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Organisationen
und das Formenkalkül von George Spencer-Brown
Organisationen
und das Formenkalkül von George Spencer-Brown
agile* Agenda
 Hinführung
 Organisation (damals und heute)
 soziale Sachzusammenhänge
 Laws of form
 Ausgangspunkt
 Axiomatik
 Unterscheidung = Verbindung
 wechselseitiges Verweisen
 die Form des Systems
 Formen der Organisation
 Arbeit mit Formen
 zum Weiterdenken
*) flexibel auf erkannte Veränderungen eingehen und das aktuelle Geschehen mitgestalten können und wollen
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Werke, die mich inspirier(t)en …Werke, die mich inspirier(t)en …
1979197919721972 1979197919711971 1992199219691969
Textausgaben des FormenkalkülsTextausgaben des Formenkalküls
2006 (4)2006 (4)
20102010
20182018
2015201520092009 20162016
deutsche Erläuterungen dazudeutsche Erläuterungen dazu
Rezeptionen u.a.
1993199319931993 2013201319931993 20062006
Einbettungen in die Theorie Sozialer SystemeEinbettungen in die Theorie Sozialer Systeme
20072007 20182018
PrologProlog
• Alles Gesagte wird
von einem Beobachter
zu einem Beobachter
gesagt
• Beobachten meint
unterscheiden und bezeichnen
• Das Formkalkül beschreibt,
wie Beobachter Zustände bezeichnen,
die sie in der Beobachtung
von anderen Zuständen unterscheiden
Organisation (klassisch)Organisation (klassisch)
Für eine Unternehmung muss „die Annahme gemacht werden,
dass die Organisation vollkommen funktioniert. … Die Annahme
einer solchen eingestimmten, den reibungslosen Vollzug der
betriebswirtschaftlichen Grundprozesse gewährleistenden
Organisation bedeutet nicht eine Negation, sondern lediglich
eine Neutralisierung der Probleme der Organisation.“
Gutenberg E. (1929)
Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie
Wien: Späth & Linde S. 26
Organisation (traditionell)Organisation (traditionell)
Organisation bezeichnet aus funktionaler Sicht die zielorientierte,
ganzheitliche Gestaltung von Prozessen und Strukturen innerhalb
von Betrieben und aus institutionalisierter Sicht das Ergebnis dieser
Tätigkeit.
Vahs, D./Schäfer-Kunz, J. (2015)
Einführung in die Betriebswirtschaftslehre
7. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 232
Organisation (kommunikativ)Organisation (kommunikativ)
Prägend für eine Organisation sind nicht
einzelne physische Komponenten oder
greifbare Artefakte, sondern eine Vielzahl
von Ereignissen und Geschehnissen, die
im Moment des Entstehens eigentlich
schon wieder vergehen, wenn Sie nicht
zum Bezugspunkt weiterer Ereignisse
werden und im weiteren Verlauf des
zeitlichen Geschehens einen Unterschied
machen, das heißt, Wirkungen erzeugen
können.
Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015)
Das St.Galler Management-Modell,
2. vollst. überarb. und grundl. weiterentw. Aufl.
Bern u.a.: Haupt S. 127
Die „Schlüsselkategorien“ Umwelt, Organisation
und Management werden konsequent als
kommunikatives Geschehen verstanden.
