Zertifizierungsstufen an.
Je nachdem, wie viel Erfahrung man als Projektmanager – und vor allem
als Projektleiter – mitbringt, eignen sich unterschiedliche Level. Alle drei
Systeme bieten Einstiegszertifizierungen, die geeignet sind, ganz
grundsätzlich sein Projektmanagementwissen qualifiziert bestätigen zu
lassen. Wichtig ist im IPMA-System, seine eigene Erfahrung nicht zu
überschätzen, denn vor allem die geforderte Komplexität der Projekte ab
Level B ist ein Knackpunkt bei der Zulassung zur Zertifizierung.
• Teilweise gibt es auch spezialisierte Zertifizierungen für Zeit- und
Risikomanager, aber auch Trainer und Projektmanagement-Berater.
Besonders gut ausdifferenziert ist das System der IPMA, die ja auch als
einzige der drei Systeme den Anspruch hat, eine vollständige
Projektkarriere abbilden zu können.
• Sowohl PMI als auch IPMA sind akkreditiert nach ISO/IEC 17024, dem
internationalen Standard für Institutionen, die Personal zertifizieren.
20. Die Zertifizierungsstufen: PMI
• PMI sieht unterschiedliche Zertifizierungslevel vor. Außerdem bietet das Institut
einige spezialisierte Zertifizierungen für Zeit- und Risikomanagement im
Projektmanagement an. Hinzu kommt ein Zertifikat für Program Management
Professionals (PgMP). Basis für die Einstiegslevel-Zertifizierung Certified
Associate in Project Management (CAPM®) und die Zertifizierungsprüfung zum
Project Management Professional (PMP®) ist der schon erwähnte PMBOK®
Guide.
• CAPM®: Certified Associate in Project Management
– Die CAPM®-Zertifizierung richtet sich an Projektteammitglieder, Junior-
Projektleiter oder Berufsanfänger wie Studenten. Sie wurde entwickelt, um
auch Personen ohne mehrjährige Projektmanagementerfahrung eine
Zertifizierung zu ermöglichen.
• PMP®: Project Management Professional
– Die wichtigste Zertifizierung des PMI ist der PMP®. Für den PMP® muss der Kandidat
umfangreiches Wissen und Erfahrung mitbringen, er richtet sich an erfahrene
Projektleiter.
21. Die Zertifizierungsstufen: IPMA
• Die IPMA bietet für Projektmanager vier Zertifizierungslevel an, die als
Projektmanagement-Karrierepfad interpretiert werden können: Vom Projektmitarbeiter
(Level D) über den Leiter überschaubarer Projekte (Level C) bis hin zum Manager
komplexer Projekte (Level B) zum Programmmanager oder dem Projektportfolio-Manager,
der alle Projekte eines Unternehmens koordiniert (Level A).
• Der Nutzen dieser ausdifferenzierten Qualifizierungsstufen ist sicher, dass
Projektleitungserfahrung sehr detailliert und individuell nachgewiesen werden kann.
• IPMA LEVEL D – Zertifizierter Projektmanagement-Fachmann (GPM) / Certified Project Management
Associate (spm) / Junior-Projektmanager/in (pma)
– Mit Level D wird Projektmanagement-Grundlagenwissen zertifiziert. Die Zertifizierung richtet sich an Projektmitarbeiter und
Nachwuchsführungskräfte, die eventuell schon aktiv in Projekten mitarbeiten und fundiertes Wissen aufbauen wollen. Berufliche Erfahrung
ist hilfreich, aber nicht Voraussetzung für diesen Level.
• IPMA LEVEL C – Zertifizierter Projektmanager (GPM und pma) / Certified Project Manager (spm)
– Mit Level C wird Projektmanagement-Erfahrung beziehungsweise auch schon Projektleitungserfahrung zertifiziert. Diese Zertifizierung
richtet sich daher an Personen, die bereits einige Jahre begrenzt komplexe Projekte geleitet haben.
