Weiterbildung ist neben Zuwanderung der zentrale Ansatz zur Fachkräftesicherung. Ein Viertel aller Arbeitnehmer wird allerdings zunehmend von ihr abgeschnitten. Die Studie "Die Weiterbildungsverlierer" der Bertelsmann Stiftung belegte unlängst, dass die 7,9 Millionen atypisch Beschäftigten, also Zeitarbeiter, geringfügig oder befristet Beschäftigte sowie Mitarbeiter in Teilzeit, nicht vom jüngsten Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung profitieren und sogar teilweise über 50 Prozent hinter normal Beschäftigte zurückfallen.
Besonders benachteiligt sind hierbei Menschen ohne Berufsabschluss, Menschen mit Migrationshintergrund und prekär Beschäftigte. Letztere nehmen sogar noch weniger an Weiterbildung teil als Arbeitslose.
Aus der Studie geht auch hervor, dass es nicht die mangelnde Lernbereitschaft der Beschäftigten ist, die hierfür verantwortlich zeichnet.
Die Präsentation stellt zuletzt Ansätze vor und beschreibt welchen Beitrag die Bertelsmann Stiftung hierzu in den nächsten Jahren liefern möchte.
2. »Die gute Entwicklung bei der Weiterbildung zeigt, dass Deutschland sich zu einer lernenden Gesellschaft entwickelt.«
Johanna Wanka
Bundesministerien für Bildung und Forschung
März 2013
3. »Wir helfen der Politik, dem Staat und der Gesellschaft, Lösungen für die Zukunft zu finden.«
Reinhard Mohn (1921–2009), Stifter
»Menschen bewegen. Zukunft gestalten.
Teilhabe in einer globalisierten Welt.«
Bildung
Integration & Zuwanderung
Politik & Wirtschaft
Gesundheit
Kultur & Gesellschaft
…
4. wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet und hat heute weltweit ca. 330 Mitarbeiter bei etwa 65 Mio. Euro Budget p.a.
ist operativ mit eigenen Projekten tätig, um zusammen mit Partnern gesellschaftlichen Wandel voranzubringen
arbeitet unabhängig und parteipolitisch neutral
versteht sich als integraler Teil unserer Gesellschaft und baut auf die Werte Freiheit, Solidaritätund Menschlichkeitsowie auf den Wettbewerb
Reinhard Mohns Vision: Gesellschaftlichen Wandel fördern
Die Bertelsmann Stiftung…
5. Zukunft Bildung: Unser Ansatz im Überblick
Menschen bewegen. Zukunft gestalten
Teilhabe in einer globalisierten Welt
Bildung und Beschäftigungsfähigkeit in einer immer heterogeneren Gesellschaft
Gesellschaftliche Teilhabe durch Chancengerechtigkeit
FrühKi
Früh investieren lohnt sich
Ausbildung
Ausbildungs- garantie
Schule
Leistungsstark & Chancengerecht
Hochschule
Vielfalt als Chance
Lebenslanges Lernen
Weiterbildung für alle Weiterbildung alle ermöglichen
6. Herausforderung: Mehr & wirksamer lernen, ein Leben lang
Zwei
Blick- winkel
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: Wir brauchen Fachkräfte!
Demografischer Wandel: 6,5 Mio. weniger Erwerbspersonen bis 2025
Wirtschaftsstandort gefährdet: 2025 fehlen 1,8 Mio. Fachkräfte
Chance: Qualifizierung Geringqualifizierter
(700.000 Fachkräfte wären aus nur 20% der heutigen Geringqualifizierten zu gewinnen)
Gesellschaftliche Chancengerechtigkeit: Jedem die Chance auf Bildung!
