HUMER Engerlingsschaeden in Futterwiesen sanieren
Durch Trockenheit geschwächte Standorte sind anfällig für
die Massenvermehrung von
Engerlingen. Mechanische
Bearbeitung und Einsaat
schaffen Abhilfe.
JOHANN HUMER, FUTTERWIESENEXPERTE
2018 HUMER Wasserkreuzkraut in Futterwiesen. Erfahrungen aus der Beratungspr...
HUMER Engerlingsschaeden in Futterwiesen sanieren, BZ 2018 Wo38 20.SEPTEMBER 2018
1. SEITE 7 PRODUKTIONNR. 38 | 20. SEPTEMBER 2018 | BauernZeitung
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RWA Die Saat
L
ückige bis großflächig zerfresse-
ne Grasnarben – seit Anfang
September sind landesweit Fut-
terwiesen mit Schäden durch Enger-
lingsfraß zu beobachten. Massive,
flächenhafte Ausbrüche sind in meh-
reren Regionen i Ober- und Niederös-
terreich aufgetreten. Als Ursachen
hierfür sind zu nennen:
n Die mehrere Jahre in Folge an-
dauernde Trockenheit und
n die Zunahme einer extensiven
Bewirtschaftung, bei der die Unkraut-
bekämpfung vernachlässigt wird.
Diese Faktoren begünstigen auf den
meist ohnedies mageren, ertragsge-
schwächten Wiesen die Massenver-
mehrung wärmeliebender Insekten,
insbesondere von Engerlingen. Zudem
können sich auf diesen Standorten
Problemunkräuter verstärkt durchset-
zen.
Mechanische Bekämpfung
und Nachsaat
Die rasch wirksamste Maßnahme
zur Sanierung engerlingsgeschädigter
Wiesen ist die mechanische Bekämp-
fung der Larven. Geeignet dafür sind
Geräte mit rotierenden Werkzeugen
wie Kreiseleggen, Rotortiller oder Um-
kehrfräsen. Durch mehrmalige, inten-
sive und tiefgründige Bearbeitung
können die fetten Larven der diversen
Maikäferarten dezimiert werden. Auf
Standorten mit Schäden sollte dies
bald erfolgen, denn solange es noch
warm ist, befinden sich die Engerlin-
ge massenhaft knapp unter der Gras-
narbe und fressen sich an den Wurzeln
fett.
Wiesenregeneration muss
sofort folgen
Die Regeneration der abgestorbenen
Grasnarbe mit Wiesensaatgut sollte
ebenfalls möglichst rasch erfolgen –
am besten noch im September, damit
sich lästige Unkräuter nicht festsetzen
können. Eine Bedrohung ist vor allem
die höchst unerwünschte Gemeine
Rispe. Sie ist derzeit zwar meist ver-
trocknet, regeneriert sich aber mit der
Winterfeuchte schnell. An jedem am
Boden niederliegenden Stängelknoten
schlägt sie Seitentriebe, die wieder zu
vollen Pflanzen im Frühjahr heran-
wachsen.
Ziel der Nachsaat ist der Aufbau
einer dichten, gut bodenbedeckenden
Grasnarbe. Dies ist auch der Schlüs-
selpunkt zur Abwehr von Engerlingen.
Denn die Maikäfer legen ihre Brut
bevorzugt in lichten, lückig bewach-
senen Futterbeständen bzw. Mager-
wiesen ab. Warme, aufgeheizte Wie-
senböden bieten ideale Vorraussetzun-
gen für eine rasche und massenhafte
Brutentwicklung.
Auf Standorten mit starker Sonne-
neinstrahlung und Bodenaufheizung
werden wegen der immer häufigeren
Dürrezeiten trockenheitsresistente
Futterwiesenpflanzen mit tieferen
Wurzelgang immer wichtiger. Wich-
tige Futterpflanzen für solche klima-
resiliente Saatmischungen sind (siehe
auch BauernZeitung Nr. 36/2018):
• Knaulgras,
• Glatthafer,
• Englisches Raygras,
• Rotschwingel,
• Wiesenschwingel,
• Rohrschwingel,
• Festulolium,
• Hornklee und
• Rotklee.
Ein Problem ist, dass der Saatgut-
handel bei Wiesensaatgut derzeit na-
hezu ausverkauft ist, da landesweit
eine unerwartet hohe Nachfrage be-
steht. Vielen Wiesenmischungen und
einzelne Komponenten sind bereits
knapp. Bei Einsaatnotwendigkeit soll-
te man deshalb versuchen, zumindest
eine „Notmischung“ einzusäen mit
folgenden Komponenten:
• Knaulgras,
• Englisches Raygras und
• Rotschwingel.
Die anderen trockenheitsverträgli-
chen Arten und die Kleearten müssen
dann notgedrungen im Folgejahr nach-
gesät werden, um den gewünschten,
artenreichen Bestand zu etablieren.
Würde die regenerative Wieseneinsaat
gänzlich unterbleiben, dann könnten
die geschwächten Futterwiesen vrwil-
dern, was weitere Ertrags- und Fut-
terwertminderung zur Folge hätte.
