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Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 1/11
g
Fachbeitrag
für das LK-Internet, Die Landwirtschaft,
Wasserrechtsbehörde NÖ, Wasserversorungsunternehmen wie Gemeinden und
Beratungsunterlage für Landwirte und diverse Zeitschriften
Erfolgsgeschichte Obergrafendorf: Nitratwerte mit
Vertragswasserschutz der LK erfolgreich gesenkt
Autor: DI Johann Humer
Abrupter Nitratanstieg im Grundwasser
Das Phänomen des abrupten Anstieges der Nitratwerte des Grundwassers hat der Autor in
den letzten Jahrzehnten mehrmals beobachtet. Überhöhte Nitratwerte im Grundwasser
wurden in mehreren Landgemeinden zum Problem für die Trinkwasserversorgung. Das
örtliche Grundwasser war plötzlich nicht mehr als Trinkwasser tauglich. Gemeindebürger
mussten beim Trinkwassergenuss gewarnt und einwandfreies Wasser mussten die
Gemeinde für die Bürger zukaufen. Das Beispiel Obergrafendorf zeigt die sprunghaften
Trendveränderungen der Nitratgehalte innerhalb der letzten 50 Jahre in der Abbildung 1.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 2/11
Abbildung 1:
Nitratwerte von 1964 bis 2011 in Obergrafendorf. Überschreitung der
Trinkwassergrenzwerte von 1984 bis 1997 und 2005. Ab 1995 sinkender Trend durch
Umweltprogramm ÖPUL deutlich erkennbar. Neuerlicher Anstieg 2005. Seit 2006 laufend
sinkender Trend durch Grundwassersanierungsprojekt unter Aufsicht der LK NÖ mit lk-
projekt. Q: Gemeinde Obergrafendorf
Abb. 2, rechts:
Österreichweite Nitratwerte im Grundwasser, die
von 1997 bis 2008 den Schwellenwert
überschritten haben. In Obergrafendorf ist 1997
und 2005/2006 die gleiche hohe Tendenz der
Werte erkennbar.
Q: Wassergüte in Österreich, Jahresbericht 2010.
http://www.lebensministerium.at/wasser/wasserqualitaet/grundwasser/nitrat_grundwasser.html
Fall Obergrafendorf
Abbildung 3:
Nitratwerte von 2005 bis 2011 in Obergrafendorf. Ab 2006 Nitratsanierungsprogramm auf
privatrechtlicher Basis. Sichtbare jährliche Abnahme der Nitratwerte auf Basis des
Maßnahmenkataloges von DI. Humer mit regelmäßiger Überprüfung der privatrechtlich
vereinbarten Managementaufgaben der Landwirte. Die sichtliche Zufriedenheit der
Landwirte nach 5 Jahren wurde erreicht, weil die landwirtschaftliche Produktionstätigkeit
nur so gering wie möglich eingeschränkt wurde. Q: Gemeinde Obergrafendorf
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 3/11
Nitratsanierung in Obergrafendorf mit Pflanzenbauexperten der
Landwirtschaftskammer
Weil dort das Grundwasser aus dem Einzugsgebiet mit überwiegend aus landwirtschaftlicher
Nutzung stammt, wandte sich die Gemeinde in Absprache mit der zuständigen Behörde für
das Wasserrecht direkt an die Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammer NÖ, die sich
seit 20 Jahren mit der Nitratfrage intensiv beschäftigen.
Erste Sanierungsversuche starteten schon in den 90er Jahren. Damals wurde der Nitratwert
einem internationalen Trend folgend von 100 auf 30 mg/L abgesenkt. Daher musste ein
erstes Sanierungsprogramm gestartet werden, mit dem die Werte unter 50 mg fielen. Ohne
dauernder Aufsicht stiegen aber die Werte 1993 bis 1997 wieder über 50 mg bis zu 85 mg.
Unter dem Umweltprogramm ÖPUL (Start 1995) ist ein sinkender Trend von 1997 bis 2004
deutlich erkennbar. 2005 erfolgte ein neuerlicher Anstieg über 50 mg, sodass eine Warnung
der Bevölkerung vor dem Trinkwassergenuß wegen überhöhter Nitratwerte erfolgen musste.
Die Gemeinde musste daraufhin ein weiteres Nitratsanierungsprogramm einleiten.
Auf Empfehlung der Wasserrechtsbehörde des Landes NÖ startete die Gemeinde
Obergrafendorf 2006 statt einem amtlichen Nitratsanierungsprogramm eines auf
privatrechtlicher Basis. Grund für die privatrechtlichen Vertragsmaßnahmen zwischen
Gemeinde und Landwirten waren die positiven Erfahrungen im Land OÖ. Die Gemeinde
ersuchte und beauftragte dazu die Landwirtschaftskammer NÖ einen Maßnahmenplan zu
erstellen. DI. Humer, langjähriger Pflanzenbauexperte der LK NÖ auf dem Gebiet Düngung
und Nitratfragen, entwarf dazu einen möglichst wirksamen Maßnahmenkatalog zur Senkung
der Nitratwerte. 2005 einigte man sich in mehreren Diskussionsrunden mit der
Wasserrechtsbehörde, der Gemeinde und den Bauern auf den erarbeiteten
Maßnahmenkatalog.
0
20
40
60
80
100
120
140
keine
Begrünung
im Sommer
Senf-
Mischung
Senf Brache So.Blume Zucker-
Rübe
min
Mittel
max
Abb. 3a: Nmin-Wert-Bereiche in Obergrafendorf im ersten Laufjahr 2006 des Projektes. Die
höchsten Nmin-Werte wurden erwartungsgemäß auf Flächen ohne Begrünung gefunden.
Von diesen Flächen geht die größte Gefahr der Nitratauswaschung aus.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 4/11
Offene Böden ohne Begrünungskultur hatten 2006 gemäß Abb. 3a im Mittel 67 kg bei einer
Spannbreite von 20 bis 126 Nmin/ha. Das bedeutet, dass auf solchen Böden das Potential
für Stickstoffverluste um 47 kg N größer war. Das heißt anderseits, dass eine gute
entwickelte Pflanzendecke etwa 47 kg N konservierte. Unter Berücksichtigung von
Umwandlungsverlusten in Humus, N2 und N2O stand damit etwa ein Düngerwert von 30 kg
N/ha bzw. derzeit ca 35 €/ha als langsamfließende Stickstoffquelle zur Verfügung. Gut
etablierter Senf reduziert die Nmin-Menge um etwa 2/3, während Senfmischungen mit
weniger wüchsigen Mischpartnern mehr N-Verluste zeigten. Von Zuckerrüben und
Grünbrachen mit ihrer langen Bodenbedeckung geht erwartungsgemäß in der Regel keine
Nitratbelastung aus. Auch Sonnenblume hat den Stickstoff im Boden aufgezehrt.
