9. 1.2 Ursachen der Klimaschwankungen
• Begriff Albedo
Albedo: helle Flächen (hohe Albedo) reflektieren mehr Strahlung als dunkle
Sonnenaktivität,
Abstand Erde - Sonne
Trübung der Atmosphäre
Albedo
Konzentration an
Treibhausgasen
Wärmespeicherung
an Erdoberfläche
12. 1.2.1 Astronomische Ursachen
• Neigung der Erdachse Exzentrizität der Erdumlaufbahn
• Präzessionsbewegungen der Erde um die Sonne
Hans Häckel: Meteorologie, 8. Auflage 2016
Zyklus: 40 000 Jahre
Zyklus: 100 000 Jahre
Zyklus: 26 000 Jahre
gestrichelt: derzeitige Bahn
Erdbahn in Eiszeit
13. Einfluss der Milankovic-Zyklen
• Begriff Albedo
Albedo: helle Flächen (hohe Albedo) reflektieren mehr Strahlung als dunkle
Abstand Erde - Sonne
Albedo
Wärmespeicherung
an Erdoberfläche
14. 1.2.1 Astronomische Ursachen
• Schätzung der Temperatur der Erde nach den Milankovic-Zyklen
Hans Häckel: Meteorologie, 8. Auflage 2016
26. Zusammenfassung: Einflussfaktoren auf Temperatur der Erde
Faktor Ursache für derzeitige Erwärmung
Plattentektonik nein, wirkt über Jahrmillionen
Milankovic-Zyklen nein, wirkt über Jahrtausende, derzeit
eher Trend zur Abkühlung
Sonnenaktivität nein, derzeit keine bedeutenden
Schwankungen
Vulkane nein, derzeit keine bedeutenden
Schwankungen
Treibhauseffekt ja, durch anthropogen freigesetzte
Treibhausgase
34. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
Globale Erwärmung 2100 + 1,5 °C + 2 °C
Extrem heiße Tage
(mittlere Breiten)
+ 3 °C + 4 °C
Starkniederschlag (hohe
Breiten, Ost-Nordamerika,
Ostasien)
geringeres Risiko höheres Risiko
Starkniederschlag durch
Tropenstürme
geringeres Risiko höheres Risiko
Meeresspiegel 2100 + 0,26 m
bis + 0,77 m
+ 0,30 m bis + 0,93 m
→ Umsiedlung von 10 Mio Menschen
mehr als bei 1,5 °C
Quelle: IPCC-Sonderbericht 2018
35. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
Quelle: SROCC (IPCC 2019)
RCP8.5
RCP2.6
36. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
https://ss2.climatecentral.org, 01.10.2019
RCP2.6: 2300
RCP8.5: 2100
37. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
https://ss2.climatecentral.org, 01.10.2019
RCP2.6: wahrscheinlich nicht
RCP8.5: nach 2300, außer Grönlandeis schmilzt früher ab
38. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
www.klimafolgenonline.com
39. 2.3.1 Folgen für Wetter und Meeresspiegel
RCP8.5
www.klimafolgenonline.com
40. Exkurs: Jetstream – Entstehung 1
https://img.posterlounge.de/img/products/450000/444228/444228_poster_l.jpg, 03.08.2019
Sonne
Warm
Kalt
T
H
kalte Luft sinkt ab → hoher Druck am Boden
warme Luft steigt auf → tiefer Druck am Boden
weiß: Polarfront
T
H
41. https://de.wikipedia.org/wiki/Jetstream, 03.08.2019; Hans Häckel: Meteorologie, 6. Auflage 2008
→ Druckausgleich vom tropischen Höhenhoch zum polaren Höhentief + Coriolis-Ablenkung
→ horizontale und vertikale Konzentrierung der Winde an Polarfront
→ Resultat: erdumspannendes, schmales Windband in 10 km Höhe um 45. Breitengrad
→ Windgeschwindigkeiten von tw. über 500 km/h
Exkurs: Jetstream – Entstehung 2
43. Exkurs: Jetstream – 7-Wellen-Muster
Figure 3 from Extreme weather events in early summer 2018 connected by a recurrent hemispheric wave-7 pattern, Kai Kornhuber et al 2019 Environ. Res. Lett. 14 054002 doi:10.1088/1748-9326/ab13bf
-7-Wellen-Muster relativ stabil (Resonanz!)
-bedingt durch Meer-Land-Verteilung
-Hitze sehr wahrscheinlich: West-Europa, Zentral-USA, Kaspische Region
44. Klimawandel und Wetterextreme
• Beobachtete Veränderungen:
• Rossby-Wellen werden größer und stabiler
• Wellenverlagerung nach Osten langsamer, teilweise Stillstand!
(„phase-locked events“) → 7-Wellen vor 1999 nie ≥ 2 Wochen!!!