• IPMA LEVEL B – Zertifizierter Senior Projektmanager (GPM u. pma) / Certified Senior Project Manager
(spm)
– Das entscheidende Trennkriterium zwischen IPMA-Level C und B ist die Komplexität der Projekte
• IPMA LEVEL A – Zertifizierter Projektdirektor (GPM) / Zertifizierter PM Executive (pma) / Certified
Projects Director (spm)
– Diese Zertifizierung richtet sich an Projektportfolio- oder Programm-Manager, die nachweislich mehrere Jahre Erfahrung haben in der
Koordination und Überwachung aller Projekte eines Programms, Unternehmensbereiches oder eines Unternehmens. Das Management
eines Einzelprojekts ist nicht mehr Gegenstand der Zertifizierung und wird vorausgesetzt.
22. Die Zertifizierungsstufen:
PRINCE2®/OGC
• Für PRINCE2® gibt es zwei Zertifizierungen, die aufeinander aufbauen:
• PRINCE2®Foundation und PRINCE2®Practitioner.
• PRINCE2®Foundation ist die Basisausbildung. Wer die
PRINCE2®Practitioner-Ausbildung machen möchte, muss das
PRINCE2®Foundation-Zertifikat nachweisen.
• Grundsätzlich kann jeder Projektmanager sein Handwerk auch
woanders gelernt haben. Aber mit PRINCE2® erhält der Zertifizierte ein
Prozessmodell für sein Projektmanagement, das er sofort einsetzen
kann.
• Das leitende Management versteht mit PRINCE2® seine Rolle im
Gesamtkontext besser, der Projektmanager erhält ein "Framework", mit
dem er sofort arbeiten kann.
• Der Hauptunterschied zwischen den beiden Zertifizierungsstufen: Der
PRINCE2®Foundation-Zertifizierte kennt die Terminologie, versteht das
Modell und kann mitreden, der PRINCE2®Practicioner kann PRINCE2®
umsetzen und anwenden. Deshalb ist der Praxisbezug in den Prüfungen
sehr hoch.
23. Zeitaufwand
• Die drei Zertifizierungssysteme haben unterschiedliche Prüfungsabläufe.
• Die PMI-Multiple-Choice-Prüfungen weisen einen hohen Grad an zentral
gesteuerter, standardisierter Leistungsbeurteilung auf.
• Die Zertifizierungen der IPMA fundieren auch auf der Workshop-Performance
der Teilnehmer, Interviews, sowie auf der persönliche Selbsteinschätzung und
dem Reflektieren der eigenen Kompetenzen in einem Projekt.
• Auch der Zeitaufwand für die drei Zertifizierungen variiert.
• Vorbereitungszeit auf die PMP®-Zertifizierung: mindestens sechs Monate
Vorbereitungszeit zu den IPMA-Zertifizierungen: mindestens sechs Monate
Die beiden PRINCE2®-Abschlüsse dagegen können sich Projektleiter nach der
vergleichsweise kurzen Zeit von insgesamt vier bis sechs Tagen erarbeiten. Das
ist de facto die Seminarzeit.
• Rein theoretisch kann man sich auf alle drei Zertifizierungsprüfungen auch im
Selbststudium vorbereiten. Allerdings muss man schon ein hohes Maß an
Projekterfahrung und Projektmanagement-Wissen haben, um diese dann auch
zu bestehen. Für alle drei Systeme gibt es zahlreiche akkreditierte
Trainingsinstitute, die auf die entsprechenden Prüfungen vorbereiten.
24. Prüfungsablauf: PMI
• Die PMI-Prüfungen sind vollständig computerbasierte Multiple-Choice-
Tests in autorisierten Testcentern. Die Prüfungssituation ist sehr streng:
In einem abgesicherten Glaskasten muss der Kandidat in einem engen
Zeitrahmen je nach Zertifizierungslevel zahlreiche Fragen beantworten.
Zu jeder Frage gibt es vier Antwortmöglichkeiten, von der nur eine richtig
ist.
• In der CAPM®-Prüfung hat der Kandidat drei Stunden Zeit, um 150
Muliple-Choice-Fragen zu beantworten. Abgefragt wird
Projektmanagement-Grundlagenwissen. Das Zertifikat ist fünf Jahre
gültig und kann nur durch eine erneute Prüfung wiedererlangt werden.