Aufgrund der gut entwickelten Begrünungen kam es in den Folgejahren zu einem
markanten Rückgang der Nmin-Werte so wie der Nitratwerte im Grundwasser von
Obergrafendorf. Auf die vorgesehene Maßnahme einer jährlichen begleitenden Nmin-
Untersuchung konnte somit vorzeitig verzichtet werden.
Maßnahmenkatalog der LK NÖ mit perfekten Greeningmaßnahmen
Kern des Maßnahmenkataloges sind perfekte Greeningmaßnahmen mit geeigneten
Begrünungskulturen nach der Hauptfruchternte. Dabei wird der unverbrauchte Reststickstoff
als organischer Stickstoff gebunden. Im Frühjahr mineralisiert dieser gebundene Stickstoff
und steht als langsamfließende Stickstoffquelle bis zur Ernte zur Verfügung. Nachfolgende
Untersuchung der LK NÖ von 1996 belegt dies anschaulich.
Abb. 3b:
Nmin-Mengen Ende Nov.1996 in NÖ unter be- und unbegrünten Äckern je nach Anbau-
termin. Die Darstellung zeigt, wie wichtig ein früher Anbautermin ist, damit der Boden mit
möglichst niedrigen Reststickstoffmengen in den Winter geht und zu wenig Auswaschungen
führt. Für einen effektiven Grundwasserschutz ist daher der späte Anbau von Begrünungen
nicht hilfreich.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 5/11
Die wichtigste Nebenbedingung war dabei, dass der Maßnahmenkatalog so ausgerichtet ist,
dass die ganze landwirtschaftliche Produktionstätigkeit aber nur so gering wie möglich
eingeschränkt wird und somit nahezu keine gravierenden Abstriche im Ertrag zu befürchten
sind. Im Gegenzug sind aber von den Landwirten die geforderten Managementaufgaben
genau zu beachten um die Stickstoffverluste ins Grundwasser zu minimieren. Zur
Gewährleistung einer möglichst effizienten Umsetzung des Maßnahmenkataloges werden
dazu Düngepläne der Landwirte eingefordert und die vertraglich vereinbarten
Managementaufgaben auf den Flächen werden vollständig und regelmäßig überprüft.
Innerhalb von 5 Jahren konnten so die Nitratwerte in einem jährlich fallenden Trend
inzwischen auf 26 mg abgesenkt werden, also wieder auf das Niveau von 1970
zurückgeführt werden. Weil die Managementaufgaben gemäß Maßnahmenplan so erfolgreich
waren, wurde inzwischen ein gelockerter, entschärfter Maßnahmenkatalog für die nächste
Vertragsperiode von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Als wichtiges Instrument
bleibt dabei die vollständige und regelmäßige Überprüfung der vertraglich vereinbarten
Managementaufgaben auf den Flächen. Die Kontrolle erfolgt dabei unter Aufsicht der LK NÖ
mit der Anwesenheit zumindest eines Vertreters der Landwirte und der Gemeinde.
Wünschenswert ist immer die Teilnahme aller Vertragslandwirte, da sie dabei gleichzeitig
aufgeklärt werden können, wenn die Managementaufgaben auf den Flächen nicht
vollkommen gelungen sind.
Den von der LK NÖ verfassten Vertragstext (4 Seiten) für den privatrechtlichen
Grundwasserschutz zwischen Gemeinde und Landwirten und den von der LK NÖ verfassten
möglichst einfachen Maßnahmenkatalog (2 Seiten) kann vom Autor per email
(johann.humer@lk-noe.at) kostenfrei angefordert werden.
Versuchergebnisse der LK NÖ zur Wirksamkeit von Begrünungen auf den
unverbrauchten Nmin-Stickstoff im Herbst
1996 hat der Autor 39 Vergleichspaare begrünter Ackerflächen und unbegrünter
Ackerflächen auf den unverbrauchten Nmin-Stickstoff in NÖ im November untersucht
(Abb.3b). In der Regel steht auf begrünten Ackerflächen deutlich weniger Stickstoff zur
Verfügung. Im Mittel wiesen die unbegrünten Ackerflächen um 28 kg/ha N (Abb. 3d) mehr
Stickstoff auf, der auswaschungsgefährdet ist, wie unterstehende Abbildung zeigt.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
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Abb. 3c:
Abb. 3d
Nmin-Stickstoff von 39 Vergleichspaaren begrünter und unbegrünter Ackerflächen in NÖ
im November 1996
Basiswissen über Nitratverluste ins Grundwasser
Seit 1990 beschäftigt sich der Autor intensiv mit allen möglichen Gründen erhöhter
Nitratwerte im Grundwasser. Folgende Schlüsselfaktoren sind für erhöhte Nitratwerte im
Grundwasser verantwortlich:
Der entscheidende Faktor für Nitratauswaschungen ist die Zeit des offenen Bodens nach der
Ernte. Insbesondere im Herbst und Winter versickern auf vegetationslosen also unbegrünten
Böden problematische Nitratmengen ins Grundwasser.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
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Abb. 4a
zeigt den sinusförmigen Jahresgang der Stickstoffwerte der Donau, zumeist infolge der
Nitratverluste von Böden. Die niedrigesten Werte gibt es immer gegen Ende der
Hauptfruchterntezeit im Juli. Ab August steigen die Stickstoffwerte, weil die Pflanzen immer
weniger Stickstoff verbrauchen und Äcker teils ohne bodenbedeckender und damit
grundwasserschützender Vegetation sind. Die höchsten Verluste gibt es im März. Da, oder
schon vorher wird gedüngt und die Pflanzen haben meist noch keinen nennenswerten
Stickstoffverbrauch.
Die Nitratverluste werden durch eine lange Bodenbedeckung mit einer Pflanzendecke am
effizientesten verhindert. Sie muss allerdings, möglichst lange stehen und gut wüchsig sein.
Nur ein dichtes, nährstoffsuchendes Wurzelgeflecht einer Pflanzendecke bindet nicht
verbrauchtes Nitrat nach der Ernte am besten und schützt das Grundwasser vor
Nitrateinträgen. Dichte Pflanzendecken einschließlich aller Kulturpflanzen sind daher der
natürlichste und effizienteste Grundwasserschutz.
