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'Lesen' im 21. Jahrhundert

       Gabriele Fahrenkrog
            Hamburg
Was ist Lesen ? - 1

In unserer Gesellschaft scheint das Lesen so
selbstverständlich zu sein, dass kaum einer diese
Frage stellt.

a) Lesen als Kulturtechnik, die tiefes Lesen
voraussetzt, um zu Wissen und Erkenntnis zu
gelangen
b) Lesen zur Informationsverarbeitung und zur
schnellen Aufnahme von Informationen
Was ist Lesen ? - 2


Lesen um zu lernen, um Wissen und Erkenntnis
zu erlangen, muss ein tiefes Lesen sein, da
ansonsten wichtige Informationen und Inhalte
nicht vermittelt werden können.

Beim Lesen zur reinen Informationsaufnahme
reicht u.U. ein flüchtiges Überfliegen des Textes,
um wesentliche Informationen zu erhalten.
Was ist Lesen ? - 3
Zum tiefen Lesen gehören häufig Denkpausen,
Annotationen, Unterstreichungen und
Hervorhebungen im Text. Durch diese Tätigkeiten
wird das aufgenommene Wissen vertieft und ggf.
in neue Zusammenhänge gestellt.

Das oberflächliche Lesen kommt ohne diese
Tätigkeiten aus, da meist die aufgenommenen
Informationen nicht dazu gedacht sind, langfristig
behalten oder tiefer verarbeitet zu werden.
Was ist Lesen ? - 4


Lesen ist von der Natur nicht vorgesehen,
sondern von Menschen als Kulturtechnik erfunden
worden.

Damit das Lesen gut erlernt und nicht wieder
verlernt wird, muss es ein Leben lang trainiert
werden.
Was ist Lesen ? - 5

 „Wer liest, missbraucht (…) seinen Wahrnehmungsapparat
für eine nicht artgerechte Tätigkeit.“ (Manfred Spitzer, 2006)

Wenn wir Lesenlernen und damit Hirnschaltkreise
besetzen, könnten wir bestimmte aus der
Evolution ererbte Fähigkeiten dafür verlieren. Es
können andere kognitive Funktionen dadurch
negativ beeinflusst werden.
Was ist Lesen ? - 6
Es steht nicht eine unendliche Anzahl an
Neuronen zur Verfügung, Die vorhandenen
müssen sich durch Lesenlernen und durch Übung
zu Netzwerken organisieren.

Diese Netzwerke sind angreifbar, da sie von Natur
aus darauf ausgerichtet sind, sich für eine Vielzahl
von Anforderungen umorganisieren zu können.

              Und das tun sie auch!
Was ist Lesen ? - 7

          The Medium is the Message!

Einiges spricht dafür, dass sich beim 'Bespielen'
der Neuronen durch die intensive Nutzung
anderer Medien, diese umorganisieren.

Das Gehirn entwickelt sich von einem “lesenden
Gehirn” zu einem “digitalen Gehirn”.
Ein wenig Statistik - 1

Die Zahl der Vielleser (> 50 Bücher im Jahr) liegt 2008
bei 9%.

Die Zahl der Nichtleser nimmt im Zeitraum 2000 – 2008
um 5% auf 25% zu.

Je jünger die Befragten, desto häufiger wird
'häppchenweise' und insgesamt selektiver gelesen.

Mehr als die Hälfte der Deutschen liest wenig (16%),
selten (16%) oder nie (25%) Bücher.

        Lesestudie der Stiftung Lesen (1992 – 2008)
Ein wenig Statistik - 2

7,5 Mio, bzw. kumuliert 14% der erwerbsfähigen
Menschen in Deutschland gelten als Funktionale
Analphabeten (=Lesen auf den unteren
Kompetenzniveaus).

