Dr. Achim Gmilkowsky: Vertragsgestaltung für Fotografen, Teil 1
Tom Zimmermann: Das Europäische Jahr der Kreativität und Innovation 2009. Geschichte, Hintergründe & Vorschau
1. Finanzierung und Förderung F 2.5
Öffentliche Kulturförderung
Das Europäische Jahr der Kreativität
und Innovation 2009
Geschichte, Hintergründe & Vorschau
Tom Zimmermann
Das Jahr 2009 ist durch die Europäische Kommission zum EUROPÄISCHEN JAHR DER
KREATIVITÄT UND INNOVATION (EJKI) ausgerufen worden. Doch was kann man von einer
solchen Widmung des Jahres an ein bestimmtes Thema erwarten? Welche konkrete Relevanz hat
ein solches Motto-Jahr für Kulturschaffende und Kultureinrichtungen? Welche Initiativen und Pro-
gramme werden angeboten und welche Partizipationsmöglichkeiten bieten sich? Auf den folgenden
Seiten wird vorgestellt, was ein Europäisches Jahr ist, mit welchen neuen und auch bereits beste-
henden Themen es sich beschäftigt, wie die Europäische Union ihre Vorhaben und Ideen einbringt,
fördert und deren finanzielle Unterstützung ermöglicht.
Gliederung Seite
1. Die „Europäischen Jahre“ – Intentionen und Ziele 2
2. Das Europäische Jahr der Kreativität und Innovation 2009 5
2.1 Kreativität und Innovation als Motor des gesellschaftlichen Fortschritts 6
2.2 Die Basis: bestehende EU-Programme 9
2.2.1 Die EU-Initiative „Lebenslanges Lernen“ 9
2.2.2 Die „breit angelegte Innovations-Strategie für die EU“ 11
2.2.3 Die europäische Kulturagenda 12
2.3 Projekte im Jahr 2009 13
2.3.1 Leuchtturm-Projekte der EU 14
2.3.2 Projekte in Deutschland 16
2.3.3 Ausgeschriebene Wettbewerbe 2009 17
3. Ausblick 17
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2. F 2.5 Finanzierung und Förderung
Öffentliche Kulturförderung
1. Die „Europäischen Jahre“ – Intentionen
und Ziele
Am 7. Januar 2009 wurde in Prag die offizielle Eröffnung des „Euro-
päischen Jahres der Kreativität und Innovation“ in Anwesenheit des
EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso und des tschechi-
schen Ministerpräsidenten Mirek Topolánek gefeiert.
Aufmerksamkeit auf ein Seit 1983, dem „Europäischen Jahr für kleine und mittelständische
zentrales Thema lenken Unternehmen und Handwerk“, hat die Europäische Union fast jedes
Jahr ein Motto für eine Kampagne bestimmt, die die öffentliche Auf-
merksamkeit der europäischen Bevölkerung und der Regierungen der
Mitgliedsstaaten für ein Jahr auf ein bestimmtes Thema lenken soll.
Ob, wann und zu welchem Thema ein solches Europäisches Jahr statt-
findet, entscheidet der EU-Ministerrat auf Vorschlag der Europäischen
Kommission. Die Auswahl des Mottos ergibt sich aus aktuellen Anlie-
gen der Mitgliedsstaaten sowie der europäischen Institutionen wie
Kommission und Parlament.
Die Europäischen Jahre sollen eine breite Öffentlichkeit durch ein
Zusammenspiel von Aktionen auf regionaler, nationaler und europäi-
scher Ebene erreichen. Durch die frühzeitige Festlegung des Mottos
(in der Regel drei Jahre im Voraus), bleibt ausreichend Vorlaufzeit, um
den Erfolg der Initiativen und Maßnahmen im jeweiligen Jahr zu ge-
währleisten und zu maximieren.
Rückblick & Themen Die Themensetzung der vergangenen Europäischen Jahre entstammt
vorwiegend der Sozial- und Bildungspolitik, wie ein Blick auf die
Liste der bisherigen Europäischen Jahre zeigt (siehe Tabelle F 2.5-1).
So finden sich dort z. B. das „Jahr der politischen Bildung“ (2005),
das „Jahr des lebenslangen Lernens“ (1996) oder das für 2010 ausge-
rufene „Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“.
Auch rein kulturelle Themen, wie das „Jahr der Musik“ (1985) sind in
der Liste der Europäischen Jahre zu finden, zuletzt das Jahr 2008, das
sich dem „interkulturellen Dialog“ widmete.
Das „Europäische Jahr der Kreativität und Innovation“ 2009 ist eine
Querschnittsinitiative, die neben der Bildungs- und Kulturpolitik auch
die Bereiche Wirtschaft, Medien, Forschung, Regionalpolitik und
ländliche Entwicklung miteinbeziehen soll.
