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„Klimabericht für die Metropolregion Hamburg“

Auswirkungen und Risken des Klimawandels in der Metropolregion Hamburg –
Wissensgrundlage ab jetzt im Buchhandel

Ab jetzt ist der vom KlimaCampus erstellte „Klimabericht für die Metropolregion Hamburg“ als
Buch im Springer Verlag erhältlich. Damit steht erstmals eine zusammenfassende
Wissensgrundlage zur Verfügung, die alle relevanten Erkenntnisse über die bisherige und
künftige Entwicklung des Klimas im Raum Hamburg und der umliegenden norddeutschen
Region zusammenfasst. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben dafür das
vorhandene wissenschaftliche Wissen zusammengetragen und werteten es in Bereichen wie
Landwirtschaft, Tourismus, Küstenschutz oder Stadtplanung sowohl für die vergangenen als
auch für die kommenden 100 Jahre aus. Diese Bestandsaufnahme zeigt, dass wir in vielen
Bereichen    mit   Veränderungen    rechnen    müssen.    Es   zeigen    sich     zudem     zukünftige
Handlungsoptionen für Wissenschaft und Politik, um die heute schon entwickelten regionalen
Strategien zur Anpassung an den Klimawandel weiter auszubauen.

Für die Metropolregion zeigen die Wetteraufzeichnungen der letzten 100 Jahre deutliche Änderungen.
Die Temperatur ist um etwa 1 °C gestiegen, mit einer Beschleunigung in den letzten 30 Jahren. Die
jährlichen Niederschläge haben zugenommen mit einer Tendenz zu trockeneren Sommermonaten
und einer deutlichen Zunahme des Niederschlags im Herbst und Winter. Regional sind die
Temperatur- und Niederschlagsänderungen relativ gleichmäßig, es findet sich jedoch ein
Stadtklimaeffekt   in   Hamburg.   Veränderungen     im   Sturmklima    sind    nicht     belegt.   Der
Meeresspiegelanstieg längs der Küste liegt bei 20 cm. In Hamburg werden außerdem höhere
Sturmflutwasserstände gemessen. Diese werden jedoch hauptsächlich auf den Ausbau der Tideelbe
zurückgeführt. Im ökologischen Bereich sind frühere Blühtermine bei Pflanzen und längere
Vegetationsperioden eingetreten und seit einiger Zeit sind neue wärmeliebende Arten in Elbe,
Wattenmeer und Nordsee anzutreffen.

Die   Abschätzungen      für   zukünftige   Klimaänderungen      beruhen    auf     unterschiedlichen
Treibhausgasszenarien, die in regionale Klimarechenmodelle eingehen. Alle Berechnungen weisen
darauf hin, dass sich die Erwärmung auch künftig weiter fortsetzt. Außerdem scheint der Niederschlag
im Jahresmittel zuzunehmen, wobei es Schwankungen innerhalb der Jahreszeiten gibt. Nach
Redaktionsschluss des Klimaberichts hat das Norddeutsche Klimabüro des Helmholtz-Zentrums
Geesthacht den Norddeutschen Klimaatlas veröffentlicht. Unter www.norddeutscher-klimaatlas.de
wird der aktuelle Forschungsstand zum möglichen zukünftigen Klimawandel in der Metropolregion
Hamburg gezeigt: Bis 2050 erscheint eine Erwärmung um 0,8 °C bis 2 °C plausibel, bis 2100 kann
sich die mittlere Jahrestemperatur um 2 °C bis 4,7 °C erhöhen. Die bisherige Tendenz der
Niederschlagsänderung scheint sich auch in Zukunft weiter fortzusetzen – im Jahresmittel kann der
Niederschlag bis 2100 um bis zu 12 % zunehmen. Die Sommermonate können im selben Zeitraum
mit etwa 7 % bis 41 % weniger Niederschlag deutlich trockener werden. Im Winter muss sich die
Metropolregion Hamburg bis 2100 auf eine starke Niederschlagszunahme von 18% bis 53%
einstellen.