• Ursachen:
• Arktis wärmer→ Polar-Höhentief schwächer → Jetstream schwächer
• Temperaturgradient Land – Meer höher → größere Rossby-Wellen
• Folgen:
• Extremwetterereignisse wahrscheinlicher, intensiver und länger
• Bsp.: Hitzewellen 2003, 2006, 2012, 2015, 2018
45. Globale Erwärmung 2100 + 1,5 °C + 2 °C
Arten, die mehr als die
Hälfte ihres geografischen
Verbreitungsgebiet verlieren
Insekten: 6 %
Pflanzen: 8 %
Wirbeltiere: 4 %
Insekten: 18 %
Pflanzen: 16 %
Wirbeltiere: 8 %
Ökosystem-Transformation 7 % der Landfläche 13 % der Landfläche
besonders bedroht:
Tundra, borealer Nadelwald
Meereisfreie Sommer
(Arktis) pro 100 Jahre
1 10
Verlust Korallenriffe 70-90 % 99 %
2.3.2 Auswirkungen auf Ökologie und Biodiversität
46. Vom Aussterben bedrohte Arten
• Schätzung insgesamt: 1 Mio Arten (25 %) vom Aussterben bedroht
IPBES: Global Assessment Report 2019
47. Artensterben und Klimawandel
• Bedeutung des Klimawandels steigt
• Verlagerung, Schrumpfen der
Verbreitungsgebiete
• 2 °C Erwärmung:
Verlust von 99 % der Korallenriffe
Living Planet Report 2018
50. 2.3.3 Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft
-Ernährungssicherheit (hohes Risiko):
-Ertragsrückgang in Kombination mit steigendem Bedarf (Weltbevölkerung!)
-Ernteausfälle durch Extremwetterereignisse
-Wasserversorgung (hohes Risiko):
-v.a. verringerter Zugang zu Wasser für arme Menschen
-Grundwasserressourcen in meisten trockenen, subtropischen Regionen verringert
→steigender Wettbewerb um Wasser
-Mittelmeerraum trocknet aus
-Fischerei (mittleres bis hohes Risiko):
-Rückgang der Erträge
-Medizin (hohes Risiko):
-steigende Erkrankungsrate und Todesfälle durch Dehydrierung, Hitzschlag,
Hitzeerschöpfung usw.
-Ausbreitung von Infektionskrankheiten
https://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Tigerm%C3%BCcke, 03.10.2019Quelle: AR5 (IPCC 2014), Risiko-Angaben für 4° -Erwärmung
51. 2.3.3 Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft
Globale Erwärmung 2100 + 1,5 °C + 2 °C
Weltweiter Meeresfisch-
Ertrag pro Jahr
-1,5 Mio t -3 Mio t
Menschen, die
zunehmendem Wasserstress
ausgesetzt sind
? doppelt so viel wie bei 1,5 °C
Kleine Inseln und wenig
entwickelte Länder
„hohe vielfach
ineinandergreifende
Klimarisiken“
„hohe vielfach
ineinandergreifende
Klimarisiken“
Quelle: IPCC-Sonderbericht 2018
52. • Klimawandel als Fluchtursache:
• Extremwetterereignisse
• Meeresspiegel
• Ernterückgang
• Wasserstress
• Verstärkung des Kontrastes Arm-Reich
• Begünstigung der Entstehung gewaltsamer Konflikte
2.3.3 Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft
Quelle: AR5 (IPCC 2014)
60. Gefahr: „Galoppierender“ Klimawandel
2.3.5 Positive Rückkopplung und Kipppunkte
Eis-Albedo-Effekt
Gase aus Permafrost
CO2 aus Feuer
Jetstream-Wellen Ruß
weniger
Eis
Hitzewellen in Gebieten mit
Permafrost
61. Gefahr: „Galoppierender“ Klimawandel
2.3.5 Positive Rückkopplung und Kipppunkte
Eis-Albedo-Effekt
Gase aus Permafrost
CO2 aus Feuer
Jetstream-Wellen Ruß
weniger
Eis
Hitzewellen in Gebieten mit
Permafrost
Degradation
Amazonas-
Regenwald
Freisetzung
Methanhydrate
aus Tiefsee
3-5 °C?
3-5 °C?
5 °C?
????
2-3 °C?
3-5 °C?Steffen, W. et al: Trajectories of the Earth System in
the Anthropocene, 2018
62. Gefahr: „Galoppierender“ Klimawandel
2.3.5 Positive Rückkopplung und Kipppunkte
Eis-Albedo-Effekt
Gase aus Permafrost
CO2 aus Feuer
Jetstream-Wellen Ruß
weniger
Eis
Hitzewellen in Gebieten mit
Permafrost
Degradation
Amazonas-
Regenwald
Freisetzung
Methanhydrate
aus Tiefsee
3-5 °C?
