Umbruchlose Grünlanderneuerung (1. Teil) Giselher Schechtner Gumpenstein, Hans Neururer,Wien, DER Förderungsdienst Heft8,Jgg32,,p34,uGLER2 Einsaat Nachsaat, grassland renovation reseeding,p34
Selten oder nie publizierte öffentliche Versuchsergnisse, die aber
von Buchgraber u Pötsch möglichst verschwiegenen nicht verbreitet werden, die aber mit viel öffentlichem Geld aber finanziert wurden, aber nicht ihrem Geschmack waren und damit lange in Vergessenheit gerieten - zum Nachtteil der Grünlandbauern .
OCR-lesbar zusammengestellt und neu publiziert für die Weltöffentlichkeit durch den Futterwiesenexperten HUMER in Österreich
1. 32. Jahrgang — D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t
Landtechnik und Bauwesen, Folge 6: Überbetriebliche
Zusammenarbeit unter besonderer Berücksichtigung
der Betriebshilfe. Von Oberrat Ing. Adolf H a n s e r.
(V).
Beratungsmethodik, Folge 8: Bauen und Wohnen —eine
verantwortungsvolle Aufgabe der LHB. Von Ing.
Dorothea S c h a f h u b e r . (VI).
Wasserwirtschaft, Folge 2: Gewässerschutz: Grund-
wasserschongebiete, Konsequenzen für die Landwirt
schaft. Von Oberrat Dr. Franz O b e r l e i t n e r .
Hinweise für die landwirtschaftliche Bodennutzung
aus der Sicht des Gewässerschutzes. Von Oberkom
missar Dipl.-Ing. Heinz T o m e k. (VII).
Pflanzenproduktion, Folge 7: Umbruchlose Grünland-
emeuerung (1. Teil). Von Univ.-Doz. Dr. Giselher
S c h e c h t n e r und Univ.-Prof. Dr. Hans N e u -
r u r e r (VIII).
2. Inhaltsverzeichnis
Pflanzenproduktion, Folge 8: Umbruchlose Grünland
erneuerung (2. Teil). Von Univ.-Doz. Dr. Giselher
S c h e c h t n e r und Univ.-Prof. Dr. Hans N e u -
r u r e r. (IX).
Betriebswirtschaft-aktuell, Folge 20: Wettbewerbsver
gleich ausgewählter Betriebszweige der Tierhaltung.
Von Dipl.-Ing. Dr. Hubert P f i n g s t n e r . (X).
Pflanzenproduktion, Folge 9: Güllebehandlung: Gülle
behandlung aus pflanzenbaulicher Sicht. Von
Univ.-Doz. Hofrat Dr. Giselher S c h e c h t n e r .
Güllebehandlung aus technischer und wirtschaftli
cher Sicht. Von Dipl.-Ing. Dr. Wilfried H o c h k ö -
n i g. (XI).
Betriebswirtschaft-aktuell, Folge 21: Möglichkeiten
einer Treibstoffalkoholerzeugung unter besonderer
Berücksichtigung der regionalen Verhältnisse in
Oberösterreich. Von Dipl.-Ing. Hubert J a n e t -
s c h e k. (XII).
3. Umbruchlose Grünlanderneuerung (1. Teil)
Von Univ.-Doz. Dr. Giselher S c h e c h t n e r , Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft Gumpenstein, und
Umv.-Prof. Dr. Hans N e u r u r e r , Bundesanstalt für Pflanzenschutz, Wien
Ein wirksames M ittel zur Behebung derartiger Bestan
desmängel ist die Grünlandemeuerung, die Einbrin
gung wertvoller Pflanzenarten in den minderwertigen
Ausgangsbestand durch Nachsaat oder der Ersatz des
minderwertigen Ausgangsbestandes durch einen neuen
( = Grünlanderneuerung i.e.S.). Hand in Hand damit ist
es oft angezeigt oder notwendig, die minderwertigen
Arten des Altbestandes auf mechanische, biologische
oder chemische Weise zu bekämpfen.
Die Grünlanderneuerung kann grundsätzlich ohne oder
mit Umbruch erfolgen. Auch innerhalb dieser beiden
Hauptverfahren gibt es eine Reihe von Möglichkeiten.
In Übersicht 1sind die verschiedenen Verfahren zusam
mengefaßt.
1. Einleitung
Viele unserer Grünlandbestände sind dürftig in ihrer
Güte. Die Narben sind lückig, der Anteil an wertvollen
Futterpflanzen gering, und der Unkrautanteil verhält
nismäßig hoch. Es gibt dafür zahlreiche Gründe, wie
insbesondere: Fehler in der Anlage, intensive Düngung
(Anwendung hoher N-Mengen in organischer oder mine
ralischer Form), zu späte Nutzung, Vernachlässigung
der Unkrautbekämpfung, Befahren der Grasnarbe bei
feuchter Witterung und Schädlingskalamitäten. Nicht
unwesentlich verschärft wird die Situation-durch die
stark vorherrschende Mähnutzung, teils auch durch das
häufige Auftreten extremer Witterungsbedingungen
(Kälte und Trockenheit).
Ü b e r s i c h t 1:
Verfahren der Grünlanderneuerung
I Umbruchlos
1. Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung
1.1 Übersaat (ohne jegliche Bodenbearbeitung)
1.2 Gewöhnliche Nachsaat (m it oberflächiger Bodenbearbeitung im Saatbettbereich)
1.3 Direktsaat oder Durchsaat (m it Spezialmaschinen zur umbruchlosen Grünlanderneuerung)
(a) Rillenfrässaat
(b) Schlitzdrillsaat
2. Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwendung
2.1 Ohne Herbizidanwendung
2.2 Mit teilweiser Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
2.3 Mit weitgehender oder völliger Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
(umbruchlose Grünlanderneuerung i.e.S.)
3. Verfahren in Abhängigkeit von der verwendeten Saatgutmischung
3.1 Mit kurzlebigen Arten und Saatgutmischungen (Weidelgräsern und Rotklee)
3.2 Mit fragmentarischen Dauergrünlandmischungen
3.3 Mit kompletten Dauergrünlandmischungen
II Mit Umbruch
1- Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung
1.1 Pflugumbruch (Gumpensteiner Regenerationsverfahren, Schechtner 1975)
1.2 Fräsumbruch
2. Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwendung
2.1 Ohne Herbizidanwendung
2.2 Mit teilweiser Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
2.3 Mit weitgehender oder völliger Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide.
Zur Zeit besteht ein starker Trend in Richtung um
bruchlose Grünlandemeuerung. Noch 1976 hielt R i e -
d e r den Umbruch und die Neuansaat als das beste
Verfahren der Grünlandemeuerung, und zwar in Form
des Fräsumbruches nach Abtötung des Altbestandes
mit Spezialherbiziden, wie ROUNDUP. Bereits 1983
stellte er dagegen fest: „In der Mehrzahl der Fälle, in de-
neD eine Grünlandnarbe erneuert werden muß, ist
sicherlich eine Bodenbearbeitung nicht notwendig” .
Die umbruchlose Grünlandemeuerung wird schon seit
langem angestrebt. Gegenüber dem Radikalverfahren,
Umbruch und Neuansaat, versprach man sich davon
vor allem folgende Vorteile:
• Universellere Anwendbarkeit hinsichtlich Standort
und Witterung;
• geringere Kosten;
4. ssemce
PFLANZENPRODUKTION
Umbruchlose Grünlanderneuerung (1. Teil)
y°P ',Pr* ^ 'f f '^er S c h e c h t n e r , Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft Gumpenstein, und
Umv.-Prof. Dr. Hans N e u r u r e r , Bundesanstalt für Pflanzenschutz, Wien
Ein wirksames Mittel zur Behebung derartiger Bestan-
desmängel ist die Grünlandemeuerung, die Einbrin
gung wertvoller Pflanzenarten in den minderwertigen
Ausgangsbestand durch Nachsaat oder der Ersatz des
minderwertigen Ausgangsbestandes durch einen neuen
( = Grünlandemeuerung i.e.S.). Hand in Hand damit ist
es oft angezeigt oder notwendig, die minderwertigen
Arten des Altbestandes auf mechanische, biologische
oder chemische Weise zu bekämpfen.
Die Grünlanderneuerung kann grundsätzlich ohne oder
mit Umbruch erfolgen. Auch innerhalb dieser beiden
Hauptverfahren gibt es eine Reihe von Möglichkeiten.
In Übersicht 1 sind die verschiedenen Verfahren zusam
mengefaßt.
1. Einleitung
Viele unserer Grünlandbestände sind dürftig in ihrer
Güte. Die Narben sind lückig, der Anteil an wertvollen
Futterpflanzen gering, und der Unkrautanteil verhält
nismäßig hoch. Es gibt dafür zahlreiche Gründe, wie
insbesondere: Fehler in der Anlage, intensive Düngung
(Anwendung hoher N-Mengen in organischer oder mine
ralischer Form), zu späte Nutzung, Vernachlässigung
der Unkrautbekämpfung, Befahren der Grasnarbe bei
feuchter Witterung und Schädlingskalamitäten. Nicht
unwesentlich verschärft w ird die Situation'durch die
stark vorherrschende Mähnutzung, teils auch durch das
häufige Auftreten extremer Witterungsbedingungen
(Kälte und Trockenheit).
Ü b e r s i c h t 1:
Verfahren der Grünlanderneuerung
I Umbruchlos
1. Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung
1.1 Übersaat (ohne jegliche Bodenbearbeitung)
1.2 Gewöhnliche Nachsaat (mit oberflächiger Bodenbearbeitung im Saatbettbereich)
1.3 Direktsaat oder Durchsaat (mit Spezialmaschinen zur umbruchlosen Grünlandemeuerung)
(a) Rillenfrässaat
(b) Schlitzdrillsaat
2. Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwendung
2.1 Ohne Herbizidanwendung
2.2 Mit teilweiser Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
2.3 Mit weitgehender oder völliger Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
(umbruchlose Grünlanderneuerung i.e.S.)
3. Verfahren in Abhängigkeit von der verwendeten Saatgutmischung
3.1 Mit kurzlebigen Arten und Saatgutmischungen (Weidelgräsern und Rotklee)
3.2 Mit fragmentarischen Dauergrünlandmischungen
3.3 Mit kompletten Dauergrünlandmischungen
II Mit Umbruch
1. Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbearbeitung
1.1 Pflugumbruch (Gumpensteiner Regenerationsverfahren, Schechtner 1975)
1.2 Fräsumbruch
2. Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwendung
2.1 Ohne Herbizidanwendung
2.2 Mit teilweiser Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
2.3 Mit weitgehender oder völliger Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide.
Zur Zeit besteht ein starker Trend in Richtung um
bruchlose Grünlandemeuerung. Noch 1976 hielt R i e
d e r den Umbruch und die Neuansaat als das beste
Verfahren der Grünlandemeuerung, und zwar in Form
des Fräsumbruches nach Abtötung des Altbestandes
mit Spezialherbiziden, wie R O U N D U P . Bereits 1983
stellte er dagegen fest: „In der Mehrzahl der Fälle, in de
nen eine Grünlandnarbe erneuert werden muß, ist
sicherlich eine Bodenbearbeitung nicht notwendig”.
Die umbruchlose Grünlandemeuerung wird schon seit
langem angestrebt. Gegenüber dem Radikalverfahren.
Umbruch und Neuansaat, versprach man sich davon
vor allem folgende Vorteile:
• Universellere Anwendbarkeit hinsichtlich Standort
und Witterung;
• geringere Kosten;
5. 54 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice — Heft 8 — 32. Jahrgang
g der natürlichen Bodenschichtung, im be
des wertvollen Humushorizontes im Ober
• kein« Erosionsgefahr in Hanglagen;
• keine oder nur kurzfristige Unterbrechung in der Be
fahrbarkeit und Beweidbarkeit der Grasnarbe;
® geringere Ertragsausfälle im Anlagejahr.
Man war aber auch lange einer Meinung über die ver
hältnismäßig geringen Erfolgsaussichten dieses Verfah
rens. und führte dazu vor allem folgende Gründe an:
• Es sei dabei unmöglich, ein entsprechendes Saatbett
zu schaffen und die Masse des Saatgutes in die opti
male Tiefe, etwa 0,5 bis 1,5 cm, in den Boden zu brin
gen,
• die Konkurrenz seitens des Altbestandes sei so groß,
daß die nachgesäten Arten kaum eine Chance hätten,
sich entsprechend durchzusetzen, und
• das Unkrautproblem, das in vielen emeuerungsbe-
dürftigen Grünlandbeständen eine große Rolle
spielt, sei durch die umbruchlose Grünlandemeue-
rung nicht recht zu lösen.
Diese Schwächen der umbruchlosen Grünlandemeue-
rung konnten mittlerweile wesentlich verringert wer
den und die Erfolgsaussichten sind dadurch erheblich
gestiegen. Die entscheidenden Kriterien dieses Fort
schrittes waren Neuerungen auf dem Gebiete der Herbi
zide und die Entwicklung von Spezialmaschinen zur
umbruchlosen Grünlandemeuerung.
2.1 Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbear
beitung
2.1.1 Nachsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung
( = Übersaat)
Nachsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung, die man am
besten als „Übersaat” (Overseed) bezeichnet, mag auf
Grund theoretischer Überlegungen und überwiegend
enttäuschender Versuchsergebnisse wenig sinnvoll er
scheinen. Dennoch ist dieses Verfahren nicht ganz abzu
schreiben. Im besonderen in der von K 1ö c k e r (1978)
erprobten Form der „geduldigen Wiederholung” , die
auf eine Anregung von K l a p p zurückgeht, könnte es
unter Umständen auch heute noch dienlich sein.
K 1ö c k e r hat in den Grünlandgebieten von Rhein
land-Pfalz den interessanten Versuch unternommen,
ein bis zwei Jahre lang bei jeder mineralischen Stick
stoffdüngung 2 bis 3 kg Deutsches Weidelgras gemein
sam mit der mineralischen Stickstoffdüngung per Dün
gerstreuer mit auszubringen. Der Erfolg war überra
schend gut. Der Grund liegt wohl darin, daß bei günsti
gen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen selbst
geringe Saatgutmengen genügen, um ein relativ starkes
Aufkommen der Nachsaat zu gewährleisten. Wird die
Nachsaat regelmäßig wiederholt, so ist damit zu rech
nen, daß es fallweise zu einer günstigen Konstellation
in den Witterungsbedingungen kommt, und dadurch
auch zu einem zufriedenstellenden Erfolg. K 1ö c k e r
schränkt allerdings ein, daß sich zur Übersaat nur das
Deutsche Weidelgras eigne, und Beweidung unerläßlich
sei, um das Saatgut durch den Tritt der Tiere in den Bo
den zu bringen.
Die sogenannte „Hufkultivierung” (hoof cultivation),
im besonderen mit Schafen, hat sich anscheinend aber
auch unter anderen Bedingungen bewährt ( N a y 1o r
u. a. 1983), und daher wäre es angezeigt, dieses Verfah
ren weiter zu erproben, im besonderen dort, wo eine
oberflächige Bodenbearbeitung nicht gut möglich ist,
wie etwa nach der Rasenschmielenbekämpfung in Steil
hanglagen.
2.1.2 Nachsaat nach primitiver oberflächiger Saatbett
vorbereitung (= gewöhnliche Nachsaat)
Die überwiegend unzureichende Saatbettvorbereitung
mit herkömmlichen Geräten, wie Saategge, Wiesen
egge, Unkrautstriegel und Scheibenegge war mit ein
entscheidender Grund, weshalb sich die Nachsaat lange
Zeit hindurch nicht recht durchzusetzen vermochte.
