Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingefhrt, um bestehende Weiterbildungsangebote
zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu ergnzen sowie
den globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten.
Wesentlich ist hierbei, dass die SAPAG als globales Unternehmen ber Lndergrenzen
und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationen
schnell verteilen muss.
Der vorliegende Beitrag erlutert den Stand des Podcasting bei der SAP AG,
insbesondere im Kontext der Weiterbildung und des Wissenstransfers. Dabei
werden verschiedeneVarianten des Podcasting, die Einfhrung und Produktion
von Podcasts und unterschiedliche Einsatzszenarien betrachtet.
Zudem werden die Ergebnisse der Evaluation von Audiopodcasts und Videopodcasts
vorgestellt. Die Fallstudie schließt mit einer Reflexion derMçglichkeiten
und Risiken von Podcasting imWeiterbildungskontext. Der Artikel ist aus dem Jahr 2008 - daher nicht mehr voll up-to-date.
Lernen bei Bedarf & im Kontext mit Performance Support
Podcasts zum wissenstransfer und lernen jenewein
1. Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen
bei der SAP AG
von Thomas Jenewein (SAP AG)
Podcasting · Audiopodcasts · Videopodcasts · Wissenstransfer · Betrieb-
liche Weiterbildung · 10–20–70-Paradigma · Community · Sales Enable-
ment · Evaluation
Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingeführt, um bestehende Weiter-
bildungsangebote zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu ergänzen so-
wie den globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten.
Wesentlich ist hierbei, dass die SAP AG als globales Unternehmen über Län-
dergrenzen und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationen
schnell verteilen muss.
Der vorliegende Beitrag erläutert den Stand des Podcasting bei der SAP AG,
insbesondere im Kontext der Weiterbildung und des Wissenstransfers. Da-
bei werden verschiedene Varianten des Podcasting, die Einführung und Pro-
duktion von Podcasts und unterschiedliche Einsatzszenarien betrachtet.
Zudem werden die Ergebnisse der Evaluation von Audiopodcasts und Vi-
deopodcasts vorgestellt. Die Fallstudie schließt mit einer Reflexion der Mçg-
lichkeiten und Risiken von Podcasting im Weiterbildungskontext.
1 Hintergrund 2
2 Podcasting in der Weiterbildung bei der SAP AG 2
3 Erstellung von Podcasts 5
4 Integration von Podcasting in eine Community 5
5 Podcasts zum Sales Enablement 7
6 Evaluation von Podcasting 8
7 Resümee 9
Literaturhinweise und Links 10
Schlagworte
Überblick
Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG 8.36
Handbuch E-Learning 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 1
2. 1 Hintergrund
Laut einer Expertenbefragung des MMB Institut für Medien- und Kom-
petenzforschung rechnen 80 % der befragten Personalverantwortlichen mit
einem verstärkten Einsatz von Podcasts im unternehmensbezogenen Bil-
dungskontext in den kommenden drei Jahren (Goertz/Flasdick 2006). Auch
in der Podcastumfrage 2006 zeigte sich, dass Podcasts häufig zur Weiterbil-
dung benutzt werden: Podcasts dienen danach zur Unterhaltung 86 %, zur
Information 82 % und zur Weiterbildung 46 % (Wunschel 2006).
Podcasts sind darüber hinaus auch innerhalb der neuen, technologie- und
webbasierten Medien als zukunftsweisend anzusehen, obwohl der Hype in
den letzten zwei bis drei Jahren etwas abgeklungen ist. Wie viele neue Tech-
nologien befindet sich Podcasting im Unternehmenskontext zurzeit in der
Erprobungs- bzw. noch in der Einführungs- und Wachstumsphase.
2 Podcasting in der Weiterbildung bei der SAP AG
Die Abteilung Knowledge Productization Services (KPS) zeichnet verantwort-
lich für die effektive und innovative Erstellung und Vermittlung von Wissen
in der SAP AG und ist in die Bereiche Produce, Design und Delivery geglie-
dert. SAP-interne und externe Kunden nehmen den Service der Abteilung in
Anspruch. Dazu gehçren Standard-Lernmaßnahmen wie E-Learning oder
Klassenzimmer-Trainings zu SAP-Produkten und anderen Themen inklusive
allem Material oder Trainingssystemen. Zudem unterstützt die Abteilung
KPS die Auslieferung, sei es bei der Seminarorganisation oder der elektro-
nischen Publikation und Bereitstellung im Learning Management System.