3-5 °C?
5 °C?
????
2-3 °C?
3-5 °C?Steffen, W. et al: Trajectories of the Earth System in
the Anthropocene, 2018
Auslösung bei +2 °C möglich, bei
1,5 °C nicht auszuschließen!!!
(Steffen et al, 2018)
63. 2.3.5 Positive Rückkopplung und Kipppunkte
Steffen, W. et al: Trajectories of the Earth System in the Anthropocene, 2018
66. CO2-Budget
• bereits 2200 Gt CO2-Budget aufgebraucht (Stand: 2017)
• 66 % unter 1,5 °C Erwärmung: noch 420 Gt CO2-Budget (2017!)
• derzeitige Emmisionen: 42 Gt pro Jahr
• Methanfreisetzung aus Permafrost u. Feuchtgebieten:
• Reduktion des Budgets um bis zu 100 Gt in diesem Jahrhundert!!!
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
CO2-Budget in Gt
CO2-Budget (2019)
aufgebraucht jährlicher Verbrauch noch vorhanden
Quelle: IPCC-Sonderbicht 2018
67. Weitere Einschätzungen des IPCC…
• Schätzungen nach festgelegten Zielen (Pariser Abkommen):
• Jahr 2030: 52-58 Gt CO2-Emission/Jahr
→keine Begrenzung auf 1,5 °C mehr möglich
→dann eher +3 °C
• mehr als 0,2 °C Überschreitung des 1,5 °C-Ziel:
• hohes Ausmaß an CO2-Entnahme-Techniken nötig
• Begrenzung auf 1,5 °C bis 2100 eher nicht mehr erreichbar
Quelle: IPCC-Sonderbicht 2018
68. Exkurs: Synergien und Zielkonflikte
• Anpassungen könnten Synergien erzeugen, z.B. mit:
• Gewährleistung von Ernährungssicherheit
• Aufrechterhaltung der Ökosysteme
• Verringerung von Armut und Ungleichheit
• aber auch Zielkonflikte möglich!
• Pfade mit besten Synergien u. wenigsten Zielkonflikten:
• geringer Energiebedarf
• geringer Konsum treibhausgasintensiver Lebensmittel
• geringe Abhängigkeit von C-Entnahme-Techniken
Quelle: IPCC-Sonderbicht 2018
69. 4. Schlussfolgerungen
Was passieren müsste…
• schnelle, umfangreiche, einschneidende Transformation der Bereiche:
• Energieversorgung (u.a. sofortiger Stopp der Kohleverstromung)
• Verkehr
• Landwirtschaft/Ernährung
• Gesellschaft
• Konsum
• angemessene (!) CO2-Bepreisung (180 €/t laut Umweltbundesamt)
• Renaturierung von Ökosystemen und Aufforstung
• Lokale Anpassung an Klimawandelfolgen
• Anerkennung Klimawandel als Thema höchster Priorität und Dringlichkeit
• Globale Zusammenarbeit zur wirksamen Lösung des Problems
• Intelligente Strategien zum Stopp des globalen Bevölkerungswachstums
70. 4. Schlussfolgerungen
Die Realität…
• globale Emissionen steigen weiter
• Regenwälder werden weiter gerodet
• Nationale und kurzfristige Denkmuster
• deutsches „Klimapäckchen“ September 2019:
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“
• CO2-Steuer gestuft 10 – 30 €/t
• Ausbau der Infrastruktur für Elektroautos
• Bahntickets rund 10 % billiger
• Pendlerpauschale erhöht!!!
• unzureichende Regelungen im Sektor Landwirtschaft
• Einschränkung des Ausbaus von Windkraftanlagen
• Kohleausstieg 2038!!!
→ Überschreitung des CO2-Budgets für Deutschland um mindestens 70 %
72. zum Nachlesen…
• leicht verständliche Informationen:
• Internetseiten des PIK Potsdam
• Internetseiten des Umweltbundesamts
• IPCC-Berichte:
• Fünfter Sachstandsbericht (2014)
• Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung (2018)
• Sonderbericht über Ozean und Kryosphäre (2019)
• Allgemeines zu Wetter, Strahlungsbilanz und Klimaveränderung:
• Hans Häckel: Meteorologie, 8. Auflage (2016)
• Jetstream:
• Kornhuber et al: Extreme weather events in early summer 2018 connected by a
recurrent hemispheric wave-7 pattern
• Zustand Biodiversität:
• Das „Globale Assessment“ des Weltbiodiversitätsrates IPBES (2019)
• Living Planet Report des WWF (2018)
• Kipppunkte:
• Steffen, W. et al: Trajectories of the Earth System in the Anthropocene, 2018