Heute ist dieses Problem durch die Entwicklung von
Spezialmaschinen zur umbruchlosen Grünlandemeue
rung im wesentlichen gelöst. Dennoch besitzt das Pri
mitivverfahren noch einige Bedeutung. Wenn nämlich
die neuen Spezialmaschinen noch nicht zur Verfügung
stehen, so ist es sicherlich besser, sehr lückige Grasnar
ben nach oberflächiger Saatbettvorbereitung mittels
herkömmlicher Geräte durch Nachsaat zu verbessern
als gar nichts zu tun.
Darüber hinaus ist aber das Primitivverfahren auch
noch in seiner Handarbeitsstufe von einiger Bedeutung,
im besonderen zur Ausbesserung lokaler Kahlstellen,
wie sie auf dem Grünland nicht selten entstehen, etwa
durch Zwischenlagerung von Stallmist und Rundholz,
oder nach Ausschaltung lokaler Unkrautherde durch
Herbizide.
Man sollte in der Praxis viel mehr als bisher darauf ach
ten, solche Kahlstellen zu besämen, und zwar entweder
nach oberflächigem Aufrauhen des Bodens mittels
Eisenrechen, Handkultivatoren und dergleichen, oder
ohne solche Vorarbeit. Jedenfalls ist das Saatgut an
schließend leicht einzuarbeiten.
2.1.3 Direktsaat mit Spezialmaschinen zur umbruchlo
sen Gründlanderneuerung
Die speziell für die umbruchlose Grünlandemeuerung
entwickelten Maschinen, die in den letzten Jahren auf
den Markt gekommen sind, bringen das Saatgut bei ent-
A b b i l d u n g 1: Technologische Fortschritte führten zu ei
nem Durchbruch in der umbruchlosen Grünlandemeuerung. Die
dazu entwickelten Spezialmaschinen bringen das Saatgut unter
entsprechenden Einsatzbedingungen etwa 1bis 2cm tief in den
Boden und schaffen dadurch die Voraussetzungen für ein gutes
Auflaufen. Die Abbildung zeigt ein Grundelement der „Gras-
Durchsämaschine” der Firma Gebr. KÖCKERLING (BRD). Die
korrekte Saatgutablage erfolgt dabei auf folgende Weise: Der
Boden wird durch ein Scheibensech (links vorne) oberflächig
angeschnitten. Das dahinter angebrachte Scheibenschar erwei
tert diesen Einschnitt zu einem Schlitz, in den die Saatgutablage
über eine in das Scheibenschar mündende Säleitung erfolgt.
Eine nachfolgende Druckrolle (rechts) schließt den Schütz und
bedeckt das Saatgut mit Erde. Die Maschine besteht in der
kleinsten Ausführung aus 24 solcher Funktionseinheiten, und
diese sind so angeordnet, daß sich eine Reihenweite von 8,3 cm
ergibt.
6. 54 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice — Heft 8 — 32. Jahrgang
• Erhaltung der natürlichen Bodenschicht ung, im be
sonderen des wertvollen Humushorizontes im Ober
boden;
• keine Erosionsgefahr in Hanglagen;
• keine oder nur kurzfristige Unterbrechung in der Be
fahrbarkeit und Beweidbarkeit der Grasnarbe;
• geringere Ertragsausfälle im Anlagejahr.
Man war aber auch lange einer Meinung über die ver
hältnismäßig geringen Erfolgsaussichten dieses Verfah
rens, und führte dazu vor allem folgende Gründe an:
• Es sei dabei unmöglich, ein entsprechendes Saatbett
zu schaffen und die Masse des Saatgutes in die opti
male Tiefe, etwa 0,5 bis 1,5 cm, in den Boden zu brin
gen,
• die Konkurrenz seitens des Altbestandes sei so groß,
daß die nachgesäten Arten kaum eine Chance hätten,
sich entsprechend durchzusetzen, und
• das Unkrautproblem, das in vielen emeuerungsbe-
dürftigen Grünlandbeständen eine große Rolle
spielt, sei durch die umbruchlose Grünlanderneue
rung nicht recht zu lösen.
Diese Schwächen der umbruchlosen Grünlandemeue
rung konnten mittlerweile wesentlich verringert wer
den und die Erfolgsaussichten sind dadurch erheblich
gestiegen. Die entscheidenden Kriterien dieses Fort
schrittes waren Neuerungen auf dem Gebiete der Herbi
zide und die Entwicklung von Spezialmaschinen zur
umbruchlosen Grünlandemeuerung.
2.1 Verfahren in Abhängigkeit von der Bodenbear
beitung
2.1.1 Nachsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung
( = Übersaat)
Nachsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung, die man am
besten als „Übersaat” (Overseed) bezeichnet, mag auf
Grund theoretischer Überlegungen und überwiegend
enttäuschender Versuchsergebnisse wenig sinnvoll er
scheinen. Dennoch ist dieses Verfahren nicht ganz abzu
schreiben. Im besonderen in der von K l ö c k e r (1978)
erprobten Form der „geduldigen Wiederholung” , die
auf eine Anregung von K l a p p zurückgeht, könnte es
unter Umständen auch heute noch dienlich sein.
K l ö c k e r hat in den Grünlandgebieten von Rhein
land-Pfalz den interessanten Versuch unternommen,
ein bis zwei Jahre lang bei jeder mineralischen Stick
stoffdüngung 2 bis 3 kg Deutsches Weidelgras gemein
sam mit der mineralischen Stickstoffdüngung per Dün
gerstreuer mit auszubringen. Der Erfolg war überra
schend gut. Der Grund liegt wohl darin, daß bei günsti
gen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen selbst
geringe Saatgutmengen genügen, um ein relativ starkes
Aufkommen der Nachsaat zu gewährleisten. Wird die
Nachsaat regelmäßig wiederholt, so ist damit zu rech
nen, daß es fallweise zu einer günstigen Konstellation
in den Witterungsbedingungen kommt, und dadurch
auch zu einem zufriedenstellenden Erfolg. K l ö c k e r
schränkt allerdings ein, daß sich zur Übersaat nur das
Deutsche Weidelgras eigne, und Beweidung unerläßlich
sei, um das Saatgut durch den Tritt der Tiere in den Bo
den zu bringen.
Die sogenannte „Hufkultivierung” (hoof cultivation),
im besonderen mit Schafen, hat sich anscheinend aber
auch unter anderen Bedingungen bewährt ( N a y 1o r
u. a. 1983), und daher wäre es angezeigt, dieses Verfah
ren weiter zu erproben, im besonderen dort, wo eine
oberflächige Bodenbearbeitung nicht gut möglich ist,
wie etwa nach der Rasenschmielenbekämpfung in Steil
hanglagen.'
2.1.2 Nachsaat nach primitiver oberflächiger Saatbett
vorbereitung (= gewöhnliche Nachsaat)
Die überwiegend unzureichende Saatbettvorbereitung
mit herkömmlichen Geräten, wie Saategge, Wiesen
egge, Unkrautstriegel und Scheibenegge war mit ein
entscheidender Grund, weshalb sich die Nachsaat lange
Zeit hindurch nicht recht durchzusetzen vermochte.
Heute ist dieses Problem durch die Entwicklung von
Spezialmaschinen zur umbruchlosen Grünlandemeue
rung im wesentlichen gelöst. Dennoch besitzt das Pri
mitivverfahren noch einige Bedeutung. Wenn nämlich
die neuen Spezialmaschinen noch nicht zur Verfügung
stehen, so ist es sicherlich besser, sehr lückige Grasnar
ben nach oberflächiger Saatbettvorbereitung mittels
herkömmlicher Geräte durch Nachsaat zu verbessern
als gar nichts zu tun.
Darüber hinaus ist aber das Primitivverfahren auch
noch in seiner Handarbeitsstufe von einiger Bedeutung,
im besonderen zur Ausbesserung lokaler Kahlstellen,
wie sie auf dem Grünland nicht selten entstehen, etwa
durch Zwischenlagerung von Stallmist und Rundholz,
oder nach Ausschaltung lokaler Unkrautherde durch
Herbizide.
Man sollte in der Praxis viel mehr als bisher darauf ach
ten, solche Kahlstellen zu besämen, und zwar entweder
nach oberflächigem Aufrauhen des Bodens mittels
Eisenrechen, Handkultivatoren und dergleichen, oder
ohne solche Vorarbeit. Jedenfalls ist das Saatgut an
schließend leicht einzuarbeiten.
2.1.3 Direktsaat mit Spezialmaschinen zur umbruchlo
sen Gründlanderneuerung
Die speziell für die umbruchlose Grünlandemeuerung
entwickelten Maschinen, die in den letzten Jahren auf
den Markt gekommen sind, bringen das Saatgut bei ent-
A b b i l d u n g 1: Technologische Fortschritte führten zu ei
nem Durchbruch in der umbruchlosen Grünlandemeuerung. Die
dazu entwickelten Spezialmaschinen bringen das Saatgut unter
entsprechenden Einsatzbedingungen etwa 1bis 2cm tief in den
Boden und schaffen dadurch die Voraussetzungen für ein gutes
Auflaufen. Die Abbildung zeigt ein Grundelement der „Gras-
Durchsämaschine” der Firma Gebr. KÖCKERLING (BRD). Die
korrekte Saatgutablage erfolgt dabei auf folgende Weise: Der
Boden wird durch ein Scheibensech (links vorne) oberflächig
angeschnitten. Das dahinter angebrachte Scheibenschar erwei
tert diesen Einschnitt zu einem Schlitz, in den die Saatgutablage
über eine in das Scheibenschar mündende Säleitung erfolgt.
Eine nachfolgende Druckrolle (rechts) schließt den Schlitz und
bedeckt das Saatgut mit Erde. Die Maschine besteht in der
kleinsten Ausführung aus 24 solcher Funktionseinheiten, und
diese sind so angeordnet, daß sich eine Reihenweite von 8,3 cm
ergibt.
7. 32. Jahrgang — Heft 8 — D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice 55
sprechender Einstellung und Bedienung ziemlich sicher
in eine günstige Tiefe von bis zu etwa 2 cm. Damit ist
der Grundstein für ein gutes Auflaufen der Saaten im
wesentlichen gelegt. Die Maschinen arbeiten teils nach
dem Prinzip der Rillenfrässaat (z. B. der Sämavator der
Firma HOWARD und einige neuere englische Kon
struktionen), teils nach dem Prinzip der Schlitzdrill
saat. wie das VREDO-, KÖCKERLING- und BETTIN-
SON-Gerät. Das erst kürzlich bei uns eingeführte
Gerät der Firma EUROGREEN ist eine Art Kombina
tion beider Systeme.
A b b i l d u n g 2: Ein Blick in das Innere der „Zahnrillen-
Saatmaschine” der Firma EUROGREEN. Die Saatgutablage er
folgt dabei in Rillen, die durch Stemmesser angerissen und
durch nachlaufende Kappschare ausgeräumt werden. Eine nach
laufende Gliederschleppe bedeckt das Saatgut mit Erde.
In Österreich sind zur Zeit etwa ein Dutzend Geräte im
Einsatz, im wesentlichen Schlitzdrillgeräte. Sie arbei
ten im großen und ganzen zufriedenstellend. Spezifi
sche Eignungsunterschiede für bestimmte Einsatzbe
dingungen sind zwar vorhanden, die bisherigen Beob
achtungen reichen aber noch nicht aus, um, vom pflan
zenbaulichen Standpunkt aus beurteilt, das eine oder
andere Gerät als überlegen bezeichnen zu können.
Die stichprobenweise durchgeführten Erhebungen und
Beobachtungen in den Einsatzgebieten der Schlitzdrill
geräte haben ergeben, daß unter geeigneten Bedingun
gen — und wenn anschließend genügend Feuchtigkeit
vorhanden ist — bei allen drei bisher in Österreich
hauptsächlich verwendeten Fabrikaten mit einem zu
friedenstellenden Auflaufen des Saatgutes gerechnet
werden darf. Das BETTINSON-Gerät, ein englisches
Produkt, besitzt zwar keine Nachlaufwalze oder Druck
rollen, wie das VREDO- bzw. KÖCKERLING-Gerät,
dennoch scheinen damit ähnliche Keim- und Auflauf-
prozente erreichbar zu sein, wie bei den beiden anderen
Fabrikaten. Das Vorherrschen der Schlitzdrillgeräte in
Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland
( R i e d e r 1983) gestattet zwar die Schlußfolgerung,
daß sich diese Geräte im großen und ganzen gut be
währt haben, es ist damit aber noch nicht gesagt, daß
sie den Rillenfräsgeräten grundsätzlich oder unter
allen Einsatzbedingungen tatsächlich überlegen sind.
Ein Problem ist bei den bisher im Einsatz stehenden Ge
räten aber anscheinend überwiegend noch nicht recht
gelöst: die korrekte Aussaat von Saatgutmischungen,
die Glatt- und Goldhafer enthalten. Die Samen dieser
Arten sind bekanntlich grannenbewehrt, und es besteht
dadurch die Gefahr von Verstopfungen, verbunden mit
einem Rückgang der Saatstärke. In einer Diplomarbeit
wird dieses Problem zur Zeit näher untersucht. In der
Praxis hat man es bisher im wesentlichen umgangen,
indem man hauptsächlich Saatgutmischungen verwen
dete, die keinen Glatt- und Goldhafer enthalten. Für die
Erneuerung unserer Dauerwiesen ist das insofern ein
erheblicher Nachteil, als Glatt- und Goldhafer tragende
Säulen unserer überwiegend nur mäßig intensiv bis
semi-intensiv bewirtschafteten Fettwiesen sind. Dauer-
wiesenemeuerungen ohne diese beiden, bei mäßiger bis
mittlerer Bewirtschaftungsintensität sehr leistungsfä
higen Gräser, werden daher in vielen Fällen a priori nur
zu Teilerfolgen führen.
2.1.4 Erste Gumpensteiner Versuchsergebnisse mit der
Direktsaat
Seitens der Grünlandabteilung der B u n d e s a n
s t a l t f ü r a l p e n l ä n d i s c h e L a n d w i r t
s c h a f t G u m p e n s t e i n wurde die Direktsaat
erstmals im Frühjahr 1982 erprobt, und zwar auf jenen
Teilflächen der Düngungs- und Nutzungsversuche Ad
mont, Bischofshofen und Piber, auf denen zwischen
1976 und 1981 die von der Chemie Linz AG entwickelte
und propagierte „Ausbesserungssaat” mit Italieni
schem Raygras und Bastardraygras erprobt worden ist
(siehe Kap. 2.3.1.1). Ab dem Frühjahr 1982 wurden die
betreffenden Teilflächen dieser Versuche auf Direkt
saat mit einer fragmentarischen Dauerwiesenmischung
umgestellt. Die Nachsaat erfolgte ohne jegliche Herbi
zidanwendung mit einer „Gras-Durchsämaschine” der
Firma KÖCKERLING. In Tabelle 1 sind die im Jahre
1983 gegenüber den Kontrollvarianten erzielten Mehr
erträge an Trockensubstanz zusammengefaßt und wei
tere Versuchsbedingungen angeführt.