2006 hat der Bereich beschlossen, Podcasting als neue Methode des Wissens-
transfers zu evaluieren und dann als Standard-Service einzuführen.
Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingeführt, um bestehende Weiterbil-
dungsangebote zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu ergänzen sowie
den globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten. Wesent-
lich ist hierbei, dass die SAP AG als globales Unternehmen über Ländergren-
zen und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationen schnell
verteilen muss. Zum Beispiel müssen neue Produktinformationen zügig in
jede Geschäftstelle gelangen – wo sie einfach durch Vertriebs- und Beratungs-
mitarbeiter konsumiert werden. Hierfür sind elektronische Weiterbildungs-
maßen die Instrumente der Wahl. Am effektivsten geschieht Lernen jedoch,
wenn theoretische und praktische Elemente sowie Maßnahmen unter der
Anleitung Dritter kombiniert werden. In dem konzeptionellen Ansatz, wel-
cher bei der SAPAG in der Weiterbildung verfolgt wird, ist diese Kombination
durch das 10–20-70-Paradigma abgebildet. Dabei sollen bestimmteAnteile
der Weiterbildung auf bestimmten Lernformen basieren (Küffner/Demel
2004).
Die 70 steht für den 70%-Anteil der praxisorientierten On-the-Job-Aktivitä-
ten an der gesamten Weiterbildung. Hierbei werden spezifische Anforderun-
gen und Fähigkeiten modellbasiert erlernt, was teilweise durch Maßnahmen
wie Job Enlargement, Job Enrichment oder Job Rotation durchgeführt wird.
Weitere 20 % der Lernmaßnahmen sind als individuumszentrierte Einheiten
geplant, die sich in Form von Mentoring oder Coaching ausgestalten lassen.
Die restlichen 10 % der Lernmaßnahmen kommen dann den eigentlichen
Organisation
Konzept
8.36 Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG
2 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 Handbuch E-Learning
3. Trainingsmaßnahmen zugute. Dies kçnnen Workshops oder E-Learning-In-
halte sein (Küffner/Demel 2004). Podcasts fallen unter diese 10 % der Lern-
maßnahmen. Hier kçnnen sie vor allem selbstgesteuertes und mobiles Ler-
nen unterstützen, das durch die klassischen Angebote kaum oder gar nicht
berücksichtigt wird. Werden Podcasts jedoch arbeitsbegleitend erstellt oder
konsumiert, kçnnen sie auch dem 70%-Anteil zugeordnet werden.
Mit der Implementierung von Podcasts in der betrieblichen Weiterbildung
werden folgende Ziele verfolgt:
n Die Mitarbeiter sollen die präsentierten Inhalte lernwirksam aufnehmen.
n Die unternehmensinterne Lernkultur soll dadurch weiterentwickelt wer-
den. Die Mitarbeiter sind angehalten, ihr Lernen selbstverantwortlich zu
organisieren (Küffner/Demel 2004). Die Intention ist, die Mitarbeiter
durch den Einsatz von Podcasts dazu zu motivieren, diese Verantwortung
wahrzunehmen und damit selbstgesteuertes Lernen zu fçrdern.
n Aus çkonomischer Perspektive ist die Kosteneinsparung und Produktivi-
tätssteigerung ein wichtiges Ziel, das bei Podcasts durch eine schnelle glo-
bale Verbreitung aktueller Informationen, das Lernen in Randzeiten sowie
durch die einfache und günstige Produktion erreicht wird.
n Um herauszufinden, wie es sich sinnvoll in das bestehende Methoden-
und Toolmix integrieren lässt, sollte das neue Medium evaluiert werden.
Neben der rein auditiven Variante von Podcasts unterscheidet man bei der
SAP sogenannte Enhanced Podcasts und Video Podcasts. Enhanced Podcasts
enthalten Audiodateien, die in einzelne Kapitel gegliedert sind und denen
Bilder oder Weblinks zugeordnet werden kçnnen. Ein Vorteil dieser Variante
ist, dass visuelle Komponenten die auditive Rezeption unterstützen und
Sprungmarken die Navigation innerhalb einer Episode erleichtern.