Extensivierung verursacht
Probleme
Vor dem Hintergrund der akuten
Probleme ist abzuwegen, wie weit der
im Umweltprogramm geförderte Ver-
zicht auf Düngung und Pflanzenschutz
sinnvoll und nützlich ist. Der einseitig
propagierte Nutzen von Biodiversität
führt inzwischen zu einer explosiven
Zunahme unerwünschter Flora und
Fauna (Giftpflanzen, Wolf, Bär, En-
gerlinge) und wird immer mehr zu
einem Bumerang und zu einer Bedro-
hung für produktiv wirtschaftende
Bauern. Gut gedüngte, üppige, dichte
Futterbestände sind für Engerlinge
kein Anziehungspunkt.
Rückfragen und Kontakt zum Autor:
Tel. 0664/8244458, E-Mail: johann.
humer@gmail.com
FOTO:HUMER
Engerlingsschäden in
Futterwiesen sanieren
Futterwiese im Waldviertel mit Narbenschäden durch Engerlingsfraß.
Durch Trockenheit geschwäch-
te Standorte sind anfällig für
die Massenvermehrung von
Engerlingen. Mechanische
Bearbeitung und Einsaat
schaffen Abhilfe.
JOHANN HUMER, FUTTERWIESENEXPERTE
Der in vielen Pachtver-
trägen für landwirtschaftli-
che Gründstücke zur Wert-
sicherung des Pachtzinses
verwendete „Agrarpreisin-
dex“ wird seit 1. Jänner 2016
ausschließlich von der Bun-
desanstalt Statistik (Statistik
Austria) erhoben und ver-
öffentlicht. Abrufbar sind
die Agrarpreisindizes nun
unter der Internetadresse
www.statistik.at unter dem
Pfad Wirtschaft / Preise /
Agrarpreisindizes.
Zur Wertsicherung land-
wirtschaftlicher Pachtzinse
wird meist der „Preisindex
land- und forstwirtschaftli-
che Erzeugnisse und öffent-
liche Gelder gesamt“ ver-
wendet. Derzeit aktuell ist
die Indexreihe 2010 = 100
gemäß nationaler Definiti-
on. Ältere Verträge lauten
meist auf die Indexreihe
1995 = 100. Hier sollte in
Übereinstimmung zwischen
Verpächter und Pächter ein
Umstieg auf die neuere Rei-
he erwogen werden.
Die Indexwerte werden
vierteljährlich aktualisiert
und veröffentlicht. Der Jah-
reswert steht jeweils etwa
im September des Folgejah-
res zur Verfügung. Hier die
Agrarindizes (2010 = 100)
seit 2014:
JahrAgrarindex
2014105,5
2015102,5
2016101,2
2017106,9
Agrarpreisindex ist auf
www.statistik.at abrufbar
Holzer – Neuauflage „Agrarrecht“
Eine verlässliche Orientierungshil-
fe im dichter werdenden agrarischen
Normengestrüpp, das will Univ. Prof.
Dr. Gottfried Holzer mit seinem kürz-
lich im Neuen Wissenschaftlichen
Verlag in 4. Auflage erschienene Buch
„Agrarrecht“ bieten. Die auf 655 Seiten
erweiterte Neuauflage bietet eine ak-
tualisierte Übersicht zum Agrarrecht
auf EU- und nationaler Ebene. Weiters
werden neue Problemstellungen be-
handelt, z. B. im Zusammenhang mit
der Digitalisierung und durch ein ei-
genes Kapitel zur Neuausrichtung der
Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020.
Autor Gottfried Holzer ist auf Grund
seiner langjährigen Berufserfahrung
in der LK NÖ wie auch als akademi-
scher Lehrer an der Universität für
Bodenkultur in Wien bemüht, das
Agrarrecht praxisgerecht und über-
sichtlich aufzubereiten. Neben den
allgemeinen Grundlagen ist das Werk
dem Agrarmarkt- und Agrarstruktur-
recht gewidmet, insbes dem System
der Direktzahlungen und deren Bin-
dung an immer strengere Umweltau-
flagen. Wichtigen Informationen ent-
hält das Bauch insbesondere auch zu
den Bereichen Anerbenrecht, Bioland-
bau, Bodenrecht, Düngung und Pflan-
zenschutzrecht, Gentechnikrecht,
Forstrecht, Gewerberecht (Nebenge-
werbe), Grundverkehrsrecht, Landar-
beitsrecht, Landpachtrecht, Lebens-
mittelrecht, Naturschutzrecht, Raum-
ordnungs-, Bau- und Anlagenrecht,
Sozialversicherungs- und Steuerrecht,
Tierschutz-, Tiertransport- und Tier-
zuchtrecht, Veterinärrecht, Wasser-
recht sowie Weinbau- und Weinrecht.
Erhältlich ist das Buch „Agrarrecht“
von Gottfried Holzer über den Buch-
handel (ISBN: 978-3-7083-1229-3) bzw.
direkt beim NWV-Verlag unter www.
nwv.at. Der Preis für das 655 Seiten
starke, broschierte Buch beträgt 44,80
Euro, zzgl. Versandkosten.
Eine Orientierungshilfe zum
Agrarrecht für Praxis und
Studium – das Taschenbuch
Agrarrecht von Gottfried
Holzer ist kürzlich in vierter
Auflage neu erschienen.