T a b e l l e 1:
Ergebnisse der Nachsaat mittels Schlitzdrillmaschine
in den Düngungs- und Nutzungsversuchen Admont,
Bischofshofen und Piber. Mehrerträge gegenüber den
Varianten ohne Nachsaat im Jahre 1983 (= erstes
Hauptnutzungsjahr der erneuerten Anlage) in dt TS je
Hektar.
N-Düngung bzw. Durch
Nutzungsfrequenz 3 x 4 x_____ 5 x 6 x schnitt
N o ....... .......... ..+2,7 + 9,82) +6,8 +0,4 +4,9
N . .................. +6,2 + 5,8 +0,8 —0,4 +3,1
N z .................... ..—6,5 + 7,1 +6,6 —5,4 +0,5
Nj ....... .......... ..+3,3 + 6,4 +9,8') +8,2 +6,9
N a ................... ..—0,6 +11,6 +5,0 +3,7 +4,9
Durchschnitt ... +1,0 + 8,12) +5,8 +1,3 +4,12)
') statistisch gesichert mit einer Grenzwahrscheinlich-
keit von 5%
2) statistisch gesichert mit einer Grenzwahrscheinlich
keit von 1%
Nachsaattermine: Piber am 16. 4. 1982, Admont am
22. 4. 1982 und Bischofshofen am 22. 4. 1982
Bodenarten: sandig, lehmige Schluffe
Witterung nach der Nachsaat: In Piber drei Wochen sehr
niederschlagsarm, dann in 4 Tagen 30 mm Nieder
schlag; in Admont und Bischofshofen 4 Wochen rela
tiv wenig, dann reichlich Niederschlag.
Ausgangsbestand: Dauerwiesenneuanlage aus den Jah
ren 1968 und 1969.
Nachsaatmischung in kg/ha: 4 Knaulgras (OBER
WEIHST und NIKA), 8 Wiesenschwingel (COSMOS),
4 Timothe (CLIMAX), 9 Wiesenrispe (ESKA 46 und
NIKA), 4 Rotschwingel (ROLAND).
Tatsächlich ausgebrachte Saatgutmenge: zwischen 32
und 40 kg/ha
N-Düngung in kg/ha und Nutzung (bei ausreichender
PK-Düngung): No: ohne jegliche N-Düngung, Ni:
30 kg, Ni: 60 kg, Nj: 90 kg, N*.: 120 kg
Nutzung: jährlich 3, 4, 5 und 6 Schnitte
8. 32. Jahrgang Heft 8 — D e r F ö r cl c r u n g s d i a n s t / 13cratuncjäservice 55
sprechender Einstellung und Bedienung ziemlich sicher
in eine günstige Tiefe von bis zu etwa 2 cm. Damit ist
der Grundstein für ein gutes Auflaufen der Saaten im
wesentlichen gelegt. Die Maschinen arbeiten teils nach
dem Prinzip der Rillenfrässaat (z. B. der Sämavator der
Firma HOW ARD und einige neuere englische Kon
struktionen), teils nach dem Prinzip der Schlitzdrill
saat. wie das VREDO-, KÖ C KERLIN G - und BETTIN-
SON-Gerät. Das erst kürzlich bei uns eingeführte
Gerät der Firma EUROGREEN ist eine A rt Kombina
tion beider Systeme.
A b b i l d u n g 2: Ein Blick in das Innere der „Zahnrillen-
Saatmaschine” der Firma EUROGREEN. Die Saatgutablage er
folgt dabei in Rillen, die durch Stemmesser angerissen und
durch nachlaufende Kappschare ausgeräumt werden. Eine nach
laufende Gliederschleppe bedeckt das Saatgut mit Erde.
In Österreich sind zur Zeit etwa ein Dutzend Geräte im
Einsatz, im wesentlichen Schlitzdrillgeräte. Sie arbei
ten im großen und ganzen zufriedenstellend. Spezifi
sche Eignungsunterschiede für bestimmte Einsatzbe
dingungen sind zwar vorhanden, die bisherigen Beob
achtungen reichen aber noch nicht aus, um, vom pflan
zenbaulichen Standpunkt aus beurteilt, das eine oder
andere Gerät als überlegen bezeichnen zu können.
Die stichprobenweise durchgeführten Erhebungen und
Beobachtungen in den Einsatzgebieten der Schlitzdrill
geräte haben ergeben, daß unter geeigneten Bedingun
gen — und wenn anschließend genügend Feuchtigkeit
vorhanden ist — bei allen drei bisher in Österreich
hauptsächlich verwendeten Fabrikaten mit einem zu
friedenstellenden Auflaufen des Saatgutes gerechnet
werden darf. Das BETTINSON-Gerät, ein englisches
Produkt, besitzt zwar keine Nachlaufwalze oder Druck
rollen, wie das VREDO- bzw. KÖCKERLING-Gerät,
dennoch scheinen damit ähnliche Keim- und Auflauf-
prozente erreichbar zu sein, wie bei den beiden anderen
Fabrikaten. Das Vorherrschen der Schlitzdrillgeräte in
Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland
( R i e d e r 1983) gestattet zwar die Schlußfolgerung,
daß sich diese Geräte im großen und ganzen gut be
währt haben, es ist damit aber noch nicht gesagt, daß
sie den Rillenfräsgeräten grundsätzlich oder unter
allen Einsatzbedingungen tatsächlich überlegen sind.
Ein Problem ist bei den bisher im Einsatz stehenden Ge
räten aber anscheinend überwiegend noch nicht recht
gelöst: die korrekte Aussaat von Saatgutmischungen,
die Glatt- und Goldhafer enthalten. Die Samen dieser
Arten sind bekanntlich grannenbewehrt, und es besteht
dadurch die Gefahr von Verstopfungen, verbunden mit
einem Rückgang der Saatstärke. In einer Diplomarbeit
wird dieses Problem zur Zeit näher untersucht. In der
Praxis hat man es bisher im wesentlichen umgangen,
indem man hauptsächlich Saatgutmischungen verwen
dete, die keinen Glatt- und Goldhafer enthalten. Für die
JLJl 11 tr I Ull£ uuacici uauci yv»v,üvu — -------
erheblicher Nachteil, als Glatt- und Goldhafer tragende
Säulen unserer überwiegend nur mäßig intensiv bis
semi-intensiv bewirtschafteten Fettwiesen sind. Dauer-
wiesenerneuerungen ohne diese beiden, bei mäßiger bis
mittlerer Bewirtschaftungsintensität sehr leistungsfä
higen Gräser, werden daher in vielen Fällen a priori nur
zu Teilerfolgen führen.
2.1.4 Erste Gumpensteiner Versuchsergebnisse mit der
Direktsaat
Seitens der Grünlandabteilung der B u n d e s a n
s t a l t f ü r a l p e n l ä n d i s c h e L a n d w i r t
s c h a f t G u m p e n s t e i n wurde die Direktsaat
erstmals im Frühjahr 1982 erprobt, und zwar auf jenen
Teilflächen der Düngungs- und Nutzungsversuche Ad
mont, Bischofshofen und Piber, auf denen zwischen
1976 und 1981 die von der Chemie Linz AG entwickelte
und propagierte „Ausbesserungssaat” mit Italieni
schem Raygras und Bastardraygras erprobt worden ist
(siehe Kap. 2.3.1.1). Ab dem Frühjahr 1982 wurden die
betreffenden Teilflächen dieser Versuche auf Direkt
saat mit einer fragmentarischen Dauerwiesenmischung
umgestellt. Die Nachsaat erfolgte ohne jegliche Herbi
zidanwendung mit einer „Gras-Durchsämaschine” der
Firma KÖCKERLING. In Tabelle 1 sind die im Jahre
1983 gegenüber den Kontrollvarianten erzielten Mehr
erträge an Trockensubstanz zusammengefaßt und wei
tere Versuchsbedingungen angeführt.
T a b e l l e 1 :
Ergebnisse der Nachsaat mittels Schlitzdrillmaschine
in den Düngungs- und Nutzungsversuchen Admont,
Bischofshofen und Piber. Mehrerträge gegenüber den
Varianten ohne Nachsaat im Jahre 1983 (= erstes
Hauptnutzungsjahr der erneuerten Anlage) in dt TS je
Hektar.
N-Düngung bzw. • Durch
Nutzungsfrequenz 3 x 4 x 5 x 6 x schnitt
N o ....... .......... ..+2,7 + 9,82) +6,8 +0,4 +4,9
Ni ................... ...+6,2 + 5,8 +0,8 —0,4 +3,1
N 2 ..................... —6,5 + 7,1 +6,6 —5,4 +0,5
N j . . . . . . . . . . . . . +3,3 +6, 4 +9,8') +8,2 +6,9
N . .......................—0,6 +11,6 +5,0 +3,7 +4,9
Durchschnitt ... +1,0 + 8,l 2) +5,8 +1,3 +4,12)
') statistisch gesichert mit einer Grenzwahrscheinlich
keit von 5%
2) statistisch gesichert mit einer Grenzwahrscheinlich-
keit von 1%
Nachsaattermine: Piber am 16. 4. 1982, Admont am
22. 4. 1982 und Bischofshofen am 22. 4. 1982
Bodenarten: sandig, lehmige Schluffe
Witterung nach der Nachsaat: In Piber drei Wochen sehr
niederschlagsarm, dann in 4 Tagen 30 mm Nieder
schlag; in Admont und Bischofshofen 4 Wochen rela
tiv wenig, dann reichlich Niederschlag.
Ausgangsbestand: Dauerwiesenneuanlage aus den Jah
ren 1968 und 1969.
Nachsaatmischung in kg/ha: 4 Knaulgras (OBER
WEIHST und NIKA), 8 Wiesenschwingel (COSMOS),
4 Timothe (CLIMAX), 9 Wiesenrispe (ESKA 46 und
NIKA), 4 Rotschwingel (ROLAND).
Tatsächlich ausgebrachte Saatgutmenge: zwischen 32
und 40 kg/ha
N-Düngung in kg/ha und Nutzung (bei ausreichender
PK-Düngung): No: ohne jegliche N-Düngung, Ni:
30 kg, Ni: 60 kg, Na: 90 kg, N<: 120 kg
Nutzung: jährlich 3, 4, 5 und 6 Schnitte
9. D e r F ö r d e r n n g s d i
Im Mittel aller drei Versuchsstellen mit je 20 Düngungs*
und Nutzungsvarianten hat demnach die Nachsaat im
I Jahre 19B3 zu einem Mehrertrag von 4,1 dt TS je Hektar
geführt. Dieser Mehrertrag ist zwar nicht spektakulär,
aber statistisch gut abgesichert. Überdurchschnittliche
Mehrerträge in der Größenordnung von 8 bis 10 dt TS
ergaben sich vor allem bei den Vierschnittvarianten so
wie bei hoher und überhöhter N-Düngung. Die Vier-
schnittnutzung ist bezüglich Pflanzenbestand etwas
problematisch, und von der intensiven Stickstoffdün
gung ist schon seit längerem erwiesen, daß sie zu einer
I erheblichen Narbenauflockerung führt ( S c h e c h t
n e r 1971). Je lückiger die Grasnarbe und je geringer
der Anteil an Edelgräsem, desto eher ist auf Grund die
ser Ergebnisse und zahlreicher anderer Beobachtungen
mit einem positiven Ergebnis der Nachsaat zu rechnen.
Dieselbe Schlußfolgerung ist im wesentlichen aus den
Ergebnissen jener Düngungs- und NutzungsVarianten
zu ziehen, bei denen die Nachsaat enttäuschte, wie z. B.
den Dreischnittvarianten mit N2 (3 x 60 N) und den
SechsschnittVarianten mit N2 (6 x 60 N). Bei dieser
Düngungs- und Nutzungsweise vermochten sich die sei
nerzeit angesäten Bestandespartner teilweise gut zu
halten. Infolge des starken Konkurrenzdruckes seitens
des Altbestandes — bezüglich Vitalität oder Dichte —
war bei diesen Varianten ein Nachsaaterfolg bisher
sicherlich nicht zu verzeichnen. Eher ein Ausnahmeer
gebnis und von untergeordneter Bedeutung ist der rela
tiv gute Nachsaaterfolg bei den Varianten No. Es han
delte sich dabei um ausgesprochene Hungerbestände
mit relativ hohem Löwenzahnbesatz. Die Nachsaat
allein — ohne eine zusätzliche Intensivierung der Stick
stoffdüngung — führt unter diesen extremen Bedingun
gen ziemlich sicher nur zu einem vorübergehenden und
kaum wirtschaftlichen Erfolg.
Die botanischen Beobachtungen haben nur im Knaul
grasanteil eine einigermaßen sichere Zunahme ergeben.
Bei Wiesenschwingel, Timothe und der Wiesenrispe war
eine Anteilszunahme nur andeutungsweise festzustel
len.
Eine Wirtschaftlichkeit der Direktsaat läßt sich aus die
sen Ergebnissen vorderhand noch nicht ableiten. Es ist
aber zu berücksichtigen, daß die Nachsaat ohne
Unkrautbekämpfung und wahrscheinlich auch nicht zu
einem optimalen Zeitpunkt durchgeführt worden ist.
Außerdem wurde die bisherige Nutzungsweise beibe
halten, und dadurch wurde der Nachsaaterfolg bei den
Drei- und Vierschnittvarianten vermutlich beeinträch
tig. Trotzdem waren Teilerfolge zu verzeichnen, und
dies berechtigt zu einem vorsichtigen Optimismus.
2.2 Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwen
dung
2.2.1 Nachsaat ohne Verwendung von Herbiziden
Nur bei stärkerer Auflockerung der Grasnarbe — sei es
durch schlechte Überwinterung, Schädlingskalamitä
ten, Überflutung oder intensive N-Düngung — sowie
bei verhältnismäßig geringem Unkrautanteil hat dieses
Verfahren Aussicht auf Erfolg. Trotzdem ist es das zur
Zeit in Österreich eindeutig am meisten angewandte
Verfahren — aber nicht etwa deshalb, weil die Unkräu
ter in den verbesserungsbedürftigen Beständen keine
größere Rolle spielen würden, sondern weil man offen
bar zu wenig Erfahrungen auf diesem Gebiet besitzt.
2.2.2 Nachsaat mit teilweiser Ausschaltung des minder
wertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
Viele unserer Grünlandbestände sind durch einen
hohen Unkrautbesatz entwertet. Als absolut uner-
e n 8 t / Beratungsservice — H eft 8 — 32. Jahrgang
A b b i l d u n g 3: Gute Nachsaaterfolge sind vor allem in
lückigen und Kahlstellen aufweisenden Pflanzenbeständen zu
erwarten, sofeme man auch durch eine ausreichend bemessene
Düngung und rechtzeitige Nutzung dafür sorgt, daß sich die
Nachsaat gegenüber dem Altbestand entsprechend durchsetzen
kann.
A b b i l d u n g 4: Nachsaaten ohne vorherige Anwendung
von Herbiziden zur Verringerung übermäßiger Kräuteranteile
führen in der Regel zu enttäuschenden Ergebnissen. Trotzdem
erfolgt die Grünlandemeuerung in Österreich zur Zeit fast aus
schließlich o h n e Verwendung von Herbiziden.
wünschte Pflanzen sind die Giftpflanzen, wie Herbst
zeitlose, Sumfpschachtelhalm und Weißer Germer zu
nennen. Zu den nitrophilen Grünlandunkräutem zäh
len Wiesenkerbel, Bärenklau, Kälberkropf, Wiesen
ampfer, Almampfer, Weiße Taubnessel und häufig auch
Löwenzahn. Diese stickstoffliebenden Arten benötigen
im Vergleich zu ihrem Futterwert zu viel Wuchsraum.
