2018 HUMER Wasserkreuzkraut in Futterwiesen. Erfahrungen aus der Beratungspr...
HUMER Wiesenpflege im Herbst bringt MEHR und BESSERES Futter im Frühjahr 2017
1. Wiesenpflege im Herbst bringt MEHR und BESSERES Futter im Frühjahr
Vom Futterwiesenexperten DI. Johann HUMER, Wien
Zur guten Wintervorbereitung von Grünland und Feldfutterflächen sind im Herbst gezielte
Pflegemaßnahmen notwendig. Das Ende der Vegetationsperiode kann und soll für einen guten
Start im Frühjahr genutzt werden. Die hohe Leistungsfähigkeit einer Grünlandnarbe im Folgejahr
hängt von der guten Überwinterung ab. Dazu zählt eine möglichst unkrautarme und dichte
Grasnarbe mit hochwertigen Futtergräsern, eine optimale Nährstoffversorgung und das
Kurzhalten der Narbe vor dem Winter. Lesen Sie hier die Tipps zu optimalen Pflegemaßnahmen
vom Futterwiesenexperten Dipl.-Ing. Johann HUMER.
Eindämmen von Unkraut
Der Herbst ist die ideale Zeit zur Bekämpfung unerwünschter, wertloser oder giftiger
Pflanzenarten. Überhandnehmende Unkräuter wie Ampfer, Hahnenfuß und Doldenblütler sind
mit geeigneten Mitteln einzudämmen. Die Rosettenstadien der besonders giftigen Kreuzkräuter,
die sich in den letzten Jahren immer mehr ausbreiteten, sind nach der letzten Nutzung gut
sichtbar und durch Ausstechen oder Punktbekämpfung gut bekämpfbar. Auf die regelmäßige
Eindämmung von Ampfer, Hahnenfuß und die mit der Extensivierung immer mehr
aufkommenden Giftpflanzen ist besonders Augenmerk zu legen, da diese Arten Qualität und
Ertrag von Futterwiesen zunehmend mindern. Von Vorteil bei der Herbstbekämpfung ist auch,
dass die Pflegetätigkeit nicht in den Arbeitsspitzenzeiten anfällt. Durch den geringen
Futternachwuchs und die längeren Einwirkzeiten im Herbst wird der Bekämpfungserfolg erhöht.
Auch die Wartefrist nach einem Wirkstoffeinsatz ist leicht einzuhalten, da die nächste
Futternutzung erst im Frühjahr erfolgt. Entstehende Bestandeslücken sind nach erfolgreicher
Unkrautbekämpfung immer rasch durch Einsaat zu schließen, damit keine auflaufenden
Unkräuter aufkommen.
Einsaat von Gräsern in lückigen Narben
Offene Bodenstellen in Futterwiesen bilden ständig Ausgangspunkte für unerwünschte
Unkrautarten. Nach der Unkrautbekämpfung sind alle lückigen, handtellergroßen Flächen mit
den standörtlich bestwüchsigen Grasarten noch im Herbst - als Schlafsaat - mit 10 kg/ha zu
begrünen, damit möglichst nur wertvolle Gräser aufkommen. Knaulgras, Englisches Raygras,
Glatthafer und Goldhafer bilden dabei die Schlüsselarten für gute Futtererträge von Mähwiesen
unter den aktuellen österreichischen Klimabedingungen. Bei Weiden führen nur trittfeste,
ausläuferbildende Weidepflanzen zum Erfolg. Dabei hat sich die Einsaattechnik der
Hufkultivierung als bewährt.
2. Kleearten wie Weißklee, Hornklee oder Rotklee können nur im Frühjahr eingesät werden, weil
sie bei späten Herbstsaaten kaum mehr aufkommen. Grundsätzlich sind größere Lücken in der
Narbe im Frühjahr erneut einzusäen.