Rund 31% der untersuchten Personen verfügen
über eine mittlere (18,9%) oder eine höhere
(12,3%) Bildung.

           leo-Studie, Uni-Hamburg, 2010
Zusammenfassung - 1

   „Was könnten wir nicht alles, wenn wir nur nicht lesen
             müssten.“ (Ernst Pöppel, 2009)

Das menschliche Gehirn ist nicht für das Lesen
vorgesehen.

Es bedarf einiger Mühe, das Lesen zu erlernen
und eines ausdauernden Trainings, damit eine
höhere Lesekompetenzstufe erreicht werden
kann.
Zusammenfassung - 2

Es wird, insbesondere von Jüngeren, zunehmend
selektiv und fragmentiert gelesen.

Von einem großen Teil der Bevölkerung wird das
Lesen regelrecht vermieden.

Mittlere oder höhere Bildung ist keine Garantie für
eine ausreichende Lesekompetenz.
Ausblick
Es ist zu erwarten, dass für die
Informationsbeschaffung zunehmend Medien
genutzt werden, deren Nutzung einen geringeren
kognitiven Aufwand bedeuten.
             Haben wir das verstanden?

Es sind andere und neue Kompetenzen
erforderlich, damit durch Informationsaufnahme
über neue Medien Wissen generiert werden kann.
             Sind wir darauf eingestellt?
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
               Gabriele Fahrenkrog
         gabriele.fahrenkrog@gmail.com
Literatur

 Dehaene, Stanislas: Lesen – Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren
Köpfen passiert, 2010

Uhl, Matthias: Medien-Gehirn-Evolution; Eine transdisziplinäre Medienanthropologie, 2009

Pöppel, Ernst: Was geschieht beim Lesen? In: ApuZ, 43-43, 2009

Lesen in Deutschland 2008 – Eine Studie der Stiftung Lesen, 2009

leo-Studie: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/

Spitzer, Manfred: Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens, 2006

 Wolf, Maryanne: Das lesende Gehirn: Wie der Mensch zum Lesen kam und was es in unseren
Köpfen bewirkt, 2009

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Gabriele Fahrenkrog: "Lesen" im 21. Jahrhundert