7,5 Mio. “funktionale” Analphabeten in Deutschland
6,1 Mio. Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung
Chance: Bildung für Beschäftigungssicherheit und Teilhabe
(Mit Berufsabschluss ist das Arbeitslosigkeitsrisiko nur 1/4 so hoch wie ohne)
Quelle: Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland, Bundesagentur für Arbeit, 2011; Level-One Studie 2010; BIBB REPORT Ausgabe18/12
8. 1. Forschungsfragen
Wie häufig nehmen atypisch Beschäftigte im Vergleich zu Normalbeschäftigten an Weiterbildung teil?
Wie hat sich ihre Weiterbildungsbeteiligung in den letzten Jahren entwickelt?
Welche Gruppen sind besonders benachteiligt?
Wie erleben atypisch Beschäftigte selbst ihre Weiterbildungschancen?
9. 2. Definitionen
Atypische Beschäftigung (eine oder mehrere der folgenden Merkmale):
Befristet beschäftigt
In Teilzeit beschäftigt (< 35 h/Woche)
In Zeitarbeit beschäftigt
Geringfügig beschäftigt (< 400 €/Monat; „mini-job“)
Vs. Normalbeschäftigung (keines der Merkmale liegt vor)
Prekäre Beschäftigung
Einkommen unterhalb des Erwerbsminimums (< 700 €/Monat)
Formale Weiterbildung
Sowohl formales als auch non-formales Lernen (organisierte Lernaktivitäten)
Vs. Informelle Weiterbildung
10. 3. Datenquellen und Methode
BIBB/BAuAErwerbstätigenbefragung
2005/2006 & 2011/2012 CATI Befragung mit n = 20.000 Teilnehmern
Berufsbezogene Weiterbildung in den letzten 2 Jahren (j/n)
Grundlage der meisten Analysen
Mikrozensus
2003 & 2009 CAPI (by-proxy) Befragung mit n=830.000 Teilnehmern
Berufsbezogene oder allgemeine Weiterbildung im letzten Jahr (j/n)
Analysen zu prekärer Beschäftigung und Arbeitslosen
Probit-Regressionen der Weiterbildungsbeteiligung und -zufriedenheit
Stichprobe:15-64 Jahre, außer Studenten, Azubis, Wehr-und
Zivildienstleistende, Soldaten
Kontrollvariablen:Bildungsstand, Erwerbsstatus, Nationalität, Alter, West- Ost, Branche
11. 4. Größe des Phänomens
7.9 Millionen oder einer von vier abhängig Beschäftigten ist atypisch beschäftigt
Das entspricht einem Anstieg von knapp 30% zwischen 2003 und 2011
Entwicklung atypischer Beschäftigung von 2003-2011
17. 4. Geringqualifizierte sind besonders benachteiligt
BIBB/BAuA
2011/12
Problem:6,1 Mio. Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung haben ein 4-faches Arbeitslosigkeitsrisiko wie solche mit Berufsausbildung
21. Ist Atypische Beschäftigung eine Sackgasse?
Manchmal ist atypische Beschäftigung wünschenswert
z.B. Teilzeitarbeitslösungen während der Kindererziehung oder im Rahmen der (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt nach Arbeitslosigkeit
Aber sie bringt auch erhebliche Nachteile mit sich
z.B. Lohneinbußen und spätere niedrigere Rentenansprüche
Atypische Beschäftigung sollte daher möglichst nur zum Einstieg in den Arbeitsmarkt genutzt werden, nicht als Dauerlösung.
Vor allem ohne ausreichende Weiterbildungsmöglichkeiten kann atypische Beschäftigung aber sogar zu einem Teufelskreis werden:
Weniger Weiterbildung
Geringere Aufstiegschancen
Verfestigung der sozialen Situation
Prekarisierung
22. Fehlende Informationen zu Lernangeboten
Unzureichende Kompetenz der Lehrer
Lernangebote vorbei an Bedarfen der Zielgruppe
Schlechte Lernerfahrung
Negative Einstellungen gegenüber Lernen
Fehlendes Wissen um den Nutzen von Lernen
Fehlende Vorbilder für Lernen
Soziale Stigmatisierung von Lernen
Fehlende Gelegenheiten um zu Lernen
Persönliche Gründe
Soziale Gründe
Institutionelle Gründe
Welche Gründe sprechen für WB-Abstinenz?
