Wie mehrsprachige Kinder in der Bildungssprache gefördert werden können:Interkomprehensionsdidaktik in der Grundschule
1. Wie mehrsprachige Kinder in der
Bildungssprache gefördert werden können:
Interkomprehensionsdidaktik
in der Grundschule
Claudia Mewald
2. Promoting Authentic Language Acquisition
in Multilingual Contexts
www.palm-edu.eu
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Framework for Intercomprehension Methodology
FRINCOM
3. Begriffe
• Multilingualismus: Fähigkeit, 2 oder mehr Sprachen
verwenden zu können
• Plurilingualismus: Verwendung von 2 oder mehr
Sprachen in einer Kommunikation
• Intercomprehension: Fähigkeit, aus geschrieben oder
gesprochenen Texten Sinn entnehmen zu können, auch
wenn man sie (noch) nicht erlernt hat
• Translanguaging passiert, wenn wir alle unsere
sprachlichen und außersprachlichen Mittel dazu
verwenden, mit Menschen in Sprachen zu kommunizieren,
die wir (noch) nicht erlernt haben
• Lingua Franca: eine Sprache, die von Menschen
unterschiedlichen Sprachen in der gemeinsamen
Kommunikation verwendet werden
3(c)Claudia Mewald
4. Interkomprehension 1
Es ist eine charakteristische Eigenschaft der Interkomprehension,
dass verbale Fähigkeiten in der Zielsprache nicht gefordert
werden. (übersetzt nach Doyé, 2005, S. 7)
Unterschied zwischen Kompetenz und Performanz:
•Interkomprehensionskompetenz: die Fähigkeit, andere
Sprachen (teilweise) zu verstehen ohne diese erlernt zu
haben
•Interkomprehensionsperformanz(en): Personen, die
innerhalb einer Kommunikation ihre Sprachen verwenden
und jene der anderen verstehen
Interkomprehension kann als Alternative oder
Ergänzung zu einer Lingua Franca betrachtet werden
4(c)Claudia Mewald
5. Interkomprehension 2
Sprachen, die von vielen Teilnehmern in einer kommunikativen
Situation gesprochen werden, können als Brückensprachen
eingesetzt werden:
Wenn alle Teilnehmer/innen in einem mehrsprachigen /
interkulturellen Dialog eine bestimmte Sprache verwenden können,
fördert das ihre Kommunikation enorm.
(übersetzt nach Doyé, 2005, S. 7)
„Gefahren”:
• linguistischer Imperialismus (Phillipson, 1992)
• kultur-freie Verwendung einer Lingua Franca (Basset, 1999)
• unzureichende Kommunikation ohne Tiefe, Klarheit und
Signifikanz (Doyé, 2005)
• potentielle Abwertung der Muttersprache (Piri 2002)
5(c)Claudia Mewald
6. FRINCOM
Interkomprehensionskompetenz
• ist eine Ergänzung zur Verwendung einer Lingua Franca
• Nutzt bereits erworbene Kenntnisse, Fertigkeiten und
Strategien
• Macht Wissen aus vielen verschiedenen Bereichen
nutzbar, um aus neuen Sprachen Sinn entnehmen zu
können
• ist höchst individuell und dynamisch in ihrer Entwicklung
(Cummins 2003; Herdina, P. & Jessner, U. 2000; Jessner, U. 2006; Larsen-Freeman, D.
1997)
6(c)Claudia Mewald
7. FRINCOM
Interkomprehensionskompetenz fördern:
• durch Lerndesigns die bewusste oder unbewusste
Interkomprehension ermöglichen
• durch Schaffung der erforderlichen Lernbedingungen, die
einen multilingualen Erwerbsprozess fördern und die
Entwicklung von Interkomprehensionskompetenz
ermöglichen
• indem wir Interkomprehension als leitendes Prinzip
einsetzen, um unseren Schülerinnen und Schülern dabei zu
helfen
… Strategien zu entwickeln, die sie bei der Bewältigung von
Texten und Äußerungen in jeder neuen Sprache, die sie in
der Zukunft hören oder verwenden werden, nutzbar machen
können. (übersetzt nach Doyé, 2005, S. 20)
7(c)Claudia Mewald
9. Authentizität der Situation
Junge Lerner/innen
• haben ein relativ gutes Verständnis ihrer Familiensprachen
erworben
• können Sinn erfassen / inferenzieren ohne alle Äußerungen
bzw. Textinhalte genau zu verstehen
• können interpretieren und fehlende sprachliche Ressourcen
durch das Mischen oder Adaptieren von Sprachen, die sie
bereits verstehen können, kompensieren
• plurilinguale Umgebung – in den meisten Familien sprechen die
Mitglieder unterschiedliche Variationen oder Varianten der
Sprache
• positive, entspannte und unbelastete Einstellung neuen
Sprachen gegenüber – zeitlich naher Spracherwerbsprozess
ohne formellen Unterricht
9(c)Claudia Mewald
10. Authentizität - Input und Aufgaben
•die Authentizität der Texte (geschrieben oder
gesprochen), die als Input verwendet werden
•die Authentizität der konkreten sozialen Lernsituation
•die Authentizität der Aufgaben
Adaptiert nach Breen (1985, S. 68)
10(c)Claudia Mewald
15. Strategien 1
1 Verstehen von Wörtern und Phrasen in Texten
(Lesen/Hören)
2 Schnelles Lesen (Skimmen oder Scannen) oder selektives
Zuhören um die Hauptidee zu verstehen (globales
Verständnis)
Beispiele: Erkennen von
a) möglichen/vorgeschlagenen Titeln,
b) Themen,
c) Textsorten
d) sozialen Funktionen (wenn sie einfach zu erkennen
sind)
3 Schnelles Lesen (Skimmen oder Skannen) oder selektives
Zuhören um konkrete Informationen zu verstehen, die explizit
und leicht zu identifizieren sind.