Abb. 4b
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 8/11
zeigt den jahreszeitlichen Gang der Nitratwerte der Donau wie sie Österreich bei Wolfsthal
verlässt. Die höchsten Verluste varieren je nach Jahr in den Wintermonaten zwischen
Dezember bis Mai, wenn die Pflanzen keinen Stickstoffverbrauch haben.
Q: Abb. 4 aund 4b: Wassergüte in Österreich, Jahresbericht 2010.
Der zweite Schlüsselfaktor Düngeplanung
Der zweite Schlüsselfaktor ist eine gut überlegte Düngeplanung. Um das hohe Ertragsniveau
unserer Ackerkulturen zu halten ist eine genügende Nährstoffversorgung wie bei jedem
Organismus Voraussetzung. Sachgerecht eingesetzte Stickstoffgaben sorgen für diese
Nährstoffzufuhr. Die offiziell akkordierten „Richtlinien für sachgerechte Düngung (SGD)“
enthalten die grundlangen für die Düngeplanung in Österreich. Für die praktische
Umsetzung einer Düngeplanung steht das Instrument des „lk-Düngerechner“ der
Landwirtschaftskammern zu Verfügung. Der „lk-Düngerechner“ ist ein öffentlich
downloadbares EDV-Programm. Der „lk-Düngerechner“ berücksichtigt dabei alle Faktoren
die für die Düngehöhe entscheidend sind: Bodeneigenschaften, Ertragslagen,
Vorfruchtwirkung, Bodenuntersuchungsergebnisse und Wirtschaftsdünger. Für jede Kultur
kann dabei die zulässige Düngemenge ermittelt werden. Gleichzeitig wird dabei überprüft,
ob die Düngungshöhe gesamtbetrieblich rechtskonform ist und die relevanten ÖPUL-
Düngeauflagen erfüllt werden.
Abb. 4c
Der „lk-Düngerechner“, ein öffentlich downloadbares
EDV-Programm aus EXCEL-Programmbasis auf:
www.landwirtschaftskammer.at -> NÖ/Pflanzen
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
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Nmin-Werte je nach Vorfrucht von un- und begrünten Flächen in NÖ.
Der Vergleich von Nmin-Werten je nach Vorfrucht von un- und begrünten Flächen in NÖ von
39 Vergleichspaaren, Ende Nov. 1996 zeigte, dass bei unbegrünter Gerste und Mais die
höchsten auswaschbaren Nmin-Mengen festzustellen waren. Erwartungsgemäß hinterlassen
Kulturen mit längerer Vegetationszeit wie Körnerraps, Winterweizen, Ölkürbis und
Zuckerrübe im Herbst tendenziell weniger Stickstoff und wenn sie begrünt sind, zusätzlich
noch weniger auswaschbaren Stickstoff. Kulturen mit kurzer Vegetationszeit und lange
offenem Boden verlieren daher über den Winter am meisten den leicht löslichen
Nitratstickstoff. Sie sollten daher auch aus Gründen der Konservierung unverbrauchten
Düngestickstoff für die nächste Vegetationszeit sowohl aus Kostenersparnis als auch zur
Grundwasserschonung möglichst begrünt werden.
Abb. 4a:
Nmin-Werte (Mittelwerte) von 0 bis 90 cm je nach Vorfrucht von in NÖ von 39 un- und
begrünten Vergleichspaaren, Ende Nov. 1996.
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 10/11
Nitrat - natürlicher Nährstoff im Naturhaushalt und Baustein im
Pflanzenwachstum
Geringe Nitrateinträge ins Grundwasser sind in der Natur ein natürlicher Vorgang und kein
Problem, wenn die Werte unter 50 mg Nitrat je Liter gemäß Trinkwasserverordnung liegen.
Nitrat entsteht in allen Böden durch die Verrottung proteinhältiger Pflanzenreste,
abgestorbener Bodenorganismen und aus Humusmineralisierung infolge der Lebenstätigkeit
der Bodenlebewesen und der Bodenbearbeitung.
Die heute hoch leistungsfähigen Pflanzenzuchtsorten bedürfen zusätzlich einer
ausreichenden Pflanzenernährung. Alle Pflanzenwurzeln haben die intrinsische Eigenschaft
begehrlich Nitratstickstoff zu suchen. Nitrat ist der wichtigste Baustein für die
Proteinsynthese zum Aufbau von Blatt und Frucht. Daher werden die meisten gezüchteten
Pflanzenarten mit Düngestickstoff in verschiedenen Stickstoffformen versorgt. Jeglicher
Düngestickstoff wandelt sich letztlich in gut tätigen Böden fast vollständig zu Nitrat um.
Sachgerecht bemessene Stickstoffgaben dienen der Ertragsbildung und hinterlassen am
wenigsten unverbrauchten Reststickstoff nach der Ernte. Je dichter und je länger Kultur-
oder Wildpflanzen Böden bewachsen um so weniger Nitrat geht ins Grundwasser verloren.
Mit der Bodenuntersuchung auf Nmin kann die Höhe des unverbrauchten Stickstoffs
festgestellt werden. In Wasserschutzgebieten sollte er nach der Hauptfruchternte bis zum
Anbau im Frühjahr gering sein, um den Nitrateintrag ins Grundwasser möglichst gering zu
halten. Wünschenswerte Zielgröße ist ein Wert möglichst deutlich unter 45 kg Nmin/ha.
Zufriedenstellende Werte sind 10 bis 30 kg Nmin/ha.
Abb. 5:
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 11/12
Nmin-Bodenprobenahme in Obergrafendorf am 23.10.2006 in einer optimal entwickelten
Begrünungskultur mit Gelbfsenf. Die Nmin-Werte lagen 2006 bei dieser Greeningkultur
gemäß Abb. 3a im Mittel beim zufriedenstellenden Wert von 20 kg Nmin/ha.
Grundlagenwissen über effiziente Begrünungen im vorbeugenden Gewässerschutz
Je dichter und je länger Kultur- oder Wildpflanzen Böden bewachsen, umso weniger kann
das gut wässerlösliche Nitrat ins Grundwasser sickern. Beim Ackerbau muss aber der Boden
eine zeitlang für die Saatgutablage geöffnet sein. Der offene Boden ist notwendig für eine
exakte Saatgutablage, wobei die Bodenvorbereitung eine exakte Saattiefe, den notwendigen
abgesetzten Boden samt gutem Bodenschluss schafft. Das sichert einen raschen
Pflanzenaufgang, der gleichzeitig den raschen Unkrautwuchs verringert.