Video Podcasts oder auch Vodcasts beinhalten Episoden mit integriertem
Filmmaterial. Der Terminus Vodcast leitet sich von »Video-on-demand« ab
und steht für die Idee, Videofilme bei Bedarf/Nachfrage aus dem Internet
herunterzuladen. Zur Nutzung von Video Podcasts bençtigt man ein Endge-
rät mit Display, weshalb sie als ein eigenes Medium betrachtet werden kçn-
nen. Die Vodcastvariante ist oft ein zusätzliches Endprodukt von Videos, die
zu Weiterbildungszwecken erstellt werden.
Audio- und multimediale Formate sind besonders dafür geeignet, einen
leichten und schnellen Einstieg in komplexe Themen zu ermçglichen. Sie
sind sehr nützlich bei der Vermittlung von konzeptionellem und überblicks-
artigem Wissen. Durch die Kombination von Konzeptanimationen und De-
monstrationen von Software – bei SAP oft Gegenstand des Wissenstransfers –
kçnnen mit Vodcasts auch komplexere Inhalte dargestellt werden.
Die Einführung von Podcasting bei SAP wurde in die Bereiche Service, Tech-
nologie und Content untergliedert. Contents wurden auf Pilotbasis in den
unterschiedlichen Varianten erstellt (Audio/Enhanced/Video). Die Erstel-
lung, Verteilung und Nutzung wurde durch Diplomarbeiten evaluiert, um
die kontinuierliche Verbesserung zu gewährleisten. Im Technologiebereich
wurde als Basis zur Verteilung und Nutzung ein Podcast Directory erstellt
(siehe Abbildung 1 und 2). Hierzu wurde eine Wordpress-Installation erwei-
tert, dem internen Design angepasst und in das Unternehmensportal der
Ziele
Varianten von
Podcasting
Einführung von
Podcasting
Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG 8.36
Handbuch E-Learning 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 3
4. SAPAG integriert. Mit den Erweiterungen ähnelt das Podcast Directory heute
eher einem YouTube-Portal.
Abb. 1: Startseite des SAP-internen Podcast Directory
In der Zwischenzeit wurde ein solches Directory speziell für die Mittelstands-
Community auf Basis von SAP Netweaver und mit zusätzlichen Features er-
stellt. Als Service wurde ein standardisierter Design- und Produktionsservice
entwickelt. Dieser wird im Folgenden beschrieben.
Abb. 2: Detailansicht des SAP-internen Podcast Directory
8.36 Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG
4 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 Handbuch E-Learning
5. 3 Erstellung von Podcasts
Das jeweilige Ziel sowie die Faktoren Zeit, Qualität und Kosten entscheiden,
welches Podcast-Format gewählt wird. Mitarbeiter haben die Mçglichkeit,
Podcasts über ein Template zu bestellen: man wählt Format und Variante.
Audiopodcasts gibt es in Form von Experteninterviews (schnell erstellbar,
einfach wiederholbar) oder als gescriptetes Rollenspiel, welches einer Radio-
produktion ähnelt. Der Großteil der Podcasts wird inhouse erstellt, etwa mit
eigenen Sprechern oder mit Experten. Agenturen kommen dann zum Ein-
satz, wenn die Qualität hochprofessionell sein muss.
Nach der Bestellung erhält der interne Kunde relevante Templates – z. B. für
ein Skript. Auch kann bei Bedarf ein kurzes telefonisches Beratungsgespräch
zum Format geführt werden. Das ausgefüllte Skript bildet dann den zu pro-
duzierenden Inhalt ab. Es erfasst alle relevanten Informationen zu Intro,
Hauptteil und Outtro. Liegen diese Informationen vor, so wird je nach ge-
wähltem Format ein Termin zur Podcast-Erstellung vereinbart.
Bei Audiopodcasts erfolgt die Produktion über das Telefon. Aufgenommen
wird im professionellen KPS-Videostudio, das in Walldorf sowie in Philadel-
phia einen Standort hat. Je nach Kundenwunsch interviewt ein KPS-Sprecher
einen Experten gemäß den im Skript genannten Fragen und spricht ein In-
tro/Outtro; oder es wird nur die Stimme aufgezeichnet, wenn ein Inhalt voll
gescriptet ist. Danach wird die Audiodatei postproduziert und damit opti-
miert. Es werden z. B. Stçrgeräusche oder Fehlversuche gelçscht und bei Be-
darf wird noch etwas Musik eingemischt. Abschließend wird die fertige Datei
im Podcast-Verzeichnis (SAP Podcast Directory) inklusive Metainformatio-
nen wie Tags und Beschreibung verçffentlicht (siehe Abb. 1 und 2). Der ge-
samte Zeitaufwand – von der anfänglichen Beratung und Terminierung bis
hin zur Produktion, Postproduktion und Verçffentlichung eines einfachen
Audiopodcasts – bewegt sich zwischen zwei und vier Stunden.