Neben diesen zwei wichtigen Unkrautgruppen gibt es
noch Arten, welche die Bekömmlichkeit des Futters
stören (z. B. die Laucharten).
Die Wertminderung hängt naturgemäß von der Stärke
der Verunkrautung ab und ist je nach Art des Unkrau
tes verschieden. In Tabelle 2 sind die Schadensschwell-
werte von einigen verbreiteten Grünlandunkräutern
zusammengefaßt. Werden diese Grenzwerte überschrit
ten, so ist mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen
zu rechnen. Speziell bei den absoluten Unkräutern soll
ten allerdings die Bekämpfungsmaßnahmen schon
wesentlich früher einsetzen.
10. 56 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice — Heft 8 — 32. Jahrgang
Im Mittel aller drei Versuchsstellen mit je 20 Düngungs
und Nutzungsvarianten hat demnach die Nachsaat im
Jahre 1983 zu einem Mehrertrag von 4,1 dt TS je Hektar
geführt. Dieser Mehrertrag ist zwar nicht spektakulär,
aber statistisch gut abgesichert. Überdurchschnittliche
Mehrerträge in der Größenordnung von 8 bis 10 dt TS
ergaben sich vor allem bei den Vierschnittvarianten so
wie bei hoher und überhöhter N-Düngung. Die Vier-
schnittnutzung ist bezüglich Pflanzenbestand etwas
problematisch, und von der intensiven Stickstoffdün
gung ist schon seit längerem erwiesen, daß sie zu einer
erheblichen Narbenauflockerung führt ( S c h e c h t
n e r 1971). Je lückiger die Grasnarbe und je geringer
der Anteil an Edelgräsern, desto eher ist auf Grund die
ser Ergebnisse und zahlreicher anderer Beobachtungen
mit einem positiven Ergebnis der Nachsaat zu rechnen.
Dieselbe Schlußfolgerung ist im wesentlichen aus den
Ergebnissen jener Düngungs- und Nutzungsvarianten
zu ziehen, bei denen die Nachsaat enttäuschte, wie z. B.
den DreischnittVarianten mit N2 (3 x 60 N) und den
SechsschnittVarianten mit Nj (6 x 60 N). Bei dieser
Düngungs- und Nutzungsweise vermochten sich die sei
nerzeit angesäten Bestandespartner teilweise gut zu
halten. Infolge des starken Konkurrenzdruckes seitens
des Altbestandes — bezüglich Vitalität oder Dichte —
war bei diesen Varianten ein Nachsaaterfolg bisher
sicherlich nicht zu verzeichnen. Eher ein Ausnahmeer
gebnis und von untergeordneter Bedeutung ist der rela
tiv gute Nachsaaterfolg bei den Varianten No. Es han
delte sich dabei um ausgesprochene Hungerbestände
mit relativ hohem Löwenzahnbesatz. Die Nachsaat
allein — ohne eine zusätzliche Intensivierung der Stick
stoffdüngung — führt unter diesen extremen Bedingun
gen ziemlich sicher nur zu einem vorübergehenden und
kaum wirtschaftlichen Erfolg.
Die botanischen Beobachtungen haben nur im Knaul
grasanteil eine einigermaßen sichere Zunahme ergeben.
Bei Wiesenschwingel, Timothe und der Wiesenrispe war
eine Anteilszunahme nur andeutungsweise festzustel
len.
Eine Wirtschaftlichkeit der Direktsaat laßt sich aus die
sen Ergebnissen vorderhand noch nicht ableiten. Es ist
aber zu berücksichtigen, daß die Nachsaat ohne
Unkrautbekämpfung und wahrscheinlich auch nicht zu
einem optimalen Zeitpunkt durchgeführt worden ist.
Außerdem wurde die bisherige Nutzungsweise beibe
halten, und dadurch wurde der Nachsaaterfolg bei den
Drei- und Vierschnittvarianten vermutlich beeinträch
tig. Trotzdem waren Teilerfolge zu verzeichnen, und
dies berechtigt zu einem vorsichtigen Optimismus.
2.2 Verfahren in Abhängigkeit von der Herbizidanwen
dung
2.2.1 Nachsaat ohne Verwendung von Herbiziden
Nur bei stärkerer Auflockerung der Grasnarbe — sei es
durch schlechte Überwinterung, Schädlingskalamitä
ten, Überflutung oder intensive N-Düngung — sowie
bei verhältnismäßig geringem Unkrautanteil hat dieses
Verfahren Aussicht auf Erfolg. Trotzdem ist es das zur
Zeit in Österreich eindeutig am meisten angewandte
Verfahren — aber nicht etwa deshalb, weil die Unkräu
ter in den verbesserungsbedürftigen Beständen keine
größere Rolle spielen würden, sondern weil man offen
bar zu wenig Erfahrungen auf diesem Gebiet besitzt.
2.2.2 Nachsaat mit teilweiser Ausschaltung des minder
wertigen Ausgangsbestandes durch Herbizide
Viele unserer Grünlandbestände sind durch einen
hohen Unkrautbesatz entwertet. Als absolut uner
A b b i l d u n g 3: Gute Nachsaaterfolge sind vor allem in
lückigen und Kahlstellen aufweisenden Pflanzenbeständen zu
erwarten, sofeme man auch durch eine ausreichend bemessene
Düngung und rechtzeitige Nutzung dafür sorgt, daß sich die
Nachsaat gegenüber dem Altbestand entsprechend durchsetzen
kann.
A b b i l d u n g 4: Nachsaaten ohne vorherige Anwendung
von Herbiziden zur Verringerung übermäßiger Kräuteranteile
führen in der Regel zu enttäuschenden Ergebnissen. Trotzdem
erfolgt die Grünlandemeuerung in Österreich zur Zeit fast aus
schließlich o h n e Verwendung von Herbiziden.
wünschte Pflanzen sind die Giftpflanzen, wie Herbst
zeitlose, Sumfpschachtelhalm und Weißer Germer zu
nennen. Zu den nitrophilen Grünlandunkräutern zäh
len Wiesenkerbel, Bärenklau, Kälberkropf, Wiesen
ampfer, Almampfer, Weiße Taubnessel und häufig auch
Löwenzahn. Diese stickstoffliebenden Arten benötigen
im Vergleich zu ihrem Futterwert zu viel Wuchsraum.
Neben diesen zwei wichtigen Unkrautgruppen gibt es
noch Arten, welche die Bekömmlichkeit des Futters
stören (z. B. die Laucharten).
Die Wertminderung hängt naturgemäß von der Stärke
der Verunkrautung ab und ist je nach Art des Unkrau
tes verschieden. In Tabelle 2 sind die Schadensschwell-
werte von einigen verbreiteten Grünlandunkräutern
zusammengefaßt. Werden diese Grenzwerte überschrit
ten, so ist mit erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen
zu rechnen. Speziell bei den absoluten Unkräutern soll
ten allerdings die Bekämpfungsmaßnahmen schon
wesentlich früher einsetzen.
11. 32. Jahrgang Heft 8 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsseruice 57
T a b e l l e 2:
Ökonomische Schadensschwellen bei Grünlandunkräu
tern (nach N e u r u r e r und R i e d e r , 1981)
Grünfutter Heu
Pflanzenart
Anzahl
Pflanzen
je m2
Anteil im
Gesamt
futter
in %
Anzahl
Pflanzen
je m-
Anteil im
Gesamt
futter
in %
Wiesenampfer .. 3 5 2 2
Löwenzahn....... 30 20 20 10
Bärenklau und
Wiesenkerbel . . . 20 10 5 10
Herbstzeitlose .. 2 2 2 2
Scharfer Hahnenfuß 10 5 10 5
Sumpfschachtelhalm 1 1 1 1
Rasenschmiele .. — 2 bis 3 — 2
B insen.............. -- 5 -- 4
D isteln.............. 3 3 bis 5 2 4
Brennessel ....... 5 5 2 4
Pestwurz ........ . 2 bis 5 20 4 10
Ehrenpreis....... — 5 — 2
Die umbruchlose Grünlandemeuerung nach teilweiser,
selektiver Ausschaltung der minderwertigen Arten
durch Herbizide ist stets dann angebracht, wenn nach
einer solchen Unkrautbekämpfung größere Lücken im
Pflanzenbestand entstehen und nicht erwartet werden
darf, daß die umliegenden Pflanzen in der Lage sind,
diese Lücken durch Hineinwachsen wieder in zufrie
denstellender Weise zu schließen. Erreichen diese
Lücken einen Flächenanteil von ungefähr 25% und dar
über, so sollte man nachsäen. Der jeweils vorliegende
Pflanzenbestand muß aber darüber hinaus zumindest
teilweise noch erhaltungswürdig sein, denn sonst hätte
die selektive Unkrautbekämpfung und die partielle Be-
standesemeuerung keinen Sinn. Derartige Situationen
sind aber in der Praxis sehr häufig, und daher gilt die
Nachsaat nach Eliminierung der minderwertigen Arten
durch Herbizide heute übewiegend als das für die Pra
xis am ehesten in Frage kommende Verfahren zur
umbruchlosen Grünlandemeuerung.
2.2.3 Umbruchlose Erneuerung mit weitgehender oder
völliger Ausschaltung des minderwertigen Aus
gangsbestandes durch Herbizide (umbruchlose
Erneuerung i. e. S.)
Die weitgehende oder völlige Ausschaltung des minder
wertigen Ausgangsbestandes mit Hilfe moderner Her
bizide kommt vor allem dann in Betracht, wenn der Alt
bestand auch teilweise kaum mehr erhaltungswürdig
erscheint, d. h. der potentielle Anteil an wertvollen Fut
terpflanzen auf etwa 25% der Fläche und darunter abge
sunken ist, wobei der erntereife Zustand des Bestandes
als Beurteilunskriterium dienen sollte. Maßgeblich für
die Erhaltungswürdigkeit ist aber auch der Anteil an
minderwertigen Pflanzenarten, die selektiv nicht recht
bekämpfbar sind, wie Geißfuß, Quecke, Gemeine
Rispe, Jährige Rispe usw. Erreichen diese minderwerti
gen Arten insgesamt einen Anteil von etwa 50% der Flä
che und darüber, so ist ebenfalls eine totale Erneuerung
des gesamten Bestandes erwägenswert, im besonderen
bei relativ geringem Anteil an wertvollen Arten.
Höhere Anteile an Gemeiner Rispe und Jähriger Rispe
sind auch deshalb unangenehm, weil sie die Narbe „ver
filzen” und vornehmlich in grünem Zustand den Erfolg
der umbruchlosen Grünlandemeuerung erheblich
beeinträchtigen können.
Zunächst wurde das sehr rasch wirksame GRAMOXO-
NE — ein reines Ätzmittel — zur Ausschaltung des Alt-
A b b i l d u n g 5: Relativ guter Nachsaaterfolg in einem nie
derösterreichischen Grünlandbetrieb nach Bekämpfung des Bä
renklaus mit Hilfe eines Wuchsstoffpräparates (im Bild rechts,
die Fläche links der schwarzen Linie blieb unbehandelt). Die
verwendete Saatgutmischung bestand allerdings zu einem Drit
tel aus kurzlebigen Arten, und daher ist die Nachhaltigkeit der
Bestandesverbesserung fraglich.
A b b i l d u n g 6: Ein minderwertiger Grünlandbestand in
einem bayerischen Grünlandbetrieb nach Behandlung mit
ROUNDUP. Diese Maßnahme ist heute im allgemeinen der
erste Schritt zur umbruchlosen Grünlanderneuerung i. e. S.,
d. h. zur kompletten Erneuerung minderwertiger Grünland
bestände ohne Umbruch. Das Verfahren ist jedoch verhältnis
mäßig teuer und erfordert unter unseren Verhältnissen noch
eine weitere Erprobung.
A b b i l d u n g 7: Sehr guter Erfolg der umbruchlosen Grün
landemeuerung in einem bayerischen Grünlandbetrieb nach
Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes mit Hilfe
von ROUNDUP. Die Neuansaat erfolgte mit einem Schlitzdrill
gerät.
12. 32. Jahrgang — H e ftS - D e r F ö r d e r u n g s a
T a b e l l e 2 :
ökonomische Schadensschwellen hei (
«rünlandunkräu-
tern (nach N e u r u r e r und R i e d e r , 1981)
Grün!Cutter Heu
Anteil im Anteil im
Anzahl Gesamt Anzahl Gosamt-
Pflanzen futter IPflanzen Jfutter
Pflanzenart je m2 in % je m! in %
Wiesenampfer . 3 5 2 2
Löwenzahn .... 30 20 20 10
Bärenklau und
Wiesenkerbel . . 20 10 5 10
Herbstzeitlose . 2 2 2 2
Scharfer Hahnenfuß 10 5 10 5
Sumpfschachtelhalm 1 1 1 1
Rasenschmiele . . , — 2 bis 3 — 2
B insen............ — 5 — 4
D isteln............ 3 3 bis 5 2 4
Brennessel 5 5 2 4
Pestwurz........ . . 2 bis 5 20 4 10
Ehrenpreis .... — 5 — 2
Die umbruchlose Grünlanderneuerung nach teilweiser,
selektiver Ausschaltung der minderwertigen Arten
durch Herbizide ist stets dann angebracht, wenn nach
einer solchen Unkrautbekämpfung größere Lücken im
Pflanzenbestand entstehen und nicht erwartet werden
darf, daß die umliegenden Pflanzen in der Lage sind,
diese Lücken durch Hineinwachsen wieder in zufrie
denstellender Weise zu schließen. Erreichen diese
Lücken einen Flächenanteil von ungefähr 25% und dar
über, so sollte man nachsäen. Der jeweils vorliegende
Pflanzenbestand muß aber darüber hinaus zumindest
teilweise noch erhaltungswürdig sein, denn sonst hätte
die selektive Unkrautbekämpfung und die partielle Be-
standesemeuerung keinen Sinn. Derartige Situationen
sind aber in der Praxis sehr häufig, und daher gilt die
Nachsaat nach Eliminierung der minderwertigen Arten
durch Herbizide heute übewiegend als das für die Pra
xis am ehesten in Frage kommende Verfahren zur
umbruchlosen Grünlandemeuerung.
2.2.3 Umbruchlose Erneuerung mit weitgehender oder
völliger Ausschaltung des minderwertigen Aus
gangsbestandes durch Herbizide (umbruchlose
Erneuerung i. e. S.)
Die weitgehende oder völlige Ausschaltung des minder
wertigen Ausgangsbestandes mit Hilfe moderner Her
bizide kommt vor allem dann in Betracht, wenn der A lt
bestand auch teilweise kaum mehr erhaltungswürdig
erscheint, d. h. der potentielle Anteil an wertvollen Fut
terpflanzen auf etwa 25% der Fläche und darunter abge
sunken ist, wobei der erntereife Zustand des Bestandes
als Beurteilunskriterium dienen sollte. Maßgeblich für
die Erhaltungswürdigkeit ist aber auch der Anteil an
minderwertigen Pflanzenarten, die selektiv nicht recht
bekämpfbar sind, wie Geißfuß, Quecke, Gemeine
Rispe, Jährige Rispe usw. Erreichen diese minderwerti
gen Arten insgesamt einen Anteil von etwa 50% der Flä
che und darüber, so ist ebenfalls eine totale Erneuerung
des gesamten Bestandes erwägenswert, im besonderen
bei relativ geringem Anteil an wertvollen Arten.