23. Halbwertszeit des Wissens sinkt dramatisch
Häufige Berufswechsel (nur 1/3 verbleibt im Erstberuf)
Qualifizierungsdefizit (insbes. beim „unteren Viertel“)
Seite 23
Gleichzeitig:
Traditionelle Formale
Bildungskarriere:
Lernen findet hauptsächlich non-formal und informell statt, wird aber nicht formal anerkannt
Außerdem: Formale Bildung enthält hohe Hürden
24. Kompetenzen und Arbeitsmarktchancen bei Geringqualifizierten
Aus: Heisig/Solga(2013) Kompetenzen und Arbeitsmarktchancen von gering Qualifizierten in Deutschland
Kompetenzen zahlen sich bei GQ Männern nicht im Sinne einer Reduktion des Nichterwerbsrisikos aus –ganz im Gegensatz zum Ausland 2
Bisherigen Verfahren zur Kompetenzanerkennung gelingt es mit Fallzahlen von unter 30.000/Jahr im Wesentlichen nicht Geringqualifizierten hier einen echten Weg zu bauen.
Schöpf (2014) Die Situation in Deutschland: Die Anerkennung der Ergebnisse informellen und non-formalen Lernens bei formal Geringqualifizierten: Status Quo und Perspektiven
26. Lösungsansatz: Das System an das Individuum anpassen, nicht umgekehrt
Negativerfahrung
(schulisches) Lernen
Informations-
& Motivations- defizit
Hohe formale Hürden und Sackgassen
Maßgeschneidertes Lernen
Lebensnahe
Beratung
Anerkennung von Kompetenzen
Pädagogisch geschulte WB-Lehrkräfte
Lernlust via Lernspiele & -community
Schnelle Lernerfolge durch individuelle
Anspruchsniveaus
Zeitlich/räumlich flexibles Lernen
Individuelle Ansprache (Beratung geht von individuellen Stärken aus)
Planung der Bildungslaufbahn
Transparente Angebote vor Ort
Modularisierte (Aus)bildung
Zertifizierung von Praxiserfahrung
Durchlässigkeitzwischen Berufen
Flexibilisierung des Systems
ProblemLösungUmsetzung
27. Aufklärung: DeutscherWeiterbildungsatlas
Erstmalig deutschlandweit regionalisierteDarstellung von
1.Weiterbildungsteilnahme
2.Weiterbildungsangebot
Vergleichbarkeit durch Berücksichtigung der Sozialstruktur, Wirtschaft & Infrastruktur
Fallstudien in Regionen zur Entwicklung von Transferempfehlungen
Dadurch hilft der Deutsche Weiterbildungsatlas
einen Überblickzu erhalten
Defizite / Potentialezu erkennen
Handlungsmöglichkeitenabzuleiten
28. Karten und Datensteckbriefe
WB-Teilnahme
WB-Angebot
Sozialstruktur
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
…
Karte aus www.Deutscher-Lernatlas.de
29. 1. Praxistool für die kompetenzorientierte Bildungsberatung
Instrumente Potentialanalyse
Expertenteam
„Toolbox“
an Bedürfnissen der Berater orientiert
30. Toolbox
Das erleichtert die Vermittlung in den passenden Job…
Jobprofil
besucht Beratung
Kompetenzprofil/ Nachqualifizierung
Vermittlung
findet leichter den passenden Job
bekommt einen passenden Mitarbeiter
Potentialanalyse mit Toolbox
31. 2. Informations-und Lernportal für Weiterbildner wb.web
Portal
Wb.webist ein freies Portal, das Informationen für die Weiter- bildung bereithält. Das Portal bietet z.B. Wissensbausteine, Handlungsanleitungen und Good-Practice Beispiele.
Community
Wb.webumfasst eine Community, die Austausch und Kooperation ermöglicht. Dieses fördert die bedarfsorientierte Entwicklung professionellen Wissens und Könnens.
