5. Commons
• Was ist das Gemeinsame von Saatgut und Software?
• Freie Nutzung muss sich gegen Privatisierung wehren
(Privatisierung: zum Privateigentum machen,“privare“
= berauben)
6. Commons
• Freie Nutzung muss sich gegen Privatisierung wehren
(Privatisierung: zum Privateigentum machen,“privare“
= berauben)
7. Commons
• Was ist das Gegenteil von „privat“ ?
• Gemeinsamkeit !
Alternative: Saatgut... Software: als gemeinsamen
Besitz nutzen und reproduzieren = Commons
9. Commons
Wie funktioniert das für begrenzte begrenzte Anzahl Liegeplätze auf
Ressourcen und Güter? einem Schiff
Regel A: dauerhaftes Reservieren
der Liegestühle Ergebnis:
Gleichnis der Liegestühle Liegestühle werden knapp,
Knatsch und Unzufriedenheit,
Streit, fast alle Gäste sind
schlechter dran
Regel B: wenn ein Liegestuhl frei
ist, darf er genutzt werden
Ergebnis: Das begrenzte Gut
wurde nicht knapp
9
11. Commons bzw. commoning …
• ist eine besondere soziale Form unserer
Beziehungen gegenüber gemeinsam genutzten
und geschaffenen Ressourcen und Gütern (ist
kein Ding, sondern eine Praxis)
Commons betreffen mehr als Subsistenz-Verhältnisse
(u.U. mehr als unmittelbare Face-to-Face-Beziehung,
Arbeitsteilung, Produktivität)
11
12. Commons bzw. commoning …
• ist eine besondere soziale Form unserer
Beziehungen gegenüber gemeinsam genutzten
und geschaffenen Ressourcen und Gütern (ist
kein Ding, sondern eine Praxis)
Commons sind auch keine Öffentlichen Güter,weil sie
nicht an den Staat gebunden sind (sondern über
Community und interne Regeln funktionieren)
12
13. Commons bzw. commoning …
• ist eine besondere soziale Form unserer
Beziehungen gegenüber gemeinsam genutzten
und geschaffenen Ressourcen und Gütern (ist
kein Ding, sondern eine Praxis)
Commons sind keine Waren, sind kein Privateigentum,
beruhen auf Einheit von Menschen (Arbeitskräften)
und ihren Produktionsmitteln
kein Kapitalismus !
13
14. Commons bzw. commoning …
• ist eine besondere soziale Form unserer
Beziehungen gegenüber gemeinsam genutzten
und geschaffenen Ressourcen und Gütern (ist
kein Ding, sondern eine Praxis)
Commons sind kein Niemandsland!
14
16. Die Tragödie der „Tragedy of the
„Commons“
„Für Hardin ist die Allmende ein Schlaraffenland,
das leergefressen wird.
Für seine Kritiker eher ein gemeinsames Picknick,
Zu dem jeder was beiträgt und
wo sich jeder in Maßen bedient.“
(Bernhard Pötter)
16
17. Die Tragödie der „Tragedy of the
„Commons“
• … ist in Wirklichkeit höchstens die „Tragik des
Niemandslands“
• Das ist zu berücksichtigen in sog.
„Offenen Räumen“ (Offene Uni Berlin…)
• Gibt es Erfahrungen dazu,
wie es geht?
17
18. Commons
• Erfahrungen (Elinor Ostrom) aus 5000
untersuchten Beispielen:
keine Patentrezepte
es gibt klare Grenzregeln
Vertrauen
Selbstbestimmung
Reziprozität
(Gegenseitigkeit)
Reputation
Polyzentrische Systeme
19. Strategie zu Commons
• Widerstand gegen Einhegung (Privatisierung) von
Gemeingütern
Sozialforum 2009: Aufruf zur Wiedergewinnung der
Gemeingüter
• Neu-„Erschaffung“ von Commons derart, dass
diese nicht privatisiert werden können (CC, freie
Software...)
• auch: Umsonstläden-Idee erweitern (mit entspr.