Je intensiver ein Boden bearbeitet wird, je länger er offen ist und je wärmer es ist, umso
mehr wandeln Mikroorganismen die organische Bodensubstanz in Nitrat um. Oft ist in
Jahren mit niedrigen Ernteerträgen witterungsbedingt nach einer Ernte unverbrauchter
leicht löslicher Stickstoff im Boden vorhanden. Je länger nach der Ernte Böden offen bleiben,
umso mehr Nitrat wird freigesetzt. Deshalb sollte die Zeit wo ein Boden offen ist so gering
wie möglich gehalten werden, soweit es pflanzenbautechnisch möglich ist.
Eine weitere Möglichkeit die Nitratwerte und die Bodenerosion sogar sehr deutlich zu
senken, besteht in einer wohldosierten Anwendung moderner Direksäverfahren. Dazu
bedarf es jedoch besonderer pflanzenbaulicher Erfahrungen mit viel Fingerspitzengefühl.
Ansonsten kann es zu massiven Ernteausfällen durch überbordende Verunkrautung und
einer Verschleppung und Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten durch die „grüne Brücke“
kommen.
Abb. 6:
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 12/13
Nmin-Bodenprobenahme in Obergrafendorf am 23.10.2006 nach Mais. Offene Böden wie
dieser ohne Begrünungskultur hatten am Beginn dieses Projektes 2006 Nmin-Werte mit
einer Spannbreite von 20 bis 126 Nmin/ha. Wünschenswert sind maximal 45 kg Nmin/ha.
Nach dem dritten Projektjahr waren die Nmin-Werte bereits so niedrig, dass keine Nmin-
Bodenprobenahme mehr notwendig war.
Nicht vergessen darf werden, dass aber erst die Kunst unseres Ackerbaues mit der Öffnung
des Bodens unseren zivilisatorischen Wohlstand geschaffen hat. Der Ackerbau hat eine
Fülle und Qualität neuer Lebensmittel hervorgebracht, die die Natur nicht kennt. Dauernd
bodenbedeckende Kulturen können das nie hervorbringen. Dieser zivilisatorische Fortschritt
brachte es mit sich, dass sich in der westlichen Welt nur mehr rund 3% der Bevölkerung mit
der eigenen Nahrungsmittelbeschaffung beschäftigen müssen. Nicht vergessen werden
sollte, dass es auch heute noch Ländern gibt, wo 50 % der Bevölkerung mit der eigenen
Grundnahrungsmittelherstellung beschäftigt sind. Der Preis unseres zivilisatorischen
Fortschrittes ist aber die großflächige „offenen Wunde in der Natur“ – mit dem zeitweise
offenen Boden. Damit hat man gewissen Risken die Tür geöffnet: Begünstigung der
Bodenerosion und des Schadstoffeintrages ins Grundwasser durch geringere Filterwirkung.
Aber mit Mitteln der Begrünung nach der Ernte kann der Preis der Wunde des offenen
Bodens bis auf ein witterungsbedingtes unvermeidbares Restrisiko so weit als möglich
dezimiert werden.
Erst die perfekte Bodenbearbeitung mit dem Schwert des Pfluges und eine ausgereifte
Kulturführung schafft das Fundament den hoch anspruchsvollen Lebensmittelbedarf in
unserem Land mit Leichtigkeit zu decken. Der Preis dafür ist aber der zeitweilig offene
Boden auf immer größeren Flächen. Dabei versickert manchmal mehr Nitrat in tiefere
Bodenschichten und bis ins Grundwasser als für das Trinkwasser wünschenswert ist. Nicht
von den Kulturpflanzen verwerteter Düngestickstoff läuft dann Gefahr ins Grundwasser
eingetragen zu werden, wenn wichtige pflanzbauliche Grundregeln der sachgerechten
Düngeplanung und der Ackerbegrünung nicht beachtet werden.
Je nach Niederschlagsverteilung wird unverbrauchtes Nitrat mit Zunahme der Länge der Zeit
des offenen Bodens nach der Ernte unweigerlich nach unten verlagert. Sind genug
Ernterückstände (mit hohem C/N Verhältnis >20:1) da, wird ein Teil des Nitrats als neuer
Humus aufgebaut (C/N Verhältnis 10:1) und damit verbraucht. Ein Teil nicht verbrauchten
Nitrates kann auch als Gase dem Boden entweichen. Bei bestimmten
Bodenfeuchtebedingungen kann sich Nitrat wieder zu Luftstickstoff (N2) umwandeln, teils
auch in Lachgas (N2O). Zuletzt wandert unverbrauchtes Nitrat in den Grundwasserstrom.
Infolge der erwähnten unabschätzbaren Umwandlungsprozesse in Richtung Humus-
Stickstoff, Luftstickstoff und Lachgas tritt im Grundwasser oft eine wechselnde und
schwierig vorhersagbare Menge an Nitrat auf.
Neben diesen vielschichtigen Gründen für die Höhe des Nitrataustrags kommt weiters dazu,
dass sich die Strombahnen des Grundwassers infolge unterschiedlicher Niederschläge oder
Trockenzeiten verlagern können. Damit können zeitweise unerklärbare sprunghafte
Nitratwerte auftreten, wenn mehrere Strombahnen von Grundwasser auftreten.
Fazit
Unter Berücksichtigung bekannter pflanzenbaulichen Erkenntnisse und unter Mitwirkung von
Landwirten konnten in Obergrafendorf die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten 5
Jahren auf das beachtenswert niedriges Niveau von 26 mg / L durch Greening-Maßnahmen
gesenkt werden. Das Erfolgsmodel wurde von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Im
Rahmen eines privatrechtlichen Vertragswasserschutzes der LK wurde die erfolgreiche
Umsetzung des Projektes über lk-projekt abgewickelt.
Da seit 2006 ein laufend sinkender Trend der Nitratwerte festgestellt wurde konnte die
Überprüfung der Nmin-Werte bereits eingespart werden. Eine behutsame Lockerung einiger
Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht
pub2019mai14.doc 13/13
strenger Greening-Maßnahmen scheint künftig durchaus möglich. Die Gemeinde wird
dadurch von ihren vertraglichen Verpflichtungen entlastet. Wichtig erscheint der LK, dass
die kontrahierten Flächen auf die Einhaltung der Auflagen regelmäßig kontrolliert werden.
Der Beitrag berichtet über zahlreiche Fakten warum mit effizienter Begrünung der Böden
der Nitrateintrag nach der Hauptfruchternte sowie durch Düngeplanung ins Grundwasser
gestoppt werden kann.