  • 1. 'Lesen' im 21. Jahrhundert Gabriele Fahrenkrog Hamburg
  • 2. Was ist Lesen ? - 1 In unserer Gesellschaft scheint das Lesen so selbstverständlich zu sein, dass kaum einer diese Frage stellt. a) Lesen als Kulturtechnik, die tiefes Lesen voraussetzt, um zu Wissen und Erkenntnis zu gelangen b) Lesen zur Informationsverarbeitung und zur schnellen Aufnahme von Informationen
  • 3. Was ist Lesen ? - 2 Lesen um zu lernen, um Wissen und Erkenntnis zu erlangen, muss ein tiefes Lesen sein, da ansonsten wichtige Informationen und Inhalte nicht vermittelt werden können. Beim Lesen zur reinen Informationsaufnahme reicht u.U. ein flüchtiges Überfliegen des Textes, um wesentliche Informationen zu erhalten.
  • 4. Was ist Lesen ? - 3 Zum tiefen Lesen gehören häufig Denkpausen, Annotationen, Unterstreichungen und Hervorhebungen im Text. Durch diese Tätigkeiten wird das aufgenommene Wissen vertieft und ggf. in neue Zusammenhänge gestellt. Das oberflächliche Lesen kommt ohne diese Tätigkeiten aus, da meist die aufgenommenen Informationen nicht dazu gedacht sind, langfristig behalten oder tiefer verarbeitet zu werden.
  • 5. Was ist Lesen ? - 4 Lesen ist von der Natur nicht vorgesehen, sondern von Menschen als Kulturtechnik erfunden worden. Damit das Lesen gut erlernt und nicht wieder verlernt wird, muss es ein Leben lang trainiert werden.
  • 6. Was ist Lesen ? - 5 „Wer liest, missbraucht (…) seinen Wahrnehmungsapparat für eine nicht artgerechte Tätigkeit.“ (Manfred Spitzer, 2006) Wenn wir Lesenlernen und damit Hirnschaltkreise besetzen, könnten wir bestimmte aus der Evolution ererbte Fähigkeiten dafür verlieren. Es können andere kognitive Funktionen dadurch negativ beeinflusst werden.
  • 7. Was ist Lesen ? - 6 Es steht nicht eine unendliche Anzahl an Neuronen zur Verfügung, Die vorhandenen müssen sich durch Lesenlernen und durch Übung zu Netzwerken organisieren. Diese Netzwerke sind angreifbar, da sie von Natur aus darauf ausgerichtet sind, sich für eine Vielzahl von Anforderungen umorganisieren zu können. Und das tun sie auch!
  • 8. Was ist Lesen ? - 7 The Medium is the Message! Einiges spricht dafür, dass sich beim 'Bespielen' der Neuronen durch die intensive Nutzung anderer Medien, diese umorganisieren. Das Gehirn entwickelt sich von einem “lesenden Gehirn” zu einem “digitalen Gehirn”.
  • 9. Ein wenig Statistik - 1 Die Zahl der Vielleser (> 50 Bücher im Jahr) liegt 2008 bei 9%. Die Zahl der Nichtleser nimmt im Zeitraum 2000 – 2008 um 5% auf 25% zu. Je jünger die Befragten, desto häufiger wird 'häppchenweise' und insgesamt selektiver gelesen. Mehr als die Hälfte der Deutschen liest wenig (16%), selten (16%) oder nie (25%) Bücher. Lesestudie der Stiftung Lesen (1992 – 2008)
  • 10. Ein wenig Statistik - 2 7,5 Mio, bzw. kumuliert 14% der erwerbsfähigen Menschen in Deutschland gelten als Funktionale Analphabeten (=Lesen auf den unteren Kompetenzniveaus). Rund 31% der untersuchten Personen verfügen über eine mittlere (18,9%) oder eine höhere (12,3%) Bildung. leo-Studie, Uni-Hamburg, 2010
  • 11. Zusammenfassung - 1 „Was könnten wir nicht alles, wenn wir nur nicht lesen müssten.“ (Ernst Pöppel, 2009) Das menschliche Gehirn ist nicht für das Lesen vorgesehen. Es bedarf einiger Mühe, das Lesen zu erlernen und eines ausdauernden Trainings, damit eine höhere Lesekompetenzstufe erreicht werden kann.
  • 12. Zusammenfassung - 2 Es wird, insbesondere von Jüngeren, zunehmend selektiv und fragmentiert gelesen. Von einem großen Teil der Bevölkerung wird das Lesen regelrecht vermieden. Mittlere oder höhere Bildung ist keine Garantie für eine ausreichende Lesekompetenz.
  • 13. Ausblick Es ist zu erwarten, dass für die Informationsbeschaffung zunehmend Medien genutzt werden, deren Nutzung einen geringeren kognitiven Aufwand bedeuten. Haben wir das verstanden? Es sind andere und neue Kompetenzen erforderlich, damit durch Informationsaufnahme über neue Medien Wissen generiert werden kann. Sind wir darauf eingestellt?
  • 14. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Gabriele Fahrenkrog gabriele.fahrenkrog@gmail.com
  • 15. Literatur Dehaene, Stanislas: Lesen – Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren Köpfen passiert, 2010 Uhl, Matthias: Medien-Gehirn-Evolution; Eine transdisziplinäre Medienanthropologie, 2009 Pöppel, Ernst: Was geschieht beim Lesen? In: ApuZ, 43-43, 2009 Lesen in Deutschland 2008 – Eine Studie der Stiftung Lesen, 2009 leo-Studie: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/ Spitzer, Manfred: Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens, 2006 Wolf, Maryanne: Das lesende Gehirn: Wie der Mensch zum Lesen kam und was es in unseren Köpfen bewirkt, 2009