CC-Label, auch hergestellte Dinge, Netzwerk von
Werkstätten, Nutzergemeinschaften… )
20. Commonsbasierte Peer-Produktion
• Peer-Produktion (= Partnerschaftliche Produktion):
• Beispiel Freie Software
Idee (Bedürfnis) (plus Computer und Internet)
Kooperation (Aufruf, Suche nach
Mitmacher_innen)
Projekt ...
ggf. Maintainer,
Möglichkeit des „Forkens“
Anlocken neuer Mitarbeiter ... 20
21. Commonsbasierte Peer-Produktion
• Idee: Übertragung in „Hardware“-Produktion
Peer-Produktion (= Partnerschaftliche Produktion):
• Freiwillige Kooperation zwischen
Gleichberechtigten („Peers“), die zu einem
gemeinsamen (Produktions-)Ziel beitragen.
Gemeinschaftsgärten, Kommunen, Subsistenz
Vgl. auch „Alternative Ökonomie“ (Landw.,
Handwerk)
Bis hin zu High-Tech:
21
25. Exkurs: Fabber
• pulverförmige oder
• Eine neue Schicht
flüssige wird aufgetragen und
Rohmaterialien wiederum lokal
werden in dünnen gehärtet.
Schichten
aufgetragen und
anschließend mit
Laserstrahlung
ausgehärtet.
25
26. Commonsbasierte Peer-Produktion
Eine Realisierung dieser Prinzipien ist mit dem
sogenannten Digital Manufacturing möglich:
Daten weltweit verfügbar
lokale Produktion im (commons) Fabricator
CAD – virtuelles Produkt
26
28. Shareconomy vs. commonsbasierte
Peer Production
Shareconomy:
• Motto der CeBIT 2013
• „Nutzen/Teilen statt besitzen“
• Carsharing, Musik im Internet
• Vgl. „Wikinomics“ für WWW
• Softwarenutzung stundenweise mieten;
Daten-Clouds…
29. Prinzipien der commonsbasierten
Peer Production
• Wissen und natürliche Ressourcen sind Gemeingüter, die
grundsätzlich allen zustehen. Zu ihrer Nutzung gibt es
Regeln, die Fairness gewährleisten.
• gemeinsamer Besitz (im jeweils sinnvollem Gruppen-
bzw. territorialem Ausmaß) statt ausgrenzendes (privat-
)Eigentum an den wichtigsten Lebensgrundlagen und
Produktionsmitteln
• Die Produktion materieller Güter basiert auf freien Designs,
die jeder weiterentwickeln und anpassen kann
30. Prinzipien der commonsbasierten
Peer Production
• Regulierung der Produktion entsprechend
konsumtiven und produktiven Bedürfnissen (nicht
der Kapitalverwertung, d.h. -maximierung)
• Die Produktion materieller Güter basiert auf freien
Designs, die jeder weiterentwickeln und anpassen
kann.
31. Prinzipien der commonsbasierten
Peer Production
• Wissen und natürliche Ressourcen sind Gemeingüter,
die grundsätzlich allen zustehen. Zu ihrer Nutzung gibt
es Regeln, die Fairness gewährleisten.
• Die Produktion materieller Güter basiert auf freien
Designs, die jeder weiterentwickeln und anpassen kann
• Beitragen statt tauschen
32. Prinzipien der commonsbasierten
Peer Production
• Teilen, was möglich ist (Dinge, Wissen...)
• Zusammenarbeit auf Basis von Freiwilligkeit, Freier
Kooperation und Offenheit auf Grundlage von
"vermaschten Netzen"
• Aufgabenverteilung nach Absprache und "Stigmergie"-
Prinzip (d.h. Signale mit Aufforderungscharakter wie
öffentliche "To Do-Listen" oder die roten Links in
Wikipedia, die nach Ergänzung fragen).
33. Los geht’s…!
• Was ist unser Fundament?
• Was ist unsere Community?
• Wie entstehen unsere Regeln?
