Warme Witterung und Trockenheit haben in den vergangenen Jahren die massenhafte
Vermehrung von Schadinsekten begünstigt. Auch im laufenden Jahr drohen im Grünland
große Schäden durch Engerlinge. Es gilt, wirksame Gegenmaßnahmen zu setzen.
2018b HUMER Wasserkreuzkraut in Futterwiesen. Erfahrungen aus der Beratungsp...
HUMER Aktion scharf gegen Engerlinge BZ 2019 w17
1. SEITE 7 PRODUKTIONNR. 17 | 25. APRIL 2019 | BauernZeitung
Wiesenbestand ohnedies zerstört und
unerntbar ist, können die Maßnahmen
auch früher gesetzt werden.
Als wirksamste mechanische Maß-
nahmen haben sich Arbeitsgänge mit
Kreiselegge oder Kreiselgrubber be-
währt. Weiters in Frage kommen auch
Zinkenrotor, Rotoregge und Fräse. Es
sollten zwei Arbeitsgänge erfolgen und
zwar zunächst auf vier bis fünf Zenti-
meter Bodentiefe und im Abstand von
einigen Tagen auf zehn Zentimeter
Tiefe. Die mechanische Bearbeitung
wirkt gleichzeitig auch gegen uner-
wünschter Unkräuter, die kein hoch-
wertiges Futter liefern. Werden die
Flächen ohne Vegetation offengehal-
ten, verhungern die Engerlinge man-
gels Pflanzenwurzeln. Durch Kanni-
balisierung dezimieren sie sich auch
selbst; die großen fressen die kleine-
ren. Erst nach Dezimierung der Enger-
linge kann die Neuansaat der Dauer-
wiese erfolgen.
Aufgrund zunehmender Dürrezei-
ten durch den Klimawandel sollten
bei der Wahl des Saatgut verstärkt
trockenheitsverträgliche Gräser be-
rücksichtigt werden. Dazu zählen
insbesonders Knaulgras, Rotschwin-
gel, Glatthafer, Weichblättriger Rohr-
schwingel und Kleearten wie z. B.
Hornklee und Mattenklee (ausdauern-
der Rotklee).
B
raune Flächen ohne jedes Grün
– massiver Engerlingsbefall
kann Einzelflächen betreffen
oder auch ganze Dörfer, wie z. B. in
Mieming in Tirol. Die wiesenschädi-
genden Engerlinge wie Gartenlaub-
käfer, Junikäfer und Maikäfer haben
individuelle Entwicklungszyklen von
einem bzw. zwei und drei bis vier
Jahren. Erst gegen Ende des Zyklus,
in den größeren Larvenstadien, kommt
es zu Hauptfraßjahren.
Große Schäden sind heuer dann
wahrscheinlich, wenn im Vorjahr be-
reits Maikäferengerlinge aufgetreten
sind, eine Bekämpfung im Herbst
unterblieben ist und die Gräser wie-
derum unter Wassermangel leiden und
sich nicht regenerieren können. Auf
Flächen, die im Vorjahr von den Enger-
lingen des Junikäfers befallen waren,
hat das Insekt heuer sein Flugjahr
samt erneuter Eiablage. Die neu ge-
schlupften kleinen Larven ernähren
sich zunächst von organischer Subs-
tanz im Boden und haben dann wie-
der 2020 ein Hauptfraßjahr.
Von der Eiablage der ausschwär-
menden Engerlingskäfer sind vor allem
sonnenhängige Wiesen mit schütteren,
lückigen Grünlandnarben, Vielschnitt-
wiesen mit kurzer Schnitt- bzw. Wei-
dehöhe (Schaf- und Kurzrasenweiden)
und oft auch kurz gehaltene Rasen
wie Sportplatzrasen betroffen.
Was die Bekämpfung mit biologi-
schen Präparaten betrifft, so sei auf
den Fachbeitrag in dieser Zeitung,
Ausgabe 12, 21. März 2019 verwiesen.
Folgende Präparate stehen zur An-
wendung zur Verfügung (Anwen-
dungszeiten und Zulassungsinhaber
siehe Pflanzenschutzmittelregister):
n Melocont-Pilzgerste gegen Mai-
käfer-Engerlinge und
n GranMet P-Pilzgranulat gegen
Junikäfer-Engerlinge.
n Ab dieser Saison das auch für Bio
zugelassene Pilzsporenmittel Artis
Pro erhältlich, das mittels Feldspritze
unterstützend zu anderen Maßnahmen
ausgebracht werden kann.
Mit Maßnahmen wie Neueinsaat
oder Nachsaat sollte zugewartet wer-
den bis die meisten Engerlinge in die
obere Bodenschicht gewandert sind.
Je nach Lage und Erwärmung der
Böden kann dies bereits ab Anfang
bis Mitte März der Fall sein oder auch
erst ab Ende Mai. Mittels Spatenprobe
lässt sich der Befallsdruck schätzen.
Neuansaat nur bei weniger
als 50 Engerlingen/m2
Werden pro Quadratmeter mehr als
50 Engerlinge gefunden, so ist auch
eine Neuansaat von Ausfällen bedroht.
In diesem Fall gilt es, zuerst die Enger-
linge mit mechanischen oder chemi-
schen Maßnahmen zu dezimieren und
mit der Ansaat zuzuwarten. Wenn der
Aktion scharf gegen Engerlinge
erst nach dem ersten Schnitt
JOHANN HUMER, FUTTERWIESENEXPERTE
FOTO:HUMER
Engerlingsschaden auf südseitigem Hang in Konradsheim (NÖ).
Warme Witterung und Tro-
ckenheit haben in den vergan-
genen Jahren die massenhafte
Vermehrung von Schadinsek-
ten begünstigt. Auch im laufen-
den Jahr drohen im Grünland
große Schäden durch Engerlin-
ge. Es gilt, wirksame Gegen-
maßnahmen zu setzen.
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