Höhere Anteile an Gemeiner Rispe und Jähriger Rispe
sind auch deshalb unangenehm, weil sie die Narbe „ver
filzen” und vornehmlich in grünem Zustand den Erfolg
der umbruchlosen Grünlandemeuerung erheblich
beeinträchtigen können.
Zunächst wurde das sehr rasch wirksame GRAMOXO-
NE — ein reines Ätzmittel — zur Ausschaltung des Alt-
i e n s t / Beratungsservice 57
A b b i l d u n g 5: Relativ guter Nachsaaterfolg in einem nie-
derösterreichischen Grünlandbetrieb nach Bekämpfung des Bä
renklaus mit Hilfe eines Wuchsstoffpräparates (im Bild rechts;
die Fläche links der schwarzen Linie blieb unbehandelt). Die
verwendete Saatgutmischung bestand allerdings zu einem Drit
tel aus kurzlebigen Arten, und daher ist die Nachhaltigkeit der
Bestandesverbesserung fraglich.
A b b i l d u n g 6: Ein minderwertiger Grünlandbestand in
einem bayerischen Grünlandbetrieb nach Behandlung mit
ROUNDUP. Diese Maßnahme ist heute im allgemeinen der
erste Schritt zur umbruchlosen Grünlandemeuerung i. e. S.,
d. h. zur kompletten Erneuerung minderwertiger Grünland
bestände ohne Umbruch. Das Verfahren ist jedoch verhältnis
mäßig teuer und erfordert unter unseren Verhältnissen noch
eine weitere Erprobung.
A b b i l d u n g 7: Sehr guter Erfolg der umbruchlosen Grün
landemeuerung in einem bayerischen Grünlandbetrieb nach
Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes mit Hilfe
von ROUNDUP. Die Neuansaat erfolgte mit einem Schlitzdrill-
gerät.
13. D e r F ö r d e r u n g a d i e n a t / Beratungaservice Heft 8 — 32. Jahrgang
A b b i l d u n g 8: Totaler Mißerfolg der umbruchlosen Grün
landemeuerung auf einer Versuchsfläche am Rande von Wien
nach Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes mit
Hilfe von ROUND UP (im Vordergrund). Die verwendete Dauer-
wiesenmischung ist sehr schlecht aufgelaufen und eine starke
Sekundärverunkrautung mit Ackerkratzdistel, Gänsedistel,
Melde, Wolfsmilch, Ackerwinde usw. ist aufgetreten. Saatbett
vorbereitung und Neuansaat mußten in diesem Falle allerdings
händisch erfolgen, und zwar in Breitsaat.
bestandes empfohlen und auch vielfach mit gutem Er
folg verwendet. Da dieses Herbizid Unkräuter und Un
gräser mit guter Regenerationsfähigkeit nur vorüberge
hend ausschaltet, wurde es in den siebziger Jahren
mehr und mehr durch R O U N D U P ersetzt. Dieses wirkt
systemisch und vermag daher auch „Wurzelunkräuter”
gut zu erfassen. Allerdings sind gegen einige verbreite
te Grünlandunkräuter, wie Umbelliferen und Beinwell,
verhältnismäßig hohe Aufwandmengen erforderlich.
Gegen Kren, Herbstzeitlose und Sumpfschachtelhalm
hat man auch mit großen Aufwandmengen kaum eine
Chance.
Beide Herbizide werden im Boden rasch inaktiviert. Es
besteht daher keinerlei Gefahr einer Nachwirkung über
den Boden. Die Neuansaat ist daher schon binnen kur
zer Zeit nach der Herbizidanwendung möglich — bei
Verwendung von GRAM OXONE nach etwa einer Wo
che und bei Verwendung des langsamer wirkenden
R O UND UPS nach etwa drei Wochen (bei hartnäckigen
Unkräutern, wie Geißfuß und Beinwell, nach etwa vier
Wochen).
Man könnte nun mit einigem Recht darauf schließen,
durch die Entwicklung dieser beiden Herbizide seien
auch die letzten Barrieren auf deui Wege zu einer erfolg
reichen Grünlanderneuerung überwunden. Ganz
stimmt das leider nicht, und zwar aus folgenden Grün
den:
• Man vernichtet damit unter Umständen auch wert
volle Arten und Ökotypen, die man nicht wieder an
säen kann, weil kein Saatgut davon zur Verfügung
steht.
• Minderwertige Bestandespartner, die man (Jurch
diese Herbizide nicht nachhaltig ausschaltet, können
sich in der Neuanlage unter Umständen noch stärker
ausbreiten als vorher.
• Auch bodenbürtige Unkrautsamen können zu einer
starken Sekundärverunkrautung führen. Dies hat
sich u. a. in einer von der Landeskammer für Land-
und Forstwirtschaft in Steiermark durchgeführten
Gemeinschaftsversuchsserie mit aller Deutlichkeit
ergeben (F u r 1a n 1983).
• Mißlingt die Ansaat, z. B. infolge extremer Witte
rungsbedingungen, so ist mit einem starken Ertrags
ausfall und einer besonders starken Sekundärver
unkrautung zu rechnen.
• Auch die Herbizidkosten fallen bei diesem Verfah
ren ziemlich stark ins Gewicht.
Man sollte daher mit der kompletten umbruchlosen
Grünlanderneuerung nicht allzu stark in die Praxis vor
preschen — zumindest solange hierzulande keine
umfangreicheren Erfahrungen darüber vorliegen — und
dieses Verfahren eher nur bei extrem schlechten Be
ständen mit in Betracht ziehen. Insbesondere auf jenen
Standorten sollte man vorsichtig sein, auf denen es bei
einem Fehlschlag nicht gut möglich ist, die Bestände
auf verhältnismäßig sichere Weise durch Umbruch und
Neuansaat wieder zu korrigieren, weil die vorliegenden
Boden- und Geländeverhältnisse weder einen Fräsum
bruch noch einen Pflugumbruch zulassen.
2.3 Verfahren in Abhängigkeit von der Saatgut-
mischung
Es gibt im wesentlichen zwei Zielsetzungen in der um
bruchlosen Grünlandemeuerung:
• Raschwüchsige, ertragreiche und qualitativ hoch
wertige Arten, wie insbesondere Weidelgräser —
teils aber auch Rotklee — in ausgediente Feldfutter
bestände und minderwertige Dauergrünlandbestän
de einzubringen, und
• lückige, grasarme und verunkrautete Dauergrün
landbestände mit Hilfe der umbruchlosen Grünland
emeuerung in gute Dauergründlandbestände zu ver
wandeln, unter weitgehender Wahrung des Dauer-
gründlandcharakters des betreffenden Bestandes.
Natürlich gibt es auch Übergänge zwischen diesen Emp
fehlungen und Gepflogenheiten. Hier genügt es aber, im
wesentlichen die beiden Extreme zu beleuchten, um
auch die Übergangslösungen entsprechend beurteilen
zu können.
2.3.1 Erneuerung mit kurzlebigen Arten
Die „Ausbesserungssaat” mit Bastardraygras L 100
oder Saatgutmischungen mit einem hohen Anteil an
diesem sehr leistungsfähigen Gras wurde von der Che
mie Linz AG in die Praxis eingeführt, und dieses Ver
fahren hat zweifellos einiges zur Belebung auf dem Ge
biete der umbruchlosen Grünlandemeuerung beigetra
gen —- auch über die Grenzen unseres Landes hinaus.
Wesentlichen Auftrieb hat die Verwendung von Weidel
gräsern zur Einsaat in Dauergrünlandbestände auch da
durch erhalten, daß man diesen Gräsern wegen ihrer
raschen Jugendentwicklung und Konkurrenzkraft im
mer wieder eine besonders gute Nachsaateignung zuge
schrieben hat ( B r a c k e r 1976, O p i t z v o n B o
b e r f e 1d und S c h e r h a g 1980, R i e d e r 1982,
G e r h o 1d 1982). Dementsprechend wurde z. B. in
Vorarlberg eine „Durchsaatmischung” in die Praxis
eingeführt, die nur aus verschiedenen Typen von Deut
schem Weidelgras besteht (G e r h o 1d 1982). Bei der
Vorstellung eines neuen Direkt-Drillgerätes wurde den
anwesenden Landwirten seitens des Firmenvertreters
kürzlich folgendes empfohlen: „Verwenden Sie nur
Deutsches und Westerwoldisches Weidelgras zur Nach
saat — alles andere können Sie vergessen.”
In Österreich wird die Einsaaat kurzlebiger Weidelgrä
ser in Dauerwiesenbestände nach wie vor praktiziert —
wenn auch alles in allem nur in bescheidenem Umfang
— und auch Saatgutmischungen mit verhältnismäßig
hohem Rotkleeanteil werden in so manchen Betrieben
14. 58 D v r F ö r d e r u n g a d i e n s t / Ilerntungsuervice Heft 8 —- 32. .Jahrgang
A b b i l d u n g 8: Totaler Mißerfolg der umbruchlosen Grün
landemeuerung auf einer Versuchsfläche am Rande von Wien
nach Ausschaltung des minderwertigen Ausgangsbestandes mit
Hilfe von ROUND UP (im Vordergrund). Die verwendete Dauer-
wiesenmischung ist sehr schlecht aufgelaufen und eine starke
Sekundärverunkrautung mit Ackerkratzdistel, Gänsedistel,
Melde, Wolfsmilch, Ackerwinde usw. ist aufgetreten. Saatbett
vorbereitung und Neuansaat mußten in diesem Falle allerdings
händisch erfolgen, und zwar in Breitsaat.
bestandes empfohlen und auch vielfach mit gutem Er
folg verwendet. Da dieses Herbizid Unkräuter und Un
gräser mit guter Regenerationsfähigkeit nur vorüberge
hend ausschaltet, wurde es in den siebziger Jahren
mehr und mehr durch R O U N D U P ersetzt. Dieses wirkt
systemisch und vermag daher auch „Wurzelunkräuter”
gut zu erfassen. Allerdings sind gegen einige verbreite
te Grünlandunkräuter, wie Umbelliferen und Beinwell,
verhältnismäßig hohe Aufwandmengen erforderlich.
Gegen Kren, Herbstzeitlose und Sumpfschachtelhalm
hat man auch mit großen Aufwandmengen kaum eine
Chance.
Beide Herbizide werden im Boden rasch inaktiviert. Es
besteht daher keinerlei Gefahr einer Nachwirkung über
den Boden. Die Neuansaat ist daher schon binnen kur
zer Zeit nach der Herbizidanwendung möglich — bei
Verwendung von GRAM OXONE nach etwa einer Wo
che und bei Verwendung des langsamer wirkenden
R O UND UPS nach etwa drei Wochen (bei hartnäckigen
Unkräutern, wie Geißfuß und Beinwell, nach etwa vier
Wochen).
Man könnte nun mit einigem Recht darauf schließen,
durch die Entwicklung dieser beiden Herbizide seien
auch die letzten Barrieren auf dem Wege zu einer erfolg
reichen Grünlandemeuerung überwunden. Ganz
stimmt das leider nicht, und zwar aus folgenden Grün
den:
• Man vernichtet damit unter Umständen auch wert
volle Arten und Ökotypen, die man nicht wieder an
säen kann, weil kein Saatgut davon zur Verfügung
steht.
• Minderwertige Bestandespartner, die man 4urcb
diese Herbizide nicht nachhaltig ausschaltet, können
sich in der Neuanlage unter Umständen noch stärker
ausbreiten als vorher.
• Auch bodenbürtige Unkrautsamen können zu einer
starken Sekundärverunkrautung führen. Dies hat
sich u. a. in einer von der Landeskammer für Land-
und Forstwirtschaft in Steiermark durchgeführten
Gemeinschaftsversuchsserie mit aller Deutlichkeit
ergeben (F u r 1a n 1983).
• Mißlingt die Ansaat, z. B. infolge extremer Witte
rungsbedingungen, so ist mit einem starken Ertrags-
ausfall und einer besonders starken Sekundärver
unkrautung zu rechnen.
• Auch die Herbizidkosten fallen bei diesem Verfah
ren ziemlich stark ins Gewicht.
Man sollte daher mit der kompletten umbruchlosen
Grünlandemeuerung nicht allzu stark in die Praxis vor
preschen — zumindest solange hierzulande keine
umfangreicheren Erfahrungen darüber vorliegen — und
dieses Verfahren eher nur bei extrem schlechten Be
ständen mit in Betracht ziehen. Insbesondere auf jenen
Standorten sollte man vorsichtig sein, auf denen es bei
einem Fehlschlag nicht gut möglich ist, die Bestände
auf verhältnismäßig sichere Weise durch Umbruch und
Neuansaat wieder zu korrigieren, weil die vorliegenden
Boden- und Geländeverhältnisse weder einen Fräsum
bruch noch einen Pflugumbruch zulassen.
2.3 Verfahren in Abhängigkeit von der Saatgut
mischung
Es gibt im wesentlichen zwei Zielsetzungen in der um
bruchlosen Grünlanderneuerung:
• Raschwüchsige, ertragreiche und qualitativ hoch
wertige Arten, w ie insbesondere Weidelgräser —
teils aber auch Rotklee — in ausgediente Feldfutter
bestände und m inderwertige Dauergrünlandbestän
de einzubringen, und
• lückige, grasarme und verunkrautete Dauergrün
landbestände mit H ilfe der umbruchlosen Grünland
erneuerung in gute Dauergründlandbestände zu ver
wandeln, unter weitgehender Wahrung des Dauer-
gründlandcharakters des betreffenden Bestandes.
Natürlich gibt es auch Übergänge zwischen diesen Emp
fehlungen und Gepflogenheiten. H ier genügt es aber, im
wesentlichen die beiden Extreme zu beleuchten, um
auch die Übergangslösungen entsprechend beurteilen
zu können.
2.3.1 Erneuerung mit kurzlebigen Arten
Die „Ausbesserungssaat” mit Bastardraygras L 100
oder Saatgutmischungen mit einem hohen Anteil an
diesem sehr leistungsfähigen Gras wurde von der Che
mie Linz A G in die Praxis eingeführt, und dieses Ver
fahren hat zweifellos einiges zur Belebung auf dem Ge
biete der umbruchlosen Grünlandemeuerung beigetra
gen — auch über die Grenzen unseres Landes hinaus.
Wesentlichen Auftrieb hat die Verwendung von Weidel
gräsern zur Einsaat in Dauergrünlandbestände auch da
durch erhalten, daß man diesen Gräsern wegen ihrer
raschen Jugendentwicklung und Konkurrenzkraft im
mer wieder eine besonders gute Nachsaateignung zuge
schrieben hat ( B r a c k e r 1976, O p i t z v o n B o
b e r f e 1d und S c h e r h a g 1980, R i e d e r 1982,
G e r h o 1d 1982). Dementsprechend wurde z. B. in
Vorarlberg eine „Durchsaatmischung” in die Praxis
eingeführt, die nur aus verschiedenen Typen von Deut
schem Weidelgras besteht (G e r h o 1d 1982). Bei der
Vorstellung eines neuen Direkt-Drillgerätes wurde den
anwesenden Landwirten seitens des Firmenvertreters
kürzlich folgendes empfohlen: „Verwenden Sie nur
Deutsches und Westerwoldisches Weidelgras zur Nach
saat — alles andere können Sie vergessen.”