Fundament Menschen Rahmen
= = =
Ressourcen, Communities Regeln
Güter
33
34. Quellen und zum Weiterlesen
• Silke Helfrich, Rainer Kuhlen, Wolfgang Sachs, Christian Siefkes:
Gemeingüter – Wohlstand durch Teilen. Heinrich Böll Stiftung. Berlin
2009.
• Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Wem gehört die Welt? Zur
Wiederentdeckung der Gemeingüter. München, Berlin 2009.
• Meretz, Stefan (2010): Commons und Eigentum. BUKO-Seminar 12.-14. 2.
2010, Villa Locomuna Kassel. In Internet:
http://www.slideshare.net/StefanMz/commons-und-eigentum.
• Christian Siefkes: Selbstorganisierte Fülle.
http://www.keimform.de/2010/selbstorganisierte_fuelle/
• www.commonsblog.de
• www.keimform.de
• http://philosophenstuebchen.wordpress.com/2013/03/10/shareconomy/
34
38. Keine oder eine andere Wirtschaft?
• Wirtschaft (Wikipedia)
planvolle Deckung des menschlichen Bedarfs
Ökonomie untersucht die Gesetzmäßigkeiten im
Wirtschaftshaushalt (dem Geldverkehr)
Knappheit ist damit als Ursache des Wirtschaftens zu
betrachten.
Die Knappheit von Gütern stellt eine Wirtschaft vor die
Herausforderung, die zur Verfügung stehenden Güter
optimal auf die verschiedenen miteinander
konkurrierenden Verwendungsmöglichkeiten
aufzuteilen (sogenannte Allokation).
38
39. Keine oder eine andere Wirtschaft?
• Andere „Wirtschaft“ (oder einfach „die eigenen
Lebensbedingungen produzieren“)
„Fülle“: keine Verschwendung, sondern „genau das, was
ich brauche“
39
40. Wodurch ist das Verhältnis der Menschen
zu den Ressourcen und Gütern bestimmt?
• Von natürlichen Eigenschaften des Guts, der
Ressource:
Beschaffenheit (stofflich, nicht stofflich)
Art der Ressource (natürlich, hergestellt)
Von unserer Beziehung zum Gut, zur Ressource:
Art der Nutzung in Bezug auf:
•Ausschließbarkeit (exklusiv, inklusiv)
•Rivalität (rival, nicht rival)
40
41. Wodurch ist das Verhältnis der Menschen
zu den Ressourcen und Gütern bestimmt?
• Von unsere sozialen und gesellschaftlichen
Verhältnissen:
Rechtsform Privateigentum, Kollektiveigentum, freies
Gut
soziale Form (Ware, Subsistenz, Commons)
41
42. Wodurch ist das Verhältnis der Menschen
zu den Ressourcen und Gütern bestimmt?
42
43. Wodurch ist das Verhältnis der Menschen
zu den Ressourcen und Gütern bestimmt?
Dimension Kapitalistische Commons-
Verhältnisse Verhältnisse
natürliche stofflich, nicht stofflich, nicht
Eigenschaften stofflich stofflich
natürlich, natürlich,
hergestellt hergestellt
Art der Nutzung exklusiv, inklusiv exklusiv, inklusiv
rival, nicht rival rival, nicht rival
Rechtsform Privateigentum, Privateigentum,
Kollektiveigentum, Kollektiveigentum,
freies Gut, Besitz freies Gut, Besitz
43
44. Eigentum und Besitz
• Eigentum:
• „willkürliche und souveräne Herrschaft einer natürlichen Person
über Sachen“ [1] = Recht des Ausschlusses Dritter“ [ 2]
• ist eine Beziehung zwischen Menschen in Bezug auf eine Sache
• „Eigentum ist damit keine Sache, sondern ein soziales
Verhältnis“ (Nuss [3])
• nicht überhistorisch-„natürlich“, sondern historisch-spezifisch
(vgl.: im römischen Recht noch kontextabhängige Rechtswörter
für „Eigentum“: dominium, proprietas, occupatio) (mehr siehe
in Nuss [3])
• Marx: Eigentumsverhältnisse entsprechend den
Produktionsverhältnissen
44
45. Eigentum und Besitz
• Besitz:
• Nicht etwas, was man verkaufen/verwerten,
exklusiv nutzen kann (wie Eigentum), sondern das,
was man benutzt
• tatsächliche Herrschaft einer Person über eine
Sache" unabhängig von der rechtlichen Beziehung
zu dieser Sache [4]
45
46. Regeln
• „Commons fordern uns heraus, die Regeln, nach
denen wir unsere Lebensressourcen herstellen,
explizit zu formulieren. In der Wirtschaft sind die
Regeln implizit, da herrschen die unsichtbare Hand
des Markts und die Logik des Geldes.“ (St. Mz. [1])
• Ziel: die Commons jenseits von Staat und Markt zu
erhalten, auszubauen und neu aufzubauen
(St. Mz. [2])
• Problem: Überlastung durch : „Um ALLES direkt
selber kümmern müssen“ ? (gesell. Vermittlung!)
