Internationale Studierende an deutschen Universitäten zwischen Bleibewunsch und realen Chancen - Präsentation von Dr. Cornelia Schu (SVR) am 15. Mai 2017
1. Internationale Studierende an deutschen Universitäten
zwischen Bleibewunsch und realen Chancen
Abschlussveranstaltung zur Initiative Study & Work
Dr. Cornelia Schu | 15. Mai 2017 | Berlin
2. Seite 2
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
3. Seite 3
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
4. Deutschland ist eines der Top 5 Studienzielländer.
1. USA
784.427
2. UK
416.693
4. Frankreich
228.639
3. Australien
249.868
5. Deutschland
196.619
Quelle: Wissenschaft weltoffen 2016 auf Basis von OECD-Statistiken für 2013
5. Seite 5
In Deutschland studieren über 320.000 ausländische
Studierende – Tendenz steigend.
2.377.341 321.569
deutsche Studierende ausländische Studierende
235.858
85.711
Bildungsausländer Bildungsinländer
Quelle: Wissenschaft weltoffen 2016, Statisches Bundesamt für Wintersemester 2014/2015
6. Seite 6
Motivation für ein Studium in Deutschland: Arbeitsmarkt ist
der wichtigste Grund
Quelle: 20. DSW-Sozialerhebung (DZHW 2013)
20%
42%
49%
49%
54%
61%
65%
66%
71%
73%
81%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Studiengang auf Englisch
größeres Studienangebot
keine Studiengebühren
akademische Freiheit
D kennenlernen
D ist ein hochtechnisiertes Land
Sprachkenntnisse verbessern
bessere Studienbedingungen
Ruf deutscher Hochschulen
Spezialkenntnisse erwerben
Bessere Berufschancen
7. Zuwanderungspolitischer Konsens: Internationale Absolventen
halten.
Fachkräftekonzept der Bundesregierung (2011):
„Ausländische Absolventen […] durch einen hindernisfreien Zugang
zum Arbeitsmarkt als Arbeitskräfte zu halten.“
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD (2013):
„Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir dafür sorgen, dass die Zahl
ausländischer Studierender […] auf etwa 350.000 gesteigert wird.“
Forderung von BDA, BDI und HRK (2014):
„Strategie zur Fachkräftesicherung muss […] qualifizierte Zuwanderung
fördern. Internationale Absolventen deutscher Hochschulen sind ideale
Zuwanderer…“
Diskussion über neues Zuwanderungsgesetz (2015):
CDU 2017: „[Ausländische] Studenten holen und halten“
SPD: „Ausländer, die einen deutschen Hochschulabschluss gemacht
haben, dafür gewinnen, dauerhaft hier zu leben und zu arbeiten.“
8. Seite 8
Für internationale Absolventen deutscher Hochschulen
gelten besonders liberale Bleiberegelungen.
Internationale
Hochschulabsolventen
ARBEITSUCHE IN D
max. 18 Monate
Suche direkt im
Anschluss an Studium
Erwerbstätigkeit
während Suche
möglich
nach 2
Jahren
BESCHÄFTIGUNG IN D
keine Vorrangprüfung
Job entspricht
Qualifizierung
Mindestgehalt
nur bei Blue Card
auch für Selbstständige
Das deutsche Aufenthaltsrecht für internationale Absolventen
zählt zu den großzügigsten weltweit.
9. Seite 9
Internationale Studierende sind Idealzuwanderer für den
Arbeitsmarkt, sie …
… sind hervorragend ausgebildet, öfter auch in MINT-Fächern.
… sind mit den Gegebenheiten in Deutschland gut vertraut.
… können oft besser Deutsch sprechen als andere Neuzuwanderer.
Aber:
Wollen sie überhaupt bleiben?
Quellen: SVR-Forschungsbereich 2012, Alichniewicz/Geis 2013
10. Seite 10
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
11. Die Studie „Study & Work“: Wie gelingt der Berufseinstieg
von internationalen Studierenden in Deutschland?
Juli – August
2015
Dezember 2016
– März 2017
18 Monate
5.165 1.321 (25,6 %)
12. Seite 12
7 von 10 internationalen Studierenden wollen nach
Studienende in Deutschland bleiben.
Im Herkunftsland
In einem anderen EU-Staat
In einem anderen Staat außerhalb der EU
In Deutschland
In Deutschland unter 1 Jahr
In Deutschland mindestens 1 Jahr
In Deutschland mindestens 3 Jahre
In Deutschland mindestens 5 Jahre
Quelle: Study & Work 2015; SVR-Forschungsbereich
13. Seite 13
18 Monate später sind aber auch jene Absolventen
überwiegend geblieben, die eigentlich wieder gehen wollten.
Quelle: Study & Work 2015-17; SVR-Forschungsbereich
Davon:
14. Seite 14
Regionale Bleibeabsicht: Internationale Studierende sind
mobil und wollen dorthin, wo es attraktive Jobs gibt.
Quelle: Study & Work 2015; SVR-Forschungsbereich
15. Seite 15
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
16. Seite 16
BAMF-Absolventen-Studie:
30 Prozent der in Deutschland
gebliebenen internationalen
Absolventen sind mehr als ein Jahr
nach Abschluss arbeitsuchend.
arbeitssuchend,
ohne
Beschäftigung
arbeitssuchend,
ohne Vollzeitstelle
arbeitssuchend,
trotz Vollzeitstelle
Außerdem: Bleibewillig,
aber Auswanderung nach
erfolgloser Arbeitssuche
in Deutschland
Internationale Studierende: Verbleib ≠ Berufseinstieg.