Arbeitsthese:
Die Strukturierung von Kommunikation
verdient in der Management-Praxis
größte Aufmerksamkeit.*
*) Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015)
Das St. Galler Management-Modell,
2. vollst. überarb. und grundl. weiterentw. Aufl.,
Bern u.a.: Haupt, S. 1
Organisation (kommunikativ)Organisation (kommunikativ)
Soziale SachzusammenhängeSoziale Sachzusammenhänge
• Kommunikation (anschlussfähige Operation aus den Selektionen
Information, Mitteilung und Verstehen, die soziale Systeme erzeugt
und erhält)
• Kontingenz (alles ist weder notwendig noch unmöglich und kann
auch anders möglich sein)
• Komplexität (es wirken so viele Komponenten, dass nicht alle zu-
gleich miteinander verbunden sein können; es ist zwischen Relation
und Element zu unterscheiden und über eine aktuelle selektive
Struktur zu entscheiden)
• Komplementarität (einander ausschließende, nicht aufeinander
reduzierbare Beschreibungen derselben Referenz, die in ihrer wech-
selseitigen Ergänzung zum Verständnis notwendig sind)
Die Anweisung:
• draw a distinction
Die Symbole:
• M(“is confused with")
• m("mark" or "cross")
• , (“re-entry”)
Spencer-Brown, G. (1969)
Laws of form, London: Allen & Unwin
Laws of Form (LoF)Laws of Form (LoF)

(Spencer-Brown 1969)
Das alles passiert in einem an sich leeren Raum (empty space), in
dem am Anfang keine Unterscheidung gesetzt ist
In einem gegebenen Raum wird
eine Unterscheidung getätigt
(draw a distinction)
Dadurch ergibt sich eine
abgegrenzte Innenseite und
eine ausgegrenzte Außenseite
Innenseite
Außenseite
Danach wird die Innenseite durch
eine Benennung markiert (marked
space) und die Außenseite bleibt
unmarkiert (unmarked space)
marked
space
unmarked space
empty space
AusgangspunktAusgangspunkt
„
„
AxiomatikAxiomatik
bzw.
Form =
(Spencer-Brown 1969)
Unterscheidung = VerbindungUnterscheidung = Verbindung
Form =
Vollzug des Unterscheidens („make a Distinction“),
der eine Unterschied (Difference) bewirkt
Hinweis („Indication“) für etwas oder
Andeutung (Suggestion) auf etwas
„Distinction is perfect continence“
vollenden -
ausführen -
bewirken -
vollkommen -
vollständig -
-Selbstkontrolle
-Enthaltsamkeit
-Zusammenhalt
-unmittelbar folgend
-zusammenhängend
Unterscheidung ist
• vollkommenes Enthaltensein
• vollzogener Zusammenhang
• Perfekte Be-Inhaltung
empty
space
f
Eine Relation f aus andauernden Verweisungen eines „bistablen“
Oszillierens zwischen a und b wird mit einer endlichen Zeichenfolge
bzw. einem endlichen Ausdruck notiert.
Hierzu wird das von der Unterscheidung exkludierte b in das von der
Unterscheidung inkludierten a hineinkopiert.
Diese Operation wird re-entry genannt.
Wechselseitiges VerweisenWechselseitiges Verweisen
(Spencer-Brown 1969)
empty
space
Die Form des SystemsDie Form des Systems
Das Formenkalkül
beschreibt Unterscheidungen,
die von Beobachtern getroffen werden
und aufeinander verweisende Zustände bezeichnen,
die in einem bestimmten Kontext
von anderen Zuständen unterschieden werden
System ereignet sich,
wenn Beobachter
etwas abgrenzen,
von der Umwelt unterscheiden und
beides wechselseitig aufeinander beziehen.
 Einheit der Differenz von System und Umwelt
empty
space
Formen der Organisation (Ia)Formen der Organisation (Ia)
Organisation ereignet sich, indem Beobachter auf eine Art und Weise tätig werden,
die sie als Organisation, Management und Umwelt verstehen, von einander unter-
scheiden und wechselseitig aufeinander beziehen.
Es ergibt sich die Einheit der Differenz von Organisation, Umwelt und Management.
Den Beobachtern steht es frei, in der unmarkierten Außenseite der Form das zu
notieren, wovon die Organisation unterschieden wird, z. B. den Kundennutzen:
Form der
Organisation
Erweiterte Form
der Organisation
Eine Form der
Organisation
Die Beobachter könnten sich aber auch dafür interessieren, in welcher
Umwelt die Organisation langfristig zu bestehen hat und welche Möglich-
keiten sich daraus für das Management bieten.
Eine andere Form
der Organisation
Formen der Organisation (Ib)Formen der Organisation (Ib)
Die Beobachter interessieren sich dafür, wie die Organisation vom Mana-
gement gesteuert wird und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben,
um in der Umwelt langfristig zu bestehen.