Für den PMP® muss der Kandidat 200 Fragen in 240 Minuten
beantworten. In situativen Fragen wird dabei das methodische Wissen
und die Erfahrung des Kandidaten geprüft.
• Jeder Kandidat kann sich direkt auf der PMI-Website (www.pmi.org)
anmelden. Die Prüfung ist in zwölf Sprachen möglich.
25. Prüfungsablauf: IPMA
• Die IPMA-Prüfungen der drei Länder Deutschland, Schweiz und Österreich variieren leicht.
Grundsätzlich gilt: Die LEVEL D-Zertifizierung ist eine Wissensprüfung. Ab Level B kommen Workshop-
und Interview-Elemente hinzu. Bei allen Zertifizierungsverfahren sind der förmliche Antrag des
Bewerbers mit Qualifikationsnachweisen, die standardisierte Selbstbewertung und die Zulassung durch
die entsprechende Zertifizierungsstelle erforderlich. Die IPMA-Prüfungen können in der jeweiligen
Landessprache oder in Englisch abgehalten werden.
• Level D beinhaltet in Deutschland eine schriftliche und mündliche Prüfung, in der Projektmanagement-
Basiswissen geprüft wird. In der schriftlichen Prüfung werden vor allem offene Fragen gestellt, ein
kleiner Teil besteht auch aus Multiple-Choice-Fragen. Außerdem müssen die Kandidaten einen
Transfernachweis erstellen, der ebenfalls prüfungsrelevant ist. Der Transfernachweis ist eine Art
Projektbericht. Entsprechende Anleitungen stellt die Zertifizierungsstelle der GPM (PM-Zert) zur
Verfügung.
• Für die IPMA-Zertifizierungen der Level C bis A muss sich der Kandidat sowohl auf die Wissensprüfung
vorbereiten als auch die unterschiedlich anspruchsvollen Projektberichte und Unterlagen
zusammenstellen, die für die Zertifizierung bewertet werden. Es kann bis zu 15 Arbeitstage dauern, die
erforderlichen Projektberichte und Unterlagen zu erstellen. Hinzu kommt auf Level C die Zeit für die
Prüfungsvorbereitung.
• Ab Level C ist neben einem Projektbericht ein mehrstündiges Interview ein zentraler Teil der
Zertifizierung, in dem der Projektleiter seine Kompetenzen reflektiert. Außerdem arbeiten einige Länder
mit Assessment-Workshops, in denen die Kandidaten in Teams ein fiktives Projekt durcharbeiten. In der
Face-to-Face-Kommunikation mit Kollegen aus der Praxis sollen dabei eigene Erfahrungen reflektiert
werden. Deshalb werden die Interviews auch immer mit zwei Assessoren geführt. Jeweils einer der
Assessoren kommt aus dem Fachgebiet des Kandidaten, der andere explizit nicht.
26. Prüfungsablauf: PRINCE2®
• Nur beim Office of Government Commerce (OGC) akkreditierte Organisationen
dürfen Schulungen zur Vorbereitung auf die PRINCE2®-Zertifizierung anbieten.
Diese stellen auch das offizielle Kursmaterial zur Verfügung und nehmen die
Prüfungen am Ende eines Seminars ab. Theoretisch kann sich jeder auch im
Selbststudium das PRINCE2®-Know-How aneignen und sich direkt bei der
APGM zu einer öffentlichen Prüfung anmelden. In der Regel nutzen die
Kandidaten jedoch die Möglichkeit und kombinieren ein Seminar eines offiziell
akkreditieren Anbieters mit der entsprechenden Zertifikatsprüfung. Die
Prüfungen werden auch in deutscher Sprache angeboten.
• Die Grundlagen-Prüfung (Foundation Examination) ist ein Wissenstest über das
PRINCE2®-Handbuch und seine Projektmanagement-Methodologie. Die
einstündige Prüfung besteht aus einem Multiple-Choice-Test mit 75 Fragen. Zum
Bestehen müssen die Kandidaten mindestens 35 Fragen richtig beantworten.