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Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf, 2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14 2012 Erfolgsgeschichte Obergrafendorf: Nitratwerte mit Vertragswasserschutz der LK erfolgreich gesenkt Nitrat Grundwassersanierung HUMER

  • 1. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 1/11 g Fachbeitrag für das LK-Internet, Die Landwirtschaft, Wasserrechtsbehörde NÖ, Wasserversorungsunternehmen wie Gemeinden und Beratungsunterlage für Landwirte und diverse Zeitschriften Erfolgsgeschichte Obergrafendorf: Nitratwerte mit Vertragswasserschutz der LK erfolgreich gesenkt Autor: DI Johann Humer Abrupter Nitratanstieg im Grundwasser Das Phänomen des abrupten Anstieges der Nitratwerte des Grundwassers hat der Autor in den letzten Jahrzehnten mehrmals beobachtet. Überhöhte Nitratwerte im Grundwasser wurden in mehreren Landgemeinden zum Problem für die Trinkwasserversorgung. Das örtliche Grundwasser war plötzlich nicht mehr als Trinkwasser tauglich. Gemeindebürger mussten beim Trinkwassergenuss gewarnt und einwandfreies Wasser mussten die Gemeinde für die Bürger zukaufen. Das Beispiel Obergrafendorf zeigt die sprunghaften Trendveränderungen der Nitratgehalte innerhalb der letzten 50 Jahre in der Abbildung 1.
  • 2. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 2/11 Abbildung 1: Nitratwerte von 1964 bis 2011 in Obergrafendorf. Überschreitung der Trinkwassergrenzwerte von 1984 bis 1997 und 2005. Ab 1995 sinkender Trend durch Umweltprogramm ÖPUL deutlich erkennbar. Neuerlicher Anstieg 2005. Seit 2006 laufend sinkender Trend durch Grundwassersanierungsprojekt unter Aufsicht der LK NÖ mit lk- projekt. Q: Gemeinde Obergrafendorf Abb. 2, rechts: Österreichweite Nitratwerte im Grundwasser, die von 1997 bis 2008 den Schwellenwert überschritten haben. In Obergrafendorf ist 1997 und 2005/2006 die gleiche hohe Tendenz der Werte erkennbar. Q: Wassergüte in Österreich, Jahresbericht 2010. http://www.lebensministerium.at/wasser/wasserqualitaet/grundwasser/nitrat_grundwasser.html Fall Obergrafendorf Abbildung 3: Nitratwerte von 2005 bis 2011 in Obergrafendorf. Ab 2006 Nitratsanierungsprogramm auf privatrechtlicher Basis. Sichtbare jährliche Abnahme der Nitratwerte auf Basis des Maßnahmenkataloges von DI. Humer mit regelmäßiger Überprüfung der privatrechtlich vereinbarten Managementaufgaben der Landwirte. Die sichtliche Zufriedenheit der Landwirte nach 5 Jahren wurde erreicht, weil die landwirtschaftliche Produktionstätigkeit nur so gering wie möglich eingeschränkt wurde. Q: Gemeinde Obergrafendorf
  • 3. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 3/11 Nitratsanierung in Obergrafendorf mit Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammer Weil dort das Grundwasser aus dem Einzugsgebiet mit überwiegend aus landwirtschaftlicher Nutzung stammt, wandte sich die Gemeinde in Absprache mit der zuständigen Behörde für das Wasserrecht direkt an die Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammer NÖ, die sich seit 20 Jahren mit der Nitratfrage intensiv beschäftigen. Erste Sanierungsversuche starteten schon in den 90er Jahren. Damals wurde der Nitratwert einem internationalen Trend folgend von 100 auf 30 mg/L abgesenkt. Daher musste ein erstes Sanierungsprogramm gestartet werden, mit dem die Werte unter 50 mg fielen. Ohne dauernder Aufsicht stiegen aber die Werte 1993 bis 1997 wieder über 50 mg bis zu 85 mg. Unter dem Umweltprogramm ÖPUL (Start 1995) ist ein sinkender Trend von 1997 bis 2004 deutlich erkennbar. 2005 erfolgte ein neuerlicher Anstieg über 50 mg, sodass eine Warnung der Bevölkerung vor dem Trinkwassergenuß wegen überhöhter Nitratwerte erfolgen musste. Die Gemeinde musste daraufhin ein weiteres Nitratsanierungsprogramm einleiten. Auf Empfehlung der Wasserrechtsbehörde des Landes NÖ startete die Gemeinde Obergrafendorf 2006 statt einem amtlichen Nitratsanierungsprogramm eines auf privatrechtlicher Basis. Grund für die privatrechtlichen Vertragsmaßnahmen zwischen Gemeinde und Landwirten waren die positiven Erfahrungen im Land OÖ. Die Gemeinde ersuchte und beauftragte dazu die Landwirtschaftskammer NÖ einen Maßnahmenplan zu erstellen. DI. Humer, langjähriger Pflanzenbauexperte der LK NÖ auf dem Gebiet Düngung und Nitratfragen, entwarf dazu einen möglichst wirksamen Maßnahmenkatalog zur Senkung der Nitratwerte. 2005 einigte man sich in mehreren Diskussionsrunden mit der Wasserrechtsbehörde, der Gemeinde und den Bauern auf den erarbeiteten Maßnahmenkatalog. 0 20 40 60 80 100 120 140 keine Begrünung im Sommer Senf- Mischung Senf Brache So.Blume Zucker- Rübe min Mittel max Abb. 3a: Nmin-Wert-Bereiche in Obergrafendorf im ersten Laufjahr 2006 des Projektes. Die höchsten Nmin-Werte wurden erwartungsgemäß auf Flächen ohne Begrünung gefunden. Von diesen Flächen geht die größte Gefahr der Nitratauswaschung aus.