Formen der Organisation (II)Formen der Organisation (II)
Form der
Organisation
Produkte und
Dienstleistungen
Innovationen
• technisch
• sozial
eng zusammenarbeiten
Probleme zahlungsbereiter Zielgruppen lösen
André Reichel (2017): Ephemerajournal, Vol. 17(1), 89 - 118
Organisation ereignet sich, wenn Netzwerkpartner gemeinsam als
Problemlöser auftreten, indem sie verteilte Wertschöpfungsprozesse
realisieren, in deren Prozessphasen und Arbeitsgängen offen bleiben für
innovative Ideen und in enger Zusammenarbeit (Prosumer) P/D erstellen
(deren Herstellung viele Kernkompetenzen benötigt).
relevante
Umwelt
Wertschöpfungs-
netzwerke
• heterarchisch
• Kokreativ
• fluide
emptyspace
Formen der Organisation (III)Formen der Organisation (III)
Form der
Organisation
Simon, F. B. (2018)
Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen
Heidelberg: Carl Auer, 2. Aufl, S. 181
Organisation ereignet sich, wenn Org.-Einheiten geschaffen werden,
die für relevante Umwelten wiederholt koordinierte, strukturierte Pro-
zesse zum Erreichen sachlicher Ziele/Zwecke verwirklichen, wobei
diese Prozesse abhängig sind von der Funktion der Org.-Einheiten und
unabhängig sind von konkreten Personen.
In einem Workshop mit Vertretern der örtlichen Wirtschaft wurde in
getrennten Kleingruppen bearbeitet:
• was bedeutet Kommunikation
• was bedeutet Zusammenarbeit
Die Ergebnisse wurden im Plenum zusammengetragen zu …
Arbeit mit Formen (I)Arbeit mit Formen (I)
Zusammenarbeit ereignet sich, wenn Beobachter im Hinblick auf den Kunden-
nutzen kontextsensitive Einzelbeiträge analog/digital so integrativ zusammenfü-
gen, dass ein Wertschöpfungsprozess entsteht.
Kommunikation ereignet sich, wenn sich Beobachter im Hinblick auf ein gemein-
sames Verständnis Informationen und Wissen wechselseitig zugänglich machen,
dadurch ihre wechselseitigen Erwartungen beeinflussen sowie eigene/fremde
Mindsets und Perspektiven erkunden.
Arbeit mit Formen (II)Arbeit mit Formen (II)
nötige finanzielle Bewährung
durch realisierte Auszahlung
nötige kommunikative Bewährung
durch Anschlusskommunikation
Anders als in der aristotelischen Logik ist jede Identität
eine (oszillierende) Einheit einer Differenz
Baecker (2007)
Form und Formen der Kommunikation
Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 80
Zum Weiterdenken …Zum Weiterdenken …
Mit der Existenz von a
gibt es immer zugleich
• ein „nicht a“
• etwas, in dem a und
„nicht a“ sein können
Beides sind zwingende
Voraussetzungen für die
Existenz von a.
EpilogEpilog
• Alles Gesagte wird
von einem Beobachter
zu einem Beobachter
gesagt
• Beobachten meint
unterscheiden und bezeichnen
• Das Formkalkül beschreibt,
wie Beobachter Zustände bezeichnen,
die sie in der Beobachtung
von anderen Zuständen unterscheiden
LiteraturLiteratur
• Baecker, D. (2007), Form und Formen der Kommunikation, Frankfurt am Main:
Suhrkamp
• Gutenberg E. (1929), Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaft-
licher Theorie, Wien: Späth & Linde
• Vahs, D./Schäfer-Kunz, J. (2015), Einführung in die Betriebswirtschaftslehre
7. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel
• Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015), Das St.Galler Management-Modell, 2. vollst.
überarb. und grundl. weiterentw. Aufl., Bern u.a.: Haupt
• Spencer-Brown, G. (1969), Laws of form, London: Allen & Unwin
• André Reichel (2017), Ephemerajournal, Vol. 17(1), 89 - 118
• Simon, F. B. (2018), Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und
sozialen Systemen, Heidelberg: Carl Auer, 2. Aufl.