46
47. Ökologie
• „Den Leuten von der commonbased Peer-
Production geht Öko am Arsch vorbei, das muss
sich dann ergeben.“
(B. beim BUKO-Treffen in Kassel)
47
48. Ökologie
• Bedürfnisorientierung: Erhalt und Neuschaffung
von Ressourcen liegt im je eigenen Interesse.
• Orientierung nicht „maximal viele Güter“, sondern:
Lebensqualität – „Buen Vivir“ (in der
Sozialforumsbewegung…)
• „Fülle“ nicht als grenzenlose Verschwendung,
sondern als „genau, was ich brauche“ (Siefkes)
vgl. „all inclusive“-Erfahrungen (Uli Frank)
48
49. Ökologie
Real existierender Commons
Kapitalismus
Kapitalistisch produzierte Güter sind immer Die Voraussetzungen der Peer-Produktion
knapp, denn nur was knapp ist, kann sind besser, weil sie auf dem
verkauft werden. Bedürfnisprinzip basiert: produziert wird
Der Zwang zur Konkurrenz bedeutet, dass aufgrund der produktiven oder
Gewinne für die einen immer Verluste für konsumptiven Bedürfnisse der Beteiligten,
die anderen sind. nicht aufgrund eines abstrakten Ziels wie
der Kapitalverwertung.
Die Notwendigkeit der permanenten
Verwertung möglichst allen Kapitals (und Meine Bedürfnisse gehen aber nicht
seiner Zuwächse) zwingt zum möglichst unbedingt auf Kosten der Bedürfnisse der
weitgehenden Wachstum, was anderen noch auf Kosten der Natur.
zwangsläufig zur Übernutzung der
irdischen Biokapazität führt.
49
50. Verhältnis Commons – Solidarische
Ökonomie
• Gemeinsamkeiten:
Selbstorganisation, Kooperation, Bedürfnisorientierung
• Unterschiede:
FS ist weder solidarisch, noch Ökonomie! (BUKO-
Seminar in Kassel)
Sol. Ök. produziert Waren, keine Commons
In commonbased PP ist Solidarität nicht als
absichtsvolles Verhalten gefordert, sondern strukturell
„eingebaut“
50
51. 4 Dimensionen von Herrschaft und Befreiung
• Es geht um die
Verknüpfung von
Widerstand gegen
alle Formen von
Herrschaft mit der
Perspektive des
grundlegenden
Wandels der
sozialen
Verhältnisse.
51
52. 4 Dimensionen von Herrschaft und
Befreiung
4 Dimensionen der 4 Dimensionen der Commons
Herrschaft Befreiung
Unterdrückung: fehlende Freiheit
Freiheit
Ausbeutung: fehlende (soziale) Gleichheit
Gleichheit
Ausschluss: fehlender Zugangsmöglichkeit
Zugang
Entfremdung: fehlende Kontrolle durch und für
Kontrolle Individuen
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