Der Meeresspiegel wird vermutlich weiter ansteigen und Sturmfluten könnten in der Deutschen Bucht
und der Tideelbe bis 2100 um 3 bis 11 Dezimeter höher auflaufen als heute. Alle Zahlen sind jedoch
mit bedeutenden Unsicherheiten verbunden.

Die Änderungen des Klimas werden Auswirkungen auf Natur- und Wirtschaftsräume mit sich bringen.
Es werden schon heute Änderungen der Lebensräume und ihrer Artzusammensetzungen beobachtet
und auch im Obst- und Pflanzenbau werden Temperatur- und Niederschlagsänderungen
Anpassungen notwendig machen. Positive Effekte durch eine verlängerte Sommersaison könnten den
Tourismus in der Metropolregion stärken.

Für eine wirkungsvolle Klimaanpassung sollten die erwarteten Klimaänderungen in strategische
Entscheidungsprozesse einbezogen werden, bspw. in der Stadt- und Raumplanung. Aussagen zu
technischen Anpassungspotenzialen beziehen sich im Wesentlichen auf den Hochwasserschutz.



Blick nach Vorne

Mit der Vorlage des Klimaberichts liegt nun eine solide, nach strengen wissenschaftlichen Kriterien
erarbeitete Bestandsaufnahme des derzeitigen Forschungsstandes für die Metropolregion Hamburg
vor. Der Bericht zeigt auch, welche Möglichkeiten für Wissenschaft und Politik in Zukunft bestehen,
heute schon entwickelte Anpassungsstrategien weiter auszubauen. Dabei erscheint es besonders
wichtig, dass Wissenschaft, Politik und andere Entscheidungsträger weiter an einem Strang ziehen.

Anregungen für die Forschung sollen zum Beispiel helfen, in Zukunft leichter und zuverlässiger auf
Daten und Informationen zugreifen zu können. So ist angeregt, die Datengrundlage zur Beschreibung
vergangener Klimaänderungen auszuweiten – etwa im Hinblick auf Starkniederschlagsereignisse.
Eine kritische Bearbeitung historischer Beobachtungen kann neue Erkenntnisse liefern. Solche
„Reanalysen“    mit    hoch      aufgelösten   Klimamodellen     sollten      nicht   nur    die   bestehenden
Beobachtungsdaten sondern auch die Änderungen der Bodennutzung und städtebaulichen
Veränderungen     berücksichtigen.      Eine   Analyse,   inwieweit     verschiedene        Ursachen    für   die
Klimaänderungen       in   der   Metropolregion   verantwortlich      sind,   also    etwa    erhöhte   globale
Treibhausgaskonzentrationen, solare und vulkanische Faktoren, regionale Belastung mit Aerosolen,
der veränderliche Stadteffekt oder andere Landnutzungsänderungen, ist für die Einschätzung
zukünftiger Entwicklungen notwendig. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Stadtklima, z.B.
durch geeignete Stadtplanung, steuerbar ist.

Um die bestehenden Aussagen für die Zukunft zu verfeinern, sollten die Möglichkeiten der regionalen
Klimamodellierung     ausgebaut      werden.   Der   „Ensemble     Ansatz“      (unterschiedliche Regionale
Klimamodelle, unterschiedliche Antriebe aus Globalmodellen, unterschiedliche Emissionsszenarien)
erlaubt das bessere Ausleuchten der Bandbreite möglicher Änderungen. Von großer Bedeutung ist
auch, welcher Detaillierungsgrad für die weitere Forschung (Klimafolgen) oder für Entscheidungen in
Politik   und   Wirtschaft   erforderlich    ist.   Die   Intensivierung   der     Forschung   zu   künftigen
Extremereignissen (v. a. Starkniederschlagsereignisse sowie Hitzeperioden) ist vor allem für
Ballungsräume wichtig - inkl. der Frage, wie bedeutsam Extremereignisse für Umwelt und
Gesellschaft sind.