In Österreich wird die Einsaaat kurzlebiger Weidelgrä
ser in Dauerwiesenbestände nach wie vor praktiziert —
wenn auch alles in allem nur in bescheidenem Umfang
— und auch Saatgutmischungen mit verhältnismäßig
hohem Rotkleeanteil werden in so manchen Betrieben
15. 32. Jahrgang Heft 8 D e r F o r d e r u n g s d i e n s t / fieratungsserviev 59
dazu verwendet, Dies hat schon F u c h s (1,983) in ihrer
Diplomarbeit festgestellt, und die kürzlich von der
Bundesanstalt Gumpenstein durchgd'ührten Praxlser
hebungen haben zum selben Ergebnis geführt. Wie ist
diese Entwicklung zu beurteilen? Zunächst dazu einige
Gumpensteiner Versuchsergebnisse zur Nachsaat mit
kuivlebigen Weidelgräsern.
2.3.1.1 G u m p e n s t e i n e r V e r s u c h s e r g e b
n i s s e z u r N a c h s a a t mi t k u r z l e b i g e n
W e i d e l g r ä s e r n
In den Düngungs- und Nutzungsversuchen Admont,
Bischofshofen und Piber wurden in den Jahren 1976,
1978 und 1980 in zwei der vier Wiederholungen Italieni
sches Raygras (TUR1LO) bzw. Bastardraygras (L 100)
nachgesät (10 kg/ha), und zwar mit leichter oberflächi
ger Einarbeitung des Saatgutes und ohne Anwendung
von Herbiziden. Die Ausgangsbestände wurden in den
Jahren 1968 und 1969 angelegt und waren bei Beginn der
Nachsaatperiode in Abhängigkeit von der Höhe der
Stickstoffgaben mehr oder weniger lückig und relativ
stark mit Löwenzahn verunkrautet (Kräuteranteil
durchschnittlich etwa 24 Gewichtsprozent). In Tabelle 3
sind die zwischen 1976 und 1981 erzielten TS-Erträge der
mäßig bis intensiv mit Stickstoff gedüngten Versuchs
varianten zusammengefaßt.
T a b e l l e 3 :
Wirksamkeit der Nachsaat mit Italienischem Raygras
bzw. Bastardraygas auf älteren Dauerwiesenneuan-
lagen
Schnitt
Mehrerträge in dt TS/ha und Jahr
Durchschnitt 1979 bis 1981
häufig-
keit N-Düngung Admont
Bischofs
hofen Piber
Durch
schnitl
3 x 180 N (0 N.-Nb) -1 ,0 + 2,1 + 4,6 + 1,9
4 x 240 N (0 Ni-Ns) —0,9 + 4,8 + 4,7 + 2,9
5 x 300 N (0 N.-Nj) -0 ,4 + 2,9 + 2,6 + 1,7
6 x 360 N (N 2) —2,5 -1,3 -0 ,2 -1,3
Durchschnitt -1 ,2 + 2,1 + 2,9 + 1,3
Nachsaattermine: Frühjahr 1976, 1978 und 1980 (teils
bei Vegetationsbeginn, teils nach einem der ersten
Schnitte)
Bodenart, Ausgangsbestand, Düngung und Nutzung:
siehe Tabelle 1
Im Mittel aller drei Versuchsstellen war das Ergebnis
der Nachsaat enttäuschend, denn es resultierte daraus
nur ein Mehrertrag von 1,3 dt TS je Hektar und Jahr. In
Piber und Bischofshofen ergab sich zwar bei einigen
Varianten ein Mehrertrag von rund 5 dt TS j Hektar und
Jahr, wirtschaftlich lukrativ ist aber auch dieser Mehr
ertrag sicherlich nicht.
In Bischofshofen und Piber erreichte der Weidelgrasan
teil zeitweise eine Größenordnung von 25 bis 50% der
Fläche. Es gab aber immer wieder auch erhebliche
Rückschläge durch Auswinterung, und daher war der
Grasanteil in den NachsaatVarianten auch an diesen
beiden Versuchsstellen durchschnittlich nur um zwei
bis drei Grünmasse-Gewichts-Prozente höher als in den
Varianten ohne Nachsaat.
Innerhalb des Alpenraumes ist daher wahrscheinlich
nicht viel von der „Ausbesserungssaat” mit kurzlebi
gen Weidelgräsern zu erwarten. Zeitweise bringen sie
zwar Mehrerträge und eine qualitative Aufwertung des
Futters, man muß aber immer wieder auch mit emp
findlichen Rückschlägen rechnen, auf Dauergrünland
auch mit einer Verdrängung wertvoller Bestandespart
ner. Dennoch wird das Bastardraygras L 100 in einer
unlängst erschienenen Werbeschrift für dieses Gras
ohne Hinweis auf seine Standortsansprüehe zur regel
mäßigen Einsaat in lückige und verunkrautete Wiesen
bestände bei intensiver Wirtschaftsweise empfohlen.
Innerhalb des Alpenraumes »sollt«.' man vorderhand
noch zurückhaltend auf diese Empfehlung reagieren
und im allgemeinen zuverlässiger wirkende Mittel der
BestandesVerbesserung bevorzugen.
2.3.1.2 F ü r u n d w i d e r d i e V e r w e n d u n g
k u r z l e b i g e r A r t e n
Es ist sicherlich besser, ausgediente Feldfutterbestände
mit raschwüchsigen Weidelgräsern und eventuell auch
Rotklee zu regenerieren, als gar nichts zu tun, sich mit
bescheidenen Erträgen zu begnügen und der weiteren
Verunkrautung tatenlos zuzusehen. Bei der Ansaat von
Rotklee wäre aber sehr darauf zu achten, daß es da
durch nicht zu einer übermäßigen Fruchtfolgebelastung
kommt, denn darin liegt sicherlich einer der häufigsten
Gründe für das oftmalige Mißraten des Rotklees.
Eine optimale Lösung ist eine derartige Nachsaat aber
sicherlich nicht. Im Feldfutterbau kommt es vielmehr
darauf an, die Ertragsmöglichkeiten voll auszuschöp
fen, die Anlagen für eine bestimmte Nutzungsdauer zu
planen, die Saatgutmischungen an die Standorts- und
Bewirtschaftungsverhältnisse gut abzustimmen und in
weiterer Folge so zu düngen und zu nutzen, daß sie bis
zum Ende der vorgesehenen Nutzungsperiode gut
durchhalten. Innerhalb dieses Konzepts hat die um
bruchlose Erneuerung nur dann einen Platz, wenn es
trotz entsprechender Vorbeugungsmaßnahmen zu grö
ßeren Pflanzenausfällen durch Krankheiten und Schäd
linge oder durch Auswinterung kommen sollte.
Allerdings könnten die Direktdrillgeräte auf Grund
einzelner Praxiserfahrungen bei der Neuanlage der Be
stände unter Umständen ganz gute Dienste leisten, so
zum Beispiel bei der Einsaat in Getreide oder bei der
Ansaat nach der Getreideernte (falls keine Verünkrau-
tung mit Wurzelunkräutern vorliegt!).%
Ähnlich ist die Situation im Dauergrünland. Auf gut
ackerfähigen Standorten bringt der intensive Feldfut
terbau oder eine gute Dauergrünlandwirtschaft — even
tuell abgesichert durch eine wirksame und dauerhafte
Bestandeserneuerung — wahrscheinlich mehr als die
wiederholte umbruchlose Erneuerung mit kurzlebigen
Arten. Diese Feststellung gehörte allerdings experi
mentell noch weiter erhärtet.
Problematisch ist die ständig wiederkehrende Erneue
rung mit kurzlebigen Arten auf jenen Standorten, auf
denen der Umbruch und die Neuansaat als bewährte
Mittel zur Bestandesemeuerung wegen Flachgründig-
keit, Steilheit, usw. ausscheiden. Diese Standorte sind
für eine intensive Wirtschaftsweise nicht oder kaum ge
eignet. Wenn die ständig wiederkehrende Erneuerung
mit kurzlebigen Arten versagt — z. B. wegen starker
Zunahme von Wurzelunkräutem — so ist man auf die
sen Standorten auf eine umbruchlose Totalemeuerung
mit ausdauernden Arten angewiesen, und diese Maß
nahme ist speziell hier noch zu wenig erprobt, jeden
falls aber ziemlich teuer.
Auch das Deutsche Weidelgras ist im Ostalpenraum
überwiegend nur kurzlebig, im besonderen unter Mähe
nutzung. Es ist zwar winterhärter und ausdauernder als
das Italienische Raygras und Bastardraygras, im Prin
zip sind aber gegen eine stärkere Verwendung dieses
Grases in der umbruchlosen Erneuerung von Dauer
grünland in weiten Teilen unseres Bundesgebietes die
selben Bedenken anzuwenden wie gegen die kurzlebi
gen Weidelgräser.
16. 32. Jahrgang — Heft 8 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice 59
dazu verwendet. Dies hat schon F u c h s (1983) in ihrer
Diplomarbeit festgestellt, und die kürzlich von der
Bundesanstalt Gumpenstein durchgeführten Praxiser
hebungen haben zum selben Ergebnis geführt. Wie ist
diese Entwicklung zu beurteilen? Zunächst dazu einige
Gumpensteiner Versuchsergebnisse zur Nachsaat mit
kurzlebigen Weidelgräsern.
2.3.1.1 G u m p e n s t e i n e r V e r s u c h s e r g e b
n i s s e z u r N a c h s a a t mi t k u r z l e b i g e n
W e i d e l g r ä s e r n
In den Düngungs- und Nutzungsversuchen Admont,
Bischofshofen und Piber wurden in den Jahren 1976,
1978 und 1980 in zwei der vier Wiederholungen Italieni
sches Raygras (TURILO) bzw. Bastardraygras (L 100)
nachgesät (10 kg/ha), und zwar mit leichter oberflächi
ger Einarbeitung des Saatgutes und ohne Anwendung
von Herbiziden. Die Ausgangsbestände wurden in den
Jahren 1968 und 1969 angelegt und waren bei Beginn der
Nachsaatperiode in Abhängigkeit von der Höhe der
Stickstoffgaben mehr oder weniger lückig und relativ
stark mit Löwenzahn verunkrautet (Kräuteranteil
durchschnittlich etwa 24 Gewichtsprozent). In Tabelle 3
sind die zwischen 1976 und 1981 erzielten TS-Erträge der
mäßig bis intensiv mit Stickstoff gedüngten Versuchs
varianten zusammengefaßt.
T a b e l l e 3:
Wirksamkeit der Nachsaat mit Italienischem Raygras
bzw. Bastardraygas auf älteren Dauerwiesenneuan-
lagen
Mehrerträge in dt TS/ha und Jahr
Schnitt- Durchschnitt 1979 bis 1981
häufig- Bischofs- Durch-
keit_______N-Düngung Admont hofen Piber schnitt
3 x 180 N (0 N i-Nj) -1,0 + 2,1 + 4,6 + 1,9
4 x 240 N (0 N.-Nj) -0,9 + 4,8 + 4,7 + 2,9
5 x 300 N (0 N i-Nj) -0,4 + 2,9 + 2,6 + 1,7
6 x 360 N (Na) -2,5 -1,3 -0,2 -1,3
Durchschnitt. -1,2 + 2,1 + 2,9 + 1,3
Nachsaattermine: Frühjahr 1976, 1978 und 1980 (teils
bei Vegetationsbeginn, teils nach einem der ersten
Schnitte)
Bodenart, Ausgangsbestand, Düngung und Nutzung:
siehe Tabelle 1
Im Mittel aller drei Versuchsstellen war das Ergebnis
der Nachsaat enttäuschend, denn es resultierte daraus
nur ein Mehrertrag von 1,3 dt TS je Hektar und Jahr. In
Piber und Bischofshofen ergab sich zwar bei einigen
Varianten ein Mehrertrag von rund 5 dt TS j Hektar und
Jahr, wirtschaftlich lukrativ ist aber auch dieser Mehr
ertrag sicherlich nicht.
In Bischofshofen und Piber erreichte der Weidelgrasan
teil zeitweise eine Größenordnung von 25 bis 50% der
Fläche. Es gab aber immer wieder auch erhebliche
Rückschläge durch Auswinterung, und daher war der
Grasanteil in den NachsaatVarianten auch an diesen
beiden Versuchsstellen durchschnittlich nur um zwei
bis drei Grünmasse-Gewichts-Prozente höher als in den
Varianten ohne Nachsaat.
Innerhalb des Alpenraumes ist daher wahrscheinlich
nicht viel von der „Ausbesserungssaat” mit kurzlebi
gen Weidelgräsern zu erwarten. Zeitweise bringen sie
zwar Mehrerträge und eine qualitative Aufwertung des
Futters, man muß aber immer wieder auch mit emp
findlichen Rückschlägen rechnen, auf Dauergrünland
auch mit einer Verdrängung wertvoller Bestandespart
ner. Dennoch wird das Bastardraygras L 100 in einer
unlängst erschienenen Werbeschrift für dieses Gras
ohne Hinweis auf seine Standortsansprüche zur regel
mäßigen Einsaat in lückige und verunkrautete Wiesen
bestände bei intensiver Wirtschaftsweise empfohlen.
Innerhalb des Alpenraumes sollte man vorderhand
noch zurückhaltend auf diese Empfehlung reagieren
und im allgemeinen zuverlässiger wirkende Mittel der
Bestandesverbesserung bevorzugen.
2.3.1.2 F ü r u n d w i d e r d i e V e r w e n d u n g
k u r z l e b i g e r A r t e n
Es ist sicherlich besser, ausgediente Feldfutterbestände
mit raschwüchsigen Weidelgräsern und eventuell auch
Rotklee zu regenerieren, als gar nichts zu tun, sich mit
bescheidenen Erträgen zu begnügen und der weiteren
Verunkrautung tatenlos zuzusehen. Bei der Ansaat von
Rotklee wäre aber sehr darauf zu achten, daß es da
durch nicht zu einer übermäßigen Fruchtfolgebelastung
kommt, denn darin liegt sicherlich einer der häufigsten
Gründe für das oftmalige Mißraten des Rotklees.
Eine optimale Lösung ist eine derartige Nachsaat aber
sicherlich nicht. Im Feldfutterbau kommt es vielmehr
darauf an, die Ertragsmöglichkeiten voll auszuschöp
fen, die Anlagen für eine bestimmte Nutzungsdauer zu
planen, die Saatgutmischungen an die Standorts- und
Bewirtschaftungsverhältnisse gut abzustimmen und in
weiterer Folge so zu düngen und zu nutzen, daß sie bis
zum Ende der vorgesehenen Nutzungsperiode gut
durchhalten. Innerhalb dieses Konzepts hat die um
bruchlose Erneuerung nur dann einen Platz, wenn es
trotz entsprechender Vorbeugungsmaßnahmen zu grö
ßeren Pflanzenausfällen durch Krankheiten und Schäd
linge oder durch Auswinterung kommen sollte.
Allerdings könnten die Direktdrillgeräte auf Grund
einzelner Praxiserfahrungen bei der Neuanlage der Be
stände unter Umständen ganz gute Dienste leisten, so
zum Beispiel bei der Einsaat in Getreide oder bei der
Ansaat nach der Getreideernte (falls keine Verunkrau
tung mit Wurzelunkräutern vorliegt!).%
Ähnlich ist die Situation im Dauergrünland. Auf gut
ackerfähigen Standorten bringt der intensive Feldfut
terbau oder eine gute Dauergrünlandwirtschaft — even
tuell abgesichert durch eine wirksame und dauerhafte
Bestandeserneuerung — wahrscheinlich mehr als die
wiederholte umbruchlose Erneuerung mit kurzlebigen
Arten. Diese Feststellung gehörte allerdings experi
mentell noch weiter erhärtet.