Kompetenz-
Entwicklung
Professionelle Handlungskompetenz stellt die Grundlage qualitativ guter Weiterbildung dar, die auf Zielgruppen eingeht, innovative Lehr-und Lernformen bietet und so den Lernerfolg von Teilnehmern erhöht.
+
=
32. Inhalte
WERKZEUGE
Expertenkompass
z.B. „Mapvon Experten//Organisationen
Lehr/Lerninhalte
z.B. „Linklisten zu OER“
z.B. „Rezensionen/Erfahrungsberichte zu Lehrwerken und anderen Lehr/Lerninhalten“
Checklisten
z.B. „Checklisten zur Strukturierung von Weiterbildung, zum Einsatz von Medien und Methoden, etc.“
Video-Fall- Laboratorium
Link dahin
Lehr/Lernhilfen
Apps die helfen Weiterbildung zu gestalten, z.B. Methodenkartothek; z.B. „Rezensionen/Erfahrungsberichte zu Lehr/Lernhilfenn“
Fallbeispiele
z.B. „Fallbeispiele zu Konzepten/Methoden“ +
Verlinkung mit Rezensionen/ Erfahrungsberichte
Fortbildungen
z.B. „Fallbeispiele zu Konzepten/Methoden“
z.B. „Erfahrungsberichte zu Tools“
Methoden-App
Link dahin
FORUM
MEIN PROFIL
Beratung
z.B. „Theorien/Konzepte/Methoden der Beratung“
Methoden
z.B. „Theorien/Konzepte/Methoden zu Methodeneinsatz“, „Lernumgebungen gestalten,“ Kursphasen/Lerneinheiten“
Lehren/Lernen
z.B. „Theorien/Konzepte/Methoden des Lehrens/Lernens,“ „Pädagogische Psychologie,“ „Voraussetzungen des Lernens,“ „Lernbarrieren“, „Lernziele“
WISSEN
Arbeitsfeld
z.B. „Was ist Weiterbildung“; „Einrichtungen der WB“; „Berufe in der WB,“ „Recht in der WB“ , „Zentrale Bezugstehorien“
Interaktion
z.B. „Theorien/Konzepte/Methoden zum Thema Interaktion“ „Kommunikation/Interaktion,“ „Umgang mit Gruppen“
Medien
z.B. „Informationen zu OER,“ „Online und online Medien,“ „Mediendidaktik“
Diagnose
z.B. „Individuelle Diagnostik,“ „Formen der Validierung,“ „Anwendung Profilpass“
wb.Kompetenzen
Wegweiserseitezum Kompetenzmodell
wb.Situationen
Wegweiserseitezur Handlungskette
WEGWEISER
wb.Teilnehmer
Wegweiserseitenzu Zielgruppen wie z.B. Geringqualifizierten
wb.Themen
Wegweiserseitenzu z.B. Digitalisierung, OER
News
z.B. „Aktuelle News“
z.B. „Veranstaltungshinweise“
z.B. „Thema der Woche/des Monats“
AKTUELLES
Veranstaltungen
z.B. „Veranstaltungsdatenbank“
z.B. „Train theTrainer Angebote“
z.B. „Terminlisten“ „Kalender“
33. 3. Studie zur Anerkennung von Kompetenzen
Wie gehen andere Ländern hinsichtlich der Anerkennung vor?
Welche Systeme haben sich dort etabliert, wie werden sie genutzt und wie werden sie in der jeweiligen nationalen Diskussion bewertet?
Welche Modelle oder Elemente davon können für Deutschland beispielgebend sein?
Auswahl der Länder, die bereits gute Erfolge bei der Anerkennung des non- formalen und informellen Lernens von Geringqualifizierten:
Ziel:Die deutsche Diskussion zur Umsetzung der Rats-Empfehlung von 2012 befruchten.
Geplante Veröffentlichung im Frühjahr 2015.