Im Bereich der Deutschen Bucht sind besonders Aussagen für die zukünftige Entwicklung des
Seegangs und der Wasserstände (die überwiegend von globalen Faktoren, wie der Zukunft der
Eisschilde Grönlands und der Antarktis, abhängen) notwendig. Aussagen zur winterlichen Eisdecke
existieren bisher nur für die Vergangenheit.

Eine ausgeweitete Datengrundlage für den Bereich der Tideelbe kann helfen, verschiedene Ursachen
für Veränderungen besser zu trennen.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf terrestrische und semi-terrestrische Ökosysteme in der
Metropolregion Hamburg könnten beträchtlich sein. Kenntnisse zur Änderung von Bodenprozessen
durch Klimawandel und die Bewertung von Böden in ihrer Funktion für die Klimafolgenanpassung sind
von großer Bedeutung. In den Feuchtgebieten der Ästuare, der Küsten sowie des Binnenlandes
(Moore, Auen) sind weitere Untersuchungen notwendig, da sie große Relevanz für das
Biodiversitätsmanagement haben und deren Ökosystemfunktionen auch für die Menschen in der
Metropolregion Hamburg relevant sind.

Es ist nur schwer abzuschätzen, wie sich zukünftige strombauliche Maßnahmen in der Tideelbe auf
die Hydrologie und das Ökosystem auswirken. In Verbindung mit dem Meeresspiegelanstieg, der zu
erwartenden     Temperaturerhöhung          und     dem   klimaabhängigen        Abflussverhalten   sind   die
Konsequenzen bisher nur schwer abschätzbar. Die Fischbestände sind schon heute durch die mit
steigenden Temperaturen zunehmende Sauerstoffzehrung beeinträchtigt. Weitgehend unbekannt ist,
wie sich die Einwanderung fremder, wärmeliebender Arten auswirkt.

Hamburg ist ein beliebtes Urlaubsziel. Für die Metropolregion liegen nur für den Bereich Nordsee
Analysen des touristischen Angebots und der Auswirkungen des Klimawandels vor. Um einen
wettbewerbsfähigen Tourismus zu erhalten, sollten neue Trends im Reiseverhalten inkl. möglicher
Anpassungen untersucht werden.

Die Metropolregion könnte im Obst- und Pflanzenbau zu den "Gewinnerregionen" in Deutschland
gehören. Um dies eingehend zu beurteilen, sind weitere Studien zu der Auswirkung des Klimawandels
auf die Landwirtschaft, insbesondere auch den Obstbau, gefordert.

Der Umgang mit den Unsicherheiten möglicher zukünftiger Klimaentwicklungen ist für alle
Planungsprozesse eine große Herausforderung. Welche Potenziale und Lösungsstrategien die
Forschung hier vorlegen kann, hat eine große praktische Bedeutung auf dem Weg hin zu einer
klimaangepassten Metropolregion. Leitbilder, Entwicklungskonzepte und Zielvereinbarungen sind
Instrumente, die dialogische Entscheidungsprozesse und die Umsetzungsqualität von Anpassungen
verbessern    können.      Verbunden   mit   formalen    Instrumenten    der   Raumplanung,      können
Planungsprozesse ganzheitlich gestaltet werden.

Die Frage der Anpassung an den Klimawandel aus Sicht des Hochwasser- und Sturmflutschutzes ist
eng mit dem der Stadt- und Landschaftsplanung verbunden. Eine besondere Rolle wird in der Zukunft
das „Tideelbekonzept“ spielen. Ursprünglich für das Sedimentmanagement gedacht, eröffnet es auch
interessante Potenziale für die Minderung der Sturmflutgefahr in der Elbe - speziell für Hamburg. Hier
geht es darum, die Wirkung vergangener wasserbaulicher Maßnahmen durch andere Maßnahmen
teilweise zurückzunehmen.