Die Produktion von Enhanced Podcasts und Videopodcasts ist vom Prozess
her ähnlich – nur natürlich etwas aufwendiger. Dafür kçnnen aber auch kom-
plexere Informationen dargestellt werden, z. B. durch Visualisierung an
einem Whiteboard oder Flipchart. Aufwendigere Formate wie Bluescreen bil-
den den oberen Qualitätsgrad ab – jedoch wird auch hier bewusst auf High-
End-Fernsehproduktionen verzichtet, damit die Kosten im Rahmen bleiben.
4 Integration von Podcasting in eine Community
SAP Business ByDesign ist die neue Mittelstandslçsung von SAP. Deren Com-
munity bildet einen zentralen Bestandteil des Support- und Wissenstransfer-
konzeptes. Denn in der Community teilen die Experten der SAP, die Partner
und die Kunden ihr Prozess- und Anwendungswissen miteinander in Foren,
Wikis, Blogs und multimedialen Formaten (Haffner/Jenewein/Schulze 2009).
Mit dem sogenannten Media Center als zentraler Anlaufstelle für den multi-
medialen Informations- und Wissenstransfer verfolgt die SAP Business ByDe-
sign Community neue Ansätze, um die Qualität der Zusammenarbeit deut-
lich zu verbessern. Die klassischen Kollaborationswerkzeuge wie Foren, Blogs
und Wikis sollen durch die multimedialen Inhalte gezielt ergänzt werden,
wobei insbesondere das Podcasting als mobiler Wissenstransferkanal fun-
giert (Haimerl/Schwind 2008;Ormond 2008).
Bestellung
Input
Produktion
Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG 8.36
Handbuch E-Learning 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 5
6. Im Media Center sind alle Inhalte in Haupt- und Einzelkategorien gegliedert.
Dies soll den Benutzern die Orientierung und Navigation erleichtern. Es kçn-
nen aber auch alle Inhalte nach Schlüsselbegriffen strukturiert und zusam-
mengefasst werden, um eine thematisch orientierte Navigation zu unterstüt-
zen. Das Media Center stellt Video- und Audioinhalte zur Verfügung. Alle
Inhalte kçnnen von den Benutzern über unterschiedliche Kanäle bezogen
werden (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Channel-basiertes Modell des Media Center in der SAP Business ByDesign
Community
Damit Benutzer des Media Center mçglichst individuell entscheiden kçn-
nen, in welcher Arbeitssituation sie die Inhalte nutzen mçchten, stehen der-
zeit ein Online-Kanal und ein RSS-Kanal sowie Download-Mçglichkeiten für
iPods und Blackberries zur Verfügung. Über den Online-Kanal kçnnen alle
Inhalte direkt im Media Center angesehen oder angehçrt werden; darüber
hinaus sind Zusatzinformationen als Text, Links oder Dokument-Download
verfügbar. Über den RSS-Feed kçnnen die Benutzer Haupt- und Einzelkate-
gorien, aber auch Schlüsselbegriffe, sogenannte »Tags« abonnieren, um auto-
matisch und kontinuierlich zu allen relevanten Themen in ihrem gewählten
Interessensbereich informiert zu werden. Wenn die Inhalte überwiegend in
mobilen Szenarien wie z. B. auf Dienstreisen genutzt werden, dann kçnnen
einzelne Inhalte auch für die optimierte Wiedergabe auf iPods oder Blackber-
ries geladen werden.
