2018 HUMER Hintergrundbericht zum Artikel Futterwiesen - Blumenwiesen, 2017feb16
Die Futterwiese muss mit der Milchleistung Schritt halten BZB-BUND-140410-007-4C
1. H
ohe Milchleistungen
benötigen bestes Wie-
senfutter – diese Aus-
sage ist fast eine Binsenweis-
heit. Dennoch ist in der Praxis
häufig zu beobachten, dass die
Entwicklung der Futterqualität
nicht mit der züchterisch lau-
fend verbesserten Milchleis-
tung Schritt hält. Eine Hoch-
leistungsstrategie mit bester
Genetik muss daher Hand in
Hand gehen mit Wiesenfutter
mit hoher Energiedichte und
hoher Ertragskraft in Form
neuester und leistungsstarker
Zuchtgräser. Wildpflanzen,
Unkräuter oder Ungräser, wie
sie noch großteils auf Wiesen
wachsen, erfüllen die hohen
Futterqualitätsansprüche im
höchsten Milchleistungsbe-
reich nicht mehr.
Die Top-Futtergräser im
Milchviehbetrieb
Der erste Schritt zur Ver-
besserung der Futterwiesen ist
die genaue Kenntnis der Fut-
tergräser und Pflanzenarten.
Sodann gilt das Augenmerk
den wertvollen Futterpflan-
zenarten, die das beste und
ertragreichste Futter produ-
zieren. Dazu zählen:
• Englisches Raygras,
• Rotklee,
• Knaulgras,
• Glatthafer und
• Goldhafer.
Wo diese Top-Futtergräser
fehlen, ist zu überlegen, wie
man sie in den Bestand ein-
bringt, fördert und begüns-
tigt. Die Strategie hoher Fut-
tererträge bringt mehrfachen
Nutzen. Zu nennen sind hier
beste und auch frühe Erträge
mit hoher Energiedichte und
rascher Entwicklung nach
der Saat. Die verstärkte Bo-
denbedeckung unterdrückt
Unkräuter und die intensi-
ve Durchwurzelung schützt
vor Nitrataustrag. In Summe
ermöglicht ein intensiv ge-
führter Grünlandbestand eine
maximale, klimaschonende
CO2-Bindung. Detaillierte Sor-
teninfos sind verfügbar unter
www.ages.at und www.oeag-
gruenland.at
Je leistungsfähiger Futter-
wiesen sein sollen, um so
individueller muss die Ar-
ten- und Sortenwahl für die
Einsaatmischung erfolgen.
Für leistungsstarke Wiesen
ist daher künftig ein stärker
ausgeprägtes Arten- und Sor-
tenbewusstsein erforderlich.
Fehlen die wertvollen Zucht-
gräser in Futterwiesen, vergibt
man die Chance auf bessere
Grundfutterleistungen. Arten-
reiche Blumenwiesen können
den Anforderungen von inten-
siv geführtem Grünland für
Hochleistungsbetriebe nicht
gerecht werden. Sie haben
aber ihre ökologischen und
ästhetischen Werte – meist auf
weniger produktiven Lagen.
Die Tabelle „Ertragsmi-
schungen für verschiedene
Intensitäten“ stellt Einsaat-
mischungen vor, deren Zu-
sammensetzung auf 30-jäh-
rigen Praxiserfahrungen des
Autors beruht. Arten mit
geringem Ertrag, langsamer
Entwicklung oder geringer
Konkurrenzkraft wie z. B.
Rotschwingel sind in den
Einsaatempfehlungen der LK
NÖ für beste Futterqualitäten
nicht enthalten.
Erfolgreiche Einsaat =
geduldige Wiederholung
Gebräuchliche Techniken
der Wiesenverbesserung sind
Schlitzsaat, Striegelsaat und
Eggensaat mit Samenstreuer.
Eigene Versuche in Edelhof
(2008 bis 2010) und vierjähri-
ge Schweizer Versuche (Sauter
2013) zeigen, dass die Einsaat-
technik für den Einsaaterfolg
nicht (!) entscheidend ist. Ein-
saaten gelingen nur bei güns-
tigen Wuchsfaktoren, d. h.,
bei ausreichend Bodenfeuchte,
Licht, Platz und Wurzelraum.
Wichtig für den Erfolg der
Einsaat ist die Wiederholung
über zumindest drei Jahre.
Erst die jährlich wiederhol-
te Einsaatfrequenz mit fünf
bis acht kg/ha verspricht den
richtigen Futterschub (Buch-
graber, Wintertagung 2012)
mit markanter Ertragsverbes-
serung und mit einer wirklich
sichtbar beeindruckenden Be-
standsveränderung in Rich-
tung eingesäter Gräser. Für
bestes Futter gehen beispiels-
weise deutsche Grünlandwirte
schon so weit, dass sie bereits
zu jedem Aufwuchs vor al-
lem das Englische Raygras
einsäen, um es dauerhaft zu
halten. Höhere Saatmengen
bei Knaulgras und Engl. Ray-
gras zeigen einen positiven
Einfluss zur Steigerung dieser
Gräser (Pötsch, 2012). Bei Fut-
terwiesen mit 35 bis 50-pro-
zentiger Lückigkeit werden 15
bis 20 kg/ha Einsaatmischung
empfohlen. Wer das Risiko
einer ungünstigen Folgewit-
terung mindern will, sät nach
meinen Empfehlungen 50 %
der Saatmenge im Frühjahr
und den Rest sofort nach der
Ernte, wenn reichlich offener
Boden vorhanden ist. Das ist
bis zum August möglich. Das
treffendste Schlagwort dass
man sich für erfolgreiche Ein-
saaten einfach merken sollte
ist: geduldige Wiederholung.
