DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Marktverzerrungen bleiben bestehen
1. Presseinformation
Stuttgart, 06. Juni 2012
von Michael Beck
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Marktverzerrungen bleiben bestehen
Die Euro-Schuldenkrise hat die Märkte nach wie vor fest im Griff.
Die Verlautbarung des spanischen Finanzministers,
Schwierigkeiten beim Zugang zu den internationalen
Finanzierungsmärkten zu haben, steigerte die Verunsicherung
noch mehr und schickte die Aktienbörsen zu Beginn der Woche
auf Talfahrt. Dabei wurde nur ausgesprochen, was „die Märkte“
bereits wissen: Aufgrund der Höhe der Staatsverschuldung ist
eine nachhaltige Finanzierung mit Zinssätzen um circa 6 Prozent
nicht möglich. Der spanische Hilferuf reiht sich ein in die Phalanx
der Kräfte, die erheblichen Druck auf die Bundesregierung
ausüben, mehr für die Stützung der europäischen
Peripheriestaaten zu leisten. Bis zu den griechischen und
französischen Parlamentswahlen wird die Unsicherheit auf jeden
Fall beherrschendes Thema auf dem Parkett bleiben. Zumal die
deutsche Wirtschaft nun erste Anzeichen zeigt, von den
europäischen Turbulenzen in Mitleidenschaft gezogen zu
werden. Der starke Auftragsrückgang der deutschen Industrie
von -1,9 Prozent im Mai lässt aufhorchen. Die Eurozone steht
kurz davor, in die Rezession abzurutschen. Der DAX unterschritt
seit langem wieder einmal die psychologisch wichtige 6.000-
Punkte-Marke. In den nächsten Tagen dürfte diese Marke heftig
umkämpft bleiben. Es darf nicht vergessen werden, dass der
DAX zum Jahresanfang immer noch im Plus liegt, während die
europäischen STOXX-Indizes deutlich im Minus notieren. Dies
.
.
2. war durch die bessere wirtschaftliche Lage in Deutschland
wohlbegründet. Weitere Gewinnmitnahmen könnten bei weiteren
schlechten Wirtschaftsdaten aber die 6.000-Punkte-Marke des
DAX ernsthaft in Gefahr bringen.
Daher stehen deutsche Staatsanleihen bei internationalen
Investoren hoch im Kurs. Und dies im wahrsten Sinne des
Wortes. Die Rendite 10-jähriger Anleihen ermäßigte sich auf
historische Tiefen und notiert unter 1,20 Prozent. Je höher die
Renditen der europäischen Problemländer steigen, desto tiefer
fallen die deutschen Renditen. Im kurzfristigen
Laufzeitensegment griffen Investoren teilweise sogar zu
negativen Verzinsungen, nur um ihre Kapitalanlagen in einem
sicheren Hafen zu wissen. Ein Ende dieser Flucht in Qualität ist
nicht absehbar. Die Bewertungsunterschiede zwischen
Qualitätsaktien und Anleihen nehmen immer absurdere Züge an.
Bevor aber seitens der Politik keine eindeutigen
Rahmenbedingungen zum Umgang mit der Euro-Schuldenkrise
aufgestellt werden, dürften sich diese Marktverzerrungen nicht
lösen. Die Renditen deutscher Anleihen werden ohne konkrete
Schritte zur Lösung der europäischen Schuldenkrise bis auf
weiteres auf einem tiefen Niveau verharren.
Bei den vorliegenden Informationen handelt es sich um allgemeine Informationen, nicht
um eine Anlageberatung oder Empfehlung oder eine Finanzanalyse. Für eine individuelle
Anlageempfehlung oder Beratung stehen Ihnen unsere Berater gerne zur Verfügung.
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