Media Center
Channels
8.36 Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG
6 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 Handbuch E-Learning
7. Beispiel: Experts@Work
Durch Videoformate, die einem Interview-Ansatz folgen, kann der Wissens-
transfer unmittelbar über die Experten selbst laufen sowie durch Animatio-
nen und Systemdemonstrationen unterstützt werden. Dieser Ansatz wird
zum Beispiel in der Serie »Experts@Work« verfolgt. Hier stellen die SAP Bu-
siness ByDesign Experten selbst ihren jeweiligen Themenbereich vor. Auf
diese Weise kann mit der Vermittlung des impliziten Wissens gleichzeitig
auch die Person hinter dem Thema vorgestellt werden – der Experte wird
entmystifiziert. Durch ein einfaches Format (Darstellung am Arbeitsplatz,
kein High-End-Format) wird zudem ein hohes Maß an Authentizität er-
zeugt. Diese Authentizität, verbunden mit einem gewissen Edutainment-
Charakter und der Praxisorientierung (vom Arbeitsplatz für den Arbeits-
platz), motiviert die Nutzer, sich die Inhalte anzusehen, und fçrdert den
Wissenstransfer.
Beispiel: ByDesign Tube
Um Prozess- und Anwendungswissen schnell zu vermitteln, eignen sich
kommentierte Systemdemonstrationen sehr gut. Die »ByDesign Tube« ist
eine Kategorie im Media Center, die eine Vielzahl von Systemdemos zu den
aktuellsten Versionen der Lçsung liefert. Auch hier liegt der große Vorteil
für die Nutzer darin, dass sie relevante Themen über RSS abonnieren und
somit immer die aktuellen Entwicklungen verfolgen kçnnen. Zielgruppe
sind derzeit vor allem Vertriebsmitarbeiter und Berater. Mittelfristig soll
auch ein Self-Service implementiert werden, der es allen Nutzern, die Zugriff
haben, ermçglicht, ihre eigenen Systemdemos hochzuladen. In der ByDe-
sign Tube kommen vor allem Community Features wie »highest rating« und
»most download« zur Anwendung.
5 Podcasts zum Sales Enablement
Sales Enablement ist eine Mischform aus Information und Trainings für Ver-
triebsmitarbeiter, die sicherstellen soll, dass diese im und für den Verkaufs-
prozess jeweils optimal informiert und ausgebildet sind, und zwar im Hin-
blick auf Produkte, Prozesse und auch Soft Skills.
Speziell im Wissenstransfer zu neuen Produkten setzt die SAP AG Podcasting
ein. Hier geht es um neue Beratungsprodukte und Referenzgeschichten, die
meist als Interview mit Experten gestaltet werden, z. B. mit Kollegen, die für
bestimmte Produkte verantwortlich sind oder Produkte erfolgreich einge-
führt oder verkauft haben. Der Vorteil von Podcasting liegt dabei darin, dass
es einfach und schnell auch im Fernzugriff konsumiert werden kann.
Die zielgruppengerechte Aufbereitung der Podcasts ist gerade im Vertriebs-
kontext sehr wichtig. Bei SAP haben Podcast zum Sales Enablement deshalb
u. a. die folgenden Charakteristika:
n Sie bieten – ohne zu viele Details – einen Überblick zum jeweiligen Thema
in Form eines Interviews (und mit Folien-Zoom-Ins, falls es sich um Video-
podcasts handelt).
n Gleich zu Beginn eines Podcasts kommt immer die wichtigste Informa-
tion. Es gibt keine längeren Intros oder Exkurse zu Hintergründen.
Vertriebskontext
Anforderungen
Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG 8.36
Handbuch E-Learning 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 7
8. n Es werden kurze und prägnante Formulierungen gewählt, die ohne viele
Abkürzungen oder Buzzwords auskommen, sodass sie z. B. auch für
Freunde außerhalb des Unternehmens leicht zu verstehen sind.
n Alle Podcasts müssen Statements von Zielgruppenvertretern enthalten,
damit die Glaubwürdigkeit gesteigert wird.
Künftige Bemühungen werden hier noch stärker auf die einfachere Vertei-
lung der Podcasts abzielen. So gibt es derzeit immer noch keinen 1-Click-Weg
vom Podcast auf das Standard Sales PDA/Mobiltelefon, das Blackberry. Auch
soll in Zukunft ein stärkerer Fokus auf Edutainment gelegt werden, um mehr
Aufmerksamkeit zu erzielen und die Lernmotivation der User zu steigern.