• Die PRINCE2® Practitioner Examination kann nur ablegen, wer zuvor die
Foundation Examination bestanden hat. Manche Trainingsanbieter bieten beide
Kurse hintereinander an, so dass man nach fünf Tagen sein Zertifikat als
PRINCE2® Practitioner in der Tasche haben kann. Die Prüfung dauert drei
Stunden und basiert auf einem fiktiven Projekt, das in einem sogenannten
Szenarioheft beschrieben wird. Zum Bestehen der Prüfung müssen 198 von 360
Punkten erreicht werden.
27. Gültigkeitsdauer und
Rezertifizierung
• Auf der Stufe der Projektleiter verfolgen PMI und IPMA ähnliche Ansätze
bei der Rezertifizierung.
• Bei Ende der Gültigkeitsdauer (IPMA ab Level C fünf Jahre, PMP® nach
drei Jahren) muss der Zertifikatsinhaber bestimmte Leistungsnachweise
erbringen, um die Zertifizierung zu verlängern – ein erneutes
Durchlaufen der Zertifizierungsschritte ist nicht notwendig.
Leistungsnachweise können z.B. Seminare, Teilnahme an
Fachveranstaltungen, Nachweis der Projektmanagement-Erfahrung u.ä.
sein. IPMA Level D und CAPM® gelten fünf Jahre und sind nur durch
eine Wiederholung der Prüfung erneuerbar.
• PRINCE2® Practitioner müssen nach fünf Jahren ihr Wissen mit einem
erneuten Test auffrischen. Die Rezertifizierung dauert eine Stunde und
kann elektronisch oder schriftlich erfolgen. Die Foundation-Zertifizierung
dagegen hat lebenslang Bestand.
28. Westerhamer Projektleiter
Qualifizierung
• Auszeichnung durch einen besonderen Praxisbezug.
• Der Trainingsanteil zur Verankerung des Gelernten ist besonders hoch.
• Auf die individuellen Probleme der Teilnehmer im Tagesgeeschäft wird
spezifisch eingegangen.
• Einsatz von hochqualifizierten und bewährten Trainern, die aus der
Praxis kommen und seit vielen Jahren Unternehmen bei der Einführung
und Umsetzung von Projektmanagement beraten.
• Vermittelt neue Perspektiven durch ganzheitliche Projektleitung.
• Vermittelt die Fähigkeit die Methoden und Werkzeuge des
Projektmanagements individuell einzusetzen.
29. Westerhamer Projektleiter
Qualifizierung
• Steigerung der Methodenkompetenz für den Projektalltag.
• Steigerung der persönlichen Kompetenz bei der Entscheidungsfindung
und der effizienten Realisierung von komplexen Aufgaben.
• Erlernen Führungskompetenz und Teamführung in der Praxis
umzusetzen.
• Erlernen von Konfliktlösngsstrategien für das Tagesgeschäft als
Projektleiter
• Für Zertifizierungen nach PMI, GPM-IPMA, PRINCE2 oder anderen
branchenorientierte Projektmanagementstandards ist das Training eine
solide Grundlage.
• IHK-Zertifikat: „Westerhamer Projektleiter (IHK)“.
31. Information zur Studie
• Im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit an der Universität
Duisburg-Essen wurde von Nicolai Rathmann, betreut durch Prof. Dr.
Erwin Wagner (Universität Hildesheim), von Mai bis Juni 2006 eine
Studie durchgeführt, die den aktuellen Stand von PM-Standardisierung
und -Zertifizierung in Deutschland aufzeigen sollte.
• Die Studie "Zertifizierung und Standardisierung im Projektmanagement -
Eine Studie in deutschen Unternehmen" beruht auf einem
standardisierten, schriftlichen Fragebogen. 43 Unternehmen nahmen an
der Befragung teil; es handelt sich dabei um Unternehmen, die auch
zum Teilnehmerkreis der jährlichen GPM- und PA Consulting-
Projektmanagement-Studien gehören.
• Aufgrund der niedrigen Teilnehmeranzahl und weil die Auswahl der
Unternehmen und Personen nicht per Zufall erfolgte, sind die
Ergebnisse nicht repräsentativ. Dennoch kann anhand der Studie zum
ersten Mal in dieser konzentrierten Form abgelesen werden, wie PM-
Standards und ‑Zertifizierungen in deutschen Unternehmen eingesetzt
werden.