15(c)Claudia Mewald
16. Strategien 2
4 Genaues Lesen und Zuhören um detaillierte
Informationen im Zusammenhang verstehen
und wichtige Informationen von
unterstützenden Details zu unterscheiden.
5 Genaues Lesen und Zuhören um Informationen zu
verstehen, die nicht direkt erwähnt werden;
inferenzieren, z.B. Zwischen den Zeilen lesen oder
vorhersagen was passieren wird.
6 Genaues Lesen und Zuhören um Texte zu verstehen,
und darauf zu reagieren, z.B. darüber reflektieren,
kreativ oder kritisch zu reagieren.
16(c)Claudia Mewald
18. Sprachbewusstsein
•Lerner/innen auf ihre Kompetenzen aufmerksam machen
•Was sie mit ihren Sprachen machen können ist motivierend
•Lerner/innen ermutigen, alle sprachlichen Mittel, die ihnen
zur Verfügung stehen, beim Erschließen von Texten nutzbar
machen
•Ähnlichkeiten innerhalb von “Sprachfamilien” (romanische,
germanische, slawische Sprachen) nutzen
•Lehrkräfte sollen tanslinguistische Methoden nutzen
(EuroComRom, IGLO, Intercomprehension in Slavonic
Languages – Seven Sieves by McCann, Klein & Stegmann
2000)
18(c)Claudia Mewald
19. Unterstützung / Hilfe
Auf sorgfältiger Diagnose der Bereitschaft und Disposition
der Lerner/innen aufbauend, selektive Auswahl der
unterstützenden Aktivitäten:
- Wortschatz (Synonyme, internationale Wörter,
Erklärungen…)
- zusätzlicher Input in Erstsprache(n) oder in
zusätzlichen Kanälen (geschrieben, gesprochen)
- bekannte Konzepte, Lebens- und Weltwissen
nutzen
- zusätzliche Unterstützung anbieten: Bilder,
Glossare, Randtext, Wörterbücher,
Internetquellen…
- Formatierung, Zeilenabstände, Schriftgröße;
Tempo, Betonung, Umgebungslärm
- Hilfe durch Peers 19(c)Claudia Mewald
21. Autonomie / Selbstständigkeit
•Maßnahmen der Lehrkräfte sollten Assistenzcharakter
haben und nie Interventionen darstellen
•Intercomprehension ist ein individueller,
selbstbestimmter, autonomer Prozess
•Lerner/innen machen den ersten Schritt, Lehrkräfte
unterstützen nach Bedarfsanalyse
•Ausmaß der Autonomie und Selbstständigkeit hängt
vom Alter und der Bereitschaft ab
•Förderung der Autonomie ist Ziel und Teil der
Interkomprehensionsdidaktik
21(c)Claudia Mewald
22. Sensibilität
•Zwischen Sprachen und Kulturen: interkulturelle
Kommunikation ist respektvoll, tolerant und
kollaborativ
•Ziel sollte transkulturelle Erziehung sein - will ein
verändertes kulturelles Verständnis und gemeinsam
konstruierte Praxis schaffen
•transkulturelles Verstehen schafft geteilte und
partizipatorische Kulturen statt Parallelwelten von zwei
oder mehreren Kulturen
22(c)Claudia Mewald
25. (c)Claudia Mewald 25
Welche Zusammenhänge sollen die Leser/innen erkennen?
Welche Schlüsse sollen die Leser/innen ziehen?
Wie helfen die fett gedruckten Wörter dabei?
26. Intercomprehension Task:
The pilot study (Sabine Wallner)
Setting of the pilot: beach volleyball game; four against four
Mixed teams of teenagers: 1 French, 1 Slovenian, 1 Tunisian,
2 Austrians, 3 Russians.
Authentic situation: Translanguaging observed and recorded.
English was used as a Lingua Franca; scores were counted in
English.
26(c)Claudia Mewald
27. Intercomprehension Task:
English as a Lingua Franca
Single word utterances:
Line Sorry!
Out Super
Double Wow!
Rotate Okay
Great Yes!
No Score?
In please
Ready? Really?