6 Evaluation von Podcasting
Eine Begleitstudie zur Evaluation von Videopodcasting bei SAP zielte darauf
ab, die Wirksamkeit der pilotierten Podcastserie im Lernkontext zu überprü-
fen, deren Einflussfaktoren zu identifizieren und End-to-End Solution Ope-
ration Standards zu beschreiben (Schwind 2008). Untersucht bzw. erfragt wur-
den neben der wahrgenommenen Qualität und der Akzeptanz der Lern-
umgebung auch die präferierten Nutzungsmodalitäten. Gegenstand der Be-
fragung waren elf Videopodcast-Episoden im Interview-Format. An der Web
Survey nahmen 82 Kunden, Partner und interne Mitarbeiter der SAP AG teil.
Als Motiv für die Nutzung der Podcasts führten die Befragten überwiegend
die Notwendigkeit für ihre tägliche Arbeit sowie inhaltliches Interesse an;
reines Interesse am Medium war hingegen nur bei jedem Fünften ein zusätz-
licher Beweggrund. Diese Angaben belegen die Entwicklung von Podcasting
vom Trendmedium hin zum etablierten Wissenstransfermedium.
Laut Umfrage wurden die Podcasts weder orts- noch zeitunabhängig einge-
setzt, also nicht mobil, und wurden somit nicht zur Individualisierung des
Lernens genutzt. Demzufolge verläuft die Wissensaufnahme überwiegend
nicht mobil, eine Tatsache, die sich potenziell auch durch das Fehlen video-
kompatibler Endgeräte bei der Zielgruppe erklärt. Die Akzeptanz des audio-
visuellen Präsentationskanals in diesem speziellen Nutzungsszenario ist
demgegenüber relativ hoch ausgeprägt: 80 % der Teilnehmer gaben den Dop-
pelkanal als den von ihnen in dieser speziellen Wissenstransfersituation prä-
ferierten an. Die Zielgruppe bestätigte im Weiteren auch die hohe Relevanz
des vermittelten Wissens sowie die einfache Handhabung des technischen
Mediums. Insgesamt bewerteten die Nutzer das podcastgestützte Wissens-
transferangebot als zufriedenstellend, obwohl sie speziell beim Punkt Effek-
tivität noch Optimierungspotenzial sehen. Nach Analyse der offenen Kom-
mentare der Befragten lässt sich dieser Punkt mit dem Bedarf spezifizieren,
den stellenweise dichten Informationsgehalt der Folien aufzulockern.
Die Evaluation von Audiopodcasts bei SAP (Theis 2007) brachte folgende Er-
gebnisse:
n Der Besitz eines mobilen Endgeräts als Kennzeichen der Affinität zu den
neuen Medien des Web 2.0 wirkt sich positiv auf die wahrgenommene
Benutzerfreundlichkeit des Lernens mit Podcasts aus.
n In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass viele Mitarbeiter den Vorteil,
dass Podcasts orts- und situationsunabhängig eingesetzt werden kçnnen,
noch nicht nutzen.
Videopodcasts
Ergebnisse
Audiopodcasts
8.36 Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG
8 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 Handbuch E-Learning
9. n Nachgewiesen wurde, dass die Mitarbeiter, die Podcasts bereits nutzen, ein
grçßeres Interesse an weiteren Episoden entwickeln als Nichtnutzer.
n Aus den empirischen Analysen konnten Handlungsempfehlungen für die
SAP AG abgeleitet werden, um den Einsatz von Podcasts zu optimieren.
Hier seien zum Beispiel die Bereitstellung von How-to-podcast-Animatio-
nen, die bessere Vermarktung von Podcasting während der Einführung
sowie die Verbesserung der Befähigung der Podcast-Ersteller genannt.
n Insgesamt ähneln die Zufriedenheitswerte (Akzeptanz, Nutzen für die Pra-
xis etc.) im Durchschnitt sehr denen der Evaluation von traditionelleren
Lernformen wie E-Learning oder Klassenraum-Training.
7 Resümee
Der Einsatz von Multimedia in der betrieblichen Weiterbildung entwickelte
sich in den letzten Jahren rasant. Das Lernen in Form von E-Learning gehçrt
zum Alltag vieler Unternehmen, wenn auch nicht in dem großen Umfang,
wie während des E-Learning-Hypes vermutet wurde. Podcasts erweitern das
digitale Lernen um die Mçglichkeit des mobilen Lernens und erçffnen neue
Wege, um der Notwendigkeit des selbstgesteuerten und lebenslangen Ler-
nens gerecht zu werden. Speziell als Microcontents fçrdern Podcasts das Ler-
nen »on-demand« während der Arbeit. Die Priorität von Podcasts ergibt sich
dabei aus der Relevanz ihrer Inhalte; d. h. wichtige Inhalte bzw. für grçßere
Zielgruppen relevante Inhalte werden häufiger nachgefragt.
