2. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Kurzvorstellung
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Prof. Dr.-Ing. Michael Schaffner
BIOS Dr.-Ing. Schaffner Beratungsgesellschaft mbH
Inhaber
Berater für u.a. Wissensmanagement, Technische Kommunikation, Management von
Innovationsprozessen und Change-Management
FOM Hochschule für Oekonomie und Management gGmbH
Lehrstuhl „Allgemeine BWL - Schwerpunkt Organisation,
Technologie- und Innovationsmanagement“
weitere Funktionen
o Studiengangleiter „Technologie- und Innovationsmanagement“, Standort Berlin
o wissenschaftlicher Studienleiter der FOM Open Business School (OBS), Standort Berlin
o Studienleiter für Kooperation & Wirtschaftskontakte, Standort Berlin
o FOM KompetenzCenter Technologie- und Innovationsmanagement (KCT), kooptierter Wissenschaftler
zuvor u.a.
Geschäftsführer der euroscript-Unternehmen in Deutschland
Professor für Audiovisuelle Medientechnik, HTWK Leipzig
freiberuflicher Unternehmensberater (Gründung der Fa. BIOS im Jahr 1985)
Promotion, Themengebiet „Innovationsmanagement im Medienwesen“
wissenschaftlicher Projektleiter, Institut für angewandte Innovationsforschung IAI e.V.
Studium der Arbeitsökonomie
Studium der Nachrichten-/Automatisierungstechnik
Industriekaufmann
13.11.2018
3. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Leitfrage
3
Was hat dies mit Ökonomie zu tun?
13.11.2018
www.bilderlernen.at (Universität Mozarteum Salzburg) - Abruf: 18.09.2014
menschliches Verhalten steuern,
um ökonomische Effekte zu erzielen
4. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Agenda
413.11.2018
Nudging – die mobilisierende Kraft der Verhaltensökonomie
1 Hinführung zum Thema
2 Homo Oeconomicus ist eine Illusion
3 Salienz ist entscheidungsbestimmend
4 Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
5 Chancen und Gefahren
6. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018 6
1. Hinführung zum Thema
Behavioral Economics
Verhaltensökonomie
junge Teildisziplin der
Wirtschaftswissenschaften
Untersuchungsgegenstand
menschliches Verhalten bei
Entscheidungsprozessen an der
Schnittstelle von Ökonomie und
Psychologie
Hinweise für ein
neues Führungsverständnis
Instrument: Nudging
Nudging (Anstupsen)
Methode, um das Verhalten von
Menschen auf vorhersagbare Weise
zu beeinflussen
ohne dabei auf klassische Instrumente
wie Verbote, Gebote
oder ökonomische Anreize zu setzen
Urheber: Prof. Richard Thaler,
Universität Chicago
(Wirtschaftsnobelpreisträger 2018)
verhaltenssteuernde Maßnahmen,
damit Menschen
bei vollständiger Wahlfreiheit
kluge Entscheidungen treffen
13.11.2018
7. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
1. Hinführung zum Thema
713.11.2018
Menschen brauchen äußere Anstöße,
um Gewohnheiten zu durchbrechen
8. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018 8
1. Hinführung zum Thema
Bekannte Beispiele
13.11.2018
9. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Agenda
913.11.2018
Nudging – die mobilisierende Kraft der Verhaltensökonomie
1 Hinführung zum Thema
2 Homo Oeconomicus ist eine Illusion
3 Salienz ist entscheidungsbestimmend
4 Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
5 Chancen und Gefahren
12. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Verlustaversion
bezeichnet in der Psychologie und Ökonomie die Tendenz,
Verluste höher zu gewichten als Gewinne
z.B. Verlust von 100 € wiegt schwerer, als die Freude über den Gewinn von 100 €
gehört zur Prospect Theory (Neue Erwartungstheorie)
nach Tversky/Kahneman (1979)
der Begriff beschreibt die tendenziell höhere Motivation,
Verluste zu vermeiden als Gewinne zu erzielen
dem steht die persönliche Risikobereitschaft entgegen
Beispiel
ein Mitarbeiter geht mit einer festen Vorstellung
in eine Gehaltsverhandlung von 500 €
die Führungskraft gewährt eine „saftige“
Gehaltserhöhung von 250 € (ca. 10%)
der Mitarbeiter ist dennoch unzufrieden
Beispiel: Verlustaversion
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2. Der Homo Oeconomicus ist eine Illusion
13.11.2018
Jung, S. / Krebs, P. (2016): Die Vertragsverhandlung, Wiesbaden, S. 403
individueller
Referenzpunkt
13. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Agenda
1313.11.2018
Nudging – die mobilisierende Kraft der Verhaltensökonomie
1 Hinführung zum Thema
2 Homo Oeconomicus ist eine Illusion
3 Salienz ist entscheidungsbestimmend
4 Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
5 Chancen und Gefahren
15. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018 15
3. Salienz ist entscheidungsbestimmend
Mechanismen der Salienz
selektive Aufmerksamkeit
Person verfolgt spezifische Ziele oder
Motive
bestimmten Objekten, Informationen,
Ereignissen etc. wird dadurch eine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt
o z.B. ein hungriger Mensch lässt
sich im Supermarkt schneller zum Kauf
verführen
o z.B. eine Führungskraft beobachtet einen
ungeliebten Mitarbeitenden, um Fehler zu
entdecken
o z.B. ein Mitarbeitender sucht
sich nur bestimmte Aufgaben heraus
(„Rosenpicker“ – positiv wie negativ)
reizinduzierte Aufmerksamkeit
Reize sind hinsichtlich bestimmter
Merkmale salient und
ziehen die Aufmerksamkeit auf sich
o z.B. eine blaue Hundehütte inmitten eines
gelben Rapsfeldes
folgende Merkmale erhöhen die Salienz
von Reizen
o Intensität
(z.B. lautes Hupen)
o Neuigkeitsgrad
(z.B. etwas Überraschendes)
o Informationsrelevanz
(z.B. eine Schwellwert-Überschreitung)
o biologische Bedürfnisbefriedigung
(z.B. Feel-Good-Management)
13.11.2018
zwei Mechanismen der Wahrnehmung
18. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Agenda
1813.11.2018
Nudging – die mobilisierende Kraft der Verhaltensökonomie
1 Hinführung zum Thema
2 Homo Oeconomicus ist eine Illusion
3 Salienz ist entscheidungsbestimmend
4 Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
5 Chancen und Gefahren
19. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
4. Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
Wer ist Entscheidungsarchitekt?