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3. Finanzierung und Förderung F 2.5
Öffentliche Kulturförderung
1983 Europäisches Jahr für KMU und Handwerk
1984 Europäisches Jahr der Europäerinnen und Europäer
1985 Europäisches Musikjahr
1986 Europäisches Jahr der Straßenverkehrssicherheit
1987 Europäisches Umweltjahr
1988 Europäisches Film- und Fernsehjahr
1989 Europäisches Informationsjahr über Krebs
1990 Europäisches Jahr des Tourismus
1992 Europäisches Jahr für Sicherheit, Arbeitshygiene, Gesundheits-
schutz am Arbeitsplatz
1993 Europäisches Jahr der älteren Menschen
1994 Europäisches Jahr der Ernährung
1995 Europäisches Jahr des jungen Kraftfahrers
1996 Europäisches Jahr für lebenslanges Lernen
1997 Europäisches Jahr gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
1998 Europäisches Jahr der lokalen und regionalen Demokratie
1999 Europäisches Jahr zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen
2001 Europäisches Jahr der Sprachen
2003 Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen
2004 Europäisches Jahr der Erziehung durch den Sport
2005 Europäisches Jahr der politischen Bildung
2006 Europäisches Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer
2007 Europäisches Jahr der Chancengleichheit für alle
2008 Europäisches Jahr des interkulturellen Dialogs
2009 Europäisches Jahr der Kreativität und Innovation
2010 Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer
Ausgrenzung
2011 Europäisches Jahr des Ehrenamts (vorgeschlagen vom EU-
Parlament)
Tab. F 2.5-1 Auflistung bisher durchgeführter
Europäischer Jahre seit 1983
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4. F 2.5 Finanzierung und Förderung
Öffentliche Kulturförderung
Präsenzmangel eines Die Mottos der Europäischen Jahre entstehen als eine Reaktion der
Themas ausgleichen Europäischen Kommission auf einen wahrgenommenen Mangel an
öffentlicher Präsenz für ein bestimmtes Thema bzw. einen Themen-
komplex.
Beispiel 2008 Das im Jahr 2008 begangene Jahr des interkulturellen Dialoges etwa
wurde von der Kommission ausgewählt, um die mit der stetigen Ver-
größerung der Europäischen Union immer wichtiger werdende kultu-
relle Vielfalt und Diversifikation der Kulturen innerhalb der EU zu
thematisieren. Neben schnell fortschreitender Globalisierung und ei-
nem sich immer weiter deregulierenden Arbeitsmarkt stellen auch die
wachsende Zahl an Sprachen, Religionen, ethnischen Gruppen und
kulturellen Hintergründen innerhalb der Staatengemeinschaft immer
neue Anforderungen an die Bürger Europas. Aus diesen Gründen wird
der interkulturelle Dialog immer wichtiger, wenn von der Schaffung
„europäischer Identität und Bürgerschaft“ die Rede ist. Um die Ausei-
nandersetzung mit Fragen des interkulturellen Dialogs anzuschieben
und die Multikulturalität Europas als Stärke in den Köpfen ihrer Bür-
ger zu verankern, ernannte der Europäische Rat das Jahr 2008 zum
„Jahr des interkulturellen Dialogs“.
Unterstützung von Ziel war es, sowohl bereits bestehende Initiativen und NGOs in den
Initiativen und NGOs betroffenen Bereichen zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu
liefern und ihre Botschaften einem breiteren Publikum zugänglich zu
machen, als auch europäische Gelder zur Verfügung stellen, um eigene
EU-übergreifende Aktionen zum Thema durchzuführen.
2008: 10 Millionen Euro Die programmatische Ausgestaltung dieses Europäischen Jahres er-
EU-Gelder folgte auf verschiedenen Ebenen. So gab es einige Leuchtturmprojek-
te, die auf transnationaler Ebene von der EU durchgeführt wurden,
eine finanzielle Unterstützung der Initiativen der Mitgliedsstaaten,
welche von den nationalen Koordinatoren organisiert wurden, und
auch einen europaweiten, öffentlichen Projektaufruf, der die Bürger
und zivilgesellschaftlichen Akteure zu eigenem Engagement innerhalb
des Jahresprogramms animieren sollte. Insgesamt verzeichnete die
Europäische Kommission im Jahr 2008 524 Veranstaltungen auf nati-
onaler Ebene und 406 durchgeführte Projekte, die durch die Europäi-
sche Kommission mit insgesamt ca. 10 Millionen Euro finanziert und
bezuschusst wurden.
Was kann man Ein Beispiel über die Wirkung eines Europäischen Jahres zeigt der
erwarten? Blick auf eine Umfrage, die im Anschluss an das Europäische Jahr der
politischen Bildung 2005 unter sämtlichen nationalen Koordinatoren
des Europäischen Jahres durchgeführt wurde.1 Diese Studie dokumen-
tiert, dass das öffentliche Bewusstsein zum gewählten Thema gestei-
gert, die Profilbildung der Europäischen Institutionen gefördert und
das Wissen über die Arbeitsweise der Europäischen Kommission in-
nerhalb der Bevölkerung verbessert wurde. Weiterhin stellen die Auto-
ren fest, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema durch ein Euro-
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