Problematisch ist die ständig wiederkehrende Erneue
rung mit kurzlebigen Arten auf jenen Standorten, auf
denen der Umbruch und die Neuansaat als bewährte
Mittel zur Bestandeserneuerung wegen Flachgründig-
keit, Steilheit, usw. ausscheiden. Diese Standorte sind
für eine intensive Wirtschaftsweise nicht oder kaum ge
eignet. Wenn die ständig wiederkehrende Erneuerung
mit kurzlebigen Arten versagt — z. B. wegen starker
Zunahme von Wurzelunkräutem — so ist man auf die
sen Standorten auf eine umbruchlose Totalerneuerung
mit ausdauernden Arten angewiesen, und diese Maß
nahme ist speziell hier noch zu wenig erprobt, jeden
falls aber ziemlich teuer.
Auch das Deutsche Weidelgras ist im Ostalpenraum
überwiegend nur kurzlebig, im besonderen unter Mähe
nutzung. Es ist zwar winterhärter und ausdauernder als
das Italienische Raygras und Bastardraygras, im Prin
zip sind aber gegen eine stärkere Verwendung dieses
Grases in der umbruchlosen Erneuerung von Dauer
grünland in weiten Teilen unseres Bundesgebietes die
selben Bedenken anzuwenden wie gegen die kurzlebi
gen Weidelgräser.
17. 32. Jahrgang — Heft 8 — D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice 59
dazu verwendet. Dies hat schon F u c h s (1983) in ihrer
Diplomarbeit festgestellt, und die kürzlich von der
Bundesanstalt Gumpenstein durchgeführten Praxiser
hebungen haben zum selben Ergebnis geführt. Wie ist
diese Entwicklung zu beurteilen? Zunächst dazu einige
Gumpensteiner Versuchsergebnisse zur Nachsaat mit
kurzlebigen Weidelgräsern.
2.3.1.1 G u m p e n s t e i n e r V e r s u c h s e r g e b
ni s s e z ur N a c h s a a t mi t k u r z l e b i g e n
W e i d e l g r ä s e r n
In den Düngungs- und Nutzungsversuchen Admont,
Bischofshofen und Piber wurden in den Jahren 1976,
1978 und 1980 in zwei der vier Wiederholungen Italieni
sches Raygras (TURILO) bzw. Bastardraygras (L 100)
nachgesät (10 kg/ha), und zwar mit leichter oberflächi
ger Einarbeitung des Saatgutes und ohne Anwendung
von Herbiziden. Die Ausgangsbestände wurden in den
Jahren 1968 und 1969 angelegt und waren bei Beginn der
Nachsaatperiode in Abhängigkeit von der Höhe der
Stickstoffgaben mehr oder weniger lückig und relativ
stark mit Löwenzahn verunkrautet (Kräuteranteil
durchschnittlich etwa 24 Gewichtsprozent). In Tabelle 3
sind die zwischen 1976 und 1981 erzielten TS-Erträge der
mäßig bis intensiv mit Stickstoff gedüngten Versuchs
varianten zusammengefaßt.
T a b e l l e 3:
Wirksamkeit der Nachsaat mit Italienischem Raygras
bzw. Bastardraygas auf älteren Dauerwiesenneuan-
lagen
Schnitt
häufig
Mehrerträge in dt TS/ha und Jahr
Durchschnitt 1979 bis 1981
Bischofs- Durch-
keit N-Düngung Admont hofen Piber schnitt
3 x 180 N (0 N.-Nj) - 1,0 + 2,1 + 4,6 + 1,9
4 x 240 N (0 N 1-N3) —0,9 + 4,8 + 4,7 + 2,9
5 x 300 N (0 N.-Nj) -0 ,4 + 2,9 + 2,6 + 1,7
6 x 360 N (N 2) —2,5 -1 ,3 - 0,2 -1 ,3
Durchschnitt, -1 ,2 + 2,1 + 2,9 + 1,3
Nachsaattermine: Frühjahr 1976, 1978 und 1980 (teils
bei Vegetationsbeginn, teils nach einem der ersten
Schnitte)
Bodenart, Ausgangsbestand, Düngung und Nutzung:
siehe Tabelle 1
Im Mittel aller drei Versuchsstellen war das Ergebnis
der Nachsaat enttäuschend, denn es resultierte daraus
nur ein Mehrertrag von 1,3 dt TS je Hektar und Jahr. In
Piber und Bischofshofen ergab sich zwar bei einigen
Varianten ein Mehrertrag von rund 5 dt TS j Hektar und
Jahr, wirtschaftlich lukrativ ist aber auch dieser Mehr
ertrag sicherlich nicht.
In Bischofshofen und Piber erreichte der Weidelgrasan
teil zeitweise eine Größenordnung von 25 bis 50% der
Fläche. Es gab aber immer wieder auch erhebliche
Rückschläge durch Auswinterung, und daher war der
Grasanteil in den Nachsaatvarianten auch an diesen
beiden Versuchsstellen durchschnittlich nur um zwei
bis drei Grünmasse-Gewichts-Prozente höher als in den
Varianten ohne Nachsaat.
Innerhalb des Alpenraumes ist daher wahrscheinlich
nicht viel von der „Ausbesserungssaat” mit kurzlebi
gen Weidelgräsern zu erwarten. Zeitweise bringen sie
zwar Mehrerträge und eine qualitative Aufwertung des
Futters, man muß aber immer wieder auch mit emp
findlichen Rückschlägen rechnen, auf Dauergrünland
auch mit einer Verdrängung wertvoller Bestandespart
ner. Dennoch wird das Bastardraygras L 100 in einer
unlängst erschienenen Werbeschrift für dieses Gras
ohne Hinweis auf seine Standortsansprüche zur regel
mäßigen Einsaat in lückige und verunkrautete Wiesen
bestände bei intensiver Wirtschaftsweise empfohlen.
Innerhalb des Alpenraumes sollte man vorderhand
noch zurückhaltend auf diese Empfehlung reagieren
und im allgemeinen zuverlässiger wirkende Mittel der
Bestandesverbesserung bevorzugen.
2.3.1.2 F ü r u n d w i d e r d i e V e r w e n d u n g
k u r z l e b i g e r A r t e n
Es ist sicherlich besser, ausgediente Feld futterbestände
mit raschwüchsigen Weidelgräsern und eventuell auch
Rotklee zu regenerieren, als gar nichts zu tun, sich mit
bescheidenen Erträgen zu begnügen und der weiteren
Verunkrautung tatenlos zuzusehen. Bei der Ansaat von
Rotklee wäre aber sehr darauf zu achten, daß es da
durch nicht zu einer übermäßigen Fruchtfolgebelastung
kommt, denn darin liegt sicherlich einer der häufigsten
Gründe für das oftmalige Mißraten des Rotklees.
Eine optimale Lösung ist eine derartige Nachsaat aber
sicherlich nicht. Im Feldfutterbau kommt es vielmehr
darauf an, die Ertragsmöglichkeiten voll auszuschöp
fen, die Anlagen für eine bestimmte Nutzungsdauer zu
planen, die Saatgutmischungen an die Standorts- und
Bewirtschaftungsverhältnisse gut abzustimmen und in
weiterer Folge so zu düngen und zu nutzen, daß sie bis
zum Ende der vorgesehenen Nutzungsperiode gut
durchhalten. Innerhalb dieses Konzepts hat die um
bruchlose Erneuerung nur dann einen Platz, wenn es
trotz entsprechender Vorbeugungsmaßnahmen zu grö
ßeren Pflanzenausfällen durch Krankheiten und Schäd
linge oder durch Auswinterung kommen sollte.
Allerdings könnten die Direktdrillgeräte auf Grund
einzelner Praxiserfahrungen bei der Neuanlage der Be
stände unter Umständen ganz gute Dienste leisten, so
zum Beispiel bei der Einsaat in Getreide oder bei der
Ansaat nach der Getreideernte (falls keine Verünkrau-
tung mit Wurzelunkräutern vorliegt!).
Ähnlich ist die Situation im Dauergrünland. Auf gut
ackerfähigen Standorten bringt der intensive Feldfut
terbau oder eine gute Dauergrünlandwirtschaft — even
tuell abgesichert durch eine wirksame und dauerhafte
Bestandeserneuerung — wahrscheinlich mehr als die
wiederholte umbruchlose Erneuerung mit kurzlebigen
Arten. Diese Feststellung gehörte allerdings experi
mentell noch weiter erhärtet.
Problematisch ist die ständig wiederkehrende Erneue
rung mit kurzlebigen Arten auf jenen Standorten, auf
denen der Umbruch und die Neuansaat als bewährte
Mittel zur Bestandeserneuerung wegen Flachgründig-
keit, Steilheit, usw. ausscheiden. Diese Standorte sind
für eine intensive Wirtschaftsweise nicht oder kaum ge
eignet. Wenn die ständig wiederkehrende Erneuerung
mit kurzlebigen Arten versagt — z. B. wegen starker
Zunahme von Wurzelunkräutem — so ist man auf die
sen Standorten auf eine umbruchlose Totalemeuerung
mit ausdauernden Arten angewiesen, und diese Maß
nahme ist speziell hier noch zu wenig erprobt, jeden
falls aber ziemlich teuer.
Auch das Deutsche Weidelgras ist im Ostalpenraum
überwiegend nur kurzlebig, im besonderen unter Mähe
nutzung. Es ist zwar winterhärter und ausdauernder als
das Italienische Raygras und Bastardraygras, im Prin
zip sind aber gegen eine stärkere Verwendung dieses
Grases in der umbruchlosen Erneuerung von Dauer
grünland in weiten Teilen unseres Bundesgebietes die
selben Bedenken anzuwenden wie gegen die kurzlebi
gen Weidelgräser.
18. 60 D e r F ö v d € v u n o s d i e n s t / Beratungsservice — H eft 8 — 32. Jahrgang
Düngung mit Stickstoff. Eine weitere Intensivierung
unserer Grünlandwirtschaft sollte aber unter den zur
Zeit bestehenden Markt- und Preisverhältnissen grund
sätzlich nicht allgemein, sondern stets nur dann vorge
nommen werden, wenn sie betriebswirtschaflich not
wendig und erfolgversprechend erscheint. Andernfalls
sollte man sich eher mit einer mäßigen bis mittleren
Bewirtschaftungsintensität begnügen, und speziell bei
dieser Wirtschaftsweise ist es unter unseren Klimabe
dingungen eher unwahrscheinlich, daß der verstärkte
Einsatz der Weidelgräser wesentliche wirtschaftliche
Vorteile bringt.
Von einiger Bedeutung in der Beurteilung der Weidel
grasfrage könnte aber folgende Beobachtung sein: Es
zeichnet sich immer deutlicher ab, daß Spätsommersaa
ten viel sicherer überwintern als Frühjahrssaaten. Da
durch wird es vielleicht möglich, mit den Weidelgräsern
stärker in Klimagebiete vorzudringen, für die sie weni
ger geeignet erscheinen.
2.3.2 Umbruchlose Erneuerung mit fragmentarischen
bzw. kompletten Saatgutmischungen
Zumindest unter den derzeit in Österreich bestehenden
Voraussetzungen scheint es demnach überwiegend
zweckmäßiger zu sein, eine allenfalls erforderliche
Grünlanderneuerung nicht mit kurzlebigen und stand
ortsfremden Arten durchzuführen, sondern auf eine
dauerhafte Bestandesemeuerung mit Arten hinzuarbei
ten, die an die vorliegenden Standorts- und Bewirt
schaftungsverhältnisse gut angepaßt sind. Wenn man
diese Zielsetzung verfolgt, so kommt man nicht umhin,
sowohl bei der Totalerneuerung als auch bei der Nach
saat grundsätzlich mit kompletten Saatgutmischungen
üblicher Zusammensetzung zu arbeiten, die diese For
derung erfüllen.
Wenn allerdings die zur Verfügung stehenden Direkt-
drillgeräte Saatgutmischungen mit Glatt- und Gold
hafer nicht recht bewältigen, so ist es in der Regel not
wendig, bis auf weiteres mit fragmentarischen Saatgut
mischungen ohne Glatt- und Goldhafer zu arbeiten.
Totalerneuerungen mit Saatgutmischungen ohne Glatt-
und Goldhafer sollte man aber zumindest auf Fettwie-
senstandorten und bei mäßiger bzw. mittlerer Bewirt
schaftungsintensität möglichst vermeiden. Wenn unter
diesen Umständen Neuanlagen erforderlich sind, und
die zur Verfügung stehenden Direktdrillgeräte den
Glatt- und Goldhafer technisch nicht bewältigen, so
sollte man die Erneuerung nach Möglichkeit mittels
Umbruch durchführen.
A b b i l d u n g 9: Nachsaaten mit Bastardraygras und ande
ren kurzlebigen Weidelgräsern sind zumindest innerhalb des
Alpenraumes sehr problematisch. Sie gelingen zwar an sich ver
hältnismäßig gut, weil sich diese Gräser durch eine rasche
Jugendentwicklung und hohe Konkurrenzkraft auszeichnen, es
ist aber auch mit empfindlichen Rückschlägen durch Auswinte
rung zu rechnen.
A b b i l d u n g 10: Derartige Auswinterungsschäden, wie auf
dem Bild rechts, sind sowohl beim Italienischen Raygras als
auch beim Bastardraygras sehr häufig. Man sollte die kurzlebi
gen Weidelgräser daher weniger zur umbruchlosen Erneuerung
von Dauergrünlandbeständen verwenden, sondern eher ver
stärkt im Rahmen des Feldfutterbaues einsetzen, und dabei
auch berücksichtigen, daß Spätsommeransaaten viel sicherer
überwintern als Frühjahrsansaaten.
Schließlich ist gegen eine betonte Verwendung der
Weidelgräser in der umbruchlosen Grünlandemeue
rung noch folgendes einzuwenden: Voraussetzung für
ein gutes Gedeihen dieser Gräser sind nicht nur günsti
ge Klima- und Bodenverhältnisse (,.Weidelgrasfähige
Standorte” ; D i e 1 1 1981), sondern auch eine intensive
Die Verwendung fragmentarischer Saatgutmischungen
kann im Falle von Nachsaaten auch dann gerechtfertigt
sein, wenn im Altbestand einzelne Arten noch so gut
vertreten sind, daß man darauf verzichten kann, sie in
die Nachsaatmischung aufzunehmen.
Es wird immer wieder eingewendet, Nachsaaten mit
konkurrenzschwachen Bestandespartnem, wie Wiesen
rispe und Rotschwingel, hätten keinen Sinn. Dieser
Standpunkt ist zumindest für stärker aufgelockerte
Grasnarben — sei es von Haus aus oder als Folge einer
selektiven Unkrautbekämpfung — noch zu wenig er
härtet. Man sollte ihn daher nicht ohne weiteres akzep
tieren, sondern sich viel mehr bemühen, die Bestände
im Anschluß an die Nachsaat so intensiv zu nutzen, daß
auch die konkurrenzschwachen Bestandespartner eine
Entwicklungsmöglichkeit bekommen.
Dieses „Beratungsservice” wurde in Zusammenarbeit mit der Abteilung für das landwirtschaftliche Forschungs
und Versuchswesen im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft herausgegeben.