Kurzhalten verbessert das Überwintern
Das Kurzhalten der Wiesenaufwüchse im Spätherbst ist eine wichtige Maßnahme um
Auswinterungsschäden vorzubeugen. Futterwiesen sollen nicht zu üppig und hochwüchsig in
den Winter gehen. Vor allem lagernde Matten befällt der Schneeschimmel bevorzugt. Diese
Flächen wintern nachfolgend aus. Hohe Restfuttermassen bilden auch für Mäuse eine gute
Deckung und ideale Überwinterungs- und Vermehrungsbedingungen. Die Narbe stirbt auf den
befallenen Flächen ab und Unkräuter besiedeln diese Stellen. Die Aufwuchshöhe zu
Vegetationsende soll etwa zehn Zentimeter nicht überschreiten. Bei der Luzerne ist speziell zu
beachten, dass die letzte Nutzung nicht zu spät und zu tief erfolgt. Die Schnitthöhe von zehn
Zentimeter darf bei Luzerne nicht unterschritten werden, da ansonsten die bodennahen
Erneuerungsknospen am Stängel vernichtet werden. Ohne Erneuerungsknospen bildet die
Luzerne keinen Nachtrieb und verliert die Ertragsfähigkeit.
Schadnager fangen
Mit dem zunehmenden Temperaturanstieg nehmen auch narbenzerstörende und
wurzelfressende Schädlinge in Wiesen zu. Dazu zählen: Schwarzwild, Dachs, Krähen,
Wühlmäuse, Maulwurf, Engerlinge und Wiesenschnaken. Bewährt hat sich in der Abwehr von
Nagern das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel und das konsequente Fangen der
Schädlinge mit Fallen sowie die Beobachtung von Neueinwanderungen. Auch die Eindämmung
von Narbenschäden durch Schwarzwild und Krähen muss erfolgen.
Trittschäden und Fahrspuren vermeiden
Schäden an der Wiesenarbe entstehen bei nassen Bodenverhältnissen durch Bodenbelastungen
durch Herbstweide oder beim letzten Schnitt. Die Herbstnutzung ist daher an den
Niederschlagsverlauf und die Bodenfeuchte anzupassen. Die Beweidung soll nie bei nassen
Bodenbedingungen erfolgen, damit durch Trittschäden keine Narbenzerstörung erfolgt.
Trittschäden, Fahrspuren und häufiges Befahren verstopfen Grobporen im Boden und
verursachen stauende Nässe. Das begünstigt die Ausbreitung schwer bekämpfbarer Ungräser
wie Gemeine Rispe und Weiche Trespe.
3. Herbstdüngung braucht Spitzenfingergefühl
Die moderate Düngung mit Wirtschaftsdüngern im Herbst, räumt die Düngerlager und sichert
die Speicherung der Nährstoffe in den Wurzeln. Das führt zu einem früheren und besseren
Wiederaustrieb im Frühjahr. Kalium schützt den Pflanzenbestand vor Auswinterung und erhöht
die Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten. Um tiefe Fahrspuren und die Ausbreitung von
Gemeiner Rispe zu vermeiden, darf nur bei Trockenheit und guter Befahrbarkeit der Flächen –
unter Bedachtnahme der erlaubten Ausbringungsmengen und Zeiträume - gedüngt werden.
Auch eine zu frühe Herbstdüngung soll wegen zu üppigem Futternachwuchs nicht erfolgen.
Angemessene Ausbringungsmengen sind für Gülle 15 m³/ha, bei Stallmist 20 t/ha und bei reifem
Kompost oder Rottemist 10 bis 15 t/ha. Beweidetes Grünland braucht keine Herbstdüngung, soll
aber durch Mahd der überständigen Futterreste gepflegt und sauber gehalten werden, damit
sich die ungefressenen, verschmähten minderwertigen Weidepflanzen oder Giftpflanzen nicht
ausbreiten.
Was tun, mit dem letzten Aufwuchs?
Beim letzten Aufwuchs stellt sich immer häufiger die Frage einer geeigneten Nutzung. Für Klein-
und Mittelbetriebe ist die Herbstweide ein arbeitswirtschaftlich kostengünstiges Verfahren.
Auch bei Futternot ist es von Vorteil Wiesen bis zum letzten Grasbüschel nutzen zu können. Bei
Vielschnittwiesen ist aber das letzte Mähfutter im Jahr von zweifelhaftem Wert. Dieses Futter
hat zwar höhere Eiweißgehalte, aber wenig wertvolle Struktur, eine geringe Silierfähigkeit,
niedrige Megajoulegehalte und meist auch höhere Erdanteile. Die mitunter sogar anhaftenden
Erdpatzen bei mitgeernteten Wurzelresten von Gemeiner Rispe führen zu Futterbelastung
durch Bodenkeime wie Listerien und Clostridien. Solches Futter erhöht den Stress und führt zu
Mastitisausbrüchen und Leistungsabfall bei Milchvieh und wird mitunter gar nicht mehr
gefressen und kann bei hoher Keimbelastung bei empfindlichen Tieren zum Tod durch
Keimtoxine führen. Auch bei Futter überschwemmter Wiesen besteht dieses Risiko.