Organisatorische Herausforderungen

Das Klima, der Klimawandel und die Klimawirkung in Hamburg, aber auch die Kommunikation, die
Anpassungsplanung und der regionale Klimaschutz werden in Hamburg von zahlreichen
Einrichtungen erforscht. Ein Teil dieser Einrichtungen ist bereits durch das über die Exzellenzinitiative
des Bundes und der Länder geförderte Exzellenzcluster CliSAP der Universität Hamburg und ihrer
außeruniversitären Partner vernetzt: verschiedene Institute der Universität Hamburg, das Helmholtz-
Zentrum      Geesthacht,     das   Max-Planck-Institut    für   Meteorologie    und     das    Deutsche
Klimarechenzentrum sowie zahlreiche assoziierte Partner wie z.B. der Deutsche Wetterdienst und das
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.

Diese Hamburgische Besonderheit der Verbindung von globaler Dynamik und regionaler Folgen sowie
der gemeinsamen natur-, sozial-, kultur- und technikwissenschaftlicher Expertise unter der Überschrift
der Klimaforschung ist eine besondere Stärke, die es weiter auszubauen gilt. Dazu gehört auch die
Vernetzung mit dem Umland und den dort verorteten KLIMZUG-Projekten. Die Auszeichnung der
Stadt Hamburg als Europäische Umwelthauptstadt 2011 bietet weitreichende Möglichkeiten einer
synergetischen Verbindung von Klimapolitik und –wissenschaft.

Konkrete Vorschläge gibt es für die Bereiche „Tideelbe“, „Schutz von Böden in ihrer Klimafunktion“
sowie „Schutz von Ökosystemen im Klimawandel“. Um ein umfassendes Systemverständnis der
Tideelbe zu erlangen, sollten die vorhandenen Daten zentral zugänglich sein – beispielsweise in
einem Datenpool. Für den Bereich der Böden wird die Einrichtung einer Sachverständigenkommission
empfohlen, um die Rolle der Böden, ihre Funktionen und Veränderungen im Bereich der
Metropolregion zu bewerten.

Das derzeitige Wissen über Klima, Klimawandel, Klimawirkungen und Klimamanagement im Bereich
der Metropolregion Hamburg, soll jährlich fortgeschrieben werden. Das Norddeutsche Klimabüro des
Helmholtz-Zentrums Geesthacht wird zusammen mit den Leitautoren des Klimaberichts neues und
relevantes Wissen dokumentieren. Das Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes und das
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie können Auskunft geben über Klimastatistiken von
Temperatur, Niederschlag, Wasserstand etc. In etwa sechs Jahren ist eine aktualisierte Neuauflage
des Klimaberichts geplant.

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Background information (ger)