Die regelmäßige Einsaat
in geduldiger Wiederholung
kann vor allem das Problem
mit lückigen Narben lösen.
Damit braucht man auch nicht
auf die viel weniger produk-
tiven, rasenbildenden Gräser
Wiesenrispe und Rotschwin-
gel zurückgreifen.
Gute Erträge erfordern eine
angemessene Nährstoffversor-
gung. Prinzipiell ist die Dün-
gung Cross-Compliance-kon-
form gemäß der Richtlinien
für die sachgerechte Düngung
(SGD 2006) vorzunehmen. Die
beste Nährstoffausnutzung
von Wirtschaftsdüngern wird
dann erzielt, wenn ein Drit-
tel der Gesamt-N-Menge als
mineralische Stickstoffergän-
zung gegeben wird. Dieses
Phänomen wird als „Priming-
Effekt“ bezeichnet und besagt,
dass erst die Anwesenheit von
Mineraldünger-N eine über-
proportionale N-Freisetzung
aus dem Wirtschaftsdünger
bewirkt. Durch die bessere
Stickstoffverwertung braucht
der Pflanzenbestand somit et-
was weniger intensiv gedüngt
werden.
Dipl.-Ing. Johann Humer,
LK NÖ, St. Pölten
Die Futterwiese muss mit der
Milchleistung Schritt halten
Grünland intensivieren – Wiesenfutter mit hoher Energiedichte bei guten Erträgen bedarf einer
gezielten Arten- und Sortenwahl. Praktische Tipps dazu gibt Grünlandprofi Johann Humer.
Ein intensiv geführter Futterbestand unterdrückt Unkräuter und
minimiert den Nitrataustrag. FOTO: Humer
Einsaatmischungen nach Humer, LK NÖ, 2014. Obige Arten sind als Einzelkomponenten oder als
Mischung auf Bestellung erhältlich. Grafik: Humer
Ertragsmischungen für verschiedene Intensitäten
Futterart
Zielanteil
(Flächen-%)
Entscheidende Futtereigenschaften
Knaulgras ca. 40 %
Extremer Horstgrastyp, daher starke
Neigung zur Lückigkeit; trockenresis-
tent; extrem lange u. breite Blätter; ein
Gras für alle produktiven Lagen bis ca.
1000 m Seehöhe
Englisches
Raygras
ca. 30 %
Hochqualitatives Spitzengras; Horst-
grastyp bei Schnittnutzung mit limi-
tierter Ausdauer, muss bei Mähwiesen
daher regelmäßig eingesät werden; als
reines Weidegras langfristig dauerhaft
Goldhafer unter 20 %
Bestwüchsiges, feines und recht
dauerhaftes Gras in Berglagen und
rauen Lagen; unter 20 % Anteil kein
Calzinose-Risiko
Glatthafer 10 bis 20 %
Hochwertiges Halmgras, Horstgrastyp;
neuerdings sogar in 4-Schnittweisen bei
Ansaat zunehmend auftretend. Best-
wüchsig in warmen, hängigen Südlagen
der Berggebiete, auch rauen Lagen
Weißklee 5 bis 10 %
Sehr guter Bodenbedecker und Eiweiß-
lieferant; natürliche Kampfpflanze
gegen Gemeine Rispe; verdrängt bei
starker Ausbreitung über 20 % auch
die wertvollen Futtergräser
Rotklee 5 bis 10 %
Ertragreichste und hoch qualitative
gut erntbare Mähleguminose für alle
Bodentypen, als Tiefwurzler relativ
trockenresistent. Ausdauer limitiert
auf zwei bis drei Jahre, zu hohe Anteile
( 20 %) können zu Kleekrebs führen
Die besten gräser und Kleearten
Ertragslage mittel hoch
Dauerwiesen und WechselwieseN (kg N/ha)
3 Schnitte kleereich 100 120
3 Schnitte gräserbetont 120 150
4 Schnitte kleereich 120 150
4 Schnitte gräserbetont 160 200
5 Schnitte gräserbetont 200 210
6 Schnitte gräserbetont – 210
Mähweiden/Weiden (kg N/ha)
1 Schnitt+1bis2xWeide 90 –
2 Schnitte + 1 Weidegang 110 140
2 Schnitte+ ≥2 Weidegänge 120 170
Ganztagsweide (12 Std.) 100 150
Kurztagsweide (12 Std.) 110 150
Feldfutter (kg N/ha)
Kleebetont (Klee40 Flächen%) 40 40
Gräserbetont 180 210
Gräserreinbestände 200 210
Für gutes Futter und beste Erträge sind diese in der Tabelle sachgerechten N-
Mengen aus Wirtschafts- und Mineraldünger notwendig. Auch die empfohle-
nen Phosphor, Kali- und Kalkdüngemengen sind dazu erforderlich (SGD 2006).
N-Bedarf von Futterwiesen
BauernZeitung – Nr. 15 – 10. April 2014 07P r o d u kt i o n + M a rkt
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