  • 4. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 4/11 Offene Böden ohne Begrünungskultur hatten 2006 gemäß Abb. 3a im Mittel 67 kg bei einer Spannbreite von 20 bis 126 Nmin/ha. Das bedeutet, dass auf solchen Böden das Potential für Stickstoffverluste um 47 kg N größer war. Das heißt anderseits, dass eine gute entwickelte Pflanzendecke etwa 47 kg N konservierte. Unter Berücksichtigung von Umwandlungsverlusten in Humus, N2 und N2O stand damit etwa ein Düngerwert von 30 kg N/ha bzw. derzeit ca 35 €/ha als langsamfließende Stickstoffquelle zur Verfügung. Gut etablierter Senf reduziert die Nmin-Menge um etwa 2/3, während Senfmischungen mit weniger wüchsigen Mischpartnern mehr N-Verluste zeigten. Von Zuckerrüben und Grünbrachen mit ihrer langen Bodenbedeckung geht erwartungsgemäß in der Regel keine Nitratbelastung aus. Auch Sonnenblume hat den Stickstoff im Boden aufgezehrt. Aufgrund der gut entwickelten Begrünungen kam es in den Folgejahren zu einem markanten Rückgang der Nmin-Werte so wie der Nitratwerte im Grundwasser von Obergrafendorf. Auf die vorgesehene Maßnahme einer jährlichen begleitenden Nmin- Untersuchung konnte somit vorzeitig verzichtet werden. Maßnahmenkatalog der LK NÖ mit perfekten Greeningmaßnahmen Kern des Maßnahmenkataloges sind perfekte Greeningmaßnahmen mit geeigneten Begrünungskulturen nach der Hauptfruchternte. Dabei wird der unverbrauchte Reststickstoff als organischer Stickstoff gebunden. Im Frühjahr mineralisiert dieser gebundene Stickstoff und steht als langsamfließende Stickstoffquelle bis zur Ernte zur Verfügung. Nachfolgende Untersuchung der LK NÖ von 1996 belegt dies anschaulich. Abb. 3b: Nmin-Mengen Ende Nov.1996 in NÖ unter be- und unbegrünten Äckern je nach Anbau- termin. Die Darstellung zeigt, wie wichtig ein früher Anbautermin ist, damit der Boden mit möglichst niedrigen Reststickstoffmengen in den Winter geht und zu wenig Auswaschungen führt. Für einen effektiven Grundwasserschutz ist daher der späte Anbau von Begrünungen nicht hilfreich.
  • 5. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 5/11 Die wichtigste Nebenbedingung war dabei, dass der Maßnahmenkatalog so ausgerichtet ist, dass die ganze landwirtschaftliche Produktionstätigkeit aber nur so gering wie möglich eingeschränkt wird und somit nahezu keine gravierenden Abstriche im Ertrag zu befürchten sind. Im Gegenzug sind aber von den Landwirten die geforderten Managementaufgaben genau zu beachten um die Stickstoffverluste ins Grundwasser zu minimieren. Zur Gewährleistung einer möglichst effizienten Umsetzung des Maßnahmenkataloges werden dazu Düngepläne der Landwirte eingefordert und die vertraglich vereinbarten Managementaufgaben auf den Flächen werden vollständig und regelmäßig überprüft. Innerhalb von 5 Jahren konnten so die Nitratwerte in einem jährlich fallenden Trend inzwischen auf 26 mg abgesenkt werden, also wieder auf das Niveau von 1970 zurückgeführt werden. Weil die Managementaufgaben gemäß Maßnahmenplan so erfolgreich waren, wurde inzwischen ein gelockerter, entschärfter Maßnahmenkatalog für die nächste Vertragsperiode von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Als wichtiges Instrument bleibt dabei die vollständige und regelmäßige Überprüfung der vertraglich vereinbarten Managementaufgaben auf den Flächen. Die Kontrolle erfolgt dabei unter Aufsicht der LK NÖ mit der Anwesenheit zumindest eines Vertreters der Landwirte und der Gemeinde. Wünschenswert ist immer die Teilnahme aller Vertragslandwirte, da sie dabei gleichzeitig aufgeklärt werden können, wenn die Managementaufgaben auf den Flächen nicht vollkommen gelungen sind. Den von der LK NÖ verfassten Vertragstext (4 Seiten) für den privatrechtlichen Grundwasserschutz zwischen Gemeinde und Landwirten und den von der LK NÖ verfassten möglichst einfachen Maßnahmenkatalog (2 Seiten) kann vom Autor per email (johann.humer@lk-noe.at) kostenfrei angefordert werden. Versuchergebnisse der LK NÖ zur Wirksamkeit von Begrünungen auf den unverbrauchten Nmin-Stickstoff im Herbst 1996 hat der Autor 39 Vergleichspaare begrünter Ackerflächen und unbegrünter Ackerflächen auf den unverbrauchten Nmin-Stickstoff in NÖ im November untersucht (Abb.3b). In der Regel steht auf begrünten Ackerflächen deutlich weniger Stickstoff zur Verfügung. Im Mittel wiesen die unbegrünten Ackerflächen um 28 kg/ha N (Abb. 3d) mehr Stickstoff auf, der auswaschungsgefährdet ist, wie unterstehende Abbildung zeigt.
  • 6. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 6/11 Abb. 3c: Abb. 3d Nmin-Stickstoff von 39 Vergleichspaaren begrünter und unbegrünter Ackerflächen in NÖ im November 1996 Basiswissen über Nitratverluste ins Grundwasser Seit 1990 beschäftigt sich der Autor intensiv mit allen möglichen Gründen erhöhter Nitratwerte im Grundwasser. Folgende Schlüsselfaktoren sind für erhöhte Nitratwerte im Grundwasser verantwortlich: Der entscheidende Faktor für Nitratauswaschungen ist die Zeit des offenen Bodens nach der Ernte. Insbesondere im Herbst und Winter versickern auf vegetationslosen also unbegrünten Böden problematische Nitratmengen ins Grundwasser.