  • 1. „Klimabericht für die Metropolregion Hamburg“ Auswirkungen und Risken des Klimawandels in der Metropolregion Hamburg – Wissensgrundlage ab jetzt im Buchhandel Ab jetzt ist der vom KlimaCampus erstellte „Klimabericht für die Metropolregion Hamburg“ als Buch im Springer Verlag erhältlich. Damit steht erstmals eine zusammenfassende Wissensgrundlage zur Verfügung, die alle relevanten Erkenntnisse über die bisherige und künftige Entwicklung des Klimas im Raum Hamburg und der umliegenden norddeutschen Region zusammenfasst. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben dafür das vorhandene wissenschaftliche Wissen zusammengetragen und werteten es in Bereichen wie Landwirtschaft, Tourismus, Küstenschutz oder Stadtplanung sowohl für die vergangenen als auch für die kommenden 100 Jahre aus. Diese Bestandsaufnahme zeigt, dass wir in vielen Bereichen mit Veränderungen rechnen müssen. Es zeigen sich zudem zukünftige Handlungsoptionen für Wissenschaft und Politik, um die heute schon entwickelten regionalen Strategien zur Anpassung an den Klimawandel weiter auszubauen. Für die Metropolregion zeigen die Wetteraufzeichnungen der letzten 100 Jahre deutliche Änderungen. Die Temperatur ist um etwa 1 °C gestiegen, mit einer Beschleunigung in den letzten 30 Jahren. Die jährlichen Niederschläge haben zugenommen mit einer Tendenz zu trockeneren Sommermonaten und einer deutlichen Zunahme des Niederschlags im Herbst und Winter. Regional sind die Temperatur- und Niederschlagsänderungen relativ gleichmäßig, es findet sich jedoch ein Stadtklimaeffekt in Hamburg. Veränderungen im Sturmklima sind nicht belegt. Der Meeresspiegelanstieg längs der Küste liegt bei 20 cm. In Hamburg werden außerdem höhere Sturmflutwasserstände gemessen. Diese werden jedoch hauptsächlich auf den Ausbau der Tideelbe zurückgeführt. Im ökologischen Bereich sind frühere Blühtermine bei Pflanzen und längere Vegetationsperioden eingetreten und seit einiger Zeit sind neue wärmeliebende Arten in Elbe, Wattenmeer und Nordsee anzutreffen. Die Abschätzungen für zukünftige Klimaänderungen beruhen auf unterschiedlichen Treibhausgasszenarien, die in regionale Klimarechenmodelle eingehen. Alle Berechnungen weisen darauf hin, dass sich die Erwärmung auch künftig weiter fortsetzt. Außerdem scheint der Niederschlag im Jahresmittel zuzunehmen, wobei es Schwankungen innerhalb der Jahreszeiten gibt. Nach Redaktionsschluss des Klimaberichts hat das Norddeutsche Klimabüro des Helmholtz-Zentrums Geesthacht den Norddeutschen Klimaatlas veröffentlicht. Unter www.norddeutscher-klimaatlas.de wird der aktuelle Forschungsstand zum möglichen zukünftigen Klimawandel in der Metropolregion Hamburg gezeigt: Bis 2050 erscheint eine Erwärmung um 0,8 °C bis 2 °C plausibel, bis 2100 kann sich die mittlere Jahrestemperatur um 2 °C bis 4,7 °C erhöhen. Die bisherige Tendenz der Niederschlagsänderung scheint sich auch in Zukunft weiter fortzusetzen – im Jahresmittel kann der Niederschlag bis 2100 um bis zu 12 % zunehmen. Die Sommermonate können im selben Zeitraum mit etwa 7 % bis 41 % weniger Niederschlag deutlich trockener werden. Im Winter muss sich die
  • 2. Metropolregion Hamburg bis 2100 auf eine starke Niederschlagszunahme von 18% bis 53% einstellen. Der Meeresspiegel wird vermutlich weiter ansteigen und Sturmfluten könnten in der Deutschen Bucht und der Tideelbe bis 2100 um 3 bis 11 Dezimeter höher auflaufen als heute. Alle Zahlen sind jedoch mit bedeutenden Unsicherheiten verbunden. Die Änderungen des Klimas werden Auswirkungen auf Natur- und Wirtschaftsräume mit sich bringen. Es werden schon heute Änderungen der Lebensräume und ihrer Artzusammensetzungen beobachtet und auch im Obst- und Pflanzenbau werden Temperatur- und Niederschlagsänderungen Anpassungen notwendig machen. Positive Effekte durch eine verlängerte Sommersaison könnten den Tourismus in der Metropolregion stärken. Für eine wirkungsvolle Klimaanpassung sollten die erwarteten Klimaänderungen in strategische Entscheidungsprozesse einbezogen werden, bspw. in der