1. Pressemitteilung
Ansgar Wallenhorst
Berlin, 22.02.2010
Gar kein Bach?
SA 27.02.10 | 15.30 Uhr | Konzerthaus Berlin, Großer Saal
Orgel und Improvisation gehören zusammen – nicht zuletzt durch die Anforderungen des kirchen-
musikalischen Dienstes, die vom Organisten immer wieder spontanes Reagieren auf liturgische
Abläufe verlangen. Für die Orgelstunde am Samstagnachmittag wurden drei Solisten mit einer jeweils
ganz eigentümlichen »Handschrift« eingeladen: Martin Stephan, Kirchenmusiker in Westerland (Sylt),
wird aus der spätromantischen Tradition heraus musizieren, der Leipziger Universitätsmusikdirektor
David Timm schlägt eine Brücke zwischen Bach und Jazz-Klängen, und Ansgar Wallenhorst,
Kirchenmusiker in Ratingen, wird von der Faszinationskraft französischer Orgelmusik in der Tradition
seines Lehrers Thierry Escaich künden.
Die drei Organisten interpretieren zunächst jeweils ein notiertes Werk der Orgelliteratur, um dann mit
ihrer Improvisation anzuschließen. Wobei die Werke von Reger, Bach und Escaich nicht als
Vorlagen oder Vorbilder zu verstehen sind, sondern eher als Impulsgeber für die anschließenden,
persönlich gefärbten Einfälle. Martin Stephan beginnt mit Regers Introduktion und Passacaglia f-Moll
op. 63 Nr. 5 und 6. Das Werk entstammt der 1901/02 komponierten Sammlung »Monologe« aus den
fruchtbarsten Jahren im Orgelschaffen Regers.
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2. Nach Martin Stephans Improvisation schließt David Timm mit dem zweifellos bekanntesten und
berühmtesten Orgelwerk Bachs überhaupt an: Toccata und Fuge d-Moll BWV 565. In vieler Beziehung
findet dieses Meisterwerk im reichen und sicher nicht unspektakulären »Output« des Thomaskantors
keine Parallelen, beispielsweise in der Formgestaltung, im Aufbau der Fuge und den Tempo-
bezeichnungen in der Hauptquelle. Das führte die Musikforschung dazu, seine Echtheit anzuzweifeln.
Der größte Bach: gar kein Bach? Der freche Mutwille des überrumpelnden Beginns, die Kühnheit der
Harmoniebildung, die orgiastische Wirkung – all das darf hingebungsvollen Orgelfans wie auch
sporadischen Populärhörern als hinreichender Grund gelten, in diesem Fall »die Kirche im Dorf zu
lassen«, um sich an einem Jahrhundertwerk zu erfreuen.
Ansgar Wallenhorst, der nach seinem Orgel-A-Diplom weiterführende Improvisations- und Orgel-
studien bei Olivier Latry, Jean Guillou und Thierry Escaich betrieb, interpretiert schließlich von Letzt-
genanntem das Récit, ein rund vierminütiges Stück, das 1995 im Album »Livre d’Orgue« veröffentlicht
wurde. Escaich schrieb es anlässlich der Weihe einer neuen Orgel für die Pariser Kirche Saint-
Ferdinand-des-Ternes. Recit kombiniert verschiedene kontrastierende Strukturelemente – melodische
Linien, Ostinati, Akkordwerk, aber auch Cluster – zu einem spannungsvollen Ablauf von Steigerung,
Auf- und Abbau und ist damit gleichzeitig eine Fundgrube für avanciertes und ideenreiches
Improvisieren.
Orgelstunde
Martin Stephan Orgel
David Timm Orgel
Ansgar Wallenhorst Orgel
Improvisationskonzert: Werke von Johann Sebastian Bach, Max Reger, Thierry Escaich und
Improvisationen
Honorarfreie Fotos schicken wir Ihnen gerne auf Anfrage.
Konzerthaus Berlin http://www.konzerthaus.de
Helge Birkelbach
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