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Der Entscheidungsarchitekt
versucht (nach Thaler) durch bewusste Gestaltung und Darstellung von
Wahlmöglichkeiten die Menschen mittels „Anstubsern“
bei ihren Entscheidungen zu unterstützen und
zu einem vernünftigen Verhalten anzuregen,
- und zwar ohne sie dabei in ihrer Entscheidungsfreiheit einzuschränken!
jeder ist Entscheidungsarchitekt, der Entscheidungsverhalten steuern möchte
Führungskräfte gegenüber Mitarbeitende
o z.B. Anstupser „konsequent pünktliches Erscheinen zu einem Team-Meeting“
Mitarbeitende untereinander (laterale Führung)
o z.B. Anstupser „Highscore für Reaktionszeit auf Anfragen“ (z.B. TechDoku Entwicklung)
Mitarbeitende gegenüber ihren Führungskräfte
o z.B. Anstupser „eigene Interpretationen von Teamzielen aufzeigen“ (Anregung top-down Reflektion)
13.11.2018
20. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
4. Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
Nudging in der Entscheidungsarchitektur
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Schwierige Entscheidungen
Thaler empfiehlt Nudging immer dann, wenn Entscheidungen schwierig sind
(aus Sicht des Entscheiders)
schwierige Entscheidungen sind
nicht alle Entscheidungsoptionen und deren Folgen sind im Detail bekannt
der Entscheidungsnutzen liegt zu weit in der Zukunft und kann nicht bewertet werden
(z.B. Warum müssen wie unsere Prozesse optimieren? Wir haben doch immer so gearbeitet!)
komplexe Entscheidungen durch Erfahrungswissen und Training unterstützen
Wie können Entscheidungsprobleme trainiert werden, die nicht Routine sind?
(z.B. spontanes Auftreten, kein bekannter Lösungsraum oder Konsequenzen)
Nudging-Beispiele:
Nudging = „Denken in Szenarien“ (z.B. in Workshops, Gespräche)
„Wie würden Sie entscheiden, wenn …?“
o das kostet Zeit, sensibilisiert aber die Sinne – auch wenn exakt diese Situation
in der Realität niemals eintreten wird
Nudging = „Status Quo Bias“
Nudging = „Poka Yoke“
13.11.2018
22. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Agenda
2213.11.2018
Nudging – die mobilisierende Kraft der Verhaltensökonomie
1 Hinführung zum Thema
2 Homo Oeconomicus ist eine Illusion
3 Salienz ist entscheidungsbestimmend
4 Neues Berufsbild: Der Entscheidungsarchitekt
5 Chancen und Gefahren
23. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
5. Chancen und Gefahren
ökonomische Bewertung
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Entscheidungsarchitekten
arbeiten kreativ und
leisten eine wertvolle Hilfe, Entscheidungen in vernünftige Richtungen zu lenken
Bewertung aus ökonomischer Sicht
Nudging muss sich rechnen
Begründung potentieller Nutzeneffekten z.B. mittels
nicht-monetäre Nutzwertanalyse (NWA)
o z.B. zur Abwägung der Wirkung von
Verboten versus Handlungsleitungen (Nudging) oder
Nutzenkriterien & -werte bestimmen
monetarisierte Kosten-Nutzen-Analyse (KNA)
o Welche Kosten in Euro?
- Investitionen in Nudging (Zeit, Betriebsmittel etc.)
o Welcher Nutzen in Euro?
- z.B. weniger Ressourcenverbrauch
- z.B. weniger Fehler
- z.B. schnellere Prozesse
13.11.2018
25. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
5. Chancen und Gefahren
Nudging einführen
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Diese Gefahren drohen nicht unmittelbar
Aber: Führungskräfte werden mit den Ängsten Ihrer Mitarbeiter konfrontiert
Nudging muss gut eingeführt werden, sonst geht der Schuss nach hinten los!
13.11.2018
29. Prof. Dr. M. Schaffner | Nudging – Verhaltensökonomie | tekom JT 2018
Ihre Meinung ist uns wichtig!
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13.11.2018