Stadt- und Raumplanung. Aussagen zu technischen Anpassungspotenzialen beziehen sich im Wesentlichen auf den Hochwasserschutz. Blick nach Vorne Mit der Vorlage des Klimaberichts liegt nun eine solide, nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erarbeitete Bestandsaufnahme des derzeitigen Forschungsstandes für die Metropolregion Hamburg vor. Der Bericht zeigt auch, welche Möglichkeiten für Wissenschaft und Politik in Zukunft bestehen, heute schon entwickelte Anpassungsstrategien weiter auszubauen. Dabei erscheint es besonders wichtig, dass Wissenschaft, Politik und andere Entscheidungsträger weiter an einem Strang ziehen. Anregungen für die Forschung sollen zum Beispiel helfen, in Zukunft leichter und zuverlässiger auf Daten und Informationen zugreifen zu können. So ist angeregt, die Datengrundlage zur Beschreibung vergangener Klimaänderungen auszuweiten – etwa im Hinblick auf Starkniederschlagsereignisse. Eine kritische Bearbeitung historischer Beobachtungen kann neue Erkenntnisse liefern. Solche „Reanalysen“ mit hoch aufgelösten Klimamodellen sollten nicht nur die bestehenden Beobachtungsdaten sondern auch die Änderungen der Bodennutzung und städtebaulichen Veränderungen berücksichtigen. Eine Analyse, inwieweit verschiedene Ursachen für die Klimaänderungen in der Metropolregion verantwortlich sind, also etwa erhöhte globale Treibhausgaskonzentrationen, solare und vulkanische Faktoren, regionale Belastung mit Aerosolen, der veränderliche Stadteffekt oder andere Landnutzungsänderungen, ist für die Einschätzung zukünftiger Entwicklungen notwendig. Es stellt sich außerdem die Frage, ob das Stadtklima, z.B. durch geeignete Stadtplanung, steuerbar ist. Um die bestehenden Aussagen für die Zukunft zu verfeinern, sollten die Möglichkeiten der regionalen Klimamodellierung ausgebaut werden. Der „Ensemble Ansatz“ (unterschiedliche Regionale Klimamodelle, unterschiedliche Antriebe aus Globalmodellen, unterschiedliche Emissionsszenarien) erlaubt das bessere Ausleuchten der Bandbreite möglicher Änderungen. Von großer Bedeutung ist
  • 3. auch, welcher Detaillierungsgrad für die weitere Forschung (Klimafolgen) oder für Entscheidungen in Politik und Wirtschaft erforderlich ist. Die Intensivierung der Forschung zu künftigen Extremereignissen (v. a. Starkniederschlagsereignisse sowie Hitzeperioden) ist vor allem für Ballungsräume wichtig - inkl. der Frage, wie bedeutsam Extremereignisse für Umwelt und Gesellschaft sind. Im Bereich der Deutschen Bucht sind besonders Aussagen für die zukünftige Entwicklung des Seegangs und der Wasserstände (die überwiegend von globalen Faktoren, wie der Zukunft der Eisschilde Grönlands und der Antarktis, abhängen) notwendig. Aussagen zur winterlichen Eisdecke existieren bisher nur für die Vergangenheit. Eine ausgeweitete Datengrundlage für den Bereich der Tideelbe kann helfen, verschiedene Ursachen für Veränderungen besser zu trennen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf terrestrische und semi-terrestrische Ökosysteme in der Metropolregion Hamburg könnten beträchtlich sein. Kenntnisse zur Änderung von Bodenprozessen durch Klimawandel und die Bewertung von Böden in ihrer Funktion für die Klimafolgenanpassung sind von großer Bedeutung. In den Feuchtgebieten der Ästuare, der Küsten sowie des Binnenlandes (Moore, Auen) sind weitere Untersuchungen notwendig, da sie große Relevanz für das Biodiversitätsmanagement haben und deren Ökosystemfunktionen auch für die Menschen in der Metropolregion Hamburg relevant sind. Es ist nur schwer abzuschätzen, wie sich zukünftige strombauliche Maßnahmen in der Tideelbe auf die Hydrologie und das Ökosystem auswirken. In Verbindung mit dem Meeresspiegelanstieg, der zu erwartenden Temperaturerhöhung und dem klimaabhängigen Abflussverhalten sind die Konsequenzen bisher nur schwer abschätzbar. Die Fischbestände sind schon heute durch die mit steigenden Temperaturen zunehmende Sauerstoffzehrung beeinträchtigt. Weitgehend unbekannt ist, wie sich die Einwanderung fremder, wärmeliebender Arten