Wegbegleiter bei der Erkundung von unbekanntem GeländeWegbegleiter bei der Erkundung von unbekanntem Gelände
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Organisationen und das Formkalkül

  • 1. Organisationen und das Formenkalkül von George Spencer-Brown Organisationen und das Formenkalkül von George Spencer-Brown agile* Agenda  Hinführung  Organisation (damals und heute)  soziale Sachzusammenhänge  Laws of form  Ausgangspunkt  Axiomatik  Unterscheidung = Verbindung  wechselseitiges Verweisen  die Form des Systems  Formen der Organisation  Arbeit mit Formen  zum Weiterdenken *) flexibel auf erkannte Veränderungen eingehen und das aktuelle Geschehen mitgestalten können und wollen Dieses Folienset steht unter der Lizenz CC BY-NC-ND 4.0Dieses Folienset steht unter der Lizenz CC BY-NC-ND 4.0
  • 2. Werke, die mich inspirier(t)en …Werke, die mich inspirier(t)en … 1979197919721972 1979197919711971 1992199219691969 Textausgaben des FormenkalkülsTextausgaben des Formenkalküls 2006 (4)2006 (4) 20102010 20182018 2015201520092009 20162016 deutsche Erläuterungen dazudeutsche Erläuterungen dazu Rezeptionen u.a. 1993199319931993 2013201319931993 20062006 Einbettungen in die Theorie Sozialer SystemeEinbettungen in die Theorie Sozialer Systeme 20072007 20182018
  • 3. PrologProlog • Alles Gesagte wird von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt • Beobachten meint unterscheiden und bezeichnen • Das Formkalkül beschreibt, wie Beobachter Zustände bezeichnen, die sie in der Beobachtung von anderen Zuständen unterscheiden
  • 4. Organisation (klassisch)Organisation (klassisch) Für eine Unternehmung muss „die Annahme gemacht werden, dass die Organisation vollkommen funktioniert. … Die Annahme einer solchen eingestimmten, den reibungslosen Vollzug der betriebswirtschaftlichen Grundprozesse gewährleistenden Organisation bedeutet nicht eine Negation, sondern lediglich eine Neutralisierung der Probleme der Organisation.“ Gutenberg E. (1929) Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Theorie Wien: Späth & Linde S. 26
  • 5. Organisation (traditionell)Organisation (traditionell) Organisation bezeichnet aus funktionaler Sicht die zielorientierte, ganzheitliche Gestaltung von Prozessen und Strukturen innerhalb von Betrieben und aus institutionalisierter Sicht das Ergebnis dieser Tätigkeit. Vahs, D./Schäfer-Kunz, J. (2015) Einführung in die Betriebswirtschaftslehre 7. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel, S. 232
  • 6. Organisation (kommunikativ)Organisation (kommunikativ) Prägend für eine Organisation sind nicht einzelne physische Komponenten oder greifbare Artefakte, sondern eine Vielzahl von Ereignissen und Geschehnissen, die im Moment des Entstehens eigentlich schon wieder vergehen, wenn Sie nicht zum Bezugspunkt weiterer Ereignisse werden und im weiteren Verlauf des zeitlichen Geschehens einen Unterschied machen, das heißt, Wirkungen erzeugen können. Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015) Das St.Galler Management-Modell, 2. vollst. überarb. und grundl. weiterentw. Aufl. Bern u.a.: Haupt S. 127
  • 7. Die „Schlüsselkategorien“ Umwelt, Organisation und Management werden konsequent als kommunikatives Geschehen verstanden. Arbeitsthese: Die Strukturierung von Kommunikation verdient in der Management-Praxis größte Aufmerksamkeit.* *) Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015) Das St. Galler Management-Modell, 2. vollst. überarb. und grundl. weiterentw. Aufl., Bern u.a.: Haupt, S. 1 Organisation (kommunikativ)Organisation (kommunikativ)
