1. Binationaler Masterstudiengang WS09/10
Ain-Shams-Universität 8.11.09
Seminar: Sprachlehr-und-lernforschung 10:00-12:00 Teilnehmerin:Somaya Muhammad
Leitung: Dr. Olaf Moritz
Die Kontrastive Analyse
Zusammenfassung grundlegender Ideen und historischer Bedeutung
Auf der Grundlage des Behaviorismus entstand eine Theorie auf dem Gebiet der Linguistik und
Fremdsprachendidaktik namens Kontrastive Analyse. Diese wurde durch Strukturalismus in
Europa und den USA entwickelt. Die Grundannahme der Kontrastiven Analyse ist, dass der
Lerner die Regeln der L2 mühelos und ohne Fehler erlernt, falls diese den Regeln seiner L1
gleich bzw. ähnlich sind, und dass die Unterschiede zwischen den Regeln der L1 und L2 zu
Schwierigkeiten und Fehlern beim Lernen der Zielsprache führen. Falls die beiden Sprachen eng
verwandet bzw. ähnlich sind, so führt dies zum positiven Transfer, d.h. die L1 des Lerners
beeinflusst den Erwerb der L2 positiv oder Übertragung ähnlicher Strukturen aus der L1 in die
L2, was zur Lernerleichterung führt. Besitzen die Mutter- und Zielsprache fundamental
unterschiedliche Strukturen, wie das Deutsche und das Chinesische, so führt dies zum negativen
Transfer bzw. Interferenz, d.h. die L1 des Lerners beeinflusst den Erwerb der L2 negativ. So
kann er beispeilweise zur Vermeidung bestimmter Strukturen in der L2 führen, denn diese in der
L1 nicht vorhanden sind.
Die Gegenargumente gegen diese Grundannahme der Kontrastiven Analyse lauten wie folgt:
- Die Lerner machen nicht alle durch die KA vorhergesagten Fehler.
- Viele Fehler der Fremdsprachenlerner sind anhand deren L1 nicht zu erklären.
- Nicht alle Fehler ergeben sich aus dem negativen Transfer der Gewohnheiten bzw. Pattern der
L1 auf die L2. So sagen Edmondson/ House:
„Nicht-Wissen oder inadäquates Wissen um die Regeln und den Gebrauch der Fremdsprache sind oft die wirklichen
Ursachen der Fehlern.“ (S. 221, 2006).
- Fehler können aufgrund der falschen Analogie innerhalb der Zielsprache entstehen. Hierbei
handelt es sich um Intraferenz bzw. intralinguale Fehler. So beispielweise, dass der Lerner ein
starkes Verb im Perfekt mit ge- u. -t konjugiert.
2. Binationaler Masterstudiengang WS09/10
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Seminar: Sprachlehr-und-lernforschung 10:00-12:00 Teilnehmerin:Somaya Muhammad
Leitung: Dr. Olaf Moritz
- Diese Fehler sind bidirektional, d.h., der französische Englischlerner und der englische
Französischlerner werden die Fehler parallel machen.
- Dagegen überträgt der Lerner weniger Pattern aus seiner L1 in die L2, falls seine L1 sich von
der L2 grundlegend unterscheidet.
Sowohl Behaviorismus als auch Kontrastive Analyse sehen die bewusst vom Lerner gesteuerten
Lernprozess ab. Infolgedessen übersieht man die Versuche des Lerners zur Bestimmung der
sprachlichen Strukturen der Muttersprache, die ihm beim Erlernen der L2 helfen können.
Interferenz bedeutet ebenfalls die Einwirkung der erst gelernten Fremdsprachen beim Erlernen
der 2. Fremdsprache. Da viele DaF-Lerner schon Englisch als erste Fremdsprache erlernt haben,
untersucht man, ob Englisch einen positiven bzw. negativen Einfluss beim Erlernen des
Deutschen ausübt und ob man die englische Kompetenz des Lerners im DaF-Unterricht nutzen
kann.
Anfang der 70er Jahren gibt man die sich auf den Behaviorismus stützende Annahme der
Kontrastiven Analyse auf, dass der Fremdsprachlerner Fehler automatisch macht. Aus diesem
Grunde kann man die Übertragung von Fehler von der L1 auf die L2 nicht vorhersagen, denn der
Lerner spielt hier im Gegensatz zum Behaviorismus beim Lernprozess eine aktive Rolle. Diese
Annahme erfolgt auf die kognitive Interpretation des Lernprozesses der Fremdsprachen.