1992 HUMER: Frühes Ackerfutter durch Frühjahresanbau
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1992 HUMER:
Frühes Ackerfutter durch Frühjahresanbau
Fachbeitrag für den "Bauernbündler", Erstpublikation: 1992mrz05
Autor: DI Johann HUMER
Bei Futterknappheit kommen schnellwüchsige Ackerfuttermischungen in Form von einjährigem Kleegras oder
Feldgras am besten in Frage. Diese Ackerfutter- arten eignen sich speziell zur Deckung des Futterbedarfs bei
einjähriger Nutzung. Grasbetonte Bestände verwerten auch die Wirtschaftsdünger sehr gut. Die Anlage erfolgt
mit oder meistens ohne Deckfrucht. Die Bestände sind aber grundsätzlich nur einjährig nutzbar.
In NÖ. können diese Ackerfuttermischungen als Niederösterreichische Qualitätsmischungen erworben werden.
Dabei dürfen nur mehrjährig, erfolgreich geprüfte Sorten verwendet werden.
Alexandriner-Kleegras
Es ist vor allem geeignet für Gunstlagen mit mittleren bis schweren Böden und ist etwas wärme- und
wasserbedürftig. Ein früherer Schnitt kurz vor der Kleeblüte ist angebracht. Der Anbau sollte ab Mitte April
erfolgen, denn es verträgt nur sehr mäßig Spätfröste. Bei sicherer frostfreier Witterung kann es früher
angebaut werden, wenn es die Feldbestellung zuläßt.
Perserkleegras
Diese Mischung verträgt etwas kühlere Lagen und besitzt geringere Feuchtigkeitsansprüche und keine
besonderen Bodenansprüche. Der Schnitt soll nach Blühbeginn, also etwas später als beim Alexandrinerklee
erfolgen. Die Hauptanbauzeit ist April und es verträgt Nachtfröste bis -3 °C. Beide Kleegrasarten sind auch zum
Zwischenfruchtbau (Ende Juli - Anfang August) geeignet. Bei nur geringer Frostgefahr kann es ebenfalls
angebaut werden, wenn es die Feldbestellung zuläßt.
Westerwoldsches Raygras (= Einjähriges Raygras) ein idealer Güllever- werter Es eignet sich als Reinsaat wie
für Mischungen und ist ein einjähriges Gras, das nicht winterhart aber sehr rasch- und massenwüchsig ist,
wenn es ausreichend warm ist und die Niederschläge ausreichend sind. Der Schnitt soll beim Ährenschieben,
spätestens aber vor Blühbeginn erfolgt sein, damit Qualtität geerntet wird. Es hat einen hohen Stickstoffbedarf
(60 - 80 kg Reinstickstoff/ha und Schnitt) und ist deshalb das ideale Gras für Betriebe mit hohem
Wirtschaftsdüngeranfall. Die Nährstoffe und insbesondere der Stickstoff, neben Phosphor und Kali wird durch
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diese Gräser ideal verwertet. Sortenbeispiele: Aubade, Barspectra. Die Sorte Lirasand ist nicht für den
Frühjahrsanbau, sondern für den Zwischen- fruchtbau gut geeignet.
Diese Gräser sollen sobald wie möglich angebaut werden, wenn es die Feldbestellung zuläßt. Als Startdüngung
können 10 - 20 m3 unverdünnte Gülle je ha vor der Aussaat eingesetzt werden. Um den Stickstoff der Gülle so
gut als möglich auszunutzen und um Futterverschmutzungen zu vermeiden, soll die Gülle sofort eingearbeitet
werden und die weiteren Güllegaben möglichst stark verdünnt und sofort nach jedem Schnitt erfolgen. Bei
einer Gabe von 20 m3 unverdünnter Rindergülle/ha werden ca. 68 kg feldfallender Stickstoff bzw. ca. 90 kg
Gesamtsticksoff ausgebracht. Gleichzeitig werden rund 130 kg Reinkali (K2O), 40 kg Phosphat (P2O5) und 120
kg Kalk (auf kohlensaurer Basis berechnet) mitausgebracht. Der Hauptnährstoffbedarf des Westerwoldschen
Raygrases beträgt bei mittlerer Ertragslage: 210 kg N, 100 kg P205 und 200 kg K2O/ha.
Werden besonders ertragreiche Bestände gewünscht, wirkt eine minerali- sche N-Ergänzung von 30 kg N/ha
erfahrungsgemäß stark wachstumsfördernd und verbessert die Güllewirkung. Allerdings sind N-Obergrenzen
(175 bzw. 210 kg N/ha) gemäß dem Wasserrechtsgesetz einzuhalten.
Zur Ausbesserungssaat,
also zur Wiederbegrünung von Lücken in Feldfutterbeständen mit wertvollen Futterpflanzen können
konkurrenzstarke Gräser wie Knaulgras (Bepro, Motterwitzer, Amba, Baraula), Englische Raygräser (Naki,
Cropper, Lidura, Barvestra, Reveille als ausdauernde Arten), Italienische Raygräser (Barmultra, Lipo - einmal
überwinternd) oder Bastardraygras (Pilot, unterschiedlich überwinternd) verwendet werden. Meist ist aber ein
Fruchtwechsel erfolgreicher als Einsaaten, sich Krankheitserreger im Boden aufgebaut haben.
EINSÖMMERIGE KLEEGRASMISCHUNGEN (nicht überwinternd)
Alexandrinerkleegras Perserkleegras
Westerwold.Raygras 12 kg 8 kg
Ital.Raygras 6 kg 10 kg
Alexandriner-Klee 16 kg 0
Perser-Klee 0 16 kg
Aussaatmenge 34 kg/ha 34 kg/ha
Zur Risikominderung kann Alexandriner- und Perserkleegras gemischt werden. Reinsaat von
Westerwold.Raygras: 35 kg/ha; tetraploide Sorten bis 50 kg/ha. Reinsaat von Engl., Ital. und Bastardraygras:
30-40 kg/ha. Ist der Feldfutterbestand nur stellenweise ausgewintert, kann die Aussaat so vor sich gehen: Die
Bestandeslücken sind durch leichte Saateggen oder Striegeln aufzurauhen und die Mischung kann in
Kombination mit der Düngung eingesät werden. Nach- folgend ist die Einsaat einzustriegeln und bei
Trockenheit unbedingt anzu- walzen.
Dipl.Ing. Johann HUMER
Pflanzenbauabteilung, Nö. Landes-Landwirtschaftskammer, 5. März 1992