DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Abwertungshausse in Europa
DIE MARKTMEINUNG AUS STUTTGART: Teures Durchatmen
1. Presseinformation
Stuttgart, 04. Juli 2012
von Michael Beck
Die Marktmeinung aus Stuttgart
Teures Durchatmen
Ein EU-Gipfel mit unerwartetem Ausgang: Es wurde tatsächlich
etwas entschieden. Auch wenn es nur die Entscheidung war,
dass krisengeschüttelte Staaten einfacher beim neuen ESM-
Rettungsschirm Stützungsgelder erhalten. Neben einer neu zu
gründenden europäischen Bankenaufsicht begeisterte Investoren
die Aussicht, dass Krisenbanken ebenfalls direkt vom ESM-
Rettungsfonds gestützt werden können. Zudem können Italien
und Spanien vereinfachte Verfahren durchlaufen und Hilfen
weitgehend ohne Gegenleistung in Anspruch nehmen. Es scheint
so, dass Italien bzw. Spanien nicht nur die Euro 2012 gewonnen
haben, sondern auch den EU-Gipfel der letzten Woche. Für
Deutschland bedeutet dies, dass der Weg in eine teure
Gemeinschaftshaftung europäischer Schulden eingeschlagen
wurde. Die Aktienmärkte legten daraufhin euphorisiert zu, der
DAX knackte sogar die 6.500-Punkte-Marke. Der Euro sprang
um 2 US-Cent und unterbrach seine Talfahrt der letzten Wochen.
Aber ist diese Entwicklung auch nachhaltig? Wir meinen nicht,
denn im Grunde wurde nur beschlossen, dass sich jeder an den
Euro-Töpfen bedienen kann, ohne Gegenleistungen zu
erbringen. Eine grundlegende Wende zum Besseren erfordert
schmerzhafte Maßnahmen, zu denen viele Staaten (noch) nicht
bereit sind. Die positiven Aktienmarktbewegungen fußen derzeit
wohl nur auf der nach wie vor extrem lockeren Geldpolitik der
internationalen Zentralbanken. Die nun für Donnerstag erwartete
.
.
2. Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank EZB stützte die
Kurse zu Beginn der Woche weiter. Zudem ermäßigten sich die
Renditen langlaufender südeuropäischer Anleihen um mehr als
ein halbes Prozent. Die Hoffnung auf eine dauerhafte
Eindämmung der hohen Renditeanstiege in den südlichen Euro-
Peripheriestaaten dürfte jedoch bald wieder enttäuscht werden.
Es sei denn, die europäische Politik geht auf ihrem Weg der
Fiskal- und Bankenunion schnell und unbeirrt weiter. Sollte dieser
Prozess wieder ins Stocken geraten oder auslaufen, dürfte das
Enttäuschungspotential erheblich sein.
Die Aktien- und Bondmärkte werden sich dem wechselhaften
Wetter anpassen und sich zwischen Hoffen und Bangen
bewegen. Sollte der DAX im Zuge einer möglichen EZB-
Leitzinssenkung Potential in Richtung 6.800 Punkte aufweisen,
dürften ab diesem Niveau bereits wieder Gewinnmitnahmen
einsetzen. Nachhaltig steigende Renditen an den Rentenmärkten
sind nur bei einer weiteren Aufhellung der düsteren
Krisenszenarien zu erwarten, denn die Zentralbanken werden die
langfristigen Zinsen mit ihren Maßnahmen (z. B. Anleihenkäufe)
künstlich niedrig halten. Das Konjunkturprogramm für
europäische Unternehmen durch einen relativ niedrigen
Euro/USD-Kurs dürfte daher weiterhin Bestand haben.
Bei den vorliegenden Informationen handelt es sich um allgemeine Informationen, nicht
um eine Anlageberatung oder Empfehlung oder eine Finanzanalyse. Für eine individuelle
Anlageempfehlung oder Beratung stehen Ihnen unsere Berater gerne zur Verfügung.
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