Generell wurde auf die Produktion der Medieninhalte der Industrialisie-
rungsansatz der SAP-KPS-Organisation (Knowledge Productization Services)
angewandt: Die Produktion wurde weitgehend standardisiert und, wo mçg-
lich, automatisiert, um Kosten zu reduzieren sowie die Erstellung zu verein-
fachen. So gleichen sich zum Beispiel alle Experts@Work-Videos grundsätz-
lich im Hinblick auf Kameraeinstellung, Einspieler und Fragen. Dadurch
konnte die Produktionszeit halbiert werden. Audiopodcasts benutzen Stan-
dard Skript Templates und kçnnen einfach per Telefon aufgenommen wer-
den. Sie sind sehr kosteneffizient zu produzieren und eignen sich vor allem
als begleitendes Medium zum Information-Rollout.
Die hohe Akzeptanz der Podcasts durch die Benutzer zeigt insgesamt deut-
lich, dass ein Bedarf für Podcasting besteht und dass es einen Mehrwert dar-
stellt. Das Medium hat sich in den letzten drei Jahren etabliert und steht
inzwischen gleichberechtigt neben anderen Medien. Das Potenzial von Pod-
casting bei SAP wird aber noch nicht voll ausgeschçpft und sollte in Zukunft
besser genutzt werden. Die mobile Nutzung bzw. deren Vereinfachung (Pod-
casting via Blackberry) oder das eigene Erstellen von Podcasts durch die Mit-
arbeiter sind hier Handlungsfelder bei SAP. Ebenso ist geplant, Podcasts von
internen Experten noch mehr kontinuierlich zu erstellen, um so eine Nut-
zung auf Subskriptionsbasis zu ermçglichen und (weitere) eigene Communi-
ties zu gründen. Die Integration mit formellem Lernen – z. B. Podcasts als
weitere Medien im Medienmix innerhalb von Blended-Learning-Ansätzen
– ist ein Punkt, der noch untersucht und weiter erprobt werden muss.
Das Risiko des bei SAP verfolgten dezentralen Ansatzes liegt auf der Hand:
Aufgrund der unabhängigen Erstellung von Microcontents durch verschie-
dene Produzenten ist der Zusammenhang zwischen den einzelnen Wissens-
einheiten nicht mehr zwangsläufig gegeben. Daher erfordert dieses Vor-
gehen starke Eigenverantwortlichkeit vonseiten der Nutzer dabei, diese Mi-
Weiterentwicklung
Herausforderungen
Podcasts zum Wissenstransfer und Lernen bei der SAP AG 8.36
Handbuch E-Learning 30. Erg.-Lfg. Oktober 2009 9
10. crocontents selbst in ihren individuellen Arbeits- und Unternehmenszusam-
menhang zu stellen. Daneben erfordert es aufseiten der Verantwortlichen für
die Podcast-Erstellung in den jeweiligen Geschäftsbereichen ein gewisses pä-
dagogisch-mediendidaktisches Wissen. Der Ansatz, den die SAP AG gewählt
hat, wird den genannten Anforderungen jedoch gerecht und erçffnet damit
die Mçglichkeit, als Early Adopter den Einsatz von Podcasts zur Wissensmul-
tiplikation in globalen Business Communities voranzubringen.
Literaturhinweise
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Wunschel, A: Podcastumfrage, PimpyourBrain, 2006, online:
http://www.pimpyourbrain.de/2007/01/22/ergebnisse-der-zweiten-
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Links
http://www.podcastmaschine.de/wordpress
(Blog des Autors über Unternehmenspodcasting)
http://twitter.com/podcastmaschine
(Microblog des Autors über Unternehmenspodcasting)
http://www.pimpyourbrain.de
(deutsche Website mit vielen Informationen zu Podcasting)
http://www.podcast.de
(deutsches Podcastportal)
http://podtalks.podspot.de/
(Expertengespräche über Corporate Podcasting)
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