  • 7. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 7/11 Abb. 4a zeigt den sinusförmigen Jahresgang der Stickstoffwerte der Donau, zumeist infolge der Nitratverluste von Böden. Die niedrigesten Werte gibt es immer gegen Ende der Hauptfruchterntezeit im Juli. Ab August steigen die Stickstoffwerte, weil die Pflanzen immer weniger Stickstoff verbrauchen und Äcker teils ohne bodenbedeckender und damit grundwasserschützender Vegetation sind. Die höchsten Verluste gibt es im März. Da, oder schon vorher wird gedüngt und die Pflanzen haben meist noch keinen nennenswerten Stickstoffverbrauch. Die Nitratverluste werden durch eine lange Bodenbedeckung mit einer Pflanzendecke am effizientesten verhindert. Sie muss allerdings, möglichst lange stehen und gut wüchsig sein. Nur ein dichtes, nährstoffsuchendes Wurzelgeflecht einer Pflanzendecke bindet nicht verbrauchtes Nitrat nach der Ernte am besten und schützt das Grundwasser vor Nitrateinträgen. Dichte Pflanzendecken einschließlich aller Kulturpflanzen sind daher der natürlichste und effizienteste Grundwasserschutz. Abb. 4b
  • 8. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 8/11 zeigt den jahreszeitlichen Gang der Nitratwerte der Donau wie sie Österreich bei Wolfsthal verlässt. Die höchsten Verluste varieren je nach Jahr in den Wintermonaten zwischen Dezember bis Mai, wenn die Pflanzen keinen Stickstoffverbrauch haben. Q: Abb. 4 aund 4b: Wassergüte in Österreich, Jahresbericht 2010. Der zweite Schlüsselfaktor Düngeplanung Der zweite Schlüsselfaktor ist eine gut überlegte Düngeplanung. Um das hohe Ertragsniveau unserer Ackerkulturen zu halten ist eine genügende Nährstoffversorgung wie bei jedem Organismus Voraussetzung. Sachgerecht eingesetzte Stickstoffgaben sorgen für diese Nährstoffzufuhr. Die offiziell akkordierten „Richtlinien für sachgerechte Düngung (SGD)“ enthalten die grundlangen für die Düngeplanung in Österreich. Für die praktische Umsetzung einer Düngeplanung steht das Instrument des „lk-Düngerechner“ der Landwirtschaftskammern zu Verfügung. Der „lk-Düngerechner“ ist ein öffentlich downloadbares EDV-Programm. Der „lk-Düngerechner“ berücksichtigt dabei alle Faktoren die für die Düngehöhe entscheidend sind: Bodeneigenschaften, Ertragslagen, Vorfruchtwirkung, Bodenuntersuchungsergebnisse und Wirtschaftsdünger. Für jede Kultur kann dabei die zulässige Düngemenge ermittelt werden. Gleichzeitig wird dabei überprüft, ob die Düngungshöhe gesamtbetrieblich rechtskonform ist und die relevanten ÖPUL- Düngeauflagen erfüllt werden. Abb. 4c Der „lk-Düngerechner“, ein öffentlich downloadbares EDV-Programm aus EXCEL-Programmbasis auf: www.landwirtschaftskammer.at -> NÖ/Pflanzen
  • 9. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 9/11 Nmin-Werte je nach Vorfrucht von un- und begrünten Flächen in NÖ. Der Vergleich von Nmin-Werten je nach Vorfrucht von un- und begrünten Flächen in NÖ von 39 Vergleichspaaren, Ende Nov. 1996 zeigte, dass bei unbegrünter Gerste und Mais die höchsten auswaschbaren Nmin-Mengen festzustellen waren. Erwartungsgemäß hinterlassen Kulturen mit längerer Vegetationszeit wie Körnerraps, Winterweizen, Ölkürbis und Zuckerrübe im Herbst tendenziell weniger Stickstoff und wenn sie begrünt sind, zusätzlich noch weniger auswaschbaren Stickstoff. Kulturen mit kurzer Vegetationszeit und lange offenem Boden verlieren daher über den Winter am meisten den leicht löslichen Nitratstickstoff. Sie sollten daher auch aus Gründen der Konservierung unverbrauchten Düngestickstoff für die nächste Vegetationszeit sowohl aus Kostenersparnis als auch zur Grundwasserschonung möglichst begrünt werden. Abb. 4a: Nmin-Werte (Mittelwerte) von 0 bis 90 cm je nach Vorfrucht von in NÖ von 39 un- und begrünten Vergleichspaaren, Ende Nov. 1996.
  • 10. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 10/11 Nitrat - natürlicher Nährstoff im Naturhaushalt und Baustein im Pflanzenwachstum Geringe Nitrateinträge ins Grundwasser sind in der Natur ein natürlicher Vorgang und kein Problem, wenn die Werte unter 50 mg Nitrat je Liter gemäß Trinkwasserverordnung liegen. Nitrat entsteht in allen Böden durch die Verrottung proteinhältiger Pflanzenreste, abgestorbener Bodenorganismen und aus Humusmineralisierung infolge der Lebenstätigkeit der Bodenlebewesen und der Bodenbearbeitung. Die heute hoch leistungsfähigen Pflanzenzuchtsorten bedürfen zusätzlich einer ausreichenden Pflanzenernährung. Alle Pflanzenwurzeln haben die intrinsische Eigenschaft begehrlich Nitratstickstoff zu suchen. Nitrat ist der wichtigste Baustein für die Proteinsynthese zum Aufbau von Blatt und Frucht. Daher werden die meisten gezüchteten Pflanzenarten mit Düngestickstoff in verschiedenen Stickstoffformen versorgt. Jeglicher Düngestickstoff wandelt sich letztlich in gut tätigen Böden fast vollständig zu Nitrat um. Sachgerecht bemessene Stickstoffgaben dienen der Ertragsbildung und hinterlassen am wenigsten unverbrauchten Reststickstoff nach der Ernte. Je dichter und je länger Kultur- oder Wildpflanzen Böden bewachsen um so weniger Nitrat geht ins Grundwasser verloren. Mit der Bodenuntersuchung auf Nmin kann die Höhe des unverbrauchten Stickstoffs festgestellt werden. In Wasserschutzgebieten sollte er nach der Hauptfruchternte bis zum Anbau im Frühjahr gering sein, um den Nitrateintrag ins Grundwasser möglichst gering zu halten. Wünschenswerte Zielgröße ist ein Wert möglichst deutlich unter 45 kg Nmin/ha. Zufriedenstellende Werte sind 10 bis 30 kg Nmin/ha. Abb. 5:
  • 11. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 11/12 Nmin-Bodenprobenahme in Obergrafendorf am 23.10.2006 in einer optimal entwickelten Begrünungskultur mit Gelbfsenf. Die Nmin-Werte lagen 2006 bei dieser Greeningkultur gemäß Abb. 3a im Mittel beim zufriedenstellenden Wert von 20 kg Nmin/ha. Grundlagenwissen über effiziente Begrünungen im vorbeugenden Gewässerschutz Je dichter und je länger Kultur- oder Wildpflanzen Böden bewachsen, umso weniger kann das gut wässerlösliche Nitrat ins Grundwasser sickern. Beim Ackerbau muss aber der Boden eine zeitlang für die Saatgutablage geöffnet sein. Der offene Boden ist notwendig für eine exakte Saatgutablage, wobei die Bodenvorbereitung eine exakte Saattiefe, den notwendigen abgesetzten Boden samt gutem Bodenschluss schafft. Das sichert einen raschen Pflanzenaufgang, der gleichzeitig den raschen Unkrautwuchs verringert. Je intensiver ein Boden bearbeitet wird, je länger er offen ist und je wärmer es ist, umso mehr wandeln Mikroorganismen die organische Bodensubstanz in Nitrat um. Oft ist in Jahren mit niedrigen Ernteerträgen witterungsbedingt nach einer Ernte unverbrauchter leicht löslicher Stickstoff im Boden vorhanden. Je länger nach der Ernte Böden offen bleiben, umso mehr Nitrat wird freigesetzt. Deshalb sollte die Zeit wo ein Boden offen ist so gering wie möglich gehalten werden, soweit es pflanzenbautechnisch möglich ist. Eine weitere Möglichkeit die Nitratwerte und die Bodenerosion sogar sehr deutlich zu senken, besteht in einer wohldosierten Anwendung moderner Direksäverfahren. Dazu bedarf es jedoch besonderer pflanzenbaulicher Erfahrungen mit viel Fingerspitzengefühl. Ansonsten kann es zu massiven Ernteausfällen durch überbordende Verunkrautung und einer Verschleppung und Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten durch die „grüne Brücke“ kommen. Abb. 6:
  • 12. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 12/13 Nmin-Bodenprobenahme in Obergrafendorf am 23.10.2006 nach Mais. Offene Böden wie dieser ohne Begrünungskultur hatten am Beginn dieses Projektes 2006 Nmin-Werte mit einer Spannbreite von 20 bis 126 Nmin/ha. Wünschenswert sind maximal 45 kg Nmin/ha. Nach dem dritten Projektjahr waren die Nmin-Werte bereits so niedrig, dass keine Nmin- Bodenprobenahme mehr notwendig war. Nicht vergessen darf werden, dass aber erst die Kunst unseres Ackerbaues mit der Öffnung des Bodens unseren zivilisatorischen Wohlstand geschaffen hat. Der Ackerbau hat eine Fülle und Qualität neuer Lebensmittel hervorgebracht, die die Natur nicht kennt. Dauernd bodenbedeckende Kulturen können das nie hervorbringen. Dieser zivilisatorische Fortschritt brachte es mit sich, dass sich in der westlichen Welt nur mehr rund 3% der Bevölkerung mit der eigenen Nahrungsmittelbeschaffung beschäftigen müssen. Nicht vergessen werden sollte, dass es auch heute noch Ländern gibt, wo 50 % der Bevölkerung mit der eigenen Grundnahrungsmittelherstellung beschäftigt sind. Der Preis unseres zivilisatorischen Fortschrittes ist aber die großflächige „offenen Wunde in der Natur“ – mit dem zeitweise offenen Boden. Damit hat man gewissen Risken die Tür geöffnet: Begünstigung der Bodenerosion und des Schadstoffeintrages ins Grundwasser durch geringere Filterwirkung. Aber mit Mitteln der Begrünung nach der Ernte kann der Preis der Wunde des offenen Bodens bis auf ein witterungsbedingtes unvermeidbares Restrisiko so weit als möglich dezimiert werden. Erst die perfekte Bodenbearbeitung mit dem Schwert des Pfluges und eine ausgereifte Kulturführung schafft das Fundament den hoch anspruchsvollen Lebensmittelbedarf in unserem Land mit Leichtigkeit zu decken. Der Preis dafür ist aber der zeitweilig offene Boden auf immer größeren Flächen. Dabei versickert manchmal mehr Nitrat in tiefere Bodenschichten und bis ins Grundwasser als für das Trinkwasser wünschenswert ist. Nicht von den Kulturpflanzen verwerteter Düngestickstoff läuft dann Gefahr ins Grundwasser eingetragen zu werden, wenn wichtige pflanzbauliche Grundregeln der sachgerechten Düngeplanung und der Ackerbegrünung nicht beachtet werden. Je nach Niederschlagsverteilung wird unverbrauchtes Nitrat mit Zunahme der Länge der Zeit des offenen Bodens nach der Ernte unweigerlich nach unten verlagert. Sind genug Ernterückstände (mit hohem C/N Verhältnis >20:1) da, wird ein Teil des Nitrats als neuer Humus aufgebaut (C/N Verhältnis 10:1) und damit verbraucht. Ein Teil nicht verbrauchten Nitrates kann auch als Gase dem Boden entweichen. Bei bestimmten Bodenfeuchtebedingungen kann sich Nitrat wieder zu Luftstickstoff (N2) umwandeln, teils auch in Lachgas (N2O). Zuletzt wandert unverbrauchtes Nitrat in den Grundwasserstrom. Infolge der erwähnten unabschätzbaren Umwandlungsprozesse in Richtung Humus- Stickstoff, Luftstickstoff und Lachgas tritt im Grundwasser oft eine wechselnde und schwierig vorhersagbare Menge an Nitrat auf. Neben diesen vielschichtigen Gründen für die Höhe des Nitrataustrags kommt weiters dazu, dass sich die Strombahnen des Grundwassers infolge unterschiedlicher Niederschläge oder Trockenzeiten verlagern können. Damit können zeitweise unerklärbare sprunghafte Nitratwerte auftreten, wenn mehrere Strombahnen von Grundwasser auftreten. Fazit Unter Berücksichtigung bekannter pflanzenbaulichen Erkenntnisse und unter Mitwirkung von Landwirten konnten in Obergrafendorf die Nitratwerte im Grundwasser in den letzten 5 Jahren auf das beachtenswert niedriges Niveau von 26 mg / L durch Greening-Maßnahmen gesenkt werden. Das Erfolgsmodel wurde von der Landwirtschaftskammer NÖ erarbeitet. Im Rahmen eines privatrechtlichen Vertragswasserschutzes der LK wurde die erfolgreiche Umsetzung des Projektes über lk-projekt abgewickelt. Da seit 2006 ein laufend sinkender Trend der Nitratwerte festgestellt wurde konnte die Überprüfung der Nmin-Werte bereits eingespart werden. Eine behutsame Lockerung einiger
  • 13. Nitrat-Grundwassersanierung Obergrafendorf,2012jan11c Vor+Vollbericht pub2019mai14.doc 13/13 strenger Greening-Maßnahmen scheint künftig durchaus möglich. Die Gemeinde wird dadurch von ihren vertraglichen Verpflichtungen entlastet. Wichtig erscheint der LK, dass die kontrahierten Flächen auf die Einhaltung der Auflagen regelmäßig kontrolliert werden. Der Beitrag berichtet über zahlreiche Fakten warum mit effizienter Begrünung der Böden der Nitrateintrag nach der Hauptfruchternte sowie durch Düngeplanung ins Grundwasser gestoppt werden kann.