Die Verwertung des letzten Aufwuchses als natürliche Gründüngung für den ersten Aufwuchs im
nächsten Jahr sollte künftig stärker überlegt werden. Der Aufwuchs muss aber geschnitten
werden. Das kann durch Mulchen, Schlägeln oder Mahd erfolgen. Dicke Schwaden sind durch
Zetten zu verteilen, damit die Narbe nicht durch Lichtmangel und
Grünmassezersetzungsprodukten abstirbt. Diese Art der Rezyklierung der Nährstoffe des letzten
Aufwuchses kommt dem nächsten ersten Aufwuchs sichtbar durch einen früheren und höheren
Ertrag zugute.
Kalk und Phosphor Düngung im Herbst
Kalk und Phosphor sind unverzichtbare, langsam wirkende Pflanzennährstoffe. Ein
Mindestversorgungsgrad ist für ertragreiche Wirtschaftswiesen erforderlich. Beim ph-Wert des
Bodens sollten je nach Bodenschwere die Werte über dem pH-Bereich von 5 bis 6 liegen. Mit ein
4. bis zwei Tonnen kohlensaurer Kalk ist der Mindestbedarf vieler Wiesen für mehrere Jahre
gedeckt. Ein Großteil der Wiesen hat eine Phosphor-Unterversorgung. Der Phosphorbedarf
richtet sich vor allem nach dem Ertrag, der Nutzungsintensität und der rückzuführenden
Wirtschaftsdüngermenge. Düngepläne ermitteln die exakten Bedarfswerte. Nur mit offiziellen
Bodenuntersuchungsergebnissen (um 20 € / Probe) sind die exakten Bedarfswerte für NPK und
Kalk feststellbar. Kalk und langsam wirkende Phosphatdünger sollen aufgrund geringerer
Arbeitsspitzen im Spätherbst, bei guter Befahrbarkeit der Böden, ausgebracht werden.
Conclusio
Für den Erhalt des hohen Kultur- und Wirtschaftswertes der Futterwiesen sind im Spätherbst
Pflegemaßnahmen notwendig. Für hochwertiges Wiesenfutter ist Voraussetzung, daß nur
wertvolle Futterpflanzen wachsen. Viele Unkräuter und Giftpflanzen lassen sich bereits im
Herbst eindämmen. Der Aufbau dichter Grasnarben in Unkrautlücken mit hochwertigen
Futtergräsern durch Einsaaten erfordert einen ständigen Einsaatprozess, da immer wiederum
Lücken durch Auswinterung, Wildschäden, Unkräuter, Trittschäden und Fahrspuren entstehen.
Für die Überwinterung der wertvollen Futtergräser bedarf es eine optimale Nährstoffversorgung
und das Kurzhalten der Narbe vor dem Winter. Das stärkt die Grasnarbe und hemmt die
Auswinterung durch Schneeschimmel und auch den Unterschlupf von Wühlmäusen. Die
Herbstweide hat bei kleinen und extensiv geführten Betrieben und bei Futternot Vorteile.
Zukunftsorientierte Betriebe mit Vielschnittwiesen legen hohes Augenmerk auf viel
hochwertiges Futter beim ersten Aufwuchs und nutzen die zweifelhafte Qualität des letzten
Aufwuchses als Gründüngung um nach dem Winter noch früher hochwertiges Wiesenfutter zu
gewinnen.
Nicht Unkraut und Giftpflanzen, sondern hochwertige Grünlandfutterpflanzen sind die
Überlebensvoraussetzungen der regionalen Nutztierhaltung. Die vorbildliche,
umweltfreundliche und nachhaltige österreichische Futter- und Resourcennutzung im Grünland
trägt dazu bei, weltweit das Renommee dieser Regionen und die Marktposition unserer
Veredelung von Grünland wirtschaftlich zu sichern. Die hochwertige und dynamische Vielfalt der
österreichischen Futterwiesen mit ökologischen und ökonomischen Spitzenleistungen sind
wertzuschätzen und ein Verdienst innovativer bäuerlicher Veredelungskultur.
Autor: Johann HUMER, 29.9.2017