  • 8. Soziale SachzusammenhängeSoziale Sachzusammenhänge • Kommunikation (anschlussfähige Operation aus den Selektionen Information, Mitteilung und Verstehen, die soziale Systeme erzeugt und erhält) • Kontingenz (alles ist weder notwendig noch unmöglich und kann auch anders möglich sein) • Komplexität (es wirken so viele Komponenten, dass nicht alle zu- gleich miteinander verbunden sein können; es ist zwischen Relation und Element zu unterscheiden und über eine aktuelle selektive Struktur zu entscheiden) • Komplementarität (einander ausschließende, nicht aufeinander reduzierbare Beschreibungen derselben Referenz, die in ihrer wech- selseitigen Ergänzung zum Verständnis notwendig sind)
  • 9. Die Anweisung: • draw a distinction Die Symbole: • M(“is confused with") • m("mark" or "cross") • , (“re-entry”) Spencer-Brown, G. (1969) Laws of form, London: Allen & Unwin Laws of Form (LoF)Laws of Form (LoF) 
  • 10. (Spencer-Brown 1969) Das alles passiert in einem an sich leeren Raum (empty space), in dem am Anfang keine Unterscheidung gesetzt ist In einem gegebenen Raum wird eine Unterscheidung getätigt (draw a distinction) Dadurch ergibt sich eine abgegrenzte Innenseite und eine ausgegrenzte Außenseite Innenseite Außenseite Danach wird die Innenseite durch eine Benennung markiert (marked space) und die Außenseite bleibt unmarkiert (unmarked space) marked space unmarked space empty space AusgangspunktAusgangspunkt
  • 12. Unterscheidung = VerbindungUnterscheidung = Verbindung Form = Vollzug des Unterscheidens („make a Distinction“), der eine Unterschied (Difference) bewirkt Hinweis („Indication“) für etwas oder Andeutung (Suggestion) auf etwas „Distinction is perfect continence“ vollenden - ausführen - bewirken - vollkommen - vollständig - -Selbstkontrolle -Enthaltsamkeit -Zusammenhalt -unmittelbar folgend -zusammenhängend Unterscheidung ist • vollkommenes Enthaltensein • vollzogener Zusammenhang • Perfekte Be-Inhaltung empty space
  • 13. f Eine Relation f aus andauernden Verweisungen eines „bistablen“ Oszillierens zwischen a und b wird mit einer endlichen Zeichenfolge bzw. einem endlichen Ausdruck notiert. Hierzu wird das von der Unterscheidung exkludierte b in das von der Unterscheidung inkludierten a hineinkopiert. Diese Operation wird re-entry genannt. Wechselseitiges VerweisenWechselseitiges Verweisen (Spencer-Brown 1969) empty space
  • 14. Die Form des SystemsDie Form des Systems Das Formenkalkül beschreibt Unterscheidungen, die von Beobachtern getroffen werden und aufeinander verweisende Zustände bezeichnen, die in einem bestimmten Kontext von anderen Zuständen unterschieden werden System ereignet sich, wenn Beobachter etwas abgrenzen, von der Umwelt unterscheiden und beides wechselseitig aufeinander beziehen.  Einheit der Differenz von System und Umwelt empty space
  • 15. Formen der Organisation (Ia)Formen der Organisation (Ia) Organisation ereignet sich, indem Beobachter auf eine Art und Weise tätig werden, die sie als Organisation, Management und Umwelt verstehen, von einander unter- scheiden und wechselseitig aufeinander beziehen. Es ergibt sich die Einheit der Differenz von Organisation, Umwelt und Management. Den Beobachtern steht es frei, in der unmarkierten Außenseite der Form das zu notieren, wovon die Organisation unterschieden wird, z. B. den Kundennutzen: Form der Organisation Erweiterte Form der Organisation
  • 16. Eine Form der Organisation Die Beobachter könnten sich aber auch dafür interessieren, in welcher Umwelt die Organisation langfristig zu bestehen hat und welche Möglich- keiten sich daraus für das Management bieten. Eine andere Form der Organisation Formen der Organisation (Ib)Formen der Organisation (Ib) Die Beobachter interessieren sich dafür, wie die Organisation vom Mana- gement gesteuert wird und welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben, um in der Umwelt langfristig zu bestehen.