27(c)Claudia Mewald
28. Intercomprehension Task:
English as a Lingua Franca
Multi word utterances:
Scores: Numbers from zero to twenty-one, e.g. four-one;
Thank you Nice try
My turn? Russian block!
Your turn Nice try!
No problem Oh no!
I tried Great job
Out or in? One more
I serve? Set ball
Game over! We win?
My serve? Ten all
28(c)Claudia Mewald
29. Intercomprehension Task 3:
English as a Lingua Franca
Complete sentences:
You serve. It’s your turn?
Is it my turn? What’s the score?
I’ll get it. Wait please!
Are you ready? Was it out?
It touch the line. Try like this.
Are you okay? I’m okay.
I’m fine. We should switch.
Sorry, I was in net. One more time!
Do I serve? That was great!
We repeat it. Sorry, my fault!
29(c)Claudia Mewald
30. Intercomprehension Task:
Translanguaging
English French German Russian
Hi!
Hello!
Salut!
Allô!
Hallo! Алло́ (allo) !
Приве́т (brivijet)!
Me! Moi! Ich! MЬI (moi) !
Out! Out! /Dehors!) Out! /Aus! ÁyT (out) !
Super! Great!
Okay!
Super!
D'accord!
Super!
Okay!
Cу́пер (supjur)!
Хорошо (charasho)!
line ligne Linie Ли́ния (linia)
score score Spielstand/ Score cчёт (shjot)
No problem! Pas de problème! Kein Problem! Нет пробле́м (njiet problem) !
Не пробле́ма (nea problema) !
Come on!
Another time!
Allez!
Encore!
Komm!
Weiter!
Дава́й дава́й (dawai dawai) !
Sorry! Désolé(e)! Tut mir leid! Прости́те (brastidje) !
Thank you! Merci! Danke(schön)! Спаси́бо (sbasiba)! 30(c)Claudia Mewald
32. Literatur
Basset, S. (1999). What Exactly is the Everyday? Journal of the Study of British Cultures,
2/99, 185-194.
Breen, M. P. (1985). Authenticity in the Language Classroom. Applied Linguistics,, 6(1),
60-70.
Cummins, J. (2003). BICS and CALP: Origins and rationale for the distinction. In C. B.
Paulston, & G. R. Tucker, Sociolinguistics: The essential readings (pp. 322-328). London:
Blackwell.
COM. (2008). Multilingualism: an asset for Europe and a shared commitment. Retrieved
from EUR-Lex: http://eur-lex.europa.eu/legal-
content/EN/TXT/?uri=CELEX:52008DC0566
Doyé, P. (2005). Intercomprehension. Guide for the development of language education
policies in Europe: from linguistic diversity to plurilingual education. Reference study.
Retrieved from Council of Europe, Language Policy Division:
https://www.coe.int/t/dg4/linguistic/Source/Doye%20EN.pdf
Herdina, P. & Jessner, U. (2000). A Dynamic Model of Multilingualism: Changing the
Psycholinguistic Prespective. Clevedon: Multilingual Matters.
32(c)Claudia Mewald
33. Literatur
Jessner, U. (2006). Linguistic Awareness in Multilinguals. English as a Third Language.
Edinburgh: Edinburgh University Press.
Larsen-Freeman, D. (1997). Chaos/Complexity Science on Second Language Acquisition.
Applied Linguistics, 18(2), pp. 141-165.
Mewald, C. (2013) Genial! Geschichte integrativ. Urgeschichte. Wien:bvl.
Marton, F. (2015). Necessary Conditions of Learning. New York: Routledge.
Montola, M (2007). Tangible Pleasures of Pervasive Role-Playing. In Baba,
Akira. Proceedings of DiGRA 2007 Situated Play conference. The University of Tokyo.
pp. 178–185. Phillipson, R. (1992). Linguistic Imperialism. Oxford: Oxford University
Press. Available at: http://www.digra.org/wp-content/uploads/digital-
library/07312.38125.pdf
Nicholson, S. (2015). Peeking behind the locked door: A survey of escape room
facilities. White Paper available at http://scottnicholson.com/pubs/erfacwhite.pdf
Piri, R. (2002). Teaching and learning less widely-spoken languages in other countries.
Strassbourg: Council of Europe.
33(c)Claudia Mewald
34. (c) Dr. Claudia Mewald 34
Das
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35. (c) Dr. Claudia Mewald 35
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Ich
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36. (c) Dr. Claudia Mewald 36
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Was ist
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Was
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….?
Was ist
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Wer ist
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37. (c) Dr. Claudia Mewald 37
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gut…..
Mein
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Meine
Hobbies
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Mein bester
Freund war
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Ich sprach….
Meine liebste
Jahreszeit
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38. (c) Dr. Claudia Mewald 38
Wenn
ich 20
bin…
Ich werde
gut…..
können.
Mein
Liebings-
essen
wird….
Ich
werde….
Meine
Hobbies
werden
….
Meine
beste
Freundin
wird …
Ich
werde….
sprechen.
Meine
liebste
Jahreszeit
wird …