SVR-Forschungsbereich 2015; Sonderauswertung BAMF-Absolventenbefragung;
Study & Work 2015-17; SVR-Forschungsbereich
Study & Work 2015-17
bestätigt:
29,5 Prozent Arbeitssuchende
unter den verbliebenen
Absolventen.
17. Für internationale Studierende existieren ernstzunehmende
Hürden beim Berufseinstieg in Deutschland.
• unzureichende Sprachkenntnisse
• mangelnde Kenntnis der Arbeitswelt in Deutschland
• Unkenntnis über Bleibemöglichkeiten, uneinheitliche Verwaltungspraxis
in Ausländerbehörden
• fehlende Netzwerke in Deutschland
• wenig bedarfsgerechte Unterstützung an der Hochschule bzw.
mangelnde Inanspruchnahme
• zurückhaltende Arbeitgeber (v.a. kleinere Unternehmen)
• Studienabbruch
18. Seite 18
Multiple Hürden bei vielen Studierenden.
3,6
16,6
27,3
26,1
15,7
7,8
2,2 0,6 0,1
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
30,0%
Keine
Hürden
1
Hürde
2
Hürden
3
Hürden
4
Hürden
5
Hürden
6
Hürden
7
Hürden
8
Hürden
Erfragte Hürden:
• Deutschsprachgebrauch
• Arbeitserfahrungen in
Deutschland
• Bewerbungskompetenzen
• Bewerbungsrelevante
soziale Netzwerke
• Nutzung der
Beratungsangebote an
der Hochschule
• Diskriminierung bei der
Arbeitssuche
• Studienabbruch erwogen
Quelle: Study & Work 2015; SVR-Forschungsbereich
26,4 %
52,5 %
19. Seite 19
Gründe für Weiterwanderung: Arbeitsplatzoptionen sind sehr
wichtig.
Quelle: Study & Work 2015-17; SVR-Forschungsbereich
16,0
28,2
28,7
30,9
34,6
39,9
42,6
42,6
43,1
46,8
51,1
0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0%
Partner/in gefolgt
Familie wollte Wegzug
In Deutschland unwohl gefühlt
Aufenthaltstitel war nicht mehr gültig
Verpflichtung zur Rückkehr ins Heimatland
Studium/Promotion im Ausland fortsetzen
Gutes Arbeitsangebot im Ausland
Wegzug von Studienbeginn an geplant
berufliche Erfahrungen in anderem Land sammeln
Keinen angemessenen Arbeitsplatz in Deutschland
gefunden
Rückkehr in die Heimat gewünscht
20. Seite 20
Stellensuche in Deutschland scheitert oft an fehlender
Praxiserfahrung und geringen Deutschkenntnissen.
19,2
25,3
32,3
33,3
37,4
44,4
55,6
56,2
79,5
0,0% 50,0% 100,0%
befristeter Aufenthaltstitel
schwierige Vereinbarkeit Familie-Beruf
unpassende Arbeitsbedingungen
Verwaltungsaufwand wegen Staatsangehörigkeit
fehlende Anerkennung durch Ausländerbehörde
keine Wertschätzung ausländische
Berufserfahrung
Mangelnde Deutschkenntnisse
Geringes Stellenangebot
fehlende Berufserfahrung
Quelle: Study & Work 2015-17; SVR-Forschungsbereich
21. Seite 21
Erfolgreiche Bewerbungsstrategien wie Einstieg über Praxis
(Studienjob oder Praktikum) werden zu wenig genutzt.
Quelle: Study & Work 2015-17; SVR-Forschungsbereich
14,3
16,0
23,3
26,5
33,3
35,9
37,5
54,3
54,5
61,5
78,1
6,4
15,8
18,2
48,1
2,4
26,6
25,6
24,2
17,2
6,7
93,3
0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0
Durch freiwilliges Engagement
Vermittlung durch Hochschule
Über die Bundesagentur für Arbeit
Initiativbewerbung
Unternehmensgründung
Über Freunde
Über Fachmessen
Über Praktikum/Abschlussarbeit
Über Studienjob
Vermittlung durch Hochschullehrer
Bewerbung auf Ausschreibung
Bewerbungsstrategie erfolgreiche Strategie
22. Seite 22
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
24. Freiwilliges Engagement und Praktika während des
Studiums lohnen sich!
Ergebnisse:
Langandauernde Praktika befördern Wissen über Arbeitsmarkt und
Aufenthaltsrecht sowie Deutschkenntnisse.
Vielseitig engagierte Studierende sind besser informiert, haben besseren
Problemlösekompetenzen und sind besser vernetzt. Zudem fühlen sie sich
eher zu Deutschland zugehörig und haben mehr Freunde.
Regelmäßig engagierte Studierende sprechen besser Deutsch.
Freiwilliges Engagement als niedrigschwellige und zeitökonomische
Praxiserfahrung zahlt sich für internationale Studierende für ihre Karriere aus.
Aber: Engagement ersetzt keine Praktika (s. Bewerbungskompetenzen) und
natürlich kein Studium. Es kann aber z.B. den Weg zu Praktika ebnen.
25. Seite 25
Agenda
2. Study & Work-Studie: Bleibeabsicht und Verbleib
3. Study & Work-Studie: Hürden zum Berufseinstieg
4. Study & Work-Studie: Freiwilliges Engagement als Chance
5. Handlungsansätze
1. Internationale Studierende: Begehrte Idealzuwanderer
27. Seite 27
Arbeitsmarktintegration von internationalen Studierenden
fängt im Studium an!
Bleibeabsichten
fördern:
Arbeitsmarktfähigkeit
frühzeitig verbessern:
Soziale und kulturelle Bindungen stärken
Berufliche Perspektiven aufzeigen
Deutschkompetenz stärken
Pflichtpraktika und Praxis fördern
Frühzeitige Karriereberatung anbieten