  • 17. Formen der Organisation (II)Formen der Organisation (II) Form der Organisation Produkte und Dienstleistungen Innovationen • technisch • sozial eng zusammenarbeiten Probleme zahlungsbereiter Zielgruppen lösen André Reichel (2017): Ephemerajournal, Vol. 17(1), 89 - 118 Organisation ereignet sich, wenn Netzwerkpartner gemeinsam als Problemlöser auftreten, indem sie verteilte Wertschöpfungsprozesse realisieren, in deren Prozessphasen und Arbeitsgängen offen bleiben für innovative Ideen und in enger Zusammenarbeit (Prosumer) P/D erstellen (deren Herstellung viele Kernkompetenzen benötigt). relevante Umwelt Wertschöpfungs- netzwerke • heterarchisch • Kokreativ • fluide emptyspace
  • 18. Formen der Organisation (III)Formen der Organisation (III) Form der Organisation Simon, F. B. (2018) Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen Heidelberg: Carl Auer, 2. Aufl, S. 181 Organisation ereignet sich, wenn Org.-Einheiten geschaffen werden, die für relevante Umwelten wiederholt koordinierte, strukturierte Pro- zesse zum Erreichen sachlicher Ziele/Zwecke verwirklichen, wobei diese Prozesse abhängig sind von der Funktion der Org.-Einheiten und unabhängig sind von konkreten Personen.
  • 19. In einem Workshop mit Vertretern der örtlichen Wirtschaft wurde in getrennten Kleingruppen bearbeitet: • was bedeutet Kommunikation • was bedeutet Zusammenarbeit Die Ergebnisse wurden im Plenum zusammengetragen zu … Arbeit mit Formen (I)Arbeit mit Formen (I)
  • 20. Zusammenarbeit ereignet sich, wenn Beobachter im Hinblick auf den Kunden- nutzen kontextsensitive Einzelbeiträge analog/digital so integrativ zusammenfü- gen, dass ein Wertschöpfungsprozess entsteht. Kommunikation ereignet sich, wenn sich Beobachter im Hinblick auf ein gemein- sames Verständnis Informationen und Wissen wechselseitig zugänglich machen, dadurch ihre wechselseitigen Erwartungen beeinflussen sowie eigene/fremde Mindsets und Perspektiven erkunden. Arbeit mit Formen (II)Arbeit mit Formen (II) nötige finanzielle Bewährung durch realisierte Auszahlung nötige kommunikative Bewährung durch Anschlusskommunikation
  • 21. Anders als in der aristotelischen Logik ist jede Identität eine (oszillierende) Einheit einer Differenz Baecker (2007) Form und Formen der Kommunikation Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 80 Zum Weiterdenken …Zum Weiterdenken … Mit der Existenz von a gibt es immer zugleich • ein „nicht a“ • etwas, in dem a und „nicht a“ sein können Beides sind zwingende Voraussetzungen für die Existenz von a.
  • 22. EpilogEpilog • Alles Gesagte wird von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt • Beobachten meint unterscheiden und bezeichnen • Das Formkalkül beschreibt, wie Beobachter Zustände bezeichnen, die sie in der Beobachtung von anderen Zuständen unterscheiden
  • 23. LiteraturLiteratur • Baecker, D. (2007), Form und Formen der Kommunikation, Frankfurt am Main: Suhrkamp • Gutenberg E. (1929), Die Unternehmung als Gegenstand betriebswirtschaft- licher Theorie, Wien: Späth & Linde • Vahs, D./Schäfer-Kunz, J. (2015), Einführung in die Betriebswirtschaftslehre 7. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel • Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2015), Das St.Galler Management-Modell, 2. vollst. überarb. und grundl. weiterentw. Aufl., Bern u.a.: Haupt • Spencer-Brown, G. (1969), Laws of form, London: Allen & Unwin • André Reichel (2017), Ephemerajournal, Vol. 17(1), 89 - 118 • Simon, F. B. (2018), Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen, Heidelberg: Carl Auer, 2. Aufl.
  • 24. Wegbegleiter bei der Erkundung von unbekanntem GeländeWegbegleiter bei der Erkundung von unbekanntem Gelände Let‘s stay in touchLet‘s stay in touch