19. 60 D e r F ö r d e r u n g s d i e n s t / Beratungsservice — Heft 8 — 32. Jahrgang
A b b i l d u n g 9: Nachsaaten mit Bastardraygras und ande
ren kurzlebigen Weidelgräsern sind zumindest innerhalb des
Alpenraumes sehr problematisch. Sie gelingen zwar an sich ver
hältnismäßig gut, weil sich diese Gräser durch eine rasche
Jugendentwicklung und hohe Konkurrenzkraft auszeichnen, es
ist aber auch mit empfindlichen Rückschlägen durch Auswinte
rung zu rechnen.
A b b i l d u n g 10: Derartige Auswinterungsschäden, wie auf
dem Bild rechts, sind sowohl beim Italienischen Raygras als
auch beim Bastardraygras sehr häufig. Man sollte die kurzlebi
gen Weidelgräser daher weniger zur umbruchlosen Erneuerung
von Dauergrünlandbeständen verwenden, sondern eher ver
stärkt im Rahmen des Feldfutterbaues einsetzen, und dabei
auch berücksichtigen, daß Spätsommeransaaten viel sicherer
überwintern als Frühjahrsansaaten.
Schließlich ist gegen eine betonte Verwendung der
Weidelgräser in der umbruchlosen Grünlandemeue
rung noch folgendes einzuwenden: Voraussetzung für
ein gutes Gedeihen dieser Gräser sind nicht nur günsti
ge Klima- und Bodenverhältnisse („Weidelgrasfähige
Standorte” ; D i e t 1 1981), sondern auch eine intensive
Düngung mit Stickstoff. Eine weitere Intensivierung
unserer Grünlandwirtschaft sollte aber unter den zur
Zeit bestehenden Markt- und Preisverhältnissen grund
sätzlich nicht allgemein, sondern stets nur dann vorge
nommen werden, wenn sie betriebswirtschaflich not
wendig und erfolgversprechend erscheint. Andernfalls
sollte man sich eher mit einer mäßigen bis mittleren
Bewirtschaftungsintensität begnügen, und speziell bei
dieser Wirtschaftsweise ist es unter unseren Klimabe
dingungen eher unwahrscheinlich, daß der verstärkte
Einsatz der Weidelgräser wesentliche wirtschaftliche
Vorteile bringt.
Von einiger Bedeutung in der Beurteilung der Weidel
grasfrage könnte aber folgende Beobachtung sein: Es
zeichnet sich immer deutlicher ab, daß Spätsommersaa
ten viel sicherer überwintern als Frühjahrssaaten. Da
durch wird es vielleicht möglich, mit den Weidelgräsern
stärker in Klimagebiete vorzudringen, für die sie weni
ger geeignet erscheinen.
2.3.2 Umbruchlose Erneuerung mit fragmentarischen
bzw. kompletten Saatgutmischungen
Zumindest unter den derzeit in Österreich bestehenden
Voraussetzungen scheint es demnach überwiegend
zweckmäßiger zu sein, eine allenfalls erforderliche
Grünlandemeuerung nicht mit kurzlebigen und stand
ortsfremden Arten durchzuführen, sondern auf eine
dauerhafte Bestandesemeuerung mit Arten hinzuarbei
ten, die an die vorliegenden Standorts- und Bewirt
schaftungsverhältnisse gut angepaßt sind. Wenn man
diese Zielsetzung verfolgt, so kommt man nicht umhin,
sowohl bei der Totalemeuerung als auch bei der Nach
saat grundsätzlich mit kompletten Saatgutmischungen
üblicher Zusammensetzung zu arbeiten, die diese For
derung erfüllen.
Wenn allerdings die zur Verfügung stehenden Direkt-
drillgeräte Saatgutmischungen mit Glatt- und Gold
hafer nicht recht bewältigen, so ist es in der Regel not
wendig, bis auf weiteres mit fragmentarischen Saatgut
mischungen ohne Glatt- und Goldhafer zi arbeiten.
Totalemeuerungen mit Saatgutmischungen ohne Glatt-
und Goldhafer sollte man aber zumindest auf Fettwie-
senstandorten und bei mäßiger bzw. mittlerer Bewirt
schaftungsintensität möglichst vermeiden. Wenn unter
diesen Umständen Neuanlagen erforderlich sind, und
die zur Verfügung stehenden Direktdrillgeräte den
Glatt- und Goldhafer technisch nicht bewältigen, so
sollte man die Erneuerung nach Möglichkeit mittels
Umbruch durchführen.
Die Verwendung fragmentarischer Saatgutmischungen
kann im Falle von Nachsaaten auch dann gerechtfertigt
sein, wenn im Altbestand einzelne Arten noch so gut
vertreten sind, daß man darauf verzichten kann, sie in
die Nachsaatmischung aufzunehmen.
Es wird immer wieder eingewendet, Nachsaaten mit
konkurrenzschwachen Bestandespartnem, wie Wiesen
rispe und Rotschwingel, hätten keinen Sinn. Dieser
Standpunkt ist zumindest für stärker aufgelockerte
Grasnarben — sei es von Haus aus oder als Folge einer
selektiven Unkrautbekämpfung — noch zu wenig er
härtet. Man sollte ihn daher nicht ohne weiteres akzep
tieren, sondern sich viel mehr bemühen, die Bestände
im Anschluß an die Nachsaat so intensiv zu nutzen, daß
auch die konkurrenzschwachen Bestandespartner eine
Entwicklungsmöglichkeit bekommen.
Dieses „Beratungsservice” wurde in Zusammenarbeit mit der Abteilung für das landwirtschaftliche Forschungs
und Versuchswesen im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft herausgegeben.
20. Umbruchlose Grünlanderneuerung (2. Teil)
Von Univ.-Doz. Dr. Giselher S c h e c h t n e r , Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft Gumpenstein, und
Univ.-Prof. Dr. Hans N e u r u r e r , Bundesanstalt für Pflanzenschutz. Wien
3. Hinweise für die technische Durchführung
3.1 Erneuerungszeitpunkt
Wenn Grünlandbestände erneuerungsbedürftig gewor
den sind, dann sollte man sie möglichst bald erneuern.
Die Erneuerung im Spätsommer — je nach Lage und Be
standestyp etwa zwischen Ende Juli und Anfang Sep
tember — verdient zwar unter unseren Klim abedingun
gen im allgemeinen den Vorzug, in Trockenlagen und
bei starker Narbenauflockerung (z. B. wegen schlechter
Überwinterung) ist aber auch die Erneuerung im Früh
jahr durchaus gerechtfertigt. Nach einer selektiven
Unkrautbekäm pfung sind die in den „Richtlinien der
Bundesanstalt für Pflanzenschutz für die Unkrautbe
kämpfung” ( N e u r u r e r 1981) für das verwendete
Herbizid angeführten Karenzfristen für Gräser zu be
achten. Im Frühjahr sollte die Ansaat noch vor Wachs
tumsbeginn erfolgen, im Sommer möglichst bald nach
der letzten Nutzung bzw. Abräum ung des mittels G R A-
M O X O N E oder R O U N D U P vernichteten Altbestandes.
3.2 Unkrautbekämpfung
3.2.1 Selektive Bekäm pfung einzelner Unkräuter vor
der Einsaat
W a h l d e s H e r b i z i d e s
In Übersicht 2 sind die derzeit auf Grünland einsetzba-
ren Herbizide angeführt. Es gibt derzeit nur ein Selek
tivherbizid, und zwar A S U L O X , das die Ampferarten
schädigt und alle übrigen Bestandesbildner schont.
MCPB-Mittel schonen Gräser und Kleearten. A lle ande
ren Wuchsstoffpräparate sind zwar gräserschonend, er
fassen aber auch wertvolle Futterkräuter und Legumi
nosen. Leguminosenschädigende Wuchsstoffpräparate
sollte man nur dann ganzflächig einsetzen, wenn man
semi-intensiv bis intensiv wirtschaftet und die Legumi
nosen daher ohnehin keine wesentliche Rolle mehr spie
len ( S c h e c h t n e r 1978). Bei mäßig intensiver
Wirtschaftsweise (nur mit Wirtschaftsdüngem und
eventuell PK-Ergänzungsdüngung) gehören die Legu
minosen zu den tragenden Säulen des Pflanzenbestan
des. Man kann es bei dieser Wirtschaftsweise nur dann
hinnehmen, sie im Zusammenhang mit der umbruch
losen Grünlandemeuerung aus dem Bestand zu elimi
nieren, wenn das Legumonseninventar im wesentlichen
nur aus Weißklee besteht, denn dieser ist durch Nach
saat ziemlich sicher wieder mit Erfolg in den Bestand
einzubringen. Einige Präparate vernichten den gesam
ten Pflanzenbestand und können deshalb nur zur Ein
zelpflanzenbekämpfung verwendet werden.
W a h l d e s B e k ä m p f u n g s z e i t p u n k t e s
Maßgebend hiefür ist die Empfindlichkeitsphase der
Bestandesbildner. Die Unkräuter sollen empfindlich,
die wertvollen Futterpflanzen möglichst unempfind-
Ü b e r s i c h t 2:
Herbizide auf Grünland
In der Normalaufwandmenge
schädigend (—) oder nichtschädigend ( +)
für
Wirkstoff Handelspräparat Gräser Kräuter Leguminosen
Asulam Asulox + + +
MCPB Trifolex + — +
M CPA
2.4-D
M CPA + 2,4-D
M CPA + 2,4,5-T
2,4,5-T
2.4-D+ 2,4, 5-T
zahlreiche gleich
wertige Präparate
Reihung nach zu
nehmender Legu +
MCPP
2,4-DP
MCPP + 2,4,5-T
MCPP + Mediben
minosenschädigung
Rumexan, Banvel-P +
Pichloram Tordon + — —*
A T A Weedar Ata-TL :— — wim
Dichlobenil Casoron G —
Chlorthiamid Prefix Granulat —- —
Paraquat Gramoxone — «HM
NaClOj Natriumchlorat — —*
Diquat Reglone -- mm
Calcium cyanamid Kalkstickstoff + j§ +
Glyphosate Roundup —- —*!
Bromofenoxim Faneron + . —»■ ■.—
loxynil + Bromoxynil Certrol + •—
21. 62 D e r F ö r d e r u n g » d i e n at / tleratungnservice Heft 9 - 3 2 . Jahrgang
lieh reagieren. So ist t , H. der Wiesenampfer vor dem
Schieben des Blütenschaftes während der ganzen Vege
tationsperiode bekämpfbar; die Pestwurz dagegen im
Spätherbst, nach Vegetationsruhe. Über den günstig
sten Anwendungszeitpunkt der Herbizide gibt Über
sieht 3 Auskunft.
Ü b e r s i e h t 3 :
Bekämpfharkeit der Grünlaiidimkrnuter
U«erwünschte Grünland
pflanzen
Adlerfarn
Almampfer
Alpenk reuzkraut
Alpenrose
Bärenklau
Beinwell
Binsen
Brennessel
Borstgras
Disteln
Ehrenpreis, fadenförmiger
Eisenhut
Geißfuß
Germer, Weißer
Hahnenfuß, Scharfer
Hauhechel
Heidekraut
Herbstzeitlose
Huflattich
Klappertopf
Kleeseide
Kleeteufel
Kren
Lauch, Weinbergs- und
Waldlauch
Löwenzahn
Pestwurz
Rasenschmiele
Sauerampfer
Schafgarbe
Seegras-Segge
Sumpfschachtelhalm
Wegerich-Arten
Weiße Taubnessel
Wiesenampfer
Wiesenkerbel
Wiesenknöterich
Wiesenschaumkraut
WiesenWucherblume
Wolfsmilch
Anwendbares Unkrautbekämpfungsmittel
und Aufwandmenge')
Prefix, Asulox (10—15 1/ha)
Prefix, Casoron G, Asulox
(15 1/ha), Roundup (6 1/ha)
2.4-D, 2,4-DP (15 1/ha)
2.4.5-T-Mittel oder deren
Kombination, Roundup (1%)
2.4.5-T-Mittel
Banvel M, Banvel P; Roundup
(9 1/ha)
MCPA- oder 2,4-D-Mittel
2.4.5-T-Mittel, Prefix Gr.,
Casoron G
Gramoxone 0,5%, Roundup 0,5%
2.4-D- + 2,4,5-T-Mittel
Kalkstickstoff
(250—300 kg/ha)
MCPA- oder 2,4-D-Mittel
Prefix Gr., Casoron G,
Roundup (1,5%)
MCPP-Mittel
MCPA oder MCPB
2.4.5-T-Mittel
2.4-D-Mittel
2.4-D-Mittel (Ester)
Aminotriazol-Mittel; Roundup
2.4.5-T-Mittel
Reglone 1% (Nesterbehandlung)
noch ungeklärt
Prefix Gr., Casoron G
2.4-D- + 2,4,5-T-Mittel
MCPA- + 2,4,5-T-Mittel
oder 2,4-D + MCPA-Mittel
NaClOj 300 kg/ha
Gramoxone 0,5%, Roundup 0,5%
NaClOj 1,5%
2.4-D- oder MCPA-Mittel
Tordon (0,25 1/ha)
Gramoxone 1%
MCPA- oder MCPB-Mittel
(entgiftend)
2.4-D oder MCPA
MCPA + 2,4,5-T-Mittel
Asulox
MCPP + Dicamba (Rumexan)
Prefix Gr., Casoron G
2.4-DP + 2,4,5-T, 2,4-DP
2.4-DP + 2,4,5-T, 2,4-DP
MCPA- + 2,4-D-Mittel
2.4.5-T
Prefix Gr., Casoron G
Anwendungszeitpunkt
Sommer, nach Entfalten der Wedel
nach dem Austrieb
nach dem Austrieb
während des stärksten Wachstums
(Juni)
vor Blühbeginn, möglichst im Herbst
Neuaustrieb nach dem 1. Schnitt
14 Tage vor der Mahd
20 cm hoher Neuaustrieb nach dem
1. Schnitt
Sommer
Mai bis Juni
bei 10—15 cm Wuchshöhe
Anfang Juni
nach Austrieb
Frühsommer bei 30 cm Höhe
14 Tage vor dem 1. Schnitt
3 Wochen vor dem 1. Schnitt
Mai bis Juni
Frühjahr nach Ausbildung der Blatt
büschel (nur Teilerfolge)
Spätsommer
14 Tage vor dem Schnitt
nach Erscheinen der Fäden
beim Austrieb
April
April bis Mai
November
Sommer — Spätherbst
14 Tage vor dem 1. Schnitt
14 Tage vor dem 1. Schnitt
Mitte Mai
14 Tage vor dem Schnitt
nach Austrieb
nach dem Austrieb
nach dem Austrieb
vor der Blüte
vor der Blüte
nach dem Austrieb
nach dem Austrieb
nach dem Austrieb
) Wenn nicht eigens angeführt, gelten die für andere Kulturarten vorgesehenen Aufwandmengen (siehe Amtliches Pflan
zenschutzmittelverzeichnis und Richtlinien der Bundesanstalt für Pflanzenschutz für die Unkrautbekämpfung). Sind
darin nur Spritzmittel-Aufwandmengen je ha angegeben, so ergibt sich die für eine etwaige Einzelpflanzenbekämpfung
erforderliche Spritzmittelkonzentration (in %) aus der empfohlenen Spritzmittelmenge je ha, dividiert durch die unter
3.2.3 angeführte Ausbrlngungsmenge x 100. ' ■