auswirkt. Hamburg ist ein beliebtes Urlaubsziel. Für die Metropolregion liegen nur für den Bereich Nordsee Analysen des touristischen Angebots und der Auswirkungen des Klimawandels vor. Um einen wettbewerbsfähigen Tourismus zu erhalten, sollten neue Trends im Reiseverhalten inkl. möglicher Anpassungen untersucht werden. Die Metropolregion könnte im Obst- und Pflanzenbau zu den "Gewinnerregionen" in Deutschland gehören. Um dies eingehend zu beurteilen, sind weitere Studien zu der Auswirkung des Klimawandels auf die Landwirtschaft, insbesondere auch den Obstbau, gefordert. Der Umgang mit den Unsicherheiten möglicher zukünftiger Klimaentwicklungen ist für alle Planungsprozesse eine große Herausforderung. Welche Potenziale und Lösungsstrategien die Forschung hier vorlegen kann, hat eine große praktische Bedeutung auf dem Weg hin zu einer klimaangepassten Metropolregion. Leitbilder, Entwicklungskonzepte und Zielvereinbarungen sind Instrumente, die dialogische Entscheidungsprozesse und die Umsetzungsqualität von Anpassungen
  • 4. verbessern können. Verbunden mit formalen Instrumenten der Raumplanung, können Planungsprozesse ganzheitlich gestaltet werden. Die Frage der Anpassung an den Klimawandel aus Sicht des Hochwasser- und Sturmflutschutzes ist eng mit dem der Stadt- und Landschaftsplanung verbunden. Eine besondere Rolle wird in der Zukunft das „Tideelbekonzept“ spielen. Ursprünglich für das Sedimentmanagement gedacht, eröffnet es auch interessante Potenziale für die Minderung der Sturmflutgefahr in der Elbe - speziell für Hamburg. Hier geht es darum, die Wirkung vergangener wasserbaulicher Maßnahmen durch andere Maßnahmen teilweise zurückzunehmen. Organisatorische Herausforderungen Das Klima, der Klimawandel und die Klimawirkung in Hamburg, aber auch die Kommunikation, die Anpassungsplanung und der regionale Klimaschutz werden in Hamburg von zahlreichen Einrichtungen erforscht. Ein Teil dieser Einrichtungen ist bereits durch das über die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderte Exzellenzcluster CliSAP der Universität Hamburg und ihrer außeruniversitären Partner vernetzt: verschiedene Institute der Universität Hamburg, das Helmholtz- Zentrum Geesthacht, das Max-Planck-Institut für Meteorologie und das Deutsche Klimarechenzentrum sowie zahlreiche assoziierte Partner wie z.B. der Deutsche Wetterdienst und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Diese Hamburgische Besonderheit der Verbindung von globaler Dynamik und regionaler Folgen sowie der gemeinsamen natur-, sozial-, kultur- und technikwissenschaftlicher Expertise unter der Überschrift der Klimaforschung ist eine besondere Stärke, die es weiter auszubauen gilt. Dazu gehört auch die Vernetzung mit dem Umland und den dort verorteten KLIMZUG-Projekten. Die Auszeichnung der Stadt Hamburg als Europäische Umwelthauptstadt 2011 bietet weitreichende Möglichkeiten einer synergetischen Verbindung von Klimapolitik und –wissenschaft. Konkrete Vorschläge gibt es für die Bereiche „Tideelbe“, „Schutz von Böden in ihrer Klimafunktion“ sowie „Schutz von Ökosystemen im Klimawandel“. Um ein umfassendes Systemverständnis der Tideelbe zu erlangen, sollten die vorhandenen Daten zentral zugänglich sein – beispielsweise in einem Datenpool. Für den Bereich der Böden wird die Einrichtung einer Sachverständigenkommission empfohlen, um die Rolle der Böden, ihre Funktionen und Veränderungen im Bereich der Metropolregion zu bewerten. Das derzeitige Wissen über Klima, Klimawandel, Klimawirkungen und Klimamanagement im Bereich der Metropolregion Hamburg, soll jährlich fortgeschrieben werden. Das Norddeutsche Klimabüro des Helmholtz-Zentrums Geesthacht wird zusammen mit den Leitautoren des Klimaberichts neues und relevantes Wissen dokumentieren. Das Seewetteramt des Deutschen Wetterdienstes und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie können Auskunft geben über Klimastatistiken von Temperatur, Niederschlag, Wasserstand etc. In etwa sechs Jahren ist eine aktualisierte Neuauflage des Klimaberichts geplant.